Kurayami ~ 暗闇 von Khay (Dunkelheit...) ================================================================================ Kapitel 2: Two ~ Ni ------------------- Two ~ Ni ~~»«~~ Gähnend streckte er sich, beugte dabei den Rücken durch. Er öffnete die Augen, sah müde an die Wand. Ein leises Klopfen ertönte worauf er „Hai?“ fragte. „Stehst du auf? Es gibt Frühstück.“ Yu~ki öffnete die Tür einen Spalt und lugt in das bereits vollkommen erhellte Zimmer. „Hai, bis gleich...“ Klaha lächelte, streckte sich noch mal. Der Ältere zwinkerte dem Anderen zu, schloss die Tür dann wieder. Der Braunhaarige wälzte sich aus dem Bett, stand auf und schlurfte in Shorts zu der Tasche, welche noch immer unausgepackt neben dem Schrank stand. Er wühlte kurz in ihr, bis er eine schwarze Hose, sowie einen weißen Kragenpulli herauszog. Nachdem er sich angezogen hatte, verließ er sein Zimmer, verschwand für eine weile im Bad und tappste dann die Treppe nach unten, um in die Küche zu gehen. „Ohayou~.“, nuschelte er den Vieren entgegen, die bereits verteilt an dem Tisch saßen und den Gruß erwiderten. Klaha ließ sich auf den Stuhl neben Gackt sinken, sah fragend auf die Digitalarmbanduhr des anderen Vocals. 11:52 Uhr blinkte die schwarze Schrift auf dieser. „Wow, solang schlaf ich doch sonst nie...“ „So lang wars eigentlich nicht. Du warst ja mindestens ne halbe Stunde im Bad.“ Yu~ki tätschelte lachend Klahas Kopf. „...Ich lege eben wert auf mein Äußeres.“, gab er nur zurück, patschte die Hand des Anderen weg. „Auf wen wartest du denn? Oder hast du Angst, das dich Gackt mal `nackt` sieht?“, stieg Közi mit ihm ein, knuffte den Braunhaarigen darauf grinsend. „Geht dich doch nichts an, wie ich wann rumlaufe!“, giftete er zurück. „Hey, es reicht jetzt.“ Mana hatte sich vor den Tisch gestellt, die Hände in die Seiten gestemmt. „Ihr seid doch keine kleinen Kinder.“ „Selbst wenn wir welche wären, dürften wir so was nicht.“, grummelte Közi gespielt beleidigt, verschränkte maulend die Arme. „Jaja, und du bist das kleinste von allen ich weiß.“ Mana lächelte, strich durch die blonden Haare seines Freundes. Diese waren heute, ausnahmsweise, leicht zur Seite gestylt worden, wodurch auch die dunkelbraunen Ansätze sichtbar wurden. „Geht ihr heute denn wieder schwimmen?“, fragte Gackt, der bis jetzt nur desinteressiert zusah. „Wieso kommst du nicht mit?“, kam es von Yu~ki, der leicht eine Braue hob. „Naja, ich würde gerne noch mal in den Wald...“ Gackt stützte den Kopf auf die Hand, schaute zu dem Ex- Bassisten. „Wieso kommst du nicht mal mit an den Strand? Wir machen schließlich zusammen Urlaub.“, versuchte er den Anderen zu überreden. Lächelte dabei. „Hm... wenn du so lieb fragst.“ Gackt erwiderte den Blick. „Super! Mal sehen ob ich wieder absaufe!“, warf Közi lachend mit ein. „Dann sehen wir mal wie lange du durchhältst. Denn ich rette dich diesmal nicht.“ Damit knuffte er dem Blonden in die Seite, grinste. „Da können wir ja gleich Survival- Training machen.“, witzelte er weiter. „Hört endlich auf damit!“ Yu~ki versuchte streng zu klingen, das grinsen verriet aber, das es ihn nicht wirklich störte. Wohl eher Mana, der die ganze Zeit nur schweigend dastand, auf das Klick wartete, welches zeigte dass das Wasser heiß war, dann in die Teetassen gab und diese auf den Tisch stellte. Seine Gedanken hingen noch immer dem Mädchen nach, das gestern Nacht weinend nach einem Mane gesucht hatte. Er verstand nicht was sie hier tat... natürlich, er glaubte an Geister. Aber normalerweise waren sie friedlich, zugegeben, sie war scheinbar friedlich, aber sie vermittelte ihm so ein seltsames Gefühl. Ein Gefühl das ihm sagte, mit ihr stimmte etwas nicht. Erzählt hatte er davon nichts. Denn sie hätten ihn nur für dumm erklärt, ihn womöglich ausgelacht. So war es damals auch gewesen, als er ihnen erzählte, er würde an Geister glauben. „Mana- chan? Geht’s dir nicht gut?