The flower that bloomed in the frozen night von abgemeldet (Liebe macht süchtig, betrunken und blind) ================================================================================ Kapitel 1: Strange but lovely ----------------------------- Titel: The flower that bloomed in the frozen night Untertitel: Liebe macht süchtig, betrunken und blind Autor: Shuni Vorwort: Eto... die Idee zur Story spukt mir schon Ewigkeiten im Kopf rum. Aber irgendwie hab ich ne Weile gebraucht, um sie aufzuschreiben. -.-; Tja, ich hoffe es gefällt.... Aa ja, wir beachten jetz ma nich den tatsächlichen Altersunterschied von den Jahren her. Die Altersreihenfolge bleibt zwar gleich aber die sind hier nur etwa zwei Jahre auseinander und nich fünf wie in echt. Sonst wäre Hiroto etwas jung zum rumschlampen. Er wär dann nämlich zwölf... x_____X° *mehr dazu nich zu sagen hat* Disclaimer: Ich krieg 300 000 000 € und ein Saga gratis dazu! X3 ... *Heulkrampf kriegt weil sich schon selbst anlügen muss* Genre: Shônen ai, Yaoi Serie: Alice Nine, SID *sich ein Aki ausgeborgt hat* ^^~ Pairing: Saga x Tora, und noch einiges mehr Kapitel 1: Strange but lovely "Ich fass es nich! Da hat die Alte mir doch echt was ins Klassenbuch eingetragen, nur weil ich fünf Minuten zu spät gekommen bin! Das kann doch wohl nich wahr sein! Ich meine, FÜNF Minuten! Das muss man sich ma vorstellen!" "Und warum warst du nich pünktlich, Nao-chan?" "Ganz einfach. Mein Dad is doch am Wochenende von seiner Geschäftsreise aus Deutschland wieder gekommen, hai? Und da hat der doch im Ernst ne Kaffeemaschine mitgebracht! Hast du so’n Ding schon ma gesehen? Ich meine, so ne richtige Deutsche? Die Teile sind ja riesig! Auf jeden Fall sind wir alle schon seit drei Tagen nur noch am Kaffee saufen. Ich muss alle halbe Stunde pinkeln, das sickert sofort durch, das Zeug! Also war ich vor der letzten Stunde noch ma eben auf Klo. Kann ich doch nix für, wenn sich meine Blase nich ans Klingelzeichen hält...!" "Aha. Demo, warum kippst du dir dann jetz schon wieder was von dem Zeug in den Rachen?" Hiroto zog die rechte Augenbraue nach oben und betrachtete den Rothaarigen neben sich, der eine Thermosflasche, mit einer verdächtig aussehenden dunkelbraunen Flüssigkeit darin, gezückt hatte und daraus trank. "Damit ich nicht einschlafe, versteht sich." "Nani?" "Na, ich hab seit drei Tagen nich mehr gepennt, wegen dem Koffein, und wenn ich im Unterricht einschlafe krieg ich ‘n Eintrag...!" "Den hast du auch so schon, ne?!" "Stimmt…" "Hör bloß auf, den Scheiß zu saufen, Nao!" "Ma gucken." Der Blonde und der Rotschopf gingen gemeinsam durch den Bahnhof und hatten Tora, ihren schwarzhaarigen Freund hinter sich, schon fast vergessen. Dieser hatte sich bereits seit geraumer Zeit nicht mehr zu Wort gemeldet. Er trottete lediglich mit gesenktem Kopf und komplett desinteressiert an seiner Umwelt hinter den beiden her. Mit einer Hand seinen Rucksack festhaltend und die andere schlaff herunter hängen lassend schlurfte er dem Ziel entgegen. Seine Beine fühlten sich bleiern an, als könnte er sie nur mit viel Kraftaufwand überhaupt bewegen. Ein stechender Kopfschmerz machte ihm schon den ganzen Tag das Leben schwer. Er war sich sicher, dass er nach dem Konzert, auf dem er am Wochenende gewesen war, wieder zu seiner