Nightdancer von Mihikoru (- Killerin aus Liebe I -) ================================================================================ Kapitel 6: A new trace and a little message ------------------------------------------- Hey, hey…! Langsam aber sicher kommt der Fall ins rollen und wir nähern uns dem Endspurt des ersten Falls. Ich frage mich nun, worauf ihr mehr gespannt seit: Auf den Fortgang der Ermittlung oder auf die Verabredung von Suzuna und Dave? Wenn diese Vereinbarung jemals stattfinden sollte, wird es wohl noch ein paar Kapitelchen dauern. Zuerst einmal muss Suzuna nämlich den Mörder finden…! Lest es selbst… Kapitel 6: A new trace and al little message Der Inspektor war auf dem komplett falschen Dampfer und ich, war mehr als nur bereit ihm dies alles andere als liebenswürdig unter die Nase zu reiben. *Wie hat diese Pappnase es eigentlich bis zum Chef des 1. Dezernats geschafft?* Fragte ich mich nun mürrisch und setzte den Blinker an der nächsten Kreuzung nach rechts. Nur noch wenige Straßen und ich würde in dem Apartmentblock in Haido-Cho ankommen. - Dort wo Frau Koga wohnte. *Erst spielt sich Todai so auf und dann, ist er selbst unfähig die einfachsten Hinweise richtig zu deuten!* Nicht, dass mich Jemand falsch verstand. Ich mochte den Inspektor und war ihm auch sehr dankbar dafür, dass er mich immer - bis zu diesem heutigen Morgen - an seinen Ermittlungen hatte teilhaben lassen. Aber, es machte mich nun mal wütend, wenn er mich bezichtigte, unfähig zu sein Ermittlungen richtig durchzuführen wenn er selbst wie ein blindes Kaninchen im Kreis hoppelte. Immerhin war er leitender Abteilungsführer des 1. Dezernats, das die Aufgabe hatte alle Fälle von heimtückischem Mord in seinen Bezirken aufzuklären. Über ihm, standen natürlich noch andere hohe Tiere. Beispielweise der Polizeipräsident von ganz Tokyo; Herr Atsuro Mouri. - Der mich so gut leiden konnte, wie ein tosendes Sommergewitter an einem 31°Grad heißen Tag. Dabei war es nicht meine Schuld gewesen, das unser erstes Treffen unter einem ungünstigen Stern gestanden hatte. Ich meine... Hey! Was konnte ich dafür, wenn er während einer verdeckten Ermittlung mit auffälligem Trenchcoat durch eine Bar stapfte und mir dabei unter seiner Kapuze so komische Blick zuwarf? Ich war damals auch ein Teil der Truppe gewesen und hatte angenommen, er wäre einer von den Mördern des bekannten Schriftstellers, den wir damals ermordet in seinem Büro aufgefunden hatten. Natürlich war ich aufgesprungen und hatte ihn, mit einem gezielten Tritt, auf den Boden befördert. Er sollte es locker nehmen… - So wusste er wenigstens, dass ich meine Arbeit ernst nahm und alles daran setzte, dass die Fälle aufgeklärt wurden. Außerdem, war er meiner Meinung nach selbst Schuld, wenn er sich von einer Anfängerin, wie mich, schon aufs Kreuz legen ließ. Das mit der ,Anfängerin’ hat dieser Ignorant dann übrigens von sich gegeben. So etwas würde ich bezüglich meiner Person nie in den Mund nehmen. Ich wusste was ich war und welche Schwächen ich hatte aber... Aber, eine Anfängerin, war ich wahrlich nicht. Die kopierte Akte von Madoka unter dem Arm, stieg ich aus dem Wagen und überquerte die Wiese des kleinen Parkplatzes, um in das Apartmenthaus Nummer 3 zu kommen. Ein hässlicher, großer Betonbau nahm meinen Blick gänzlich ein; sowie es leider meistens in dieser Metropole der Fall war. Mein zuhause sah von außen auch nicht gerade besser aus aber wenigstens hatte ich kein Graffiti an den Außenwänden zu bemängeln. Ich drückte die Eingangstür nach innen und befand mich in einem der unzähligen Eingangsbereiche. Immer wieder fragte ich mich, wieso diese Bauten Innen so gleich aussahen. Es mochte zwar sein, dass keine Risse in den Böden oder Wänden vorhanden waren und auch keine Abfälle in den Gängen lagen aber eigentlich wirkte es immer so fahl und ideenlos wie immer. Dieser Eingang war in einem hellen grün gehalten; war mal etwas anderes. Letzte Woche hatte ich auf dunkelbraune Wände schauen müssen… Kein schöner Anblick. Da verging mir sogar die Lust nach Cappuccino. *Apropos: Sobald ich hier fertig bin werde ich das nächste Café einsteuern.