Zum Inhalt der Seite

Life goes on

Titel wird vllt noch abgeändert
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Home sweet home?

„Sieh nur, da ist sein Zug!“ Ein dunkelhaariges Mädchen stand am Bahnsteig und zeigte begeistert auf den einfahrenden ICE. „Pass doch auf, geh nicht zu nah ran..“ Es wurde von einer älteren Frau zurückgezogen. „Mom, ich bin doch keine 12 mehr..“, antwortete sie genervt. „Ach Schatz, das weiß ich doch..“

Mit quietschenden Bremsen kam der Zug zum Stehen. Jede Menge Leute stiegen hastig ein und aus. Die 18jährige versuchte nicht den Überblick zu verlieren.

Als einer der Letzten stieg auch er dann endlich aus. Vor Freude brachte sie einen kleinen Quietscher hervor und rannte auf ihn zu. Grinsend ließ er seine schwere Tasche fallen und fing sie mit offenen Armen auf. Sie drückte sich fest an ihn.

„Bruderherz! Ich bin so froh, dass du wieder da bist!“

„Ich doch auch Kleine..“, erwiderte er leise und ließ sie langsam wieder auf den Boden gleiten. Lächelnd kam nun auch Frau Yagami auf ihn zu. „Hallo mein Großer.“ Sie umarmten sich, als plötzlich sein Magen knurrte. Verschmitzt grinsend strubbelte er sich selbst durch die Haare. Natürlich hatten die anderen Beiden das ganz genau gehört und lachten. „Dann lass uns mal schnell nach Hause fahren, damit mein Junge mal wieder was Ordentliches in den Magen bekommt.“

So liefen sie gemeinsam auf den Parkplatz. „Weißt du was?“ Aufgeregt hüpfte Kari um ihren Bruder herum. „Ich fahr uns nach Hause!“ Verwundert schaute er sie an. „Du? Hast du etwa auch schon deinen Führerschein?“ Sie nickte kichernd und stieg wie selbstverständlich auf die Fahrerseite ein.

Ruckelig fuhr Hikari den Wagen an und Tai beobachtete wie seine Mutter vorsichtshalber nach dem Griff über der Beifahrerseite fasste. „Mom, so schlecht fahr ich auch nicht. Du kannst ruhig loslassen.“, während die Fahrerin dies der Mutter erklärte, achtete sie scheinbar gar nicht mehr auf den Straßenverkehr und kam immer weiter zum Mittelstreifen.

„Pass doch auf!“, rief sie erschrocken. Sogleich richtete Kari endlich wieder ihren Blick auf die Straßen und riss das Lenkrad rum. „Haha.. ist ja noch mal gut gegangen.“ Sie kicherte vor sich hin. Taichi atmete tief durch.

Nach weiterten zahlreichen Manövern und einem total missglückten Parkversuch, nachdem das Fahrzeug zwei Parkbuchten einnahm, waren die Yagamis endlich Zuhause angekommen. „Und?“ Sie blickte ihren Bruder erwartungsvoll an, der gerade seine Tasche aus dem Kofferraum hievte. „Ich bin froh, dass ich diese Fahrt überlebt habe.“ „Tze..“ Sie streckte ihm die Zunge raus und verschwand dann im Haus.
 

Tai wischte sich gerade mit einer Serviette den Mund ab, als es auch schon der Haustür klingelte. Frau Yagami stand auf und öffnete die Tür. Kurze Zeit später kam sie wieder zurück in die Küche im Schlepptau einen blonden, hoch gewachsenen Jungen. „Das war einfach köstlich, Mom.“, lobte Taichi das Essen seiner Mutter.

Kari sprang auf. „Oh hey, mit dir hab ich ja noch gar nicht gerechnet.“ Sie gab ihrem Besucher einen Kuss auf die Wange. „Bin wohl etwas früh dran. Oh hi Taichi. Lang nicht mehr gesehen!“ Er streckte ihm die Hand aus. Der Dunkelhaarige schüttelte diese kurz. „Hey T.K. Wie geht’s? Was macht das Handballspielen?“ „Och läuft ganz gut.“ Er zuckte mit den Schultern. „Jetzt ist ja erstmal Schluss bis zum Herbst.“

„Stimmt…“

„Wir wollen ins Kino, willste mit? Ich fahr auch.“ Sie grinste ihn an. „Bin ich denn lebensmüde? Nein danke.. ich werde noch einen Verdauungsspaziergang machen und mich dann ins Bett hauen.“ „Tze.. wie langweilig. Bis später!“ Und schon waren die beiden Jüngeren verschwunden. Taichi schaute ihnen für einige Augenblicke nach. „Sie ist irgendwie ganz schön erwachsen geworden im letzten Jahr.“, bemerkte er. „Oh ja..“ Seine Mutter seufzte. „Und dickköpfig ist sie dazu auch noch.“ Sie räumte das Geschirr zusammen und er stand auf, um ihr zu helfen. „Ach lass mal. Ich mach das schon.“

„Wie du meinst. Ich bin dann auch noch mal kurz weg.“ „In Ordnung.. viel Spaß.“

Er schnappte sich seine Jacke und ging dann nach draußen. Es war jetzt schon tatsächlich ein ganzes Jahr her, seit er das letzte Mal hier gewesen war. Vor drei Jahren war er ausgezogen. Hatte sich damals so ergeben durch seine Chancen beim Fußball. Gegen den Willen seiner Eltern hatte er die Schule ohne Abschluss verlassen. Bis jetzt bereute er es nicht. Die Sonne versank langsam hinterm Horizont. Ziellos irrte er durch die ihm noch immer so bekannten Straßen. Er kam an verschiedenen Häusern vorbei, einige davon waren ihm nur allzu bekannt. Die Hände hatte er in den Hosentaschen versteckt. Einige Kinder spielten noch auf den Straßen. Na klar.. es waren ja auch Ferien.

Für einige Minuten blieb er vor einem besonderen Haus stehen. Wie immer war in den Festern nichts zu sehen. Als würde gar keiner hier wohnen. Einige Erinnerungen suchten ihn heim, aber er schüttelte schnell den Kopf, um diese zu vertreiben. Es war einfach Zeit loszulassen.
 

Gelangweilt zappte die Blonde durch die verschiedenen Kanäle. „Oh man… nirgendwo läuft was Interessantes.“ Sie gähnte. „Ist doch nichts neues, oder?“, kam die Antwort ihrer besten Freundin aus der Ecke des Wohnzimmers. Sie saß noch fleißig vor ihrer Nähmaschine. Morgen war Abgabetag für ihr Werk. Das rote Haar hatte sie in den letzten Monaten lang wachsen lassen und trug es nun zu einem lockeren Zopf zusammengebunden. „So, ich bin endlich fertig!“ Sie stand auf und hob ihr Werk in die Luft. „Sieht gar nicht mal so schlecht aus.“, bemerkte sie nach eingehender Betrachtung. „Bekommst du bestimmt ne 1 drauf.“ Vorsichtig legte sie das Teil auf die Nähmaschine. „Ich hol mir mal was zu trinken. Willst du auch was?“ „Klar, gerne!“

Mittlerweile wohnten die beiden Freundinnen schon ein Jahr zusammen in dieser kleinen Wohnung. Sie hatten sich an ihre verschiedenen Macken gewöhnt und keiner wollte den anderen missen. Sora kam mit zwei Gläsern und einer Flasche Wasser wieder zurück. „Bitteschön.“ Sie reicht Yoshi das Glas. Diese schaltete noch immer von einem Fernsehkanal zum nächsten. „Moment mal, war das nicht…? Schalt noch mal zurück!“ Im ersten Moment dachte die Rothaarige sich verhört zu haben.

Aber nein. Er war es tatsächlich. Er war im Fernsehen mit seiner Band. Und gerade spielten sie einen ganz bestimmten Song. „Hey, ist das nicht..?“ Die Blonde schnippste aufgeregt mit dem Finger, als wenn ihr dadurch der Name einfallen würde. „Yamato Ishida.“, antwortete sie kurz. „Yeah genau… den meinte ich. Du kennst den doch irgendwie, oder? Also ich bin da früher in der Schule irgendwie nicht mehr durchgestiegen in was für einer Verbindung ihr standet.“

Sora schluckte. Tja… in welcher Verbindung standen die Beiden denn genau? Sie wusste es auch nicht. Es hatte mal eine Zeit gegeben. Da war alles klar gewesen. Nichts musste hinterfragt werden. Bis sie eines Tages… Nein, daran wollte sie nicht denken. Schnell schüttelte sie den Kopf und starrte wieder zum Fernseher. Er saß auf einem Barhocker, hielt seine Gitarre und sang die letzten Zeilen:
 

~You write such pretty words,

But life's no storybook.

Love's an excuse to get hurt.

And to hurt.

Do you like to hurt?~
 

Etwas mehr als drei Jahre war es her, da hatte er begonnen diesen Text zu schreiben. Aber nicht alleine. Eine Freundin hatte ihm geholfen. Damals als alles noch anders war.

Der Song endete mit einem riesigen Applaus.

Er hatte es geschafft. Auch wenn es nur ein Regionalsender war, der seinen Auftritt zeigte, er war auf dem richtigen Weg. Sora freute sich für ihn.

Number exchange

„Bist du endlich soweit Kari?“ „Jaha… gleich…“ Das Dunkelhaarige Mädchen stand vorm Spiegel und versuchte seinen Haaren den letzten Schliff zu geben. „Oh man Tai… meine Haare halten nicht so wie sie sollen…“ Der Bruder seufzte laut. „Du sollst ja auch keinen Schönheitswettbewerb gewinnen. Wir gehen nur ein paar Cocktails trinken.“ Er verschränkte die Arme vor der Brust.

Kichernd kam Kari aus dem Badezimmer. „Ich freu mich doch nur so, dass ich was mit dir unternehmen kann.“ „Ja ja Kleine.. ist schon okay.“

Gemeinsam machten sich die Geschwister auf den Weg zu einer der angesagtesten Cocktailbars. Es war gut voll dort und sie hatten Mühe einen Tisch für sich zu finden. Sie bestellten und Taichi sah sich etwas um. „Also irgendwie hat sich hier kaum verändert.“ „Findest du? Obwohl.. du hast Recht…“

Der Kellner servierte ihnen ihre Cocktails. Kari nah meinen Schluck mit Hilfe des Strohhalms. „Du Tai… da hinten.. da sitzt so ein blondes Mädchen… das guckt hier die ganze Zeit rüber..“ „Mh.. wo?“ Der Dunkelhaarige drehte sich um, aber konnte nicht erkennen, wen Kari meinte, dafür war die Bar einfach zu voll. Seine Schwester kicherte. „Jetzt ist sie rot geworden und versteckt sich hinter ihrer Freundin.“ Er zuckte mit den Schultern. „Vielleicht ging es ja auch um jemand anders.“

So saßen sie gemütlich dort und unterhielten sich über das, was sie in letzter Zeit erlebt hatten. Hikari genoss es, endlich mal wieder etwas mit ihrem Bruder unternehmen zu können. Der Abend schritt voran und plötzlich stand die Blonde, von der Kari vorher gesprochen hatte, an ihrem Tisch. „Hi.. sorry für die Störung.“ Ihre Wangen waren rot verfärbt. Tai drehte sich zu ihr. „Hey..“ und sah sie erwartungsvoll an. „Ich äh…“, nun wusste sie nicht so genau, was sie eigentlich sagen sollte. „Ich- leider geh ich jetzt schon nach Hause. Vielleicht könnten wir uns irgendwann ja mal unverbindlich unterhalten?“ Ihre blauen Augen leuchteten und auf einmal sprudelten die Worte nur so aus ihr heraus. „Ich lass dir mal meine Handynummer da.“ Sie legte einen Zettel auf den Tisch. „Würde mich echt freuen. Schönen Abend noch.“ Und schon war sie abgerauscht. Kari konnte sich ein Lachen nicht mehr verkneifen und Taichi blickte dem Mädchen verwundert hinterher, nahm den Zettel aber an sich.

„Wirst du dich bei ihr melden?“

„Warum nicht? Sie schien ganz nett zu sein.“

„Ja ganz nett… aber fandest du sie auch hübsch?“ Nun war Kari ganz aufgeregt.

Er zuckte mit den Schultern. „Schlecht sah sie ja nicht aus.“ …………
 

Kurz hatten sich die Beiden noch in der Cocktailbar aufgehalten, bis sie gezahlt und sich auf den Weg nach Hause gemacht hatten. Zuhause erwartete sie bereits jemand. Zuerst erkannte ihn Taichi nicht. Schließlich hatte er ihn auch schon lange nicht mehr gesehen. „Davis! Was tust du da?“ Karis Stimme klang schrill. Der Angesprochene erhob sich vom Fußboden. Er hatte hier vor der Haustür auf sie gewartet. Sein Blick wanderte von Kari zu Taichi und wieder zurück. Verlegen kratzte er sich am Hinterkopf. „Ich wollte nur kurz mit dir sprechen.“

„Hier und jetzt? Bist du bescheuert? Geh nach Hause.“ Zielstrebig lief sie auf die Haustür zu und schloss auf. Taichi beobachtete die ganze Szene schweigend. Lange hatte er seine Schwester nicht mehr so angespannt gesehen. Sie betrat das Haus und drehte sich nicht mal mehr zu ihm. Tai, der mittlerweile müde geworden war, sah den Jüngeren mit einem mitleidigen Blick an. „Sorry Kumpel…“ und folgte seiner Schwester nach drinnen. Diese schloss die Tür geräuschvoll.

„Willst du drüber sprechen?“, fragend blickte er sie an. Einige Sekunden dachte sie über seine Worte nach. „Nein, jetzt nicht.“, müde schüttelte sie den Kopf. „Es gibt da auch nicht viel zu erzählen. Er kapiert es nicht, dass ich mit Takeru zusammen bin.“ Sie ging die Treppe nach oben. „Gute Nacht, Tai…“
 

„Oh Gott Sora.. ich hab mich einfach so was von tierisch blamiert. Ich kann bloß froh sein, wenn ich ihm nicht mehr so schnell über den Weg laufe, bis er mich vergessen hat.“ Sora saß auf dem Sessel und schüttelte den Kopf. „Ach was, so schlimm war es ja auch nicht.“

„Aber wenn du doch bloß mitgekommen wärst! Dann hätte ich nicht so total freakig ausgesehen und wir hätten ein Gesprächsthema gehabt. Ihr kennt euch doch schließlich!“ Yoshi, die auf der Couch lag, konnte kaum still halten. Ständig änderte sie ihre Position. „Und seine Schwester erst… oh man.. die konnte sich ein Lachen ja kaum verkneifen.“

„Mach dir da nicht so einen Kopf drum. Vielleicht meldet er sich ja im Laufe der Woche.“ Sora gähnte. „Sorry, ich glaub, ich geh ins Bett.“ Sie war wirklich müde, aber sie hatte auch keine Lust mehr, sich mit ihrer Freundin über Taichi zu unterhalten. „okay, schlaf schön“

Sora schlurfte rüber in ihr Zimmer und legte sich auch wirklich sogleich in ihr Bett.

Er hatte sich verändert. Sah irgendwie erwachsener aus. Was aber natürlich auch kein Wunder war, schließlich hatten sie sich einige Zeit nicht gesehen. Warum musste ihre beste Freundin denn ausgerechnet für ihn schwärmen? Sie starrte an die Decke.

Seit drei Jahren hatten sie kein Wort mehr miteinander gewechselt. Und plötzlich war er wieder da. Es war merkwürdig gewesen, ihn wieder zu sehen. Sie hatte damit irgendwie gar nicht gerechnet. Ob er wohl mit ihr gesprochen hätte, wenn sie mit an seinen Tisch gegangen wäre? Oder hätte er sie ignoriert?

Sie wurde je aus ihren Gedanken gerissen, als plötzlich Yoshi in ihrem Zimmer stand. „Sora! Ich hab eine Sms bekommen!“ Ihre Stimme klang ziemlich aufgeregt und drohte fast sich zu überschlagen, während sie sie vorlas: „Hey du Unbekannte. Bin grad wieder nach Hause gekommen. Vielleicht können wir uns nächste Woche mal treffen? Schlaf gut. Tai“

Damit hatte Sora nicht gerechnet. Zwar hatte sie schon gedacht, dass er sich wirklich bei ihr melden würde, schließlich war ein höflicher Mensch, aber nicht noch am selben Abend. Menschen veränderten sich halt mit der Zeit. „Das freut mich für dich.“

„Oh Gott. Ich bin so aufgeregt. Was soll ich antworten?“ Sie ratterte verschiedene Antwortmöglichkeiten herunter. „Obwohl warte… nein, ich darf ihm erst morgen antworten. Ich muss mich doch interessant machen.“ Sie kicherte. Ihre Freundin verdrehte die Augen. „Okay gute Nacht Sora. Hihi… ich antworte ihm erst morgen. Schlaf gut.“ Und schon war sie wieder abgerauscht und Sora lag hellwach in ihrem Bett. Sie hatte ein komisches Gefühl bei der ganzen Sache.
 

Tai lag währenddessen ebenfalls in seinem Bett. Gerade hatte er die Sms abgeschickt. Die Blonde schien nett gewesen zu sein, deswegen hatte er sich bei ihr gemeldet. Mehr Gedanken hatte er sich bis dahin noch gar nicht darüber gemacht. Vielmehr dachte er über seine Schwester nach. Ob da wirklich nicht mehr dahinter steckte? Davis hatte ziemlich niedergeschlagen ausgesehen. Der arme Kerl. Taichi konnte sich vorstellen, wie er sich fühlte.

Schließlich musste er früher auch einmal miterleben, wie es war, als sein bester Freund mit dem Mädchen zusammenkam, um das Beide gekämpft hatten. So war das Leben. Taichi war damals aber noch etwas jünger gewesen und hatte sich einfach eine andere gesucht. Er seufzte. Verschiedene Erinnerungen und Empfindungen kamen ihm wieder in den Sinn. Dinge über die er eigentlich gar nicht mehr nachdenken wollte. Auch er hatte des Öfteren vor einer Haustür gesessen und gewartet, aber das war wieder eine andere Geschichte gewesen…

We have to talk things out

„Wusstest du, dass Taichi wieder in der Stadt ist?“ Die zwei Brüder saßen gemütlich in Yamatos Apartment. Der Ältere verzog keine Miene. „Was interessiert mich, wo Yagami steckt.“ Takeru verzog sein Gesicht. „Musst du ihn immer bei seinem Nachnamen nennen? Ich finde das irgendwie nervig.“ Der andere zuckte mit den Schultern.

„Na ja..“, er rührte in seinem Kaffee. „Ich hatte halt irgendwie gehofft, dass ihr… euch mal aussprecht?“ Yamato starrte stur auf den Tisch. „Was sollen wir aussprechen?“

„Halt die ganze Sache von damals. Es ist drei Jahre her. Und mit dem Mädchen, um das es ging, habt ihr beide doch keinen Kontakt mehr, soweit ich weiß.“

„Ach halt dich da raus.“ Takeru seufzte. Eigentlich hatte er ja auch gar nichts anderes erwartet. „Vielleicht kannst du ja trotzdem noch mal darüber nachdenken.“ Es herrschte schweigen, bis der Jüngere nach einigen Minuten wieder das Wort ergriff. „Ich hab letztens euren Auftritt im Fernsehen gesehen. War echt cool.“

Matt sah ihn mit erhobener Augenbraue an. „Wirklich?“

„Ja klar. Wieso auch nicht? Ich seh es schon kommen, dass du bald gar keine Zeit mehr für deinen kleinen Bruder hast.“ Er grinste ihn an. „Na ja… soweit ist es ja noch nicht…“
 

Schweigend saß er vor dem Grab. Die Augen hatte er geschlossen und in seinen Gedanken war er vollkommen bei ihr. Er sah sie tanzen. Sie hatte immer gerne getanzt. Wie oft hatte er mit ihr tanzen müssen? Ein kleines Lächeln umspielte seine Lippen. Nun war es schon so viele Jahre her, dass er sie nicht mehr gesehen hatte. Sie fehlte ihm, war sie doch einfach viel zu früh von ihm gegangen. Mindestens einmal in der Woche kam er her und berichtete ihr von den neusten Ereignissen. Fragte sie, ob es okay gewesen war, wie er gehandelt hatte. Es war so schwer für ihn immer alle Entscheidungen alleine zu treffen. Auf dem Grab waren verschiedene Blumen angepflanzt. Sie leuchteten und strahlten um die Wette. Früher hatte sie Blumen geliebt. Also achtete er sehr darauf, dass hier immer etwas blühte.

Vorsichtig stand er nach einiger Zeit auf. Er hatte noch einen wichtigen Termin. Sie würde das sicher verstehen, dass er heute nicht ganz so viel Zeit hatte, wie sonst.

Vorsichtig rückte er seinen Hut zurecht und ging den Weg zum Ausgang entlang. „Hallo Herr Tachikawa.“ Flüchtig blickte er zu dem jungen Mann auf, der ihn gegrüßt hatte. Er erwiderte ein kurzes „Hallo“ und ging weiter. Kannte er diesen jungen Mann? Das Gesicht und diese unmögliche Frisur kamen ihm irgendwie bekannt vor. Vielleicht war er mal ein Freund seiner Tochter gewesen? Ja sicher… die hatten sich bestimmt in den letzten drei Jahren unheimlich verändert. Schließlich hatte er keinen mehr von ihnen gesehen, seit sie weg war….
 

Als Sora am Abend wieder nach Hause kam, erwartete sie das reinste Chaos im Wohnzimmer. Überall lagen verstreut Klamotten über die Möbel und den Fußboden verteilt. „Was ist denn hier passiert…?“, murmelte sie.

„Oh Sora! Endlich bist du da!“ Yoshi, nur in Unterwäsche bekleidet, kam freudig auf sie zugelaufen. „Ich hab schon auf dich gewartet!“

„Hat hier ne Bombe eingeschlagen?“

„Was? Wieso? Nein.. wie kommst du da-…“ Die Blonde blickte sich um. „Achso.. hehe.. ich räume noch auf.. keine Sorge.“ Verlegen kratzte sie sich am Hinterkopf. „Ich hab nur heute Nachmittag ein paar verschiedene Sachen anprobiert, um das perfekte Outfit zu finden. Jetzt kannst du mich ja beraten.“ Sora ging vorsichtig einige Schritte in Richtung Mitte des Wohnzimmers. Nachdem sie den Sessel frei geräumt hatte, setzte sie sich erstmal hin. Sie war ein Ordnungsfreak, es bereitete ihr Kopfschmerzen ein solches Durcheinander zu sehen.

„Sieh mal, wie findest du das?“ Yoshi hielt einen knielangen Jeansrock und ein schwarzes Top vor ihren Körper.

„Es passt zusammen. Aber für welchen Anlass denn überhaupt?“

Die Wangen der Blonden färbten sich rosa. „Na ja also…“ Sie kicherte. „Also vielleicht.. hab ich morgen ein Date..!“

„Ein Date..? Mit wem?“

Nun wurden ihre Wangen noch einen Farbton dunkler. „Mit Taichi…“, flüsterte sie.

Sora riss die Augen auf. Vor nicht mal 10 Minuten war sie noch todmüde und erschöpft von der Arbeit gewesen und hatte sich nichts mehr als ein Bett gewünscht und jetzt das.

„Ernsthaft?“

„Ja.. also.. weißt du… wir haben uns heute ein paar Sms geschrieben und er hat schon gefragt, was ich morgen denn so vorhab… und ich hab halt geantwortet, dass ich bis jetzt noch nichts besonderes vorhab. Ich denke mal, dass er mich dann als nächstes fragen wird, ob wir uns morgen treffen wollen.“ Sie strahlte über das ganze Gesicht.

Sora lehnte sich kopfschüttelnd zurück.

Yoshi kam zu ihr hinüber. „Hast du was dagegen, wenn wir uns treffen? Bist du dann eifersüchtig oder so was?“, besorgt blickte sie sie an.

„Quatsch. Es ist beinahe drei Jahre her, dass ich ihn gesehen hab. Ich mach mir nur Sorgen.. um dich.“

„Wieso?“ Yoshi setzte sich auf die Armlehne.

