Psychedelic night.s von ---Jii--- ================================================================================ Prolog: Nur ein Gedanke ----------------------- Unerreichbar… Er ist so…so weit weg… Er steht da…Einfach so da… Und er sieht gut aus…Scheiße sieht er gut aus. Er ist so weit weg… Seine Haare, seine Augen, sein Make-up…. Er ist so einzigartig… Keiner ist so wie er… Er steht da…und ist so still… Alle reden…Alle lachen…Doch er ist so still… Er ist so geheimnisvoll, so kompliziert… Man weiß nicht, was er denkt…Ich weiß nicht, was er denkt… Er ist ein Beobachter…genau wie ich… Ist aufmerksam… Er beobachtet gut… Seine Freunde…Auch Fremde… Nur mich…sieht er nicht… Er redet wenig… Wieso redet er so wenig? Steht da und beobachtet…ohne ein Wort zu sagen Und doch stehen alle um ihn… Alle stehen ihm so nah und mögen ihn, finden ihn faszinierend… Jeder mag ihn… Auch wenn er wenig redet… Alle mögen ihn… Alle Mädchen lieben ihn… Auch wenn er feminin wirkt… Auch wenn er sich schminkt… Oder weil er sich schminkt? Er schminkt sich dezent… Es sieht gut aus… Scheiße sieht es gut aus… Die Mädchen mögen ihn… Sie mögen ihn sehr… Weil er so still ist… Weil er so gut aussieht… Weil er modisch ist… Weil er so geheimnisvoll ist… Weil er so unerreichbar ist? Er ist so weit weg… Auch wenn er neben mir steht… Er ist so weit weg… Ich kann ihn nicht erreichen… Ich laufe zu ihm… Aber er kommt einfach nicht näher… Je näher ich neben ihm stehe… Desto weiter ist er weg… Desto unerreichbarer ist er… Ich frage mich, wie seine Stimme klingt… Er redet so wenig… Ich werde nervös… Mein Herz klopft… Als wäre ich verliebt… Ich bringe einfach kein Wort raus… Er ist zu weit weg… Er hört mich einfach nicht… Meine stillen Schreie… Meine Sehnsüchte… Er ist so verdammt weit weg… … Wieso sind ihm andere so nah? Wie machen sie das? Ich will auch… Ich will bei ihm sein… Einfach nur ihm nah sein… Sie bewundern ihn… Alle bewundern ihn… Im Stillen… Keiner sagt es ihm… Immer wenn er nicht da ist… Bewundern sie ihn… Wie ich ihn bewundere… Im Stillen… Er ist so einzigartig… Keiner ist wie er… Allein seine Kleidung… Er zieht so viele Schichten Kleidung übereinander… Mindestens fünf… Eine Art Markenzeichen… Top, T-Shirt, Pulli usw.… Er hat Stil… Er hat bestimmt einen riesigen Kleiderschrank… Er hat so oft neue Klamotten…. Jedes mal etwas anderes… Es sieht gut aus… Es sieht verdammt gut aus… Und seine Haare… Wer hat schon solche Haare? Die Mädchen mögen seine Haare… Auch wenn sie lang sind… Es hat einfach Style… Die Mädchen mögen so was… Sie bewundern ihn… Wie einen Rockstar… Er sieht auch aus wie ein Rockstar… Kann genauso gut Gitarre spielen… Er liebt ja seine Gitarre… Man merkt, dass es ihm viel bedeutet… Es hört sich gut an wenn er spielt… Er sieht dabei gut aus… Er sieht bei allem gut aus… Er sieht so verdammt gut aus… Er hat immer Stil… Ist immer souverän… Rastet nie aus... Man kann ihn nicht aus der Ruhe bringen… Diese Ruhe…die er ausstrahlt… Ich fühle mich erbärmlich… Fast schon pervers… Niemand würde jemals auf den Gedanken kommen mich so zu beobachten… Mich so zu bewundern… Ich fühle mich wertlos… Im Gegensatz zu ihm… Ich sehe nicht gut aus… Habe keinen Style… Ich will sein wie er… Es ist so selbstsüchtig… Aber ich will sein wie er… Ich will haben was er hat… Aber… Ich bin ganz normal… So scheiße normal… Ich will nicht normal sein… Ich hasse