Diener der Nacht von myrys84 ================================================================================ Kapitel 9: Kapitel 9 - Ein neuer Anfang --------------------------------------- Griazi midanand. Neues Kapi, selbe Story, selbe Witze. XD Viel Spaß ^^ +++++++++++++++ Kapitel 9 Ein neuer Anfang Gabriel verbrachte den größten Teil der Nacht mit Grübeln und vor sich hin dösen. Kaum, dass Jérôme die Wohnung verlassen hatte, bekam er fürchterliche Gewissensbisse. Der Vampir hatte ihm nichts Schlechtes gewollt und, ganz ehrlich, was war schon schlimm daran gewesen? Immerhin war es seine eigene Entscheidung gewesen, ihm, Gabriel, auf diese Art und Weise einen Gefallen zu tun. Und er hatte sich nicht wirklich gewehrt, höchstens symbolisch. Er fühlte sich wie das allergrößte Arschloch auf Erden. Wann hatte er sich eigentlich das letzte Mal so bei jemandem fallen lassen? Nicht einmal seine letzte Freundin hatte es vermocht, solche Gefühle in ihm zu wecken. Er fühlte sich hundeelend. Er verließ das Haus bevor Jérôme zurückkam und machte sich auf den Weg zu Scott, der sich, dank der finanziellen Unterstützung seiner Eltern, ein kleines Haus mit Garage für den Van gemietet hatte, und in dessen erstem Stockwerk sich ein kleines Musikstudio befand. Scott war von Gabriels Ankunft nicht gerade begeistert. "Es ist sieben Uhr morgens, Mister Hart. Normale Leute schlafen da noch…", meckerte er. "Falsch. Normale Leute arbeiten um diese Zeit schon. Und genau das hab ich jetzt vor", erwiderte Gabriel. "Arbeiten? Ach so, du meinst, dein Kreativtief ist vorbei, ja?", erkundigte sich Scott und ein breites Grinsen zog sich über sein mindestens seit einer Woche nicht mehr rasiertes Gesicht. "Yep, genau das. Und jetzt lass mich bitte vorbei damit ich anfangen kann, ja?", bat der Chef der Band und zwängte sich an ihm vorbei. Scott schloss hinter ihm die Tür und folgte ihm die Treppe hinauf ins Studio, wo sich der Sänger bereits an einem kleinen Tisch niedergelassen hatte und in ein Heft kritzelte. "Scheint ja richtig ernst zu sein mit deiner Kreativität, was?", fragte er. Sein Gegenüber nickte nur, doch im Hinblick auf Scotts neugierige, schokobraune Augen erzählte er ihm schließlich von dem Casting und dem Soundtrack. "Also haben wir das dem Typen zu verdanken, der bei dir wohnt, ja?", hakte sein Freund nach und zwirbelte einen Haargummi in seine braunen Locken. "Was ist das jetzt eigentlich zwischen euch? Ich meine, du nimmst ihn sogar zu deinen Eltern mit, also was soll ich denn davon halten?", fuhr er fort. Gabriel seufzte. "Weiß auch nicht", sagte er schlicht. "Er ist einfach ein guter Freund, schätze ich." "So, so. Nur ein guter Freund also? Der letzte Typ jedenfalls, an dem du so gehangen hast, war Brian. Und wenn ich's mir recht überlege, dann haben Brian und Jérôme so einiges gemeinsam…", überlegte der Gitarrist. "Jetzt lass aber mal Brian da raus. Der hat damit gar nichts zu tun. Außerdem ist er weg und damit aus die Maus. Und Gemeinsamkeiten kann ich schon gar nicht entdecken. Was Jérôme betrifft, den lassen wir jetzt auch mal einfach unter den Tisch fallen, ja?", erwiderte der Sänger giftig. "Schon gut, schon gut", beschwichtigte Scott. "Ich wollt' s ja nur gesagt haben. Du siehst übrigens Scheiße aus. Gibt's Ärger zwischen euch?" "Scott, sei bitte ein Goldstück und mach mir 'ne Tasse Kaffee, ja? Und wenn du schon dabei bist, dann kannst du