„Mach dir nicht zu viele Hoffnungen.. ich mein nur, er ist sicherlich bald wieder weg und viel unterwegs und so…“

„Achso.. ja kein Problem. Ich will ihn ja nicht gleich heiraten.“ Sie lachte. Während ihre Freundin sich zu einem Lächeln zwang.
 

Schweigend liefen die Geschwister nebeneinander her. Heute war es genau zwei Jahre her, dass ihr Vater an einem Herzversagen gestorben war. Es war einfach schrecklich gewesen, als Taichi damals die Nachricht erhalten hatte. Zu der Zeit hatte er sich am anderen Ende von Japan aufgehalten und konnte nicht sofort bei seiner Mutter und seiner Schwester sein. Natürlich war er so schnell wie möglich hingereist.

Er fehlte ihnen noch immer sehr, aber sie versuchte damit zu leben. Schließlich lebte er in ihrer Erinnerung weiter. Am Ausgang des Friedhofs blieben sie kurz stehen. „Ich komm noch nicht mit nach Hause. Muss noch was erledigen.“, Kari starrte auf den Boden, während sie dies sagte. Tai hatte seine Hände in den Hosentaschen vergraben. „Okay. Wann kommst du denn? Falls Mom danach fragt.“

„Ich weiß noch nicht genau. Aber es wird nicht zu spät.“ „Alles klar.. bis nachher.“ Er drückte sie kurz an der Schulter und machte sich dann auf den Weg. Hikari blickte ihm kurz nach und lief dann Richtung Stadtpark. Wieso hatte sie sich darauf bloß eingelassen? So eine dämliche Idee. Sie musste an Takeru denken. Was er wohl gerade machte?

Als sie sich der verabredeten Bank näherte, erkannte sie, dass er schon da war. Er hielt eine Sonnenblume in der Hand. Und kaum hatte er sie erblickt, breitete sich ein Lächeln auf seinem Gesicht aus. Sie begrüßten sich. „Hier bitte… ist für dich.“ Er überreichte ihr die Blume und sie setzten sich nebeneinander auf die Parkbank. „Wäre doch nicht nötig gewesen.“

„Ist nur als kleine Aufmunterung gedacht. Ich weiß doch, welcher Tag heute ist.“ Sie seufzte. Komischerweise konnte sich Davis so was merken, wenn sein Erinnerungsvermögen sonst auch sehr schlecht war.

„Danke… was wolltest du jetzt also wichtiges mit mir bereden?“

„Ich.. na ja.. ich wollte nur wissen… warum bist du plötzlich mit Takeru zusammen? Ich meine.. das war ja direkt nach..“

Sie fiel ihm ins Wort. „Was heißt plötzlich? Ich war auch schon vorher mit ihm zusammen. Wir hatten uns nur ganz kurz getrennt. Es war abzusehen, dass wir wieder zusammenfinden.“ Diese Worte trafen ihn hart. Natürlich hatte er an dem Abend völlig andere Gedanken gehabt.

„Aber… was ist mit uns? Ich meine, wir…“

„Davis! Ich habs dir doch schon oft genug gesagt. Das war ein Ausrutscher. Mehr nicht. Ein Fehler meinerseits. Es tut mir Leid.“ Ihre Stimme klang schrill. Sein Herz machte einen Aussetzer. Fehler? Er war ein Fehler gewesen?

„A-…aber?“

Sie fiel ihm ins Wort. „Nichts aber. Ich denke, wir haben da genug drüber gesprochen. Schönen Tag noch.“ Dann stand sie auf und ging, ohne sich noch mal umzudrehen.

The comeback

„Ja, da hast du Recht.“ Er lachte. Es war ein ausgelassenes Lachen. Bis jetzt hatten sie einen sehr schönen Abend gehabt. Sie waren Essen gewesen und er hatte sich sehr gut mit ihr verstanden, besser als er gedacht hatte. Nun liefen sie nebeneinander her und sie hatte sich bei ihm untergehakt. „Erst hatte ich mich gar nicht getraut dich anzusprechen.“ Sie kicherte. „Schließlich bist du ja doch schon fast so etwas wie eine kleine Berühmtheit.“ Nun lachte er wieder. „So ein Quatsch. Ich spiele leidenschaftlich gerne Fußball. Das ist alles.“

„Aber das tust du ja auch noch ziemlich gut.“

„Ach na ja. Man tut, was man kann.“ Er grinste.

„Wusstest du eigentlich, dass wir mal auf der gleichen Schule gewesen sind? Wärst du nicht abgegangen, hätten wir zusammen unseren Abschluss gemacht.“

„Was echt?“, verwundert blickte er sie an. Yoshi nickte. „Japp. Ihr wart immer so eine Viererclique gewesen. Nicht wahr? Ich kann mich da auch nur noch schwach dran erinnern.“ Sie lächelte.

„Na so was…“ Gerade versuchte er sich wirklich krampfhaft an sich zu erinnern. Aber in den letzten Jahren hatte er versucht jegliche Erinnerungen an die Schule und alles was damit zusammenhing zu löschen.

„Du warst mit diesem hübschen Mädchen zusammen… wie hieß sie noch?“ Yoshi überlegte fieberhaft. Natürlich wusste Taichi genau, wen sie meinte. Er schluckte. „Mimi.“ Schon lange hatte er diesen Namen nicht mehr ausgesprochen. „Ah ja genau…ich wollte immer so sein wie sie.“ Die Blonde lachte. Ihm war in diesem Moment nicht mehr nach lachen. Einzelne Erinnerungen an sie kamen ihm wieder ins Gedächtnis. Er wollte nicht daran denken, versuchte die Erinnerungen wieder zu verdrängen.

Plötzlich knuffte sie ihm in die Seite. „Hey, lach doch mal wieder. Das steht dir besser.“ Sie grinste ihn mit ihren blauen Augen an.

Sie gingen noch ein Stück weiter, bis sie vor Yoshis Zuhause angekommen waren. „So da wären wir…“ Sie lächelte.

„hier wohnst du also?“ Er betrachtete das Mehrfamilienhaus. „Ja, ich wohn in einer WG…“ Für einen kurzen Augenblick dachte sie darüber nach, ihm zu erzählen, mit wem sie zusammenwohnte, aber entschied sich dann dafür, dass erstmal für sich zu behalten. „Klingt cool. Kommt wenigstens nie Langeweile auf, was?“

„Ja richtig…“ Sie standen sich gegenüber und sie sah ihn erwartungsvoll an. „Das war ein echt schöner Abend.“, begann sie. „Hab selten so viel Spaß gehabt…“

„Ja, ging mir genauso. Vielleicht.. können wir das mal wiederholen?“ Ihr Herz schlug einige Takte schneller. „Gerne… also.. wenn du mal wieder Zeit hast..“ Er lächelte und sah sie mit seinen braunen Augen an. Langsam näherte er sich ihr und gab ihr einen sanften Kuss auf die Lippen. „Ich meld mich bei dir.“ Ehe sie was sagen konnte, war er auch verschwunden. Mit erhöhtem Herzschlag lehnte sie sich gegen die kalte Hauswand und kramte langsam nach ihrem Schlüssel.
 

Hallo lieber Matt,

ich hoffe dieser Brief kommt überhaupt bei dir an. Oh Gott, ich komm mir vor wie irgend so ein Groupie. Ich hab dich nämlich gestern im Fernsehen gesehen. Euer Auftritt war echt genial. Hab leider nur noch den Rest gesehen.

Wie geht’s dir denn so? Ach na ja.. ich denke mal gut. Mh.. was kann ich sonst schreiben? Du wunderst dich bestimmt, dass ich mich überhaupt bei dir melde.

Ist schließlich schon einige Zeit her, dass wir uns das letzte Mal gesehen haben. Ich dachte, vielleicht könnten wir uns mal wieder treffen? Natürlich nur wenn du Zeit hast. Will ja deiner Karriere nicht im Wege stehen.

Also wenn du magst, kannst du dich ja einfach mal melden. Ich würde mich freuen.
 

Liebe Grüße Sora
 

Der Blonde las die Worte mehrmals hintereinander. Er drehte und wendete den Brief, doch er kam nicht dahinter, woher der plötzliche Sinneswandel stammte. Nach dem Vorfall damals hatte er vergeblich versucht wieder Kontakt zu ihr aufzubauen. Sie hatte alles abgeblockt. Und jetzt wo er sie schon fast vergessen hatte, flatterte plötzlich ein Brief von ihr in seinen Kasten. Sehr merkwürdig. Vorsichtig legte er ihn auf seinen Nachttisch und schaltete das Licht aus. Wenn er morgen Zeit finden würde, hatte er sich vorgenommen ihr zu antworten.
 

„Sag mal, war Matt eigentlich deine große Liebe?“

„Was?“ Sora glaubte sich verhört zu haben. „Na.. war er deine große Liebe? Also deine erste richtige große Liebe?“ Yoshi steckte ihren Kopf ins Wohnzimmer und blickte ihre beste Freundin fragend an. „Wie kommst du denn jetzt darauf?“

„Ach nur so.. ich hatte gerade überlegt, dass ich glaube, noch keine große Liebe durchlebt zu haben.“

„Oh.“, Soras knappe Antwort.

„Na ja… bis jetzt..“ Ihre Augen vergrößerten sich sofort beim Gedanken daran. „Bis jetzt? Was soll das heißen? Du meinst doch nicht etwa..?“

Yoshi kicherte zur Antwort. „Wir treffen uns vielleicht noch mal“ Sie stand am Waschbecken im Badezimmer und wusch sich nebenbei das Gesicht. „Also ist es gut gelaufen?“, neugierig stand Sora auf und kam zur Türe gelaufen. Sie verschränkte die Arme vor der Brust.

„Ja, also ich denke schon. Er ist echt ein ziemlich netter Kerl.“ Die Rothaarige nickte. Natürlich war Taichi das.

„Und? War Matt nun deine erste große Liebe?“

„Also.. ich…“ Sie machte eine kurze Pause. „Nun ja.. ich denke schon. Wir waren schließlich lange zusammen.“

Die Blonde trocknete ihr Gesicht ab. „Wieso hattet ihr euch eigentlich damals getrennt?“

„Ach.. das.. ist eine längere Geschichte.“

„Macht nichts. Ich hab Zeit.“

„Aber ich möchte da jetzt gerade nicht drüber sprechen.“

„Na gut okay. Darf ich dir denn noch eine Frage stellen?“

„Tue was du nicht lassen kannst.“ Sora seufzte.

„Warst du eigentlich mal mit Taichi zusammen?“

Erschrocken zuckte sie zusammen. Damit hatte sie nun nicht gerade gerechnet. „Na ja.. also… nicht wirklich.“ Sie seufzte. „Eigentlich waren wir immer nur gute Freunde.“

„Achso. Also stört es dich wirklich nicht, wenn ich mich ein bisschen mit ihm treffe?“

„Nein, quatsch. Mach dir darum keinen Kopf.“ Sie stolperte zurück ins Wohnzimmer und setzte sich auf die Couch. Nein, es machte ihr wirklich nichts aus. Sie und er hatten einfach nicht zusammengepasst. Damit hatte sie sich abgefunden.
 

Taichi war sich gar nicht bewusst darüber, was für ein Gefühlschaos er bei der jungen Frau hinterlassen hatte. Den Abend mit ihr hatte er sehr genossen. Sie war ein ziemlich aufgewecktes, lebensfrohes Wesen. Das mochte er. Vielleicht würde in Zukunft mehr aus ihnen werden? Wer wusste das schon? Er wollte das ganze locker angehen lassen. Auf seinem Rückweg kam er mal wieder an diesem einen bestimmt Haus vorbei. Sein Unterbewusstsein zog ihn einfach immer wieder hierher.

Doch dieses Mal lag das Haus nicht wie gewohnt im Dunklen, sondern beinahe jedes Zimmer war hell erleuchtet. Verdutzt blieb er erstmal nahe der Hecke stehen. Normalerweise war das nicht seine Art, aber es interessierte ihn schon, was dort los war.

Erschrocken zuckte er zusammen, als die Tür geöffnet wurde.

Eine schlanke junge Frau trat in den Türrahmen. Ihr langes dunkles Haar fiel ihr lockig über die Schulter. Sie trug ein kurzes sommerliches Kleid und irgendwie passte alles perfekt zusammen. Taichi klappte beinahe die Kinnlade herunter. Das konnte doch nicht wahr sein. Er wollte seinen Augen nicht trauen. War das wahr? War sie wieder zurück? „Ja ja.. bis nachher Dad!“, hörte er sie ins Wohnungsinnere rufen und dann verließ sie das Haus. Wo wollte sie hin? Was tat sie hier? Wie versteinert starrte er ihr nach. Sie war zurück. Mimi Tachikawa war wieder in Tokio.

Just the Past

Damals nachdem sie weg war, hatte er versucht wenigstens den Kontakt zu Sora zu wahren. Aber so sehr er es auch versuchte, sie blockte alles ab. Nach einigen Wochen hatte er es begriffen und verweilte in Resignation. Er ging weiter zur Schule, weil er es musste. Natürlich hatte ihm die Schule früher auch keinen Spaß gemacht, aber zu der Zeit noch viel weniger. In den Pausen saß er alleine in irgendwelche Noten vertieft. Sein damaliger bester Freund hatte sich einfach aus den Staub gemacht. Sora wollte nichts mehr von ihm wissen und was mit Mimi genau passiert war, hatte er gar nicht verstanden.

So lebte er das letzte Schuljahr vor sich hin und war froh, als er seinen Abschluss hinter sich hatte. Kontakt hatte er eigentlich nur noch zu den Leuten aus seiner Band gehabt. Anstatt einen ordentlichen Beruf zu erlernen, hatte er sich für ein Studium entschieden, in dessen Vorlesungen er aber nur sporadisch erschien, hatte er doch viel mehr Interesse daran, seine Band voran zu treiben. Irgendwann hatte er in seinen Aufzeichnungen einen Text gefunden, den er damals mit Mimi zusammengeschrieben hatte. Damals als sie sich noch verstanden hatten. Tja.. zu diesem Text erschuf er eine Melodie und nun versuchten sie diesen Song zu vermarkten. Ob sie sich daran erinnerte, wenn sie ihn mal zufällig irgendwo hörte? Heute war er wieder ein genauso einsamer Wolf, wie damals.. bevor er die anderen kennen gelernt hatte…
 

Ausgelassen tanzte sie mit ihren Freundinnen. Die Diskothek war gut besucht und sie hatte den einen oder anderen Schnaps getrunken. Ihre Freundinnen hatten Recht, was brachte es Zuhause zu versauern? Für einige Minuten vergaß sie den Streit mit Takeru. Sie hatten sich nur wegen einer Kleinigkeit gestritten, aber die Situation war total eskaliert. Am Ende hatten sie Schluss gemacht. Es tat so weh. Aber in diesem Moment zählte einfach nur der Spaß und den hatte sie.

Seit einigen Minuten schon versuchte Davis sie immer wieder anzutanzen. Kichernd ließ sie es nun zu. Die anderen Mädels tanzten neben ihr und sie hatte einfach nur Spaß. Nach einigen Liedern suchte sie die frische Luft und ging nach draußen. Sie schwitze ziemlich, so dass ihr Abendluft noch stärker entgegenschlug.

Erst hatte sie gar nicht bemerkt, dass Davis ihr hinterher gekommen war. Erst als er sie ansprach, sah sie ihn. „Ist dir kalt?“

Sie lächelte. „Nein, geht schon.“ Dennoch schlang sie die Arme um den Oberkörper und ging noch einige Schritte weiter.

„Wo steckt denn Takeru?“, fragte der Junge neugierig. Kari zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung. Wen interessiert das schon?“ Er blickte sie etwas verwirrt an und trottete ihr weiter hinterher. „War ganz schön heiß da drinne, was?“, suchte er weiter das Gespräch mit ihr. „Ja.. vor allem wie du mit mir getanzt hast.“ Sie grinste. Seine Wangen färbten sich rosa.

Nach einiger Zeit setzte sie sich auf eine der Bänke, die vereinzelt auf den Fußgängerwegen standen. Wie selbstverständlich setzte er sich neben sie. Ganz dicht saßen sie nebeneinander und sie konnte spüren, wie er atmete. „Weißt du Kari, da gibt es etwas, was ich dir schon länger sagen wollte.“

„Ach ja?“

„ja also…“ Er spielte mit seinen Fingern und starrte nervös auf den Fußboden.

„Ach Davis. Halt einfach den Mund.“ Sie nahm sein Kinn, hob es sachte an und küsste ihn. Für den Moment war all der Ärger vergessen.
 

Damals hatte er zu ihr diese drei besonderen Worte gesagt, während er neben ihr saß und sie einfach nur beobachtet hatte. Danach war alles ganz plötzlich sehr schnell gegangen. Die Geräte piepten los und Pfleger und Ärzte kamen plötzlich. Sie stießen ihn weg aus dem Raum und er fühlte sich so hilflos. Kurz darauf kam Herr Tachikawa. Taichi konnte ihn nicht fragen, was passiert war. Er wurde einfach von ihm ignoriert. Als er nach einiger Zeit wieder aus dem Zimmer kam, schien dieser erleichtert zu sein. „Was ist passiert?“ Er wollte doch nur hören, dass es ihr wieder besser ging. „Sie ist aufgewacht. Gott sei Dank. Sie ist wieder aufgewacht.“ Unglaubliche Erleichterung breitete sich in Beiden aus. Dann sah der Vater ihn ernst an. „Tust du mir bitte einen Gefallen, Taichi?“

Dieser nickte. „Ja natürlich.“

„Bitte halte dich von Mimi fern, bis sie aus dem Krankenhaus entlassen ist. Ich will, dass sie in Ruhe wieder zu Kräften kommt.“

„Was, aber…“

„Bitte tue mir einfach den Gefallen.“

Der Dunkelhaarige nickte betrübt. Das war also das letzte Mal gewesen, dass er sie gesehen hatte. Als sie nach einer Woche nach Hause entlassen wurde, durfte er sie noch immer nicht besuchen, der Vater ließ niemanden herein. Er verstand es absolut nicht, aber was sollte er tun, außer es zu akzeptieren? Kurz darauf verließ er Tokio und besuchte ein Fußballcamp. So sehr er auch versuchte Kontakt mir ihr aufzunehmen. Es klappte nicht. Das letzte, was er von ihr gehört hatte, war, dass sie nun auf ein Internat ging. Seine Schwester hatte ihm das erzählt.

Strange reunion

Die Yagami Geschwister saßen wie jeden Morgen beim gemeinsamen Frühstück. Während Taichi sein Müsli beinahe in sich hineinschaufelte, stocherte Kari appetitlos mit ihrem Löffel darin rum. Der große Bruder hatte dieses bis jetzt noch gar nicht wahrgenommen, deswegen plapperte er munter drauf los: „Du glaubst nicht, wen ich gestern gesehen habe.“ Sie gab keine Antwort. „Mimi. Mimi Tachikawa. Sie ist zurück.“ Noch immer zeigte Hikari keine Regung. „Ich dachte erst, ich hätte mich versehen, aber sie ist es wirklich.“

„Wie war das Tai, als ihr euch damals getrennt hattet, ist da vorher einer fremdgegangen?“, fragte sie ihn plötzlich vollkommen zusammenhangslos in einem sehr ernsten Ton. Nun verschluckte er sich beinahe an seinem letzten Löffel. Bisher hatte er noch nie mit jemandem aus seiner Familie über die Trennung gesprochen. Damals war er einfach nicht in der Lage gewesen darüber ausgerechnet mit ihnen zu sprechen und mittlerweile dachte er, dass sich niemand mehr dafür interessieren würde.

„Äh.. nein…? Wieso fragst du?“ , forschend blickte er sie an.

„Ach na ja.. nur so.“ Kari trank einen Schluck von ihrem Tee. „Und was willst du jetzt machen? Dich mit ihr treffen?“

„Treffen? Nein ich…“, er stockte. Über diese Möglichkeit hatte er bisher noch gar nicht nachgedacht. Vielleicht konnte er sie jetzt ja endlich wieder sehen, mit ihr sprechen!

„na ja.. im Prinzip bringt es ja auch nichts, oder? Ich meine, es ist schon ewig lange her, dass ihr zusammen ward.“ Irgendwie wirkte Kari ziemlich betrübt.

„Ist irgendwas zwischen dir und Takeru passiert?“, fragte Tai nun besorgt.

„Was? Nein Quatsch.. wie kommst du darauf?“ Kari nahm hastig noch einen Löffel vom Müsli zu sich.

„Mir fällt gerade ein: Wie war denn dein Date eigentlich gestern?“ Sie versuchte von sich abzulenken.

„Es war okay.“

Nun schien plötzlich Karis Interesse geweckt. „Okay? Was soll das heißen? Okay- aber ich habe nicht das Bedürfnis mich noch mal mit ihr zu treffen oder bedeutet es: Okay- da kann mehr draus werden?“

„Äh…“ Verlegen kratzte er sich am Hinterkopf. „Also wahrscheinlich werden wir uns noch mal treffen.“ Er grinste verschmitzt.

„Ach echt? Das ist doch toll! Dann brauchst du dich ja auch gar nicht mehr mit Mimi treffen.“ Nun grinste auch sie. Bevor er was erwidern konnte, klingelte es an der Haustür. Beide sahen sich verwirrt an. „Wer ist denn das?“, natürlich war Taichi zu faul zum aufstehen, das überließ er lieber seiner kleinen Schwester. Diese begab sich seufzend zur Tür. „Oh hey TK. Mit dir habe ich gar nicht gerechnet. Komm doch rein. Hast du Hunger?“ Sie ging mit ihm in die Küche und Taichi begrüßte ihn. Der Blonde schaute irgendwie ziemlich ernst drein. „Ich glaub… ich verzieh mich dann mal in mein Zimmer.“

„Nein, bleib du ruhig hier sitzen. Wir gehen in mein Zimmer.“
 

Sie zog den anderen hinter sich her und schloss die Tür hinter ihnen. „Was ist denn los?“, besorgte schaute sie ihn an. Dieser ließ seinen Blick durch das Zimmer streifen und blieben für einige Sekunden an der Sonnenblume hängen, die sie auf dem Schreibtisch stehen hatte. Währenddessen hatte sie sich auf das Bett gesetzt und deutete ihm, sich auch zu setzen. „Was hast du vorgestern gemacht?“

Verwirrt blickte Kari ihn nun an. „Wie? Was soll ich denn groß gemacht haben? Ich war am Grab meines Vaters.“ Ihre Stimme klang verunsichert. „Und was hast du noch gemacht?“

Sie konnte es nicht verhindern, dass sich Tränen in ihren Augen sammelten. Wieso sprach er bloß so mit ihr? Seine Stimme klang so kalt.

„Ich weiß nicht, wovon du sprichst.“

„Du hast dich wieder mit ihm getroffen.“ Natürlich wusste sie genau, dass er von ihrem Treffen mit Davis sprach. Und sie wusste auch, dass Daisuke ihm ein Dorn im Auge war. Wegen ihm hatten sie sich schon so viele Male gestritten. Normalerweise war er wirklich nicht eifersüchtig, nur es wenn um diesen einen Jungen ging, den Kari schon so lange kannte.

„Nein.. also nicht richtig. Es war nur ganz kurz.“

„Ist die dort von ihm?“, er deutete kurz auf die Sonnenblume. Sie traute sich nicht ihn anzulügen, stattdessen nickte sie nur zaghaft.

„Warum Kari?“ Er kam mit großen Schritten auf sie zu, während sie auf den Boden starrte. „Er hatte mich darum gebeten. Es waren höchstens 10 Minuten. Wirklich nicht länger.“ Ihre Stimme zitterte etwas und er entfernte sich wieder ein Stück. Kopfschüttelnd ging er auf den Schreibtisch zu. „Wieso kann der Scheißkerl sich nicht endlich von dir fernhalten?“ Wut schwang in seiner Stimme mit. „Nenn ihn nicht so. Wir waren doch beide mal mit ihm befreundet…“ „Das ist mir so was von egal!“ Mit einer schnellen Handbewegung schmiss er Vase samt Blume auf den Fußboden.