Normales… Ich will auch unerreichbar sein… So unerreichbar… Dass sich alle nach mir reißen… Ich will nicht auf 0815 Freundschaften… Angewiesen sein müssen… ICH will entscheiden können… Wer mein Freund ist… Alle mögen ihn… Aber nur wenige sind ihm nah Es sind nicht viele Er hat nicht viele Freunde Dafür aber gute… Sie sind immer bei ihm… Verstehen ihn… Sie sind wirklich gute Freunde… Er weiß es bestimmt… Bestimmt will er nicht so viele Freunde… Nur ein paar gute… Wirklich gute Freunde… Das reicht… Sie sind ihm so nah… Ich will auch… Ich will bei ihm sein… Ganz nah bei ihm… Verdammt noch mal… Es ist so einsam… Und so kalt… Er ist so weit weg… Ich bin so weit weg… Er hört mich nicht… Ich schreie… Aber niemand hört mich… … Ich wiederhole mich nur… Es ist so erbärmlich… So verdammt erbärmlich… Ich hasse mich… Weil ich so schwach bin… Weil ich ihn so brauche… Wieso er? Wieso nur er? Wieso nicht irgendjemand? Weil sie so normal sind? Alle sind ja so normal… Jeder wie der andere… Sie wollen alle gleich sein… Damit sie sich nicht einsam fühlen… Sie wollen sich ähneln… So aussehen wie jeder… So sein wie jeder… Das mögen, was jeder mag… Usw.… Aber er… Er ist nicht so… Er ist wie er ist… Kein anderer ist wie er… Alles andere als normal… Alle schauen ihn an… Er ist nicht so wie ich… So unsichtbar… Alle schauen ihn an… Und bewundern ihn… Dass er so ist wie er ist… Und nicht wie alle anderen… Es ist ihm egal, was andere über ihn denken… Er ist wie er ist… Ich meine… Es sind diese kleine Sachen… Die ihn so besonders machen… Geheimnisvoll… Ich wusste nicht… Dass Augenbrauen so viel über Gefühle aussagen… Aber bei ihm kann man es nicht sehen… Er schaut so neutral… Nicht glücklich… Nicht traurig… Einfach geheimnisvoll… Ist er schüchtern? Ist er ein fröhlicher Mensch? Oder sehr traurig? Man weiß es nicht… Er ist einfach geheimnisvoll… Irgendwie… … Oder seine Augen… Ich kann sie nicht oft sehen… Er ist zu weit weg… Aber wenn ich sie sehe… Dann… Er hat schöne Augen… So neutral sein Gesicht auch ist… So aussagekräftig sind seine Augen… Sie sagen alles… Er redet so viel… Mit seinen Augen… Man sieht es an seinen Augen… Wenn er sich freut… Dann glänzen sie so… Oder wenn er sich etwas fragt Oder… Wenn er traurig ist… Das zerreißt mir das Herz… Ich hab’s nicht oft gesehen… Seine Augen… Wenn er traurig ist… Aber es tat weh… Ihn traurig zu sehen… Es tat so weh… … … … Ich wünschte… Ich wäre bei ihm… Ich glaube… Ich würde sterben für ihn… Ich wünschte… Er würde mir nah sein… Aber… Er ist… Einfach… … … … Unerreichbar… Kapitel 1: Der Fall Taku… ------------------------- Es ist der erste Tag eines neuen Lebensabschnitts. Taku liegt noch in seinem tiefen Tatami-Bett und öffnet langsam seine Augen. Neben ihm liegt ein fremder Mann, bei dem Taku sich erst noch wundert, wer das ist. Er erinnert sich dann aber an die letzte Nacht, in der er sich recht besoffen auf den Mann gestürzt hatte. Er hat nie einen Geheimnis draus gemacht schwul zu sein. Es ist schon eine Lebensphilosophie. Er hält nicht viel von Frauen. Man könnte sogar sagen, er verabscheut Frauen. Grob weckt er den Mann neben sich auf und scheucht ihn durch die Wohnung. Seine Einzimmerwohnung ist groß. Leicht japanisch eingerichtet und trotzdem modern und stilvoll. Man merkt, er hat sich viel Mühe gegeben. Auch sein Schreibtisch und der kleine quadratische Esstisch neben dem Bett sind