A Song of hopeless Love von Tenshis (Fortsetzung von "Ein Trip ins Chaos") ================================================================================ Prolog: 混乱 ~Konran~ ------------------- Prolog: 混乱 ~Konran~ Serie: Gackt // Hyde Disclaimer: Die beiden Hübschen gehören immer noch sich selbst und das Gleiche gilt für sonstiger Personen, die in der FF auftreten. Autoren: Tenshis Kommentar: Verwirrung, ja das ist das Thema dieses Prologs. Keine Panik, wenn ihr so einiges nicht verstehen werdet. Ein bisschen Durcheinander am Anfang der Story ist gewollt. Erstmal Danke, das ihr euch auch diese Story vornehmen wollt. Wie schon gesagt, wenn euch das Ende von „Ein Trip ins Chaos“ zu Frieden gestellt habt, ist es nicht eure Pflicht diese Fortsetzung zu lesen. Es heißt ja immer viele Fortsetzungen ruinieren die Geschichte, wir hoffen, das es bei unserer nicht der Fall sein wird. Denn so gesagt ist es ja keine wirkliche Fortsetzung, sondern nur der schon von Anfang an geplante zweite Teil.^^ Lest einfach und urteilt selbst... Viel Spaß 1.Verwirrte Gedanken ~ Hyde *~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Warum stehst du nun so vor mir? Dein Blick haftet traurig an mir. Du siehst mich an, aber doch irgendwie weg. Weißt du denn nicht, was du mir damit antust? Einerseits fühle ich mich meiner Gefühle befreit, doch wenn du mich nun so ansiehst, ist es mein größter Wunsch, die Zeit zurück drehen zu können,... Nun würde ich mich eher dazu entscheiden meine Gefühle zu dir für immer in meinem Herzen zu verschließen und nie wieder freizulassen. Diese nie endende Stille macht mich regelrecht verrückt. Sag was, irgendwas...schrei, flüstere, es ist völlig egal, aber bitte sag etwas. Am liebsten würde ich ganz einfach weglaufen und mich irgendwo einschließen, mich vor dir verstecken. Andauernd frag ich mich, warum du nicht reagierst, warum du kein Wort zu sagen hast. Hab ich jetzt wirklich alles kaputt gemacht, so wie ich es eigentlich wollte? Unsere Freundschaft und auch unsere harmonischen, nie vergessenen, vergangenen Momente, verwandeln sie sich nun zu einer einzigen Lüge? Wir stehen uns gegenüber, schweigend die ganze Zeit nur Stille. Ich senke meinen Kopf, weil ich deinem durchdringenden, geschockten Blick nicht standhalten kann. Ich spüre wie du versuchst es zu verstehen,...ich fühle es.... Keiner von uns beiden wagt es dem anderen ein Wort zu schenken, aus Angst vor dem was folgen könnte, aus Angst alles noch schlimmer zu machen, als es eh schon ist. Ich habe einen großen Fehler gemacht, eigentlich nicht nur einen. Ich habe es dir gesagt,... allein um mich zu schützen, um mein Herz vor dir zu bewahren. Dabei war es völlig egal, dass du mir Minuten vorher unverzeihliche Dinge an den Kopf geworfen hast. Ich hätte es so oder so getan... All meine Befürchtungen die ich hatte, all das wollte ich doch nur. Ich habe dein Handeln heraufbeschworen. Ich wollte doch, dass es so passiert, warum habe ich dann nur solch eine Angst? Warum tut es mir leid, dass ich dich damit verletzte? Es ging nicht anders, so konnte es nicht mehr weitergehen, Gackt. * „Bitte,... geh jetzt!“ flüsterte ich dir leise zu. Ich lehne mich an die Wand, wollte dir aus dem Weg gehen. Doch alles hinderte mich daran... Ich bekomme Angst,... dass du mir näher kommst und meinen gelogenen Worten vielleicht nicht glauben und doch etwas anderes von mir hören möchtest. Ja, etwas anderes hören,... das wolltest du... ich weiß es. Ich verdränge sie, ich versuche sie irgendwie zurückzuhalten... meine Tränen, die ich eigentlich schon viel zu lange versteckt habe. „Haido...“, flüsterst du verzweifelt. Ich würde dich so gerne in die Arme schließen und dir sagen, wie es wirklich ist, doch meine Hände sind mir gebunden. Es ist nun mal geschehen und ich darf es nicht mehr rückgängig machen. „Bitte, geh jetzt,... lass mich... einfach zu Frieden, Gackt!“ kam es stotternd aus meinem Mund. Mach mir Vorwürfe, schrei mich an, mach mich für alles was passiert ist verantwortlich, aber frag nicht weiter,... frag nicht nach dem Grund meines Verhaltens. Ich kann es dir nicht sagen. Warum nur machst du nicht das, was ich von dir verlange? Warum nur? Es wäre doch für uns beide das Beste. Warum gehst du denn nicht einfach?! * Je länger ich darüber nachdenke, desto mehr frag ich mich, warum ich das alles tue. Bin ich vielleicht verrückt? Keiner würde so handeln wie ich es tue. Aber was sollte ich denn machen, ohne dass es dir seltsam vorkommt? Du wärst noch verwirrter, wenn ich auf einmal alles zurücknehme und dir das... direkte Gegenteil sagen würde. Ich kann nicht,... darf es nicht rückgängig machen. Niemals... auch, wenn es mich selbst schrecklich schmerzt. Ich muss so weitermachen,... ...so tun als ob ich dich hassen würde, so... wie ich es dir gerade eben sagte. Ich bin davon überzeugt, dass es passieren wird, dass ich dich damit endgültig vergessen werde. Es ist ganz einfach,... es werden Tage vergehen, Monate..... Ein Tag,... noch ein Tag... Du wirst aus meinem Leben verschwinden, ich werde nicht mehr an dich denken,... mein Herz wird nicht mehr nach dir rufen. Es wäre so einfach,... doch die langen Tage und Stunden, in denen ich nicht deine Stimme hören kann, werden unerträglich für mich werden. Werde ich das überstehen? Kann ich wirklich alles, was mit dir zu tun hat vergessen können? Ich... muss es! * „Warum?“ kam es flüsternd von dir. In deiner Stimme hörte ich Verzweiflung,... Trauer. Sie war auf einmal so zerbrechlich, wie ich deine starke und wunderschöne Stimme noch nie zuvor gehört habe. Es erschreckt mich regelrecht... „Geh...“, sprach ich so leise, dass es niemand anderes hören konnte, außer dir. Es kam mir alles so verdammt lange vor, doch in Wirklichkeit waren es nur bedeutungslose Sekunden, die sich Zeit ließen Minuten zu werden. Du tust einen Schritt zurück, entfernst dich nun von mir, entfremdest dich langsam und lässt den Kreislauf beginnen. Wie lange kann ich meine Tränen noch zurückhalten? Bis du durch diese Tür gehst, bist du aus meinem Leben verschwindest? Als du bei mir warst, konnte ich sie immer verbergen, ich wollte dir keine Sorgen bereiten. Und trotzdem hast du es immer gemerkt. Ich wollte es nicht, aber gegen dein wachsames Auge konnte ich mich nie wehren. Was passiert, wenn du nicht mehr bei mir bist? Ich werde es nun bald erfahren. * Immer weiter entfernst du dich, ich höre deine langsamen Schritte, bis sie stoppten. Ich lausche jedem Geräusch, jeder deiner Bewegungen,... ich lausche deinem Atem, denn ich weiß,... dass es das letzte Mal sein wird, dass ich ihn höre. Ich wusste, es würde nicht mehr lange dauern, bis ich das Herunterdrücken der Klinke vernehme. Ein kleiner Lichtstrahl trat in den dunklen Raum, ließ deinen Schatten frei,... Ich konnte nicht, selbst deinen Schatten wollte ich nicht sehen, zu groß war die Befürchtung, dass ich durch irgendeine unüberlegte Handlung alles rückgängig machen würde. Ich war dazu gezwungen meine Augen zu schließen. Ich wartete darauf, dass sich die Tür wieder schließen würde, dass du endlich die Grenze zwischen uns aufbaust, die uns für immer trennen würde. Mach es, tu es endlich, denn wenn es noch länger dauert, kann ich einfach für nichts garantieren. * Wie konnte es überhaupt passieren? Wie konnte mein Herz nur so viel für dich empfinden? Warum habe ich das nur zugelassen, ich wusste doch ganz genau, dass wir zusammen nie glücklich werden könnten, warum hab ich es dann zugelassen? Warum habe ich daran geglaubt, dass doch alles gut werden könnte? Wie konnte ich nur so dumm sein? Ich muss das Tor zu dir für immer verschließen.... Ein leises Knarren ertönte. Es ist so leise, so still,... meine Gedanken, mein Atem stoppten,... in mir ist eine beängstigende Leere,... denn du bist von mir gegangen,... so wie ich es wollte,.... Was wird jetzt geschehen, was wird nun aus mir? Ich hatte schon immer Angst davor allein zu sein,... Doch jetzt hab ich es herausgefordert, dass mich die Person, die mir am wichtigsten ist, verlässt Du warst immer für mich da gewesen, doch jetzt wirst du mich nie wieder in die Arme nehmen können. Nie mehr wirst du durch mein Haar fahren und seufzen, wenn du dein Gesicht langsam an meinen Kopf lehnst und ihren Duft einatmest. Werde ich erneut einen Menschen wie dich finden? Ich bezweifle es, denn niemand kann so gefühlvoll und sanft sein, wie du,... Niemand kann mich durch nur einen Blick so sehr verwirren... wie du. Niemand kann so sein, wie du es bist, denn jeder Mensch ist auf seine Art und Weise einzigartig. Trotz meiner Entscheidung die ich traf, wird mein Herz deine Geborgenheit vermissen, ich werde nicht mehr so sein,... wie ich es früher vielleicht war. * Was ist das bloß, dieses seltsame Gefühl in mir, ich spüre immer noch deine Gegenwart, rieche deinen Duft, höre dein leises Atmen in meinen Ohren. Doch ich weiß, dass mich meine Sinne täuschen, du bist nicht mehr hier, du hast das Tor zu mir verschlossen... Ich wage es nicht einmal, meine Augen zu öffnen. Die Tränen, welche ich zuvor immer verdrängt habe, streifen nun endlich über meine Wangen und ich ließ das leise Schluchzen, welches ich verkrampft versperrt hielt... aus meinem Herzen frei. Ich bin allein, niemand kann mich hören... Niemand wird es je erfahren,... meine Gefühle zu dir schließe ich endgültig in mir ein. Ich sinke langsam zu Boden, gleite an der Wand hinunter. Wie lange steh ich schon hier,... alleine? Ich weiß es nicht, es hätten Stunden, Minuten, aber auch lange Sekunden sein können. * Ich erstarre plötzlich, als ich deine Hände auf meinen Schultern spüre. War es nur Einbildung? Hab ich mich,... tatsächlich geirrt? „Haido...“, hörte ich meinen Namen. War es nur meine Sehnsucht, die mir zu glauben gab, dass du immer noch hier in diesem Raum warst? Nein, das kann nicht sein, es kommt mir so real vor,... doch ich wollte dir einfach nicht antworten. „Haido,... ich versteh... es einfach nicht. Es kann... nicht wahr sein, was du sagst...“ Diese verlassene Stimme,... „All die Momente, die wir zusammen verbracht haben,... all unsere gemeinsame Zeit kann doch nicht auf einmal,... eine Lüge sein...“ Du willst mich umarmen, doch ich wehre mich dagegen, versuche meine Worte dir gegenüber noch einmal zu bewahrheiten. „Bitte sag mir, dass deine Worte gerade,... dass du mich hasst, nicht stimmen...bitte, Haido! Ich kann es... einfach nicht glauben!“ Ich spürte sie, deine Tränen, dieses Weinen in deiner Stimme. Es würde nicht mehr viel fehlen. Nur noch ein paar Worte und schon würde ich dich wieder verletzen und du würdest mich endgültig verlassen. Ich versuche es, doch etwas hindert mich daran sie auszusprechen. Ich schweige, meide deinen Blick und stemme meine Arme gegen dich. Ich sehe nichts mehr, denn meine Tränen überfluten mein Gesicht. Sie fließen unaufhörlich über meine Wangen. Es tut weh. „Warum sagst du nichts mehr? Warum weinst du, wenn du mich so sehr hasst, Haido? Warum weinst du? Und warum... kannst du mir nicht ins Gesicht schauen, wenn du mir sagst, dass du mich hasst? Warum...?“ Hör auf Gackt! Hör auf, nach Gründen zu fragen! Hör bitte... auf! Ich kann es dir nicht sagen, denn alles wäre nur wieder gelogen. * Du versuchst es wieder, mich mit deinen Armen zu umschließen,... ich kann mich nicht mehr wehren, zu sehr schmerzt mein Herz bei jedem deiner Worte. Zu sehr bin ich mit ihnen beschäftigt. Ich spüre sie wieder, deine Wärme. Wir weinen,... beide... Arm in Arm, das was ich auf keinen Fall wollte, was ich aber nicht verhindern konnte. „Haido, ich...“ „Hör auf!!“ Ich wusste, was du mir sagen wolltest. Ich krallte meine Hände in dein Hemd und versuchte erneut, meine Tränen zu bändigen. Es gelang mir aber nicht,... Wir schwiegen, doch wie von selbst kamen überraschend Worte über meine Lippen. „Ich liebe dich, Ga-chan...“ * Ich spüre, wie dein Atem stockt, als du meine flüsternden Worte vernahmst. Deine Umarmung wurde schwächer, doch trotzdem war sie noch stark genug, um mir das Gefühl zu geben, dass du mich nicht gehen lassen wolltest. Glaubst du mir... wenigstens das? Ich war wieder viel zu schwach, ich konnte dagegen nicht ankämpfen, ich sagte es dir endlich... die Wahrheit, die ich schon so lange in mir verbarg. „Das ist... die Wahrheit!“ Vor ein paar Sekunden warst du mir so unerreichbar, wie der einsam wirkende Mond, doch jetzt,... bist du mir wieder so nah. „Haido...“ Du flüsterst erneut meinen Namen, so wie du es immer getan hast,... doch jetzt bin ich gerade dabei, dir mein Herz zu offenbaren. „Es tut mir Leid, es... tut mir so Leid, Ga-chan! Ich wollte nur...“ Ich stoppte, als du begannst mein Haar so sanft und zärtlich zu streicheln. Doch es half alles einfach nichts, ich hatte immer noch Angst vor deiner Reaktion. Doch es war doch eigentlich egal, für welchen Weg ich mich nun auch entscheide. Ich mache alles kaputt, ich verliere dich so oder so,... dich und unsere Freundschaft... „...ich wollte dir aus dem Weg gehen, dich nie wieder sehen, anders... würde es mir das Herz zerreißen...“ Ein leises Schluchzen, war das Einzige, was ich von dir vernahm,... würdest du es verstehen? „Ich... weiß gar nicht,... warum ich dir das alles erzähle, das... was ich für dich empfinde, es... ist doch eh so aussichtslos. Es tut mir leid... es war dumm von mir! Vergiss einfach... was ich gesagt habe...“ Ich wollte mich nun aus deinen Armen befreien, doch ich bin in deiner Umarmung gefangen, du lässt mich nicht los. Warum tust du das nur... „Bitte... geh jetzt, Ga-chan!“ fordere ich dich auf und versuche mich von dir zu lösen. „Nein Haido,... ich... kann jetzt nicht gehen...“ Du befreist mich aus deiner Umklammerung, ich spüre deine Hände nun an meinen Wangen, die immer noch nass von meinen Tränen waren. Du siehst mir direkt in die Augen, ich erblicke deine Tränen. „Ich kann dich jetzt nicht alleine lassen. Nie wieder werde ich dich verlassen, egal... was passiert.“ * Deine Augen,... sie schimmerten trotz dieser Dunkelheit,... ich kann mich nicht von ihnen trennen. Ich war nun nicht einmal im Stande etwas zu sagen und mich... gegen meine Gefühle zu wehren. Ich kann sie einfach nicht mehr verbergen, ich kann mich auch nicht mehr länger zurückhalten. Ich wusste genau, wie du fühltest, und auch kannte ich meine eigenen Gefühle. Es passte, auch wenn es mir verboten war,... doch in diesem Moment war mir alles um mich herum egal,... ich wollte nur... dich allein! Unsere Herzen nähern sich, unsere Lippen,... WIR nähern uns, so sehr, wie wir es schon öfter taten, doch dieses mal war es anders. Völlig anders. Mein Herz klopft, so sehr, dass ich Angst habe, dass du es hören könntest. Auf einmal fühle ich mich so wohl, hier im Dunkeln, in diesem Zimmer, welches nur schwach durch das Mondlicht erhellt wird, hier... in deinen warmen Armen. Ich fühle mich so wohl, dass ich nie wieder von dir getrennt sein möchte. Doch war das, was ich eigentlich vorhatte, nicht etwas ganz anderes? Ich möchte gar nicht mehr daran denken, wie es vielleicht ist von dir getrennt zu sein, dich nie wieder zu sehen. Ich schließe meine Augen, gebe mich dir und meinen Gefühlen voll und ganz hin, ich lass mich einfach... fallen.... Ich spüre deinen warmen Atem auf meiner Haut, bist du mir schon so nah? Gänsehaut überstreift langsam meinen Rücken... Zusammen mit dir,... danach habe ich mich schon so lange gesehnt.... * Ich spüre sie, deine warmen Lippen, doch... ich zucke etwas zurück. Warum? Warum zögere ich immer, aus welchem Grund? Du hast es gemerkt, doch du lässt dich nicht von meiner Unsicherheit abhalten. Sanft legst du deine Lippen auf meine... Ich habe... so lange darauf gewartet... ~~~~~ 2.Verwirrte Gefühle ~ Gackt *~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Einige Stunden zuvor... Ich habe Mist gebaut, das weiß ich. Es tut mir Leid, ich möchte mich entschuldigen, aber du blockst mich stur ab. Was ich getan habe und auch all die dummen Dinge die ich dir gesagt habe... ich weiß wirklich nicht warum das alles passiert ist. Es wäre oberflächlich, würde ich behaupten, dass ich es aus Liebe getan hätte. Es ist zwar wahr, aber doch viel zu egoistisch. Ich habe versucht meine Gedanken zu kontrollieren, sie zu lenken, meine Gefühle in den Hintergrund zu stellen. Ich habe die Grenze überschritten, habe sie niedergerissen, brutaler als damals in Paris. Und das ganz allein, weil ich dich liebe? Wie dumm kann man sein? „Ich hasse dich!“ sagtest du zu mir... mit Tränen in den Augen, Tränen der Wut und nicht aus irgendeinem positiven Gefühl zu mir. Warum, warum sagst du mir nicht endlich, was dich bedrückt? Warum erfindest du Ausflüchte... sagst Treffen ab? Wollten wir denn nicht einen zweiten Anfang starten? Noch einmal von vorne beginnen? Ich war bereit dazu, obwohl es mir Schmerzen zufügte. Ich wollte dich sehen, mit dir reden, deine Stimme hören, mit dir zusammen singen und dummerweise hatte ich das Gefühl, dass du es auch wolltest. Es tut mir Leid... dass ich dir diesen Brief schreibe. Vielleicht empfindest du ihn als lästig, trotzdem möchte ich dir gern damit sagen, wie sehr ich mein Handeln bereue, wie sehr ich es rückgängig machen würde. Ich... *** Meine Hände zittern, mein Kopf schmerzt... ich sehe die geschriebenen Worte auf dem Blatt, und trotzdem verstehe ich ihren Sinn nicht mehr. Ich spüre diese unendliche Müdigkeit in mir. Sie ist immer da, wenn ich weiß, dass ich dich verletzt habe. Sie ist immer da, wenn ich dich vermisse. Es ist mitten in der Nacht, es herrscht Vollmond. Ich sehe die Sterne, wenn ich aus dem Fenster blicke. Ich kann alles sehen, nur dich nicht. Ich zerknülle das Blatt. Es ist nur ein dummer Brief. Ein Stück Papier, auf dem unwichtige Worte stehen. Worte ohne Sinn und Inhalt. Ich muss es dir persönlich sagen. Ich muss dir in die Augen blicken können und dich um Verzeihung bitten. Es ist so einfach... vier Worte. Es ist mitten in der Nacht, trotzdem greife ich nach meiner Jacke und verlasse mein Zuhause. Das Zuhause, welches mich regelrecht erdrückt, wenn ich weiß, dass es dir nicht gut geht. Ich setze mich ins Auto, starte den Wagen. Ich fahre nun zu dir. Ich will dich sehen... ich will dich einfach nur sehen. *~*~*~* Ich stehe vor deiner Tür. Mitten in der Nacht stehe ich hier und ringe mit mir selbst, bei dir zu klopfen. Ich zweifle, denn ich habe Angst, dass du mich wieder ablehnst. Trotzdem mache ich mich mit einem eher leisen Klopfen bemerkbar. Es dauert nicht lange und ich höre näher kommende Schritte. Du hast mir die Tür geöffnet, aber ich spüre, dass ich alles andere als herzlich willkommen bin. Du siehst mich an, irgendwie verbissen. Ich sehe in deinem scheuen Blick, dass du Fragen hast. Woran denkst du nur? Was geht in dir vor? Stets frage ich dich: „Was ist mit dir los?“ ...alles was du mir antworten kannst, ist ein ablehnendes Kopfschütteln. Wieso? Ich stehe in deiner Wohnung,... nur ein paar Schritte ins dunkle Wohnzimmer. Du stehst am Türrahmen gelehnt und blickst mir ununterbrochen ins Gesicht. Ich weiß nicht was ich dir sagen soll. Wieso bin ich hergekommen? Was hat mich dazu bewogen an deiner verschlossenen Tür zu klopfen? Ist es meine Angst? Die Angst, dich zu verlieren? Es ist so still... zu still. Auch du sagst nichts, schweigst vor dich hin. Nicht einmal als du mir die Tür geöffnet hast kam die Frage,... was ich überhaupt wolle. Aber auch wenn du diese Frage gestellt hättest, würde ich darauf keine Antwort geben können. Ich sehe dich an, und immer wenn ich diesen unvergleichlichen Glanz in deinen schwarzen Augen sehe, zittern meine Beine als würde ich gleich zusammenbrechen. Ich kann deinem Blick einfach nicht standhalten. Ich versuche meine Augen auf etwas anderes zu richten, jedoch zu irgendeinem Wort bin ich trotzdem nicht imstande. Es schockiert mich, dass mir Mund und Augen einfach nicht gehorchen wollen. Mein Blick klebt an dir, wie lästiger Klebstoff. * Aber mit jeder stillen Sekunde die verstreicht, wird mir der Grund für mein Kommen klarer. ‚Wieso?’ frage ich mich,... ich kann es einfach nicht verstehen. Du senkst deinen Blick. Ist es, weil ich dich gefragt habe? Warum verletzt du mich so sehr? Warum tut es so weh, solche Worte aus deinem Mund zu hören? Sie trafen mich so hart, wie spitze Nadeln, die sich erbarmungslos in mein verliebtes Herz bohrten und tiefe blutige Wunden hinterließen, als du sie achtlos herauszogst und mich verletzt zurückließest. Ich leide,... siehst du das nicht? Bitte hilf mir doch. Sag, dass es nicht wahr ist. Das ist meine einzige Hoffnung. * „Bitte geh jetzt“, flüsterst du. Und während du dich schützend an die Wand lehnst, blickst du auf den schwarzen Boden, der mich in die Tiefe zu reißen scheint. Ich verliere mich. Halt mich fest, oder ich stürze hinab. Ich weiß, dass mich meine eigene Kraft nicht wieder nach oben bringen kann... „Haido...“, bettle ich nun aus Verzweiflung. War das alles? Alles was ich sagen kann? Wollte ich mich nicht entschuldigen, dich um Verzeihung bitten…? Du merkst, dass ich am Abgrund stehe, tust jedoch nichts um mich zu retten. Bin ich dir wirklich so egal? Stattdessen sagst du wieder: „Bitte geh jetzt,... lass mich... einfach zu Frieden, Gackt!“ Auch wenn es ein einziges Stottern war, zerreißt mir jedes einzelne Wort mehr und mehr mein gebrochenes Herz. Ich kann nichts tun. Wieder einmal bin ich wie gelähmt, stehe nur da und sehe dich geschockt an. Willst du wirklich, dass ich gehe? Ist das tatsächlich dein Wunsch? Hasst du mich wirklich so sehr? Ich kann es nicht. Nein, ich kann nicht einfach so gehen und dich so zurücklassen. * Ich fühle mich schrecklich. Mein Herz tut weh,... meine Stimme versagt bei jedem Versuch dich zu bitten, mir eine Antwort zu geben. Ich spüre wie sich ein Gefühl der Verzweiflung in mir ausbreitet. Ich fühle es in meinen Gedanken, genauso wie in meinen Gefühlen. Es tut mir leid,... das will ich dir sagen, aber ich Feigling, kann dir dabei nicht einmal in die Augen blicken. Stattdessen würge ich ein flüsterndes „Warum?“ heraus, in der bloßen Hoffnung doch eine Antwort auf all meine Fragen zu bekommen. Erschrocken bemerke ich, wie du mich perplex ansiehst, mit aufgerissenen Augen als hätten dich völlig andere Worte erreicht. Und dann sprichst du mit gesenktem Blick: „Geh!“ Alles bricht in mir zusammen. Meine ganze Welt. Alles ist auf einmal so bedeutungslos. * Wie von selbst tue ich einen kleinen Schritt zurück. Ich tauche immer mehr in die Dunkelheit, denn stets warst nur du mein Licht gewesen, das mich mit Fröhlichkeit genährt hatte. Sollte das nun plötzlich völlig vorbei sein? Wie könnte ich nur ohne dich überleben? Ohne dich kann ich mein nun trostloses Leben nicht überstehen, es wäre einfach... nur noch mit Schmerz und Einsamkeit erfüllt. Ich hätte wohl doch nicht versuchen dürfen, dich für mich zu gewinnen. Ich hatte es mir vorgenommen, wirklich... ich hatte es versucht, aber jedes Mal, wenn ich dich sah, wurde der Drang in mir größer, alles was ich mir vorgenommen hatte über Bord zu werfen. Megumi war mir tatsächlich egal geworden... und erstaunlicherweise hatte dies nicht mal lange gedauert. Ich liebe dich einfach zu sehr, als dass ich auf dich verzichten könnte. Ich bin ein Egoist, ich weiß. Du regst dich nicht, siehst weg,... immer noch schaust du zu Boden. Willst du nicht, dass ich dein Gesicht sehe? Was verbirgst du vor mir? Langsam drehe ich mich um. Ich kann noch sehen, wie du dir die Hände vor dein Gesicht hältst. Und irgendwie glaube ich ein leises Schluchzen gehört zu haben. Doch vielleicht war es doch nur eine dumme Einbildung. Du hasst mich, sagtest du. Ich möchte dir nicht glauben, aber... Ich stehe jetzt wieder vor der Tür. Ich habe gar nicht bemerkt, wie ich mich von ihr entfernt hatte. Alle meine Bewegungen verlaufen wie automatisch. Ich habe keine Kontrolle mehr darüber, was ich tue. Ich drücke die Türklinge hinunter. Ich will nicht gehen, aber ich kann mich nicht dagegen wehren. Ich öffne die Tür und gleißendes Mondlicht durchströmt den Raum, in dem wir stehen. Wieso hast du dich so verbarrikadiert? Erst jetzt fällt mir auf, dass alle Vorhänge streng zugezogen sind. Nur durch ein winziges Fenster über der Eingangstür strömt schwaches Mondlicht. In tiefer Dunkelheit stehst du da an der Wand und starrst auf den Boden, den du in Wahrheit gar nicht siehst. Du stehst dort an der Wand und baust dir deine Mauer, die niemand zu überwinden vermag. Ich aber will nicht aufgeben. Ich möchte dich nicht einsam in der Dunkelheit zurücklassen. * Ich schließe die Tür, ohne durch sie hindurchgegangen zu sein. Ich dreh mich erneut um und sehe dich wieder an, wie du schwach an der Wand lehnst. Die Augen geschlossen. Und dann Tränen,... sie fließen über deine Wangen und tropfen auf den schwarzen Boden. Sie verschwinden als hätte es sie nie gegeben. Jedoch die nasse Spur auf deinem Gesicht, sie schimmert, obwohl es kein Licht gab, die sie zum glänzen brachte. Du bist die reinste Magie. Du schluchzt,... diesmal deutlich lauter. Ich denke, du ahnst nicht, dass ich noch hier bin. Du glaubst ich sei durch diese Tür verschwunden. Für immer, so wie du es mir gesagt hast. Ich bin eben ein unverbesserlicher Idiot. Langsam gleitest du an der Wand zu Boden. Mein Atem geht schwer, denn ich kann mich nicht zurückhalten, mich dir zu nähern. Ich weiß nicht, war es doch dumm von mir? Hätte ich doch gehen sollen? Was werde ich tun, wenn ich direkt vor dir stehe und deine Gegenwart so deutlich spüre, dass mein Verstand versagt. Bemerkst du mich? Fühlst du wie mein Herz klopft? Ich will dich nicht erschrecken. Du denkst, ich bin nicht mehr da. Glaubst du das wirklich? * Langsam gehe ich in die Knie, strecke meine Hände aus und setze sie vorsichtig auf deine Schultern. Du erstarrst, das spüre ich in jeder Faser meines Körpers. Ich spüre es und es lässt auch mich erzittern. „Haido...“ stammle ich, doch du antwortest nicht. Kein Zeichen, dass du mich gehört hast. Ich bin hier, bei dir... merkst du das nicht? Bitte weine nicht mehr. Sieh mich an und schenke mir ein Lächeln. Auch wenn ich es nicht verdient habe. Es tut mir so leid, was geschehen ist. Ich war einfach zu weit gegangen. Ich habe etwas getan, was man nur schwer verzeihen kann, trotzdem hoffe ich, dass du mich verstehst und es vielleicht eines Tages vergessen wirst. Ich möchte versuchen mich zu entschuldigen, bitte hilf mir. Hilf mir, aber sage nicht, dass du mich hasst. Auch wenn du nicht reagierst, spreche ich unsicher weiter. „Haido,... ich versteh... es einfach nicht. Es kann... nicht wahr sein, was du sagst...“ Ich merke wie es mir immer schwerer fällt, ordentliche Worte zu Stande zu bringen. Dass du mich einfach nicht ansehen willst, macht es mir auch nicht leichter. Ich fühle mich verlassen, weil du mir den Blick in deine Augen verwehrst. Bitte sag mir doch einfach nur, dass es nicht die Wahrheit ist. „All die Momente, die wir zusammen verbracht haben,... all unsere gemeinsame Zeit kann doch nicht auf einmal,... eine Lüge sein...“ Ja, wie ein Ertrinkender halte ich mich an diesen brüchigen Strohhalm fest. Krampfhaft umfasse ich ihn, bis mir die Hände wehtun, bis sie bluten und schmerzen und dann schließlich taub werden. Ich beginne zu weinen. Heiße Tränen fließen einfach so über mein Gesicht. Ich kann sie nicht mehr aufhalten. Meine Stimme versagt. Meine gesprochenen Worte werden durch ein verzweifeltes Schluchzen begleitet. Nenne mich schwach, aber selbst ich kann diesen Schmerz nicht ignorieren. „Bitte sag mir, dass deine Worte gerade,... dass du mich hasst, nicht stimmen... bitte, Haido! Ich kann es... einfach nicht glauben!“ Zittrig versuche ich dich in meine Arme zu schließen, dich festzuhalten. Nur um dich zu spüren, jedoch wehrst du dich dagegen, stößt mich weg. Mit gesenktem Blick stemmst du deine Arme gegen meinen Brustkorb. Glitzernde Tränen kullern über deine geröteten Wangen, während du unsicher von links nach rechts schaust, aber nie in meine Augen. Warum willst du mich nicht ansehen? „Warum sagst du nichts mehr? Warum weinst du, wenn du mich so sehr hasst, Haido? Warum weinst du? Und warum... kannst du mir nicht ins Gesicht schauen, wenn du mir sagst, dass du mich hasst? Warum...?“ * Wieder nichts. Keine Antwort. Nur deine Tränen sagen mir, dass du mit dir und einer Antwort kämpfst. Ich weiß nicht wieso, aber ich versuche es noch einmal. Ich versuche dich sanft in meine Arme zu schließen und hoffe einfach nur, dass du mich nicht wieder davon stößt. Vorsichtig ziehe ich dich an meine Brust. Du wehrst dich nicht. Während mein Herz stark klopft, bin ich unendlich erleichtert. Du weinst und zitterst, genauso wie ich. Was soll das? Wieso lassen wir uns gegenseitig so sehr leiden? Wieso tun wir uns so weh, wenn wir es doch gar nicht wollen? Ich will es nicht. Willst du es? „Haido, ich...“ stottere ich leise. „Hör auf!!“ gibst du plötzlich zurück, ohne dass ich zu Ende sprechen konnte. Du krallst deine Hände in mein Hemd, drückst dich näher an mich heran, du atmest schwer, während ich merke, wie du versuchst dich zu fangen und deine Tränen zu bändigen. Plötzlich schweigen wir. Es waren nur Sekunden, aber sie kamen mir so seltsam magisch vor. War es, weil ich auch deinen rasenden Herzschlag spüren konnte, weil ich deine Tränen fühlte? „Ich liebe dich, Ga-chan...“ * Was? Mein Atem stoppt, alles um mich herum bleibt stehen, wie ein künstlicher Stillstand. Meine Umklammerung wird schwächer. War es nur eine Einbildung? Deine geflüsterten Worte... Mein Herzschlag wird immer heftiger. Mein Blick springt hin und her, wie ein Irrer. Am liebsten würde ich laut losweinen und dich glücklich umarmen, aber ich weiß nicht, ob es nur ein Streich meiner eigenen Fantasie war. War es nicht das, was ich immer von dir hören wollte? War es nicht das, was ich dir stets unbewusst, aber auch schmerzlich aufgezwängt habe? Tust du es, weil du Mitleid hast? „Das ist... die Wahrheit!“ gabst du bekräftigend von dir als hättest du meine Gedanken gelesen als hättest du meine Selbstzweifel bemerkt. Ich glaube dir! Gott ja, ich glaube dir,... jedes einzelne Wort. Ich glaube dir, weil ich dich auch liebe, Haido! „Haido...“ flüstere ich. Ich möchte dir was sagen, aber du unterbrichst mich. Traurig siehst du mich an. Ich sehe deine Augen. Deine wunderschönen, dunklen Augen. Wie sehr habe ich sie in den letzten Minuten vermisst. „Es tut mir leid, es... tut mir so leid, Ga-chan! Ich wollte nur...“ Du musst dich nicht erklären, nicht jetzt. Nein, eigentlich bin ich es, der sich erklären müsste und nicht du. Sag es mir irgendwann,... morgen, übermorgen, aber nicht jetzt. Sieh mir einfach nur in die Augen und bleib bei mir. Das ist alles was ich brauche, was ich will! Ich streiche dir zärtlich durchs Haar, folge einer Strähne bis zu deinem Nacken hinunter. Du hast schon wieder Zweifel, das spüre ich. Wie kann ich dir nur zeigen, dass es mir ernster ist als du glaubst? Zurückhaltend siehst du mich an. „...ich wollte dir aus dem Weg gehen, dich nie wieder sehen, anders... würde es mir das Herz zerreißen...“ sprichst du, und als Antwort bekommst du von mir nur ein ungewolltes Schluchzen. Trotzdem sprichst du weiter. Es gefällt mir nicht was du sagst, jedoch höre ich dir zu. „Ich... weiß gar nicht,... warum ich dir das alles erzähle, das... was ich für dich empfinde, es... ist doch eh so aussichtslos. Es tut mir leid... es war dumm von mir! Vergiss einfach... was ich gesagt habe...“ Du versuchst dich aus meinen Armen zu befreien, ich jedoch halte dich immer noch stur fest. Ich werde es nicht akzeptieren, dass du jetzt gehst, dass du dich mir wieder entziehst und erneut auf die Idee kommst mir zu sagen, es sei eine Lüge. Ich spüre, dass du eben die Wahrheit sprachst. Deine Zweifel... ich kenne nicht dein Problem, deshalb kann ich auch nicht sagen, ob deine Zweifel begründet sind. Ich will es trotzdem versuchen, mit dir zusammen. Nur wir beide. „Bitte... geh jetzt, Ga-chan!“ forderst du mich auf, ich aber ziehe dich fester an meinen Körper und flüstere. „Nein Haido,... ich... kann jetzt nicht gehen...“ Langsam schiebe ich dich von mir, blicke dir in die Augen. Ich weiß, dass du meine Tränen siehst. Es ist mir nicht peinlich. Meine Hände, die zuvor sanft über deinen Rücken strichen, lass ich nun über deine feuchten Wangen gleiten. „Ich kann dich jetzt nicht alleine lassen. Nie wieder werde ich dich verlassen, egal... was passiert.“ * Gebannt siehst du mir in die Augen, wie in Trance erscheinst du mir. Du blickst mich an, sprichst kein Wort. Denn Worte benötigen wir nun nicht mehr. Alles erscheint wie reine Magie, die Zeit schien still zu stehen. Mein Herz rast. Ich fühle mich wohl, denn ich weiß, dass du genauso fühlst. Ich bin mir sicher. Wir kommen uns näher,... immer näher. Es gab nichts mehr, nur wir beide in diesem dunklen Raum, der auf einmal erstaunlich hell erschien. Eine Wärme umfängt uns, ein Kribbeln, das ungeahnte Sehnsucht entfacht. Ich beobachte, wie du langsam die Augen schließt. Deine Wimpern glänzen, deine Wangen schimmern. Ich habe noch nie etwas so Schönes wie dich gesehen. Wir sind uns schon so nah, dass ich dein ruhigen Atem hören kann. Es macht mich regelrecht verrückt. Deine Nähe, sie nun zu spüren,... ich bin so glücklich. Ich spüre wie du immer ruhiger wirst. Du lässt dich fallen, vertraust mir. Du vertraust mir, was hätte ich mir schöneres wünschen können... * Sanft drücke ich meine Lippen auf deine. Gott wie weich sie sind. Ich seufze, aber ich denke nicht, dass du es gehört hast. Plötzlich zuckst du etwas zurück. Wieso, was habe ich falsch gemacht? Zögerlich berühre ich noch einmal deine Lippen. Küsse deinen Mund, schmecke die zarte Haut. Ich bin erstaunt, denn du erwiderst meinen Kuss. Genüsslich seufzt du in meinen Mund, da war kein Gefühl des Zweifels mehr. Ich spüre deine Liebe... Ich habe... so lange darauf gewartet.... ~~~~~ Konran ~ Owari *~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Keine Panik, die hier geschriebene „Ich-Form“ wird sich nicht durch die gesamte Story ziehen. Eigentlich ist es wirklich nur der Prolog, den wir mal in dieser Form schreiben wollten. Alle folgenden Kapitel werden dann wieder in der gewohnten Form zu lesen sein, auch wenn die „Ich-Form“ wesentlich einfach zu schreiben war. So richtig begonnen hat die FF zwar noch nicht, aber wir sind so froh, das endlich der Tag gekommen ist, an dem ihr das alle lest. So lange schon befindet sich die Story in Planung, und auch dieser Prolog existiert schon fast ein Jahr lang. OO erstaunt uns selbst irgendwie, wie schnell die Zeit vergangen ist. Wir hoffen, ihr lest auch dies hier so gern, wie unser „EtiC“ (Kurzform)... da steckt genauso viel Arbeit und viele Gedanken hinter. Vor Weihnachten wird's vllt noch das erste Kapitel geben, wir versuchen es zumindest. Bis dahin, macht's gut *knuff * Eure Tenshis Kapitel 1: 虚言 ~Kyogen~ ---------------------- Kapitel 1: 虚言 ~Kyogen~ Serie: Gackt // Hyde Disclaimer: Die beiden Hübschen gehören immer noch sich selbst und das Gleiche gilt für sonstiger Personen, die in der FF auftreten. Autoren: Tenshis Kommentar: Es war vielleicht für einige nicht zu erkennen, aber der Prolog war nicht der Anfang dieser Story, sondern eine Szene die im späteren Verlauf der FF noch auftauchen wird. Sozusagen eine Vorschau auf das was kommt... deshalb gibt es im Prolog so einige Dinge die nicht mit eurem derzeitigen Wissen übereinstimmen. Keine Sorge, es ist also überhaupt nicht weiter schlimm, wenn's da etwas Verwirrung gab, das war sehr wohl beabsichtigt. ^^ *~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ XXXX年06月30日 Mein erster Eintrag. Gott, obwohl ich mich erst so dagegen gewehrt habe, tu ich es jetzt doch, schreibe in dieses Tagebuch, welches mir Tetsu schon vor Monaten gegeben hatte, und will damit versuchen meine Gedanken zu ordnen. Normalerweise tun das doch nur pubertäre Teenager, die ihren ersten Liebeskummer überwinden wollen,... ich aber schreibe Tagebuch, um jemanden mitzuteilen, wie ich mich fühle, was ich denke. Vielleicht hilft es mir tatsächlich. Gerade in Momenten, in denen ich niemanden habe, dem ich mich anvertrauen könnte. Tetsu wird die nächsten Tage nicht für mich erreichbar sein, was also sollte ich tun, außer doch diese leeren Seiten zu füllen. Ich hoffe, es wird mir bald besser gehen. Gackt hat mich vor ein paar Tagen angerufen. Mal wieder mitten in der Nacht. Es hat mich natürlich nicht gewundert, weil er das in letzter Zeit ständig tut, und gerade jetzt, wo ich doch etwas mehr Schlaf ganz gut gebrauchen könnte. Er will mit mir in den Urlaub fliegen,... ich hab das Ziel ausgesucht. Deutschland, Ostsee. Ich denke, da kann einem nicht viel passieren. Aber bei Gackt kann man sich eben nie ganz sicher sein. Megumi war erst verwundert. Kann ich verstehen, so wie ich mich letztes Mal angestellt hab. Aber da wir uns das so ausgemacht haben, jedes Jahr einen getrennten Urlaub zu machen, konnte sie dazu auch keine weiteren Einwände vorbringen, obwohl ich doch so manchmal das Gefühl habe, sie würde nicht wollen, dass ich längere Zeit mit Gackt verbringe. Ich hoffe, sie ist wirklich über den Berg und sieht das alles nicht mehr so eng. Sie gibt sich wie immer, aber trotzdem möchte ich besonders vorsichtig sein, was ihre Gefühle angeht... eine falsche Handlung wäre katastrophal, das weiß ich. Megumi mag Gackt und sie weiß auch, dass ich ihn ebenfalls sehr mag. Einerseits habe ich Angst vor diesen zwei Wochen, aber andererseits bin ich auch wirklich froh diesen ganzen Problemen hier für eine Zeit lang den Rücken kehren zu können. Ich möchte versuchen fröhliche Miene zu zeigen, befürchte aber, dass ich diese nicht lange aufrechterhalten kann. Ich hoffe, Gackt wird es nicht bemerken. Ich möchte nicht mit ihm darüber reden müssen, es reicht, wenn es mir schlecht geht und das Tetsu es weiß,... jemand anderen will ich da einfach nicht mit hineinziehen. Freund hin oder her. Nein, es muss nicht sein. Morgen geht's los... Ich hoffe, dass alles gut gehen wird. Hyde *~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ 3. Oktober XXXX Laute Musik drang aus den großen Boxen hinter der Theke. Ein Chaos auf der Tanzbühne, die für die Anzahl der geladenen Gäste wohl doch etwas zu klein geraten war, und trotzdem war die gute Stimmung bei den meisten Leuten einfach nicht am abklingen. Berge von Geschenken türmten sich neben dem Büffet. Würde Tetsu nicht stets den Sinn für Ordnung behalten können, wären einige Gäste mit Sicherheit auch schon über das ein oder andere Päckchen gestolpert. Gut gelaunt nahm dieser sein gerade gefülltes Sektglas in die Hand und sah sich prüfend um. Zu seinem Geburtstag hatte er nun wirklich jeden eingeladen, der sich auch nur halbwegs Freund nennen durfte. Der eine mehr, der andere eben weniger. Es sollte einfach nur eine berauschende Party werden und keiner sollte sich auf irgendeine Art ausgeschlossen fühlen. Vor allem nicht seine geliebten Bandkollegen, die er in der letzten Zeit einfach viel zu selten zu Gesicht bekam. Lag es daran, dass gerade alle an ihren Soloprojekten arbeiteten, oder aber war es Hydes derzeitige deprimierende Laune, die sie von einander entfernte? Grinsend entdeckte Tetsu Hyde, seinen langjährigen Freund, der zusammen mit Megumi am Tresen stand und um etwas zu trinken bat. Natürlich war er gekommen, niemals würde sich Hyde eine dieser Geburtstagsfeiern von Tetsu entgehen lassen wollen, jedenfalls war dies früher immer der Fall gewesen. Tetsu ahnte, dass Hyde heute alles andere als in Party Stimmung war... das erkannte er schon an der Art wie er sich an den Tresen lehnte und seinen Kopf scheinbar gelangweilt mit dem Handballen abstützte. Und auch wenn sein letztes Treffen mit dem Kleineren nur einige Tage zurücklag, fühlte sich Tetsu als hätte er Hyde gar nicht wirklich getroffen, jedenfalls nicht mental. Kein einziges Mal nach seinem Urlaub mit Gackt, den er seltsamerweise nach schon einer Woche abgebrochen hatte, hatte er richtig mit ihm reden können, dabei lag dies nun schon 3 Monate zurück. Nie hatte der zierliche Sänger über den Grund gesprochen und auch nicht darüber, weshalb er sich so ‚verlassen’ fühlte. Oh ja. ’Verlassen’… dieses Wort war einmal gefallen: „Ich fühle mich allein und verlassen“, sagte er. Seltsam, dabei hatte er ihn stets seine Sorgen anvertraut,... immer mit ihm geredet, hatte er Probleme oder wusste er keinen Weg sie zu lösen. Warum war es diesmal anders? Was um Himmelswillen war denn bloß vorgefallen? Als Hyde endlich sein gefordertes Sektglas in der Hand hielt, entdeckte auch er seinen Freund Tetsu, der ihn lächelnd heranwinkte. Er antwortete mit einem zaghaften Nicken, dann beugte er sich leicht zu seiner Freundin und flüsterte ihr etwas ins Ohr. Tetsu musste schmunzeln... was für ein schönes Paar die beiden doch waren. Megumi, eine Frau die stets freundlich und äußerst lieb war, manchmal vielleicht etwas schüchtern, aber alles im allen eine wahre Traumfrau. Und Hyde, der auf dem ersten Blick zerbrechlich zart rüberkam, auf den zweiten, gründlicheren Blick jedoch genau das Gegenteil ausstrahlte. Er war stark, ja das war er schon immer gewesen. Er wusste stets was er wollte, verfolgte zielstrebig seine Ziele, was man jedoch nicht gerade behaupten konnte, wenn es um Gefühle ging. ~Ja, da war er schon immer etwas unentschlossen~, musste Tetsu grinsend feststellen. Mit dem gefüllten Sektglas in der Hand schlenderte Hyde zwischen die tanzenden Gäste, steuerte auf Tetsu zu, der ihn lächelnd begrüßte. „Alles Gute, Tet-chan“, gratulierte der Kleinere, stellte das Sektglas erst einmal auf den kleinen Tisch, der hinter Tetsu stand, und zog anschließend seinen Freund in die Arme. „Danke Doiha-chan. Danke, dass du doch noch gekommen bist“, nuschelte der etwas Jüngere in die dunklen Haare Hydes. Dieser nickte nur verhalten. „Ich hab wirklich angenommen, dass dies der erste Geburtstag ohne dich sein würde.“ Hyde schüttelte den Kopf, während sie ihre Umarmung lösten. „Tut mir Leid, dass ich erst absagen wollte.“ Verständig nickte Tetsu mit dem Kopf, während er Hyde aufmerksam musterte. Seine Haare fielen ihm tief ins Gesicht, deshalb brauchte er auch keine Sonnenbrille um seine Augen vor ungebetenen Blicken zu schützen. Trotzdem war es Tetsu möglich gewesen, da er einfach störende Strähnen aus dem Gesicht strich und sich das Dilemma näher ansah. Wie auch beim letzten Mal, als er den Kleineren sah, erblickte er auch heute leichte dunkle Ringe unter den dunkelbraunen Augen seine Freundes. Er hatte in letzter Zeit eindeutig zu wenig Schlaf gehabt, das sah man ihm deutlich an. „Wie geht es dir?“ erkundigte sich Tetsu besorgt, nachdem er seinen rechten Arm freundschaftlich um die Schultern des Sängers legte. Hyde seufzte und nickte mit dem Kopf. „Gut,... es ist alles okay...“ Skeptisch runzelte Tetsu die Stirn. „Du lügst, Doiha“, kommentierte er ungeniert Hydes Falschaussage. Ertappt presste Hyde seine Lippen aufeinander. „Wenn du vorhast jemanden anzulügen, dann aber nicht mich. Ich kenne dich und ich kann's dir von der Nasenspitze ablesen“, klagte der Größere, während er Hyde an den Schultern packte und ihn herumdrehte. Hyde jedoch blickte zu Boden, obwohl er wusste, dass Tetsu einen Blickkontakt forderte. „Wie geht es Meg?“ fragte Tetsu hartnäckig weiter. Er würde noch herausbekommen was los war, und wenn er dazu gezwungen war dem Kleineren eine Ohrfeige zu verpassen. Hyde schüttelte nur mit dem Kopf, immer noch den Blick auf den Boden gerichtet. „Hey...“ Ärgerlich faste Tetsu nach dem Kinn, hob sein Gesicht empor, um ihn endlich in die Augen sehen zu können. „Du weißt doch, ich kann es nicht leiden, wenn man mir während eines Gespräches nicht in die Augen sieht. Und noch weniger kann ich es leiden, wenn man mir überhaupt nicht auf meine Fragen antwortet. Wenn du also nicht willst, dass ich dir den Hintern versohle, dann würde ich dir raten, jetzt mal den Mund auf zumachen, klar?!“ stellte Tetsu eisern klar. Ein Seufzen und ein genervtes Verdrehen der Augen war Hydes vorläufige Antwort darauf, bis er sich ärgerlich die Haare nach hinten strich und Tetsu funkelnd in die Augen sah. „Wenn du das machst, dann liegst du keine zwei Sekunden später mit zwei gebrochenen Beinen unter dem Tresen hier“, konterte der Kleinere angriffslustig, während er verschmitzt den Mund kräuselte. Tetsu musste lächeln. Gut, er hatte ihn zum Reden gebracht,... jetzt musste er nur noch irgendwie am Ball bleiben. „Sag jetzt endlich was los ist, sonst lass ich unsere wilde Jugend wirklich wieder aufleben.“ Plötzlich verschwand das tobende Funkeln in den dunklen Augen des Sängers. Trübe Sorge erschütterte stattdessen die Schwärze seiner Pupillen. Seinen Mundwinkel, der gerade noch so provozierend nach oben gezogen war, fiel nach unten, als hätte man plötzlich an einem Stahlseil gezogen, um ihn zu Fall zu bringen. Er schüttelte den Kopf, bevor er sich prüfend im Saal umsah. „Ich weiß nicht was los ist, Tet-chan. Ich weiß es einfach nicht.“ Sein Blick fuhr hinauf in Tetsus Gesicht, auf dem er ein beruhigendes Lächeln vorfinden konnte. Und wäre es noch nie so gewesen, dann hätte er sich bewundert, wie sehr ihm diese Freundlichkeit wichtig war, und wie sehr er seinen Freund die letzten Wochen vermisst hatte. „Megumi...“, begann der Kleinere plötzlich. „...sie ist so seltsam“, murmelte er weiter, bevor er sich auf einen der Barhocker setzte. Tetsu folgte ihm, sah im prüfend ins Gesicht. „Seltsam?“ „Schon seit ein paar Wochen. Sie ist ruhiger als sonst... und so besitzergreifend. Das ist eigentlich widersprüchlich, aber bei ihr ist es so. Sie spricht kaum mit mir, trotzdem lässt sie mich kaum allein.“ Schweigend hörte sich Tetsu an, was er zu sagen hatte. Auch bei ihm machte sich nun steigende Sorge sichtbar. „Hatte sie in letzter Zeit Anlass dazu, auf dich sauer zu sein?“ Hyde schüttelte den Kopf. „Nein,... ich kann dir nicht sagen, was der Grund ist...“ Krampfhaft faltete Hyde seine Hände ineinander, presste die Finger, bis sie blau anliefen. „Ich habe so Angst davor, dass alles noch einmal von vorne beginnt...“ Beruhigend legte Tetsu seine Hand auf die von Hyde und sprach: „Das wird es nicht, ganz bestimmt nicht.“ „Ein zweites Mal halte ich das nicht durch. Das schaff ich nicht, Tet-chan. Wenn sie wieder...“ „Pst... Doiha... sag das nicht. Es ist bestimmt alles ganz harmlos und du machst dir völlig umsonst diese Sorgen.“ Auch wenn er es nur kaum glauben konnte, dass es so war, wollte er Tetsu dennoch nicht widersprechen. „Sie ist bestimmt wegen eurer Hochzeit aufgeregt, das ist alles.“ Hochzeit, ja genau... seine Hochzeit im Dezember. Der Tag, den er am meisten fürchtete, der alles in seinem Leben verändern würde. Sie wären dann gesetzlich miteinander verbunden. Gesetzlich, wie kalt sich dies anhörte. Warum sollten sie überhaupt heiraten? Warum diese dumme Bestätigung, die so oder so irgendwann total unwichtig war? Warum konnte er ihr nicht ins Gesicht sagen, dass er dies nicht wollte, dass er diese verdammte Hochzeit am liebsten vergessen würde? Weil er keine Wahl hatte? Verdammt, warum hatte sich das ganze so verfahren? „Ok,... dann erzähl mir doch jetzt mal, warum ihr euren Urlaub abgebrochen habt. Wie war es in Paris, und warum wart ihr überhaupt da? Du hast mir doch gesagt, dass ihr Urlaub in Deutschland machen wolltet.“ Der Versuch vom unangenehmen Thema abzukommen glückte sogar. Ein wenig von der Sorge die auf Hydes Gesicht gestanden hatte, war wie durch Zauber durch etwas anderes ersetzt worden. Eine Aura, die sich Tetsu nicht so recht erklären konnte, ging von Hyde aus... ein klein wenig Erleichterung, vielleicht auch Verwirrung und gleichzeitig ein Stück Verzweiflung lag im Blick des Sängers. War das nun positiv oder negativ? Im Augenblick jedoch wirkte Hyde gelassen, und das beruhigte den Bassisten ungemein. Ein kleines Lächeln stahl sich auf die Lippen des Älteren. Tetsu hatte es sehr wohl bemerkt und schmunzelte. „Ach lass mich raten,... da du mit Gackt unterwegs warst, konnte das ja nur im Chaos enden, oder?“ lachte Tetsu und diesmal bemerkte er nicht wie sich Hydes zaghaftes Lächeln zu einen viel größeren Schmunzeln wandelte. Auch wenn Hyde seinem Freund hätte mehr erzählen wollen, war eine Party wohl nicht der richtige Ort dafür. All seine Erlebnisse, seine Ängste und Befürchtungen,... er würde sie wohl irgendwann später beichten müssen. Plötzlich kam eine junge Frau herangeeilt. Tetsu und Hyde unterbrachen ihr Gespräch und blickten fragend in das Gesicht der schwarzhaarigen Schönheit. Hyde kannte sie nicht, jedoch Tetsu schien sie sehr wohl zu kennen, woher auch immer. Schüchtern überreichte die junge Frau dem Geburtstagskind ein kleines Päckchen und lächelte zufrieden. Tetsu, der ebenfalls sehr verlegen schien, nickte Hyde kurz zu und signalisierte, dass er sich kurz entschuldigte. Hyde grinste und nickte zustimmend. Und schon war er weg. „Ja,... Chaos, so könnte man es nennen, Tet-chan“, antwortete Hyde noch auf Tetsus Frage. Nur zu gern erinnerte sich der Kleinere an seine gemeinsame Zeit mit Gackt. An ihre Streitereien, die nun so völlig sinnlos erschienen,... an ihren Spaß, den sie natürlich auch hatten. Was er jedoch zu vergessen versuchte waren jene Gefühle, die ihm Gackt entgegenbrachte,... an den Schmerz, den der Jüngere aufgrund seiner Abfuhr erlitt. An seine Schuldgefühle, die er immer noch hatte, weil er Gackt so sehr wehgetan hatte. Ständig musste er an jenen Augenblick denken, als sie sich vor nicht einmal 2 Monaten im Regen gegenüber gestanden hatten,... sich verabschiedeten,... ihren letzten Kuss,... ihre letzten Berührungen. Jedes Mal krampfte sich sein Magen zusammen, wenn er daran dachte, wie gern er Gackt in diesem Augenblick in den Arm genommen hätte. 'Ich liebe dich!' das war es, was er ihm sagen wollte und nichts anderes. Keine Lügen mehr, keine Geheimnisse. Er hatte sich bewusst nicht mehr bei dem Jüngeren gemeldet, obwohl er es vorhatte. Unzählige Male hatte er sein Handy in der Hand gehabt und die Nummer gewählt. Dann aber gab es immer wieder etwas, was ihn zum Rückzug zwang. Sein Gewissen,... seine Zweifel. So viele Tage waren vergangen, in denen er sich belog und alles andere als glücklich mit dieser Entscheidung war. Und dann war auch noch Megumi so distanziert ihm gegenüber. Was war nur los? Wann würde das alles endlich aufhören? Tetsus Party war mit Sicherheit eine positive Ablenkung. Andere Leute, Freunde,... Musik,... gutes Essen und Trinken, andere Gesprächsthemen,... einfach abschalten. Jedoch,... machte sich in Hyde eine gewisse Angst breit. War Gackt auch gekommen? Würde er noch kommen? War er überhaupt eingeladen? Tetsu danach zu fragen wagte er nicht,... es wäre nichts Ungewöhnliches, wenn er fragen würde,... da er ja meist so oder so mit Gackt abhing, wenn sie gemeinsam zu einer Party eingeladen waren. Trotzdem,... er wollte nicht fragen, weil er es eigentlich gar nicht wissen wollte. Wäre er da, würde er sich unsicher fühlen, wie auf der letzten Party, auf der Gackt plötzlich erschienen war. Oh ja, er hatte Gackt gesehen. Er hatte bemerkt, wie er ihn angesehen hatte,... aber was sollte er tun? Zu ihm hinüber rennen und tausendmal um Verzeichnung bitten, für sein stur schweigendes Verhalten? Nein,... stattdessen hatte er so getan, als würde es ihm nicht interessieren, dass er da war. Und dann war Gackt auch schon verschwunden,... hatte die Party fluchtartig verlassen. Er wusste, dass es seine Schuld war. Jedoch, wäre Gackt heute nicht auf der Party,... wie würde er sich dann fühlen? Unbeachtet,... enttäuscht,... ungeliebt? Es war ein verflixtes Gefühlschaos. Und Tetsu grinste vor sich hin und wusste darüber Bescheid, wie diese Szene enden würde, weil er wusste, ob Gackt kommen würde oder nicht. Nein, er würde nicht fragen, absolut nicht. Dann wäre es eben eine Überraschung. Entweder der Abend würde enttäuschend zu Ende gehen, oder aber Gackt würde tatsächlich kommen, ihn ansehen und ein wahrhaftig unbeschreibliches Kribbeln in seinen Magen verursachen. Beides war gut, wie auch schlecht. Nervös ließ Hyde seinen Blick über den Saal gleiten, bei jeder etwas größeren, männlichen Person mit braunen Haaren sah er genauer hin und erlebte wie ihm das Herz nur noch schneller schlug, um sich kurz darauf wieder zu erholen, weil es doch ein Fehlalarm war. Er wusste genau, dass es Blödsinn war so zu reagieren, aber er konnte einfach nicht anders. Zumindest diese Augenblicke durfte er sich nicht verbieten. Augenblicke, die so anders waren,... so aufbrausend,... so aufgeregt und dann wieder beruhigend. Er konnte seine Nervosität kaum mehr verbergen, je länger er die Minuten zählte, die vergangen waren. Immer wieder einen verstohlenen Blick in Richtung Tetsu, der sich mittlerweile ein neues Glas Sekt geholt hatte und sich mit skeptischem Blick auf den Barhocker neben Hyde setzte. „Wen suchst du denn, Doiha?“ fragte der Bassist und lächelte. Perplex über diese Frage, blickte Hyde in die fragenden Augen seines Freundes und suchte nach einer Antwort. Wenn er nicht so oder so schon nervös gewesen wäre, dann mit spätestens jetzt. Was sollte er sagen? Nach wem suchte er denn? Natürlich nach Gackt,... wem sonst? „Suchst du Megumi?“ legte ihm Tetsu die passende Antwort vor. Irritation folgte und auch dies konnte Hyde nicht wirklich verbergen. „Nein,... nein... ich...“ Verwundert nahm Tetsu einen Schluck aus seinem Glas. Natürlich, Megumi. Wo war sie überhaupt? Er hatte sie völlig vergessen. Die ganze Zeit hatte er hier gesessen, auf Gackt gewartet, dabei hatte er total vergessen, dass Megumi an einen der Tische auf ihn wartete. Panisch erhob sich der Kleinere, seine aufgerissenen Augen schwirrten durch den Saal. „Doch... Megumi... wo ist sie?“ schrie er fast, konnte sich jedoch gerade so zurückhalten. Sie saß nicht mehr dort, wo er sie verlassen hatte. Natürlich nicht, es war ja auch mehr als eine Stunde vergangen. Aber wo war sie dann? „Tet-chan... wo ist Meg? Wo ist sie?“ Hyde zerrte an Tetsus Hemd, sah ihm panisch in die Augen und schnaufte erschüttert, als sein Freund mit dem Kopf schüttelte. „Ich hab sie nicht gesehen. Vielleicht ist sie schon nach Hause gegangen.“ „Ohne mir Bescheid zu sagen?“ schrie Hyde, ließ Tetsu los und sah sich noch einmal prüfend um. „Sie würde niemals gehen, ohne mir Bescheid zu sagen,... sie würde niemals ohne mich gehen, verstanden?“ brüllte Hyde wütend. Warum war er auf einmal so zornig? Weil er den Überblick verloren hatte, weil Megumi nichts gesagt hatte, oder gab es einen anderen Grund... „Doiha, was soll denn das, jetzt komm mal wieder runter. Die Leute gucken schon.“ Er hatte Recht. Die Leute begannen ihn anzustarren, wie einen Verrückten. Sie starrten und kicherten. Was hatten sie schon für eine Ahnung, niemand wusste wie es wirklich war,... niemand ahnte, in was für einer Katastrophe so was enden konnte. Hyde ließ seinen funkelnden Blick über die Gäste streifen. Zorn lebte in ihm. „Tetsu, es ist mir Schnuppe was die Leute denken...“, schrie Hyde, ohne auf die Blicke der dummen Leute zu achten. Sollten sie doch alle denken, er wäre verrückt, was würde das schon für einen Unterschied machen? Wichtiger war es, Megumi zu finden. Er hoffte natürlich, dass sie noch auf der Party war. Aber würde sie nicht zu ihm kommen, schließlich hätte sie ihn ja aufgrund seiner Wutattacke hören müssen. Also war sie mit Sicherheit nicht mehr hier... Panische Angst machte sich wieder breit und vermischte sich mit seinem Zorn, was zur Folge hatte, dass er unkontrolliert losrannte, Leute zur Seite stieß um zum Ausgang zu gelangen. Endlich draußen. Die Tür hinter sich schließend, die Musik hinter sich lassend hielt er inne und versuchte erst einmal zur Ruhe zu kommen. Mit Sicherheit war sie bereits nach Hause gegangen, aber wieso? Wieso so plötzlich und ohne was zu sagen? Was hatte er falsch gemacht? „Hey!“ erklang plötzlich eine Stimme, die Hyde einen wohligen Schauer durch den Körper jagte. Dann eine Hand, die sich auf seine Schulter legte und einen leichten Druck ausübte. Und plötzlich begann das Herz des L'Arc~en~Ciel Sängers rasend schnell zu schlagen. Er wagte es kaum sich um zudrehen und der Person in die Augen zu blicken. Jedoch wie durch ein Wunder war seine Wut verflogen und wurde seltsamerweise durch ein Kribbeln im Bauch ersetzt. „Was ist denn los?“ sprach diese wundervolle Stimme hinter ihm. Hyde zuckte zusammen, bei jedem Wort, welches ihn erreichte. Dann endlich wagte er es sich um zudrehen. Sein Blick blieb zuerst an der Hand hängen, deren Daumen so liebevoll hin und her streichelte, dann zog er weiter zum Brustkorb. Er hatte ein schwarzes Hemd an, welches nur bis zur Hälfte zugeknöpft war,... silberne Knöpfe waren es, die ihn kurzzeitig anfunkelten, und dann war da noch diese Kette, deren Anhänger unter dem Hemd trotzdem kaum zu erkennen war. Langsam fuhren Hydes Augen nach oben und erblickten einen Mund, deren vollen Lippen zu einem gewagten Lächeln verzogen waren,... diese wundervoll fein geschwungene Nase, die ihm zu eisblauen Augen führte. Er fühlte sich wie erstarrt. Im Grunde genommen war er zu nichts imstande, außer Gackt fassungslos in die Augen zu starren. Als hätte er niemals im Leben mit ihm gerechnet, was ja nun eigentlich nicht wirklich stimmte, trotzdem fühlte er sich überrascht. Ein erneuter Schauer fuhr durch seinen Körper, als Gackt schließlich den Kleineren begrüßend in die Arme schloss, ihn über den Rücken fuhr und ihn dann mit fragendem Blick ansah. „Haido,... ich bin gerade erst gekommen. Willst du gehen?“ Erschüttert über Gackts plötzlich enttäuschte Miene, schüttelte Hyde den Kopf. „Ich suche Megumi...“, sprach Hyde, denn auch wenn Gackt ihn kurzzeitig aus dem Konzept gebracht hatte, hatte er nicht vergessen, weshalb er hier draußen war. Und da war es schon wieder,... dieses enttäuschte Hochziehen seiner Augenbrauen, diese beiläufige Geste, die genau verriet, dass er eine andere Antwort lieber gehabt hätte. Trotzdem sagte er nichts, sondern nickte nur mit dem Kopf. Seltsam, er fragte noch nicht einmal nach, warum er sie suchte. Was vorgefallen war, ob sie sich vielleicht gestritten hatten,... nichts. Interessierte es ihn überhaupt? „Tetsu ist drin!“ murmelte Hyde und deutete zum Eingang. OK, nun hatte er seine Begegnung mit Gackt, auf die er die letzte Stunde gewartet hatte. Ja, er hatte schon wieder dieses Kribbeln gehabt und das Herzklopfen,... all jene Gefühle, die er nicht unter Kontrolle haben würde, wäre Gackt noch länger an seiner Seite. Er wollte, dass er ging, dass er auf die Party gehen würde, zu Tetsu, der ja eigentlich der Star des Abends war. Gackt jedoch zögerte, und das machte es auch nicht gerade leichter. Ein unerträgliches Ziehen durchzog seine Brust. Genau derselbe Schmerz, den er immer wieder erlitt, tat er in richtigen Situationen genau das Falsche. Er konnte nicht mehr,... wie leicht hatte er es sich nur vorgestellt. Wie dumm. Wie dumm er doch war. „Soll ich dir beim Suchen helfen?“ Erschrocken fuhren dunkelbraune Augen nach oben. „Nein... nein.. geh rein!“ stotterte der Ältere und schon merkte er, wie ihm erneut die Wut hinauf kroch. Warum konnte er ihn nicht in Ruhe lassen? Warum konnte er nicht einfach hineingehen und ihn allein lassen? Warum dieses Herzklopfen, warum dieser Drang zum Schreien, warum das alles? Zornig ballte er seine Hände, trat einen Schritt zurück und sah sich auf der Straße um. Er wollte Gackt nicht weiterhin anstarren müssen. Er hatte keine Lust mehr darauf von diesen Augen als Schuldiger hingestellt zu werden. Er war nicht schuldig, denn er hatte ihn ja gewarnt. Er hatte ihm ganz klar die kalte Schulter gezeigt. Na ja, so kalt nun auch wieder nicht,... zum küssen hatte er sich beim letzten Treffen dann doch wieder irgendwie überreden lassen. Erst war es toll, und er fühlte sich so wohl wie schon lange nicht mehr, aber dann... dann als Megumi vor ihm stand, als sie ihn umarmt hatte und sagte: „Ich liebe dich so sehr“, was war dann? Natürlich war es Reue, was er verspürte. Er hatte nichts getan,... nichts, außer genossen und das war schon schlimm genug. Ja, in diesem Punkt war er schuldig, aber nur Megumi gegenüber und nicht Gackt. Die Verhältnisse waren geklärt. Und trotzdem konnte er sich nicht diesen Gefühle zu Gackt entledigen, das machte ihn sauer,... sauer auf Gackt, weil er es trotz alledem immer wieder versuchte, und sauer auf sich selbst, weil er so schwach und unentschlossen war. „Ich glaub ich brauche mal wieder ein Gespräch mit meinen Therapeuten Tetsu“, murmelte Hyde ironisch. Entweder Gackt hatte Hydes aufkochende Wut bemerkt, oder aber er hatte nicht wirklich im Sinn gehabt den Kleineren zu helfen. Eine seltsame Miene durchzog das feine Gesicht des Jüngeren, bevor er missstimmig nickte und „Bye“ sagte. Keine 5 Sekunden später war er hinter der großen Tür zu Tetsus Party verschwunden. Toll! Toll, toll, toll,... wahnsinnig toll,... das lief ja wieder mal prächtig. Megumi war weg, verschwunden, einfach so und er fühlte sich wie ein verlassener, untreuer Ehemann... und dann dieser tolle Abgang von Gackt. Besser konnte es nun wirklich nicht mehr laufen. Dabei sollte dieser Abend ganz anders verlaufen. Eine Party zu Tetsus Ehren, zusammen mit Megumi feiern, auch wenn er nicht gerade in Feierstimmung war, und zum Schluss hatte er sich ein Gespräch mit Gackt aufgehoben. Ein geschäftliches Gespräch über den Song. Aber nein. Nein,... aus irgendeinem unerklärlichen Grund hatte sich das alles etwas anders entwickelt. Und da sollte man nicht wütend werden? Da sollte man nicht gereizt sein? Was ging denn nur in Gackt vor, was hatte er geglaubt, wie er reagieren würde? Dass er ihn freudestrahlend in die Arme schließen würde, ihn sagen würde, wie sehr er ihn vermisste? Und Megumi... was sollte das? Was hatte er denn getan? Womit hatte er ihre Ignoranz verdient? „Verdammt!“ fluchte er, blickte noch einmal zur geschlossenen Tür hinter sich, kramte seinen Autoschlüssel aus der Hosentasche und machte sich auf den Weg zum Parkplatz. Zuerst sollte er wohl mal zu Hause nachsehen. Vielleicht war sie ja wirklich dort. Und wenn ja, dann sollte sie ihm das wohl mal ganz genau erklären. **** Kein Licht schien durch irgendeines der Fenster. Es schien still zu sein, viel zu still. Und hätte er nicht genau gewusst, dass er nach dem Verlassen des Grundstückes die Gartentür geschlossen hatte, dann würde er glauben, dass tatsächlich niemand im Haus war. Doch es war nicht nur die Gartentür, sondern auch die Haustür, die nur leicht angelehnt war. Sie war definitiv zu Hause, daran zweifelte der Sänger nun nicht mehr, aber warum hatte sie nicht die Tür hinter sich geschlossen? War vielleicht doch etwas passiert? Ging es ihr nicht gut und war deshalb schon nach Hause gegangen? Ein mulmiges Gefühl schlich sich ihm in die Magengegend. Wütend war er sowieso nicht mehr, dazu hatte er mal wieder zu viel Zeit zum nachdenken gehabt. Er machte sich Vorwürfe. Was wenn etwas passiert war und er hatte nicht richtig aufgepasst, weil er zu sehr mit sich selbst und seiner Suche nach Gackt beschäftigt war? Was wenn tatsächlich seine ganzen Probleme von Neuen beginnen würden? Wenn all die Bemühungen der letzten Monate umsonst waren? „Oh bitte, tu das nicht Meg“, flüsterte Hyde leise vor sich her, während er spähend in das Wohnzimmer schaute. Doch hier war sie genauso wenig, wie in der Küche und im Flur des Untergeschosses. Also nahm er die Treppe nach oben, in ihr gemeinsames Schlafzimmer. „Meg-chan?“ rief er so laut, dass sie ihn auf keinen Fall überhören konnte. „Bist du hier?“ Vorsichtig öffnete Hyde die Tür zum Schlafzimmer. Im Inneren war es dunkel, aber zum Glück hatte er ja das Licht im Flur angemacht, so konnte er durch den schmalen Lichtstrahl, der ins finstere Zimmer fiel, genau erkennen, dass Megumi auf dem Bett saß. Die Arme um die Beine geschlungen, den Kopf nach unten gesenkt. „Was ist los?“ flüsterte Hyde und kam näher. Megumi schüttelte den Kopf, ließ ihn aber immer noch gesenkt. Anscheinend hatte sie geweint, wollte aber nicht, dass Hyde sie so sah. „Hey,... was ist denn passiert?“ fragte Hyde erneut, setzte sich neben sie auf Bett und streichelte zärtlich durch ihr zerzaustes Haar. „Warum bist du nach Hause gekommen? Du wolltest doch mit Gackt sprechen“, nuschelte Megumi. Erstaunt ließ Hyde seine Hand sinken. Warum er nach Hause gekommen war? Da fragte sie noch? „Weil du einfach, ohne mir etwas zu sagen, abgehauen bist. Ich hab mir Sorgen gemacht...“ Megumi schüttelte den Kopf. „Mir geht's gut. Aber du hättest nicht kommen sollen. Du wolltest doch mit Gackt...“ „Gackt war...“, unterbrach Hyde seine Freundin. Plötzlich hob Megumi ihr Gesicht empor, blickte Hyde in die Augen. Und hätte er nicht ihre getrockneten Tränen gesehen, hätte er glauben können, dass sie ihn voller Zorn ansah. Das erschreckte ihn, da er sich nicht erklären konnte, was Gackt mit ihrem Verschwinden zu tun haben sollte. „Gackt war da! Haido, ich hab ihn gesehen!“ schrie sie ihn wütend an, bevor sie sich ruckartig von seinen selbstverständlichen Berührungen entfernte. Irritiert blickte Hyde auf ihr nun abgewandtes Gesicht. Sie hatte sich ihre wundervolle Frisur, für die sie heute Nachmittag Stunden gebraucht hatte, einfach zu einem buchstäblichen Chaos zerzottelt. Sie wirkte insgesamt wie ein Häufchen Elend, wie sie da saß,.... ihr Gesicht vollkommen mit Make-up verschmiert, die Augen vom Weinen gerötet. „Ok, dann war er eben da. Aber wie soll ich denn in Ruhe mit ihm über den Song sprechen, wenn du einfach verschwindest und niemand weiß wo du bist? Soll das vielleicht ein Scherz sein? Wenn ja, dann war das überhaupt nicht lustig.“ „Nein, das war kein Scherz“, antwortete sie ruhig. Krabbelnd verließ sie das Bett und trat an ihren Schminktisch, zog die Schublade heraus und griff nach einem ihm sehr bekannten Schmuckstück. Hyde unterdrückte ein erschrockenes Aufkeuchen, als er die Feder, die er von Gackt geschenkt bekommen hatte, in ihrer Hand erblickte. Traurig begutachtete Megumi die glänzende Feder, dann blickte sie in Hydes Gesicht und bemerkte sehr wohl wie geschockt er darüber war, dass sie einen ihr unbekannten Halsschmuck von ihm gefunden hatte. „Diese Kette habe ich schon einmal irgendwo anders gesehen. Ich weiß nur nicht mehr wo, aber ich weiß genau, dass du dieselbe Kette besitzt, wie irgendjemand anderes, den ich kenne. Und das ist sehr wohl kein Massenprodukt, sondern eine Sonderanfertigung. Das sehe ich. Welcher Frau hast du die andere Kette geschenkt?“ forderte sie Hyde zur Rede. In ihren Augen spiegelte sich blanke Eifersucht und Wut. Ein dicker Klos saß dem Sänger im Hals,... er konnte nichts sagen. Er war geschockt darüber, dass Megumi in der Kette womöglich eine von ihm ausgehende Untreue sah. Dass sie tatsächlich annahm, er würde sie mit einer anderen Frau betrügen. „Es gibt keine andere Kette, Megumi“, log er. Es war aber auch das Einzige, was ihm darauf einfiel. „Es gibt keine andere Frau“, fügte er noch schnell hinzu und das war noch nicht einmal gelogen. Wie sollte er sich dafür rechtfertigen? Warum hatte er sie überhaupt versteckt? Hätte sie genauso reagiert, hätte er von Anfang an die Wahrheit gesagt? Dass er sie von Gackt hatte, dass sie nichts weiter als Freundschaft ausdrücken sollte. Jedenfalls dachte er dies zu Anfang. Dass Gackt damit eigentlich viel mehr ausdrücken wollte, fiel ihm erst wie Schuppen von den Augen, als er schon lange von Gackts Gefühlen gewusst hatte. Deswegen hatte er sie Megumi nicht gezeigt. Er selbst wollte nicht mehr daran erinnert werden, obwohl es eigentlich überhaupt keinen Sinn hatte. Er konnte es einfach nicht vergessen, wie sehr er sich auch bemühte. Wie sehr er sich auch bemühte seine eigenen Gefühle zu vergessen. Enttäuscht schüttelte Megumi den Kopf. „Mein Gott, du lügst...“, flüsterte sie und rang nach Atem. Erschüttert stolperte Hyde vom Bett, trat auf Megumi zu, die mit aufkommenden Tränen zu kämpfen hatte. Er musste sie irgendwie beruhigen, ihr irgendwie klarmachen, dass es nicht so war, wie sie es sich dachte. Aber wie? „Es gibt wirklich keine andere Kette, Meg“, flüsterte Hyde ihr beruhigend zu, nahm sie in den Arm und streichelte ihr durch das Haar. „Du lügst!“ schrie sie unter bitteren Tränen. Verzweifelt drückte sie Hyde von sich. Ihre Augen, die mit einem dicken Schleier von Tränen bedeckt waren, spiegelten wieder, wie schrecklich verletzt sie sich fühlte. Aber warum glaubte sie solch einen Mist? Wegen einer verdammten Kette? Wegen so einem kleinen Stück... „Megumi,... was soll das? Das ist doch lächerlich. Das ist nur eine Kette. Wie kommst du darauf, dass ich dich betrügen würde?“ Megumi schüttelte nur den Kopf und feuerte ihm wutentbrannt die Kette entgegen. Ihre Augen funkelten, ihre Hände waren zu Fäusten geballt. „Nur eine Kette? Glaubst du wirklich ich wäre so dumm?“ „Megumi...“, schrie Hyde sie an. Er wollte nicht wütend werden, das hatte er sich vorgenommen. Aber hatte sich dies doch als schwieriger herausgestellt als erst angenommen. Mit allem hatte er gerechnet, aber doch niemals mit so etwas. Eifersucht, falscher Verdacht,... Geheimnisse. Und er log. Er schlug ihr diese Lüge brutal ins Gesicht. Es gäbe keine andere Kette... tzzz. Warum konnte er nicht wenigstens jetzt die Wahrheit sagen? Warum war er so ein Feigling geworden? Es war so lächerlich, dieser Streit war so vollkommen lächerlich. „Megumi, ich schwöre dir...“ Er trat erneut auf sie zu, zog sie wider Willen in die Arme und flüsterte. „Ich schwöre dir, ich liebe nur dich.“ Sein Magen verkrampfte, ein tiefer Schmerz zog sich durch sein Herz. Er schloss die Augen, denn er konnte es nicht ertragen. Er konnte sich selbst und alles um ihn herum einfach nicht mehr ertragen. ~Ich bin so verlogen...~ dachte er verbittert und presste die Lippen aufeinander. Lügen, immer nur Lügen. Megumi beruhigte sich allmählich. Lag es an seinem Liebesschwur? Wollte sie ihn hören? Sie sprach nicht,... war wieder so still, wie sie es schon vor einigen Stunden gewesen war. Was ging nur in ihr vor? Was sollte diese Szene? Schweigend hatte sie sich ins Bett gelegt, die Augen geschlossen. Hyde löschte das Licht und verließ leise den Raum. Sie wollte ihre Ruhe, kein Wunder,... sie war mit den Nerven am Ende. Und Hyde war wirklich froh darüber, dass er sie scheinbar tatsächlich beruhigen konnte. Vorsichtig zog er die schwere Holztür in den Türrahmen. Und hätte die Tür nicht geknarrt, dann hätte er vielleicht ihr leises Flüstern gehört. Ein Flüstern, dass so verzweifelt, aber auch so klagend war. „Warum lügst du?“ *~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Wie ihr bemerkt habt, gab's am Anfang einen Tagebucheintrag von Hyde. Jo, jetzt gehts los,... jetzt erfahrt ihr endlich, was Hyde die ganze Zeit über in sein Tagebuch schrieb... Manchmal uninteressant, aber manchmal aufdeckende Sätze, die wichtig für die Story sind. Kann auch mal vorkommen, dass der Eintrag am Ende des Kapitels steht... das macht es vielleicht etwas spannender, zwischen all diesen Verwirrungen ^^ Danke Leute,... für eure Kommis, und dafür das ihr immer noch am lesen seit. *knuff* Eure Tenshis Kapitel 2: 真実 ~Shinjitsu~ ------------------------- Kapitel 2: 真実 ~Shinjitsu~ Serie: Gackt // Hyde Disclaimer: Die beiden Hübschen gehören immer noch sich selbst und das Gleiche gilt für sonstiger Personen, die in der FF auftreten. Autoren: Tenshis Kommentar: Hallo ihr Lieben!^^ Ja, es hat diesmal wieder etwas länger gedauert. *schnief * Tut uns wirklich sehr leid, aber es gab viel zutun. Das nächste Kapitel wird hoffentlich wieder innerhalb eines Monats fertig sein. Drückt die Daumen ^^ Ja, der böse Haido der alle um sich herum nur noch anlügt, aber wenn man in solch einer Lage ist, dann ist das glaube ich nicht immer leicht, jedem die Wahrheit zusagen. Jedoch sollte man wenigstens zu sich selber ehrlich sein, nicht wahr?^-^ Wir hoffen das folgende Kapitel gefällt euch!^^ Viel Spaß *~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ XXXX年07月01日 Der erste Urlaubstag und es ist schon, wie erwartet, die reinste Katastrophe. Wie soll das denn weitergehen? Wenn wir uns jetzt schon nicht mehr sehen und hören können, wie ist es dann in 9 oder 10 Tagen? Oh Gott, ich bereue es darauf eingegangen zu sein, diese bescheuerte Idee. Dieser blöde Urlaub. Nichts hat sich seit dem letzten Mal geändert. Erholung... pah es ist alles andere als ne Erholung. Seit wir hier sind, nörgelt Gackt an allem herum. Ja, ich muss zugeben, es ist wirklich eine heruntergekommene, alte Hütte, aber kann man denn nicht wenigstens versuchen, daraus das Beste zu machen? Die Tür quietscht, der Schrank ist zu klein,... auf alles achtet er, macht mich dafür verantwortlich, aber es scheint mir als wäre ihm da eine Sache völlig egal - Wie ich mich zum Beispiel fühle, wenn er mich anpflaumt, wenn er in allem nur das Schlechte sieht, mich deswegen anschreit und für Sachen die ich nicht getan habe die Schuld zuschiebt. Er will doch die Wahrheit gar nicht hören, stattdessen schmollt er jetzt wie ein kleiner Junge. Und ich hatte noch gehofft, dass ich hier einfach mal abschalten könnte, einfach nur Spaß haben. Spaß mit dem besten Freund... aber im Moment erkenne ich Gackt einfach nicht wieder. Er traut mir einfach nichts zu... Mir geht’s beschissen... es ist nun schon so weit gekommen, dass ich an mir selbst zweifle. Mach ich wirklich alles falsch? Reagiere ich manchmal etwas zu extrem? Aber wie soll ich denn ruhig bleiben, wenn die Katze mir die halbe Hand zerfetzt? Und dann auch noch diese Anschuldigung... ich hätte Mai mit Absicht aus dem Fenster geworfen... Mit Absicht... ich glaub es einfach nicht. Ja, Mai und Belle... warum sind sie eigentlich hier? Wenn sie zuhause in Japan geblieben wären, hätten ich und Ga-chan uns nicht gestritten... Es wäre gar nicht so weit gekommen. Aber nein, der Herr hat ja nur seine geliebten Tierchen im Kopf als würde ich gar nicht existieren. Warum sollte ich denn eigentlich mitkommen. Wäre er mit seinen Beißviechern alleine weg, wären wir doch alle viel besser dran. Das zehrt alles an meinen Nerven. Seit heute früh bin ich müde und eigentlich... möchte ich nur noch schlafen. Ich hoffe, dass die nächsten Tage besser werden. Ich will mich doch gar nicht mit Gackt streiten, dazu... ist er mir einfach viel zu wichtig! Ich möchte doch nur, dass es mir und auch ihm gut geht, möchte lachen, Spaß haben, abschalten und einfach nur genießen... Zusammen mit ihm, aber er versteht es einfach nicht. Ist denn das wirklich... zuviel verlangt? Hyde *~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ 4.Oktober XXXX Es war früher Nachmittag am darauf folgenden Tag seines Geburtstages, trotzdem fühlte sich Tetsu immer noch ziemlich träge. ~Vielleicht hätte ich doch nicht so lang feiern sollen.~ beteuerte der Braunhaarige bereits in seinen Gedanken und trank aus seinem Glas Wasser, bevor es mehrmals an seiner Haustür läutete. Er wusste bereits wer dort vor der Tür stand, immerhin hatte dieser jemand Stunden vorher angerufen und sich ohne Umschweife angekündigt. Obwohl er heute am liebsten bis zum Abend im Bett geblieben wäre, wusste Tetsu, dass er Hyde nicht einfach so absagen konnte. Dieser bedrückende Unterton in der Stimme des Sängers ließ ihn einfach nicht in Ruhe. Sie hatten ja auf der gestrigen Party nur kurz die Gelegenheit gehabt miteinander zu reden und wirklich viel hatte er aus den Kleineren auch nicht kitzeln können. Er wusste einfach, dass da noch mehr war. Noch mehr als nur seine Sorge um Megumi. Und dann immer wieder dieses gespielte ''Ich habe keine Probleme, es ist alles megasuper''. Ihn konnte er nicht täuschen. Er sah es ihm einfach an, wenn er log und versuchte etwas zu vertuschen. Auch wenn sein Kopf fürchterlich brummte, war er mehr als erleichtert von Hyde diesen Anruf bekommen zu haben. Endlich wollte er mit ihm reden. Das wurde aber auch höchste Zeit. Schließlich konnte er nicht ewig so weitermachen, alles in sich hineinfressen und hoffen, dass es sich schon irgendwann von allein wieder auflösen würde. Das würde es nicht, jedenfalls nicht auf die Art und es war auch falsch es überhaupt anzunehmen. Was war nur passiert? Warum fiel es dem Kleineren nur so schwer darüber zu reden? Wovor nur hatte er solche Angst? Langsam erhob sich Tetsu von seinem Stuhl, zu dem er sich nur mühselig vor einigen Minuten schleppen konnte, verließ das Wohnzimmer und begab sich Richtung Tür, um seinen langjährigen Freund auf zumachen. Sofort blickte er in das gehobene Gesicht Hydes, dessen Augen natürlich wie immer durch eine Sonnenbrille verdeckt waren. Allein an den herunter gezogenen Lippen konnte Tetsu erkennen, dass dieser Mann nicht zum lächeln aufgelegt war. Nicht einmal zur Begrüßung. Hätte er nicht gewusst, dass sein Besuch ernster Natur war, würde er es mit Sicherheit als unhöflich bezeichnen. Trotzdem rang sich Tetsu das Lächeln zur Begrüßung ab, obwohl sein Schädel durch diese Aktion fast zum Platzen schmerzte. Er sollte es lassen unnötige Gesichtsbewegungen zu betreiben, solange die Schmerztablette nicht wirkte. „Hey, Doiha, da bist du ja... komm doch rein.“ Der Angesprochene nickte bloß schüchtern und trat langsam hinein, um gleich darauf ein Klopfen auf die rechte Schulter in Empfang zunehmen. Er stolperte etwas nach vorne, denn auch wenn er es gewohnt war auf diese Art von Tetsu begrüßt zu werden, war es heute umso seltsamer dies überhaupt zu erwarten, würde man den derzeitig halbtoten Anblick seines Freundes nicht vergessen. Lächelnd schloss Tetsu die Tür und folgte dem Kleineren ins Wohnzimmer. „Schön das du vorbei gekommen bist, gestern auf der Party bist du ja ziemlich früh abgezogen. Dabei hast du das Beste verpasst“, schmunzelte der Bassist, deutete höflich auf die freie Couch, auf der sich Hyde jedoch schon längst gemütlich gemacht hatte. „Aber ich kann schon verstehen, dass du dir Sorgen um Meg gemacht hast, wie geht es ihr denn?“ fragte er und setzte sich ebenfalls. Hyde war angespannt und zurückhaltend. Er faltete immer wieder die Finger ineinander, drückte sie und spielte mit seinem gelben Ring. Das blieb dem Freund natürlich nicht verborgen, deshalb zog er es erst einmal vor ihm die Anspannung zu nehmen und auf ein völlig anderes Thema einzugehen. Das war natürlich taktisch gut, denn womöglich würde dann Hyde von ganz allein anfangen über seine Sorgen zu reden. Jeden falls besser, als wenn er gleich mit 100 löchrigen Fragen ankommen würde. „Ihr ging es nicht so gut, deshalb ist sie nach Hause gegangen... Tut mir Leid, dass ich so ein Aufruhr veranstaltet habe“, entschuldigte sich Hyde reuevoll. Man merkte, dass ihm diese Eskalation vom gestrigen Abend nun etwas unangenehm war. Tetsu nickte und bemerkte sofort wie Hyde erneut in seine Gedankenwelt tauchte. Abwesend starrte dieser auf den schwarzen Glastisch vor sich und spielte weiter nachdenklich mit seinem Ring. Noch immer musste der Sänger an die zerbrechlich wirkende Gestalt seiner Freundin denken, ihre mit schmerzerfüllten Augen, die ihm unter Tränen so vorwurfsvoll anstarrten. Teilweise auch berechtigte Vorwürfe. Er erkannte ihre Verzweiflung und doch war er wieder zu feige gewesen, die Wahrheit zu sagen. Hatte er denn das Recht dazu sie anzulügen? Auch wenn es zu ihrem eigenen Wohl geschah? Die ganze Nacht über hatte er sich darüber den Kopf zerbrochen. Seine Selbstvorwürfe wuchsen und er sah einfach keinen Weg aus dieser Dunkelheit. ~Wie kann ich nur so verlogen sein?~ dachte er und war selbst überrascht, dass er sich diese Frage stellte. Doch er wollte es ändern,... er musste es! Schon viel früher hätte er die helfende Hand Tetsus ergreifen sollen. Er wusste einfach, dass alles einfacher werden würde, würde er sich nur Tetsu anvertrauen, ihm alles sagen was während des Urlaubs passiert war, alles über Gackt, dem Kuss und... über seine eigenen Gefühle, die ihn so überforderten. Tetsu bemerkte sehr wohl, dass er sich da heute einen ziemlich hartnäckigen Patienten ins Haus geholt hatte, denn Hyde blendete ihn völlig aus. Da fragte man sich natürlich, war er nur zum Nachdenken hergekommen oder konnte man ihm doch noch einige Worte entlocken. Tetsu seufzte und fasste sich an die pochende Stirn. Verdammt, wann wirkte endlich diese Tablette? „Ach mach dir... darüber keine Sorgen. Ich kann's verstehen“, kam Tetsu seinem Freund entgegen. „Hauptsache ihr geht's jetzt wieder besser. Aber ihr habt gestern echt was verpasst...“ Lächelnd füllte der Bassist zwei Gläser mit Wasser und reichte eins davon Hyde. Und wie erwartet konnte er tatsächlich Hydes Neugier und vielleicht auch Interesse wecken. Der Kleinere, der mittlerweile auch wieder geistig anwesend war, sah ihn neugierig an. „Was ist denn passiert?