von Larian und Lenn von _Ayame_ (Geschichten für Kahori-Chan und Larian.) ================================================================================ Kapitel 4: Suche nach den Freunden ---------------------------------- Mit leicht zittrigen Knien stand Lenn am Fuß der Leiter. Er warf einen Blick nach oben und konnte es kaum fassen, dass er aus dieser schwindelerregenden Höhe hinabgestiegen war. "Wo bleibst denn?", rief Bramo ein Stück vor ihm. Lenn löste sich von der Leiter und ging zu dem Zwerg. Der wandte sich ab und lief weiter. Da er im Augenblick keine nennenswerte Alternative sah folgte Lenn ihm einfach. Der Zwerg führte ihn einen breiten Gang entlang, dessen Wände so unregelmäßig waren, dass man kaum den Weg als ganzes betrachten konnte. So war der gesamte Weg nur schwer abzuschätzen. "Wohin bringst du mich?", fragte Lenn mit einer Spur Härte. "Ich dachte mir, ich führ dich ein bisschen herum", der Zwerg entgegnete Lenns Härte mit Gleichgültigkeit. "Sei unser Gast- das wirst du nicht bereuen!" Einen Augenblick sonn Lenn darüber nach. Er war nicht nur ein einfacher Elf mit ein paar Wachen, er schrieb auch Gedichte und Lieder. Von Zwergen hatte er auch einige Geschichten gehört und nun hatte er die Chance ihren Wahrheitsgehalt zu testen. Ein verlockendes Angebot, aber dennoch... seine Freunde waren ihm um einiges wichtiger als dem Wahrheitskern alter Sagen aufzuspüren. "Wo ist Jahruch?", fragte er den Zwerg. In Gedanken suchte er zeitgleich nach dem Eno, doch er fand keine Spur von ihm. "Wer?", fragte Bramo ohne sich umzuwenden. "Spiel nicht das Unschuldslamm", mahnte er den Zwerg ruhig, "Ich spreche von meinem Vogel - und dem Elfen, den ihr mitgenommen habt!" Bramo lief eine zeitlang schweigend Lenn voraus, doch letzlich lies er sich zu einer Antwort herab: "Dem Vogel geht es gut... Sollte es zumindest. Meine Frau passt auf ihn auf. Und der Kleine... der gehört zu dir? Ein Wunder, so bissig wie der ist." Lenn überholte den Zwerg und trat ihm in den Weg. "Ich will zu Jahruch! Bring mich zu ihm!" Der Zwerg blieb zwar stehen, wurde aber kein bisschen wütend oder trotzig. Zu Lenns Verwunderung klopfte ihm der Zwerg auf den Oberarm (Lenns Schulter konnte er ja kaum erreichen) und ging mit ausgestrecktem Arm um ihn herum. "Nund, dann..." er bog um eine vorstehende Felswand und war Lenns Blicken entzogen. "... da entlang.", hörte Lenn noch seine Stimme. Er bog seinerseits um die Felswand, wo Bramo auf ihn wartete, und folgte dann dem Zwerg zwischen den steilen Wänden entlang. Neugierig warf Lenn einen Blick nach oben und entdeckte zu seiner Überraschung, das die Zwergenbaut mehrstöckig war: Weit über ihm sah er deutlich Eingänge zu Höhlen, Gabelungen in andere Stollen oder Stiegen zu höher gelegenen Stockwerken. Teilweise waren auch Rampen in den Fels gebaut, die breit genug für Karren oder große Tiere waren. Wobei Lenn die Anwesenheit letzteres bezweifelte. "Wo läufst du denn hin?", ertönte Bramos Stimme. Der Zwerg hatte Lenns Umhang gepackt und zog ihn zurück, wobei er den Elf, wohl unabsichtlich, würgte. Lenn wandte sich zu ihm um und war im ersten Moment etwas verdutzt, da er auf Augenhöhe mit Bramos Stiefel war. Erst ein Blick nach oben zeigte ihm, das der Zwerg eine Rampe erklommen hatte, die neben dem Weg verlief den er zuvor mit Lenn gegangen war. Hätte der Zwerg ihn nicht zurückgezogen, Lenn wäre wohl auf seiner Entdeckungstour blindlings geradeaus weitergetappt. Endlich lies Bramo Lenns Umhang los und der Elf ging ein Stück zurück zum Anfang der Rampe und stieg hinauf. Als er bei Bramo angekommen war nickte der Zwerg ihm zu und ging wieder voraus. Lenn schätzte sich glücklich, das der Zwerg außen lief. Er brauchte nur über Bramo hinwegzuspähen und schon tat sich unter seinen Füßen ein schwindelerregender Abgrund auf. Wie konnte der Zwerg angesichts der Höhe nur so ruhig bleiben? Er war es wohl gewohnt... Bramo packte Lenn plötzlich am Arm und deutete ein Stück voraus auf eine Biegung. "Dort geht's lang.", sagte er. Lenn nickte und die beidne bogen ab in einen schmalen Stollen. Es flutete kaum Licht hinein, darum verschwand ein weites