* Mit einem Blick auf meine Uhr wurde mir klar, dass es schon kurz nach 13 Uhr war. *Dave hat Recht, ich muss mich beeilen.* Mit schnellen Schritten schlug ich den Weg zum Treppenaufgang ein und erklomm immer zwei Stufen auf einmal. Zwar hätte ich auch den Lift nehmen können, der in all diesen Häusern vertreten war, aber dafür hatte ich schon zu viele schlechte Erfahrungen mit diesen Dingern gemacht. In einem besonders zwielichtigen Viertel waren Kyusuke und ich mal in einem dieser Aufzüge stecken geblieben. In dieser Eisenkammer hatte es noch nicht mal einen Notknopf zum drücken gegeben... Zustände waren das! Danach hatte ich auf seine Schultern klettern und die Dachluke öffnen müssen, so hatten wir uns die Stahlseilen nach oben gehievt um aus diesem Ding wieder raus zukommen und damit wertvolle Zeit verloren. Darauf konnte ich nun wirklich verzichtet. Der Zeiger lief und schrieb mir nur noch knappe 6 Stunden zu… Es war nicht schwer die betreffende Wohnung von Frau Koga zu finden. Das Stockwerk wusste ich ja, zum Glück war es nur das fünfte, und schon von weitem sah man die grellen gelblichen Absperrungsbänder der Kripo Tokyo. *Scheint keiner da zu sein.* Wachsam sah ich mich nach allen Seiten um, doch alle Beamte schienen sich schon verdrückt zu haben. *Kein Wunder! Todai ist sich ja sicher den Mörder schon zu haben. Die Wohnung wird wohl auch morgen wieder freigegeben nachdem alle Spuren genommen sind.* Ohne zögern stieg ich über das Plastikband und zog aus meinem Rockbund zwei Gummihandschuhe hervor. *Vorsichtig ist besser als Nachsicht. Der Inspektor ist in seiner Rage noch so verrückt und hängt mir den Mord an.* Die Eingangstür öffnete sich lautlos nachdem ich die Klinke heruntergedrückt und das rote Siegel der Polizei zerstört hatte. Es könnte mich meinen Kopf kosten aber, es war nicht zu ändern. Mit bedächtigen Schritten trat ich in den Flur der mit hellbraunem Parkett ausgelegt war und zog die Tür hinter mir zu. Ohne meine Schuhe gegen Pantoffeln auszutauschen betrat ich die Wohnung. Unhöflich japanisch verhielt ich mich mit dieser Vorgehensweise aber, es konnte ja Keiner sehen. Außerdem, hatte ich jetzt andere Sorgen. *Da ist die Küche und da das Wohnzimmer.* Wisperte ich in Gedanken und mein Blick glitt durch zwei Durchgänge die sich rechts und links von mir ausbreiteten. „Dahinten ist dann wohl das Bad und am Ende des Flurs das Schlafzimmer…” Sprach ich nun mit mir selbst und machte mir noch nicht mal die Mühe nachzuschauen. Wie ich schon sagte, diese Betonbauten und auch die Aufteilungen der Wohnungen waren zum gähnen identisch. Als ich die Küche betrat schlug mir ein angenehmer Duft nach Kaffee in die Nase und ich musste feststellen, dass in der Maschine noch eine halbvolle Kanne stand. Sollte ich… sollte ich nicht? - Ach, jetzt war sowieso alles egal! Mit meinen behandschuhten Fingern öffnete ich ein paar Wandschränke der hellen Einrichtung und fand bald eine rote Tasse die ich mit der schwarzen Flüssigkeit füllte. *Es lebe die Koffeinsucht!* Genüsslich nahm ich ein paar Schlucke bevor mein gründliches Auge durch die Einrichtung schweifte. *Zeitschriften auf dem Tisch, Utensilien auf der Arbeitsplatte, Pflanzen auf der Fensterbank. - Alles alltäglich eben.