“ fragte er mit einem zaghaften Lächeln. Tetsu verzog seine Lippen. Trotz seiner unerträglichen Kopfschmerzen musste er sich einem eher schwierigen Charakter widmen. Es war nie Hydes Lieblingsbeschäftigung gewesen viel über sich selbst zu reden. Und genau diese Tatsache konnte heute die Konversation etwas schwierig werden lassen. Jedoch, bevor es zum Schweigen käme, würde Tetsu lieber an seinem Brummschädel krepieren. „Na ja... Yuki hat sich total betrunken und taute richtig auf, kennst ihn ja.“ Hyde nickte. „Dann hat er angefangen laut zu singen, und ist bei seinem Rumgeschunkele über die Tische gestolpert...“, berichtete Tetsu und musste unterdrückt grinsen. Natürlich konnte auch Hyde nicht an sich lassen und fing augenblicklich an zu lachen. Tetsu war zufrieden. Sein Freund, der mit so trüber Miene an seiner Tür geklopft hatte, genoss die lustige Situation und erhellte den Raum mit schadenfrohem Gelächter. Das hätte sich Tetsu vor 5 Minuten nicht im Traum denken können, aber wozu war man denn als Freund da? „Ich bin aber noch nicht fertig,... als er den halben Tisch leer geräumt hatte, musste ja natürlich auch irgendwann die Bowle dran glauben und die ist, wie du dir sicherlich denken kannst, direkt auf unseren großen Gackt geschüttet.“ Geschockt sah Hyde auf, als er diesen Namen hörte. „Von oben bis unten war er nass, Yuki lag auf den Boden und das komplette Essen ebenfalls... das Chaos war perfekt.“ Während Tetsu sich über das Geschehene amüsierte, war Hyde nur im Stande ein kleines Lächeln über seine Lippen zu bringen. Gackt,... schon wenn er seinen Namen hörte, empfand er ein seltsames Kribbeln, welches sich blitzartig durch seinen gesamten Körper zog. Und dann diese Erinnerung an den intensivsten Kuss, den er jemals verspürt hatte. Diese Empfindungen und das Verlangen nach dem Verbotenen ließen ihn nie in Ruhe, sobald er seinen Namen hörte. Es war vollkommen verrückt. Je länger er von dem Jüngeren getrennt war, je länger er ihn nicht sah, desto heftiger wurden diese Gefühle... desto schlimmer wurde es. Es war ein endloses Umherkreisen zwischen Entscheidungen, die er einfach nicht treffen konnte. Im Moment war es so, dass er beiden Menschen, die ihm viel bedeuteten schrecklich wehtat. Wie würde Tetsu reagieren, wenn er von ihm und Gackt erfahren würde? Er hoffte natürlich, dass er nicht allzu geschockt sein würde, denn immerhin war für Tetsu er und Megumi immer das große Traumpaar gewesen und er hatte natürlich keinerlei Zweifel an Hydes Gefühlen zu ihr. Wenn er daran dachte wie sehr sich Tetsu auf die bevorstehende Hochzeit freute, drehte es Hyde den Magen um. Er konnte sich noch zu gut daran erinnern, wie er von Tetsu angesprungen wurde, als dieser davon erfahren hatte. Er dachte natürlich, dass sich gefühlstechnisch nie etwas geändert hatte, trotz der schrecklichen Situation von vor einem Jahr... Natürlich war Tetsu noch der Annahme, da wäre immer noch diese grenzenlose Liebe zwischen ihnen, die nichts und niemand erschüttern konnte. Vielleicht existierte sie ja auch noch, jedoch der Schatten, der sich schon vor langer Zeit über diese Beziehung gezogen hatte, der lastete auf all seinen Gefühlen zu ihr. Anders konnte er es nicht beschreiben. Diese Hochzeit war nur die letzte Möglichkeit, der letzte Versuch es zu retten. Jedoch eine große Chance konnte er dessen nicht zugestehen. Er war nur zu feige es ihr zu sagen, aus Angst sie würde es falsch verstehen. Hyde seufzte. Und wieder einmal beschlich ihm das mulmige Gefühl alles falsch zu machen. „Hey, was ist los, Doiha?“ murmelte Tetsu, als er erneut feststellte, dass sich Hyde schon zum zweiten Mal an diesem Tag in seine eigene Welt zurückgezogen hatte. Zweimal zuviel, das Stand fest. „Ich hab manchmal das Gefühl, dass ich mit mir selbst rede...“, fügte der etwas Jüngere noch hinzu und setzte sich direkt neben Hyde auf die breite Couch. Noch einmal erklang ein tiefes Seufzen des Kleineren, der sich die Sonnenbrille von der Nase zog und sich die Haare nach hinten strich. Hyde sah seinen besten Freund deprimierend in die Augen. Es lag eine unendliche Schwere in seinen Blick, die Tetsu sehr nachdenklich machte. „Erzähl endlich was dich wirklich bedrückt“, bat dieser vorsichtig und lächelte. Noch einmal atmete der Kleinere tief ein und versuchte nach Mut zu greifen, den er gerade so dringend brauchte. Es folgte wenige Sekunden Schweigen. „Ich weiß nicht wie ich es dir sagen soll“, flüsterte Hyde und stahl sich somit noch einige Sekunden. Tetsu jedoch zog nur anklagend die Brauen nach oben und schüttelte den Kopf. „Sag es einfach! Ich werde dich für nichts, was du getan hast umbringen.“ Unsicher senkte Hyde sein Gesicht, schloss die Augen und begann zu sprechen. „Es ist... wegen Gackt.“ „Also habt ihr euch doch gestritten, mir kam das schon von Anfang an so komisch vor!“ fiel Tetsu Hyde gleich ins Wort. Doch was folgte war ein noch unsicheres Kopfschütteln des Sängers. „Nein, wir haben uns nicht gestritten, nicht direkt. Es... es ist etwas völlig anderes. Er....“ Er stoppte und fuhr sich etwas zittrig durch die, ins Gesicht fallenden Haarsträhnen. ~Oh je, ich hoffe das geht gut.....~ Tetsu sah ungeduldig auf das gesenkte Haupt seines Gegenübers. Es machte ihn regelrecht wahnsinnig, dass Hyde sich mit der Wahrheit soviel Zeit ließ. Zeit die er heute einfach für komplette Verschwendung empfand. Hyde seufzte schwermütig. „Er hat mir gesagt, dass...“, und dann nahm er all den Mut, den er in den letzten Sekunden aufbringen konnte zusammen, blickte Tetsu direkt in die Augen und nickte. Wenn es Tetsu schon erfahren sollte, dann mit einem Blick der keine Zweifel aufkommen ließ. „Er hat sich in mich verliebt.“ Nun war es endlich raus, der Anfang der ganzen Wahrheit. Beängstigende Stille folgte. Tetsu schaute ihm starr in die Augen. Und man sah es in seinem geschockten Blick, dass er damit jetzt nicht gerechnet hätte. Doch obwohl Tetsu quälend lange Sekunden weder positive noch negative Reaktion zeigte, fühlte sich Hyde nicht weiter unsicher oder unwohler, im Gegenteil es war Befreiung seiner selbst, die ihn durchflutete. Tetsu wusste zwar noch nicht die ganze Wahrheit, jedoch bereits jetzt merkte Hyde, dass es einfach nur die beste Lösung war darüber zu reden. Vorsichtig blickte er Tetsu entgegen, dieser nahm anscheinend erst jetzt wirklich wahr, was Hydes Worte zu bedeuten hatten. „Was?“ kam es endlich von Tetsu. Er hatte ihn natürlich verstanden, doch mit dem Glauben haperte es noch ein wenig. „In Paris hatte er es mir gestanden. Na ja,... eigentlich erst als wir uns... Das Dumme ist nur, dass ich es irgendwie geahnt hatte, aber doch nicht wahr haben wollte. Und nun...“ Hyde stoppte, bevor er das Wichtigste erzählen würde, doch Tetsus nachdenklicher und dringlicher Blick zwang ihn sofort fortzufahren. „Und dann...“ „STOP!!!.... Warte mal. Nachdem ihr was gemacht habt? Du hast da was ausgelassen, wenn du mich fragst.“ Hyde seufzte. Es half ja nichts, er musste es ihm sagen. Auch die Dinge, an die er selbst schuld war. Der Kuss,... das Wichtigste und der Auslöser für all diese Misere. Hyde kniff die Augen zusammen und murmelte gerade so verständlich... „... nachdem wir uns... geküsst haben.“ Tetsus Blick wandelte vom zweifelnden zum skeptischen. Er konnte nur schwer Hydes Worten folgen, auch wenn sie vom Inhalt eher simpel waren. Er begriff die Situation einfach nicht. „Ihr habt euch geküsst?“ fragte Tetsu grinsend nach. Irgendwie hatte Hyde das Gefühl, sein Freund würde es als Scherz abtun, aber das war es nicht. Es war Ernst, purer Ernst. Und auch wenn er glaubte, das alles wäre doch gar nicht so schlimm, dann sollte er lieber erst einmal weiter zuhören und sich am Ende sein Urteil bilden, welches mit Sicherheit nicht als Witz abging. Obwohl Hyde etwas wütend über Tetsus verharmlosender Reaktion war, nickte er flüchtig als Antwort. „Du meinst wohl,... Gackt hat dich geküsst“, wollte Tetsu berichtigen, darauf jedoch bekam er ein heftiges Kopfschütteln und einen verlegenen Blick zu geschleudert. „WIR haben uns... geküsst!“ verdeutlichte Hyde noch einmal die Lage. Anscheinend hatte Tetsu doch richtig zugehört und verstand endlich worum es ging, denn plötzlich konnte der Kleinere einen eher besorgten Zug im Blick seines Freundes feststellen. „Also du meinst,... es kam auch von dir?“ fragte der selbst ernannte Therapeut unsicher nach. „Ich weiß auch nicht wie das passieren konnte! Wir haben ein wenig herumgealbert und dann lag er irgendwie über mir und dann... dann hat er mich geküsst, einfach so und ich Blödmann war voll weggetreten,... ich hab’s erwidert... es ist eben einfach so passiert...“ Es fiel ihm sichtlich schwer darüber zureden, auch wenn Tetsu das alles noch nicht recht begreifen konnte. „Und habt ihr auch...“ „NEIN!!!!“ brüllte Hyde plötzlich wie aufgestachelt. „Ok, ich wollt nur fragen“, beteuerte Tetsu und erntete dafür ein genervtes Augenrollen seinen Gegenüber. „Ich weiß einfach nicht, was ich machen soll Tetsu,...“ „Ok, nur damit ich das richtig verstehe,... Ihr habt euch geküsst und daraufhin hat Gackt dir seine Liebe gestanden,...“ Hyde nickte. „Und was ist mit dir?“ fragte Tetsu, der gar nicht bemerkte wie lächerlich er mit seiner übertrieben hochgezogenen Augenbrauen aussah. „Wie meinst du das?“ flüsterte Hyde, obwohl er genau wusste worauf Tetsu eingehen wollte. „Na was empfindest du denn für Gackt?“ Ja, irgendwann musste ja diese extrem direkte Frage kommen, darauf war er vorbereitet, trotzdem war es ihm unangenehm nach seinen Gefühlen gefragt zu werden. Was glaubte er wohl? Würde es ein Problem darstellen, wenn er ihn nicht lieben würde? Wäre dann nicht alles bestens? War diese Frage nicht doch irgendwie völlig sinnlos? Würde er Gackts Gefühle nicht erwidern, dann würde er wohl kaum heute auf dieser Couch sitzen und Tetsu sein geplagtes Herz ausschütten. Ja diese Frage war tatsächlich unnötig, trotzdem wollte sie Tetsu wohl beantwortet haben. Etwas zu ahnen und etwas klar gesagt zu bekommen waren nun mal zwei verschiedene Schuhe. Ja da waren diese Gefühle, sie schlummerten in ihm und wenn er es nun wirklich ehrlich zugeben musste, dann schon länger als er es selbst ahnte. Er konnte sie nicht löschen, missachten aber auch nicht ausleben. Sie waren immer da... seine Gefühle zu dem Jüngeren, doch wusste er nie etwas mit ihnen anzufangen, war zu naiv um ihre wahre Bedeutung zu erkennen, hatte sie stets als normal definiert und verdrängte die stetige Erkenntnis, dass es Empfindungen waren, die er zu sonst niemand anderen hatte. Nicht einmal zu Megumi. Seine Gefühle waren definitiv stärker als die, die er für Megumi aufbrachte, intensiver und sinnlicher. „Ich hab ihm gesagt, dass es nicht auf Gegenseitigkeit beruht, aber ich...“ „Du liebst ihn!“ tat Tetsu seine Feststellung, die er soeben getroffen hatte, kund. Er sprach das aus, wozu Hyde nicht in der Lage war, die Wahrheit, die einzige Wahrheit, etwas anderes wäre nur die reinste Lüge. Und doch, Hyde konnte ihm nicht einmal widersprechen, so klar war es, so wahr, eindeutig und zutreffend. Er wusste genau was er für Gackt empfand, doch hatte er Angst es irgendjemanden zu gestehen, am allerwenigsten Gackt persönlich, aus Angst ihm oder Megumi mit seinem Gefühlen zu verletzten. Doch als er genau dies aus Tetsus Mund hörte, diese Worte die er sich sonst nur gedacht hatte, stockte sein Atem. Er war sprachlos. War er denn wirklich so leicht zu durchschauen? Sah man es ihm schon am Blick an? Tetsu seufzte, nachdem er sich einen großen Schluck aus seinem Wasserglas genehmigt hatte. Es war wohl doch etwas ernster als er am Anfang geglaubt hatte. Hyde stand kurz vor der Hochzeit mit Megumi, mit der er schon länger als 8 Jahre zusammen war. Sie liebte ihn über alles, doch nun war da auch Gackt, der wohl auch schon etwas länger in Hyde verliebt war. Das Problem allerdings war, dass Hyde Gackt auch liebte, es ihm aber nicht gestand, weil er Megumi nicht ins Unglück stürzen wollte. Und diese Sorge war auch völlig berechtigt, das wusste er. Das war allerdings ein Problem und nun verstand er auch wie Hyde sich in letzter Zeit gefühlt haben musste. Einsam, weil er mit niemanden darüber reden konnte. Verlassen, weil er sich selbst Gackt nicht anvertrauen konnte. Er konnte nicht einfach mit Megumi Schluss machen und sich daraufhin gleich Gackt an den Hals hängen, das wäre unsensibel und völlig unangebracht, jedoch seine wahren Gefühle immer im Untergrund zu halten, sie zu unterdrücken war auch nicht die beste Lösung. Das einzige was helfen würde, wäre die Wahrheit... die ganze Wahrheit. Auch wenn sie einer Person Schmerzen zufügen sollte, sie musste ausgesprochen werden. Dafür würde sich Tetsu einsetzten. Er liebte Megumi zwar als Freundin und als zukünftige Ehefrau seines besten Freundes, jedoch war ihm die glückliche Zukunft Hydes am allerwichtigsten. Und wenn diese mit Gackt war, dann sollte es verdammt noch Mal auch so sein. Und wenn Hyde zu feige war sich dies einzugestehen, dann war es wohl seine Aufgabe ihn darauf zu stoßen und ihn auf diesen einzig richtigen Weg zu bringen. „Du darfst dir nicht länger etwas vormachen. Das ist nicht gut und hilft niemanden, am allerwenigsten dir selbst. Du hast zwar gesagt, dass du ihn nicht liebst, aber in Wirklichkeit ist es ganz anders“, meinte Tetsu, während er sich von der Couch zog und Hyde von oben herab betrachtete. Dieser verstand, was sein Freund meinte, wagte es jedoch nicht dazu zu nicken. Vielmehr starrte er in die Luft, überdachte die Meinung des Jüngeren. Natürlich war es richtig, was er sagte, jedoch war es weitaus nicht so einfach wie es sich anhörte. Zu sich selbst stehen, einem nichts mehr vormachen,... ja soweit war er selbst auch schon gekommen. Aber wie sollte er weiter vorgehen? Hyde schüttelte verzweifelt den Kopf. „Weißt du was, Doiha? Ich wollte das eigentlich nie sagen, da ich mir immer unsicher war, was das betrifft, aber da ich jetzt endlich weiß wie du wirklich fühlst...“ Nun ergatterte Tetsu einen fragenden Blick seines kleineren Freundes. „Das hört sich jetzt vielleicht merkwürdig an, aber irgendwie... hab ich da immer was zwischen euch beiden bemerkt,...“ Die Augen des Kleineren wurden größer. „Bemerkt? W-Was meinst du damit?“ fragte er unsicher und abwartend. Tetsu setzte sich erneut zu Hyde auf das Sofa, sah diesen in die Augen und lächelte ein wenig. „Na ja.... eure Blicke. Ihr seht euch an, nicht so wie normale Freunde, als wäre da eben mehr... Aber es war wohl früher von deiner Seite noch eher... unbewusst...“, stammelte Tetsu etwas herum, beobachtete dabei den verwirrten Blick Hydes. „...unbewusst...?“ wiederholte Hyde schockiert. Wenn es Tetsu schon gemerkt hatte, gab es dann auch andere die es sahen, die es spürten und sich darüber kaputtlachten. Ob es Megumi auch wusste? Ob sie auch von seinen Gefühlen zu Gackt ahnte, damals schon, als es ihm selbst noch nicht bewusst war? Gefühle, die er anscheinend doch ausgelebt, aber selbst nicht einmal bemerkt hatte? Wie lange hatte er eigentlich schon diese Gefühle? Monate, Jahre? Wieso wusste er es nicht? War es wirklich schon von Anfang an? Oder doch erst seit den letzten Monaten? Wieso hatte er es nicht gleich gemerkt? Weshalb hatten sich seine Empfindungen zu den Jüngeren so versteckt gehalten? Hatte er es selbst getan? Und wieso? Hyde war verwirrt, und je länger er darüber nachdachte desto verworrener wurde es. Es war einfach schon viel zu lange,... doch jetzt erst hatte er sich diese Liebe gestanden. Wahrscheinlich Jahre später. War so etwas überhaupt möglich? Konnte man einen Menschen lieben, und es selbst nicht wissen? Und nun war es zu spät,... zu spät für sie beide, da er jetzt keinen Schritt mehr zurückgehen durfte. Was hatte er Megumi nur angetan, in dem Moment, als sie sich verlobt hatten? Er hatte ihr wehgetan, obwohl er es nicht wollte. Er wollte ihr keine Schmerzen zufügen... und doch wollte er schon damals keine Verlobung, geschweige denn eine Hochzeit. Und das nur, weil er beschränkt für wahre Gefühle war. Aber was hatte er denn für eine Wahl? Keine... es gab einfach keine andere Wahl. „Doiha, mach dir nicht so viele Gedanken. Ich kann verstehen, wie du dich jetzt fühlst...“ Konnte er das wirklich? Wusste er wirklich wie schuldig er sich fühlte? Wusste er, dass er für alles, was mit Megumi geschehen war, verantwortlich war, dass es seine eigene Schuld war? Und dass er derjenige sein würde, der Megumi irgendwann endgültig zerstören würde? Hatte er wirklich eine Ahnung vom Ausmaß dieser verdammten Gefühle zu Gackt? Hyde konnte den Worten seines Freundes nicht mehr folgen, zu sehr war er in seinen Gedanken versunken, zu sehr schmerzte die Wahrheit und die Erkenntnis, dass er keine andere Wahl hatte als so weiter zu machen wie zuvor. Wenn man vor einer Wahl steht, vor einer Abzweigung, die zwei Wege zeigt... sollte man immer den schwereren, steinigeren Weg einschlagen, denn der leicht zu scheinende war meistens der Falsche. Hatte er dies nicht schon gelernt, damals als das mit Megumi passiert war,... als es ihm schlecht ging? Aber warum hatte er nun doch wieder diesen Drang den leichteren Weg zu gehen? Einfach die Augen zu schließen und es an sich vorbeiziehen zu lassen, da zu sitzen und alles zu vergessen, was einen glücklich macht? Einfach nur feige zu sein? Ja, er liebte Gackt, mehr als alles andere! Das war die Realität... Anfangs wusste er nicht, ob es wirklich richtig war Tetsu darin einzuweihen, doch nun war er sich sicher, ja es war richtig. Es tat gut ihm alles zu erzählen und Tetsus Meinung dazu zu hören, auch wenn dieser anscheinend nicht zu 100% verstand, was passieren würde,... würde er einfach so seinem Rat folgen. „Doiha, erzähl mir genau, was ihr während eures Urlaubs gemacht habt. Wo wart ihr, was habt ihr gesehen? Wie waren die Menschen?“ Hyde lächelte erleichtert. Er war froh, dass Tetsu vom Thema Gefühle abgehen wollte und zu einem etwas Entspannterem übergriff. Obwohl er wusste, dass er irgendwann im Laufe seiner Erzählung wieder am Wendepunkt angelangen und erneut beim Kuss und Liebe stehen würde. Aber Tetsu wusste wohl genau, wie er Hyde die Anspannung, die aufgekommen war, nehmen konnte. Also begann der Kleinere zu erzählen, alles, was geschehen war, alles, was ihn glücklich gemacht hatte, alles, was ihm Gackt gegeben hatte... Wohlbefinden, Spaß aber auch Angst. Er erzählte über alles, was ihn beeindruckt hatte, und über alles, was er dachte. Auch über die Tage danach und von Gestern, als Megumi seine Kette, die er von Gackt geschenkt bekommen hatte, fand. Und über seine Sorgen, die er seitdem hatte, dass sie von seiner Liebe zu Gackt ahnen könnte. Und dann wiederum sprach er auch darüber, wie sehr er seine Freunde vermisst hatte, vor allem Tetsu, der sonst, wie auch jetzt, immer mit dem richtigen Worten zur Seite stand. Dafür bedankte er sich,... obwohl er wusste, dass dieser nie ein Dank verlangen würde. Auch wenn es lange dauerte, und sich die Sonne schon längst am Horizont wieder fand, hörte ihm Tetsu aufmerksam zu und half seinen Freund mit aufbauenden Worten, die ihm Hoffnung geben sollten. „Alles würde sich klären“, verdeutlichte Tetsu immer wieder und Hyde nickte, obwohl er im Moment vielleicht noch nicht wusste, wie. * Es war nun bereits kurz vor Mitternacht. Die Zeit war so schnell vergangen und keiner der beiden hatte es so richtig bemerkt. Erst als sich der knurrende Magen des Sängers meldete, mussten sie feststellen, dass sie bis in die Nacht hinein geredet hatten. Tetsu wurde auch endlich munterer, seine Kopfschmerzen waren schließlich Geschichte, auch wenn er noch nicht zu 100% fit war. „Ich hab im Moment richtig viel zu tun,... von einem Fotoshooting zum nächsten und dann steht bald der Videodreh zu meiner Single an“, erzählte Tetsu nachdem die beiden von der Küche, wo sie schließlich zu Abendbrot gegessen hatten, zurück ins Wohnzimmer schlenderten. „Nächste Woche hab ich dann ein Fotoshooting im Zoo“, lachte der Größere und verdrehte genervt die Augen, damit konnte er seinem Gesprächspartner ein schadenfrohes Grinsen entlocken, der sich gerade zum zweiten Mal an diesen Tag auf dem breiten Sofa gemütlich machte. „Im Zoo? Bei den Rehen und Elefanten oder was?“ grinste Hyde und zwinkerte. „Gott, hör bloß auf,... ich hoffe, ich komm da wieder heil raus“, scherzte Tetsu und gesellte sich zu seinem Freund auf das Sofa. Nachdenklich nippte er an seinem neuen Wasserglas, welches er sich aus der Küche mitgenommen hatte, und schüttelte mit dem Kopf. „Vielleicht solltest du es auch endlich mal in Angriff nehmen“, sagte Tetsu, nachdem er einen großen Schluck genommen hatte. Während Hyde weiter vor sich hin grinste, griff Tetsu nach dem Telefon neben sich, blickte seinen Freund ernst in die Augen und nickte, dann drängte er Hyde dieses in die Hand zu nehmen. Irritiert blickte der Kleinere auf den schwarzen Hörer, der ihm direkt unter die Nase gehalten wurde und murmelte: „Was?“ Tetsu seufzte etwas genervt. „Ruf Gackt an und rede endlich mit ihm über den Song, den ihr zwei zusammen aufnehmen wollt.“ Hydes Augen weiteten sich. War das sein ernst? Er sollte Gackt anrufen, obwohl er noch nicht einmal auf irgendeine annehmliche Lösung gekommen war? Geschockt saß Hyde regungslos da und starrte seinen jüngeren Freund verständnislos in die braunen Augen. Dann schüttelte er langsam mit dem Kopf, als er merkte, dass es Tetsu wirklich ernst meinte. „Ich weiß nicht Tetsu,... ich überlege sogar schon das mit dem Song abzublasen. Ich weiß nicht ob das so eine gute...“ „Hey!!! Du Dummkopf! Wenn du das nicht tust, dann schmeiße ich dich aus unserer Band und such mir einen neuen Sänger, klar?“ stellte Tetsu ernst fest und fuchtelte weiter mit dem Telefonhörer vor der Nase seines 'noch' Frontsängers herum. „Aber... wieso jetzt denn? Ich kann ihn doch auch noch später anrufen...“, heulte Hyde und blickte Tetsu flehentlich in die Augen. „Du wirst ihn jetzt und hier anrufen. Ich kenne dich doch. Wenn du es jetzt nicht machst, wirst du es nur wieder vor dich herschieben und in 5 Monaten es immer noch nicht gemacht haben.“ Wahre Worte, die er nicht abstreiten konnte. Aber trotzdem,... ihn jetzt anzurufen ging wirklich etwas zu weit. Das konnte er einfach nicht. Das letzte Telefongespräch mit ihm war schon die reinste Katastrophe geworden. Verbittert und kopfschüttelnd blickte Hyde auf den Hörer. „Deswegen wirst du ihn jetzt anrufen, vor meinen Augen!“ verdeutlichte Tetsu noch einmal und begann damit die Nummer des Solosängers einzugeben. „Was machst du da? Lass das!“ keifte Hyde hektisch und entriss ihm das Telefon. „Ich kann ihn jetzt nicht anrufen, es ist Mitten in der Nacht und außerdem...“ „Doiha, jetzt tu bitte nicht so, als würde Gackt pünktlich um 22 Uhr brav im Bett liegen. Du weißt es doch, oder kannst du dich nicht mehr an seine nächtlichen Anrufe erinnern, die dich sonst immer so genervt haben? Er ist nicht so’n Penner wie du.“ „Penner?“ brüllte Hyde beleidigt. „Ist doch wahr, du könntest den ganzen Tag durchschlafen und wärst dann immer noch müde“, lachte der Größere und zog Hyde das Telefon aus den Händen. Ein beleidigtes Schnaufen folgte, welches Tetsu aber nicht als sonderlich ernst einstufte. „Da wir das jetzt geklärt hätten, kannst du ihn ja anrufen. Er freut sich sicherlich“, grinste er und wählte erneut die Nummer des Mannes, um den sich heute alles zu drehen schien. „Aber was soll ich ihm denn sagen?“ fragte Hyde unsicher. Tetsu reichte ihm den Hörer und lächelte. „Es geht um den Song, also sollte es dir nicht allzu schwer fallen, da etwas zum reden zu finden, mh?“ Verunsichert nahm Hyde den Hörer in die Hand, hielt ihn an sein rechtes Ohr, während er seinen Freund verzweifelt ansah. „Es ist ein Lovesong“, flüsterte Hyde noch verunsicherter als noch vor ein paar Sekunden, als er noch nicht darüber nachgedacht hatte, wie der Song am Ende aussehen würde. ~Na prima~, dachte Tetsu, lächelte allerdings nur und fand die Idee, die beiden erst einmal beruflich zusammenzuführen eigentlich gar nicht mal so schlecht. Vielleicht klärte sich ja alles von selbst, würden die beiden einfach wieder mehr zusammenhängen und na ja, wenn sie dabei waren einen Lovesong auf die Beine zu stellen, was konnte romantischer sein? ~Du bist ein Genie, Tetsu!~ lobte er sich selbst. Es vergingen einige Sekunden, in denen Hyde nur ein stetes Tuten hörte, welches ihn jedoch nur noch nervöser machte. Sein Herz klopfte ihm bis zum Hals und die Tatsache, dass Tetsu dabei war, beruhigte ihn keineswegs,... im Gegenteil. Er war aufgeregt und hoffte, dass Gackt nicht da war und wenn doch, dass er die richtigen Worte fand und auch aussprach. Diese quälend langen Sekunden, die ihm mehr wie Minuten vorkamen zehrten an seinen Nerven. Worauf hatte er sich nur eingelassen? Wieso ließ er sich immer wieder von Tetsu sagen, was er zu tun hatte? Er wollte doch eigentlich gar nicht anrufen, aber er wusste, dass Tetsu ihn nicht eher von hier verschwinden ließ, bevor er nicht dieses Telefonat durchgeführt hatte. Aber was sollte er sagen? Er wollte nicht zu angespannt wirken,... aber auch nicht zu seltsam... Aber je länger er darüber nachdachte, desto absurder kamen ihm seine zurecht gelegten Worte vor. Er war verzweifelt und dies kümmerte Tetsu anscheinend nicht im Geringsten. Er wusste, dass dieser es in seinem Gesicht sehen konnte, wie wütend und verzweifelt er war. Gerade als er wieder auflegen wollte, um Tetsu gehörig die Meinung zu geigen, stockte ihm der Atmen, denn am anderen Ende wurde abgehoben. „Ja?“ kam es von der anderen Seite. Es war eindeutig Gackt. Stille folgte. Alles war wie aus seinem Kopf gelöscht, sobald er nur diese Stimme hörte. Sie ließ ihn erstarren und alles um ihn herum vergessen. Er wusste nur, dass er hier auf dem Sofa saß und seine Stimme hörte. Er rührte sich nicht, schwieg. Erst als ihm Tetsu ordentlich in die Rippen stieß und ihn daran erinnerte, weshalb er überhaupt ein Telefon in der Hand hielt, kehrte Hyde in die Realität zurück. „...ähm...“ „Haido? Bist du das?“ unterbrach der Solosänger den Kleineren. Worte fehlten ihm,... er war wieder einmal sprachlos, wie es scheinbar zur Gewohnheit wurde, war Gackt in seiner Nähe. Verbissen presste er die Hand zur Faust und versuchte Herr der Lage zu werden. Irgendetwas sagen, das konnte doch nicht so schwierig sein, dachte er, aber die Realität sah mal wieder völlig anders aus. „Ja, ich bin’s,... ich hoffe ich störe dich nicht.“ Tetsu schmunzelte, als er bemerkte, wie sein verzweifelter Freund tief durchatmen musste, um sich einen normalen Tonfall in der Stimme zu verschaffen, denn der soeben gesprochene Satz kam etwas... seltsam brummig rüber. Er verstand natürlich wie überrumpelt sich Hyde gerade fühlen musste, aber es war nun mal das Beste, endlich Klarheit in die Sache zu schaffen und dazu waren Gespräche nun einmal dringend erforderlich. „Nein, ich hatte gerade eh nichts zu tun. Schön...dass du anrufst...“ Selbst in Gackts Stimme konnte man ein leichtes Zittern hören, welches Hyde nur zu deutlich spüren ließ, wie aufgeregt auch er sein musste. „...ja....“, hauchte Hyde nur in den Hörer. Erneutes Schweigen kehrte zwischen den beiden. Eine seltsame Abgespanntheit beherrschte die Situation, die das Gespräch massiv störte. ~Wie soll das nur noch weitergehen? Jedes Mal, wenn ich mit ihm rede oder nur in seiner Nähe bin, werde ich nervös und weiß nicht, was ich sagen soll... dabei wollten wir doch...~ „Weswegen... rufst du denn so spät noch an?“ unterbrach Gackt Hydes Gedanken. Und dieser war eigentlich ganz froh, dass Gackt selbst danach fragte, auch wenn es sich albern anhörte nach dem Grund zu fragen, wenn man selbst angerufen wurde. Natürlich war es lächerlich,... das Ganze hier war total lächerlich geworden, trotzdem musste er es nun durchziehen. „Es... geht um den Song. Ich wollte fragen, ob wir vielleicht...“ Ein kurzer Blick der nach Tetsus Augen suchte und stumme Fragen stellte. Dieser jedoch grinste nur und wies mit einer Handbewegung an, weiter zu reden. Hyde seufzte innerlich und fuhr etwas leiser fort. „...uns irgendwann mal treffen und darüber reden könnten.“ Tetsu runzelte verwirrt die Stirn. Hyde wandte seinen Blick von seinem Freund ab, starrte nun stattdessen auf das Kissen neben sich, das ihn mit seiner seltsamen Musterung auszulachen schien. Er wusste selbst, dass er sich da gerade in einer unausweichlich prekären Situation befand. Er hatte ihn gerade um ein Treffen gebeten. Sie würden sich also sehen und genau das könnte ein Problem darstellen. „Ein... Treffen?“ kam die Nachfrage des Jüngeren am Telefon. „Ja natürlich,... wir müssen doch noch so viel klären,... deswegen wäre es doch besser, wenn wir uns... treffen, oder?“ log Hyde gekonnt, als hätte er kein Problem damit, dem Jüngeren gegenüberzustehen. Nun war es Gackt der schwieg. Das verunsicherte Hyde so sehr, dass er kurz davor stand einfach aufzulegen und die ganze Sache von vorn bis hinten erneut zu überdenken und schlussendlich zu vergessen. War doch sowieso totaler Schwachsinn, die ganze Idee mit dem Song, dessen Ursprung eindeutig seine unerwarteten Gefühle zu dem Jüngeren waren. Das hatte er inzwischen leider so zuordnen müssen, und aus diesem Grund fürchtete er die Zusammenarbeit mit dem Sänger. Zu sehr bereitete es ihm Sorge, dass Gackt seine Gefühle erkennen könnte und er diesmal nicht im Stande war die Grenze, die zwischen ihnen lag, zu akzeptieren. „Ok... wenn du meinst, dann treffen wir uns. Wie wär’s denn mit morgen?“ sprach Gackt dann endlich, ohne jedoch seine Skepsis aus der Stimme verbannen zu können. „Morgen ist ok“, murmelte Hyde erleichtert. Erleichtert deswegen, weil Gackt ihm diese schwere Entscheidung abnahm. „Und wo?“ Ein leicht erstaunter Blick der zu Tetsu schweifte. „Wo? Ich… ähm... wie wäre es...“ Auf keinen Fall sollte dieses Treffen bei ihm oder sogar bei Gackt stattfinden. Mit ihm allein zu sein, das wäre ja als würde er sofort zustimmen mit ihm eine Beziehung einzugehen. Zumindest in ihrer Situation. Nein, ein öffentlicher Ort war viel angebrachter und sicherer. Nicht dass er Angst vor dem Jüngeren hatte, nein es war viel eher die Angst vor sich selbst, die den Sänger plagte. Er hatte Angst vor den Gefühlen, die überhand gewinnen könnten und dass etwas zu Bereuendes passieren könnte. Etwas verzweifelt starrte er in Tetsus Augen und suchte nach einer Antwort. Jedoch diese Augen, die ihm irgendeine Hilfe sein sollten, waren es nicht. Nein, im Gegenteil, sie trugen dazu bei, dass er sich nun endgültig zum Affen machte. Er verzerrte sein Gesicht und schloss die Augen. Denn das erste, was ihm einfiel, sprudelte einfach so aus seinem Mund, ohne noch einmal die Gelegenheit zu nutzen darüber nachzudenken und es möglicherweise doch als albern abzustempeln. „... im... im Zoo“, kam es unkontrolliert über seine Lippen. Und genau dafür hätte er Tetsu am liebsten eine reingehauen, denn natürlich war es allein seine Schuld, dass er sich hier so unmöglich um Ernsthaftigkeit redete, sobald er auch nur den Mund aufmachte. Was war denn nur los? War er denn nicht mehr im Stande das Gehirn einzuschalten? Er fühlte sich als hätte sich alles selbständig gemacht, sein Herz ja sowieso, aber nun auch sein Mund? Er wagte es kaum die Augen zu öffnen, weil er genau wusste, dass sich Tetsu spätestens jetzt kaputtlachen müsste. Und es war ihm ja noch nicht einmal zu verdenken. Er selbst würde es womöglich auch so tun, würde Tetsu an seiner Stelle ein solch dämliches Verhalten an den Tag legen. „Im Zoo?“ kam es überrascht von Gackt. „Ja, warum nicht, hast du ein Problem damit?“ antwortete Hyde hastig, während er bemerkte, wie ihm die Wut in den Kopf stieg. Er kam sich in der Rolle des Idioten, der sich vor lauter Herzklopfen um Autorität schwatzte, ziemlich blöd vor. Er wollte es so schnell wie möglich hinter sich bringen, dieses dumme Gespräch, das von vornherein zum Scheitern verurteilt war. Er hatte es doch gewusst, aber Tetsu wollte es ja nicht glauben. Und außerdem hatte er es so ziemlich satt, es jedem recht machen zu wollen. Er war sauer. Im Moment sogar auf Gackt, der ja eigentlich gar nichts dafür konnte, und genau diese Tatsache machte ihn noch wütender. Wie konnte er nur so dämlich sein und sich in diesen Mann verlieben? „Nein, aber...“, kam es plötzlich aus dem Telefon. Hyde seufzte genervt. „Also dann treffen wir uns um halb 1 am Eingang des Ueno Zoos, ok? Ich muss dann aufhören, Gackt.“ Selbstzweifel und die schon erwähnte Wut brodelte in ihm. Wut auf sich selbst und Zweifel daran, dass es eine so gute Idee war, ihn anzurufen. „Ist in Ordnung, ich werd kommen.“ „Dann ist ja gut,...Gute Nacht, Gackt“, und schon legte er auf und beendete ruckartig das Gespräch, ohne auf Antwort des Jüngeren zuwarten. Zornig starrte er auf das Telefon in seinen Händen, welches er dann unsanft in die Ecke der Couch warf. Was hatte er da nur angerichtet? „Scheiße!“ fluchte er schließlich und schlug sich die Hände vor das Gesicht. Das schadenfrohe Lachen von Tetsu hallte durch den Raum, welches natürlich vollkommen berechtigt war. Wie sonst sollte man als Außenstehender auf diese Dummheit reagieren? Trotzdem machte es den Kleineren wütend, dass sich Tetsu, der ja eigentlich der Hauptschuldige daran war, einfach so das Recht herausnahm, sich über ihn lustig zu machen. „Sag mal Doiha, weißt du eigentlich, was du da für einen Mist zusammengequatscht hast?“ Der Angesprochene verdrehte die Augen. „Du bist doch schuld. Ohne deine Drohungen hätte ich doch niemals angerufen und mich zum Idioten gemacht“, rechtfertigte er sich und tat eine böse Miene zum dramatischen Spiel. Tetsu schüttelte grinsend den Kopf. „Es hätte auch fürs erste nur ein Telefongespräch gereicht, um über den Song zureden, aber du wolltest dich ja unbedingt mit ihm treffen.“ Hyde riss seine Augen auf und sah seinen Freund entsetzt an. „Da siehst du mal wie groß deine Sehnsucht nach ihm ist“, fügte er noch kichernd hinzu und erntete dafür zornige Blicke seines Freundes. „Was? Was hätte ich denn sonst machen sollen?“ „Du kannst doch erst höchstens irgendwelche Termine mit ihm vereinbaren oder was willst du im Zoo so lange mit ihm bereden?“ Darauf wusste Hyde keine Antwort. Tetsu hatte ja Recht, er hätte sich nicht einmal mit Gackt treffen müssen. Wenn er länger darüber nachgedacht hätte, wäre ihm das bestimmt klar geworden. Aber nun war er mit Gackt verabredet. Irgendwie würde nun das geschehen, was er vermeiden, aber sein verdammtes Unterbewusstsein wohl irgendwie nicht akzeptieren wollte. Trotzdem, er musste zugeben, dass ihm die Gespräche mit dem Jüngeren fehlten. Er vermisste ihn fürchterlich. Er wollte ihn sehen, in seiner Nähe sein,... trotz seiner Angst, dass alles schief laufen könnte. „Und warum der Zoo?“ wollte Tetsu wissen und blickte fragend in Hydes Augen, die immer noch pure Verzweiflung und Zorn widerspiegelten. Ein leises Seufzen erhielt er als Antwort, bevor sich Hyde langsam in die gemusterten Kissen zurücksinken ließ. „Ich weiß es nicht. Du kamst mir doch vorhin mit dem Zoo an. Mir ist einfach nichts Besseres eingefallen...“, murmelte Hyde deprimiert. „Ach komm schon, Doiha-chan... so schlimm wird's bestimmt nicht.“ „Das sagst du so leicht, ich weiß gar nicht was ich sagen soll,... wahrscheinlich werden wir nur stumm nebeneinander herschlendern und bei jeder flüchtigen Berührung aufschrecken.“ „Ja du vielleicht, aber Gackt doch nicht.“ „Die Affen werden uns anglotzen und nicht umgekehrt“, warf Hyde verzweifelt in den Raum, nachdem er sich seufzend durch die Haare gefahren war. Man konnte die Verzweiflung regelrecht im Gesicht des Kleineren ablesen. Tetsu hatte mittlerweile tatsächlich Mitleid mit seinem Freund, trotzdem war er mit belustigenden Bemerkungen immer noch nicht verlegen geworden. „Na das ist doch toll, nichts ist romantischer als vor dem Affenkäfig zu stehen.“ Und schon wieder dieser tödliche Blick, der bei Tetsu jedoch nur ein schmunzelndes Lächeln zauberte statt Angst einzuflößen. „Jetzt hör endlich auf damit, dich über mich lustig zu machen, sonst steig ich von selbst aus unserer Band aus. Und das erkläre dann mal Ken und Yuki, darauf wäre ich sehr gespannt“, sagte Hyde spröde und schüttelte den Kopf. Tetsu grinste reuevoll und entschuldigte sein schadenfrohes Benehmen. „Sorry, du hast recht... tut mir Leid, Doiha!“ Als Unterstreichung seiner Worte legte er seine Hand brüderlich auf Hydes Schulter. „Du darfst das nicht so ernst sehen. Verhalte dich morgen einfach ganz normal. Sei du selbst, dann klappt das schon.“ Skeptisch blickte Hyde in Tetsus Augen. ~Ich soll ich selbst sein? Wenn das nur so einfach wäre...~ *~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Ganz genau,... ein Zoo Besuch mit Gackt steht an!^^ Wie das wohl werden wird? Drücken wir den beiden lieber mal ein wenig die Daumen, dass es nicht unglücklich Enden wird, das Treffen!^^ Ja Tetsu als Hydes persönlicher Psychologe wird wahrscheinlich etwas öfter auftauchen^^ Aber Tetsu kann schon fies sein, findet ihr nicht? Der arme Haido kommt extra zu ihm weil er Sorgen hat und Tetsu macht sone Scherze... wenn wir Hyde gewesen wären, dann wäre Tetsu nicht heil davon gekommen....^^““ Aber so ist ja unser lieber Haido ja nicht, ne? ^__^ Oh man... als ich (San) die Stelle mit den Affen noch mal gelesen habe und das, wie sich Hyde das Treffen schlimmstenfalls vorstellt,... ich musste übelst anfangen zu lachen. Ich hab mir das nur bildlich vorgestellt und da wars aus mit mir... oh ich bin so gemein! XD Das ist eigentlich ein ernstes Thema und Kapitel, und dann komm noch solche Scherze...*pat* Wir hoffen es hat euch gefallen und bitten um eure lieben Kommis^^ Bis zum nächsten Kapitel! Lieben Gruß Eure Tenshis Kapitel 3: うその外見 ~Uso no gaiken~ -------------------------------- Kapitel 3: うその外見 ~Uso no gaiken~ Serie: Gackt // Hyde Disclaimer: Die beiden Hübschen gehören immer noch sich selbst und das Gleiche gilt für sonstiger Personen, die in der FF auftreten. Autoren: Tenshis Kommentar: Da sind wir wieder.^^ Diesmal ohne viele Worte. Nur ein kleiner Hinweis auf den Titel. Wir sind uns nicht zu 100% sicher ob das die richtige Übersetzung ist. Hat sich für uns einfach am plausibelsten angehört (wörtliche deutsche Übersetzung: „Falscher äußerer Anschein“ .... soll soviel wie „Falsche Fassade“ heißen) Geholfen hat uns die liebe Kimiko02... DANKE DIR dafür ^____^ *megaknuff* *~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ XXXX年07月02日 Auch wenn es sich irgendwie seltsam anhören mag, es ist tatsächlich so. Wir sind in Paris. Wie ich hierher gekommen bin, kann ich gar nicht so recht erklären, weil es sich auch so schon total unglaubwürdig anhört. Es ist seltsam. So vieles war heute geschehen. Und trotzdem kommt es mir so vor, als wären es nur einige Stunden gewesen. Ich bin müde... es war teilweise eine wahre Höllenfahrt. An die Sache mit dem LKW möchte ich eigentlich gar nicht mehr denken, weil mich das viel zu sehr anstrengt. Ich bin noch wütend, ja, aber die Kraft diesen Zorn auszuleben habe ich einfach nicht, obwohl ich es mir irgendwie wünsche. Hatte ich schon einmal erwähnt, dass Gackt vollkommen irre ist? Nein? Dann sollte ich es vielleicht jetzt mal tun? Er ist verrückt... und ich frage mich ständig, wieso ich ihn so mag. Wieso ich ihm alles verzeihe, was er tut, wieso ich trotzdem immer wieder seine Gegenwart genieße, obwohl ich in vielen Situationen bange es nicht überleben zu können. Was ist es, was mich so sehr an ihn bindet, dass ich es mir nie vorstellen kann ohne ihn zu sein? Ich weiß es nicht. Und wenn ich ehrlich bin, möchte ich es auch gar nicht wissen. Diese Situation in der Küche, es war seltsam. Sein Blick, diese Angst, die ich sehen konnte. Was war auf einmal los? Woran hatte er gedacht? Ich bin wirklich schrecklich müde. Schlafen werde ich wohl heute ziemlich gut… habe ich ja auch verdient, bei dem Stress, den ich heute hatte. Aber was ich erstaunlicherweise wirklich zugeben muss ist, dass ich heute den ganzen Tag keine Sekunde lang an Zuhause und Megumi denken musste. Keines meiner eigentlichen Probleme hatte mich heute belastet. Wie auch, ich hatte ja auch andere „Sorgen“ und Gackt hat mich wirklich ständig auf Trab gehalten. Ich denke, dass ist sehr positiv, auch wenn die Folgen manchmal nicht so gesund sind. Er entschuldigt sich ja auch immer wieder... und dass er es wirklich bereut, das sehe ich in seinen Augen. Er will es nicht, aber aus irgendeinem Grund tut er eben immer Dinge, die ich nicht mag. Aber mehr als es ihm zu sagen, kann ich ja auch nicht tun. Wie gesagt, ich möchte seine Freundschaft einfach nicht missen, niemals. Gute Nacht Hyde *~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ 5. Oktober XXXX Die dunkle Sonnenbrille auf der Nase, braune Haare, die er heute etwas struppiger gestylt hatte, und gewöhnliche, schwarze Klamotten, so lehnte der Solosänger an einer Säule hinter dem Eingang des Ueno Zoos in Tokyo. Zwischen den Fingern klemmte eine Zigarette, an der er ab und zu kräftig zog und deren blauen Dunst er langsam ausatmete. Auch wenn es alles andere als den Anschein machte, er war nervös... und zwar so sehr, dass er mehr als eine Stunde, vor seinem Treffen mit Hyde hier herkam und eine Zigarette nach der anderen rauchte. Nun sollte es also losgehen, seine Zusammenarbeit mit dem Älteren. Er scheute nicht seine Nähe, jedoch wusste er, dass er sich über kurz oder lang nicht zurückhalten können würde. Dies hatte er Hyde auch schon spüren lassen. Er wusste es... er kannte das Risiko, trotzdem wollte Hyde die Zusammenarbeit mit dem Jüngeren. Deshalb gab es auch eigentlich keinen Grund irgendwie Schuldgefühle oder gar Angst zu spüren, jedoch diese Nervosität fraß ihn innerlich regelrecht auf. Schon als der Ältere am Abend zuvor angerufen hatte, taten seine Gefühle einen mächtigen Sprung. Er konnte regelrecht hören wie aufgeregt Hyde war, und das wiederum hatte ihn auch noch nervöser gemacht. Wie erst würde es sein, wenn er ihm gegenüberstand, ihm in die Augen sehen konnte und dort wieder diese Ablehnung lesen würde. Und dann wiederum das Gefühl zu haben, Hyde würde doch mehr spüren als es ihm selbst bewusst war oder sein Blick preisgab. Würde er doch wieder versuchen seine Freundschaft aufs Spiel zu setzen, nur für einen wohligen Augenblick? Das war es worüber er grübelte,... schon die ganze Zeit, die letzten Tage und Nächte. Nein, es war nicht der Ort des Treffens und auch nicht der Song, der ihn zum Nachdenken brachte,... es war sein Handeln, welches er nur schwer voraussehen und kontrollieren konnte und das bereitete ihm Angst. Er war nicht gerade scharf auf eine Ablehnung seitens des Älteren, aber wie sollte er sich ihm gegenüber verhalten? Distanz bewahren,... vielleicht wäre das zu Anfang die beste Lösung. Die beste, aber nicht die leichteste, da war sich der Solokünstler sicher. Während der groß gewachsene Sänger die nun schon vierte Zigarette auf dem Boden austrat, traf der im schwarzen Ledermantel gekleidete Frontsänger L'Arc~en~Ciels im Eingang des Zoos ein. Gackt hatte ihn sofort bemerkt, denn auch wenn sich Hyde eher unauffällig verhielt, sein Aufzug war es allemal nicht. Er hatte ebenso eine schwarze Sonnenbrille auf der Nase, Standardrepertoire eines Stars eben. Unter dem schwarzen Ledermantel trug er ein dunkelrotes Hemd, dazu eine schwarze sehr stylische Stoffhose. Die langen Haare fielen ihm ins Gesicht und bedeckten teilweise auch die Sonnenbrille, die dazu auch noch jede Durchsicht auf die Augen verhinderte. Jeder, der auch nur einmal den Fernseher angeschaltet hatte, würde diesen Mann erkennen, dachte Gackt und seufzte, als ihm in den Sinn kam, dass er es selbst auch nicht besser gemacht hatte. Aber da Donnerstag war und wahrscheinlich sowieso kaum Menschen im Zoo waren, machte er sich keine weiteren Sorgen um irgendwelche Fanscharen, die diese Verabredung behindern könnten. Und wenn es doch soweit kam, konnten sie es immer noch abbrechen und sich erneut irgendwo anders verabreden. Warum dieser öffentliche Ort für geschäftliche Dinge gewählt wurde, war dem Solosänger zwar sowieso etwas seltsam vorgekommen, aber er konnte sich auch gut vorstellen, dass Hyde einfach nicht mit ihm allein sein wollte und er deshalb etwas in Bedrängnis war. Damit hatte er erfolgreich den ersten Schritt getan, Berufliches vom Privaten zu trennen. Auch wenn es nicht gerade Gackts Anliegen war es ihm gleichzutun, würde er es nicht mehr aushalten können. „Guten Morgen“, begrüßte Hyde seinen zukünftigen Gesangspartner lächelnd. Obwohl der Abend zuvor etwas turbulent und peinlich geendet war, hatte er sein unwohles Gefühl soweit abschütteln können. Im Moment sogar im Keim erstickt, denn der Song war es worum es heute gehen sollte, nichts Privates oder Ähnliches, also keine Gelegenheit sich selbst in die Enge zu treiben oder treiben zu lassen. Mit diesen Gedanken war der Ältere heute morgen aufgewacht, nachdem er sich, als er von Tetsu nach Hause ging, grübelnd und voller Sorge um den nächsten Tage, ins Bett gelegt hatte. „Morgen Haido“, entgegnete Gackt und nickte zurückhaltend den Kopf. Hyde hatte sehr wohl bemerkt, wie unsicher Gackt in der Begrüßung war. Ein Wunder war es nicht, denn wie so oft hatten sie sich sonst stets mit einer innigen oder manchmal auch flüchtigen Umarmung begrüßt, dies war heute aber aufgrund ihrer selbst vorgenommenen Distanzierung tabu geworden, so schwer es den beiden auch fiel. Es herrschte natürlich noch immer diese unbändige Anziehungskraft zwischen ihnen, die beide spürten, jedoch auch stark unsicher machte. Wenn es Hyde nicht zu ignorieren versuchte, würde er sogar behaupten, dass diese Anziehungskraft noch viel stärker war als noch vor ein paar Monaten. Also doch ein triftiger Grund eigentlich Angst vor der Zusammenarbeit mit dem Jüngeren zu haben. „Wie geht es dir, wie war die Party vorgestern?“ fragte Hyde und zog die Lippen zu einem leichten Lächeln. Er wollte diese Frage nicht stellen, jedoch seine angeborenen Höflichkeit zwang ihn auf den vorgestrigen Abend einzugehen und damit Fragen zu riskieren, die er eigentlich nicht beantworten wollte, denn würde er es wiederum nicht tun, dann würden sich umso mehr unangenehme Fragen auftun, die dem Jüngeren im Kopf schwirrten und um Aussprache sicherlich nicht verlegen waren. Gackt schmunzelte unhörbar, als ihm die Frage gestellt wurde. „Wunderbar,... vor allem nachdem mir Yuki eine unfreiwillige Dusche verpasst hatte“, entgegnete Gackt als Antwort. „Bist du deswegen sauer?“ wollte Hyde unsicher wissen, während er einige Schritte lief und Gackt in den Park des Zoos folgte. „An dem Abend schon, aber er war betrunken, also wäre eine Prügelei wohl nicht sehr angebracht gewesen.“ Hyde verzog ärgerlich das Gesicht, zwang sich jedoch nichts weiter dazu zu sagen. Streit wollte er im Moment auch nicht, obwohl ihm Gackts Ansichten manchmal gehörig gegen den Strich gingen. Stattdessen blickte er nur schweigend geradeaus und überlegte wie er das Gespräch in die richtige Richtung lenken konnte. „Hyde...“, platze Gackt plötzlich in seine Gedanken. Nach nur wenigen Schritten, die sie gelaufen waren, blieb der Jüngere stehen und richtete seine Sonnenbrille. „Ich weiß,... dir liegt sehr viel an dem Song, aber bist du dir ganz sicher, dass du das gerade mit mir durchziehen willst?“ fragte er geradeaus und zog skeptisch die Augenbrauen nach oben. Die Frage war durchaus berechtigt. War er sich sicher, dass sie es zusammen schaffen könnten, trotz dieser Mauer die zwischen ihnen existierte? Er wollte es versuchen... nicht an diese Gefühle zu denken, die ihm Schmerzen bereiteten,... er wollte alles ausblenden, alles was ihn an seiner Arbeit behindern könnte, aber würde er es auch wirklich schaffen können? Und was war mit Gackt? Hatte er diese Fragte gestellt, weil er selbst auch daran zweifelte? Hyde schüttelte entschlossen den Kopf. Egal wie groß seine oder Gackts Zweifel waren, er wollte und musste es durchziehen. Er wusste, diese Sache würde Klarheit in sein Leben schaffen, auch wenn es viele unüberwindbar erscheinende Hürden geben sollte. Tetsu hatte ihm dazu geraten, etwas zu unternehmen. Und genau dies tat er. „Ich bin mir sicher, wenn du es auch bist“, antwortete Hyde und blickte empor. Nachdenkend fuhr sich Gackt durchs Haar, bevor er auf Hyde hinabblickte und sprach. „Ich muss zugeben, ich bin es nicht ganz, Haido... aber ich will es versuchen.“ „Und genau das reicht mir schon, Gackt“, nickte der Ältere und nahm schweigend den Spaziergang durch den Park wieder auf. Dieses unwohle Gefühl, welches er aufgrund ihrer Distanz zueinander hatte, machte den L'Arc~en~Ciel-Frontsänger rasend nervös. Er hasste es, aber ändern konnte es keiner von beiden. Jedoch wünschte er sich nichts sehnlicher als es ändern zu können. So wie es früher war,... so einfach, so entspannt. Er spürte, dass es Gackt auch nicht anders ging. Sie empfanden dasselbe,... doch zueinander fanden sie einfach nicht. „Was ist mit dem Songtext?“ murmelte Gackt einige Zeit später. Hyde runzelte fragend die Stirn, bevor er sich auf eine der blauen Parkbänke setzte und zu Gackt auf sah. „Was soll damit sein?“ stellte er die Gegenfrage. „Soll ich ihn immer noch schreiben?“ Ungläubig starrte Hyde in das Gesicht Gackts. Er konnte es nicht glauben… diese Zurückhaltung, die Gackt heute an den Tag legte. Diese Unsicherheit, etwas falsch zu machen, berührte den Älteren, jedoch sich davon einzuwickeln, wollte er auf keinen Fall. „Natürlich“, antwortete dieser knapp und nickte. „Und die Labelfrage und der ganze unmusikalische Kram,... darum kümmern sich unsere Manager, wie immer. Ich werde mich auch gleich heute noch mit meinem Manager zusammensetzen und mit euch einen Gesprächstermin ausmachen.“ Gackt nickte zustimmend. Danach kehrte eine unangenehme Stille ein. Und abermals fragte sich Hyde, wieso er unbedingt dieses Treffen organisiert hatte. Viel hatten sie nicht zu reden, das wusste er auch schon vorher, doch dass eine solch unerwartete Ruhe zwischen ihnen herrschen würde, hatte er doch nicht erwartet. Nervös spielte der Ältere mit dem Saum seiner Jacke, während Gackt schweigend ins Leere starrte. Was war das nur wieder für ein fürchterlicher Reinfall?! War denn keiner der beiden in der Lage ein normales Gespräch zu führen? Wie kindisch kam sich Hyde vor, wie er dort so saß, auf dieser Bank. Gackt stand direkt vor ihm,... so nah und doch mit dem Gedanken scheinbar ganz weit weg. Unerreichbar für ihn und das war wahrscheinlich auch gut so. Er starrte in die Ferne als würde er etwas erblicken. Etwas weitaus Interessanteres als ihn, der hier vor ihm saß und um irgendwelche Worte rang. Was war es? Fühlte er etwa Eifersucht? Eifersucht, weil er sich im Moment ignoriert fühlte? Doch konnte er unmöglich wissen, dass Gackt nicht unähnlich fühlte. Die Nähe zu dem Kleineren machte ihn regelrecht wahnsinnig. Und dessen abweisende Blicke, die dazu auch noch völlig verdeckt waren, taten auch seinen gravierenden Teil dazu, extrem auf Abstand zu setzen. Und doch,... wie konnte er nur glauben sich stets beherrschen zu können, nun da sie wieder so oft zusammen sein würden? Die gemeinsame Woche im Sommer tat schon ihr Ungutes zu ihrem angeknacksten Verhältnis... und jetzt? Was sollte er tun? Er wollte diese Bedrängnis nicht mehr. Er hatte es satt sich für Taten entschuldigen zu müssen, die er aus seiner Liebe zu dem Älteren tat... und das nur, weil es Hyde auch noch förmlich darauf anlegte. Was um Himmels Willen wollte Hyde von ihm, wenn nicht seine Liebe? Wieso wollte er diese Nähe, wenn da kein Gefühl mitspielte? Wieso machte er es ihm so schwer, wo er doch glaubte es mit völligem Abstand schaffen zu können? Sie waren an einem Punkt angelangt, um den sie endlos kreisten, ohne das Ende oder einen Ausweg zu kennen. „Es geht wohl nicht oder?“ flüsterte Hyde nach einiger Zeit und blickte zur Seite. „Was?“ fragte Gackt ungläubig und sah auf den Kleineren herab. Das Gesicht abgewandt presste Hyde gezwungen die Lippen aufeinander, bevor er geradeaus sagte, was er dachte. „Du kannst nicht unbeholfen mit mir reden, obwohl du es dir vielleicht vorgenommen hast. Du fühlst dich von mir verletzt und hältst deswegen diesen Abstand zu mir“, meinte er und senkte sein Haupt tiefer. Obwohl Gackt zugeben musste, dass er Recht hatte, konnte er nicht anders, verneinte und schüttelte den Kopf. Hyde hob nicht sein Gesicht um die Reaktion des Anderen zu sehen, jedoch am Schatten konnte er erkennen wie zaghaft und wohl überlegt Gackts Kopfschütteln ausgeführt wurde. Es war also wirklich so. Natürlich,... was sollte es auch anderes sein? Enttäuscht fasste sich Hyde an die Stirn. Er wusste noch nicht einmal, warum er überhaupt enttäuscht war. Es war doch völlig natürlich, dass sich Gackt verletzt und verarscht vorkommen musste. Schließlich war er es doch, der nicht wusste was er wollte und Gackt damit unwissentlich an der Nase herumführte. Da war es doch auch nicht so unverständlich, wenn sich dieser irgendwann völlig von einem abwandte und rein nichts mehr mit ihn zu tun haben wollte. „Ich möchte keinen Abstand zu dir...“, fing Gackt plötzlich an. Überrascht hob Hyde das Gesicht und versuchte zu verstehen, was Gackt ihn damit sagen wollte. „Aber ich will auch nicht, dass ich etwas tue, was dich stört oder du nicht magst. Das habe ich schon einmal getan und es hat uns schließlich auseinander gerissen.“ Hyde senkte erneut seinen Blick. Enttäuscht musste er feststellen, dass diese Angst, die Gackt hatte, dieselbe war, wie er sie selbst auch spürte. Nur war es nicht die Angst gegen Gackts Willen, sondern gegen seinen eigenen zu handeln, gegen seinen Verstand und seine Vernunft. Ohne ein weiteres Wort dazu zu verlieren, erhob sich Hyde von der Parkbank. „Wollen wir noch ein bisschen laufen?“ fragte er ohne Gackt ins Gesicht zu blicken. Der Angesprochene nickte und folgte langsamen Schrittes. „Das letzte Mal, dass ich in diesem Zoo war, war als ich noch ein Kind war. Ich war ständig hier,... nach der Schule, auch manchmal am Wochenende. Ich hing hier mit meinen Freunden ab...“, erzählte der Ältere, während er die Knöpfe seiner schwarzen Jacke öffnete. Es war ihm egal, was für einen Schwachsinn er erzählen würde, Hauptsache es fand irgendeine Konversation statt. Es war vor allem dieses unwohle Gefühl, welches ihn beschlich, wenn zwischen ihnen diese beängstigende Funkstille herrschte. „Am liebsten waren mir die Tiger. Ich liebte ihre majestätische Art,... ihre scharfsinnigen Blicke. Sie sind so bemerkenswerte Tiere.“ „Ganz und gar nicht wie Mai“, bemerkte Gackt beiläufig als hätte er seinen Freund an die Auseinandersetzungen mit seinem Stubentiger erinnern müssen. Genervt nickte Hyde mit dem Kopf. „Nein, Mai ist ganz anders.“ „Glaubst du, du würdest noch einmal mit mir in den Urlaub fliegen?“ fragte Gackt ungeniert und geradeheraus. Vor Überraschung über diese unerwartete Frage druckste Hyde um eine Antwort. „N... na... bestimmt. Vielleicht,... irgendwann,... ich fand den Urlaub mit dir schön, aber...“ „Ich weiß, was nach dem 'aber' kommt, Hyde!“ „Warum fragst du dann?“ entgegnete Hyde unsicher, fasste in den Tierfutterbehälter und füllte seine Hände mit dem Futter für die freilaufenden Rehe. Gackt zuckte mit den Schultern und grinste, als ihm plötzlich auffiel, wie Scharen von jungen Rehen auf Hyde zu kamen und von seinen Händen das Futter fraßen. „Nimm auch was. Sie mögen dich dann“, meinte Hyde und deutete auf den Futterbehälter. Gackt jedoch schüttelte den Kopf. Es war ihm lieber Hyde dabei zu beobachten, wie er lächelte, wenn ihm die Rehzungen die Hände kitzelten. Er sah dann wieder so unbeschwert und glücklich aus,... wie sie es immer zusammen waren, bevor er ihm seine Gefühle gestanden hatte. War es nicht diese Art von Momenten, die er die ganze Zeit über so sehnlich vermisst hatte? Ja, er wollte mehr als nur diese Freundschaft, jedoch wurde ihm immer klarer, dass er mit seiner Liebe zu Hyde... das allerwichtigste verloren hatte. Diesen Hyde... der vor ihm stand. Dieser Mensch, der so glücklich sein konnte, wenn sie nicht über alltägliche Probleme redeten... Vorsichtig fasste Gackt nach Hydes Schulter und zog diesen etwas von den Rehen weg, drehte ihn so herum, dass er direkt in seine von der Sonnenbrille verdeckten Augen sehen konnte. „Würdest du mich für anmaßend und dumm halten, wenn ich dich jetzt fragen würde, ob du etwas mehr Zeit mit mir verbringen möchtest? Mehr Zeit außerhalb unserer Arbeit?“ Gackt war selbst überrascht über seine Direktheit, die er heute ständig an den Tag legte. Und dass Hyde überrascht seine Augenbrauen nach oben zog, bestätigte seine momentan seltsame Stimmung, die er gerade spürte. Natürlich musste Hyde ihn für verrückt und dumm halten. Denn erst war er sich nicht sicher, ob er es überhaupt durchstehen würde mit dem Älteren zu arbeiten, und dann kam er plötzlich mit der seltsamen Bitte noch mehr Zeit mit ihm zu verbringen. Das war eindeutig nicht zu verstehen. Er verstand es selbst nicht. Warum nur war er nicht in der Lage sich zusammenzureißen, in seinem und in Hydes Sinn? Allein schon diese Frage zu stellen, machte es noch schwieriger. Er hatte Hyde mal wieder in die Enge getrieben, ihn dazu gezwungen eine Entscheidung zu treffen, die wohl oder übel etwas in seinen Leben verändern würde. Jedoch, obwohl er es nur Sekunden später bereute, war er auch über Hydes Antwort gespannt, die er natürlich verpackt mit einer klaren Ablehnung erwartete. Hyde zog grübelnd seine Augenbrauen zusammen. Der starre Blick zeugte von purer Ernsthaftigkeit und Gackt bemerkte sehr wohl wie stark er über seine Antwort nachdachte. „Was verstehst du unter 'mehr Zeit'?“ wollte Hyde ernst wissen. „Was glaubst du?“ stellte Gackt eine Gegenfrage. Aber auch nur, weil er selbst nicht wusste was er darauf antworten konnte. Hyde blickte immer noch ernst in Gackts Gesicht. Die Hand, die auf seiner Schulter ruhte, lastete wie Blei auf seinen Gedanken. Die Schwere, die in seiner Fragestellung und in seiner Berührung lag, veranlasste ihn dazu Gackt mit dieser Frage zu löchern. Nein, anmaßend und dumm war es keinesfalls, denn ihm selbst verlangte es schon lange nach mehr Nähe zu dem Jüngeren, nach Nähe, die nichts mit ihrem Beruf oder ihren Pflichten als Freunde zu tun hatte, sondern Nähe, die ihnen von Anfang an verboten war. „Verabredungen, die die Fan-Gerüchteküche unserer Beziehung erweitern?“ „Wenn du das so sehen willst, dann ja“, antwortete Gackt ehrlich. Hyde schmunzelte über Gackts wohl klaren Absichten, die hinter dieser eigentlich harmlosen Frage steckten. Sollte es Dummheit sein, würde er diese Frage mit 'ja' beantworten? Er wollte es... und innerlich hatte er sich mehr als nur über diese Bitte gefreut, aber darauf eingehen, durfte er das? Sollte er es? Einmal in seinen Leben durfte er doch dem Flüstern seines Herzens folgen,... das tun, was es ihm befahl. Und wenn es schon nicht die Liebe zu Gackt sein durfte,... dann doch wenigstens das Bedürfnis in seiner Nähe zu sein. War das verkehrt? ~Nein, ich will mit Gackt zusammen sein~, entschloss er schweigend. „Unsere Fans werden sich freuen“, antwortete Hyde dann mit einem Lächeln. Gackt runzelte überrascht die Stirn. War das eine Zustimmung? Wenn ja, dann hatte es Hyde mal wieder geschafft ihn derart zu überraschen, dass ihm augenblicklich die Worte fehlten. Denn eigentlich hatte er felsenfest mit einer Ablehnung gerechnet, die aber seltsamerweise nicht kam. Hyde lächelte ihm ins Gesicht und auch wenn er es vielleicht beabsichtigte… er sah nichts Bereuendes oder Skeptisches in seinem Blick. Er war definitiv damit einverstanden. War das seltsam oder eine rein freundschaftliche Handlung? Fühlte er sich etwa schuldig, weil er ihn ständig zurückwies? Fühlte er sich dazu verpflichtet, auf Gackts Wünsche einzugehen, aus dem einfachen Grund, weil er ihm Leid tat? Weil es ihm Leid tat, wie lächerlich und jämmerlich er dort vor ihm stand und förmlich darum bettelte diese Freundschaft weiterzuführen,... auf welche Art auch immer? Mag es sich auch dumm anhören,... auch wenn es wirklich so war,... es war Gackt völlig egal. Auch wenn es nur Mitleid oder Pflichtgefühl war, im Grunde war er froh, dass da doch noch etwas existierte, was sie beide zusammenschloss. Und wenn nicht Liebe, dann eben Freundschaft. Er brauchte Hyde mehr als jeden anderen Menschen auf dieser Erde. Ohne ihn war er verloren, krank,... zerstört. Egal wie,... er wollte Hydes Gefühle, auch wenn es keine Liebe war, die er für ihn empfand. Alles war besser als ignoriert oder vergessen zu werden. Es war tiefes Schweigen, was nun zwischen ihnen herrschte, eine Stille, die keinem der beiden unangenehm war, jedoch trotzdem ein ungewohntes Gefühl in ihnen zurückließ. War es etwa schon wieder diese Anziehungskraft, die Gackt zu Gedanken trieb, von denen er dachte sie längst abgeschüttelt zu haben? Denn am liebsten hätte er die Haare, die dem Älteren im Gesicht hingen, zurückgestrichen, allein nur um dessen Haut an seinen Fingern zu spüren,... um dieses Kribbeln zu fühlen, was ihm überkam, wenn er die warme Haut an seiner vernahm. Am liebsten hätte er diese Hand gestreichelt, die an seinem Körper herunterhing,... und an der noch wenige Reste des Tierfutters klebten. Er hätte sie gehalten, während er mit seinen Lippen diesen Mund küsste. Dieser Mund, der so verboten süß lächelte und die Mundwinkel etwas kräuseln ließ. Am liebsten hätte er alles vergessen, alles was bisher geschehen war, alles was ihn daran hinderte dies zu tun. Doch es war die Vernunft die ihn zurückzog. Vernunft, die er sich die letzten Wochen hart antrainiert hatte. Er konnte es nicht. Nicht schon wieder alles zerstören. Die letzten Wochen, die ihm so schwer gefallen waren, wären umsonst gewesen,... all dieser Schmerz, wäre umsonst erlitten. Gackt seufzte kaum hörbar, nachdem er die gerade gedachten Gedanken in die hinterste Ecke seines Gehirns verbannt hatte. Auch seine Hand, die immer noch bewegungslos auf Hydes Schulter ruhte, entfernte er von besagter Stelle. Er schob die dunkle Sonnenbrille auf seiner Nase zurecht und lächelte gespielt in das Gesicht seines Gegenübers. „Hinter dir stehen noch reihenweise tierische Fans, die von dir versorgt werden wollen“, scherzte Gackt und deutete hinter den Kleineren. Er hatte kaum diese Worte ausgesprochen, da stolperte ein junges Reh zu ihnen heran, schnupperte an Hydes herunter hängender Hand und leckte sie. Hyde verzog grinsend das Gesicht, als er versuchte dem jungen Tier auszuweichen und dabei nach hinten stolperte. Das hungrige Tier jedoch war so stürmisch, dass es Hyde zu Boden riss. Ohne sich von dem Sänger daran hindern zu lassen, schlabberte es beide Hände ab, um daraufhin von ihm abzulassen und sich eine neue Futterquelle zu suchen. Kaum war das junge Reh wieder verschwunden, schüttelte Hyde überrascht den Kopf. Gackt grinste in Hydes Augen, die nun nicht mehr durch die Sonnenbrille verdeckt waren, denn während des stürmischen Überfalls hatte er sie verloren und lag nun neben ihm im Sand. „Ahhh...“, stöhnte Hyde, nachdem er sich mühevoll auf die Knie hievte. Die klebrig sandigen Hände versuchte er mit einem Taschentuch, welches er aus seiner Jackentasche zog, so gut wie es ging zu säubern. „Ein ziemlich stürmischer Fan...“, meinte Gackt grinste über beide Ohren, während er Hyde eine helfende Hand reichte und diesen wieder ganz auf die Beine zog. „Hätte er mich überall betatscht und mir auch noch das Gesicht abgeschlabbert, dann hätte ich fast geglaubt, du wärst es gewesen“, scherzte Hyde gedankenlos und klopfte sich den Sand von Jacke und Hose. Gackt schwieg. Und auf einmal herrschte erneut diese bedrückende Stimmung. Stille und Schweigen. Und der Grund dafür lag wohl in Hydes soeben gesprochener Bemerkung. Wie ein dumpfer Schlag gegen die Brust nahm Hyde Gackts plötzliches Schweigen wahr... Schuldbewusst suchte er daraufhin Blickkontakt zu dem Jüngeren. Er sah auf und fand eine Skepsis im Gesicht des Größeren. Eine ernste Skepsis, die Hyde verunsicherte und ebenso schockte. „Was ist los?“ fragte der Ältere und runzelte die Stirn. Entsetzt riss Gackt die Augen auf „Glaubst du etwa, ich will dich nur aus einer momentanen Stimmung heraus betatschen?“ meinte er und schüttelte den Kopf. „Ich bin nicht jemand, der dich körperlich besitzen will, der nur daran denkt dich anzugrabschen und sonst noch was zu tun.“ Er war bestürzt darüber, dass sich Hyde anscheinend über seine Liebe zu ihm lustig machte. Es fiel ihm nicht leicht,... überhaupt nicht. Wenn etwas schwer zu bewältigen war, dann Gefühle zu unterdrücken, die stärker waren als jede Vernunft, die man im Leben aufbringen konnte. Hyde blickte überrascht über Gackts plötzliche Ernsthaftigkeit zu Boden. So plötzlich hatte sich die positive Stimmung in etwas anderes gewandelt,... in etwas sehr Unwohles, Beängstigendes. Was hatte er getan, dass Gackt so derart beleidigt reagierte? Was hatte er gesagt,... dass er selbst spürte wie mies es ihm ging? „Ich tu das nicht, weil ich gerade Lust dazu habe. Es ist auch kein Spiel, sondern... ich will es, weil ich dich liebe.“ „Hör auf!“ schrie Hyde aufgebracht und entfernte sich auf einige Schritte. „Ich weiß das Gackt.“ Der Größere fasste nach seiner Sonnenbrille und zog sie hastig von der Nase. Er war aufgebracht, das konnte Hyde sehr gut an dem zornigen Funkeln in dessen blauen Augen erkennen. Doch dass darin auch endlose Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung lagen, dass ahnte der Ältere nicht. Zorn war nur der einzige Weg die Gefühle, die ihm momentan häufig überkochten, zu unterdrücken. Es war kein Hass oder Selbstmitleid, nein, nur Wut auf sich selbst, diese Gefühle zu besitzen und nur schwer kontrollieren zu können. Gackt schüttelte den Kopf, bevor er seine Brille regelrecht unvorsichtig in die Jacke stopfte. „Warum machst du dich dann darüber lustig?“ Ernst blickte er in die Augen des Kleineren, die durch das stechend grelle Sonnenlicht im viel helleren Braun glitzerten. „Das tue ich nicht. Niemals würde ich so etwas tun“, beteuerte Hyde und runzelte ebenfalls voller Zorn die Stirn. „Ich respektiere deine Gefühle“, fügte er bestürzt und fast atemlos hinzu, bevor er sich den Kragen der Lederjacke tief ins Gesicht zog. „Aber wenn du wirklich glaubst, dass das alles für mich lustig ist, dann denke ich, kennst du mich überhaupt nicht.“ Gackt nickte zustimmend mit dem Kopf. „Und genau das ist der springende Punkt. Ich will dich kennen, aber du verschließt dich, und der letzte Mensch, den du an dich ranlässt... bin ich. Wie könnte ich dich da kennen?“ Fragend blickte Gackt auf den Kleineren hinab, der stur und ohne jegliche Einsicht den Kopf schüttelte. „Vielleicht will ich ja auch gar nicht, dass du bestimmte Dinge über mich weißt. Ich will es nicht, verstehst du? Ich will einfach nur dieses verdammte Lied singen und dann ist Schluss.“ Fast hallend schwebte der letzte Satz zwischen ihnen. Schluss,.... für immer Schluss und aus. War es wirklich das, was er wollte? Hyde war sich sicher, niemals könnte er unter Gackt einen Schlussstrich ziehen, niemals würde es vorbei sein, jedoch hatte er es gerade gesagt, ja fast hinausgeschrieen. Es war zwar nur die angefachte, plötzliche Wut, die ihn zu diesem unüberlegten Entschluss trieb, aber war es denn nicht wirklich das allerbeste für sie? Tetsu würde meinen 'nein', .... aber steckte er in seiner Haut? Durchlebte er diese schwere Zeit? Nein, er war es, der letztendlich die Entscheidung fällte und er war sich definitiv sicher, auch wenn er gefühlstechnisch das Falsche tat,... auf Dauer war es doch allein die richtige Entscheidung. Gackt unterdrückte ein Schlucken. Ein ironisches Lächeln stahl sich stattdessen auf seine Lippen. „Ok... wenn du unsere Freundschaft nach dem Geschäftlichen abreißen willst,... warum dann nicht auch gleich jetzt? Das macht es mir auch viel einfacher.“ Ausdruckslos zog Gackt seine Sonnenbrille erneut aus seiner Jackentasche und platzierte sie demonstrativ vor seine Augen, die, wie Hyde fast meinen würden, anfingen zu glitzern. Waren es Tränen, die er verstecken wollte? Bestürzt über die ganze Situation, die mal wieder völlig verkehrt entstand, musste auch Hyde schlucken. Er konnte Gackt nicht mehr ins Gesicht schauen, zu groß war seine Angst davor eine Gefühlsregung erblicken zu müssen, die dasselbe bei ihm hervorrufen könnte. Verzweifelt fasste er sich an die Stirn und murmelte: „Ich liebe dich als Freund, Gackt...“ Er seufzte schwer, bevor er weiter sprach. „Das letzte, was ich erleben möchte, ist es, dass unsere Freundschaft auseinander bricht.“ Ein zaghaft unsicheres Lächeln durchzog den Mundwinkel... „Gerade eben haben wir uns für weitere Treffen verabredet, und jetzt keine 5 Minuten später wollen wir uns die Freundschaft kündigen. Was hatte unser Gespräch davor dann für einen Wert?“ Gackt schüttelte als Antwort den Kopf. „Es tut mir Leid, Gackt.“ Erstaunt blickte Gackt in Hydes Gesicht. Enttäuscht hatte dieser den Kopf gesenkt, seine Augen blickten zu Boden, seine Lippen waren aufeinander gepresst. Verzweiflung in seinem Verhalten, Angst in seinen Gedanken. „Es tut mir Leid, aber auch wenn ich dich als Freund über alles schätze, müssen wir etwas an unserem Verhalten ändern. Du genauso wie ich. Wenn wir wollen, dass das, was wir vor 5 Minuten ausgemacht haben, funktioniert und wenn wir professionell an dem Song arbeiten wollen, dann muss sich was ändern.“ Gackt schüttelte den Kopf „Hyde, hast du es nicht gemerkt? Es hat sich doch schon alles geändert“, meinte er und schloss daraufhin die Augen. Alles hatte sich verändert, seit diesem letzten Tag ihres Urlaubs. Sein Verhalten, genauso wie Hydes. Scheue, Unsicherheit und Missverständnisse dominierten ihre Treffen. Traurigkeit und Einsamkeit waren nun Gefühle, die sie spürten, sahen sie sich längere Zeit nicht mehr. Sie waren vorsichtiger geworden, obwohl genau diese Vorsicht mehr als oft gern über Bord geworfen werden wollte. Sie spürten Angst, wenn es zu flüchtigen Berührungen kam,... begannen zu zittern, hielt ein Blick länger stand als 3 Sekunden. Und dann die Gefahr, dass alles herauskommen könnte, alles was geschehen war und alle Gefühle, die bisher mehr oder weniger verborgen blieben. So vieles hatte sich geändert, was also sollte noch verändert werden? Gackt öffnete langsam seine Augen, blickte sofort in schwarzes Glitzern seines Gegenüber, der ihn mittlerweile selbstsicher ansah. „Ich will nicht mehr, dass du mir sagt, dass du mich liebst… das ist alles“, flüsterte Hyde und wandte seinen Blick vom Jüngeren ab. Irritiert starrte Gackt auf die Lippen, die soeben diesen Satz gesprochen hatten. Es war ganz klar und deutlich eine Bitte, jedoch schien es dem Jüngeren viel eher eine Warnung zu sein. Was würde er tun, sollte er dieser Bitte nicht nachkommen können oder auch wollen? Würde sich dann weitaus mehr verändern? Mehr als stumme Gefühle? Trotz Zweifel seiner selbst und auch an Hyde nickte der Größere, jedoch ohne Hyde dabei in die Augen zu sehen. „Wenn es das ist, was du willst...“ Hyde nickte stumm, während er erneut zu Boden blickte als würde er sich für sein Handeln schämen. Äußerlich mimte er den selbstsicheren und klar denkenden Mann, der keinerlei Gefühle für den Solosänger pflegte, innerlich jedoch zerriss es ihn, Gackt mit so schändlichen Bitten zu belasten. Es stach und kniff in seinem Herzen diese Schritte zu tun, diese Worte zu sprechen und nicht die Wahrheit zu sagen. Und je länger er dies so tat, desto aussichtsloser kam ihm immer mehr seine Situation vor, desto länger wurde der Tunnel, der ihn in die Dunkelheit riss,... und desto mehr Einsamkeit machte sich in seinen kalt gewordenen Inneren breit. Es tat ihm Leid, denn in Wirklichkeit gab es nichts, was ihn glücklicher machte als von Gackt geliebt zu werden. Keine Worte waren schöner als 'Ich liebe dich', wenn sie über Gackts Lippen schwebten. Keine Momente waren sorgloser als die, die er gedankenlos mit Gackt verbrachte. Kein Mensch bedeutete ihn mehr als dieser Mann, der ihn jedes Mal, wenn er in seine Augen blickte, zeigte wie groß seine Liebe war und wie sehr er sich wünschte Nähe zu spüren. Es war einfach so,... für ihn,..... jedoch vor Gackt spielte er einen anderen Menschen, mit anderen Absichten und Gefühlen. Es überraschte ihn immer mehr, wie gut er in der Lage war, diesen geliebten Menschen schamlos ins Gesicht zu lügen. Zu lügen und seinen eigenen Schmerz, den er dabei empfand, mit schauspielerischem Talent zu überspielen. „Ja ich will es so...“, murmelte Hyde und nickte, während er sich selbst am allermeisten dafür hasste. „Und ist das auch alles, worauf ich achten muss, damit ich dich treffen darf?“ fragte Gackt ironisch. Ironie war immerhin das einzige, was ihm dabei half nicht völlig auszurasten und den Drang zu unterdrücken, Hyde eines anderen und Besseren zu belehren. „...das wichtigste, ja...“, antwortete Hyde ruhig, obwohl ihm Gackts ironischer Ton in der Stimme keinesfalls entgangen war. Schweigend nahm Gackt den Spaziergang durch den Park wieder auf, Hyde folgte ihm ebenso stumm. Erst als sie einige Minuten später das Ausgangstor erreichten, hielt Gackt inne und seufzte. „Wie geht es denn Megumi? Wo war sie, als du sie vorgestern gesucht hast?“ brach er nachdenklich die Stille, die aufgekommen war. Hyde runzelte die Stirn. Er zweifelte daran, dass es ihn wirklich interessierte wie es Megumi ging. Wäre es ihm wichtig, hätte er dann nicht schon viel früher danach gefragt? Nein, stattdessen schwieg er lieber und fragte erst jetzt fast genervt danach, als wäre es ihm gerade in den Sinn gekommen, etwas Wichtiges vergessen zu haben. „Es geht ihr gut. Sie war schon zu Hause und ich hatte nicht mitbekommen, dass sie mir Bescheid gesagt hatte“, log Hyde, und steckte seine Hände in die Jackentasche. Skeptisch runzelte Gackt die Stirn. „Geht ihr öfters getrennt nach Hause?“ hakte er nach und bemerkte erst viel zu spät, dass diese Frage in Hydes Ohren wohl viel zu unverschämt rüberkam. „Aber immer doch,... das steht an der Tagesordnung Gackt“, antwortete der Ältere etwas barsch. „Sorry, das war eine dumme Frage“, entschuldigte sich der Größere und nickte. Versöhnlich schenkte er Hyde ein durchdringendes Lächeln. „Da vorne steht Megumi“, flüsterte Gackt und deutete mit einem Zwinkern hinter den Frontsänger. Überrascht blickte Hyde in Gackts Augen. Diese zwinkerten ein weiteres Mal, bevor sie wieder die schwarzen Pupillen sahen. „Bist du nicht mit ihr verabredet?“ fragte Gackt verwundert, als ihm Hydes geschockte Miene aufgefallen war. „D...doch...“, stotterte Hyde überrumpelt und blickte in Gackts gedeutete Richtung. Keine 20 Meter von ihnen entfernt stand sie hinter dem Ausgang an einer Bank, die Arme vor der Brust verschränkt, der Blick trübsinnig. Irritiert über ihr plötzliches Auftreten starrte Hyde direkt in die seltsam aufgewühlten Augen seiner Freundin, die ihn daraufhin sofort und ebenso plötzlich freundlich anlächelte. Was sollte das? Warum war sie hergekommen. Spionierte sie ihm nach oder hatte sie ein wirklich wichtiges Anliegen? „Also ich denke, da uns Megumi gerade beobachtet, sollten wir uns mit einer Umarmung verabschieden...“, murmelte Gackt und faste Hyde demonstrativ an die Schultern. „...Umarmung?“ stotterte Hyde weiter und blickte verwirrt in Gackts Augen. „So wie immer... oder willst du, dass sie etwas bemerkt?“ Hyde schüttelte ruppig mit dem Kopf und seufzte. Gackt zog seinen Blick tiefer, denn Hyde hatte seine Augen zu Boden gesenkt um dabei nicht ins Gesicht des Größeren sehen zu müssen. „Tut mir Leid, dass unser Treffen nicht besser abgelaufen ist“, entschuldigte sich Gackt, während er den Kleineren in seine Arme zog. Hyde schwieg. „Hast du morgen Zeit und gibst mir die Gelegenheit es wieder gutzumachen?“ „Ich weiß nicht...“, antwortete Hyde und wurde langsam nervöser, je länger diese innige Umarmung andauerte. Und das Megumi nur wenige Meter von ihnen stand und zuguckte, machte es nur noch schlimmer. Ein raffinierter Schachzug Gackts, ihn um eine Umarmung zu bitten, wenn sie von seiner Freundin beobachtet wurden, dachte Hyde und kniff geschlagen die Augen zusammen. „Wie wäre es mit einer Shoppingtour durch die Innenstadt?“ „Ich weiß nicht...“, beteuerte Hyde noch einmal. „Du hast gesagt, wenn ich dich in Ruhe lasse, dann können wir uns treffen“, erinnerte Gackt den Älteren, während er von diesen abließ. „Ja, aber…“, nachdenklich blickte Hyde zu Boden. Gackt schüttelte seufzend den Kopf und schob den Kleineren einige Zentimeter von sich. „Megumi wartet“, sprach er und lächelte versöhnlich in das verwirrte Gesicht seines Gegenübers. Zum Abschied klopfte er zweimal auf Hydes Schulter, bevor er sich umdrehte und zurück in den Park lief. Obwohl er eine undefinierbar starke Eifersucht spürte, war er eisern geblieben und hatte diese Verabschiedung durchgezogen. Man hatte es ihm nicht unbedingt angesehen, jedoch Megumis plötzliches und unerwartetes Auftauchen hatte auch ihn verwirrt und völlig unsicher gemacht. Warum hatte der Ältere ihm nicht gesagt, dass ihn Megumi abholen würde,... dass er mit ihr verabredet war? Irgendetwas stimmte nicht, das hatte er im Gefühl. Hatte es wirklich etwas mit Megumi selbst zu tun oder doch nur mit Hydes abwehrendem Verhalten ihm gegenüber,... und dann seine überrumpelte Miene, als er Megumi erblickte. Hatte er selbst auch nicht erwartet seine Freundin anzutreffen? * „Meg, was ist los? Was machst du hier?“ wollte Hyde wissen, als er schließlich zu ihr eilte. Diese schüttelte als Antwort den Kopf und lächelte. „Ich hab dich gesucht.“ Als Begrüßung drückte sie ihrem Verlobten einen zarten Kuss auf die Lippen. Skeptisch streichelte Hyde über die rot gewordene Wange seiner Freundin. „Ich hab dir doch ein Zettel geschrieben, dass ich mit Gackt im Zoo bin“, meinte er und blickte durchdringend in ihre Augen. „Und... habt ihr endlich alles geklärt?“ fragte sie, ohne darauf zu reagieren. „Geklärt?“ murmelte Hyde unsicher. Megumi lächelte wissend in das Gesicht ihres Geliebten. „Na euer Song,.... wann geht's denn nun los?“ wollte sie wissen und hakte ihren Arm bei Hyde ein. Hyde hatte ein seltsames Gefühl. Noch immer war ihm schleierhaft, weshalb Megumi hier war. Noch nie zuvor hatte sie ihn 'gesucht' oder seine Zettel auf dem Küchentisch ignoriert oder in Frage gestellt. War es eine Kontrolle? War es wegen dem Abend vor zwei Tagen,... misstraute sie ihm wirklich so sehr, dass sie ihm nun nachspionierte? „Bald“, antwortete er ohne ihr dabei ins Gesicht zu blicken. Megumi nickte, bevor sie sich in die Arme ihres Verlobten schmiegte und wohlig seufzte. „Ich liebe dich so sehr,.... ich hatte so Sehnsucht, dass ich dich unbedingt sehen musste.“ „Bist du nicht mehr sauer?“ fragte Hyde unsicher, während er ihr sanft über den Rücken strich. Megumi schüttelte den Kopf. „Ach, ich war angetrunken und hab das völlig falsch gesehen. Ich weiß, du würdest mich niemals betrügen.“ Schuldbewusst verkrampfte Hyde seine Hände zu Fäusten. Sein Gewissen schrie nach Aufklärung, sein Herz hasste sich dafür Megumi so sehr hinters Licht zu führen. 'Niemals würde er sie betrügen', wie falsch sie mit dieser Annahme doch lag. Würde er sich nicht selbst diese Grenze gesetzt haben, wäre er schon längst mit Gackt fremdgegangen, ohne schlechtes Gewissen oder einen Gedanken an die Folgen daran zu verlieren. Wie ironisch sich diese Worte doch anhörten,... wie schrecklich ekelhaft fühlte er sich, wenn er Megumi auch nur kurz in den Arm nahm, allein nur, weil er so ein dämlicher Lügner war. „Wo warst du eigentlich gestern?“ fragte Megumi, als sie sich von Hyde wegzog. „Bei Tetsu“, antwortete Hyde wie aus der Pistole geschossen. Skeptisch musterte Megumi das Gesicht des Sängers. „Den ganzen Tag, bis in die Nacht hinein?“ „Glaubst du jetzt doch, ich würde dich betrügen?“ entgegnete Hyde entrüstet, während er ihr einige Haarsträhnen aus dem Gesicht strich. Schweigend schüttelte sie den Kopf, bevor sie nach seiner Hand griff und diese zärtlich küsste. „Wollen wir ein Eis essen gehen?“ lenkte sie vom Thema ab und lächelte zuckersüß. Hyde nickte, auch wenn er es lieber gehabt hätte, sie würde ihm die Wahrheit sagen. Aber aus welchem Grund hatte man das Recht die Wahrheit aufgetischt zu bekommen, wenn man selbst in einer Tour log? Jedoch etwas war definitiv seltsam in ihrem Benehmen, das war dem Frontsänger nicht entgangen. Sie hatte eine kontrollierte Art in sich entdeckt,... die ihr schauspielerisches Talent geradezu förderte. Sie log, wenn sie ihm weismachen wollte, dass sie ihm vertraute. Das wusste er. Dazu kannte er sie einfach zu gut. Sie war immer noch eifersüchtig und dass er sie betrügen würde, das dachte sie mit Sicherheit auch noch. Von wegen, sie war angetrunken. Als sie die Kette gefunden hatte, war sie mit Sicherheit nicht betrunken gewesen. Wann war sie das überhaupt jemals in ihrem Leben gewesen? Hatte sie auf der Party eigentlich wirklich etwas getrunken, außer ihrem Glas Sekt? Hatte sie in dieser Sache schon gelogen? Und wieso wollte sie ihm weismachen, dass sie ihn gesucht hatte, ohne den Zettel gesehen zu haben? Wie konnte sie überhaupt wissen, dass er im Zoo war, wenn seine Nachricht nicht gelesen wurde? Waren dies alles Indizien dafür, dass da rein gar nichts mehr in Ordnung war? Es bröckelte,... es riss,... ohne dass er es zu Anfang bemerkt hatte. Und so langsam befürchtete er wirklich, dass es wieder anfing,... er bekam Angst... „Lass uns Eis essen gehen...