Grippe, die er zwei Wochen zuvor erst überwunden hatte, zurückkehren würde. Aber das war es definitiv wert gewesen. Er liebte Konzerte sehr. So sehr, dass er einmal sogar die Schule dafür geschwänzt hatte. Am Bahnsteig angekommen ließ er sich stöhnend auf dem Boden nieder und zündete sich eine Zigarette an. Der Beton unter ihm war kalt und würde ihm sicherlich noch den Rest geben. Aber das war ihm ziemlich egal. So wie irgendwie alles in letzter Zeit. Seine Mutter hatte es als „eine Phase auf dem Weg ins Erwachsen werden” bezeichnet. //Kami-sama, war das ein beschissener Tag heute... Erst hab ich die Klausur verhauen, dann hab ich mich noch vor der kompletten Schule zum Obst gemacht und zu guter Letzt nerven Nao und Hiro schon wieder rum... Wie kann man nur so widerlich oft gute Laune haben? Gibt’s für manche Leute nie schlechte Tage? … Mou, ich will ins Bett...!// In etwa fünf Minuten würde ihr Zug abfahren. Nao beäugte den Schwarzhaarigen, der rauchend vor ihm saß, neugierig. "Na, alles klar, Tora-kun? Du schiebst ganz schön deprie heute, oder seh ich das falsch?" Der Größere sah für einen kurzen Augenblick nach oben und verzog das Gesicht zu einer merkwürdigen Grimasse. Grade als er für sich selbst beschloss, seinem Gegenüber, auf Grund von aufkommender schlechter Laune, auf jeden Fall nicht zu antworten, lenkte etwas neben ihm seine Aufmerksamkeit auf sich. Seine Pupillen schnellten nach links, konnten jedoch nur noch ein enges rotes Shirt, das, plus Besitzer, in der Menge verschwand, ausmachen. Und schon war es auch wieder weg und somit uninteressant. Worum ging‘s doch noch gleich? "Was war?" "Ob du deprie bist. Schon wieder Stress zu Hause?" Was sollte das denn jetzt? Konnte man nicht einmal schlecht drauf sein, ohne dass seine verschrobene Familie wieder ihren Beitrag dazu geleistet haben musste? Gab es denn keine anderen Dinge im Leben, wegen denen man sich mies fühlen durfte? Klar hatte der Ältere schon einige Male erwähnt, dass bei ihm daheim der Haussegen schief hing, seine Eltern andauernd stritten, doch deswegen musste er ja nicht gleich in eine schlimmere Depression verfallen. "Der Zug kommt.", bemerkte der Schwarzhaarige matt, ergriff seine Tasche und trat ein paar Schritte nach vorne. Seine Freunde im Schlepptau betrat er den vorletzten Waggon und suchte sich einen Platz. Seinen Rucksack legte er demonstrativ neben sich, um zu signalisieren, dass grade nicht viel von Konversationen hielt. Manchmal brauchte er eben seine Ruhe. Das war nun einmal so. Und warum sollte er das auch nicht zeigen? Er würde ja eh nur rummotzen, wenn ihn jetzt jemand in ein Gespräch verwickeln wollen würde. Nao und Hiroto tauschten einen alles sagenden Blick aus und fingen synchron an zu grinsen. Sie setzten sich hinter ihn und giggelten vor sich hin. //Können die nich einmal die Fresse halten...? Ich hab schon wieder Kopfschmerzen...// "Ich weiß, was er hat!" "Hai, ich auch!" "Da hat wohl jemand noch ein Knoten im Höschen, ne?", stichelte der Blonde lauthals und hoffte insgeheim, der Ältere würde bemerken, dass er gemeint war. Er ärgerte Tora einfach zu gerne, wenn dieser wieder einmal angepisst war. "Is wohl nich so einfach bei einem wie Yumehito abzublitzen!" //Boa, das kann doch wohl nich wahr sein!!!