Kaktus und Kiwi von The_Black_Rabbit ================================================================================ Prolog: -------- Da waren wir nun. Mit einem mulmigen Gefühl stand ich mit meiner besten Freundin Asuka vor diesem Haus. Na ja Haus wäre vielleicht untertrieben, es erinnerte mit seinem riesigen Eingangsportal mehr an ein Schloss. Meine liebe Freundin sprang nervös von einem auf den anderen Fuß. „Nun klopf schon an!“, mahnte ich leicht entnervt. Nachdem sie keine Reaktion zeigte, drückte ich auf die merkwürdigerweise sehr klein ausgefallene Klingel. Eine hübsche Melodie erklang und kurz darauf öffnete jemand die Tür. Am liebsten hätte ich ihm mit meinen neuen Stiefeln in sein breites Grinsen getreten, aber ich wollte Asuka nicht die Laune verderben. Andererseits wäre es vielleicht ein guter Vorwand für sie gewesen, ihn zu verarzten hehe. Aber ich will ihm ja nicht in die Hände spielen, dass ihm auch noch meine beste und einzige Freundin in die Arme fällt und sich nachher mit gebrochenem Herzen bei mir ausheult. Nein, das will ich wirklich nicht! „Hallo, ihr Süßen! Tretet doch ein.“ Er machte eine einladende Geste und Asuka stürmte vergnügt hinein. Ich folgte ihr widerwillig. Als ich an ihm vorbei ging, spürte ich seinen gierigen Blick auf meinem Körper. „Kiwi-chan, du siehst ja heute wieder zum anbeißen aus!“, hauchte er in mein Ohr, als ich ihm meinen und Asukas Mantel gab. Da fiel mir doch auch grad wieder ein, warum ich nicht kommen wollte. Aber was bin ich doch für eine gute Freundin. Viel zu gut für diese Welt! Seufzend folgte ich Asuka ins Wohnzimmer – verfolgt von seinen Blicken. Ich fühlte mich furchtbar unwohl. Der Gedanke, dass Asuka nach diesem Wochenende vielleicht enttäuscht sein könnte, gefiel mir gar nicht. „Setzt euch doch und macht es euch bequem!“, sagte er und nahm uns – mir eher widerwillig – die Taschen ab. Asuka ließ sich auf die breite Couch fallen und grinste vor sich hin. Sakurai Kyo, unser Gastgeber, hatte uns für dieses Wochenende in sein passenderweise elternloses Haus eingeladen, nachdem wir für ihn das Klassenzimmer geputzt hatten. Ich hätte es nicht freiwillig getan, aber meine liebe Freundin hat so ihre Druckmittel, um mich zu überzeugen. Die ganze Woche ging es nur noch Kyo-kun hier und Kyo-kun da. Seit wir in die Oberstufe gekommen sind, geht das schon so, aber nun wurde es eindeutig schlimmer! Wie ich mich doch schon die ganze Zeit auf dieses Wochenende gefreut hab. Aber glücklicherweise hatte er ja einen Bruder erwähnt, vielleicht war ich dann nicht seinen andauernden Nachstellungen ausgesetzt. Als er verschwunden war, ließ ich mich neben Asuka auf die Couch plumpsen. „Warum bist du denn so scharf angezogen?“, fragte Asuka und musterte mich mit einem merkwürdigen Blick von oben bis unten. Unter meinem langen Mantel hatte sie mein neues Outfit vorher nicht gesehen. „Ich hab doch gesagt, dass meine Ma es extra für mich genäht hat, bevor sie wegen der Arbeit weg musste. Und außerdem ist es mein Stil und den lebe ich nunmal aus.“ Ihre Andeutungen nicht ganz verstehend, schaute ich an mir herunter. Die tollen Stiefel, die meine Ma gern als klobig bezeichnet, dieses süße Röckchen mit Spitze und natürlich dieses wundervolle Oberteil mit dem Puschel am Rand. Alles in schwarz mit grünen Akzenten, eben so wie ich es gern hatte, und natürlich meine schwarz-grün geringelte Strumpfhose nicht zu vergessen. Ich grinste sie an. „Ich mag es! Und keine Sorge, ich kann auf Kyo-kun sehr gut verzichten!“ Und da kam er auch schon wieder und ließ sich uns gegenüber auf dem Sessel nieder. Seine anzüglichen Blicke ließen auch nicht lange auf sich warten. Ich verstand allerdings nicht, warum Asuka das nicht bemerkte. Sie muss völlig blind sein, hab ich das Gefühl. Mir wurde wieder unwohl, also versuchte ich eine bessere Stimmung herbeizuführen. „Sag mal, hast du nicht etwas von einem Bruder erzählt? Ich wusste gar nicht, dass du einen hast.“ Sein Blick veränderte sich, was mir nur lieb war. Er beugte sich zu uns nach vorne und legte die Arme auf die Knie. „Naja, merkwürdige Geschichte. Unsere Eltern haben sich sehr früh getrennt und meine Mutter hat dann wieder geheiratet, wegen dem neuen Nachnamen ist es wohl noch niemandem aufgefallen.