Irrgarten des Schicksals von Renegat11 (Zusammenarbeit mit Trixi_82, denn wir sind Phai8287) ================================================================================ Kapitel 4: ----------- Kapitel 4 Schwerfällig drehte Torae sich auf die andere Seite, von welcher eine angenehme Wärme ausging und stöhnte leicht. Er konnte fühlen, dass ihn eine wärmende Decke umhüllte, doch spürte er ebenso die Schmerzen welche seinen Körper durchzogen. Es dauerte einige Zeit, bis er gänzlich sein Bewusstsein wieder erlangte und dann schlug der junge Mann langsam und blinzelnd seine Augen auf. Ein prasselndes Lagerfeuer leuchtete ihm entgegen. „Wo...“, begann er sich laut, selbst zu fragen, doch zu mehr fühlte er sich noch nicht im stande. „Du solltest dich nicht so sehr bewegen“, erklärte eine ihm vertraut scheinende Stimme, deren Quelle er ein Stück weit von seinem Kopf ausmachen konnte, doch auf Grund seiner eingeschränkten Bewegungsfreiheit saß der Besitzer dieser Stimme in Toraes Totemwinkel. Der Langhaarige seufzte und schloss noch einmal seine Augen. Als er sie eine erneute halbe Stunde später wieder öffnete, fühlte er sich etwas stärker. „Was ist passiert?“, fragte Torae einfach, weil er nicht wusste wie viel Zeit verstrichen war und ob der Gefragte noch dort war. Er konnte sie noch immer nicht sehen, doch er spürte die Augen, die sich auf ihn fixiert hatten. „Bei deinem Versuch den Helden zu spielen bist du unter die Pferde geraten, das hohe Fräulein war wohl nicht so begeistert.“ Der Grauhaarige runzelte die Stirn. ~Richtig, die Lady... Aber dann bin ich....~ Schockartig richtete er sich auf. "Die Banditen... Ihr Räuber..." Sich den schmerzenden Leib haltend, versuchte er sich aufzurichten. "Was habt ihr mit ihr gemacht?" Er war ein guter Junge, auch wenn man ihn verletzte, Torae würde der Frau helfen wollen und versuchen von den Räubern zu entkommen. „Kein Grund sich aufzuregen, Romeo.“ Warme Hände erschienen auf Toraes Rücken und zwangen ihn mit beinahe zärtlicher Gewalt sich wieder hinzulegen. „Wir haben deine Prinzessin nur um ein paar Juwelen erleichtert und dank dir war sie sehr kooperativ.“ ~Dank mir...? ...!!~ Der junge Mann erinnerte sich. Es war an der Kutsche ja schon wieder so was unerklärliches geschehen. "Ich habe nichts mit euch zu schaffen!" Nachdem er sich eine ertragbare Position gewählt hatte, konnte Torae der vertrauten Stimme endlich ins Gesicht blicken. Das es die selben Augen hatte, welche ihm in eine friedliche Bewusstlosigkeit geschickt hatte, konnte er in der Dunkelheit der Nacht nicht erkennen. "Und warum bin ich jetzt hier? Was wollt ihr von mir?" „Oh, verzeih, dass ich dir das Leben gerettet habe, wird nicht wieder vorkommen.“ Die intensiven Augen funkelten ihn wütend an und schnitten durch die Nacht, wie die Augen einer Eule. Etwas irritiert starrte Torae den Mann vor sich jetzt an. "Aber..." Er war fassungslos. Der Fremde hatte gesehen, zu was er in der Lage war und er hatte ihm trotzdem das Leben gerettet. "Warum...", fragte er leise. Von einem Moment auf den nächsten schlug die Stimmung seines Gegenübers um und Torae wurde keck angegrinst. „Du hast mich beeindruckt, Herzchen.“ Kopfschüttelnd verzog der Grauhaarige sein Gesicht. Er hatte große Schmerzen, aber er wollte versuchen es sich hier unter Verbrechern nicht anmerken zu lassen. "Beeindruckt? Hast du nen Knall? Was willst du wirklich von mir, während andere mich verstoßen?" Ein dunkles melodisches Lachen durch brach die Stille des Waldes. „Wir sind alle Verstoßene, Schätzchen.