tiefer. Es ist günstiger. Schließlich braucht man dafür keine Stühle mehr, denn auch wenn seine Wohnung edel aussieht muss er gut auf sein Geld achten. Als Kellner verdient man nicht gut, aber für Taku reicht es um zufrieden zu leben. Er arbeitet gerne und viel, um sich bestimmte Sachen leisten oder auch mal mit Freunden weggehen zu können. Schließlich ist er jung und möchte so gut es geht das Leben genießen. Denn er weiß, er hatte es nicht immer so gut wie jetzt. „Mach dich fertig, ich muss gleich los!“, sagt Taku schlecht gelaunt. Den Namen des Mannes weiß er nicht mehr. Schließlich ist Taku ein Draufgänger. Ein Mann, der nie mehr als drei Mal mit demselben Mann geschlafen hat. Allein die Tatsache, dass jemand bei ihm übernachtet ist außergewöhnlich! Er war dieses Mal wohl zu besoffen. Taku stürmt in das Bad und macht sich fertig. Als er die Tür des Badezimmers wieder öffnet schwebt eine Duftwolke von „DKNY Men“ durch die gesamte Wohnung. Heute ist ein wichtiger Tag! Ab heute ist er ein Student. Er ist sich noch nicht sicher, wie er das Studium mit seiner Arbeit arrangieren soll. Aber sein Arbeitgeber, den Taku kennt seit er klein ist hat ihm schon immer durch schwierige Zeiten geholfen. Also wird das irgendwie zu schaffen sein. Wenigstens muss er sich nicht um Studiengebühren Sorgen machen, da er vor etwa einem Jahr ein Stipendium angeboten bekommen hat. Taku hätte nie gedacht, dass er so etwas wie „großes Talent“ besitzt. An die Möglichkeit zu studieren hatte er auch nie gewagt zu denken. Er müsse sich nur etwas vorbereiten, meinte damals der Professor, der ihn zufällig entdeckte. Nun ist es soweit! So viele Überstunden hatte Taku gemacht um sich eine Gitarre und den dafür nötigen Unterricht leisten zu können. Man müsse mindestens ein Instrument beherrschen. Um den Rest würde sich der Professor kümmern. Was ein Professor doch alles für einen talentierten Menschen tut, fasziniert Taku. Gestern war er noch ein armer schwuler Kellner. Heute ist er ein Ausnahmetalent mit großer Zukunft. Jetzt aber schnell! Taku greift sich seine Schlüssel, schmeißt den Mann dessen Namen er immer noch nicht weiß raus, schließt die Tür ab, verabschiedet sich schnell und lieblos von ihm, steigt in den Bus ein und ist auf dem Weg zur Uni. Es ist eine besondere Universität. Wenn es um Kreativität geht bietet die Universität alles an was das Herz begehrt! Kunst, Design, Mode, Musik, Tanz, Theater und große Literatur. Eine Universität, bestehend aus mehreren Gebäuden, gefüllt mit Menschen, die einen außergewöhnlichen Weg gehen möchten. Menschen, die ihren größten Traum mit Schweiß und Blut erfüllen möchten! Viele der Studenten hier mussten für diesen Weg kämpfen. Schließlich ist es keinesfalls der sichere Karriereweg, den sich ihre Eltern gewünscht hätten. Sie hätten es sicherlich bevorzugt, dass ihre Kinder nach dem Studium an einer der besten Universitäten des Landes einen „sicheren“ und „anständigen“ Arbeitsplatz hätten, und in einem der überfüllten japanischen Großraumbüros an einem „ehrenvollen“ Schreibtisch arbeiten und dort den Rest ihres Lebens verbringen würden. Aber nein. Hier gehen Träume in Erfüllung! Wenn man nur hart genug arbeitet. Diesen Enthusiasmus begreift Taku noch nicht ganz. Für ihn ist das alles erst mal nur ein Spiel, das er sich anschaut. Hauptsache eine warme Wohnung und warmes Essen! Taku solle Musik