Kora no Kitai von Vei-Chan (Kinder der Hoffnung) ================================================================================ Kapitel 1: Hier und jetzt ------------------------- Dieser Tag war nun sieben Jahre her. Sieben Jahre, in der das trostlose Leben nach Konohas Zerstörung weitergegangen war. Die Zeit hatte es nicht gut mit den beiden gemeint, denn der Verlust ihrer Heimatstadt war erst der Anfang gewesen. Allmählig hatte sich die Welt in einen kalten, nackten Fleck verwandelt, auf dem man nur noch mit viel Fantasie etwas Schönes entdecken konnte. Dunkle Wolken hingen zumeist über den Länderein, denn die neuartigen Fabriken und ihr Produktionswahn stießen so viel grauen Dunst aus, dass dieser den Himmel verklärte. Auch das Wasser aus der Wildnis war nur noch selten zu gebrauchen, verschmutzt und verpestet durch Staub, Abfall und Totes. In den Jahren waren die Tiere verschwunden, geflohen vor den Chakrabomben, den Armeen oder eingegangen, da ihr Lebensraum verdorrt war. Wälder gab es kaum noch. Kleine Anhäufungen zumeist blätterloser Bäume konnte man als diese bezeichnen, aber grelle, bunte Farben von Gras, von Blumen, von Schmetterlingen oder vom Sonnenlicht erspähte man nicht selten wochen- oder monatelang nur wenige Male. Es war als wusste die Natur über die katastrophalen Zustände zwischen den Ländern bescheid. Wer genau mit diesem Krieg angefangen hatte wusste niemand. Es war Ame-Gakure gewesen, dessen Kommunikationsnetz zuerst einfach abgebrochen war. Kakashi selbst hatte man zur Prüfung der Umstände dort hingeschickt - und der silberhaarige Jo-Nin hatte nichts als einen Trümmerhaufen vorgefunden. Ame-Gakure hatte man dem Erdboden gleichgemacht. Wenig später folgten in kurzen Abständen alle weiteren Reiche - erst die Kleinen, dann schließlich die Großen. So lange, bis es Konoha erwischte. Tatsächlich wusste Kakashi nicht, ob jemand und wenn ja wer das dortige Unglück überlebt hatte. Kakashi hatte es dem reinen Zufall zu verdanken, dass er durch die Wucht der Explosionen nicht umgekommen war - hatte er sich doch Konoha kaum genähert, da er von einem Auftrag wiedergekehrt war. Und sie? Sie hatte er dort entdeckt, irgendwo zwischen den Trümmern, nicht weit vom Herd des Unglücks. Wie das Mädchen das überstanden hatte war Kakashi schleierhaft. Es musste, ähnlich wie bei ihm, eine Anhäufung unglaublichen Glücks gewesen sein - aber eigentlich war dies auch nicht wichtig. Natürlich hatte er sie nicht im Stich gelassen. Dies war nicht seine Art und in solch einer Notlage erstrecht nicht. Das Kind hatte nichts weiter als die beschädigte Kleidung, welches es am Körper trug - keine Familie, keine Erinnerungen, nicht einmal einen Namen. In dieser Welt wäre sie verloren gewesen und nicht zuletzt deshalb nahm er sich ihrer an. Außer am Anfang, an dem sie sich noch vor ihm gefürchtet hatte war sie nie ein schwieriges Kind gewesen. Sie hatte sich begnügsam, bescheiden und höflich gezeigt, stets jeden seiner Ratschläge angenommen und ihn willenlos überall hin begleitet. Das Leben war oft schwer gewesen für sie beide, doch für sie ganz besonders, denn Kinder hatten Bedürfnisse, wollten Erfahrungen machen - und am besten überwiegend Schöne - sie wollten spielen, wünschten sich Dinge, Freunde, Spielgefährten, Haustiere... Aber all dies hatte Kakashi ihr nie geben können und er hatte sie darüber kein einziges Mal etwas sagen hören. Geld, welches