“ "Ich bin nicht wie ihr!!!!!! Und unterlass dieses Schätzchen und Herzchen Gequatsche, dass kann ich gar nicht leiden!", fauchte Torae zurück. ~Du hättest mich vielleicht unter den Pferden liegen lassen sollen...~ Toraes Ausbruch schien den Räuber aber nur mehr zu amüsieren, als abzuschrecken. „Welch herrliches Temperament du hast, Liebes! Und du magst dich von uns unterscheiden, aber ich kenne keinen Menschen, der wie der andere ist.“ Der hoch gewachsene Mann stand auf und kam näher ans Feuer und somit näher zu Torae. Einen Sekundenbruchteil erstarrte Torae, als er die Augen im Schein des Feuers wiedererkannte. Wie konnten ihm die Augen eines solchen Mannes nur gefallen haben? Er war vermutlich einfach nur zu benommen gewesen! Redete er sich ein. Doch dann packte ihn wieder die Wut. Er war hier nicht bei seinem Vater, vor dem er Angst hatte und von klein auf Kuschen gelernt hatte. Auch wenn ihn die Räuber vermutlich wirklich töten konnten. Von den Gefühlen stimuliert erglühte ganz schwach sein Lederband und unterdrückte so die Schmerzen des Langhaarigen. Dann richtete er sich auf und packte den Banditen am Kragen. "Ich habe einen Namen. Lass diese dämlichen Anreden, ich bin kein Weib!" Dem Räuber war das Aufleuchten des Armbandes nicht entgangen und er speicherte es in seinem Kopf für den weiteren Gebrauch ab. Ruhig sah er den aufgebrachten jungen Mann an und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. „Nun, ich kenne deinen Namen nicht, aber sei dir sicher, dass mir aufgefallen ist, dass du kein Frauenzimmer bist.“ Mit diesen Worten zwinkerte er dem Kleineren zu. "Nun..." Torae sammelte sich ein wenig und ließ den Fremden wieder los. "Ich heiße Torae und werde jetzt gehen!" Dann sah er in den Himmel und sein Freund der die gesamte Zeit über um das Lager kreiste, verstand. Mit einem Schrei kam der Adler hinunter und setzte sich auf den gehobenen Arm des Menschen. Erneut hatte der Jüngling den erfahrenen Räuber beeindruckt und der hatte nicht vor dessen Talente davon laufen zusehen. „Und wo willst du bitte hin? Die Leute scheinen nicht besonders gut auf dich zu reagieren.“ Langsam wurden die Kräfte des Langhaarigen wieder schwächer. Er hatte seine Macht ja nicht bewusst heraufbeschworen. Torae hatte lediglich darum gebeten, falls es da etwas gibt, das bei ihm ist, dass dies ihm die Schmerzen nehmen sollte. So fing auch sein Arm auf dem der Vogel saß mit jeder Sekunde mehr an zu zittern. "Nein, da hast du Recht, sie fürchten mich um genau zu sein! Aber auch ich werde meinen Platz noch finden... Wenn du mich jetzt entschuldigst!" Er hatte nicht vor, den Räuber nach seinem Namen oder dem der Bande zu fragen, je weniger er wusste, desto besser wäre es vermutlich. Doch auch seine zurückkehrende Schwäche blieb nicht unbemerkt, wenn auch erst mal unkommentiert. „Und woher willst du wissen, dass dieser Platz nicht hier ist, wenn du einfach wegläufst?“ Mit einer unmerklichen Bewegung seines Armes, bat Torae seinen Freund wieder abzuheben und dieser gewehrte ihm seine Bitte. Doch der Adler flog nicht weit fort, er blieb wenige Meter weiter auf einem sicheren Ast und beobachtete. "Weil ich nicht auf der anderen Seite der Gesetze stehe!" Der junge Mann schloss kurz seine Augen und sammelte Kraft, dann ging er langsam vom Schein des Feuers weg. "Es wäre sinnvoller, wenn wir uns nicht mehr über den Weg laufen!" „Seltsam, du willst auf der Seite des Gesetzes stehen, aber ich glaube kaum, dass das Gesetz auf deiner Seite ist, dafür richten sich die Gesetzte zu sehr nach der Kirche, wahrscheinlich wartet irgendwo schon ein Scheiterhaufen auf dich.