Risveglio Interno von LadyArgentum (-Inneres Erwachen-) ================================================================================ Kapitel 1: The Beginning of Eternity ------------------------------------ Risveglio Interno -Inneres Erwachen- ~Kapitel 1~ The Beginning of Eternity Stille. Totenstille. Dann plötzlich. Ein gellender Schrei. Aufgeschreckt flogen die Raben mit empörendem Gekrächze aus den nahe am Gemäuer liegenden Bäumen, in denen sie es sich zur Nacht bequem gemacht hatten, und stoben wie wild auseinander, um sich einen ruhigeren Platz im nicht weit entfernten Wald zu suchen. Doch nicht nur sie waren durch dieses störende Geräusch aufgewacht. Auch ein Junge saß nun kerzengerade in seinem Bett und schaute sich mit großen Augen in seinem Zimmer um. Verwirrt schlug er die Bettdecke seines großen Himmelbettes zurück und stand auf. Nun herrschte wieder das wohlbekannte Schweigen. Ein Schweigen der Toten... Mit nackten Füßen, die ein leises, tapsendes Geräusch auf dem kalten Steinboden erzeugten, bewegte er sich auf seine Zimmertür zu. Durch das nicht zugezogene Fenster schien sanft das Mondeslicht und hüllte den Raum in einen leicht schummrigen Schein. Ein Klack und schon war die Tür geöffnet. Vorsichtig steckte der Junge seinen Kopf durch den Spalt, doch auch nur um kurz darauf gänzlich hinaus zu treten. Kurz überlegt, dann wusste er auch schon, wo er hin wollte. Wie er seinen Vater kannte, saß er wie fast jeden Abend gemütlich im Kaminzimmer vor einem prasselnden, mollig warmen Feuer und las bis spät in die Nacht hinein seine Bücher. Bei dem Gedanken an die Wärme beschleunigten sich die Schritte des Jungen, wobei sich ein kleines Lächeln auf seine Lippen legte. Ja, er liebte es dort zu sitzen neben seinem Vater und seiner Mutter, die ihm meist etwas aus einem der zahlreichen Bücher vorlas. Vielleicht tat sie es auch dieses Mal... Wie einen Lichtschein leitete ihn diese Hoffnung, führte ihn durch die düsteren Gänge, die nur durch wenige Kerzen erleuchtet wurden. Doch der Junge brauchte kein Licht, er kannte den Weg auch so, war er ihn doch schon unzählige Male hoch und runter gegangen. Immer schneller wurden seine Schritte, sodass die Geräusche dieser immer lauter wurden, von den Wänden widerhallten, bis er schließlich rannte. „Mama! Mama!“, rief er fröhlich, bevor er die Tür zum Kaminzimmer mit einem breiten Lächeln öffnetet und eintrat. Doch wurde er enttäuscht. Keine Menschenseele war anwesend. Auch das wärmende Feuer war nicht an. Kalt und dunkel lag der Kamin vor. Und genauso abweisend erschien das gesamte Zimmer. Verwirrt schaute sich der Junge um. Er war sich sicher gewesen hier jemanden vorzufinden. Etwas geknickt wollte er schon umkehren, als er eine Hand auf seiner Schulter spürte. Kühl und kräftig lag sie dort und hinderte ihn an seiner Tat. Ein Blick nach oben zeigte ihm, dass es sein Vater war. Seine Augen, die so tiefgründig waren, so voller Weisheit, doch leicht getrübt durch unendliche Trauer und Schmerz, ruhten auf ihm. „Was machst du hier, mein Sohn? Solltest du nicht im Bett liegen und schlafen?“, fragte er ihn. „Mich hat etwas geweckt und dann dachte ich mir, dass Mutter vielleicht hier ist. Sie liest mir doch sonst immer eine Geschichte vor, wenn ich nicht schlafen kann...“ „Deine Mutter ist auf ihrem Zimmer. Es geht ihr nicht gut. Sie braucht ein wenig Ruhe.“ „Warum, ist sie krank...? Heute Morgen ging es ihr noch gut. Das kann gar nicht sein“, erwiderte der Junge mit einem trotzigen Blick. „Der Tag war stressig für sie. Morgen geht es ihr wieder besser. Versprochen!