“, murmelte Hyde abwesend, während er sein ganzes Leben vor seinen Augen zusammenbrechen sah. *~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Fragt bloß nicht wieso, aber das war nen verdammt schwieriges Kapitel. Deshalb hat's auch wieder so lang gedauert. Da fühlt man sich richtig mies, wenn man vorher gesagt hat, dass das nächste Kapitel früher kommt, es aber dann doch wieder so lange dauert. Aber na ja, das war jetzt aber das Schwierigste.... jetzt wird's bestimmt wieder leichter und außerdem sind jetzt Ferien, also viel mehr Zeit zum schreiben.^^ In dem Sinne wünschen wir euch allen schöne Ostern und freie Tage.. *knuff* Danke fürs lesen. Eure Tenshis Kapitel 4: 疑問 ~Gimon~ --------------------- Kapitel 4: 疑 問 ~Gimon~ Serie: Gackt // Hyde Disclaimer: Die beiden Hübschen gehören immer noch sich selbst und das Gleiche gilt für sonstiger Personen, die in der FF auftreten. Autoren: Tenshis Kommentar: Es ist wieder so weit, weiter geht’s mit dem verzweifelten Drama um Gackt und Hyde.... Wir hoffen ihr seid nicht allzu sehr böse, das ihr wieder so lange warten musstet. Gomen! Wir haben uns ganz große Mühe gegeben, wie bei jedem Kapitel und wir hoffen natürlich auch dieses mal, dass es euch gefallen wird. Arigato, das ihr so fleißig weiter lest. ^^ Es ist vllt anzumerken, das die Sätze und Worte die ‚kursiv’ und mit ‚~’ gekennzeichnet sind, Sätze sind, die Hyde geschrieben hat,... nur als kleine Anmerkung, nicht das ihr denkt, das es seine ‚Gedanken’ sind ^^ Viel Spaß! ^^ *~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ XXXX年07月03日 Ich hatte einen Traum. Einen schrecklichen Alptraum. Es schmerzt mich jetzt noch, wenn ich daran denke, und es macht mir Angst. Am besten ich fange von vorn an. Es war Nacht, es regnete, nein es war ein starkes Gewitter. Stromausfall... Ich bin in die Küche, um mir was zu trinken zu holen, Gackt war dann auch aufgetaucht. Er hatte eine Kerze gesucht und sie auf den Tisch gestellt. Zwischen uns, denn wir haben uns dann an den Tisch gesetzt. Keine Ahnung wieso, weil ich doch eigentlich nur was trinken wollte. Es war alles normal, Gackt hatte seine üblichen Dinger abgelassen und mich mit Worten angemacht. Wie schön doch meine Augen wären und so. Das hatte ich dann mit etwas ähnlichem gekontert und Gackt ist darauf total eingestiegen. So sehr, dass er mich an sich gezogen hatte und mich küssen wollte. Ich hatte mich gewehrt, dabei habe ich ihn weggestoßen. Gackt ist auf den Boden gefallen und hatte dabei die Kerze mit umgestoßen. Irgendwie brannten dann seine Haare. Ich hab sie gelöscht, doch es war schon zu spät. Die Haare waren weg... und kahle Stellen zierten seinen Kopf. Natürlich machte er mir Vorwürfe und schob alle Schuld auf mich. Er hatte mich angeschrieen, auf eine Art und Weise, die mich jetzt noch total trifft, auch wenn es nur ein Traum war. Komischerweise fühle ich mich schuldig, jetzt im realen, nicht im Traum. Ich fühle mich als hätte ich ihm wirklich wehgetan. Vielleicht nicht körperlich, aber auf irgendeine andere Art. Gott... es ist so seltsam. Warum fühle ich mich so? Es war doch nur ein Traum! Ein sehr realistischer, aber trotzdem nur ein lächerlicher Traum. Träume spiegeln Ängste und Wünsche wider, hatte mir Tetsu mal gesagt. Wie würde er diesen Traum deuten? Habe ich Angst? Angst davor Gackt wehzutun? Ich denke, ich habe Angst, dass Gackt mich wirklich so behandeln könnte, so voller Hass und Wut. Dass er mich hassen könnte, wenn er wüsste wie ich wirklich bin. Wie schrecklich egoistisch ich bin. Das bin ich nämlich, weil ich diese Hochzeit nicht will. Ich will sie absagen, und Megumi verlassen. Dabei ist es mir wohl völlig egal, wie weh ich ihr damit tun könnte... was ich nicht will, keines Falles, aber ich sehe einfach keinen Ausweg mehr. Wie würde er reagieren, wenn er es erfahren würde? Er weiß noch nicht mal von der Hochzeit, wie könnte ich ihm da sagen, dass ich sie absagen will? Gott, ich weiß es ja noch nicht einmal wirklich? Soll ich sie verlassen? Soll ich dieses Risiko eingehen? Wäre ich in der Lage die Schuld, die mich treffen würde, anzunehmen? Was rede ich da? Nein, das geht nicht... so was darf ich nicht. Ich darf doch nicht so einfach über das Leben eines anderen Menschen entscheiden, auch wenn ich mich selbst dann besser fühlen würde. Niemand darf das und am allerwenigsten ich. Na ja, ich war jedenfalls ziemlich beunruhigt wegen des Traumes,... auch wenn mich der weitere Verlauf des Tages manchmal davon ablenkte. Es war mal wieder soviel passiert, dass ich wahrscheinlich gar nicht alles zusammenkriege. Der Einkauf, na ja der war etwas unglücklich verlaufen, aber wie es sich herausstellte, war es nur ein Missverständnis. Und ja, ich geb’s zu, ich habe nicht recht zugehört, es war also größtenteils meine Schuld. Was aber sehr schön war, war der Nachmittag im Pool. Ich hab herzhaft gelacht, über die Weise wie Gackt ins kalte Wasser gekommen war. Er ist komisch, das weiß ja jeder, aber das macht ihn wieder so niedlich, dass man diese Art einfach total vermissen würde, wäre man nicht länger mit ihm befreundet. Aber dann kam so ein Augenblick, den ich mir selbst nicht recht erklären kann. Als ich Gackt ein Insekt aus dem Augenwinkel entfernen sollte und ich ihm somit ziemlich direkt in die Augen sehen musste, fing es in mir ziemlich stark an zu kribbeln. Ich habe mich komisch gefühlt. Und dann habe ich ihm auch noch übers Gesicht gestreichelt. Ich könnt mich jetzt noch dafür ohrfeigen so was Dummes getan zu haben. Und das schlimmste ist noch, ich weiß überhaupt nicht wieso ich das getan habe,.... es kam einfach so über mich. Es ist unheimlich etwas zu tun, was man eigentlich gar nicht möchte, sich aber der Körper irgendwie selbstständig macht... Ich hoffe, Gackt legt das alles nicht so auf die Goldwaage. Nicht dass er mich für irre hält oder sogar noch glaubt ich wäre verliebt. Ich hingegen weiß ja, dass Gackt nur scherzt, wenn er versucht mich zu küssen oder anzugrabschen. Es ist reiner Spaß. Er will mich reizen, das ist alles. Aber so ein Verhalten ist er von mir nicht gewöhnt, also gut denkbar, dass er da etwas anderes als Spaß hinein interpretieren könnte. Ach, ist auch egal,... ich denke, es ist am Ende sowieso harmloser als ich es gerade bewerte. Es ist gleich 12 Uhr... Gackt hat gleich Geburtstag. Er glaubt, ich habe es vergessen, dabei habe ich nur so getan als würde ich die Bedeutung dieses Tages abwerten. Ich habe einen Plan, den ich gleich ausführen werde... Bis dann Hyde * Oh ich habe gemerkt wie enttäuscht er war. Er hat versucht es zu vertuschen, aber es war schon so offensichtlich, dass ich beinahe angefangen hätte zu lachen. Regelrecht rausgeschmissen hat er mich, irgendwie süß. Der Arme, jetzt glaubt er allen ernstes, ich würde es bei diesem Geschenk belassen. Ja, soll er ruhig,... die ganze Nacht und den gesamten Tag morgen. Erst dann werde ich es beenden und mein echtes Geschenk geben. Hyde * XXXX年07月05日 Ok, Gackt hatte gestern Geburtstag... sein Ehrentag, trotzdem muss er nicht denken, dass er sich an einen solchen Tag alles herausnehmen darf. Scherze über Scherze den ganzen Tag. Diese blöden Kerle in ihren Monsterkostümen. Ich hatte keine Angst vor ihnen, wie es Gackt vielleicht glauben mag, aber wenn man regelrecht von ihnen angesprungen wird und sie dazu auch noch aus dunklen Ecken gesprungen kommen, dann würde sich wohl jeder erschrecken. Ja, zugegeben... ich habe das eine Mal wohl etwas zu dolle gebrüllt und bin Gackt regelrecht an den Hals gesprungen, aber wenn er nun mal genau im Weg stand, kann ich ja auch nichts dafür. Und dann diese Frau in ihrem Dornröschenkostüm,... sie war süß, aber als sie mir ihre Krone auf den Kopf gesetzt hatte, da dachte ich ‚lebe ich hier denn nur unter Verrückten?’ Total bescheuert das Ganze. Und nun ist Gackt total von der Idee besessen mich als Dornröschen zu sehen. Hat er überhaupt noch irgendeine seine verrückten Tassen in seinem Schrank? Ich, das Dornröschen, und er, der Prinz,... manchmal hasse ich seine blöden Späße... Egal,... der Abend war sehr harmonisch verlaufen, wenn ich es nicht selbst wüsste, würde ich sogar behaupten romantisch. Ich weiß nicht wie es dazu gekommen ist, aber da war diese Atmosphäre, die ich bei der Vorbereitung gar nicht beabsichtigt hatte. Ich glaube es war sogar Gackt, der diese so heraufbeschworen hatte. Er war sehr lieb... keine Scherze, na ja fast keine, keine Missgeschicke, als wäre er ein völlig anderer Mensch. Er war anders, das kann ich ohne Zweifel behaupten. Mir gegenüber viel vorsichtiger und sanfter. Wieso? Das hatte mich sehr verwirrt. Vor allem aber meine Empfindungen, die ich kurzzeitig immer hatte. Dieses wohlige Gefühl, als er mich umarmt hatte... als wäre die Zeit stehen geblieben, als würde nichts anderes mehr wichtig sein. Es war seltsam, und zugleich wunderschön. Ich habe diese Zweisamkeit sehr genossen, sie hat mich alles vergessen lassen. So sehr, dass ich sogar zusammen mit ihm auf der Couch eingeschlafen bin. Zuerst war ich verwundert... aber dann fand ich es wieder so schön. So beruhigend. Ich konnte ihn betrachten, ohne dass er es seltsam gefunden hätte. Ich hab ihn berührt, seine Stirn, seine Wangen, seine Nase bis zu seinen Lippen. Ich wollte unbedingt wissen, wie sich seine Haut an fühlte. Und wie ich es erwartet hatte... war sie unendlich zart. Verwunderlich für einen Mann, aber bei Gackt nicht so sehr, denn das er ein schönes Gesicht hat, das sieht man ja schon von weitem. Im Schlaf hatte er meinen Namen geflüstert. In dem Augenblick kribbelte es mir im ganzen Körper. Dass er von mir träumt, empfinde ich als interessant, auch wenn ich das kaum verstehe. Wie mechanisch habe ich ihm dann ins Haar gefasst und mich erneut an ihn herangekuschelt. Gott, wie ich diesen Duft seines Parfüms liebe... Mein Geschenk hatte ihm gefallen, das konnte ich spüren... und sein zaghafter Kuss auf meinen Mund sollte wohl sein Dankeschön sein. Gut, sonst hätte ich mich wohl ziemlich darüber aufgeregt, aber es war nun mal Gackt, und da war so was nun mal normal. Er hatte Geburtstag und mich mit seinen Blicken völlig um den Finger gewickelt. Typisch eben. Aber was mich mehr als verwundert hatte, war, wie wir beide am Flügel saßen und den Song von mir gespielt hatten. Als wäre der Tag nicht schon seltsam genug gewesen, hatte hier der Kitsch mal wieder voll zugeschlagen. Na ja, daran war wahrscheinlich auch die Melodie des Songs schuld. Wenn ich nur wüsste wie sie mir in den Sinn gekommen war. Ich höre sie seit ein paar Tagen... sie schwirrt in meinem Kopf als würde ich sie ewig kennen. Es ist ein magisches Lied, aber diese Magie kommt erst vollkommen frei, wenn ich die Melodie zusammen mit Gackt spiele. Als würde auch er sie kennen und wir uns hervorragend ergänzen. Ich glaube ich werde den Song spielen,... ihn veröffentlichen und Gackt danach fragen ob er wieder mit mir zusammenarbeiten möchte. Ich denke das wäre die einzig beste Lösung für diesen Song. Entweder so oder gar nicht, das steht schon mal fest. Diese Idee begeistert mich gerade so sehr, dass ich gleich heute danach fragen werde. Ich hoffe er stimmt zu. Im Moment schläft er noch. Irgendwie lustig, denn sonst ist er es ja, der von uns beiden früh wach ist. Aber das ist auch ganz gut so. Ich hatte Zeit über das Geschehene nachzudenken, auch wenn ich nicht wirklich auf ein Ergebnis gekommen bin. Hyde *~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ 10. November XXXX Mit einem dick zusammengebundenen Hefter stand die zierliche Megumi vor der Tür des Schlafzimmers. Sie seufzte, als sie abermals gedankenverloren durch die Blätter strich und einige Zettel gezielt herauszog. „Und das müssen wir auch noch erledigen“, murmelte sie, während ihre vertieften Augen nicht vom Geschriebenen loskamen. Abwesend öffnete sie die Tür und betrat das Zimmer, dabei zog sie weitere Seiten aus dem Hefter, die sie ihrem Verlobten vorlegen wollte. Noch etwa einen Monat bis zur bevorstehenden Hochzeit und es war noch so vieles zu erledigen. Megumi steckte bis zum Hals in den Vorbereitungen, während Hyde tagtäglich seiner Arbeit im Studio nachging. Dabei gab es kaum Tage an denen sie sich häufig sahen. Manchmal sogar mehrere aufeinander folgende. So kurz vor einer Hochzeit war das zwar nicht gerade vorteilhaft, jedoch, Megumi akzeptierte Hydes Arbeit an der gemeinsamen Single mit Gackt, genauso wie Hyde die Vorbereitungen für die Hochzeit. Soweit es ging übernahm sie alle zu erledigenden Arbeiten für das bevorstehende Event. Sie tat es gern und es erhellte, trotz Abwesenheit ihres Verlobten, immer wieder ihren Tag. Nichtsdestotrotz gab es Angelegenheiten, die auch die gewisse Aufmerksamkeit des Bräutigams bedurften. „Schatz... wir müssen unbedingt noch die Gästeliste durchgehen und... du hast noch keinen Trauzeugen ge...“, sie verstummte, als sie Hyde, der soeben Kleidungsstücke zusammenlegte und in einen Koffer tat, erblickte. Zögerlich trat sie auf ihren Liebsten zu, der sie gar nicht bemerkt zu haben schien. Völlig in seiner Arbeit vertieft, hockte er dort vor dem Koffer und tat etwas, was sie augenblicklich nicht recht einordnen konnte. „Was tust du da?“ fragte sie deshalb, ohne sich noch einmal anzukündigen. Hyde der soeben noch schemenhaft gelächelt hatte, erschrak und fuhr ertappt herum. „Ähhhh...“, war vorerst das Einzige was er dazu äußern konnte. „Du packst Koffer?“ bemerkte sie ängstlich. Plötzlich überkam sie eine unerwartete Nervosität. Hyde fassungslos anstarrend, klappte sie den von Blättern überquellenden Hefter zusammen und schüttelte zitternd den Kopf. Hyde, der selbst etwas verwirrt über Megumis Reaktion war, zog fragend seine Augenbrauen zusammen und murmelte: „Ich fahre übers Wochenende zum Snowboarden, das weißt du doch“, erklärte er sich, bevor er aufstand und auf die verwirrte Frau zusteuerte. Beruhigend faste er seiner Freundin an die Schulter und lächelte. „Snowboarden?“ wiederholte sie flüsternd, während ihr buchstäblich tausend Steine vom Herzen fielen. „Ich hab’s dir letzte Woche gesagt, als du...“ „Ja,... ich erinnere mich, als ich dich nach unserer Hochzeitsreise gefragt habe“, fiel ihm Megumi ins Wort, die augenblicklich begann wieder einen erheiterten Gesichtsausdruck zu präsentieren. Hyde nickte, nahm die Zettel die sie zwischen den Fingern hielt und betrachtete das darauf Stehende. „Die Gästeliste?“ „Ja...“ Hyde nickte und las die Liste der Namen. „Ist alles OK so...“, antwortete er kurz und drückte die Zettel, die er nur halbherzig durchgesehen hatte wieder in die Hände seiner Verlobten. Megumi blickte skeptisch auf Hyde herab, der sich erneut ans Packen gemacht hatte. „Und... ähhhh...“ „Ist noch etwas Wichtiges, was ich mir ansehen muss?“ fragte Hyde, legte eine Hose ordentlich auf die anderen Sachen und seufzte. „Hast du Gackt schon gefragt, ob er Trauzeuge werden möchte?“ Hyde stoppte, als er merkte wie ihm plötzlich ganz heiß wurde. Ein dicker Kloß lag ihm im Hals, der das Sprechen unmöglich machte. Nur sein Gesicht, welches er tief gesenkt hatte, zeugte davon, dass er auf eine derartige Frage nicht vorbereitet war. Er schüttelte mit dem Kopf, während er versuchte das Zittern in seinen Händen so gut wie es ging zu überspielen. „Aber möchtest du nicht, dass es Gackt wird? Ich dachte, weil du dich in letzter Zeit soviel mit ihm triffst und ihr auch zusammenarbeitet.“ „Ich weiß nicht“, brummte Hyde plötzlich hinter vorgehaltener Hand. „Wieso nicht?“ wollte sie wissen, während sie sich zu ihm auf den Boden hockte. „Ich... ich denke, ich werde doch Tetsu fragen“, stotterte Hyde, während er ein T-Shirt unachtsam in den Koffer stopfte. Wieso fragte sie danach? Wieso nahm sie an, dass er ausgerechnet Gackt als Trauzeugen wählen würde, wo er doch mit Tetsu weitaus länger befreundet war. Fühlte sie sich vernachlässigt, weil er in letzter Zeit mehr Zeit mit dem Sänger verbracht hatte als mit seiner Verlobten? Sollte diese Frage ein Hinweis darauf sein, dass er sich ihr gegenüber unachtsam verhalten hatte? Diesen Gedanken hatte er leider schon sehr häufig,.... jedes Mal, wenn er sich mit Gackt traf, vor allem wenn es privat war, was die letzten Wochen häufiger vorkam als beruflich. Fast jeden Tag fragte Gackt nach einem Treffen nach der Studioarbeit und jedes Mal konnte er kein ‚nein’ darauf geben. Er war sich selbst erlegen... sich selbst und seinem Drang nach Gackts Nähe, die stärker war als seine Vorsicht, Megumi gegenüber nichts falsch zu machen oder sie derart zu vernachlässigen. Er hatte immer ein schlechtes Gewissen, genauso wie auch jetzt, wo er die Koffer packte und mit Gackt zum Snowboarden in die Berge fahren wollte. Diesmal jedoch hatte er ihr nicht gebeichtet, dass Gackt sein Begleiter war. Denn irgendwie hatte er stets die Angst im Rücken, von ihr durchschaut zu werden. Was jedoch auf kurze Sicht völlig absurd schien, denn wieso sollte sie annehmen, dass sich ihr Verlobter in einen Mann verliebt hatte? Trotzdem... er war lieber vorsichtig als doch einen gravierenden Fehler zu begehen, obwohl er bereits auf dem besten Wege dorthin war. Das wusste er, dennoch konnte er sich nicht dagegen wehren, obwohl er es sich wirklich ernsthaft vorgenommen hatte, Gackt von sich zu weisen. „Aber Gackt wird doch kommen, oder?“ murmelte Megumi, während sie ihre Zettel ordnete. Hyde schüttelte flüchtig den Kopf. „Ich weiß nicht ob er Zeit hat,... er hatte gemeint, im Dezember würde er nebenbei häufiger in die USA müssen, wegen Albumarbeiten und so.“ Das war eine glatte Lüge, jedoch wusste er sich so schnell einfach keinen anderen Rat. Gackt zu seiner Hochzeit einzuladen, wäre wohl das makaberste, was er sich je in seinen Leben geleistet hätte, deshalb wollte er Megumi sofort vom bloßen Gedanken an Gackt ablenken. Er hatte ihm schon oft genug Schmerzen zugefügt, hatte ihn abgewiesen, ihm Dinge verboten... und auch Dinge gesagt, die einem Herzen mehr Wunden zugefügt hatte als es eigentlich aushalten konnte. Die Hochzeit war nur der I-Punkt auf dem Ganzen,... aber einen weiteren Stoß in den Rücken wollte er einfach nicht riskieren. Jetzt wo sich alles so einigermaßen beruhigt hatte,... wo sie sich wieder etwas gelöster in die Augen sehen konnten und auch Worte wieder fließen konnten. Auch wenn Gackt eine etwas distanziertere Haltung wahrnahm und er bewusst Dinge, die zu diskutieren waren, ausschwieg,.... Ihm jetzt mit der Hochzeit und dem Trauzeugen zu kommen, wäre als würde er ihn ein stumpfes Messer mitten ins Herz rammen. Nein,... das wollte er Gackt nicht antun, nie und nimmer... „Ach so...“, murmelte Megumi skeptisch. „Ich hab gar nicht gewusst, dass er demnächst an einem Album arbeiten möchte, wo ihr doch noch mitten in eurer gemeinsamen Arbeit steckt.“ Hyde musste sich eingestehen, dass diese Lüge wohl wirklich etwas dumm durchdacht war. Schließlich war der Erscheinungstermin ihrer Single erst für das nächste Jahr angelegt und bis jetzt hatten sie, obwohl sie sich fast täglich trafen, kaum etwas Ordentliches auf die Beine gebracht. Noch nicht einmal der Songtext stand,... lediglich die Melodie wurde ausgearbeitet und zum Teil schon aufgenommen. „Er arbeitet eben gern an mehreren Projekten gleichzeitig“, verteidigte sich Hyde, schüttelte gespielt selbstsicher den Kopf. „Und wie läuft’s mit eurem Song so?“ wollte Megumi nun wissen und starrte eindringlich in die Augen ihres Verlobten, der etwas irritiert in ihre sah. Unsicher unterbrach er den Augenkontakt, welcher ihm langsam unheimlich vorkam. Ein durchdringender Blick, der andere Fragen stellte als ihr Mund,... davor hatte er schon immer den größten Respekt und Vorsicht gehabt. „Es... läuft gut,.... wir haben noch kein Text, aber... aber Gackt kümmert sich denk ich mal schon darum.“ Schmunzelnd erhob sich Megumi und trat zur Tür. „Mhhh, du bist täglich stundenlang bei der Arbeit,... und danach triffst du dich mit Gackt um dich in Kneipen und sonst wo zu amüsieren,... und da habt ihr bisher in den letzten zwei Wochen nichts weiter als ein bisschen Melodie?“ „Das ist alles nicht so einfach, wie es sich für einen Laien anhört, Meg“, brachte Hyde zur Verteidigung vor und schloss den gepackten Koffer. „Ich hoffe doch, dass du wenigsten an unseren Hochzeitstag keine Verabredung mit Gackt hast“, warf Megumi giftig in den Raum. Wenn auch zynischer als sie es eigentlich meinte. Danach verließ sie ohne ein weiteres Wort das Zimmer und schloss die Tür. Hyde, der aufgrund ihres letzten Satzes und ihrer aufkeimenden Eifersucht, die er deutlich spüren konnte, erneut in eine Besorgnis verfiel, erkannte, dass er gerade dabei war, sich und Megumi für absolut dumm zu verkaufen. Glaubte er denn wirklich, sie wäre so blind und würde ihm das alles, was er ihr tagtäglich lügnerisch auf den Tisch servierte, einfach so abkaufen? Anscheinend war sie bereits der Meinung, er würde überhaupt nicht an einer Single arbeiten und nutze die freie Zeit, die ihm dadurch gegeben war, um sich mit anderen Frauen zu treffen. Ja,... genau diese Art von Gedankengängen würde er ihr tatsächlich zutrauen. War nur die Frage, welche Art von Gedanken würde er sich trauen auch umzusetzen. Auch wenn ihm alles andere als wohl bei der ganzen Sache war, er hatte es Gackt versprochen. Ein ganzes Wochenende, zu zweit. Er war unsicher gewesen, als er dem zugestimmt hatte, doch innerlich wusste Hyde, dass Gackt in letzter Zeit zu distanziert war, um sich, wie im Sommer, auf diese Art von Körpernähe erneut hinreißen zu lassen. Doch konnte er diesem entfernten Verhalten seines Freundes wirklich übermäßiges Vertrauen schenken, wo er doch selbst nicht wusste, wie er sich verhalten sollte? Wieso nur hatte er sich wieder einmal auf so was eingelassen? * 11.November XXX Schneeflocken, die verspielt durch die Luft tanzten, berührten die Wangen des Größeren. Es schneite und alles um sie herum war von weißen Schneekristallen bedeckt. Mit einem amüsierten Lächeln erinnerte er sich zurück, an das erste Mal, als sie gemeinsam hier waren. Er noch vollkommen unerfahren auf dem Snowboard, doch mit dem hartnäckigen Ziel es von seinem Lehrer Hyde zu lernen. Dieser stand stumm neben ihn und starrte gedankenverloren auf die ihnen gebotene Landschaft. Er war streng gewesen,.... anfangs noch nachsichtig, doch je länger sie übten, desto härter und unnachgiebiger nahm er ihn heran, bei jedem Fehler. Doch es machte dem Jüngeren nichts aus,.... denn er wollte es ja lernen, um jeden Preis, allein nur, um eine weitere gemeinsame Leidenschaft mit dem Kleineren zu entdecken. Wie viel sich doch im Laufe der Jahre geändert hatte. Nie wieder würden sie wie tollende Kinder durch den Schnee rennen und sich mit weißen Kugeln bewerfen. Auch wenn sie hier waren, es ging einfach nicht wie früher. Zu viel war passiert. Ihr Verhalten dem Anderen gegenüber war nun vollkommen anders, ... anders als damals..... Sie hatten sich ein kleines Häuschen am Rande einer Piste gemietet. Es war wohlhabend und trotzdem sehr gemütlich eingerichtet. Es war dasselbe Haus wie immer..... Ein wenig erschöpft von der etwas längeren Fahrt, ließen sie ihre Taschen im, nach Holz duftenden, Eingangsbereich fallen und schüttelten sich den pappenden Schnee von den Kleidern. „Es ist schön, wieder hier zu sein“, kam es warmherzig vom Kleineren, der sich schnurstracks ins Wohnzimmer schlich, während der Größere ihn lächelnd hinterher blickte. Und in dieser Hinsicht musste er ihm wirklich Recht geben. Langsam folgte er seinem Freund und beobachtete wie sich dieser entspannt auf den, mit weißen Kunstfell bestückten, Sessel fallen ließ und zufrieden seufzend die Augen schloss. Ein kleines Schmunzeln konnte sich Gackt dabei nicht verkneifen. „...damals, als wir hier immer abends saßen, vor dem Kamin und über jeden Quatsch geredet haben...“, murmelte der Ältere mit leiser Stimme, als würde er nur mit sich selbst reden. Nichts sehnlicher wünschte er sich als dies wieder zu tun. Aber obwohl sie sich in letzter Zeit bereits mehrere Male privat trafen und Dinge wie Liebe, Gefühle oder Einsamkeit nie ansprachen, seit ihrem Abschied am Flughafen dieses Sommers, hatte sich nichts weiter in eine positive Richtung getan. Eine Wand, so dünn, dass man sie allein mit einem Finger einreißen könnte, ragte zwischen ihnen auf. Sie war das Hindernis, das sie sich mit eigenen Händen erbaut hatten, um sich selbst daran zu hindern dem anderen zu nahe zu treten. Ein normaler Umgang war deshalb nicht möglich. Was war es, was sich Hyde aus diesem Wochenende erhoffte? Etwas Bestimmtes? Sich an Vergangenes zu erinnern und anzuknüpfen...? War es nicht reine Dummheit sich mehr als nötig mit der Person einzulassen, der man nie seine Liebe gestehen durfte? Spielte er vielleicht sogar mit dessen Gefühlen? „Hast du vielleicht Lust auf eine erste Fahrt?“ Etwas irritiert blickte Hyde blinzelnd zu dem Jüngeren hinüber, der angelehnt am Türrahmen stand. „Mh?“ fragte dieser noch einmal nach. „Eine erste Snowboardfahrt draußen. Außerdem hattest du mir mal versprochen, mir noch einige Tricks beizubringen“, kam es mit einem auffordernden Augenzwinkern,... ein Zwinkern, welches Hyde erneut fast um den Verstand brachte. Noch immer sehr irritiert kniff der Kleinere seine Augen zusammen, wollte aber trotzdem seinem Freund eine vernünftige Antwort geben. Versuchend ein Lächeln auf seine eigenen Lippen zu zaubern, stand er augenblicklich auf, trat auf wenige Schritte vor Gackt und sah ihn mit einem entschlossen lächelnden Ausdruck an. „Ok, lass uns gehen.“ * Der Mond stand hoch am Himmel, fast vollständig von dunklen Wolken bedeckt, die im starken Wind stetig weiter zogen und immer wieder einen kurzen Blick auf den Sternenhimmel zuließen. Ein langer Tag ging allmählich zu Ende und der bloße Gedanke, dass ein weiterer in dieser Art folgen würde, erhellte Hydes Gemüt, wenn auch eine Spur Sorge in diesem mitschwang. Zu sehr erinnerte alles an ihren Urlaub in Paris. Ihre Zweisamkeit, ihr Tagesablauf,... die bloße Tatsache, dass sie überhaupt gefahren waren. Er hatte ein mulmiges Gefühl und das konnte er, so entschlossen er auch versuchte es zu übersehen, nicht vergessen. Es war das erste Mal, dass sie diese Art von Urlaub unternahmen. Das erste Mal, seit diesem Zwischenfall. Er versuchte es zu verdrängen. Jedoch, Momente, die ihn aufforderten alle Sorgen zu vergessen, Augenblicke zwischen ihnen, die alles egal machten, die gab es immer noch zu genüge. Doch dann war es, Gott sei Dank immer wieder die Vernunft, die siegte und die ihn letztendlich aus der Situation rettete. Es war ein reines Wunder, dass nicht wirklich schon längst mehr passiert war. Mehr als dieser Kuss in Paris, der, nach Hydes Meinung, nicht weit vor einer Widerholung stand und das trotz ihrer Distanz zueinander. Aber was würde er tun, würde es tatsächlich so weit kommen? Er sehnte sich so sehr nach Gackts Nähe, nach seinen Berührungen, seinen Händen, die so sanft durch sein Haar streichelten um danach seine Haut berührten und ihn damit fast um den Verstand brachte. Was würde er tun, wenn es wirklich geschehen würde? Überrascht stoppte Hyde das Schreiben in sein Tagebuch. Ja, er hatte es immer noch, es war immer noch dasselbe wie vor einem halben Jahr, beschrieben mit all seinen Gedanken, all seinen Sorgen, Problemen und auch seinen Gefühlen.... Auch jetzt schrieb er noch oft hinein und er musste wirklich zugeben, dass ihm dieses Niederschreiben seiner Gedanken in manchen Tagen tatsächlich weiterhalf. Mit verträumte, Blick, umhüllt von einer gewissen Traurigkeit, blickte er aus dem Fenster, welches direkt vor dem Tisch hinaus in die dunkle Nacht zeigte. Er war allein in seinem Zimmer und eine gewisse Stille umhüllte diesen Raum. Mit seinen Gedanken an dem, was er gerade in sein Tagebuch schrieb schloss er traurig seine Augen, senkte dabei seinen Kopf. „Wie kann ich diese Gefühle zu dir nur vergessen...“, flüsterte er mit einem Zittern in seiner Stimme, bevor er wieder seine Augenlider öffnete und direkt auf sein Geschriebenes blickte. ~Zu sehr sehne ich mich nach ihm... wie sehr würde ich noch einmal seine Hände durch mein Haar streicheln fühlen.....~ Das Tagebuch war die einzige Möglichkeit, Gefühlen, die ihm Schmerzen bereiteten, nachzugeben, zu schreiben, was er wirklich für ihn empfand, nach einer Lösung suchen, ohne auch nur eine Antwort darin zu finden. Doch immer, wenn er wieder in die Realität zurückgezogen wurde, schockte ihn regelrecht seine aussichtslose Lage, in der er sich augenblicklich immer noch befand. Was nur würde der Jüngere von ihm denken, würde er auch nur eine Zeile seines Tagebuches lesen können,... wäre er überrascht, wäre er glücklich darüber oder vielleicht eher irritiert? Was würde er dann tun? Würde er ihn verstehen? Würde er nachvollziehen können, weshalb er die ganze Zeit über so gehandelt hatte, warum er solch ein verlogen falsches Spiel spielte? „Warum renne ich vor der Antwort davon?“ ~Doch egal, wie stark meine Sehnsucht nach ihm ist,... es hat doch keinen Sinn. Es muss so weitergehen, ich muss versuchen es zu vergessen und mich der Realität stellen...~ schrieb er schweren Herzens. Kurz darauf erfolgte ein leises Klopfen an der verschlossenen Tür, welches die vorhandene Stille förmlich durchschnitt. Hyde blickte auf, bevor die Tür langsam geöffnet wurde. Ohne auf eine Aufforderung zu warten, trat Gackt langsamen Schrittes in das Zimmer des Kleineren, welches nur durch das schwache Licht der Tischlampe erhellt wurde. „Du schläfst noch nicht?“ Lächelnd näherte sich der Solosänger dem Schreibtisch, vor dem Hyde grübelnd saß. Hyde nickte andeutungsweise und wollte damit seine Frage beantworten, obwohl diese von Gackt eher rhetorisch gemeint war. Gackt brauchte nicht lange um den traurigen Schimmer in den Augen seines Gegenübers zu bemerken. Obwohl davon am Nachmittag kaum etwas zu sehen war. Er ahnte bereits, dass es immer noch das leidige Thema war, über das Hyde stur nicht sprechen wollte, was ihm erneut und immer wieder beinahe das Herz zerriss, doch er bemühte sich um Zurückhaltung. Auch wenn er sich unbeschreibliche Sorgen um den Kleineren machte, durfte er dies nicht zeigen, es würde nur wieder einer dieser Streite ausbrechen, die alles nur noch schwerer machten. Verbissen krallte Gackt die Finger in die Blätter, die er mitgebracht hatte und schloss die Augen, während er überlegte wie er den Älteren ansprechen sollte. „Du schreibst immer noch Tagebuch?“ fing er nach einigen Sekunden an und deutete mit einem kurzen Blick auf das kleine Buch, welches aufgeschlagen auf dem Tisch lag. „Hai...“, folgte eine kurze Antwort. Diesmal kein hektisches Zusammenklappen und Verstecken des Buches, im Gegenteil. Er ließ es aufgeklappt liegen als wolle er, dass der Jüngere einen Blick hineinwarf und die geschriebenen Zeilen las. Hyde selbst saß angespannt vor dem Tisch und würdigte den Größeren keines Blickes. Diese abwehrende Haltung ihm gegenüber ließ Gackt Grund zum grübeln. Was war nur wieder mit ihm los? Lag es an seiner Anwesenheit? Fühlte er sich in irgendeiner Art und Weise von ihm bedrängt? Aber was hatte er denn nun schon wieder falsch gemacht? Dann erinnerte er sich. Plötzlich kehrten Bilder in seinen Kopf zurück. Bilder des Abends, als er zum ersten Mal gesehen hatte, dass Hyde Tagebuch schrieb, und wie sie sich deshalb gestritten hatten. Er konnte nicht schlafen und als Hyde aufgelöst vor seiner Zimmertür stand, erkannte er, dass er es ebenfalls nicht konnte. Dann gab Hyde ihm ein Versprechen... Ein Versprechen, welches er nie vergessen hatte,... ob sich Hyde noch daran erinnerte? Damals versprach er, dass er ihm alles sagen würde,... all seine Probleme anvertrauen würde, wenn sie wieder zuhause wären. Er wollte sich ihm endlich anvertrauen,... doch,... Was war letztendlich aus diesem Vertrauen geworden? Hätte Gackt ihm nicht seine Gefühle gestanden, hätte er ihn nicht geküsst,... wäre dann das Versprechen immer noch gültig? Dieses Versprechen, welches stillschweigend verschwunden war als hätte es nie existiert. ~Das Vertrauen, was er mir geben wollte, ist nun nicht mehr da,... es ist vollkommen verschwunden~, dachte Gackt und senkte enttäuscht seine Lider. „Gackt?“ flüsterte Hyde und blickte nun endlich auf. Angespannt musste er feststellen, dass er nicht so recht wusste, was er Gackt an Worten erwidern sollte. Vor allem Augenblicke wie diese, wenn sie allein waren,... erschwerten ihm das Denken und Reden. Es war wie ein Fluch, der ihn lähmte und unheimlich schwach machte. Er sah ihn an, jedoch wusste er nicht was zu antworten, wenn er von Gackt etwas gefragt wurde. „Was?“ murmelte Gackt, der nachdenklich nicht einmal mitbekam, dass er von Hyde angesprochen wurde. Erst dessen verwirrter Blick zog ihn in die Realität zurück. Mit einem leichten Blinzeln fuhr Hyde fort. „Was hast du denn...?“ fragte er, obwohl er sich gut denken konnte, weshalb Gackt so distanziert war. Es war eben wie immer,... Normalität der letzten Wochen. Genau das, was er wollte, doch innerlich rasend wütend und verzweifelt machte. Doch das einzige, was Gackt darauf antworten konnte, war ein Kopfschütteln und ein leises „Nichts.“ Wenige stille Sekunden folgten, Sekunden in denen sie sich nur schüchtern in die Augen sahen, Sekunden, die einem vorkamen wie lang andauernde Minuten. Doch Hyde war es, der letztendlich nervös wurde und die Spannung, die zwischen ihnen herrschte unterbrach. Er sah zu Boden, während er gleichzeitig spürte wie ihm urplötzlich zum heulen zumute wurde. „Ich... wollte dir das hier geben.“ Der Jüngere kam auf ein paar Schritte näher und reichte seinem Freund das beschriebene Papier, welches er die ganze Zeit über in seinen Händen gehalten hatte. „Der Liedtext“, fügte er des Weiteren hinzu. Verwundert blickte der Kleinere auf die Blätter, welche ihm direkt unter die Augen gehalten wurden. Auch wenn sie die ganze Zeit daran arbeiteten, Tag für Tag an der Melodie feilten und auch über den Text nachdachten, damit hätte er zu diesem Zeitpunkt nicht gerechnet, zudem sie ja eigentlich im privaten Sinne her gekommen waren. Aber er kannte Gackt einfach zu gut, um anzunehmen, er würde die Arbeit während eines Kurztrips nicht niederlegen. Zögerlich nahm er die gereichten Blätter in seine Hand, ließ dabei den Blick nicht vom Text ab. Er schwieg. Worte die er Gackt entgegenbringen wollte, waren plötzlich wie ausgelöscht, er war sprachlos,... wusste nicht was er sagen sollte. „Ich wollte, dass du ihn so schnell wie möglich liest, also hab ich ihn einfach mitgenommen. Vielleicht können wir ja dann morgen darüber diskutieren.“ Unveränderte Blicke Hydes... was er wohl gerade dachte, fragte sich Gackt, als er die immer noch traurigen Augen bemerkte. Vielleicht war es besser ihn nun allein zulassen, obwohl er ihn doch zu gern in die Arme geschlossen hätte. Einfach nur, um den Älteren aus dieser Traurigkeit zu ziehen. Doch seine Vernunft sagte ihm, dass es besser wäre zu gehen. Langsam drehte er sich um und wollte das Zimmer verlassen, jedoch ein leises Flüstern hinter ihm, hielt ihn vorerst zurück. „Danke,...Ga-chan...“ Nicht würdigt fühlend dem Größeren während dieser Worte anzusehen, senkte Hyde sein Haupt. ~Zu sehr würde ich es ihm einfach sagen wollen...~ „Danke, dass du... bei mir bist...“ ~...einfach die Grenzen überschreiten...~ „Ich... hab es dir viel zu selten gesagt, aber... ich bin glücklich. Glücklich, dass du mein Freund bist,... glücklich, dass wir uns getroffen haben,... und dass du... trotz alledem bei mir bist.“ ~...ihm einfach sagen, dass ich glücklich über seine Liebe bin, dass ich dasselbe auch... für ihn empfinde...~ Sein Herz klopfte so erbarmungslos stark gegen seine Brust, dass er dachte, er würde es nicht mehr aushalten können. Ihm diese Worte mitzuteilen, ihm zu sagen wie viel er ihm bedeutete, war das mindeste, was er den Jüngeren zurückgeben konnte. Es war nichts, und trotzdem alles, was er für wichtig empfand. Er erwartete keine Antwort, er wusste ja wie Gackt empfand und außerdem wollte er ja nicht mehr, dass Gackt über Gefühle zu ihm sprach. Es war gut so. Abweisend blickte Hyde zur Seite. „Gute Nacht, Gackt“, folgte ausdruckslos. Er stand immer noch an der Tür, hatte Hyde den Rücken zugewandt. Schweigend hatte er dem Älteren zugehört, obwohl er darauf zu gern etwas erwidert hätte. Seine Worte machten ihn unheimlich glücklich. Sie bewiesen, dass er mit ihm nicht aus Mitleid oder Schuldgefühl zusammen war, sondern dass da ein ehrliches Gespür für Freundschaft war, welches er schon fast für verloren geglaubt hatte. Trotzdem, er machte sich Sorgen um den Kleineren Irgendetwas stimmte nach wie vor nicht. Tagtäglich diese trüben Augen,... der Mund, der nur für aufgesetztes Lächeln genutzt wurde. Er würde es immer wieder sehen, egal wie spaßig ein Tag mit Hyde sein konnte,... immer wieder würde er diese traurigen Augen sehen und seine Worte hören. So lange hatte er ihn nicht mehr ‚Ga-chan’ genannt. Wie lange war es bereits her, dass er diesen Kosenamen aus Hydes Mund hörte? War es am letzten Tag ihres Urlaubes...? Wie sehr sich ihre Freundschaft doch verändert hatte! Doch egal wie schwer es war, er musste lernen damit zurechtzukommen. Er musste es einfach. „Gute Nacht, Haido“, flüsterte der Größere zurück und seufzte kaum hörbar. Er drückte die Klinke hinunter, hoffte noch auf ein Wort seitens seines Freundes, doch egal wie lange er warten würde,... es würde nichts mehr folgen, ganz bestimmt nicht. Mit diesem Gedanken verließ er das Zimmer und schloss die Tür hinter sich... Hyde hingegen saß regungslos auf dem Stuhl, den Blick gesenkt, die Augen auf dem Papier zwischen seinen Fingern gefestigt. Er hatte noch kein einziges Wort gelesen, er blickte ins Leere, nicht auf das vor ihm Geschriebene achtend. Seine Hände begannen zu zittern, als er sich erinnerte..... Damals, als sie gemeinsam am Klavier saßen und diese Melodie spielten. Eine Melodie die von Trauer, aber auch von Hoffnung erzählte. Wie wundervoll er es empfunden hatte, neben ihn zu sitzen und die Klänge des Pianos zu hören, die ohne des anderen nie auf diese Weise existieren würden. Diese Melodie, die urplötzlich seinen Gefühlen entsprungen und nun durch den Text der mit Gackts Gefühlen gefüllt war, weitergeführt und vollendet wurde. Die Melodie, die immer mehr zu einem vollkommenen Ganzen wurde. ~Unaufhaltsam machte sich doch alles selbstständig~, dachte Hyde und fuhr sich einmal nachdenklich über die Stirn, als plötzlich sein Handy auf dem Tisch zu vibrieren begann. Wer konnte um diese Uhrzeit etwas von ihm wollen - dachte er, bevor er nach dem Handy griff und nachschaute wer es war. „Tetsu!?“ flüsterte Hyde feststellend und nahm das Gespräch sofort entgegen. „Tetsu, was ist los?“ fing er gleich an, ohne den Freund zu begrüßen. Am anderen Ende wurde erst einmal erleichtert ausgeatmet. „Ich weiß, du magst es nicht wenn man dich während eines Urlaubes anruft, aber es ist wirklich wichtig.“ Bevor Hyde etwas darauf erwidern konnte, fuhr Tetsu weiter. „Megumi hat mich heute Morgen angerufen.“ „Meg?“ antwortete Hyde überrascht. „Ja, sie hat geweint... und... sie hörte sich wirklich verzweifelt an.“ „Was ist passiert?“ wollte Hyde wissen. Große Besorgnis war in seiner Stimme zu hören. „Nichts! Sie meinte nur, dass sie nicht mehr wüsste wie sie mit dir umgehen sollte. Du würdest sie kaum noch beachten und ihr scheinbar aus den Weg gehen.“ Hyde schwieg und dachte über das, was ihm Tetsu sagte nach. Er würde ihr aus dem Weg gehen. Das stimmte natürlich, jedoch hatte er nicht geahnt, dass Megumi es wirklich als dieses sehen würde. Natürlich beachtete er sie noch,... er machte sich eigentlich viel zu sehr Sorgen, als dass er sie einfach links liegen lassen könnte. Aber anscheinend hatte er sich tatsächlich ein Stück weit von ihr entfernt, ohne es je beabsichtigt zu haben. Er hatte es nie so gesehen, aber anscheinend konnte er Megumis Nähe einfach nicht mehr so genießen wie er es bei Gackt tat. „Ich denke, du solltest endlich mit ihr reden und das so schnell wie möglich klären, bevor es wirklich zu spät ist“, murmelte Tetsu, Hyde ins Gewissen redend. Dieser jedoch schüttelte nur eisern mit dem Kopf. „Das kann ich nicht“, murmelte der Sänger zurück. „Sag ihr wie du wirklich fühlst, alles andere wäre zu gefährlich“, meinte Tetsu noch einmal bekräftigend. Doch am anderen Ende kam nur ein genervtes Seufzen. „Nein Tetsu... " Kurze Zeit folgte eisernes Schweigen, bevor Hyde ruhig weiter sprach. „Wenn ich es ihr sage und ich sie verlasse, das wäre reiner Mord.“ „Aber so wie du momentan mit ihr umgehst, ist es auch nicht sehr viel besser als Mord,... nur eben viel langsamer“, versuchte Tetsu noch einmal seinen Freund umzustimmen. „Du kannst nicht beides verlangen. Entweder Gackt oder Megumi...“ Tetsu hatte Recht. Er hatte nie das Recht dazu zwei Menschen für sich zu beanspruchen. Doch genau das tat er gerade. Er würde Megumi heiraten und sich weiterhin mit Gackt treffen, einfach nur, damit er sich ein Stück weit wohler fühlte und das alles nur um keinen Fehler zu begehen. Einfach weil er zu feige war endlich eine Entscheidung zu treffen. Er hatte zwar nie behauptet ein fairer Mensch zu sein, aber das ging doch eindeutig zu weit. „Was willst du?“ fragte Tetsu geradeheraus und forderte Hyde dazu auf, eine Entscheidung zu fällen. Obwohl Tetsu längst die Antwort kannte,... sie Hyde noch einmal ganz stark ins Gewissen zu reden, und einfach nur den Anstoß zu liefern über seine Wünsche genau nachzudenken, war der Inhalt dieser Frage. „Ich will Gackt“, sprach Hyde entschlossen und schüttelte dabei überrascht den Kopf. „Dann weißt du ja, was du zutun hast.“ „Gerade das weiß ich nicht, Tetsu“, kam es jetzt fast zornig vom Kleineren. Es nervte ihn gerade unheimlich von Tetsu gesagt zu bekommen, was er wüsste und was nicht. Als ob das alles so einfach wäre, als wäre die ganze Situation nur ein Gedanke weit von der Lösung entfernt. Er wusste doch überhaupt nicht, wie er sich fühlte... „Haido,... hör auf den Dummen zu spielen“, klagte der Bassist und erntete dafür nur ein wütendes Schweigen. „Ich gebe dir den Rat als Freund der dich jahrelang kennt: tu endlich das, was dich wirklich glücklich macht.“ „Das kann ich nicht, Tetsu... ich kann das nicht“, meinte Hyde murmelnd und den Zorn unterdrückend. Danach legte er auf, ohne sich zu verabschieden oder zu signalisieren, dass er das Telefongespräch beenden wolle. Megumi ging es schon schlecht genug, das wusste er ja nun. Wie konnte da Tetsu nur verlangen sich von ihr zu trennen, ihr dermaßen wehzutun? War er noch ganz bei Trost? Wusste er überhaupt wovon er da sprach? Aber andererseits hatte er natürlich Recht. Er wäre nie in der Lage Megumi das glückliche Leben zu geben, welches sie sich in ihren Träumen vorstellte. Er würde sie enttäuschen, weiter vernachlässigen und ihr letztendlich noch viel stärker wehtun als er es jetzt tun würde, wenn er sich von ihr trennen würde. Egal wie er es sich zurechtdrehte, beides wäre falsch, genauso wie es richtig wäre. Seufzend strich er sich die Haare aus dem Gesicht, bevor sein Blick zurück zu den Blättern auf dem Tisch fuhr. Und andererseits gab es da noch Gackt, der ihm so oft zeigte, was wahres Glück bedeuten könnte, wie unwichtig seine Probleme doch eigentlich waren und wie einfach die Lösung in Wahrheit war. Er hatte sie direkt vor Augen und musste nur nach ihr greifen können. Langsam ließ er seine Finger über das Papier streichen. Gackts Gefühle... sie waren nie eine Lüge gewesen. „Ich bin so ein dummer Mensch“, flüsterte er, Tetsu zustimmend, während er sich den Songtext unter die Augen hielt. Schließlich begann er langsam, die ersten Zeilen zu lesen..... ~*~ Oh, bitte sage mir, warum…? Oh sage mir ehrlich, Sind es nur überfließende Gedanken - Heftig, schmerzvoll - begraben Gefühle? Du bist das Licht, ich bin der Schatten Ein Bund, der niemals getrennt werden kann. Meine Liebe wird tiefer Wenn sich dieses Herz entflammt, Nur ich bin in Deinen schwarzen Augen zerschmettert Aber wenn die Liebe ein Schmerz ist, Werde ich jedes Leid ertragen Bis es eines Tages endlich Dein Herz erreicht. Wirst Du mein zitterndes Herz halten? Du, der einzige Mensch, der mein Herz haben kann? *Refrain Wenn sich dieses Herz entflammt, Wird meine Liebe tiefer. Wenn dieses Herz sich entzündet Wird meine Liebe tiefer, Tiefer... so tief. Sie zerspringen in diesen Flammen, Deine mysteriösen Augen Mit Deinem ungespielten Lächeln, berührst du mein Herz, Tief... so tief. Umarmt in einem sanften Kuss; Stürmisch klopft mein schmerzendes Herz in der Brust. Weil ich Dich wegtragen will. Selbst wenn ich morgen alles verliere; Selbst wenn ich Dich verliere... Fange die Tränen auf Und schon zerbricht nach und nach mein ganzes Herz. Ach, selbst wenn man liebt, Wird auch alles irgendwann zu Ende gehen? Selbst dieser endlose Augenblick... selbst dieses Leid? Mein sturer Engel, ich hasse Dich nicht dafür... ...ich hasse dich nicht dafür. *Refrain Ach, wenn alles gut endet, In dieser endlosen Nacht, ach, dann habe ich nichts verloren - Nur Dich... Doch die Traurigkeit kann mir nichts anhaben, Solange ich weiß, ...das du existierst. *Refrain Wenn dieses Herz sich entzündet Wird meine Liebe zu dir immer tiefer Tiefer... so tief. ~*~ Eine einzige Träne zog seine Spur über die blasse Wange. Die Augen waren starr auf das Blatt gerichtet, während der Mund schmerzend aufeinander gepresst wurde. ... Das Papier, auf dem Worten standen, die ihm innerlich alles zerrissen, glitt aus seinen Händen und berührte stumm den Boden. Dort ruhte es, Zeuge seiner Unentschlossenheit. *~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Das war’s wieder mal,...wir hoffen auf ganz viele Kommentare^^ Und guckt bei Gelegenheit in unseren Weblog vorbei, wo ihr was hübsches finden könnt^^ Bis zum nächsten Mal.... Wir wünschen euch schöne Feiertage, die folgen werden^^ Eure Tenshis Kapitel 5: 虚偽のキス? ~Kyogi no kisu?~ ---------------------------------- Kapitel 5: 虚偽のキス? ~Kyogi no kisu?~ Serie: Gackt // Hyde Disclaimer: Die beiden Hübschen gehören immer noch sich selbst und das Gleiche gilt für sonstiger Personen, die in der FF auftreten. Autoren: Tenshis Kommentar: Kommen wir nun zur 5. Runde dieser FF. Irgendwie fragen wir uns ernsthaft, weshalb es immer noch Leser gibt, die es bis hierher ausgehalten haben. >_< Nja es geht ja auch ziemlich schleppend voran. Jeden Monat nur ein Kapitel, und dann kommt auch nicht mal Hyde so richtig aus den Kufen. Leute, macht euch keine Sorgen, das wird schon. ^^ Auch wenn bis jetzt noch nicht viel passiert ist, es wird noch ne Menge geschehen, bevor diese FF vorbei ist. Wir wollen hier nichts überstürzen, deshalb habt Verständnis, wenn’s nicht bald zum Happy end kommt. Bleibt uns erhalten... ihr werdet es nicht bereuen *grins* Viel Spaß Tenshis *~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ XXXX年07月06日 Heute war ein anstrengender Tag. Das hätte ich eigentlich von Anfang an wissen müssen, denn was kann man sich unter 'Grobes Besichtigen von Paris' sonst vorstellen? Ziemlich anstrengend, aber auch viel zu erzählen... Wir waren heute auf dem Eiffelturm, und es ist das reinste Wunder, dass ich dort überhaupt lebend hochgekommen bin. Ich hätte dieses Wettrennen nicht vorschlagen sollen. Hab ich denn tatsächlich geglaubt, dass ich gegen Gackt gewinnen könnte, vor allem bei dieser Hitze heute? Ich weiß ja auch nicht, was in mich gefahren war... es war eine blöde Idee. Durch meinen peinlichen Zusammenbruch, hat sich Gackt nur wieder Sorgen gemacht. Er macht sich so oft Sorgen um mich. Er weiß irgendwie immer, was in mir vorgeht, ich kann ihm einfach nichts vorspielen. Ich bin so machtlos gegen ihn. Heute hat er mich so oft gefragt, was mit mir los sei, warum ich so fröhlich und motiviert bin... als ob das so ungewöhnlich wäre. Ich will doch nur, dass wir beide Spaß haben und nichts anderes... auch wenn ich ihn anlächle, habe ich das Gefühl, dass er dann sofort weiß, dass es mir nicht gut geht. Ich kann es ihm aber nicht sagen,... wie könnte ich das auch...? Wie würdest du nur reagieren, wenn ich es dir einfach so sagen würde, wenn ich dir sagen würde, was mit mir los ist? Ich habe Angst Gackt auf irgendeine Weise zu verlieren. Deswegen tue ich das... deswegen versuche ich zu lachen, deswegen versuche ich alles Schlechte von mir abzuwehren... jedes Wort, was mich daran erinnern könnte. Ich muss so oft an diesen seltsamen Alptraum denken. Ich habe Angst davor, dass er wahr werden könnte, dass ich ihn irgendwann verletzen und dass er mich deshalb hassen und wegstoßen könnte. Und es wird irgendwann passieren, das weiß ich... irgendwann wird der Moment kommen, an dem ich dir schrecklich wehtun werde. Es tut mir so Leid.....es geht nicht anders.... Meine Zukunft wird nicht so sein, wie ich es mir vielleicht wünsche, nein, das wird sie nicht.... die Hochzeit, vor der ich am liebsten wegrennen würde, steht bevor. Ich hab Gackt nicht einmal davon erzählt. Aber warum? Weil ich es vielleicht nicht will, diese Bindung mit Megumi? Weil er dann vielleicht wieder die wahre Lage erkennen würde, wenn ich es ihm sagen würde? Dass ich mit Megumi doch nicht so glücklich bin, wie es den Anschein macht? Wenn er das erfahren würde, würde er auch nach einem Grund fragen,... doch genau das kann ich ihm unmöglich sagen,... dadurch würde alles nur noch schlimmer werden. Aber muss ich ihm nicht irgendwann von der Verlobung erzählen? Immerhin ist er... mein Freund.... ... ich kann es einfach nicht sagen. Und der Grund sind diese widersprüchlichen Gefühle in mir. Sie irritieren mich und lassen mich schwanken. Ich fühle mich in Gackts Gegenwart von Tag zu Tag wohler, dass ich mich ernsthaft frage, wieso? Wieso habe ich das Gefühl, dass mir dieser Mensch immer wichtiger wird? Das lässt mich regelrecht verzweifeln und das schlimmste daran ist auch noch, dass ich es erst seit den letzten Tagen merke. Meine Empfindungen sind anders... es sind seltsame Gefühle, die Menschen um mich herum verletzten werden. Ich weiß es. Aber ich weiß nicht, was ich tun soll. Nichts? Und einfach weiter wie bisher? Ich dachte ich könnte all meine Probleme durch den Urlaub hier für einen Moment vergessen, aber ich hab das Gefühl, dass es nur noch schlimmer wird und dass das hier der Anfang von irgendetwas ist.... Was hab ich auch erwartet, wo ich doch gerade mit ihm in diesem Urlaub unterwegs bin? Und ich merke, wie er langsam zu meinem Hauptproblem wird. Gott, das hört sich so abwertend an, aber wie soll ich es anders erklären? Ich hatte heute so viele Gelegenheiten über alles nachzudenken, über Megumi und vor allem über Gackt. Warum, weiß ich auch nicht so ganz. Ich habe über ihn nachgedacht, weil ich glaubte, ich müsse es tun. Ich wüsste gern den Grund und würde ihn hier hineinschreiben, aber es ist mir ein einziges Rätsel. Und ich komme immer nur wieder zur gleichen Erkenntnis. Er fragt mich immer wieder, was mein Problem ist, was mit mir los ist, aber ich kann ihm doch nicht einfach sagen, dass ich ... Ich habe ihm wehgetan, hab ihn verletzt... es ist genau das eingetreten, was ich die ganze Zeit befürchtet habe. Er hat das alles falsch verstanden. Er ist enttäuscht, weil ich mich ihm nicht einfach so anvertraue, wie er es erwartet. Was soll ich jetzt nur tun..... Ich stehe vor einer Sackgasse, aus der es kein Zurück mehr gibt.... Aber wie würde er nur reagieren,... ich denke ernsthaft darüber nach, ihm doch alles zu erzählen,... alles, was mich schon zu lange quält. Ich kann langsam nicht mehr,... wenn ich so weitermache, ist es bald zu spät. Ich werde zu ihm gehen und alles sagen,... über Megumi und über mich selber, wie schlecht ich mich fühle und vor allem werde ich ihm erzählen, was ich fühle. Ich will es manchmal nicht wahrhaben, aber irgendwann wird der Zeitpunkt nun mal kommen, dass er es erfährt... und dieser Zeitpunkt ist nun gekommen... Es wird alles verändern,... es wird alles zwischen uns verändern... nichts wird mehr so sein wie es einmal war. Wird er mich hassen, wegstoßen... wird er verstehen, warum ich mich die ganze Zeit so verhalten habe? Wie wird es weitergehen zwischen uns? So viele Fragen, auf die ich keine Antwort weiß,... aber ich werde es bald erfahren... ich muss es nun auf mich zukommen lassen... Ich will endlich diese Tränen stoppen, die wie Regen über meinem Gesicht fließen. Ich will eigentlich nicht, dass er mich weinen sieht, aber habe ich gerade eine andere Wahl? Ich werde jetzt zu ihm gehen... es ist mitten in der Nacht, ich hoffe jedoch, dass er noch wach ist... Hyde *~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ 12.November XXXX Tropfnass stieg der 1,58 Meter große Sänger aus der Dusche, faste blindlings nach seinem Handtuch, welches er sich vorher sorgfältig auf einen der kleinen Hocker hingelegt hatte und rubbelte sich mit diesem Haare und Körper trocken. Ein leidiges Seufzen entfuhr ihm, als er sich nackt vor das Waschbecken stellte und träge in sein Spiegelbild blickte. Vielleicht war es auch nur die frühe Stunde, zu der er aufgestanden war, denn der Anblick dieses von verlassenem Mut gezeichneten Gesichtes war ihm kaum erträglich. Angewidert von sich selbst schüttelte er den Kopf und sah hinab in das Wachbecken, stütze seine Hände auf den Rand und seufzte ein weiteres Mal, diesmal jedoch noch leidiger. Er hatte kaum schlafen können. Der Songtext war ihm einfach viel zu hartnäckig im Gedächtnis geblieben, als dass er diese Gedanken ablegen konnte. Immer wieder musste er sich Wortfetzen jenen Textes vor Auge führen und sich fragen: ‚Bin ich wirklich so herzlos?’ Dazu kam noch, dass Gackt direkt im Nebenzimmer schlief, und er deshalb stundenlang von unerträglichem Herzklopfen geplagt wurde, von dem er glaubte, Gackt könne es bis in sein eigenes Zimmer spüren. Nicht dass er von vornherein geglaubt hatte, er könne an diesem Wochenende überhaupt auf Schlaf hoffen, aber dass es tatsächlich so schlimm werden würde, hatte er nicht gedacht. Es war viel schlimmer als im Sommer,... unerträglicher als zu dem Zeitpunkt, als er selbst erkannte, was er wirklich fühlte, aber es trotzdem noch lange nicht wahrhaben wollte. Diese Verzweiflung machte ihn wahnsinnig und genau das konnte er an diesen Morgen nur zu deutlich im Spiegel erblicken. Gesehen hatte er den Jüngeren noch nicht. ‚Wenigstens ein Gutes an diesem Tag’, dachte Hyde und griff nach den Kamm, der auf der Kommode neben dem Waschbecken lag. Er wusste noch gar nicht wie er Gackt gegenübertreten sollte, wie er überhaupt über den Text reden sollte. Es war ja so offensichtlich, dass er derjenige war, den Gackt mit dem Text ansprechen wollte, wie also sollte er auf diese Art Gefühlserklärungen reagieren? Er konnte ja nicht einfach mit einem ‚Wow, der Text ist echt klasse’ ankommen. Das wäre zu plump und oberflächlich, auch wenn es der Wahrheit entsprach. Aber er befand sich einfach nicht in der Situation solche Worte zu sprechen. Und mal wieder hatte er sich selbst in eine schwierige Lage gebracht. Er kam sich immer dämlicher vor, je länger er über passende Worte nachdachte, denn einfach nichts wäre das Richtige, da war er sich schon einig geworden. „Ich könnte den Text auch ganz einfach ablehnen“, nuschelte Hyde nachdenklich, während er die nassen Haare ordnete. „Immerhin hab ich das letzte Wort und ich muss vorrangig entscheiden, ob es zur Melodie passt oder nicht.“ Resignierend schüttelte er den Kopf. Verloren musste er feststellen, dass selbst dies keine Option für ihn wäre, denn der Text war einfach perfekt. Er wäre ein Riesenidiot, würde er ihn nicht verwenden wollen. Mit heruntergezogenen Mundwinkeln zog er seinen Blick in den Spiegel und schmunzelte verzweifelt. Dann griff er nach seinen Sachen, zog sich rasch an und verließ mit einer kaum veränderten Miene das Badezimmer. Mit der Ahnung Gackt in der Küche anzutreffen, zog er, sich innerlich dagegen wehrend, in den besagten Raum. Und wie er vermutet hatte, saß Gackt tatsächlich am spärlich gedeckten Frühstückstisch und blickte auf seinen leeren Teller. Nachdenklich betrachtete er das schlichte Muster am Tellerrand und bemerkte dabei nicht, wie Hyde ihn wunderlich ansah. „Morgen“, krächzte dieser leise und trat ohne Gackt anzusehen an den Tisch. „Haido...“ Gackt blickte auf und lächelte. „Guten Morgen.“ Sich schwer bemühend Gackt auf keinen Fall in die Augen zu blicken, setzte Hyde sich an den Tisch und nickte mit dem Kopf. „Was ist an dem Muster dieses Tellers so interessant?“ fragte Hyde und deutete mit einem Blick auf das Porzellan in den Händen des Jüngeren. Irritiert sah Gackt auf den Teller, der schon seit geraumer Zeit auf seinen Handflächen ruhte und schüttelte dann mit dem Kopf. „Ich habe auf dich gewartet“, meinte er und suchte Blickkontakt zum Kleineren, den er aber nach wie vor nicht bekam. Stur fokussierte Hyde den Tisch und tat als würde er überlegen müssen, was er heute Morgen essen wolle. In Wahrheit jedoch verspürte er nicht einmal die Ahnung von Hunger. Ihm hatte sich schon im Bad, als er über die kommende Situation nachdachte, ein dicker Kloß in den Hals gesetzt. Der Appetit war heute noch nicht einmal da gewesen. Nur diese Angespanntheit, die er stets pflegte war es, die ihn gerade wieder beherrschte und all seine überlebenswichtigen Instinkte auslöschte. Er wusste, Gackt würde ihn nach seiner Meinung zum Text fragen. Sicherlich erwartete er auch einige Worte zur wirklichen Bedeutung des Textes,... eine Art Antwort, die ihm im wahrsten Sinne des Wortes die Luft abschnüren würde, so dachte Hyde und genehmigte sich zuerst einmal einen großes Schluck des warmen Tees. „Megumi hat mich gestern Abend noch angerufen“, murmelte Gackt plötzlich verhalten und durchschnitt die aufgekommene Ruhe zwischen ihnen… Hyde schluckte kräftig, bevor er perplex aufsah und „Was?“ hustete. „Sie wollte wissen, wo ich bin“, sprach der Jüngere ruhig weiter, ohne auf Hydes überraschte Miene zu reagieren. „Sie hat einfach aufgelegt, nachdem ich es ihr gesagt hatte. Wusste sie nichts davon, dass ich mit dir hier bin?“ Ertappt senkte Hyde seine Lider und betete innerlich, dass diese Situation nur ein weiterer, peinlich dummer Traum war. Das konnte unmöglich wahr sein. Megumi spionierte ihm tatsächlich nach. Es war so offensichtlich, dass es schon fast wieder unglaublich war. „Hyde?“ fragte Gackt dringlich weiter. Der Angesprochene runzelte die Stirn, bevor er etwas unsicher antwortete. „Darum musst du dir keine Gedanken machen, Gackt.“ Damit war das Thema erledigt. Peinliches Schweigen kehrte zurück und erfüllte den Raum. Und obwohl kaum etwas gegessen wurde, saßen sie sich noch lange gegenüber, bevor Hyde seinen Stuhl zurückzog, wortlos den Raum verlies und sich für das Snowboarden kältetauglich anzog. Auch wenn ihm Megumis kontrollierende Anrufe bei Gackt und Tetsu Sorgen und auch eine gewisse Art Wut bescherten, wollte er sich im Moment nicht weiter damit beschäftigen. Früh genug musste er sich wieder mit den ernsten Themen seines verkorksten Lebens auseinandersetzen. Er hatte einfach keine Lust sich diesen Dingen, auch wenn sie ihm normalerweise wichtig waren, zu widmen. Er hatte es satt sich zu rechtfertigen, wenn er mal nicht die Wahrheit sprach. Und es ging ihm gehörig gegen den Strich, wenn Gackt glaubte sich in diese Sache einmischen zu müssen. So sehr er sich auch Sorgen machte, es nervte einfach schrecklich. Gackt, dem Hydes seltsame Stimmung nicht entgangen war, stand eine Viertelstunde später vor dem Fenster des Gemeinschaftsraumes und blickte auf die weiße Landschaft, die sich ihm bot. Megumis gestriger Anruf hatte ihn stutzig gemacht, deshalb hatte er nachgefragt. Wieso wusste sie nichts von ihrem gemeinsamen Wochenende? Sie hatte doch schon immer von Hydes Vorhaben gewusst, egal wohin, oder mit wem,... sie war immer im Bilde davon, was Hyde tat. Wieso also jetzt nicht? Könnte es womöglich sein, dass er nicht der Einzige war, dessen Rätsel Hydes Verhalten war, denn so wie es aussah, wusste nicht einmal Megumi davon, was Hyde wirklich beschäftigte, und das, obwohl sie doch in einem Monat heiraten wollten. Was steckte dahinter? Was steckte hinter Hydes seltsamen Benehmen, wenn es um Megumi ging... und was, wenn es um Gackt ging? Da gab es eine Verbindung, da war er sich sicher. „Können wir?“ schrie Hyde aus dem Flur und riss Gackt aus den Gedanken. Seine ernsten Gedanken nicht recht abschütteln könnend, griff der Größere nach seiner Jacke, die auf dem Fenstersims lag und trat auf den Flur. Hyde, in dicken Wintersachen eingepackt und dessen halbes Gesicht mit einer schwarzen Wollmütze bedeckt war, stand vor der Haustür und zog sich dunkelbraune Handschuhe über die Hände. „Bist du fertig?“ fragte der Ältere und blickte in die blauen Augen seines Freundes. Gackt erwiderte seinen Blick, wenn auch auf eine sehnsüchtigere Art. Es schockte ihn nicht, als Hyde plötzlich mit ärgerlicher Miene wegsah. Nein, es machte ihn glücklich, denn er sah nicht das Ärgernis, welcher der Ältere ausdrücken wollte, sondern eine Art Unsicherheit, die ihn ungedachte Dinge ahnen ließ. Einen Moment lang glaubte er einen sehnsüchtigen Schimmer im Braun seiner Augen gesehen zu haben. Nicht die Sehnsucht nach seiner Verlobten, sondern nach ihm. War es nur Einbildung oder die reinste Wahrheit, die Hyde aus irgendeinem unerfindlichen Grund versteckt hielt? Wortlos zog auch Gackt den dicken Stoff über seine Hände und flüsterte mit einem winzigen Lächeln um die Lippen: „Ja.“ * Vereinzelte Schneeflocken tanzten vor seinen Augen, die Sonne, die sich durch dicke Schneewolken Platz suchte, stand bereits tief am Horizont und stach dem Solosänger mit ihrem grellen Strahl unbarmherzig ins Auge. Er kniff die Augen zusammen, während er Hyde dabei beobachtete wie dieser, mit unter dem Arm geklemmtem Snowboard, auf ihn zu stampfte. „Die Sonne geht unter. Wir sollten gehen“, schrie der Ältere aus der Entfernung, bevor er sich die schwarze Wollmütze tief ins Gesicht zog. Gackt nickte stumm, klemmte auch sein Snowboard fest unter den Arm und lief dem Kleineren entgegen. „Ein schöner Sonnenuntergang.“ Gackt deutete mit seinen Blick hinter Hyde, der sofort stehen blieb, sich umdrehte und in das Orange der untergehenden Sonne blickte, deren Strahlen majestätisch zwischen den grauen Wolken hervorblitzen. Es war eine der wenigen Konversationen, die sie am heutigen Tag unterhielten. Selbst als sie sich zum Mittag in ein Restaurant gesetzt und gegessen hatten, war es beiden kaum möglich ein sinnvolles Gespräch zu führen. Gackt verfluchte diese seltsam angespannte Situation, die zwischen ihnen herrschte, seit sie sich heute Morgen in der Küche getroffen hatten. Er wollte unbedingt über den Text reden, jedoch hatte er sich bis jetzt noch nicht so recht getraut, dieses Thema anzuschneiden. Entweder es passte nicht zur Situation oder Hyde blickte so ernst vor sich hin, dass selbst der Gedanke, daran ein Wort zu verlieren in Gackt den Drang auslöschte, Fragen zu stellen. Aber nun standen sie hier im Schnee und blickten schweigend in die Sonne, die sich von Sekunde auf Sekunde tiefer hinter den Bergen versteckte. Hinter dem Orange tauchte der Himmel in ein helles Blau, welches immer dunkler wurde, ohne dass ein einziges Wort über die Lippen der beiden kam. Es war eine angenehme Ruhe, die allein durch den schwachen Wind, mit leisem Seufzen begleitet wurde. Hyde spürte Gackts Anwesenheit so stark als würde er angelehnt an seinen Schultern diesen Sonnenuntergang beobachten. Doch in Wahrheit stand dieser meterweit von ihm entfernt, und sah in den Himmel, genauso wie er selbst. „Da du nicht selbst davon anfängst, nehme ich an, dass der Text OK ist“, kam es plötzlich murmelnd von hinter dem Älteren, der erschrocken über Gackts plötzliche Nähe zusammenfuhr. Er hatte überhaupt nicht seine näher kommenden Schritte gehört. War er so sehr in Gedanken gewesen? „Mh?“ murmelte Hyde fragend zurück und drehte sich Gackt entgegen. Gackt zog sich seinen Schal tiefer über das Kinn, bevor er Hyde verdeutlichte, was er meinte. „Der Songtext.“ Hyde senkte seinen Blick. Er fragte also doch danach. Wie sehr hatte er gehofft, Gackt würde das Thema sein lassen, wenigsten für diesen Tag. „Hast du ihn gestern gelesen?“ fragte der Jüngere skeptisch, da ihm Hydes Schweigen zu denken gab. Der Gefragte nickte stumm, umfasste sein Snowboard fester, während er ein paar Schritte den Hügel hinunter nahm. Gackt folgte ihm, jedoch lockerlassen wollte er auf keinen Fall. „Gibt es etwas, womit du nicht einverstanden bist?“ „Nein....nein, natürlich nicht,...“, dementierte Hyde. „Aber?“ hakte Gackt weiter nach, auf die Hoffnung doch noch etwas mehr als ein ‚es ist OK’ rauszukitzeln. Plötzlich blieb Hyde stehen, drehte sich ruckartig um und hob ärgerlich die Augenbrauen. „Warum schreibst du solche Dinge?“ brummte er mit gehobenem Blick. „Warum tust du das, was ich dir sage?“ Verwirrt bemerkte Gackt die plötzlich aufkeimende Wut, die in dem Älteren zu brodeln schien. Aber was war plötzlich der Grund? „Wie meinst du das?“ fragte er deshalb nach und ließ dabei nicht ab, in Hydes Augen zu blicken, die ihn mit glitzernder Wut entgegenschimmerten. Genervt atmete Hyde die kühle Luft ein, bevor er Gackt darauf eine Antwort gab. „Ich habe dir damals, als ich dich darum gebeten habe den Text zu schreiben, gesagt, dass du deine Gefühle niederschreiben sollst. Warum tust du das? Um mir zu zeigen, wie schrecklich ich zu dir bin?“ Gackt war perplex. Sicher, es war für sie beide nicht einfach mit diesem Songtext, von dem beide genau wussten, welchen Hintergrund er hatte, umzugehen. Trotzdem, Hyde verstand seine wirkliche Absicht nicht. Es sollte keine Schuldzuweisung werden, sondern einfach nur ein Hinweis, wie es wirklich in ihm aussah. „Warum glaubst du so etwas?“ fragte Gackt und schüttelte den Kopf. „Weil ich nicht wahr haben will, dass du mich immer noch liebst,... nach alldem, wie ich dich zurückgewiesen habe. Warum hasst du mich nicht einfach?“ Nun war es an Gackt ärgerlich zu werden. Er öffnete den Mund, wollte etwas entgegenbringen, jedoch dieses völlig absurde Thema, dessen Wendung ihn fast sprachlos machte, entzog ihm die Fähigkeit seine Stimme zu beherrschen. „Hassen?“ flüsterte er deshalb fassungslos. ~Ich könnte dich niemals hassen~, dachte er, sprach es aber nicht laut aus. Hyde würde es momentan sowieso völlig falsch auffassen. Entschlossen packte Hyde sein Snowboard, welches er zwischenzeitlich neben sich abgestellt hatte. Er blickte zu Boden, die Mütze, die tief in sein Gesicht gezogen war, verhinderte nun eine Sicht auf die Augen des Kleineren. „Ich liebe dich nicht und ich will deine Liebe auch nicht. Ich will nur deine Freundschaft, aber manchmal glaube ich, dass ich selbst für diese kein Recht mehr habe“, brummte der Ältere hinter dem wärmenden Jackenkragen. „Also ist dir der Text doch nicht recht?“ stellte Gackt fest, um zum Thema zurückzukehren. „Das habe ich nicht gesagt, Gackt.“ „Was willst du mir dann sagen? Dass du nicht weißt, wie du mit mir reden sollst? Dass du nicht weißt, wie du mit mir umgehen kannst?“ Wütend hatte er diese Sätze über seine Lippen gebracht. Er konnte es einfach nicht fassen, dass Hyde nicht den Mut hatte auf den Punkt zu kommen. Sollte er es doch einfach sagen. Er wollte den Text nicht, weil es ihm unangenehm war. Stattdessen versuchte er Hass auf sich zu lenken. Wie absurd, wie schrecklich absurd das alles doch war. „Lass uns nächste Woche im Studio noch mal darüber reden. Ich glaube nicht, dass es jetzt einen Sinn hat“, meinte Hyde nach einer stillen Pause, nahm sein Snowboard und wollte weiterlaufen. Gackt jedoch schüttelte fassungslos mit dem Kopf, während er Hyde mit einem festen Griff an dessen Arm daran hinderte sich von ihm zu entfernen. „Du brauchst mir nichts vorzumachen, Hyde. Natürlich hat es keinen Sinn, weil es überhaupt nicht um den Text geht, sondern einfach nur darum, dass ich dir mit meinen Gefühlen lästig bin.“ Zornig blickte Hyde in die Augen seines Freundes. Stumm gab er ihm zu verstehen, dass er nicht vorhatte darauf eine Antwort zu geben. Er schüttelte nur wütend die packende Hand von seinem Arm und ging ohne weitere Bemerkung durch den Schnee. Gackt blickte ihm schweigend hinterher, während er sich eingestand das Thema völlig falsch angegangen zu sein. Er hätte sofort einlenken müssen, als er bemerkte wie Hyde wütend wurde, stattdessen hatte er nur weiter gebohrt und damit riskiert einen Streit zu entfachen. An sich selbst zweifelnd, klemmte Gackt sein Board unter den Arm und lief, wie auch Hyde; den schneebedeckten Hügel ins Tal hinunter, nachdem er sich in Gedanken schwor, dieses Missverständnis, welches zwischen ihnen aufgekommen war, noch heute zu beseitigen. * Hyde war inzwischen an der Skihütte angekommen. Seine Wut war während des kurzen Weges ins Tal auch abgeflaut. Er öffnete die Holztür, stellte das Snowboard an die Wand des trennenden Flures, zog sich Stiefel, Jacke und Mütze aus, bevor er sich ausruhend auf das Sofa packte. Natürlich hatte Gackt völlig recht gehabt. Es ging ihm nicht um den Songtext, dieser war völlig in Ordnung... aber es ging ihm auch nicht um die so genannten ’lästigen Gefühle’, wie sie Gackt beschrieben hatte. Es ging einzig und allein darum, dass er Gackt nicht sagen durfte, wie er wirklich fühlte. Es frustrierte den Bandsänger, Gefühle, die ihn zur Zeit völlig ausfüllten, zu verheimlichen, sie zu verstecken als wären sie verboten. Deshalb reagierte er gereizt, wenn Gackt Dinge offensichtlich tat, die ihm selbst untersagt waren. Es hatte ihn selbst wütend gemacht, als er so gesagt schon fast um Hass gebettelt hatte. Er hasste sich dafür, zu so etwas greifen zu müssen. Er schämte sich und trotzdem wollte er es nicht rückgängig machen. Seine einzige Hoffnung war, dass irgendwann von selbst diese verletzenden Gefühle verschwanden und er wieder in Ruhe sein Leben leben konnte, jedoch wirklich glauben konnte er dies nicht. Still ging Hyde seinen Gedanken nach, während Gackt durch die Tür ins Haus trat. Er klopfte sich letzten Schneereste von seiner Kleidung, bevor auch er sich die Wintersachen vom Körper zog. Unsicher trat er dann an die Couch, auf der Hyde saß, und blickte zu ihm hinunter. „Tut mir leid wegen vorhin“, flüsterte der Jüngere und hoffte auf eine Reaktion. Hydes gepeinigtes Herz tat daraufhin einen schmerzenden Sprung. Er verzog leidig das Gesicht. Trotzdem hatte er sich soweit im Griff, Gackt nicht weiter entgegenzukommen als ein kurzer Blick und ein Nicken. Gackt verstand dies als eine Art angenommene Entschuldigung und setzte sich neben Hyde auf das Sofa. Auch wenn er es am liebsten völlig unbemerkt an sich vorübergehen lassen würde, konnte Hyde das Herzklopfen, welches sich stark durch seinen ganzen Körper zu ziehen schien, nicht ignorieren. Plötzlich wurde er unbeschreiblich nervös, schon allein, weil Gackt neben ihm saß und er nicht wusste was er sagen sollte. Und schon wieder schwankte er zwischen seinen Gefühlen, die er abtöten wollte, und seiner Vernunft, welche sich schon öfters völlig von allein verabschiedet hatte, wie auch jetzt. Die Hitze, die ihn plötzlich völlig übermannt hatte, stieg ihm bis in den Kopf. Er schnappte nach Luft, während er Gackt perplex in die Augen sah. Es war, als hätte er von manuell auf automatisch geschaltet, denn er hatte jede Kontrolle über seinen Körper verloren. Wie nach Hilfe schreiend klammerte er sich an Gackts Schultern. Dieser blickte nur völlig verdutzt in sein Gesicht und traute nicht sich zu rühren. Was geschah nur mit ihm,... war es wieder dieser unbändige Hunger nach Liebe, der ihn kontrollierte? Wie konnte er sich selbst stoppen? Zittrig legte Hyde seine Hand auf die rechte des Jüngeren, die andere platzierte er auf seine linke Schulter. Schweigend blickte er in die verdutzten, blauen Augen, die eine tiefe Leere zeigten und ihm unbändige Sorge, wie auch Angst bereiteten. Er hatte diesem Menschen heute wieder so sehr wehgetan,... der Schmerz, den Gackt heute erleiden musste, spürte er nun selbst durch seinen Blick. Es war unerträglich. Jedoch die entstandene Spannung, die zwischen ihnen herrschte, machte ihn nicht nervös,... im Gegenteil,... sie machte die ganze Situation so unwirklich, dass man meinen könnte, es wäre nur Einbildung oder Traum. Verwirrt über Hydes unerwartete Berührungen, stellte Gackt fest, wie der Ältere unentschlossen versuchte ihn auf die Couch zu drücken. Unentschlossen, weil er immer wieder den Blickkontakt unterbrach und das Zittern in seinen Händen so stark wurde, dass er sie zu Fäusten ballen musste. „Was tust du?“ fragte Gackt, der nun wehrlos unter Hydes Körper lag und in seine umherschwirrenden Augen blickte. Doch statt eine Antwort zu geben, fasste Hyde erneut nach Gackts Hand, die mit dem Handrücken neben seinem Gesicht auf der Couch ruhte, genau dort wo Hyde sie Sekunden vorher zurückgelassen hatte. Schweigend drückte er seine flache Hand auf die des Jüngeren und drückte seine Finger zwischen die seinen. Wortlos hatte Gackt diesen Vorgang beobachtet und seufzte laut auf, als Hyde mit den Fingerkuppen fest über die Handfläche strich. Allein diese eher harmlose Berührung ließ Gackt jeden vernünftigen Gedanken ausblenden. Er spürte nur noch diese Hand, die sanft und trotzdem fest seine Handfläche streichelte als wolle er sie umgreifen und noch fester auf das Polster drücken. So fest, dass kein Entkommen mehr möglich war. Aber wieso tat er dies? Er konnte keine Antwort in den Augen seines Freundes erblicken. Sie schwirrten nur irritiert umher und zeigten ihm keine ersichtlichen Gefühle, die ihm dazu Anlass gaben. Nur das Zittern in seinen Händen und der Atem, der kontinuierlich unregelmäßiger wurde, verriet dem Jüngeren, dass da etwas geschah, mit dem Hyde selbst wohl nicht so recht klarkam. Erstaunt über sein eigenes Handeln, runzelte Hyde die Stirn. Alles was er tat,... die Art wie er Gackt streichelte, wie er auf ihn lag und vor Aufregung zitterte,... all das sah er wie durch eine andere Person. Er stand neben sich und sah sich selbst Dinge tun, die er zwar sehnlichst wollte, jedoch glaubte nie tun zu dürfen. Warum also tat er es? War er verrückt geworden? Er hatte Gackt auf die Couch gedrückt, umfasste seine Hand so stark, dass es ihm selbst schon fast wehtat und trotzdem konnte er seine Augen nicht im Gesicht des Jüngeren lassen. Er hatte Angst vor dessen Augen, die womöglich völlig erstaunt in seine starrten. Er hatte Angst davor diesen Traum real zu machen. Und doch tat er es. Er würde es bereuen... und doch wollte er es. Plötzlich fanden braune Augen das Glitzern blauer Augen. Völlig perplex über den sanften Ausdruck in den Augen des Größeren, hörte sein Zittern auf. Bruchteile einer Sekunde vergingen, bevor sich Hyde sturzartig hinabbeugte, die Lippen Gackts mit seinen bedeckte und zufrieden aufseufzte. Drängend drückte er die vollen Lippen auseinander. Nahm erst seine Oberlippe und küsste sie zärtlich,... dann widmete er sich der Unterlippe, begann vorsichtig an ihr zu knabbern. Gackt indessen wusste nicht wie ihm geschah. Alles ging so schnell und doch wie in Zeitlupe. Wohlige Schauer durchfuhren ihn immer wieder, wenn Hyde seine Zähne sanft in seine Lippen bettete. Er traute sich nicht selbst etwas zu tun, ihn zu umfassen oder gar selbst zu küssen. Zu groß war seine Angst, dass Hyde aufhören würde, sobald er realisierte, was genau er dort tat. Doch ein leises Stöhnen konnte er nicht unterdrücken, als Hyde ungeduldig versuchte in seinen Mund vorzudringen, ihn leidenschaftlicher und tiefer zu küssen. Diesen Gefallen tat er dem Älteren natürlich gern, auch wenn er starke Zweifel an der Zurechnungsfähigkeit des Kleineren hegte. Womöglich könnte dieser Kuss wieder alles verändern, wieder Dinge zerstören, die sie sich so vorsichtig errichtet hatten. Doch der Augenblick, der irgendwie tatsächlich wie eine Illusion schien, wollte nicht, dass er sich darüber Gedanken machte. Das konnte er auch nicht, denn diese Zunge, die mittlerweile völlig schamlos mit seiner spielte, ließ ihm keinen klaren Gedanken mehr fassen. Sie machte ihn regelrecht wahnsinnig und entfachte in ihm den Drang, den Kuss weiter anzufachen, ihn zu vertiefen, bis alles vergessen war. Also ergriff er doch die Initiative und umfasste Hydes Hinterkopf mit seiner rechten Hand, drückte ihn fester an sich um ihn intensiver spüren zu können. Seine linke Hand war immer noch von Hydes bedeckt, dessen Finger sich wieder zwischen die des Jüngeren verhakten und ihm Halt gaben. Sein ganzer Körper bebte, genauso wie der des Mannes, der über ihm lag und sich mit jeder Faser an ihn drängte und selbst immer wieder Laute von sich gab, die ihm Sterne sehen ließen. Es war so unwirklich und doch so real, dass Gackt den Herzschlag des Kleineren spürte, wie es gegen seine Brust schlug als wolle es bis zu seinem vordringen, um gemeinsam zu schlagen. Das Feuer, welches in dem Kuss lag, entflammte sein ganzes Inneres und ließ ihn brennen, von Kopf bis Fuß und irgendwie glaubte er, dass es Hyde nicht anders ging. Denn dieser versuchte unnachgiebig mehr zu bekommen. Viel mehr als er sich traute dem Älteren zu geben. Immer fester drückte er seine Lippen gegen die von Gackt, immer unsanfter wurde die Zunge, die sich anscheinend immer noch ungestillt gegen seine rieb. Die Finger seiner freien Hand glitten federleicht über die Haut des Jüngeren. Von der Stirn, über die Wange zu seinem Kinn. Dort verweilten sie nur Sekunden, bevor sanfte Fingerkuppen ihren Weg über den Hals hinuntersuchten. Sie streichelten die Haut, die durch eine leichte Gänsehaut gezeichnet war, und hinterließ die unsichtbare Spur einer zärtlichen Berührung. Sie wanderten weiter, bis sie am Schlüsselbein auf die Kühle des Silbers einer Kette stießen. Der Kette mit dem Anhänger einer dünnen, silbernen Feder, welche Hyde augenblicklich zwischen den Fingern hielt. Dann plötzlich ließ Hyde von ihm ab, gab die Lippen des Jüngeren frei,... verließ den Mund, der völlig atemlos nach Luft schnappte. Es herrschte beängstigende Stille, die nur durch das unregelmäßige Atmen der beiden durchschnitten wurde. Hyde, dessen Augen eine undefinierbare Gestik enthielten, erhob sich, trennte jede Verbindung zu dem Körper unter ihm, auch zu Gackts Hand, dessen Fingern immer noch fest zwischen seinen geklammert waren. Noch verwirrter als vorher, blickte Gackt in das Gesicht des Älteren, der sich von der Couch erhob und sich seine Haare, die ihm ins Gesicht gefallen waren, wegstrich. Er konnte keine Sanftheit in dessen Augen erblicken,... sie waren kalt, obwohl sie gerade eben noch so voller Leidenschaft in seine geblickt hatten. Das Braun um die Pupillen war schwarz. Was war das? War es doch nur Einbildung,... dieser Moment, der so feurig in seinen Gedanken war? War die Reaktion, die sein Körper zeigte, nur Fassade? Warum war es jetzt plötzlich so völlig anders? „Wieso? Weil du Mitleid mit mir hast?