“ Beinahe nebensächlich waren diese Worte gefallen, doch um so gezielter war ihre Wirkung, denn Torae blieb wie angewurzelt stehen. "Der Scheiterhaufen... Steine... und alles was dazu gehört. Aber wenn ich weit genug fort bin, wird mich niemand mehr kennen und dort werde ich bestimmt akzeptiert werden!" Seine Stimme war leise und verletzt geworden, die Einsamkeit und Ablehnung der letzten Wochen klang deutlich aus ihnen heraus. „Bis auch sie herausfinden, wer du bist…“ "Was willst du von mir? Es kann doch unmöglich sei, dass jemand wie du zu mir stehen würde, wenn es darauf ankäme. Ich bin gefährlich und zwar nicht so wie du." Noch immer stand der Junge wie festgewachsen an der selben Stelle, doch er wäre auch nicht in der Lage gewesen sich großartig weiter zu bewegen. „Wir alle hier sind von der Gesellschaft verstoßen und passen deshalb jetzt aufeinander auf. Du wärst eine Bereicherung für unsere ‚Familie’.“ Der attraktive Mann war nun hinter Torae getreten und legte vorsichtig eine Hand auf dessen rechte Schulter. „Was hast du zu verlieren?“ Der Angesprochene zuckte zusammen und fiel dem Räuber fast in die Arme. "Wie heißt du?" Starke Arme umfingen ihn und hielten ihn aufrecht. „Ivar.“ Irgendwie lächelnd nickte Torae. Er sah schon wieder diese faszinierenden Augen. "Ich weiß nicht, ob ich euch trauen darf und ob ich bleibe, aber ich würde mich gern etwas ausruhen und erholen!" Er spürte, dass er allein in diesem Zustand nicht weiter kam und sah, wenn auch widerwillig ein, dass eine Unterbrechung bei den Banditen wohl unumgänglich war. Innerlich hatte Ivar zwar schon beschlossen dieses seltsame Geschöpf nicht wieder gehen zu lassen, aber das musste der junge Mann in seinem Armen ja noch nicht wissen. „Wie sie wünschen, Prinzessin!“ Ein lautes Lachen war aus dem Hintergrund um das Lagerfeuer zu hören. Die Räuber hatten genau beobachtet und gehört, was die beiden so unterschiedlichen Männer soeben besprochen hatten. "Lass das, sonst gehe ich sofort!", fauchte statt dessen der Grauhaarige. „Nun stell dich nicht so an, sonder lass mich dir lieber wieder auf dein Lager helfen, wir müssen morgen früh los und du wirst alle Kraft brauchen, die du kriegen kannst.“ Der Dunkelhaarige ließ es sich nicht nehmen Torae auf seine Arme zu heben, als wäre er seine Braut, die er über die Schwelle tragen wollte. Beleidigt drehte dieser den Kopf weg. "Nenn mich bei meinem Namen oder lass mich in Ruhe!", nuschelte er und driftete in einen erholsamen Schlaf. Noch während Ivar ihn auf sein Lager trug, erglühte wieder das Leder und langsam aber stetig wurden die äußerlich blauen Flecken kleiner und auch die innerlichen Wunden begannen unmenschlich schnell zu heilen. Mit großen Augen beobachtete Ivar das Schauspiel und gratulierte sich innerlich selbst über den hervorragenden Fang den er da gemacht hatte. Der nächste Morgen kam früh und noch bevor Torae erwacht war, waren die Räuber auf den Beinen und packten ihre Sachen zusammen, das alles geschah unter den scharfen Augen ihres Anführers. Ivar war noch recht jung, grade mal 22 Jahre, auch wenn man ihm das nicht ansah, und viele seiner Männer waren um Längen älter als er, dennoch hatte er sich durchgesetzt und wurde von allen akzeptiert und nur selten wurde an seinem Posten gerüttelt. Keiner seiner Männer hinterfragte sein Interesse an dem seltsamen jungen Mann und nahmen die Anweisung ihn nicht gehen lassen zu dürfen gelassen hin. „Aufwachen, Dornröschen.