“, versicherte ihm sein Vater mit etwas Nachdruck. „Nun komm. Ich bring dich zurück auf dein Zimmer.“ Dabei verstärkte er den Druck auf die Schulter seines Sohnes und schob ihn vorwärts in Richtung Tür. Doch der Junge schien mit der Situation nicht ganz einverstanden zu sein. „Morgen? So schlecht kann es ihr doch gar nicht gehen. Ich will so gerne jetzt eine Geschichte hören!“ „Dann lass dir eine von Kokoul vorlesen.“ Langsam aber sicher ging dem Schlossbesitzer sein Sohn auf die Nerven, was er deutlich in seinem Unterton zeigte, doch schien sich sein Gegenüber nicht davon beirren zu lassen. Warum konnte er sich nicht mal seinem Alter entsprechend verhalten? Hatten sie ihn zu sehr verwöhnt? „Aber bei Kokoul versteht man doch kein Wort. Der kann doch gar nicht richtig reden, geschweige denn lesen!“ „Dann wirst du wohl oder übel doch bis zum nächsten Tag warten müssen...“ „Nein! Ich will jetzt eine hören! Ich will-“ „Herbert!“ Der Geduldsfaden seines Vaters war nun endgültig gerissen. „Du gehst jetzt gefälligst auf dein Zimmer und wehe dir, wenn ich dich vor morgen früh noch einmal außerhalb von diesem sehe!“ Damit zog er die sich windende und meckernde Gestalt hinter sich her zu dessen Schlafgemach. Noch ein warnender und recht entnervter Blick, dann war der Graf wieder verschwunden. Schmollend setzte sich Herbert im Schneidersitz auf sein Bett und starrte an die gegenüberliegende Wand. Wieso war sein Vater nur wieder so aufgebracht? Er wollte doch nur eine Geschichte hören, um besser einschlafen zu können. Es war schließlich nicht seine Schuld, dass ihn dieser Krach geweckt hatte. Dieses Geräusch… Es hatte sich wie ein Schrei angehört... Ja, ein Schrei, verzehrt und schmerzvoll. Sofort hatte Herbert auch schon einen Verdächtigen. Kokoul! Niemand anderen außer ihn kannte er, der solch unmenschliche Geräusche mitten in der Nacht von sich gab. Ja, Kokoul war schuldig und Herbert unschuldig! Mit dieser für den Jungen in Stein gemeißelten Meinung saß er nun da, die Arme vor der Brust verschränkt. Doch was brachte ihm diese Erkenntnis? Er überlegte kurz. Im Grunde nichts, denn einschlafen konnte er jetzt genauso wenig wie vor zwei Minuten; hellwach war er nun. Und ohne die nötigen Mittel würde sich in den nächsten Stunden auch nichts mehr daran ändern. Somit beschloss er noch einmal zu versuchen seine Mutter zu finden… oder wenigstens Kokoul damit er ihm die Leviten lesen konnte. Vielleicht würde er ja von dessen Gebrabbel müde werden. Einen Versuch war es jedenfalls wert. Mit einem recht entschlossenen Gesichtsausdruck sprang er nun vom Bett auf. Doch als er die Hand auf die Klinke der Tür legte, spürte er wieder seines Vaters stechende Blicke. Diesen bzw. dessen Warnung hatte er schon längst wieder vergessen, kam sie jedoch genau in diesem Moment wieder in sein Gedächtnis zurück. Einen Augenblick zögerte er noch, dann lugte er nach draußen. Wie erhofft war der Gang dunkel und leer, doch konnte man nie vorsichtig genug sein, im Dunkeln lauerten oft viele Gefahren – zu denen Herbert den Schlossherrn sowie seinen Diener oftmals dazuzählte. So leise er konnte, schlich Herbert nun in die entgegen gesetzte Richtung als bei seinem Ausflug zuvor. Doch wie sich nach kurzer Zeit herausstellte, schien Breda von Krolock seinen Sohn doch nicht unbewacht gelassen zu haben. Vertrauen, das wusste Breda, konnte man dem Jungen in solchen Angelegenheiten einfach nicht schenken. Somit hatte er ihren Diener beauftragt, ein