// Tora drehte sich ruckartig um. In seinem Blick spiegelten sich Zorn und Müdigkeit wider. Dieses Spiel kannte er nur allzu gut. "Wir wissen ja alle, dass du nie irgendwo abgewiesen wirst und dass du dementsprechend viele Betten in Tokyo kennst. Ich kann mir vorstellen, du weißt schon gar nich mehr wie es is, wenn dir mal nich der Arsch weh tut.", sagte er in bemerkenswert ruhigem Tonfall. Nao prustete auf der Stelle los und zog so die Aufmerksamkeit des gesamten Abteils auf sich. Hiroto errötete und ließ seinen fragenden Blick zwischen seinen beiden Kumpels hin und her springen. ”Du bist aber auch echt ne Schlampe!”, presste der Rotschopf aus sich heraus, während er sich den Bauch vor Lachen hielt. "Na und. Wenigstens krieg ich immer Sex, wenn ich welchen brauche!" "Danke, darauf kann ich auch verzichten. Sex is ja wohl nich das wichtigste im Leben!", warf der Schwarzhaarige ein und betrachtete müde die anderen Fahrgäste, die das Gespräch mit Empörung verfolgt hatten. Hiroto gab ein verächtliches Schnaufen von sich und zuckte mit den Augenbrauen. "Das sagst du auch nur, weil du wahrscheinlich bisher nur Luschen hattest. Anders kann ich mir das gar nich erklären. Im Endeffekt bist du schließlich auch nur’n Kerl und somit genauso schwanzgesteuert wie die restliche männliche Bevölkerung." "Na du musst ja wissen, wie die restliche männliche Bevölkerung‘ so drauf is, im Bett!" Das war der Zeitpunkt, an dem Nao angefangen hatte wie blöd gegen die Lehne des Sitzes zu hämmern und lauthals und ungehemmt zu lachen. "Ach, lasst mich doch bloß alle in Ruhe...!" Beleidigt ließ der Blonde seinen Blick aus dem Fenster schweifen und Tora hatte erreicht, was er wollte. Er hatte seine Ruhe. Es konnte manchmal so einfach sein! Grade als er sich die Stöpsel seines Mp3-Players ins Ohr stecken wollte, flackerte neben ihm wieder etwas Rotes auf. Rasselte da etwas? //Was zum Teufel rasselt und ist rot?// Seine Pupillen schnellten zur Seite, der ganze Kopf folgte kurz darauf. Zwei hellblaue *1, schwarz umrandete Augen starrten ihm entgegen. "Hey Schnucki, is da noch ‘n Platz frei?", fragte der unbekannte Blonde angenervt. Seine Haare standen fransig vom Kopf ab und ein paar schwarze Strähnen waren darin auszumachen. Die Unterlippe zierte auf der rechten Seite ein silberner Ringpiercing. //Schnucki?!?! Wie jetz, Platz frei? War der Zug nich eben noch halb leer? … Hat der echt grad ‚Schnucki‘ gesagt?!?!?!// Tora schnappte nach Luft und sah sich in dem Abteil um. Tatsächlich war kein einziger Platz mehr frei, außer der, auf dem seine Tasche ruhte. //Oh, der meint das ernst...!// Hastig nahm er diese beiseite und rückte noch ein Stück näher ans Fenster. "Ganz ruhig Junge, ich beiß nich...!" Der Blonde setzte sich neben den Größeren, beugte sich nach vorne und stützte sich dabei mit den Armen auf seinen Oberschenkeln ab. Dem Schwarzhaarigen fiel der schräge Klamottenstil des anderen auf und er betrachtete ihn ausgiebig. Der Typ trug ein knallrotes ärmelloses Shirt mit der Aufschrift ‚Fuck me if you can‘ darauf, eine kurze schwarze Hose, darunter eine Strumpfhose, rot mit schwarzen Sternen, und Springerstiefel. Um die schmale Hüfte hatte er sich vier Nietengürtel und zwei Ketten gehangen. //Das hat dann wohl so gerasselt...