Erschrocken zuckte Hikari zusammen. Er sah Tränen über ihre Wangen laufen und sofort tat es ihm Leid. „Entschuldige bitte Kari.. ich… ich…“ Was sollte er dazu noch sagen? Er hatte sich nicht wirklich unter Kontrolle und tat ihr damit weh. „Wir sehen uns später.“ Und schon war verschwunden und ließ das Mädchen schluchzend da sitzen.
 

Langsam schlich Kari zum Scherbenhaufen hinüber. Wieso tat er das? Warum reagierte er so auf Davis? Sie konnte es nicht verstehen. Weinend versucht sie die groben Scherben zusammenzuklauben. Wenige Minuten später betrat Taichi ihr Zimmer. „Kari…“ Er sah seine kleine Schwester schluchzend am Boden sitzen. „Was ist passiert?“ Er hockte sich neben sie und umfasste ihre Schultern. „Ich- wir… hatten einen kleinen Streit. Sonst nichts.“ Sie biss sich auf die Unterlippe. „Aber wieso denn?“

„Weil ich mich mit Davis kurz getroffen hab.“ Wieder durchlief ein Schluchzer ihren zierlichen Körper. Taichi drückte sie an sich. „Deswegen rastet Takeru so aus? Beruhig dich erstmal..“
 

Wütend auf sich selbst marschierte Takeru nach Hause. Um ehrlich zu sein, wusste er auch nicht genau, wieso er so reagiert hatte. Früher einmal war Daisuke sein bester Freund gewesen. Sie waren damals beide in Hikari verliebt gewesen. Aber damals waren es mehr noch so Schwärmereien gewesen. Nichts Ernsthaftes. Er trat nach einer leeren Dose.

Sie hatten sich geschworen, dass ihre Freundschaft niemals darunter leiden sollte, falls Kari sich für einen von ihnen entschiede. Und was war jetzt? Sie sprachen kein Wort mehr miteinander. Anfangs hatte sich Davis verständlicherweise etwas von ihm zurückgezogen, weil Kari und er beinahe Tag und Nacht beieinander hingen. Doch als das vorbei war, hatte TK auch nicht versucht, den Kontakt wiederherzustellen. Stattdessen hatte er dafür gesorgt, dass auch Kari keinen Kontakt mehr zu ihm hatte.

Er hatte einfach nur Angst, dass Kari sich um entscheiden würde, dass sie eines Tages aufwachte und sich überlegte, dass sie sie falsche Entscheidung getroffen hatte. Sein Bruder hatte all diese Gefühle noch in ihm verstärkt. Er hatte ihm davon erzählt, wie Sora sich damals in ihren besten Freund verliebt hatte, obwohl sie eine glückliche Beziehung mit Matt gehabt hatte. Es war die Angst in ihm, wegen der er versuchte Kari den Kontakt zu verbieten. Er fühlte sich so schlecht in diesem Moment. Sie hatte geweint, wegen ihm.

„Hey Takeru!“, erst wollte er gar nicht darauf reagieren, drehte sich dann aber doch in die Richtung aus der die Stimme kam. „Sora?“ Erschrocken schlug sie sich die Hand vor den Mund, als wenn sie jetzt erst gemerkt hätte, dass sie ihn tatsächlich gerufen hatte.

Langsam ging er auf sie zu. Sie stand am Hauseingang und war anscheinend dabei, die Post aus dem Briefkasten zu holen. „Wir haben uns ja auch schon lange nicht mehr gesehen.“ Ein Lächeln zierte ihre Lippen. „Hast Recht.“, er vergrub seine Hände in den Hosentaschen und blieb direkt neben ihr stehen. Er war über einen Kopf größer als sie.

„Wenn du Lust hast, kannst du gerne kurz mit hochkommen?“ Ihre Stimme klang verunsichert.

„Meinetwegen.“ Sie schloss die Tür auf, nahm die Post mit und führte ihn in ihre Wohnung.

„Lust auf einen Kaffee?“ er nickte und sah sich in der Wohnung um. „Wohnst du hier alleine?“

„Nein, mit einer Freundin zusammen. Die schläft aber noch, glaub ich.“ Sora hantierte an der Kaffeemaschine rum. „Setz dich ruhig.“ Sie überflog mit einem schnellen Blick die Briefe. Natürlich hatte sie keine Antwort erhalten. Wie sollte es auch anders sein? Seufzend legte sie sie beiseite.

„Und wie geht’s dir so?“ Sie suchte schon einmal Tassen aus dem Schrank. „Soweit eigentlich ganz gut.“ Warum sollte er ihr auch erzählen, dass er einen Streit mit seiner Freundin gehabt hatte?

„Bist du… immer noch mit Kari zusammen?“, nebenbei stellte sie Zucker und Milch auf den Tisch.“

„Japp, bin ich.“, kam die kurze knappe Antwort von ihm. „Oh, das klang jetzt aber.. nicht so erfreut?“, etwas besorgt schaute sie ihn an.

„Doch doch.“ Das war typisch Sora. Auch wenn sie einige Zeit keinen Kontakt mehr gehabt hatten, machte sie sich dennoch sofort Sorgen.

„Und…“sie räusperte sich. „Wie geht es deinem Bruder so?“, währenddessen schenkte sie den Kaffee ein. „Soweit eigentlich ganz gut.“ Er nahm einen Schluck.

Nun saßen sie sich erstmal schweigend gegenüber, bis Yoshi den Raum betrat. Sie trug nur ein Shirt, welches gerade so über ihr Gesäß reichte.

Gähnend öffnete sie den Kühlschrank und Takeru konnte nicht anders, als sie genaustens dabei zu beobachten.

„Guten Morgen Yoshi. Das ist übrigens Takeru.“ „Mh?“, erschrocken drehte sie sich zu den Beiden. „Oh… hi!“ Sie strich sich verschämt eine Haarsträhne aus dem Gesicht, zupfte an ihrem Shirt rum und war dann auch gleich wieder verschwunden. Sora schüttelte den Kopf. „Das war wieder so typisch für sie.“ TK grinste. „Ach macht doch nichts. Sie konnte ja nicht ahnen, dass du einfach so jemanden von der Straße mit hochnimmst.“ Nun musste auch Sora etwas lachen. „Das stimmt allerdings.“

Innocence

„Kann ich reinkommen?“

Taichi hatte sich mitten in den Türrahmen gestellt und die Arme vor der Brust verschränkt. „Sie will dich nicht sehen.“

„Aber ich…“ Takeru biss sich auf die Lippen. Er war doch hier um sich zu entschuldigen, er war sich bewusst darüber, dass er falsch reagiert hatte.

„Sonst noch was?“ Tai war wütend auf den Blonden. Schließlich hatte er seine Schwester verletzt. Er wollte ihn nicht reinlassen. Zumindest heute nicht.

„Ich… verdammt Taichi. Kann sie mir wenigstens selber sagen, dass sie mich nicht sehen will?“

„Sie lässt dir ausrichten, dass sie dich nicht sehen will. Deswegen kommt sie auch nicht an die Tür.“

Takeru bemerkte, wie auch er langsam wütend wurde. Irgendwie glaubte er dem Älteren nicht, dass Kari das wirklich gesagt hatte. Wer gab ihm das Recht sich einfach in ihre Beziehung einzumischen?

„Okay. Richtest du ihr dann bitte einen lieben Gruß aus. Ich schaue morgen noch mal vorbei?“

„Kann ich wohl machen.“

„Danke.“ Takeru drehte sich um und hörte, wie die Tür hinter ihm geräuschvoll geschlossen wurde.
 

„Wer war das Brüderchen?“ Hikari kam gerade aus dem Badezimmer heraus. Jetzt sah sie schon wieder viel besser aus. Der Angesprochene zuckte mit den Schultern. „Irgendjemand aus deiner Klasse. Schaut morgen noch mal vorbei.“ So genau wusste er auch nicht, warum er log. Vielleicht einfach nur, weil er nicht wollte, dass seine Schwester wieder traurig wurde? Er hatte ihr versprochen, dass sie heute einen lustigen Abend haben würden. Wie früher. Einen DVD-Abend mit einem Haufen an Süßigkeiten. Davor wollten sie gemeinsam Pizza backen. Die nötigen Zutaten hatte er schon eingekauft.

„Merkwürdig? Wie sah er denn aus…?“

„Ach ist doch egal. Komm, lass uns schauen, ob der Hefeteig schon hochgekommen ist.“ Er lächelte sie an und zog sie mit in die Küche. Da klingelte es schon wieder an der Haustür. „Wer ist denn das jetzt schon wieder?“ Taichi verdrehte genervt die Augen und ging zur Tür. Es würde jawohl nicht schon wieder Takeru sein, oder?

Überrascht sah er Yoshi vor der Tür stehen. Im ersten Moment war er sprachlos. „Oh.. bin ich etwa zu früh?“, verunsichert blickte sie auf ihre Armbanduhr. „Nein, ich…“ Im nächsten Moment fiel ihm dann wieder ein, dass er ja mit ihr heute Morgen dieses Treffen abgemacht hatte. Das war natürlich vor seinem Versprechen an seine Schwester für den heutigen Abend gewesen. Die junge Frau sah ihn mit ihren großen blauen Augen an.

„Oh shit.. das hab ich ja total vergessen…“ Er gab sich mit seiner Hand einen leichten Klapps auf die Stirn. Nun blickte Yoshi ihn ziemlich verloren an.

Hinter Taichi tauchte Hikari auf. „Nanu. Hast du heute ein Date Tai?“ Dieser trat einen Schritt beiseite, so dass seine Schwester die Besucherin mustern konnte. „Hi..“ Yoshi hob kurz die Hand zur Begrüßung. Sie trug heute ein ziemlich sportliches Outfit. Einfache Jeans mit Turnschuhen und einem T-Shirt. Ihre Haare hatte sie locker zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden.

Taichi war die Situation sichtlich unangenehm. „Also Yoshi… das tut mir echt Leid, ich muss unseren Kinobesuch heute verschieben. Wollte heute nämlich eigentlich einen Dvd-Abend mit meiner Schwester machen.“ Er betete inständig, dass sie nicht zu wütend auf ihn wurde. Sowas konnte auch wirklich nur ihm passieren. Gerade wollte sie etwas erwidern, da fiel Kari ihr ins Wort: „Wenn du nicht auf Kino bestehst, kannst du aber auch gerne hier bleiben und mit uns zusammen ein paar Filme gucken. Ausreichend Süßigkeiten sind da… und wir könnten noch Hilfe für unsere Pizza gebrauchen.“ Sie zwinkerte ihr zu.

Yoshi war enttäuscht, dass er ihr Treffen vergessen hatte. Außerdem war ihr die Situation verdammt unangenehm und am liebsten wäre sie im Erdboden verschwunden.

„Ja, klasse Idee! Also echt. Bei Kari muss man immer Angst haben, dass sie sich den Finger aus versehen mit abschneidet, wenn sie das Gemüse schnippeln soll.“ Die Geschwister blickten sie nun erwartungsvoll an.

„Also ich.. na ja.. ich weiß nicht…“ Und ehe sie weiter sprechen konnte, hatte Kari schon nach ihrer Hand gegriffen und zog sie mit hinein. „Natürlich stimmt das nicht, was mein Bruder erzählt. Ich bin Meisterin im Gemüse zerhacken.“ Sie grinste. Taichi schloss die Tür hinter ihnen und so wurde Yoshi direkt mit in die Küche gezogen.
 

Kari warf einen kritischen Blick in einen runden Behälter. „Der Hefeteig macht sich ja schon ziemlich gut.“ „Den hab ich ja auch geknetet.“ Taichi grinste. Er war froh, dass sich das ganze jetzt so gelöst hatte, auch wenn er sich noch nicht sicher war, dass es Yoshi gefallen würde. „Hier.“ Hikari gab ihr Paprika und Messer in die Hand. „Kannst du schon mal klein schneiden.“ „In Ordnung.“ Sie lächelte. „Ich bin übrigens Yoshi.“ Sie reichte ihr die freie Hand.

„Das weiß ich schon.“ Ein Grinsen zierte ihr Gesicht. „Ich bin Hikari. Darfst mich aber Kari nennen.“ Yoshi lächelte und machte sich sogleich daran, ihre aufgetragene Arbeit zu erledigen. Wo war sie da nur hineingeraten? Sie versuchte im Moment einfach nur das Beste daraus zu machen. Es war ja schon mal ein gutes Zeichen, dass er die Idee seiner Schwester nicht abgewiesen hatte, oder? Vielleicht würden sie in naher Zukunft ein richtiges Paar werden? Bei dem Gedanken daran musste sie unwillkürlich lächeln. Tai rührte währenddessen die Tomatensoße an und Kari machte sich auch an irgendwelchem Gemüse zu schaffen.

Plötzlich drehte Taichi das Radio lauter. „Hier Kari dein Einsatz!“ Er warf ihr eine Zucchini zu. Seine Schwester brauchte einige Sekunden, um zu verstehen, was er meinte, aber dann hatte sie dieselben Takte wie er aus dem Radio wahrgenommen. Sie fing die Zucchini und funktionierte diese sofort als Mikrofon um. „I’m walking on sunshine“, trällerte sie lauthals mit. Taichi lachte und Yoshi beobachtete die ganze Szene mit großen Augen.

Hikari schien wie in ihrem Element. Sie kletterte auf einen der Stühle und sang weiterhin lauthals mit: „I'm walking on sunshine, woooah! And don't it feel good!!“

Tai klatschte im Takt mit, bis das Lied zu Ende war. Fröhlich lächelnd kam Kari nun wieder von dem Stuhl runter. „Nur zur Erklärung, damit du uns nicht für komplett bescheuert hältst. Tai und ich haben beide früher immer ganz laut unsere Lieblingslieder aus den Radios mitgesungen. Und das war so ein Song von damals.“

„Achso.. ja ich kann mich auch noch dran erinnern, dass meine Mutter ihn damals häufig gehört hat…“

„Du kannst froh sein, dass keins von seinen Liedern gespielt wurde… sein Gesang ist grauenhaft…“, kicherte Kari und für einige Minuten vergaß sie einfach die ganzen Streitereien mit Takeru.
 

Neugierig öffnete Sora die Tür. Eigentlich erwartete sie niemanden. Ob Yoshi vielleicht ihren Schlüssel vergessen hatte? „Du?“, überrascht blickte sie Takeru an. Dieser zuckte leicht mit den Schultern. „Kann ich reinkommen?“

„Aber natürlich…“ Sie machte ihm Platz. „Ich hab dir zur Entschuldigung auch was mitgebracht.“ Er hielt eine Flasche Wein hoch. „Zur Entschuldigung?“ Sie winkte ab. „So ein Quatsch.“ Die Beiden betraten die Küche. „Gibt es irgendeinen besonderen Grund, wieso du hier bist?“ Sie lehnte sich gegen die Arbeitsfläche. „Ich mein, erst sehen wir uns einige Jahre gar nicht und dann heute gleich zweimal.“, erklärte sie mit seinem Grinsen.

„Ich weiß einfach grad nicht, wo ich sonst hingehen sollte.“

„Oh..“ Sora nahm zwei Gläser aus dem Schrank, stellte sie auf den Tisch und setzte sich ihm gegenüber hin. „Wie kommt das?“

„Matt ist gerade nicht in der Stadt. Normalerweise ist er mein Ansprechpartner in solchen Dingen.“ Sie nickte einfach nur, denn irgendwas sagte ihr, dass er sowieso von alleine weiterreden würde.

„Vielleicht kannst du mir ja auch helfen. Ich meine, schließlich kennst du sie.“ Nebenbei öffnete sie die Flasche Wein und schenkte ihnen ein.

„Ich hab mich mal wieder mit Kari gestritten. Es war nicht das erste Mal, sondern es passiert immer mal wieder. Und meistens ist es irgendwie meine Schuld…“
 

Mittlerweile war der dritte Film zu Ende gegangen und müde stand Kari von der Couch auf. „Ich glaub, ich verzieh mich jetzt ins Bett..“ und wie zur Bestätigung entfloh ihr noch ein Gähnen. „In Ordnung…“ Taichi schielte kurz zu seiner rechten Seite, wo Yoshi saß. Ihre Augen hatte sie fest geschlossen und auch ihr Atem ging ziemlich langsam und regelmäßig. Deutete wohl alles darauf hin, dass sie bereits eingeschlafen war. Karis Blick war dem von Taichi gefolgt. „Sie ist wirklich nett..“, bemerkte sie lächelnd. „Mhm..“, er nickte.

„Na gut… danke für den tollen Abend. Das sollten wir wieder häufiger machen.“ Sie umarmte ihren Bruder herzlich und stolperte dann in ihr Zimmer. „Gute Nacht Kari…“, murmelte er noch und überlegte dann, ob er Yoshi wecken sollte.

Eigentlich hatte sie vorhin ziemlich cool reagiert. Andere Mädchen hätten ihm wahrscheinlich ne riesige Szene gemacht, wenn er ihr Treffen vergessen hätte.

Einige Minuten noch beobachtete er sie, bis sie plötzlich aufwachte und sich unauffällig streckte. Als sie dann erkannte, wo sie eigentlich war, versuchte sie schnellstens zu vertuschen, dass sie eingeschlafen war.

„Na Schlafmütze…“ Taichi grinste sie. „Wie, was? Ich hab nicht geschlafen. Hab alles ganz genau sehen.“ Zur Bestätigung nickte sie kräftig. „Ganz schön spannender Film.“, ergänzte sie noch. Nun konnte er sich ein Lachen kaum noch verkneifen. „Hey, ich hab doch genau gesehen, dass du geschlafen hast.“

Yoshi erkannte, dass Leugnen zwecklos war. „Aber höchstens fünf Minuten.“ Sie verschränkte die Arme vor der Brust. „Ja sicher..“ Tai lachte noch immer leise.

„Wo ist Kari denn? Moment… ist das wirklich schon so spät? Dann sollte ich mich wohl schnellstens auf den Weg nach Hause machen. Hoffentlich macht sich Sora noch keine Sorgen um mich.“ Erschrocken schlug sie sich die Hand vor den Mund. Hatte er das gehört? Würde er stutzig werden? Aber es gab ja noch ne Menge anderer Mädchen, die so hießen.

„Sora..?“, wiederholte er. „Ist das deine Mitbewohnerin?“ „Ja ja. So heißt sie.“ Yoshi überlegte, wie sie schnellstmöglich das Thema wechseln konnte.

„Wie heißt sie mit Nachnamen?“, fragte er neugierig nach.

Sie überlegte einige Sekunden. Er würde es ihr wohl kaum glauben, wenn sie behauptete, dass sie das nicht wüsste. Und hinter eine Lüge würde er auch irgendwann kommen, falls sie tatsächlich mal ein Paar werden würden.

„Takenouchi.“ Sie schloss die Augen für einige Momente und betete, dass nichts Schlimmes passieren würde.

Und tatsächlich: erstmal reagierte Tai gar nicht, bis sie aufstand. „Wie gesagt, ich muss dann jetzt auch los.“

„Ich kenn Sora von früher.“ Yoshi kratzte sich verlegen am Kinn. „Ich weiß. Hat sie mir erzählt“

„Tatsächlich? Und dann triffst du dich noch mit mir?“ die Blonde setzte sich wieder hin: „Aber natürlich. Wieso auch nicht? Sie hat nur Gutes erzählt.“
 

Nachdem Takeru beinahe alles über seine Beziehung zu Hikari erzählt hatte, schwiegen sich beide erst einmal an und tranken ihren Wein.

Sora seufzte. „Du erinnerst mich ziemlich an Yamato mit deinem Verhalten.“ Er sah sie mit seinen blauen Augen. „Aber was soll ich jetzt tun? Ich habe Angst, sie zu verlieren.“

Sie sah ihn ernst an. „Dann darfst du ihr den Umgang mit Daisuke nicht verbieten. Sie ist kein Ziervogel den man einsperren kann.“

Tief getroffen von ihren Worten, starrte er auf sein Glas. Das war doch auch gar nicht seine Absicht gewesen.

„Es ist ja noch nicht zu spät. Kari ist ein sehr liebes Mädchen. Wenn ihr noch mal darüber redet, findet ihr bestimmt eine Lösung.“

„Ich glaube, so lange ihr Bruder noch da ist, kann ich sie nicht treffen. Er hat mich heute so komisch angeschaut. Da war nichts freundliches mehr in seinem Blick.“

„Dann trefft ihr euch halt nicht bei den Yagamis, sondern irgendwo anders. Sie hat jawohl ein Handy. Also bitte Takeru. Taichi wird wohl kein Hindernis sein.“

Der Blonde nickte. „Da hast du allerdings recht…“

„Nur weißt du Sora… Es ist so schwierig. Ich habe Angst, dass Kari sich noch mal um entscheidet, dass sie lieber mit Davis zusammen sein möchte.“ Er machte eine kurze Pause, sprach dann jedoch weiter. „Weißt du, davor hatte mein Bruder immer am meisten Angst. Er hatte Angst, dass du dich irgendwann noch mal für Taichi entscheiden würdest. Und das ist ja letztendlich auch passiert.“

Erschrocken blickte Sora den Jüngeren an. Eben noch hatten sie über sein Beziehungsproblem geredet, jetzt auf einmal sprach er ihre alten Probleme an. „Das war was vollkommen anderes.“, antwortete sie in einem entschiedenen Ton. Takeru entnahm ihren Ton, dass sie nicht darüber sprechen wollte. „Entschuldige bitte vielmals. Ich wusste nicht, dass dich das noch so trifft. Ich meine, es ist ja schon einige Zeit her.“

„Keine Sorge. Ich bin drüber hinweg.“ Sora nahm noch einen großen Schluck vom Wein. Das war sie doch, oder nicht? Zumindest versuchte sie sich und Yoshi das schon die ganze weiszumachen.

„Okay, wenn du darüber hinweg bist, darf ich dann fragen, was genau damals zwischen euch vieren eigentlich war? Ich meine, so richtig will Yamato darüber nie sprechen.“ Die Worte versetzten Sora einen Stich ins Herz. Sie alle hatten sich scheinbar seit damals in Schweigen gehüllt, was ihre Beziehungen zu einander anging. „Ich, ich weiß nicht…“ Sie schenkte sich und ihm noch mal nach.

„Ach komm schon. Es interessiert mich irgendwie.“ Ein Seufzer glitt über ihre Lippen. Der Wein hatte seine Wirkung schon in ihrem Körper entfaltet, ansonsten hätte sie ihm wahrscheinlich nichts davon erzählt. Schließlich wusste nicht mal ihre beste Freundin irgendwas darüber. „Ich kann dir nur meine Sicht der Dinge erzählen……“
 

„Das hätte ich nicht gedacht.“ Tai blickte auf die Uhr. „Soll ich dir ein Taxi rufen? Hübsche Frauen sollten nachts nicht alleine unterwegs sein.“ Yoshi war erleichtert, dass sich damit scheinbar das Thema Sora erledigt hatte.

„Nein danke, so weit ist der Weg ja nicht. Ich schaffe das schon.“ Sie lächelte ihn an und stand wieder auf.

Er begleitete sie zur Tür. „Okay, wie du meinst.“ Vorsichtig griff er nach ihrer Hand und mit der anderen öffnete sie die Türe. „Du kannst mir ja eben eine Sms schreiben, wenn du angekommen bist. Okay?“

Irgendwie war sie gerührt von seiner Sorge. „Ja mach ich.“ Sie zwinkerte ihn an. Behutsam gab er ihr einen Kuss auf ihre sanften Lippen und sie erwiderte diesen.

Ihr Herz klopfte ihr beinahe bis zum Halse, als sie die Straßen entlang lief.
 

Nach ihrer mehr oder wenigen langen Erzählung musste sie irgendwie erstmal verdauen, dass sie das gerade wirklich alles jemandem erzählt hatte. Takeru hatte sie die ganze Zeit über aufmerksam beobachtet und hin und wieder einen Kommentar dazu abgegeben. „Sag mal Sora… bereust du es, dass Matt und du… dass ihr damals aufgegeben habt? Dass ihr es akzeptiert habt, dass ihr euch in verschiedene Richtungen entwickelt habt?“

„Ach Takeru… das ist alles schon so lange her und..“ Die Haustüre wieder aufgeschlossen und eine sofort munter drauflos plappernde Yoshi betrat die Wohnung. Scheinbar hatte sie das Licht in der Küche gesehen und daraus richtig geschlossen, dass Sora noch war.