Auge oder besser zwei auf den Sprössling zu werfen. Und dies wohl auch begründet. „Hey Kokoul…“ Leicht angeekelt und misstrauisch wich Herbert einige Schritte zurück. Jedoch ohne Erfolg, denn das bucklige und leicht hinkende Wesen näherte sich ihm in genau demselben Moment. Dabei brabbelte es etwas vor sich hin, das sich lediglich wie nasale und grunzende Laute anhörte. Wie konnten seine Eltern dies nur verstehen?! Noch einmal hörte er genau hin, versuchte einige Wortfetzen aufzuschnappen. Mit viel Phantasie konnte man die Worte Bett, Zimmer und Herr erkennen, doch auch ohne dieses krampfhafte Verstehen wusste Herbert nur zu genau, was der nun breit grinsende und dabei schiefe, vergammelte Zähne entblößende Schlossdiener ihm mitteilen wollte. Die einzige Frage, die er sich jedoch in diesem Augenblick stellte, war jene, wie er sich dieser Zwickmühle entziehen konnte. Kokoul war jemand, der seine Aufgaben gezielt verfolgte, schließlich wollte er nicht den Zorn der Familie von Krolock auf sich ziehen. Und nun hieß der Befehl nun einmal, den Sprössling der von Krolocks daran zu hindern aus seinem Schlafgemach zu entfliehen, was für jeden ein eindeutiger Befehl sein sollte, der auszuführen recht einfach war. Wie sollte man also das Gegenteil davon erreichen? „Ich kann nicht schlafen und verspüre nun einen leichten Hunger. Geh doch bitte in die Küche und mach mir etwas zu essen“, versuchte er den beherrschten Ton seines Vaters nachzuahmen, dem zu widersprechen man sich nur selten traute, während er mit der Hand eine Geste in Richtung Küche machte. Als Antwort erntete er jedoch wieder nur Gegrunze, was ihm langsam ein wenig lästig wurde. „Ja, ja. Danach geh ich gleich wieder in mein Zimmer.“ Dass er daran nicht eine Sekunde lang dachte, konnte man ihm jedoch nicht ansehen. Eine Fähigkeit, die er schon viele Male missbraucht und was seinem Vater das Vertrauen ihm gegenüber genommen hatte. Kokoul, der der gesamten Familie diente, drehte sich nach kurzer Zeit dann doch um und bedeutete dem Grafensohn ihm zu folgen. Etwas erstaunt folgte dieser dem Hinkenden, darauf bedacht im erstbesten Moment zu verschwinden. Praktischerweise war der Weg zur Küche derselbe, wie jener zum Schlafgemach seiner Eltern. Das Schlimmste, was ihm dann nur noch passieren konnte, war, dass sich sein Vater dort befand, um sich um seine Frau zu kümmern. Doch dieses Risiko wollte der Junge einfach eingehen, was konnte ihm denn schlimmeres passieren außer Hausarrest? Und so nutzte er, wie sich zuvor errechnet, die Chance, als sich der Buckelige in die Küche begab. Mit einem „Ich werde solange im Essenszimmer warten“, verschwand der Junge in eben diesen Raum und schloss die Tür hinter sich. Schnell und leise, sodass Kokoul nicht misstrauisch werden würde, nahm er einen der um den Tisch verteilten Stühle und klemmte ihn unter die Klinke der Tür, welche sich zum Glück nach innen öffnen ließ. Abgeguckt hatte er sich diesen Trick, von den Jungen aus dem Dorf, denen er manchmal auf seinen Wanderschaften in dieses begegnet war. Um auch keine weitere Zeit zu verlieren, flitzte er zurück auf den düsteren Gang und machte sich auf den Weg zu seinem auserkorenen Ziel. Nur noch wenige Schritte trennten ihn von der Tür. Kurz lauschte er, doch vernahm er keine besorgniserregenden Geräusche aus den Gängen und dem Zimmer. Somit fasste er sich ein Herz, klopfte kurz an und trat ein. Wie die Flure und eigentlich das ganze Schloss war auch dieser Raum unbeleuchtet, seine Augen jedoch hatten sich bereits an die Dunkelheit gewöhnt. Schnell schloss er die Tür und sah sich um. Die schweren Gardinen aus dickem Samtstoff vor dem Fenster waren zugezogen. Und auch der Blick auf das große Himmelbett wurde durch die geschlossenen Vorhänge erschwert. Bei genauerem Hinsehen jedoch konnte man erkennen, dass dort unter der edlen Bettdecke, welche sich durch die Atemzüge leicht hob und senkte, jemand lag. Langsam näherte sich Herbert dieser Person. „Mama?