studieren. An sich keine schlechte Idee! Vor allem wenn diese Möglichkeit mehr oder weniger umsonst ist. Er liebt Musik und beschäftigt sich in seiner Freizeit viel damit. In seiner Pubertät war sie sogar eine notwendige Fluchtmöglichkeit aus dem Alltag, ohne die er sicherlich seelisch zu Grunde gegangen wäre. Aber jetzt würde es mehr als ein Hobby sein. Ob er dafür gut genug ist? Talent allein wird nicht reichen. Das weiß Taku. Es hapert am Fachwissen. Nun steht er da. Nach einer halben Stunde Fahrt durch den Schnee steht er vor seiner Zukunft. Eine kurze aber breite Treppe führt zum Haupteingang hinauf. Taku macht sich noch schnell eine Zigarette von „Seven Stars“ an und schaut sich etwas um, bevor er in das Gebäude geht. Viele junge Menschen laufen die Treppen chaotisch hinauf und hinunter. Manche von ihnen sehen ganz normal aus. Andere wiederum ähneln eher Papageien. Und doch gibt es einige Männer, die Taku sehr interessant findet. Nicht zu langweilig, aber trotzdem mit Stil. Dann klingelt Takus Handy. Es ist sein Cousin Maru, der ihm schon von klein auf, auf die Nerven geht. Taku solle Bericht erstatten wie es bisher liefe. Aber er kann noch nicht viel dazu sagen. Ganz oben an der Treppe, neben der Tür steht eine Gruppe von jungen Männern, die sich miteinander unterhalten. Ohne das Taku es merkt bleibt sein Blick an jemand Bestimmtem in der Gruppe hängen. So etwas hatte Taku schon öfters erlebt. Es ist die Neugier, die ihn dazu bringt manchmal Sachen zu machen, die er später bereut. Und trotzdem war es diesmal etwas anderes. Taku ist so hypnotisiert, dass er seinen Cousin bittet später noch mal anzurufen. Doch noch bevor Taku sein Verhalten selbst registriert wird er angesprochen. „Bist du neu?“ Taku wendet seinen Blick. Es ist ein kleiner, junger Mann mit kurzen, hellbraunen Haaren, der Taku strahlend anschaut. „Du bist neu, ja?“ Seine Aussprache nervt Taku von der ersten Sekunde. Dennoch bejaht er ruhig. „Ja, dann komm mit! Ich führ dich rum! Ich heiße Katsuki! Wie heißt du? Ich bin auch neu hier! Also, der erste Tag. Aber ich kenne mich hier etwas aus! Mein Bruder hat hier mal studiert. Soll ich dich rumführen? Es ist anstrengend am ersten Tag hier alleine klar zu kommen! Komm ich führ dich rum!“ Taku geht wehrlos mit Katsuki mit, versucht aber noch mit seinen Augen der Gruppe an der Tür in der Menge zu folgen, bis er im Gebände ist. Alles geht viel schneller als Taku dachte. Eine kleine Einführung. Ein kurzes Gespräch mit dem jungen Professor, der ihn entdeckt hatte, und der ganze Kram der sonst noch zu erledigen ist. Katsuki klebt die ganze Zeit an ihm. Unfassbar, denkt sich Taku. Aber auch wenn Katsuki nervig ist, ist er ein netter, gepflegter, hilfsbereiter Junge. So langsam ist Taku sich sicher, dass er auch schwul ist. Oder zumindest Bi. Er hat nach einigen Jahren ein Gespür dafür. Also wartet er nicht lange, um nach der richtigen Gelegenheit und dem richtigen Ort zu suchen. Und schon ist der Fall Katsuki abgehakt. Etwas Selbstverständliches für einen Draufgänger wie Taku. Er hat keine Scheu, immer, überall, und fast mit jedem Sex zu haben. Wählerisch ist er ja. Es ist nur sein gutes Aussehen, das ihm diese Lebensart ermöglicht. Er muss nicht lange suchen und betteln um einen Mann ins Bett zu kriegen. Manchmal braucht er nicht einmal etwas zu sagen, was Taku allerdings etwas lächerlich