“ flüsterte Gackt nach einer Antwort suchend, während Hyde sich umdrehte und sich anstellte zu gehen. Er wollte es wissen, auch wenn die Wahrheit Schmerz bedeuten könnte. Er hatte ihn geküsst, ohne zu erklären warum. Er hatte ihn unterbrochen,... ohne auch nur einen Grund zu nennen. Den Blick von Gackt abgewandt und zu Boden starrend stand Hyde nur wenige Meter von ihm entfernt und doch existierte zwischen ihnen eine Entfernung, die sie ungeahnt auseinander riss. Das Hyde vor Scham und Verwirrung kaum ein Wort über die Lippen brachte, ahnte Gackt nicht. Für ihn war sein Schweigen eine harte Bestätigung seines Verdachtes. Stumm musste Hyde das Geschehene verarbeiten, denn selbst er konnte nicht begreifen wie es soweit hatte kommen können. Er hatte die Beherrschung verloren, er hatte sich völlig vergessen und gehen lassen. Dafür würde er noch bitter bezahlen müssen, das wusste er,... denn nun würde die Sehnsucht, die er zu dem Jüngeren hegte, stärker werden. Seine Sucht nach den vollen Lippen des Größeren würde ungestillt sein und jeder zukünftige Moment mit ihm würde schwerer werden. Er hatte sich selbst Steine in den Weg gestellt, die er allein unmöglich überwinden konnte. Und nun dachte Gackt auch noch, dass er es aus Mitleid getan hätte, aus Mitleid oder Schuldgefühl... Wie konnte er nur so etwas denken? Aber würde nicht gerade dies sein Problem lösen können? Wenn Gackt weiter den Gedanken nachhing, dass er ihn allein aus Mitleid küssen würde und überhaupt mit ihm zusammen war, wäre das nicht seine Freikarte für Dinge, die er aus unbeherrschten Situationen heraus tat? „Genau deshalb“, bestätigte Hyde wenig später kalt, während er sich schockiert über sich selbst die Hand vor die Lippen schlug. Er spürte schon den Schmerz, den er sich selbst und Gackt mit diesem Satz zufügte, aber es musste sein. Einen anderen Weg gab es nicht. Wie ein Echo hallten diese zwei Worte in Gackts Kopf, sie schockten ihn, obwohl er darauf gefasst war. Es war die Art und Weise wie Hyde versuchte es ihm klar zu machen. Mit Schweigen und kalter Ablehnung,... aber konnte der Ältere tatsächlich eine solch tiefe Leidenschaft vorspielen, aus Mitleid? Völlig verwirrt schüttelte Gackt den Kopf. Hyde, der Gackts Verzweiflung bis in sein Herz spürte, schwankte zwischen dem was er dachte und dem was er fühlte. Es war kein Mitleid,... es waren auch nicht die Schuldgefühle, die er hatte,... nichts von alldem hatte ihm dazu gebracht den Kuss von Paris zu wiederholen. Es war ganz einfach nur seine verzweifelte Liebe, die ihn beherrschte und langsam die Kontrolle übernahm. Es tat ihm unendlich weh, Gackt so etwas Schändliches an den Kopf zu werfen, es schlussendlich so stehen zu lassen. Doch am meisten hasste er sich dafür, dass gerade Gackt für seine Fehler, die er in der Vergangenheit und Gegenwart tat, bestraft wurde. Es gab kein zurück... Da Gackt nichts mehr dazu sagte und er selbst sich viel zu schlecht fühlte irgendetwas zur Verteidigung vorzubringen, verließ Hyde wortlos das Zimmer. Er zog sich schnell die warmen Stiefel über die Füße und die dicke Daunenjacke über die Schultern, bevor er hastig das Haus mit einem Türknallen verließ. Er ertrug es nicht länger. Dieser anklagende Blick, diese Verzweiflung im gezeichneten Gesicht seines Freundes. Er selbst war es, der sich immer wieder die schlimmsten Schmerzen zufügte,... er selbst war es, der seine Gefühle zu töten versuchte. Gackt würde ihn hassen. Es wäre ein Wunder, wenn es nicht jetzt schon so weit war. Konnte er denn zurück? Es war kalt und wohin er gehen sollte, wusste er auch nicht. Die Dunkelheit, in der sich der weiße Schnee tauchte, schien ihn aufzufressen. Für alle Fehler, die er begannen, für alle Vergehen, die er an Gackts Gefühlen getan hatte. Dafür war nun diese Einsamkeit da, die Stille und Kälte, die ihn strafte. Ratlos schlich sich Hyde von der Tür weg, stampfte um das Haus zu einer Bank, die im Innenhof an einem Holztisch stand. Der Schnee türmte sich meterweise und machte die Sitzgelegenheit zu einem nassen Holzbalken. Er konnte sich nicht setzen, also blieb er stehen und starrte blind auf das Weiß vor seinen Augen. Es war ein Alptraum, dass er hier war. Es war ein Fehler es noch einmal auf die normale Tour zu versuchen. Es würde nie klappen. Es war schier unmöglich seine Gefühle zu unterdrücken. Eigentlich hatte er von vornherein Angst davor gehabt, dass Gackt etwas unternehmen würde, aber dass ausgerechnet er selbst so unachtsam und unbeherrscht sein würde, hatte ihn buchstäblich dermaßen schockiert, dass jedes Vertrauen in sich selbst wie ausgelöscht war. Wie konnte er jetzt noch, ohne diese Gedanken an jeweilige Gefühle, mit Gackt allein sein? Ohne Angst davor haben zu müssen, es wieder zu tun? Es ging nicht,... jetzt nicht mehr. Von Kälte geplagt und mit zweifelnden Gedanken, lehnte Hyde sich gegen das Holz der trocknenden Hauswand. Er schloss die Augen um einen klaren Gedanken fassen zu können, bis er näher kommende Schritte im Schnee wahrnahm. Gackt kam wortlos auf ihn zu. Auch er hatte sich die dicke Daunenjacke übergezogen und Stiefel, die im Schnee knirschten. Hyde öffnete die Augen und blickte ausdruckslos auf die dunkle Gestalt, die sich mit dem Weiß des Schnees schnitt. „Komm wieder rein...“, murmelte Gackt hinter dem Schal, den er sich eher unachtsam um den Hals geworfen hatte. „Es ist zu kalt, um hier seinen Gedanken nachzuhängen,... oder mir aus den Weg zu gehen“, fügte er hinzu und machte ohne weitere Worte kehrt. Hyde, der auch keinen anderen Ausweg wusste, kam der Bitte des Jüngeren nach und stapfte, Gackt langsam folgend, zurück ins Haus. Er wollte nicht zurück ins Haus. Er wollte im Moment nicht einmal Gackts Gesicht sehen,... er wollte auch nicht mit ihm sprechen. Einfach nur allein sein,... jedoch, die kalte Nacht war es nicht unbedingt, die ihm dabei helfen wollte. Also hatte er keine andere Wahl als doch ins Haus zurückzukehren und sich Gackts Blicken und zu stellen. Doch es kam etwas anders. Er fragte nicht,... er sah ihn nicht an. Stumm hatte Gackt die Tür hinter sich und dem Kleineren geschlossen und hängte beide Jacken an ihre Haken im Flur, bevor er, ohne Hyde eines Blickes zu würdigen, die Treppe betrat. „Ich hasse dich nicht dafür“, war das Einzige, was er auf halbem Wege in sein Zimmer flüsternd von sich gab. Hyde, der immer noch wie versteinert im Eingangsbereich stand, realisierte sofort, dass diese Worte aus dem Songtext stammten. Er sah ihm nur schuldig fühlend hinterher, entgegnete nichts, hielt ihn nicht zurück sein Zimmer zu betreten und die Tür trennend hinter sich zu schließen. Es war besser so. Morgen wäre sowieso wieder alles anders. Wenn sie nach Hause fuhren und zumindest im privaten Bereich getrennte Wege gingen. Was sollte er ihm auch noch sagen? Zurücknehmen konnte er es nicht, auch wenn er es nur zu gerne getan hätte. Verzweifelt senkte Hyde sein Haupt. „Warum kannst du mich nicht einfach hassen. Du siehst doch, dass es nicht funktioniert.“ * XXXX年07月07日 Ich habe alles falsch gemacht. Ja, ich denke ich bin derjenige, der immer wieder das tut, was nicht richtig ist. Ich weiß nicht wieso, aber ich fühle mich unendlich schuldig, für Dinge, die noch nicht geschehen sind. Im Moment sind es aber keine Dinge, die mit Megumi zutun haben, sondern die Tatsache, dass ich Gackt immer weiter von mir wegdrücke. Habe ich nicht gestern Nacht noch felsenfest behauptet, ich würde es ihm sagen? Ja, natürlich, wenn ich noch einmal zurückblättere, dann kann ich es genau lesen. Geschrieben von meiner eigenen Hand. „Ich werde es ihm sagen.“ Aber warum habe ich es dann doch nicht getan? Ich hatte die Gelegenheit, aber habe sie nicht wahrgenommen, stattdessen versprach ich ihm später, nach dem Urlaub darüber zu sprechen, jedoch,... ich denke nicht, dass ich diese Versprechen halten kann, denn von Tag zu Tag habe ich mehr Angst davor. Wäre es noch vor drei Tagen gewesen, OK... nur halb so schlimm, aber nun hat sich etwas getan, etwas verändert. Ich weiß nicht, ob es schon vorher da war, aber heute erst habe ich es so richtig wahrgenommen, als hätte man mir einen Schleier vom Gesicht gerissen, der mir stets die Sicht vernebelt hatte. Zuerst war da die bloße Tatsache, dass ich festgestellt habe, dass ich ihm vertraue. Ja, ich vertraue ihm, wenn ich auch immer aus lauter Verzweiflung behauptete, ich habe Angst in seiner Nähe zu sein,... so ist es aber nicht. Und dann habe ich heute gemerkt, dass ich glücklich bin, hier mit ihm zusammen diese Wochen verbringen zu dürfen. Nein, ich war eigentlich nie sauer darüber, dass er ohne mir was zu sagen diese Tickets besorgt hatte. Ganz tief in mir drin war ich sogar froh darüber, nicht nach Hause zu müssen. Ich habe es ihm nie gesagt, erst heute, als ich wieder dieses Gefühl des Wohlbefindens spürte. Ich fühle mich sogar wohl, wenn er an meiner Seite schläft, wenn er mich in den Arm nimmt und an sich drückt, so wie er es gestern Nacht getan hatte, als ich einfach nicht allein sein wollte. Er war da, als ich jemanden brauchte,... und jetzt bin ich mir sogar sicher, dass es nicht nur ’jemand’ sein sollte, sondern nur er. Dass sich etwas zwischen uns grundlegend verändert hatte, war vor allem gerade eben stark zu spüren. Als er mir seinen Song ’Love Letter’ vorgesungen hatte. Ich bin mir nicht sicher, ob diese Veränderung nur von ihm ausgeht, oder ob ich selbst auch eine wesentliche Rolle spiele. Ich fühlte mich als hätte er mir innere Gefühle gebeichtet. Tiefe Gefühle, die ich kaum in Worte fassen könnte. Sie haben mich so sehr ausgefüllt, dass ich mich, nachdem er aus meinem Zimmer verschwand, unendlich einsam und elend fühlte. Ja, auch wenn es jetzt schon wieder fast eine Stunde her ist, merke ich wie ich das Herzklopfen, welches ich irgendwie immer noch habe, als Schmerz empfinde. Wieso? Was soll das? Gackt hatte mich angesehen,... mit einem Blick, der 1000 Fragen beinhaltete und mir gleichzeitig wie ein Messer ins Herz bohrte. So etwas habe ich zuvor noch nie gesehen,... noch nie... jedoch, wenn ich weiter darüber nachdenke, würde ich sogar behaupten, dass es nicht das erste Mal war, dass ich diesen Blick in Gackts Augen wahrnehmen konnte. Was ist das? Dieser Ausdruck in seinen blauen Augen, der mich durchbohrt und eine Antwort fordert. Oh ja, ich habe eine Frage gelesen, aber nicht verstanden. Er wollte eine Antwort, aber ich wusste nicht welche. Aus diesem Grund habe ich wie verzweifelt nach seiner Hand gegriffen als müsse ich ihm daran hindern, vor mir wegzulaufen. Gott,.... ich bin so verwirrt. Ich tue Dinge, die ich nie von mir erwartet hätte,... ich sehe Dinge, die ich nie gedacht hätte. Und alles deutet auf einen Fehler hin, den ich schwer rückgängig machen kann, je länger ich mich diesen seltsamen Empfindungen, die ich langsam in mir spüre, nachgehe. Ich sollte es nicht tun,... nein ich sollte es lassen, aber... dieser unbändige Drang, doch das zu tun, was mein Herz sagt, ist im Moment so stark, dass ich mich kaum dagegen wehren kann. Ich weiß, dass ich von Gackt angezogen werde, auf welche Art auch immer... Jedoch, was ist es, was Gackt da mit mir treibt? Ein Scherz? Wie kann er mich so derart ansehen... und dann so tun als wäre es nichts? Ist es wirklich seine Art? Seine Art Witze mit mir zu treiben? Hatte er sie schon immer so aufgezogen oder bewerte ich das gerade über? Irgendwie hoffe ich, dass es ein Scherz ist, auch wenn dieser ein ziemlich übler wäre. Denn jemanden derart zu verwirren, ist kein Spiel mehr, sondern purer Ernst, der nichts Gutes mit sich bringt. Auch wenn ich mich innerlich schlecht fühle, will ich versuchen nicht weiter darüber nachzudenken, denn solche Probleme sind das letzte, was ich gerade gebrauchen kann. Ich hoffe nur, dass er mich wirklich nicht mehr danach fragt. Hyde *~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ *San vollkommen sprachlos* ..... San: Also ich kann nur eins dazu sagen.... ....ich weiß selber nicht mehr, was wir mit Hyde noch machen solln....*seufz* also echt..... *deprimiert weg geh und Ina allein dastehen lässt* *Ina San hinterher guck* Ina: Ähm.... hätte ich es doch anders schreiben solln? *drop* *San hinterherlauf* Ina: Was soll ich denn machen, wenn du sagst: „Es soll was passieren.“... häääää? Solln sie sich heulend in die Arme fallen und „Ich liebe dich!“ schreien? *schmunzel* San: Zum Beispiel, aber das Problem dabei ist,... das würde unsere ganzen Pläne vollkommen durcheinander bringen *seufz* Auch wenn ich Hyde am liebsten gleich wieder auf Gackt draufgeschmissen hätte, als er von der Couch aufgestanden ist,..... es musste einfach so kommen. Sorry, Gomen!!! Also Ina, wir schreiben nach Plan weiter *pat* Eure Tenshis Kapitel 6: 絶望 ~Zetsubou~ ------------------------ Kapitel 6: 絶望 ~Zetsubou~ Serie: Gackt // Hyde Disclaimer: Die beiden Hübschen gehören immer noch sich selbst und das Gleiche gilt für sonstiger Personen, die in der FF auftreten. Autoren: Tenshis Kommentar: Dieses mal gibt es nicht viel zu sagen. Bevor wir dann für zwei Wochen in den Urlaub abdüsen, wollten wir euch noch mit nem neuen Kapitel beglücken. ^-^ Viel viel Spaß beim Lesen! Wir haben euch alle ganz doll lieb!^^ *~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ XXXX年07月08日 Es ist schwierig zu erklären was heute alles geschehen war. Mal von diesem ’Unfall’ abgesehen, war es eigentlich ein eher ruhiger Tag, und ich hab es wirklich ernsthaft versucht, mir nicht weiter über diese Situation von gestern Abend den Kopf zu zerbrechen. Teilweise konnte ich dieses Vorhaben sogar bravourös durchziehen, aber es gab im Laufe des Tages einfach immer wieder Augenblicke, da konnte ich einfach nicht anders als mir wieder diese Gedanken zu machen. Ich versuche es zu verdrängen, aber diese Blicke, dieser Ausdruck von Leiden in Gackts Augen lassen mich immer wieder erinnern... Es ist wie ein Kreislauf, erschreckend unaufhaltsam. So gut wie es ging, habe ich den Tag völlig normal begonnen, habe mir meine Gedanken und meine seltsame Einsamkeit, die mich die Nacht über kaum schlafen ließen, nicht anmerken lassen. Und zum ersten Mal spürte ich, wie sehr Gackt um mich besorgt schien. Nicht nur am Morgen, nein, auch als ich plötzlich vor stechender Hitze und diesem Schlag gegen meine Brust zeitweise schwarz vor Augen sah. Ich kann nicht genau sagen wie Gackt sich gefühlt haben muss, aber ich habe gemerkt wie schrecklich verzweifelt er um mich gekämpft hat. Er hatte Tränen in den Augen... was soll ich sagen? Als ich dies gesehen habe, tat mein Herz einen so starken Sprung, dass ich das Gefühl hatte, nicht mehr atmen zu können. Es war ein seltsames Gefühl, welches man weder als negativ noch als positiv beizeichnen könnte. Es war ein Gefühl, was mir gerade unbeschreibliche Sorgen bereitet,... denn es blieb nicht nur bei diesen einen Mal, nein... ich denke heute war es besonders schlimm... immer wieder dieses Herzklopfen, diese befangenen Sekunden, in denen wir uns einfach nur in die Augen sahen. Und immer habe ich das Gefühl, er könnte mir bis tief in die Seele blicken, einfach so. Und trotzdem fühle ich, wie ich von Sekunde zu Sekunde glücklicher werde, je länger er bei mir ist. Ich glaube fast, dass uns ein starkes Band verbindet, das kaum zerstört werden kann. Ich weiß nicht, ob ich darüber eher glücklich oder besorgt sein sollte. Was ich mich die ganze Zeit über frage ist, ob Gackt es auch bemerkt, ob er dasselbe empfunden hatte oder ob es da doch ein Unterschied gibt, von dem, was ich sehe, und was er mir zu zeigen gibt. Gackts plötzliche Flucht aus dieser Situation hatte mich auch verwirrt. Ich dachte erst, er wäre sauer oder so etwas in der Art, aber als ich die nächsten 5 Stunden allein war und diese Stille des Hauses mich zum Nachdenken drängte, da kamen mir Szenen ins Gedächtnis, die plötzlich alles in ein anderes Licht rückten. Ich weiß nicht, ob sich das nur total bescheuert oder absurd anhört, aber langsam habe ich so das Gefühl, Gackt würde mir doch mehr als Freundschaft entgegenbringen wollen. Ich weiß... vielleicht bin ich von seinen Scherzen doch schon zu sehr eingewickelt worden, dass ich jetzt schon in diese Richtung denken muss, schließlich sagt er mir immer wieder, dass er gern mein Freund ist. Zum Beispiel heute, diese Ketten mit den Federanhängern. Er wollte mir zeigen wie stark unsere Freundschaft ist und wie sehr wir aneinander gebunden sind,... ich jedoch muss zugeben, dass ich, als ich das Päckchen gesehen hatte, schon regelrecht Angst davor hatte, ein Geschenk in den Händen zu halten, mit dem er mir seine Liebe gestehen wollte. Aber wenn ich jetzt darüber nachdenke, kommt mir schon fast das Lachen, weil es doch eigentlich auf die eine oder andere Art völlig absurd ist. Trotzdem, Gackts Augen sprechen eine andere Sprache... ich sehe immer wieder Angst in ihnen. Angst, die mich nervös macht. Er sorgt sich um mich, genauso wie ich mich um ihn sorge... Aber ich weiß, dass er mir nicht helfen kann, egal was er tun würde, es würde mir nicht helfen, in keinster Weise. Deswegen versuche ich ihn so gut wie es geht da raus zu halten, denn ich will nicht, dass er sich in eine Sache hineinstürzt, die er kaum beeinflussen kann, so gut wir auch befreundet sind. Das ändert nichts daran. Auch wenn er schon oft den Weg in mein Herz gefunden hatte, auch wenn er immer weiß wie er mich mit Worten beruhigen kann, auch wenn sein Geschenk mir Freiheit geben soll... er hatte mich nicht gehört, als ich Hilfe brauchte..... Als hätte sich mein Traum stückchenweise bewahrheitet. Wir leben in verschiedenen Welten, und wenn wir nicht aufpassen, würde einer dem anderen wehtun. Zu gern würde ich das tun, was er mir gesagt hatte,... irgendwohin fliehen und frei sein, aber das ist ein schwieriger Weg, den zu beschreiten ich einfach zu feige bin. Nein, sein Geschenk allein ist schon Schutz genug. Ich fühle mich beschützt..... Hyde *~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ 13. November XXXX „Warum willst du mit mir nicht darüber reden? Ich habe doch ein Recht dazu.“ Aufbrausend stand Megumi mitten im Raum und sah mit aufgeregtem Blick auf ihren Verlobten herab, welcher damit beschäftigt war, die Sachen aus seinem Koffer zu sortieren und in die Schränke einzuordnen. Er hatte mit dieser Art Unterredung mit ihr gerechnet, er hatte sich Worte zurechtgelegt, die er als mögliche Erklärung für seine Verschwiegenheit ihr gegenüber vorlegen konnte, doch als er sie das erste Mal nach seiner Ankunft erblickte, war alles wie ausgelöscht, denn der Blick seiner Freundin schrieb Bände. Er wusste wie wütend und enttäuscht sie darüber sein musste. Er hatte ihr bewusst verschwiegen, dass Gackt sein Begleiter bei diesem Ausflug war. Er verstand sie,... ja auf irgendeine Art und Weise konnte er ihr wütendes Gemüt nachvollziehen, jedoch anderseits war ihm ihr Verhalten in letzter Zeit ein Rätsel. Sie spionierte ihm nach, beobachtete ihn auf Schritt und Tritt und wollte immer wissen wo er war und vor allem mit wem? Er wusste selbst nicht so recht was er tat. Er hatte das Gefühl, dass er in letzter Zeit jeden Menschen um ihn herum verletzte. Gackt stieß er von sich, obwohl dieser für ihn das Wichtigste zu sein schien und Megumi, die er in letzter Zeit vernachlässigte und damit rasend eifersüchtig machte, lehnte er mit seinem Verhalten unbewusst ab. Und Tetsu? Er stand immer auf seiner Seite, half ihn ohne zu zögern, doch zur Zeit wehrte sich Hyde dagegen, irgendeinen gut gemeinten Rat seines Freundes anzunehmen. Er war undankbar, obwohl er wusste wie bemüht alle um ihn waren. Vielleicht wäre es wirklich der richtige Weg und die Lösung für all seine Probleme, aber diese Grenze zu überwinden,... diesen Weg zu beschreiten, dagegen kämpfte er mit aller Macht an. Er wollte es nicht, weil er zu große Zweifel hatte. Es wäre ihm egal, wie er sich bei dieser Sache fühlte, nur sollten wenigstens die Menschen, die ihm wichtig waren, glücklich sein. Doch,... waren sie das? Waren Gackt und Megumi momentan glücklich? Nach der Hochzeit wären Megumis Zweifel und Eifersucht vielleicht getilgt, doch Gackts Gefühle würde er damit immer mehr verletzen, je öfter er ihm den Rücken zukehren würde. Würde er denn je glücklich werden? Er wünschte es sich, denn dann wäre auch er glücklicher, obwohl er wusste, dass dieser Schmerz in seinem Herzen nie vergehen würde. Er könnte diese starken Gefühle einfach nie vergessen. Vielleicht wären sie irgendwann schwächer oder vergangen, doch richtig glücklich würde Hyde nie werden, das wusste er. Einfach deshalb, weil er einen glücklichen Teil seines Lebens von sich geschoben hatte. Es wäre eine unbeschreiblich starke Reue, was er fühlen würde. Er wusste einfach nicht, was er tun sollte. Er wollte, dass Gackt ihn hasste, aber egal was er auch tat,... er spürte immer noch diese starken Gefühle, die Gackt für ihn hegte. Sie waren so allgegenwärtig, dass Hyde sie in seinen Augen lesen konnte. Bei jedem Blick und bei jedem Wort, was er sprach. „Warum hast du mir verschwiegen, dass du ausgerechnet mit Gackt weggefahren bist?“ Der Ältere wurde aus seinen Gedanken gerissen, musste sofort über Megumis Worte nachdenken und darauf reagieren. In Gedanken schüttelte er den Kopf. Wieso war sie deswegen so sauer? Wieso hörte sich der Name Gackt aus ihrem Munde so an als würde sie ihn verabscheuen? „Wärst du auch so wütend, wenn es Tetsu gewesen wäre, mit dem ich weggefahren wäre und es dir nicht gesagt hätte?“ Er stand vom Bett auf, auf dem immer noch der weit geöffnete Koffer mit seinen Sachen lag. Er stellte sich ihr direkt gegenüber und blickte in ihre Augen. „Aber darum geht es doch gar nicht...“ „Warum bist du so eifersüchtig auf Gackt?“ fragte er sie direkt, ging dabei an ihr vorbei und öffnete seinen Schrank. „Warum ich eifersüchtig bin? Weil er mehr Zeit mit dir verbringt als ich, dabei wollen wir in einem Monat heiraten. Du vernachlässigst mich, Haido!“ Aufbrausend setzte sie sich aufs Bett und sah dabei zu ihm hinüber. „Du weißt doch ganz genau, dass wir gerade zusammen eine Single aufnehmen. Und das braucht seine Zeit.“ „Das ist es nicht, es sind die zahlreichen Treffen außerhalb eurer Arbeit.“ Einige Sekunden herrschte Stille, bevor Hyde darauf reagieren konnte. „Meg,... Gackt ist immer noch mein Freund.“ „Und ich bin deine Freundin und Verlobte.“ Ein lautes Seufzen entglitt seinem Mund. Er musste Ruhe bewahren, er musste diese Situation kontrollieren und versuchen sie zu beruhigen. Sie spielten sich gegenseitig etwas vor, jedoch keiner der beiden traute sich mit der Wahrheit herauszurücken. ‚Genau dasselbe Versteckspiel wie mit Gackt’, dachte Hyde. Diese Geheimnistuerei nervte ihn von Tag zu Tag, aber eine Lösung fand er einfach nicht. Die einzige Möglichkeit war es, einfach so weiter zumachen. „Manchmal hab ich das Gefühl als würdest du dich überhaupt nicht mehr dafür interessieren, wie es mit der Hochzeit und der Planung weitergeht. Manchmal frage ich mich, ob du diese Hochzeit überhaupt noch willst!“ Genau das war der springende Punkt, dachte Hyde. Sie hatte es erfasst, auch wenn sie es nur schwer verstehen würde. Ja, sie hatte Recht, er wollte diese Hochzeit nicht, er wollte sie nicht heiraten. Dachte er an diese Art von Zukunft, sah er nur ein unglückliches Leben, mit einer einzigen Erinnerung von dem wirklichen Glück? Eine einzig traurige Erinnerung,... die glückliche Zeit mit Gackt. Was wäre nur, würde er Megumi nun einfach zustimmen, es einfach hier und jetzt beenden? Könnte er einfach so egoistisch sein und sie von einer Sekunde auf die andere so derartig unglücklich machen? Wäre er dazu in der Lage? Allein der Gedanke daran, zerriss ihm das Herz,... er konnte es einfach nicht... Das einzige, was er dazu äußern konnte, war ein einziges Schweigen, ein Schweigen, was weder Fragen noch Antworten beinhaltete. „Warum sagst du dazu nichts...“ „Warum vertraust mir nicht, Megumi?“ entgegnete er mit leiser Stimme und verzweifeltem Unterton. „Weil du dich seit deiner Rückkehr aus Paris...verändert hast...“ Sie unterbrach mit einem kaum hörbaren Seufzen. „...und weil ich denke, dass Gackt was damit zutun hat.“ Sie war tatsächlich eifersüchtig auf Gackt. Sie hatte diese Bindung, die zwischen ihnen herrschte, tatsächlich auf irgendeine Art und Weise mitbekommen. Er schloss aussichtslos seine Augen, riss sich jedoch zusammen und sprach ruhig weiter, auch wenn ihm dies in der jetzigen Situation nicht ganz einfach fiel. „Auch wenn es so wäre,... denkst du nicht, dass ich diese Hochzeit schon längst abgesagt hätte? Wenn sich meine Gefühle zu dir derartig geändert hätten, dann wäre ich wohl kaum noch hier oder?“ Er drehte sich ruckartig um, blickte in die traurigen Augen seiner Freundin. „Es... tut mir leid, es tut mir leid, dass ich dich in letzter Zeit vielleicht vernachlässigt habe. Das hätte ich nicht tun sollen. Aber bitte...“ Mit schnellen Schritten trat er zu ihr, kniete sich auf den Boden, um ihr direkt ins Gesicht zu blicken. Erst jetzt erkannte er, dass ihre dunklen Augen feucht von Tränen waren. Tröstend nahm er ihre Hände in seine. „... bitte vertraue mir und sei nicht weiterhin eifersüchtig.“ Er löste den Kontakt zu ihren Augen. Langsam fuhr sein Blick zu ihren Händen, die sich gegenseitig Halt schenkten. „Gackt... ist mein Freund und du brauchst keinen Grund zu haben, auf ihn eifersüchtig zu sein. Er... nimmt mich dir schon nicht weg.“ Es schmerzte unheimlich in seiner Brust, als er dies sagte und die Spur Hoffung in dem Druck ihrer Hände spürte. Wie sehr er sich selbst dafür hasste, ihr all diese furchtbar gelogenen Worte zu schenken. War er in letzter Zeit überhaupt jemals im Stande gewesen, ein einziges wahres Wort zu sprechen? Es war zu spät. Egal wie sehr Megumi ihn lieben würde, er würde mit seinen Gefühlen nicht mehr zu ihr finden können. In Wirklichkeit gehörte er Gackt schon,... all seine Gefühle und jede Faser seines Körpers gehörte dem Jüngeren. „Ich hoffe es...“, kam es leise und zittrig von Megumi, bevor sie immer noch skeptisch dreinblickend aufstand und den Raum verließ. Sie war verzweifelt und genau das konnte sie ihrem Verlobten nur schwer vorenthalten. Sie zitterte jedes Mal, wenn sie eine solche Diskussion anfing, mit der Angst Hyde würde sie ablehnen und ihr eiskalt ins Gesicht sagen, er würde sie nicht mehr lieben. Jedoch alles so stehen zu lassen und ihn in die Hände anderer Menschen zu lassen, das wollte sie auch nicht. Deshalb waren diese Gespräche notwendig, dachte sie, aber in Wirklichkeit machten sie sie nur nervöser und bereiteten ihr mehr Schmerzen als sie sich selbst zugestand. „Ich liebe dich doch so sehr“, flüsterte Megumi, fasste sich an die Stirn und schloss die Augen. Kraftlos lehnte sie sich an die Wohnzimmertür, die sie hinter sich geschlossen hatte. Er hatte sich verändert. Natürlich war ihre Beziehung nicht mehr die allerbeste, wie zu Anfang ihres Kennenslernens, dazu war einfach viel zu viel passiert. Jedoch, auch wenn sie selbst die größte Schuld daran trug, hoffte sie inständig, Hyde wieder völlig für sich gewonnen zu haben. Sie hatte sich bemüht, sehr sogar. Sie hatte immer wieder versucht ihm seine Wünsche zu erfüllen,... hatte versucht jeden Tag wie einen ganz besonderen enden zu lassen. Es gab sogar Momente, da dachte sie, er würde sie wieder genauso stark lieben wie sie ihn. Doch dann kam der Sommer und wie sie es vereinbart hatten, war er ohne sie in den Urlaub geflogen. War die Harmonie doch nur ein Trugbild, das sie sich selbst geschaffen hatte? War alles doch nur so dünn, dass es durch eine Woche zerstört werden konnte? Ihr Kopf sagte ja, aber ihr Herz wollte es einfach nicht wahrhaben. Von Hyde nicht beachtet zu werden, seine liebevollen Augen nicht mehr zu sehen, war für sie das schrecklichste auf Erden. Auch wenn seine Zuneigung nur erzwungen wäre,... wenn er es tatsächlich nur aus Mitleid und Pflichtbewusstsein tun würde, auch damit würde sie irgendwie klarkommen, aber völlig getrennt von ihm leben, das konnte sie nicht. Lieber wollte sie nicht mehr leben als diese Einsamkeit zu spüren. Sie fühlte sich jetzt schon einsam, obwohl Hyde im Nebenzimmer war. Aber er war mit seinen Gedanken nicht bei ihr,... nein, sie waren woanders. Mit Sicherheit bei einer anderen Person. Sie ahnte es und trotzdem wollte sie es nicht hören. Mit feuchten Augen starrte sie auf das Telefon, welches auf der Kommode direkt neben ihr lag. Sie griff danach und wählte wie von selbst eine Nummer. Seufzend wartete sie, bis am anderen Ende abgehoben wurde. Was auch einige Zeit dauerte, aber sie blieb hartnäckig und war innerlich erleichtert, als Tetsu endlich abhob und ein müdes ‚Hallo’ murmelte. „Tetsu?“ „Megumi?“ kam es überrascht über Tetsus Lippen. Es war zwar nicht das erste Mal, dass sie ihn anrief, auch in den letzten Tagen nicht, aber es war für ihn immer wieder seltsam von Hydes Verlobter angerufen zu werden, da sie eigentlich ein eher entfernt freundschaftliches Verhältnis pflegten, das hieß,... sie mochten sich, aber ohne Hydes Anwesenheit trafen sie sich nie. Megumi schwieg einige Zeit. Sie kämpfte um Worte, denn sie wusste, Tetsu war Hydes bester Freund. Er würde ihn nicht verraten. „Tetsu... bitte... bitte sag mir die Wahrheit“, flehte sie fast weinerlich. Krampfhaft umfasste sie den Hörer, schluchzte, während sie die Augen fest schloss und hoffte Tetsu würde ihr Flehen erhören. „Du bist sein bester Freund, du weißt, was in ihm vorgeht. Du kennst seine wahren Gefühle, ich weiß es. Bitte sag mir...“ „Megumi“, fiel ihr Tetsu ins Wort. „Ich mag dich sehr und es macht auch mich unglücklich, dich so verzweifelt zu erleben, aber ich möchte mich da einfach nicht einmischen.“ Das waren klare Worte, die sie auch irgendwie erwartet hatte, aber sie wollte sich damit einfach nicht zufrieden geben. Warum, warum bloß wollte ihr keiner helfen? Warum fühlte sie sich so einsam, obwohl doch alle immer behaupten, sie würden sie mögen und lieben? „Bitte“, flehte sie noch einmal. Verzweifelt presste sie die Lippen aufeinander. Er würde es ihr nicht sagen. Dies war ihr bewusst, aber was sollte sie sonst tun? Gackt fragen? Ihn anrufen und fragen was genau im Sommer vorgefallen war? „Du musst mit Hyde selbst reden“, gab Tetsu ihr den Rat. Megumi schüttelte den Kopf. Von Hyde würde sie keine Antwort bekommen, jedenfalls keine ehrliche. Er log, das wusste sie, aber was genau der Inhalt seiner Lüge war, musste sie noch heraus finden, wie auch immer sie das anstellen sollte. „Ich... liebe ihn, aber...“ Sie unterbrach, denn plötzlich betrat Hyde das Zimmer. Überstürzt legte sie auf und ließ das Telefon fallen. „Was ist los?“ frage Hyde ahnungslos, während er verdutzt auf das Telefon starrte. Megumi war erschrocken über Hydes plötzliches Auftauchen. Hatte er etwas mitbekommen? Hatte er gehört, wie sie Tetsu um Hilfe angefleht hatte? Sie hatte ihm den Rücken zu gekehrt. Sie wollte nicht, dass er ihr tränenverwischtes Gesicht sah. „Nichts,... mir ist nur das Telefon runtergefallen.“ Skeptisch musterte Hyde seine Verlobte, die sich bückte und das Telefon aufhob. „Mit wem hast du denn telefoniert?“ Megumi schüttelte den Kopf. „Mit dem Geschäftsführer für Brautmode. Ich wollte noch einige Veränderungen vornehmen. Wir haben einen Termin ausgemacht.“ Hyde blickte immer noch auf die ihm abgewandte Person. Er bemerkte ihre zittrige Stimme und auch ihr schnelles Atmen. Sie blickte ihm nicht in die Augen, daher wusste er, dass sie gerade eben noch geweint hatte. Alles zog sich in ihm zusammen,... er machte sie unglücklich. Von Sekunde zu Sekunde. Er brachte sie zum weinen,... obwohl er es nicht wollte. Was sollte er tun? Er war sozusagen ihr Mann. Sollte er sich nicht auch so verhalten? Er schloss die Augen, während er tief durchatmete. „Megumi,....“ noch einmal atmete er so tief durch, dass er das Gefühl hatte, die geatmete Luft, würde ihm mehr Kraft schenken. „Ich... ich liebe dich. Willst du es mir glauben, wenn ich es dir heute beweise?“ Überrascht weitete Megumi ihre Augen. Was wollte er ihr damit sagen? Verwirrt nickte sie mit dem Kopf. Sie wusste nicht, ob seine Worte aus ehrlichem Gefühl stammten oder nur aus dem Schuldgefühl, welches er hegte, weil er genau wusste, dass sie unglücklich war, jedoch war ihr momentan alles recht, solange er sie nur beachtete. Ihr zaghaftes Nicken war ihm Antwort genug. Nun war es an ihm, alles wieder zurechtzubiegen. Er wollte ihr einen schönen Tag schenken, von dieser Sekunde bis zum nächsten Morgen. War er es ihr schuldig? Oder tat er dies nur damit er sich selbst besser fühlte? Damit er jene Momente mit Gackt vergessen konnte, den gestrigen Kuss, den er immer noch wie eine Wunde auf seinen Lippen spürte. Seine Gefühle fuhren Achterbahn und trotzdem hatte er sich gerade eben für diese winzigen Gefühle, die er für Megumi empfand entschieden. Wenn er dabei an Gackt dachte, wusste er, dass er es am nächsten Morgen bereuen würde. Aber Gackt begann sowieso ihn zu hassen, warum also machte er sich deswegen diese Gedanken? In einem Monat war er mit ihr verheiratet. Sie waren dann auch gesetzlich miteinander gebunden. Sie hatten schon viele Nächte miteinander verbracht, so viele, dass er sie nicht mehr zählen konnte,... doch seit einigen Wochen fühlte er sich immer schlechter, je öfter er mit Megumi das Bett teilte, auch wenn es in letzter Zeit immer seltener wurde. Wahrscheinlich war dies auch einer der Hauptgründe, weshalb sich Megumi so sehr vernachlässigt fühlte. Im Grunde genommen war er die letzten Wochen kaum Zuhause gewesen. Wenn er spät in der Nacht kam, war sie schon eingeschlafen oder aber er hatte gar nicht bei ihr, sondern im Studio geschlafen. Das alles war zur Tagesordnung geworden und er wusste, dass es Megumi verletzt hatte. Gefühlstechnisch betrog er Gackt mit seiner eigenen Verlobten. Dümmer konnte man seine Situation nicht ausdrücken. Noch einmal nickte Megumi, drehte sich um und blickte Hyde mit verschleiertem Blick in die Augen. „Ich weiß, dass deine Liebe nicht mehr so stark ist, wie vor 5 Jahren,... trotzdem will ich es dir glauben.“ Sie senkte den Kopf. ~ Auch wenn dies kaum möglich ist ~, dachte sie hinzufügend. Auch wenn dieser Tag unvergesslich schön werden sollte, auch wenn Hyde ihr all die Aufmerksamkeit schenken würde, die er besaß,... sie wusste... seine Liebe war nicht echt. Sie war zwar noch da, aber nicht mehr in dem Ausmaße, wie sie es innerlich erhoffte. Sie hatte ihn verloren,... schon vor langer Zeit, nur sehen wollte sie es nicht. Sie klammerte sich an das winzige Stück Liebe, was Hyde ihr gab. Es genügte nicht,... und trotzdem musste sie sich damit zufrieden geben. Doch dies war zu oft einfach nicht der Fall. Sie verzweifelte... und Hyde bemerkte es. * Angestrengt versuchte er sich auf seine Arbeit zu konzentrieren,... er kniff die Augen zusammen und versuchte die Worte, die auf de Zettel standen zu lesen. Sein Kopf brummte und die Lider waren ihm schwer. Stöhnend strich er sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht, bevor er eine Gestalt neben sich bemerkte. Stumm stand Hyde neben seinen jüngeren Partner, blickte wie auch er auf das Blatt auf dem Tisch. „Haido,... da bist du ja endlich...“, kam es sofort von Gackt, der sich erhob und Hyde mit einem Kopfnicken begrüßte. „Wir waren schon gestern hier verabredet.“ Hyde nickte und setzte sich auf den Stuhl gegenüber seines Freundes, der sich ebenfalls zurück in seinen Stuhl lehnte. Es war ihm unangenehm Gackt in die Augen zu blicken oder sogar mit ihm zu sprechen. Bilder der letzten Tage, die ihm vor Auge traten, was für ein schrecklicher Mensch er doch war, gaben ihm das Gefühl, nicht das Recht zu haben mit Gackt, der stets die Wahrheit und all seine Gefühle offenbarte, auch nur ein Wort zu wechseln. Er fühlte sich schrecklich,... er schämte sich. „Wo warst du gestern?“ fragte Gackt einfach drauflos und erntete dafür ein verwirrtes zu Boden blicken seines Gegenübers. „Ich war mit Megumi verabredet“, flüsterte er,... vermied jedoch immer noch ein Treffen ihrer Blicke. Was genau sie getan hatten, wollte er hoffentlich nicht wissen, obwohl das vielleicht doch ganz gut wäre. Dann könnte er nämlich endlich mal die Wahrheit sagen und womöglich Gackt so sehr verletzten, dass er es endlich sein lassen würde. Dass er endlich mal in der Lage war, ihn zu hassen. Gackt jedoch fragte nicht weiter, stattdessen blickte er einfach nur auf das gesenkte Haupt seines Freundes. Wortlos widmete er sich wieder dem Text, den er unverändert vor sich liegen hatte. Natürlich bereitete es ihm Schmerzen zu hören, dass Hyde den ganzen Tag mit Megumi verbracht hatte,... sogar die Nacht. Hyde musste nicht unbedingt schildern wie der Tag verlaufen und geendet war,... das konnte er nur zu gut erahnen. Aber hatte er sich nicht schon längst daran gewöhnt? Er liebte ihn doch nicht erst seit dem Sommer. Er wusste doch, dass Hyde mit Megumi eine innige Beziehung führte, warum nur machte es ihn gerade jetzt rasend eifersüchtig? Warum hatte er das dumme Gefühl, dass es nicht richtig war, was Hyde da tat,... warum fühlte er sich betrogen? Er versuchte den Schmerz zu ignorieren, den er innerlich und auch äußerlich spürte. Hydes Anwesenheit und seine stille Art machte ihn jedoch nervös. Er wollte sich nicht darum kümmern,... nicht heute. Der Text für den Song musste durchgegangen und abgeschlossen werden. In ein paar Tagen sollten die Aufnahmen beginnen. Bis dahin musste er sein Inneres ins Reine bringen, das hieß,... all das vergessen, was am Wochenende passiert war. „Der Text... wir... müssen ihn abschließen“, nuschelte Gackt vor sich hin. Hyde nickte nur als Antwort, was Gackt nur noch wütender machte. Konnte er denn nicht einfach etwas sagen, irgendwas,... etwas was zu ihrer Arbeit als Musiker gehörte? Genervt erhob sich Gackt und trat einen Schritt vom Tisch. „Ich gehe mir erst mal was zu trinken holen, willst du auch was?“ sprudelte er los und flüchtete aus der Szene, ohne auf Hydes Antwort zu warten. Es war eben doch schwerer als er dachte. Hyde zu sehen und seine letzten Worte am Wochenende im Gedächtnis immer wieder zu hören, machte es ihm unmöglich normal zu agieren. Es war doch immer noch dieses dumme Mitleid, welches Hyde dazu brachte mit ihm zu arbeiten, ihn zu treffen oder sogar körperlich nahe zu kommen. Wie sollte er damit umgehen? Mit verzweifeltem Blick sah Hyde ihm hinterher, bevor er sein Gesicht kraftlos hinter seinen Händen versteckte. Konnte es noch schlimmer werden? Nicht nur, dass es ihm selbst hundeelend ging,... nein, Gackt fühlte sich nicht anders und das wiederum war für ihn wie ein Stoß ins Feuer. Würde er sich denn genauso fühlen, wäre er gestern schon hier gewesen und hätte sich Gackt gestellt, statt etwas zu tun, was man schändlicher nicht benennen konnte? Er fühlte sich wie ein ekelhaftes Tier, welches auf die Gefühle anderer keine Rücksicht nahm. Aber war er denn wirklich so? War er wirklich so grausam? Wenn, dann doch nur zu sich selbst oder? Er schüttelte aussichtslos seinen Kopf, müde blickte er auf den Tisch, bevor er das Blatt mit dem Songtext bemerkte. Seufzend nahm er es in die Hand und las den Text. ~... Ein Bund, der niemals getrennt werden kann...~ „Bist du dir da sicher, Gackt?“ Hyde schüttelte den Kopf und seufzte. Er fühlte sich so verloren. Allein lebend in einer Welt, in der keiner wirklich verstand, was er wollte und wie er fühlte. Nicht einmal Tetsu erkannte die wirkliche Wahrheit. War es denn tatsächlich so schwer zu verstehen? Nachdenklich strich er unsichtbare Linien über das Papier, während er still weiter las. Ein seltsames Gefühl breitete sich in ihm aus,... genauso wie vor vier Tagen, als er diese Worte zum ersten Mal gelesen hatte. Es war ihm unheimlich zu sehen, wie sehr sein ganzes Inneres darauf reagierte,... wie sehr er sich angesprochen fühlte als würde Gackt tatsächlich direkt vor ihm stehen und all dies sagen. Er sah sogar jenes Gesicht,... mit traurigen Augen,... aber voller Liebe. ~... Wird meine Liebe zu dir immer tiefer ... tiefer... so tief....~ Krampfhaft versuchte er sich an jenen Moment zu erinnern, als er erschrocken feststellen musste, dass er sich in Gackt, seinen Freund verliebt hatte. Es war am letzten Abend ihres Sommers,... als sie sich spaßhaft eine Kissenschlacht geliefert hatten. Es war jener Moment, als sich ihre Lippen trafen,... nicht zufällig, sondern einfach nur gewollt. Er war verwirrt, doch in jenen Moment hatte er tatsächlich das wahre Ausmaß seiner Gefühle erkannt. Darüber war er erschrocken,... und dass Gackt ihm auch noch seine Gefühle gestanden hatte,... sollte alles nur noch schlimmer machen. „Wieso hast du es mir damals gesagt?“ Hyde schüttelte verzweifelt den Kopf, bevor er langsam seine Augen schloss. „Gott, was soll ich nur machen?“ flüsterte er gegen seine Hand, die er vor seinen Mund geballt hatte. Er wusste, Gackt würde gleich zurückkommen. Sollte er dann wirklich hier sein? Er merkte wie nervös Gackt geworden war, als er zu ihm getreten war. Seine Konzentration war wie ausgelöscht. Der Text war doch aber perfekt. Was gab es daran noch zu ändern? Warum saß Gackt hier an diesen Tisch, vor diesem Papier? Weil er nicht wusste, was er sonst tun sollte? Weil er wusste, dass an der ganzen Situation nichts zu ändern war? * In Gedanken versunken lief Gackt den langen Flur entlang, zurück in den Raum, wo er 10 Minuten vorher noch an jenen Tisch gesessen und gegrübelt hatte. Eigentlich nicht so sehr über den Text, sondern eher über den vorgestrigen Abend und die Tatsache, dass Hyde gestern nicht anwesend war, obwohl jeder Tag, an dem sie an der Single arbeiteten, wichtig war. Wollte er aufhören? Alles hinschmeißen, weil sie es privat einfach nicht auf die Reihe brachten? Vorhin hatte er sich auch nicht wirklich dafür interessiert. Aber Hyde hatte doch schließlich den Vorschlag gemacht, und das obwohl er damals schon wusste wie es um seine Gefühle stand. Gackt schüttelte den Kopf. Langsam trat er in den Raum, in seinen Händen trug er zwei Gläser mit erfrischendem Wasser. Es dauerte nicht lange, bis er merkte, dass der Raum leer war. Hyde war also tatsächlich wieder gegangen, und das, obwohl sie mitten in der Arbeit steckten. War es vielleicht doch möglich, dass ihm das alles nicht mehr so wichtig war? War er etwa enttäuscht? Von seinem Text? Langsam trat Gackt an den Tisch, stellte beide Gläser darauf ab und setzte sich auf den Stuhl, auf dem Hyde soeben noch gesessen hatte. Sein Blick wanderte über die Tischplatte,... zu dem Stück Papier auf dem etwas mit Bleistift geschrieben stand. Verwundert griff Gackt nach dem Papier und las den einen Satz, der am Ende seines Textes stand. ~...Wenn sich dieses Herz mit deiner Liebe entflammt...~ Immer und immer wieder las er diesen Satz. Er war der Abschluss ihres Songs,... der letzte Satz, der gefehlt hatte. Und auch jene Worte, die ihm das Gefühl gaben, dass noch nichts verloren war. Da gab es noch den kurzen Moment, der alles ändern konnte. Hydes Worte auf diesem Blatt sagten mehr als alle Gespräche und Blicke, die sie geteilt hatten. Hoffte er womöglich, dass es so werden könnte? War es Hyde, der sich wünschte, dass sein Herz erreicht würde? Von ihm? Nachdenklich nahm Gackt das Papier zwischen seine Finger. „Der Text ist fertig“, murmelte er und lächelte zaghaft. Bevor er dann den Raum verließ, griff er nach seinen Glas Wasser und trank es in einem Zug. Er zog sein Handy aus der Jackentasche und wählte Hydes Nummer. Keine 10 Sekunden verstrichen, da hob Hyde ab. Gackt lächelte... „Hyde?“ * „Ein Karaoke Abend morgen mit Gackt und You?“ fragte Tetsu, Hydes bester Freund, noch einmal nach, um sich zu vergewissern, es richtig verstanden zu haben. „Ja, ich wollte dich fragen ob du vielleicht Lust und Zeit hast mit zukommen.“ Innerlich flehte Hyde, dass Tetsu einfach nur zustimmen würde. Er steckt in einer Zwickmühle, in die er sich ungewollt selbst hineinkatapultiert hatte. Irgendwie hatte es Gackt mal wieder geschafft ihn zu einem Treffen zu überreden. Obwohl er immer wieder fest daran dachte Abstand zu ihm zu gewinnen, konnte er dem Jüngeren selten eine solche Bitte abschlagen. Und als er soeben erneut dessen Stimme am Telefon hörte und diesen gewissen glücklichen Unterton in seinen Worten regelrecht spüren konnte, hatte er wie von selbst einfach zugestimmt. Er war dumm, das wusste er selbst nur zu gut. Aber lieber war er ein paar Mal in der Woche dumm als sich morgen Abend wieder in eine prekäre Situation bringen zu lassen. Also hatte er blitzartig den Gedanken Tetsu und You hinzuzutun. Was war eigentlich der Grund, weshalb wollte sich Gackt noch immer mit ihm treffen? Trotz seiner schrecklich egoistischen und abweisenden Haltung dem Größeren gegenüber, war er es, der ihn immer noch um Treffen bat. Vielleicht hätte er es einfach lassen sollen, den Text zu Ende zu schreiben. Ohne seinen abschließenden Satz, wäre er genauso gut gewesen. Er hätte seine Finger davon lassen sollen und einfach verschwinden müssen. Aber wie immer tat er diese Art von unüberlegten Handlungen und bereute es nur wenige Sekunden später. Es war wie ein verdammter Fluch und jetzt hatte er erneut einem Treffen mit ihm zugesagt. Nur aus Angst vor Megumis Eifersucht hatte er die Idee mit You und Tetsu vorgebracht. Gackt hatte dem zugestimmt, auch wenn Hyde genau wusste, dass der Jüngere viel lieber mit ihm allein gewesen wäre. Aber er musste einfach versuchen all ihre Treffen etwas neutraler zu halten. In seinem und auch in Megumis Sinne. Aber vor allem im Sinne von Gackt, damit er endlich mit ihrer Distanz klarkam. Mit dem Handy in der Hand saß er in seinem Auto und starrte auf die Eingangstür seines Hauses. „Was würdest du machen, wenn ich nein sagen würde?“ murmelte Tetsu am anderen Ende. Augen verdrehend seufzte der Kleinere. „Tetsu, das ist kein Scherz. Ich hab dich gefragt, weil ich deine Hilfe brauche“, flehte er und fasste sich verzweifelt an die Stirn. „Und nur wir vier sind dort?“ „Hai“, antwortete Hyde knapp und blickte noch einmal zur Eingangstür und dem Fenster direkt daneben. „Mh... ein ’Doppel Date’ also,... du gehst mit Gackt aus und ich mit You.“ „Was?“ sprach Hyde irritiert in den Hörer, da er glaube sich gerade irgendwie bei einer bestimmten Stelle verhört zuhaben. Doch als Antwort bekam er nichts weiter, als ein belustigendes Lachen auf der anderen Seite. „Das ist kein Date! Wir wollen nur ein bisschen Spaß beim Karaoke haben, das ist KEIN Date, hörst du Tetsu?“ platze es Hyde ärgerlich hinaus. Tetsus momentane kindische Art ging ihn auf die Nerven. Verstand er denn gar nicht, wie wichtig ihm in diesen Wochen eine Person war, die ihm grenzenlose Unterstützung anbot? So wie es aber gerade aussah, wollte Tetsu nicht dieser Mensch sein,... das enttäuschte Hyde sehr, auch wenn er wusste, dass gerade Tetsu mit diesen Scherzen versuchte seinen Freund von den momentanen Problemen abzulenken. Trotzdem war Hyde alles andere als zum Lachen zumute. Er versuchte diese auswegslose Situation in irgendeine Art und Weise in die richtige Bahn zu lenken und alles was er von Tetsu bekam, waren Scherze in eine Richtung die er für tabu erklärt hatte. „Tetsu, wenn du nicht gleich aufhörst zu lachen, leg ich auf, ändere meine Handynummer, steig aus Laruku aus und spreche kein Wort mehr mit dir“, drohte Hyde mit ernster Stimme dem Bassisten, welcher augenblicklich aufhörte zulachen. „Warum musst du mir immer drohen, du weißt doch wie ich das meine“, verteidigte sich Tetsu. „Sag mir einfach nur, ob du kommen kannst oder nicht.“ Einige Sekunden herrschte Stille, bevor Tetsu antwortete. „Meinst du wirklich, dass Megumi damit einverstanden ist, wenn du dich wieder mit ihm triffst?“ entgegnete Tetsu jetzt wieder mit ernster Stimme. „Deshalb hab ich den Vorschlag mit dir und You gemacht, ich denke damit helfen wir uns alle ein wenig weiter, sowohl mir und Gackt als auch Megumi, hoffe ich.“ Ein weiterer Blick fuhr zu seinem Haus hinüber, als er darüber nachdachte. „Du musst endlich was unternehmen, Doiha. Ich mache mir wirklich Sorgen um dich und auch um Meg.“ Die Augen des Kleineren füllten sich mit Traurigkeit und erneuter Verzweiflung. Er wusste ja noch nicht einmal was er in diesem Augenblick tun sollte, wie sollte er dann etwas ändern? Er machte sich sehr oft Gedanken darüber,.... so oft, so das er schon mit schrecklichen Kopfschmerzen ins Bett ging. Jeden Tag dasselbe. Er kämpfte sich durch die Stunden, log sich durch jede gemeinsame Minute mit Megumi und zitterte während jeder Sekunde mit Gackt. Eine Lösung, die jedem etwas Gutes bringen konnte, gab es diese überhaupt? Eine Lösung, die keinem Menschen verletzten würde,... Solch eine Lösung wünschte er sich. Ein Wunsch, der jedes Mal wie eine Seifenblase zerplatzte. „Ich weiß“, murmelte Hyde leise ins Telefon. Er stieg aus dem Auto, blickte zum Fenster, an dem er soeben glaubte Megumi gesehen zu haben. Der Schatten verschwand jedoch, sobald er sich schließlich dem Haus näherte. „Bitte komm morgen. Das ist das einzige worum ich dich bitte.“ „Mh... OK... auch wenn ich nicht denke, dass so etwas zu einer Lösung führen kann.“ „Danke, Tetsu“, flüsterte Hyde und lächelte zaghaft. Er trat zur Tür, steckte den Hausschlüssel ins Schloss und öffnete die Tür. „Also bis morgen“, verabschiedete er sich, legte auf und trat ins Haus. „Wer soll morgen kommen? Tetsu?“ kam es sofort aus einer dunklen Ecke. Hyde erschrak, denn damit, dass Megumi hier im Hauseingang auf ihn wartete hatte er nicht gerechnet. Überrumpelt steckte er erst einmal das Handy in seine Hosentasche und zog sich die Schuhe aus. „Ich geh morgen zum Karaoke,.... mit Tetsu, You und ähm... Gackt.“ Unsicher blickte er auf und suchte eine Reaktion in Megumis Gesicht, die etwas zorniger als erwartet ausfiel. „Wie bitte? Wir haben morgen Abend einen Termin in der Kirche“, warf sie fast hysterisch in den Raum. Unfassbar enttäuscht schüttelte sie mit dem Kopf. „Und da verabredest du dich zum Karaoke? Wie wäre es, wenn du dich nur einmal mit mir zusammen um die Hochzeit kümmern würdest? Ist es denn zuviel verlangt, sich für die eigene Hochzeit zu interessieren?“ Wütend trat sie einen Schritt zurück, flüchtete aus dem Eingangsbereich ins Wohnzimmer. Sich fluchend an die Stirn fassend lief Hyde ihr hinterher. Wie konnte er das nur vergessen haben. Sie hatten doch gestern noch darüber gesprochen. Sie hatten den Termin gemeinsam gelegt und er hatte es nur wenige Stunden später vergessen. Wie konnte das passieren, ausgerechnet jetzt, nach dem gerade zwischen ihm und Megumi wieder alles so harmonisch verlief? „Meg, es tut mir leid, ich dachte das mit der Kirche wäre übermorgen...“, log er und schüttelte reuevoll den Kopf. „Ich sag das Karaoke ab...“ „Das kannst du dir alles sparen, Hyde!“, schrie Megumi weinerlich und feuerte den Hefter, den sie unter dem Arm geklemmt hatte, auf den Boden. Sie war unglaublich wütend, das wusste Hyde. Selten machte sie vor seinen Augen eine derartige Szene, nur weil er etwas vergessen hatte. Sie zitterte vor Wut, das konnte er sogar aus der anderen Ecke des Zimmers erkennen. Vorsichtig versuchte Hyde sich seiner Verlobten zu nähern. Er wollte sie beruhigen, wusste jedoch noch nicht, wie er dies anstellen sollte. „Ich hab’s satt bei dir nur an zweiter Stelle zu stehen. Du beachtest mich nicht und heuchelst mir Liebe vor, die du schon lange nicht mehr für mich hegst. Du spielst den Ehemann, aber im Herzen bist du es nicht“, schrie sie ihn haltlos an. Hyde fasste nach ihrer Schulter, sie jedoch schlug seine Hand undankbar zurück. „Das ist nicht wahr“, dementierte Hyde etwas unbeholfen. Er wusste einfach nicht was er ihr entgegenbringen sollte. Alles, was sie sagte, war wahr, aber ihr in dieser Situation zuzustimmen, wäre das fatalste, was er unternehmen konnte. Also beließ er es bei eingeschüchtertem Schweigen. „Ich dachte, ich könnte es so hinnehmen. Solange du einfach nur da warst, war es mir genug. Aber du bist nicht da und ich ertrag es nicht, wenn du mich übersiehst“, fuhr sie etwas ruhiger fort. In ihrem Gesicht zeichnete sich ein merkwürdiger Ausdruck, den Hyde noch nie zuvor gesehen hatte. Ihre Augen waren mit Tränen gefüllt, ihre Lippen jedoch formten sich zu einem undefinierbaren Lächeln. Hyde deutete dies als Verzweiflung, die er sehr gut nachvollziehen konnte. Er selbst fühlte sich in dieser Situation nicht weniger unglücklich. Er konnte den Schmerz spüren, den Megumi durchlitt, einfach nur, weil es ihm selbst genauso schmerzte. „Meg...“, versuchte er es noch einmal. Megumi jedoch schüttelte abwehrend mit dem Kopf. „Sei ruhig. Ich will, dass du mir zuhörst.“ Sie machte eine kurze Pause, die sie nutzte um Hyde eindringlich in die Augen zu blicken. Plötzlich erkannte dieser eine unglaubliche Willenskraft in ihren Augen. Sie hatte einen Gedanken und Hyde konnte nur hoffen, dass es nicht gerade die Art Gedanke war, die ihm gerade furchtbar real vor Augen geführt wurde. Doch seine Gebete wurden nicht erhört. Schon ihre ersten Worte ließen ihn vor Entsetzten so schwach werden, dass er sich auf die Couch neben sich niederlassen musste. „Ich kann nicht ohne dich leben. Ich will nicht ohne dich leben... Wenn du mich verlassen willst, die Hochzeit absagen willst, dann tu es, aber dann hat mein Leben einfach keinen Sinn mehr.“ Ihre Augen füllten sich erneut mit Tränen, während sie diese Worte sprach. Traurig blickte sie auf ihren Verlobten hinab. Sie schämte sich dafür, wieder zu diesen Mitteln greifen zu müssen, aber sie sah einfach keinen anderen Ausweg. Hyde blickte verzweifelt vor sich hin,... er konnte ihr nicht in die Augen blicken. Sie dachte also wirklich wieder daran... Wie sehr hatte er gehofft, sie würde nie wieder einen solchen Gedanken hegen. Sie hatte es ihm sogar versprochen. Doch er musste sich auch eingestehen, dass er selbst die größte Schuld daran trug. Er hatte sie soweit gebracht, dieses Mal, wie auch das letzte Mal. „Und diesmal tue ich es durchdachter. Diesmal wirst du mich nicht mehr retten können.“ * XXXX年07月10日 Ich denke, über die größte Katastrophe der letzten Tage werde ich mal kein Wort verlieren. Würde einfach viel zuviel dummes Gerede werden. Nur kurz. Ich bin froh, dass durch das Feuer keiner zu Schaden gekommen war und dass auch der größte Teil unserer Sachen unversehrt blieb. Das nennt man wohl einfach pures Glück. Vielmehr möchte ich über eine andere wichtige Sache schreiben, die gestern Nacht und auch heute Morgen meine Gedanken beherrschte. Ich muss immer daran denken, wie Gackt mich gestern Abend nach Megumi gefragt hatte. Ob meine Stimmung, meine Verzweiflung etwas mit ihr zutun habe. Woher kennt er diese Wahrheit? Woher ahnt er so etwas? Das macht mir total Sorgen. Ich habe Angst, dass er wirklich dahinter kommen könnte. Megumi, sie ist 1000de Kilometer weit weg und trotzdem ist sie anwesend in meinen und in seinen Gedanken. Sie war eigentlich von Anfang an gegen diese Reise gewesen. Sie war wie immer eifersüchtig. Nicht auf Gackt, sondern einfach nur darauf, dass ich ohne sie fliegen würde. Aber es war unsere Abmachung. Sie wollte mir diese Freiheit geben, wenigstens einmal im Jahr. Wann hatten wir diese Abmachung getroffen? Vor 5 Jahren? Oder 6? Ich weiß gar nicht mehr wie lange es her ist, seit diesem Vorfall. Seit sie sich umbringen wollte..... Seit dieser schrecklichen Zeit. Es kommt mir immer noch wie ein Alptraum vor, wie sie dort lag, auf dem Boden. Überall Blut und 2 zersplitterte Gläser. Ihre Handgelenke waren zerrissen von dem Splitter, den sie noch in der einen Hand liegen hatte. Ihr Gesicht war so weiß wie der Boden unter ihr. Ich war schockiert,... mir wurde sofort schlecht. Und ich wusste sofort, dass es wegen mir war. Weil ICH mich von ihr trennen wollte. Wir hatten eine schwere Zeit durchmachen müssen. Ich liebte sie immer genauso sehr, wie sie mich liebte und immer noch liebt. Aber ihre eifersüchtige und einnehmende Art war schon immer das große Problem in unserer Beziehung. Sie nimmt mir regelrecht die Luft zum Atmen... und das Recht auf Freiheit. Sie wollte immer mehr als ich ihr geben konnte,... soviel und so lange, bis ich nicht mehr konnte und mich von ihr trennen wollte. Es tat mir selbst weh, weil ich sie immer noch unheimlich liebte. Aber ich merkte wie sehr mich diese Liebe zerstörte, wie ich immer mehr zu einem Menschen wurde, der ich nicht sein wollte. Dann irgendwann traf ich zum ersten Mal... Gackt,... und ich sah wie man auf einfachste Weise das Leben zu etwas Schönem machen konnte. Ich war verzweifelt, er jedoch hatte mich aufgemuntert ohne etwas von meinen Problemen zu wissen. Die Zeit in Taiwan, als wir Moon Child drehten, zählt für mich immer noch zu den glücklichsten Tagen meines Lebens. Ich wünschte, es könnte wieder so sein. So einfach,... ohne Fragen. Aber ich bin immer noch mit Megumi zusammen. Wir wollen heiraten, oder besser gesagt: sie will heiraten. Ich wiederum habe gar keine andere Wahl, als ‚ja’ zu sagen. Denn sie kommt einfach nicht von mir los. Ihr Leben hängt an mir und ich darf es nicht einfach so von meinen Schultern schütteln als wäre dieses Leben nur das einer lästigen Mücke. Sie ist ein Mensch, der mir unheimlich wichtig ist. Sie war und ist schon seit langer Zeit der Mittelpunkt meines Lebens. Ich kann doch nicht dieses Leben riskieren, nur weil mir gerade so seltsame Gefühle im Kopf herumschwirren. Inzwischen ist alles anders. Megumi ist mir zu einem lieben Anhängsel geworden,... ich liebe sie, aber ich möchte nicht mit ihr leben. Gackt, der schon so lange mein Freund ist, entwickelt sich immer mehr zu einem Menschen, dem ich mehr Vertrauen schenke als meinem besten Freund. Er ist mir so wichtig geworden, dass ich mir innerlich nichts mehr wünschen würde als ewig mit ihm zusammen sein zu können. Ist das Liebe? Die einzig wahre? Ich zweifle da etwas, weil dieses Gefühl völlig verschieden ist von dem, welches ich für Megumi hegte. Habe ich sie womöglich nie wirklich geliebt? So geliebt, wie ein Mann eine für ihn bestimmte Frau lieben sollte? Oder ist das, was ich für Gackt fühle, nur eine Laune? Aber ist es nicht völlig egal, was ich denke und fühle? Ob ich nun Gackt liebe oder nicht, es macht doch gar keinen Unterschied. Ich werde Megumi heiraten. Ich habe ihr den Antrag gemacht, weil ich Angst hatte, sie würde sich wieder was antun. Es war mein letzter Ausweg und letztendlich war es doch der beste Weg. Sie ist glücklich... und ich beschütze sie damit. Ich will nicht, dass sie es noch einmal tut, nur wegen mir. Ich lebe lieber unglücklich, als dass ich ihr Leben zerstöre. Und deshalb,... nur deshalb halte ich Gackt aus dieser Angelegenheit raus. Es soll keiner wissen. Keiner soll sie mit mitleidigen Blicken überschütten,... keiner soll denken, sie wäre verrückt. Sie würde es merken und dann würde sie mich fragen, ob ich es jemandem erzählt hätte. Keiner weiß es, nur Tetsu... und das auch nur, weil er dabei war, als ich sie damals gefunden habe. So leblos auf dem Boden und voller Blut. Sie weiß nicht einmal, dass Tetsu damals dabei war. Ich habe ihn darum gebeten, es ihr nicht zu sagen. Sie sollte leben, ohne jemanden beschwerlich in die Augen zu blicken, in den Gedanken ’Er weiß es. Er weiß, dass ich Hyde gefangen halte.’ Sie hält mich gefangen in ihrem Käfig der Liebe. Und was ist stärker als Liebe? NICHTS!!! Da komm ich nicht raus, selbst wenn es Gackt wäre, der mich darum bitten würde. Hyde *~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Yo, wir denken.... es geht jetzt langsam los. Dieses Kapitel, oder viel mehr das Ende hat nun alles ins Rollen gebracht. Jetzt wisst ihr auch endlich, wovor Hyde die ganze Zeit Angst hat. Jetzt wisst ihr endlich, was damals mit Megumi passiert ist. Wir hoffen ihr bleibt weiterhin am Ball. Wir freuen uns jedes Mal über jeden einzelnen eurer super lieben und süßen Kommis, die ihr uns und unserer Story schenkt. Arigato! Merci! Thanks! Vielen Daa~nk!!!! ^____^ Wir wünschen euch allen schöne Sommerferien!^_^ Nächstes Kapitel gibt’s dann etwas verzögert, wegen dem Urlaub.. so Ende August. Wir hoffen das ist euch nicht sooooo lang und ihr könnt warten. Bis zum nächsten Mal. Eure Tenshis Kapitel 7: 憎悪 ~Zouo~ -------------------- Kapitel 7: 憎悪 ~Zouo~ Serie: Gackt // Hyde Disclaimer: Die beiden Hübschen gehören immer noch sich selbst und das Gleiche gilt für sonstiger Personen, die in der FF auftreten. Autoren: Tenshis Kommentar: Tja, es hat doch nicht ganz so lang gedauert wie zuerst angenommen. Dafür ist das Kapitel auch um circa 1000 Worte kürzer, aber trotzdem nicht unwichtiger. Lest einfach.^^ Und schon mal Danke an alle, die sich dazu entscheiden ein Kommi zu schreiben. *knuff* Viel Spaß *~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ XXXX年07月10日 Es ist vorbei, für immer... ich habe etwas Dummes getan... so dumm... Wieso? Ich liebe ihn, ich liebe ihn und kann es nicht sagen. Ich darf es nur denken, aber nicht sprechen. Ich darf es fühlen, aber nicht ausleben. Wie ungerecht. Verdammt... wie grausam kann diese Welt sein? Wieso musste so etwas passieren? Er hat mich geküsst... OK, schön und gut... vielleicht wieder ein Scherz, aber das war es nicht. Der Kuss war echt... verdammt echt. Und so intensiv, dass ich jetzt immer noch nicht klar denken kann. Ich habe es gefühlt. Und hätte er mir daraufhin nicht seine Liebe gestanden, dann hätte ich es auch so geahnt, aber trotzdem gewissenhaft verdrängt. Weil ich es nicht hören wollte... ich will es nicht, nein. Mein Gott... er liebt mich, er hat mich geküsst und ich Trottel habe diesen Kuss erwidert, und ja ich habe ihn intensiviert und stellenweise hatte ich sogar den Drang dazu, tatsächlich weiter zu gehen. Wahrscheinlich würde ich noch immer in seinem Bett liegen, hätte er mir nicht so schonungslos gezeigt, was wir dort überhaupt taten. Wir küssten uns... Gott... und ich spüre es noch immer am ganzen Körper. So intensiv, dass ich am liebsten nach wenigen Sekunden zu ihm zurück gerannt wäre. Wie schwach... und dann kann ich ihm noch nicht einmal ordentlich begreiflich machen, dass dies falsch war. Natürlich war es nicht falsch aus seiner Sicht, aber würde er an meiner Stelle stehen, wäre es dann immer noch so? Ich liebe ihn, aber er darf es nicht wissen. Nichtsdestotrotz hatte er die Reaktion meines Körpers registriert. Wie sollte ich das erklären? Wie soll ich ihn abweisen, wenn ich es doch eigentlich nicht will? Ich liebe ihn, aber er darf es einfach nie erfahren,... es tut weh, wenn ich an meine Einsamkeit denke. Es ist aus,... nie wieder wird es so sein wie früher. Freundschaft hin oder her. Wir haben etwas zerstört, allein durch unser dummes Verlangen haben wir unser Band zerstört. Ich dachte wir können es noch retten, aber nun, da er mir seine wahren Gefühle gestanden hat, geht es nicht mehr. Ich war so dumm,... wie konnte ich tatsächlich auch nur eine Sekunde annehmen, er würde nichts für mich empfinden? Nach all den Vorfällen der letzten Tage. Ja, es war mein Rettungsboot, was ich für mich reservieren wollte. Aber nun ist es ohne mich fort,... weil ich mich selbst nicht an die Regeln gehalten habe. Ich liebe ihn... und es tut so weh zu wissen, dass er dasselbe fühlt. Aber ich habe ihn abgewiesen und verletzt. Aus gutem Grund. Ich will ihn von mir entfernen. Seine Gefühle sollen mich verlassen. Es ist schwer... schon so weiß ich nicht wie’s weitergehen soll. Megumi... sie wartet auf mich. Sie will mich heiraten. Eine Erpressung, trotzdem will sie es aus tiefstem Herzen, weil sie mich liebt. Ich liebe sie auch, aber nicht auf dieselbe Art wie sie mich. Sie erdrückt mich mit ihrer Liebe,... sie nimmt mir mein Leben. Sie erkennt es meist zu spät oder gar nicht. Sie will mich für sich ganz allein und merkt nicht wie sie mich damit vertreibt. Ich verurteile sie dafür nicht, nein,... ich weiß, dass sie nicht anders kann. Ich liebe sie trotzdem und will nicht, dass ihr etwas zustößt. Trotzdem ich will meine Freiheit. Aber wie soll ich frei sein, wenn ich gefangen bin? Gefangen in der Entscheidung darüber, was ich tun soll...? Ich kann Megumi nicht verlassen. Sie würde ihre Drohung wahr machen, das weiß ich. Aber bei ihr bleiben kann ich auch nicht,... das würde mich früher oder später zerbrechen. Zu Gackt kann ich nicht,... niemals. Er würde es nicht verstehen. Was soll ich tun? Was soll ich tun...? Ich liebe ihn,... er weiß es,... seine Augen haben es gesehen, sein Finger gespürt,... seine Ohren haben es gehört, seine Lippen geschmeckt. Ich kann es nicht verheimlichen. Er weiß es, trotzdem will er es von mir in Worte gefasst hören. Ich weiß,... das verlangt er. Ich habe mich fallen lassen. Es war schöner als alles, was ich je erlebt habe. Es war zart, drängend, wild,... aber auch sinnlich, zerbrechlich und unglaublich vorsichtig. Was ich gefühlt habe kann ich gar nicht in vernünftige Worte fassen. Dafür gibt es keine Worte,... nicht einmal eine Sprache. Ich bin stumm und trotzdem habe ich soviel gesagt, dass es wohl unmissverständlich war, für jeden, auch für mich selbst. Warum verlangt er von mir seine Gefühle zu erwidern? Nur weil dieser Kuss für mich so erregend war und es ihm zufälligerweise nicht verborgen blieb? Was wenn ich wirklich nichts empfinden würde? Könnte er dann etwas verlangen, was ihm nicht zusteht? Warum kann er mich nicht in Ruhe lassen? Seine Gefühle, ich will sie nicht. Ich habe mit meinen eigenen genug zu tun. Es überfordert mich, reißt mich aus der Bahn. Er drängt sich mir auf und ahnt gar nicht wie es mich verwirrt. Lasst mich in Ruhe,... lasst mich allein. Lasst mich alle in Frieden. Ich will nichts,... ich will nichts von alledem, was ich begehre. Ich will keine Freiheit, ich will keine Liebe. Ich will Gackt nicht. Ich will nichts, einfach nichts.... Ich hasse es,... ich hasse dieses Buch, ich hasse diese Zeilen, die ich schreibe, ich hasse meine Tränen, die ich gerade mädchenhaft vergieße. Ich hasse diese Gefühle, die urplötzlich in mir gewachsen sind. Sie sind so groß, dass ich sie hasse. Ich hasse mich selbst dafür, dass ich allen wehtue aus purem Egoismus. Und ich schwöre, würde ich einen Weg kennen, der dies alles beenden könnte, ich würde ihn beschreiten. Nur weglaufen, das kann ich nicht. Es regnet,... meine Tränen sind der Regen... Für alles, was heute sein Ende fand. Ich weine wegen uns. Wegen dir und wegen mir,... aber vor allem wegen uns. Wahrscheinlich sitzt du noch immer auf dem Bett und grübelst darüber nach, was schief gelaufen ist. Warum ich dich nicht liebe,... warum das alles keine Zukunft hat. Ich weiß, du sitzt dort und überlegst noch einmal, zu mir zu kommen, aber du wirst es nicht tun, weil in dir die Vorsicht lebt. Sie ist meist verborgen, aber sie ist da. Und genau aus diesem Grund wirst du wohl nur vor meiner Tür stehen und nachdenken, dann wirst du gehen und weiterdenken. Bis wir uns morgen wieder sehen... Ich bitte dich,... hinterfrage dann mein Handeln nicht. Ich weiß, ich bin verletzend. Ich habe es gewusst,... schon die ganze Zeit... Seit ich diesen Traum hatte... ...aber... ich liebe dich so sehr... *~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ 15. November XXXX Müde blickte Hyde durch das dunkelblaue Glas, welches er nachdenklich zwischen seinen Fingern hin- und herwippte. In seiner anderen Hand hielt er den Stummel einer Zigarette, deren Asche ungeachtet zu Boden rieselte. Sein Blick war angestrengt, seine Augen müde vor Verzweiflung um seine Situation. Stumm saß er in einem Sessel ihres Wohnzimmers und dachte immer wieder an Megumis letzte Worte vor wenigen Stunden. „’Ich will nicht ohne dich leben’“, flüsterte er nach, ließ das Glas die wenigen Zentimeter zu Boden gleiten und fasste mit seiner Hand in sein Gesicht. „’Ich kann nicht ohne dich leben’“, murmelte er wieder und kniff die Augen zusammen. Sie hatte ihn vor einer unmissverständlichen Wahl gestellt. Entweder er würde sie heiraten oder sie würde sich umbringen. Er fühlte sich wie vor die Brust gestoßen, als hätte man ihn bewusstlos geschlagen, sein pochendes Herz entrissen und es gnadenlos niedergetrampelt. All seine Gedanken kreisten um sein verfluchtes Leben, welches immer schlimmere Wendungen nahm. Hatte sie denn jemals auch nur eine Sekunde daran gedacht, wie es ihm dabei ging? Wie konnte sie ihm nur eine solch unaussprechliche Wahl vorzeigen. Wie konnte sie ihn nur in diese unüberwindliche Sackgasse führen, wobei sie doch genau wusste, wie er sich entscheiden würde. Auch er konnte nicht ohne seine Liebe zu Gackt leben,... aber hatte er jemals einen Gedanken daran verschwendet sein Leben ein Ende zu setzten, nur weil er nicht das bekam, was er wollte? Nein, niemals hatte er daran gedacht seine geliebten Menschen so zu schockieren, obwohl ihm die Lage, in der er sich befand, mehr als verzweifelt und ausweglos vorkam. Teilnahmslos blickte Hyde auf den Aschenbecher neben seiner Hand,... den Zigarettenstummel, den er die meiste Zeit nur ungeachtet zwischen den Fingern hielt, ließ er auf das blaue Glas des Aschenbechers fallen. Langsam entwickelte er eine Art Hass gegen sich selbst. Er hasste sich, weil er sich nicht entscheiden konnte. Er hatte ihr zwar versichert, sie würden zu 100% heiraten, jedoch sein Innerstes sagte ihm, dass es niemals dazu kommen würde. Er belog sie,... und mit dieser Basis konnte er um Himmels Willen keine Ehe eingehen. Angestrengt öffnete Hyde seine Augen. Das fahle Licht, welches durch das Fenster drang, erhellte den großen Raum nur schmählich, trotzdem konnte er die Ordner und Blätter, die Megumi heute Nachmittag voller Wut zu Boden gefeuert hatte, erkennen. Ganz oben auf dem Stapel lag ein weißes, nur wenig beschriebenes Blatt. Hyde kniff seine Augen zusammen, stand von seinem Sessel auf und trug sich träge zu diesem Papierstapel, nahm das Blatt in die Hand und las, was darauf stand. „’Ich liebe dich, weil ich nie vergessen konnte, wie du vor so vielen Jahren zum ersten Mal vor mir standest und mir die Hand reichtest. Ich liebte deine Augen,... sie waren das erste, was mich in den Bann zog,... dann aber war es dein Wesen, welches mich nie mehr losließ,... bis zum heutigen Tage. Ich liebe dich und ich will für ewig mit dir zusammen sein.’“ Das war wohl ihr Text, den sie während der Zeremonie sprechen wollte. Er fühlte mit welch intensiven Gefühlen sie dies geschrieben hatte, nur waren es wieder diese Art von Gefühlen, die ihm die Luft abschnürten,... sie töteten immer mehr von dem, was ihn an Megumi band, und das schlimme war auch noch, dass er sich damit einverstanden erklärte. Er wollte sie nicht mehr lieben,... aus dem einfachen Grund, weil er nun Gackt liebte. Nichts wünschte er sich sehnlicher, als mit Gackt zusammen zu sein und von Megumi losgelassen zu werden, ohne dass sie an Selbstmord dachte. Er wollte das Leben, was ihn glücklich machte, und trotzdem wollte er keinen der beiden wehtun. Seufzend griff Hyde in seine Hosentasche, zog sein Handy heraus und begann sogleich eine Nachricht abzutippen. -Tut mir leid, aber das mit dem Karaoke wird nichts. Ich habe mit Tetsu einen Fototermin.- Widerwillig drückte er auf die Sendetaste, während er reuevoll die Augen schloss. „Tut mir leid Gackt“, flüsterte er im Stillen, bevor er sich zu Boden gleiten ließ. Das er morgen einen Termin in der Kirche hatte, wollte er ihm nicht unbedingt auf die Nase binden. Er musste endlich anfangen mehr auf Gackts Gefühle und das, was ihn verletzen könnte, zu achten. Er wusste, dass alles, was mit der Hochzeit zusammenhing, Gift für sein Herz war, deswegen hatte er diese Lüge vorgezogen. Langsam merkte er wie ihm die Kraft entzogen wurde,... er fühlte sich zu schlapp um weiter zu kämpfen, all seine Probleme hatten ihn müde gemacht. Er war schwach, obwohl sein Innerstes zu platzen drohte. Er war müde, jedoch traute er sich nicht die Augen zu schließen. Den Blick für die Realität verlierend, hatte er die ganze Zeit über immer nur neben sich gestanden und alles geschehen lassen als wäre er nur eine beweglose Puppe in einem Puppentheater. Er hatte sich mehr als nur einmal vorgenommen aus seinen Schlaf zu erwachen, aber dann, wenn es darauf ankam, war er zu feige sich einzugestehen, dass er derjenige war, der alles in der Hand hielt. Seine ganze Zukunft, jede Sekunde seines Lebens lag in dem, was er in der Gegenwart unternommen oder gelassen hatte. Immer... wie auch jetzt. Er seufzte, während er seinen Kopf auf die angewinkelten Knie stütze. Die Erkenntnis seiner Hilflosigkeit lähmte ihn. Er war nicht im Stande sich zu erheben, geschweige denn seine sinnlosen Gedanken Einhalt zu gebieten. Nur wenn er an Gackt und seine Zärtlichkeit dachte... fühlte er sich, als würde sich sein Körper wie von selbst bewegen... Er war lebendig, wenn er verloren in die blauen Augen tauchte und sich wie ein hungriger an die Haut des Jüngeren schmiegte. Nur wenn er die dunkle Stimme dieses Mannes hörte...fühlte er sich wie ein normaler Mensch dem es auch zustand eine Person zu lieben, die ihm zu teuer war als dass er sie mit irgendwelchen ungenutzten Sekunden allein ließ. Er wollte einfach nur bei ihm sein. Tag und Nacht.. jede Sekunde mit ihm teilen und all die Geheimnisse lüften, die den Größeren umgaben. Er liebte ihn einfach. Wieso war gerade er selbst derjenige, der es am wenigsten verstehen konnte... und sich am stärksten dagegen sträubte? Er lehnte es nicht ab, weil er es nicht wollte, sondern weil er sich selbst nicht die Erlaubnis dazu gegeben hatte. Wie sinnlos war nur dieser Gedanke es tatsächlich schaffen zu können... Gegen das Herz zu arbeiten ist ein unmögliches Unterfangen, das wusste er nun. Er hatte es sich selbst schmerzhaft demonstriert. „Ahhh“, stöhnte Hyde verzweifelt. Er stieß sich mit der Faust hart gegen die Stirn. War der Schmerz, den man sich selbst zufügte, einfacher zu ertragen? Hyde schüttelte den Kopf. War er dumm? -Driiiiing-... sein Handy vibrierte. Als wäre er nicht aus Fleisch und Blut, bewegte er mechanisch seine Hand zu seiner Hosentasche und zog das schwarze Handy heraus. „Er ist auch noch wach“, murmelte Hyde, bevor er die SMS, die er erhalten hatte, öffnete. „Dann eben übermorgen...“, war alles was Gackt geschrieben hatte, mehr nicht. Das winzige Lächeln, welches sich um seinen Mund legte, schien als wäre es nur eine Illusion während eines Traumes. ~Er hat’s mir geglaubt~, dachte er, und so schnell sein Lächeln auch wieder verschwunden war, so plötzlich zog er bitterlich die Augenbrauen zusammen. „Er glaubt mir all meine Lügen“, flüsterte er mit einem schockierten Röcheln in seiner Stimme. „Aber so ist es besser.“ Er nickte, während er unbeantwortet die SMS schloss und das Handy erneut in die Tasche steckte. ~Auch morgen geht es nicht~, antwortete er in seinen Gedanken und lehnte seinen Kopf zurück an die Wand. „Auch morgen nicht, Gackt. Niemals mehr!“ flüsterte er fast still, und gab sich nun wehrlos der Dunkelheit des Raumes und der, die sich auch in seinem Herzen verbreitete, hin. Sie zerfraß ihn, doch verhindern wollte er es nicht. * Aufgeregt drückte er sein Handy an sein linkes Ohr. Es klingelte am anderen Ende, aber wie auch während der anderen duzend Male wurde nicht abgehoben. Nachdem die Mailbox ranging, legte er auf und versuchte es ein weiteres Mal. „Verdammt Haido! Jetzt geh doch mal ran“, fluchte Gackt, während er mit verbissenen Blick aus dem Auto stieg. Er machte sich Sorgen. Hyde war wieder einmal nicht zu ihrem beruflichen Treffen im Studio aufgetaucht, auch die letzte SMS blieb unbeantwortet. Er ging nicht ans Handy und das Telefon bei ihm zuhause war die ganze Zeit besetzt. Wenn er nicht schon den ganzen Tag Termine über Termine gehabt hätte, wäre er schon heute Mittag bei ihm angetanzt um zu sehen, ob alles OK war. Die ganze Zeit haderte er mit sich selbst alles stehen zu lassen und abzuhauen. „Ich weiß, dass du meine Anrufe ignorierst“, murmelte Gackt, schlug die Autotür etwas zu barsch zu, weshalb sich seine angespannte Miene zu einer wütenden wandelte. „Habe ich wieder was falsch gemacht?“ murmelte er weiter. Sein Manager der just in diesem Augenblick neben ihm auftauchte, musterte den Star verwirrt. „Wie bitte?“ fragte dieser nach und reichte ihm begrüßend die Hand. Gackts zornige Augen konnte er durch die dunkle Sonnenbrille nicht erkennen, also lächelte er unschuldig in das Gesicht des Größeren. Gackt nahm die grüßende Hand in seine und schüttelte sie kurz und beiläufig, fast schon desinteressiert. „Nichts“, antwortete Gackt in einen etwas giftigen Unterton, bevor er seinem Manager in das Gebäude folgte. „Schon wieder ein Fotoshooting“, seufzte Gackt leicht genervt, während seine Gedanken an Hyde und die Sorge um ihn einfach nicht abklingen wollten. ~Ob er mich wirklich absichtlich ignoriert? Aber was sollte das dann gestern mit dem Songtext? Was soll das alles?~ In seinen Gedanken versunken, griff er in die Hosentasche und zog Zigarette, wie auch Feuerzeug heraus. Er musste unbedingt noch eine rauchen, bevor er mit seiner Arbeit fortfuhr. Genüsslich und versuchend nicht an Hyde zu denken, inhalierte er den blauen Dunst. Er lehnte an einer Tür zu einem großen Raum, in dem das Fotoshooting stattfinden sollte. Sein Blick jedoch fiel in den breiten Flur, aus dem er gekommen war. Immer wieder liefen Leute an ihm vorbei. Einige, die er sehr gut kannte, aber auch unbekannte Gesichter, die ihn unsicher musterten. Er musste wohl einen ziemlich zornigen Blick aufgelegt haben, denn fast jeder, der an ihm vorbei musste, grüßte den Sänger mit einem ehrfürchtigen ‚Hallo’. Bis auf einen, der lächelnd fast schon nervig grinsend auf ihn zusteuerte. Es war Tetsu, der wohl zufälligerweise auch hier zu tun hatte. „Stimmt,... Hyde hat doch heute mit Tetsu und Laruku ein Fotoshooting“, flüsterte Gackt, während sich all seine Gedanken wie von selbst entknoteten. Wenn Tetsu hier war, dann musste Hyde auch irgendwo hier rumschwirren. Vielleicht lief das Fotoshooting noch, und er hatte deshalb keine Zeit um ans Handy zu gehen. „Hallo Gakuto, auch ein Shooting heute?“ begrüßte er den Jüngeren grinsend. Gackt lächelte kurz zurück. „Wo ist Hyde?“ wollte er sofort wissen, ohne den Älteren auf irgendeine Art und Weise eine höfliche Begrüßung teil werden zu lassen. Verblüfft über Gackts schon fast aufgeregtes Gemüt und wie barsch er diese Frage gestellt hatte, schüttelte er nur den Kopf. „Weiß nicht.“ Sofort entglitt dem Größeren jede noch so angedeutete freundliche Miene. „Was soll das heißen? Ihr habt doch heute ein Fotoshooting.“ Tetsu blickte verwundert drein. Ein Fotoshooting? Sie hatten kein Fotoshooting, nicht einmal in näherer Zukunft. Sie machten momentan Solo, also wieso sollten sie da ein Fotoshooting haben. Irritiert blickte Tetsu in die Schwärze der Sonnenbrille, die ihn zornig anblitzte. „Was?“ fragte Tetsu mit zusammengezogenen Augenbrauen. „Hyde hat mir gestern geschrieben, ihr hättet ein Shooting und müsstet deswegen das Karaoke absagen“, erklärte Gackt völlig entnervt. Er wollte endlich wissen wo Hyde war und nicht lästige Fragen beantworten, die er selbst auch zu gern beantwortet haben wollte. Als würde Tetsu plötzlich ein Licht aufgehen, machte er ein langes „Aahhhhh.“ Zu spät hatte er bemerkt, dass dies hier wohl einer dieser berühmten ‚Alibiszenen’ war. Hyde hatte Gackt wohl vorgegeben, er würde mit ihm zusammen ein Fotoshooting haben, um ruhigen Gewissens das Karaoke absagen zu können. Und er hatte es vermasselt. Gackt hatte schon lange bemerkt, dass es eine Lüge war. Sein zorniger Blick, der von Sekunde zu Sekunde stärker wurde, sprach Bände und veranlasste Tetsu dazu nichts weiter zu sagen. Weder eine Entschuldigung noch irgendetwas um Gackt vom Gegenteil zu überzeugen. Er würde ihm so oder so nicht glauben. „Wo ist er?“ wollte Gackt wissen, während er ruckartig nach seiner Jacke griff und sie sich überwarf. Tetsu zuckte mit den Schultern. „Wahrscheinlich zuhause.“ „Wenn du willst, kannst du ihn vorwarnen. In drei Minuten bin ich eh dort“, murmelte Gackt, ohne Tetsu anzusehen, dann rannte er den Korridor hinunter, den er vor nicht einmal 5 Minuten gekommen war. Schuldig senkte Tetsu seinen Kopf. „Ich warne ihn lieber nicht. Vielleicht ist es ja besser so. Dieser sture Esel muss zur Vernunft gebracht werden“, flüsterte er und bemerkte gar nicht wie einer von Gackts Bodyguards plötzlich vor ihm stand. „Wo ist Gackt-sama?“ brummte dieser und riss Tetsu aus den Gedanken. „Der ist weg,... das Shooting ist wohl abgesagt.“ * Wütend hämmerte Gackt gegen die Tür, die ihn von Hyde trennte. Er machte sich nicht einmal die Mühe, vorbildlich auf den Klingelknopf zu drücken. Hyde sollte ruhig merken, dass er wütend war, das hieß, wenn er überhaupt tatsächlich zuhause war. Diese Frage hatte sich schnell erledigt, denn als hätte er auf Gackt gewartet riss Hyde die Tür nur wenige Momente danach auf. „Was soll das? Willst du meine Tür ruinieren?“ keifte Hyde, der nicht minder schlecht gelaunt war als Gackt. Ohne um Erlaubnis zu bitten, drückte Gackt sich an Hyde vorbei und betrat den Flur. „Sag du mir lieber, was diese Show soll“, kam es wütend vom Größeren, der sich ruckartig die Sonnenbrille von der Nase riss, sich umwandte und Hyde zornig in die Augen blickte. „Was für ne Show?“ giftete Hyde zurück, schloss die Tür und bewegte sich wieder Richtung Wohnzimmer. Am liebsten hätte er jedoch Gackt einfach darum gebeten sein Haus zu verlassen und ihn mit derartig nervigen Fragen zu verschonen. „Wir wollten heute ins Studio, zur Probe,... du meldest dich nicht und gehst nicht ans Telefon, und dann lügst du mich auch noch schamlos an.“ Darauf erwiderte Hyde nichts. Natürlich hatte er schon gewusst, dass Gackt mit einer derartigen Verstecknummer nicht einverstanden wäre, jedoch musste er sich gestehen, dass er zumindest erwartet hatte, Gackt würde etwas sensibler seinen Zorn zum Ausdruck bringen. Er verspürte eine leichte Kälte, wenn er in die blauen Augen seines Gegenübers blickte. Er war wütend, sehr sogar und Hyde konnte sich nicht rechtfertigen, denn es war ja alles genauso wie er sagte. „Du hast heute kein Fotoshooting. Ich weiß warum du mir aus dem Weg gehst, aber ich dachte, es wäre in Ordnung, solange nur ich leide. Es kann dir doch egal sein, wie ich mich fühle, wenn ich dich sehe, aber ich genau weiß, dass du nicht dasselbe für mich empfindest, wie ich für dich. Du liebst mich als einen Freund, warum gehst du mir dann doch aus den Weg, wenn du doch eigentlich gar nichts zu befürchten hast?