* Doch gleichzeitig schoss mir durch den Kopf das ich, wenn ich heute Abend nach hause käme, auch mal meine Topfpflanzen wieder gießen musste. Eigentlich war es zum heulen, die Dinger gingen mir immer ein. Ich konnte tun was ich wollte. Kopfschüttelnd schritt ich, mit meinem Kaffee und den Akten, ins Wohnzimmer. Da versuchte ich diesen verzwickten Mordfall aufzuklären und machte mir gleichzeitig Sorgen um die Bewässerungen meiner Gewächse! Mit einem tiefen Seufzen stellte ich das Porzellan auf den niedrigen Tisch vor der dunkelblauen Couch und öffnete die unterste Schublade eines Regals, auf dessen Oberfläche eine Musikanlage thronte. Ich war lange genug in diesem Metier tätig und hatte weiß Gott unzählige Erfahrungen gemacht um zu wissen, dass Frauen im Allgemeinen immer ihre Fotoalben oder privaten Sachen in den Wohnzimmerschränken verstauten. Meist ganz unten und meist vergraben unter unwichtigen Sachen wie DVD’s oder Büroartikel. Doch das galt auch meist nur für Frauen, die mit ihren Ehemännern oder Lebensgefährten zusammenwohnten. Diese nahmen auch meist ihren Kleiderschrank im Schlafzimmer als Versteck. *Bingo!* Mit zufriedener Miene zog ich ein Oranges Album unter einem Haufen von Briefpapier hervor und schlug es auf. Unwichtige Ablichtungen die mir nicht halfen und auch nicht weiterbrachten wie, Bilder ihrer Jugend oder Ausflüge mit der Studiengruppe brachten mich nicht weiter aber es vermittelte mir einen Eindruck von dieser Frau. Chisato Koga war eine zierliche Japanerin die das normale Durchschnittsmaß, Größe und Proportionen aufwies. Sie hatte ein sanftmütiges Gesicht mit schalkhaften braunen Augen und glänzenden langen schwarzen Haaren. *Warum hat sie bloß gelogen?* Fragte ich mich nun und sogleich stellte ich meine eigene Nachhackung in Frage. *Absichtliche Lüge oder… ein unwissentliches Zugeständnis?* In tiefen Grübeleien versunken blätterte ich weiter und sah gleich darauf, Schnappschüsse der Hochzeitsbilder. Kein Zweifel, dieser, etwas dicklichere Japaner, mit den scharfkantigen Gesichtszügen und Drei-Tage-Bart war die Leiche, die nun im Pathologiesaal lag; Herr Yoshitsu Kouyama, ihr Exmann. *Irgendwie… mag ich den Typen nicht.* Dieses aalglatte Grinsen das in die Kamera blickte ließ Abscheu in mir aufkommen. Schade, dass man sich mit einer Leiche nicht mehr vertraut machen konnte. Von Frau Koga allerdings konnte ich mir ein Urteil fällen. Die Frage war nur: Wie? *Wenn mich Todai im Präsidium erwischt bin ich so gut wie im Altpapiermüll.* Etwas desinteressiert blätterte ich das Album bis zum Ende durch und wollte es schon wieder zurücklegen als mir ein kleines, vergilbtes Bild in die Hände fiel. *Nanu?* Es war eine zerknitterte Fotografie die Frau Koga als junge Frau zeigte. Ich schätze sie ungefähr auf mein Alter, vielleicht auch schon ein paar Jahre voraus. Sie lachte gut gelaunt ins Objektiv. Neben ihr stand ein junger Mann mit braunen Haaren und freundlichen Augen die dieselbe Farbe aufwiesen. *Mag sein, dass dieses Bild schon sehr dürftig anzusehen ist aber... Das ist nicht ihr Mann.* Meine Pupillen verengten sich und ich spürte, dass ich eben ein wichtiges Steinchen im Mosaik gefunden hatte. Zwar wusste ich noch nicht, was es mir brachte aber, ich behielt es im Hinterkopf. Mit einem letzten Blick legte ich das Bild zurück ins Album und verstaute das Buch sorgfältig wie ich es vorgefunden hatte. Mein Spürsinn sagte mir, dass ich in der Wohnung keine weiterbringenden Anhaltspunkte mehr finden würde. Zuerst musste ich mit Frau Koga sprechen. Hastig entleerte ich meine Tasse und spülte diese sorgfältig aus bevor ich sie abgetrocknet in den Schrank zurückstellte. Dann schnappte ich mir meine mitgenommene Akte und wollte das Apartment gerade verlassen als mir der blinkende Anrufbeantworter auf der Schuhkommode im Flur auffiel. *Wenn die Kriminalpolizei samt Todai schon hier war, hätten sie jede darauf gesprochene Aufnahme doch schon längst beschlagnahmt.