findet. Katsuki scheint zufrieden. Aber Taku weiß, er muss jetzt auf Abstand gehen, sonst hat er Katsuki viel zu lange am Hals. Takus Verhalten gegenüber ihm ist jetzt liebloser. Er schenkt ihm einfach weniger Aufmerksamkeit und sucht auffällig unauffällig nach anderen Bekanntschaften. Aber noch braucht er Katsuki um sich hier zurechtzufinden. Die Gebäudekomplexe erscheinen wie ein einziges Labyrinth. In einem Tag wird man das System nicht verstehen. Später am Nachmittag suchen Taku und Katsuki schließlich nach einem Musikraum, in dem der junge Professor sein soll. Taku solle noch einmal zu ihm kommen, um einige Formalitäten zu klären. Trotz vielem Nachfragen bei älteren Studenten haben die beiden Schwierigkeiten den Raum zu finden. „Kann doch nicht so schwer sein einen Raum zu finden!“, sagt Taku genervt. „Sollen wir noch weiter fragen?“ „Bringt doch nichts! Die schicken uns nur wieder in ein falsches Gebäude!“ „Da ist doch noch jemand! Komm ein letztes Mal!“ Katsuki nimmt Taku an der Hand und geht bis zum Ende des Flurs. Taku ist fast schon schockiert über Katsukis Verhalten. Wie kann jemand nur so naiv sein und so an jemand Fremdem kleben? Taku ist sich sicher. Er muss ganz dringend mehr auf Abstand gehen! „Entschuldige, weißt du zufällig wo Raum 502 ist?“, fragt Katsuki. Eine langhaarige Person mit einer weiten schwarzen Wollmütze auf dem Kopf und einem Stapel Zettel in den Händen dreht sich um. Taku erschreckt sich. Es ist dieselbe Person, die er an der Treppe neben der Tür gesehen hatte und an der sein Blick hängen geblieben war. Doch jetzt ist er sich nicht mehr sicher! Ist das wirklich ein Junge? Heute Morgen hatte Taku keinen Zweifel gehabt. Manchmal ist es nicht leicht in Japan feminin von maskulin zu trennen. Feminine Züge bei Männern gelten sogar für viele als Schönheitsideal. Aber diesmal war es anders. Ist das ein Junge? Nein, zu weich sind die Gesichtszüge…Aber nicht weich genug für ein Mädchen! Es könnte genauso gut ein verdammt hübscher Typ sein! Schließlich ist seine Gesichtsform recht kantig. Oder ein durchschnittlich gut aussehendes Mädchen? Nein, viel zu lang ist seine Gesichtsform! Und die Augen wirken auch nicht feminin. Von Weitem war er sich sicher gewesen, dass die Person vor ihm ein Typ war. Vom Körperbau her kann man es nicht sagen. Viel zu dick ist er angezogen. Er…sie…könnte genau so gut flachbrüstig sein… Und die langen Haare… Und geschminkt ist er auch…etwas düster. Taku kennt viele Männer, die sich schminken. Solche, die auch auf Punk und Rock stehen zum Beispiel. Nicht selten trägt Taku auch mal etwas Kajal. Nicht weil er schwul ist! Es ist fast schon normal bei den trendigen Jugendlichen in Japan. Aber nicht zu viel Kajal! Bei ihm soll es nicht geschminkt aussehen. Aber dieser Mensch… Im Bruchteil von Sekunden wird Taku fast verrückt wegen der Frage, ob die Person vor ihm vielleicht doch ein Mädchen sein könnte oder, wie zuerst gedacht, doch ein Junge ist. Kaum hat die Person Gelegenheit auf Katsukis Frage zu antworten nähert sich aus dem Hintergrund ein anderer Typ. Ja, der ist mit Sicherheit ein Typ. Gottseidank, ohne Zweifel, denkt sich Taku. „Was ist los, Jii-en?“, fragt der Typ. „Nichts Besonderes, die beiden wollen nur wissen wo Raum 502 ist“, sagt dieser Jii-en. „502? In welchem Gebäude denn? Fast jedes Gebäude hat einen Raum 502!