„Oh Sora..! Dieser Abend…! Er war einfach nur.. traumhaft! Ich glaube, aus uns Beiden könnte echt was werden. Wir waren zwar nicht im Kino, aber…“ Nachdem sie ihre Jacke und Schuhe ausgezogen hatte, betrat sie nun die Küche und bemerkte, dass sie noch Besuch hatten. „Oh äh.. Entschuldigung.“

„Macht nichts.“ Takeru stand sogleich auf. „Es ist jetzt eh langsam Zeit für mich zu gehen.“

Noch bevor Sora irgendwas sagen konnte, war der Blonde schon beinahe verschwunden. „Ich melde mich morgen bei dir. Danke.“ Und hinter ihm fiel die Tür ins Schloss.

„Ich wollte nicht stören. Sorry, falls ich jetzt irgendwie..“

„Ist schon gut..“ Sora nahm den letzten Schluck aus ihrem Glas.

„Wer war denn das eigentlich?“, fragte sie neugierig. „Takeru. Ein guter Freund aus früheren Tagen.“ Irgendwie kam Yoshi dieser Name verdammt bekannt vor. Hatten sie nicht heute Abend auch über einen Takeru gesprochen?

„Wieso ward ihr nicht im Kino?“

„Achso ja.“ Sie nahm sich ein Glas aus dem Schrank und füllte es mit Leitungswasser. „Er hatte irgendwie seiner Schwester versprochen, den Abend mit ihr verbringen. Als ich das gehört hab, war ich so eine Mischung aus wütend und traurig, aber seine Schwester ist ja so goldig! Sie meinte dann, dass ich aber gerne bleiben könnte. Und dann hatten wir einen tollen Abend mit Pizza, Süßigkeiten und jeder Menge Filme. Und am Ende haben wir uns geküsst.“ Sie strahlte übers ganze Gesicht. „Ich glaube, er mag mich. Ich meine, wenn ich ihm so rein gar nichts bedeuten würde, dann hätte er mich doch nicht zu sich nach Hause gelassen, oder?“

Different as planned

Ein Haufen kichernder Mädels stand um sie herum. Kari nahm noch einen Schluck von ihrem Drink. Sie saß auf einem der Barhocker und ihr Bruder stand neben ihr gelehnt und beantwortete einige Fragen der anderen. „Dein Bruder ist echt verdammt cool..“, flüsterte eine von ihren Freundinnen in ihr Ohr. Die Dunkelhaarige nickte lächelnd. Das wusste sie natürlich, aber sie hatte wirklich nicht mit so einer Reaktion gerechnet, als sie ihren Freundinnen erzählt hatte, dass sie heute Abend mit Tai hier auftauchen würde. Nun ging er auch noch mit einer von ihnen tanzen. Hikari hoffte bloß, dass nicht allzu bald Yoshi hier auftauchen würde. Irgendwie hätte sie dann ein schlechtes Gewissen bekommen.

Etwas weiter hinten in einer Ecke entdeckte sie Davis. Schnell wandte sie ihren Blick ab. Hoffentlich hatte er sie nicht gesehen und selbst wenn, würde er hoffentlich nicht zu ihr rüberkommen.

Sie trank noch einen Schluck. Takeru hatte sich noch immer nicht bei ihr gemeldet. Der Streit war jetzt bereits zwei Tage her und er hatte sich immer noch nicht bei ihr gemeldet. Gleich morgen würde sie ihn anrufen, das hatte sie sich fest vorgenommen. Sie wollte diese kleine Auseinandersetzung dann aus der Welt schaffen.

Als Kari sich zum Eingang der Diskothek drehte, schnappte sie erschrocken nach Luft. Da war Takeru. Ihr Freund. Er kam nicht alleine, sondern mit zwei jungen Frauen. Und beide kannte sie. Er kam in Begleitung von Sora und Yoshi. Was zum Teufel hatte er mit ihnen zu tun? Fragen über Fragen warfen sich in ihrem Kopf auf. Die Rothaarige blieb in der Nähe des Einganges stehen, während die beiden Blondschöpfe gezielt zu ihr kamen.

„Hi Kari, wo ist denn Tai?“ Sie konnte nicht anders, als ihren Freund anzustarren. Tagelang meldete er sich nicht bei ihr und tauchte er hier einfach so auf, als wäre nichts gewesen. Sprachlos deutete sie auf die Tanzfläche, wo sich der Gesuchte befand.
 

Als Yoshi Tai ausfindig gemacht hatte, spürte sie einen kleinen Stich im Herzen. Er tanzte ausgelassen mit zwei anderen Mädchen. Eigentlich wollte sie nicht eifersüchtig sein, aber es ließ sich auch nicht ganz abstellen. Nervös biss sie sich auf der Unterlippe rum. Sollte sie jetzt einfach zu ihm hinübergehen? Nach kurzem Überlegen entschied sie sich dafür. Was sollte sie auch sonst tun? Warten bis er sie entdeckt hatte?

Vorsichtig tanzte sie ihn an und kaum hatte er sie entdeckt, nahm er ihre Hände und zog sie etwas zu sich. Sie bekam sogar einen Begrüßungskuss von ihm auf die Wange. Für sie war das schon Grund genug über das ganze Gesicht zu strahlen und sie fühlte sich in diesem Moment glücklich.
 

Nachdem Yoshi sie verlassen hatte, standen Kari und Takeru nun also alleine dort an der Bar. Keiner von ihnen sagte ein Wort. Sie trank stattdessen ihr Glas leer und bestellte sich gleich noch ein Bier. „Wie geht es dir so?“, kam es nach einer gefühlten Ewigkeit von Takeru.

„Soweit ganz gut.“ Sie ließ ihren Blick auf die Tanzfläche schweifen, um ihm ja nicht in die Augen sehen zu müssen. „Und dir?“

„Auch. Können wir kurz draußen reden?“ Kari nahm ihren Drink von der Thekenfrau an sich und nickte. „Meinetwegen.“

Einige Minuten später fanden sie sich draußen wieder. Sie entfernten sich einige Meter von der Diskothek und hörten nur noch aus der Ferne den Bass.

Hikari setzte sich auf eine kleine Mauer und Takeru stellte sich davor. „Hör zu, es tut mir echt Leid, dass ich letztens so ausgerastet bin.“ Kari trank nen kleinen Schluck.

„Was hast du denn seit neustem wieder mit Sora zu tun?“, fragte sie statt zu antworten.

„Äh… ich hab sie letztens zufällig getroffen.“ Sichtlich verwirrt starrte Takeru sie an. Sie hatten doch ganz andere Dinge zu bereden.

„Und was habt ihr mit Yoshi zu tun?“

Der Blonde trat von einem Fuß auf den anderen. „Sie wohnen zusammen.“

„Aha. Und du hängst jetzt bei denen rum?“ Hikari wusste selber nicht genau, warum sie sich so verhielt. Es störte sie irgendwie, dass er sich, statt sich bei ihr zu melden, mit zwei anderen jungen Frauen traf, auch wenn es nur freundschaftlich war, dessen war sie sich sicher.

„Herrgott Kari! Was sollen denn diese scheiß Fragen jetzt? Das tut doch alles überhaupt nichts zur Sache!“
 

Sora stand noch immer in der Nähe des Eingangs. Gerade fragte sie sich, warum sie sich überhaupt von den Beiden hatte überreden lassen mitzukommen. Jetzt stand sie hier ganz alleine und fühlte sich verdammt unwohl. Es war schon ewig her, dass sie in einem solchen Club war. Das letzte Mal war sie mit ihrer damaligen besten Freundin hier gewesen. Das war schon drei Jahre her. Und jetzt stand sie hier ganz alleine. Takeru versuchte seine Beziehung zu retten, während Yoshi mit Taichi tanzte. Was eigentlich eine ziemlich erstaunliche Sache war, denn sie konnte sich noch sehr gut an die Zeit erinnern, in der Tai das Tanzen gehasst hatte und es immer nur seiner Freundin zuliebe getan hatte. Jetzt schien es fast so, als hätte er Spaß daran. Sora seufzte. Menschen änderten sich halt.

Plötzlich fiel ihr ein anderes Mädchen ins Auge. Sie hatte ihre langen, dunklen Haare hochgesteckt und trug ein schwarzes Kleid, welches sich perfekt ihrem Körper anpasste. Sie drehte ihren Kopf in ihre Richtung und Sora blieb vor Schreck fast das Herz stehen. Das war doch… nein das konnte nicht. Doch: Es war niemand geringeres als Mimi Tachikawa, die dort am Rande der Tanzfläche stand. Was tat sie hier? Seit wann war sie wieder in Tokio? Am liebsten wäre Sora zu ihr hinüber gerannt und hätte sie in die Arme geschlossen. Aber irgendwie traute sie sich nicht. Stattdessen beobachtete sie sie. Ihr Blick schien an jemandem zu haften. Sora versuchte zu erkennen, wer es war. Eigentlich konnte es fast nur Taichi sein. Plötzlich lief sie Richtung Ausgang und hinaus in die Kälte. Sora folgte ihr, so schnell sie konnte.
 

„Schrei mich nicht so an!“ Tränen stiegen in ihre Augen. Warum tat er das immer? Wieso musste er sie anschreien, sobald ihm mal etwas nicht passte? Betroffen schaute er nun auf den Boden. Wieder einmal hatte er sich selbst nicht richtig unter Kontrolle gehabt. Natürlich wollte er sie nicht anschreien. Er liebte sie doch. Das war wahrscheinlich das Problem. Er liebte sie zu sehr. Die Angst, sie zu verlieren, zerfraß ihn praktisch. Kari starrte auf den Boden vor sich. Sie hatte lange Gespräche mit Taichi gehabt. Er hatte versucht ihr zu helfen. Sollte sie nun erstmal seinen Rat befolgen und Takeru und sich ne Pause gönnen? So wie jetzt ging es auf jeden Fall nicht mehr weiter. Sie stritten immer wieder wegen irgendwelchen Kleinigkeiten. Mit ihren großen, braunen Augen starrte sie ihn an. „Wir brauchen eine Pause….“
 

„Mimi?“ Die Dunkelhaarige drehte sich um. Hatte sie etwa jemand gesehen? Außer ihm hatte sie niemand bekanntes entdecken können. Ihre Schritte verlangsamten sich und vorsichtig drehte sie sich um. Hastig wischte sie sich mit dem Handrücken über die Augen. Eine rothaarige junge Frau kam auf sie zugelaufen. „Mimi!“ Sie blieb direkt vor ihr stehen. Einige Sekunden starrten sie sich an, bis sie sie erkannte. „Sora!“ Sie fiel ihrer besten Freundin um den Hals. Und sofort liefen ihr wieder Tränen über die Wangen.

Sora war von dieser Reaktion irgendwie überrascht, erwiderte die Umarmung aber. Es fühlte sich gut an, der ehemaligen besten Freundin wieder so nahe zu sein. Nach einiger Zeit lösten sie sich wieder. „Ich hab dich wirklich vermisst! Wie geht es dir? Was machst du so?“ Die Traurigkeit von eben schien wie weggeblasen zu sein. „Ach mir geht’s ganz gut.“ Ohne dass sie weiter sprechen konnte, fiel Mimi ihr schon wieder ins Wort. „Lass uns irgendwo hingehen, wo wir in Ruhe miteinander sprechen können.“ Sora stimmte ihr zu und so machten sie sich auf den Weg zu ihr nach Hause. Sora erwartete Yoshi nicht allzu früh Zuhause. Auf dem Weg begannen sie schon, sich alles Mögliche zu erzählen. Sie berichtete ihr von ihrer Lehre und dass sie von Zuhause ausgezogen war. Mimi erzählte währenddessen, dass sie nach dem Krankenhausaufenthalt von ihrem Vater in ein Internat geschickt wurde, dass dort für sie erstmal alles sehr schrecklich gewesen war, sie sich aber nach und nach dort irgendwie einleben konnte. Jetzt spielte sie in kleineren Theatern mit, wenn es dort Tanzeinlagen gab…

~When you're gone~

Verwendeter Song: Avril Lavigne - When you're gone
 


 

„Wie wäre es erst einmal mit einem Kaffee?“ Sora gähnte und streckte sich noch mal, während sie auf eine Antwort von Mimi wartete. Sie hatten noch die ganze Nacht zusammen gesessen, über alte Zeiten gequatscht und sich dabei gut gefühlt. Ein Thema hatten sie dabei jedoch komplett ausgelassen und dieses nannte sich Tai/Matt, aber das war beiden erstmal ganz egal gewesen. Sora war einfach nur glücklich Mimi wieder gefunden zu haben.

„Das klingt gar nicht mal so schlecht..“ Mimi streckte sich etwas. „Alles klar.“ Sora zog sich schon mal eine Hose über und Mimi schlüpfte in ihre Klamotten von gestern Abend. Schlurfend kam sie der Rothaarigen hinterher und machte nebenbei den Knopf ihrer Hose zu. „Schön habt ihr es hier.“

„Danke..“ Sora lächelte sie an und stellte dann die Kaffeemaschine an.

„Das war echt ein klasse Abend. Hätte ich gestern Mittag nicht gedacht, dass ich so einen Spaß haben würde.“, erklärte Mimi und setzte sich auf einen der Stühle.

„Geht mir genauso.“

Während der Kaffee so vor sich hin kochte, deckte Sora schon einmal den Frühstückstisch. Sie hörte wie die Zimmertür von Yoshi aufging. „Nicht erschrecken, jetzt kommt gleich meine verschlafene Mitbewohnerin rein.“ Sie grinste, schenkte den Kaffee ein und setzte sich dann hin. Und tatsächlich betrat wenige Sekunden später Yoshi die Küche. „Guten Morgen…“ Sie strich sich einige Haarsträhnen zurück. Ihre Wangen waren leicht rosa gefärbt. Mimi musterte sie einige Momente. Irgendwie kam ihr dieses Mädchen verdammt bekannt vor. Aber woher bloß…?

Sie stellte erstmal den Wasserkocher an. „Hups.. ich glaub, ich muss noch mal zur Toilette.“

Die Dunkelhaarige blickte ihr nach. „Sie war mal bei uns in der Klasse. Vielleicht kennst du sie daher.“ Als wenn Sora ihre Gedanken gelesen hatte. „Achso…“, sie lächelte sie dankbar an, aber schon wenige Sekunden später, gefror das Lächeln in ihrem Gesicht förmlich. All ihre Fröhlichkeit, Ausgelassenheit der letzten Stunden waren verflogen. Ihre Hände verkrampften sich um die heiße Tasse. Das konnte nicht wahr sein. „Mh.. das riecht aber hier gut.“

Diese Stimme. Diese Haare.. diese Augen. Taichi Yagami. Er stand im Türrahmen wuschelte sich durch seine Haare und trug nur seine Boxershorts.

Sora, die mit dem Rücken zur Tür gesessen hatte, drehte sich langsam um und auch ihr klappte fast die Kinnlade herunter.

Natürlich sie hatte gewusst, dass da irgendwie was zwischen Tai und Yoshi war, aber bisher war es außer ein paar Küssen nie mehr gewesen, außerdem war er noch nie hier bei ihnen gewesen, woher hätte sie ahnen soll, dass er ausgerechnet diese Nacht hier verbracht hatte.

Nun hatte auch er erkannt, wer hier in dieser Küche saß. „Sorry, ich wusste nicht, dass…“ Langsam setzte er einen Fuß nach dem anderen nach hinten wieder raus aus der Küche. Doch konnte er dabei nicht seinen Blick von ihr wenden. Wie oft hatte er davon geträumt sie wieder zu sehen? Aber warum ausgerechnet heute und jetzt?

Ruckartig stand sie auf. „Danke für den Kaffee Sora. Aber ich muss jetzt gehen.“

„Was? Aber…“ Sie blickte ihre Freundin flehend an. „Bleib doch noch.“ Sie konnte verstehen, dass diese Situation für Mimi nicht gerade angenehm war, aber musste sie deswegen gleich gehen?

„Hab noch einen dringenden Termin.“, hastig verließ sie doe Wohnung, ohne noch mal einen Blick an Taichi zu verschwenden.
 

Wenige Minuten später kam Yoshi wieder in die Küche zurück. Sie spürte, dass irgendwas nicht stimmte und schaute nacheinander Sora und Tai an. „Ist irgendwas passiert?“ Keiner der Beiden reagierte. „Wo ist denn deine Freundin hin, Sora?“ „Leider musste sie schon gehen.“ Es kostete sie ziemlich viel Kraft diese Worte so ruhig wie möglich auszusprechen. In ihrem Inneren wollte sie schreien und um sich treten, aber sie tat es nicht. Stattdessen stand sie leise auf. „Wenn ihr wollt, könnt ihr euch gerne an dem Kaffee bedienen. Ich bin ebenfalls schon fertig“ Taichi warf sie einen wütenden Blick zu während sie den Raum verließ. „Oh cool. Danke!“, rief Yoshi ihr nach und setzte sich an den Tisch. Der Dunkelhaarige blieb noch immer neben der Tür stehen. Er hatte die ganze Zeit über nicht ein Wort gesagt. „Ist irgendwas?“ Die Blonde legte den Kopf schief und sah ihn fragend an.

„Es tut mir Leid. Ich muss dringend nach Hause.“
 

~I always needed time on my own

I never thought I'd need you there when I cry

And the days feel like years when I'm alone

And the bed where you lye

Is made up on your side~
 

Ein Schluchzen durchrüttelte ihren Körper, wobei sie den Kopfschmerz in dem Moment noch stärker wahrnahm als ohnehin schon. Das waren die Folgen von gestern Abend. Nach der Szene hatte sie einen über den Durst hinweg getrunken, sich mit ihren Freundinnen amüsiert, hatte sich von ihren Gefühlen abgelenkt.

Jetzt fühlte sie sich schrecklich und das nicht nur wegen dem Kater. Er fehlte ihr jetzt schon. Wie gerne würde sie ihn jetzt anrufen und alles rückgängig machen? Aber was hatte das schon für einen Sinn? Es würde sich nichts ändern, sie brauchten diese Pause. Weitere Tränen flossen über ihre Wange. Als Tai ihr diesen Ratschlag gegeben hatte, warum hatte er ihr nicht gesagt, dass es so wehtun würde?

Sie hörte, wie jemand das Haus betrat. Das konnte nur ihr Bruder sein. Schwerfällig stand sie auf und öffnete ihre Zimmertür, blieb jedoch im Türrahmen stehen. Die Arme hatte sie um ihren Bauch gelegt. Traurig blickte sie ihn an, doch er ging einfach an ihr vorbei.
 

~When you walk away

I count the steps that you take

Do you see how much I need you right now?~
 

Nach diesem Treffen der besondern Art konnte Taichi gar nicht schnell genug nach Hause kommen. Er hatte sich nicht einmal von Yoshi verabschiedet. Das war ihm aber gar nicht wirklich in dem Moment aufgefallen. Im Flur stand seine Schwester, aber auch diese beachtete er kaum. Sofort verschwand er in seinem Zimmer. Er wollte alleine sein, wollte nachdenken. Sie war wieder hier, das wusste er bereits. Doch jetzt wusste sie, dass auch er hier war. Als er in ihre braune Augen gesehen hatte, meinte er fast, er hätte darin Enttäuschung entdeckt. Aber wieso? Sie konnte nicht von ihm enttäuscht sein, oder doch? Er hatte doch eigentlich nichts unrechtes getan, oder?
 

~When you're gone

The pieces of my heart are missing you

When you're gone

The face I came to know is missing too

When you're gone

The words I need to hear to always get me through the day

And make it ok~
 

Hier saß er nun und starrte auf sein Handy. Es macht ihn wahnsinnig. Er wollte sie anrufen, ihr Sms schreiben, sie besuchen, irgendwas tun, auf das er eine Reaktion von ihr bekommen würde. Doch er traute sich nicht. Sie hatte gesagt, sie bräuchten eine Pause. Eine Pause war der Anfang vom Ende. Er durfte keinen einzigen Fehler mehr machen, sonst war es wahrscheinlich endgültig vorbei. Wenn sie also eine Pause haben wollte, durfte er sich auf keinen Fall bei ihr melden, sondern musste sie entscheiden lassen, wann es wieder Annäherungen gab. Gestern Abend hatte noch lange dort draußen gestanden, vor dieser Mauer und hatte ihr nachgeschaut. Sie hatte ihn dort einfach stehen gelassen und war wieder hinein gegangen. Wieder warf er einen Blick auf sein Handy. Nichts..
 

~I miss you
 

I've never felt this way before

Everything that I do reminds me of you

and the clothes you left, that lie on the floor

And they smell just like you

I love the things that you do~
 

Was war bloß passiert? Vor nicht mal zwei Stunden hatte er noch neben ihr in ihrem Bett geschlafen. Sie war schon früher wachgewesen und hatte ihn beim Schlafen beobachtet. Hatte vorsichtig durch sein Haar gestrichen, hatte seinen Geruch tief eingeatmet. Und jetzt? Sie saß hier alleine in ihrem Zimmer auf dem kalten Fußboden, mit dem Rücken an die Wand gelehnt und verstand die Welt nicht mehr. Alles war doch gut gewesen. Was war plötzlich los? Warum hatte er sie hier so Hals über Kopf verlassen? Was hatte sie getan? Welcher Fehler war ihr unterlaufen?

Weitere Tränen rannen über ihre Wangen, bahnten sich einen Weg bis zu ihren Lippen, wo sie diesen salzigen Geschmack wahrnahm.
 

~When you walk away

I count the steps that you take

Do you see how much I need you right now?~
 

Sie hörte Schritte auf dem Flur und schloss eilig ihre Zimmertüre ab. Auf keinen Fall wollte sie jetzt mit einem von ihnen reden. Scheinbar hatte die Person auf dem Flur das verstanden, denn es folgte kein Klopfen an ihrer Tür. Sora wusste nicht, dass Taichi schon gegangen war und dass es nur die verzweifelte Yoshi gewesen wäre auf der Suche nach Antworten. Sora war so wütend auf sich selbst. Wieso hatte sie bloß Mimi mit ihr hierher gebracht? Es war alles ihre Schuld.

Und wieso hatte sie Yoshi Tai nicht von Anfang an ausgeredet? Es war eine scheiß Situation und sie wünschte, sie hätte ihnen allen diese Sache erspart.
 

~When you're gone

The pieces of my heart are missing you

And When you're gone

The face I came to know is missing too

And When you're gone

The words I need to hear to always get me through the day

And make it ok
 

I miss you~
 

Zum wiederholten Male laß Yamato den Brief, der er von ihr bekommen hatte. Damit hätte er nicht gerechnet. Niemals. Irgendwie warf es ihn aus der Bahn. Gerade war er wieder in seiner Heimatstadt angekommen. Aufgrund der Adresse, die als Absender vermerkt war, wusste er, dass auch sie noch hier lebte.

Sollte er ihr antworten?

Irgendwie hatte er Angst, ihr entgegen zu treten. Es war einfach schon zu lange her, dass er sie gesehen hatte. Seufzend stand er auf und ließ den Brief erstmal dort liegen.
 

~We were made for each other

Out here forever

I know we were

Yeah yeah

And all I ever wanted was for you to know

everything I do I give my heart and soul

I can hardly breathe I need to feel you here with me~
 

Eiskaltes Wasser warf sie sich ins Gesicht. Wie konnte das sein? Sie verstand so vieles nicht. Fragend blickte sie sich selbst im Spiegel an, der über dem Waschbecken angebracht war.

Warum brachte es sie noch immer durcheinander, wenn sie ihn sah. Es hatte ihr schon nicht gepasst, als sie ihn gestern mit ihr tanzen gesehen hatte.