“, fragte die etwas kindliche Stimmer seines Freundes, worauf er ihn nur auf seine Weise ansah. „Alles in Ordnung.“, Er nickte, fügte dem ein liebes Lächeln hinzu. „Gut! Und heute kommst du mit ins Wasser, ja? Zeig uns deinen Six- pack!“, grinste Közi, tätschelte über Manas Bauch. „Ich wüsste zwar nicht wo ich einen hätte... Aber vielleicht krieg ich ja noch einen.“ Er nickte, hob seinen Arm und zeigte die, nichtvorhandenen, Muskeln. „Klar~, dann brauchst du deine Stimme auch nicht mehr zu verstecken, oder senken. Zeig allen, was für ein Kerl du bist!!“ „Jaja, klar.“ Der Schwarzhaarige lachte leise. „Also, ich geh jetzt schon mal raus...“ Damit stand Yu~ki auf, stellte die leere Tasse auf die Nische und verließ die Küche. „Ich hau auch ab. Bis dann.“ Und schon war auch Gackt verschwunden, ging erst mal in sein Zimmer, bevor er Yu zum Strand folgte. „Na dann, macht euch mal fertig.“ Mana stemmte die Hände in die Seite, wartete bis die Angesprochenen fertig waren und scheuchte diese dann ebenfalls aus dem Raum. Nach ca. 15 Minuten tappsten auch Klaha, Mana und Közi über den Sand, auf Gackt zu, der es sich auf seinem Handtuch gemütlich gemacht hatte und sich scheinbar sonnte. Neben ihm tat es ihm Yu~ki gleich, nur lag er auf dem angenehm warmen Sand, seine Augen waren geschlossen und er atmete gleichmäßig. „Was denn, der pennt nach ein paar Minuten in der Sonne ein?“ Ungläubig beugte sich der Blonde über den Ex- Bassisten, aber der bemerkte ihn gar nicht. „Der ist halt richtig im Urlaub.“, kam es von Klaha, der etwas misstrauisch auf das ruhige Wasser zuging, ein Stück in es watete und stehen blieb als er bis zu den Knien im Wasser stand. „Hey, warte! Ich will auch!“ Schnell folgte Közi dem Anderen, sprang neben diesem ins Meer und tauchte ein wenig, nur um dann eilig aufzutauchen und sich über die Augen zu reiben. „Doofes Salzwasser!“, grummelte er noch, bevor sich Klaha auf ihn warf. „Übertreibt es nicht!“, rief ihnen noch Mana zu, der sich dann neben Yu~ki setzte. Dieser rührte sich trotz des Geschreis noch immer nicht. „Daddy, Daddy, wach auf!“ Irgendjemand stand neben ihm, zog drängelnd an seinem Arm. „Daddy!!“ Das Drängeln wurde lauter. „Ja, ich mach ja schon.“ Damit öffnete Yu~ki die Augen. Er befand sich nicht mehr an dem Strand. Er lag in einem alten, verdreckten Bett, das jeden Moment unter seinem Gewicht nachzugeben schien. „Darf ich zu Mane gehen? Bitte!“, bettelte das kleine Mädchen, welches aufgeregt vor ihm herumsprang und weiter an seinem Arm zog. Wo war er hier? Wer war dieses Kind? „Yumi, du weißt es ist gefährlich draußen...“ Verblüfft sah er die Kleine an, sie reagierte auf den Namen, denn nun sah sie ihn schmollend an. Und warum hatte er das gesagt? Er wusste doch überhaupt nicht wo er war, um was es ging. Und dieses Kind... Yumi. So wollte er doch seine Tochter nennen, wenn er mal eine bekommen würde. Was sollte das alles? „Aber trotzdem! Er ist doch ganz lieb und passt immer auf mich auf!“ Sie drängelte weiter, zog ihren `Vater` schließlich aus dem morschen Bett. Das gesamte Zimmer sah alt und vermodert aus, wie er feststellte. Scheinbar war er arm... Nein, dieser Mann, der in Wirklichkeit der Vater des Kindes war, der war arm. „Bitte!“ „Yumi- chan...