mir auch gleich was zu essen mitbringen. Hatte noch keinen Hunger als ich zu Hause weg bin. Bitte." "Okay, der Herr will nicht reden. Soll mir auch Recht sein. Kaffee kommt gleich." Er streckte Gabriel die Zunge raus und begab sich zurück ins Erdgeschoss, wo er in seiner kleinen Küche eine Kanne Kaffe aufsetzte. Ihr Leadsänger hatte sich verändert. Ob ihm das überhaupt auffiel? Wohl eher nicht. Er war viel ruhiger und ausgeglichener und schien mit der Welt um einiges zufriedener zu sein. Und sein Verfolgungswahn, der ihnen allen schon tierisch auf die Nerven gegangen war, war wie weggeblasen. Außerdem schien seine Mimik weicher und in seinen Augen glomm ein unbekanntes, seltsames, neues Feuer. Andererseits jedoch blieb er jetzt nach ihren Auftritten nur noch selten länger als eine Stunde bei ihnen und ging dann sofort nach Hause. Dieser Franzose, den er bei sich aufgenommen hatte, übte eine ganz schöne Macht auf ihn aus. Irgendwie war er Scott und den anderen Jungs unheimlich. Jamie hatte sogar behauptet, ihm würden sich sämtliche noch so kleinen Härchen aufrichten, wenn dieser Mann in der Nähe war und Scott konnte ihm da nur zustimmen. Nicht, dass Jérôme unfreundlich wäre, nein, er war äußerst nett und witzig, doch es stimmte etwas nicht mit ihm und zwar ganz eindeutig. Als Scott mit Kaffee und ein paar Sandwichs nach oben kam, saß Gabriel vor dem Keyboard und kaute in Überlegungen vertieft am Ende eines Bleistifts herum. Dann machte er noch einige kleinere Korrekturen auf dem Blatt vor sich und begann, zu spielen. Eine traurige, düstere Melodie, die etwas leicht Anklagendes hatte. 'Also doch schlechte Luft', dachte Scott, stellte den Teller und die Tasse auf dem kleinen Beistelltisch ab und lauschte Gabriels Spiel. "Wunderschön", stellte er lächelnd fest, als sein Kollege geendet hatte. "Danke. Die Melodie geht mir schon seit Wochen im Kopf rum. Ist zwar sonst nicht ganz unser Stil, aber ansonsten nicht schlecht, denke ich", erklärte Gabriel. "Stimmt. Unser Stil ist es nicht ganz, aber es kommt gut. Ich denke nicht, dass du noch groß was anderes dazu brauchst, als deine Stimme. Du und das Keyboard, mehr ist zu dem Lied gar nicht nötig. Ich hab übrigens die Jungs zusammengerufen. Hab beschlossen, dass wir gleich mal wieder proben sollten, wenn du schon mal Zeit und Lust hast." "Von mir aus. Ich hab in der Tat jede Menge Zeit", stimmte der Sänger zu. Er hatte beschlossen, bis zu seiner Schicht bei Tino bei Scott zu bleiben und möglichst lange zu arbeiten. Je länger er das Treffen mit Jérôme aufschieben konnte, desto besser. Auch Jérôme hatte eine ruhelose Nacht hinter sich. Er war so wütend und verzweifelt, dass er sich nicht einmal die Mühe machte, noch ein wenig mit seinem Opfer zu spielen, sondern es gleich und ohne zu zögern aussaugte. Doch er war auch nicht in der Stimmung, zu töten, deshalb hatte er den jungen Mann ausnahmsweise am Leben gelassen. Der hatte es gut. Morgen würde er wohl behaupten, alles wäre nur ein Alptraum gewesen. Gabriel hingegen würde sich an alles nur allzu genau erinnern. Er war so ein Narr. Hatte er tatsächlich geglaubt, er könnte mehr für ihn sein? Wütend trat er gegen eine Mülltonne, die ein Stück weit davonflog und scheppernd und mit einer riesigen Delle gegen eine Wand krachte. Einige der Bewohner des Hochhauses, hinter dem er sich befand, schalteten das Licht ein und versuchten durch ihre Fenster, den Ursprung der nächtlichen Ruhestörung herauszufinden. Jérôme verbarg sich einfach in den Schatten. Eine außerordentlich nützliche Fähigkeit, vor allem, wenn man auf der Flucht war oder schlicht und einfach seine Ruhe haben wollte. Wie hatte er nur so die Kontrolle über sich verlieren können? Er lehnte sich an die Wand hinter sich und hielt sein Gesicht den dicken Schneeflocken entgegen, die leise und sacht vom Himmel schwebten. 