Regen von Vanillaspirit (Challenge-Antwort) ================================================================================ Wüstenkinder ------------ Missmutig ging Kankuro die Straße entlang, die Hände tief in die Taschen gesteckt. Er begann diesen Ort allmählich zu hassen. Es regnete. Dicke Perlenstränge aus Wasser trafen auf seinen Körper und ließen ihn die trockene Wüste schmerzlich vermissen. Das gesamte Dorf war schlichtweg nass. Es kam ihm mittlerweile so vor, als würde es nicht nur von oben nach unten, sondern auch seitwärts und von unten nach oben regnen. Überall Wasser, Schlamm und nur noch mehr Wasser. Wieder trat er in eine Pfütze. Er unterließ es mittlerweile nach unten zu schauen, das Elend zu sehen und zu fluchen. Lediglich ein Mundwinkel zuckte kurz, als er die Kälte an seinen nackten Zehen spürte. Als Wüstenbewohner war man auf so ein Wetter nicht eingestellt. Wie sollte er auch ahnen, dass es in anderen Regionen tagelang nahezu ununterbrochen regnen konnte? Er hob seinen Fuß an, schüttelte diesen unelegant, um ihn vom Dreck zu befreien, bevor er ihn wieder absetzte und daraufhin in Konohas durchtränktem Boden versank. Ganz kurz knirschte er mit den Zähnen, bevor er eiliger vorwärts marschierte. Mit Schwung wurde die Schiebetür aufgeschoben und fiel dabei fast aus ihren Schienen. Schwere Schritte trafen auf den Boden, immer begleitet mit einem platschenden Geräusch. Kankuro stieß einen mehr als genervten Laut aus, bevor er sich seine durchnässte Mütze vom Kopf riss und sie fluchend auswrang. Eine fremde Braue hob sich fragend, während die dazugehörigen Augen zusahen, wie der Suna-nin auf dem Holzboden eine dunkle Pfütze erschuf. Schlimm genug, dass der Regen seit Tagen draußen war, musste er ihn jetzt auch noch mit reinbringen? Als Kankuro endlich die Blicke bemerkte, hob er seinen Kopf und tat etwas, was andere niemals gewagt hätten und was ihn vor einigen Jahren sicher das Leben gekostet hätte: er funkelte Gaara an. Dieser blieb ruhig. Langsam wanderten seine Blicke über den Körper seines älteren Bruders. Die Schminke war, bis auf ein paar weiße Flecken am Rande des Gesichtes, fort gewaschen worden, die schwarze Kleidung vollkommen durchnässt und immer wieder versuchte er die Feuchtigkeit aus seinen Gliedern zu schütteln. Kankuro strich sich durch sein Haar, während er einen Seufzer ausstieß. Etwas ruhiger blickte er sich im Zimmer um und blieb an einem weiß-blauen Mantel hängen, welcher an der Wand hing. Immer noch ein Anblick, an den er sich gewöhnen musste. „Wie lange müssen wir noch hier bleiben?“ Gaaras Augen folgten kurz dem Blick des Älteren. „Bis alle Verträge unterschrieben sind.“ Mit weiteren platschenden Schritten näherte Kankuro sich der Raummitte, die von einem großen Tisch mit Heizdecke, einem Kotatsu, in Beschlag genommen wurde. „Du solltest dich damit beeilen“, erklärte er verdrießlich, während sein düsterer Blick aus dem Fenster fiel. „Dieser Ort säuft ab. Ich sag’s dir. Das ist doch nicht mehr normal.“ Gaara sagte dazu nichts. Stumm sah er zu, wie sein Bruder sich die nasse Kleidung vom Körper zog, zerrte, pellte, durch den Raum warf und nur in Boxershorts unter die Heizdecke kroch. „Du hättest einen Schirm nehmen können“, erklärte der Kazekage mit seiner ihm eigenen, ruhigen Stimme. Kankuro schnaubte nur. Jetzt war es auch zu spät und überhaupt, was wusste er schon von Schirmen? In der Wüste gab es nur Sonnenschirme und die überleben keinen solchen Regen. Das hatte er schon am ersten Tag herausgefunden. Sogar Gaara hatte kichern müssen, als das Seidenpapier des Schirms nachgegeben hatte und der Regen auf den Kopf des, mehr als verdutzten, Puppenspielers geprasselt war. Langsam setzte das jugendliche Oberhaupt Sunagakures sich zu seinem Bruder an den Tisch. Dieser lag auf dem Bauch, bis zu den Schultern unter dem Kotatsu verschwunden, und genoss die Wärme. Gaara konnte nur den braunen, nassen Schopf über der gegenüberliegenden Tischkante ragen sehen. Es war Kankuros Lieblingsplatz, seit sie in Konoha waren. Der Dauerregen machte dem älteren Bruder schwer zu schaffen und Gaara konnte dies sehr gut nachvollziehen, ging es ihm doch genauso. Er vermisste den Sand, der überall zu sehen und zu spüren war, den heulenden Wind, der durch jede Ritze fegte und die heißen Sonnenstrahlen, welche die Luft flimmern ließen. Wüstenkinder waren einfach nicht für den Regen gemacht. Man musste schon einen ganz besonders guten Grund haben, diesen den klaren Nächten des Windreiches vorzuziehen. Gaara ließ seine Gedanken fallen, als er bemerkte, dass der braune Schopf vor dem Tisch sich drehte und schwarze Augen fragend zu ihm blickten. „Wo ist Temari? Wieder bei einem Nichtdate?“ „Mendoukusai! Du holst dir noch eine Lungenentzündung.“ Mit einer Hand hielt Shikamaru den Regenschirm fest, mit der anderen fuhr er sich genervt durch die Haare. Worauf hatte er sich da nur wieder eingelassen? Er hätte wissen müssen, dass es so enden würde, das tat es schon seit der Regen vor einigen Tagen eingesetzt hatte. Seine Hand wanderte zurück in die Hosentasche. Und wie die Tage zuvor, blieb er stehen und beobachtete einfach nur wie sich ihr Gesicht dem Regen entgegenreckte und sie jeden einzelnen Tropfen mit geschlossenen Augen genoss. Er sah zu, wie ihre Kleidung am Körper zu kleben begann und das Wasser aus ihren Haaren tropfte. Ihre Arme waren leicht ausgebreitet, mit den Handflächen nach oben, um den Regen willkommen zu heißen. Sie genoss seine kühle, zärtliche Umarmung. Er war das Sinnbild für all das, was sie in der Wüste nicht finden konnte und dafür liebte sie ihn. Ein Lächeln zupfte an Shikamarus Mundwinkeln. Sie wirkte so friedlich, mit sich selbst zufrieden, einfach nur glücklich. „Ihr Wüstenbewohner seid nicht mehr ganz dicht“, stellte er amüsiert fest. „Was ist an etwas Regen so toll?“ Temari drehte ihren Kopf und blickte ihn über ihre Schulter hinweg an. Ein leichtes Lächeln huschte über ihre Lippen und etwas, das nur ihm galt, blitzte in ihren Augen auf. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)