“ Er nahm dieses fremde Mädchen in den Arm, strich über das schwarze Haar. Aus einem Grund: er fühlte sich tatsächlich, als wäre er ihr Vater. Ein warmes Gefühl breitete sich in ihm aus, liebevoll drückte er das Kind an sich. So fühlte man sich also, wenn man sein eigenes Kind im Arm hielt... „Aber Daddy...“, schniefte sie, zog schließlich ihre letzten Register, „Wir gehen doch bloß zum Tempel und spielen da. Dort ist bestimmt keiner.“ Sie sah bettelnd zu ihm hoch. „Na gut. Aber du bist vor Sonnenuntergang wieder hier, hast du gehört?“, gab er nach, nickte leicht. „Oh, danke!!“ Sie umarmte ihn innig, strahlte über das ganze Gesicht. Dann hüpfte sie glücklich aus der Wohnung, wenn man das so bezeichnen konnte. Sofort machte sich große Besorgnis in ihm breit. Er wollte nicht, das sie wegging. Langsam stand er auf, ging `seinem` Kind nach und sah aus der Tür. Sie war schon nicht mehr da, wie er aufseufzend feststellte. Doch kurz darauf kam das Gefühl nur um so stärker wieder, es übernahm schließlich die Oberhand, was ihn aus der Wohnung rennen ließ. „Yumi!“, schrie er durch das kleine Dorf, nervös schaute er sich um, lief dann in den Wald, zu dem Tempel von dem sie gesprochen hatte. Die Nervosität stieg immer mehr, er kam an der Hütte an, keuchte und holte immer wieder tief Luft. „Yumi, wo bist du?“, fragte er, seine Stimme klang brüchig, er fühlte wie Angst sich seinem Zustand hinzufügte. „Da...ddy...“ „Yumi!“ Er rannte das letzte Stück zum Tempel, suchte den Eingang und schrie sobald er in das Innere sehen konnte. Heiße Tränen bildeten sich in seinen Augenwinkeln, während er weiter den Namen seiner Tochter rief. Dann traf ihn wie aus dem Nichts ein Schlag ins Gesicht. Etwas begann auf seine Wange zu schlagen, solang bis er die zusammengekniffenen Augen aufriss. „Yu~ki! Was ist denn los??“ Keuchend starrte er in das Gesicht seines damaligen Leaders, der seinen Oberkörper anhob. Sein Wangen fühlten sich heiß und feucht an, das Gefühl der Angst und des Verlusts war noch nicht abgeklungen. Viel mehr brach er erneut in Tränen aus, presste sein Gesicht an Manas von Stoff überzogene Brust. Heraus brachte er dabei keinen Ton. „Mein Gott, was ist denn nur? Es war doch bloß ein Albtraum...“ Beruhigend streichelte er seinen aufgelösten Freund. Um die Beiden herum standen die Anderen, beobachteten sie erschrocken. „Ich...es war... da war...“, brachte Yu~ki stotternd hervor. Er holte ein paar Mal tief Luft, bevor er sich von wieder von dem Anderen trennte, „Also... da war... ich war der Vater von...Yumi... sie wollte zu irgendeinem Mane gehen und spielen...aber dann bin ich ihr nachgelaufen und... sie war...“ Wieder rannen ihm Tränen über die Wangen. Es war wirklich so gewesen als wäre sein eigenes Kind gestorben. Das Gefühl war so echt... „Mane?“, fragte Mana verwirrt, sah ihn überrascht an. „J- ja... Mane...“, gab er zurück, hatte sich wieder einigermaßen beruhigt. „Was ist denn ein Mane??“, wollte Közi wissen, beugte sich zu den Beiden. „Mane, das ist der irgendein Bekannter von diesem Mädchen.“, erklärte Mana. „Woher... kennst du Yumi?“ Yu~ki sah verwirrt zu dem Anderen hoch. „Gestern Nacht... war sie da. Sie hat mich geweckt und mich nach diesem Mane gefragt. Oder eher sie hat ihn gesucht. Ich dachte sie wäre ein Geist... deswegen hab ich auch nichts gesagt. Und... sie ist gestorben oder...? In deinem Traum.“ „Ja... sie war in dem Tempel...so ein alter, verlassener...“ „Hier im Wald gibt’s einen Tempel.“, warf Gackt leise ein, worauf Klaha zustimmend nickte. „Ich hab ihn auch gesehen.