Deadly memories von _Suna_ (Vampire of Midnight) ================================================================================ Kapitel 1: Prolog ----------------- Alex streckte sich ausgiebig und schlug die Bettdecke zur Seite. Mit gemächlichen Bewegungen stand die junge Frau auf und tappte langsam durch ihre kleine dunkle Kellerwohnung. Ein leises Murren entfuhr ihr. Durch die kleinen Kellerfenster ergoss sich ein kleines, rötliches Lichtrinnsal in den Raum. Es war noch nicht Nacht, also würde sie wohl noch waren müssen. Lustlos zog sich Alex ihr Hemd über den Kopf, wonach ihre langen blau-grauen Haare in Strähnen über ihren Rücken fielen. Wenn sie schon Zeit hatte würde sie sich auch gleich duschen können. Einige Momente später schlüpfte Alex hinter die Plastikvorhänge, drehte den Hahn auf und ließ sich das warme Nass über den Körper laufen. Noch etwas träge vom Schlafen wusch sie sich flüchtig und strich sich alte Schmutzreste von den Armen und den Beinen. Mit etwas Seife führte sie ihr Werk dann fort, verwöhnte ihre Haut damit, wobei sie auch das lange schwarze Tattoo nicht ausließ, welche sich in Form einer Schlange ihr rechtes Bein hinauf schlängelte. Ihr Vater war damals furchtbar sauer, als sie sich dieses Motiv hatte stechen lassen, wobei sich ihre Stiefmutter nur einmal mehr an ihr vergriffen hatte und ihr zwei rote Wangen verpasst hatte. Oh wie hatte sie diese Frau gehasst… wie hatte sie immer gehofft, dass sich ihr Vater endlich gegen sie entscheiden würde, doch nie war das geschehen. Immer wieder war er zu ihr zurückgekrochen gekommen und hatte um eine weitere Chance gebeten. Alex hatte nur darunter gelitten, was auch zur Folge hatte, dass sie früh zuhause auszog und sich eine Arbeit suchte. Ihr Vater hingegen hatte keine derartige Konsequenz gezogen, nein, er hatte dieses falsche Biest sogar geheiratet. Und was hatte das ausgelöst? Alex Vater hatte sein Erziehungsrecht zurückgezogen und sie ihrem Leben überlassen. Es war als wäre es gestern gewesen, als Alex ihre letzten Sachen aus der Wohnung geholt und sie das dreckige Grinsen ihrer Stiefmutter gesehen hatte, welche sich hinter ihrem Vater versteckte, damit ihr nichts geschehen konnte. Die junge Frau schüttelte energisch den Kopf, während sie den Wasserhahn zudrehte und aus der Dusche stieg. Irgendwann würde ihre Zeit kommen, wenn ihr Vater gelernt hatte diese Furie zu hassen….dann würde sie ihr Werk tun und sie endlich ins Jenseits befördern, das hatte sich Alex versprochen. Mit einem zufriedenen Blick stellte die junge Frau fest, dass es draußen mittlerweile dunkel war und wickelte sich ein Handtuch um den Körper, um kurz darauf in ihre Klamotten zu schlüpfen. Mal sehen was diese Nacht für sie parat hielt…auch würde sie bald wieder einmal etwas Blut genießen wollen, doch das hatte zu warten. Zuerst würde sie ihren Vater besuchen gehen. Soweit man das besuchen nennen konnte… Alex hielt sich immer gut verborgen und kletterte auf den gegenüberliegenden Balkon, von wo aus sie direkt in das Wohnzimmer sehen konnte. Sie wollte ihrem Vater nicht unter die Augen treten. Zu sehr hatte er sie verletzt, dennoch liebte sie ihn, da sie nur ihn gehabt hatte, während sie groß geworden war. Aber was würde er sagen wenn sie ihm zu erklären versuchte, dass sie ein Vampir geworden war? Wie sollte sie ihm weiß machen, dass sie nicht mehr aufgepasst hatte und dann eine solche Verwandlung zugelassen hatte? Er hatte ihr den Boden unter