“, antwortete er missmutig. „Und warum hast du vorher nie etwas von ihm erzählt?“, schaltete sich Asuka in die Unterhaltung ein. „Naja, niemand hat gefragt und außerdem…hab ich sonst auch nichts mit ihm zu tun.“ „Und warum ist er dann heute hier?“, fragte ich neugierig. Er schüttelte den Kopf und lehnte sich zurück in den Sessel. Er sah nicht sonderlich erfreut aus, seitdem wir dieses Thema angeschnitten hatten. Er redet wohl doch lieber über sich. „Meine Mutter meinte, ich bräuchte einen Aufpasser. Eltern eben. Dabei sind wir doch wohl schon alt genug, um selbst Entscheidungen zu treffen und auf uns aufzupassen.“ Er verfiel wieder in diese zweideutige Tonlage und auch sein Blick änderte sich wieder. Doch dann die Erlösung. Die Stufen zum Obergeschoss begannen zu quietschen. Jemand kam herunter. Ich betete innerlich für eine Erlösung von diesem Typen. Doch meine Gebete wurden mehr als erhört! Da kam er und lehnte sich gegen den Türrahmen zum Wohnzimmer. Niemals hätte ich erwartet, ihn hier zu treffen. Ich danke dem, der meine Gebete erhört hat von ganzem Herzen. „Sind das die beiden?“, fragte er gelangweilt. „Darf ich vorstellen, mein Bruder Kakinutshi Takuya.“ Allein dieser Name hätte ausgereicht, um dieses Wochenende zu retten, aber das ER auch noch leibhaftig da ist, das ist unglaublich. Bisher konnte ich ihn nur aus der Entfernung beobachten, wenn er über den Schulhof schlenderte. „Das sind Nakashima und Kiwi-chan.“, sagte er mit dem Kopf zu uns deutend. „Naja, eigentlich Kiwamoto Mikuni.“, schob ich schnell hinterher. „Kiwi-chan? Was für ein ungewöhnlicher Name.“, sagte er, während er auf uns zu kam. „Und was für ein ungewöhnliches Styling.“ Er setzte sich neben mich auf die Lehne der Couch und sah mich unsicher lächelnd an. Eine merkwürdige, kribbelnde Spannung kam zwischen uns auf. Plötzlich sprang Kyo auf und kam auf uns zu. „Wir wollten doch einen Film schauen. Komm Kiwi-chan, du suchst am besten einen aus!“, sagte er, packte mich am Arm und zog mich von Takuya weg. Unsere Augen ließen nicht voneinander, bis uns die Wand des Wohnzimmers trennte. „Hey, du tust mir weh!“, schnauzte ich Kyo an, als wir in seinem Zimmer angekommen waren. Er ließ mich auch sofort los, doch er blickte schnaufend zu Boden, was mich sehr beunruhigte. „Hättest du das nicht lieber Asuka überlassen können? Sie hätte bestimmt einen guten Film ausgesucht.“, sagte ich vorsichtig. Dann blickte er mich an. Es war nicht mehr dieser anzügliche Blick, er war irgendwie anders – erschreckend! Ich ging rückwärts in Richtung Tür. Doch schnell packte er mich wieder am Arm und schleuderte mich auf sein Bett. Ich bekam weiche Knie, doch ich wollte Asuka auch nicht in diese Situation holen, war es mir selbst doch schon unangenehm genug. Die Tür war offen und er konnte nicht riskieren, dass ich schreie. Oder war es ihm vielleicht egal? Denn nun wagte er mehr. Mit der einen Hand drückte er mich auf das Bett und seine andere fing an, mein Gesicht zu streicheln, dann meinen Hals und wagte sich schließlich weiter abwärts. „Hast du das etwa extra für mich angezogen?“, fragte er und schnaufte dabei merkwürdig. Seine Hand tastete sich weiter nach unten. Ich musste die Situation irgendwie glimpflich lösen. Als er über mir war, schob er sein Bein langsam zwischen die meinigen. „Deine Freundin fragt, wo ihr bleibt.“, sagte eine Stimme. Sofort ließ Kyo von mir ab und drehte sich zu seinem Bruder. „Wir konnten uns nicht entscheiden und wollten daher…so herausfinden, welchen wir nehmen sollen.“, sagte er unschuldig. Kurz konnte ich Takuyas merkwürdigen Blick sehen, bevor er sich umdrehte und wieder nach unten ging. Schnell sprang ich auf und lief ihm hinterher. „Bring Irgendeinen mit runter!