“, fügte er noch hinzu. „Dieses Mädchen... Yumi. Wie sah sie denn aus?“, bohrte der Braunhaarige weiter. „Sie hat lange schwarze Haare und trug einen dreckigen Kimono.“ Mana sah beiläufig zu dem Fragenden. „Ich hab sie auch gesehen... in dem Tempel im Wald.“ Klaha und Közi schauten sich daraufhin unsicher an. „Das heißt... wir werden als nächste von dem Geist heimgesucht?“, kam es kleinlaut von dem Blonden. „Ach was. Das ihr der nicht begegnet seid beweist nur, das es ein dummer Zufall ist.“ Gackt schüttelte den Kopf. So was passierte doch wirklich nur in irgendwelchen Horrorfilmen. „Na hoffen wir’s... ich will die nicht treffen.“ Közi ließ sich nach hinten in den Sand fallen. „Im Gegensatz zu Mana fahr ich nicht drauf ab, von irgendwelchen Seelen verfolgt zu werden...“ „Ich auch nicht.“, fügte Klaha nickend hinzu. „Jetzt hört auf rumzuspinnen, das Mädchen ist kein Geist. Ich hab sie auch gesehen und tot war sie da nicht.“ Gackt verdrehte die Augen. „Ach, hast du sie angefasst? Ich schon und sie war eiskalt!“, zischte Mana als Antwort, lehnte sich leicht nach vorne. „Ja und? Wen interessiert’s? Vielleicht hast du ja Hallus oder geträumt!“ „Ich habe keine Hallus! Nur weil ich nicht so ein ignoranter, arroganter-“ „Ist gut jetzt!“, kam es laut von Yu~ki. Die Beiden hatten nicht bemerkt, das sich dieser wieder von dem Traum größtenteils erholt und aufgerichtet hatte. „Hört auf, euch wegen so was zu streiten! Könnt ihr nicht einmal ein andere Meinung haben, ohne den Anderen gleich anzumeckern?“ Damit stand er auf, ließ die Vier sitzen und stapfte den Weg zu der Holztreppe hoch, um in dem Haus zu verschwinden. „Der ist aber mies drauf...“, flüsterte Közi, sah dem Älteren erschrocken nach. „Kein Wunder...erst träumt er ein eigenes Kind zu haben, wo er sich doch so gern eins wünscht und das stirbt dann. Ist doch scheiße...“ Auch Klaha erhob sich vom Boden, wollte ihm folgen, wurde aber von Mana an der Hand gepackt und leicht zurückgezogen. Als er zu dem Schwarzhaarigen sah schüttelte dieser den Kopf. „Lass ihn mal... und überhaupt müssten wir uns entschuldigen. Aber ich denke, er will jetzt erst mal seine Ruhe.“ „Okay...Und... was machen wir jetzt?“ Seufzend ließ sich Klaha wieder in den Sand fallen. „...Wie wär’s mit schwimmen? Deswegen sind wir schließlich hier.“ Mana stand auf, klopfte sich die Sandkörnchen von dem Rock. „Kommst du auch mit rein??“ Közi tat es ihm gleich. „Ein Stück...ja...“ Er nickte leicht, ging auf das Meer zu, hob den Rock bis knapp über das Knie und watete in das Meerwasser. „Hol doch deinen Malice- rock, der ist kürzer. Oder gleich das Lackzeug von damals, dann kannst du damit schwimmen.“ Der Blonde folgte ihm grinsend. Klaha tappste ebenfalls hinter ihnen her. Gackt sah ihnen nur desinteressiert nach, legte sich dann wieder auf sein Handtuch. Mana reagierte nicht auf den Spruch, sein Blick war starr auf den Meerboden gerichtet, den man perfekt sehen konnte, da das Wasser so hell war. Was er suchte fand er auch nicht. Nicht einmal, nachdem er mehrere Meter in das Meer gewatet war. Mittlerweile reichte es ihm bis zu den Oberschenkeln, auch der Rock war ein wenig nass geworden. „Sicher das du gestern in was reingetreten bist? Hier ist nämlich nichts.“, rief er zum Strand, zuckte erschrocken zusammen, als Közi genau neben ihm auftauchte und „Hä?“ fragte. „Na du hast dir doch den Fuß aufgeschnitten. Ich frag mich nur woran.“ Er richtete den Blick wieder auf die ruhige, glatte Oberfläche. „Keine Ahnung, vielleicht wars ja auch ein Krebs oder so...“ Der Blonde zuckte mit den Schultern. „Krebse? Hier?