den Füßen weggezogen, sodass sie eine leichte Beute gewesen war und wenn sie ernsthaft darüber nachdachte, interessierte es sie nicht, dass sie dem Tod ins Augen gesehen hatte...nur hatte sie leider nicht gewusst, dass sie nun ein noch viel längeres Leben erwartete, welches noch um ein vielfaches gefährlicher war als zuvor. Mit etwas Mühe hatte Alex ihr Korsett zugeschnürt und zog nun ein blutrotes Hemd darüber. Wie immer konnte sie sich nicht dazu durchringen, sich helle Farben anzuziehen und so lief es wieder auf ihren typischen Look hinaus. Eine recht weite, schwarze drei-viertel Hose, ein dunkeles Oberteil und offene Haare, welche wirr über ihre Schultern hingen. Die meisten Menschen hielten sie wahrscheinlich für eine Art Grufti oder einen Satansanbeter, doch das hatte sie nie gestört, so hielt sie sich wenigstens diejenigen vom Hals, welche sie nur nerven oder bedrängen würden, außerdem wollte Alex es niemandem anvertrauen, dass sie ein Vampir war. Zu groß war die Gefahr, dass sie verraten werden würde oder dass sie eine andere Art von Problem an den Fersen kleben hatte. Es war gut so wie es war, obwohl sich die junge Frau doch das ein oder andere Mal gerne jemandem anvertraut hätte. Mit einem letzten Blick auf ihre Wohnung drehte sich die Vampirin um, griff nach ihrem Schlüssel und ihrem knielangen Parker, ehe sie die Tür aufschloss und hinaus in das beleuchtete Treppenhaus ging. Ihre Pupillen zogen sich scharf unter dem plötzlichen Licht zusammen, sodass die Augen der Frau kurz schmerzten, doch das verging schnell wieder, da sich ihre Augen schnell wieder an die verschiedenen Lichtverhältnisse anpassten. Langsam trottete sie die Treppe hinauf, wobei jeder ihrer Schritte unangenehm hallte, ehe sie die schwere, hölzerne Eingangstür aufschob und hinaus schlüpfte in die kühle Nachtluft. Wohin würden sie ihre Beine wohl diese Nacht tragen? Die kleine Seitengasse, in welche sie nun trat war erfüllt von einem orangen Licht. Um die Laternen schwirrten kleine Gruppen von Glühwürmchen und anderem Ungeziefer und in der einen oder anderen Hausecke hörte man das leise, aber dennoch penetrante Quieken von Kanalratten. Sie hätte sich genauer umsehen müssen, als sie diese Wohnung gemietet hatte. Diese Gegend hier war sehr gefährlich. Fast überall waren Diebe und ähnliches Gesindel unterwegs und die Armut stank wortwörtlich bis zum Himmel. Aber das sollte sie nicht weiter stören, solange diese Leute ihre Sachen in Ruhe ließen und ihr fern blieben. Es sollte bei dem geringen Kontakt bleiben, welcher ab und zu entstand, wenn sie wieder einmal von einem Kind angesprochen wurde ob sie nicht etwas Kleingeld habe. Mit einigen letzten Schritten trat Alex hinauf auf die hell erleuchteten Gassen der Großstadt. Beinahe alle Geschäfte waren offen und die Kunden strömten nur so in die Boutiquen und kauften sich die Seele aus dem Leib. Wie dumm und unfair sie doch alle waren. Viele dieser Menschen schwammen geradezu im Reichtum und verschwendeten nicht den geringsten Gedanken daran, wie es all den Armen im selben Moment wohl gehen mochte. Ja, schon seltsam. Früher hatte sie nie darüber nachgedacht, wenn sie mit ihren Freundinnen einkaufen war, aber nun? Das lange Leben hatte sie erwachsener gemacht, aber ebenso aufmerksamer und sensibler. Sie hatte nur zu oft mitbekommen, wie schnell es gehen konnte, dass man alles verliert und einem nichts bleibt woran man hängt und wenn es dann so weit ist geht das