“, wies ich Kyo im Vorbeilaufen an. Schon wieder hat er mich gerettet. Seit dem ersten Augenblick, als ich ihn auf dem Schulhof gesehen hatte, fühlte ich mich mit ihm verbunden. Ich bewunderte ihn – himmelte ihn fast schon an! Und hatte jenen Tag herbeigesehnt, an dem er mich ansprechen würde und nun rettete er mich schon das zweite Mal aus einer unangenehmen Situation, die ich aus Rücksicht auf meine Freundin mit einem Lächeln überspielte. Ich ließ mich wieder neben ihr nieder. Taku, wie ich ihn insgeheim nannte, hatte nicht mehr dieses wunderbare Lächeln von vorhin. Sein Blick war irgendwie gleichgültig, als er sich neben Asuka setzte. Doch daran konnte ich jetzt erst einmal nicht denken. Wie bringe ich Asuka nur dazu, sich von diesem widerlichen Typen abzuwenden? Während ich überlegte, was ich tun könnte, damit sie nicht allzu sehr darunter leiden würde, gesellte sich Kyo wieder zu uns. Ich ignorierte ihn, so gut es eben ging; dennoch spürte ich seine Blicke auf mir. Er stand genau vor mir, aber ich schaute an ihm vorbei und überlegte weiter. „Kyo-kun, was hast du denn feines mitgebracht?“. Vergnügt sprang Asuka auf und schielte auf die DVD-Hülle, die Kyo in der Hand hielt. Euphorisch ergriff sie seinen Arm und schaute sie sich genauer an. „Aaaaah…mein Lieblingsfilm!“, sagte sie schließlich und riss ihm nun den Film aus der Hand. Sie schaute noch einen Moment auf die Rückseite der Hülle und schob die DVD schließlich in den Player, der auf dem Fernseher vor uns stand. Ich schaute nach rechts, dahin, wo Asuka bis eben noch gesessen hatte. Doch Taku sah mich nicht an. Sein Blick war jetzt irgendwie leer. Ein Schmerz durchfuhr meine Brust. Ich schaute wieder nach vorne. Kyo alberte mit Asuka vor dem Fernseher herum. Das tat mindestens genauso weh. Asuka ist zu schade für solch einen Typen! Mir wurde schlecht. Ich stand auf und ging zu den großen Fenstern hinter der Couch. Wieder spürte ich einen Blick auf mir. Doch diesmal war er anders – angenehmer als vorher. Draußen war es mittlerweile dunkel. Alles, was hinter mir lag, spiegelte sich daher in den Fenstern. Ich sah Kyo und Asuka…und auch Taku. Er schaute mich traurig an, aber ich denke nicht, dass er sehen konnte, wie ich ihn ansah. „Hey, Kiwi-chan, komm’ her und schau mit uns den Film an.“, rief Asuka. Ich drehte mich um und sah, dass Kyo mittlerweile meinen Platz auf der Couch eingenommen hatte. Langsam schlich ich wieder zu ihnen, ließ mich allerdings in den Sessel neben der Couch nieder. Ich versuchte mich auf den Film zu konzentrieren, doch aus dem Augenwinkel schaute ich immer wieder zu Taku und Asuka. Ich hatte gar nicht gemerkt, wann ich eingeschlafen war – erst als ich wieder aufwachte und alles um mich herum dunkel war. Ich rieb meine müden Augen und schaute mich um. Das Mondlicht schien durch die großen Fenster. So konnte ich zumindest ein bisschen erkennen. Die Decke, die mich warm hielt, hätte ich auch ohne Licht bemerkt, jedoch nicht die Person, die neben mir auf der großen Couch lag. Es war Taku! Doch wo war Asuka? Doch nicht etwa mit Kyo…? Nein! Nein! Ich schüttelte diese Gedanken aus meinem Kopf. So naiv war sie nicht! Oder vielleicht doch vor Schwärmerei blind? Ich stand auf und wickelte mich in die Decke ein. Auf Zehenspitzen bewegte ich mich langsam zu ihm hin. Er sah so unglaublich schön aus, wie er auf dem Rücken da lag, teilweise vom Mondlicht berührt. Nur einmal. Nur einmal. Ich wollte es nur einmal tun. Und es hätte keinen besseren und schöneren Augenblick dafür geben können. Ich schloss die Augen und beugte mich über sein Gesicht. Meine Haare streichelten seine Wangen, als meine Lippen die seinigen berührten. Ein Augenblick, der von Bauchkribbeln und Euphorie begleitet wurde. Ich hätte ewig so verharren können, doch plötzlich spürte ich etwas an meinen Hüften – es waren seine Hände, die mich näher zu ihm bringen wollten. Doch dann hoben sie mich plötzlich über ihn hinweg, als wäre ich leicht wie eine Feder, und ließen mich zwischen ihm und der Rückenlehne der Couch wieder herunter. Die untere Hand blieb liegen, aber die andere bahnte sich ihren Weg zu meinem Gesicht, drückte mich an das seinige und er küsste mich leidenschaftlich. Seite an Seite lagen wir da, ich eingerollt in die Decke und er nur in Shirt und Hose. Es war zwar tierisch unbequem, aber dennoch fühlte ich mich wie im Himmel. Doch was war mit Asuka? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)