Aber das heute Morgen war der Höhepunkt gewesen. Wieso tauchte er wieder in ihrem Leben auf? Sie trocknete sich das Gesicht ab und verließ das Badezimmer. Es war zum verrückt werden. Sie hatte sich ehrlich gefreut, dass sie Sora gestern Abend getroffen hatte, aber wenn sie das geahnt hätte, wäre sie niemals mit zu ihr gegangen. Vorsichtig öffnete sie das Fenster und setzte sich auf die Fensterbank. Mit flinken Handgriffen fischte sie ihre Zigarettenpackung aus der Handtasche.

Warum war er überhaupt hier? Sie hatte gehört, er wäre umgezogen für seinen Fußballverein. Und während sie an einer Zigarette zog, liefen ihr kleine Tränen über die Wange.

Just like the past?

Ein Klopfen an seiner Tür riss ihn aus seinem Rhythmus. Seit ungefähr einer Stunde schon warf er einen gelben Tennisball gegen die gegenüberliegende Wand, fing ihn wieder auf und warf ihn wieder dagegen. Nun fiel ihm er der Balls aus der Hand. „Was ist?“, fragte er genervt. Seine Mutter trat ein. Sie hatte ihre typischen Sorgenfalten auf der Stirn.

„Hast du vielleicht Hunger?“ Einige Sekunden überlegte er und entschied sich dann dagegen. „Nein.“ Ein Seufzer entrann ihren Lippen und sie verließ sein Zimmer wieder. Was sollte er bloß tun? Die Stille hier machte ihn wahnsinnig. Er lag auf seinem Bett und starrte die Wand an. Kurz darauf klopfte es wieder. „Was?“, grummelte er.

Kari öffnete vorsichtig die Tür. „Kann ich reinkommen?“ An ihrer Stimme bemerkte er sofort, dass etwas nicht stimmte. „Ja klar.“ Er setzte sich an die Bettkante und sie nahm neben ihm Platz. Ihre Augen waren gerötet vom Weinen.

„Gestern, da hab ich.. Takeru getroffen..“ Taichi legte den Arm um seine Schwester, um sie zu ermuntern weiter zu sprechen. „Ich hab deinen Rat beherzigt. Ich hab gesagt, dass wir eine Pause brauchen.“ Ein Schluchzer durchschüttelte ihren Körper und er zog sie näher zu sich heran. „Es tut so weh…“, flüsterte sie. Tai nickte etwas. „Er wird sich jetzt Mühe geben… glaub mir..“

„Ich vermisse ihn aber schon jetzt…“ Nun nahm er seine kleine Schwester richtig in den Arm und sie begann wieder zu schluchzen. Sie weinte sich richtig bei ihm aus und war froh, dass er für sie da war.
 

In der Wohnung herrschte eine Totenstille. Das war ziemlich ungewöhnlich, denn normalerweise sahen die beiden Mädchen um diese Uhrzeit gemeinsam fernsehen, oder kochten etwas schönes. Doch heute war alles anders. Beide saßen in ihren Zimmern. Totenstille. Sie hatten seit heute morgen kein Wort miteinander gesprochen. Plötzlich klingelte es an der Haustür. Blitzartig sprang Yoshi auf in der Hoffnung, dass es Tai mit einer Erklärung war. Kaum hatte sie den Türsummer betätigt, kam Sora ebenfalls aus ihrem Zimmer. Beide schauten sich einige Sekunden schweigend an. Die Blonde stand vor der offnen Wohnungstür und wartete, dass der Besucher die Treppe herauf kam. Schließlich entdeckte sie einen Blondschopf. Enttäuscht seufzte sie. Sora stand etwas weiter von der Tür entfernt und konnte so nicht sehen, wer herein kam. „Hallo. Ich wollte eigentlich zu Sora. Ist sie auch da?“ Diese Stimme….

„Ja, sie ist da..“ Yoshi trat beiseite und ein gutaussehender, blonder, junger Mann betrat die Wohnung. Ihr Herz machte einen Aussetzer. „Matt?“, brachte sie erschrocken hervor. Im nächsten Moment gingen ihr tausend verschiedene Sachen durch den Kopf. Sie war bis jetzt weder duschen gewesen, noch hatte sie die Zähen geputzt, die Haare gekämmt, geschweige denn etwas Vernünftiges angezogen.

„Hi Sora…“ Er lächelte sie an. „Entschuldige mich einen Moment.“ Und schon war sie im Badezimmer verschwunden.

Yoshi schloss derweil die Tür hinter dem Blonden. Sollte sie ihn jetzt einfach hier stehen lassen? Das konnte sie wohl auch schlecht machen. Also führte sie ihn in die Küche. „Möchtest du was trinken? Ich bin übrigens Yoshi.“

Yamato war ihr gefolgt. „Nein danke. Ich bin Matt.“ Er reichte ihr seine Hand. Einige Momente brauchte sie noch, um ihn wieder zu erkennen. „Du bist doch der Sänger von den Teenage Wolves!“, rief sie plötzlich aus.

Matt lächelte verlegen. „Ja, der bin ich wohl.“

„Oh cool! Kennst du mich auch noch? Ich meine, kannst du dich noch an mich erinnern? Wir waren auf der selben Schule..“

Er betrachtete sie einige Sekunden. „Nein, tut mir Leid…“

Yoshi seufzte. Sie hatte das Gefühl, als wäre sie in ihrer Schulzeit irgendwie ein Niemand gewesen und sie musste wieder an Taichi denken.

Sie lehnte sich gegen die Anrichte und verschränkte die Arme vor der Brust. Irgendwie war ihr jetzt gerade wieder nach weinen zumute. Yamato betrachtete sie von der Seite und räusperte sich dann. „Du brauchst nicht meinen Unterhalter spielen, wenn du gerade irgendwas besseres zutun hast.“
 

Mittlerweile war es früher Abend geworden und Mimi stand vorm Kühlschrank und überlegte, was sie sich wohl zum Essen machen konnte. Appetit hatte sie eigentlich keinen. Seufzend schloss sie die Tür wieder. Ihr Vater saß im Wohnzimmer und schaute sich eine Dokumentation an. Sie nahm sich ein Glas aus dem Schrank und füllte es mit klarem kaltem Leitungswasser. Es tat ihr irgendwie Leid für Sora, dass sie so plötzlich abgehauen war, aber was hätte sie tun sollen?

Es klingelte an der Haustür. Verwundert blickte Mimi zu der Wanduhr. Wen erwarteten sie um diese Uhrzeit schon? Als sie die Tür öffnete, rutschte ihr beinahe das Wasserglas aus der Hand. Erschrocken weiteten sich ihre Augen. „Hi.“, etwas verschüchtert blickte er sie an.

„Was willst du denn hier?“ Vorsichtshalber legte er seine Hand an die Tür, damit sie diese nicht sofort wieder zuschlagen konnte.

„Ich möchte nur gerne mal mit dir sprechen. Einfach so..“ Sie blickte in seine dunkelbraunen Augen.

„Wenn es unbedingt sein muss.“ Sie ließ ihn das Haus betreten und nahm ihn lieber mit hoch in ihr Zimmer, bevor ihr Vater bemerkte, dass Taichi da war.

Irgendwie wurde sie durch seine Anwesenheit nervös. Was wollte er bloß von ihr? Sie öffnete das Fenster, setzte sich auf die Fensterbank und zündete sich eine Zigarette an. Er beobachtete sie dabei schweigend.

„Freut mich, dass du wieder in der Stadt bist.“ Er wagte es nicht, sich hinzusetzen, sondern lehnte sich stattdessen gegen den Schreibtisch.

Sie zuckte mit den Schultern. „Tja hat sich so ergeben.“

Er räusperte sich: „Also ich verbringe gerade meinen Urlaub Zuhause.“

Mimi nickte etwas und vermied es die ganze Zeit über in seine Richtung zu blicken. Was sollte das hier?

„Übrigens: Ich soll dir schöne Grüße von meiner Schwester bestellen.“

„Danke…“, sie nickte und nahm einen weiteren Zug. „Geht sie noch zur Schule?“

„Ja. Sie ist nicht wie ich und schmeißt einfach alles hin.“ Taichi verlagerte sein Gewicht nun auf das andere Bein. „Und was genau hat dich eigentlich hierher verschlagen?“

„Ich spiel in kleineren Theatern mit, wenn sie Tanzeinlagen haben.“

„Ah cool. Klingt interessant.“ Die Dunkelhaarige schnippste die Zigarette in die Dunkelheit.

„ist es auch.“ Sie warf ihm einen kurzen Blick zu und erkannte, dass er händeringend nach Worten suchte, um dieses Gespräch nicht einschlafen zu lassen.

„Macht dir Fußballspielen denn noch Spaß?“….
 

Yoshi hörte, wie Sora das Haus verließ. Die Tür war ziemlich laut ins Schloss gefallen. Yoshi seufzte. Noch nie hatte sie sich mit Sora gestritten und eigentlich konnte man auch dieses Mal nicht von einem Streit sprechen, und doch fühlte es sich so an. Was sollte sie tun? Sich entschuldigen? Aber für was?

Sie fühlt sich schrecklich. Ihre beste Freundin sprach kein Wort mehr mit ihr und auch von Tai hatte sie den ganzen Tag noch nichts gehört. Es war einfach nur ein furchtbarer Tag gewesen, anders konnte man es nicht beschreiben. Wahrscheinlich war es das Beste, sich einfach nur ins Bett zu legen. Der morgige Tag konnte nur besser werden. Sie warf einen letzten verzweifelten Blick auf ihr Handy. Nichts: keine Sms, kein Anruf. Schweren Herzens drehte sie sich auf die Seite in ihrem Bett und schloss die Augen.
 

„Du warst tatsächlich bei Sora?“ Der Blonde schaute seinen Bruder mit großen Augen an. „Tja, ich kann es selber noch gar nicht so ganz glauben. Es war eine spontane Idee, aber nicht die schlechteste.“ Ein Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus. „Und? Wie war es? Erzähl doch mal…“ Sie saßen in der Küche der Takahashis. „Es war okay. Ich denke, sie war überrascht, dass ich ohne Vorwarnung aufgetaucht bin.“ Takeru nickte.

„Erst war es ein bisschen komisch, weil wir uns so lange nicht gesehen hatten, aber dann war es irgendwie wie in alten Zeiten…“ Er lächelte und wieder nickte der Jüngere.

Yamato bemerkte jedoch, dass seinem Bruder irgendwas auf dem Herzen lag. Forschend blickte er ihn an. „Ist irgendwas passiert?“

TK zuckte erschrocken zusammen. Er fühlte sich ertappt und wusste nicht genau, ob er nun wirklich darüber reden wollte. „Kari… sie… wir sind in einer Beziehungspause.“ Kaum waren die Worte ausgesprochen, spürte er irgendwie Erleichterung.

Überrascht blickte Matt ihn an.

Like Friends

Mittlerweile waren zwei Tage vergangen und Kari saß mit ihrer Mutter in der Küche und trank einen Tee. Sie unterhielten sich in Ruhe, bis Tai in die Küche gestürmt kam, um einen Blick in den Kühlschrank zu werfen. Er nahm sich einen Joghurt und lehnte sich gegen die Anrichte. „Möchtest du auch einen Tee, mein Junge?“

„Ich hab keine Zeit.“, gierig löffelte er den Joghurt. „Was hast du denn vor?“, skeptisch betrachtete seine Schwester ihn. „Ich wollte gleich ins Kino.“

„Mit wem?“ Kari erntete einen empörten Blick ihrer Mutter.

„Mit Mimi. Wieso?“ Er warf den Löffel in die Spüle und den leeren Becher in den Mülleimer. Vor zwei Tagen war er bei ihr gewesen, nachdem er sie morgens bei Sora getroffen hatte. Zuerst war das Gespräch sehr zäh gewesen, aber nach und nach tauten sie beide auf. Sie hatten es tunlichst vermieden über ihre damalige Beziehung zu sprechen und sich ansonsten so weit ganz gut verstanden. In einer Woche wäre sein Urlaub vorbei und er würde Tokio wieder verlassen.

Kari verschränkte die Arme vor der Brust. „Hast du dich bei Yoshi gemeldet?“ Tai machte sich auf den Weg zur Tür. „Tut mir Leid Kari, ich habs eilig.“

„Verdammt Tai! Was soll ich ihr denn sagen, wenn sie heute wieder anruft?“

„Na dass ich nicht da bin.“

Wütend stapfte Hikari ihm hinterher und hielt ihn am Arm fest: „Du bist so was von gemein.“

Tai riss seinen Arm hoch, damit sie ihn losließ. Verständnislos blickten sie sich einige Sekunden gegenseitig in die Augen, bis der Ältere endgültig verschwand.

„Kari…“ Frau Yagami kam aus der Küche und legte den Arm um ihre Tochter. „Du solltest dich nicht in die Angelegenheiten deines Bruders einmischen.

„Aber Mama…!“, protestierte das Mädchen. „Du hast doch selber mitbekommen, dass sie jeden Abend anruft. Er geht ihr aus dem Weg und trifft sich stattdessen mit einer anderen. Findest du das in Ordnung?“

Seufzend führte Frau Yagami sie in die Küche. „Ich traue Taichi schon zu, dass er weiß, was er tut.“

„Oh man…“, kopfschüttelnd wollte Kari die Küche verlassen, als das Telefon klingelte. Ihre Mutter ging ans Telefon und wenige Sekunden später reichte sie den Hörer weiter. „Für dich…“
 

Er stand vor der Haustür und wartete darauf, dass eines der Mädchen den Türsummer betätigen würde. Wieso er schon wieder hier war, wusste er auch nicht so recht. Seit Kari die Beziehungspause eingeläutet hatte, fühlte er sich wie so ein ausgesetzter Hund, der nicht mehr wusste, wohin er gehörte. Die Tür ging auf und er lief eilig die Treppen hinauf. An der Wohnungstüre stand Yoshi. Takeru grüßte sie freundlich, aber sie ging wortlos wieder zurück in ihr Zimmer. Irgendwie sah sie nicht gut aus. Er schloss die Tür hinter sich und klopfte dann bei Sora an. „Herein?“ Sie stand vorm Spiegel und zupfte an ihren Haaren herum. Ob sie heute noch was vorhatte?

„Hey Sora… wie geht’s?“

„Oh hallo Takeru.“, sie lächelte ihn an. „Mit dir hab ich gar nicht gerechnet.“ Sie deutete ihm an, sich auf die Bettkante zu setzen.

Er hatte sich vorgenommen, gar nicht lange drumherum zu reden. „Kari will eine Beziehungspause.“

„Was?“, erschrocken ließ Sora ihre Haare los und setzte sich neben ihn. „Wieso denn das? Wann hat sie dir das gesagt?“

„Letztens.. an dem einen Abend, als wir uns in der Disco getroffen haben.“ Sie nahm ihn den Arm und obwohl er sich geschworen hatte, dass nicht zuzulassen, liefen ihm kleine Tränen über die Wangen.
 

Kari stand vor ihrem Spiegel und probierte aus, welche Klamotten sie morgen tragen würde. Vorhin hatte Davis angerufen und sie gefragt, ob sie morgen mit ihm frühstücken gehen wolle. Sie hatte zugesagt. Das würde eine gute Abwechslung darstellen. Außerdem was war denn schon dabei, sich mit einem guten Freund von früher zu treffen? Plötzlich klingelte ein weiteres Mal das Telefon. Da sie das Schnurlose mit in ihr Zimmer genommen hatte, ging sie sogleich ran.

„Hikari Yagami hier.“

„Hey.. ich bins.. Yoshi..“ Es folgte ein kurzes Schweigen. „Ist Tai da?“

Kari seufzte. „Nein tut mir Leid, Yoshi. Er ist nicht da.“

Ein enttäuschter Seufzer. „Weißt du… wann er wiederkommt?“

„Keine Ahnung sorry. Aber weißt du was? Du könntest einfach herkommen und wir warten gemeinsam auf ihn!“
 

Es war merkwürdig. Er fühlte sich bei Sora irgendwie unglaublich geborgen. Die alte Freundschaft und das alte Vertrauen waren wieder da, als wenn nie etwas gewesen wäre. Sie war wie eine große Schwester für ihn, oder etwa nicht?

Nachdem er sich wieder beruhigt hatte, hatte sie sich langsam von ihm gelöst. „Möchtest du irgendwas? Nen Kakao.. oder nen.. Wein… oder..“

Er schüttelte den Kopf. „Nein danke.“

Ein kleines Lächeln breitete sich auf seinen Lippen aus. „Danke, dass du mir zugehört hast.“

Sie winkte ab. „Quatsch. Das war selbstverständlich.“

„Und? Wie war das Treffen mit meinem Bruder?“

Überrascht sah sie ihn an. „Du weißt davon?“

Der Blonde zuckte mit den Schultern. „Na ja.. er hat mir davon erzählt.“

„Ach na ja…“ Sie strich sich eine Haarsträhne zurück. „Es war schön mal wieder etwas von ihm zu hören, mal wieder richtig mit ihm zu sprechen. Wir kannten uns früher halt doch ziemlich gut.“

Er nickte bedächtig. „Werdet ihr euch noch mal treffen?“

„Vielleicht. Also ich hoffe es, wenn sein Zeitplan es noch mal zulässt…“, sie lächelte. „Aber das wäre dann rein freundschaftlich.“ Sie suchte seinen Blick. „Ich sag das nur, damit du nicht irgendwas anderes vermutest.“
 

Es war mittlerweile dunkel draußen geworden. Nach dem Film hatte Tai Mimi noch auf etwas zu trinken eingeladen. Irgendwie war es merkwürdig. Sie unterhielten sich wie zwei normale Freunde, als wenn nie etwas zwischen ihnen gewesen wäre. Dabei war es doch eigentlich eher so gewesen, dass sie niemals wirklich gute Freunde gewesen waren, sondern nur ein Paar, oder?

Er hatte sie nach Hause gebracht. Sie hatte gesagt, sie würde sich bei ihm melden. Das bedeutete, er würde immer wieder auf sein Handy schauen, um sicher zu gehen, dass noch keine Sms von ihr eingegangen war.

Nun war er auf dem Weg zu sich nach Hause. Ihm war nicht aufgefallen, dass in seinem Zimmer Licht brannte. Umso erschrockener war er, als er sein Zimmer betrat und zwei Mädchen drinnen saßen.

„Yoshi…“, brachte er überrascht hervor. Diese strich sich sofort nervös eine Haarsträhne zurück. „Hey Tai..“ Kari hüpfte unterdessen vom Bett. „War ein echt netter Abend mit dir Yoshi. Wir sehen uns…“ Und schon hatte sie das Zimmer verlassen. Tai lehnte sich gegen die geschlossene Türe. „Schön, dich zu sehen…“

„Wirklich?“, fragend blickte sie ihn mit ihren blauen Augen an.

„Ja sicher…“, vorsichtig stieß er sich ab und ging langsam auf sie zu. Was sollte er zu ihr sagen, würde sie ihm Fragen stellen?

„Hör zu… es ist schon spät und… wollen wir uns nicht lieber morgen zum Frühstück irgendwo treffen?“

Zögernd stimmte sie zu. „Okay..“

Sie stand auf. „Dann sollte ich jetzt wohl besser gehen, was?“

Ihre Augen waren Meere voller Traurigkeit. Tai wich ihrem Blick aus und gab ihr schnell einen Kuss auf die Wange.

„Wir sehen uns morgen.“
 

Also Yoshi Zuhause ankam, fühlte sie sich noch immer kein Stück besser. Es war furchtbar. Noch immer verstand sie nichts. Zwar hatte sie jetzt einige Zeit mit seiner Schwester gesprochen, doch diese hatte sich auch nicht wirklich zu dem Thema geäußert. Es blieb ihr nichts anderes übrig. Sie musste noch mal versuchen mit Sora zu sprechen.

Sie nahm all ihren Mut zusammen und klopfte an die Zimmertür ihrer Mitbewohnerin. „Ja?“ Ihre Stimme klang ziemlich neutral. Nervös betrat Yoshi ihr Zimmer. „Hey…“

Sora, die schon im Bett gelegen hatte, setzte sich auf die Bettkante. „Oh hey…“ Noch bevor die Blonde irgendwas sagen konnte, begann Sora zu sprechen: „Es war nicht fair von mir, dich zu ignorieren.“ Sie stand auf und kam auf ihre Freundin zu. „Es tut mir ehrlich Leid.“ Yoshi fiel beinahe ein Stein vom Herzen, als sie von ihrer besten Freundin umarmt wurde. Vor Erleichterung rollten ihr einige Tränchen über die Wange. Sora zog sie vorsichtig rüber mit zum Bett. „Ich glaub, ich bin dir einige Antworten schuldig, was?“ Sie reichte der Blonden erstmal ein Taschentuch. Diese nahm es dankbar an und wischte sich die Wangen trocken.

„Wer war das Mädchen an diesem einen Morgen?“

Sora atmete tief durch. „Meine frühere beste Freundin. Ich hab sie über drei Jahre nicht gesehen und den Abend zuvor zufällig getroffen.“

Verwirrt blickte Yoshi sie an. „Und was ist an dem Morgen passiert? Warum war sie plötzlich weg und Tai so merkwürdig?“

Sora rieb sich mit den Händen über die Knie.

„Na ja.. die Beiden.. waren mal zusammen. Es ist damals nicht gerade schön zwischen ihnen auseinander gegangen.“

„Also ist sie einfach nur seine Ex?“

Die Rothaarige überlegte einige Augenblicke. Sollte sie das ganze noch weiter ausschmücken? Sollte sie Yoshi erzählen, dass sie selber daraufhin mit Taichi zusammengekommen war, dass er anscheinend Mimi immer noch geliebt hatte, diese in der Zwischenzeit aber was mit Matt gehabt hatte und am Ende alles in diesem furchtbaren Unfall gegipfelt war?

Sie biss sich auf die Unterlippe. Yoshi blickte sie fragend an.

„Ja, im Prinzp schon.“, antwortete sie dann schließlich. Nach ihrem Empfinden war es so, dass sie nicht das Recht dazu hatte, ihrer Freundin alle Einzelheiten zu erzählen. Das musste Tai schon selber tun. Sie konnte ihm schließlich nicht die ganze Arbeit abnehmen.

„Meinst du… er empfindet noch immer etwas für sie?“, ihre Stimme zitterte bei dieser Frage.

Sora zuckte mit den Schultern. „Ich weiß es nicht. Ich hab ja auch lange Zeit nichts von ihm gehört oder ihn gesehen. Auf jeden Fall bist du ihm nicht gleichgültig, falls du das denken solltest…“

Do you want to have breakfast?

Zum wiederholten Male schon klopfte Taichi an die Badezimmertür. „Verdammt Kari. Was machst du denn da so lange? Ich bin verabredet und muss gleich los.“

„Moment!“, hörte er ihre gedämpfte Stimme rufen. Genervt lehnte er sich gegen die Wand. So ein Stress schon am frühen Morgen. Für was zum Teufel brauchte seine Schwester bloß so lange? Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass er noch ne halbe Stunde Zeit hatte zum Duschen und für den Weg dorthin.

Kichernd kam Kari aus dem Bad heraus. „So, jetzt kannst du dich hübsch machen.“ „Moment Mal!“ Er griff nach ihrer Schulter und sie blieb stehen. „Was sollte das eigentlich gestern? Hattest du Yoshi eingeladen?“

Verständnislos blickte sie ihn an. „Lass mich Tai, ich habs auch eilig.“ Und schnell verschwand sie in ihrem Zimmer.

Vor dem großen Spiegel zupfte sie ihre Haare zu Recht und überprüfte ihr Make Up. Alles in Ordnung soweit. Aber was sollte das? Sie traf sich doch „nur“ mit Davis….
 

Sora war natürlich 5 Minuten zu früh am vereinbarten Treffpunkt. Zu ihrer großen Verwunderung stand Mimi bereits am Eingang und winkte ihr zu. „Hey, schön dich zu sehen!“ Sie umarmten sich zur Begrüßung und betraten dann das Café. Gestern Vormittag hatte Sora den Anruf von Mimi erhalten. Sie hatte sich entschuldigt, dass sie an dem einen Morgen so überstürzt abgehauen war und wollte sich dafür mit einem Frühstück revanchieren. Erfreut hatte die Rothaarige zugestimmt und so kam es, dass sie sich heute Morgen hier trafen.