“ Aus unschuldigen Träumen gerissen, schoss Torae aus seinem Lager und stand aufrecht aber noch sehr verschlafen vor dem Räuber. "Ich werde nie wieder verschwinden, bitte verzeih mir Vater!", sagte er mit kräftiger Stimme, auch wenn er noch nicht klar erkannt hatte, dass er trotz eines warmen Bettes nicht mehr zu Hause war. Beschwichtigend hob Ivar die Hände. „Ganz ruhig, Liebchen.“ Der junge Mann rieb sich die Augen und erinnerte sich, dass er nicht zu Hause war. Dann holte er mit seinem geheilten Arm aus und wollte Ivar schlagen. "VERDAMMT, ICH HABE EINEN NAMEN... T O R A E!!!!!!!!!!" Mit der Leichtigkeit eines geschickten Kriegers fing der ältere den Schlag ab und lächelte den aufgebrachten Jungen freundlich an. „Ich weiß, du hast dich schon vorgestellt.“ Mit all seiner wieder vorhandenen Kraft versuchte Torae sich aus der großen Hand, die seine festhielt zu befreien. "Und warum zum Teufel nennst du mich nicht bei diesem?" „Weil ich keine Lust dazu habe“, erklärte Ivar gelassen. Durch seinen gesamten Körpereinsatz spürte der Grauhaarige, dass er genau wie damals nachdem er in die Höhle gefallen war, wohl wieder vollständig gesund war und es stimmte ihn zufrieden. Mit etwas geschickt, konnte er sich dann auch noch aus dem Griff drehen. "Schön, ich werde es mir auch nicht mehr anhören müssen, denn ich gehe!" Ohne schmerzliche Schwierigkeiten machte er sich dann auf den Weg. "Dieser Idiot, für wen hält der sich eigentlich?" Weit kam er nicht, denn zwei grimmig dreinschauende Räuber stellten sich ihm in den Weg. „Willst du jetzt doch weg laufen, ich dachte du wolltest das Leben mit uns mal austesten.“ "Ich habe nur gesagt, ich weiß nicht, ob ich bleiben werde!" Problemlos hob Torae seinen Arm und ließ seinen Freund den Adler erneut darauf landen. "Auch wenn ich keine Ahnung habe wie das geht. Wir haben es an der Kutsche auch geschafft, hilfst du mir, hier weg zu kommen?" Ein Schrei ertönte und der Junge wusste, dass es eine Zustimmung war. "Dann auf geht’s!" Hoffend, dass es funktionieren würde, machte er eine lässige Handbewegung und die beiden Banditen wurden aus dem Weg geblasen, doch die, welche hinter ihnen standen, konnte er noch nicht aus dem Weg schieben. Mit ihren Fratzen grinsend, hielten sie Torae fest und der angreifende Adler schien sie nicht zu interessieren. "Bin ich doch euer Gefangener?", fauchte der Langhaarige frustriert Ivar an. „So würde ich es nicht nennen“, erklärte der Braunhaarige und trat dicht an Torae heran. „Ich hab nur noch nicht vor dich gehen zu lassen, Schätzchen.“ Der festgehaltene zog skeptisch eine Augenbraue hoch. "Ist das nicht das Selbe?" Dann hörte er einen erneuten Schrei seines Adlers, denn dieser wurde ebenfalls von einem Räuber gefangen und festgehalten. "Lass ihn los verdammt, er hat nur getan, worum ich ihn gebeten habe!" „Weder dir, noch deinem Täubchen wird was passieren, das Einzige, was ich dafür von dir verlange ist, dass du lange genug bei uns bleibst um dir ein profundes Urteil über uns zu bilden.“ Ivar konnte nicht widerstehen und strich Torae eine Haarsträhne, die durch dessen Bewegungen wie ein Blatt im Wind tanzte, hinter sein Ohr. „Einverstanden?“ Ein unbändiger Blick antwortete ihm. "Ich werde schneller weg sein, als dir bewusst ist, denn ihr habt mein Urteil gerade gefällt!" „Ein Urteil ohne alle Fakten ist nichts mehr als ein hohles Vorurteil. Ich hatte mehr von dir erwartet, Torae.