von Larian und Lenn von _Ayame_ (Geschichten für Kahori-Chan und Larian.) ================================================================================ Kapitel 3: Im Untergrund ------------------------ Lenn wollte den Gang entlang rennen, doch nachdem er zum drittenmal mit voller Wucht gegen eine Wand gerannt war beschloß er etwas vorsichtiger vorzugehen. So huschte er, mit einer Hand an der Wand tastend, den Gang entlang in die Richtung, aus der das Geräusch gekommen war. Doch irgendwann strauchelte er. Die Wand hatte aufgehört. Vorsichtig ging er wenige Schritte zurück, um sicher zu gehen das da noch ein Wandabschnitt gewesen war. Anschließend tastete er sorgfältig daran entlang und tatsächlich: Der Gang hatte sich hier gegabelt. An dieser Stelle musste er Larian verloren haben. Womöglich hatte er die falsche Richtung erwischt und sich gestoßen als... im nächsten Augenblick zuckte er zurück. In dem Gang meinte er einen Lichtfleck zu sehen. Er kniff die Augen zusammen, um sicher zu sein, dass er keiner psychischen Täuschung unterlag. Doch auch nachdem er fest blinzelte blieb dieses Licht bestehen. Und mehr noch: Es bewegte sich. Vorsichtig ging er einen Schritt näher. Das Licht schien von einer Fackel zu kommen. Er spitzte die Ohren und vernahm leise Stimmen. Dann einen erstickten Schrei. "Larian.", keuchte er und sprang auf, um ihm zu Hilfe zu eilen. Doch bereits nach drei Sätzen blieb er stehen. Die Vernunft hatte ihn eingeholt und gebot ihm Ruhe zu bewahren. Er hatte einen Vorteil und den durfte er nicht verspielen. Wer auch immer Larian in die Fänge bekommen hatte wusste nicht, das ein weiterer Elf in der Nähe war. Ein sehr zielsicherer Elf schoß es Lenn durch den Kopf und er fasste nach seinem Bogen. Aber... den hielt schon jemand. Eine kräftige Hand hatte sich auf seinen Bogen gesenkt und hielt ihn eisern fest. Erschrocken wirbelte Lenn herum, den Mund zu einem überraschten Schrei geöffnet, als ihn ein Knüppel am Hinterkopf traf. Bewußtlos ging er zu Boden. Langsam löste sich der Schleier von Dunkelheit um Lenn auf. Noch leicht benommen von dem Schlag sah er sich um. Er befand sich in einer kleinen Felshöhle, von den Ausmaßen vielleicht auch eine große Nische. Erleuchtet war der naturell geformte Ort von einer Pechfackel, die in einer gerosteten Halterung in der Wand steckte. Mit dem Rücken saß Lenn an die Felswand gegenüber dem Eingang gelehnt und konnte nicht aufstehen, denn seine Hand und Fußgelenke waren mit Seilen gefesselt. Für einen Moment schloß Lenn seine Augen, um seine Gedanken zu ordnen und zurückzuverfolgen, wie er noch einmal an diesen Ort gekommen war. Erst war er mit Larian durch den dunklen Gang gelaufen, hatte ihn verloren, gesucht, gefunden und wurde niedergeschlagen... Nun wieder vollkommen klar schlug Lenn die Augen auf. "Nevo...", murmelte er, "Sehr schlecht sogar" dennoch begann er mit dem Versuch seine Fesseln zu lösen. Doch sie waren viel zu sehr verknotet, als das er sie hätte lösen können. "Keine sehr angenehme Situation", dachte er sich, "Kannst du die abmachen, Jahruch?" Als auf seine Gedanken keine Antwort kam sah er sich panisch werdend um. Doch der Eno fehlte. "Jahruch??", rief er in Gedanken. Keine Antwort... "Jahruch!!" doch der Eno blieb aus. Den Schreck des Verlustes seines Begleiters in den Gliedern schloß er fast resigniert die Augen und lies den Kopf nach hinten fallen. Doch im selben Moment schreckte er wieder hoch. Larian fehlte ebenfalls! Nun war Lenn wie wild dabei sich zu befreien. Er versuchte zuerst aus den Schlingen zu schlüpfen, doch alles was er erreichte war, dass seine Handgelenke langsam schmerzten. Dann begann er beherzt sie an den Felsen aufzureiben. Doch das einzige Ergebnis war, dass er sich die Handgelenke aufschürfte. `Wenn ich nur etwas scharfes zum schneiden hätte...