// Der Fremde hatte bemerkt, dass er kritisch beäugt wurde und schnaufte genervt. Er drehte sich mit dem Oberkörper von Tora weg und schien sich mit einem Freund von sich zu unterhalten. Dieser besagte Freund sah nicht minder exotisch aus, als der Blonde. Seine schwarzen Haare standen in alle Richtungen ab, seine Augen waren noch ein Stück krasser umrandet als die seines Kumpels und er trug zwei verschieden Kontaktlinsen, eine hellblaue und eine schwarze. Zusammen mit den falschen Wimpern die er sich aufgeklebt hatte, wirkte es, als würde dieser Typ aus einem Manson-Video kommen. In der Unterlippe hatte er viele Piercings, genau wie in der linken Augenbraue und in beiden Ohren. Er hatte einen schwarzen Kimono an, trug diesen jedoch offen und hatte darunter lediglich eine ebenfalls schwarze, kurze Lackhose. Seinen Hals zierten ein Nietenhalsband und eine rote Krawatte. Wie konnte man diese Typen überhaupt vorher übersehen haben? Der Schwarzhaarige warf Tora einen missbilligenden Blick zu. Es sah durch die Kontaktlinsen unheimlich aus und der Größere bekam sofort eine Gänsehaut. Schnell richtete er seinen Blick wieder auf die Sitzlehne vor sich und versuchte möglichst klein und unscheinbar zu wirken. Schließlich wollte er ja keinen Ärger riskieren. Ein paar Minuten später drehte sich der Fremde ruckartig zu ihm um und blickte ihn abschätzend an. Der Schwarzhaarige zuckte zusammen. "Ey, was hast du für’n Ticket?" Tora schnappte nach Luft. Was wollte der? Warum war das wichtig? "Eeto... das Schülerticket…", antwortete er zögerlich. "Das, wo Mehrere mit fahren können?" *2 "...Hai…" "Lässt du mich bei dir mitfahren?" Der Ältere riss die Augen auf. "Eeto, ich weiß nich…" "Kudasai…" Es folgte ein Dackelblick. Im selben Moment stand vor ihnen auch schon die Person, wegen der der Blonde nun betteln musste wie ein Hund. Die Schaffnerin. "Fahrkarten bitte.", kam es monoton aus ihrem Mund und man merkte ihr an, dass sie diesen Satz etwa 56.415.141 Mal am Tag sagen musste. Tora reichte ihr freundlich lächelnd seine Fahrkarte und fügte noch ein: "Die Beiden gehören dazu.", hinzu, wobei er auf die zwei Fremden deutete. Der schwarzhaarige Visu zog überrascht die Augenbrauen hoch, ließ sich jedoch nicht anmerken, dass er davon nichts wusste. Die kleine stämmige Frau stempelte die Karte ab und kümmerte sich dann um die anderen Fahrgäste. Unter anderem Hiroto und Nao, die nicht fassen konnten, was sie da grade gesehen hatten. War ihr Freund plötzlich zur Wohlfahrt mutiert oder was war los? Der Blonde wandte sich erneut an Tora und grinste dieses Mal übers ganze Gesicht. "Ey, das war ja echt sozial von dir!", kam es von ihm übertrieben dankbar. Er knuffte den Schwarzhaarigen in den Oberarm, woraufhin dieser sofort ein Stück weg rückte. Der Fremde zog die Augenbrauen hoch. "Bist wohl sensibel, was?!" Er lachte. Sein schwarzhaariger Freund, gegenüber von ihnen, zog ein schadenfrohes Gesicht und nickte zustimmend mit dem Kopf. Tora dachte, er müsste platzen. Wut stieg in ihm hoch. Wie kann es sein, dass man eben noch nett geholfen hatte und Sekunden später für seine Hilfsbereitschaft ausgelacht wurde? Er legte seine Stirn in Falten. "Was geht denn hier ab? Hab ich euch nich grad eben geholfen? Solltet ihr nich etwas dankbarer sein?" Wieder begann der Fremde lauthals zu lachen. //Die machen sich doch wohl nich im Ernst über mich lustig, ne? Undankbares Pack...!