“ „Ach, is doch egal, weh tut’s nicht mehr und damit hats sich doch erledigt.“ Daraufhin fühlte der Schwarzhaarige wie zwei Arme ihn nach oben zogen, hin und her schwangen und zuletzt ins Meer warfen. Prustend tauchte er wieder auf, starrte seinen Freund böse an. „Wie kannst du es wagen???“ Wieder griff er nach dem Rock, zog ihn nach oben, aber nicht um ihn vor dem Wasser zu schützen, sondern weil in dieser sonst beim rennen behindert hätte. Sofort drehte sich Közi weg, hastete lachend aus dem Meer, um Manas Zorn für eine Weile zu entfliehen. Allerdings kam er nicht weit, denn Klaha packte ihn am Bauch, hielt ihn eisern fest und wartete bis die wütende Diva zum ausüben der Rache eingetroffen war. „Komm schon... Na los...“ Nervös wippte Yu~ki mit seinem Fuß auf und ab, wartete bis der an der Anderen Leitung endlich abnahm. Aber wie schon bei den Drei Versuchen zuvor passierte gar nichts. Es sprang nur mal wieder die Mailbox an. „Herr Gott! Wo bist du denn??“ Er stützte tief durchatmend den Kopf auf seinen Händen ab. Warum nur ging sie nicht an ihr Handy? Sie hatte ihm doch noch versprochen es immer anzulassen, falls irgendetwas war. Er wollte doch nur mit ihr reden... Seufzend legte er das Handy beiseite, starrte auf das kleine Foto einer schwarzhaarigen Frau, die ihn freundlich auf ihre kindliche Weise anlächelte. Aber warum musste sie gerade SO aussehen? Es war ihm erst im Nachhinein aufgefallen, wie viel Ähnlichkeit Yumi mit Nanami hatte. Ein Punkt, der ihn nicht sehr beruhigte. Leise stöhnend rieb er sich über seine Schläfen, griff dann nochmals zu seinem Mobiltelefon und wählte die Nummer seiner Freundin. Nach fünf Minuten ertönte ihre klare Stimme, kicherte kurz und flötete: „Hey everybody! Ich bin zur zeit nicht erreichbar~, versuch’s nachher noch mal!“ Es folgte ein leises piepsen. „Hey... Schatz ich versuch dich die ganze Zeit anzurufen... ruf bitte zurück, wenn du das hörst, okay? Bai, Ai shiteru.“ Damit legte er auf, ließ den Kopf auf die Tischplatte sinken. „Wo bist du denn nur?“ Leise schniefte er. Er wollte nach Hause... Aber er würde sie ja sowieso nicht sehen, da sie momentan bei ihrer Schwester auf Hokkaido war. Yu~ki drehte den Kopf, sah zur Seite, an die Wand, die plötzlich stumm und kahl wirkte. Wieder kam das Mädchen in seine Gedanken. Yumi... Er erhob sich, überlegte kurz und stand dann langsam auf. Und jetzt schien er zu verstehen. Sie war ein Geist, der vorhin beim schlafen wohl in ihn gefahren war, worauf er ihre Erinnerungen sehen konnte. Auch wenn es eher die ihres richtigen Vaters waren... Er wand sich um, schritt aus der Küche, durch die Halle und wieder aus dem Haus. Die Drei, die im Meer spielten bemerkten ihn gar nicht, während er langsam auf Gackt zuging, ihm auf die Schulter klopfte. Sofort öffneten sich diese und er schaute müde in das Gesicht des Anderen. „Was denn?“, fragte er noch halb gähnend. „Zeig mir bitte den Tempel im Wald.“, antwortete er, wartete bis Gackt aufstand. Dieser atmete einmal tief durch, stellte sich auf seine Beine und rieb sich kurz über die Schläfen. „Was willst du denn da? Deinen Geist jagen?“ Er grinste leicht. „Ich möchte für sie beten.“, war das einzige was Yu~ki darauf erwiderte. Der Braunhaarige zuckte mit den Schultern, dann ging er ein Stück voraus, zum Wald. Der Andere folgte ihm sofort. Schweigend liefen sie durch das Waldstück, bis sie schließlich an dem kleinen, vermoderten Tempel ankamen. „Hier.“ Damit blieb Gackt stehen, beobachtete Yu~ki dabei, wie dieser langsam um die Hütte herumging, den Eingang suchte. „Oh mein... Gackt, komm mal her!