“ Hyde schluckte schwerfällig. Gackt war nicht hergekommen um ihn um etwas zu bitten, sondern um etwas zu fordern, das erkannte er an der Art wie er vor ihm stand und ihn regelrecht durchlöcherte, mit Worten, sowie mit Blicken. Was sollte er denn entgegenbringen? Er konnte ja noch nicht einmal im Stillen entschuldigende Worte finden. Aber wollte er sich eigentlich entschuldigen? Er war doch mit Absicht nicht ans Telefon oder Handy gegangen, er war absichtlich nicht zu ihrem Termin im Studio aufgetaucht und er hatte ihn wissentlich belogen. Warum sollte er sich entschuldigen, wenn er es nicht bereute? Natürlich hatte er etwas zu befürchten. Wer sagte, dass er furchtlos durchs Leben schritt und alles so hinnahm, wie es kam? Er wäre glücklich, wenn er so etwas vor Gackt spielen könnte, aber dieser sah doch immer wieder, dass ihn etwas bedrücke. Und jetzt auf einmal hatte er also nichts zu befürchten?! „Kannst du endlich mal was sagen, oder ist das gerade ungünstig?“ funkelte Gackt zornig, während er abwartend die Hände in die Jackentaschen steckte. „Tut mir leid, aber ich war beschäftigt“, antwortete Hyde. Seine Unsicherheit war ihm deutlich anzusehen. Die Stimme schien ihm fast zu versagen, so leise hallte sie zwischen ihnen. „Was denn?“ schnaufte der Jüngere. „Das geht dich im Moment überhaupt nichts an“, brummte Hyde zurück, bevor er zurück in den Flur trat und die Haustür öffnete. „Geh jetzt!“ forderte er seinen Freund auf und senkte den Blick als wolle er nicht in die zornigen Augen blicken wollen, die ihn vor Wut und Sorge fast zu zerreißen schienen. „Ich verstehe es einfach nicht“, murmelte Gackt etwas sanfter. Er machte keine Anstalten zu gehen, wie ihm Hyde dazu augerfordert hatte. „Erst suchst du aus Mitleid meine Nähe, dann tauchst du ewig nicht auf,... dann wiederum schreibst du mir hoffnungsvolle Zeilen unter den Songtext und dann, wenige Stunden später ignorierst du mich wieder völlig.“ Hyde schwieg. Zitternd umfasste er die Türklinke. Natürlich konnte Gackt dies nicht verstehen. In den letzten Tagen war so viel geschehen, dass er nicht mehr wusste, was vorher und nachher war. Immer wieder änderte sich etwas, sei es seine Schuldgefühle oder sein Pflichtbewusstsein. Stündlich schienen sich seine Prioritäten zu verändern. Was er heute dachte, konnte morgen schon wieder völlig anders aussehen. Bevor er mit Gackt in den Skiurlaub gefahren war, dachte er noch, es wäre völlig in Ordnung wie es bis dahin lief. Danach merkte er aber wie leichtfertig er mit Gackts Gefühlen spielte, indem er sich selbst schwer unter Kontrolle hatte. Er wollte es irgendwie beenden, aber als ihm die letzte Zeile des Textes vor Augen schoss, hatte er wieder einen Schritt auf Gackt zugetan. Nur wenige Stunden danach, musste er sich erneut von Gackt entfernen,... weiter als je zuvor, weil ihm das Leben von Megumi wichtiger als seine Gefühle waren. Natürlich kam Gackt da nicht mit. Das alles geschah so schnell, dass er selbst nichts mehr mitkam, wie also sollte Gackt es dann verstehen? „Kannst du bitte gehen?“ sprach Hyde fast flüsternd und mit gesenktem Haupt, ohne auf Gackts Zweifel eingehen zu wollen. „Erst wenn du mir einen Grund nennst.“ Gackt blieb beharrlich, stur lehnte er am Türrahmen zum Wohnzimmer und starrte auf Hyde hinab, der wie ein Kind an der Tür stand und wirkte als wüsste er nicht wie er einen lästigen Schulfreund loswerden konnte. „Ich...“ Hyde biss sich verzweifelt auf die Lippen. Einerseits schien er von Gackts heroischer Art eingeschüchtert, aber andererseits staute sich auch in ihm langsam eine Wut, die sich unaufhaltsam einen Weg nach draußen suchte. Seine zitternde Hand ballte sich kräftig um die Klinke,... er drückte sie, bis er einen Schmerz empfand. Er wollte schreien,... all seine Wut die er empfand, die Wut auf sich selbst und auf all die Menschen, die ihn ständig in die Enge trieben und nicht einmal wussten, was sie damit anrichteten. Nichts tat er ohne Grund. Verdammt noch mal,... er war doch kein Dummkopf, der sich nicht entscheiden konnte. Wenn es einen Grund für sein Verhalten gab, dann doch kein nutzloser und undurchdachter. Hatte denn wirklich jeder den Eindruck, er wäre so kindisch und könne sich völlig gedankenlos allein auf seine Gefühle verlassen? Wenn sie das dachten, dann war nicht er der Dummkopf, sondern die anderen. „Geh jetzt!“ forderte Hyde nun etwas barscher. Gackts Blick ignorierte er bewusst. Er sah nur den Schatten der regungslos an seinen Füßen endete. „Hast du mich nicht verstanden?“ fügte Hyde in einem gefühllosen Ton hinzu, während er die Tür weiter öffnete und somit dazu aufforderte, sofort das Haus durch diese zu verlassen. Gackt tat widerwillig das, was ihm gesagt wurde. Er ahnte schon, dass so nicht mit ihm zu reden war, also schritt er langsam zur Tür, während er versuchte einen Blick in Hydes Gesicht zu werfen, dieser jedoch starrte stur zu Boden. Gerade als Gackt zum Reden ansetzten wollte, blickte Hyde auf. Er sah an ihm vorbei und nickte begrüßend mit einem freundlichen Lächeln. Gackt drehte sich um und erblickte Megumi, die lächelnd auf sie beide zutrat. Er hatte gar nicht bemerkt wie sie auf einmal am Gartentor aufgetaucht war und sofort Hydes Aufmerksamkeit auf sich lenkte. „Gakuto,... was macht’s du denn hier? Hallo!“ sprach sie mit zuckersüßer Stimme, bevor sie Hyde einen intensiven Begrüßungskuss auf den Mund gab. Dieser erwiderte ihn nur zaghaft. Gackts Anwesenheit machte ihn wohl unsicher. Davon merkte Gackt jedoch nichts, denn nichts war ihm zur Zeit so zuwider, als Hyde und Megumi als verliebtes Pärchen zu sehen, so sehr er die beiden auch als einzelne Personen liebte. Also sah er den Blick abgewandt zu Boden. „Nichts Besonderes. Ich wollte nur wissen, weshalb Hyde heute nicht zur Arbeit erschienen ist.“ Megumi ließ von ihrem Verlobten ab, während sie ihn mit einen musternden Blick ansah. „Du warst nicht da? Wieso? Ist der Song abgeblasen?“ Hyde blickte verwundert in ihre Augen. Er konnte keine Regung in ihnen sehen. Nichts davon, dass sie eigentlich wusste, weshalb er heute nicht hingegangen war. Hatte sie schon vergessen, dass sie ihm gedroht hatte? Hatte sie vergessen, dass sie ihn mit ihrem gedrohten Selbstmord quasi an dieses Haus band? Er traute sich doch kaum mehr einen Schritt hinaus, unter anderen Menschen zu sein, aus Angst sie würde auf den ein oder anderen so dermaßen eifersüchtig reagieren, dass ein zweiter Selbstmordversuch das Resultat daraus wäre. „Ich hab mich heute nicht so gefühlt“, war alles was er darauf entgegnete. In Wirklichkeit aber staute sich seine Wut, die er kurzzeitig etwas gesänftigt hatte, immer weiter in ihm auf. Megumis scheinheiliges Auftreten machte ihn zorniger als Gackts Neugierde. So zornig, dass er den aufkeimenden Drang ihr eine mächtige Ohrfeige zu verpassen, dringendst unterdrücken musste. „Ach so“, flüsterte Gackt, während er einen Schritt Richtung Ausgang lief. „Ich geh dann mal. Entschuldigung für die Störung.“ „Aber du hast doch nicht gestört, Gakuto“, entgegnete Megumi sofort, bevor sie ihm einige Schritte nach draußen folgte. „Ich hatte sowieso mal eine Frage an dich.“ Verblüfft musterte Gackt die Frau neben sich, auch Hyde musste sich eine gewisse Unruhe eingestehen. Was wollte sie von ihm? Hatte sie etwas gemerkt? „Nur raus damit.“ Gackt lächelte freundlich, wenn auch zu einem gewissen Grad untalentiert gespielt. „Hyde und ich würden dich gern fragen, ob du unser Trauzeuge sein möchtest“, rückte sie geradeheraus, ohne mit der Wimper zu zucken, oder irgendwie unsicher zu wirken. Aber wieso sollte sie auch unsicher sein. Sie wusste nichts von Gackts Gefühlen zu ihm, sie ahnte nicht, wie sehr sie ihn mit einer solchen Frage wehtun konnte. Hyde erstarrte. Sie hatte es tatsächlich getan. War das nur ein Alptraum oder geschah dies tatsächlich? Hatte er sich verhört, trügten ihn die Ohren? Geschockt blickte Hyde in Gackts Gesicht. Vergebens suchte er nach einer ebenso fassungslosen Reaktion, wie er sie bei sich selbst vorfinden konnte. Gackt jedoch blieb ganz ruhig und schüttelte gelassen mit dem Kopf. Was genau er darauf antwortete, konnte Hyde nicht mehr wahrnehmen, denn irgendwie vernebelte ihm die kalte Reaktion den Jüngeren all seine Sinne. Machte es ihm gar nichts aus,... war es ihm egal, dass der, den er so sehr liebte eine andere Frau heiraten würde und das nun schon so bald? Wieso war er dann überhaupt hierher gekommen, wenn es ihm doch so egal war? „Also gut“, sprach Megumi, verbeugte sich und verabschiedete den Mann, der gerade eben noch so impulsiv nach einer Antwort gefragt hatte. Was war nur wieder geschehen? Megumi trat zu ihrem Verlobten. „Was ist los? Du wirkst so geschockt?“ fragte sie, fasste ihn an der Hand und zog ihn mit sich ins Wohnzimmer. Wie leblos ließ er sich in den Raum ziehen. Stumm blickte er auf die Hand, die sich besitzergreifend um seine schloss und mit sich herumzog. Was sollte das alles? Hatte er denn überhaupt nichts mehr zu sagen? Jeder schien so über ihn verfügen zu wollen, wie es ihnen gerade passte,... und ihn fragte niemand mehr, was er eigentlich wollte. War es das, was er wollte? War dies das Leben, welches er für sich gedacht hatte? Hatte Megumi tatsächlich das Recht, über sein Schicksal zu entscheiden? Darüber was zu tun war und was nicht? Dass er wütend war, interessierte wohl auch keinen. Nicht einmal Megumi schien zu bemerken, wie sehr er sich dagegen sträubte mit ihr ins Haus zu gehen. Er wollte es einfach nicht mehr und genau das machte ihn noch wütender. Diese Hand um seine, die ihn in eine schreckliche Zukunft führen wollte,... er wollte sie abschütteln. Der Zorn, den er verspürte, wurde immer stärker, je länger er darüber nachdachte, was Megumi gerade getan hatte. Sie hatte Gackt gefragt ob er IHR Trauzeuge werden wollte und gleichzeitig hatte sie ihm auch noch vor Augen geführt, dass es ihm überhaupt nicht interessierte, ob Hyde irgendwann verheiratet war oder nicht. Das hatte ihn getroffen,... tief in seinem Herzen. Es tat unheimlich weh, so sehr, dass der innerliche Zorn zum Ausbruch kam. Wütend riss er sich los. „Wieso hast du ihn gefragt? Ich hab dir doch gesagt, dass er nicht kommen wird! Wieso interessiert es dich so sehr, ob Gackt zu unserer Hochzeit kommt? Du bist doch sonst immer nur eifersüchtig, wenn ich zuviel Zeit mit ihm verbringe, warum also?“ schrie er haltlos. Achtlos funkelte er ihr ins Gesicht, unbedacht, dass er sie damit verletzte. Irritiert wanderten ihre Augen umher. „Es war eine ganz normale Frage. Wieso macht dich das so ärgerlich?“ „Wieso????“ fragte Hyde fassungslos. „Wieso stellst du das in Frage, was ich dir sage?“ Es war ihm egal, dass er im Moment nicht feinfühlig war. Sie war labil, trotzdem konnte er nicht alles mit sich machen lassen. Sie machte ihn und Gackt lächerlich,... ob mit Absicht oder nicht, stand gerade nicht zur Debatte. All seine Wut, die er solange unterdrückt hatte, quoll über, wie das Wasser in einem Glas, das Monate lang mit wenigen Tropfen langsam gefüllt wurde. Er konnte sich nicht mehr halten. Es erschreckte ihn selbst, wie impulsiv er Megumi gegenüber sein konnte, wo er doch wusste, dass dies nur im Schlechten enden konnte. „Wieso drohst du mir, dich umzubringen? Du hältst mich gefangen und tötest mich mit deiner erdrückenden Liebe. Ich will das nicht! Ich habe immer darauf geachtet dir nicht wehzutun, aber du bist unfair!“ „Wie bitte?“ erwiderte Megumi fassungslos. „Ich habe doch immer versucht dir alles recht zu machen. Ich hatte so sehr gehofft, wir würden wieder das Paar sein, wie vor 6 Jahren. Ich habe alles versucht.“ Hyde schüttelte den Kopf. „Zuviel,... es war zuviel! Ich wollte nie, dass du alles für mich tust!“ schrie Hyde. Sein Gesicht färbte sich rot,... er schnappte nach Luft. Es war lange her, dass er so dermaßen wütend war. „Und warum lehnst du mich dann jetzt ab?“ brüllte Megumi zurück. Die Verzweiflung stand ihr ins Gesicht geschrieben. Sie verstand es immer noch nicht, egal wie oft Hyde es ihr begreiflich machen wollte. Die Liebe, die sie für ihn empfand, ließ sie alles völlig anders sehen. „Ich lehne dich nicht ab! Du bist es selbst, die mich wegstößt!“ schrie er als wolle er mit diesem einen Satz alles erklären, was ihn bedrückte. Megumi verstummte. Erschrocken vernahm sie seine Worte. Sie schockierten sie, auch wenn sie sie nur zur Hälfte verstehen konnte. „Nein, das ist nicht wahr...“, gab Megumi trotzig zurück. Sie schüttelte vehement den Kopf, während sie 3 langsame Schritte zurück tat. „Es ist Gackt,.... unser Problem.... Er ist es“, stotterte sie als würde sie mit sich selbst sprechen. Verblüfft starrte Hyde auf das gesenkte Haupt seiner Verlobten. „Was soll das denn jetzt?“ entgegnete er, während ihm ungute Gedanken durch den Kopf schossen. Einerseits war er schockiert, dass sie tatsächlich den Namen nannte, der zwischen ihnen stand, aber andererseits empfand er es als unmöglich, dass sie davon wusste. Zornig hob Megumi ihr Gesicht. Dicke Tränen, die plötzlich über ihr Gesicht rollten vernebelten ihr den Blick. „Ich hab euch doch gesehen,.... damals als Gackt mit dem Urlaubsvideo kam, als...als ihr dort im Regen....“ Atemlos schnappte sie nach Luft, als würde sie ersticken an ihren Worten, die sie selbst kaum glauben konnte. „...als... als ihr im Regen standet und Gackt dich...“ Sie hob ihr Gesicht und blickte Hyde direkt in die dunklen Augen. Als würde sie auf eine Antwort warten... sah sie ihn an. Hyde blieb stumm. Geschockt realisierte er, das sie alles gesehen hatte, die Szene vor wenigen Monaten, als Gackt sich mit einem zarten Kuss von ihm verabschiedet hatte. Womöglich hatte sie sogar ihr Gespräch verfolgt. Sie hatte es die ganze Zeit gewusst, alles was in den letzten Wochen geschehen war. Ihre eifersüchtige Art, ihre kontrollierten Anrufe und Besuche,... dies alles resultierte daraus, dass sie von Gackts Gefühlen wusste. Sie nahm an, er würde sie mit Gackt betrügen, deshalb auch die Szene mit der Kette. Sie hatte sie an Gackt gesehen und dachte nun, er hätte mit ihm eine heimliche Beziehung. „...das...“ murmelte Hyde. Er wusste einfach nicht, was er darauf sagen sollte. Er fühlte sich überfahren, angegriffen. Plötzlich hatte sich alles in eine unerwartete Richtung gewendet, genau in die Richtung in der es nie hätte gehen dürfen. „Ich weiß, dass er dich liebt,... wahrscheinlich schon seit einer Ewigkeit... und deshalb hasse ich es, wenn du mit ihm zusammen bist.“ Erneut senkte sie ihren Kopf. „Er will dich mir wegnehmen... Ich hasse ihn!“ Das stach Hyde mitten ins Herz. Es tat weh, solche Worte aus ihrem Mund zu hören. Worte aus denen man echten Hass spüren konnte. Hass gegen den einen Menschen, den er über alles liebte. Damit konnte er nicht umgehen. Er wollte es nicht, aber erneut kochte Zorn in ihm auf. Heute war ein schlechter Tag, kein einziges Mal hatte er es geschafft seine negativen Gefühle zu verbergen. Er trug sie offen zur Schau als wäre es das Einzige, was er tun konnte. Megumi allerdings störte es wohl wenig. Sie fuhr fort, als wolle sie ihn absichtlich mit jedem Wort tief in seinen Gefühlen treffen. Als Strafe dafür, dass er sie missachtet hatte. „Ich hasse es, wenn er mit dir redet, wenn er dich ansieht, wenn er mit dir allein ist,... ich hasse das Lied, welches ihr zusammen aufn...“ „HÖR AUF!!!!“ brüllte Hyde endlich, während er mit der bloßen Hand kräftig geben die Wand stieß! Megumi schreckte zurück. Unfassbar sah sie auf Hydes Gestalt, die leicht zu zittern begann. Nicht aus Angst, sondern aus purer Wut. „Hör endlich auf damit!!“ schrie er unter einer einzelnen Träne, die völlig verloren über sein Gesicht rollte. „Hör auf so über ihn zu reden!“ „Liebst du ihn auch?“ stellte Megumi zitternd die eine wichtige Frage, die sie sich nicht einmal in Gedanken hätte stellen wollen, die aber nun wie von selbst und völlig unerwartet über ihre Lippen kam. Nun bereute sie es, diese Frage gestellt zu haben. Als wolle sie die Antwort nicht hören, fuhr sie mit den Händen zu ihren Ohren, schüttelte den Kopf, während ihr weitere Tränen über das Gesicht flossen. ~Bitte sag es nicht~, flehte sie... Wie in Trance beobachtete Hyde Megumi verzweifelte Bewegungen. Plötzlich hatte er Mitleid mit ihr. Er verzog sein Gesicht. Der Ausdruck in seinen Augen jedoch war immer noch voller Zorn. Er konnte nicht anders, als die Antwort laut hinaus zu schreien. Da gab es kein Gedanke mehr, der ihn daran hinderte. Alles war plötzlich egal geworden. „Ja!“ Megumi schüttelte weiterhin den Kopf. Sie reagierte nicht, als hätte sie es nicht gehört. „Ich liebe ihn.... Ja! Verstehst du?“ wiederholte Hyde so laut, dass es sogar die Nachbarn hätten hören können. Nun war es raus,... es gab kein Zurück. Sie wusste es,... alles was nun geschah, würde seine Schuld sein. Megumi realisierte erst spät, was seine Worte zu bedeuten hatten. Sie schrie innerlich, was sie gleichzeitig brutal zerriss. Der Schmerz, den sie empfand, konnte sie in keinen einzelnen Gedanken fassen. Ihr Zittern wurde stärker,... sie ließ sich kraftlos zu Boden sinken, während sie starr auf ihre Knie blickte. „Das kannst du doch nicht machen“, flüsterte sie fassungslos. „Das geht doch nicht,... ihr seid beide Männer... wir sind verlobt,... wir werden heiraten,... du kannst mich nicht verlassen“, waren ihre verzweifelten Worte. Sie klammerte sich an diese Gedanken als würden nur diese sie retten können, aber in Wirklichkeit waren sie vor wenigen Sekunden zu Träumen geworden. Unerfüllte Träume, die ihr zeigten, wie schrecklich die Realität war und die wie Seifenblasen vor ihren Augen zerplatzten. Hyde stand nur regungslos da. Er starrte in die Luft. „Wir werden nicht heiraten“, murmelte er leise. Megumi schüttelte den Kopf. Als wolle sie sich nicht damit abfinden wollen, griff sie zu der Blumenvase auf der niedrigen Kommode. Sie schlug sie auf den Boden. Die Vase zersplitterte augenblicklich in tausend Teile. Ungläubig sah Hyde zu, wie sie nach einer größeren Scherbe griff und sie langsam an ihr Handgelenk führte. *~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ So mal wieder Ende .. aber keine Sorge, es geht bald weiter. Wir sind ja selbst irgendwie gespannt wie’s weiter geht. Aber versteht das nicht falsch. Wir wissen schon ganz genau wie die Story endet und was noch passiert, aber das alles in Worte zu fassen ist immer noch das Spannenste für uns. Und natürlich eure Reaktionen darauf. ^____^ Wie ihr seht, sind wir schon bei etwas über der Hälfte angelangt... *seufz* Also bis in ein paar Wochen *alle knuff* Eure Tenshis Kapitel 8: 別れ ~Wakare~ ---------------------- Kapitel 8: 別れ ~Wakare~ Serie: Gackt // Hyde Disclaimer: Die beiden Hübschen gehören immer noch sich selbst und das Gleiche gilt für sonstiger Personen, die in der FF auftreten. Autoren: Tenshis Kommentar: Hallöchen, mal wieder. Um im vorgegebenen Zeitplan zu bleiben gibt’s mal wieder ein neues Kapitel.^^ Ich glaube der Inhalt wird den einen oder andern nicht so gefallen, aber wer glaubt jetzt, nachdem das mit Megumi war herrscht Friede, Freude, Eierkuchen... ist bei uns an der falschen Adresse. ^^``` Verzeiht uns, das wir Gaku und Haido so leiden lassen. *verbeug* Viel Spaß *~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ XXXX年07月11日 ... Was... soll ich nur noch schreiben? Mir zittert immer noch der ganze Körper... so viele Gedanken,... einsame Gedanken. Ich bin zuhause,... in Japan,... in Tokyo. Es ist spät... und ich sitz hier allein im Wohnzimmer, während Megumi alleine im Bett schläft... Wie könnte ich nur schlafen,... ich komme mir so leer vor, so einsam als wäre etwas verschwunden. Es war nur eine Woche, aber... Es hat sich einfach alles verändert, einfach alles. Ich spüre immer noch seine Wärme,... Immer wieder muss ich an seine letzten Worte denken, die er mir zugeflüstert hatte. Mich überkommt dann immer so ein seltsames Gefühl. Auf einmal erscheint mir das alles wie ein Traum,... diese letzte Woche, als wäre sie nie geschehen, als hätte ich alles innerhalb einer Minuten geträumt... Und jetzt... bin ich wieder in der Realität... in der schrecklichen realen Welt, in der mir mein Herz wehtut... Und schon wieder... weine ich, ganz allein und für mich selbst... Ich weine, weil ich alles falsch gemacht habe,... Es kam mir so lächerlich vor, wie ich vor wenigen Stunden zu dieser Tür hereinkam und Megumi trübe ins Gesicht sah,... Sie sah überrascht aus, ich hab ihr nicht bescheid gesagt... Mein innerer Schmerz wollte nicht verschwinden, doch ich versuchte ein Lächeln über meine Lippen zu bringen. Ihr zuliebe. Ich wollte ihr keine Sorgen bereiten. Das einzige, was ich ihr also geben konnte, war ein falsches Lächeln, für das ich mich jetzt noch schäme. Ob sie etwas bemerkt hat? Ich möchte nicht darüber nachdenken,... es bereitet mir Kopfschmerzen,... jeder Gedanke tut so weh... Ich muss immer an ihn denken,... an das leise, fast stumme ‚Sayonara’ und letztendlich auch wieder an diesen sündhaften Kuss... Auch wenn wir jetzt getrennt sind,... kommt es mir vor, als wäre er immer noch irgendwie in meiner Nähe... Was soll ich nur machen... alles kommt mir so nutzlos vor... selbst das Schreiben meiner Worte in dieses Buch... Wie kann mir dieses Buch nur helfen? Niemand kann mir helfen, ich kann mir nicht mal selbst helfen... Ich kann mich keiner Person anvertrauen. Es selbst Tetsu zu sagen macht mir Angst... ich kann es einfach nicht... Ich bin auf mich allein gestellt... ‚Sayonara’.. diese Träne... dieser traurige Blick... ... Ich... weiß es nicht... Immer wieder rufe ich mir seine Worte in meinen Kopf, aus Angst, ich könnte sie irgendwann vergessen... „Die Blüte eines Menschen... ist die Person, die man am meisten liebt,... doch sie vergeht wenn ihr nicht selber klar wird,... was sie wirklich am Leben hält.“ Ga-chan... was soll ich nur tun...? *~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ 17. November XXXX Unsicher blickte Gackt auf den Bildschirm seines Laptops. Immer wieder fielen seine Augen in die untere, rechte Ecke. Nach jeder Minute, die ereignislos verstrich, schaute er auf, sah zur Tür des Studios und seufzte. Ob er wirklich kommen würde? Gestern war Hyde extrem abweisend und stur gewesen, was ja auch kein Wunder war. Er hätte ihn nicht gleich anschreien dürfen. Er hätte ruhig bleiben müssen und Hyde ganz von selbst die Möglichkeit bieten sollen zu erklären, was das sollte, aber natürlich hatte ihn wie immer die Wut überrannt. Er konnte nicht erwarten, dass Hyde da noch Lust hatte mit ihm zu reden. Vielleicht hätte es noch was gebracht, wäre Megumi nicht plötzlich aufgetaucht. Sie war einfach so wie aus dem Nichts erschienen und hatte die Situation in die Hand genommen. Was sollte er auch tun? Hyde aus ihren Armen zerren und in sein Auto sperren? Megumi war extrem anders. Es schien als wollte sie zeigen, dass Hyde ihr allein gehörte. Dieses Verhalten schien Gackt völlig absurd, denn warum sollte sie unbedingt und gerade vor ihm die besitzergreifende Fast-Ehefrau spielen? Sie waren immerhin schon seit über 6 Jahren ein glückliches Paar. Gackt runzelte die Stirn. „Trauzeuge...“, flüsterte er abfällig und schüttelte dabei den Kopf. Jedes Mal, wenn er an diese demütigende Situation dachte, fühlte er sich als hätte man ihm tausend spitze Nadeln in die Brust gestochen, die ihm bei jedem Atemzug schlimmere Schmerzen zufügten. War Megumis prüfender Blick nur Einbildung gewesen? Wieso nur hatte er das Gefühl, dass da ein dummes Spiel getrieben wurde und er mitten hineingeraten war? Trauzeuge, ausgerechnet er. Er konnte es noch immer nicht fassen. Im ersten Moment war er geschockt, doch dann fiel ihm auf, dass er nicht der einzige war, bei dem Megumis Frage auf Unverständnis stieß. Er hatte Hydes Augen sehen können, die ihn aufgerissen anstarrten als könne er selbst nicht glauben, was seine Ohren vernahmen. Weil er so überrascht und unvorbereitet war, hatte er vor Hyde den Gleichgültigen gespielt, um sich vor diesem nicht lächerlich zu machen. Irgendwie schien Megumi etwas im Schilde zu führen. Sie hatte ihm in die Augen gesehen und diese Frage gestellt. Er kam sich fürchterlich lächerlich vor, weil er wusste, dass Hyde daneben stand und sich entweder dafür schämte oder aber darüber lachte, weil er und Megumi unter einer Decke steckten und ihn bloßstellen wollten. Doch dann, im zweiten Augenblick hatte er Hydes Reaktion völlig anders eingeordnet. Er hatte sich geirrt und Hyde Unrecht getan. Doch die Wut und die immer größer werdende Verzweiflung, die er empfand, hatte er erfolgreich überspielt. Hätte man ihn aber länger aufgehalten und mehr Fragen gestellt,... wer weiß was passiert wäre. Die bloße Vorstellung, dass Hyde in wenigen Wochen heiraten würde, zerfraß immer mehr seine Gefühle, die er Megumi gegenüber gepflegt hatte. Ihre Freundschaft, wenn auch eine sehr oberflächliche, sie hatte immer weniger Bedeutung für den Sänger. Ihn beherrschte nur noch der Schmerz eines Zurückgelassenen, eines unbeachteten Menschen. Langsam ließ er seine Finger über die Tatstatur wandern, dann wieder ein Blick zur digitalen Uhr am rechten Bildschirmrand. Es war noch zu früh, um zu sagen, Hyde würde nicht kommen. Die meisten waren zwar schon gegangen, aber er wollte unbedingt erst einmal mit Hyde allein sein und den Song durchsingen. Sie waren erst in 10 Minuten verabredet, trotzdem machte er sich seine Gedanken. Ob Hyde mit dem Gedanken spielte alles hinzuschmeißen? Seine abweisende Haltung, auch wenn es um den Song ging, ließ ihn zu diesen Gedanken kommen. War es seine Schuld? War er zu aufdringlich gewesen? Hatte er doch etwas Falsches gesagt oder getan? All jene Fragen schwirrten in seinem Kopf, unfähig an anderes zu denken. Seine Finger stoppten ohne etwas geschrieben zu haben. Es waren nur leere Gedanken, ohne Sinn und Verstand, trotzdem erzählten sie von seinem derzeitigen Zustand, und doch war nichts zu sehen. Gackt seufzte. Verloren blickte er auf den für ihn leeren Bildschirm. „Hi“, kam es unerwartet von hinten. Ein leises fast flüsterndes ‚Hi’, welches Gackt fast erschreckte. Als wäre es nicht real gewesen, drehte sich Gackt um und blickte ungläubig auf die stehende Gestalt direkt vor ihm. Die Hände in den Hosentaschen gesteckt, die Sonnenbrille in den Haaren, so stand Hyde dort,... so nah... und doch unglaublich weit weg. „Hi“, entgegnete Gackt schon fast schüchtern. Er erhob sich und stellte sich vor Hyde, der verschämt zu Boden sah. Unsicher steckte auch er seine Hände in die Taschen, bis er merkte, dass dies für einen Außenstehenden ziemlich dämlich ausgesehen haben musste. Weil sie nur da standen, mit gesenkten Gesichtern, stumm, als hätten sie sich nichts zu sagen. „Tut mir Leid wegen gestern,... wegen Meg. Das hätte sie nicht fragen dürfen.“ Überrascht weiteten sich Gackts Augen. Ein Nicken war alles, was er momentan darauf entgegenbringen konnte. Hydes Anwesenheit schien ihn immer noch das reinste Wunder, obwohl er ihn erst gestern gesehen hatte. Doch heute war etwas anders. Sie waren allein, sie brüllten sich nicht an. Vielleicht der Moment um alle Missverständnisse aus den Weg zu räumen. Hyde, der immer noch zu Boden blickte, senkte sein Haupt noch tiefer. Er wollte wohl auf keinen Fall, dass Gackt ihn ins Gesicht blicken konnte. „Ich bin eigentlich nur hier...“ Er verstummte kurz, um Luft zu schnappen. „...weil ich dir sagen wollte, .... dass ... ich den Song nicht mehr singen möchte.“ Würde sein Herz nicht schon die ganze Zeit wie wild schlagen, dann hätte er geglaubt dies wäre der Moment, an dem er sterben würde. Er wusste nicht, was er gedacht hätte, wieso Hyde so verschämt vor ihm stand, wo sein ganzes Auftreten am gestrigen Abend völlig anders schien. Was hatte er geglaubt,... was glaubte er, hätte Hyde sonst gesagt? Er war hier, um das einzige, was sie noch miteinander verband, zu zerreißen. Nun realisierte er auch Hydes Äußeres. Er sah müde aus, schrecklich fertig, schon fast krank. Seine Augen waren rot und blickten abwesend zu Boden und dies sah Gackt auch nur, wenn Hyde kurzweilig nach oben blickte, um die Reaktion seines Gegenübers zu erkunden. Die Haare waren völlig zerzaust, die Sachen exakt dieselben vom Vortag. Auch dies war ungewöhnlich, denn auch wenn Hyde nicht unbedingt immer darauf achtete, dass alles exakt zueinander passte, hatte Gackt den Älteren niemals an zwei aufeinander folgenden Tagen in denselben Sachen gesehen. Seine innere, sonst so strahlende Schönheit war heute durch sein trübes Auftreten etwas in den Hintergrund getreten. Besorgt fasste Gackt an Hydes Kinn, drückte es sanft nach oben und zwang ihn in seine Augen zu sehen. „Das kann nicht dein Ernst sein“, zweifelte er. Hyde versuchte an den blauen Augen, die ihn mitleidig anstarrten, vorbei zu sehen, aber das Funkeln in ihnen ließ ihm keine Wahl als sich ihnen doch widerwillig zu stellen. „Doch“, gab er zurück und schüttelte leicht mit dem Kopf. Erschüttert ließ Gackt von Hyde ab. Fassungslos versuchte er zu ergründen, was den Älteren dazu veranlasste. Hyde trat Abstand nehmend einen Schritt zurück. Gackts Körper, der ihn intim nahe war, irritierte den Kleineren, weshalb er sich ein peinliches Stottern nicht verkneifen konnte. „D...dieser Song... beherrscht… deine Gefühle zu sehr“, sprach er, ohne den Jüngeren in die Augen zu blicken. „Was meinst du damit?“ hinterfragte Gackt und versuchte sich Hyde wieder zu nähern, dieser jedoch trat immer wieder zurück, wenn Gackt einen Schritt auf ihn zukam. „Du... du willst diesen... Song doch nur spielen, weil du glaubst mir dann näher zu sein...“ Aufmerksam hatte Gackt diesen Worten Gehör geschenkt, nur die Art wie sie ihm fast anklagend entgegengebracht wurden, ließen ihn unsicherer werden. „Haido...“, murmelte er, während er wieder versuchte die Distanz, die zwischen ihnen wuchs zu verringern. Hyde jedoch wich immer wieder zurück als könne er es nicht ertragen auch nur eine Sekunde lang dem Jüngeren zu nahe zu sein. „Aber das funktioniert so nicht...“, sprach Hyde weiter, ohne auf Gackt einzugehen oder ihn die gewünschte Nähe zu geben. Gackt spürte, dass etwas nicht in Ordnung war. So abweisend war Hyde lange nicht gewesen. Er stand nur da, den Kopf gesenkt und wich vor jeder Bewegung, die er machte, fast ängstlich zurück. Es gab kein Herankommen, weder mit Worten noch mit Gesten. Es schien als würde er Gackt nicht einmal sehen. Der Blick war so starr zu Boden gerichtet. Er hätte alles tun können, aber Hyde würde ihn niemals ansehen. „Was ist los mit dir?“ wollte Gackt besorgt wissen. „Ich... kann das nicht... mehr“, kam es zurück. Es war nicht die Antwort auf seine Frage. Hyde reagierte auf keine Frage, die ihm gestellt wurde. Er ratterte nur stotternd seine Worte herunter als hätte er sie sich schon Stunden vorher zurecht gelegt, trotzdem zögerte er bei jedem Satz, den er sprach. Gackts Sorge stieg mit jeder Sekunde, die verstrich. Er wusste nicht was er tun konnte. Wie sollte er ihn erreichen können, wenn er immer wieder vor ihm floh? Wie sollte er helfen können, wenn er immer noch nicht wusste, was überhaupt los war? Hydes Besorgnis erregnendes Auftreten machte dem Jüngeren Angst. Angst davor etwas aus Unwissenheit falsch zu machen. „Warum redest du so?“ sprach Gackt, auch wenn er wusste, dass er auch darauf keine Antwort erhalten würde. Es war alles, was er tun konnte. Er konnte nur Fragen, sonst nichts. „Ich will diesen Song nicht mehr singen,... sing ihn allein,... sing ihn von mir aus für mich,... aber sing ihn allein.“ Hyde machte kehrt und wollte den Raum verlassen. Bevor er jedoch die Türklinge berühren konnte, hatte Gackt nach seiner Hand gegriffen und sie grob weggerissen. „Nein Haido, das werde ich nicht“, schrie Gackt, während er den Älteren etwas unsanft an den Schultern packte und ihn von der Tür wegdrückte. „Was habe ich getan?“ fragte er verzweifelt. Hyde jedoch blickte immer noch mit gesenktem Kopf zu Boden. Er ließ sich einfach völlig willenlos herumzerren, auch das war eher untypisch für den Kleineren. „Ist es wegen gestern?“ fragte Gackt weiter. Er wollte eine Antwort, koste es was es wolle. Hyde sollte endlich mit der Wahrheit herausrücken. Es zerfraß seine Gedanken. Jeden Tag dachte er daran, wie er Hyde helfen konnte und was überhaupt sein Problem war. Er suchte auf eigene Faust nach den Antworten, die er von Hyde nicht bekam, und nie erhielt er auch nur ansatzweise einen Hinweis darauf, was er tun konnte. „Du bist ein elender Feigling. Andauernd rennst du davon, weil du einfach nicht in der Lage bist, dich zu entscheiden. Glaubst du etwa, dass dir jeder deine Lügen abkauft? Haido, glaubst du das?“ Zaghaft versuchte sich Hyde aus Gackts Umklammerung zu befreien. Er wollte sich nach hinten zurückziehen, aber Gackt ließ einfach nicht locker. Er hielt ihn so stark fest, dass Hyde nicht glaubte sich irgendwie befreien zu können. Er war zu schwach um Gegenwehr zu leisten, er war zu müde um dagegen an zu kämpfen, auch wenn er es wollte. Stattdessen wollte er es mit Worten versuchen. Worte die so zurecht gelegt waren, dass sie den Jüngeren verletzen sollten. Er schnappte nach rettender Luft, dann schüttelte er mit dem Kopf. „Du glaubst du könntest dich zwischen mich und Megumi drängen. Du glaubst allein deine Gefühle wären wichtig. Dabei sind sie das nicht. Sie sind völlig bedeutungslos“, flüsterte Hyde mit versucht herzloser Miene. Und sie taten wie erwartet ihren Dienst. Hyde konnte spüren, dass sie seine Gefühle verletzt hatten. Gackts Griff wurde stärker, sein Atem schwerfälliger. Er hatte den richtigen Nerv getroffen, wie er es wollte. Er wollte, dass Gackt ihn hasste. Hass war das einzige Gefühl, was ihm helfen konnte von ihm loszukommen. Er hasste sich ja selbst, wie also konnte Gackt ihn dann noch lieben. Wie konnte man überhaupt Liebe für solch einen Menschen empfinden? „Warum,... warum sollte meine Liebe für dich... unwichtig sein?“ stotterte Gackt um Atem ringend. Sein Herz klopfte unbeschreiblich schnell. Er empfand Schmerz, tief in ihm drin, aber wo genau es wehtat konnte er nicht sagen, einfach überall. Sein Herz jedoch war das eheste, was an diesem Schmerz zu sterben schien. Immer wieder hatte er sich eingeredet, Hyde würde ein Fünkchen von dem Gefühl empfinden, was er für ihn hegte. Nur ein klein Wenig Liebe, die nicht auf freundschaftlicher Basis bestand, hätte ihm gereicht. Aber nun sprach Hyde tatsächlich so gefühllos mit ihm, dass er unmöglich annehmen konnte, dass da etwas war. Nur Freundschaft sonst nichts. Aber war es seine Natur hier und jetzt aufzugeben? Er schüttelte den Kopf, während er seinen Griff stärker werden ließ. Er spürte wie sehr sich Hyde dagegen wehrte, auch wenn das, was er zur Wehr unternahm, noch relativ schwach war. Hyde war stärker als er es in diesem Moment zeigte, aber sein zerrüttetes Aussehen an diesen Tag ließ wohl von Anfang an darauf schließen, dass er heute nicht gerade mit Stärke erfüllt war. Und obwohl er es wusste, nutze Gackt die Gelegenheit den Älteren an sich zu drücken. Er würde sich nicht befreien können, da war sich Gackt sicher. Erschrocken blickte Hyde an seinen Armen hinunter, dort wo er von Gackt gegriffen wurde. Als wäre er aus einer Trance erwacht, versuchte er nun endlich konsequenter diesem Griff zu entkommen, aber Gackt schien als wolle er nicht darauf achten, wie sehr er den Kleineren damit wehtat. „Glaubst du etwa, deine Gefühle sind wichtiger als ein Menschenleben?“ brüllte Hyde, voller Wut. Er war maßlos wütend, auch darüber, dass er sich nicht befreien konnte. Ihm taten die Arme weh. Gackt hatte ihn so stark im Griff, dass er glaubte, das Blut würde aufhören in seine Arme zu fließen. Sie wurden taub und das machte ihn noch schwächer. Wie sollte er sich wehren, wenn er immer schwächer wurde? Verzweifelt versuchte er Gackts durchdringenden Blick auf sich zu ignorieren, aber egal wie sehr er es versuchte, er konnte die Augen spüren, die ihn mit gebrochenen Herzen anstarrten und unaufhörlich um Hilfe schrieen. Er konnte seinen Schrei hören, doch trotzdem konnte er ihn nicht retten. Gackt schüttelte den Kopf, während er Hyde etwas unsanft an die Wand hinter ihm drückte. Seinen Griff lockerte er etwas, weswegen Hyde ein erleichterter Seufzer entwich. „Was redest du denn da Haido?“ Hyde blickte auf. Er sah in ein zerstörtes Gesicht, dessen Lippen zitterten, dessen Augen voller Schmerz auf ihn hinabblickten und trotzdem strahlte es immer noch die Stärke aus, die er nur zu gut von Gackt kannte. Er war immer stärker gewesen. Auch wenn es jetzt noch wehtat, irgendwann würde er es schaffen, vielleicht sogar früher als er selbst. Er konnte nicht mit Gackt zusammen sein. Es wäre hinterhältig und einfach nur schrecklich grauenhaft gegenüber Megumi. Niemals würde er sich diese Entscheidung verzeihen können. Er zwang sich, Gackt weiter in die Augen zu blicken. Er musste einfach stark wirken, auch wenn er es innerlich nicht war. Er musste versuchen den Weg weiter zu gehen, den er eingeschlagen hatte. Es tat ihm selbst weh, Gackt so sehr zu verletzten, aber im Enddefekt würde er sich doch wohler fühlen,... irgendwann. Hyde schloss die Augen, während er mit gehobenem Gesicht den Kopf schüttelte. „Du bist mir nicht wichtig,... nicht mehr.“ Fassungslos starrte Gackt in Hydes Gesicht, welches ihn aber immer noch mit geschlossenen Augen entgegen gestreckt war. Er spürte wie er mehr und mehr die Fassung verlor, aus Verzweiflung und Wut darüber nicht geliebt zu werden. Er wollte geliebt werden, von dieser einen Person, von niemand anderem. Warum ausgerechnet Hyde? „Haido, hör auf damit.“, murmelte Gackt, während ihm plötzlich Tränen in die Augen schossen. Sie vernebelten ihm die Sicht. Er sah Hyde nicht mehr, obwohl er direkt vor ihm stand, obwohl er ihn spürte, an seinem ganzen Körper. Er drückte ihn stärker an die Wand als wolle er ihn dort hineindrücken. „Du hast alles zerstört,... alles kaputt gemacht und trotzdem hörst du nicht auf damit“, flüsterte Hyde. Es erschreckte ihn selbst, dass er immer noch in der Lage war Gackt solche Dinge zu sagen. Er hatte erschrocken vernommen wie Gackt unter Schluchzen gesprochen hatte, und trotzdem war er in der Lage ihn weiter zu verletzten. Er spielte den Gleichgültigen, doch in Wahrheit hatten sich auch in ihm Tränen gesammelt, die er aber mit all seiner Kraft, die er besaß, für sich behielt. Dass er schmerzhaft an die Wand gepresst wurde, nahm er stattdessen in Kauf. Irgendeine Strafe musste er ja erhalten und wenn es körperlicher Schmerz war, dann sollte es so ein. Langsam senkte Hyde sein Gesicht. Er blickte auf die Kette, deren Anhänger eine weiße Feder war. Gackt trug sie jeden Tag, auch heute und morgen wohl auch. Dieselbe Kette, die auch er besaß, aber nie getragen hatte. Er schloss die Augen und presste die Lippen aufeinander. „Ich hasse dich.“ Es war als würden nur diese Worte im Raum widerhallen, als würden sie sich stetig wiederholen und immer lauter werden. Und immer wenn er sie selbst hörte, stachen sie ihm mehr Nadeln in sein Herz. Mit gesenktem Blick hatte Hyde dies gesprochen, niemals hätte er Gackt dabei in die Augen sehen können. Zu sehr schämte er sich für diese grauenhafte Lüge. Er hatte gelogen, wie es auch Megumi getan hatte. Mit denselben Worten, mit demselben Schmerz in der Brust. Es wurde ihm immer schwerer seine Tränen, die sich schon fast in seinen Augen sammelten, zurückzuhalten. Zu groß war der Druck, der auf seinem Herzen lag. Er hatte Worte gesprochen, die derart schrecklich selbst in seinen Ohren waren, dass er glaubte sie würden ihn töten können. Und die schreckliche Tatsache, dass Gackt ihm glaubte, machte es ihm noch schmerzvoller. Aber er wollte es so. Auch wenn er selbst nicht verstehen konnte, weshalb er so handelte. Mit Megumi war es aus. Sie hatte ihn aus ihrem Haus geworfen, unter bitteren Tränen hatte sie alle Hochzeitsdokumente und Vorbereitungspläne vernichtet. Sie wollte ihn niemals wieder sehen. Und sollte sie eines Tages sehen müssen, wie glücklich er mit einer anderen Person sein konnte, wäre das nicht ein harter Schlag für sie? Würde sie sich nicht schrecklich verletzt fühlen? Er würde sie verletzten. Aber war er deshalb dazu verdammt, niemals mehr lieben zu dürfen? War dies seine wahre Strafe dafür, dass er so egoistisch war? „Ich hasse dich“, flüsterte Hyde noch einmal. Diesmal jedoch waren diese Worte nicht an Gackt gerichtet. Sich selbst war es, wen er am meisten hasste. „Hör auf so etwas zu sagen!“ schrie Gackt. Noch nie zuvor hatte er Hyde auf diese Art angeschrieen. Er hatte die Fassung verloren und genau das war es, was er Sekunden danach auf schrecklichste bereute. Mit ernsten, fast wahnsinnigen Blick erkannte er, dass er mehr die Kontrolle über sein Handeln verlor. Er sah sich selbst, wie er diesen geliebten Menschen mit aller Kraft an sich zu zerren versuchte. Er packte Hyde fester an den Schultern, während er plötzlich seine Lippen brutal auf die des Älteren presste. Hyde riss erschrocken seine Augen auf. Damit hatte er nicht gerechnet. Mit allem, wenn es so sein sollte auch mit Schlägen, aber damit nicht. War es nicht ein Kuss, mit dem alles begann? Sollte dieser Kuss nun das Ende sein? Dieser Gedanke erschreckte ihn. Nicht die Brutalität, mit der Gackt handelte, sondern die Erkenntnis, dass nun alles sein Ende nahm. Weil er es so wollte. Hyde versuchte Gackt von sich zu drücken, er bewegte seine Schultern, schüttelte den Kopf, er versuchte es sogar mit Schlägen gegen die Beine, aber er war zu müde um sich gegen diese Art von Stärke zu wehren. Gackts Lippen waren hart und drängend, sie fragten nicht nach liebevollen Gesten, wie sie es sonst taten. Sie drückten sich an seine Haut und versuchten seine Lippen zu trennen und alles, was er tun konnte, war die Zähne schmerzhaft zusammenzubeißen und darauf zu hoffen, dass Gackt zur Vernunft kam. Nichts wollte er mehr als einen Kuss von dem Jüngeren, aber nicht auf diese Art, nicht während einer solchen Situation, nicht so. Gackt war verzweifelt. All sein Handeln resultierte daraus, dass er nicht wusste, was er tun sollte. Er schien hilflos wie ein Kind, welches ein Spielzeug verloren hatte und es mit aller Macht zurückholen wollte. Aber Hyde war kein Spielzeug, er war die Person, die er am meisten liebte. Er war ihm zu teuer als ihn verloren zu wissen, deshalb wirkte seine Verzweiflung noch viel stärker. Diese Verzweiflung drückte sich tief in Hydes Herz. Er verstand ihn, trotzdem durfte diese Situation nicht auf solche Weise enden. Er versuchte sich von ihm loszureißen. Härtere Schläge gegen seinen Bauch waren deshalb zu einer weiteren Option geworden. Er musste ihn stoppen, doch Gackt schien immer mehr zu wollen. Seine Hände fuhren unbeeindruckt hinauf zu seinem Schlüsselbein. An seinem Hals stoppten sie, während er den Älteren mit festem Druck nach unten zwang. Hyde wusste nicht, was er tun sollte. Einerseits schien Gackt nicht genau zu wissen, was er da tat, aber andererseits hatte er das Gefühl als würde Gackt denken, dies wäre wirklich sein letzter Ausweg. Beides ließ den Kleineren verzweifeln. Gackts Lippen wichen nicht von seinen, er konnte noch nicht einmal um Hilfe schreien, selbst wenn er es gewollt hätte. Sich und Gackt bloßzustellen, war das letzte was er wollte. Wenn es also irgendeinen Ausweg gab, dann entweder aus eigener Kraft oder aus Gackts Vernunft heraus, die immer noch irgendwo hinter seiner Verzweiflung schlummern musste. Seine Lippen wurden langsam taub, so sehr hatte er sie aufeinander gepresst. Seine Hände, die er gegen die Brust des Jüngeren gestemmt hatte, wurden auch schwächer, doch Gackt wurde immer stärker in seinem Drängen. Sie hockten mittlerweile auf dem Boden, also konnten ihm schon mal nicht mehr die Beine versagen. Trotzdem, die ungeheime Kraft mit der er immer noch an die Wand gedrückt wurde und dann noch die Schwere des Körpers, der halb auf ihm lag, schnürte ihm langsam die Luft ab. Gackts Hand die seine Schulter gegriffen hatte, fuhr seinen Körper hinunter bis zu seinem Bauch, während die andere nach Hydes rechter Hand griff und sie zu Boden drückte. Hyde geriet immer mehr in Panik. Je länger er über einen Ausweg nachdachte, desto wehrloser wurde er. Gackt hatte ihn eingekesselt, seine Beine waren unter seinen gedrückt, seine Hand, mit der er sich gewehrt hatte, wurde fest auf den Boden gepresst. Er hatte nur noch seine linke, die er zwischen ihren Körpern hatte und versuchte Gackt von sich zu drücken. Aber er hatte einfach nicht genug Kraft um dies zu schaffen. Wie konnte das nur passieren? Wieso war er nur hergekommen? Was geschah hier? Er liebte ihn, über alles. Er wollte nicht, dass Gackt Leid erfuhr. Er wollte all dies nicht und trotzdem gab es da einen Teil, der all diese verletzenden Dinge gesagt hatte und der sich gegen Gackts Angriff nicht wehren wollte, auch wenn er es gekonnt hätte, er war wie in einem Schockzustand, unfähig sich zu bewegen. Alles geschah wie in einem zeitverzerrten Raum, so langsam, dass sich jede Bewegung in ihn einbrannte, wie Narben eines Kampfes. Selbst die wenigen Worte, die Gackt sprach, als er kurz seine Lippen zu ihm trennte, waren so unwirklich als wären sie nie gesprochen. „Ich liebe dich doch.“ Und als wäre dies das Ende von allem, wurden Gackts Lippen plötzlich sanfter. Sie legten sich wieder auf die von Hyde und verweilten dort, als wollten sie ewig bleiben. Sie lagen zart auf seinen warmen Lippen als wären sie Teil seines Körpers. Plötzlich war alles unwirklich zarter. Gackts Griff um seine Hand wurde sanfter, während seine andere Hand unglaublich langsam zu seinem Gesicht wanderte. Als wäre alles überstanden öffnete Hyde seine Augen. Die blauen Pupillen über seinen schimmerten unter Tränen. Erschrocken über diese Trauer öffnete Hyde seinen Mund als wolle er von den zuvor brutalen Lippen geküsst werden. Aber sie taten es nicht. Das einzige, was zwischen seine Lippen drang, waren heiße Tränen. Er schmeckte das Salzige, sein gesamtes Gesicht war mit ihnen bedeckt. Erst als diese Tränen zu seinem Mund drangen merkte er, dass es nicht seine waren die sein Gesicht feucht machten, sondern es waren Gackts, die die ganze Zeit unmerklich geflossen waren. Mehr als Gackts unsanfte Griffe waren es dessen Tränen, die Hyde größere Schmerzen bereiteten. Sie waren das feuchte Zeugnis davon, was er gebrochen hatte. Die Gefühle, die er mit Füßen getreten hatte. Er hielt es nicht mehr aus. Die Scham, die er empfand, war so groß, dass er sich am liebsten vor sich selbst versteckt hätte. Er ertrug es nicht länger von Gackt angesehen zu werden. Er fühlte sich hässlich, wenn er von diesen schönen Augen betrachtet wurde. Diese Augen, die immer aufrichtig waren und nie logen. Er konnte dem nicht mehr standhalten. Ruckartig stieß er Gackt von sich. Es gelang ihm, da Gackts haltende Griffe zu schwach waren. „Wenn du so etwas noch einmal tust, dann...“, weiter sprach er nicht. Er sah keine Notwendigkeit diese Drohung auszusprechen, stattdessen zog er sich schweigend an der Wand nach oben, taumelte einige Schritte nach vorn, bevor er die Tür fluchtartig öffnete und, ohne noch einmal zurückzublicken, in den Flur rannte. Was Gackt nun fühlte wusste er. Er wusste es nur zu gut, aber darüber nachdenken wollte er nicht. Er schämte sich einfach dafür, dass er Gackt dazu gebracht hatte, zu solchen Mitteln zu greifen. Er hatte ihn angegriffen und demonstriert wie schwach er in Wirklichkeit war. Seine Arme taten ihm immer noch weh, vermutlich hatte er auch noch Druckstellen, dort wo Gackt ihn festgehalten hatte. Aber nichts war so groß wie sein innerer Schmerz. Dieser war einfach nicht zu heilen… Leute, die ihm entgegen kamen, musterten ihn verwundert. Kein Wunder, er hatte seine roten Augen nicht hinter einer Sonnenbrille versteckt. Gackt hatte sie wohl aus seinen Haaren gerissen und lag nun irgendwo dort auf dem Boden. Aber deswegen noch einmal zurückkehren, wollte er auch nicht. Dann sollten sie ihn eben anstarren und sich einen Reim aus seinem zerstörten Aussehen machen. Es war ihm egal. Alles war völlig egal. Er würde nicht mehr hierher zurückkommen. Er würde in seine gemietete Wohnung fahren und sich dort in Einsamkeit verstecken. Auch das war egal. Solange er niemanden mehr verletzte, war es egal, ob er allein war. * 2 Tage zuvor Völlig entgeistert starrte Hyde auf die scharfkantige Vasenscherbe, die demonstrativ an ihrem Handgelenk ruhte und davor war, durch die dünne Haut zu schneiden. Sie zitterte, während die Tränen, die sie nicht mehr verbergen konnten, an ihrem Gesicht hinuntertropften. „Nein!“ schrie sie immer wieder. Sie schüttelte den Kopf, schloss die Augen und umfasste das scharfe Glas stärker, bis ihr Blut aus dem Handballen floss. Hyde war wie versteinert. Er sah was dort passierte, die Glasscherbe, an der Blut hinuntertropfte. Es war wie ein Hilferuf, auf den er nichts entgegnen konnte. Einen Schritt zurückzutun war nun nicht mehr möglich. Er hörte auch ihre Schreie, er sah ihre Tränen. Aber was konnte er tun? Er war nicht fähig sich zu bewegen. Er konnte noch nicht einmal den Blick abwenden. Es schien wie ein Alptraum aus dem er nicht erwachen konnte. Aber warum spürte er dann diesen Schmerz so real? Was konnte er tun, um aus dieser Hölle zu entkommen? Hatte er es nicht schon einmal geschafft? War dies nicht schon mal passiert? All jene Bilder stachen ihm vor Augen, als er damals müde nach Hause gekommen war. Tetsu stand vor seiner Tür und hatte dort auf ihn gewartet. Sie wollten noch etwas trinken gehen. Sie betraten das Wohnzimmer, es war still und dunkel. Zuerst glaubte er, Megumi sei nicht zu Hause, aber als er das Licht einschaltete und Megumi auf dem Boden liegen sah... Um sie herum das Blut. Es war die Hölle. Es war als hätte man ihn getötet. Auch damals war er unfähig gewesen etwas zu tun. Wäre Tetsu nicht dabei gewesen, hätte man ihr nicht mehr helfen können. Er konnte sie nicht retten, damals nicht, genauso wie auch jetzt nicht. Er war selbst hilflos. Und heute war niemand da, der etwas tun konnte. „Ich hasse dich!“ schrie Megumi. Sie verkrampfte ihr Gesicht. Ihre Hand zitterte immer stärker, das Blut floss weiter, ohne dass sie die Scherbe fallen ließ. Die Schmerzen, die sie spürte, waren nicht stärker als die, die ihr gebrochenes Herz erlitt. Sie ertrug es, während sie zitternd versuchte die Scherbe in ihr Fleisch zu bohren. Sie wusste, dass Hyde dort stand und sie ansah. Mit welcher Art Blick jedoch konnte sie nicht sagen. Sie wagte es nicht, ihm ins Gesicht zu sehen. So sehr sie ihn liebte, so sehr hasste sie ihn auch für seine starre Haltung in dieser Situation. Sie wollte sterben. Sie sah in nichts mehr einen Sinn. Würde sie Hyde verlieren, hatte sie nichts mehr. Er war ihr Leben, einfach alles, was sie die letzten Jahre am Leben hielt. Sie wollte sterben, aber ihr Körper wollte diesem Wunsch nicht nachgehen. Ihre Hand wollte sich nicht bewegen, sie zitterte nur und kam keine Zentimeter weiter an ihre Haut. Sie spürte nur das kühle Glas und das heiße Blut, welches an ihren Fingern hinab floss und auf dem weißen Teppich tropfte. Ihre Augen weiteten sich, als sie erkannte, dass sie zu feige war diesem ein Ende zu setzen. Aber wieso? Sie hatte es schon einmal tun können. Wieso konnte sie es jetzt nicht? Wieso zitterten ihre Hände, wieso hatte sie so Angst davor? Es gab doch nichts mehr, was sie halten konnte. Hyde liebte sie nicht mehr. Er liebte einen anderen Menschen. Er liebte Gackt. Sie konnte es nicht verstehen. Wieso war das geschehen? Wie konnte sie ihn nur verlieren. Wieso konnte sie ihn mit ihrer Liebe nicht halten? Sie waren doch einmal so glücklich. Sie hatte alles für ihn getan. „Ich hasse dich...“, schrie sie noch einmal schluchzend. Sie konnte es nicht tun. War es wegen seiner Anwesenheit, weil er sie anstarrte und sie nicht daran hindern wollte? Warum sagte er nichts? War es ihm tatsächlich so egal was mit ihr geschah? Was sollte sie tun? Verzweifelt irrten ihre Augen umher, von der Scherbe zu ihrem Handgelenk. Immer hin und her, bis sie wutentbrannt aufschrie. „Verschwinde!!!“ Sie ließ die Glasscherbe fallen und umfasste ihre verwundete Hand. „Verschwinde!“ schrie sie unter Tränen, die sie nichts mehr sehen ließen. Hyde blickte auf die blutverschmierte Glasscherbe, die vor ihr auf dem Teppich lag. Er hatte verstanden was sie sagte, aber er sträubte sich dagegen ihr diesen Wunsch zu erfüllen. Er war immer noch zu sehr geschockt. Und was wäre, wenn er wirklich gehen würde, würde sie es dann noch einmal versuchen? Sie konnte es nicht, weil sie sich zu sehr schämte, es vor seinen Augen zu tun. Sie hatte Angst, dass er sie aufhalten könnte, aber das hatte er nicht getan. Er hatte nur zugesehen. „Hast du nicht gehört? Verschwinde aus meinen Augen“, brüllte sie, bevor sie aufstand und einige Schritte auf ihn zuging. Hyde starrte abwesend auf ihre Hände. Sie waren so rot, wie ein einziger Alptraum. Während sie auf ihn zusteuerte, tropften einzelne Bluttropfen auf den weißen Boden. Sie zeichnete eine Spur. „Verschwinde endlich, verdammt!“ Schreiend fasste sie nach den Papierhaufen auf dem Tisch. Sie nahm einzelne Blätter in die Hände und zerriss sie wutentbrannt. Es waren die Dokumente und alle Pläne für ihre bevorstehende Hochzeit, sie zerriss sie und warf sie anschließend zu Boden. Sie schüttelte weinerlich den Kopf. „Was willst du denn noch? Ich konnte es nicht,... ich konnte es einfach nicht. Bist du zufrieden?“ Sie stoppte, als sie vor ihm stand. „...weil ich dich zu sehr liebe. Ich konnte dir nicht diese Schuld aufbürden“, fügte sie leiser hinzu und ließ sich auf die Knie fallen. Ihre Tränen flossen ohne Halt. Sie drückte die Hände in ihren Schoss. Hyde wollte sich zu ihr hinunterbeugen und nach ihrer Hand greifen, sie aber zuckte erschrocken zurück. „Fass mich nie wieder an.“ Mit zornigen Augen, die in verzweifelte Tränen getränkt waren, starrte sie in sein geschocktes Gesicht. „Wenn du unbedingt deinen Gackt haben willst, dann verschwinde,... aber dann fass mich nie wieder an.“ Ihr Blick wich aus seinem Gesicht. Wütend sah sie zu Boden. Schweigend tat Hyde einen Schritt zurück. Er wollte etwas sagen, aber er schien wie stumm. Er bekam nicht einmal den leisesten Laut über seine zitternden Lippen. Er konnte Megumi nur ansehen, aber ihr nichts sagen. Was war er nur für ein Mensch? Er war immer noch schrecklich egoistisch. Er konnte ja noch nicht einmal einen geliebten Menschen davor bewahren, so etwas Dummes zu tun. Er war immer noch eine Puppe, die darauf wartete geführt zu werden. Sollte es so enden? Konnte er so gehen? Innerlich schüttelte er den Kopf. Er wollte sie nicht so zurücklassen. Er musste gehen, dass wusste er, aber egal wie sehr er sich für sein Verhalten schämte, er musste doch etwas tun können. Also trat er erneut auf sie zu, wollte sich zu ihr hinunterbeugen, bevor er wieder nach ihrer Hand griff. Megumi schlug ihn unsanft zurück, bevor sie sich an einem niedrigen Tisch nach oben zog. „Verschwinde,...verschwinde,... verschwinde!“ schrie sie wieder und wieder. Sie taumelte zurück an die Wand, griff nach der Haustürklinke und drückte sie nach unten. Sie zog die Tür auf und schrie. „Raus hier!“ Hyde fasste sich mit der Hand, die sie weggestoßen hatte an die Brust. Warum fühlte er sich so schrecklich schuldig, aber gleichzeitig auch unheimlich verletzt. ’Ich hasse dich...verschwinde’, dies aus ihrem Munde zu hören, hatte er sich niemals vorstellen können. Natürlich war sie wütend und verzweifelt. Sie hatte ein Recht dazu, wütend zu sein. Wenn es jemanden gab, dann nur sie. Aber trotzdem fühlte er sich schlecht. Er wollte nicht, dass sie ihn hasste. Er liebte sie, sie war ihm wichtig, so schrecklich ihre Freiheit nehmende Liebe auch war, sie war einfach ein Teil seines Lebens. Wie konnte das nun einfach so vorbei sein? „Megumi“, murmelte Hyde. War es verrückt, sie beruhigen zu wollen? Er wusste, dass es im Moment eher unmöglich war. Er war ja selbst noch geschockt, sie wahrscheinlich nicht weniger. „Raus!“ forderte sie barsch, ohne Hyde in die Augen zu blicken. Sie hätte ihn so oder so nicht sehen können. Ihre Augen waren rot und dick, ihr Gesicht völlig durchnässt. Sie schien fertig mit ihm und der Welt. Sie würde nicht mehr zuhören, egal was er ihr sagen würde. Widerwillig schleppte sich Hyde zur Tür, im vorbeigehen Griff er noch nach seiner Jacke und dem Autoschlüssel. Stumm versuchte er dann einen letzten Blick in ihr Gesicht zu erhaschen. Ihr furchtbares Aussehen erschreckte ihn. Sie schien in den wenigen Minuten, die vergangen waren, um Jahre gealtert zu sein. Hatte er ihr womöglich so viel genommen? Er konnte es nicht fassen, wie sehr er ihr wehgetan hatte. „Es tut mir leid“, flüsterte Hyde leise, bevor sie zornig die Tür hinter ihm zuschlug. Der laute Knall ließ ihn kurz zusammen fahren. Sie hatte ihn hinausgeworfen. Aus ihrem gemeinsamen Zuhause. Er war müde und fühlte sich unheimlich schwach. Was sollte er tun? Wo sollte er hin? Verzweifelt fasste er sich an die Stirn. „Es tut mir alles so leid...“, flüsterte er noch einmal, wohl wissend, dass ihn niemand hören würde. Er war allein und das spürte er gerade ziemlich heftig in seinem Inneren. Einsamkeit,... wie sehr hatte er sich immer davor gefürchtet und nun war es tatsächlich zur Wirklichkeit geworden,... durch seine Dummheit und Unachtsamkeit und seinem eigenen Egoismus. Er konnte es nicht rückgängig machen, nicht einmal in dem Moment, als sie ihm die Pistole auf die Brust gesetzt hatte. Natürlich hätte er lügen können, so wie er es die letzen Monate auch getan hatte, jedoch die Wahrheit wusste Megumi wahrscheinlich schon länger als er glaubte. Er hätte nicht mehr lügen dürfen. Es wäre so oder so negativ zu Ende gegangen. Was würde Megumi nun tun? Ob es ihr gut ging? Er machte sich schreckliche Sorgen, doch das Recht auf sie aufzupassen hatte er nun nicht mehr. Das einzige, was er tun konnte, war sie aus der Ferne zu sehen und sich zu fragen, ob es richtig war diesen Weg zu gehen. Zweifelte er oder war er erleichtert? Erleichtert, dass er nun frei war, das Megumis Versuch sich zu töten aus eigenen Stücken verhindert wurde? Trotz alledem machte er sich Gedanken. Mit sorgevollem Blick sah er auf die Haustür. Er seufzte, während er nach seinem Handy in der Hosentasche griff. Tetsu war wohl nun der einzige, den er hatte. Er wusste, er würde ihn aufnehmen, solange bis er eine eigene Wohnung hatte. Er würde ihm helfen, egal was für schreckliche Dinge er getan hatte, egal wie schuldig er war. Tetsu wusste von seinen Problemen, also war er auch der einzige, dem er sich anvertrauen konnte. Aber was war mit Gackt? Was war mit dem Song? Gedankenverloren zog Hyde das Handy von seinem Ohr. Es tutete, aber er starrte ohne das Handy zu beachten in die Luft. So ging das nicht. Mit Gackt weiterarbeiten als wäre nichts gewesen, war wohl unmöglich für ihn. Er würde sich Megumi gegenüber immer wieder unfair verhalten. ‚Geh doch zu deinem Gackt.’ Sie hatte dies nicht gesagt, weil sie wollte, dass er es tat, sondern weil sie trotzig war. Sie hasste es, wenn er mit ihm zusammen war, es brach ihr immer wieder das Herz. Hatte er denn den Mut dazu, sich gegen sie zu stellen und einfach nur an sich zu denken? Er schloss müde seine Augen. Er war zu kraftlos, um sich jetzt darüber Gedanken zu machen. Das einzige, was er mit Sicherheit wusste, war, dass er den Song nicht mehr mit Gackt zusammen singen konnte. Er konnte es einfach nicht, so sehr es ihm auch im Herzen wehtat diese Entscheidung getroffen zu haben. Es war einfach völlig unmöglich geworden. Er war frei, und trotzdem immer noch ein Gefangener seines Gewissens. Und trotzdem konnte er nicht zu Gackt. Er war viel zu weit weg, als dass er ihn so kraftlos wie er im Moment war erreichen konnte. Er hatte ihn schon so oft wehgetan, schon so oft von sich gestoßen. Er hatte ihn wie ein Spielzeug behandelt und je nach belieben benutzt. Er fühlte sich nicht würdig, ihn jemals wieder mit Liebe in die Augen zu sehen. Dazu hatte er nicht das Recht. Er war allein, und damit musste er nun zurecht kommen. *~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Mhhhh... keine Ahnung was man jetzt noch schreiben könnte, außer danke für eure immer wieder total lieben Kommis!!!^_^ Wir müssen euch mitteilen, dass nun nur noch 5 Kapitel kommen... dann ist wirklich Schluss. Aber wenn man bedenkt, dass diese 5 Kapitel auf 5 Monate verteilt sind, ist es doch noch recht viel. Immerhin noch fast ein halbes Jahr ^____^ Trotzdem finden wir’s schon recht traurig. *schnief* Na ja, aber bis dahin ist noch ein bissel Zeit. Lest ihr schön bis zum Schluss, ne? ^-^ Eure Tenshis Kapitel 9: 愛の告白 ~Ai no Kokuhaku~ --------------------------------- Kapitel 9: 愛の告白 ~Ai no Kokuhaku~ Serie: Gackt // Hyde Disclaimer: Die beiden Hübschen gehören immer noch sich selbst und das Gleiche gilt für sonstiger Personen, die in der FF auftreten. Autoren: Tenshis Kommentar: Hi^^ Es ist wieder soweit, ein neues Kapitel. Wie ihr vielleicht schon seht, ist das Kapitel irgendwie ziemlich lang geworden,...das hatten wir am Anfang eigentlich nicht beabsichtig, aber wir glauben, für einige von euch stellt das kein Problem da. Hoffen wir zumindest. ^___^ Das Kapitel sollte eigentlich schon letzte Woche on kommen, aber da wir nicht zu hause waren und unser „geliebter Schwager“ (bei dem wir zu Besuch waren) etwas dagegen hatte, das wir mal 5 Minuten an den PC gehen, war uns das nicht möglich. GOMEN!!!!*verbeug* Naja dafür kommt vllt das nächste Kapitel früher. ^^ Also dann, viel Spaß beim Lesen.^^ *~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ XXXX年07月26日 Ich hatte es geahnt. Deshalb wollte ich auf keine Fall auf diese dumme Party. Es war irgendein Geburtstag eines sehr entfernten Freundes, von dem ich noch nicht einmal mehr weiß, woher ich ihn überhaupt kenne. Ich wollte die Einladung wegwerfen, aber Megumi hatte sie wohl im Müll entdeckt. Ich wusste, ich würde Gackt dort treffen. Aber das wollte ich nicht. Ich wollte ihn nicht sehen, nicht mit ihm reden. Aber letztendlich kam es doch soweit. Wir waren kaum da, da trafen sich schon unsere Blicke, als hätten wir einander gesucht. Ich hatte es geahnt, trotzdem waren mir diese blauen Augen zu unerwartet gewesen. Ich habe einfach weggesehen, als hätte es mich nicht interessiert, ihn dort zu sehen. Als würde ich ihn nur flüchtig kennen. Ich merkte wie sehr es ihn verletzte, vor allem als ich Megumi küsste, wohlwissend, dass Gackt uns beobachtete. Ich hatte es mit Absicht getan. Ich wusste einfach nicht, was ich sonst tun sollte. Dann war er weg. Seitdem habe ich ihn nicht wieder gesehen. Ich habe auch nicht mehr sehr oft in dieses Buch geschrieben, obwohl meine Probleme um Megumi und meine immer stärker werdenden Gefühle zu Gackt nicht abklingen wollen. Ich versuche ihn zu vergessen, indem ich unseren Kontakt immer weniger werden lasse. Das kommt Megumi seltsam vor. Immer wieder fragt sie mich nach unserem Urlaubsvideo, welches Gackt gemacht hatte. Woher sie überhaupt weiß, dass er so etwas hat, frage ich mich. Vielleicht daher, weil er immer eins hatte. Dummerweise muss ich Gackt wohl um dieses Video bitten und ihn hierher einladen. Dann muss ich ihn wieder sehen. Nichts wünsche ich mir mehr, aber nichts wäre schrecklicher für meine innere Zerrissenheit. Ihn wieder zu sehen, seine Stimme zu hören, ihn bei der Begrüßung zu spüren,... all das bereitet mir Angst. Angst davor noch mehr zu empfinden und dann nicht mehr davon loszukommen. Hyde XXXX年07月28日 Es ist alles wie immer. Nichts hat sich geändert. Je mehr lange Tage vergehen, desto stärker wird in mir der Drang allem nachzugeben. Megumi ist unglaublich lieb zu mir und sagt mir jeden Tag wie sehr sie mich liebt, ich aber zweifle von Tag zu Tag mehr daran, dass ich ihr diese Liebe zurückgeben kann. Jetzt schon ist es schwierig für mich. Ich versuche mich dazu zu zwingen, sie wieder bedingungslos zu lieben, aber dann ist es doch wieder dieses Gefühl für Gackt, das mir ein schlechtes Gewissen einjagt. Die letzten Worte am Flughafen, sie klingen in meinen Ohren als wäre es gestern gewesen. Seitdem habe ich seine Stimme nicht mehr gehört. Ich vermisse ihn schrecklich. Aber ich selbst bin es ja, der den Kontakt unterbrochen hatte. Ich nehme seine Gespräche nicht an, ich gehe ihm aus dem Weg. Das soll nicht immer so sein,... nein. Nur für jetzt, damit ich einen klaren Gedanken fassen und mich auf den richtigen Weg lenken kann. Gackt verwirrt mich zu sehr, er lenkt mich ab und lässt mich immer nur an ihn denken. Ich möchte diesen Song mit ihm aufnehmen, schon bald, aber bevor das passieren kann, muss ich mich von diesem Gefühl gelöst haben. Hyde XXXX年07月29日 Ich weiß gar nicht, was es für einen Sinn machen soll, seine Gefühle niederzuschreiben. Eigentlich wollte ich schon vor Wochen damit aufhören, aber manchmal habe ich so dermaßen Langeweile, dass ich es einfach aus Spaß tue. Geholfen hat es mir bisher noch nicht. Ja, ich rede über meine Probleme, aber niemand hört mir zu, niemand weiß wie ich mich fühle. Wenn ich solche Worte schreibe, fühle ich mich nur noch einsamer..... Ich sollte damit aufhören. Obwohl mir eine innere Stimme sagt, ich sollte es nicht tun. Was auch immer es am Ende bewirken soll, ich tue es weiter. Auch wenn ich es hasse, mich in Selbstmitleid zu ersticken. Hyde XXXX年07月30日 War der Zeitpunkt gekommen die Wahrheit zu sagen? War er da und ich habe ihn nicht genutzt? Hätte ich alles sagen sollen, als Gackt mich danach fragte? Hätte ich ihm sagen sollen, dass ich Megumi nicht mehr liebe, sie aber trotzdem heiraten werde? Dass ich sie heiraten ’muss’? Ich war genauso feige wie vor drei Wochen. Der Wendepunkt, der Augenblick am Flughafen, der in jedem gottverdammten Manga das Happy End gewesen wäre. Warum muss ich immer noch daran denken? Weil ich es bereue? Und heute war es auch wieder so. Es gab diesen Augenblick, der alles hätte lösen können, der aber auch alles zerstört hätte. ’Ich liebe dich’, das wollte ich sagen. Ich wollte es ganz einfach sagen, weil ich es satt hatte mich zu verstecken. Warum habe ich es nicht gesagt? Gott, weil ich einfach zu dumm bin. Die ganze Situation heute Nachmittag hatte mich wieder regelrecht aus der Bahn geworfen. Ich war so nah dran meine und Megumis Zukunft zu ruinieren. Das erschreckt mich. Ich möchte rational und einfach denken, aber das kann ich seit einiger Zeit kaum mehr. Seit ich mich in ihn verleibt habe, beherrscht mein Herz meine Gedanken. Und dann habe ich ihm auch noch die Erlaubnis gegeben um mich zu kämpfen. Kann es sein, dass ich es mir selbst schwer mache? Warum habe ich das getan? Warum habe ich zugelassen, dass Gackt mich erneut um den Finger wickelt? Er versteht es mir den Verstand zu rauben. Es war ja noch nicht einmal ein richtiger Kuss, trotzdem war ich nie aufgeregter als in diesen wenigen Sekunden. Ich dachte ich würde sterben, würden sich unsere Lippen wieder trennen. Obwohl es nur wenige Sekunden waren, fühlte ich mich, als würde mein ganzes Leben vor meinen Augen ablaufen. All jene Momente, die mir etwas bedeuteten, und all jene, die ich mit ihm verbrachte. Seine zärtlichen Berührungen machen mich wahnsinnig. Es fällt mir immer schwerer mich zurückzuhalten und all dies nicht zu erwidern. Er packt mich an meinem Herzen und zieht mich immer weiter zu sich. Ohne dass ich es im ersten Moment wahrnehme. Ich habe Megumi gegenüber ein so dermaßen schlechtes Gewissen, als wäre ich ihr schon 100 Mal fremdgegangen. Das habe ich wahrscheinlich auch, mit meinen Gefühlen, die schon lange nicht mehr bei ihr ruhen, sondern weit weg in der Hand eines anderen liegen. Hyde XXXX年08月29日 Megumi ist so seltsam. Sie spricht kaum mit mir. Wenn, dann nur die nötigsten Worte. Dafür sieht sie mich stundenlang an, als würde sie so ein Geheimnis lüften können. Ich kann mir aus ihrem Verhalten in letzter Zeit keinen Reim machen. Das Einzige was ich weiß ist, dass es mir Sorgen bereitet. Sie ist wieder so besitzergreifend,... möchte immer überall dabei sein, als traue sie mir nicht über den Weg. Sie redet nicht mit mir, tut seltener liebvolle Dinge. Genauso war sie damals, bevor sie versucht hatte sich umzubringen. Sie glaubte ich würde sie nicht mehr lieben, hielt mich mit Drohungen an sich. Auch damals war sie in manchen Situationen extrem zurückhaltend und dann wieder unglaublich aufbrausend und wütend. Ihre Eifersucht war völlig unbegründet. Ich weiß bis jetzt immer noch nicht, wie sie damals auf diese Idee kam, ich würde ihr fremdgehen. Glaubt sie das jetzt auch wieder? Sie kann unmöglich von meinen Gefühlen zu Gackt wissen. Ich habe immer versucht es vor ihr zu verstecken, gerade weil ich weiß wie sie auch nur bei der leisesten Andeutung reagiert. Hat sie vielleicht doch etwas mitbekommen. Hatte Gackt etwas gesagt? Ich habe Angst... Hyde XXXX年09月17日 Was ist nur los? Was passiert hier gerade? Was geht in ihr vor? Ich weiß einfach nicht wie ich an sie herankommen soll. Direkt fragen kann ich sie nicht. Aber was soll ich sonst tun? Ich dachte, wenn ich mich allein von Gackt distanziere, ihn nicht sehe,... dann würde alles einfacher werden, aber dass es nun unerwartete Probleme mit Megumi geben würde, wer hätte das wissen können?! Wenn sie lächelt, ist es nur gespielt. Das sehe ich. Vielleicht glaubt sie, sie könne mir etwas vormachen. Aber warum tut sie das? Hyde XXXX年10月03日 Es vergeht kaum ein Tag, an dem ich nicht versuche ihn anzurufen. Ich wähle seine Nummer, lege das Telefon an mein Ohr, aber wenn es anfängt zu tuten, dann leg ich wieder auf. Ob er heute auf Tetsus Geburtstagsfeier sein wird? Wenn ich daran denke ihn zu sehen, dann bekomme ich vor Aufregung Magenschmerzen. Ich weiß nicht wie ich mich ihm gegenüber verhalten soll. Eigentlich ist es höchste Zeit über den Song zu sprechen. Wenn er heute da ist, dann werde ich das tun. Es hilft ja nichts. Meine Gefühle für ihn werde ich nicht los. Egal wie viele Monate vergehen. Egal wie lange ich den Kontakt meide. Ich sollte erwachsen handeln und meine Gefühle unterdrücken. Das muss ich wohl, weil ich einfach keine andere Wahl habe. Ich habe keine Lust auf diese Party, aber vielleicht bringt sie mich doch einen richtigen Schritt in die richtige Richtung. Ich muss unbedingt mit Gackt reden. Hyde *~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ 26.November XXXX Einsame Tage vergingen. Sie flogen an ihm vorbei und trotzdem wollten sie nie enden. Arbeit bestimmte den Hauptteil dieser Zeit, und trotzdem fand er kaum eine Ablenkung. Er fühlte sich leerer, je mehr Stunden vergingen, in denen er wieder und wieder an seine Tat im Studio dachte. Ein wichtiger Teil seines Lebens wurde ihm in nur wenigen Sekunden genommen, wie Sand rieselte es ihm durch die Finger und machte alles danach Folgende unbedeutsam. Zwar ging er seiner Arbeit als Sänger weiter nach, hielt Termine für Fotoshootings und Besprechungen ein, jedoch tat er dies alles nur noch mit halb so wenig Enthusiasmus. Noch immer hörte er schmerzende Worte schallend in seinem Kopf, Worte die ihm immer wieder aufs Neue das Herz zerrissen. ~Ich hasse dich!~ Wie konnte er es nur aus seinem Kopf, aus seinen Gedanken verbannen? Was hatte er nur getan, wie konnte so etwas passieren? Er war zu weit gegangen, er hatte ihn zu sehr gedrängt, zerstörte mit seinem unüberlegtem Handeln alles, was noch zwischen ihnen existierte, wenn es auch nur vage das war, was er sich erwünschte. Wie sollte es weitergehen. Sein Inneres war leer, verlassen. Auch wenn er all seine Freunde um sich hatte, war er immer noch einsam. Er glaubte nicht mehr der zu sein, der er einmal war. Mit seiner eigenen Dummheit hatte er alles auf einmal aufs Spiel gesetzt. Niemals hätte es so weit kommen dürfen, niemals. Wie es Hyde wohl ging, war er glücklich? Nur noch ein Monat, dann würde er heiraten. Er war sicherlich mitten in der Planung, hatte viel zutun. An ihn dachte er bestimmt nicht mehr... War es wirklich so? Neun Tage waren inzwischen vergangen, ohne dass er von dem Älteren gehört hatte. Immer wieder versank der Solo-Sänger in diese Art von Gedanken, suchte noch immer nach Antworten. Doch das musste aufhören, er musste wieder er selbst sein, seiner Arbeit die Aufmerksamkeit geben, die sie verlangte. Den gemeinsamen Song würde es nie geben, niemals vollendet würde er in einer leeren Schublade liegen, vergessen und unbeachtet. Aber für ihn würde er weiter existieren, in seinem Herzen, in seinen Erinnerungen. Gackt war sich sicher, er würde diese traurige und trotzdem hoffungsvolle Melodie niemals vergessen. Er würde niemals vergessen, wie sie von Hyde auf den Klavier gespielt wurde und auch nicht das Bild, wie er neben ihm saß und die Melodie zu einem Ganzen formte. Niemals würde er die letzten Worte des Textes vergessen, die ihm für kurze Momente einen Hoffnungsschimmer geschenkt hatten. Auch wenn der Song nie veröffentlich werden sollte, existierte er trotzdem und zwar in ihm. Zwei Teile müssen zusammengefügt werden, erst dann war es ein vollkommener und vollendeter Song. Fehlte auch nur ein Teil, dann... Er würde es niemals alleine singen können, niemals. Auch wenn er es selbst nicht wahr haben wollte, die Worte, die ihm Hyde herzlos ins Gesicht gesagte hatte, sie hatten ihn verletzt und noch immer saß der Schmerz zu tief um darüber hinwegzusehen. Er tat sich immer noch schwer zu glauben, dass Hyde tatsächlich das meinte, was er gesagt hatte, dass er es überhaupt gesagt hatte, von seiner Stimme gesprochen. Er wollte nicht wahr haben, dass Hyde es war, der diese Worte sprach und damit schrecklich tiefe Wunden in sein Innerstes riss. Hyde hasste ihn, und er hasste sich selbst für all das, was er falsch gemacht hatte. Einsam flossen Tränen seine Wangen hinunter, die Sonne war verschwunden, nun versteckte sich der Mond hinter Wolken, die nur wenige Strahlen dieses Lichtes durchließen. Er war Zuhause, hockte auf dem Sofa, das Zimmer verdunkelt, nur das manchmal durchscheinende Mondlicht erhellte für kurze Zeit den Raum. Ein weiterer Tag ging zu Ende, ein Tag unzähliger Fotoshootings, die ihn müde gemacht hatten, ein weiterer Tag, an dem er ihn nicht gesehen hatte. Der blaue Dunst der Zigarette schwebte durch den Raum, vollkommen unbeachtet und fast schon hilflos. Sogar das Klingeln an der Tür ließ er unbeachtet, schenkte ihm keinerlei Bedeutung, bis dieses quälende Geräusch in seinen Ohren, heftiger und stürmischer wurde. Seufzend verließ er das Sofa, drückte am Vorbeigehen die Zigarette im Aschenbecher aus. Er schleppte sich lustlos aus dem Wohnzimmer zur Eingangstür, welche er nach kurzem Zögern letztendlich öffnete. „Was um Himmelswillen ist so verdammt wichtig, dass man spätabends noch.....“ Er stoppte, als er die Gestalt vor sich sah. „Te… Tetsu...?“ Mit sorgenvollem Blick sah Hydes bester Freund den Größeren an. Es kam nicht sonderlich oft vor, dass dieser ihn besuchte, geschweige denn um so eine späte Uhrzeit. Er wusste nicht, was es war, doch als er Tetsu vor sich stehen sah, kam in ihm ein seltsames Gefühl hoch. „Warum.....“ „Ich mach mir Sorgen, Gakuto“, unterbrach ihn der Braunhaarige. „Ich mach mir Sorgen um Hyde.“ Gackts Atem stockte, als er die Worte seines Gegenübers vernahm. Er wusste zwar noch nicht, aus welchem Grund er sich Sorgen machte, aber es musste etwas durchaus Ernstes sein, sonst wäre der Bassist nicht extra hergekommen. Mit einer kurzen hereinkommenden Gestik bat er Tetsu in sein Haus, dieser ließ sich nicht lange bitten und trat in das Innere des Flures. Gackt schloss die Tür. Tetsu machte sofort Anstalten weiterzureden. „Seid Tagen geht er weder ans Handy, und wenn ich vor seiner Tür stehe und mit ihm reden will, dann lässt er mich einfach stehen und knallt mir die Tür vor der Nase zu. Er will mit niemandem reden. Ich denke nicht, dass er sich bei dir gemeldet hat, oder?“ Ein verzweifelt ironisches Lächeln kam über die Lippen des Größeren. „Ich wäre zur Zeit die letzte Person, bei der er sich melden würde...“ „Hör auf damit, wir haben keine Zeit für so etwas, ich mach mir wirklich ernste Sorgen um ihn!“ Tetsu trat einen Schritt auf Gackt zu und verdeutlichte ihm mit ernsten Blickes die Lage. „Ich hab vielleicht nicht das Recht dazu, es dir zu sagen, aber...“ Er brach ab, bevor er noch einmal durchatmete. Wäre Hyde jetzt hier, würde dieser vermutlich alles daran setzen Tetsu zum Schweigen zu bringen, ihn daran hindern mit Gackt zu sprechen. Wahrscheinlich würde er nie wieder mit ihm reden, wenn er davon erfahren würde, aber er hatte keine andere Wahl, er musste ihn endlich zur Vernunft bringen. Tetsu erhoffte sich eine positive Änderung. Würde Gackt mehr wissen, könnte dieser am richtigen Punkt eingreifen und Hyde die Augen öffnen. Auch wenn er nicht vorhatte alles zu offenbaren, musste er doch endlich etwas mehr Licht in die Sache bringen. Den Rest überließ er dann den Kleineren. „...ich denke es ist das Beste, wenn du endlich ein paar Dinge erfährst...“, fuhr Tetsu fort. Gackt verzog fragend sein Gesicht, während Tetsu eine kurze Pause machte. „Tetsu, ich weiß dass du es nur gut meinst, aber ich denke nicht, dass ich Haido noch helfen darf, was auch immer ich tun könnte.“ Langsam schritt Gackt an dem Bassisten vorbei und betrat das verdunkelte Wohnzimmer, blieb dort im Türeingang stehen und seufzte kaum hörbar. „So oft habe ich ihn gebeten mir zu sagen, was ihn quält,... ich hab ihn darum gebeten, weil ich dachte, wir wären zumindest Freunde,... aber jetzt... wir sind weder Freunde noch scheint es mir, dass wir uns jemals wirklich gekannt haben.“ Tetsu entfuhr ein genervtes Stöhnen. Er schritt auf den Größeren, stellte sich vor ihn und blickte in sein Gesicht. „Verdammt noch mal, er wollte es dir die ganze Zeit nicht sagen, weil du Teil seines Problem warst und er keine unnötigen Fragen beantworten wollte.“ „Problem? Ich war also immer ein Problem? Deswegen hasst er mich also!“ Wütend drückte sich Gackt an Tetsu vorbei. Dessen zorniger Blick nervte ihn heute einfach ungemein. Was wollte Tetsu hier? Ihm Vorwürfe machen, ihm noch einmal genauestens erklären, was er alles falsch gemacht hatte? War er nicht schon genug gestraft? Warum nur machten sich alle über ihn und seine Gefühle lustig? War er wirklich zu einer Witzfigur geworden? „Egal was du jetzt denkst Gackt, es ist definitiv anders.“ „Wie ist es denn? Wenn du es so gut weißt, dann sag es mir!“ Gackts wütender Unterton schreckte Tetsu nicht ab. Er konnte den Größeren nur zu gut verstehen. Er wusste weshalb soviel Zorn und Verzweiflung in ihm brodelten. Er sah es und genau deshalb war er hier. „Hyde hat jeden um sich angelogen, um die Menschen, die ihm wichtig waren, nicht verletzten zu müssen, aber jetzt nachdem er endlich mal mit der Wahrheit herausgerückt war, wurde ihm alles genommen, was er liebte“, kam es ruhig von Tetsu. „Ich versteh es nicht Tetsu, was meinst du damit? Was für eine Wahrheit?“ „Hyde und Megumi haben sich vor 2 Wochen getrennt, Gackt!“ Eine plötzlich Stille herrschte zwischen den Beiden. Gackt fühlte sich, als würde man ihm die Luft abschnüren. Fassungslos blickte er in die braunen Augen seines Gegenübers. „Hyde hat sich von ihr getrennt,... es... wird keine Hochzeit geben.....“ Obwohl Tetsu leise sprach schallten seine Worte in Gackts Ohren wider. Er hörte sie wie ein Echo durch den dunklen Raum schwingen. Gackt war sichtlich schockiert, wenn auch eine gewisse Spur von Erleichterung mitschwang. „...er hat eine neue Wohnung. Nachdem ich ihn das letzte Mal gesehen und mit ihm gesprochen hatte, schließt er sich dort ein und reagiert kaum. Er meldet sich nicht mehr...“ Gackt konnte noch immer nichts sagen, seine Lippen waren stumm, obwohl er so viele Fragen hatte, die er Tetsu stellen wollte. Das Einzige, was er momentan tun konnte, war daran zu denken, wie schrecklich Hyde sich nun fühlen musste. Was war nur geschehen? „Egal was es war, was er dir gesagt hat, egal was dich verletzt haben könnte,... das hat er nur getan um sich selbst zu bestrafen...“ Gackt verstand den Zusammenhang seiner Worte nicht. Sie ergaben weder Sinn noch entwirrten sie seine Fragen. „...ich kann dir leider nicht mehr sagen, dass...“ „Wo ist er?