// "Sind wir doch! Ich schick dir gleich Morgen ‘n Presentkorb!" "Such dir ne Arbeit, wenn du kein Geld für’n Ticket hast!", konterte der Größere. "Boa, Aki, hast du das gehört!?", stöhnte der Jüngere auf, blickte zu dem anderen Visu und fasste sich theatralisch an die Stelle, an der sein Herz lag. "Ich bin zutiefst getroffen!" Aki lachte garstig und tat, als würde er sich eine Träne von der Wange wischen. Die Beiden schienen wirklichen ihren Spass zu haben. //Solche Arschlöcher!!!// Tora rollte genervt mit den Augen. Er atmete tief durch und versuchte das aufkommende Verlangen, wild um sich zu prügeln, wieder herunter zu schlucken. Solche respektlosen und überheblichen Macho-Arschlöcher waren ihm im Leben noch nicht untergekommen. "Ihr habt gekriegt, was ihr wolltet. Könnt ihr euch jetz verziehen?" "Aa, Schnucki mag uns nich!" Der Blonde zog einen übertriebenen Schmollmund. //Kami-sama, er hat’s schon wieder gesagt!!! Idiot...// "Ihr reicht mir einfach. Lasst mich in Ruhe!" "Is okay, man!", posaunte der Visu, hob abwehrend die Hände und grinste blöd. "Wir wollten sowieso grad aussteigen.", meinte er lässig und erhob sich mit einer geschmeidigen Bewegung von seinem Platz. Auffordernd nickte er Aki zu und sah ein letztes Mal zu dem Schwarzhaarigen herunter. "Matane. Und denk dran, man sieht sich immer zweimal im Leben." War das eine Drohung gewesen? Der Schwarzhaarige blinzelte. Der Zug begann langsam zu halten und ließ die Passagiere kurz schwanken. Der schmale Körper des Blonden wurde für einen kurzen Augenblick in Richtung Tora gedrückt und ließ diesen so den Geruch des Fremden aufnehmen. Zigaretten und... was war das andere? Spuren von Parfüm? Benutzten solche Leute so etwas? Er schüttelte irritiert den Kopf und so schnell die beiden auch aufgetaucht waren, hatten sie sich auch schon verkrümelt. Lediglich das Rasseln der vielen Ketten und Gürtel war noch ganz leise zu vernehmen. Zwei Salzsäulen hinter dem Schwarzhaarigen erwachten plötzlich wieder aus ihrer Starre. Der Rothaarige tippte seinen Freund vor ihm vorsichtig auf die Schulter und wartete auf eine entsprechende Reaktion. Der Größere fuhr herum und starrte giftig hinter sich. Was war das eigentlich für ein beschissener Tag, heute? Wollten ihn alle zu Weißglut treiben? Sogar seine besten Freunde? "Was is?!?" Nao, erschrocken über die gereizte Art des Anderen, schluckte seinen Kommentar runter, den er hatte präsentieren wollen. Hiroto jedoch fand sofort seine Sprache wieder. "Hast du dich grad von den komischen Vögeln da einlullen lassen? Wie kann man denn auf so was reinfallen?" "Ich wollte nett sein, shimatta!" "Zu solchen Leuten muss man nich nett sein! Die sind’s ja schließlich auch nich!" "Hey, das stimmt jetz aber nich!", wandte nun doch Nao ein. "Mein Bruder war auch ma so drauf und hat auch in seinen krassesten Zeiten noch alten Damen über die Ampel geholfen!" Hiroto warf seine allseits bekannte ‚Versau-mir-doch-nich-immer-meine-Lebensweisheiten-Grimasse‘ in die Runde und stöhnte. "Mag ja sein. Aber die waren‘s nich!" "Können wir jetz das Thema wechseln? Bitte?", warf Tora ein. Das ganze Gespräch und vor allem die Leute, mit denen er es führte und die restlichen Beteiligten, gingen ihm