“ Und als Ivar ihn ansah schien er ehrlich enttäuscht zu sein. "Verzeih....", platzte der Junge entschuldigend heraus. Er hatte Ivars Ausdruck genau gesehen. "Es tut mir leid, du hast Recht... Ich will euch neu kennen lernen und wenn es an der Zeit ist, mein Urteil fällen!" Torae hatte seine eigene Verzweiflung in dem Räuber gesehen. Seine Hilflosigkeit, als er aus seinem Heimatdorf vertrieben wurde und es hatte ihn berührt. Was der Ältere wohl alles in seinem Leben durchgemacht hatte? "Ich werde bleiben und eine Antwort auf deine Frage von letzte Nacht finden!" Ein breites Grinsen breitete sich auf Ivars Gesicht aus und er gab seinen Männern ein Zeichen Torae los zulassen. „So gefällst du mir schon viel besser!“ Das interessierte den Langhaarigen gerade wenig. Schnell lief er zu dem Räuber, welcher seinen Freund festhielt. "Komm her mein Freund!" Abwartend sah er auf den Mann, bis dieser den Vogel losließ. "Er war seit gestern bei mir, ich konnte ihn in meinen Träumen fühlen. Ich brauche Futter für ihn!" „Das ist ein Raubvogel, kann er sich nicht selber was fangen?“, fragte Ivar verwirrt. Was es mit dem Flattermann auf sich hatte, hatte er noch nicht durchschaut. "Er hat über mich gewacht und mich hier gehalten! Ich will ihn jetzt nicht allein losziehen lassen!", antwortete Torae trotzig. "Sonst muss ich euch doch für ein paar Stunden verlassen und auf die Jagt gehen!" Ivar seufzte genervt, es schien ihm, als ob Torae ihm ein bisschen was heimzahlen wollte. „Gut, dann bekommt das Vögelchen halt was von unserem Proviant.“ Mit einem Grinsen, welches seinen haushohen Sieg präsentierte nickte der junge Mann. "Danke sehr! Ich hab euch viel zu danken!" „Oh, keine Sorge, ich finde einen Weg, wie du es mir zurück zahlen kannst.“ Ivars Augen zwinkern und das Lachen seiner Männer verrieten, dass es nichts Gutes war. Unwissend und vor allem misstrauisch beobachtete Torae die Männer. "Ich mache nichts, was gegen Gesetze verstößt!" Dabei kraulte er seinen stolzen Adler, der noch immer seinen Kontakt suchte. „Oh, keine Sorge, es wird ganz legal sein.“ Irgendwie verstand Torae das in seiner kindlichen Unschuld nicht. "Na dann, lasst uns frühstücken und losgehen. Ich bin um ehrlich zu sein gespannt wo es hingehen wird." Schlimmer als in seinem zu Hause konnte es nicht sein. Grinsend sahen die Räuber sich an, wissend, auf was sich der Junge da eingelassen hatte. Nach dem gemeinsamen aber einfachen Mahl und dem rohen Fleisch für den Vogel machten sich die Räuber mit ihrem neuesten ‚Erwerb’ auf den Weg. Torae hatte zunächst den Eindruck, dass sie einfach Ziellos durch den Wald gingen. Doch je mehr die Stunden fortrückten, desto fröhlicher schienen die Genossen zu werden. „Wo gehen wir eigentlich hin?“, fragte er Ivar schließlich ohne das Ziel hinter einer dichten und hohen Hecke erblickt zu haben. „Willkommen im Dorf der Verstoßenen.“ Ein großes Tor öffnete sich, um Ivar und seine Bande wieder hinein zu lassen. Wie eine Statue blieb Torae stehen. Er sah ein vollkommen intaktes Dorf vor sich, jeder hier hatte seine Aufgabe und auf den Wegen war buntes Treiben. "Aber wie ist das möglich...", entfuhr es ihm leise. Ivar hatte sich zu ihm umgedreht und sah ihn nun mit einem Grinsen an, dass nur selten sein Gesicht zu verlassen schien. „Es gibt viele die nicht in das Bild der Gesellschaft passen, aber hier können sie frei sein.“ ~Das hört sich schön an...