es in den ersten Jahren fast überhaupt nicht mehr gegeben hatte war das eine Problem - das andere das Angebot. Sicherlich hatte man versucht einige Städte wieder aufzubauen, in denen die meisten Bürger überlebt hatten - in Taki-Gakure war es so gewesen. Aber jeder neue Versuch das Reich wieder aufzubauen war mit einem weiteren nächtlichen Angriff zerschmettert worden und dies immer dann, wenn die Sache langsam bekannt wurde. Das Schlimme daran war, dass der Grund der Kriege inzwischen verblasste wie ein altes Foto. Nicht einmal Kakashi wusste mehr, warum eigentlich der Krieg begonnen hatte. Und wer angefangen hatte war erfolgreich verschwiegen worden. Inzwischen bekriegten sich eventuell neu aufgebaute Länder sogar gegenseitig in ihrem Wahn. Aufgrund der fortwährenden Zerstörung verließen die Überlebenden wie Pilgerer ihre Heimat. Inzwischen konnten nur noch alte Veteranen erahnen, wo die Grenze zum Reich des Feuers oder des Sandes begann - die Landesgrenzen waren aus den Köpfen der Menschen verschwunden wie der Grund, warum man seine Feindschaften immer weiter aufrecht erhielt. Nur ein einziges Land hatte den Sprung zurück in die Zivilisation geschafft. Warum dem so war war schleierhaft, aber scheinbar interessierte dies auch niemanden. Die Stadt, die dort erbaut wurde hatte zu Anfang keinen Namen bekommen, aber mittlerweile hatte sich in den Köpfen der Menschen der Name Shyourai festgesetzt, was so viel bedeutete wie "Zukunft". Kakashi runzelte beim Gedanken daran jedes Mal aufs Neue die Stirn. Er empfand das Land als verdächtig, war doch jedes andere zerstört worden. Entweder steckte die Regierung von Shyourai in der Affäre mit drin, war womöglich selbst der Ausschlaggeber der Kriege oder er tat den Verantwortlichen anderweitig den ein- oder anderen Gefallen. Tauschgeschäfte waren an der Tagesordnung, denn Geld war knapp. Räuber, Landstreicher und andere Gestalten wandelten stets durch die dürren Steppen oder die kahlen Gebirge, immer auf der Suche nach Beute. Man war nirgendwo sicher. Noch in den kleinen, unbekannten Dörfchen, die sich Überlebende in aller Stille aufgebaut hatten noch draußen in der Wildnis. Besonders auf das Kind musste Kakashi Acht geben, denn in dieser Welt gab es für Unschuld keinen Platz. Und das meinte er so wie er es sagte. Er hatte viele Männer gesehen, die nicht davor zurückgeschreckt wären ein kleines Mädchen zu töten oder sie gar für ihre eigenen Zwecke mitgenommen hätten. Ja, diese Welt war nicht mehr das was sie mal war. Aber in sieben Jahren lernte man hier zurechtzukommen. Dennoch wurden die Zeiten schwerer. Alle strömten nach Shyourai. Die Menschen, die sich so lange nach einer Heimat gesehnt hatten erbauten sich dort ihre Häuser und es schien fast als seien sie glücklich, obwohl viele von ihnen nächtelang wach lagen vor Angst vor neuen Attacken der Kriegstreiber. Die Wirtschaft des Landes erblühte, Angebot und Nachfrage entstand wieder, Geld wurde gedruckt, Gegenstände fanden den Weg zurück auf Ladentische und Marktstände. Eben dies führte dazu, dass die anderen Länder allmählig in Vergessenheit gerieten und Shyourai die Wirtschaftsmacht der Welt wurde. Einige schlaue Menschen wollten dies nicht unterstützen - aber im Endeffekt hatten sie keine Wahl, brauchten ja selbst Kleidung, Ausrüstung und Nahrung. Aber nicht nur das war das große Problem. Die Nachwirkungen des Krieges hielten dauerhaft an, auch