ziemlich auf die Nerven. Wenn sein Schulweg nicht so weit gewesen wäre, hätte er sich einfach sein Fahrrad geschnappt und wäre allein gefahren. Der Blonde war beleidigt. Er verschränkte die Arme und funkelte provozierend in Richtung Tora. "Na gut, dann reden wir eben über Yumehito! Passt dir das etwa besser?!" "Kami-sama, bist du wieder ne Zicke heute!" "Ach Nao, lass gut sein. Madame wird sich schon wieder einkriegen." Der Jüngste schnaufte angepisst und ließ seinen Blick erneut aus dem Fenster schweifen. Seine Augen erkannten die Landschaft außerhalb des Zuges als der Bahnhof, an dem er und Nao aussteigen mussten. Er stieß den Rotschopf neben sich in die Seite. "Aussteigen." zickte er. "Moshi moshi, Yamakoto Productions, Nakohira Atazuki desu. Was kann ich für Sie tun?" Der Schwarzhaarige lächelte. Er hatte die Stimme am anderen Ende sofort erkannt. Es war die Kollegin und beste Freundin seiner Mutter. Er kannte sie seit frühester Kindheit und nicht selten hatte sie auf ihn aufpassen müssen, wenn seine Eltern wieder einmal überraschend ins Krankenhaus zu seiner Großmutter fahren mussten. Und auch auf ihrer Beerdigung hatte sie der Familie zur Seite gestanden. "Oi, Atazuki-san, Tora desu. Ist meine Mutter zu sprechen?" "Ach, du bist es? Hai, warte kurz, ich lasse sie rufen. Und wie geht es dir?" //Kami-sama, Small Talk! Wie ich so was hasse!// "Genki desu." "Und was macht die Schule?" "Naja, mama desu." "Deine Mutter hat erzählt, dass du neulich krank warst. Ich hoffe es geht dir wieder besser!" "Hai, mach dir keine Sorgen. Daijobô desu." "Freut mich. Aa, da ist deine Mutter. Man sieht sich, hai?" "Hai, matane." Kurzes Warten. Geraschel im Hintergrund. Dann, eine vertraute, warme Stimme. "Tora-chan?" "Hi Mom, hast du noch 3000¥ im Haus?" *3 "Wofür?" "Ich wollte heute Abend weg." "Schon wieder? Warst du nicht am Wochenende schon bei dem Auftritt dieser schrecklichen Rockgruppe? Außerdem bist du immer noch etwas krank. Du solltest dich lieber schonen." Tora seufzte. "Da brauchst du auch gar nicht so zu stöhnen! Und lernen könntest du auch mal wieder, deine Noten werden schließlich auch nicht besser, wenn du jeden Abend Party machst!" "Hiroto und Nao kommen auch mit." "Hiroto?!" //Oh neini...// Seine Mutter liebte den Blonden abgöttisch und umgekehrt genauso. Wenn die Beiden sich trafen fingen sie an zu kreischen wie die kleinen Kinder und begannen über jeden Mist zu erzählen, der ihnen in den Sinn kam. Hätte der Altersunterschied nicht 25 Jahre betragen, hätten sie sicher irgendwann geheiratet. Zumindest benahmen sie sich wie alte Freundinnen. Den Gedanken fand der Schwarzhaarige ziemlich eigenartig. "Hai, Hiro-chan…" "Na dann ist das natürlich was anderes. Geh ruhig. Er wird schon auf dich aufpassen. Is ja sonst auch so’n Vernünftiger!" //Als ob ich jemanden bräuchte, der auf mich aufpasst. Erstens, is er jawohl immer noch jünger als ich und zweitens lasse ich mich doch nich von jedem Idioten abschleppen! Was denkt die sich denn...?