~ Dachte der Grauhaarige und senkte sein Haupt. "Ob hier wirklich alle frei sein können?", fragte er dann leise und traurig. Er hatte Angst, wenn seine Fähigkeit wieder ungewollt zum Vorschein kam, ob er hier nicht auch vertrieben oder gar schlimmeres würde. „So frei wie man es auf Erden nur sein kann.“ Eine große, von harter Arbeit geprägte, Hand streckte sich Torae entgegen. „Komm.“ Zögernd legte der Junge seine auf Ivars Hand, hielt aber dann auch inne. "Warum hast du keine Angst vor mir?" „Sollte ich die denn haben?“ Schmerzlich schloss Torae seine Augen. "Jeder hat Angst vor mir. Selbst meine Mutter ist zitternd zurück gewichen... mein bester Freund hat sogar Steine auf mich geworfen. Ich hab die..." Es drängte ihn, mit jemandem zu Reden, doch er wusste immer noch nicht ob er dem Räuber vertrauen konnte und so brach er ängstlich ab. "Ich bin schlecht!" „Das glaub ich nicht.“ Lächelnd sah Ivar ihm in die Augen. „Das einzige Mal, dass du dein Talent eingesetzt hast, war um dich und eine Fremde zu schützen, das klingt nicht nach einem schlechten Menschen.“ "Wer weiß...", den Kopf zur Seite drehen ging Torae langsam weiter. "Zeigst du mir dein Dorf genauer?" „Natürlich, du bekommst die große Führung.“ Mit seinem altbewährten Grinsen legte Ivar seinen Arm um Toraes Schultern und führte ihn durch das große Tor. Noch etwas unwillig löste sich der Grauhaarige aus der Umarmung und ging neben ihm her. "Ich finde das ziemlich beeindruckend!" „War auch nicht so leicht auf zu bauen, aber wir sind hier sicher und das ist alles was zählt.“ Mit einem verträumten, doch stolzen, Blick sah Ivar sich ‚sein’ Dorf an. Als sie an einer kleinen Tischlerei vorbei kamen, wurden Toraes Augen groß. "Das ist ja..." Er ging näher und betrachtete sich einen fertig gestellten Stuhl. "Wahnsinn... Mir ist da immer die linke obere Verzierung abgebrochen... Mein Werkzeug war einfach nicht fein genug!" „Du bist Tischler?“, fragte Ivar überrascht. Etwas belustigt kicherte der Junge. "So in der Art...", ließ er dann eine Antwort offen. "Was hast du vor dem allem hier eigentlich gemacht?" Ivars Schultermuskeln verspannten sich und das geübte Auge konnte sehen, dass es sich hierbei wohl um ein unangenehmes Thema handelte. „Es ist doch egal was ich war, viel wichtiger ist, was ich jetzt bin.“ Langsam stand der Langhaarige wieder auf und sah seinem Gegenüber fest in die Augen. "Und was bist du jetzt?", er fragte nicht nach dem Räuberoberhaupt. Irgendwie wollte er mehr über den Mann dahinter wissen. „Jetzt… bin ich einfach nur Ivar.“ Ein undefinierbares leuchten trat in seine dunklen Augen, als Torae spürte, dass dieser Mann wohl eben so viele Geheimnisse wie er selbst mit sich herumtrug. "Was wird hier eigentlich von einem erwartet? Ich kann doch nicht einfach faul auf der Haut liegen!" „Keine Sorge, wir finden schon was für dich zu tun.“ Er legte seinen Arm erneut um Toraes Schultern und hoffte er würde dort verweilen dürfen. „Aber jetzt zeig ich dir erst mal den Rest des Dorfes.“ Weiterhin skeptisch, weil der Junge so gar nicht verstand, was mit Ivar los war, warum er keine Angst vor ihm hatte, sondern wohl eher seine Nähe suchte, ließ er ihn erst einmal gewähren. "Ja..." Dann gingen sie weiter durch das Dorf. Es war wirklich einmalig, dachte der Jüngere. Als sie alles abgesucht hatten, war er einfach mehr als begeistert. "Du kannst stolz auf dich sein, so etwas führen zu dürfen!" „Oh das bin ich!“, bestätigte der Dunkelhaarige. „Aber jetzt möchte ich dich jemand ganz besonderen vorstellen.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)