“ Keine Antwort. „Mutter, bist du das?“ Er stand nun genau neben dem Bett, als die schwache Antwort erfolgte: „Her… bert…“ „Wie geht es dir? Vater meinte, du seiest krank…“ „Ja… ja, krank…“ Bei diesen Worten setzte sich die Frau langsam auf und drehte den Kopf in Richtung des Jungen. „Krank… Doch du kannst mir helfen. Willst du mir helfen, Herbert?“ Etwas verwirrt sah der Angesprochene seine Mutter durch den Vorhang an, wobei er nichts weiter als eine schmächtige Silhouette entdeckte. „Ja, natürlich will ich dir helfen. Doch wie?“ „Tritt näher, mein Sohn, ich möchte dich sehen. Mein Herbert. Mein kleiner unschuldiger Herbert.“ Er tat wie ihm geheißen, schob langsam den Stoff beiseite, welcher ihn von der sanften und doch brüchigen Stimme trennte. Die Augen seiner Mutter waren getrübt, doch immer noch so grün wie die Wälder und so blau wie das Meer. Wie gerne versank er in ihnen, ließ sich dahin treiben, während die wohltuende Stimme ihn auf Reisen mitnahm, in Welten, die nur in seiner Phantasie existierten. Auch jetzt konnte er dieser Verlockung nicht widerstehen… Doch dann, wie aus dem Nichts, schnellte eine Hand auf ihn zu, umschloss seinen Hals und drückte zu, sodass der Junge würgend nach Luft ringen musste. Erschrocken und vollkommen irritiert schaute er wieder zu der Person vor sich. Noch immer saß dort seine geliebte Mutter, doch hatte sich etwas an ihr verändert. Ihr sonst so liebevoll wirkendes Gesicht hatte sich in eine Fratze verwandelt, die gierig und blutrünstig auf ihren Sohn stierte. Immer kräftiger wurde der Druck der Hand, immer größer die Angst. Ob nun die vor dem Erstickungstod größer war als jene, was aus seinem Gegenüber geworden war, konnte man nicht genau sagen, doch schienen sie sich einander nicht viel zu nehmen. „Was… tust du da…!“, brachte Herbert nur krächzend zustande. „Du wolltest mir doch helfen.“ Ein kaltes Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus. „Ja, aber…“ „Dann sei still. Sei still und hilf mir!“ Mit diesen Worten grub sie ihre Zähne in den Hals des Kleinen. Und wieder erklang ein Schrei. Ein Schrei, so markerschütternd, so voller Angst und Entsetzen… Dann kehrte die Stille wieder ein. Die Stille, die so schmerzvoll war wie nie zuvor. Was war nur mit diesem Menschen passiert, diesem Wesen, diesem Tier, zu welchem er geworden war? Nur widerwillig hörte Herbert das Schmatzen, spürte das Saugen an seinem Hals, spürte wie sein Blut aus den Adern floss… Nein, dies war nicht mehr seine Mutter. Diese hätte ihm so etwas niemals angetan. Von einer weiteren Welle Schmerz und Benommenheit ergriffen, drückte er mit aller Kraft gegen den anderen Körper und schubste ihn von sich weg, zurück auf das Bett. Kurz wankte er, doch dann fing er sich wieder. Langsam hob er seinen Blick. Vor ihm stand grinsend und dabei lange Eckzähne entblößend eine wahre Blutgräfin. Ihr Mund und ihre Hände, die sie teilweise an ihrem Nachthemd abgewischt hatte, waren rot und verschmiert. Doch Zeit darüber nachzudenken blieb ihm nicht, denn schon musste der Junge einer erneuten Attacke ausweichen, die beide zu Fall brachte. Immer mehr spürte er, wie der Lebenshauch aus seinem Körper gezogen wurde, zu viel Blut hatte er verloren. „Mama…“, flüsterte Herbert mit leiser Stimme. Nur dieses eine Wort. Doch schien genau dieses in jenem Moment Welten zu bewegen. Die Augen seiner Mutter klärten sich und als sie den zitternden, blutverschmierten Jungen vor sich hocken sah, da begann sie zu weinen. „Herbert. Mein kleiner Herbert“, schluchzte sie. „Komm her, mein Sohn, komm her.