´, dachte er. In diesem Moment bemerkte er mit Schrecken, dass sein Schwert fehlte. Aber nicht nur sein Schwert, sondern auch sein Bogen und sein Köcher mit den Pfeilen fehlte. Doch so sehr er auch schaute, er fand keinen. Verbissen drückte er sich gegen die Wand, an der er lehnte und versuchte die Fesseln an dem nackten Fels aufzureiben. Aber auch das brachte nichts, abgesehen davon, dass er sich die Haut noch mehr aufrieb. Resigniert seufzend sank er zurück gegen die Höhlenwand und lies seine Gedanken zu Larian wandern. Wo mochte er nur stecken? Und was mindestens eben so wichtig war... ...wo war Jahruch? Lenn schloß die Augen um seine Gedanken zu sammeln. Wenn er sich konzentrierte konnte er vielleicht Kontakt mit seinem Eno aufnehmen. Schon meinte er so weit zu sein und zu Jahruch sprechen zu können, als ein Geräusch seine Konzentration brach wie ein Beil eine Hängebrücke zum abstürzen bringen konnte. Überrascht fuhr Lenn hoch und sah sich nach der Geräuschquelle um, dieses immerzu rythmisch knarzende Geräusch. Den Kopf drehend und wenden suchte er nach dem Ursprung und fand ihn schließlich am offenen Teil der Nische: Zwei solide Verankerungen waren am Rande in den felsigen Boden getrieben. Und diese Verankerungen, durch die Zeit in den Fels gerostet, umschloßen fest das Ende einer Leiter. Und dieses rhythmische Knarzen konnte nur bedeuten, das Lenn gleich Besuch bekommen würde. Mit festem Blick wartete er ab, mit wem er es zu tun bekommen würde. Das Geräusch wurde lauter, die betreffende Person kam immer näher. Und endlich, ein paar mal wackelte ein behelmter Kopf über den Rand der Nische, ein stämmiger Arm legte ein längliches Bündel auf den Felsrand und schob es weiter hinein. Es waren Lenns Waffen! Sein Bogen, sein Köcher, auch sein Schwert konnte er ausmachen. Sorgfältig mit einer Stoffbahn zu einem handlichen Bündel verschnürt lagen sie kaum einen Meter von ihm entfernt. Und derjenige, der sie getragen hatte, kletterte auch schon über das Ende der Leiter und kniete letzendlich vor Lenn auf dem harten Boden. Stutzend betrachtete Lenn die stämmige Gestalt, die sich leicht schnaufend aufrichtete und Sand und Staub von der dicken Kleidung wischte. Er hatte zwar erwartet irgendwann mit ihnen zusammenzustoßen, aber so früh einen zu treffen war für Lenn doch in gewisser Weise überraschend. Vor ihm stand ein leibhaftiger Zwerg. Obwohl Lenn saß vermochte ihn der vollaufgerichtete Zwerg kaum an Körpergröße zu überragen. Er trug dicke Stiefel an den Füßen und an den Händen geschnürte Armstulpen aus Hartleder, die den ganzen Unterarm bedeckten. Sein struppig roter Bart reichte ihm bis zum Bauch und deckte fast die ganze Schnalle seines breiten Gürtels ab. Seine Haarmähne war ähnlich lang, allerdings zu handlichen Zöpfen geflochten und über die Schulter nach hinten geworfen. Obwohl er für einen Zwerg wohl nicht namenhaft gekleidet war musterte ihn Lenn mit unverholener Neugier, während sein Gegenüber seine Aufmerksamkeit woanders hatte. Erst als sich der Zwerg zu ihm wandte setzte Lenn eine undurchdringliche Mine auf. Letzendlich war er immer noch ein Gefangener und vor ihm stand sein Entführer. Oder ein Komplize des Entführers. Die Lage