My way home is through you von Trapnest ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Wie resigniert betrachtete der Sänger die kreischenden Fans vor der Bühne. Was wollten sie alle von ihm? Niemand von den tausend Menschen dort unten kannte ihn wirklich. Doch alle riefen seinen Namen, als wäre es ihre letzte Tat. Sein Blick blieb an den leeren Augen eines Mädchens hängen. Irgendetwas in ihrem Blick war anders als in den Blicken der anderen. Während alle schrieen sah sie nur stumm zu ihm hinauf. Kurz bevor sich ihre Blicke trafen wandte sie sich ab und verschwand in der Menge. Die ersten Klänge der Gitarren ertönten und auch der Rest der Band begann zu spielen. Verzerrte Gitarrenklänge und die einzigartige Stimme des Sängers übertönten die hysterischen Schreie der Fans. Sie stand mitten unter den anderen, doch sie unterschied sich deutlich von ihnen. Alle himmelten einen der Jungs auf der Bühne an. Kaum jemand war ausschließlich wegen der Musik gekommen. Sie schon. Noch bevor die Musik einsetzte drehte sie sich um und ging in die nähe des Ausgangs zu den Lautsprechern. Diese Augen ließen ihn nicht mehr los. Wenn er sang vergaß er immer die ganze Welt um sich herum. Nur diesmal nicht. Sie hatten sich in sein Gedächtnis gebrannt wie ein Mal, dass man nie wieder loswird. Sosehr er auch versuchte sich diesen Gedanken aus der Seele zu singen, er scheiterte kläglich. Im Nachhinein würden die Reporter schreiben, der Sänger hätte gesungen, als ginge es um sein Leben. Völlig verschwitzt kamen My Chemical Romance von der Bühne, immer noch vor Aufregung und Anstrengung keuchend. Bald würde das letzte Konzert dieser Tour sein. Bis dahin hatten sie nur noch zwei Auftritte. Danach könnte man endlich mal wieder ein paar Tage tun und lassen was man will. Scherzend und lachend saßen sie im Tourbus, auf dem Weg zur nächsten Halle, in der sie morgen spielen sollten. Fast alle. Gee saß schweigend auf seinem Platz und war tief in seine Gedanken versunken. Bisher hatte ihn selten etwas sosehr berührt wie die Augen dieses Mädchens. „Sag mal, was issn mit dir los?“, fragte Frank ihn verwirrt. „Seit wann bist du nach nem Konzi so abwesend?“ „Hmm… Weiß nicht…“, antwortete Gee mit abwesender Stimme. Die weitere Fahrt verlief still und nach und nach schliefen alle ein. Die Anstrengung der letzten Wochen machte sich bemerkbar. Als der Schwarze Bus mitten in der Nacht vor dem Hotel eintraf, warteten dort bereits über hundert Fans. Irgendwer hatte herausgefunden, wo die Band übernachten sollte. Gee hatte nie wirklich ganz verstanden, was die Leute dazu brachte, dass sie sich nur für jemanden, den sie nicht einmal kannten, soweit zu gehen, ihm überallhin zu folgen. Er hatte es auch nie zu verstehen versucht. Sogar eine kleine Absperrung war errichtet worden, damit die Fans sich nicht in ihren Weg warfen. Gee´s Meinung nach steigerte dies die Hysterie nur noch. Jeder wollte als erster von der Band bemerkt werden. Jeder wollte, dass sie ihn hörten. Mitten in der Nacht, bei strömendem Regen, standen diese Fans auf der Straße, vor einem Hotel und schrieen sich die Stimmen kaputt. Hatten die wirklich keine anderen Sorgen? Unwillkürlich musste er wieder an dieses Mädchen denken. Er konnte sich nicht einmal erklären, was an ihren Augen so anders war, aber der Gedanke an sie ließ ihn nicht mehr los. Mithilfe des Managements kamen sie unbeschadet an der hysterischen Gruppe, mittlerweile schreiender und weinender Mädchen vorbei. Der Innenraum des Hotels war in ruhigen Farben gehallten, was im Gegensatz zu den Schreien vor der Tür beinahe schon wie Ironie wirkte. Wieso kam ihm alles so unwirklich vor? Er ließ sich in seinem Zimmer auf das große, wunderbar weiche Bett fallen und schloss die Augen. Lange Zeit lag er so da, bis er schließlich einschlief. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)