Stück voraus der Weg schon in matter Dunkelheit. Doch so weit mussten die beiden gar nicht gehen. Irgendwann hielt Bramo an (er stoppte Lenn, indem er ihm einmal kräftig am Umhang zupfte) und bog durch einen schmalen Einlass im Erdreich ab. Mit leicht mulmigen Gefühl angesichts der zwergenhöhe des Durchganges folgte Lenn ihm und wurde positiv überrascht: Er fand sich in einer geräumigen Höhle wieder, die durch ein wärmendes Feuer in einem Ofen erhellt wurde. Zudem spendeten ein paar Kerzen in Wandhalterungen Licht, ebenso wie eien aufgehängte Öllampe, die zeitgleich einen aromatischen Duft verbreitete. Doch er war mit Bramo nicht allein in der Höhle. Unwillig musste er lächeln, als er sah, was sich hier tummelte: An einem Tisch in der Nähe des heimischen Herdes stand eine beleibte Zwergin mit einem kleinem Racker auf dem Arm. Ein weiterer Zwergenjunge tummelte auf einem Stuhl und versuchte unter Strecken und Dehnen eine Milchschüßel auf dem Tisch zu erreichen, während ihm seine Schwester, ein junges Ding mit zwei dicken roten Zöpfen, ihm dabei zusah. Bramo selbst ging mit ausgebreiteten Armen auf seine werte Frau zu und wurde mit entnervten Worten begrüßt. "Na, auch mal wieder zu Hause?", sie klang leicht zickig, "Alle anderen vergnügen sich an der Front, nur du schlenderst durch die Höhlen und dir fällt es bei all deiner freien Zeit nicht einmal ein hier vorbeizuschauen!" "Aber, Binni, Liebes...", maunzte Bramo, "Hast du nicht ein Küsschen für mich? Du weißt doch, dass ich keineswegs einem Müßggang nachhänge. Ich mache doch Botengänge für den Ältesten!" "Dafür kann er auch jeden dreijährigen einspannen!", entgegnete Binni kein bisschen beruhigt, gab ihrem Gatten aber dennoch einen Kuss auf die Wange. Im nächsten Augenblick hatte Bramo den Jungen im Arm, den sie ebend noch getragen hatte. Binni selbst näherte sich dem Hed und meinte: "So. Und jetzt kümmer dich um die Kleinen, die machen mich noch ganz verrückt! Ich koch uns derzeit etwas zu essen." Bramo setzte den Kleinen, den ihm Binni in den Arm gedrückt hatte, auf dem Boden ab und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Erst sah der Kleine Lenn mit großen Augen an, dann huschte er an ihm vorbei aus der Höhle. Lenn hörte seine eifrigen Tapser in der Ferne verhallen. Mit einem mal bekam er das mulmige Gefühl, dass hier noch ganz andere Dinge am laufen waren. "Sag mal, Binni, Liebes.", Bramo wandte sich fragend an seine Frau, "Wo steckt denn der Vogel den Bertji außerhalb gefunden hatte?" "Was interessiert dich der Vogel?", verwundert blickte Binni Bramo an, "Aber wenn es dir so wichtig ist... Momentan ist er im Schlafsaal und ruht sich aus." Sie wies mit dem Kochlöffel auf einen weiteren Durchgang, fast gegenüber des Einganges der Höhle, und wandte sich wieder dem Herd zu. Bramo nickte vielsagend zu Lenn und ging in den nächsten Raum. Lenn lies es sich nicht nehmen ihm nachzugehen und fand sich tatsächlich in einer Art Schlafsaal wieder: Er stand direkt vor drei zweistöckigen Betten. Sie waren kurz und breit, doch standen so dicht, dass es genauso gut als ein einziges Stockbett hätte fungieren können. Auf einer der obersten Etagen, eingekuschelt zwischen Kissen und einer Felldecke lag... "Jahruch!", erleichtert stürzte Lenn zu em Eno und stieß dabei fast Bramo zu Boden. "Jahruch, geht es dir gut?", Lenn streckte die Hand aus und fuhr dem Eno durch die bunten Federn. Der Vogel reckte den Kopf, streckte sich und setzte sich auf. "Kein Grund zur Sorge, ich bin in Ordnung.", antwortete ihm Jahruch in der Sprache die nur die Enos und Enomer verstehen. "Da bin ich aber beruhigt.", antwortete ihm Lenn in derselben Sprache, "Aber warum hast du nicht auf meine Rufe geantwortet?" "Ich hörte sie wohl, von fern. Aber auch ich hatte meine Ruhe bitter nötig, Lenn, ich hoffe du bist mir nicht böse." "Nein, nein.", versichterte ihm Lenn und setzte ihn sich auf seine Schulter, "Ich bin froh, das es dir gut geht!" Er strich über das Gefieder des regenbogenbunten Enos und sagte, wieder in normaler Sprache: "Nun müssen wir nur noch Larian finden." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)