// "Was is nu mit dem Geld?" "Frag deinen Vater. Er müsste heute früher nach Hause kommen. Ich muss jetzt wieder ins Büro. Bis heute Abend, mein Schatz." "Jaa ne." Seufzend legte Tora auf und blickte auf die Uhr, die vor ihm an der rot gestrichenen Wand hing. Es war um fünf. Wenn es hieß, sein Vater würde früher kommen, hieß das für gewöhnlich um acht. Nao jedoch hatte darauf bestanden, dass sie sich um sieben vor der gewünschten Bar treffen würden. Das hieße jetzt also, dass das eigene Sparschwein dran glauben musste. Der Schwarzhaarige hatte eigentlich nicht vor gehabt, sein hart erspartes Taschengeld zu versaufen. Er wollte sich davon neue Klamotten und Accessoires kaufen. Ihm blieb der Gedanken im Kopf, seinen Dad zu fragen, ob er es ihm zurückgeben würde. Das würde er sicher tun. Bis dahin mussten die heiß geliebten neuen Schuhe und das weiße Sakko, das er neulich gesehen hatte, wohl noch warten. //"Ai shite iru, Tora-chan........ Ich werde immer bei dir sein, Tora-chan...... Ich würde dich niemals im Stich lassen, Tora-chan......... Lass dich fallen......... Ganz tief...... Ich werde dich fangen..... Vertrau mir..…" "Yume?...... Yumehito!?.... Warum fängst du mich nich? …… Ich vertraue dir doch.... Wo bist du? … Verlass mich nich! Kudasai...... Verlass mich nich..…"// Tora riss die Augen auf. Er starrte in die unendliche Dunkelheit vor sich, die drohte ihn und die letzten Fetzen Erinnerung an den Traum, den er grade gehabt hatte, mit sich zu reissen. Sein Herz raste, als hätte er bei einem Marathon mitgemacht. Sein Blut pumpte durch seine Venen, sein Mund war trocken, als hätte er im Schlaf heftigst nach Luft gerungen. Hechelnd griff er nach seinem Handy und sah auf die Uhr. Um fünf. //Schon wieder?// Zeit zum aufstehen. Zitternd griff er sich an die, von Schweiß bedeckte, Stirn. Was war das für ein merkwürdiger Traum gewesen? Yumehito.... Er hatte noch nie von ihm geträumt. Noch nicht einmal als sie noch zusammen gewesen waren und täglich aufeinander gehockt hatten. Worum es ging, wusste der Schwarzhaarige schon längst nicht mehr. Er erinnerte sich lediglich daran, wie real ihm alles vorgekommen war. Als hätten die Beiden sich tatsächlich gegenüber gestanden. Stöhnend rieb er sich die Augen. Sie brannten höllisch und er wusste noch nicht einmal warum. Wahrscheinlich war die Luft im Zimmer so verbraucht und trocken. Ein ächzendes Geräusch von sich gebend, erhob er sich aus seinem Bett und tapste im Dunkeln seinem Lichtschalter entgegen. Mit einem gezielten und sicherlich auch jahrelang eingeübten Schlag erleuchtete er den Raum und ließ sich seufzend auf den Drehstuhl von seinem Schreibtisch sinken. Er fasste sich erneut an die Stirn. Wieder einmal machte sich ein bohrender Kopfschmerz in seinem Schädel breit. //Das darf doch alles nich war sein.... Wo sind die scheiß Tabletten? .... // Seine bleichen Hände zogen die Schublade neben ihm auf und wühlten zielstrebig darin herum. Schlussendlich musste er mit Erleichterung feststellen, dass sich noch eine volle Packung Schmerztabletten darin befand und feierte diese Erkenntnis sogleich mit einem kräftigen Schluck Wasser und einer kleinen, weißen Pille. Das würde ihm wohl helfen wenigstens die erste Hälfte vom Tag heil zu überstehen. Er richtete sich auf und machte sich daran in seinem Schrank nach seiner Schuluniform zu suchen. Als er sie nach etlichen Momenten endlich gefunden hatte, nahm er sie und machte sich auf den Weg ins Bad, um sich den Schweiß der Nacht abwaschen zu gehen. Er wollte schließlich nicht ungepflegt in der Schule erscheinen. Auf dem Weg