“, rief der aufgeregt, als er in das Innere sehen konnte. „Was denn?“ Er verdrehte die Augen, ging zu dem Anderen und auch ihm stockte der Atem. „Glaubst du immer noch, das wir spinnen?“, kam es aufgebracht von Yu~ki, der sich wegdrehte und eine Hand auf den Mund presste. Auf dem Holzboden lag ein junger Mann, der den Gackt noch gestern gesehen hatte, die Augen waren weit aufgerissen, direkt auf ihn gerichtet. Blut quoll aus dessen Mund, sowie aus den zahlreichen Wunden, die seinen Körper zierten. Ein paar Körperteile fehlten entweder oder waren verdreht, etwas Muskelgewebe bedeckte den Boden. „Gott... wer macht denn... so was?“ Der Jüngere beugte sich ein Stück nach unten, musterte genau das geschundene Gesicht. Und stolperte plötzlich schreiend aus der Hütte, stieß dabei gegen Yu~ki und riss diesen mit sich auf den Boden. „Was ist denn?“ Verwirrt starrte er Gackt an, der panisch nach hinten rutschte. „Der- der lebt noch!!“, presste er hervor. „So ein Quatsch, der kann gar nicht mehr leben, das ist unmöglich!“ Yu~ki stand wieder auf, zog den Sitzenden auf seine Beine, wobei er ihn aber festhalten musste, da dieser erneut drohte umzukippen. „Der hat sich bewegt! Ich schwör’s!! Ich will sofort weg von hier, kapiert?? Bleib doch da, wenn du willst!“ Damit riss er sich los, rannte einfach über den Weg davon, über den sie gekommen waren. Der Andere blieb stehen, warf einen kurzen Blick zu der Öffnung, um festzustellen das sich eine Hand, wenn man das noch so nennen durfte, in das morsche Holz krallte. Grund genug für ihn es Gackt gleichzutun und so schnell wie möglich wieder zurück zu dem Haus zu kommen. Als er dort ankam, konnte er sehen wie die Anderen bei dem aufgelösten Gackt standen, ihn fragend musterten. „Wir müssen zurück! Hier stimmt irgendwas nicht!“, brachte der Vocal schließlich hervor, nachdem er ein paar mal tief durchgeatmet hatte. Auch Yu~ki kam jetzt neben ihnen zum stehen, nickte nur abgehackt. „Ach was.“ Die Beiden starrten geschockt zu Mana, von dem dies gekommen war. „Das war ein Geist, die können Menschen nicht verletzen.“ Er schüttelte den Kopf, sah die Beiden ernst an. „Und schon mal daran gedacht, dass uns jemand ärgern will?“ „Ja, stimmt. Wie zu Halloween oder so.“ Közi nickte zustimmend. „Das sah aber nicht so als, als ob es nur ein Scherz war!“, schrie der Braunhaarige schon fast, „Bleibt doch hier wenn ihr wollt, ich gehe jedenfalls!“ Damit schubste er Klaha zur Seite, stapfte hoch zum Haus und betrat dieses. „Glaubst du auch, das es echt war?“ Mana sah zu Yu~ki, der ihn an der Hand packte, sich umdrehte und wieder in Richtung Wald ging. „Ich zeig’s dir.“ Klaha und Közi folgten den Beiden zögernd. „...Das...“ Yu~ki setzte vorsichtig einen Fuß in das Innere. Der Tempel war vollkommen leer, kein toter Junge, kein Blut oder irgendwelche Innerein am Boden. Nur der Staub, der sich die letzten Jahre hier abgesetzt hatte. „Siehst du, es waren Geister. Sie sind schon wieder verschwunden.“ Mana betrat ebenfalls den Tempel, schritt durch ihn und sah sich alles an. „Und nebenbei ist mir auch jemand eingefallen, der uns einen Schreck einjagen möchte.“ „Ach, und wer?“ Klaha sah sich nur von draußen die Hütte an. „Na unser netter Fahrer. Habt ihr den schon vergessen. Wahrscheinlich hat der immer so dreckig gegrinst, weil er weiß, das er jetzt wieder ein wenig Spaß haben würde. Weil sich ein paar Gutgläubige ein Ferienhaus in seiner Nähe gemietet haben. Er wusste das mit den Irrlichtern ja auch. Also worüber macht ihr euch sorgen?