'Idiot!', schalt er sich selbst. 'Wie konntest du nur zulassen, dass es so weit kommt? Du hast ihn einfach überrumpelt und damit verletzt. Du bist so blöd. Warum verliebst du dich auch ausgerechnet in einen Hetero?' Gabriel hatte ihm ganz klar gemacht, dass er ihn nicht wollte, obwohl, oder vielleicht gerade weil er sich so angestrengt hatte, ihn zu erobern. 'Wie konnte mir denn das passieren? Achthundert Jahre lang nicht eine einzige Ablehnung und dann das? Das erste Mal richtig verliebt und gleich ein solcher Misserfolg. Super, Jérôme, ganz Klasse. Jetzt kannst du nur hoffen, dass er dich nicht dauerhaft aus seinem Leben rausgeschmissen hat.' Bei dieser Vorstellung sackte sein Herz gewaltig ab. Als er zurückkam, war Gabriel bereits fort. Ohne Nachricht und anscheinend auch ohne Frühstück. 'Mann, er muss ganz schön sauer auf mich sein…', dachte er und zog sich in seinen Sarg zurück. Sein Schlaf war nicht gerade erholsam, denn er wurde von all denen verfolgt, die ihm einmal etwas bedeutet hatten. Pierrick, Frédéric, Jason, ja nicht einmal Ibliis verschonte ihn mit seiner imaginären Anwesenheit, obwohl er den nicht einmal ansatzweise hatte leiden können. Gabriel kam früh nach Hause. Er hatte mit den Jungs geprobt und festgestellt, dass sie noch mehr proben mussten, wenn sie tatsächlich mal den Durchbruch schaffen wollten. Das hatte er ihnen auch gesagt, doch mittlerweile bereute er es wieder, denn eigentlich, musste er sich eingestehen, waren sie gut und mit Feuereifer bei der Sache gewesen. Jetzt hatte er nicht nur Jérôme verletzt sondern auch seine ältesten und besten Freunde. Er rief bei Tino an und meldete sich krank. Es ging ihm zwar nicht wirklich schlecht, doch er kannte sich und wusste, dass er in Situationen, in denen er in ganz mieser Stimmung war, auch auf Gäste keine Rücksicht mehr nahm und seine schlechte Laune eventuell an ihnen auslassen würde. Deprimiert machte er sich auf dem Sofa lang. Bis Sonnenuntergang war es noch etwas hin und er spürte langsam, dass ihm doch etliches an Schlaf fehlte, deshalb rollte er sich ein und war in wenigen Augenblicken eingeschlafen. Er war zu Hause in Boston, doch es war jetzt Ende August, ein strahlend schöner Sommertag. Ein roter Kleinbus stand vor dem Haus seiner Nachbarn. Der gehörte Brian. Er stand gegen den Bus gelehnt, neben sich die Gestalt seines besten Freundes. "Willst du es dir nicht doch noch mal überlegen, Brian? Ich meine, studieren kannst du doch auch hier", sagte er hoffnungsvoll. "Nein, Gabriel. Meine Entscheidung steht fest. Ich gehe an die Westküste. Glaub mir, wenn ich hier bliebe, könnte ich mich nicht gründlich auf mein Studium konzentrieren", antwortete Brian und wandte ihm sein Gesicht zu. Sein strohblondes Haar wehte leicht im Wind und seine blauen Augen blickten mitfühlend. "Ich komm doch wieder", versprach er. "Schreib mir, ja?", bat Gabriel und fühlte einen dicken Kloß in seinem Hals. "Mach ich", versprach Brian, stieg in den Bus