Mimi ging zielstrebig auf einen Tisch in einer versteckten Ecke zu.

„Hier siehts gemütlich aus, oder?“ Sora nickte und so nahmen sie Platz. Die Kellnerin kam und beide gaben ihre Bestellung auf.

„Hast du zur Zeit eigentlich auch irgendwelche Auftritte?“, fragte sie interessiert.

„Na ja.. eigentlich nicht. Ab Samstag geht’s wieder richtig los. Hatten jetzt Sommerpause.“, erklärte die Dunkelhaarige lächelnd.

„Ach so cool. Ich würde dich gerne mal auf der Bühne sehen..“

„Du kannst gerne kommen, wenn du magst. Dann besorg ich dir Karten.“

Gerade wollte Sora etwas erwidern, da fiel ihr Blick auf zwei jüngere Gestalten, die gerade das Café betraten. Kari und Davis. Ihr Herz machte einen Aussetzer. Das konnte nicht sein. Die Beiden suchten sich lachend einen Tisch aus.

„Hallo? Erde an Sora…“ Jemand fuchtelte mit einer Hand vor ihrem Gesicht rum.

Takeru war am Boden zerstört wegen der Beziehungspause und Kari schien es verdammt gut dabei zu gehen.

„Sora?“ Erschrocken zuckte die Angesprochene zusammen. „Oh entschuldige bitte…“

„Gibt’s da irgendwas Interessantes zu sehen?“ Mimi wollte sich umdrehen und zum Eingang des Cafés sehen, aber in dem Moment kam die Kellnerin und brachte den beiden jungen Damen ihr Frühstück. Dadurch war Mimi wieder abgelenkt und Sora wäre der Kellnerin am liebsten dafür um den Hals gefallen, denn gerade fühlte sie sich wie in einem schlechten Film. Tai und Yoshi hatten das Café betreten. Dagegen waren Kari und Davis harmlos. Das musste ein Alptraum sein.
 

Tai hatte es geschafft mit nur knapp 5 Minuten Verspätung den Treffpunkt zu erreichen. Yoshi wartete bereits auf ihn. Sie begrüßten sich und betraten dann das Café. Tja jetzt war er hier und eigentlich wusste er noch immer nicht so recht, was er zu ihr sagen sollte.

Eigentlich hätte es gar nicht soweit kommen dürfen, irgendwie hatte sich das ganze verselbstständigt. Yoshi suchte ziemlich zielsicher einen Tisch aus und so nahmen sie Platz.

„Hast du gut geschlafen?“, fragte sie ihn lächelnd, nachdem sie ihre Bestellung aufgeben hatten. „Ja doch.“ Das war eine glatte Lüge.

Er hatte fast die ganze Zeit wach gelegen, hatte über den Abend nachgedacht. Dass es ein unglaublich vertrautes Gefühl war, wieder etwas mit Mimi zu unternehmen. Er hatte darüber nachgedacht, wie sie damals auseinander gegangen waren, dass da ziemlich viel schief gelaufen war, dass er heute einiges anders machen würde.

Leider wusste er nicht, was Mimi darüber dachte, Während er schon wieder etwas in Gedanken vertieft war, bemerkte er nicht, wie Yoshi einen anderen Tisch mit ihrem Blick fixierte, wie sie erkannte, wer dort hinter seinem Rücken saß.

Ihr nervöses Lachen holte ihn aus seinen Gedanken zurück. Vorsichtig griff er nach ihrer Hand. „Du siehst ein bisschen blass aus…“
 

Sora hatte gemerkt, dass Yoshi sie ebenfalls entdeckt hatte. Es war furchtbar. Mimi durfte auf keinen Fall sehen, dass Tai hier war und erst recht nicht seine Begleitung. Hatte sie vorhin noch einen riesigen Appetit gehabt, war ihr dieser nun gründlich vergangen.

„Weißt du was verrückt ist?“ Mimi schluckte den letzten Bissen von ihrem Brötchen hinunter. Sora schüttelte mit dem Kopf.

„Ich bin das erste Mal seit drei Jahren hier. Und irgendwie.. fühlt sich alles so an wie früher. Ich versteh mich sogar irgendwie wieder mit Tai…“

Beinahe verschluckte sie sich nun an ihrem Kaffee. „Wie bitte? Ich mein.. Du verstehst dich wieder mit Tai? Das letzte Mal als ihr euch gesehen habt, da..“

Mimi fiel ihr ins Wort. „Ja, ich weiß was du meinst. Aber wir haben uns seitdem schon wieder gesehen. Und es ist eigenartig, aber es war irgendwie.. wieder so ein vertrautes Gefühl zwischen uns, als wenn nie irgendwas gewesen wäre.“ Die Rothaarige wusste nicht, wie sie mit dieser Information umgehen sollte.

Was bedeutete vertraut? Freundschaftlich oder anders? Nachdem was sie vor drei Jahren mitbekommen hatte, hätte sie vermutet, dass die Beiden niemals einfach nur Freunde sein könnten.

„Das hört sich bestimmt irgendwie kindisch an, aber ich hab letzte Nacht von damals geträumt. Als wir vier noch was zusammen unternommen haben.“ Die Dunkelhaarige lächelte verschämt.

Wir vier. Das bedeutete: Mimi, Tai, Matt und sie.

Ihre beste Freundin machte ihr gerade ein Geständnis, dass sie anscheinend noch immer etwas für Taichi empfand, während dieser nur wenige Meter weiter an einem Tisch mit ihrer Mitbewohnerin saß, mit der er anscheinend zusammen war, oder so etwas ähnliches, auf jeden Fall war die Blonde unheimlich in ihn verknallt.

Sora wurde übel.

Sollte sie das Thema Yoshi anschneiden? Dass sie existierte, wusste Mimi ja eigentlich.

„Oh wow, also ich meine.. äh.. wie ist Tai denn so.. ich meine, sieht er das irgendwie ähnlich?“

„Na ja…“ Sie machte eine kurze Pause. „Also gestern zum Beispiel. Da hat er mich mit diesem verträumten Blick angeschaut, wie früher.“ Es folgte eine weitere Pause.

„Aber das ist ja noch diese.. wie hieß sie noch? Deine Mitbewohnerin? Obwohl.. er hat sie noch nie erwähnt.“

„Yoshi. Sie heißt Yoshi.“ Sora schob ihren Teller ein Stück weiter von sich weg. Sie konnte das Essen nicht mehr sehen.

„Achso ja. Sind die eigentlich zusammen? Hast du da irgendwas mitbekommen?“

„Ich hab keine Ahnung.“

Mimi nahm einen weiteren Schluck von ihrem Latte Macchiatto. „Achso schade. Ich geh mal kurz zur Toilette.“

Bei Sora schrillten die Alarmglocken. Tai und Yoshi saßen fast direkt neben dem Eingang zu den Toiletten.
 

Kari hatte sich bisher prächtig mit Davis amüsiert. Er hatte sie häufig zum Lachen gebracht und irgendwie fiel ihr jetzt erst auf, wie sehr er ihr gefehlt hatte in der ganzen Zeit. Mit ihm war alles leichter und unkomplizierter als mit Takeru. Nie hätte sie gedacht, dass sie mal so eine Feststellung machen würde.

Natürlich hatte sie nebenbei bemerkt, wer sonst noch so in diesem Café anwesend war. Sie konnte sowohl Yoshi, als auch Sora die Nervosität ansehen. Da machte Mimi plötzlich Anstalten aufzustehen. Kari befürchtete das Schlimmste. Wenn sie jetzt zur Toilette ginge, würde sie Tai entdecken und dieser sie.

Dabei schien es, als wenn er sich gerade wieder gut mit Yoshi verstehen würde. Er hatte sogar ihre Hand genommen. Hikari hatte alles ganz genau im Blickfeld. Sie musste das verhindern. „Entschuldige mich kurz.“ Schon war sie aufgesprungen und lief rüber zu Sora und Mimi.

„Mimi!“, sie tat so als wenn sie sie erst jetzt entdeckt hätte. „Mensch! Das ist ja schon ewig her, dass wir uns gesehen haben!“

Ziemlich verdutzt setzte sich die Angesprochene wieder zurück auf ihren Platz.

„Kari?“, fragte sie verunsichert.

„Ja genau! Hab ich mich so verändert?“, sie drehte sich einmal verspielt im Kreis.

„Na ja.. es ist ja schon drei Jahre her..“ Die Ältere lächelte verschmitzt.

„Ja stimmt.. erzähl.. was machst du gerade so?“….
 

Yoshi hatte genau gesehen, wie Kari sie gerade gerettet hatte. Schnell nahm sie den letzten Schluck aus ihrem Becher. In kluger Voraussicht hatten die Beiden schon vorher bezahlt. Sie zog ihre Hand unter seiner hervor. „Wollen wir los? Irgendwie ist die Luft hier etwas stickig.“

Tai schaute sie etwas irritiert an, willigte dann aber ein: „Meinetwegen. Wir können ja noch etwas spazieren gehen.“ Sie lächelte ihn dankbar an. „Ja, das wäre schön…“ Beide standen auf und Yoshi war sehr darauf bedacht, dass Tai sich nicht zu sehr noch umblickte.

„Komisch, früher hab ich hier immer jemanden getroffen, den ich kannte.“

Die Blonde lachte kurz. „Tja.. irgendwie verändert sich halt doch alles etwas“ , und zog ihn mit raus. In Gedanken versuchte sie sich eine Notiz zu machen, dass sie Kari unbedingt für diese Aktion danken musste.

Breaking up

Schweigend gingen die Beiden nebeneinander her. Mittlerweile hatten sie einen Park erreicht und Yoshi atmete tief durch. Irgendwie war Taichi heute verdammt schweigsam für seine Verhältnisse gewesen.

„Sieh mal..“ Der Dunkelhaarige deutete auf eine Bank. „Wollen wir uns dort einen Moment hinsetzen?“ Yoshi nickte kurz und so nahmen sie Platz.

Taichi wusste, dass er mit ihr reden musste.

„Die Saisonpause ist bald um.“, begann er, wieder nickte sie. „Und dann geh ich wieder weg von Tokio, ich werde viel unterwegs sein und…“, er machte eine Pause, um zu schauen, wie sie darauf reagierte, ob sie wusste, worauf er hinauswollte.

„Es ist wegen diesem Mädchen nicht wahr? Mimi war der Name.. glaub ich…“, stellte sie leise fest. Er fühlte sich ertappt. Auf der einen Seite hatte sie wahrscheinlich Recht, auf der anderen Seite glaubte er aber auch an seine Worte. Er würde kaum Zeit für eine Freundin haben.

„Nein, also… Hör zu. Ich wollte dir nicht wehtun, Yoshi.“

„Und warum tust du es dann gerade?“, sie blickte ihn an und er bemerkte, wie sich langsam Tränen in ihren Augen sammelten.

Er schüttelte leicht den Kopf. „Ich wusste nicht, dass du…“

„Dass ich was? Dass ich so doof war, mich in dich zu verlieben?“ Nun liefen ihr die Tränen über die Wangen.

„Okay, hör zu. Das stimmt nicht. Du bist nicht doof. Es ist einfach nur der falsche Zeitpunkt. Unter anderen Umständen wäre es bestimmt besser gelaufen…“

„Ich will das nicht hören…“, schluchzte sie, sprang auf und lief von ihm weg.

Wortlos blickte er ihr nach. Es machte keinen Sinn, ihr jetzt hinterher zugehen. Sie musste sich erst beruhigen. Er hatte ihr wirklich nicht wehtun wollen….
 

Nach einigen Minuten war Yoshi Zuhause angekommen. Sie fühlte sich gedemütigt und schlecht. Natürlich war Sora noch nicht wieder zurück. Dabei brauchte sie jetzt so dringend jemanden, mit dem sie sprechen konnte. Kraftlos ließ sie sich auf den Boden sinken. Warum war die Welt nur so ungerecht?

Kurze Zeit später klingelte es an der Haustür. Wer konnte das sein? Ihr Herz begann heftigst wieder zu pochen. War das etwa Tai? Sie sprang auf und betätigte den Türsummer. Sie meinte fast, ihr Herz schon im Halse zu spüren, so stark klopfte es nun. Erwartungsvoll wartete sie auf den Besucher, bis sie einen blonden Haarschopf erkannte. Die Enttäuschung stand ihr ins Gesicht schrieben. „Oh hey.. Yoshi. Ist.. Sora zufällig da?“

Sie traute sich nicht zu sprechen und schüttelte stattdessen nur den Kopf.

Er fragte sich, ob er wohl in der Wohnung warten konnte oder nicht.

„Ich weiß nicht, wann sie zurück kommt, aber du kannst gerne reinkommen.“, brachte sie mit erstickter Stimme hervor.

„Danke..“ Matt betrat die Wohnung. Er steckte die Hände in die Hosentaschen und schaute sich etwas um. Tatsächlich sollte er sich mal angewöhnen seine Besuche vorher anzukündigen. Sie stand währenddessen noch immer neben der Tür gelehnt, ihr Blick war starr zu Boden gerichtet.

„Wie kommt es, dass du immer so traurig aussiehst, wenn ich hier bin?“ Eigentlich war es nicht seine Art fremde Menschen direkt so anzusprechen, aber es schien, als bräuchte sie unbedingt jemanden zum Reden, das fiel sogar ihm auf.

Die Frage versetzte ihr einen Stich und sie konnte nicht anders als sich an ihn anzulehnen und an seiner Schulter weiter zu weinen.
 

Sora atmete tief durch, während sie vor der Haustür stand und darauf wartete, dass diese geöffnet wurde. Vor etwa einer halben Stunde hatte sie sich von Mimi verabschiedet, weil diese Probe hatte. Jetzt stand sie hier vor einem Haus, in dem sie schon ewig nicht mehr gewesen war. Eigentlich wusste sie auch ganz genau, dass sie hier nichts zu suchen hatte, dass es sie nichts anging, dass sie sich nicht einzumischen hatte, aber sie musste einfach mit ihm sprechen.

Die Tür wurde von Frau Yagami geöffnet. „Sora! Das ist ja eine Überraschung.“ Sie schien gerade aus der Küche zu kommen, denn über ihrer Schulter hing ein Geschirrhandtuch. „Guten Tag. Ist Tai zufällig da?“

„Ich glaub schon. Du findest sein Zimmer doch noch, oder?“

„Ja natürlich danke.“ Sie lächelte und lief schnurstracks durch das Haus und klopfte an seiner Tür an.

„Was?“, kam es grimmig von drinnen. Sora öffnete vorsichtig die Tür. Sie fühlte sich wie drei Jahre in die Vergangenheit gesetzt, denn sein Zimmer sah noch immer genauso aus wie damals. Es hatte sich nichts verändert. Er hatte es einfach so gelassen.

„Hi..“, für einen kurzen Moment zögerte sie einzutreten.

Er stand vom Bett auf und schaute sie etwas verwirrt an. „Was hat dich denn hierher verschlagen?“ Ihre Entschlossenheit war wieder zurückgekehrt und sie ging direkt auf ihn zu. „Na wegen dir bin ich hier.“ Sie tippte ihm mit dem Finger auf die Brust.

„Was tust du bloß? Ich stehe zwischen den Fronten. Zwischen Mimi und Yoshi. Es ist furchtbar.“

Tai ging einen Schritt zurück. Sie ließ ihn gar nicht zu Wort kommen.

„Ich glaub, dir muss mal ordentlich der Kopf gewaschen werden.“

Etwas verwirrt sah er sie an. „Hast du heute schon mit Yoshi gesprochen?“, fragte er.

Mit dieser Frage hatte er sie irgendwie aus dem Konzept gebracht: „Was? Ja natürlich.. also heute morgen kurz. Wieso?“

Langsam setzte er sich auf die Bettkante. „Ich hab Yoshi erklärt, dass es so nicht weitergehen kann.“

„Was?“

Verdutzt setzte sich Sora nun neben ihn.

„Ich hab Schluss gemacht.“

Taichi verschränkte die Arme vor der Brust. „Aber mal was ganz anderes: Findest du es nicht etwas dreist nach drei Jahren einfach so in mein Zimmer reinzurauschen und mir zu erzählen, was ich falsch mache und dich einfach einzumischen?“

Sora spürte wie ihre Wangen sich rot färbten, während er sie vorwurfsvoll anblickte. Irgendwie hatte er Recht. So sahen sie sich einige Sekunden an, bis Tai anfangen musste zu lachen und nach wenigen Sekunden stimmte Sora mit ein.
 

„Gib mir noch mal die Flasche rüber.“

„Was?“

„Du hast schon richtig gehört. Gib mir noch mal die Flasche rüber.“ Nachdem Yoshi Yamato die ganze Geschichte erzählt hatte, war sie erstmal erschöpft eingeschlafen. Zu ihrer großen Überraschung war der Blonde noch immer da, als sie wieder aufgewacht war. Zu dem Zeitpunkt hatte sie unglaubliche Kopfschmerzen gehabt und beschlossen, dass es das beste wäre, erstmal ihre Flasche Sekt zu köpfen. Matt hatte dankend abgelehnt und nun trank sie alleine seit der letzten halben Stunde.

„Weißt du was, ich hätte dich nie für so nett gehalten.“ Kichernd lehnte sie sich zurück gegen die Wand.

„Tja.. kannste mal sehen.“ Er lächelte sie an.

Sie beugte sich zu ihm rüber und verlor dabei fast das Gleichgewicht. Auch wenn es eigentlich nur eine Flasche Sekt gewesen war, hatte sie bei ihr doch verheerende Wirkungen ausgelöst.

„Eigentlich bist du sogar fast süß…“ Sie grinste.

Er wich ein Stück mit seinem Gesicht zurück. „Danke..“

Plötzlich sprang sie auf. „Wie wär’s: wollen wir noch unterwegs gehen? Ich mach mich nur schnell frisch!“
 

Es war kurz nach 19 Uhr und Hikari schloss leise die Haustür hinter sich. Ihre Wangen waren rot gefärbt und sie strahlte übers ganze Gesicht. Gerade wollte sie sich schnell in ihr Zimmer schleichen, da stand ihr Bruder plötzlich schon im Türrahmen des Flurs. Er hatte die Arme vor der Brust verschränkt.

„Na, wo warst du denn den ganzen Tag?“

„Ach na ja.. ich war nur so ein bisschen unterwegs.“ Sie hängte ihre Jacke an der Garderobe auf und wollte sich an ihm vorbei schieben.

„Aha…“ Ein leichtes Grinsen umspielte seine Lippen, während er sie vorbei ließ. Doch dann wurde er sofort wieder ernst. „Nur damit du es weißt. Ich hab jetzt klare Verhältnisse zwischen Yoshi und mir geschaffen.“

„Was?“ Ihr Lächeln gefror.

„Was heißt das?“

„Na ja.. es ist vorbei…“

Sie kniff ihre Augen zusammen und schien seine Worte in ihrem Inneren noch mal zu wiederholen.

„Du bist ein Vollidiot.“ Danach ging sie in ihr Zimmer.

„Kari…“, seufzend ging Tai hinter ihr her und kaum betrat er ihr Zimmer, flog ihm ein Kissen entgegen.

„Hey!“

Die Jüngere warf ihm ein weiteres Kissen entgegen, doch dieses Mal reagierte er schnell genug und fing es auf.

„Oh man Tai! Sie war doch echt lieb!“

Hikari setzte sich im Schneidersitz auf ihr Bett und tat so als würde sie schmollen. Taichi hob währenddessen das erste Kissen auf und brachte beide wieder zu ihr.

„Ich weiß, aber das bringt ja alles nichts. Bald bin ich wieder weg und..“

„Ach Quatsch. Als wenn das der Grund wäre..“ Sie verdrehte die Augen.

„Steht Mimi denn wenigstens auch immer noch auf dich?“

Etwas verdutzt blickte er sie an, es schien, als hätte er mit einer solchen Frage nicht gerechnet.

Kari nutzte die Situation aus. „Sag mal, würdest du Daisuke einen Gefallen tun? Er würde gerne mal wieder mit dir wie in alten Tagen Fußball spielen.“

Taichi überlegte einen Moment. „Ach deswegen hast du so dämlich gegrinst, als du nach Hause gekommen bist. Du hast den ganzen Tag mit ihm verbracht!“, erklärte er lachend.

„Dämlich gegrinst?“ Kari schnappte sich ihr Kissen und schlug ihm damit spielerisch auf den Kopf. „Na warte…!“

You have stolen my heart

Es war Donnerstagnachmittag und Sora schaute nach der Arbeit noch kurz Zuhause vorbei. Gleich hatte sie eine Verabredung, aber sie wollte noch kurz nach Yoshi gucken, fragen wie es ihr ging. Gestern Abend hatten sie sich nur noch kurz gesprochen. Yamato hatte sie gegen 22 Uhr nach Hause gebracht. Anscheinend hatte er eigentlich sie besuchen wollen und war dabei auf Yoshi gestoßen. Nachdem sie ihm von ihrem Schmerz erzählt hatte, hatte es dieser nicht übers Herz gebracht sie einfach alleine zu lassen, also hatte er ihr den Wunsch erfüllt, noch etwas mit ihr unterwegs zu gehen. Das Ende vom Lied war, dass Yoshi ziemlich betrunken wieder nach Hause kam und Sora kaum noch ein Wort verstanden hatte, von dem was sie gesagt hatte.

Aber sie hatte von Taichi ja schon das wichtigste gewusst. Sie hatte Yoshi versucht zu trösten, bis diese schließlich eingeschlafen war.

Jetzt kam sie nach Hause und es war alles still. Von der Blonden keine Spur. Seufzend klopfte sie an deren Zimmertür. „Ja..?“

Sora trat ein und fand ihre Freundin noch immer im Bett liegend vor. „Na wie geht’s dir?“ Sie setzte sich an die Bettkante.

„Na ja..“, sie zuckte mit den Schultern. „Es geht so…“ Sora legte ihren Arm um sie.

„Es tut mir echt Leid, dass es so gelaufen ist.“

Yoshi nickte. Ihr war klar, dass ihre beste Freundin an der Situation auch nichts ändern konnte.

Es war merkwürdig. Hier saß sie und tröstete ihre Freundin, während sie in Gedanken schon beim Treffen nachher war. Sie würde sich mit ihm treffen, wegen dem sie so unglücklich war. Natürlich waren noch andere dabei, aber irgendwie fühlte es sich komisch an.

„Kommst du denn jetzt soweit zurecht? Sonst bleibe ich noch hier bei dir..“ sie konnte nicht mal zu Ende sprechen, da klingelte ihr Handy.

Mit einer sich entschuldigenden Geste ging sie ran. „Ja?“

„Was? Okay.. warte. Nein, geh nicht zu ihr..“ Soras Gesicht wurde sorgenvoller.

„Ich bin gleich bei dir, ja?“ Und schon legte sie auch auf.

„Sorry.. ich.. es ist ein Notfall.“, sie stand auf. Yoshi nickte. „Kein Problem… mir geht es soweit schon wieder ganz gut. Wenn die Kopfschmerzen nicht wären…“
 

„Mist..“, Mimi legte ihr Handy beiseite, während die anderen sie fragend anschauten. „Sora kann nicht. Ihr ist was wichtiges dazwischen gekommen.“

„Das ist schade.“, erklärte Kari.

„Tja.. dann wird das wohl nichts mit eurem kleinen Fußballspiel, außer ihr spielt zwei zu eins.“

Nachdem Hikari für Davis nach einem Fußballspiel gefragt hatte, hatte Tai sich überlegt, dass sie sich ja alle zusammen treffen könnten zum Spielen. Jetzt, wo er noch in Tokio war und jetzt wo er sich mit Sora und Mimi verstand. Sora hatte sofort begeistert zugestimmt und Kari ließ es sich natürlich auch nicht nehmen, daran teilzunehmen.

„Wieso?“ Tai schaute sie fragend an. „Also ich zähle hier vier Anwesende.“ Er deutete mit dem Finger auf jeden Einzelnen von ihnen.

Sie hatten sich hier auf einem alten Sportplatz getroffen.