“ * Fest umklammerte Gackt das Lenkrad, während er ungeduldig auf das Gaspedal trat. Das grelle Licht entgegenkommender Autos blendete seine Augen. Warum auch hatte er seine Sonnenbrille vergessen? Stürmisch war er aus dem Haus gerannt, nachdem er stundelang stumm vor sich hingegrübelt hatte. Sogar einen Brief hatte er begonnen, bis er genervt aufgesprungen war und ins Auto stieg. Tetsus Besuch hatte ihn verwirrt. Das dieser von ihrem ‚Verhältnis’ zueinander wusste, bezweifelte Gackt nicht, sonst wäre der Ältere nicht zu ihm gekommen. Schließlich war doch er, Tetsu, Hydes bester Freund und nicht Gackt. Aus irgendeinem Grund also nahm Tetsu wohl an, dass er der Einzige war, der Hyde helfen konnte. Wie auch immer er das anstellen sollte. Auf einmal war seine Situation eine völlig andere. Hyde hatte sich von Megumi getrennt. Er lebte nun allein in einer kleinen Wohnung außerhalb Tokios. Er war allein, schon die ganze Zeit. Gackt schüttelte fassungslos den Kopf. Und er hatte tatsächlich angenommen, Hyde würde ein nahezu perfektes Leben mit Megumi führen. Warum hatte er denn nie einen Ton gesagt? Was hatte er für Probleme mit Megumi, und was spielte er darin für eine Rolle? Obwohl er kein Recht hatte Hyde aufzusuchen, vor allem nicht nach dem, was vor wenigen Tagen geschehen war, fuhr er nun dort hin. Vielleicht um sich zu entschuldigen? Er schämte sich ungemein für sein Verhalten, würde alles am liebsten rückgängig machen. Damals schon, als er so dermaßen die Kontrolle über sich verloren hatte, wollte er sich entschuldigen, aber Hyde war so stürmisch aus dem Zimmer gerannt, dass er nicht wagte ihn aufzuhalten. Er wusste noch nicht einmal, was er sagen sollte. Eine einfache Entschuldigung wäre wohl nicht genug. Aber was würde das auch schon bringen? Er hasste ihn. Wieso sollte Hyde ihm zuhören wollen, wieso sollte es ihm kümmern, was er zu sagen hatte? War das alles umsonst? Gackt schüttelte nochmals den Kopf. Er presst die Lippen aufeinander, während er das Auto auf einem Parkplatz zum stehen brachte. Ein kleines Haus, vielleicht zwei oder drei Wohnungen. Nirgends brannte Licht. Es war dunkel, nur die Straßenlampe schenkte dem Ort schwaches Licht, wie ein Hoffnungsschimmer bei Nacht. Gackt fuhr sich seufzend durch die Haare. Er war noch unentschlossen. Was sollte er sagen? Sollte er Fragen stellen oder einfach nur um Verzeihung bitten? Wäre ein Brief doch angebrachter gewesen? Hätte er doch lieber nicht herkommen sollen? Wieso haderte er so mit sich selbst? Er war hier um sich zu entschuldigen, und genau dazu hatte er ein gutes Recht. Er liebte ihn, das wusste Hyde. Monatelang lebte er nun schon mit diesem Wissen. Hyde musste doch irgendwie ahnen, dass er es so nicht enden lassen konnte. Gackt stieg aus dem Auto, trat langsam und noch immer unsicher vor die Tür, an dessen Schild ‚Takarai Hideto’ stand. Sein Herz klopfte, als er diesen Namen las. Hyde wohnte also tatsächlich hier. Alles, was Tetsu ihm erzählt hatte, war also wahr. Hyde lebte wirklich völlig allein, abgeschottet in dieser Wohnung. „Wieso?“ flüsterte Gackt, während er sich an die Brust fasste. Ein stechender Schmerz zog sich durch diese, als er daran dachte wie schrecklich einsam sich Hyde die letzten Tage gefühlt haben musste. Zögerlich hob er seine Hand und wollte klopfen. Wieso nur hatte er so Angst davor? Wieso hatte er Angst wieder abgelehnt zu werden? Er wollte doch nur Antworten. Vorsichtig klopfte er kurz an das Holz der sperrigen Tür. Es war leise gewesen, trotzdem konnte er nur wenige Sekunden später näherkommende Schritte hören. Sein Herz schlug immer heftiger. Konnte er Hydes Nähe spüren, oder war es einfach nur diese Ungewissheit, die ihn so wahnsinnig machte? Langsam öffnete sich die Tür. Hyde blieb regungslos stehen, sein Blick sagte nichts. Nur kurz funkelten seine Augen fragend. Gackt wollte versuchen ihn in die Augen zu sehen, aber dieser lehnte nur stumm am Türrahmen und sah zu Boden. Nichts. Kein Wort. Nur Stille, die beide unsicher machte. Ohne hereingebeten zu werden, trat Gackt in die dunkle Wohnung. Er schloss die Tür hinter sich und sah sich unsicher um. Die Wohnung war in eine Dunkelheit getaucht, die allein durch das schwache Mondlicht Leben zeigte, genauso musste auch Hyde sich fühlen, einsam und in der Dunkelheit alleingelassen. Gackt wollte sprechen, aber dazu war er einfach nicht im Stande. Es war unsagbare Scham die ihm überkam, wenn er in Hydes Nähe war und dessen Abweisung spürte. Er fühlte sich schuldig und trotzdem konnte er nicht verstehen, wieso Hyde ihn hasste. Er wollte ihn fragen ‚Wieso?’, ’Wieso nur hasst du mich’, ’Ich liebe dich, bitte hasse mich nicht’. Er bat verzweifelt darum und doch kamen keine Worte über seine Lippen. „Bitte,... geh jetzt!“, kam es flüsternd von Hyde, der einige Schritte zurücktrat und sich an die Wand neben der Tür lehnte. Dabei sah er den Jüngeren nicht in die Augen, sondern auf den Boden, der so schwarz war, wie die Leere, die Gackt in diesem Moment empfand. „Haido...“, das war alles was Gackt darauf erwidern konnte. „Bitte, geh jetzt,... lass mich... einfach zu Frieden, Gackt!“ Er stotterte unsicher, trotzdem fühlte der Jüngere wie ihm Hydes Worte regelrecht den Boden unter den Füßen entrissen. Er konnte es nicht glauben. Immer noch brachte er keinen Ton über die Lippen. Er bemerkte verzweifelt, dass er Hyde nicht erreichen konnte. „Warum?“ kam es erstickend von Gackt. Hyde erschrak bei dieser Frage. Warum? Warum lehnte er ihn ab? Warum tat er ihm so weh? Er wusste es selbst nicht. Er fühlte sich einfach unheimlich schuldig. All jene Dinge, die er Megumi und Gackt angetan hatte. Er hatte ihre Gefühle verletzt, immer und immer wieder. Allein der Gedanke dies zu vergessen, war ihm zuwider. Er ekelte sich vor sich selbst und das war es, was er Gackt auf keinen Fall antun wollte. Er wollte ihn vergessen, ihn und ihre gemeinsame Zeit. „Geh!“ flüsterte Hyde mit gesenktem Blick. In ihm stieg unendliche Traurigkeit auf. Es wurde kalt in seinem Herzen, als er merkte wie ihm langsam Tränen in die Augen stiegen. Er wollte sie zurückhalten, sie Gackt nicht zeigen. Er unterdrückte sie, bis der Jüngere tatsächlich zurückschritt. In dem Moment, als Gackt sich zur Tür drehte, bedeckte Hyde sein Gesicht mit den bloßen Handflächen. Ein Schluchzen, das urplötzlich über seine Lippen kam, konnte er kaum mehr unterdrücken. Er hoffte nur inständig, dass Gackt es nicht gehört hatte. Das Herunterdrücken der Türklinke war ihm Erleichterung, wie auch unheimlich zugleich. Er wusste genau, wenn Gackt schlussendlich durch diese Tür schritt, war alles vorbei. Sie würden sich kaum mehr sehen, sich nicht mehr verabreden. Gackt würde weiterhin glauben, dass er ihn wegen seines Übergriffes vor wenigen Tagen hasste. Er würde es glauben, weil er selbst es ihm gesagt hatte. Dann wäre es zu Ende. So wie er es wollte. Der Mond schien durch den schmalen Spalt zwischen Tür und Rahmen. Gackt zog die Tür auf und verharrte für eine kurze Weile. Hyde schloss seine feuchten Augen und wartete auf die kommende Einsamkeit... Dann ein Knarren, die Tür wurde geschlossen. Er war weg. Tatsächlich war alles so geschehen, wie er es wollte. Gackt hatte ihn verlassen. Er hatte endlich seine Ruhe, keine lästigen Fragen mehr. Er müsste erleichtert sein, warum war er es dann nicht? Warum fühlte er sich so leer? Warum wurde der Schmerz in seinem Inneren immer stärker? Schluchzend zog er seine Hände aus dem Gesicht. Er war allein, niemand konnte seine Tränen sehen, die nun ungehalten über sein Gesicht kullerten. Er ließ sich an der Wand herunter gleiten, bis er mit angewinkelten Beinen auf dem Boden saß. Er weinte, denn endlich konnte er seine wahren Gefühle preisgeben. Gackts Anwesenheit, wenn sie auch nur wenige Minuten angedauert hatte, hatte ihn auf die eine oder andere Weise doch glücklich gemacht. Und nun war es wieder Traurigkeit, die ihn erfüllte und immer stärker wurde. Wieso konnte er nicht einfach loslassen? Warum fiel es ihm so schwer, seine Gefühle zu unterdrücken. Er schüttelte flüchtig mit dem Kopf, bevor er erschrocken feststellte, dass er aus irgendeinem unerfindlichen Grund noch Gackts Anwesenheit spürte. Ob es vielleicht nur sein unterdrückter Wunsch war, der sich nun als Gefühl durch seinen Körper zog? War er vielleicht verrückt geworden? Plötzlich legten sich warme Hände auf seine Schultern. Hyde erschrak nur etwas, denn irgendwie hatte er diese Berührung bereits erwartet. „Haido...“ Obwohl er Gackts Stimme, die seinen Namen sprach, gehört hatte, konnte er nicht antworten. Diese plötzliche Berührung, die auf eine bestimmte Art unerwartete Wallungen in ihm auslöste, war ihm wie eine Halluzination. Wie konnte er nur glauben, dass Gackt tatsächlich noch hier war, dass er vor ihm hockte und seine Tränen sah. „Haido,... ich versteh... es einfach nicht. Es kann... nicht wahr sein, was du sagst...“ Er stotterte, jedes weitere Wort wurde unsicherer und leiser. Hyde starrte zu Boden, er wollte nicht, dass Gackt ihm direkt in die Augen sah, auch wenn es so oder so zu dunkel war, um diese genau zu sehen. Allein das schamvolle Gefühl in ihm, wenn er daran dachte, dass er ihn ansah, war es was ihn zur Flucht seiner Augen veranlasste. „All die Momente, die wir zusammen verbracht haben,... all unsere gemeinsame Zeit kann doch nicht auf einmal,... eine Lüge sein...“ Gackt umschloss Hyde mit seinen Armen, versuchte ihn an seine Brust zu drücken. „Bitte sag mir, dass deine Worte gerade,... dass du mich hasst, nicht stimmen... bitte, Haido! Ich kann es... einfach nicht glauben!“ stammelte Gackt unter Schluchzen und Tränen, die ihm plötzlich in die Augen schossen. Das Gefühl von Hyde abgelehnt zu werden, war ihm kaum erträglich. Er wusste, es war allein seine Schuld, sein Vergehen, trotzdem hielt er sich an der Hoffnung, dass Hyde seine Worte nur aus einem Schockzustand heraus gesprochen hatte. Er wollte es einfach nicht glauben. Hyde wehrte sich gegen Gackts Umarmung. Er stemmte seine Hände gegen Gackts Brust, während er verzweifelt versuchte seinen Blick nicht auf die blauen Augen zu lenken. Dass Gackt vor seinen Augen weinte, ihm seine Tränen zeigte, tat ihm in seiner Brust weh. Er ertrug es nicht die offensichtliche Traurigkeit in seinem Gesicht erblicken zu müssen. Er wollte ihn nicht ansehen, weil er sich zu sehr für seine eigenen Tränen schämte. „Warum sagst du nichts mehr? Warum weinst du, wenn du mich so sehr hasst, Haido? Warum weinst du? Und warum... kannst du mir nicht ins Gesicht schauen, wenn du mir sagst, dass du mich hasst? Warum...?“ Hyde biss sich auf die Lippen. Auf all diese Fragen wusste er keine Antworten. Warum weinte er? Warum sah er ihn nicht ins Gesicht? Er konnte ihn nicht mehr sehen. Seine Augen waren von Tränen überflutet. Alles, was er sah, war verschwommen vor seinen Augen. Er konnte nur fühlen, und das, was er fühlte, war nichts als Schmerz. Gackt versuchte es erneut. Er zog Hyde in seine Arme, ganz sanft und vorsichtig. Diesmal war Hyde nicht mehr in der Lage sich dagegen zu wehren. Er lag an seiner Brust, seine Augen weit aufgerissen. Die Wärme, die ihn augenblicklich umschloss, erschreckte ihn. Er musste zittern bei dem Gedanken, dass allein diese Wärme ihn vollkommen ausfüllte, ihn beruhigte. „Haido, ich...“ „Hör auf!!“ kam es wie von selbst über Hydes Lippen. Es überraschte ihn selbst, dass er Gackt unterbrochen hatte. Er wusste was er sagen wollte und trotzdem fühlte er sich bei dem Gedanken wohler, ihn vorerst unterbrochen zu haben. Hyde krallte seine Finger in Gackts Hemd. Er drückte sich weiter in dessen Arme, als würde er fallen, wenn er nicht von ihm gehalten wurde. Sein Atem wurde schwer, sein Herz klopfte wie wild. All dies bemerkte Gackt. Es verwirrte ihn. Und dann kehrte eine zarte Stille ein. Hyde wusste nicht, warum sich seine Lippen teilten und wie von selbst diese Worte sprachen. Es waren seine Gefühle, die urplötzlich die Oberhand gewonnen hatten und ihn daran hinderten, sich gegen Gackt zu wehren. „Ich liebe dich, Ga-chan...“ Wie ein leises Echo hallten diese wenigen Worte zwischen ihnen. Es waren Hydes geflüsterte Worte, die urplötzlich den Weg in Gackts Herz suchten und dieses genau in seiner Mitte trafen. Sie waren Bekenntnis und Entschuldigung zugleich. Hyde musste tief einatmen. Unsicher blickte er umher. Weil er immer noch in Gackts Armen lag, konnte er nicht in dessen Augen sehen und auch nicht seinen Gesichtsausdruck, der ihm verraten konnte, was der Jüngere nun dachte. Hatte er ihn gehört? Würde er diese Wahrheit unter all den Lügen erkennen? War es unklug ihm seine Gefühle zu gestehen, jetzt, wo doch so oder so alles zu spät war? Hyde legte seine Arme um die Schultern des Größeren, er drückte seine Hände auf dessen Rücken, wollte ihm damit zeigen, dass es die Wahrheit war. Gackt konnte nicht glauben, was er gehört hatte. Sein Herz schlug wie wild, ihm versagte der Atem. Es war einfach zu unglaublich um wahr zu sein. Und doch wurde es ihm sofort warm, als würde Hyde ihn mit all seiner Liebe, die er nie erhofft hatte, umarmen. War es vielleicht doch nur ein wundervoller Traum? Seine Umarmung wurde schwächer, nicht weil er sie unterbrechen wollte, sondern weil sich sein ganzer Körper auf dieses Bekenntnis zu konzentrieren schien. Hyde lag an seiner Brust, sein Gesicht gesenkt. Er hatte sich an ihn geklammert wie ein Ertrinkender. Hydes warmer Atem an seiner Haut verursachte ihm eine Gänsehaut, die durch seinen gesamten Körper ging. Es kribbelte ihn überall, nicht nur am Körper, sondern auch in seinem Geist. Sein Verstand schien zu versagen. „Das ist... die Wahrheit!“ fügte Hyde mit zitternder Stimme hinzu. Hatte er Gackts Unsicherheit bemerkt? Dachte er, er würde ihm nicht glauben? Nein, es war einfach nur so plötzlich gekommen. Er liebte ihn. Hyde liebte ihn. Was könnte es für schönere Worte geben? Er war glücklich und verwirrt zugleich. „Haido...“, versuchte Gackt zu sprechen, aber er wurde sofort von Hyde unterbrochen. „Es tut mir Leid, es... tut mir so Leid, Ga-chan! Ich wollte nur...“ Er hielt inne, als er Gackts Finger in seinem Haar spürte. Hyde merkte wie ihm erneut Unsicherheit überkam. Er hatte Angst vor Gackts Reaktion, wenn dieser die ganze Wahrheit erfahren würde. Er würde alles verlieren, Gackt und dessen Freundschaft. Was er ihm und Megumi die ganze Zeit über angetan hatte, war kaum zu verzeihen. Er war jahrelang unentschlossen gewesen, hatte sich seinen Gefühlen gegenüber versperrt und Gackt zu oft nur deswegen von sich gestoßen, ihn mit Füßen getreten und schreckliche Dinge gesagt. Er hatte Probleme aber diese hätte man auch mit Gesprächen lösen können. Viel früher hätte er Gackt einweihen sollen. Beim ersten Mal, als dieser nach seinen Sorgen gefragt hatte. Dann wäre es niemals zu all dem Schmerz gekommen. Niemals hätte er Worte wie ‚Hass’ verwendet. Er schämte sich und deshalb konnte er Gackt nicht in die Augen sehen. Die Finger des Jüngeren glitten über eine Haarsträhne in den Nacken des Kleineren. Trotz seiner Scham durchfuhr diesem ein wohliges Gefühl, wenn er Gackts Finger an seiner Haut spürte. Die streichelnde Hand fuhr zu seinem Kinn hinunter, umspielte es kurz, bevor er es vorsichtig nach oben drückte. Hyde war gezwungen ihn anzusehen. Er brauchte eine Menge Überwindung um seine Augen an den funkelnden seines Gegenübers haften zu lassen. Er wusste nicht, was er darin suchte, aber es überkam ihn sofort das Bedürfnis, sich irgendwie zu rechtfertigen. Gackts tränenverhangene Augen stießen ihm ein Pfahl in sein Herz, der sich dort verkeilte und tiefe Wunden riss. Wie sollte er das alles nur wieder gut machen? Mit einem lächerlichen Liebesgeständnis, welches total unglaubwürdig war? „...ich wollte dir aus dem Weg gehen, dich nie wieder sehen, anders... würde es mir das Herz zerreißen...“ Gackt hörte ihm zu. Er verstand zwar immer noch nicht den Zusammenhang und wieso er ihm aus dem Weg gehen wollte, aber irgendetwas sagte ihm, dass Hyde wohl gute Gründe dafür haben musste. Würde er ihm jetzt die Wahrheit sagen? Würde er mit ihm reden, über seine Probleme sprechen? Über die Probleme, die er scheinbar mit Megumi hatte? „Ich... weiß gar nicht,... warum ich dir das alles erzähle, das... was ich für dich empfinde, es... ist doch eh so aussichtslos. Es tut mir leid... es war dumm von mir! Vergiss einfach... was ich gesagt habe...“ Hyde versuchte sich aus Gackts Armen zu winden. Er wollte schon wieder der Situation entfliehen, doch Gackt hielt ihn zurück, umklammerte seine schmalen Schultern fester. Nun da er ihm endlich seine wahren Gefühle offenbart hatte, wie konnte Hyde da annehmen, dass er ihn jetzt noch irgendwie gehen lassen würde? Niemals. Gackt schüttelte den Kopf, während er Hyde fest an seine Brust drückte. Würde er ihn jetzt gehen lassen, würde alles wieder von Neuem beginnen. Hyde würde angeben, dass er nicht die Wahrheit gesagt hätte. Er würde wieder behaupten, dass er ihn hasste,... sie würden sich wochenlang aus den Weg gehen, bis sie sich zufällig irgendwo auf der Straße trafen. Und dann wieder ausweichende Blicke, die sein Herz zerreißen würden. Nein,... er durfte ihn nicht loslassen. „Bitte... geh jetzt, Ga-chan!“ kam es flüsternd über Hydes Lippen, die an Gackts Brust gebetet waren. „Nein Haido,... ich... kann jetzt nicht gehen...“, antwortete Gackt ebenso flüsternd. Er zog Hyde aus seinen Armen, blickte ihm in die Augen. Seine Hände ließ er über die feuchten Wangen des Älteren gleiten. „Ich kann dich jetzt nicht alleine lassen. Nie wieder werde ich dich verlassen, egal... was passiert.“ Und schon wieder erblickte Hyde Gackts Tränen, die in ihm ein schmerzendes Gefühl berieten. Sie schwiegen, während sie mit ihren Augen sprachen. Plötzlich schien Hyde all seine Furcht und Ängste abgelegt zu haben. Er konnte sich gegen die Überflut seiner Gefühle nicht mehr wehren. Es war, als wurden ihm die Füße zu gehen genommen. Als wäre ihm die Fähigkeit zum Denken genommen. Gackts Worte nahmen ihm die Zweifel und gaben dafür Vertrauen. Seine Gefühle, sie flossen wild durch seinen Körper, als hätte er sie die ganze Zeit über in einem kleinen Teil seines Herzen aufgestaut. Seine Augen glitzerten, sein Herz klopfte, während er sich seinen Gefühlen hingab und den zarten Berührungen in seinem Gesicht. Gebannt blickte Gackt auf Hydes Gestalt, die sich nun endlich nicht mehr gegen ihn wehrte. Es war so wundersam, wie sich Hyde seinen streichelnden Fingern entgegenstreckte und dann seine Augen schloss. Zugleich schien sie eine unbeschreibliche Wärme zu umarmen. Es war ein Augenblick voller Magie, in dessen Strudel sie gemeinsam geraten waren. Gackt empfand es als den schönsten Anblick, nach all dem Schmerz. Sie kamen sich näher, bis sie den Atem des Anderen auf ihren Gesichtern spüren konnten. Beide wussten, dass sie nun nicht mehr zurück konnten. Sie waren gefangen in dieser zärtlichen Umarmung, aus dessen Mächtigkeit sie sich mit eigener Kraft nicht würden entziehen können. Sie ließen es geschehen, denn beide wollten es. Ihre Lippen trafen sich. Gackt seufzte auf, als er den weichen Mund mit seinem bedeckte. Zuckte Hyde deshalb zurück, oder war er doch noch etwas unentschlossen? Gackt war kurz unsicher, aber er ließ sich nicht davon abbringen, Hydes Lippen noch einmal mit seinen zu berühren. Er war unendlich vorsichtig, wollte keinen Fehler machen. Er berührte die empfindliche Haut, küsste sie ohne seinen Mund bedrängend zu öffnen. Es sollte alles wie von selbst geschehen. Wenn sich Hyde offenbarte, dann nicht, weil Gackt ihn dazu drängte, sondern weil er allein es wollte. Langsam begann Gackt mit seiner Zunge über die geschlossenen Lippen zu fahren. Er liebte den Geschmack seines Mundes, der so süß war, dass es ihn wahnsinnig machte. Er musste schon wieder seufzen, obwohl er eisern versucht hatte, es zu unterdrücken. Hyde klammerte sich plötzlich an Gackts Schultern, als hätte dieser Laut ihm darum gebeten, bevor er seinen Mund leicht öffnete und Gackts Lippen zwischen seine ließ. Als Gackt zärtlich seine Zähne in die Lippen des Älteren vergrub, krallte Hyde seine Finger in die Schultern des Jüngeren. Ein wohliges Gefühl durchfuhr ihn bei jeder noch so zaghaften Berührung ihrer Lippen. Hyde erwiderte den Kuss, genoss ihn mit jeder Faser seines Körpers und dies ließ er Gackt spüren, indem er sich haltsuchend stärker an ihn klammerte. Wie lange hatte er auf diesen Kuss gewartet, dieser eine Kuss, der ihre gemeinsame Liebe beschwor, der keine Zweifel mehr zurückließ? Seit er erkannt hatte, dass er Gackt liebte, hatte er sich diese Art Berührung gewünscht, ohne das schlechte Gewissen etwas Unrechtes zutun. Er konnte sich endlich gehen lassen und jede Sekunde genießen. Seine Schuldgefühle, die ihm die ganze Zeit über den Blick für das Wesentliche genommen hatten, waren in diesem Augenblick wie weggeblasen, sie existierten einfach nicht. Das Einzige, was da war, war der Mensch, den er über alles liebte. Was gab es Wichtigeres, als diese Liebe zu erwidern? „Ich liebe dich“, flüsterte Hyde noch einmal gegen die Lippen des Jüngeren, die er sogleich wieder mit unzähligen gehauchten Küssen bedeckte. Am liebsten hätte er es ihm 100 Mal gesagt. So oft wie er ihn die letzten Monate abgelehnt hatte, so oft sollte er es hören. Seine Ohren sollten nichts anderes mehr wahrnehmen, seine Lippen keinen anderen Mund mehr küssen. Auch wenn gerade er nicht das Recht dazu hatte, wollte er, dass Gackt ihm ganz allein gehörte. Alles an ihm sollte ihm gehören. Er wollte seine Liebe, genauso wie auch diesen Körper. Er wollte ihn spüren - überall. Er wollte ihm zeigen, wie groß seine Liebe zu ihm war. Doch etwas in ihm ließ diesen Gedanken in weite Ferne rücken. Er konnte es nicht, nicht hier, nicht mit dem Gedanken, dass Gackt die Wahrheit nicht kannte. Zuerst musste er es erfahren, all seine Ängste, der Grund für ihre verschwendete Zeit. Gackt die Liebe zu schwören, ihn wirklich zu lieben, ohne dass dieser ihn richtig kannte, war für Hyde ausgeschlossen. Es sollte nichts mehr zwischen ihnen exstieren, keine Geheimnisse, keine Lügen. Seufzend vertiefte Hyde den zarten Kuss. Er suchte mit seiner Zunge nach der Gackts und stöhnte, als sie sich trafen und ineinander verschlangen. Warme Blitze durchfuhren seinen Körper. Er empfand die Intensität ihres Kusses als wundersam tiefgründig und unglaublich rein, wie er es noch nie zuvor gespürt hatte. War es das, was man wahre Liebe nannte? War dieses starke Gefühl in ihm, das wie Lava sein Blut zum brennen brachte, jenes unzerstörbare Band, was sie zusammenhielt? Gackts Lippen brachten seine zum zittern, sein Herz schien sich diesem anzuschließen. Es schlug, als würde auch dieses geküsst werden, so tief, dass es nach mehr hungerte. Aber er musste Stärke beweisen und sich diesem Gefühl entziehen. Hyde unterbrach den Kuss, auch wenn er es nur ungern tat. Er löste seine Lippen von denen Gackts und fuhr sich mit den Fingern über seinen Mund, als wolle er auch mit den Händen fühlen, was seine Lippen gespürt hatten. Gackt sah ihn fragend ins Gesicht und wollte sich ihm wieder nähern. Hyde jedoch drückte ihn von sich. „Hör auf“, murmelte Hyde, während er den Blickkontakt aufnahm. Seine Augen waren wohl etwas zu hart gewesen, denn Gackt schien erschrocken. Hyde schüttelte trotzdem den Kopf. „Wenn wir jetzt nicht aufhören, dann habe ich keine Gelegenheit dir die Wahrheit zu sagen.“ Die Wahrheit? Was für eine Wahrheit? Verwirrt blickte Gackt in die braunen Augen, die ihm durch die Dunkelheit, die sie umfing, schwarz entgegenleuchteten. Gackt wagte es nicht danach zu fragen. Er hatte Angst, Hyde würde ihn wieder von sich stoßen und ihm erneut negative Gefühle entgegenbringen. Hatte er etwas Falsches getan? Warum wollte Hyde nicht mehr von ihm berührt werden? War ihr Kuss eine Einbildung, ein Traum? Hatte es diese Art Szene nicht schon zu oft gegeben? Schon wieder? Warum schon wieder? Hatte Hyde nicht gesagt, er würde ihn lieben? Warum dann diese plötzliche Abfuhr? Ein ungutes Gefühl machte sich in seinen Inneren breit, als Hyde sich aus seinen Armen zog und aufstand. Ohne dem Jüngeren in die Augen zu sehen, trat Hyde die wenigen Schritte zur Tür und sprach mit gebrochener Stimme. „A-am besten...“ Er musste tief durchatmen, um wieder zu Sinnen zu kommen. Die Hitze die ihn durchströmt hatte, war noch nicht abgekühlt und trotzdem wollte er sofort wieder rational und vernünftig denken. „Geh lieber“, murmelte Hyde, während er ungeschickt nach der Türklinge griff und die Tür hastig aufzog. Für Gackt musste es fast so aussehen, als wolle Hyde den Jüngeren schnellstmöglich loswerden, als bereue er was gerade geschehen war. Aber so war es nicht. Im Gegenteil. Er hatte jede Sekunde genossen und wünschte sich sehnlichst dort weiterzumachen, wo er unterbrochen hatte. Er hätte Gackt sagen sollen, wieso er es tat, wieso es klüger war. Aber er war einfach zu aufgeregt, um eine vernünftige Erklärung zu liefern. Auf einmal hatte er ihm seine Liebe gestanden. Eigentlich wollte er es nie soweit kommen lassen und nun war es einfach so geschehen. Er konnte es nicht mehr leugnen, Gackt würde ihm seine Lügen niemals mehr glauben. Es war ja nicht so, das er in all dem Gefühlstaumel seine Schuld gegenüber Megumi vollkommen vergessen hatte. Er dachte auch jetzt noch daran, selbst jetzt wo doch sein Bedürfnis, Gackt nahe zu sein, ihn zu spüren, im Moment alles überschattete. Er musste in Ruhe nachdenken, einen kühlen und klaren Kopf bewahren, bevor etwas passierte, was nicht so schnell rückgängig gemacht werden konnte. „Aber...“, stotterte Gackt, bevor auch er sich erhob und neben Hyde trat. Er fasste nach seiner Schulter, blickte ihn an und versuchte zu verstehen, was in Hyde vor sich ging. „Ich muss allein sein..., bitte.“ Hyde blickte in Gackts blaue Augen, die verbunden mit dem Mondlicht eine unglaublich geheimnisvolle Aura in sich trugen. Er versuchte mit einem zaghaften Lächeln Gackt seine Unruhe zu nehmen, die er deutlich durch seine zitternden Finger spüren konnte. Gackt war verwirrt und trotzdem wollte er krampfhaft versuchen ihm zu vertrauen. Sein Lächeln und auch seine Augen, in denen noch immer Liebe lag, wollte er in Erinnerung bewahren, so lange, bis sie sich das nächste Mal sahen und einiges endlich klarer werden sollte. Gackt nickte, auch wenn sich alles in ihm dagegen sträubte, nachdem er seine Hand durch das braune Haar des Kleineren hatte fahren lassen. Die Weichheit dieser Strähnen entfachte eine unglaubliche Sehnsucht, die er jetzt schon kaum ertrug. Wehmutig trat er über die Schwelle der Wohnung, während er seine Augen nicht vom Älteren ließ. Dann sah Hyde zu Boden und schloss die Tür. Kühle umfing den Solokünstler, obwohl er wusste, dass Hyde ihm sein glühendes Herz geschenkt hatte. Es klopfte in seinem, stark und lebendig. Er wusste, Hydes Liebesgeständnis war echt, weil er es spürte. Noch nie hatte er sich bei einer Sache so sicher gewähnt, wie in dieser. Er war glücklich und doch fehlte ihm etwas. Alles war so plötzlich gekommen und viel zu schnell vorbei gewesen. Sein Herz spürte Verwirrung, Liebe und gleichzeitig auch eine gewisse Art Leere, die er sich nicht erklären konnte. Hyde hatte ihm zwar seine Gefühle gebeichtet, aber trotzdem glaubte er nicht ihn verstehen zu können. Er kannte noch immer nicht seine Ängste, er wusste nicht was genau in seinem Kopf vor sich ging, wieso er sich immer und immer wieder so abwehrend verhielt und dann doch wieder seine Nähe suchte. Sollte er nicht neben seinen Gefühlen, auch über Dinge wie diese bescheid wissen? Musste er einfach nur Vertrauen und Geduld zeigen, um auch den Rest gewinnen zu können? Er hoffte es, denn wenn es das war, dann war er gewillt es zu versuchen. Gackt lächelte verhalten, als er daran dachte wie Hyde sich mit den Fingern über die Lippen strich. Diese unschuldige Berührung seiner eigenen Lippen hatte in ihm ein Feuersturm ausgelöst. Sein unschuldiger Engel, der so sündig war, dass man der Versuchung einfach nicht wiederstehen kann, nein nicht einmal darf. Was war das nur für ein wundersamer Moment, als sie sich berührten, als sie sich schmeckten und erkannten, dass der jeweils andere sein einziges Gegenstück war? Gab es so etwas Absurdes wie ein Schicksal? Gackt nickte, während er langsam zum Auto trat. Wenn es so etwas gab, dann war er wohl der glücklichste Mensch. Er war glücklich, weil er die Liebe des schönsten Engels innehatte. * Es verging ein langer Tag, dann noch einer, ewige Stunden, die Gackts Nerven zu zerreißen schienen. Hyde hatte sich nicht mehr gemeldet, weder auf seine E-Mails noch auf seine SMS geantwortet. Sollte alles wieder von vorne beginnen? Schon wieder sorgenvolle Tage, die ihm den letzten Nerv raubten? Hatte er sich doch tatsächlich geirrt und Hyde allein gelassen, obwohl er es vielleicht gar nicht wollte? Hätte er hartnäckig bleiben müssen und einfach nach Megumi und den Grund für ihre Trennung fragen sollen? Aber dann wäre er es wieder gewesen, der den Älteren bedrängt hätte, und genau das wollte er auf keinen Fall mehr. Aber was hatte er schon mit seinen letzten Besuch ausgerichtet? Nur noch mehr Verwirrung, die ihm kaum schlafen ließ. Seine Augen brannten. Er hatte wirklich kaum geschlafen. Zwei Nächte hatte er über Hydes Verhalten gegrübelt. Einerseits durchfuhr ihn ein unbeschreibliches Glücksgefühl, wenn er daran dachte wie Hyde ihm mit Worten die Liebe erwidert hatte, und dann wieder diese Ungewissheit. Und doch konnte er sich nicht recht dazu durchringen, den Älteren erneut aufzusuchen. Er hatte sich vorgenommen ihm Zeit zu geben, soviel wie er wollte und benötigte. Er wollte Hyde vertrauen, aber da ahnte er noch nicht wie schwer ihm genau das fallen würde. Müde erhob sich Gackt aus dem Bett, in dem er stundenlang nur grübelnd gelegen hatte, ohne zu einem Ergebnis gekommen zu sein. Es wäre soviel einfacher, würde er endlich wissen, was Hyde beschäftigte und auch Angst machte. Dann würde er ihn verstehen können. War es das, was Tetsu mit ‚Wahrheit’ gemeint hatte? Stirnrunzelnd strich Gackt sich eine Strähne aus dem Gesicht, während er sich skeptisch im Spiegel betrachtete. Wollte Hyde ihm wirklich über seine Probleme aufklären? Konnte das sein? Hatte er auch endlich Hydes Vertrauen gewonnen? Gackt seufzte verhalten. Wie auch immer, Hyde hatte sich zwei Tage lang nicht gemeldet. Wenn er ihm wirklich vertrauen würde, dann wäre er doch schon längst hier aufgetaucht. Gackt schüttelte enttäuscht den Kopf, während er ins Badezimmer trat und sich an das Waschbecken stellte. Er wollte nach seiner Zahnbürste greifen, als es plötzlich an der Tür klingelte. Der Solosänger schleppte sich zur Haustür, öffnete sie und blickte in das grinsende Gesicht des Postmannes. Die Post? So früh? Nein, es war eigentlich schon recht spät, nur er war heute etwas länger im Bett geblieben als sonst und das, obwohl er gar nicht schlafen konnte. Der Mann, mit den etwas zu langen Haaren, streckte Gackt einen braunen Umschlag entgegen. Gackt nahm diesen in seine Hände und betrachtete ihn skeptisch. „Schönen Tag noch“, verabschiedete sich der kleine Mann, bevor er auf dem Absatz kehrt machte und verschwand. Gackt jedoch schenkte ihm schon gar keine Beachtung mehr. Seine müden Augen weiteten sich, als er den Namen des Senders las. „... von Hyde“, murmelte Gackt überrascht und riss sofort den Umschlag auf, zog ein kleines Buch und einen Zettel heraus. Sein Herz klopfte, als er die wenigen Worte auf dem Stück Papier las. ‚Entschuldige,...ich wollte dir alles persönlich sagen, aber ich konnte es nicht. Hyde.’ Verwirrt zog Gackt den Zettel beiseite und betrachtete das schwarze Buch, welches beim bloßen Anblick Erinnerungen in ihm weckte. Es war Hydes Tagebuch. Er erkannte es, kein Zweifel. Es war jenes Buch, in das Hyde Abend für Abend all seine Gedanken und Gefühle hineingeschrieben hatte. Seine Ängste und Befürchtungen, alles stand auf diesen Seiten. Er musste es nur aufschlagen und lesen. Gackt fuhr sich stirnrunzelnd über die Stirn. Hyde hatte ihm sein Tagebuch gegeben. Einen größeren Vertrauensbeweis konnte er nicht erwarten. Im Grunde war es mehr, als er sich gewünscht hatte. Trotzdem hatte er nie verlangt, dass Hyde sich derart intim öffnete. Aber der Ältere schien sich damit wohler zu fühlen. Konnte er dieses Angebot annehmen? Langsam, schlug Gackt das Buch auf. Er las das Datum des ersten Eintrages. ‚XXXX.06.30’ Mit seinem Fingern strich er andächtig über die geschrieben Worte, die ihm so heilig schienen. Mit schwarzer Tinte waren Worte geschrieben, die sein Innerstes offenbarten. Er konnte nicht leugnen, dass ihm der Gedanke, mehr über Hyde zu erfahren, nervös machte. Ihm zitterten die Knie, während er sich in einen Sessel im Wohnzimmer sinken ließ. Er begann zu lesen... *~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Vielleicht haben es einige schon geahnt oder es gemerkt, der Prolog unserer FF kam nun endlich zum Einsatz. ^__^ Wir hoffen es hat euch wieder gefallen und schreibt auch dieses Mal fleißig Kommis. ^_^ Wir bedanken uns jetzt schon mal. *knuffsi* Also dann! Wir haben euch lieb und bis zum nächsten Mal^^ Eure Tenshis Kapitel 10: ごめんなさい ~Gomen nasai~ -------------------------------- Kapitel 10: ごめんなさい ~Gomen nasai~ Serie: Gackt // Hyde Disclaimer: Die beiden Hübschen gehören immer noch sich selbst und das Gleiche gilt für sonstiger Personen, die in der FF auftreten. Autoren: Tenshis Kommentar: So... es geht mal wieder weiter. Wieder ein sehr langes Kapitel. Irgendwie scheinen sie immer länger zu werden. *drop* Vielleicht deshalb, weil wir so sehr an dieser Story hängen. Wenn schon so wenig Kapitel noch, dann eben lange. ^__________^ Dann viel Spaß ... wenn ihr so viel Zeit damit verbringt. *~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ XXXX年10月04日 Tetsu weiß es. Ich hab ihm alles gesagt. Ich fühle mich befreiter, wenn auch nicht unbedingt besser. Es war nur ein kurzer Augenblick, in dem ich dachte, ich wäre nicht allein, ich hätte jemanden, der mir hilft. Tetsu gibt sich Mühe. Ich merke was für große Sorgen ich ihm bereite. Es tut mir so leid. Aber ist es denn wahr? Sieht man es mir an, dass ich Gackt liebe? Wenn es Tetsu schon irgendwie geahnt hat, wäre es dann auch möglich, dass es andere Menschen um mich herum auch gesehen haben? Vielleicht auch Megumi? Deswegen das Theater mit der Kette? Sieht sie es in meinen Augen, dass ich einen anderen Menschen liebe? Morgen werde ich Gackt sehen. Ein Treffen mit ihm im Zoo, das dumme Ergebnis eines unüberlegten Telefonats. Ich weiß, dass es Tetsu nur gut gemeint hat, aber manchmal glaube ich ernsthaft, dass er mich in die falsche Richtung lenkt. Hyde XXXX年10月05日 Es war ein angespanntes Treffen. Mir war es unangenehm ihn ins Gesicht zu sehen, auch wenn ich mir eigentlich vorgenommen hatte ihn als eine Art Geschäftspartner zu sehen und weniger als ein Freund. Ich wusste nicht was ich sagen sollte und hatte auch das Gefühl, dass es Gackt nicht anders ging. Er war so distanziert, hat mich kaum angesehen. Ich war eifersüchtig. Ich muss zugeben, ich war überrascht darüber wie Gackt dachte. Er will keinen Abstand zwischen uns und trotzdem entfernt er sich von mir, weil er die selbe Angst hat wie ich. Aber warum dann diese Frage? ’Würdest du mehr Zeit mit mir verbringen?’ Ich wusste nicht was ich darauf antworten sollte. Ich war überrascht, auch darüber, dass ich mir dasselbe wünschte. Aber wie sollten wir das realisieren, ohne dass es eskalierte? Ich habe ’ja’ gesagt und wenige Sekunden später habe ich ihn unüberlegt verletzt. So wird es weitergehen, immer und immer wieder, wenn er nicht aufhört sich an mich zu klammern und mir ständig zu sagen, dass er mich liebt. Unser Treffen hat mich noch unschlüssiger gemacht. Hyde XXXX年10月17日 Wir treffen uns jetzt wieder viel öfter. Ich weiß, das hört sich aus meiner Sicht ziemlich verrückt an, aber ich finde es OK. Wir gehen in Bars, reden,... aber meist nur über die Arbeit. Wir treffen uns mit gemeinsamen Freunden. Es ist extrem oberflächlich, aber genauso sollte es uns reichen. Das sollte ihm reichen. Wir haben eine Abmachung. Solange er mich in Ruhe lässt, werde ich mich mit ihm treffen. So sieht es im Moment aus. So wollte ich es. Und doch fühle ich mich einsam. Ich weiß, ich habe Gackt darum gebeten, aber seine Distanziertheit ist es, was mich tief verletzt. Ich weiß, ich rede dummes Zeug. Immer und immer wieder. Ich will das, ich will jenes und in Wirklichkeit will ich doch eigentlich nur seine Liebe. Hyde XXXX年11月11日 Ich fühle mich als wäre ich inmitten eines ’Déjà vu’ gefangen. Es kommt mir so bekannt vor, alles um mich herum, alles was geschieht, was ich sehe, nur mein Verhalten ist anders. Nicht nur meins, sondern auch Gackts. Wie oft waren wir schon hier? Ich denke es waren mehrere Male in jedem Jahr. Wir kommen hierher, um zusammen Snowboard zu fahren. Gackt vor allem, um sich darin zu verbessern. Und ich, weil es mich einfach glücklich macht mit ihm zusammen zu sein. Früher habe ich das nicht so gesehen. Ja, früher habe ich mich viel eher gegen ein solches Geständnis gewehrt, obwohl es mir doch eigentlich klar sein musste. Ich war so dumm. Genauso wie ich es heute immer noch bin. Jetzt sitz ich hier in meinem Zimmer und schreibe schon wieder sinnloses Zeug, dabei war es früher immer so, dass wir bis in die Nacht vor dem Kamin saßen und redeten. Jetzt aber versteck ich mich als hätte ich was Unrechtes getan. Dabei,... dabei wünsche ich mir doch nur gedankenlos zu sein und so zu handeln wie es mein Herz mir sagt. Ich sitze in der Zwickmühle. Ich bin einsam... Ich fühle mich allein und ungehört. Und das nur, weil der Mensch, den ich liebe, nicht der Mensch ist, den ich heiraten werde. Ich habe so oft versucht Gackt irgendwie aus meinen Gedanken zu streichen, ihn zu vergessen, aber ich habe längst bemerkt, dass mir das nie möglich sein wird. Zu sehr sehne ich mich nach ihm. Wie sehr würde ich noch einmal seine Hände durch mein Haar streicheln fühlen. Doch egal wie stark meine Sehnsucht nach ihm ist, es hat doch keinen Sinn. Es muss so weitergehen, ich muss versuchen es zu vergessen und mich der Realität stellen. Zu sehr würde ich es ihm einfach sagen wollen,... einfach die Grenzen überschreiten,... ihm einfach sagen, dass ich glücklich über seine Liebe bin, dass ich dasselbe auch... für ihn empfinde..... ... XXXX年11月12日 Du siehst doch, dass es nicht funktioniert. Warum nur kannst du mich nicht hassen? Ich habe dir so viele Gründe gegeben, aber du nimmst sie nicht an. Was soll ich denn noch tun? Nicht einmal Mitleid schreckt dich ab. Nicht einmal das. Aber es war kein Mitleid. Ich habe dich geküsst, weil ich so sehr nach deinen Mund und dessen Berührungen gehungert hatte. Ich wollte ihn wieder spüren und den Geschmack deiner Lippen in meinen Erinnerungen erneuern. Das war mal wieder so selbstsüchtig, dass ich nicht darauf geachtet hatte, wie ich dies erklären sollte. Aber... aber du hast mir selbst die Antwort in den Mund gelegt. Mitleid. Wieso verletzt es dich nicht so sehr, dass du mich hassen kannst? Was soll ich tun? Willst du, dass ich dich hasse? Hörst du dann auf mich zu lieben? Hyde XXXX年11月13日 Es ist schön hier, ruhig, entspannend als wäre dieser Ort das einzig Stille auf dieser Erde. Megumi scheint glücklich zu sein, aber trotzdem bemerke ich immer wieder ihre Verzweiflung. Wenn sie sich in meine Arme drückt und meine Hand hält, wenn sie Menschen die mich ansprechen, skeptisch betrachtet. Selbst meinen Fans gegenüber ist sie härter geworden. Trotzdem kann sie in mein Gesicht lächeln und meine Hand küssen. Wir sehen aus wie ein frisch verliebtes Paar, das einen kleinen Ausflug in die Natur macht. Es ist friedlich, aber warum spüre ich diesen Frieden als wäre es der letzte ruhige Tag vor dem Sturm? Ich selbst habe ihr diesen Tag geschenkt, um mein schlechtes Gewissen zu beruhigen. Aber in Wirklichkeit wächst es weiter ins Unermessliche. Immer wenn ich sie küsse, wenn ich sie streichle, muss ich an Gackt denken. Eigentlich hätten wir uns heute treffen müssen. Im Studio. Wir hätten mit dem Text arbeiten müssen, aber stattdessen bin ich regelrecht mit Megumi geflohen. Wir werden sehr bald heiraten. Wir sind ein Paar. Und heute wollte ich auch wirklich wieder ihr Mann sein, auch wenn es meinen wahren Gefühlen nicht entspricht. Ich werde alles tun, was sie von mir, ihrem Verlobten, verlangt. Ich bin es nun mal. Würde ich davor wegrennen wollen, hätte ich bei Gackt bleiben müssen. Aber ich habe mich nun mal für sie entschieden, also muss ich auch so tun als würde ich sie lieben. Es tut weh... Ich weiß auch nicht, aber wenn ich daran denke diesen Tag mit Zärtlichkeiten zu beenden, sie wirklich glücklich zu machen, fühle ich mich elender als je zuvor. Es tut mir leid,... es tut mir so leid. Ich betrüge meine Gefühle. Hyde XXXX年11月15日 Warum gibt es Menschen, die glauben, dass ihr Tod die beste Lösung für ihre Probleme sei? Warum flüchten sie davor und verstecken sich hinter diesem Gedanken? Ich verstehe es nicht. Wie kann ich sie davon abringen? Was soll ich tun, damit sie ihre Drohung nicht wahr macht? Hyde XXXX年11月17日 Ich hasse dich nicht. Glaube mir. Ich liebe dich. Ich liebe dich über alles. Ich hasse dich nicht. Ich hasse dich nicht. Es tut mir leid, dass ich dich so sehr belogen habe. Egal was du mir heute gesagt hast, egal was du heute getan hast, ich hasse dich nicht. Aber dafür, was ich getan habe, dafür solltest du mich hassen..... Hyde XXXX年11月21日 Vier elend lange Tage sitze ich nun in dieser kahlen Wohnung. Sie mir irgendwie wohnlich einzurichten wage ich nicht, denn das wäre das letzte Bekenntnis, dass ich alles falsch gemacht habe. Nun bin ich tatsächlich einsam. Aber kein Wunder, ich will ja niemanden sehen. Ich will ja nicht, dass jemand mit mir Mitleid hat. Selbst Tetsu wage ich nicht in die Augen zu sehen. Täglich steht er vor meiner Tür und fleht mich an sie zu öffnen. Wenn ich es irgendwie dann wirklich mal getan habe, schließe ich sie sofort, weil mir sein mitleidiger Blick einfach zuviel ist. Ich möchte wissen wie es Megumi geht. Tatsächlich habe ich mich in den ersten Tagen dazu durchgerungen an ihrer Tür zu klingeln. Aber... aber sie war nie da. Ich hoffe, sie hat nichts Dummes getan. Das hoffe ich wirklich sehr. Niemals würde ich mir so was verzeihen können. Hyde *~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ 29. November XXXX Seine abwesenden Augen zogen sich von den geschriebenen Worten. In tiefen Gedanken versunken fasste er sich an die Stirn, während er versuchte die Gefühle, die ihn durchströmten, in den Griff zu bekommen. Seine Finger strichen über das weiße Blatt, auf dem nur zwei Sätze standen. ~Manche Fesseln sind nicht aus Gold oder Eisen gemacht. Manche Fesseln sind unsichtbar und doch binden sie das Herz ganz fest.~ Hydes Worte drangen mitten in sein Herz. Er verstand sofort was der Ältere damit ausdrücken wollte und doch war es ein ungeahntes Gefühl das ihn beherrschte. Die Fesseln, die Hyde meinte und die sie beide aneinander banden, waren stärker als jedes Hindernis, das sie bisher überwinden mussten. Und doch waren sie zart, kaum spürbar. Noch nie zuvor hatte ihn die Bindung an einem Menschen derartig überwältigt. Hydes Tagebuch in seinen Händen, sein Vertrauen, welches er ihm damit übermittelt hatte, war ihm wie eine Art Band, das ihm den Weg zu seinen Besitzer wies. Und er folgte diesem Weg, mit jedem Wort, welches er las, mit jeder Seite, die er umblätterte. Zugegeben, es hatte ihn schockiert wie gut Hyde all die Monate seine Probleme mit Megumi in sich hineinfressen konnte. Wie er sie zwar als ernst einstufte, aber trotzdem kaum Hilfe suchte. Und wenn er sie bekam, einfach nicht annehmen wollte. Gackt verstand, weshalb er ihm gegenüber so abweisend und auch manchmal kühl gewesen war. Er hatte durchaus Verständnis dafür, dass er niemanden in seine Sorgen hineinziehen wollte, doch trotzdem hätte er sich gewünscht, Hyde hätte auch nur einmal den Ansatz getan, ihn um Hilfe zu bitten. „Ich hätte dich doch niemals für irgendetwas verurteilt oder dir die Schuld gegeben“, flüsterte Gackt, während er fassungslos den Kopf schüttelte. Auch Megumis ungehörte Schreie nach Liebe gingen nicht unberührt an ihm vorbei. Auch wenn er stets auf sie eifersüchtig war und sich nichts sehnlicher wünschte, als dass sie Hyde verlassen würde, empfand er tiefes Mitleid für ihre Situation. Denn er wusste nur zu gut wie schmerzlich eine unerwiderte Liebe war. Es fühlte sich an wie kaltes Feuer, das sich durch den Körper fraß und nach und nach alles zu töten schien. Gackt wusste, er war schuld an ihrem Unglück. Er war schuld, dass sie erneut an Selbstmord dachte, und letztendlich war auch er derjenige, der Hyde in diese Art Sorgen gebracht hatte. Hätte er ihm nie die Liebe gestanden, wäre es niemals zu all dem gekommen. Dies hatte er nun erkannt, auch wenn es die Art Gedanken waren, die er in seinen Inneren abzublocken versuchte. Er war auch nur ein normaler Mensch, der Gefühle für einen Menschen hatte und diese mit der jeweiligen Person teilen wollte. Er wollte nichts zerstören und doch lag ihm viel daran, dass seine Liebe erwidert wurde. Dafür konnte er sich nicht für schuldig erklären. Es war einfach pures Unglück, welches sich zwischen sie gedrängt hatte. Angestrengt kniff Gackt die Augen zusammen. Er hatte die ganze Zeit über gelesen, jeden Eintrag, einige sogar mehrmals. Vor allem die, in denen Hyde über seine wachsenden Gefühle zu ihm sprach, wenn er schrieb, dass ihm diese Liebe bewusst war, sie jedoch aufgrund seiner Zerrissenheit verheimlichen musste. Dann musste Gackt sein pochendes Herz beruhigen. Alles zu verstehen und sie vergangenen Momenten einzuordnen, hatte ihn angestrengt. In seinen Kopf schwirrten Teile von Gedanken, Bilder und Emotionen herum. Wie ein Puzzle fügten sich diese langsam zusammen und ergaben für ihn ein klares Bild. Er liebte Hyde und dieser liebte ihn, etwas anderes zählte nicht, egal wie viel Schmerz er empfunden hatte, egal wie oft Hyde ihn abgewiesen und verletzt hatte. Allein der Gedanke, dass Hyde ihn immer geliebt hatte, machten solche Dinge ungeschehen. Es war ihm egal, nur das Vertrauen und das Gefühl von den Älteren geliebt zu werden war ihm wichtig, dafür hatte er die letzten Jahre gelebt. In diesem Moment war er einer der glücklichsten Menschen. Endlich wusste er, was Hyde beschäftigte, wie er fühlte und dachte. Endlich hatte er das Gefühl ihn zu verstehen und seine Worte und Taten interpretieren zu können. Jetzt konnte er den Älteren helfen, ihm die Hand reichen und auf einen besseren Weg führen. Und das würde er, das schwor er sich. Gackt las noch einmal die wenigen Zeilen, bevor er langsam weiter blätterte. Er würde nicht aufhören in diesem Buch zu blättern, bis er nicht jedes einzelne Wort gelesen hatte. Er verschlang die Buchstaben, als wären sie ein Gebet. Er fühlte sich freier und zugleich unheimlich erleichtert. Erleichtert darüber, dass Hyde ihm die Möglichkeit gegeben hatte, ihn besser als jeder andere Mensch verstehen zu können. Gackt las das Datum des letzten Eintrages. ’XXXX年11月27日’... vor zwei Tagen. Danach zwei Worte. An Gackt Der folgende Eintrag war also direkt an ihn gerichtet. Sein Herz schlug ihm gegen die Brust. Noch nie zuvor hatte er einen Brief von Hyde bekommen, noch nie hatte er geschriebene Worte, die direkt an ihn gerichtete waren, von dem Kleineren lesen dürfen. Es schien ihm so intim, dass er augenblicklich rasend nervös wurde. Aber er riss sich zusammen und begann auch diese letzten Worte zu lesen. Ich weiß, du bist verwirrt. Sicherlich fragst du dich, wieso ich dir mein Tagebuch geschickt habe. Du kannst dir doch gut vorstellen, dass dieser Akt nicht einfach für mich war, aber im Moment sehe ich es als die beste aller Möglichkeiten dir zu sagen, was du die ganze Zeit wissen wolltest. Nun weißt du alles. Ich bin froh darüber. Als du letzte Nacht vor meiner Tür standest, so wortlos, und ich deine Verzweiflung in deinem Gesicht sehen konnte, da hatte ich Angst. Ich wusste, du würdest irgendwann auftauchen und mich fragen: Wieso. Ich war darauf vorbereitet, aber als es dann tatsächlich soweit war, wusste ich trotzdem nicht was ich sagen sollte. Ich wartete darauf, dass du mir etwas sagtest, aber du warst stumm. Ich war nervös. Als du immer noch da warst, als ich dachte du wärst gegangen, spürte ich wie sich all meine Emotionen und Gefühle zu dir aufstauten und plötzlich ausbrachen. Ich konnte mich selbst nicht daran hindern, dir meine Liebe zu gestehen. Es war, als hättest du, ohne überhaupt etwas zu tun, mein Herz geöffnet und darum gebeten die Wahrheit zu sagen. Dass ich dich hasse, war nie wahr gewesen. Ich habe gelogen und es als Entschuldigung benutzt mich freier zu fühlen, aber in Wirklichkeit hat es mich zu einem noch einsameren Gefangenen gemacht. Ich habe dich nie gehasst, niemals. Nicht einmal, als ich noch Angst hatte mit dir zusammen zu sein, als ich dich für tollpatschig und nervig hielt. Ich denke, ich dachte dies, um meine Gefühle, die anscheinend schon viel länger in mir schlummerten, zu unterdrücken, deswegen habe ich es als schrecklich abgetan mit dir in den Urlaub zu fliegen, aber in Wirklichkeit hatte ich von der ersten Sekunde unseres Kennenlernens bis zum heutigen Tag jeden auch nur kurzen Moment mit dir genossen. Ich habe es nur nie zugegeben. Nicht einmal mir selbst. Dass ich dich liebe, merkte ich zum ersten Mal, als wir uns in Paris küssten. Ich dachte niemals, dass ein Kuss so wundervoll und zärtlich sein kann. Trotzdem war ich noch unsicher, ob das, was ich fühlte, wirklich Liebe war. Ich habe versucht es irgendwie anders zu erklären, obwohl mir mit jedem Tag, der danach folgte, immer klarer wurde, dass ich diese Gefühle niemals abtöten könnte. In den letzten Monaten war ich so einsam wie ich es in meinen ganzen bisherigen Leben noch nie war, weil ich merkte, dass ein wichtiger Teil meines Seins nicht an meiner Seite sein durfte. Und schlimmer wurde diese Einsamkeit, als ich dich absichtlich immer und immer wieder von mir stieß und dir letztendlich schreckliche Worte sagte. Es tut mir so leid. Ich weiß, so etwas kann man kaum verzeihen. All die Schmerzen, die ich dir zugefügt habe, waren so sinnlos. Ich hatte doch von Anfang an gewusst, dass du es nicht beruhen lassen würdest, aber dass du mich trotzdem noch lieben würdest, hielt ich für völlig unmöglich. Warum? Warum liebst du mich? Wie kann man einen Menschen wie mich lieben? Du warst die ganze Zeit über immer ehrlich zu mir, und ich... ich habe dir jeden Tag aufs Neue dümmere Lügen aufgetischt. Ich wollte dir meine Probleme nicht anvertrauen, wollte nicht mit dir reden. Aber ich habe dir in Wirklichkeit immer... immer vertraut. Als ich dich gestern darum gebeten habe zu gehen, dann nicht weil ich unsicher war, sondern weil ich dir all dies erklären wollte. Ich ertrug es nicht von deinen Augen gesehen zu werden, von dir berührt zu werden, wenn du das alles nicht wusstest. Es war mir wichtig, dass du mich mit all meinen dunklen Schatten und Fehlern kennst. Weil ich möchte, dass du dann noch einmal entscheidest, ob du mich noch liebst, ob du mich dann noch küssen möchtest und ob deine Finger dann noch meine Haut berühren wollen. Ich wäre nicht verwundert, wenn es nicht so wäre, auch wenn dies mein größtes Unglück wäre. Dir die Wahrheit zu offenbaren, war mir die größte Überwindung. Du musst das nicht anerkennen, trotzdem hoffe ich, dass du wenigstens darüber nachdenkst. All das wollte ich dir persönlich sagen. Ich wollte zu dir kommen, an deiner Tür klopfen und es dir sagen, aber das ich dann doch kein einziges Wort über meine Lippen bringen würde und du es dann als Missvertauen interpretieren würdest, war mir zu riskant. Ich will, dass du mir glaubst. Ich liebe dich,... das war nie gelogen. Die Sorgen, die ich mir um Megumi mache, sind nicht geringer geworden. Ich erreiche sie nicht. Ich weiß nicht einmal, ob sie noch mal mit mir reden möchte. Ich weiß nicht, ob es ihr gut geht oder schlecht. Es ist meine Schuld, dass das passiert ist. Ich mache mir schreckliche Vorwürfe und weiß nicht wie ich diese in den Griff kriegen kann. Ich wünschte mir, dass ich das alles regeln könnte, noch bevor ich dich das nächste Mal sehe. Dann werde ich dich nicht mehr abweisen, weil ich dann einfach nur bei dir sein möchte, so als hätte ich keinen anderen Ort, an den ich gehen könnte. Ich weiß, dass dieser Wunsch egoistisch ist, trotzdem möchte ich ihn wahrmachen,... das heißt, falls du mir verzeihst. Dein Glück war mir immer wichtiger als alles andere. In dem Glauben das Richtige zu tun, habe ich dir aber tiefe Wunden zugefügt. Ich dachte, es würde dir irgendwann besser gehen als mir, wenn wir einfach keinen Kontakt mehr haben würden. Aber ich weiß jetzt, dass ich mich geirrt habe. Wenn du mir verzeihst, und wenn du mich trotz alledem immer noch liebst, dann lass mich dich am 1. Dezember im Studio treffen. Wenn du kommst, dann möchte ich dir ins Gesicht sagen, was ich fühle und ich möchte deine Augen sehen, wenn diese dasselbe empfinden. Dein Hyde Gerührt über Hydes ehrlichen Worte ließ Gackt das Tagebuch in seinen Schoss gleiten. Er blickte auf seine Hände, die das Buch hielten, während ihn das glücklichste Gefühl durchströmte, das er jemals gehabt hatte. Er konnte seine Empfindungen nicht in Worte fassen, nicht einmal in einen Gedanken formen. Ihm zitterten die Finger, die wie mechanisch und doch zärtlich über die Seiten strichen. Im Moment wollte er nichts mehr als Hyde sehen und ihn in die Arme schließen, ihn küssen und immer wieder sagen wie sehr er ihn liebte. Er wollte ihn spüren, während Hyde ihm seine wahren Gefühle gestand. Es gab kein Hindernis mehr, keine Grenze, die sie beachten mussten. Sie waren frei und keine Entscheidung, die sie nun trafen, würde hinterfragt werden. Gackt war erleichtert. Es war als wären ihm Tonnen von Sorgen von den Schultern genommen worden. Er fühlte sich leicht, während ihm sein klopfendes Herz bewies wie lebendig seine derzeitigen Empfindungen waren. Und obwohl er wusste, dass die folgenden Seiten leer sein würden, nahm er das Tagebuch und blätterte sie völlig abwesend vor Glück durch. Es war ihm wie eine weitere Befreiung und er lächelte. All die Worte, die er gelesen hatte, die ihn zurück in die Zeit ihres Urlaubes gebracht hatten und ihm deutlich vor Augen führten wie stark ihre Bindung tatsächlich zueinander war, schwirrten in seinem Kopf. Er prägte sie sich ein, flüsterte Wortfetzen, die ihn berührt hatten, und lächelte jedes Mal, wenn er an sein nächstes Treffen mit dem Älteren dachte. Er fühlte sich wie ein Teeny, der sich zum ersten Date verabredet hatte, und fieberte diesem Augenblick entgegen. Gerade, als er die letzte Seite zwischen den Fingern hatte, bemerkte er ein Stück Blatt, das zusammengefaltet in dem Buch steckte. Verwundert zog er es vorsichtig aus den Seiten und klappte es auf. Zum Vorschein kam eine Zeichnung, ein wundervoll gezeichnetes Portrait seiner selbst. Feingeschwungene Bleistiftstriche, Schraffierungen, Schattierungen, die sein Gesicht zeigten. Gackt war irritiert und beeindruckt zugleich. Er liebte Hydes Zeichnungen, vor allem auch die Bilder, die ihm der Ältere im Sommer gezeigt hatte, wenn auch eher widerspenstig. Portraits, Zeichnungen von Menschen, jedoch hatte er nur wenige von ihm gesehen, deshalb wunderte ihn dieses Bild umso mehr. Er betrachtete die Zeichnung ehrfürchtig. Seine Haare waren kürzer, hinten geflochtene Zöpfe. Diese Frisur lag Jahre zurück und doch hatte Hyde sie für diese Zeichnung benutzt. Und wieder musste er lächeln, als er an die Zeit zurückdachte, als er seine Haare so getragen hatte. Als sie sich jeden Tag auf dem Set trafen und seinen Film gedreht hatten, als er selbst zum ersten Mal bemerkt hatte, dass die Gefühle, die er für den Kleineren hatte, mehr als nur freundschaftlich waren. Seit diesen Tagen liebte er ihn, einseitig und ohne viel Hoffnung, dass sie jemals erwidert werden würden. Dass es jetzt tatsächlich anders war als er sich damals je erhofft hätte, machte ihn sprachlos. Die Erkenntnis, dass sein innigster Traum Wahrheit geworden war, überwältigte ihn. Mit diesem Gefühl klappte er das Blatt wieder zusammen und tat es zwischen die Seiten an seinen ursprünglichen Platz. Er fragte sich, ob Hyde beabsichtigt hatte, dass er es fand, oder ob er es einmal hier hineingetan und dann vergessen hatte. Und wann hatte er es überhaupt gezeichnet? Er würde ihn irgendwann einmal danach fragen. Obwohl die Sonne bereits untergegangen war und der Tag sich dem Ende neigte, hatte Gackt noch eine wichtige Sache, die er klären wollte. Es lag ihm schwer auf dem Herzen und würde ihn nicht schlafen lassen, deshalb zog er sich aus dem Sessel, legte das Tagebuch auf dem Wohnzimmertisch, machte sich fertig und zog Jacke wie auch seine Schuhe an. Mit dem Autoschlüssel in der Hand zog er die Tür hinter sich zu und lief zu seinem Auto. Er wollte Megumi um Verzeihung bitten. Er wusste, dass sie ihn mit Sicherheit kaum sehen wollte, geschweige denn mit ihm reden, trotzdem wollte er sich bei ihr entschuldigen. Es war dreist, aber anders konnte er sich nicht wohl fühlen. Hyde hatte geschrieben, dass ihm die Sorge um Megumi schwere Stunden beriet. Er wollte dem Älteren helfen, mit Megumi reden und selbst in Erfahrung bringen wie es ihr ging. Sich bei ihr zu entschuldigen war das Mindeste, was er für Hyde tun konnte. Das hatte er sich in dem Augenblick in den Kopf gesetzt, als ihm klar wurde, dass er große Schuld an Hydes Einsamkeit war. Er wollte es wieder gut machen, auch wenn das kaum machbar war. Es war seine einzige Möglichkeit. * Wenig später stand er vor ihrer Tür. Sein Finger ruhte nur einige Zentimeter über dem Klingelknopf und trotzdem zögerte er ihn zu drücken. Wie sollte er sie dazu bringen ihm zuzuhören? Würde sie ihm die Tür überhaupt öffnen? Er selbst hätte es nicht getan. Es war auch zu dumm anzunehmen, dass eine verlassene Frau ausgerechnet der Person die Tür öffnen würde, die ihren eigenen Mann sozusagen verführt und weggenommen hatte. Gackt schüttelte über sich selbst ironisch grinsend den Kopf. Was hatte er sich dabei gedacht? Was hatte er gedacht, würde es bringen? Aber nun stand er hier. Er konnte und wollte nicht mehr zurück, auch wenn er große Zweifel daran hatte, dass es etwas bringen würde. Er drückte seinen Finger auf den Klingelknopf und wartete mit einem flauen Gefühl im Magen. Er war aufgeregt wie auch unsicher. Im Grunde wünschte er sich sogar, dass sie nicht zuhause sein würde, dass er nicht die Gelegenheit dazu hatte. Aber wie würde er dann Hyde helfen können, wie würde er in der Lage sein dem Kleineren diese Last von den Schultern zu nehmen? Sie musste einfach da sein, sie musste ihm zuhören. Er würde alles daran setzen Hyde jeden Schmerz zu nehmen. Es war schwierig, aber trotzdem machbar. Gackt blickte nervös auf die Türklinke. Es tat sich nichts und doch wollte er hartnäckig bleiben. Er klingelte noch einmal. Dann endlich vernahm er näherkommende Schritte, die vor der Tür verstummten. Megumi öffnete langsam die Tür und schaute verwundert, als sie Gackt vor sich stehend erblickte, dann zeichnete sich Ärgernis um ihre Augen und sie wollte die Tür wieder schließen, doch Gackt griff beherzt nach der Klinke und hinderte sie daran. „Warte!“ „Was willst du von mir?“ brüllte sie regelrecht und zog verzweifelt an der Tür. Gackt jedoch, platzierte zusätzlich noch seinen Fuß zwischen Tür und Rahmen. Er konnte einfach nicht zulassen, dass sie ihm floh. „Ich möchte mit dir reden, bitte“, versuchte er es. Megumi hielt inne, aber gewillt ihm zuzuhören war sie trotzdem noch nicht, viel eher hatte sie keine Kraft mehr sich gegen ihn zu stellen. Sie funkelte ihn zornig in die Augen und schüttelte den Kopf. „Du bist der letzte Mensch dem ich zuhören will. Lass mich in Ruhe.“ Gackt bemerkte ihre Verzweiflung und den Schmerz, den sie mit jedem Wort, das sie sprach, ausdrückte. Sie sah krank und schwach aus. Ihr Gesicht schien als hätte es jahrlang kein Lächeln mehr zustande gebracht. Sie tat ihm schrecklich leid. „Es tut mir leid“, platze er heraus, ohne Hoffnung zu hegen, dass sie diese Entschuldigung annehmen würde. Die Wut und der unbändige Zorn auf ihn würde er ihr nicht nehmen können. Er wollte es nicht einmal. Sie brauchte etwas oder jemanden, auf den sie zornig sein konnte und lieber war er dieser jemand, als dass sie alles an Hyde abließ. „Es tut mir leid, dass ich dir mit meiner Liebe zu Hyde so sehr wehgetan habe.“ „Wehgetan? Du hast mir mein Leben genommen“, schrie sie zitternd unter Tränen, die plötzlich über ihr Gesicht flossen. Sie klammerte sich haltsuchend am Türrahmen und senkte ihr Gesicht. Gackt konnte nicht leugnen, dass sie Recht hatte. Es war so. Er hatte ihr den Mann genommen, er hatte diese Beziehung zerstört, sich dazwischengedrängt. Er hatte Hyde immer wieder seine Gefühle aufgedrängt, solange bis er tatsächlich das bekommen hatte, was er wollte. Selten hatte er an die Frau an seiner Seite gedacht. Zu Anfang vielleicht noch, aber dann irgendwann nicht mehr. Er war das Monster, das zerstörte. „Ja das habe ich wohl und das tut mir leid“, bestätigte er und senkte seinen Kopf reuevoll. Megumi fasste sich mit den Händen über ihr nasses Gesicht. Gackt bemerkte ihre zitternden Finger und hätte sie am liebsten in seine genommen, um diese zu beruhigen. „Ich habe ihn über alles geliebt. All die Jahre, die wir zusammen gelebt haben, jede Sekunde, die verging, liebte ich ihn mehr.“ Sie glitt schluchzend zu Boden. „Ich hätte alles für ihn getan, alles. Ich wollte ihn heiraten, eine Familie gründen. Ich wollte seine Kinder großziehen und irgendwann zusammen mit ihm sterben.“ Ihre zitternden Hände legte sie auf den kalten Boden. Sie ballte sie zu Fäusten. „Ich fühlte mich einsam, wenn er nicht in meiner Nähe war, deswegen wollte ich ihn nie allein lassen. Ich wollte jede Minute an seiner Seite sein. Aber... aber...“ Gackt stand regungslos an der Tür und sah auf Megumi, die begann ihm ihr Herz auszuschütten. Er fühlte sich elend, wenn er ihren Worten zuhörte, und trotzdem wollte er sie nicht unterbrechen. Er wollte hören, was er zerstört hatte, denn das war seine Strafe. „Aber... es war zu viel.“ Ihre Stimme wurde dünner. „Ich habe ihn von mir getrieben, jedes Mal wenn ich ihn eifersüchtig verbot mit anderen Menschen Kontakt zu haben. Ich habe ihn gefangengehalten und er,... er hatte es so oft einfach hingenommen, nur weil er Mitleid mit mir hatte.“ Gackt schüttelte den Kopf. „Er hatte kein Mitleid mit dir. Er hat dich geliebt.“ Was redete er da? Er wusste doch wie es wirklich war. Er wusste, dass Hyde am Ende Mitleid fühlte, dass er mit ihr zusammen war, dass er sie heiraten wollte, damit sie sich geliebt fühlte und nicht noch einmal in den Selbstmord getrieben wurde. Es war Mitleid und doch auch eine Art Liebe, das musste er zugeben. Megumi schüttelte hysterisch den Kopf. Sie klammerte ihre Finger an das Holz der Tür, während sie weiterhin verzweifelt schluchzte. „Er hat mich seit Jahren nicht mehr wirklich geliebt. Nur Mitleid, alles nur Mitleid. Aber... aber er war da. Es war mir egal ob er mich liebte. Ich wollte ihn für mich ganz allein, egal wie.“ „Meg...“ „Ich habe ihm das Recht genommen zu lieben, weil ich ihn für mich haben wollte. Ich habe ihm die Freiheit genommen, aus purer Selbstsucht.“ Sie hob ihr Gesicht, blickte in Gackts Augen. „Und du...“ Sie sah ihn mit seltsamer Miene an. Gackt konnte diesen Blick nicht deuten, aber er wusste, dass sie ihn dafür, was er getan hatte, hasste. Gackt nickte. „Ja ich bin schuld. Ich habe nie wirklich daran gedacht, dass ich etwas zerstören könnte. Du wirst mir nicht verzeihen, aber bitte verzeih Hyde. Er hat immer, wirklich immer an dich gedacht.“ Das stimmte. Wenn etwas so wahr war, dann dass Hyde immer in Gedanken bei Megumi war. Wenn er sich Sorgen machte, dachte er an sie, ja sogar, wenn er plötzlich einen Kuss mit ihm unterbrach, dachte er daran, sie nicht mit seinem Handeln zu verletzten. Immer war sie es, die in seinem Kopf herumschwirrte und ihn zu Handlungen brachte, die Gackt verletzt hatten. Sie schüttelte den Kopf und trotzdem wusste sie, dass Gackt die Wahrheit sprach. Aber sie konnte es nicht ertragen es aus seinem Mund zu hören. Was wusste er schon über sie und ihre Beziehung? Was wusste er über ihre Vergangenheit, was sie alles durchgemacht hatte? Er ahnte noch nicht einmal, wie groß ihre Liebe zu dem L'Arc~en~Ciel Sänger wirklich war, er konnte wenn überhaupt nur Ansatzweise nachvollziehen was für Schmerzen sie die letzten Tage erlitten hatte. Seine Entschuldigung empfand sie als unnötig, weil sie auch wusste, dass sie nichts ändern würde, denn sie selbst hatte Hyde davongejagt. Sie hatte ihm gesagt, dass sie ihn hasse. Auch wenn er nicht mehr die Gefühle für sie hegte, die sie ihm entgegenbrachte, konnte sie sich denken, dass ihre Worte ihn verletzt hatten. Es tat ihr leid, aber sie hatte nicht den nötigen Mut sich dies einzugestehen. Dass er nun nicht mehr an ihrer Seite war, dass er einen anderen Menschen liebte und sie selbst so große Schuld an ihrem Schicksal trug, das war es, was ihr den größten Schmerz brachte. Wie konnte sie das überwinden? Wann würde der Tag wieder heller werden? Sie saß in Dunkelheit, völlig allein und die Stille schien sie zu verschlingen. Sie schüttelte wieder den Kopf, während sie sich am Türrahmen nach oben zog. Zitternd legte sie ihre Hand auf die Türklinke, bevor sie zaghaft den Blickkontakt mit Gackt suchte. „Liebst du Hyde?“ fragte sie fast flüsternd, mit einem kaum überhörbaren Schluchzen. Sie wusste, dass diese Frage vollkommen lächerlich und kindisch war. Dasa sie überhaupt mit ihm sprach, empfand sie als eine Unmöglichkeit, aber was konnte sie Anderes tun? Es gab nichts mehr, keinen Weg, der sie zu Hyde bringen würde, und wenn dann nur auf freundschaftlicher Basis. Aber momentan konnte sie sich eine solche Beziehung nicht vorstellen. Ihn zu sehen, sein glückliches Lachen zu hören und genau zu wissen, dass sie nicht der Grund dafür war, war ihr zu unerträglich. Es war vorbei. Für immer. Jetzt konnte sie nur einsehen, dass sie ihn freilassen musste. Zum ersten Mal in ihren Leben wollte sie wirklich loslassen und diesen Menschen ein besseres Leben wünschen, weil sie ihn einfach viel zu sehr liebte. Dass er Gackt liebte, wie er überhaupt einen Mann lieben konnte, war ihr zwar noch unverständlich, aber ohne es akzeptieren zu können, wäre sie nie in der Lage loszulassen. Noch konnte sie es nicht akzeptieren, aber sie hoffte, dass es irgendwann soweit sein würde. „Liebst du ihn?“ fragte sie erneut, weil Gackt keine Antwort gab. Er starrte ihr nur unsicher in die Augen, während er versuchte zu verstehen, wieso sie ihm diese Frage stellte. Als sie wieder ansetzte, fiel Gackt ihr schließlich doch ins Wort, noch bevor sie sprach. „Ja... mehr als alles andere.“ Megumi senkte ihr Gesicht, als sie seine Antwort vernahm. Seine Augen sagten ihr, dass er die Wahrheit sprach. Sie funkelten vor Glück über dieses Gefühl, dass sie seinem Blick einfach nicht mehr standhalten konnte. Der Gedanke, dass Hyde diese Augen mit demselben Gefühl anblickten, zerriss ihr das Herz. Ihre Gefühle zueinander waren so rein, dass es sie anwiderte darüber nachzudenken. Sie nickte nur mit dem Kopf und zog die Tür zu. Zu schnell, als dass Gackt darauf reagieren konnte. Er war so darauf fixiert ihre Gedanken lesen zu müssen, dass er nicht mitbekam wie sie langsam die Tür von seinem Fuß zog und schloss. Was war das? Ihre Frage und dann die unerwartete Reaktion darauf. Wie sollte er das deuten? Er war mehr als verwirrt und trotzdem hatte er das Gefühl, dass dieses kurze Gespräch positive Wirkungen haben würde. Auch wenn das Ende etwas abrupt und unvorhersehbar war. Er fühlte sich besser. Das war es... Er fühlte sich seiner Last befreit, auch wenn die Schuld an ihrem Unglück nicht abgeklungen war. Sich dafür zu entschuldigen, war alles was er tun konnte, auch wenn ihn Megumis zerrüttetes Erscheinungsbild erst erschreckt hatte. Und doch hatte er ihre Stärke spüren können, den Willen sich zu fassen und vielleicht auch bald ein neues Leben zu beginnen. Es war gut. So wie es jetzt war, war doch eigentlich mehr als er erhofft hatte. Er hoffte auch, dass er Hyde damit ein Stückchen mehr seiner Sorgen genommen hatte. Gackt blickte zur Seite auf den Klingelknopf, auf dem immer noch Hydes Name stand. Er war doch ein schrecklicher Egoist, der geliebte Menschen an sich riss, ohne auf Verluste zu achten. Er hatte Hyde achtlos in sein Leben gezerrt und wollte ihn dort halten, egal wer oder was dagegen sprach. Niemals mehr würde er den Älteren aus seinen Händen geben. Immer würde er darauf achten, dass es ihm gut ginge, dass er niemals mehr mit solchen Sorgen kämpfen musste. Er würde ihm alles geben und vor allem beschützen. Das schwor er,... vor dieser Tür, vor dieser Frau. * Er war unglaublich nervös. Seine Gedanken völlig ungeordnet spielte er mit den Ringen, die er heute völlig wahllos über die Finger gestriffen hatte. Seine Hände waren kalt, aber in seinem Inneren schien es vor Aufregung zu brennen. Er zog den dicken Schal tiefer ins Gesicht, bevor er aus dem Auto stieg und sehnsüchtig gegen Himmel blickte. Er war grau, wolkenverhangen und der kalte Wind wehte ihm schmerzend ins Gesicht. Er knurrte kurz, bevor er seinen Weg ins Studio aufnahm. Es war der 1. Dezember, der Tag, an dem er sozusagen mit Hyde im Studio verabredet war. Er würde da sein und auf ihn warten. Sein Herz spürte eine starke Sehnsucht, je näher er dem Gebäude kam. Er hatte große Geduld zeigen müssen so lange zu warten. Schon nach dem Gespräch mit Megumi wäre er am liebsten zu Hyde gefahren und hätte alle Sorgen und Missverständnisse beseitigen wollen. Er wollte den Älteren in den Arm nehmen und ihm sagen, dass es Megumi den Umständen entsprechend gut ginge. Dass er mit ihr geredet hätte und das Gefühl hatte, sie würde es verkraften, irgendwann, wenn man ihr genug Zeit dafür ließe. Aber stattdessen war er wieder nach Hause gefahren und hatte sich dazu gezwungen, auf den heutigen Tag zu warten. So wie es Hyde wünschte. Seine Nervosität wuchs von Sekunde zu Sekunde. Er wusste, Hyde würde ihn nun nicht mehr abweisen. Er würde die Liebe bekommen, die er sich so lange gewünscht hatte. Der Gedanke daran ließ sein Herz schneller schlagen. Aber warum im Studio? Warum so ein öffentlicher Ort für ein so privates Thema? Gackt runzelte die Stirn, als er den Eingangsbereich betrat und ihm sofort zwei Reporter entgegen rannten. „Was ist hier los?“ flüsterte Gackt in seinen Schal und versuchte gewohnt gelassen zu reagieren. Er zog seine Sonnenbrille tiefer ins Gesicht und trat auf diese Menschen zu. Schließlich war es ja nicht das erste Mal, dass er auf Reporter stieß, die vielleicht zufällig einen anderen Star interviewt hatten. Ein männlicher Reporter von eher zierlicher Statur stellte ihm unerwartet auch schon die erste Frage. „Gakuto-san, wann wird ihre gemeinsame Single mit Hyde-san erscheinen?“ Verblüfft blickte Gackt auf den kleinen Mann. Woher wusste dieser Mensch von ihrem Lied? Sie hatten es doch noch gar nicht öffentlich gemacht und außerdem war doch sowieso alles abgesagt worden. Hyde wollte es nicht und er glaubte auch nicht, dass er seine Meinung diesbezüglich geändert hatte. Gackt war verwirrt und das merkte man ihm auch an der Art wie er auf diese Frage reagierte an. „Wie bitte?“ fragte er verduzt und fuhr sich nervös durch die Haare. „Ihre Single, wie lautet der Songname?“ fragte die Frau neben dem kleinen Mann. Gackt fühlte sich in die Enge getrieben. Er wusste nicht was hier vor sich ging und irgendwelche Antworten auf ihre Fragen hatte er so oder so nicht. Es gab keinen Namen und auch keinen Release-Termin. Der Song existierte noch immer nur in ihren Köpfen. Gackt versuchte die Fragen und auch die Menschen, die sie stellten, zu ignorieren. Ein kurzes: „Dazu möchte ich nichts sagen“, und er drückte sich an ihnen vorbei. Doch vergebens, denn auf einmal strömten noch mehr Reporter zu ihm heran. Hilflos musste er erkennen, dass hier irgendetwas schief gelaufen war. „Die Single wird im Februar erscheinen“, erklang es plötzlich aus einer anderen Richtung. Gackt erkannte sofort Hydes Stimme und war vollkommen perplex diesen inmitten der Reporter und Kameramännern zu erblicken. Was ging hier vor? Er sah verwirrt zu ihm hinüber und noch verwirrter, als der Älteren ihn mit einem Winken heranbat. „Genauer gesagt wird es ein Valentinstagsgeschenk an unsere gemeinsamen Fans sein“, meinte Hyde mit seinem gewohnt professionellen Ausdruck im Gesicht. „Wie lautet der Name des Songs?“ Hyde schüttelte sofort den Kopf. „Der wird noch nicht bekannt gegeben“, antwortete er und zog Gackt, der nähergekommen war, zu sich heran. „Gackt-san, wie sind sie auf die Idee gekommen gemeinsam mit Hyde-san einen Song zu komponieren?“ stellte eine Frau die nächste Frage. Doch statt ihr zu antworten, blickte Gackt nur hilflos in Hydes Gesicht. Dieser nickte selbstsicher, um Gackt verstehen zu geben, dass er antworten solle. All diese Reporter und Kameramänner starrten ihn an, zum Teil mit erwartungsvollen Gesichtern. Sie ahnten nichts von seiner Verwirrtheit und auch nichts von all den Geschehen der letzten Monate. Sie hatten sich für die Presse noch keine geeignete Geschichte zu dem Song zurechtgelegt. Er hatte keine Ahnung, was er erzählen durfte und was besser verschwiegen bleiben sollte. Gackt zupfte seinen Schal zurecht und schaute einem Reporter direkt in die Augen, nur konnte dieser es nicht durch die schwarze Sonnenbrille erkennen. Er versuchte mit selbstsicherer Miene eine Antwort zu liefern. „Eigentlich war es eher Hyde, der diese Idee hatte.“ Er hatte eine Antwort gewählt, die sowohl wahr war und auch preisgegeben werden durfte. Es war Hydes Song, von Anfang an. Er hatte die Melodie komponiert und auch seine Atmosphäre geschaffen. In erster Linie musste dies klargestellt werden. Und auch, dass es Hydes Wunsch war mit Gackt zusammenzuarbeiten. Hyde nickte zufrieden und lächelte. Und schon wurden mehr und mehr Fragen gestellt. Zu den meisten konnten sie noch keine Auskünfte geben, aber Hyde schien in sich aufzublühen, wurden ihm mehr Fragen zu dem Song gestellt. Gackt lächelte, als er dies bemerkte. Es lag dem Älteren wohl doch viel mehr an ihrem Song, als er gedacht hatte. Wie dumm war er nur anzunehmen, Hyde wäre es egal was daraus werden würde? Er war erleichtert und auch irgendwie froh darüber. Nach einer halben Stunde wurde die Presse von Hydes Manager gebeten das Interview zu beenden. Gackt war erleichtert, denn seine Unsicherheit den Leuten und ihren Fragen gegenüber konnte er nur schwer unterdrücken. Er war nicht vorbereitet, trotzdem aber glaubte er, dass alles bestens gelaufen war. Hyde hatte souverän geantwortet, wenn er es nicht in Worte zu fassen wusste. Kannte er nicht die passende Antwort, war es Hyde der es als ’Noch nicht bekannt’ oder ’das erklären wir das nächste Mal’ erklärte. Das Interview schien ein voller Erfolg zu sein und doch war Gackt froh, dass es zu Ende war. Er hatte so viele Fragen, die er den Älteren stellen, so viele Worte, die er ihn mitteilen wollte. Er hatte Hydes Blicke während des Interviews bemerkt. Sie waren erst scheu und doch hafteten sie an ihm, als gäbe es nichts anderes, was man ansehen konnte. Er fieberte ungeduldig dem Moment entgegen, an dem sie ungestört reden konnten und endlich all das sagen konnten, was auf ihren Herzen lag. „Bis morgen“, verabschiedete sich Hydes Manager, der Letzte, der die große Glastür hinter sich schloss. Der Jüngere nickte ihm stumm hinterher, dann blickte er hinab in Hydes Gesicht, das nachdenklich zur Wand sah. Es herrschte Stille, die Gackt erst unangenehm war. Er wollte etwas sagen, aber über seine Lippen kamen nur nervöse Laute, die ihm peinlich waren. Hyde trat mit gesenktem Blick auf ihn zu und griff ohne Erklärung nach seiner Hand. Er zerrte den Jüngeren, der nicht dagegen protestierte, in einen anderen Raum und schloss die Tür. Nach sekundenlangem Schweigen ergriff Hyde dann endlich das Wort und im Gegensatz zu Gackt war er sogar in der Lage klare Sätze zu sprechen. „Entschuldige, dass ich dich damit so überfahren habe, aber ich wollte einfach schnellstmöglich Nägel mit Köpfen machen, sonst wäre ich noch ewig davor weggerannt“, erklärte Hyde, der versuchte Gackts Augen hinter der Sonnenbrille auszumachen. Dieser schüttelte den Kopf, zog die Brille von der Nase und sah dem Kleineren in die Augen. „Du willst den Song nicht aufgeben. Damit hätte ich nie gerechnet.“ Gackt war froh, dass es diesmal keine stotternden Worte waren, die zwischen ihnen widerhallten. Seine Unsicherheit war wie weggeblasen, in dem Moment, als er Hydes Augen sah und dieses lebendige Funkeln in ihnen, das er so sehr liebte. Hyde schüttelte ausweichend den Kopf. „Doch, ich wollte ihn aufgeben, aber...“ Er wurde still, als Gackt plötzlich mit seinen Fingern in sein Gesicht fuhr und die Wange streichelte. Sehnsüchtig schloss Hyde die Augen und fasste nach dieser Hand, hielt sie fest. Er liebte die Wärme, die von diesen Händen ausging, die ihn streichelten und immer so unsagbar beruhigten. Seine Nähe zu spüren hatte er vermisst. Vor allem in den letzten Tagen, als er versucht hatte sein Inneres ins Reine zu bringen und neuen Platz für diese Gefühle zu schaffen,... sie nicht mehr zu verschließen, sondern seinen ganzen Körper damit zu durchfluten. Hyde seufzte leise, als er seine Augen öffnete und wieder in Gackts Gesicht sah. „Ich merkte, dass er der Beweis meiner Liebe zu dir ist. Ich habe ihn doch nur geschrieben, weil...“ „Ich weiß“, unterbrach Gackt und zog Hydes Gesicht nach oben, damit er ihn direkt in die Augen sehen konnte. „Darüber bin ich sehr glücklich.“ Gackts Augen, die so voller Liebe in seine starrten, schienen mehr seiner derzeitigen Empfindungen preiszugeben als die wenigen Worte, die er sprach. Er war nicht nur glücklich, er fühlte etwas, was man einfach nicht in passende Worte fassen konnte. Hyde konnte diese Gefühle in seinen Augen lesen. Sie strömten regelrecht zu ihm hinüber und ließen sein Herz wild pochen. Als er den letzten Eintrag in sein Tagebuch geschrieben hatte, die Nachricht, die direkt an Gackt gerichtet war, hatte er vorgehabt ihm hier und jetzt offen zu sagen was er fühlte und ihm gleichzeitig um Entschuldigung zu bitten. Er wollte alles aus dem Weg räumen, was ihre Liebe behindern könnte. Damit sie gemeinsam an einem Neuanfang beginnen konnten. Er war sich nicht sicher, ob auch Gackt dies wollte. Schließlich wusste er nun alles und möglicherweise wäre er wütend oder derart sauer geworden, dass er eine solche Bindung zu ihm nicht mehr wollte, deshalb hatte nach diesem Treffen gefragt, denn er wusste, würde Gackt ihn noch lieben, dann würde er hier und heute auftauchen. Und als er dann den Jüngeren tatsächlich am Eingang erblickt hatte, als er glücklich vernommen hatte, dass dieser in keinster Weise sauer war, fiel auch die letzte Last von seinen Schultern. Er konnte kaum beschreiben wie unheimlich froh er darüber war, denn nichts wäre schrecklicher für ihn gewesen als wirklich von Gackt verlassen zu werden, auch wenn er die letzten Monate zielstrebig darauf hingearbeitet hatte. Es hatte immer nur sein Gewissen beruhigt, wenn er sich Gackt gegenüber distanziert verhalten hatte, aber in Wirklichkeit hatte es ihn immer nur schrecklich wehgetan. Seine warme Hand in seinem Gesicht zu spüren, war ihm jetzt wie ein Wunder und doch so real, dass es ihm heiß wie im Fieber wurde. „Ich möchte gehen“, flüsterte Hyde gegen die Hand, die er langsam an seine Lippen geführt hatte. Er sog diesen Duft ein, der von ihr ausging, und streichelte sanft über seine Finger. Gackt beobachtete Hyde wie dieser seine Hand küsste und doch war dessen Wunsch zu gehen, Worte, die ihn enttäuschten. Er spannte seine Hand automatisch an, was Hyde sofort bemerkt hatte. Er blickte in sein Gesicht und sah Verwirrung. „Du willst gehen?“ fragte der Größere und sah enttäuscht hinab. „Ja“, antwortet Hyde leise als würde es ihm allmählich schwieriger fallen seine Stimme zu kontrollieren. Er wusste nicht was es war, was ihn so derartig aus der Fassung brachte, aber er wollte einfach nicht mehr an diesen Ort sein. „... aber...“, kam es unsicher von Gackt. Er verstand einfach nicht, wieso Hyde schon wieder flüchten wollte, wo sie doch noch gar nicht viel miteinander geredet hatten. War es nicht Hyde selbst, der vorgeschlagen hatte über seine Gefühle zu sprechen? Gackt sah zu Boden. Er hielt sich zurück den Älteren direkt darauf anzusprechen. So etwas wollte er nie wieder tun. Nie wieder wollte er ihn in die Ecke drängen und nach Antworten fragen. Er wusste alles, was er wissen sollte. Er kannte seine Probleme, er wusste, dass Hyde ihn liebte. Es war nicht nötig nach mehr zu fragen. „OK,... sehen wir uns dann morgen?