wenn es schons seit zweieinhalb Jahren keine Unruhen mehr gegeben hatte. Die Heimatlosen bekriegten sich untereinander, Arme schlugen sich gegenseitig tot um irgendwie überleben zu können und die Natur war beinahe gänzlich verkümmert, weshalb es oft schwer war überhaupt noch etwas Essbares oder frisches Trinkwasser zu finden. Man lernte mit der Zeit das schmutzige Wasser zu umgehen, denn es machte krank - aber die Folge war nur, dass man oftmals lange keine Flüssigkeit fand. Auch ethische Probleme brachte der Krieg mit sich. Shyourai war lange nicht so romantisch wie man es bezeichnete, das erkannte man schon nach wenigen Blicken. Es hatten sich äußerst unansehnliche Schandflecke in und außerhalb der Dörfchen und auch der großen Stadt gebildet, die man nur allzu gern übersah und ignorierte. Einige Verrückte bauten Arenen auf und ließen sich arme Leute und Verhungernde darin bis zum Tode prügeln, versprach dem Gewinner eine Mahlzeit. Wie die Natur des Menschen es wollte wurden Einige grausam und verstanden es bösartig mit ihrem Wohlstand umzugehen. Dazu kam, dass Shyourai selbstverständlich sein zu genüge verdientes Geld irgendwo anlegen musste - und was verlockte einen mehr als die Forschung? Ethik gab es seit der Zerstörung der Heimatländer nicht mehr und so erklärten sich viele der Armen bereit, Experimente zum Nutzen der Forschung über sich ergehen zu lassen, wenn sie dafür nur etwas zwischen die Zähne oder eine Decke für die Nacht bekamen. So hatte die Forschungsabteilung leichtes Spiel nach Belieben alles auszuprobieren was noch in der geordneten Welt verwerflich gewesen wäre. So begann man Menschen zu klonen, was zu großer Erleichterung gründlich schief ging, schaffte es aber mithilfe von Zellimplantationen und anderen fragwürdigen Versuchen neuartige Jutsus und Waffen zu erfinden. An neuen Techniken gab es nichts wirklich Schlechtes, aber bedachte man die vielen Opfer, die diese Versuche gefordert hatten, war das schon etwas ganz anderes. Dies war der neue Stand der Dinge. Kakashi interessierte sich stark für die Vorgehensweise in der Welt, besonders für die Dinge in Shyourai, denn er kam einfach nicht umhin der Regierung dort zu misstrauen. Dennoch mussten auch sie Gebrauch von dessen Wirtschaft machen, denn anderweitig war man schlicht verloren. Das Klima hatte sich zunehmend verändert - oftmals war es brütend heiß und nur einen Tag später tobten Blizzards über das Land, während Jahreszeiten über das zu erwartende Wetter schon so gut wie gar nichts mehr aussagten. Ohne Ausrüstung erfror man letztlich. Ob es einem gefiel oder nicht, man war vom aufstrebenden Shyourai abhängig und bemerkte dies zumeist täglich mehrere Male. Spätestens, wenn das alte Oberteil einem am Rücken aufriss und man gezwungen war, mit dem von Angriffen erbeuteten Geld einkaufen zu gehen. Nicht, dass Kakashi je geplündert hätte - aber er nutzte das Geld der Angreifer, die er zur Strecke gebracht hatte. Und angegriffen zu werden war nicht selten in dieser Welt, die von Hunger, Einsamkeit und Aggression verseucht war. Ergeben fügte man sich daher in die neuen Umstände dieser Welt und zog ins sichere Shyourai - oder man blieb Pilgerer und streifte weiterhin durch die Lande auf der Suche nach einem neuen Zuhause ohne wirtschaftlichen Druck in alter Idylle. So, wie es auch Kakashi mit dem Mädchen getan hatte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)