„Ja aber ich… bin doch nur zum Zuschauen hier.“, Mimi legte den Kopf schief. „Außerdem kann ich kein Fußballspielen.“

Kari kicherte. „Dann wird es ja Zeit, dass du es endlich lernst.“

„Sobald du den Ball hast, versuch einfach nur deinen Gegnern auszuweichen und das Runde ins Eckige zu befördern. Ganz einfach.“, erklärte Davis grinsend.

„Ich weiß nicht…“, während Mimi noch zögerte, überlegte Kari schon in welchen Teams sie spielen könnten. „Also wenn ihr beiden Kerle in einem Team seid, dann haben wir wohl keine Chance..“, Kari tippte sich mit dem Finger gegen das Kinn.

„Ach komm schon Kari. Wir zeigen den Beiden, was wir Yagamis so drauf haben.“ Taichi zog seine Schwester zu sich.

Daisuke blickte zweifelnd zu Mimi. Diese stemmte die Hände in die Hüften. „Tze.. sei dir mal nicht zu siegessicher.“, meinte sie gespielt empört.

„Davis und ich sind mit Sicherheit ein super Team!“

„Alles klar. Dann kann es ja losgehen! Dort drüber ist euer Tor und dies ist unseres. Auf geht’s!“

Sie hatten das eigentliche Spielfeld auf ein Viertel verkleinert, schließlich waren sie ja keine ganze Fußballmannschaft.

Taichi überließ Davis den Anstoß. Dieser lief sofort geschickt mit dem Ball an Kari vorbei, wurde jedoch relativ schnell von Tai gestoppt, der dann sofort mit dem Ball auf das gegnerische Tor zulief. Mimi stellte sich ihm todesmutig in den Weg, doch konnte nicht wirklich was gegen ihn ausrichten. So kam es, dass das Team Yagami nach nicht mal einer Minute schon in Führung lag…
 

Sora saß neben Takeru auf seinem Bett. Sie hatte ihren Arm um ihn gelegt, während er begann zu erzählen. „Sie hat sich mit ihm getroffen.“ Das Herz der Rothaarigen machte einen Aussetzer. Was sollte sie sagen? Sie hatte es mit eigenen Augen gesehen, dass Kari sich mit Daisuke getroffen hatte und sie wusste auch, dass sie sich heute wieder mit ihm traf. Das schlechte Gewissen nagte an ihr. „Mit wem?“, erstmal wollte sie sich unwissend stellen, um ihn nicht zusätzlich zu verletzen.

„Na mit wem wohl? Mit Davis natürlich!“

„Oh.. ich meine.. es ist ja auch eigentlich nicht verboten, oder?“

Takeru schüttelte verbittert den Kopf. „Nein, aber wegen ihm haben wir doch überhaupt nur diesen ganzen Streit…“

Sora biss sich auf die Unterlippe. TK sah seinen Rivalen noch immer als Grund für seinen Ärger mit Kari. Er musste endlich verstehen, dass auch er mit seinem Verhalten eine Mitschuld trug.

„Na ja.. aber eigentlich tut Davos nichts unrechtes..“ Sie seufzte.

„Auf wessen Seite stehst du eigentlich?“, fuhr er sie wütend an und Sora wich erschrocken einige Zentimeter zurück.

„Sorry, es ist nur: Ich halte diese Pause einfach nicht mehr aus! Ich will wieder mit ihr reden. Ich muss mit ihr reden!“
 

Schwitzend und lachend standen sich die beiden Teams gegenüber. Sie hatten nun beinahe eine Stunde gespielt, während die Sonne vom Himmel schien und es anscheinend immer wärmer wurde. Natürlich lag das Team Yagami in Führung, aber das verwunderte wohl niemanden.

„Okay, jetzt kommt der letzte Anstoß.“ Tai legte den Ball auf die Mittellinie. Bittend blickte Mimi zu Davis. „Darf ich?“ Dieser zuckte mit den Schultern. „Meinetwegen…“

Sie nickte lächelnd und begann loszulaufen. Tatsächlich schaffte sie es geschickt an Kari vorbei zu kommen, doch da stellte sich ihr Tai in den Weg. Hilfesuchend blickte sie sich nach ihrem Partner um, aber direkt vor dem stand Kari, die ihren Patzer von eben wieder rückgängig machen wollte.

Sie täuschte vor, auf der linken Seite an ihm vorbei zu wollen, um dann blitzschnell rechts an ihm vorbeizuziehen, zu zielen und tatsächlich ein Tor zu schießen. Mimi Herz machte vor Freude einen Hüpfte und Davis kam freudig auf sie zugelaufen. „Hast du das gesehen? Ich habs tatsächlich auch geschafft ein Tor zu schießen!“ Sie umarmten sich. Tai stand etwas abseits und lächelte leicht. Selbstverständlich hatte er sich von ihr täuschen lassen wollen.

Kari kam kopfschüttelnd zu ihm. „Du wirst auch immer langsamer.“

„Tze.. wir haben doch trotzdem gewonnen.“ Er tätschelte seiner Schwester die Schultern. Dann wuschelte er sich einmal durchs Haar. „So.. ich wäre jetzt für den See. Wer kommt mit?“
 

Er tat ihr so furchtbar Leid. Was dachte sich Kari bloß dabei? Dachte sie denn gar nicht mehr an ihn? Sora schüttelte kaum merklich den Kopf.

„Okay hör zu. Wie wärs, wenn du morgen mit ihr redest? Du solltest die ganze Sache noch etwas ruhen lassen. Woher weißt du denn überhaupt, dass sie sich mit ihm getroffen hat?“

„Eine gemeinsame Freundin hat es mir erzählt. Sie laufen einfach so zusammen in der Öffentlichkeit rum, als wenn sie ein Paar wären.“

„Das sind sie aber auf keinen Fall.“

„Woher willst du das wissen?“

Sora zuckte mit den Schultern. „Ich weiß es einfach. Ich glaube bevor so etwas passiert, würde Kari das Gespräch mit dir suchen. So schätze ich sie zumindest ein.“ Auf jeden Fall hoffte sie das.
 

Kaum hatten sie den See erreicht, lagen die Klamotten praktisch schon auf dem Gras und die Bikinis und Badehosen kamen zum Vorschein. Sowohl Tai als auch Davis stürzten sich in das kühle Nass, während die beiden Mädchen erstmal zögerlich den See betraten.

„Es ist doch kühler, als ich dachte.“, stellte Mimi fest und Kari nickte. Davis kam wieder zurück ans Ufer und spritzte Kari nass. „Nun komm schon, stell dich nicht so an!“, rief er grinsend. „Ihh…“ Kari versuchte mit ihren Händen das Wasser abzuwehren, scheiterte damit jedoch. Lachend versuchte sie dann Davis zu folgen, um diesen mit seinem Kopf unter Wasser zu tauchen. Nach kurzer Zeit hatte sie ihn eingeholt und setzte ihr Vorhaben in die Tat um.

Davis tauchte prustend wieder auf. „Na warte!“, sie lachten und hatten eine Menge Spaß. Irgendwann kletterte Kari bei Davis auf die Schultern. „Hey Tai, Mimi! Wir treten so gegen euch an. Wer verliert, muss Eis für die anderen holen.“

„Das klingt ja nach einer echten Herausforderung!“, Tai grinste zu den beiden Jüngeren und watete dann auf Mimi zu. „Na komm…“

Sie verzog etwas das Gesicht. „Aber das Wasser ist ziemlich kalt…“

Taichi reichte ihr seine Hand. „Komm schon Prinzessin..“ Mimis Herz machte einen Aussetzer. Es war ewig her, dass er sie das letzte Mal so genannt hatte. Damals waren sie noch ein Paar und ziemlich glücklich gewesen. Bei der Erinnerung daran musste sie unwillkürlich lächeln. „Ich verspreche dir auch, dass du nicht ins Wasser fallen wirst..“ Einige Sekunden sahen sie sich gegenseitig in die Augen. Eigentlich hatte er immer alle seine Versprechen gehalten.

„Na gut…“ Vorsichtig nahm er sie auf seine Schultern und lief dann mit ihr zusammen tiefer ins Wasser.

Ihr Herz kribbelte. So nah war sie ihm schon lange nicht mehr gewesen. Kaum hatten sie die anderen beiden erreicht, versuchte Kari sogleich, sie aus dem Gleichgewicht zu bringen. Die beiden Mädels versuchten gegenseitig sich herunterzuziehen, während die Jungs bewiesen wie standhaft sie wirklich waren.

Einmal hatte Taichi tatsächlich beinahe das Gleichgewicht verloren, doch im letzten Moment konnte er sich retten und Mimi nutzte die Situation aus und Kari fiel lachend ins Wasser.

„Super gemacht..“, meinte Tai anerkennend.

„Danke, du warst aber auch nicht schlecht…“

„Ich bring dich wie versprochen beinahe ganz trocken zurück ans Ufer..“
 

~You have stolen my heart~
 

Mittlerweile war es Abend geworden. Davis war bereits vor zwei Stunden gegangen und nun machte sich auch Hikari auf den Weg. „Wir sehen uns später, okay?“ Tai nickte seiner Schwester zu und schon war sie auch verschwunden.

Mimi und Tai lagen nebeneinander auf dem Rücken am Ufer und starrten in den Himmel. Er hörte sie atmen und konnte sie riechen.

Die Sonne war dabei unterzugehen. Sie hatten wirklich eine Menge Spaß heute gehabt und er hatte das Gefühl, als wären heute sämtliche Gefühle von damals wieder aus ihren Schlupflöchern hervor gekrochen. Sie war noch immer seine Mimi. Die Frau, in die er sich damals verliebt hatte, die er nie ganz aufgegeben hatte, die er noch immer liebte. Auf der einen Seite erschreckte ihn dieser Gedanke, denn er hatte sich eigentlich im Laufe der Jahre eingeredet über sie hinweg gewesen zu sein, auf der anderen Seite beruhigte ihn dieser Gedanke auch irgendwie…

Vorsichtig legte er seine Hand auf ihre. Sie fühlte sich wie immer kalt an. Er wertete es positiv, dass sie diese nicht sofort wieder weg zog, sondern dort so liegen ließ.

„Danke, für diesen wunderschönen Tag…“, flüsterte sie plötzlich.

Er drehte seinen Kopf in ihre Richtung. „Mh?“

„Es ist schon lange her, dass ich soviel Spaß hatte.“, ergänzte sie.

„Was? Ich dachte du warst im Internat. Da ist man doch unter einer Unmenge von Leuten, mit denen man jede Menge unternehmen kann..“

Mimi schüttelte leicht den Kopf. „Für die war ich bis zum Ende immer nur die Neue. Es lebten dort zwar viele Leute, aber keiner davon zählte zu meinen Freunden…“

Taichi drückte ihre Hand zärtlich und sie drehte sich mit ihrem Gesicht nun auch in seiner Richtung.

Wie heute Mittag sahen sie sich wieder sekundenlang einfach nur in ihre Augen.

„Tust du mir einen Gefallen?“ Sie wendete ihren Blick nicht ab.

„Kommt drauf…“, er sprach nur noch leise.

„Küsst dich mich einmal so wie damals…?“

Ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus.

„Gerne…“

The Rehearsal

„Oh hi Takeru… was.. machst du denn hier?“ Kari hatte die Haustür geöffnet und stand nun völlig unvorbereitet vor ihrem Freund. „Kann ich reinkommen?“

„ja klar…“ sie machte ihm Platz und schloss die Tür hinter ihm. Danach gingen sie in ihr Zimmer.

„Ist sonst niemand Zuhause?“, fragte Takeru leicht überrascht, denn eigentlich war es selten, niemanden auf dem Flur oder beim Vorbeigehen an der Küche zu treffen.

„Mum ist auf der Arbeit und Taichi anscheinend bei Mimi.“ Der Blonde nickte.

„Aha.. bahnt sich da wieder was zwischen denen an?“

„Es sieht beinahe so aus.“ Kari lächelte verschüchtert.

„Wie lange ist Taichi denn noch hier?“, fragte er interessiert.

„Oh äh.. ich glaub, noch etwas über eine Woche.“

Schweigend standen sie sich gegenüber. Keiner wusste so Recht, was er nun eigentlich sagen sollte.

„Hör zu Takeru, ich hätte mich jetzt demnächst auch bei dir gemeldet.“

„Aha..“, er nickte leicht.

„Und was hättest du dann zu mir gesagt?“

„Dass ich dich vermisse….“ Ihre braunen Augen suchten den Kontakt zu ihm, doch er starrte auf den Boden.

„ich möchte gerne wieder richtig mit dir zusammen sein“, sprach sie weiter, „Wenn du mir ein paar Freiheiten lässt… wenn ich entscheiden darf, mit wem ich in meiner Freizeit spreche…“

Takeru hatte das Gefühl, ein Stein würde ihm vom Herzen fallen. Er hatte sie also doch nicht verloren, sie empfand noch immer etwas für ihn.

Vorsichtig ging sie einige Schritte auf ihn zu. „Was hältst du davon?“, fragte sie flüsternd.

„Okay…“, gab er nur zurück und schloss sie sogleich in seine Arme.
 

Eine Woche später….
 

Mittlerweile war eine weitere Woche vorbei. Viel war in diesen Tage nicht passiert. Tai und Mimi hatten fast jede freie Minute miteinander verbracht, wie verliebte Teenager, aber im Endeffekt waren sie ja auch genau das. Die Gefühle von früher waren alle wieder da, wahrscheinlich sogar intensiver als damals.

Yoshi hatte sich wieder beruhigt, sie war zwar noch immer traurig über das Geschehene, akzeptierte es aber. Vor allem weil es sich dabei um Freunde von Sora handelte. Schließlich war ihre Mitbewohnerin gleichzeitig ihr beste Freundin und sie wollte nicht, dass wegen dieser Geschichte ihre Freundschaft darunter leiden musste.

Kari und Takeru waren ebenfalls scheinbar wieder ziemlich glücklich miteinander. Sie hatte sich seit einer Woche nicht mehr bei Daisuke gemeldet. Warum wusste sie auch nicht so genau.

Sora arbeitete die meiste Zeit des Tages, telefonierte ab und zu mit Mimi, unternahm einiges mit Yoshi, um sie abzulenken und hoffte darauf, dass Matt sie noch mal besuchen kommen würde…
 

„Tai? Hast du deine Tasche eigentlich schon gepackt?“ Seine Mutter stand im Türrahmen des Wohnzimmers, während er es sich auf der Couch gemütlich machte. Mimi hatte heute Generalprobe, morgen Abend würde sie ihren großen Auftritt haben.

„Welche Tasche?“, gelangweilt zappte er durch die Kanäle.

„Na welche Tasche wohl?“ Frau Yagami stemmte die Hände in die Hüften. „Übermorgen fährst du wieder zurück. Euer Training beginnt Montag wieder. Schon vergessen?“

Tai zuckte erschrocken zusammen. „Stimmt..“, murmelte er. Daran hatte er in den letzten Tagen gar nicht mehr gedacht. Hatte er es Mimi gegenüber überhaupt erwähnt?

Sie hatten so viele andere wichtige Dinge zu bereden gehabt, wenn sie nicht gerade dabei waren Zärtlichkeiten auszutauschen, dass er das wahrscheinlich vergessen oder besser gesagt verdrängt hatte.

„Wie wärs wenn du dann jetzt mal damit anfängst deine Sachen zu sortieren, damit ich noch alles rechtzeitig gewaschen und getrocknet krieg?“

Natürlich wusste Frau Yagami, dass ihr Sohn mittlerweile auch eigenständig eine Waschmaschine bedienen konnte, aber wenn er zu Besuch war, war alles irgendwie wie früher und er war ihr kleiner Junge, um den sie sich kümmern musste.

„Ja klasse Idee..“ Tai stand auf und schlurfte rüber in sein Zimmer. Hier war ein ziemliches Chaos entstanden in der letzten Woche, weil er die meiste Zeit bei Mimi verbracht hatte und hier eigentlich immer nur schnell Klamotten ausgetauscht hatte. Dementsprechend lagen Hosen, Tshirts, Unterhosen und Socken quer verteilt durch sein Zimmer.

Ihr Vater war mal wieder auf Geschäftsreise. Es schien wirklich, als wenn der alte Mann nur noch für seine Arbeit leben würde oder sich zumindest darin verkroch. Er konnte nicht einmal morgen bei der Premiere dabei sein.

Tai versuchte durch das Chaos durchzusteigen. Zuerst einmal legte er seine große Reisetasche aufs Bett und warf da alle sauberen Kleidungsstücke hinein, die er in den nächsten beiden Tagen nicht mehr anziehen wollte.

Im Hintergrund nahm er wahr, dass es an der Haustür klingelte. Wahrscheinlich war dies Kari, die von der Schule kam. So bemerkte er nicht, dass Mimi in seiner Tür stand, dass sie ziemlich durcheinander schien, dass sie blinzelte um Tränen zu verschleiern. Denn als er sich zufällig zu ihr drehte, hatte sie sich schon wieder gefangen, um den äußeren Schein zu wahren.

„Prinzessin! Was machst du denn schon hier?“, fragte er überrascht.

Statt zu antworten, stellte sie gleich eine Gegenfrage: „Was tust du da…?“, ihr Blick war auf den Koffer gerichtet.
 

Die Pausenglocke schellte zur Mittagspause. Kari verließ gerade ihren Englischkurs, als plötzlich Daisuke neben ihr auftauchte. „Hi!“ Er lächelte sie freudig an.

„Oh hey Davis…“ Sie hielt ihre Schulbücher schützend vor der Brust und ging mit ihm den Flur entlang. „Hab ja leider schon länger nichts mehr von dir gehört..“, begann er und augenblicklich färbten sich ihre Wangen rosa. Das schlechte Gewissen kam zum Vorschein. Seit dem Gespräch mit Takeru hatte sie sich nicht mehr bei ihm gemeldet.

„Tja.. ich hatte viel zu tun und so..“, wich sie aus.

„Achso.. na ja. Was machst du denn heute so? Wollen wir uns vielleicht treffen?“ Mittlerweile waren sie in der Pausenhalle angekommen und ehe Kari sich versah, stand plötzlich Takeru neben ihr. Er legte seinen Arm um ihre Taille und hauchte ihr einen Kuss auf die Stirn. „Hey Sonnenschein. Wie war Englisch?“

Daisuke glaubte seinen Augen nicht zu trauen. Was war denn hier los? Hatte er irgendwas nicht mitbekommen? Kari war wieder richtig mit Takeru zusammen? Wie konnte das sein? Was war passiert? Vor einer Woche noch hatte er gedacht, dass sie vielleicht ein bisschen doch an ihm interessiert war und jetzt? All die kleinen zufälligen Berührungen, der gemeinsame Spaß, all das bedeutete ihr nichts?

„Englisch war ganz okay.“, antwortete sie ihrem Freund, ehe sie sich Davis wieder zuwendete. „Also heute ist eigentlich schlecht. Obwohl.. soll ich heute Abend kurz bei dir vorbeischauen?“
 

„Ich? Meine Mutter war so nett, mich darauf hinzuweisen, dass es langsam Zeit wird, meine Tasche zu packen. Ich fahr ja übermorgen schon wieder los.“ Leicht entsetzt blickte Mimi ihn an, ließ sich jedoch ansonsten nichts anmerken. Wieso hatte er ihr davon nichts gesagt?

Sie fühlte sich zurückversetzt in die Zeit von damals. Als sie diejenige war, die gehen wollte und ihn deswegen verließ. Hatte er deswegen nichts gesagt? War das seine Art von Rache für damals? Hatte er diese Woche nur als Art Spaß angesehen?

Nein, so war Taichi eigentlich nicht. Das wusste sie. Andererseits.. Menschen veränderten sich in drei Jahren.

Der Dunkelhaarige war währenddessen noch immer mit seiner Wäsche beschäftigt. „Warte kurz…“ Er hatte einen ganzen Berg davon auf dem Arm und verließ das Zimmer. Was war heute bloß los?

Mimi ging ins Zimmer hinein, öffnete wie automatisch das Fenster, setzte sich auf die Fensterbank und zündete sich eine Zigarette an. Sie konnte nichts dafür. Es passierte einfach ganz automatisch. Sie war durcheinander und innerlich total aufgewühlt.

„Was tust du da?“ Mit verschränkten Armen stand Taichi im Türrahmen.

Erschrocken schnippste sie die Zigarette aus dem Fenster. „Sorry. Ich hätte dich erst vorher fragen sollen.“

„Ich dachte, du hättest das Rauchen aufgegeben.“ In seiner Stimme schwang ein kleiner Vorwurf mit.

Elegant schwang sie sich wieder vom Fensterbrett hinunter.

„Ich dachte, du bleibst noch länger hier in Tokio.“

Vorsichtig machte er einige Schritte auf sie zu.

„Na ja.. die Saison fängt bald wieder an.. und das Training beginnt schon immer etwas früher.. aber wie versprochen bin ich morgen bei eurer Premiere dabei..“

Bei seinen Worten zuckte sie leicht zusammen.

Die Premiere. Deswegen war sie ja eigentlich hier….

Lost inside

(verwendeter Song: Avril Lavigne - Nobody's Home)
 

Davis saß nervös im Wohnzimmer, während er darauf wartete, dass Hikari endlich kam. Noch immer verstand er nicht, was eigentlich los war. Wieso hatte sie ihm denn nichts davon gesagt? Es hatte ihm einen Stich mitten ins Herz versetzt, als er die Beiden zusammen gesehen hatte.

Als es dann endlich klingelte, stolperte er regelrecht zur Tür. Hikari. Das schönste Mädchen der Welt stand dort vor ihm.

„Hi.“, sie lächelte verlegen.

„Hey.. komm rein..“ Sie gingen gemeinsam in sein Zimmer. Sehr darauf bedacht, dass sie sich bloß nicht zufällig berührten, sondern ausreichend Abstand voneinander hielten. Sie setzten sich auf die Bettkante.

„Ich glaub, ich bin dir eine Erklärung schuldig, was?“

Davis nickte nur etwas.

„Na ja.. ich.. liebe Takeru noch immer. So was verschwindet ja auch nicht einfach so. Und..“

Verständnislos blickte er sie an. „Bist du dir sicher, dass du ihn noch liebst?“

„Äh.. ja.. natürlich…“

Der Boden wurde ihm unter den Füßen weggezogen. Er fiel in ein riesiges schwarzes Loch. Was sollte er jetzt tun?

„Alles… klar…“ Er nickte leicht und seine Stimme klang zittrig.

„Aber das macht ja nichts. Ich meine.. unsere Freundschaft muss darunter nicht weiter leiden. Wir können uns jederzeit treffen.“ Verletzt blickte er sie an. „Meinst du das ernst, Kari? Meinst du das wirklich ernst?“

Verwirrt blickte sie ihn an.

„Verdammt Kari! Ich will deine Freundschaft nicht!“, er stand auf und lief unruhig hin und her.

„Ich kann es einfach nicht. Verstehst du das? Ich empfinde mehr als Freundschaft für dich…!“

Die Situation geriet außer Kontrolle. So hatte Hikari sich das nicht gedacht.

Er ging zur Zimmertüre und öffnete diese. „Ich denke, es ist besser wenn du jetzt erst einmal gehst.“

Verunsichert stand sie auf. Mit ihren großen Rehaugen blickte sie ihn an. Wollte er das wirklich? Wollte er wirklich, dass sie jetzt ging?
 

~Well I couldn't tell you why she felt that way,

She felt it everyday.

And I couldn't help her,

I just watched her…
 

Für einen kurzen Moment suchte Mimi den Schutz in seinen Armen. Sie schloss die Augen. Warum konnte nicht einfach mal alles gut werden?

Langsam löste sie sich wieder von ihm.

„Du musst also wieder zurück?“ Tai nickte etwas. „Ja, aber…“

Sie ließ ihn nicht aussprechen. „Die gleiche Szene hatten wir schon mal. Nur diesmal in umgedrehten Rollen. Du gehst und ich bleibe hier.“

„Nein, es ist doch was vollkommen anderes.“

Mimi schüttelte leicht den Kopf, wobei sich einige Strähnen aus ihrem Zopf lösten.

„Es ist genau dasselbe.“

„Mimi…“ Er hielt sie in an ihren Armen fest, hatte Angst, sie würde abhauen. „Beruhig dich.“

Vor ihren Augen spielte sich eine Szene von damals ab. Als sie die Abschiedsparty gegeben hatte, um dabei gleichzeitig mit ihm Schluss zu machen.