zum Bahnhof ließ er sich seine gestrige Begegnung mit den Visus noch einmal durch den Kopf gehen. Vor allem der Blonde ließ ihn grübeln. Er hatte ihn ,Schnucki' genannt! Das hatte vor ihm noch nie Jemand getan. Auch wenn es vermutlich nur sarkastisch gemeint war, kam es dem Schwarzhaarigen merkwürdig vor, so von einem Fremden betitelt zu werden. Vor allem: War er denn einer? Er selbst konnte nicht beurteilen, ob er nun hübsch oder attraktiv war oder nicht. Das wäre sicherlich auch mehr als eingebildet gewesen. Oder fehlte ihm dazu nur das nötige Selbstbewusstsein? Daran hatte es ihm irgendwie schon immer gemangelt. Er hatte auch nie die richtige Bestätigung erhalten um sich eines aufbauen zu können. Oder wurde man mit so etwas geboren? Konnte man lernen, mit erhobenem Haupt durch die Strassen gehen zu können? Er selbst konnte sich diese Frage nicht beantworten. Geistesabwesend zog er sich ein Ticket am Automaten und setzte sich in die Bahn, die günstiger Weise schon bereit stand. Kurzerhand steckte er sich die Stöpsel seines Mp3-Players in die Ohren und ließ sich von der lauten Musik dahin treiben. Er bemerkte noch nicht einmal richtig, dass Nao und Hiroto zwei Stationen später einstiegen und sich hinter ihm platzierten. Es wäre ihm wahrscheinlich auch egal gewesen. Hiroto befand sich grade wieder einmal auf einem seiner weit bekannten Egotrips und Nao war zur Zeit auch nicht grad der Umgänglichste, was vermutlich an der Scheidung seiner Eltern lag, die sich nun schon ein halbes Jahr in die Länge zog. Mit beidem konnte Tora im Moment jedoch nichts anfangen. Dazu war er viel zu sehr mit sich selbst und seiner verworrenen Psyche beschäftigt. Er konnte sich schließlich auch nicht immer mit den Problemen anderer beschäftigen, auch wenn er sonst der Seelsorger für alle möglichen Leute war. Ob es nun seine Eltern, seine Freunde oder sonstige Bekannte waren. Irgendwie kamen immer alle zu ihm mit ihren belastenden Problemen. Als hätte er nicht selbst genug um die Ohren. Er musste seinen Alltag auch alleine meistern. Schule war auch stressig, genauso wie sein elendes Liebesleben, wenn man das überhaupt so nennen konnte. Nein, jetzt war es mal an ihm, egoistisch zu sein um das eigene Leben so ordnen zu können, dass man damit zufrieden sein konnte. Als die Endstation erreicht war, warf er seinen Freunden ein flüchtiges ”Ohayou” an den Kopf, schulterte seinen Rucksack und verließ den Zug ohne auf sie zu warten. Er wollte auf dem Schulweg meistens seine Ruhe haben. Das war normalerweise die einzige Zeit am Tag, an der er mal ungestört und ganz für sich nachdenken konnte. Der Schwarzhaarige hatte den Bahnhof grade verlassen und war um die erste Ecke gegangen, als ihm etwas im Augenwinkel auffiel. Ziemlich viel schwarz, etwas rot, ein wenig pink. Viele Piercings, ein Haufen Schminke, Tonnen von Haarspray. Ein blonder Schopf und ein Schwarzhaariger. Da waren die Visus vom Vortag! Und sie kamen direkt auf ihn zu. *1 Des sind nur Kontaktlinsen. Klar soweit? *ja nich blöd is* *weiß, dass Japaner nur braune Augen ham* *2 Joa, des is wie das Wochenendticket, nur halt für Werktags.... -.-; *3 = etwa 22€ Musik: Phantasmagoria – allgemein *o*, UnsraW – Spiral Circle *O* *endlich im Ori hat* Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)