“ Nachdem er stoppte wand er den Kopf nach hinten, sah zu Yu~ki, der noch immer den Boden absuchte. Dieser schaute langsam zu dem Schwarzhaarigen. Er musste sich eingestehen, dass das was Mana sagte irgendwie logisch klang... „Ja...wahrscheinlich hast du Recht...“, flüsterte er, verließ die Hütte wieder. „Danke.“, murmelte Mana, folgte ihm zurück auf den Waldweg, „Gehen wir jetzt zurück?“ Yu~ki nickte schweigend, ging wieder voraus, den Weg zum dem Haus zurück. „Klaha?“ Közi stupste ihn vorsichtig an, wartete bis dieser reagiert. „Hai?“ Der Angesprochene erwiderte den unsicheren Blick, des Anderen. „Wir haben immer noch nichts von denen gesehen...“, brachte der leise hervor. „Ich weiß... nicht gerade ein tolles Gefühl...“ „Und... Yu~ki und Gackt haben eine Leiche gesehen, was zeigt der Geist denn dann erst uns? Ich will das nicht...“ Közi wandte den Kopf ab, starrte auf den Waldboden vor seinen Füßen. „Pennst du bei mir, oder ich bei dir?“, fragte Klaha, nach ein paar Minuten des Schweigens. „Ich bei dir.“, beschloss der Blonde, worauf wieder Stille herrschte. Als sie wieder bei dem Ferienhaus ankamen, entdeckten sie Gackt, der sich in den Sand gesetzt und den Kopf auf seinen Armen abgelegt hatte. „Ich dachte du wolltest weg.“ Mana ging langsam auf ihn zu, betrachtete den Rücken des Sitzenden. Dieser hob darauf den Kopf, sah den Schwarzhaarigen mit einem emotionslosen Blick an. „Geht nicht, die Leitungen sind tot, Handy hat keinen Empfang und es würde Stunden dauern bis ich wieder in Shimanto bin...Mal ganz davon abgesehen weiß ich nicht mal wie ich vom Waldrand aus zurücksoll. Demnach muss ich jawohl hier bleiben.“ Er starrte wieder auf den Boden. „Hm. Dann könntest du dir mal Zeit nehmen und über alles nachdenken, vielleicht kommst du dann auch darauf, das alles nur ein dummer Witz von unserem Taxi ist.“ Mana drehte sich von ihm weg, konnte so den verächtlichen Blick den ihm dieser zuwarf nicht sehen. „Ist ja super, das du für alles eine Erklärung hast. Bin schon gespannt was du sagst, wenn wir alle sterben.“, knurrte Gackt, starrte wieder auf das Meer. „Hier stirbt niemand. Ich sage nur wie es ist!“ Der Schwarzhaarige blieb wieder stehen, sah drohend zu dem Sitzenden. „Ach, und woher willst du das wissen?? Ach, nein, Mana- sama weiß ja alles!“ Auch der Andere wandte sich wieder um, erwiderte den Blick. „Vielleicht hab ich ja gar nicht recht, aber ich rede hier wenigstens niemandem ein, das jemand sterben würde!“ Unsicher beobachteten die außenstehenden Drei die Szene, wollten eingreifen, ließen es dann aber doch lieber. „Ach, dann lügst du sie an?? Was bringt das?“ „Ich lüge sie nicht an! Was hast du eigentlich für ein Problem??“ Die Stimmen der Beiden wurden lauter, schließlich schreien sie sich aus knapper Entfernung her an. „Du bringst sie um!!“ „Sei endlich still!“ Mana ging bedrohlich auf den Anderen zu, hob bereits die Faust. „Hört auf jetzt!!“ Közi stellte sich vor seinen Freund, schob ihn nach hinten, weg von Gackt. „Was bringt das Gezoffe denn bitte? Beruhigt euch doch...“ Flehend sah er ihn an. Mana zuckte darauf zusammen, schaute zur Seite. „Gomen...“, flüsterte er noch. Klaha nahm Gackts Arm, zog ihn ein Stück zu sich, flüsterte auch diesem zu, dass er sich lieber etwas beruhigen sollte. Der nickte knapp. „Tja... jetzt ist es doch egal, was wer von uns denkt. Wir müssen sowieso hier bleiben...“, flüsterte Yu~ki noch, der etwas abseits stand. „Irgendwie... ist das eine Prüfung.“ Klaha öffnete die Augen, schaute auf den Boden, auf dem Közi ausgestreckt lag und scheinbar an die Decke starrte. „Wie meinst du das?