“ Katsukis Mund steht offen und auch Taku staunt nicht schlecht. An Katsukis Reaktion kann Taku ablesen, dass er dieselbe Verwirrung empfindet wie er selbst. Jetzt war es eindeutig. Die Person ist ein Mann. Jii-en ist sein Name… Er hat zwar eine weiche und sanfte Stimme, aber es ist niemals eine Frauenstimme. Die Stimme ist aber auch nicht tuntig, was Taku im Zweifelsfalle als Alternative erwartet hat. Er kann es nicht fassen. Jetzt wo er es weiß, erscheint es so eindeutig. Wie konnte er nur zweifeln? Es ist ein ganz normaler Typ, der sich etwas mehr stylt. Wie er es schon gedacht hatte. Aber das Gesicht fasziniert Taku tatsächlich. Prinzipiell mag er Männer nicht, die aussehen wie eine Frau. Aber bei Jii-en ist es ein Zwischenspiel zwischen feminin und maskulin. Wie ein Seiltänzer, der das perfekte Gleichgewicht findet. Er kann nicht einmal sagen, ob dieser Jii-en schwul ist oder nicht. An Körpersprache, Mimik oder seiner Stimme kann man es keinesfalls ablesen. Trotzdem kann Taku sich einfach nicht mit dem Gedanken anfreunden feminine Geschichtszüge zu mögen und fängt unkontrolliert an leise zu lachen. Jii-en schaut ihn etwas verwundert an. „Tut mir leid.“ Er muss immer noch etwas lachen. „Ich dachte jetzt einfach du wärst eine Frau.“ Auch Katsuki kann sich in dem Moment ein leises Kichern nicht verkneifen. Jii-ens Reaktion ist überraschend. Auf den ersten Blick bleibt er fast reaktionslos. Anscheinend wird er damit nicht selten konfrontiert. Neben ihnen läuft eine Gruppe von Mädchen vorbei. „Hi, Jii-en!“, rufen sie fast hysterisch. Taku schaut überrascht hinterher, versucht aber unauffällig zu bleiben, während Jii-en freundlich und leicht lächelnd hinterher nickt. Es scheint, als wäre dieser Jii-en überhaupt nicht sauer, denkt sich Taku bis er in Jii-ens Augen schaut. Er könnte das nicht in Worte fassen. Auch wenn Jii-en immer noch freundlich ist und leicht lächelt, ist es ein unangenehmes Gefühl von ihm so angeschaut zu werden. Es ist, als würden seine Augen etwas vollkommen Anderes sagen als sein Gesichtsausdruck. Gar nicht hinterhältig! Viel zu deutlich ist dieser Blick. Sondern eher zwiegespalten. Es ist ein „Ich hab es nicht vergessen! Wie kannst du nur so gemein sein?“. „Welchen Raum 502 sucht ihr denn? Was studiert ihr?“, fragt der Typ neben Jii-en noch mal. „Musik…“, sagt Katsuki leicht eingeschüchtert, weil auch er Jii-ens Blick registriert hat. „Ach so! Da müssen wir auch hin. Kommt einfach mit. Wir müssen in Gebäudeteil B.“ Jii-en sagt kein Wort mehr und auch sein Blick ist wieder verändert. Es scheint, als würde er zu 90% mit seinen Augen kommunizieren. Taku und Katsuki laufen brav hinter Jii-en und dem anderen Typen her. Katsuki muss aber immer noch schmunzeln. Taku stößt ihn an, damit er ruhig ist. Zwischenzeitlich kommen ihnen immer wieder Gruppen entgegen, die Jii-en mit Namen grüßen. Anscheinend ist er ziemlich bekannt. Man merkt ihm aber an, dass er etwas beleidigt ist wegen Takus Kommentar. Beleidigt auf eine freundliche Art und Weise. Am Raum 502 angekommen kommt der Professor aus dem Zimmer und spricht zunächst Jii-en an, um ihm den Stapel Blätter abzunehmen. Dieser geht dann mit dem anderen Typen weg und Taku wird hereingebeten. Wieder kann Taku seine Augen nicht von Jii-en lassen. Eine geheimnisvolle Aura umhüllt ihn, was Takus Neugierde bis zum Maximum treibt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)