“ murmelte Gackt und wollte zur Tür schreiten. Seine wachsende Enttäuschung wollte er dem Sänger nicht zeigen, deswegen zog er eine Flucht aus dieser Szene vor, Hyde aber hielt seine Hand mit verwundertem Blick weiter fest. Nun war er es, der verwirrt zu dem Jüngeren aufsah. Er suchte den Grund in seinen Augen. Warum schien Gackt plötzlich so verletzt zu sein? Er schüttelte den Kopf, als er kurz darauf realisierte, dass Gackt es falsch aufgefasst hatte. „Ich... ich möchte mit dir... gehen“, räumte Hyde dieses Missverständnis sofort und ohne Umschweife aus dem Weg, auch wenn ihm diese andeutungswürdigen Worte schwergefallen waren. Noch einmal wollte er Gackt nicht gehen lassen. Er wollte an seiner Seite sein, nicht mehr allein und in Stille zurückgelassen. Er klammerte sich an die warmen Finger, die nun nach seinen suchten und fest umarmten. Dieser Druck sagte alles. Gackt blickte stumm in sein Gesicht und doch wusste Hyde, was seine Lippen nicht sagten. „Und wohin willst du gehen?“ fragte Gackt, obwohl er wusste, dass diese Frage überflüssig war. Er bemerkte die Röte um Hydes Wangen, aber auch die Hitze, die in sein eigenes Gesicht stieg, konnte er nicht leugnen. „An einen Ort, an dem ich mit dir zusammensein kann“, antwortete Hyde schließlich, obwohl Gackt nicht erwartet hatte, dass er darauf etwas sagen würde. „Ich möchte nur noch bei dir sein.“ Hyde sah zu Boden. „Und nie mehr allein“, fügte er stiller hinzu. Er hatte noch nie jemandem offenbart, dass er sich allein fühlte. Es war ihm einfach immer nur zu peinlich gewesen dies zuzugeben. Er war immer zu stolz gewesen. Gackt überraschte dieses Bekenntnis und gleichzeitig war er unheimlich froh, dass Hyde es ihm gesagt und somit um seine Hilfe gebeten hatte. Nichts tat er lieber, als ihm diesen Wunsch zu erfüllen, denn auch er wollte nie mehr ohne den Älteren sein. Diese Hand, die in seiner lag, wollte er nie mehr loslassen. Ohne noch ein Wort zu verlieren, zog Gackt den L’Arc~en~Ciel Sänger aus dem Raum. Hyde ließ sich von ihm aus dem Gebäude zu seinem Auto führen, in das sie schweigend stiegen. Der kühle Wind, der in sein Gesicht blies, war ihm so angenehm, denn sein ganzer Körper glühte wie Feuer. Hyde spürte eine angenehme Schwingung zwischen ihnen, die er zwar erwartet und gewohnt war, aber deren Intensität in diesem Moment vollkommen neu schien. Sein Herz schien aufgeregter als je zuvor. Nach außen hin war er ruhig, aber in seinem Inneren herrschte ein unbändiger Sturm, den er kaum kontrollieren konnte. Die Minuten, die sie schweigend nebeneinander hergelaufen waren, schienen ihm viel zu kurz, als dass er in diesen intensiv nachdenken konnte. Er konntet nur noch an Gackt denken und an die Zeit, die er nun mit ihm verbringen wollte. Er dachte an all die Momente, die ihn glücklich gemacht hatten. Es waren so viele, dass er sie sich nur stückchenweiße vor Augen führten konnte. Die gespürte Nähe zu Gackt ließ ihn aber immer wieder von der Vergangenheit zur Gegenwart springen. Er betrachtete den Sänger von der Seite wie dieser konzentriert das Lenkrad führte. Er wusste nicht was er dachte, womöglich war er doch zu unüberlegt an die Sache herangegangen. Er hatte Gackt nur Probleme beschert, bis zum heutigen Tag. Er tat ihm sogar leid, als er nichtsahnend vor den Reportern stand und nach seiner Hilfe suchte. Und jetzt klammerte er sich regelrecht an Gackt und hatte ihn fast dazu aufgefordert, ihn mitzunehmen. Aber die Gefühle, die er nicht mehr verstecken wollte, hatten ihm diesen Weg gewiesen. Und er wusste, dass es nicht falsch war. Es war richtig, dass sie diesen Song sangen. Es war richtig, dass er zu seinen Gefühlen stand. Es war richtig, mit Gackt mitzugehen... und alles, was danach folgte, war genauso richtig. Er hatte es endlich verstanden. Hyde blickte weiter in Gackts Gesicht. Er konnte seine Augen nicht von ihm lassen. Sein feingeschwungenes Gesicht, dessen blaue Augen, die von wenigen Haarsträhnen verdeckt waren, und die volle Lippen, die aufeinander lagen und schwiegen, waren ihm das allerschönste auf dieser Welt. Für ihn war es eine Schönheit, die nicht von dieser Welt stammen konnte, deshalb hatte er damals in Paris so ehrführig seine Haut berührt. Es waren heimliche Zärtlichkeiten, die er sich nur getraute, wenn Gackt noch schlief oder wenn er unüberlegt seine Lust nach dieser Haut nachgab. Als Gackt das Auto zum stehen brachte und Hydes Blick, die musternden braunen Augen des Älteren suchte und schließlich auch fand, war es, als würde nun alles seinen Anfang haben. Hyde lächelte zaghaft, als er daran dachte, dass er dieses Gesicht nun offen berühren durfte, während diese blauen Augen ihn dabei ansahen. *~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Achtung, bitte unbedingt lesen! Ist zwar blöd das jetzt so zu verraten, aber ist ja eh vorherzusehen... und notwendig ist es auch. Das nächste Kapitel wird ein Adult-Kapitel sein. Da es sicherlich einige Leser unter 18 gibt, die unsere FF bis hierher gelesen haben, würden wir diejenigen darum bitten, jetzt genau zu lesen . Bitte... BITTE schreibt Kommentare nicht in Form einer Kapitelanfrage. Kommentare in denen darum gebeten wird das Kapitel zu schicken, werden ignoriert oder sogar sofort wieder gelöscht. Wenn Anfragen, dann bitte per ENS. Da können wir das dann in Ruhe klären. Und keine Sorge, auch für die unter 18 gibt es eine Lösung.^^ Wir haben schon oft gesehen, dass die Kommentare eines Adult-Kapitels hauptsächlich Anfragen dieser unter 18jährigen sind. Und wir wollen lieber reine Kritik oder Meinungen zu dem Kapitel als Kommentar lesen. Bitte versteht das. Wir würden uns freuen, wenn es so funktionieren könnte. Vielen vielen Dank an euch schon mal. Und für die über 18... freut euch schon mal. *grins* Ist zwar unser erstes Adult, aber wir haben uns echte Mühe gegeben (sind schon fast fertig damit ^^). Dies Mal sogar etwas früher. Anfang Dezember, also in etwa 2 Wochen könnt ihr ungefähr damit rechnen.^^ Des weiteren haben wir auch einen kleinen Weblog-Eintrag vor ein paar Wochen geschrieben, für die die es vielleicht noch nicht gelesen haben. ^__^ Eure Tenshis Kapitel 11: 至純な愛 ~Shijun na ai~ ------------------------------- Kapitel 11: 至純な愛 ~Shijun na ai~ Serie: Gackt // Hyde Disclaimer: Die beiden Hübschen gehören immer noch sich selbst und das Gleiche gilt für sonstiger Personen, die in der FF auftreten. Autoren: Tenshis Kommentar: Sicher, dass ihr das lesen wollt? Ganz sicher? Aber auf eigene Gefahr. Ist ziemlich lang, aber kürzen hätte nicht funktioniert ... ansonsten hätte man es noch in zwei Kapitel teilen können, aber dann gäbe es den Adultteil wohl erst nächsten Monat. Egal... Viel Spaß *~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ 9. Dezember XXXX „Und wenn du diese Passage doch noch etwas höher singst, müsste es eigentlich klappen.“ Hyde deutete auf das Notenblatt, kreiste die Passage, die er meinte, ein, woraufhin Gackt nickte. „Wir können es versuchen.“ „OK, dann...“ Er blickte auf und traf mit seinen Augen auf Gackts Gesicht, das schon viel länger in seines sah, was er aber nicht bemerkt hatte. Schon wieder so ein Tag, an dem sie über nichts anderes redeten, als ihren Song, Noten, Klänge und Texte. Und immer sahen sie sich in die Augen, in denen sie gegenseitig lesen konnten, dass ihnen die Stunden hier zu wenig waren. „... dann...“ Seine Augen hatten ihn aus dem Konzept gebracht. Die ganze Zeit waren sie in ihre Arbeit vertieft, aber war es doch mal vorgekommen, dass sich ihre Blicke trafen, kam er immer wieder ins Stottern. Nach dem Interview im Studio waren sie zu Gackt nach Hause gefahren. Hyde hatte der kommenden Zeit, ihren gemeinsamen Stunden entgegengefiebert, doch letztendlich war es völlig anders gekommen als erwartet. Kaum dass sie ihre Minuten genießen konnten, wurde der Jüngere auf seinem Handy angerufen. Es war wohl sehr wichtig, sonst wäre der er nicht sofort aufgebrochen. Er hatte sich daraufhin hunderte Male entschuldigt und beteuert wie schrecklich leid es ihm tat, Hyde doch allein gelassen zu haben, wo er doch so sehr darum gebeten hatte, bei ihm zu sein und mit ihm zu reden. Natürlich schürte es seine Angst, Hyde erneut zu verlieren oder die Chance verpasst zu haben, ihre Probleme und Missverständnisse aus dem Weg zu räumen. Doch Hyde selbst war es, der ihn gebeten hatte zu gehen. Es war OK, auch wenn er es anders lieber gehabt hätte. Sie hätten noch alle Zeit der Welt, denn nun, da sie wussten, dass ihre Liebe vom anderen erwidert wurde, gab es nichts mehr, was sie wirklich ernsthaft trennen konnte. Acht Tage waren seitdem vergangen. Wirklich miteinander geredet hatten sie nur während der wenigen Minuten nach dem Interview. Sie trafen sich nur im Studio, gingen ihrer Arbeit nach, ... zu einem privaten Treffen war es seitdem aber aus verschiedenen Gründen nicht mehr gekommen. Das deprimierte Hyde sehr, weil er nie wirklich die Gelegenheit hatte, mit Gackt über seine Gefühle zu sprechen. Sie sahen sich täglich, und doch gab es nie den Augenblick für solche Worte. Er sah es nur immer in Gackts Augen, die ihn bedrückt ansahen, denn auch ihm war ihre Situation mehr als unangenehm. Momentan hing ihre Liebe in der Luft, weggedrängt vom Stress und Zeitlosigkeit ihres Stardaseins. Er hatte nicht einmal den Mut den Jüngeren direkt auf dieses Problem anzusprechen. Er war nie sonderlich schüchtern gewesen, aber in diesem Falle hatte sich diese unterdrückte Schüchternheit zum Herrn seines Geistes gemacht. Verlegen zog er seine Augen von ihm und starrte auf das Notenblatt, das er mit seiner Hand ergriff. Gackt hatte wohl das Selbe im Sinne und fasste im selben Moment nach dem Papier, dabei trafen sich ihre Hände und berührten sich flüchtig. Hyde zuckte zurück und ließ das Blatt fallen. Er starrte dem Notenblatt hinterher, das langsam zu Boden flatterte, während er spürte, wie Gackt nach seiner Hand griff, sie festhielt und ihn so daran hinderte das Blatt aufzuheben. Diese elektrisierende Berührung zog sich wie ein Blitz durch seinen Körper. In den letzten Tagen war es kaum zu einem solchen Körperkontakt gekommen, deswegen schien sie ihm umso intensiver. „Verschieben wir das auf morgen und machen Schluss“, murmelte Gackt leise und suchte die braunen Augen im gesenkten Gesicht des Kleineren. Hyde brachte nichts weiter als ein kaum hörbares „Aber…“ über seine Lippen. So sehr er auch Gackts Bitte nachkommen wollte, so sehr sträubte er sich dagegen sich heute noch früher als sonst von ihm zu trennen. „Wir haben heute viel geschafft und können uns auch mal etwas Pause gönnen“, sprach Gackt eindringlicher. Er spürte eine gewisse Anspannung, die der Kleinere ausstrahlte. Er wusste, dass diese von ihrer momentanen Distanz heraus resultierte. Er wusste wie er sich fühlte. Sie waren die ganze Zeit zusammen, er war ihm so nah und doch hatte er ihn kaum berühren dürfen, so sehr er es sich auch wünschte. Immer wenn sie gemeinsam über dem Notenblatt hingen und sich ihre Körper so nahe waren, dass er seinen wundervollen Geruch wahrnehmen konnte, spürte er ein unglaubliches Kribbeln in seinem Inneren. Dann war auch er angespannt und versuchte all jene Empfindungen zu ignorieren, sich auf das zu konzentrieren, was er zutun hatte. Dies war ihm aber oft mehr als schwer gefallen. „Ich wollte dich fragen ob...“ Hyde hob überrascht seinen Kopf. Gackts Herz schlug auf einmal höher, als er erwartungsvolle Augen auf seinen spürte. Er wusste was Hyde wollte, weil er selbst das gleiche drängende Gefühl besaß. Er wollte mit Hyde allein sein, so wie er es vor sechs Tagen versprochen hatte. „...Ob... du mit mir was essen möchtest“, murmelte Gackt, während er hoffte, Hyde würde seine eindeutige Einladung annehmen. „Bei mir Zuhause“, fügte der Jüngere noch hinzu. Selten spürte er eine so starke Aufregung. Er sah Hyde wie dieser nur wenige Sekunden später verhallten nickte und flüchtig lächelte, und Gackt glaubte, sein Atem würde aussetzten. „Hai“, antwortete Hyde. Vielleicht hätte er es niemals offen zugegeben, aber er war unendlich erleichtert, dass Gackt ihn mit dieser Bitte ansprach. Das Lächeln, das sich ungewollt auf seine Lippen gelegt hatte, sagte jedoch alles. Er bückte sich und griff nach dem Notenblatt, das zwischen ihnen auf dem Boden lag. Nichts war ihm lieber, als mit dem Jüngeren nach der Arbeit den Abend zu verbringen. Vielleicht würden sie jetzt endlich Zeit füreinander haben. Vielleicht war nun endlich der Augenblick gekommen, an dem er ihm endlich wirklich sagen konnte, was er fühlte. Er hatte lange Tage darauf warten müssen, und jede Minute dieser Zeit war ihm so unendlich lang gewesen. Er hatte sich allein gefühlt und musste sich oft zurückhalten den Jüngeren einfach so aufzusuchen. Dann aber hatte er immer wieder Bedenken und Angst, dass er diesen nerven könnte, denn Gackt war in letzter Zeit mehr als beschäftigt. Neben ihrer Arbeit an der Single brauchte er noch Zeit für Arbeiten an weiteren Songs, die er veröffentlichen wollte. Hatte Tetsu womöglich doch recht gehabt, als er heute morgen vor seiner Tür stand, sich nach seinem Befinden erkundigte und daraufhin sagte, sie würden ihre Zeit schon bekommen? Und das sogar schneller, als er heute Morgen gedacht hatte. Hyde lächelte. „Dann lass uns gehen.“ Er legte das Notenblatt auf den Tisch und blickte Gackt in die Augen. * Er fühlte eine seltsame Aufregung, die ihn übermannte, als er Gackt gegenüber am Tisch saß und auf sein Weinglas starrte, das er zwischen seinen Fingern hatte, um es schließlich zu seinen Lippen zu führen und einen kräftigen Schluck zu trinken. Auch wenn ihm so vieles auf dem Herzen lag, hatte er bisher kaum Worte gesprochen. Der Augenblick war passend, aber seine Anspannung konnte er bisher nicht recht in den Hintergrund stellen. Auch Gackt war ungewöhnlich ruhig. Lag es an den verstrichenen Tagen, die einfach so einsam an ihnen vorbeigegangen waren, und das obwohl nichts mehr zwischen ihnen lag? „Tut mir leid, dass ich dich die letzten Tage so missachtet habe“, murmelte Gackt, der verstohlen seinem Gegenübersitzenden anschielte. Hyde schüttelte den Kopf, ohne dabei aufzusehen. Er blickte ununterbrochen in sein Glas, das er fast leer getrunken hatte. Die einsamen Tage waren ihm nicht leicht gefallen, aber Gackt die Schuld daran zu geben, wäre auch falsch gewesen. „Nachdem ich dein Tagebuch gelesen habe, war ich bei Megumi“, unterbrach Gackt die neu aufgekommene Stille. Hyde zuckte, als er dies hörte. Er zog die Augenbrauen zusammen, als könne er es nicht glauben. „Sie sah schlecht aus“, sprach er weiter. Er bemerkte wie Hyde plötzlich nervöser wurde, trotzdem wollte er diese Sache nicht verheimlichen. Es war ihm wichtig, dass Hyde es endlich wusste. „Aber ich denke, sie ist nicht so schwach, wie du denkst.“ Nun blickte Hyde auf. Mit fragenden Augen legte er den Kopf schief und öffnete den Mund, um etwas zu sagen. Aber er wusste nicht was. Er war sprachlos. Er sah Gackt an und sagte nichts, während sich seine Lippen stumm bewegten. „Du musst dir keine Sorgen machen Haido.“ Gackt lächelte. „Es ist alles in Ordnung. Megumi ist mit der Freundin eines Freundes von mir vertraut. Sie kümmert sich um sie.“ Gackt sah Hyde an und dachte eine Spur von Erleichterung in seinen Augen zu lesen. Er dachte zu sehen wie ihm mit einem mal die Sorgen weggerissen wurden, als wäre es das einfachste auf der Welt. Gackt fasste nach Hydes Hand, deren Finger um das Weinglas gelegt waren. Er zog sie in seine, während er sich von seinem Platz erhob und auch Hyde auf die Beine zog. „Es tut mir leid“, flüsterte Gackt, während er Hyde in seine Arme drückte. Dieser schüttelte wieder mit dem Kopf, drückte sich an die warme Brust des Größeren. Er liebte den Geruch, der von dem Jüngeren ausging und ihn wie ein Magnet an ihn band. Gackt nach all den langen Tagen, Wochen und Monaten so nah zu spüren, wie er seine Arme um ihn legte und seinen Mund in seinem Haar vergrub, war ihm so unglaublich surreal, dass er dachte, er würde träumen. Er hatte seine Augen geschlossen und doch konnte er ihn sehen, die Farbe seines Hemdes, die dunkelbraunen Haare, die blauen Augen, der Mund, der sich öffnete und schloss, wenn er sprach. Er kannte ihn in und auswendig und doch war ihm jede Regung, jedes Wort, das er sprach, so neu, dass er glaubte, seine Liebe zu ihm würde niemals aufhören stärker zu werden. „Die Blüte eines Menschen ist die Person, die man am meisten liebt, doch sie vergeht wenn ihr nicht selber klar wird, was sie wirklich am Leben hält“, flüsterte Hyde gegen Gackts Brust. Er hörte seine eigenen Worte sprechen, die so leise waren, dass er dachte, er hätte sie in Wirklichkeit gar nicht gesprochen, sondern sie sich nur eingebildet. Diese Worte, die der Jüngere ihm damals am Flughafen zugeflüstert hatte, waren nie aus seinem Gedächtnis verschwunden. Er hatte sie sich 100derte Male gesagt, 1000 Mal hatte er über sie nachgedacht. Von Anfang an wusste er, dass Gackt damit Recht hatte, und doch wollte er nicht darauf hören. Sein Stolz und sein Verantwortungsgefühl hatten ihm eingetrichtert, dass sie belanglos waren, doch nun schienen sie ihm seine Rettung gewesen zu sein. Denn wenn er an sie dachte, wenn er an sein Gesicht dachte, dann hatte er Hoffnung. „Du weißt das noch?“ fragte Gackt und zog Hyde von sich, um ihn in sein Gesicht zu blicken. Hyde nickte. „Ich habe es nie vergessen.“ Der Jüngere blickte erstaunt und doch sah man auch einen unerhofften Schimmer der Freude in seinen Augen. Hyde fühlte auf einmal eine Unruhe in sich, die sich über seine geweiteten Pupillen nach Außen trug. Es war ein seltsamer Augenblick, der vieles sagte, ohne dass Worte gesprochen wurden. Spätestens jetzt wäre er so oder so nicht mehr in der Lage gewesen zu sprechen. Gackts Blick schien ihn gefangen zu nehmen und aller Fähigkeiten zu berauben, die er besaß. Er konnte sich kaum bewegen, war starr und stumm, nur seine Augen sahen Dinge, die ihm sonst nicht real waren. Er näherte sich dem Jüngeren, wie von selbst bewegte sich sein Körper. Er sah in seine Augen, versank in ihnen. Er wollte von ihnen angesehen werden, er wollte, dass er in seine verschlossene Seele sah, genauso wie auch er seine Augen von Gackt nicht mehr abwenden wollte. Es lag etwas Elektrisierendes in der Luft. Sie spürten die Wärme, die ihre beiden Herzen für den anderen ausstrahlten. So lange hatte er es sich verboten, Gackt nahe zu sein oder zu spüren, aus Angst er könne etwas tun, was ihm nicht erlaubt war. Doch nun war alles anders. Nun wollte er nicht mehr davonrennen. Was auch passieren würde, er würde es nicht mehr aufhalten wollen. Seine Liebe zu dem Jüngeren hatte mit der Zeit eine ungeahnte Stärke angenommen. Alles, was sein Handeln kontrollierte, resultierte daraus, dass er an diesen einen geliebten Menschen dachte und daran, wie er diesen glücklich machen konnte. Stumm und ohne seinen Blick von den blauen Augen zu wenden, fuhr Hyde mit seinen zitternden Händen in Gackts Haar. Er war aufgeregt, bei jeder Bewegung, die er tat, schlug sein Herz schneller und schneller. Je näher er ihm kam, desto unwirklicher kam ihm die ganze Szenerie vor. Wie sie beide hier standen, sich ansahen, keiner ein einziges Wort verlor und er sich mit seinen Händen an den Größeren klammerte. Vor wenigen Monaten hätte er sich so etwas niemals träumen lassen. Niemals ohne dabei ein schlechtes Gewissen zu verspüren. Alles schien so unschuldig und doch kochte sein Verlangen nach diesem Menschen, das er kaum ignorieren oder überspielen konnte. Er musste sich glückliche Seufzer verkneifen, die ihm ständig zwischen den Lippen lagen und sich hartnäckig daran versuchten, gehört zu werden. Seine Hände spürten das weiche Haar, das sich wie Samt zwischen seine Finger schlängelte. Er durchfuhr eine Strähne und spürte, wie er sich ein Seufzen, das er unterdrücken wollte, über seine Lippen kam. In Gackts Ohren hallte dieser Laut wie ein langes Echo. In ihm wurde plötzlich etwas geweckt, was er die letzten Tage notgedrungen in den Hintergrund stellen musste. Zu aufreizend blickten Hydes Augen in seine, zu sinnlich hatten sich dessen Lippen geöffnet und zu verboten klang dieser Seufzer in Gackts Ohren. Es war ein sündiges Gefühl, das ihn durchfuhr, als er auf diese Lippen starrte und den Drang unterdrückte, diese ohne Erlaubnis zu küssen. Er wollte Hyde die Entscheidung überlassen. Er sollte entscheiden, wo sie begannen und aufhören sollten. Er wollte ihn nicht schon wieder zu etwas drängen, was er nicht wollte, und somit diesen wundervollen Augenblick zerstören. Hydes zärtliche Berührungen, die langsam immer weiter in sein Gesicht zogen, konnte er aber kaum ignorieren. Sie entfachten ein hitziges Verlangen, welches seine Ungeduld immer weiter schürte. Es waren noch unschuldige Berührungen, die lediglich erkundeten, trotzdem erregten sie ihn so sehr, dass er glaubte, seine innere Angespanntheit würde ihn verraten. Hydes Finger fuhren hinunter zu seinen Lippen, nachdem sie über warme Wangen glitten. Seine Haut zu spüren, zu merken wie sie heißer und heißer wurde, machte ihn so unsagbar glücklich. Ein kurzes Lächeln stahl sich auf seine Lippen, als Gackt mit einem Seufzer die Augen schloss. Endlich konnte er seinen Gefühlen die Grenze nehmen, all das tun, was er schon immer wollte. Gackt überall zu spüren, ihn mit den Augen des Verliebten zu sehen, ihm zu zeigen was er tatsächlich fühlte. Seine Lippen näherten sich denen von Gackt. Auch sie zitterten in der großen Erwartung sich mit den des Jüngeren zu vereinen. Sie hielten inne, während er aufgeregt ein- und ausatmete, und jede einzelne Sekunde, die dabei verstrich, war so lang wie 1000 quälende Minuten. Alles in ihm schien Kopf zu stehen. Er konnte kaum so schnell atmen, wie es ihm nach Luft verlangte. Er fühlte sich, als würde er schwebend auf einer Schwelle stehen. Würde er diesen letzten Schritt wagen, könnte er sich fallen lassen?! Alles könnte geschehen. Gackt spürte den warmen Atem an seinen Lippen, während er in die braunen Augen des Älteren sah. Hyde senkte kurz seine Lider, während er sich an seine Brust, die vor Herzklopfen zerspringen drohte, fasste. Gackt sah hinunter zu seinen Lippen, die vor Aufregung leicht zuckten. Er blickte hinunter zu seiner Brust, die sich schnell auf und ab bewegte. Er fasste nach Hydes Kinn, zog es weiter nach oben, um erneut die schwarzen Augen unter seinen zu spüren. Er fuhr mit seinen Daumen über die weichen Lippen, die unter seine Berührung nur noch mehr zitterten. „Küss mich, ... bitte“, flüsterte Hyde mit leicht verschwommenen Blick, bevor er seine Augen schloss und seine Lippen auf die von Gackt legte. Erst berührten sie sich nur vage, dann begann Hyde die Lippen unter seinen zu küssen. Immer wieder und wieder, bis er seine Zunge zwischen sie drängte und Gackt somit aufforderte, seinen Kuss zu erwidern. ’Küss mich’, hatte Gackt während ihres ersten Kusses in Paris gebeten. ’Küss mich.’ Wie oft kreisten diese zwei Worte in seinem Kopf? Wie oft hatte er sich erträumt, dieser Bitte nachzukommen, ohne dass ihn ein schlechtes Gewissen plagte. Oder wie oft hatte er sich gewünscht, dieselben Worte zu sprechen, und geträumt Gackt würde es tun? Ohne seine Lippen von ihnen zu trennen, drängte sich Hyde an Gackt, bewegte sich näher zu ihm, bis sich ihre Körper trafen. Er wollte nicht nur seine Lippen spüren, nicht nur seine Hände fühlen. Er wollte alles an ihm besitzen und erfahren. Gackt zog den näher kommenden Körper zu sich, legte seine Hände um den Rücken, während er die küssenden Lippen mit seiner Zunge umspielte. Es war ein erregender Moment, der all seine Sinne auf den Körper vor sich fixieren ließ. Als plötzlich Hydes drängende Zunge das Innere seines Mundes berührte, schmeckte er jeden Zentimeter, der ihm geboten wurde. Hyde war es, der jedes Mal, wenn Gackt auf seine Zunge stieß, unterdrückt aufkeuchte, noch während er seine eigene wilder werden ließ. Seine Hände schlangen sich um seinen Hals und fanden in Gackts Haaren Halt. Er vergrub die Finger in ihnen, als wären sie sein rettender Anker. Seine Füße fühlten den Boden nicht mehr. Er schien zu schweben, nicht mehr Teil dieser Welt zu sein. Gackt zog den Kleinren mit sich, und, ohne dass es Hyde wirklich gemerkt hatte, befanden sie sich auf einmal in einem anderen Raum. Wie von selbst war er Gackt gefolgt, ohne Herr seines eigenen Körpers zu sein. Seine Beine hatten sich bewegt und er spürte es nicht einmal, geschweige denn, dass er vor seinen Augen die Umgebung wahrnahm. Er löste seine Lippen vom Jüngeren und ließ seine Augen durch den Raum wandern. Ein kurzer Blick und er wusste sofort wo sie waren, obwohl er noch nie zuvor dieses Zimmer betreten hatte. Er war noch nie in Gackts Schlafzimmer gewesen und doch kam es ihm bekannt vor. War es nur wieder ein Streich seiner Sinne? Er spürte Gackt an seinem Körper, wie dieser seine Lippen suchte. Hyde zog seine Augen vom großen Bett und blickte in Gackts, bevor sein Mund nach dem des Größeren schnappte. Er war ihm so nah, wie er es seit Paris nicht mehr gewesen war. Er spürte nicht nur den erhitzten Körper an seinem, nein auch der starke Herzschlag, der seine Liebe noch stärker zum Ausdruck brachte, als es sein erregter Körper jemals tun könnte. Er hatte weder Bedenken, noch die Spur von Angst vor dem was kommen würde. Gedanklich hatte er sich schon vor Tagen darauf eingestellt. Er wusste, dass diese Nähe zwischen ihnen nicht weiter nur aus Küssen und Umarmungen bestehen konnte. Er wusste, dass es bald viel mehr sein würde, dass sie gemeinsam diesen Schritt gehen würden, ohne jede Zweifel in ihren Herzen. Als Gackt ihn um diesen Abend gebeten hatte, waren es auch versteckte und doch eindeutige Blicke, die ihm zeigten, wie dieser Abend wirklich enden würde. Auch in seinem Kopf wünschte er sich nichts mehr, als diesen intimen Moment mit Gackt zu erleben. Schon jetzt wusste er, dass es anders und viel mächtiger werden würde, als er es sich bis zum jetzigen Zeitpunkt vorgestellt hatte. Er merkte es an der Reaktion seines Körpers und an seiner beflügelten Seele, die sein Innerstes mit Glück ausfüllte. Gackt drückte ihn stark an sich. Während sie sich sinnlich küssten, ließ er seine Finger über Hydes durchgebogenen Rücken wandern. Er ließ sie nach unten streicheln, immer weiter, bis sie zu dessen letzten Rundung gelangten. „Ah...“, stöhnte Hyde verhalten, nachdem seine Lippen von Jüngeren abließen. Sein leidenschaftlicher Blick ließ Gackt Sterne sehen. Die feuchten Lippen, die sich leicht öffneten, um sich erneut über seine herzumachen, machten ihn wahnsinnig. Seine Gefühle liefen Amok. Plötzlich war er so sehr in Ekstase, dass jeder unsichere Gedanke, der ihn zum aufhören bringen könnte, vor seinen Augen wie eine Seifenblase zerplatze. Er streichelte den Körper, der sich seinen Händen entgegen bog. Er fühlte die erhitze Haut unter dem Hemd. Seine Finger fuhren wie mechanisch an seinen Hals, dort wo er ein Stück nackte Haut fand und diese mit seinem Mund küsste, während seine Hände den Brustkorb nach unten glitten, bis sie unter das Hemd gelangen und dort den Bauch streichelten. Hyde entfuhr ein erschreckter Laut, als die etwas kühlen Hände auf seinem warmen Körper trafen. Wie sie über den Bauch hinauf zu seiner Brust fuhren, ganz langsam, als wolle der Jüngere ihn damit quälen. Hydes Atem ging immer schneller, je mehr Haut er mit seinen Händen berührte und mit seinen Lippen jeden Zentimeter seines Halses entlang küsste. Dann bemerkte Gackt eine Kette um Hydes schmalen Hals. Er wollte sie ihm abnehmen, fummelte am Verschluss herum, bis er vor seinen Augen die silberne Feder erblickte und stoppte. Er glaubte sein Verlangen würde ihm einen Streich spielten, aber selbst nachdem er sie in die Hand nahm, war sie immer noch real. Hyde vermisste die heißen Lippen an seinem Körper. Er blickte in Gackts Gesicht und sah in seinen Augen die Überraschung und dann die Kette, die er in seinen Händen hielt und ansah. Er lächelte verhalten, bevor er sich an seinen Nacken fasste und selbst den Verschluss öffnete. Dann fasste er nach seiner Hand und zog ihm das Silber aus den Fingern, legte es auf den niedrigen Schrank neben sich. Hyde blickte dem Größeren in die Augen. Dieser sah ihn schweigend an und doch sprach er mit seinem Herzen. Gackt streckte die Hand nach ihm aus und strich mit den Fingern an seinem Kinn entlang. Hyde hob es ihm entgegen und streckte dabei seinen Hals. Mit pochenden Herzen beugte sich Gackt zu ihm und küsste ihn kurz auf die warmen Lippen, als wolle er sich dafür bedanken, während sich seine Finger ungeduldig an den Knöpfen von Hydes Hemd zu schaffen machten. Er konnte sich kaum zurückhalten. Er wollte seine Haut spüren, ihn streicheln und küssen. Der Stoff, der hinderlich an seinem Körper hing, verdeckte alles was er sehen und schmecken wollte. Er öffnete sie mit vor Verlangen zitternden Händen und zog das Hemd schnell über die schmalen Schultern, ließ es aber in seinem Armbeugen hängen. Hyde erzitterte, als kühle Luft an seine nackte Haut kam und suchte nach Gackts Nähe, seine Wärme, die er an seinem Körper spüren wollte. Als dieser ebenfalls nach ihm suchte, seine Hände über Hydes Brust glitten, seine Daumen seine Brustwarzen berührten und eine kleine Explosion des Sternenlichts in dessen Körper, seinem Herzen auslöste, drückte er sich Hyde entgegen und hielt ihn mit seinem Körper gefangen. Erst fuhr er nur mit seinen Daumen über das weiche Fleisch, dann benutze er mehr Finger und streichelte immer wieder über diese empfindsamen Stellen. Hyde spürte wie sich seine Brustwarzen unter seinen Fingern aufrichteten und steif wurden. Seine Beine zitterten unter diesem Ansturm von Empfindungen. Sie wurden weich wie Pudding und doch hielt er sich mit aller Kraft aufrecht. Er lehnte sich an die kühle Wand hinter ihm, um nach Halt zu suchen und Gackt kam ihm nach, drückte ihn fester daran, um Hyde keinen Weg zur Flucht zu bieten. Atem sanft in seinem Haar, Lippen warm und weich auf seiner Stirn, so schien er mit Gackt zu verschmelzen und eins zu werden. Als Gackts Hände seine Brust verließen, wachte in ihm unter Herzklopfen das Verlangen nach mehr auf. Er sprach es nicht aus, aber seine Augen funkelten und der Größere wusste, dass er nach seinen Brührungen hungerte. Finger berührten sanft Hydes Kehle, der Daumen neigte seinen Kopf nach hinten, Fingerkuppen verfolgten dem Schwung seines Halses. Hyde neigte seinen Kopf. Er öffnete seinen Mund und suchte den Gackts, als dieser tiefer in seinem forschte. Ihre Zungen verflochten sich ineinander, während Gackts Hände Hydes Schultern packten und diese nach hinten drückten, seinen Oberkörper zu sich bog. Nun verließ Gackt den heißen Mund und beugte seinen Kopf herunter, zu seinem Kinn, seinem Hals, und sein Haar glitt dort sanft über Hydes Haut. Gackts Mund war heiß und köstlich an seiner Brust, suchte und fand, während sich Hyde ihm entgegen bog und aufseufzte. Der Traum spann sich fort und sie trieben mit ihm mit. Nichts, was um sie herum war, existierte in ihren Köpfen. In diesem Augenblick lebten sie in einer von ihnen selbst geschaffenen Blase, die sie einhüllte und in eine andere Welt trug. Stöhnend hörte Hyde Gackts tiefes, rauchiges Keuchen, er spürte seinen heißen Atem, den er an seiner Brust ausstieß und ihm dort eine Gänsehaut bescherte. Er wollte seine Haut spüren, seine heiße Haut, die er die ganze Zeit über unter dem dünnen Hemd erahnt hatte. Er machte sich nicht die Mühe die lästigen Knöpfe zu öffnen, dazu war er viel zu erhitzt und ungeduldig. Er ließ seine Hände unter den Stoff wandern, griff beherzt danach und zog es mit einem Ruck auseinander. Ohne dem zerstörten Hemd nachzutrauern, zog Gackt es sich sofort über die Arme und ließ es zu Boden gleiten. Hydes Augen funkelten erregt, als er seinen Blick hungrig über seinen Oberkörper gleiten ließ, während auch er sich seines Hemdes, das an seinen Armgelenken hing, entledigte. Seine Hand wanderte Gackts Arm entlang, über seinen Brustkorb und den Bauch weiter nach unten. Er strich sich mit der Zunge über die Lippen, bevor er seine Hand tiefer dirigierte. Er wollte wissen, wollte berühren, wollte berührt werden. Seine ungeduldigen Finger fanden den Bund seiner Hose. Er streichelte aufreizend darüber, ließ seine Finger einzeln entlang fahren. Gackt war schon heiß und fest dort, verhärtete sich weiter gegen seine Hand, dessen Druck etwas fester wurde. Gackt flüsterte keuchend seinen Namen, küsste zitternd sein Ohr, dann drängte er den Älteren zurück, nur wenige Schritte bis zum Bett, während ihn Hydes Berührung zwischen seinen Beinen beinahe die Sinne raubten. Er drückte ihn nach unten, ließ ihn auf das Bett niedersinken, auf das sich Hyde bereitwillig ausstreckte, eingehüllt von Gackts Umrahmung, seine Augen in der überwältigenden Ekstase des Moments schließend. Gackt folgte Hyde und stieg auf das Bett. Er richtete sich ein Stück auf, um den erhitzen Körper unter sich betrachten zu können. Seine Augen glitten über die schimmernde Haut, von dem geröteten Gesicht, über den Hals zu der bebenden Brust und schließlich zu seinem Bauch, den er mit seiner Hand streichelte, bevor er mit dieser zu seinem Hosenbund fuhr und gezielt die Schnüre öffnete. Hyde sah ihn dabei mit verschleiertem Blick ins Gesicht. Er spürte leichte Berührungen, die fast zufällig seine empfindliche Stelle striffen, wenn Gackt an den Schnüren zog, den Bund leicht öffnete und er erleichtert über diese gewonnene Freiheit war. Selbst als Gackt ihm die Hose samt Short über die Hüften zog, er ihn in seiner ganzen Nacktheit betrachtete und ihm dabei auch sicherlich nicht seine schon gewachsene Erregung entging, konnte er seine Augen nicht von ihm lassen. Er sah wie sich Gackts Pupillen verengten und das Blau zu einem seltsamen Lila wurde. Hyde wunderte sich über diesen Farbenwechsel nur kurz, denn er erbebte, als Gackt mit seinen Händen nach seiner nackten Hüfte griff und ihn tiefer in das Bett drückte. Er schämte sich für nichts, was Gackt sah, im Gegenteil, es erregte ihn, wenn er dessen Augen auf seinen erregten Körper spürte, als würden sie ihn streicheln und überall küssen. „Komm her“, flüsterte Hyde und streckte seine Hände nach ihm aus, fasste ihn um den Hals und zog ihn wieder zu sich hinunter. Als ihm sein Gesicht nah genug war, ließ er seine Zunge über die feuchten Lippen fahren, bis zu seinem Ohr. Er spürte wie sich Gackts Knie zwischen seine Beine drückte und er ihn damit an seiner Mitte vorsichtig rieb. Hyde konnte ein tiefes Keuchen nicht unterdrücken. Als wäre er nicht mehr imstande sich zu kontrollieren, hob er ihm seine Hüfte entgegen, kämpfte gegen die starken Hände, die ihn nach unten drückten und bewegte seinen Unterleib im Rhythmus seines Reibens. Es war zu unglaublich was hier passierte, als dass er verstehen konnte, wie sehr sein Körper nach mehr verlangte. Ein ungestillter Hunger, der immer größer wurde, je mehr er bekam. Seine Hüften rieben sich gegen Gackts Bein und er merkte, wie er immer härter wurde. Er stöhnte tiefer, als Gackt von seinen Hüften ließ und ihn mit seinen Armen fest an sich drückte und mit seiner Hand die des Älteren suchte. Er verflocht seine Finger in Hydes, während seine andere Hand über seinen Rücken und seine nackte Taille strich. Als er ihn nach hinten neigte und sich neben ihm ausstreckte, wandte Hyde sich dem harten Druck von Gackts Körper zu. Die Stille und das Bett schufen einen Hort der Intimität, der äußere Grenzen verschwimmen ließ und neue schuf. Hyde empfand ein ehrliches, inbrünstiges Verlangen zwischen ihnen, das in diesem behüteten Raum ganz offensichtlich war. Mondlicht, das vereinzelt durch die halbzugezogenen Vorhänge an den Fenstern hinein schien, legte sich auf ihre Körper und ließ ihre Haut silbern schimmern. Hyde blickte in das Gesicht, das vom schwachen silbernen Licht beschienen wurde, neigte sich zu ihm und seine Lippen nahmen ihn gefangen. Sinnlich und begierig. Gackts Hand liebkoste Hydes Brustkorb, und seine Finger glitten spielerisch über ihn hin. Als er dann von seinem Mund abließ und mit seinen Lippen Hydes sich aufrichtende Brustwarze erfasste, rannen wellenartige Schauer durch ihn. Hydes Augen weiteten sich fast gequält, als die feuchte Hitze Gackts Mundes die harte Spitze seiner Brust umschloss. Das Gefühl seiner Zunge, die den empfindsamen Punkt liebkoste, führte dazu, dass er sich an den Größeren klammerte, während er seinen Kopf nach hinten in die Kissen drückte. Als Gackt an ihm zu saugen begann, spürte er jedes Ziehen tief in sich, als würde es ihn zerreißen. Hyde wand sich, keuchte auf. Die Seide spannte sich zwischen ihnen, als Hyde Gackts Hand fester ergriff und seine Finger um seine schlang. Er hob ihm seine Brust entgegen, immer wieder, wenn Gackt erneut zu ziehen begann. Sein Körper erzitterte, wenn der heiße Mund seine Haut verließ, um sich erneut auf sie zu senken und stechende Blitze durch ihn hindurch zu jagen. Er biss sich schmerzend auf die Unterlippe, während er sich erschaudernd zurückbeugte, und Gackt ihn mit einer Hand im Rücken stütze, küssend, saugend, bis Hyde aufschrie. Gackt vernahm diesen Schrei und ließ von der gepeinigten Knospe ab, um sich nun der anderen zu widmen. Dort trieb er dasselbe Spiel, saugte, zog und knabberte, bis Hyde seine Finger in seinen Rücken bohrte und erregt schrie. Es war ein süßer Schmerz, der sich von seiner Brust durch seinen Körper zog, und doch wollte er noch viel mehr dieser unglaublichen Qualen spüren, bis der letzte Rest seiner Fähigkeit zu denken aus ihm getrieben wurde. Sein Atem ging schnell und er wusste nicht, wie er sein rasendes Herz beruhigen konnte, denn dieser wahnsinnige Mund schien nie genug zu bekommen. Immer wieder nahm dieser Haut zwischen die Lippen, nachdem er zärtlich auf diese Stelle geküsst hatte. Er zog und saugte daran, bis ein dunkles Mal entstand, das später von dieser Nacht zeugen würde. Hyde ließ keuchend seine Hände an Gackts Armen hinaufwandern, während er nun zärtliche Küsse an seinem Hals genoss. Er fuhr an den Seiten seines Oberkörpers nach unten, bis er erneut auf den Hosenbund stieß, diesmal jedoch waren es zielstrebige Finger, die den Knopf und dessen Reißverschluss öffneten, um dann seine hitzige Hand hineingleiten zu lassen. Gackt keuchte gegen seinen Hals, als Hydes schnell das fand, was er suchte, und langsam zu massieren begann. „Nhg...“, stöhnte Gackt unterdrückt und drängte seinen Unterleib dieser Hand entgegen, bis er glaubte, Hyde würde es mit ein paar Handgriffen zu Ende bringen wollen, doch dieser hielt inne, zog seine Hand aus seiner Hose und blickte den Größeren in die Augen. „Zieh sie bitte aus“, flüsterte der Ältere in sein Ohr und fuhr mit seinen Fingern über die vollen Lippen Gackts. In seinen Kopf hallten diese Worte, als hätte er sie nur geträumt. Ausgesprochen waren sie wie eine Bitte, aber in seinem Hinterkopf schienen sie ihm wie ein Befehl. Und doch sah er in dem Gesicht des L’Arc~en~Ciel-Sängers eine gewisse Art Unschuld, die er hin und wieder mit Blicken zum Ausdruck brachte. Doch Gackt wusste, dass dieses Wesen in seinem Bett keineswegs unschuldig war. Es war nur der äußere Schein, der vor allem bei diesem Menschen unheimlich trog. Gackt lächelte kurz, denn auch wenn er immer wieder erstaunt über den Älteren war, gestand er sich, dass er genau diese Wesensart an ihn so sehr liebte. Nach kurzem Zögern kam er dieser Bitte nur zu gern nach und zog sich die Hose über die Hüften und Beine. Er feuerte sie aus dem Bett und suchte sofort wieder nach den dunklen Augen seines Geliebten. Er blickte ihn an und spielte mit seinen Augen, als wolle er mit ihnen sagen ´Ist es gut so?´, während er sich neben Hyde kniete, sich zu ihm nach unten beugte, seine Haut auf die des Kleineren stieß und über sie wanderte. Hyde legte seine Arme um die Schultern des Größeren und zog ihn noch näher zu sich, bis dieser vollends auf ihm lag. Das Gefühl von heißer Haut, die auf seiner lag und mit ihm zu verschmelzen schien, ließ ihn erregt seufzen, während er sich fester an sein Körper drückte, um diesen überall, wirklich überall zu spüren. Hyde schloss die Augen und tastete mit seinen Fingern blind über den Körper, der auf seinen lag. Seine Finger fuhren vom Nacken hinunter über seinen Rücken, dann fassten seine Hände zwischen seinen und Gackts Körper, und betastete dessen Bauch, der sich unregelmäßig hob und senkte. Gackt blieb währenddessen still und betrachtete Hydes Gesicht, seine geschlossenen Augen, die ab und zu zuckten, wenn er sich über seinen Körper bewegte und seine Erregung traf. Er konnte kaum glauben, wie wunderschön dieser Anblick war. Die schimmernde Haut seines Gesichtes, die Röte um seine Wangen, und dieser Mund, der leicht geöffnet war, um nach rettender Luft zu schnappen. Diese Schönheit überwältigte ihn, und er senkte seinen Kopf zu ihm hinunter. Er strich mit seinen Lippen über seine und flüsterte: „Du bist so schön“, gegen sie. Dann küsste er zärtlich dessen Stirn und Nasenspitze. Er verteilte federleichte Küsse auf dem ganzen Gesicht, während er sich hochstemmte, sein Gewicht auf einen Arm verlagerte, um mit der anderen Hand seinen Körper zu streicheln. Hyde erschauderte, als Kühle statt Gackts hitziger Körper seine Haut traf und er vergebens nach ihm greifen wollte. Er öffnete seine Augen und fand sofort die lila schimmernden des anderen, die ihn gebannt ansahen. Ohne dass sie miteinander sprachen, wusste Hyde was Gackt wollte und war, obwohl er kurz Angst verspürte, darauf vorbereitet. Als Gackts Fingerspitzen sich langsam nach unten vortasteten, öffnete Hyde sich ihm. Er spreizte seine Beine ohne Protest, völlig willig. Er wollte von ihm geliebt werden, überall, von seinen Lippen und Händen. Gackt blickte in seine Augen und fragte stumm um Erlaubnis, bevor er sich zwischen seine Beine kniete und seine Hand weiterwandern ließ, während er die Augen des Kleineren nicht unbeobachtet ließ. Hyde stöhnte bei jeden Zentimeter, den Gackt neu berührte. Zwischen seinen Beinen spürte er eine ungeahnte Hitze, die weiter stieg, je mehr Gackt erforschte. Irgendwann stoppte dieser seine streichelnden Finger. Unsicher blickte er in Hydes Gesicht, das ihn fragend ansah. Er liebte diesen Menschen, seine Seele und auch diesen Körper. Der Geschmack seiner Haut und auch die Laute, die dieser Mund preisgab, machten ihn wahnsinnig und doch hatte er Angst diesen Körper mit seinem Verlangen zu verletzten. Er blickte Hyde in die Augen und versuchte in ihnen zu lesen, was dieser wollte. „Hör ... hör nicht ... auf“, flehte Hyde mit vibrierender Stimme, als er seine Unsicherheit bemerkte. Er wusste was der Jüngere für eine Angst verspürte und wollte ihm diese nehmen. Er wollte ihm zeigen, wie sehr er ihm vertraute und wie groß sein Verlangen nach ihm war. Schon jetzt fiel es ihm schwer sich zu kontrollieren. In seinem Kopf spielten so viele Reize und Empfindungen ein Spiel mit ihm. Sein Herz schlug wie ein Hammer gegen seine Brust und die Lust, die er empfand, stieg ins Unermessliche. Er wollte das Gackt sie stillte, dass er seinen Körper nahm und ihn erlöste. „Bitte.“ Hyde schob seine Hüften mit einer verborgenen Einladung hin und her, während er ihm nickend zulächelte. Er war bereit jeden Schmerz zu ertragen, solange es Gackt war, der seinen Körper in Besitz nahm. Solange er wusste, dass er dies aus purer Liebe zu ihm tat und nicht nur aus Lust nach seinem Körper. Und er war sich sicher, dass die Vereinigung ihrer Körper das war, was ihre beiden Herzen ersehnten, weil sie schon eins waren in ihren Gefühlen. Hyde griff nach Gackts Hand und führte sie zu genau der Stelle, an der er aufgehört hatte zu streicheln. Er drückte seine Finger und schloss genießerisch seine Augen. „Bist du sicher?“ fragte Gackt mit stockender Stimme, weil ihm Hydes Anblick so sehr erregte, dass er sich trotz der Frage kaum zurückhalten konnte, seine Finger zu bewegen. „Hai“, flüsterte Hyde leise, zog seine Hand von Gackts und gab sich den Berührungen zwischen seinen Beinen hin. Er stöhnte und keuchte, und spürte wie er unter seiner Hand unglaublich hart wurde. Zögerlich arbeitete sich Gackts Hand tastend zu dessen Po und streichelte ihn dort an seiner intimsten Stelle. Hydes Keuchen wurde auf einmal tiefer und schneller, als er merkte, wie Gackt mit seinen Fingern erst zärtlich über diesen Punkt kreiste und dann schließlich einen festen Druck auf seine Mitte ausübte. Währenddessen begann der Jüngere zusätzlich den Bereich zwischen seinen Beinen mit seiner Zunge zu streicheln. Er leckte und nagte Hyde dort, wo er steif war. Er küsste ihn auf seiner feuchten Spitze und Hyde glaubte unter seinem Mund verbrennen zu müssen. Es war alles so zart und vorsichtig, dass es ihn wahnsinnig machte. Er hob und senkte seine Hüften in der Hoffnung mehr zu bekommen, stattdessen aber ließ Gackt seine Zunge zu seinem Bauch wandern, erkundete dort seinen Bauchnabel und hinterließ eine feuchte Spur über seine Brust bis hinzu seinem Hals. Schließlich erreichte sie seinen Mund und tauchte in ihn ein, im selben Augenblick, als auch seine Finger tief in ihm eindrangen. Hydes Körper bäumte sich auf, dem seinen entgegen, während er vor Schmerzen aufschrie. Gackt jedoch fing seinen Schrei mit seinem Mund auf, küsste ihn tiefer und leidenschaftlicher, während er seine Finger vorsichtig in ihm bewegte. Hyde erwiderte den Kuss, konzentrierte sich nur auf diese Lippen, auf die Zunge, die ihn erbarmungslos herausforderte und versuchte den Schmerz zu ignorieren. Gackts Finger glitten tiefer, tasteten, suchten und fanden plötzlich einen Punkt, der Hyde alles vergessend tief aufstöhnen ließ. Er massierte diesen Punkt und brachte Hyde damit an die Schwelle seiner Erregung. Hyde konnte kaum glauben, was Gackt da mit ihm anstellte. Er sah Sterne vor seinen Augen zerspringen und doch erkannte er das wunderschöne Gesicht über seinen, das immer noch im Kuss vereint direkt an seinem lag. Er spürte ein Stechen in seinem Inneren und doch hatte er einen Punkt gefunden, der dies überspielte und ihm ein wahnsinnig gutes Gefühl bescherte. Seine Finger dehnten ihn, machten ihn weich, und Hyde spürte, wie er es wollte, wie sehr er Gackt in sich spüren wollte, ihn aufnehmen, um mit ihm vereint zu sein, um sich mit ihm zu lieben. Der bloße Gedanke daran ließ seinen Körper erzittern. Er schlang die Arme um den Körper über ihm, hob seine Hüfte, um Gackt mehr Platz zu bieten, während dieser aber seine Finger unangekündigt aus ihm zurückzog. Hyde entfuhr ein leidiges Stöhnen, als er die aufkommende Leere in sich empfand und zog begierig an Gackts Taille, wollte ihn zu sich drängen. Gackt glitt näher, ohne dass er seine Lippen von Hydes ließ, während dieser voller ungeduldigem Verlangen stöhnte. Das Pulsieren in seinem Körper, das Gackt mit seinen Fingern angestachelt hatte, konnte nur von ihm gestillt werden. Er wusste, das es nun keinen Weg mehr zurück gab, denn auch Gackts Körper schrie nach ihrer Vereinigung. Dieser wurde noch einmal kurz unsicher, bevor er seinen Körper auf den Kleineren sinken ließ. Hyde wusste was nun passieren würde. Er spürte wie sich Gackts Härte an seine Öffnung drängte. Und plötzlich wurde ihm ganz anders. Vorsichtig legte dieser sich auf ihn, suchte ihn, öffnete ihn, und als er schließlich langsam in ihn eindrang ließ er den Kuss wilder werden, um Hyde ein Stück seines Schmerzes vergessen zu lassen. Ein Atemzug, ein kleiner Augenblick, und Hyde fühlte ihn, fest und steif und dann wieder Schmerz, der noch viel stärker war, als der, den seine Finger in ihm ausgelöst hatten. „Nhggg“, stieß Hyde unterdrückt hervor, der Rest verstummte in Gackts Mund. In den Sekunden die verstrichen, in denen Gackt weiter und langsam immer tiefer in ihn drang spürte er, wie seine eigene Männlichkeit mit Zittern und Pochen unter dieser Besitznahme reagierte, als würde er jeden Moment zerspringen. Doch dort wo er Gackt aufnahm tat es weh, es zog und stach und trotzdem schloss sich Hydes Körper um den Fremdkörper. Trotz Schmerz schloss er Gackt mit seinen Beinen, die er über dessen Rücken kreuzte ein. Das Gefühl Gackt in sich zu spüren, war mächtiger als der Schmerz, welcher seinen Körper zu zerreißen schien. Gackt verharrte, obwohl die Hitze und unglaubliche Enge, die ihn umschloss, ihm den Verstand raubten. Er blieb still, um Hyde die Gelegenheit zu bieten sich an ihn zu gewöhnen und um ihn so wenig wie möglich zu verletzten. Nur seine Lippen waren es, die immer noch diesen zitternden Mund küssten und nicht von ihm lassen wollten. „Tut es ... sehr weh?“ murmelte Gackt gegen seinen Mund. Hyde schüttelte nur kurz mit dem Kopf, aber Gackt wusste, dass dieser log, denn er spürte seine angespannten Muskeln, er sah die weißen Knöchel seiner Hände, die hervorstachen, als sie sich am Laken festklammerten. Hyde öffnete seinen Mund, während sich seine Augen vor Schmerz zusammenkrampften, und doch wollte er keinen Laut von sich geben, der Gackt beunruhigen könnte. Er unterdrückte sogar sein Stöhnen, weil er glaubte, Gackt könnte ihn falsch interpretieren. Er nahm die gierige Zunge, die nach seiner suchte, in sich auf, während er merkte, wie er wie von selbst anfing seine Hüften zu bewegen und dabei spürte, wie sich seine Lust mit dem Schmerz vereinte und zu einem Empfinden wurde, das er nicht beschreiben konnte. Seine schmale Hüfte erbebte, was Gackt mehr erregte. Ein tiefes Lustgefühl durchströmte den Jüngeren und brachte ihn dazu sich in den Körper zu bewegen. Langsam, weil er Hyde nicht verletzten wollte. Hyde spreizte seine Beine weiter auseinander, um Gackt tiefer in sich aufzunehmen. Seiner Beine zitterten wie elektrisiert. Ein Kribbeln, das sich bis zu seinen Fußspitzen arbeitete. Er krampfte seine Zehen zusammen, zog die Knie nach oben und winkelte seine Beine an, dabei zog er das Bettlaken, das sich zwischen seinen Zehen verkeilt hatte mit sich. Er krampfte sie zusammen, spannte seine Muskeln an, nur die Stelle, an der er mit Gackt vereint war, auf die er sich konzentrierte, versuchte er weiter zu öffnen. Dort war er weich, um alles aufzunehmen was Gackt ihn gab. Der Schmerz verging allmählich und Gackt glitt tiefer, heftiger in ihn hinein. Ein weiterer Sturm, süß und wild, erhob sich und Hyde trieb mit ihm hindurch. Liebe erfüllte ihn, floss in ihn über. Hydes Körper bog sich gegen Gackts Wärme und die Festigkeit seiner Erregung, und er bewegte seine Hüften, um seinen Schoss weiter zu öffnen, um Gackt diesen Punkt in sich berühren zu lassen, der ihn Sterne sehen ließ. Gackt stöhnte tief, während er sich hoch- und seine Hände neben Hydes Gesicht stemmte. Er blickte auf ihn hinab und versuchte ihn während diesem ekstatischen Moment in die Augen zu sehen. Hyde hob und senkte seinen Körper, während er nach Atmen rang. Er biss sich auf die Zunge, und stöhnte, während er Gackts Augen auf seinem Körper spürte. Sein ganzer Körper glühte, während ihm Schweiß den Rücken hinunterlief. Er öffnete seine Augen und erblickte glühende Pupillen, die ihn verlangend ansahen. Dieser Blick ließ ihn jeden Rest von Schmerz vergessen. Er fühlte sich von ihnen umarmt und sprachen zärtliche, stumme Worte wie ´Ich liebe dich, ich liebe dich.´ Noch während sie vereint waren, Gackt sich langsam über ihm bewegte und immer tiefer in ihn drang, zog Hyde sich nach oben, klammerte sich zittrig um Gackts Schultern, während er begierig nach feuchten Lippen suchte. Er wollte ihm so na wie möglich sein, während sie sich gegenseitig zum Höhepunkt schaukelten. Er wollte seine Brust an seiner spüren, während sie im Schoße eins waren. Und er wollte auf gleicher Höhe in seine Augen sehen, wenn sich ihre Körper aneinander rieben. Hyde saß aufrecht in Gackts Schoss, seine Männlichkeit drückte sich an dessen Bauch und pochte noch stärker bei der Hitze, die sie dort erfuhr. Gackt öffnete seinen Mund bereitwillig, mit einem kleinen, gehauchten Stöhnen. Der Klang ließ Hydes Innerstes pulsieren, erregte ihn. Er küsste ihn ungeduldig und doch voller Leidenschaft. Er ließ seine Zunge in den Mund von Gackt wandern, der diese freudig in sich aufnahm. Sein Herz raste, während er gleichzeitig begann aufreizend seine Hüften zu kreisen. Auf und ab, erst langsam doch dann immer ungehemmter. Er genoss es diese feuchte Vereinigung in ihrem Schoss selbst und aus eigener Kraft in die Höhe treiben zu lassen. Der Schmerz war vergessen, oder aber die Erregung, die ihn ungeahnt übermannt hatte, ließ ihn in den Hintergrund treten und diesen als unglaubliche süße Lust empfinden. Es war ihm gleich. Alles was er wusste war, dass er es als unglaublich gut empfand und viel mehr davon wollte. Gackt keuchte atemlos, während er sich dieser unbeschreiblich leidenschaftlichen Bewegung hingab, die Hyde mit seinem Körper ausübte. Die warme Enge, in die Hyde ihn einschloss und mit seinen Bewegungen rieb, ließ Gackt erzittern. Hyde spürte wie das Organ in ihm steifer und härter wurde. Es war ein unglaubliches Gefühl, das er als Mann in der Lage war ihn derartig in sich zu spüren und dabei unbändige Lust zu verspüren. Er ließ seine Hüften um ihn kreisen, trieb ihn tiefer in sich und bescherte auch sich damit das höchste Lustgefühl. Gackt gab Hyde den nötigen Halt, umfasste ihn am Rücken, drückte ihn an sich, während er dessen Bewegungen stoßend entgegenkam. Hyde stöhnte bei jedem Zentimeter, den Gackt weiter in ihn drang, und schnappte nach Luft, wenn er sich kurz aus ihm zurückzog, um dann wieder tiefer in ihn zu stoßen. Immer und immer wieder, als gäbe es kein Ende dieser unbändigen Lust. Hydes Lippen wanderten von den geschwollenen Lippen über das schweißgebadete Gesicht. Er küsste die Wangen, die vor Hitze rot schimmerten. Er fuhr zu seinem Ohrläppchen, an dem er zärtlich zu knabbern begann. Seine Zunge ließ er darüber wandern, während er immer wieder atemlos und ohne jegliche Scham direkt in sein Ohr stöhnte. Dies machte Gackt schier wahnsinnig, er vergrub seine Fingernägel in Hydes Fleisch, drückte ihn immer fester an seine Brust. Seine Haut rieb sich an der des Kleineren. Ihm wurde immer heißer in seiner Mitte, je erregter Hydes Stöhnen in seinem Kopf drang. Er biss sich auf die Lippen, während er Hydes Körper, der in seinen Armen so heiß und feucht war und sich auf seinen Schoss bewegte, festhielt. Der Ältere konnte kaum mehr einen klaren Gedanken fassen und trotzdem machte er Anstalten seine Lippen für Worte zu teilen. „Ich ahhh... ahn...“ Er musste laut keuchen, als Gackts Hände, die die ganze Zeit auf seinem Rücken ruhten plötzlich seine Wirbelsäule hinunter strichen, sich um seine nackte Hüfte legten, während er ihn mit seiner rechten Hand zwischen die Beine fasste und seine feuchte Erregung zu streicheln begann. Trotzdem versuchte er diese Empfindungen, diesen Feuersturm in seinem Inneren, diese feurige Glut, die ihm durchströmte, in den Hintergrund zu stellen. Nur für die wenigen Sekunden, die er brauchte um sprechen zu können. Er hielt in seinen Bewegungen inne, die er mit seinen Hüften ausübte. „Haahh ahhh ah... mhhh“, stöhnte er, bevor er nach Gackts massierender Hand griff und sie zum Stoppen brachte. Er sah den Größeren in die lustverhangenen Augen. Sie schimmerten und schienen in ihn zu dringen. Hyde schluckte, nachdem er sich fester an seine Brust drückte und rauchig in sein Ohr flüsterte. „Ich ... spüre dich so tief in ... mir.“ Er schlang die Beine stärker um dessen Hüfte, drückte sie an seinen Rücken, während er seine Fingernägel in die Schultern des Jüngeren bohrte. Langsam senkte er seine Hüften tiefer in den Schoss des Größeren. Hyde stöhne laut auf, als ihn nun Gackts Erregung vollkommen ausfüllte. „Ich ... spüre dich so tief, ... so tief in ... mir, ... als würdest du mich auch an meinem Herzen ... berühren“, kam es stotternd und doch klar über seine Lippen. Es war ein Wunder, dass er diese Worte aus seinen Mund brachte. Seine Erregung schien auf den Höhepunkt zu stehen und trotzdem, trotzdem war er dazu in der Lage so etwas zu denken. Es war ein seltsamer und unglaublicher Gedanke und doch empfand er es auf diese Weise. Auf Gackts Lippen stahl sich ein Lächeln. Hydes Worte entfachten ein unbeschreibliches Glücksgefühl, welches sogar stärker war, als sein Verlangen nach diesem hitzigen Körper. Er hatte Hydes Liebe gewonnen, seine Seele, all seine Gefühle galten ihm. Sie waren vereint, nicht nur körperlich, sondern auch in ihrem Herzen. Gackts lächelnde Lippen schnappten nach denen des anderen. Er seufzte unendlich zufrieden, während sie sich zärtlich küssten. Gackt ließ seine Hände in die Haare des Älteren wandern, verkeilte sich dort mit einzelnen Strähnen, die schon leicht feucht waren. Ihre kreisenden Bewegungen hielten inne, solange sie sich nur ihren Lippen hingaben. Sie küssten sich mit einer so unglaublichen Leichtigkeit, dass es Hyde Tränen in die Augen jagte. Er war so unglaublich glücklich, dass er nicht begreifen konnte, wie er all die Zeit dieses Glück von sich weisen konnte, wie er diesen Menschen so sehr verletzten konnte. „Warum?“ flüsterte Hyde, und spürte die Lippen, die von seinen Mund ließen und nun zu seiner Wange fuhren. Mit wundersam sanften Lippen fing Gackt seine salzigen Tränen auf, während seine Finger über das nasse Gesicht fuhren. Hydes Unterleib begann zu zittern. Gackts pochende Erregung in ihm und die Lippen in seinem Gesicht, seine Finger die ihn streichelten, erfüllten ihn mit Glück. Ein Glück, das er so noch nie erfahren hatte. Obwohl sie sich nicht bewegten, wurde er immer weiter an die Schwelle der Lust getrieben, allein durch seine Gefühle zu dem Jüngeren, die er nun mit Gackt teilen durfte. Nichts konnte ihn glücklicher machen, als von diesem geliebt zu werden. „Bitte ... bitte bleib immer bei mir“, flüsterte Hyde gegen Gackts Lippen, die er sogleich mit einem erneuten Kuss zum Schweigen brachte, bevor dieser überhaupt Anstalten machte zu sprechen. Gackt antwortete, indem er diesen Kuss erwiderte. Er würde ihn niemals mehr allein lassen, auch wenn er ihn irgendwann nicht mehr wollte, wenn er ihn wegschickte. Auch dann würde er da sein. Er würde für ewig nicht von seiner Seite weichen. Ihr Kuss war das Siegel für dieses Versprechen. Sie brauchten kein Versprechen, das aus Worten bestand. Sie gaben sich alles, was sie besaßen, und forderten nichts. Hyde beendete den Kuss nur wehmütig. Er schloss die Augen, während er Gackts Lippen an seinem Hals hinunterküssen ließ. Er bog sich ihm entgegen, bevor er erneut seine Hüften kreisen ließ, dabei ließ er seine eigene Erregung an Gackts Bauch reiben. Er konnte einfach nicht genug von diesem Körper bekommen. Dieser Moment war eine Sünde deren Reinheit ihn erschütterte. Leidenschaft verbunden mit Zärtlichkeit durchströmte ihn, gefolgt von einer unglaublich starken Liebe. Seine innere Traurigkeit über die versäumte Zeit wurde allmählich schwächer. Er erkannte, dass Gackt nun endlich sein Zufluchtsort für seine Seele und sein Herz war. Dies war ihm das schönste aller Gefühle. Gackt streichelte seinen Nacken, ließ seine Finger einzeln über den durchgebogenen, mit Schweißperlen bedeckten Rücken gleiten, bis er zu dessen Po gelangte und diesen vorsichtig im Rhythmus massierte. Hyde sah Funken vor seinen Augen sprühen. Er wusste nicht auf was er sich konzentrieren sollte. Auf dieses wohlige Gefühl in seinem Inneren, welches Gackt immer weiter anstachelte, auf seine Erregung, die zwischen ihren Körpern Erlösung suchte, oder auf Gackts Hände und Lippen, die seinen gesamten Körper liebkosten. Er konnte nichts weiter tun, als erhitzt keuchen und sich all jenen Berührungen gleichzeitig hinzugeben. Wie ein Hungriger suchte er nach Haut, die er zwischen seine Lippen nahm. Er küsste stürmisch Gackts feuchte Brust, während er seine Hüften immer schneller werden ließ. Er leckte mit seiner Zunge über das Schlüsselbein, schmeckte den Schweiß, der sich an seiner Kehle sammelte. Er küsste alles, was er bekam, während er sich immer unkontrollierter sinken ließ. Nur das unregelmäßige Keuchen und lauter werdenden Stöhnen des Jüngeren signalisierten ihm, dass er sich genauso wie er an der Schwelle zum Höhepunkt befand. Gackt atmete heftig und sah ihn mit erregtem Ausdruck an. Hydes Körper, der im Mondlicht silbern schimmerte, bog sich nach hinten, sein Gesicht glühte fiebrig. Die Augen, deren Wimpern feucht glitzerten, zitterten jedes Mal, wenn er tief auf seinen Hüften lag. Sein geöffneter Mund, deren Lippen so bezaubernd zitterten, ließ immer lauter werdendes Stöhnen frei, welches allmählich zu einem Schreien wurde und das Zimmer vollends erfüllte. Diese Erscheinung glich einem Engel, deren Flügel sich wie eine durchströmende Wärme um sie legte. Gackt glaubte das Schönste auf dieser Welt gefunden zu haben. Niemals würde er diese Schönheit freigeben, sie aus seinen Händen lassen. Sie gehörte nun ihm. „Ich... ich… liebe dich“, kam es schwerfällig von Gackt. Ihre Zungen trafen sich, schlangen sich ineinander, während sie das Keuchen und Stöhnen des jeweils anderen in ihrem Mund aufnahmen. Hyde bewegte sich plötzlich schneller. Seine Hüften trafen immer hungriger auf seine, während er merkte, wie seine Glieder stärker zitterten. Mit seinen Händen fasste Gackt nach den bewegenden Hüften, sie fuhren nach oben zu seiner Taille. Er streichelte kurz die zarte Haut an dieser Stelle, bevor er den ekstatischen Körper nach unten zurück in das Lacken drückte und ihn mit seinem Körper bedeckte. Dunkelbraune Augen, die vor Hitze funkelten, blickten in das Lila über ihm. Er begrub den kleinen Körper unter seinen, während er seine Lust weiter antrieb und sie fast zum Höhepunkt brachte. Gackt fasste zwischen Hyde Beine nahm sein unglaublich steifes Glied in die Hand und vollführte mit seinen Fingern etwas, was Hyde vollends in den Wahnsinn treib. All seine Muskeln schienen ihm zu versagen. Er zitterte, als wäre ihm kalt und heiß zugleich. Gackt drückte und kratze ihn. Er streichelte und massierte und das allein mit seinen 5 Fingern. „Ahhhh... mhhh...“ schrie Hyde immer lauter, bis er sich auf die Lippen biss. Seine Finger krallten sich in das Laken, das er am liebsten zerrissen hätte. Er öffnete seine Augen und blickte in Gackts, die ihn krampfhaft ansahen. Er spürte, dass es ihm schwer fiel seine Augen auf ihm haften zu lassen, und doch zwang Gackt sich selbst dazu, weil er einfach keine Sekunde dieser Schönheit verpassen wollte. Er beobachtete den Älteren, wie er seinen Körper vor Erregung an seinem rieb, wie sich seine Augen rollten, sein Mund zusammenpresste und öffnete, ja sogar die Zunge, die so oft über die Lippen leckte und eine feuchte Spur hinterließ und schimmerte, dass Gackt am liebsten mit seiner Zunge darüber gefahren wäre, um diese glitzernden Perlen aufzuschnappen, als wären sie sein Lebenselixier. Er fasste nach Hydes linker Hand, verflocht seine Finger in die des Älteren und hielt ihn so fest wie er konnte, während er seine massierende Finger, die zwischen Hydes Beinen an seinem pochenden Zentrum die sinnlichsten Berührungen vollführten, bewegte. Seine geöffneten Beine schlang er fester um Gackts Hüfte, wodurch er die Stelle ihrer Verbindung zusammenpresste und die harte, drängende Männlichkeit in sich intensiver spürte. Alles in ihm begann zu zittern, sich aufzubäumen und nach Erlösung zu suchen. Gackt stieß immer heftiger und schneller in den zierlichen Körper, der ihn immer williger in sich aufnahm. Sie stöhnten lauter, ihre wilden Körper, die nach dem des anderen hungerten, zitterten und bebten. Und als wüssten sie, dass es nicht mehr lange dauern würde, suchten sich ihre Lippen zu einem letzten, innigen Kuss. Heiße Lava strömte durch ihre Körper und fand schließlich in ihren Lenden den Ausbruch. Hyde schrie, sein Rücken bäumte sich bogenförmig auf, er streckte seinen Hals nach hinten, während er seinen Unterleib fester dem Gackts entgegendrückte. Gackt starrte ihn mit lustverhangenen Augen an. Er genoss jede Sekunde, die er davon mitbekam, denn das klare Sehen fiel ihm immer schwerer. Seine Augen rollten vor Erregung und es schien ihm wie ein Wunder, dass er immer noch so beherrscht war und Hyde in diesem Moment betrachten konnte. Hyde hatte alles um sich herum vergessen. Wo er war, wie er hierher gekommen war, einfach alles. Nichts war mehr in seinem Kopf und trotzdem wusste er, dass Gackt ihn während seines Höhepunktes ansah. Und genau dies machte ihn unbeschreiblich glücklich. Dass seine Augen ihn als schön empfanden und ihn die ganze Zeit angesehen hatten, ihn in seiner Lust erblickt hatten, war ihm nicht peinlich. Er konnte nicht beschreiben wie er sich fühlte. Plötzlich sah er farbige Funken vor seinen Augen, die alles miteinander verschwimmen ließen. Er kam, während Gackt weiter in seine Enge stieß. Die heiße Frucht seiner Lust hatte der Jüngere mit seiner Hand aufgefangen und floss nun an seinen Fingern hinunter. Er stieß ein tiefes Stöhnen aus, als er wie nach einer kurzen Besinnungslosigkeit die Augen öffnete und spürte wie sein Körper zitterte. Wie von selbst krampften sich seine Muskeln zusammen und schloss Gackts Erregung wie in eine feste Umarmung ein. Obwohl er bereits zum Höhepunkt gekommen war, empfand er Gackts Männlichkeit in sich, die sich seiner Form anpasste, als unglaublich wundervoll. Er wusste, Gackt würde seine Erlösung finden, trotzdem aber krampfte er sich an ihrer Verbindung zusammen, öffnete sich und zog sich wieder zusammen. Er massierte und drückte ihn, während er Gackts Laute, die er dabei ausstieß, wie Musik in seinen Ohren hallen hörte. Die enger werdende Hitze brachte auch Gackt an die Schwelle, die er überschritten hatte. Er stöhnte tief und laut, bettete sein Gesicht an Hydes Brust, während er ein letztes Mal tief in den zitternden Schoss stieß und dort seine Erlösung fand. Hyde spürte Gackts Lust, die aus seinem Körper in den seinen drang wie heißes Feuer, das durch ihn jagte. Es war so heiß und schnell in ihm, als wolle es sein Innerstes verbrennen. Er seufzte, weil es ein so unbeschreiblich gutes Gefühl war. Er rang nach Atem, während er Gackts Körper, der sich zitternd auf seinen gelegt hatte, umarmte. Der Größere lehnte seinen Kopf an Hydes Schulter, er stieß seinen schnellen Atem gegen seinen Hals. Schweißnasse Haare berührten dort seine Haut, die der Ältere streichelte und zwischen Keuchen zärtlich küsste. Er konnte kaum glauben, was gerade passiert war. Noch nie zuvor hatte er eine so intensive Lust verspürt. Gackt hatte ihn in seinen Inneren geliebt, er hatte ihn berührt, an Orten, die in derartig stimuliert hatten, dass er glaubte, es wäre doch nur ein schönes Wunder gewesen. Alles in ihm zitterte und brannte. Hyde fühlte sich, als wären ihm alle Kräfte aus ihm gesogen worden. Er konnte kaum seine Augen öffnen. Sein Herz raste immer noch in einem ungeahnten Tempo. Er spürte nur den schweren Körper, der auf seinen lag und immer noch unglaublich bebte. Seine gespreizten Beine, die auf dem Laken lagen, legte er trotz Kraftlosigkeit um Gackts Hüfte. Er schloss ihn in sich ein, nahm ihn gefangen. Hyde spürte immer noch Gackts Männlichkeit in ihm. Er war in ihm geschmiegt, als würde er zu ihm gehören. Er seufzte bei den Gedanken sich irgendwann von ihm trennen zu müssen. Zu gut fühlte sich sein Innerstes an, wenn es mit ihm ausgefüllt war. Mit geschlossenen Augen küsste er Gackts nasses Haar. „Ich liebe dich so sehr“, flüsterte er gegen die Strähnen und sah auf den Körper hinab, der nackt in seinen Armen lag. Niemals hätte er sich träumen lassen, dass es zwischen ihnen eine so intime Körpernähe geben würde. Mit Gackt zu schlafen, war vor wenigen Wochen noch ein unerfüllbarer Wunsch gewesen, den er sich überhaupt zu denken nicht erlaubt hatte. Niemals hätte er gedacht, dass Gackt ihn lieben würde, und dass er selbst dazu bereit sein würde diese Liebe mit demselben Gefühl zu erwidern. Und doch, war diese Nacht realer als alles andere. Er spürte noch jeden Kuss, jede Berührung, jedes Streicheln und jede Bewegung, die Gackt in und an seinem Körper ausgeübt hatte. Alles war da, als hätte sein Körper es für die Ewigkeit gespeichert. Wenn er auf das verschwitzte Haar sah, wusste er, dass Gackt ihm alles gegeben hatte. Er hatte ihm seine Gefühle gezeigt, seine unbändige Liebe. Eine Liebe, die er genauso empfand. Hyde seufzte in Gedanken versunken, während er mit seinen Fingern über Gackts Ohr strich. Dieser hob schwerfällig sein Gesicht und blickte ihn mit halbgeschlossenen Augen an. Sie glitzerten nun wieder in diesem wundervollen Blau, das er so sehr liebte. Wortlos drückte er seine Lippen auf Hydes, saugte an ihnen, bevor er sich langsam aus ihm zurückzog. Hyde entfuhr ein Stöhnen, als er diese tiefe Leere in sich spürte. Er wollte protestieren, sich wieder gegen den warmen Körper drücken, doch Gackt packte ihn plötzlich an den Schultern und drehte ihn auf den Bauch. Hyde blickte überrascht hinter sich und wollte fragen, aber Gackt legte seinen Finger auf seine Lippen, bevor er ihn an den Schultern zurück ins Bett drückte. Hyde war verwirrt, trotzdem aber entschied er sich dazu dem Jüngeren zu vertrauen. Er entspannte seinen Körper, und schloss die Augen. Nach einigen Sekunden, in denen nichts passierte, spürte er heiße Lippen auf seinem Rücken. Sie küssten seine Schulterblätter, seine schweißnasse Haut dort. Hyde erzitterte unter dieser Zärtlichkeit, die nach ihrem wilden Liebesspiel vor wenigen Minuten fast zerbrechlich wirkte. „Was machst du?“ flüsterte Hyde leise, während er genießerisch die Augen schloss. Gackt verteilte sanfte Küsse über seinen Rücken und antwortete murmelnd gegen seine Haut. „Seit ich dich kenne, will ich deine Flügel küssen.“ Über Hydes Lippen stahl sich ein zaghaftes Lächeln, während er den begnadeten Mund auf seinen Rücken genoss. Er seufzte ab und zu, wenn Gackt zu seinen Lippen auch die Zunge benutze und über kurze Stellen leckte. Er glaubte, das alles wäre nur ein Traum. All diese Zärtlichkeit und Leidenschaft, die er erfahren hatte, konnte doch unmöglich wahr sein, und doch spürte er in sich immer noch Gackts Liebe, die heiß und feucht aus seinem Inneren kam und ihn jetzt dort, wo sie vereint gewesen waren, wie Honig ausfüllten. Als könne er es nicht wahrhaben, ließ er seine Hand hinunterwandern, zu der Stelle, an der sie verbunden gewesen waren. Er ertastete dort feuchte Hitze und er wusste, dass es kein Traum war. Er fing etwas von dieser Flüssigkeit auf und betrachtete es, als könne er es nur dann glauben, wenn er diesen Beweis sah. Gackt fasste nach dieser Hand und küsste sie. Seine Finger, die mit seinem weißen Honig bedeckt waren, nahm er in seinen Mund und leckte alles weg, was an ihnen hing. Dann küsste er zärtlich über seine Handfläche, bevor er seinen Kopf auf Hydes Rücken schmiegte, sein Bein über seine schmale Hüfte legte und seine Hand mit seiner bedeckte. Er lag auf dem kleinen, nackten Körper und umarmte ihn von hinten. Und Hyde fühlte sich unendlich geborgen in seinen Armen. Er betrachtete ihre beiden Hände, die umschlungen neben seinem Gesicht lagen, bevor er seine Augen schloss und sich seiner Erschöpfung ergab, in dem Wissen, er würde immer noch in Gackts Armen liegen, wenn er Stunden später seine Lider öffnen würde und in blaue Augen tauchte. Niemals mehr würde es anders sein. * Fröstelnd zog er die dünne Decke, die er sich um die Schultern gelegt und seinen Körper darin eingewickelt hatte, fester an die Haut, nachdem er die große Teerassentür öffnete und mit den Augen gegen Himmel blickte. Es war dunkel und die dicken Wolken, die die Sterne verdeckten, konnte man kaum sehen und doch stand er hier und blickte nach draußen, als würde er etwas sehen. Aber in Wirklichkeit wusste er nicht warum er aus dem Bett gestiegen, sich die Decke genommen hatte und an diese Tür geschritten war. Gackt lag schlafend im Bett. Er hatte nicht bemerkt, wie er sich aus seinen Armen gezogen und ihn dann zugedeckt hatte. Er hatte noch nicht einmal seinen Kuss realisiert, und doch musste Hyde lächeln, weil er Gackts schlafendes Gesicht so niedlich fand. Er sah es gern, weil ihn dann keine blauen Augen irritierten oder durchschauen konnten. Dann waren seine Gefühle entspannt und in ihm herrschte Frieden. Gackts Augen stachelten immer wieder Stürme und unglaubliche Hitze in ihm an. Selten konnte er sich dagegen wehren. Aber jetzt ruhten sie, genauso wie auch er ruhte. Wie er hier stand und in den Himmel blickte und sich trotz Kälte unglaublich wohl fühlte. Er dachte an all das, was vor wenigen Stunden geschehen war. Nun war es nicht mehr wie ein Traum. Die Liebe, die er mit dem Jüngeren geteilt hatte, war Wirklichkeit. Es war wirklich geschehen. Hyde schüttelte über sich selbst wundernd den Kopf. Letztendlich war doch alles so schnell gegangen. Seit er Gackt seine Liebe gestanden hatte, waren nur wenige Tage vergangen und doch hatten sich diese Tage wie Monate angefühlt. Er hatte es sich so schwer gemacht, dabei gab es nichts Einfacheres, als dem Menschen, den man liebt, seine wahren Gefühle zu gestehen. Er hatte viel zu lange gezögert. Viel zu oft hatte er sich selbst belogen und doch glaubte er, dass er es immer und immer wieder so gemacht hätte. Hyde seufzte, während er sich gegen den Türrahmen lehnte und in die schwarze Nacht blickte. Es war so ruhig, selbst sein Herz hatte endlich Stille gefunden. Es fühlte sich gut an, und je länger er so verweilte, desto lieber hätte er es für immer getan. War dieses Leben für ihn vorbestimmt? Er war glücklich, aber vor einigen Wochen hatte er einer ganz anderen Zukunft ins Auge geblickt. Sicherlich keine schlechte, aber mit Sicherheit keine schönere als diese. Er wollte die Zeit anhalten, diesen Moment, diese Nacht sollte nie enden. Er wollte eine Zukunft, die so war wie diese Nacht. Der Himmel glänzte und Hyde blickte verwundert auf. Weiße Kristalle schwirrten durch die Luft und rieselten still zu Boden. Es hatte zu schneien angefangen. Der erste Schnee in diesem Winter. Und plötzlich schien alles noch viel ruhiger zu werden, als gäbe es ein Lied, das das Rieseln der Flocken begleiten würde. Man konnte es nicht hören und doch wusste man, dass es dieses Lied gab. Hyde blickte den Flocken hinterher, wie sie schweigend an ihm vorbeitanzten und sein Herz zum Lächeln brachten. „Haido“, hörte er es auf einmal hinter sich flüstern. Er drehte sich um und sah Gackt, wie dieser mit angezogener Hose, auf dem Bett saß und sich sein Hemd über die Schultern legte. Er blickte ihn fragend an, bevor er schweigend auf ihn zutrat. „Es schneit“, flüsterte Hyde leise, um diese wundervolle Stille nicht zu zerstören. Gackt sah in den Himmel, verfolgte tanzende Flocken, die auf dem Boden verschwanden. Er streckte seine Hand aus und ließ glitzernde Kristalle auf sie rieseln. Sie schmolzen auf seinen Fingern und verschwanden, als hätte es sie nie gegeben. Dann blickte der Größere in das glückliche Gesicht des Älteren und er glaubte sein Herz würde zerspringen, als er diesen unendlich zufriedenen Gesichtsausdruck erblickte. Da war keine Angst, keine Sorge oder Last mehr zu sehen. Nur noch Glück. „Haido“, flüsterte Gackt ebenso leise und wurde mit dem gewünschten Blickkontakt belohnt. „Wird es immer so sein?“ fragte Hyde. Gackt wusste nicht, ob er damit den Schnee oder ihre Liebe meinte, trotzdem nickte er mit einem sicheren „Ja“ Er lächelte, bevor er dem Kleineren an die Schultern fasste und ihn zu sich drehte. Hyde streckte seine Arme aus, legte sie um Gackts Hals und hüllte ihn mit seiner Decke in eine Umarmung. Er schmiegte seinen unter der Decke nackten Körper an den noch warmen von Gackt, während er seinen Kopf hob und seinen Mund zu sein Ohr führte. „Aishiteru“, flüsterte er, dann legte er sein Gesicht an Gackts Hals und umarmte ihn mit all der Liebe, die er besaß, eingehüllt in der Magie des ersten Schnees. *~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Ina-Tenshi: *rotwerd* Wie gesagt, es ist das erste mal, das ich so was geschrieben hab. Falls irgendwer was dagegen auszusetzen hat. GOMEN! Ich kann noch nicht mal sagen, ob ich’s das nächste mal besser machen könnte, weil ich irgendwie bezweifle, das es ein weiteres mal geben wird. Natürlich soll man niemals nie sagen, aber mhhhhh *schulterzuck* Vielleicht, wenn ich 100 Bitten bekomme *grins* Scherz!!!! *lol* Aber so allgemein bin ich doch zufrieden. Hab ja auch echt lange an dieser Szene gesessen, hab viel weggestrichen und auch dazugeschrieben. Mhhh aber peinlich ist es mir trotzdem. =-_- = Gott, bin ich manchmal froh, das Gackt und Hyde kein deutsch können. >_> PS: Am Anfang gab es ursprünglich noch eine Szene mit Tetsu und Hyde. Die mussten wir aber rausnehmen, sonst wäre es noch länger geworden. So wichtig war sie eigentlich nicht. Tetsu war nur bei Hyde um zu erfahren ob es ihm besser geht, weil er das Interview im Fernsehen gesehen hatte und annahm das er sich mit Gackt ausgesprochen hatte. Dafür haben wir in der Szene im Studio so eine Andeutung dieser Szene geschrieben. Seht es also als rausgeschnittene Szene, die nicht weiter wichtig war. Danke das ihr dieses mordslange Kapitel gelesen habt. =^^=`` Eure Tenshis Kapitel 12: ひとひらの雪 ~Hitohira no yuki~ ------------------------------------- Kapitel 12: ひとひらの雪 ~Hitohira no yuki~ Serie: Gackt // Hyde Disclaimer: Die beiden Hübschen gehören immer noch sich selbst und das Gleiche gilt für sonstiger Personen, die in der FF auftreten. Autoren: Tenshis Kommentar: Da sind wir schon wieder. Überraschung. Mit einem neuen Kapitel. Und weil das letzte mal etwas lang war, ist das hier etwas kürzer. Wahrscheinlich das Kürzeste. >_> Wir wollten unbedingt zu Weihnachten ein bissel was hochladen, deswegen ist es auch ein wenig Weihnachtenlike. ^^ Und weil wir nur zwei Wochen Zeit hatten, ist es auch so kurz geworden. Ungewöhnlich für uns oder? *drop* Auch wenn’s nur wenig ist, viel Spaß! *~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ 10. Dezember XXXX Grelles Sonnenlicht schien durch die Fenster und quälte den Älteren auf seinen geschlossenen Augen. Er kniff sie unter einem mürrischen Stöhnen zusammen, während er sich auf die andere Seite rollte, in der Hoffung in Gackts Armen Schutz von diesem zu bekommen. Er tastete blind an seine Seite und fasste erschrocken ins Leere. Sofort riss er seine müden Augen auf und erkannte, dass er allein in diesem großen Bett lag. Zerwühlte Laken und seine herumliegenden Klamotten waren die einzigen Beweise für das, was in der Nacht zuvor geschehen war. Und sein eigener Körper spürte immer noch die Gegenwart des Menschen, der ihm so viel Glück beschert hatte. Aber dieser war nicht da. Das große Zimmer schien noch leerer zu wirken, genauso wie er selbst sich allein fühlte. Wie sehr hatte er sich gewünscht an diesen Morgen in seine Augen zu blicken, um zu wissen, dass dieser Traum real war!? Dass nichts davon, was er gestern gespürt hatte, ein unglaublicher Scherz seiner Sinne war. Gerade als er anfing Zweifel an alledem zu hegen, öffnete sich die Tür und der Jüngere trat in den Raum, nur mit einem Handtuch, das um seine Hüften hing, bekleidet. Die Haare noch halbnass blickte er ihn an und setze sich auf die Kante des Bettes. Hyde sah ihn an, als hätte er jeden erwartet, aber nicht ihn. Er spürte wie Gackt nach seiner Hand fasste und sie streichelte. „Geht es dir gut? Tut dir was weh?“, fragte er mit einer Spur Unsicherheit. Und Hydes Herz schlug heftig, als er seine Fürsorge für ihn realisierte. Die streichelnde Hand unterstütze dies noch und Hyde musste lächeln, weil ihm diese Sorge, die Gackt hegte, absolut absurd vorkam. Er fühlte sich wunderbar. Als hätte sein Körper endlich das gefunden, wonach er so lange gesucht hatte. Die letzte Nacht war für ihn der Himmel der in seinem Leben kaum vorstellbar war, und er fragte ihn, ob es ihm gut ginge. Hyde nickte mit dem Kopf und antwortete: „Mir geht es sehr gut.“ Daraufhin beugte sich Gackt zu ihm nach unten und küsste zärtlich seine Wange. Hyde roch den Duft von frisch gewaschenen Haaren, er sah die breiten nackten Schultern, die ihn fast bedeckten, und wieder sah er all die unglaublichen Bilder der letzten Nacht. Er schloss seine Augen, während er seine Arme um seinen Hals legte und Gackt ihn nach oben zog. Sie sahen sich in die Augen und Hyde spürte wie es unbedingt nach diesem Lippen verlangte. Als hätte er die Nacht immer noch nicht genug von ihnen bekommen, nahm er sie gierig zwischen seine und küsste ihn innig. Der Geschmack seines heißen Mundes ließ ihn erschaudern, oder aber es waren die warmen Hände, die über seinen Rücken glitten und in sein zerzaustes Haar fuhren, und ihn noch viel fester an seine Brust drückten. Und er glaubte er würde keine Luft mehr bekommen, weil er von Gackt so leidenschaftlich geküsst wurde, dass an atmen schwer zu denken war. Er klammerte sich an den größeren Körper, als wolle er, dass dieser ihn nie mehr losließe, als wäre er der einzig wahre Grund, der ihn zum Leben brachte. Ihre Zungen trafen sich, schlangen sich ineinander, während Hyde den Jüngeren zu sich ins Bett zog. Er zog das Handtuch von dessen Hüften und ließ es neben dem Bett fallen. Gackt zog die hinderliche Decke, mit der Hyde zugedeckt war, von seinem Körper und legte sich auf ihn. Ihr Kuss wurde zarter, bis sich ihre Lippen trennten und sie die Augen des Anderen suchten. Gackts Finger hielten sich in seinen Haaren und er flüsterte atemlos. „Ich habe nie einen Menschen so sehr geliebt wie dich.