* Höchst erstaunt besah ich mir das Zubehör des schnurlosen Telefons und drückte dann, mit einem Schulterzucken, auf die Taste zum abspielen. Vielleicht war die Nachricht ja wichtig. „Erste Nachricht… am 23. März… um 12.17 Uhr...” Verkündete nun die monotone Stimme des Anrufbeantworters, bevor ein leises Rauschen erklang und sich schließlich eine Stimme meldete, die ich sehr gut kannte:„Hey Suzu, ich bin’s…! Ich bin mir zwar nicht ganz sicher, wann du in der Wohnung eintrudeln wirst aber ich denke schon, dass du diese Nachricht bekommst. Ich kenn dich ja gut genug…” Ein Schmunzeln war zu hören sodass meine Wangen etwas heiß wurden.„… wie auch immer… Egal wie viel du schon auf den Kopf gestellt und über den Fall herausgefunden hast, hör auf mich und, lass es lieber sein. Der Inspektor ist stink wütend, er tobt wie ein verdrießliches Rhinozeros und zerstampft dabei Alles und Jeden der ihm wagt Widerworte zu geben. Wenn du deine Mitwirkung bei der Polizei und vor allem Deinen Kopf behalten willst, dann fahr nach hause und verlass dich auf mich. Okay…? Aber mein dumpfes Bauchgefühl sagt mir, dass du das sowieso nicht tun wirst. Nun ja… Wenn dich Todai nachher in Grund und Boden schreien sollte, versteck dich einfach hinter mir…” Ein Lächeln glitt über meine Lippen. *Dieser Spinner…!* „Na dann, bis nachher Suzu und… Sorry, wegen vorhin…” Ein Piepen ertönte und mit einem Klacken schaltete sich die Maschine aus. *Kyusuke… Du Riesenblödmann!* Ich entnahm die kleine Kassette aus dem Fach und ließ sie zwischen der Aktenmappe verschwinden. Nichtsdestotrotz konnte ich das glückliche Grinsen nicht aus meinem Gesicht wischen. Das war mal wieder eine typische Kyusuke-Fuma-Aktion gewesen. Und diese gab mir neuen Mut. Jedoch war ich kaum aus dem Apartment getreten und hatte die Tür hinter mir geschlossen, da ließen mich eilige Schritte innehalten. Ein, um die 45 Jahre junger Mann, mit braunen Haaren kam direkt auf mich zu und blieb neben mir stehen. „Sind Sie von der Polizei?” Keuchte er außer Atem, doch ich quittierte seine Frage nur mit einem raschen Blinzeln. *Wer ist das?* „Und Sie sind…?” „Mein Name ist Hiroshi Konno… - Sie haben Chisato aufs Revier mitgenommen, nicht wahr?” „J-Ja… Sind Sie bekannt mit der Wohnungseigentümerin, Herr Konno?” „Wir beide kennen uns aus der Studienzeit. Können Sie mich mit aufs Revier nehmen?” „Wollen Sie eine Aussage machen, bezüglich des Moders an Herr Kouyama?” „Nein! Ich will Chisato sehen. Sie kann nie im Leben jemanden umgebracht haben! Wieso hat sie das zugegeben? - Das ist doch Wahnsinn?!” Misstrauisch sah ich Herr Konno an. *Woher weiß er das?* Erst jetzt gewahrte ich einen langen Blick in seine aufgeregte Mimik und mir wurde es mit einem Schlag klar. Diese braunen Augen und diese Gesichtszüge… *Das ist der Mann auf dem Foto…!* Kleine Erklärungen: Bezüglich des Siegels an der Tür: Wenn die Polizei einen Tatort absperrt hinterlässt sie ein Siegel aus rotem Wachs zwischen der Türöffnung. Dadurch können die Beamten feststellen ob Jemand danach den abgeschlossenen Tatort betreten hat. Warum Suzuna ihre Schuhe ausziehen will: In Japan ist es Sitte in allen Wohnungen und auch Restaurants seine Schuhe am Eingang abzustellen und dafür Pantoffeln oder ähnliches anzuziehen. Wer dies nicht tut gilt als unhöflich und respektlos. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)