große Gejammer und Gefluchte los. `Wieso kümmern sich die anderen nur um sich selbst? ´ und ähnliche Fragen standen dann plötzlich an der Tagesordnung und sobald es wirtschaftlich wieder bergauf ging war alles so wie früher. Alle wurden wieder zu den Ignoranten, welche sie zuvor waren. Gedankenverloren bog Alex um eine Hausecke. Ihr Magen rumorte mittlerweile lauter als ihre eigenen Gedanken und ließ ihr keine Ruhe mehr, sodass sie bald einen kleinen Laden ansteuerte, in welchem sie sich dann nach einigen Minuten Wartezeit einen Kaffee und ein Brötchen bestellte. Die Tage waren langweilig geworden. Jedes Mal wenn Alex ihre Wohnung verließ lief es gleich. Immer wieder ging sie hinauf aus die Straßen und sah sie Menschen vorüber rennen, ob nun gehetzt um den nächsten Bus zu bekommen oder einfach nur theatralisch am schimpfen, dass das gewünschte Kleid ausverkauft sei. „Alles Spinner.“, entfuhr es Alex leise, woraufhin sie den Kopf, leicht lächelnd. Sie konnte sich stundenlang darüber aufregen, doch vorerst gab es etwas anderes, was sie beschäftigte. Mit einem letzten Zug leerte sie den Kaffeebehälter, stopfte sich den Rest des Brötchens in den Mund und warf den Müll gezielt in einen Müllkorb. Sie war wohl an ihrem Ziel angekommen, überlegte sie stumm, während sie hinauf zu einer Wohnung starrte, in welcher noch Licht brannte. Ob ihr Vater wohl im Wohnzimmer war? Seufzend ging Alex einige Schritte in die Gasse hinein, wobei sie nach einigen Metern stoppte und einen kräftigen Satz nach oben machte, um nach einer dortigen Feuerleiter zu greifen. Mit ein wenig Kraftaufwand gelang es ihr schließlich sich hochzuziehen, sodass sie nur noch eine Etage hinaufgehen musste, um von dort in die Welt ihrer Kindheit blicken zu können. Mit einem Seufzer hockte sich Alex auf das Geländer des Balkons und spähte hinüber in das Fenster. Ein Mann um die 40 saß auf dem Sofa und starrte auf den Fernseher, auf dem Tisch eine Ansammlung von Bierflaschen. Das Haar des Mannes lag in fettigen Strähnen an seinem Kopf und seine Augen schienen eingefallen und leer. Es schien geradezu so, als sei Alex Vater wieder einmal dem Alkohol verfallen…was bei seiner Frau allerdings kein Wunder zu sein schien. Und wie als hätte der Einsatz gefehlt ertönte ein lautes Krachen, worauf ein unerträgliches Gezeter folgte. Mary, Alex Stiefmutter stürmte in den Raum hinein und murmelte irgendein wirren Zeug, ehe sie ihrem Mann auf den Hinterkopf klapste, sodass dieser aufsprang und mit in die Küche eilte. Es hatte sich wahrlich nichts verändert. Diese dumme Kuh hatte noch immer die volle Kontrolle über Henry und scheuchte diesen umher wie ein Huhn. Mit einem Kopfschüttelt erhob sich die junge Frau und brachte ihre Haare mit einer eleganten Drehung zum wehen. Sie würde sich das nicht länger ansehen, dass schwor sie sich immer wieder, dennoch wusste sie dass sie das nicht lange aushalten würde. Ihr altes Heim war noch immer wie ein Magnet für sie und zog sie geradezu magisch an. Wie eine Katze landete Alex auf den Füßen, als sie von der Feuerleiter herunter sprang und sich auf den Weg zurück in die Stadt. Vielleicht würde sie ja eine schöne Bar ausfindig machen können? Oder aber auch etwas anderes, was sie von ihren Gedanken abbringen konnte. Es würde schließlich nicht unbedingt gut tun wenn sie sich vorstellte wie sie Mary zerfleischen würde und sich zugleich noch zurück halten müsste… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)