und sagte ihm Leb wohl. Dann fuhr er davon. Selbst jetzt, einige Jahre später, fühlte Gabriel die Feuchtigkeit der Tränen, die über seine Wangen liefen. Damals hatten ihn die Jungs von der Band getröstet mit so coolen Sprüchen wie: "Männer weinen nicht" oder "Indianerherz kennt keinen Schmerz" und schließlich schlicht und ergreifend "Mensch, jetzt hör endlich auf, zu flennen oder du fliegst aus der Band". Plötzlich war da eine warme Hand, die ihm die Tränen wegwischte. Der Traum verschwamm und er kehrte in die Wirklichkeit zurück. Vor ihm war ein Blondschopf mit durchdringenden blauen Augen. "Hätte ich gewusst, dass das alles solche Auswirkungen hat, dann hätte ich dich nicht einmal angesehen, geschweige denn angefasst", sagte Jérôme leise. Gabriel blinzelte ein paar Mal und setzte sich auf. Jérôme hatte Recht, das Sofa war zum Schlafen wirklich zu unbequem. Er war komplett verspannt. "Geht's wieder?", fragte der Vampir besorgt. Gabriel nickte. "Gut, dann geh ich jetzt", sagte der Franzose entschieden. "Warte!", rief der Musiker und hielt seine Hand fest. Er hatte das unbestimmte Gefühl, dass Jérôme ihn für immer verlassen wollte. "Ich lass dich nicht gehen, ohne mich bei dir zu entschuldigen." "Du? Wieso du? Ich bin es doch, der sich entschuldigen muss", erwiderte der Vampir, doch er setzte sich neben Gabriel aus Sofa. "Anscheinend haben wir beide ziemlich Mist gebaut, was?", stellte Gabriel fest. "Jedenfalls wollte ich dir sagen, dass es mir Leid tut, wie ich mich gestern aufgeführt hab. Ich hab mich wie der letzte Idiot benommen. Ich kann dir selbst nicht genau sagen, warum. Wahrscheinlich war ich mit der Situation überfordert. Jedenfalls hab ich total übertrieben reagiert. Tut mir Leid, Jérôme. Verzeih mir bitte." "Es ist nicht deine Schuld, Gabriel. Wirklich nicht, denn siehst du, hätte ich nicht angefangen, oder hätte aufgehört, als du mich darum gebeten hast, dann wäre es nie so weit gekommen. Ich bin es, der deine Vergebung braucht. Jetzt weinst du sogar wegen mir und bittest mich um Verzeihung. So weit kommt's noch, nur, weil der blöde Vampir nicht die Finger stillhalten kann", erwiderte Jérôme. "Also erstens hab ich gar nicht wegen dir geweint", antwortete der Sänger, "und zweitens hab ich von deinen Fingern eigentlich weniger gespürt." Sein Versuch, ernst dreinzuschauen scheiterte an dem Grinsen, das sich ihm aufzwang. "Was meinst du, wollen wir einfach noch mal von vorne anfangen?", schlug der Vampir vor. "Einverstanden", stimmte Gabriel zu. "Darf ich dich küssen?" "Nein." "Nur ein kleines Versöhnungsküsschen?" "Nein." "Warum nicht? Ich dachte, wir fangen noch mal von vorne an", schmollte Jérôme mit Hundedackelbettelblick. "Na gut, komm schon her", lenkte der Musiker ein und drückte seinem Mitbewohner einen kleinen aber feinen Kuss auf. "Das ging aber auch schon mal besser", meckerte dieser. "Mehr ist im Moment nicht drin", erklärte Gabriel Schulter zuckend. "Ich brauch einfach mal ein bisschen Abstand um nachzudenken." "Fies." "Dein Problem. Leb damit oder lass es bleiben." "Da ist sie wieder, meine kleine Kratzbürste. Na wenigstens wird mir mit dir nicht so schnell langweilig", lächelte Jérôme. "Ach ja", stöhnte er und erhob sich. "Dann werd' ich mal sehen, ob ich was zu beißen auftreibe." +++++++++++++++ Muss ich noch groß was dazu sagen? Kommis immer erwünscht. ^^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)