spitzte sich zu, als der Zwerg plötzlich ein Klappmesser aus dem Gürtel zog und aufschnappen lies. Mit gezückter Waffe näherte er sich Lenn, der die Füße fest auf den Boden setzte, um zu jeder Gegenwehr bereit zu sein. Doch zu seiner Überraschung hatte der Zwerg nicht vor ihn zu verletzen, sondern bückte sich stattdessen zu seinen Fesseln und schnitt sie durch. Während der Zwerg sein Klappmesser wieder einsteckte rieb sich Lenn die geschundenen Handgelenke und blickte den Zwerg abschätzend an, der jetzt seinerseits Lenn mit einem Hauch Neugier musterte. "Und du bist also ein Elf, ja?", brummelte er in seinen Bart. Seine Stimme klang überraschend sanft für einen Zwerg, nicht so rauh wie man es von Erzählungen meinen möchte. "Hast du auch einen Namen?", fragte der Zwerg. Lenn antwortete nicht, sondern stand mit einem Satz auf. "Wo ist Larian?", fuhr er den Zwerg an. Es klang eine Spur bissiger als er beabsichtigt hatte. Doch der lies sich nicht aus der Ruhe bringen: "Bist wohl nicht der freundliche Typ.", meinte er, "Ich bin übrigens Bramo" Er streckte Lenn sogar die Hand hin, zog sie jedoch schneller zurück als das Lenn sie, selbst wenn er gewollt hätte, ergreifen und hätte schütteln können. "Das sind doch deine Sachen?", brummelte Bramo und wickelte Lenns Waffen aus dem Tuch. "Ist ja eine feine Arbeit. So ein Zeug findest du hier unten nirgends." "Unten?", wollte Lenn nachhaken, doch Bramo hatte bereits die Leiter ergriffen und machte sich an den Abstieg. Lenn packte seine Waffen ein und da es keinen Sinn gemacht hätte in der Nische zu bleiben folgte er Bramo. Beim Heruntersteigen der Leiter warf er einen Blick nach oben. Es musste tiefste Nacht sein, denn der Himmel war dunkel. Im nächsten Moment schaltete sich jedoch Lenns Verstand ein, der ihm klipp und klar sagte, das er unmöglich draußen sein konnte, schließlich war er ja durch eine Höhle hergekommen und musste sich noch in einer befinden. Er hielt kurz mit dem Klettern inne, um in die Runde zu blicken und sein Verdacht bestätigte sich: Es war kein Himmel, der ihn umgab, sondern Felswände, die sich nach oben hin in der Schwärze verloren. Was Lenn erst für Sterne gehalten hatte mussten Fackeln sein, die überall angebracht waren, um die Höhlen ein wenig zu erhellen. In den Felswänden selbst erkannte Lenn noch viele weitere Öffnungen, ob von Höhlen oder Nischen lies sich aus der Entfernung nicht genau sagen. In seinem Drang nach Wissen beging Lenn einen Fehler und blickt nach unten. Vor Schreck wäre er fast von der Leiter gefallen. Er war ja schon oft auf hohen Bäumen, aber die Tiefe in die er nun blickte überstieg jede Klettertour die er in der Natur unternommen hatte. Rasch wandte er den Blick ab und konzentrierte sich stattdessen auf die Sprossen der Leiter. Behutsam nahm er eine nach der anderen. Ein Blick nach oben verriet ihm, das er schon recht weit gekommen war, doch er wollte nicht noch einmal einen Blick nach unten riskieren um zu sehen wie viel noch vor ihm lag. Bramo musste ein weites Stück unter ihm sein. Doch als Lenn noch tiefer stieg begann die Leiter zu schwanken. Erschreckt hielt er inne, doch sie schwankte weiter. Es musste daran liegen, dass Bramo weitaus weniger vorsichtig nach unten stieg als er. Einmal schluckte Lenn. Wenn die Leiter den Zwerg aushielt musste sie ihn allemal aushalten. "Jahruch wo bist du?", fragte er sich in Gedanken als er tiefer stieg. "Jahruch?" doch seine Gedanken blieben unbeantwortet... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)