Direkt danach fiel ihr wieder dieses blonde Mädchen ein. Soras Mitbewohnerin. Wie er dort einfach so übernachtet hatte.

Mit einem Ruck befreite sie sich aus seinem Griff. „Okay, dann ist es jetzt vorbei.“

Entsetzt blickte Taichi sie an.

„Das hat doch so alles keinen Sinn. Wenn ich es nicht jetzt sage, wirst du es irgendwann tun. Vielleicht nicht in den nächsten Wochen, aber dann…“
 

…make the same mistakes again~
 

~What's wrong, whats wrong now?

Too many, too many problems.

Don't know where she belongs, where she belongs.

She wants to go home, but nobody's home.

That's where she lies, broken inside.

With no place to go, no place to go, to dry her eyes.

Broken inside~
 

Ehe er noch irgendwas erwidern konnte, war sie schon abgehauen. Sie hatte es wieder getan. Sie räumte ihnen keine Chance ein. Kraftlos setzte er sich auf sein Bett. Er wollte ihr hinterher, sie aufhalten, aber er konnte nicht. Zu viel Angst vor einer Enttäuschung. Er konnte die ganze Geschichte nicht noch einmal durchleben. Wie konnte sie ihm das antun? Er war so glücklich letzte Woche gewesen, so glücklich wie schon lange nicht mehr. Und er hatte das Gefühl gehabt, dass es ihr ganz ähnlich ergangen war. Warum tat sie das also?

Auf keinen Fall wollte er sie verlieren, jetzt, wo er sie doch gerade erst wieder gefunden hatte…
 

~Open your eyes and look outside, find the reasons why.

You've been rejected, and now you can't find what you left behind.

Be strong, be strong now.

Too many, too many problems.

Don't know where she belongs, where she belongs.

She wants to go home, but nobody's home.

That's where she lies, broken inside.

With no place to go, no place to go, to dry her eyes.

Broken inside~
 

Mimi rannte die Straße entlang. Sie lief immer und immer weiter, bis ihren Lungen brannten. Sie bekam kaum noch Luft, Tränen flossen über ihre Wangen. Sie hatte es schon wieder gemacht. Hatte ihn einfach stehen gelassen, wie einen kleinen Hund, den man an der Straße aussetzt. Warum sie das getan hatte, wusste sie selber nicht. Es zerbrach ihr das Herz. Die letzten Tage waren wie in einem Traum gewesen.

Vielleicht konnte sie einfach nicht glücklich sein? Er wollte sie verlassen. So wie sie ihn damals.

Es war furchtbar. Und sie hatte ihn einfach stehen gelassen. Ihre Füße trugen sie langsam mechanisch weiter. Wenn sie jetzt das geeignete Material gehabt hätte, hätte sie versucht, ihrem Schmerz Luft zu machen.

Irgendwann kam sie Zuhause an. Ihr Körper zitterte, sie konnte ihn nicht kontrollieren. Sie schaffte es nicht einmal, die Tür aufzuschließen. Klingeln war zwecklos, ihr Vater war eh nicht da.
 

~Her feelings she hides.

Her dreams she can't find.

She's losing her mind.

She's fallen behind.

She can't find her place.

She's losing her faith.

She's falling from grace.

She's all over the place~
 

Atemlos lehnte sie sich gegen die Haustür, schnappte nach Luft, während ihre Beine langsam nachgaben und sie hinunterrutschte, bis sie schließlich saß. Was war bloß los mit ihr? Hastig griff sie nach ihren Zigaretten. Irgendwie musste sie sich beruhigen. Die Glimmstängel waren das einzige was ihr dazu einfiel. Ihre Finger zitterten so sehr, dass sie kaum das Feuerzeug anmachen konnte.

Nach fünf Minuten schnippste sie die Kippe in den Garten. Nein, das brachte rein gar nichts. Sie war wütend und traurig zu gleich. Warum hatte sie das schon wieder getan?

Sie hatte den Menschen, der ihr am meisten bedeutete, den Rücken zugekehrt, aus Angst ihn zu verlieren. Eigentlich war es doch nichts anderes. Es war die Angst ihn zu verlieren und die Kontrolle zu verlieren. Wenn sie räumlich voneinander getrennte wären, könnte so viel passieren, auf das sie keinen Einfluss hätte, dass ihr davon schlecht wurde.

Sie nahm ihre Kraft zusammen und betrat schließlich das Haus. Niemand Zuhause. Ein Blick auf ihr Handy: Kein Anruf.
 

~She wants to go home, but nobody's home.

That's where she lies, broken inside.

With no place to go, no place to go, to dry her eyes.

Broken inside.~
 

Die innere Wut zerriss sie beinahe. Sie spürte ihren Puls heftig schlagen. Endlich hatte sie es begriffen. Ihr Verhalten war einfach nur durch ihre Angst geprägt und das machte sie nur noch wütender. Sie wollte selber entscheiden und nicht das Opfer ihrer Gefühle werden. Eigentlich wollte sie Tai doch vertrauen, wollte weiterhin mit ihm zusammen sein. Aber sie hatte es beendet, bevor es überhaupt wieder richtig angefangen hatte.

Angst vor der Enttäuschung, wenn es nicht klappte.

Wut und Druck nahmen in ihrem Körper immer weiter zu. Sie musste dem Luft lassen. Ein beherzter Griff zum Küchenmesser.

Kurz darauf lief warmes Blut über ihre Handgelenke. Es suchte sich seinen Weg nach den Gesetzen der Schwerkraft. Der innere Druck ließ nach. Erschöpft ließ sich Mimi auf einen der Küchenstühle nieder. Sie atmete tief ein und aus. Das würde sicherlich wieder eine Narbe geben, doch das war ihr in dem Moment egal…
 

~She's lost inside~

disrupted

Verwendeter Song: Juli - Zerrissen
 


 

~Was bringen meine Worte, wenn du sie nicht hörst?

Was bringt meine Liebe, wenn du sie nicht spürst?

Warum können wir uns beide der Wahrheit nicht stellen?

Warum kann ich dieses Loch in deinem Herzen nicht füllen?~
 

Es war Samstagabend. Taichi trug ein weißes Hemd und dazu passend eine schwarze Hose. Ein Sakko hätte er übertrieben gefunden, zu dem waren es echt heiße Temperaturen heute gewesen, während er seinen Koffer weiter gepackt hatte.

Mittlerweile hatte er fast alles fertig gepackt. Morgen würde er nur noch ein paar Teile in den Koffer legen und dann mit dem Zug zurückfahren. Er würde Tokio verlassen.

Jetzt saß er in der ersten Reihe des großen Theaters und wartete gespannt darauf, dass es beginnen würde. Nach dem Stück wollte er noch einmal in Ruhe mit Mimi sprechen. Eine Aussprache, die hoffentlich die Lösung erbringen würde.

Es hatte ihm gestern Abend keine Ruhe mehr gelassen. Natürlich wollte er sie nicht verlassen, wenn es nach ihm ginge, würde sie sich morgen ebenfalls in den Zug setzen, aber so was konnte er wohl kaum von ihr verlangen.

Der Vorhang öffnete sich und die ersten Schauspieler betraten die Bühne. Leider konnte sich Taichi kaum auf das Stück konzentrieren. Er wartete darauf, dass Mimi die Bühne betreten würde.

Neben ihm saß seine ehemalige beste Freundin Sora. Auch sie hatte ihr versprochen bei der Premiere dabei zu sein. Es verging einige Zeit und verschiedene Tanzeinlagen waren aufgeführt worden, aber bei keiner war sie dabei gewesen. Der Vorhang schloss sich wieder und es war Pause. Nervös stieß Sora ihren Sitznachbarn an.

„Tai, irgendwas stimmt hier nicht…“

Etwas verwundert drehte er sich zu ihr. „Was meinst du?“

„Mimi.. sie hätte schon löngst mindestens einmal auf der Bühne sein müssen…“

„Bist du dir sicher?“

Sora nickte entschlossen. Besorgt stand Taichi auf. „Warte hier, ich frag mal eben nach…“ Der Dunkelhaarige bahnte sich seinen Weg durch die anderen Zuschauer, bis er auf jemanden traf, der aussah, als er hätte er hier etwas zu sagen.

„Entschuldigung? Dürfte ich kurz zu den Darstellern? Meine Freundin ist dort und ich müsste eben dringend mit ihr reden.“

„Wer soll das denn sein? Ihre Freundin?“

„Tachikawa Mimi.“

Der ältere Herr überlegte einen Moment. „Tut mir Leid, aber sie spielt heute Abend gar nicht mit…“
 

Noch bevor der Herr weiter sprechen konnte, war Taichi bereits losgelaufen. Wo war sie? Wieso war sie nicht hier? Sie hatte sich doch so sehr auf diesen Abend gefreut. Hatte das etwas mit gestern zu tun? Ihm schossen so viele verschiedene Gedanken durch den Kopf, dass er gar nicht mehr daran dachte, Sora Bescheid zu geben.

Kaum war er raus aus dem Theater, zog er sein Handy aus der Hosentasche und wählte Mimis Nummer. Es nahm niemand ab. Verdammt sie war weder übers Festnetz noch Handy erreichbar. So schnell er konnte fuhr er mit dem Auto zu ihr. Ihr war doch hoffentlich nichts passiert? Sie war doch so zerbrechlich. Er hätte sich doch noch gestern bei ihr melden sollen.

Achtlos parkte er den Wagen auf der Auffahrt und klingelte sogleich an der Haustür. In ihrem Zimmer brannte Licht. Das war schon mal ein gutes Zeichen. Wenige Sekunden später wurde die Tür geöffnet.

Mimi, in einem Bademantel gehüllt, stand mit nassen Haaren vor ihm und blickte ihn erstaunt an. Ein riesiger Stein fiel ihm vom Herzen.

„Mimi… Gott sei Dank…“ Ihr Blick wurde nur noch erstaunter. Mit ihm hatte sie tatsächlich nicht gerechnet.

„Komm doch rein..“ Sie ging in ihr Zimmer und er folgte ihr.

„Wieso bist du hier und nicht beim Theater?“, platzte es aus ihm heraus.

Erschrocken zuckte sie zusammen.

Das hatte sie ja schon wieder komplett verdrängt. Es war ihr unangenehm darüber zu sprechen. „Meine Rolle wurde kurzfristig an eine andere vergeben…“, erklärte sie leise.

„Was?“, Überraschung schwang in seiner Stimme mit.

„Es tut mir Leid…“, flüsterte sie und setzte sich auf die Bettkante.

Vorsichtig nahm er neben ihr Platz. „Das braucht dir doch nicht Leid tun. Aber wieso bekommt so einfach jemand anders die Rolle?“

„Tochter von der Freundin oder Geliebten des Regisseurs .“

Er spürte, dass es ihr schwer fiel darüber zu sprechen. Nun dämmerte es ihm auch, dass dies wahrscheinlich der Grund dafür gewesen war, warum sie gestern früher bei ihm gewesen war. Und anstatt ihr zuzuhören, hatte er ihr erklärte, dass er bald wieder gehen würde.

Vorsichtig nahm er sie in den Arm und drückte sie an sich.

„Ich bin einfach nicht gut genug…“ Tränen sammelten sich in ihren Augen. „Ich bin einfach so ersetzbar… nicht nur beim Theater…“

Behutsam streichelte er ihr über das Haar. „Nein, das stimmt doch nicht…“ Ein Schluchzer ließ ihren Körper vibrieren.

„Für mich bist du einzigartig. Niemals könnte dich jemand für mich ersetzen…“

Er drückte sie noch ein Stück näher an sich. Das war jetzt seine Chance.

„Deswegen wollte ich dich auch fragen, ob du mich Montag begleiten willst…“, flüsterte er in ihr Ohr…
 

~Was hat dich so zerrissen?

Was hat dich so verletzt?

Was hat dich und dein Leben und dein Herz so zerfetzt?

Was auch immer du tust

Was auch immer du sagst

Ich pass auf dich auf

Ich bleib für dich wach~
 

Nachdem Taichi so überstürzt abgehauen war, hatte sich Sora natürlich Sorgen gemacht. Irgendwas war scheinbar zwischen ihnen vorgefallen und irgendwas musste ja auch passiert sein, dass Mimi plötzlich nicht mehr im Theater mitspielte. Einige Zeit hatte sie sich im Vorraum aufgehalten und im Sekundentakt auf ihr Handy geschaut, in der Hoffnung eine Nachricht zu haben.

Irgendwann war dann auch tatsächlich die erlösende Sms gekommen.

Es wäre alles okay, sie bräuchte sich keine Sorgen machen.

Natürlich fand sie das Ganze noch immer sehr merkwürdig, aber wenn Taichi ihr das schrieb, war er wahrscheinlich bei ihr. Sie würde sich morgen mal bei ihrer besten Freundin melden.

Etwas müde machte sie sich auf den Weg nach Hause.

Vielleicht war Yoshi ja da.

Mittlerweile war sie auch über Taichi hinweggekommen. Das hieß, ihre Gefühle konnte sie natürlich nicht einfach so abstellen, aber sie akzeptierte es, dass er eine andere liebte.

Zuhause wurde sie bereits erwartet. Ein blonder Junge saß in ihrem Zimmer und es roch, als wenn er Alkohol getrunken hatte. Ganz alleine saß er hier im Dunklen.

„Takeru?“ sie schaltete das Licht ein.

Schützend hob er den Arm an und blinzelte, seine Augen mussten sich erstmal wieder an die Helligkeit gewöhnen.

„Es ist endgültig vorbei. Schluss. Aus. Kein zurück.“

Sie machte das Licht wieder aus und setzte sich neben ihn. „Was redest du da?“

„Ich dachte, alles wäre wieder in Ordnung. Aber sie hat sich versehen, ist sich ihrer Gefühle doch nicht sicher. Kann es nicht aushalten, Davis leiden zu sehen. Was mit mir ist, ist ihr vollkommen egal.“

Er nahm einen großen Schluck aus der Flasche, die er in der einen Hand hielt.

Ihr Gefühl sagte ihr, dass er schon genug getrunken hatte, deswegen nahm sie ihm die Flasche aus der Hand.

„Das tut mir Leid…“

Sie stellte die Flasche beiseite und legte einen Arm um seine Schultern… schweigend saßen sie da…

Epilog

Die Sonne strahlte durch die großen bunten Fenster. Die Leute, die sich hier versammelt hatten, unterhielten sich flüsternd. Die Damen trugen hübsche Kleider und Kostüme und die Männer trugen Anzüge. Plötzlich erfüllte die Orgel den großen Raum und augenblicklich wurde es still. Alle drehten ihre Köpfe erwartungsvoll zum Eingang und sie sollten nicht enttäuscht werden.

Soras Herz machte aufgeregte Hüpfer, während ihre beste Freundin die Kirche betrat. Sie trug ein schneeweißes Kleid, welches bis auf den Boden reichte. Kleine Rosen verzierten es.

Sie konnte sich noch genau an den Tag erinnern, als sie ihr geholfen hatte, es auszusuchen. Frau Yagami war auch dabei gewesen. Viele verschiedene Kleider hatte sie anprobieren müssen, ehe sie dieses gefunden hatten. Doch es hatte sich gelohnt. Anschließend hatten sie mit einigen Sektgläsern angestoßen.

Ihre Haare trug sie hochgesteckt, jedoch konnte man die ganze Pracht noch nicht genau erkennen, da der Schleier einiges noch unter sich versteckte.

Langsam schritt sie den Gang entlang. Ihre Augen strahlten und Sora glaubte, ihre Freundin noch nie in ihrem Leben so glücklich gesehen zu haben.

Auch ihr Vater, der sie zum Altar begleitete, sah stolzerfüllt aus.

Vorne stand der Bräutigam und erwartete sie. Ein Lächeln erfüllte sein Gesicht.

Sora ließ ihren Blick über einige der Gäste schweifen. Frau Yagami war damit beschäftigt sich die Tränen aus dem Gesicht zu wischen.

Endlich war die Braut vorne angekommen.

Der Pastor hielt seine übliche Rede und hier und da hörte man aus den Reihen ein Schluchzen vor Rührung.

„Möchten also sie, Frau Tachikawa, den hier anwesenden Taichi Yagami lieben und ehren, bis dass der Tod sie scheidet?“

Die junge Frau blickte ihrem Freund in die Augen. „Ja, ich will…“, flüsterte sie und Tränen schimmerten in ihren Augen.

Der Pastor wandte sich nun wieder dem Bräutigam zu: „Dann erkläre ich sie hiermit zu Mann und Frau. Sie dürfen die Braut jetzt küssen.“

Vorsichtig entfernte Taichi den Schleier aus ihrem Gesicht. Zärtlich legte er seine Hände auf ihre Wangen und küsste sie schließlich.

Anschließend verließ das Brautpaar als erstes die Kirche.

Sora war froh, dass die Beiden es endlich geschafft hatten und wünschte ihnen alles erdenklich Gute.
 

Zwar hatte Mimi es nicht geschafft sich ihren Traum vom Tanzen zu erfüllen, aber dafür hatte sie nun den Mann geheiratet, den sie mehr als alles andere auf der Welt liebte.

Als er sie damals gefragt hatte, ob sie ihn in die andere Stadt begleiten wollte, hatte sie ohne lange zu zögern zugestimmt. Und nun stand sie hier im strahlenden Sonnenschein und nahm gemeinsam mit ihm die vielen Glückwünsche entgegen. Er hielt ihre Hand und drückte sie ab und zu kurz. Nein, sie hatte es niemals bereut mit ihm gekommen zu sein.

Da kam plötzlich Kari und umarmte sie beide stürmisch. „Ich freu mich so für euch!!!“ Sie drückte sie beide an sich und auch in ihren Augen glitzerten Tränen im Sonnenschein.

Als nächstes kam Sora auf sie zu. „Ich wünsch euch beiden alles alles Gute…“ Sie umarmte erst Mimi und dann Taichi. Mittlerweile war es Geschichte, dass Sora damals in ihn verliebt gewesen war. Es interessierte die Freunde nicht mehr. Sie hatten das ganze abgehakt. Außerdem hatte Sora seit einiger Zeit ja auch einen neuen Freund, jemanden, mit dem niemand gerechnet hatte. Da tauchte er auch schon hinter ihr auf: Takeru.

Er beglückwünschte die Beiden ebenfalls.
 

Nach einiger Zeit hatten schließlich alle Gäste die Kirche verlassen und das Brautpaar machte sich daran in ihr Auto zu steigen, um zur Feier zu fahren. Als plötzlich noch jemand auftauchte.

„Hey ihr Beiden!“, eine fröhliche Mädchenstimme machte sie auf sie aufmerksam.

Sowohl Taichi, als auch Mimi war die Überraschung förmlich ins Gesicht geschrieben. Als erstes fand sie die Sprache wieder. „M..Matt?“ Es war irgendwie merkwürdig ihn nach so langer Zeit wieder zu sehen. Um genau zu sein, hatte sie ihn seit ihrem Unfall damals nicht mehr gesprochen. „Ja genau der bin ich..“ Er zog seine Sonnenbrille aus dem Gesicht und blickte die Beiden an. Taichi wusste noch immer nicht, was er sagen sollte. An Yamatos Seite stand ein blondes Mädchen, welches den Beiden ebenfalls sehr bekannt war.

Nach einigen Sekunden des Schweigens, räusperte sich der Blonde. „Ich.. wollte euch bloß eben alles Gute wünschen. Freut mich, dass ihr wieder zusammengefunden habt.“

Taichi streckte ihm nun seine Hand entgegen. „Danke Alter, hättest dich ja ruhig mal früher melden können.“

Matt nahm die Hand dankend und schüttelte sie leicht.

„Danke… Yoshi und du, kommt doch auch zu unserer Feier…“, begann Mimi.

„Ach vielleicht überlegen wir uns das noch…“

Die anderen Hochzeitsgäste begannen in ihren Autos mittlerweile zu hupen, um zu signalisieren, dass sie warteten.

„Also gut.. wir müssen..“ Taichi grinste verschmitzt.

Mimi umarmte erst Matt und dann Yoshi. „Danke, dass ihr hier ward… wir sehen uns…und wehe es dauert wieder einige Jahre.“

Yamato grinste etwas. „Keine Sorge…“



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu dieser Fanfic (111)
[1] [2] [3] [4] [5] [6] [7] [8] [9] [10] [11...12]
/ 12

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2009-05-11T20:37:59+00:00 11.05.2009 22:37
Die FF ist sehr schön, ich liebe MimixTai FFs, die sind immer so süß und besonders schön:) Das Paaring kann man nur lieben:)
Verwundert war ich über Sora und TK, schade das TK nicht mit Kari zusammen gekommen is, na ja man kann eben nicht alles haben:)
Mach weiter so, würde mich über ne neue TaixMimi FF rießig freuen:)

Liebe Grüsse

Suzuna27
Von:  -Akemi-
2009-05-09T22:56:21+00:00 10.05.2009 00:56
Gute Fanfic ^^
Das Ende hätt ich mir echt niemals so vorgestellt....Zumal es wirklich nicht vorstellbar für mich wäre, wenn TK und Sora wirklich zam sind xD
Von: _Hope_
2008-05-23T12:26:34+00:00 23.05.2008 14:26
Hey!
Habe mir die ganze FF auf einmal durch gelesen und bin echt beeindruckt!
Ich freu mich so das Tai und Mimi geheiraten haben, aber finde es schade das es mit T.K. und Kari nicht geklappt hat!

Aber die FF ist voll super!
Von:  Heruvim
2008-04-14T12:46:57+00:00 14.04.2008 14:46
ich habe auch seit einegen tagen angefangen zu lesen und ich finde, dass das eine tolle ff war und das ende war ein schoner abschluss
^.~
Von: abgemeldet
2008-01-12T16:17:58+00:00 12.01.2008 17:17
Ah nun ist es zu Ende! Aber ich bin vollkommen zufrieden gestellt. <3
Ich liebe diese FF einfach ^_^
Von:  scorpion05
2007-12-14T08:24:49+00:00 14.12.2007 09:24
*gg* ok, das die story mit ner hochzeit endet hätt ich mir nicht gedacht. war aber ein nettes ende. (aber doch irgendwie recht aprupt)
die sonstige pärchenzusammenstellung: eigenwillig aber nicht schlecht (das mit sora und tk hat sich ja irgendwie angebahnt...)
schön, dass es doch noch zu einem happy end gekommen is ^^
Von:  bella-angel
2007-12-13T19:17:01+00:00 13.12.2007 20:17
aach wie schön *schwärm*
eine totale märchenhochzeit....
*träum*
das war echt total toll...
ach das yoshi und matt zusammen sind... schade find ich nur das takeru und kari nicht zusammensind...

tolles ende jedenfalls!!!
Von: abgemeldet
2007-12-13T14:37:55+00:00 13.12.2007 15:37
süüüüß
ist die story jetzt zu ende?:(
lg honey-fairy
Von:  Diana
2007-12-13T13:22:56+00:00 13.12.2007 14:22
Hey^^

Das Ende war wirklich schön.
Besonders das Mimi und Tai geheiratet haben fand ich super.
Schade ist nur, dass es jetzt vorbei ist.
Ich hoffe bals wieder etwas von dir lesen zu können.
Wäre echt schön.
glg
Diana
Von: abgemeldet
2007-12-13T12:01:39+00:00 13.12.2007 13:01
Hii =]
Das is voll das coole Ende ;]
Doch was ist mit Kari?!
Ist sie Davis zusammen oder Single?!
Das hasse gar nit erwähnt...
OhhH ich find das soOo süß das Tai und Mimi geheiratet haben x3
Und das aus Sora und TK was wird hätte ich echt nit gedacht =D =P
Ja Yoshi und Matt passen auch eigentlich voll gut zusammen ;]
Nur was ist jeZz mit Davis und Kari!?
Kannste mit das bitte sagen? Weil ich will das unbedingt wissen ;] =]
Die beiden wären das Sahnehäunbchen in deiner Story <3
Die Story war einfach nur klasse <3
LG _-Summer-_


Zurück