“, fragte der auf dem Bett verwirrt. „Naja, das ist die Rache dafür das ich, wenn wir alle zusammen Horrorfilme gesehen haben ich euch verarscht hab.“ Klaha verdrehte die Augen. Er wusste das auch der Blonde jetzt zurückdachte, denn ein unterdrücktes Kichern war zu hören. „Du bist echt ein Arsch.“, kam es noch murrend von dem Vocal, nachdem er sich umdrehte und den Anderen ignorierte. „Hey, gomen... Aber... besser als wenn ich dir jetzt was vorheule wie furchtbar unsre Situation hier ist, oder?“ Er stand auf, legte den Oberkörper auf den Bettrand und schaute den Liegenden lieb an. „Hm.“ „Ach ko~mm. Sei doch nicht so.“ Klaha fühlte eine warme Hand auf seiner Schulter. „Weißt du was das beste in so einer Situation ist?“, fügte der Blonde hinzu, verstärkte den Druck auf den Anderen leicht. „Kannst du nicht einfach schlafen?“, grummelte der nur, zog sich weiter an die Wand zurück. „Darf ich zu dir ins Bett?“ Klaha stöhnte. Wie konnte ein einzelner, erwachsener wohlgemerkt, Mann so nervig und kindisch sein? Als Antwort, und um endlich Ruhe zu haben, rutschte er noch weiter in Richtung Wand um dem Anderen Platz zu machen. Doch hinter sich spürte er nicht wie sich die Matratze senkte. Fragend drehte er sich um. „Közi?“ Der saß zwar neben dem Bett, reagierte aber nicht. Er hatte den Kopf leicht gesenkt, die Augen auf einen fiktiven Punkt gerichtet, als versuchte er einen bestimmten Ton unter Tausenden herauszuhören. „Ist was?“, fragte Klaha erneut, setzte sich auf. „Ich höre jemanden Schreien.“, gab der knapp zurück. „Was?“ „Hier schreit irgendwo einer...“ Der Blonde hob den Kopf, schaute den Anderen mit einem leicht panischen Blick an. „Jetzt sind wir dran...“ „So ein Quatsch. Und ich höre überhaupt nichts. Komm ins Bett, oder schlaf auf dem Boden.“ Sagte er, glaubte es aber selbst nicht. Er griff nach Közis Arm, versuchte ihn auf das Bett zu ziehen, doch der stemmte sich gegen ihn. Demzufolge landete Klaha nach einer Weile neben dem Stärkeren auf dem Boden. „Jetzt hör doch mal hin... Meinst du ich hab Hallus?“ Közi sah wieder von ihm weg, zu seinem fiktiven Punkt auf dem Boden. „Hallus nicht, aber wahrscheinlich verarscht du mich jetzt und lachst mich nachher aus.“ Erneut glaubte er seinen eigenen Worten nicht, er flehte, dass es trotzdem seiner Vorstellung entsprach. Und plötzlich hörte auch er es. Ein dumpfes, gequältes Schreien. „Und... was machen wir jetzt?“, fragte er leise, worauf ihn der Andere anblickte, dann leicht nickte. „Sollen wir hier bleiben, es suchen, oder den Anderen Bescheid sagen?“ Das Geräusch wurde lauter, immer unerträglicher. Es kam näher, sofort glitt der Blick des Blonden zur Tür. „Das ist hier wie in einem beschissenen Horrorfilm...“, murmelte Klaha, stieg endgültig aus dem Bett und blieb neben dem Sitzenden stehen. „Weißt du eigentlich, dass die in den Horrorfilmen das auch immer sagen?“ Er grinste schief. „So, suchen brauchen wir es jetzt auch nicht mehr.“ Ein Kratzen ertönte an der Tür, das Schreien hatte sich zu einem Grollen entwickelt, ein seltsames, undefinierbares Gurgeln. „Was machst du?“ Klaha griff nach der Hand Közis, als dieser ebenfalls aufgestanden war, in Richtung Tür ging. „Ich will wissen was das ist...“ Damit riss er sich los, ging auf das bearbeitete Holz zu. Und irgendwie wurde er das Gefühl nicht los, dass er im Begriff war etwas dummes zu tun. Wobei, das Gefühl hatte er öfters... Kälte schoss durch seine Finger, die sich auf das kühle Metall der Klinke legten. Hinter sich hörte er, wie Klaha weg rutschte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)