“ Und Herbert reagierte. Langsam kroch er auf sie zu. Und sie nahm ihn in den Arm, wie sie es immer schon getan hatte. Ganz nah waren sie sich, konnten einander berühren, spürten die Wärme des jeweils anderen… rochen das noch frische Blut! Dann biss sie erneut zu. Wie ein Raubtier. Ihr Verstand setzte völlig aus. Nur noch ihre animalischen Instinkte trieben sie voran. Schnell und gierig trank sie weiter, konnte nicht mehr aufhören. Wie von Sinnen stillte sie ihren Durst, ließ sich völlig berauschen von dem roten Lebenssaft ihres Sohnes, der nun bitterlich schluchzte und seine Mutter anflehte, ihn doch endlich loszulassen. Mit letzter Kraft griff der Junge um sich, bekam einen länglichen Gegenstand zu fassen und rammte ihn aus reinem Instinkt in den Körper über sich. Ein überraschter Aufschrei, ein Zucken, ein Keuchen, ein Atemzug, ein weiterer… Dann war es vorbei. Und in Herbert brach in diesem Moment eine Welt zusammen. Kurz wischte er sich mit zitternden Händen übers Gesicht, versuchte Tränen und Blut gleichermaßen zu beseitigen. Doch sagte ihm der Ausdruck auf dem Gesicht seines Vaters, dass er es wohl nur noch verschlimmert hatte. Breda von Krolock, der sofort zum Zimmer seiner Frau geeilt war, nachdem sein hinkender Diener endlich zu ihm gefunden und ihm von dem Verhalten seines Sohnes berichtet hatte, verfluchte sich selber in der Sekunde, als er jenes Zimmer betrat und realisierte, was soeben vorgefallen zu sein schien. Er hätte es wissen müssen… Seine Frau, leichenblass, lag tot auf dem Boden neben dem großen Himmelbett. Ihrer beider Sohn, Herbert, hockte daneben. Verzweifelt versuchte er sich zu fassen, zu verstehen, was er soeben getan hatte, während er äußerlich noch schlimmer aussah als die Leiche vor ihm. Langsam bewegte sich der Graf auf den Sprössling zu. Traurig sah er ihn an. Ja, dieses Mal, so hatte er geglaubt, würde alles anders werden. Glücklich war er gewesen mit seiner Familie, doch hatte ihn das Schicksal auch jetzt wieder eingeholt. Das Schicksal, welchem er nun schon jahrhundertelang versuchte zu entfliehen… doch vergebens. Und nun musste er Herbert dies alles beibringen, denn ab diesem Tage würde er ebenfalls ein Leben in der Ewigkeit führen müssen. Unantastbar wird er ihn machen, denn keine Frau sollte ihm jemals wieder so das Herz brechen, wie es seine Mutter getan hatte, wegen keiner Frau sollte der Junge je so leiden müssen, wie es sein Vater jedes Mal tat. Würde er einmal in Versuchung kommen, so wäre auch er verloren, das wusste Breda. Mit ausgestrecktem Arm meinte der sich nun wieder gefasste Graf nur: „Es ist Zeit zu gehen.“ Wie in Trance griff der Angesprochen nach der Hand und ließ sich aus dem Raum geleiten. Ja, was konnte ihm denn schlimmeres passieren außer Hausarrest zu bekommen? Nur am Rande nahm er war, wie Kokoul eintrat und sich am Leichnam zu schaffen machte. Neben all den anderen, die ihr Verderben in diesem Schloss gefunden hatten, sollte er ruhen. Auf ewig. Und noch viel länger. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)