“ Hyde sah in seinen blauen Augen, dass er es ernst meinte und doch war ihm dieses Geständnis zu unglaubwürdig. Er konnte einfach nicht verstehen, wieso ein so wundervoller Mensch eine derartig starke Liebe zu ihm empfinden konnte. Er schüttelte den Kopf, während er am liebsten seinen liebevollen Blick ausgewichen wäre. „Warum?“ fragte er stattdessen. Gackt blickte skeptisch über diese Frage. Hyde schüttelte erneut den Kopf. „Warum, ich habe dir so oft wehgetan.“ Gackt lächelte mit zärtlichen Ausdruck in den Augen. „Wenn man liebt, dann verzeiht man. Dir zu verzeihen, war mir nie schwergefallen.“ Gackts Worte berührten sein Herz, obwohl er am liebsten nie die Schuld vergessen wollte, die er spürte. Aber Gackts Worte ließen diese immer mehr verschwinden. Sie nahmen seinen negativen Gefühlen die Bedeutung und gaben ihm völlig andere, wundervolle, die sein Innerstes in Aufruhr versetzten. Er konnte kaum fassen, wie groß ihre Liebe zueinander tatsächlich war. Er hatte bisher wohl nur einen Teil von ihr gespürt und dieser war schon so überwältigend, dass ein noch höheres Gefühl völlig unmöglich schien. Und doch spürte er in seinen Inneren, dass dies noch lange nicht das Ende war. Hyde suchte nach Gackts Lippen, vereinte sich hungrig mit ihnen. Ein heißer Kuss, der ihre Körper zum Brennen brachte. „Wir müssen los“, murmelte Gackt gegen seine Lippen, auch wenn er am liebsten etwas anderes gesagt hätte. Hyde schloss seine Augen. Sein Körper zitterte, als er daran dachte, ihre wundervolle Nacht zu beenden. Einfach so. Er sträubte sich dagegen wie ein kleines Kind und doch wusste er, dass ihnen keine andere Wahl blieb. „Ich weiß“, keuchte er zwischen seinen liebevollen Küssen, obwohl er es am liebsten vergessen hätte. „Ich weiß“, flüsterte er leise und wünschte sich, dass dieser Moment wäre das, was man die Ewigkeit nannte. Der Moment, der letzte Nacht begonnen hatte und bis zur jetzigen Minute kein Ende nahm. Gackt küsste noch einmal zärtlich auf seine geschlossenen Lippen, bevor er Hydes Gesicht zwischen seine Hände nahm und ihn stumm bat, ihn anzusehen. „Aber...“ Hydes braune Augen versanken in den Blauen, die ihn zärtlich ansahen. „... draußen schneit es fürchterlich. Lass uns warten... bis...“ Hydes Lächeln ließ ihn stoppen. Dieser nickte vielsagend, während er sanft durch das Haar des Größeren fuhr. Gackt seufzte, bevor er sich erneut auf den Kleineren sinken ließ und seinen Gefühlen mit zärtlichem Streicheln zum Ausdruck brachte. Auch wenn der Schnee die Wahrheit war, hätte er ihn auch so als Ausrede verwendet. Am liebsten würde er diesen Körper nie aus seinen Armen lassen. Am liebsten würde er alles um sich herum vergessen und diesen Menschen allein glücklich machen. Zu lange hatte er darauf warten müssen, als das er nun nur eine Sekunde darauf verzichten wollte. Gackt ließ seinen Mund über dem geröteten Gesicht des Älteren wandern, bevor er tiefer glitt und eine liebevolle Spur auf seinen Körper hinterließ, von seinem Gesicht über seinen Hals hinunter über seine Brust und Bauch, bis ganz nach unten. Hyde schloss vor Entzücken seine Augen. Und die Ewigkeit schien sich weiter fortzuspinnen. * 25. Dezember XXXX Kalter Wind blies ihm ins Gesicht. Er schnürte seinen Schal fester um den Hals, vergrub sein Kinn in die warme Wolle, während er langsam durch den tiefen Schnee schritt, versunken in seinen Gedanken. Er spürte Sehnsucht, ein unbändiges Gefühl, das ihn immer übermannte, wenn sie sich Tag für Tag trennen mussten. Manchmal ließ es ihn verzweifeln. Er wollte keine Einsamkeit, keine Lügen, doch er sah auch ein, dass es anders nicht ging. Gemeinsame Stunden mit dem Jüngeren waren kostbar und jede einzelne Sekunde schien ihm unbezahlbar. Er lächelte, als er daran dachte, wie sie sich ständig Küsse stahlen. Wenn sie allein waren, sie keiner sehen konnte, dann wurde ein unschuldiger Kuss auch mal zu einer leidenschaftlichen Umarmung. Er liebte diese Momente. Sie erfüllten ihn mit unbeschreiblichem Glück. Ihre leidenschaftliche Nacht, an die er gern zurückdachte, lag viele Tage zurück und doch spürte er ihre unbändige Liebe dieser Stunden, als würden sie nur Minuten zurückliegen. Er fragte sich immer wieder, wie so etwas Wundervolles existieren konnte. Selbst der Moment, als sie den ersten Schnee bewundert hatten, war etwas Unglaubliches. Zwischen ihnen schwebte etwas unbeschreiblich Zartes, dass sie so stark aneinander band und sie zu diesem Liebespaar machte, das sie nun endlich waren, und doch kam ihm diese Bindung so unbeschreiblich vor, wie ein Wunder. Er war glücklicher als je zuvor. Doch jene Momente, in denen er allein war, in denen es ihnen nicht möglich war, sich zu sehen, waren so lang und unerträglich. Wie auch die letzten 3 Tage. Sein Herz klopfte bei der Erwartung ihn zu treffen und seine Umarmung zu spüren. Sein warmer Mund auf seinen und die Stimme, die ihm wundervolle Dinge sagte. Jeden Tag ersehnte er solche Minuten. Er blickte nach vorn und sah den Schnee tanzen. Heute wieder, wie zu jener Nacht. Er streckte seine Hand aus, die in einem dicken, schwarzen Handschuh steckte. Weiße Flocken bedeckten das Schwarz und ließen den Stoff glitzern. Seine Lippen flüsterten „Wunderschön“, während er weiterschritt und seine Augen kaum von dieser Schönheit lassen konnte. Nur noch ein paar Minuten und er wäre wieder bei ihm, nur noch die wenigen Straßen und er würde ihn im Schnee stehend erblicken. Sehnsüchtig würde er ihn ansehen und gleichzeitig würden seine Augen darum bitten ihn festzuhalten. Dieser Gedanke ließ ihn schneller laufen, an den Menschen vorbei, die er kaum beachtete. Er hörte nur das Knirschen unter seinen Füßen und das Pfeifen des Windes, und all diese Geräusche erfüllten ihn mit Glück. Die Kälte, die ihn heute umhüllte, spürte er auch kaum, denn alles kreiste nur um die kommende Zweisamkeit mit dem Menschen, den er am meisten liebte. Noch während er seine Gedanken mit den Geräuschen um sich herum verband und mit einem Lächeln die Hände in seine Jackentaschen steckte, stoppte er. Sein schneller Schritt hielt inne, er blickte ungläubig, während er unsicher zu atmen begann. Auf einmal schien alles plötzlich stehen zu bleiben und um ihn zu kreisen, wie ein Karussell, das schneller und schneller wurde. Er erblickte eine Silhouette, noch unscharf, weil er sich kaum auf andere Menschen konzentrieren konnte, doch diese Person dort ergatterte seine Aufmerksamkeit. Es war Megumi. Sie stand nur wenige Meter vor ihm und sah ihn an. Würde er weiterlaufen, würde er direkt auf sie stoßen? Aber seine Füße blieben still, bewegten sich nicht. Seine Augen starrten nur geschockt in ihr blasses Gesicht. Minuten lang, ... bis sie ihren Kopf sinken ließ und in der Menschenmasse verschwand. Hyde kam es wie eine Einbildung vor und doch wusste er, dass es Wirklichkeit gewesen war. Das erste Mal, dass er sie sah, nachdem sie ihn aus ihrem Haus geworfen hatte. Nachdem er ihr die volle Wahrheit gesagt hatte. Seit jenem Tag waren viele Wochen vergangen, in denen er sich unglaublich schuldig fühlte. Sie nun zu sehen, war etwas, was er nicht erwartet hatte. Darauf war er nicht vorbereitet, aber wie sollte er sich auf so etwas auch vorbereiten? Es war ein seltsames Gefühl sie von der Ferne zu sehen und zu wissen, dass es ihm nichts mehr anginge, was sie tat oder nicht. Es war unglaublich irritierend zu sehen, wie sie ihn ansah, aber kein Wort sprach, als wären sie sich fremd, als hätten sie nie jahrelang Freud und Leid geteilt, als hätten sie sich nie geliebt. Hydes Herz spürte auf einmal Trauer. Die Distanz, die zwischen ihnen lag, tat ihm weh, und doch wusste er, dass sie notwendig war. Abstand, absolut keinen Kontakt war das Beste, damit sie irgendwann einmal mit Freundschaft neu beginnen konnten. Er wünschte es sich aus tiefstem Herzen, auch wenn er wusste, dass es dafür einen schwierigen Weg zu beschreiten galt. Diese Trauer um ihre verloren gegangene Nähe, hatte er die letzten Tage völlig in den Hintergrund gelegt. Unbewusst, weil sein Herz so viel Glück erfahren hatte, dass er alles Unglück völlig aus seinen Kopf verbannt hatte. Er schämte sich dafür und erneut kam tiefes Schuldgefühl darüber in ihm hoch. Mit gesenktem Gesicht schritt er weiter durch den Schnee. Er blickte auf seine Füße, deren schwarzes Leder einen scharfen Kontrast mit dem unschuldigen Weiß um ihn herum bildete. Als wäre er das Schwarz, das erbarmungslos auf dem weißen Puder trampelte, ohne zurückzublicken und sich zu fragen: ’Habe ich jemandem wehgetan?’ So fühlte er sich und doch wusste er, dass er nichts dagegen tun konnte. Heute wäre der Tag gewesen, an dem sie geheiratet hätten. Es war seltsam, dass sie sich ausgerechnet heute hier in der Stadt trafen, wo er doch die Wochen davor sehnlichst auf ein Treffen gehofft hatte, um zu sehen ob es ihr gut ginge. War es ein unglücklicher Zufall? Heute an Weihnachten, wo doch die meisten Menschen mit ihren Liebsten durch die Straßen liefen. Heute, wo er doch mit Gackt verabredet war, ein Treffen, dem er die letzten 3 Tage so sehnlichst entgegengefiebert hatte? Hydes Herz schlug schneller. Trotz seines schlechten Gewissens, war das Gefühl, das ihn jetzt durchfuhr, als er an den Jüngeren dachte, mächtiger. Es zauberte wie durch ein Wunder wieder ein Lächeln auf seine Lippen und er hob seinen Kopf. Es war Weihnachten. All seine Gedanken sollten um etwas Schönes kreisen. Im Augenblick war nichts zu tun vielleicht die bessere Variante. Und außerdem hatte Gackt ihm felsenfest versichert, dass es ihr einigermaßen gut ginge. Trotzdem war es gegen seine Natur sich nicht um sie Sorgen zu machen. Er hatte es jahrelang getan, da war es kaum verwunderlich, dass er sich in dieser Sache etwas schwer tat. Er schritt schneller und erblickte schon ihren vereinbarten Treffpunkt am Springbrunnen, nahe dem Park. Er brauchte nicht lange, um Gackt zu erblicken. Er würde ihn unter Tausenden in nur 5 Sekunden finden. Er stand dort, sein Gesicht war gegen Himmel gerichtet und doch waren seine Augen geschlossen. Er schien, als würde er der Melodie des Schnees lauschen, denselben Klängen die auch er in jener Nacht gehört hatte. Fühlte er dasselbe, wenn er sich der Kälte und dem Schnee hingab? Spürte er auch diese Ruhe? Mit langsamen Schritten näherte sich Hyde dem Größeren, doch dieser ließ sich von dem Zauber, der ihn umgab, nicht ablenken. Hyde wusste nicht, ob er ihn noch nicht bemerkt hatte, oder ob er nur noch nicht von dieser wunderschönen Musik ablassen wollte. Er stand direkt vor ihm, doch er sah ihn nicht an. Hyde lächelte, weil dieser Anblick ihm schöner war, als er es sich jemals erträumt hatte. Allein bei ihm zu sein, war alles was er brauchte. Dass sie nicht allein waren, spürte er kaum. In diesem Augenblick existierten nur sie beide. Hyde blickte stumm in das Gesicht des Jüngeren und selbst wenn er gewusst hätte, was er sagen könnte, hätte er sich nicht getraut diese Stille zu durchbrechen. Dann endlich öffnete Gackt die Augen, sah einigen Schneeflocken nach, bevor er in das lächelnde Gesicht des Älteren blickte. Er hatte seine Anwesenheit gespürt, seit der Sekunde, als Hyde an der Ecke des Hauses gestanden hatte. Doch nun, da sie sich ansahen, spürte er eine unglaubliche Wärme, die ihn umhüllte. Das tat es immer, wenn Hyde in seiner Nähe war. Dann erwiderte er das Lächeln, das ihn mitzureißen schien. Er blickte auf sein dunkles Haar, das mit weißen Flocken bedeckt war, während er dem Kleineren die Hand reichte. Hyde blickte auf diese und legte seine im Handschuh steckende auf seine, dann zog Gackt ihn zu sich in eine tiefe Umarmung. Sie hatten bisher kein Wort gesprochen und doch fühlten sie sich vom anderen gehört. Hyde lehnte sich an seine Brust und Gackt legte seine Arme um ihn, als wolle er den Kleineren vor dem Schnee schützen. Zärtlich streichelte er durch das weiche Haar, das durch den Schnee feucht geworden war. Hyde schloss die Augen und genoss diesen liebevollen Moment, der ihn zu verzaubern schien. Und dann flüsterte er ein leises „Ga-chan“, welches sich in der Stille um sie herum fast zu verlieren schien. Doch Gackt hatte es gehört und antwortete mit seinem Namen. „Haido.“ Nichts schien zarter, als diese Umarmung und doch war sie so wundervoll intensiv, dass es Hyde warm wurde. „Was wünscht du dir?“ flüsterte er dann endlich gegen den Stoff von Gackts Jacke. Gackt blickte auf sein Gesicht hinab. Er hatte einen Wunsch. Ja, er hatte ihn, schon lange. Aber das sich dieser erfüllen würde, hatte er bis vor wenigen Wochen niemals erträumt. „Unseren ersten Kuss.“ Verwundert blickte Hyde auf. Er runzelte die Stirn. „Unseren ersten Kuss?“ fragte er. Was meinte er damit? Sie hatten ihren ersten Kuss schon, ... warum wünschte er sich etwas, was er schon hatte? „Lass uns unseren ersten Kuss in Paris zuende bringen“, murmelte Gackt in das weiche Haar, an das er seinen Mund gebetet hatte. Und Hyde erfuhr einen Schauer, der durch seinen Körper ging. Ihr erster wirklicher Kuss war der in Paris. Als Gackt ihm seine Liebe gestanden und er ihn dafür schmerzlich von sich gestoßen hatte. Das erste Mal, dass er ihm schrecklich wehgetan hatte. Ihr erster Kuss, damals als er zum ersten Mal gespürt hatte, wie das Gefühl von Freundschaft plötzlich und doch ganz langsam zu Liebe geworden war, und doch hatte er es ignoriert. Doch an diesem Abend war es zum ersten Mal aus ihm herausgebrochen. Ihr erster Kuss hatte den bitteren Beigeschmack von Schmerz, und Hyde spürte, dass ihm diese Erinnerung auch zu wehtat, obwohl der Kuss an sich, das bis dahin Schönste war, was er erfahren hatte. Hyde nickte verhalten. „Lass uns die Erinnerung an unseren ersten Kuss zu etwas Schönerem machen“, flüsterte Hyde, während er die Augen des Größeren auf sich spürte. Gackt lächelte, bevor er einen Arm um den Kleinern legte und ihn wortlos in den Park zerrte. Hier herrschte wahre Stille. Die Dunkelheit und der Schnee vereinten sich an diesem Ort und machten ihn zu einem märchenhaften Platz, an dem sie ungestört allein waren. Gackt beugte sich zu ihm hinunter, küsste ihn kurz auf den Mund. Hyde murmelte ein leises „Wann?“ gegen seine Lippen und ergatterte einen zarten Kuss auf seine kühle Wange. „Jetzt sofort“, hauchte er und fuhr mit seinen Fingern einer Strähne seines feuchten Haares nach. Perplex blickte Hyde in seine blauen Augen. „Jetzt?“ Gackt nickte. „Und unsere Arbeit? Die...“ „Darum habe ich mich schon gekümmert“, fiel ihm Gackt ins Wort und Hyde schenkte ihm darauf einen schiefen Blick. „Ich habe natürlich nicht gewusst, dass du mich nach einem Wunsch fragen würdest“, lachte Gackt, als er merkte, wie es in Hydes Kopf zu rattern begann. „Aber wir hatten bisher kaum Zeit für uns.“ Da hatte er Recht. Bisher war es wirklich so, dass sie keine Zeit füreinander hatten. Die Nacht vor zwei Wochen war die große Ausnahme in diesem Fall. Sie war einmalig geblieben, lediglich Umarmungen und ab und zu ein leidenschaftlicher Kuss hatten sie sich gegönnt, aber wirklich viel Zeit mit dem anderen hatten sie nicht gehabt, seitdem sie sich beide ihrer Liebe ergeben hatten. „Das stimmt“, seufzte Hyde. „Und deswegen hab ich uns Urlaub verschafft. Zwei Wochen Paris.“ Gackt strahlte über beide Ohren. „Und diesmal bleiben wir auch zwei Wochen“, fügte er noch hinzu. Zu seiner Erleichterung nickte Hyde zustimmend, auch wenn diese mit etwas Verspätung kam. Zögerlich hatte Hyde genickt, weil er sich erinnerte, weshalb sie damals ihren Urlaub abgebrochen hatten. Es war seine Schuld, alles was damals passiert war. Jedes dumme Wort, welches er aus reiner Blindheit gesprochen hatte, lag in seinen Erinnerungen. Und auch jetzt noch würde er sich am liebsten selbst dafür bestrafen. Wieso hatte er es nicht einfach früher eingesehen? Wieso hatte er seine Augen vor der Wahrheit verschlossen. Der Wahrheit, die er von Anfang an kannte, aber als völlig absurd und unwichtig hingestellt hatte. Und das, obwohl er in seinen Herzen so früh erkannt hatte, dass er den falschen Weg ging? War er wirklich so dumm gewesen oder war die Sorge um Megumi tatsächlich sein größter Grund dafür? Und wieso grübelte er ausgerechnet jetzt über seine vergangenen Fehler nach? Gackt hatte ihm längst verziehen und auch er selbst hatte doch schon eingesehen, dass es nicht rückgängig zu machen war. Innerlich seufzte er. Würde er jemals diese Wesensart seiner selbst mindern können? Hyde hob seinen Kopf, zog sich hinauf und flüsterte „Diesmal ist alles anders“ in sein Ohr. Dann legte er seine Arme um Gackts Hals und drückte seine Lippen liebevoll auf dessen geschlossene. Vielleicht würde er mit Gackts Hilfe lernen können, sich selbst zu verzeihen und von nun an nicht mehr an das Vergangene zu denken, sondern nach vorn zu schauen. In eine Zukunft, die er mit ihm, dem wichtigsten Menschen in seinem Leben, teilen würde. ~Ja, diesmal wird alles anders~, dachte Gackt, während er seinen Mund öffnete und Hydes Lippen gefangen nahm. Weiße Flocken tanzten an ihnen vorbei und hüllten sie in eine Art Déjà vu ihrer ersten gemeinsamen Nacht, als sie an der Teerassentür standen und sich umarmten, mit Liebe umwogen und gefüllt mit Treue und gewonnenen Vertrauen. *~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Erinnert sich vielleicht jemand an die Weihnachtsstory von san-tenshi, von vor zwei Jahren? „Gatsu no Love Song ~ … nur du in meinen Armen~“ Die Szene die hier beschrieben ist, ist die selbe wie in ihrer Story, nur nicht aus der Ich-Perspektive geschrieben. ^^ Ja Leute, ihre Weihnachtsstory gehört in diese FF. ^^ Ich hoffe euch allen ist jetzt ein wenig Weihnachtlicher... Wir wünschen euch Meri Kurisumasu und einen guten Rutsch ins neue Jahr. Unsere FF wird Anfang des Jahre ihr Ende haben. Traurig aber wahr. Noch zwei Kapitel, dann ist Schluss. Hoffentlich seit ihr auch nächstes Jahr wieder beim lesen und begleitet uns zum Ende *lol* Wir haben Herzschmerz, wenn wir daran denken... ;_; Aber sind ja noch ein paar Wochen bis dahin. Hihi... als wir unser Kapi unserer Betaleserin geschickt haben und das hier daugeschrieben haben. „mal was extrem kurzes“ kam zurück: „Extrem“ kurz a la Tenshi *kicher* OK das extrem war vllt übertrieben, aber für unsere Verhältnisse ist es tatsächlich extrem kurz *drop* Siehe voriges Kapi. >_> Bis dann Eure Tenshis *winki* Kapitel 13: 畏れ ~Osore~ ---------------------- Kapitel 13: 畏れ ~Osore~ Serie: Gackt // Hyde Disclaimer: Die beiden Hübschen gehören immer noch sich selbst und das Gleiche gilt für sonstiger Personen, die in der FF auftreten. Autoren: Tenshis Kommentar: So da sind wir wieder, nach unserer kleinen Winterpause, die ja immer im Januar stattfindet. Ach und bevor es los geht. Eine kleine Frage. Hihi Woher wisst ihr eigentlich, das diese Story ein „Happy End“ haben wird??? O.o Viel Spaß *~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ 31. Januar XXXX „OK, gut. Wir proben die Szene zwischen Gakuto-san und Hasegawa-san“, kam es lautstark vom Drehregisseur, der sich zufrieden die Haare aus dem Gesicht strich. Es war früher Abend, dicke Wolken bedeckten den Himmel und den niedrig stehenden Mond, den man ab und zu hinter diesen vermuten konnte. Der dunkle Park, der sonst nur verliebten Pärchen ein Ort der Zweisamkeit war, wurde mit Scheinwerferlicht überflutet. Überall standen Kisten und Leute, die zum Staff gehörten, prüften die Geräte und sahen den Dreharbeiten des Musikvideos zu. Stunden um Stunden waren vergangen. ~...und es scheint einfach kein Ende zu nehmen~, dachte sich der Kleinere, der sich etwas erschöpft und müde auf seinen Stuhl fallen ließ und für ein paar Sekunden die Augen schloss. Der Song war nun endlich aufgenommen, nur das dazugehörige Musikvideo erforderte noch eine Menge Arbeit. In wenigen Wochen stand bereits das Release an, die Zeit drängte unheimlich. Und abgesehen vom unfertigen Video gab es noch immer keinen offiziellen Titel der Single. Hyde seufzte, als er sich abermals den Kopf darüber zerbrach. Das Video stellte keine weiteren Probleme dar. Die Geschichte dafür war wie aus ihrem Leben, nur die Rollenverteilung war anders. Niemand ahnte auch nur Ansatzweise, dass die Story aus dem Video in abgewandelter Art zu ihrer passte. Es war ihre Idee und sollte als eine Art Abschluss dieser schwierigen Phase dienen. Nach außen hin war es alles frei erfunden, eine Liebesgeschichte zwischen drei Menschen, die ihren Weg suchten und ihn zum Ende hin in dem richtigen Menschen finden. Und doch ein etwas unfertiges Happy End. Es war schließlich eine eher hoffnungsvolle Ballade, die sie daran erinnerte was für Schmerzen sie erlitten hatten. Es war ein kalter Abend, kein Wunder, es war noch immer Winter und die steigende Müdigkeit raubte dem L’Arc~en~Ciel-Sänger die letzte Wärme, die er noch in sich trug. Langsam zwang er sich die schweren Lider zu öffnen und zum nicht weitentfernten Set hinüber zu sehen. Mit verträumten Blick und einem leichten Lächeln um die Lippen beobachtete er den Jüngeren, der in einer Probe versuchte die junge Schauspielerin an sich zu drücken, diese jedoch wehrte sich. Mit leidendem Blick versuchte sie ihm klarzumachen, dass sie einen anderen liebe. In ihrem Video waren sie Freunde, die sich in dieselbe Frau verliebt hatten. Eine hoffnungslose Geschichte, die entweder Freundschaft oder Liebe zerstörte. Hyde sah in Gackts Augen tiefe Trauer. Er spielte so wundervoll, dass es ihm tief in sein Herz traf. Woran dachte er, während er diese Frau mit solchen Augen ansah? Woran dachte er, während er ihr die Liebe gestand und doch wusste, dass sie seinen besten Freund liebte? Hyde wusste es. Es waren echte Gefühle. Gefühle, die er immer gespürt hatte. Gefühle, die er so lange missachtet hatte. Der Dunkelhaarige griff nach dem Becher Wasser, welcher neben ihn auf einem kleinen Tisch stand, und trank daraus einen großen Schluck. Er lehnte sich seufzend nach hinten, bevor er in die Tasche seiner Jacke fuhr, die um den Stuhl hing und sein Handy herausnahm. Dabei sah er immer wieder zum Set hinüber, versuchte Gackts Gesichtsausdrücke zu erkennen, seine Augen zu sehen, wenn er sprach. Desinteressiert blickte er auf das aufleuchtende Display, das auf einen entgangenen Anruf aufmerksam machte. Fast gleichgültig wollte er sein Handy zurück in die Tasche stecken, würde ihn nicht der Name auf dem Display nicht so sehr aus der Fassung bringen. Er weitete erschrocken seine Augen, während er versuchte in binnen von Sekunden seine Gedanken zu entwirren. „Meg...“ flüsterte er dann. Zugleich als er diesen Namen über seine Lippen brachte, schlich sich ein seltsam unruhiges Gefühl in ihn, während er erneut hinüber zu Gackt blickte, der vollkommen in seiner Rolle vertieft schien. Etwas hilflos sah Hyde wieder auf sein Handy. Megumi hatte versucht ihn anzurufen, vor nicht einmal 30 Minuten. Was sollte er tun? Sie sofort zurückrufen? Hatte er den Mut so etwas zutun? Hatte er den Mut ihr gegenüber zutreten, nach alldem, was er ihr angetan hatte? Etwas in ihm schrie danach mit ihr zu reden. Er wünschte es sich,... so sehr. Klarheit und Vergebung, ... und doch hatte er Angst unter ihre Augen zu treten. Die Scham und die Schuldigkeit hatte ihn die ganze Zeit über gequält. Ging dies noch länger so, würde es nur schlimmer werden. Ja, er wollte mit ihr reden, am besten sofort, und wiederum würde er es am liebsten wie ein Feigling vor sich her schieben. Was er wirklich wollte, wusste er nicht. Mit zitternden Händen ließ er das Handy auf seinen Schoß sinken, bevor er ratlos zum Jüngeren starrte. Währenddessen wurde die Szene mit einem lauten „Cut“ und anschließendem Klatschen abgedreht. Lächelnd nickte Gackt dem Regisseur entgegen, bevor er aus dem Scheinwerferlicht trat und auf dem direkten Wege zum Kleineren schritt. Sofort bemerkte er eine seltsame Stimmung, einen traurigen und besorgten Blick, den Hyde schwer verstecken konnte. Etwas stimmte nicht. Er schien bedrückt und das entging dem Jüngeren nicht. Als dieser ihn jedoch ansah, lächelte er ihn mit einer gespielt sorglosen Miene ins Gesicht. „Na, hast du jetzt auch Pause?“ Mit einem Nicken beantwortete er Hydes gestellte Frage und setzte sich auf den danebenstehenden Stuhl. „Ist ganz gut gelaufen,...“, führte er das Gespräch fort. Doch von dem Älteren kam nur ein leises „Mh...“. Gackt blickte den Kleineren an, wollte in seine Augen sehen, doch dieser wich seinem Blick ungewollt aus. „Ist alles ok, Haido?“ fragte Gackt schließlich. Hyde seufzte leidig. Früher oder später hätte er so oder so nachgefragt. Er war einfach zu schlecht darin, wenn es darum ging Gackt irgendwie anzulügen oder ihm etwas zu verschweigen. Aber im Grunde war er eigentlich ziemlich froh, dass der Jüngere fragte, denn es verlangte ihm einfach danach mit ihm zu reden, ihm seine Sorgen anzuvertrauen. Das tun, wovor er so lange Angst hatte. Sich Gackt zu öffnen, wie er es versprochen hatte. „Meg wollte mich... anrufen,...“, sprach Hyde, während er Gackt direkt ins Gesicht sah. „Aber ich... hab es jetzt erst gesehen,... und weiß nicht, was ich jetzt tun soll...“ Ratlos ließ er seinen Kopf sinken. Es waren so viele Tage vergangen, in denen er sich gnadenlos dazu zwang sich selbst zu verzeihen, sein Handeln zu entschuldigen, Gründe dafür zu finden. Und immer wieder kam er zum Schluss, dass er es völlig falsch angegangen war. Es hätte bessere Wege geben können. Wege, die weniger schmerzvoll gewesen wären. Doch er hatte alles falsch gemacht. „Weißt du,... ich hab so lang darauf gewartet mich mit ihr auszusprechen, aber irgendwie... hab ich auch Angst davor.“ „Angst?“ fragte Gackt verwundert, bevor er seinen Stuhl näher zu Hyde schob und ihn an seiner Schulter berührte. Hyde nickte leicht. „Ich hab ihr so sehr wehgetan, ich hab Angst, dass sie noch immer nicht darüber hinweg ist und mir sagt,... dass sie mich... hasst,... ich weiß es nicht...“ verzweifelt schüttelte Hyde seinen gesenkten Kopf. Seine Augen blickten verzweifelt und gleichzeitig auch müde. Der Tag war lang gewesen, kein Wunder, dass er so kraftlos in seinem Stuhl saß, auch Gackt ging es nicht anders. Und dann auch noch das Problem mit Megumi, welches den Älteren schon die ganzen letzten Tage nach unten zog. Gackt schüttelte den Kopf und lächelte ein klein wenig. „Haido,... glaub mir,... du brauchst keine Angst haben. Dieser Anruf kann nur was Positives bedeuten.“ Natürlich wusste Hyde, dass Gackt das nur sagte, um ihn zu beruhigen. So sehr er diesen Worten auch Glauben schenken wolle, so konnte er es nicht. In gewisser Weise hatte er vielleicht doch Recht und trotzdem hatte er unglaublich große Bedenken. Schweigend suchte Hyde die blauen Augen des anderen. „Ruf sie später einfach mal zurück, in Ordnung?“ gab Gackt ihm den Rat und nickte lächelnd. Das würde er auf jeden Fall tun. Sie sofort zu besuchen wäre wohl etwas überstürzt. Erst musste er wissen, ob sie ihn überhaupt sehen wollte. Hyde nickte mit einem leisen: „OK“, woraufhin Gackt ihm zufrieden über den Rücken strich. Sehnsüchtig genoss der Ältere diese Berührung, die durch die dicke Daunenjacke zwar ziemlich schwach ausfiel, ihn aber so unsagbar beruhigte. In Gackts Nähe fühlte er sich einfach unglaublich wohl. Er würde dieses wundervolle Gefühl nie wirklich in Worte fassen können. Es war viel zu groß, viel zu komplex und viel zu intensiv, als dass es dafür überhaupt einen Ausdruck fand. Wie sehr würde er ihn jetzt einfach umarmen und küssen wollen, ihm zeigen wie unbeschreiblich dankbar er für seine Hilfe war. Er sah in seine Augen und erblickte seine Liebe, nach der es ihm jeden Tag hungerte. Er sah diesen Blick, der so vieles sagte. Dieser Blick, der ihm sagte, dass er dasselbe dachte wie er. Doch dann wurden sie abrupt aus ihrer Welt gezogen, als der Regisseur auf sie zukam. „Wir drehen für heute die letzte Szene mit Ihnen. Wir wollen anfangen“, rief dieser ihnen zu und machte sofort wieder kehrt. Ein leidiges Seufzen entkam dem Kleineren, als er in Richtung Set sah, während Gackt aufstand und zu ihm hinunter blickte. „Es ist nur noch eine Szene, danach können wir von hier verschwinden.“ Auffordernd reichte Gackt ihm die Hand und lächelte dabei über das ganze Gesicht. Wie oft hatte dieser Mensch ihm die helfende Hand gereicht? Wie oft hatte er ihn zu sich nach oben gezogen? Wo wäre er jetzt, wäre er diesem Menschen, den er über alles liebte, nie begegnet? Was wäre nur aus ihm geworden? Wie würde sein Leben jetzt aussehen? Wie würde es ohne ihn aussehen? Daran wollte er gar nicht denken. Ein Leben ohne Gackt, das gab es nicht. Ein Leben ohne ihn wollte er nicht. Niemals. Mit einem Lächeln griff er nach der ausgestreckten Hand seines Freundes, erhob sich dabei aus seinem Stuhl, und fiel gewollt direkt in Gackts Arme. Nur eine Umarmung, ein einziges Mal wollte er jetzt seine beruhigende Wärme und seine schützenden Arme um seine Schultern spüren. Er liebte einfach dieses unbezahlbare Gefühl,... während es ihm vollkommen gleichgültig war, dass andere sie sehen könnten. Gackt drückte ihn fester an sich, bevor er seine Lippen hinunter zu seinem linken Ohr führte und liebliche Worte hineinflüsterte. „Aishiteru.“ * „Warum bist du denn so nervös?“ fragte Gackt, der seinen Beifahrer von der Seite ansah. Hyde seufzte auf diese Frage hin. Er wusste selbst nicht einmal, weshalb er eine so unangenehme Unruhe spürte. Vielleicht war es, weil es das erste Mal war, dass er mit ihr sprach, seit ihrem großen Streit, als sie sich getrennt hatten und sie sich deswegen umbringen wollte. Ihm wurde ganz flau im Magen, wenn er an diese schreckliche Situation dachte. Und immer noch fühlte er sich an allem was geschah unglaublich schuldig. Deswegen konnte er nicht entspannt sein, deswegen hatte er Angst vor diesem Gespräch. Es konnte unmöglich sein, dass Megumi über alles hinweg war. Nach nicht einmal 2 Monaten war es undenkbar, dass jeder Schmerz aus ihrem Inneren verschwunden war. „Haido, du kennst sie, sie kennt dich,... ihr wollt nur reden“, sprach Gackt ihn beruhigend ins Gewissen. Hyde nickte beiläufig mit dem Kopf, denn er wusste, dass er Recht hatte. Es würde nichts Schlimmes passieren, sie würden nur reden, Gackt würde auf ihn warten. Er würde sie um Verzeihung bitten und hoffen, dass alles eine gute Wendung nehmen würde. Es war nichts dabei, ... alles ganz harmlos und trotzdem fühlte er sich unwohl. Dagegen konnte er nichts tun, selbst Gackts ehrliche Bemühungen taten nicht ihre Wirkung. Hyde schüttelte sich über sich selbst schämend den Kopf. Gackt, der Hyde die ganze Zeit beobachtete, schnallte seinen Gurt ab, beugte sich hinüber zu ihm und fasste mit seinen Händen an dessen Gesicht. Er streichelte sanft über die von Kälte geröteten Wangen und lächelte zärtlich, ohne ein Wort zu verlieren. Hyde wurde von diesem Lächeln warm berührt. Er blickte in die blauen Augen, die ihn so liebevoll ansahen und sein Herz schneller schlagen ließen. „Fühlst du dich nicht irgendwie unwohl?“ fragte Hyde leise. Gackt wirkte verwundert. „Wieso?“ „Ist es für dich nicht komisch, wenn ich in dieses Haus gehe, ... zu einer Frau, die ich fast geheiratet hätte?“ Gackt blickte hinab, während er über Hydes Frage nachdachte. Natürlich floss eine Art Eifersucht durch ihn hindurch, wenn er Hyde mit Megumi zusammen sah. Das war früher so, und hatte sich bis heute nicht geändert. Im Gegensatz zu früher wusste er aber, dass er Hyde sein vollstes Vertrauen schenken konnte. Er spürte die Liebe, die von dem Älteren kam, Tag für Tag. Sie war keine Lüge und deshalb wusste er, dass jedes Treffen mit Megumi diese Gefühle nicht ändern konnten. Sie waren eins, für jetzt und ewig. Nichts würde sie trennen können. „Ja, natürlich ist es komisch, aber ich vertraue dir“, flüsterte Gackt, bevor er seine Lippen auf Hydes legte und ihn vorsichtig küsste. Ja, er vertraute ihm, mehr als jeden anderen Menschen auf dieser Welt. Für ihn war ihre Liebe etwas Unantastbares, etwas Starkes, das jeder noch so starken Erschütterung trotzen konnte. Er hatte Hydes Herz gewonnen und ihm seines gegeben. Sein unendliches Vertrauen hatte er ihm geschenkt, an dem Tag, als er die Worte ’Ich liebe dich’ aus seinem Munde hörte. Diesem Mund, den er mit seiner Liebe küsste. Hyde schloss die Augen, lehnte sich zurück in den Sitz und genoss den weichen Mund, dessen warme Zunge langsam zwischen seine Lippen tauchte, ihn innig und doch süß küsste und kurzfristig seine Angespanntheit nahm. Liebevoll leckte Hyde über die dargebotenen Lippen, erwiderte den Kuss, der ihn alles vergessen ließ. Er griff mit seinen Händen in Gackts Haar und seufzte, als er merkte, wie seine Beine weich wurden. Er liebte es von den vollen Lippen zu kosten, dieser süße Geschmack, der ihn immer und immer wieder einen Schauer bescherte, der sich über seinen gesamten Körper zog. Dieses unglaubliche Gefühl, diesem Menschen mit seinen Gefühlen ausgeliefert zu sein, überwältigte ihn immer wieder. Als er merkte, wie er selbst den Kuss zu steuern begann und sich ein Kribbeln durch seinen Magen zog, löste er seine Lippen und blickte Gackt mit verschleierten Augen an. „Ich glaube, ich... sollte jetzt lieber... gehen“, stotterte Hyde etwas atemlos, bevor er sich unbewusst mit seiner Zunge über die Lippen fuhr. Gackt sah dies und musste unwillkürlich lächeln, denn diese Zungenbewegung war für ihn wie ein Zeichen dafür, dass der Kleinere mehr davon wollte. Er musste sich stark zusammenreißen nicht noch einmal über diesen Mund herzufallen. Deswegen setzte er sich zurück auf seinen Sitz und nickte. „Ja, das denke ich auch“, sagte er und lächelte innerlich, als er merkte, wie Hyde mit peinlich berührtem Gesicht an seinem Gurt fummelte. „Ich warte hier.“ Hyde nickte, nachdem er die Tür öffnete und noch einmal Gackt ins Gesicht sah. „Und wenn es lange dauert?“ fragte er dann doch etwas unsicher. „Dann warte ich immer noch hier“, lächelte Gackt und zwinkerte. „Ich werde heute nicht ohne dich nach Hause fahren.“ Hyde nickte etwas unsicher, während er wie in Abwesenheit in seine Augen sah. Das flaue Gefühl kam zurück und die Unsicherheit spiegelte sich in seinen Augen. „Geh“, murmelte Gackt, und Hyde nickte aus seiner Trance erwachend. Er stieß die Autotür zu und lief in Gedanken versunken die kurze Treppe hinauf, die in den Garten führte. Vor der Tür blieb er stehen und ging seine Worte durch, die er sich vor wenigen Stunden zurechtgelegt hatte. Dann, ohne dass er geklopft oder geklingelt hatte, öffnete sich die Tür, und Megumi begrüßte ihn mit einen ernsten Gesicht. „Komm rein.“ Hyde nickte kurz und trat in den Flur. Er hatte sie noch nicht genauer angesehen, und doch bemerkte er, dass in ihrem Auftreten etwas nicht stimmte. Sie schloss hinter ihm die Tür und wollte ihn ins Wohnzimmer bitten, doch Hyde blieb neben der Tür stehen und schüttelte den Kopf. „Also gut“, meinte Megumi und akzeptierte Hydes Wunsch nicht weiter als bis hierher in ihr Leben zu treten. Die Atmosphäre war angespannt und kühl. So war es nie zwischen ihnen gewesen, selbst zu den schlimmsten Zeiten war es anders, angenehmer. Bildete er es sich nur ein oder war Megumi tatsächlich stärker geworden. Sie wirkte auf ihn unglaublich gefasst und stark, dass er sich mit seiner Nervosität unbeschreiblich klein vorkam. „Ich ...“, begann Hyde, dem es immer unwohler wurde, je länger er dort wortlos an der Tür stand und keinen rechten Draht zu dieser Frau fand. „Ich, ... es tut mir leid, Megumi.“ Megumi schüttelte den Kopf. „Ich hab dich nicht hergebeten, um eine Entschuldigung zu hören. Selbst du kannst nichts für deine Gefühle.“ Dies überraschte Hyde. Trotz ihrem kühlen Verhalten, schien sie ihn zu verstehen. Sie war wie ausgewechselt, vollkommen anders, als er sie kannte. Verständnis war das letzte, was er von ihr erwartet hätte, und nun bekam er es einfach. Hyde blickte perplex auf. „Und warum wolltest du mit mir reden?“ * Schweigend blickte Gackt, der im Auto wartend eine Zigarette zwischen den Fingern hielt, zu dem Haus hinüber, in das Hyde vor nicht einmal 10 Minuten verschwunden war. Nur im Flur brannte Licht, in den man durch die Fenster neben der Tür blicken konnte. Er konnte einen Schatten erkennen, der ununterbrochen hin und her lief und einen anderen, der bewegungslos am linken Fenster stand, direkt neben der Ausgangstür. Gackt schmunzelte. Hydes Nervosität konnte er sogar bis hierher spüren, nicht zuletzt, weil er wusste, dass der Schatten, der so starr dastand, Hyde gehörte, sondern auch, weil ihm sein leidendes Gesicht, bevor er ausstieg nicht entgangen war. Zu gern hätte er ihm diese Last genommen, aber er wusste auch, dass Hyde es niemals zugelassen hätte. Er hatte sich schon mehr als genug darin eingemischt, als er Megumi aufgesucht hatte, um sich bei ihr zu entschuldigen, und als er eine Freundin darum gebeten hatte ein Auge auf sie zu werfen. Diesen letzten Schritt, das klärende Gespräch, das bis heute ausstand, würde er nun ganz allein bewältigen müssen. Aber er war wirklich froh darüber, dass Megumi Hyde um ein Gespräch gebeten hatte. Vielleicht würde nun alles, wirklich alles endlich gut werden und womöglich würde sogar Megumi selbst endlich ein neues Leben führen können. Gackt lächelte bei diesem positiven Gedanken, der ihm gekommen war. Wäre es wirklich so, dann wäre heute der erste Tag, an dem Hyde von seiner Angespanntheit erlöst wäre. Sogar während der zwei Wochen in Paris schlichen sich immer wieder Gedanken und Sorge, wie auch Schuldgefühle in den Älteren, obwohl Gackt ihm immer wieder versichert hatte, dass sich Freunde um sie kümmern würden und er sich keinerlei Sorgen machen müsste. Oft konnte er Hyde von derartigen Gedanken lösen, doch da sie immer wiederkehrten und selbst Gackt nicht mehr wusste, wie er den Kleineren davon heilen konnte, war er extrem erleichtert gewesen, als Hyde heute den Anruf von Megumi bekam. Nur sie selbst war wohl in der Lage, aus Hyde wieder einen gelösteren Menschen zu machen. Gackt drückte die Zigarette aus und blickte erneut hinüber zu dem Fenster, an dem Hyde immer noch genauso regungslos stand wie zu dem Zeitpunkt, als er das Haus betreten hatte. Wenn das hier vorbei war, würden sie zusammen etwas essen gehen und dann gemütlich den Abend bei sich zu Hause abklingen lassen. Er freute sich auf diese gemeinsamen Stunden, die, auch wenn sie zusammen arbeiteten, immer noch selten waren. Die Arbeit an der Single und dem dazugehörigen Video waren bald vorbei. Dann folgten Fernsehauftritte, Interviews und Fotoshootings. Sie würden mehr und mehr ihre Gefühle zueinander unterdrücken müssen, wenn sie in der Öffentlichkeit standen. Sie würden Tage und Nächte miteinander verbringen und doch würden sie so tun müssen, als wären sie nur Freunde. Gackt konnte nicht behaupten, dass ihm das leicht fallen würde, und trotzdem freute er sich darauf, denn würde diese Zeit erst vorbeisein, kamen die wirklich schweren Augenblicke. Eine lange Japantour stand auf dem Plan, er würde Hyde für lange Zeit allein lassen müssen. Dieser jedoch würde auch eine Menge zu tun haben müssen, hatte er doch vor wenigen Tagen die Arbeit eines neuen Soloalbums angefangen. Sie würden kaum Zeit haben an ihre Einsamkeit zu denken und doch hatte er Angst davor. Gackt senkte seinen Kopf, blickte auf seine Hände, die in Handschuhen gepackt auf seinen Schoß ruhten. Dann hörte er auf einmal, wie die Autotür aufging. Er zog seinen Blick direkt in Hydes Gesicht und erschrak regelrecht, als er die bleiche Haut und die zu faltengelegte Stirn sah. „Haido?“ murmelte Gackt vorsichtig, als dieser sich in das Auto setzte und schweigend geradeaus sah. „Was ist los?“ versuchte er es erneut. Hyde lächelte verhalten und schüttelte mit dem Kopf. „Nichts. Alles in Ordnung“, sprach er und wich Gackts Blick aus, in dem er seinen Kopf zur Seite neigte und die Finger, die in sein Gesicht gewandert waren und ihn dazu zwingen wollten, den Jüngeren anzusehen, abwehrte. „Hör auf mich anzulügen.“ Gackt wusste, dass etwas nicht stimmte. Hyde war schon immer kein guter Lügner gewesen, auch wenn er schon mehrere Male auf die eine oder andere Unehrlichkeit hereingefallen war. Seit sie sich ihre Liebe gestanden hatten, war das anders. Er erkannte sofort wenn Hyde dabei war etwas zu verschweigen, wie auch jetzt. „Es ist nichts. Fahr los“, entgegnete Hyde. In seiner Stimme war Nervosität, die Gackt ein unwohles Gefühl bescherte. „Was hat sie gesagt?“ Gackt ließ nicht locker, aber auch Hyde war stur und schüttelte den Kopf. „Das Übliche, was man sich nach einer Trennung so sagt, sonst nichts. Wir haben alles geklärt.“ „Dafür, dass ihr alles geklärt habt, bist du aber erstaunlich angespannt.“ „Bitte, ... fahr jetzt endlich los, Gackt.“ Da war es, ... der nächste Punkt, der Ungutes ahnen ließ. Hyde nannte ihn nur selten Gackt. Eigentlich immer nur dann, wenn es Probleme gab. Skeptisch sah er Hyde an, während er den Motor startete und widerwillig losfuhr. Sofort kehrte ein angespanntes Schweigen ein, obwohl dem Jüngeren so vieles auf der Zunge lag. Was war nur auf einmal los? Wieso war Hyde plötzlich so distanziert? Sollte es nicht das klärende Gespräch werden, das alle Probleme, die noch bestanden, in Luft auflöste? Hatte er es sich vielleicht zu einfach vorgestellt? Hing Megumi doch noch zu stark an Hyde und wollte ihn zurückgewinnen? Sollte er sich in dieser Hinsicht vielleicht doch Sorgen machen? „Fährst du mich bitte nach Hause?“ flüsterte Hyde, ohne dabei einen Gedanken daran zu verschwenden, Gackt mit einem Blick entgegenzukommen. Dieser glaubte sich verhört zu haben, schien es ihm doch so völlig absurd, dass Hyde eine ihrer seltenen Verabredungen absagen würde. Doch das seltsame Gefühl in seiner Magengegend war kaum ignorierbar. Hyde spürte dieses Unwohlsein, welches Gackt mit seinem Schweigen ausdrückte, und doch hatte er nicht den Kopf, sich um dieses Problem zu kümmern. „Gackt? Kannst du mich bitte nach Hause fahren?“ flüsterte Hyde noch einmal, weil ihm nicht entgangen war, dass seine erste Bitte ignoriert wurde. Gackt zog verwundert seine Brauen zusammen. „Wieso? Wir wollten doch heute zusammenbleiben.“ Hyde senkte sein Haupt. „Ich weiß, aber ...“ Gackt blickte kurz zu ihm hinüber und merkte gleich, wie Hyde erneut seinen Augen auswich. Er blickte aus dem Fenster. Mit einem Blick der unglaubliche Sorge zeigte, sah er auf die andere Straßenseite und doch schien er viel weiter zu blicken. In eine Unendlichkeit, die einsam wirkte. „Ich möchte allein sein.“ In Gackts Ohren hallten diese Worte, wie ein grausames Echo. Hyde wollte ihn nicht bei sich haben. Wieder wollte er nicht über das reden, was ihn beschäftigte. Stattdessen wollte er allein in seiner dunklen Wohnung sitzen und sich dort in Einsamkeit seinen Gedanken stellen. Natürlich war es nicht so, dass Hyde ständig an seiner Seite war, ... natürlich gab es zu viele Momente, in denen der Ältere gezwungener Maßen allein war. Aber nie, noch nie war es vorgekommen, dass sie sich trennten, wenn es nicht nötig war. Was also ging im Kleineren vor? Megumi musste irgendetwas gesagt haben, dass Hyde dermaßen zurückgeworfen hatte. Es war ja fast wie früher, als er ihm absichtlich aus dem Weg ging, obwohl er bereits über seine eigenen Gefühle gewusst hatte. „Was ist auf einmal mit dir los?“ kam es etwas ärgerlich von Gackt, der in die Straße abbog, die zu Hydes Wohnung führte. Zu viele Gedanken schwirrten ihm in seinen Kopf. Er wusste, dass er heute keine Antwort auf seine Fragen bekommen würde. Und er wusste auch, dass Hyde von der Idee, allein sein zu wollen, nicht abzubringen war. Deshalb tat er, um was Hyde ihn gebeten hatte. Er fuhr die wenigen Straßen zu seiner Wohnung, während der Ältere mit seinem schweigsamen Verhalten immer mehr Sorgen säte. „Muss ich erst wieder dein Tagebuch lesen, um zu erfahren, was dich bedrückt?“ Erschrocken über diese unsensible Bemerkung, riss Hyde seine Augen auf. Es hatte ihn gekränkt und doch war er nicht in der Lage sich diesbezüglich zu verteidigen. Sein Tagebuch in andere Hände zu geben, war ihm wirklich nicht leicht gefallen. Es war ein Vertrauensbeweis, der mehr über ihn preisgab als jedes Gespräch, jedes Wort, das er über seine Lippen brachte. Er konnte es nicht fassen, dass Gackt in der Lage war, so darüber zu reden. „Tut mir leid, das war nicht so gemeint“, entschuldigte sich Gackt sofort, als ihm bewusst wurde, wie unüberlegt er gesprochen hatte. Er blickte beschämt und zugleich sorgevoll zu dem Älteren, der stumm aus dem Fenster blickte, ohne Regung auf seine dummen Worte. Gackt stoppte das Auto vor dem Eingang des Wohnkomplexes. „Es tut mir leid, Haido.“ Hyde schüttelte den Kopf. „Schon gut, ich weiß, dass du es nicht so meintest.“ Sie schwiegen einige Minuten, bevor sich Hyde plötzlich zu Gackt hinüberbeugte und ihn auf die Lippen küsste. Auch wenn es nur wenige Sekunden waren, in denen sich ihre Münder trafen, spürte Gackt eine unglaubliche Sehnsucht, die von Hyde ausging. Er fühlte, wie sehr er gegen sich kämpfte dies zu tun. Und auch seine Augen zeigten Trauer darüber. „Tut mir leid, wegen heute Abend“, murmelte Hyde gegen die kühlen Lippen. Und bevor Gackt diesen unerwarteten Kuss erwidern konnte, zog Hyde sich zurück auf seinen Sitz. „Du willst doch gar nicht allein sein“, flüsterte Gackt, während er versuchte, nach Hydes Hand zu fassen. Doch der Ältere schien diesen Versuch, ihn zu halten, nicht bemerkt zu haben. Er öffnete die Beifahrertür und stieg aus dem Auto. Mit gesenktem Kopf überquerte er die Straße. Er wusste, dass Gackt ihm hinterher sah. Der Zwang, nicht noch einmal zurückzublicken, siegte über die Sehnsucht, sein Gesicht zu sehen. Er hatte sich so sehr geschämt von dem Jüngeren angesehen zu werden, so sehr, dass er es nicht mehr ertragen konnte. Ihren gemeinsamen Abend abzusagen war ihm schwer gefallen. Gerade weil es so selten war und doch hatte ihn das große Schamgefühl dazu gezwungen. „Tut mir leid, Ga-chan ...“, murmelte Hyde, nachdem er vor seiner Tür stehen blieb und abwesend auf die Klinke starrte. „Ich habe etwas ... sehr Dummes getan“ ~ Das wird immer zwischen uns stehen. ~ Tränen sammelten sich in seinen Augen. Er schüttelte den Kopf, als wolle er diesen Gedanken von sich schütteln. ~ Nein, ich will nicht allein sein. ~ *~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ So hoho..^_^ Das war’s mal wieder. Eigentlich recht kurz, aber das ist schon gut so. Ja ja wir sind gemein... Das ist sicher nicht die Art Ende, die ihr euch vielleicht gewünscht habt.. so kurz vor dem Ende, aber nja.. höhö.. lest einfach weiter. ^-^ Und mal so als Info... Das nächste Kapitel ist das letzte. Es folgt zwar noch ein Epilog, aber so wirklich Ende wird’s im nächsten Kapitel sein. Es ist traurig daran zu denken... nach fast 3 Jahren, die wir schon an dieser FF sitzen (zusammen mit „Ein Trip ins Chaos“) hängt man doch unglaublich daran. ;_; *schnief* Bis dann Danke fürs lesen . Vor allem Danke an die, die uns so tolle Kommis schreiben. ^o^ Eure Tenshis Kapitel 14: 永遠の愛 ~Eien no ai~ ------------------------------- Kapitel 14: 永遠の愛 ~Eien no ai~ Serie: Gackt // Hyde Disclaimer: Die beiden Hübschen gehören immer noch sich selbst und das Gleiche gilt für sonstige Personen, die in der FF auftreten. Autoren: Tenshis Kommentar: Ok, nachdem wir unseren Betaleser irre gemacht haben, könnt ihr nun das letzte Kapitel lesen. *grins* Sorry, das es so lange gedauert hat. Fast 2 Monate. Eine so lange Wartezeit war nicht geplant, jedoch waren einige vorhergesehene und unvorhergesehene Dinge passiert. Aber keine Panik. Das war ja nun auch das letzte mal, das ihr warten musstet. Viel Spaß ^^ *~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ 08. Februar XXXX „Dieses Foto hier ist am besten“, nickte Gackt, zog das Foto, welches er meinte, hervor und legte es auf den Tisch, auf dem weitere Bilder ihres heutigen Fotoshootings lagen. „Oder was meinst du Haido?“ fragte er den Kleineren, der neben ihm stand und sich, wie auch Gackt, über den Stapel Fotos beugte. Der Angesprochene blickte desinteressiert auf das Bild, welches Gackt ihm unter die Nase hielt und nickte. „Ja ist in Ordnung“, antwortete er ohne die Spur von Begeisterung. Gackt betrachtete den Älteren skeptisch von der Seite und wurde nachdenklich. So war es die letzten Tage ständig gewesen. Hyde vollkommen abwesend und ohne Interesse an dem was sie taten. Sei es ein Fotoshooting, den Videozusammenschnitt oder ein Interview. Er schien mit seinem Kopf immer weit weg zu sein, getrennt von den Gedanken, die Gackt hatte. Was ging in ihm vor? Wieso wollte er sich ihm wieder nicht anvertrauen? Dass er ein Problem hatte, war deutlich zu sehen. Keine einzige Sekunde entging dem Jüngeren, in der Hyde abwesend ins Leere starrte. Was nicht hieß, dass er in letzter Zeit Unmengen an Gelegenheiten hatte, ihn zu beobachten. Es war viel eher so, dass Hyde ihm aus dem Weg ging. Nach getaner Arbeit war er sofort verschwunden, oft auch sogar ohne sich zu verabschieden. Und das machte Gackt noch stutziger. „Gut, wir nehmen das hier.“ Gackt reichte dem Fotografen das ausgesuchte Foto und nickte. Dann neigte er sich zur Seite, blickte Hyde ins Gesicht. „Kann ich kurz mit dir reden?“, flüsterte er. Hyde neigte seinen Kopf nach unten, nickte aber, wenn auch erst zögerlich. Gackt war überrascht. Eine Einwilligung ohne Widerspruch? War er müde geworden sich dagegen zu wehren oder hatte er einfach nur genug davon, allein darüber nachzudenken? „Dann komm“, entgegnete Gackt sofort, bevor Hyde es sich noch anders überlegen konnte, und deutete mit seinem Blick in das Hinterzimmer des Studios. Abermals ein stummes Nicken von Hyde, der dem Größeren sofort folgte und die Tür hinter sich schloss. Lange Zeit hatte er zum Nachdenken gehabt, hatte sich absichtlich von Gackt fern gehalten, um einen klaren Kopf zu bewahren. Er wusste, dass er an einem Gespräch mit ihm nicht vorbeikam. Er hatte Zeit gehabt, sich darauf vorzubereiten. Schweigend hob Hyde seinen Kopf und blickte Gackt in die blauen Augen, die ihm erwartungsvoll entgegenleuchteten. „Was ist los?“, fragte dieser im ruhigen Ton, als er merkte, wie Hyde stumm um Worte bettelte. „Du gehst mir seit Tagen aus dem Weg, willst nicht mit mir reden. Habe ich irgendwas falsch gemacht?“ Hyde schüttelte den Kopf. Sein Gesicht war zu einer leidenden Grimasse verzogen und obwohl er so gern mit ihm reden wollte, wusste er nicht, was er sagen sollte, geschweige denn wie er überhaupt anfangen sollte. Ihm war es, als wurde sein Mund versiegelt, unfähig überhaupt seine Lippen zu bewegen. Und doch wollte er nicht, dass Gackt sich die Schuld an seinem merkwürdigen Verhalten gab. Wieder einmal hatte er ihn verletzt, vollkommen bewusst darüber, was er tat. „Es ist doch wegen Megumi oder? Machst du dir immer noch Sorgen?“ Damit war er schon mal auf einer heißen Spur, nur war die Sorge, die er hegte, nicht die Art, die Gackt wohl fälschlicherweise annahm. Er schämte sich immer noch so sehr, dass er es einfach nicht über sich brachte die Wahrheit zu sprechen. Gackt, der durchaus bemerkte, wie Hyde darum kämpfte Worte zu sprechen, sie aber aus irgendeinem Grund nicht über seine Lippen brachte, legte seinen Arm um die Schultern des Kleineren und zog ihn in seine Arme. „Sag es einfach. Nichts kann so schlimm sein, dass es uns auseinander bringen könnte“, nuschelte er in das dunkelbraune Haar des Älteren, in das er seine Lippen gebetet hatte. Hyde zog wie im Schmerz seine Augenlider zusammen und schüttelte den Kopf. Gackts Geruch zu riechen, seine Wärme und Zärtlichkeit zu spüren und dann diese Worte zu hören, das funktionierte nicht. „Das stimmt nicht“, murmelte Hyde endlich. Er wusste nicht wieso, aber plötzlich sprudelte es aus ihm hinaus. „Was ich getan habe, kann ich mir selbst nicht verzeihen. Ich schäme mich dafür und kann dir kaum mehr unter die Augen treten.“ Hyde drückte sich näher an Gackt heran, legte sein Gesicht an seine Brust und sah zu Boden, so dass es dem Größeren nicht mehr möglich war in seine Augen zu blicken. Wie schamlos er doch war. Klemmte er sich doch ausgerechnet an den Menschen, den er unverzeihlich verraten hatte, obwohl dieser grenzenlose Liebe schwor. Er nutze seine Unwissenheit aus, wusste, dass es nicht richtig war, was er tat, und trotzdem konnte er seinen Körper, der nach dieser Wärme suchte, nicht aufhalten. Er war ein hoffnungsloser Fall. Verwirrt über diese Worte blickte Gackt auf den braunen Haarschopf. „Was hat Megumi gesagt?“, wollte er wissen. Er wusste, dass es mit diesem Gespräch vor einer Woche zutun hatte. Er wusste, dass Megumi irgendetwas gesagt hatte, dass Hyde unsicher gemacht hatte. Er wollte endlich wissen, was es war. Hyde zog sich aus Gackts Armen und tat einige Schritte zurück. Gackt konnte seinen Gesichtsausdruck nicht deuten, denn noch immer blickte er zu Boden. Die Hände zu Fäusten geballt, die Brust unregelmäßig hob und senkend. „Als ich letzten November einige Male nicht zu den Proben und Aufnahmen kam, da war ich mit Megumi zusammen.“ „Ich weiß. Du wolltest sie heiraten“, bestätigte Gackt. Ihm war nicht klar, worauf Hyde hinauswollte, und auch nicht, was es mit seinem Verhalten der letzten Tage zutun haben sollte. Es lag Monate zurück, war vergangen. „Und kurz nach unseren Skiurlaub, hatte ich auch eine Nacht mit Megumi verbracht.“ Hyde fiel es sichtlich schwer darüber zu reden. Seine Stimme wurde zunehmend leiser, was seine Scham für das, was er getan hatte, ausdrückte und doch war er stolz, überhaupt Worte über die Lippen zu bringen. In welchen Zustand sich diese Worte befanden, war gerade völlig belanglos. Gackt senkte seinen Kopf und schloss die Augen. „Ich weiß“, flüsterte er. Er erinnerte sich noch genau an diesen Tag, als Hyde ins Studio kam und er über Ecken davon erzählte. Es waren keine direkten Worte und doch wusste er bescheid, was geschehen war. Immerhin war er mit ihr verlobt, die Hochzeit sollte nur wenige Wochen später stattfinden. Es war also kein großes Wunder, dass ein zukünftiges Brautpaar zusammen war. Und doch hatte er unglaubliche Schmerzen gespürt, als er davon erfahren hatte. Als er es dann später in seinem Tagebuch las, spürte er denselben Schmerz. Immer wieder, wenn er daran dachte. Wieso war es damals so intensiv gewesen? So stark, als hätte Hyde ihn betrogen? Hyde schüttelte langsam mit dem Kopf. „Aber weißt du auch, dass ich dich damals schon liebte? Ich liebte dich schon so lange davor und trotzdem habe ich das getan.“ Gackt blickte auf, in Hydes Gesicht, das ihn ebenfalls ansah. Er sah Reue in seinen Augen. Unglaublich tiefe Reue. Und Gackt wusste, hätte Hyde ihn damals noch nicht geliebt, wäre es heute nicht so schwer darüber hinwegzukommen. Für ihn und auch für Hyde selbst. „Nur um mein schlechtes Gewissen zu beruhigen und dich zu vergessen“, fuhr der Kleinere fort. Es war, als würde er sich mit seinen Worten selbst von einer Last befreien wollen, einer Last die er die ganze Zeit über im Verborgenen trug, vergessend in die hinterste Ecke seines Herzens gesperrt. Und doch funktionierte es nicht. Diese Last blieb in ihm, als wäre sie mit ihm verwachsen und jeder Versuch sie loszuwerden, ließ sie größer werden. Für manch einen Menschen schien es vielleicht wie eine Lappalie, jedoch für ihn war es wie ein Betrug seiner eigenen Gefühle. Er konnte sich selbst nicht verzeihen, wie also konnte er erwarten, dasselbe von Gackt zu bekommen? „Und dann habe ich es dir eiskalt unter die Nase gerieben, in dem Wissen dich damit zu verletzten.“ Gackt schüttelte stumm den Kopf. Das stimmte nicht. Niemals hatte er Kälte gespürt. Er fühlte sich betrogen, jedoch niemals dachte er daran, dass Hyde es aus kalten Gefühlen zu ihm getan hatte. Er las es in seinem Tagebuch. Er kannte die Worte, die von Liebe sprachen, lange vor diesem Tag. Und er wusste auch wie sehr er alles bereute. „Warum sagst du mir nicht, dass es dich verletzt hat?“ meinte Hyde jetzt etwas rauer. Er hatte wohl die ganze Zeit auf eine Reaktion des Größeren gewartet, denn er blickte ihm herausfordernd in die blauen Augen, die abwesend in seine braunen starrten. „Sag es mir doch“, brüllte er fast. Doch Gackt wusste keine Worte, die er darauf entgegnen konnte. Es schwirrten Unmengen von Gedanken in seinen Kopf und doch war er nicht wirklich in der Lage ihm zu sagen, was er fühlte, oder den Älteren für seine Taten zu verurteilen. Wie konnte er das auch tun. Er kannte die Lage, in der er sich befand, er wusste von den Problemen, die es zwischen ihm und Megumi gab und auch von den Selbstmordgedanken dieser Frau. Wie konnte er Hyde dafür verurteilen, dass er in erster Linie an ihr Leben dachte und dann erst an seine wahren Gefühle? „Haido...“, war alles was er über seine Lippen brachte. Er tat einige Schritte auf den Älteren zu, wollte ihn berühren und zeigen, dass ihm unwichtig schien, was in der Vergangenheit geschehen war. „Sag es“, schrie Hyde fast zornig darüber, dass Gackt ihn nicht ein einziges Mal für irgendetwas hasste. Nicht einmal für Betrug kannte dieser Mann wohl irgendein negatives Gefühl. Gackt schüttelte den Kopf und wusste, dass er den Kleineren damit noch wütender machte. Dieser blickte ihn an, als wolle er unbedingt von ihm Vorwürfe hören. Aber das konnte er nicht, damals, wie auch jetzt nicht. „Haido,.. ich hatte damals nicht das Recht dazu, es dir zu sagen. Natürlich war ich verletzt, weil ich spürte, dass es falsch war, was du getan hast. Deine Augen, in denen ich Gefühle lesen konnte, die du mir bis dahin nie gesagt hast,... in ihnen habe ich gesehen, dass du dich selbst dafür gehasst hast.“ Erschrocken realisierte Hyde, dass Gackt jeden seiner Gedanken kannte. All seine Gefühle und Ängste hatte er ihm dargelegt. Es gab nichts, was verschwiegen geblieben war. Natürlich nicht. Er hatte es selbst so gewollt, er hatte sich völlig allein dazu entschieden(,) ihm sein Tagebuch zu geben(,) und sich somit vollkommen nackt darzustellen. Bereute er es oder war ihm dieses Gefühl einfach nur zu fremd? „Ich fühlte mich nach dieser Nacht so unglaublich schrecklich. Ich ekelte mich vor mir selbst, ich hasste es sogar mich im Spiegel anzusehen. In diesem Moment erkannte ich, dass ich so nicht weiter machen konnte“, sprach Hyde, jetzt wieder etwas ruhiger, obwohl es in seinem Inneren immer noch unbeschreiblich brodelte. Laut auszusprechen, wie er sich selbst sah, war etwas völlig anderes, als es in einem Buch niederzuschreiben. Es war auf der einen Seite befreiend, weil er glaubte, nun wirklich den Menschen die Gelegenheit zu geben, ihn zu verstehen,... doch auf der anderen Seite war es unglaublich erniedrigend. Aber war er nicht selbst Schuld? Hätte er auch nur einmal auf den Jüngeren gehört und sich ihm anvertraut, wäre es nie soweit gekommen. „Das ist doch unwichtig“, meinte Gackt, der den Kleineren prüfend ins Gesicht sah. Es wunderte ihn, dass Hyde einer vergangenen Tat noch immer soviel Bedeutung zuschrieb. Er hatte ihm verziehen, schon in den Moment, als er es erfuhr. Eigentlich hatte er nie von irgendwelchen Vorwürfen gesprochen oder Hyde irgendwie das Gefühl gegeben, dass er es tatsächlich war. Warum also, war er deswegen eine Woche lang so distanziert und abwesend ihm gegenüber gewesen? „Das ist Vergangenheit“, murmelte Gackt und davon war er überzeugt. Während er weiter auf Hyde zutrat und ihn in eine Umarmung einschließen wollte, entfernte sich der Ältere und schüttelte verzweifelt den Kopf. „Nein, es ist nicht Vergangenheit. Es liegt zwischen uns, als wäre es erst gestern gewesen.“ „Warum denkst du das? Was hat dir Megumi gesagt?“ wollte Gackt nun endlich wissen und sah ihn deshalb eindringlich in die Augen. Er wusste, dass da noch mehr war. Wäre es wirklich nur diese eine Nacht, die Hyde noch heute bereute, hätte er schon viel früher sein Unbehagen diesbezüglich zum Ausdruck gebracht. Oder aber er hätte es früher an seiner Stimmung bemerkt. Hyde senkte schuldig seinen Blick. Gackts Hände, die nun doch den Weg auf seine Schultern gefunden hatten, nahm er wie eine Art Hilfe wahr. Hilfe sich zu stützen, sich festzuhalten. Er wagte es nicht dem Größeren in die Augen zu sehen, während sich seine Lippen teilten und murmelten. „Sie ist schwanger. Das hat sie mir gesagt. Es war in dieser Nacht passiert. Dieses Kind ist das Ergebnis meiner Dummheit und die Narbe unserer Beziehung.“ Nun war es raus. Er wusste es. All seine Vergehen, die nicht mehr rückgängig gemacht werden konnten. Was dachte er jetzt? Würde er ihn jetzt abstoßend finden? Noch immer wagte er nicht seinen Kopf zu heben, Gackts Gesicht zu sehen, seine Reaktion darauf zu erleben. Er spürte dessen regungslose Finger auf seinen Schultern, während ihm die Stille, die zwischen ihnen herrschte, Angst machte. Irgendwann hätte er es erfahren. Wenn nicht von ihm, dann von jemand anderen, vielleicht auch von Megumi selbst. Es war gut, dass er die Gelegenheit hatte, es ihm persönlich zu sagen. Und doch hatte er den seltsamen Wunsch es am liebsten doch nicht getan zu haben. Wäre er doch weiterhin so feige geblieben und hätte sich wie die letzten Tage auch in ein Loch verkrochen, niemanden sehen wollend. Vor allem dem Jüngeren unter die Augen zu treten, war ihm die letzte Woche fast unerträglich gewesen. Weil er nicht wusste, wie er es sagen sollte, wie er es erklären konnte. Doch am meisten hatte er genau vor so einer Reaktion Angst gehabt. Eine Reaktion, die nichts sagte, keine Gefühle zeigte. Wieso nur sagte er denn nichts? Wieso rührte er sich nicht? War es der gutbegründete Schock, den er, wenn er es sich ehrlich zugestand, tatsächlich sehr gut verstehen konnte, oder wusste der Größere einfach nur nicht, wie er seine Enttäuschung und Wut am besten ausdrücken sollte? Er hatte es ja geahnt und die ganze Zeit befürchtet. Es würde Schwierigkeiten geben, so oder so. Egal wie tolerant Gackt solchen Fakten gegenüber war, egal wie sehr er ihn liebte. Ein Kind war nicht irgendetwas Unwichtiges, über das man einfach so hinwegsehen konnte. Hyde sah ihr Glück, das sie gerade erst richtig genießen konnten, an sich vorbeirauschen. Nicht dass er dieses Gefühl erst seit den letzten Sekunden hatte, nein, schon als er es aus Megumis Mund hörte, war es da. Die Angst. Hyde hob sein Gesicht, sammelte all seinen Mut und suchte nach einer Reaktion im Gesicht des Jüngeren. Was er fand, waren starre Augen, die ihn geschockt ansahen. Hyde wusste nicht was er erwartet hatte, doch das einfach gar nichts kam, nichts als Stille, empfand er als die schrecklichste aller Reaktionen, die er sich ausgemalt hatte. Unsicher wanderten Hydes Augen ziellos umher, suchten einen Punkt, den er ansehen konnte, während ihm Gackts Hände unangenehm seine Bewegungsfreiheit nahmen, obwohl er sie die ganze Zeit nicht bewegt hatte. Und doch wagte er nicht sich aus diesen Händen zu befreien und einfach zu gehen. Vielleicht hatte die Hoffnung auf ein einziges Wort doch seine ganze Unsicherheit weggespült, denn er konnte einfach nicht anders, als immer wieder mit seinen herumirrenden Augen in die des anderen zu blicken. Aber die verstrichenen Sekunden änderten nichts. Tatsächlich hatte er mit so etwas nicht gerechnet. „Siehst du,... es gibt Dinge, die uns trennen können“, meinte Hyde, nachdem er erfolglos nach besseren Worten gesucht hatte und ihm die Tatsache, dass Gackt einfach nichts zu sagen hatte, fast das Herz zerriss. Aber was sollte er auch sagen? ’Na toll, ein Baby, du wirst Papa. Freu dich doch!’? Nein wohl kaum. Hyde fühlte sich merklich miserabel in seiner Situation, die schien, als würde er auf einer Anklagebank sitzen, völlig zu Recht, jedoch ohne angehört zu werden. Was ja nicht auch unbedingt hieß, dass er sich irgendwie verteidigen konnte, geschweige denn wollte. Er hatte etwas Dummes getan und dazu musste er wohl oder übel auch stehen. „Wir waren damals nicht zusammen und doch habe ich dich betrogen. Aber vor allem habe ich mich selbst betrogen“, gab er anschließend hinzu und fasste nach Gackts Händen, zog sie von seinen Schultern und schritt reuevoll zurück. „Ich kann verstehen wie du dich fühlst. Du bist verletzt und wieder sagst du es nicht. Ich habe einen schrecklichen Fehler gemacht und erwarte nicht, dass man es mir verzeiht.“ Mit diesen Worten verließ er das Hinterzimmer, ohne Gackt in die Augen zu sehen und dessen perplexen Ausdruck zu bemerken. Er ertrug diese wortlose Atmosphäre einfach nicht mehr. Gackt wusste nun, was er wissen wollte. Und doch ging es ihm persönlich nicht gerade besser dabei. Im Gegenteil. Es machte ihn noch unsicherer, was wahrscheinlich auch auf Gackts fehlende Reaktion zu schließen war. Er wusste nicht wie dieser darüber dachte und doch wollte er um kein Wort betteln. Dazu war sein Stolz einfach noch zu stark. Wie es nun weitergehen würde, wusste er nicht. Der Gedanke, Gackt in Zukunft in die Augen sehen zu müssen, widerstrebte ihm. Und doch würde kein Weg daran vorbeiführen, auch wenn er im Augenblick absichtlich feige davor floh. Er griff nach seiner Jacke, die über einem Stuhl hing, zog sie über seine Schultern und verließ das Studio, den verdutzen Gackt nicht weiter beachtend. Hätte er es anders machen können? Wenn ja, dann wie? Hätte er gleich an diesem Abend mit der Wahrheit rausrücken sollen? Gab es denn wirklich irgendeine andere Möglichkeit, die er übergangen hatte?! Verzweifelt schüttelte Hyde den Kopf. „Verdammt“, murmelte er den Tränen nahe, während er dem Geräusch von knirschendem Schnee unter seinen Füßen lauschte. Warum nur fühlte er sich ausgerechnet jetzt so schrecklich allein? Es war doch die ganze Zeit nicht wirklich anders gewesen. Nein, es war sicherlich nur das Herz, das sich allein fühlte, weil es doch so sehr auf mehr gehofft hatte. So glücklich hatte es sich diesem wundervollen Gefühl hingegeben geliebt zu werden. Wie sehr schmerzten jetzt Worte, die in ihrer ersten Nacht gefallen waren. ’Bitte ... bitte bleib immer bei mir.’ Eine Bitte, auf die Gackt mit einem zärtlichen Kuss eingegangen war. Und er hatte wirklich geglaubt, es würde immer so sein, wie sie es sich versprochen hatten. Aber allein schon in dieser Nacht war eigentlich völlig klar gewesen, dass es sich ändern würde. Sie hatten es nur noch nicht gewusst. Und diese Wahrheit hatte sich jetzt wie ein Messer in sein Herz gebohrt. Es war ihm doch viel zu plötzlich vor Augen geführt worden. ’Ich habe nie einen Menschen so sehr geliebt wie dich.’ Wie ein leises Echo hallten diese Worte in seinem Kopf, die so plötzlich in seine Erinnerung schossen, dass es ihn fast erschreckte. Diese wundervollen Worte, die ihn so glücklich gemacht hatten. Jetzt hatten sie eine völlig andere Bedeutung. Seine unglaublich großen Schuldgefühle wuchsen an, wenn er an Geständnisse dieser Art dachte. Er selbst hatte alles zerstört. „Ah...“ stöhnte Hyde, der sich in Verzweiflung verzogenen Gesicht die Zähne auf die Unterlippe biss, während sich doch tatsächlich diese besagten lästigen Tränen den Weg ins Freie suchten. ~Hör doch auf zu heulen~, fluchte er innerlich. Die heißen Tränen wischte er sich grob aus dem Gesicht, aber es half nichts, sie kullerten immer wieder nach, bis er es endgültig aufgab sie zu verstecken. ~Warum weinst du denn? Dazu hattest du doch lange genug Zeit, warum jetzt?~ Er schüttelte über sich selbst wundernd den Kopf. „Du bist doch selbst schuld“, flüsterte er, während er nach nur wenigen Schritten in eine Seitengasse einbog und sich dort kopfhängend an die Hauswand lehnte. Noch immer flossen die Tränen, gegen die er kaum noch kämpfte, über sein Gesicht, während er geistesabwesend dem warmen Atem, der aus seinem Mund kam und sich an der kalten Luft kleine Wölkchen bildete, betrachtete. Er schüttelte den Kopf, als ihm erneut Bilder aus seinen Erinnerungen vor Auge kamen und Worte, die er immer noch als unmöglich empfand, begleitet durch Herzklopfen, hörte. ’Wenn man liebt, dann verzeiht man. Dir zu verzeihen, war mir nie schwer gefallen.’ Daran hatte er zwar wirklich geglaubt, jedoch nie recht verstanden. Und doch wünschte er sich innerlich, Gackt würde immer noch so denken. Aber war diese Annahme nicht etwas zu utopisch? Seine Reaktion, die eigentlich keine rechte Reaktion war, sprach Bände. Er konnte ihm nicht verzeihen. So war es wahrscheinlich wirklich. Ihr Glück hatte viel zu spät begonnen. Zu einem Zeitpunkt, als es einfach nicht mehr funktionieren konnte. Hyde schloss kapitulierend die tränennassen Augen, lehnte seinen Kopf zurück an die Hauswand und lauschte dem ständig knirschenden Schnee, vorbeilaufender Menschen. Er vernahm jeden einzelnen Schritt, und doch bemerkte er nicht wie Gackt, der ihn verzweifelt suchte, an ihm vorbeischritt. ~ „Verdammt, wo ist er hin?“ murmelte Gackt leise fluchend, während er sich panisch umsah. „So weit kann er doch noch nicht sein.“ Verzweifelt blickte er durch die Menschmasse, die ihm entgegenkam. Warum hatte er nur so gezögert, warum hatte er seinen Mund nicht aufgekriegt? Wieso war er in entscheidenden Momenten immer so unentschlossen? Hyde hatte ihm die Wahrheit gesagt. Er hatte endlich das Vertrauen gehabt ihm zu sagen, was in ihm vor sich ging. So lange hatte er es sich gewünscht und nun, als es tatsächlich passiert war, schwieg er wie ein dummes Kind. „Haido“, flüsterte er, während er rennend den Weg zurück nahm. Vielleicht hatte er die andere Richtung genommen, vielleicht hatte er gar nicht vor nach Hause zu gehen. Es war einfach unheimlich wichtig, dass er den Kleineren sofort fand. Er rannte den Weg zurück. Den Schnee, der unter seinen Füßen knirschte. beachtete er nicht, er blickte von links nach recht, bis er plötzlich stehen blieb und eine Gestalt, die in einer Seitenstraße lehnend an einer Hauswand stand, entdeckte. „Haido“, murmelte er. Er wusste sofort, dass es Hyde war. Er rannte los, ohne weiter darüber nachzudenken, dass er es vielleicht doch nicht sein könnte. Sein Gespür würde ihm diesmal sicher nicht im Stich lassen. Was genau er ihm sagen würde, wie er sich entschuldigen wollte, wusste der Sänger nicht. Seine Füße trugen ihn wie automatisch dem Älteren näher, ohne wirklich wahrzunehmen, dass er ohne seine Jacke, die er im Studio vergessen hatte, unglaublich fror. Kaum stand er vor dem Älteren, der geistesabwesend zu Boden blickte, packte diesen und zog ihn tiefer die Straße hinunter, bis sie geschützt vor neugiereigen Blicken hinter einer Mauer stehen blieben. Hyde war erschrocken zusammengefahren, als er die kalten Hände um seine Finger gespürt hatte. Wie überfahren ließ er sich vom Größeren hinter die Mauer ziehen, ohne zu fragen was das sollte, denn innerlich war er unheimlich froh, dass er ihn gefunden hatte. Einige Sekunden vergingen, in denen sie sich ansahen, und Hyde dachte, Gackt würde etwas sagen, als er seinen Mund öffnete und die Augenbrauen seltsam zuckten, doch er hatte sich getäuscht. Gackt dachte gar nicht daran, ein Wort zu verlieren. In dem Augenblick, als er Hyde in dieser Gasse sah, waren alle Gedanken über klärende Worte wie weggeblasen. In den Sekunden, als er die Tränen erblickte, die über das Gesicht des Älteren geflossen waren, fühlte er sich schuldig. Stürmisch zog er den Kleineren zu sich heran, fasste mit seinen kalten Händen in den Nacken des Braunhaarigen und küsste mit wilden Lippen, die dem salzigen Mund des anderen kaum Gelegenheit gaben zu realisieren, was geschah. Seine Hände gruben sich fest in Hydes Haar und drückten diesen so fest an seine Brust, dass der Sänger glaubte, er wolle ihm die Luft abschnüren. Und doch unternahm Hyde nichts zur Gegenwehr. Als er gespürt hatte, wie sich Gackts Lippen so plötzlich auf seine gedrückt hatten, war es, als wäre ihm ein Blitz durch seinen Körper gejagt worden. Völlig unerwartet und rücksichtslos und doch so wundervoll, dass er erneute Tränen krampfhaft zurückhalten musste. Er konnte nicht abstreiten, dass ihm Gackts Nähe unbeschreiblich gefehlt hatte, auch wenn er sich selbst dazu gezwungen hatte. Sein Herz hatte die ganze Zeit gegen diese Entscheidung gekämpft. Der Mund, der kurze und doch feste Küsse auf seinen Lippen verteilte, zog sich über sein ganzes Gesicht. Es war so wundervoll, so zart. Er bedeckte seine Augen, küsste all seine Tränen von ihnen, um dann wieder zu seinen Lippen zu gelangen. „Haido... es... tut mir... leid“, keuchte er zwischen nun weitaus zärtlicheren Küssen, die den Mund des anderen tiefer in Besitz nahmen. Und Hyde spürte auf einmal, wie er innerlich einsah, dass es unmöglich war, diesen Menschen so schnell und einfach aus seinem Gedächtnis zu löschen. Nicht dass er es jemals vorhatte, doch ihm wurde klar, dass er es auch niemals versuchen musste. Er hatte innerlich damit abgeschlossen und jetzt lag er doch wieder in seinen Armen und wurde, ohne dass etwas geklärt war, geküsst und das so unglaublich liebevoll, dass er glaubte, Gackt hätte überhaupt nicht verstanden, was er vor wenigen Minuten gesagt hatte. Wieso ließ er selbst es zu? Müsste er Gackt nicht von sich stoßen und fragen, was das sollte? Ja,... doch er konnte es nicht. Statt den Kuss zu beenden, was wesentlich klüger gewesen wäre, kam er den warmen Lippen entgegen. Zog Gackt sich zurück, kam er ihm nach und verband seinen Mund mit dem des Größeren, so oft und so dermaßen haltlos, dass sie sich irgendwann geschwollen anfühlten und so jegliche kleinste Berührung intensiver spürten. Als in Hyde die letzte gedankliche Barriere gefallen war, ließ er seine Hände über Gackts Oberkörper streichen. Er spürte das Hemd, dann den kühlen Körper darunter. Und es traf ihn wie ein Blitz, als er erkannte, mit welch dünnen Kleidungsstücken er bekleidet war. War er denn wahnsinnig geworden? Es war weit unter der 0° Grenze. Heute Morgen hatte es geschneit und dieser Irre rannte nur mit einem hauchdünnen Hemd durch die Straßen. Dies ließ Hyde aus seiner erregenden Gefühlswelt hochschrecken. Er stürzte in die Realität zurück, erinnerte sich daran, dass er immer noch kein einziges Wort von Gackt bekommen hatte. Wie hatte er sich nur wieder dazu hinreißen lasen? Wie konnte er einen Kuss erwidern, wenn doch so vieles zwischen ihnen stand, wenn doch eigentlich alles schon fast zu Ende war? „Hör auf.“ Entsetzte Augen seitens des Jüngeren. „Haido.“ Gackt blickte nicht minder erschrocken über diese plötzliche Abwehr. „Hör auf und lass mich in Ruhe“, kam es barsch von dem Älteren, der sich wild in der Umarmung wehrte. Doch Gackt ließ sich nicht so einfach abwimmeln. Im Gegenteil, er drückte ihn fester an sich, gab ihm zu verstehen, dass dies das letzte war, was er tun würde. „Haido, es ist mir egal.“ „Ist es nicht“, schrie Hyde, bevor er sich aber nur wenige Millisekunden später dafür am liebsten sofort selbst geohrfeigt hätte. Seine lauthals gesprochenen Worte hallten durch die Seitenstraße. Erschrocken presste er die Hand auf seinen Mund. Zum Glück hatte ihn anscheinend keiner gehört. Wäre ja noch schöner, würde er jetzt auch noch von jemanden entdeckt werden. Die kommenden Schlagzeilen würden einfach alles übertreffen. „Dieses Kind wird uns nicht trennen. Es war kein Fehler von dir. Ein Kind ist nie ein Fehler. Ich wusste doch von dieser Nacht, du hast es mir selbst erzählt. Ihr wart zusammen, ich empfand es als normal, auch wenn es mir wehgetan hat. Ich hatte keinen Anspruch darauf sauer zu sein. Aber wenn du mich jetzt verlässt, dann habe ich das Recht dazu. Hörst du? Ich liebe dich. Ein Kind zu bekommen, ist etwas Wunderbares. Es ist dein Kind, wieso sollte es zwischen uns stehen?“ floss es ununterbrochen über Gackts Lippen. Überrascht über diesen Vortrag blickte Hyde in seine Augen. Er wusste nicht, was er darauf sagen sollte. Ehrlich gesagt hatte er damit überhaupt nicht mehr gerechnet. War er also doch zu voreilig gewesen? „Oder will Megumi, dass du zu ihr zurückkehrst?“ fragte Gackt mit unsicherer Stimme. Und Hyde merkte sofort, wie sich ein seltsamer Ausdruck auf sein Gesicht stahl. Er sah Angst. Eine starke Angst. Genau dieselbe, die auch er immer wieder spürte? „Nein“, schüttelte der Gefragte den Kopf. „Nein, sie möchte nur, dass ich weiß, dass ich der Vater bin, und mich um das Kind kümmere“, erklärte er von selbst etwas detaillierter. „Und warum ... warum...“ „Weil ich geglaubt habe, du würdest es nicht verstehen.“ „Was sollte ich nicht verstehen?“ Darauf wusste er keine Antwort. Er wusste es nicht. Wovor hatte er wirklich Angst gehabt? Vor seiner Reaktion, die Tatsache, dass er sich damit einen Fehler eingestehen würde oder einfach nur, dass er Gefahr lief verlassen zu werden? „Ich weiß es nicht. Ich weiß es nicht. Ich hatte einfach nur Angst“, schüttelte Hyde zweifelnd den Kopf. Am liebsten wäre er vor Scham über seine eigene Person weggerannt, doch er wusste, dass Gackt ihn nicht aus den Händen lassen würde. War er denn nicht eigentlich froh, dass der Jüngere so dachte? Dass er ihn bedingungslos liebte, selbst nach einem solchen Fehltritt. Doch er war es und doch konnte er die Scham nicht von einer Sekunde auf die nächste abschütteln. Auch wenn er jetzt wieder mit ihn gehen würde, konnte er nicht einfach so sofort zur Tagesordnung übergehen. Dazu hatte er viel zu viel falsch gemacht. „Es tut mir leid“, flüsterte Hyde, kaum lauter als ein Mausepiepen. Er blickte zu Boden auf den glitzernden Schnee, wich Gackts Augen erfolgreich aus. Gackt nahm ihn wortlos in seine Arme, lehnte sein Gesicht leicht an den braunen Haarschopf und nuschelte. „Ich werde dich nie verlassen. Davor musst du keine Angst haben.“ Hyde wusste, dass es sein Ernst war. Er wusste es, warum also kamen ihm immer und immer wieder diese dummen Zweifel? Lag es an seiner Person? War er wirklich ein so dummer Mensch? „Willst du nach Hause gehen oder kommst du noch mal kurz mit rein?“ Erst jetzt fiel dem Älteren wieder ein, dass Gackt ohne Jacke und nur mit seinem dünnen Hemd bekleidet war. Er fror, dass sah er nun deutlich, doch vor allem spürte er es, denn Gackts Zittern übertrug sich fast auf seinen eigenen Körper. Besorgt schloss der Braunhaarige den Größeren in eine tiefere wärmende Umarmung ein. „Warum hast du keine Jacke angezogen?“ murmelte er schon fast zu schüchtern. „Dazu hatte ich keine Zeit“, antwortete Gackt mit einem Lächeln. „Ich musste dir ja hinterher rennen.“ Hyde verzog sein Gesicht zu einer beleidigten Grimasse. „Hättest du es mir gleich gesagt, hättest du mir nicht nachlaufen müssen“, gab Hyde zurück. Und obwohl sich auf seinen Lippen ein zaghaftes Lächeln stahl, konnte er noch immer nicht in die blauen Augen blicken. Sein Lächeln vergrub sich in Gackts Hemd, ohne dass dieser es je gesehen hatte. In erster Linie genoss er diese Körpernähe, den Duft des Jüngeren, der sich mit dem Geruch der schneebedeckten Straße vereinte. „Mein Gehirn läuft heute nur auf halber Batterie. Hättest du noch 10 Sekunden gewartet, dann hätte ich dir schon drin eine Standpauke halten können.“ „Hätte ich noch 10 Sekunden länger gewartet, wäre ich vorher vor Scham gestorben. Ich habe auch meinen Stolz.“ „Ach wirklich?“ „Ja, genau.“ Dann herrschte Stille. Nur einige Minuten, bevor Gackt sich aus Hydes Umarmung zog und mit ihm zurück ins Studio ging. Hydes Gesicht gesenkt, immer noch zu feige dem Größeren Blickkontakt zu gewähren und doch unheimlich froh, dass er mit seinen Ängsten wahrscheinlich Unrecht hatte. * 15. Februar XXXX „Ich kann es immer noch nicht glauben, dass du endlich deine Wohnung möblierst.“ Tetsu, der bereits den vierten schweren Karton in das Wohnzimmer trug, wischte sich stöhnend den Schweiß von der Stirn, bevor er Hyde, der ebenso schwer zu schleppen hatte, ansah. Dieser zuckte nur mit den Schultern, bevor er sich von dieser Last befreite, um sich sofort eine neue zu besorgen. Tetsu grinste, weil er wusste, dass der Sänger darauf nichts entgegnen konnte. Er folgte dem etwas Kleineren zurück nach draußen, wo noch mindestens 10 Kartons mit schwerem und leichtem Inhalt auf sie warteten. „Megumi wollte mein Zeug loswerden. Was sollte ich denn machen?“ Tetsu schmunzelte. „Sag mir nicht, du würdest sonst immer noch so ganz ohne Möbel in dieser Wohnung leben.“ Schon wieder ein Schulterzucken seitens des Frontsängers. „Hey, bist du schlecht drauf?“ brüllte Tetsu seinem Freund hinterher, der mürrisch seinen nächsten Karton in die Wohnung schleppte. „Du könntest ruhig etwas netter zu mir sein, schließlich helfe ich dir bei deinem ’Einzug’.“ Genervt rollte Hyde mit seinen Augen. „Entschuldigung, Tet-chan“, gab er gelangweilt von sich, bevor er sich seufzend auf einen der Kartons setzte. „Was ist denn jetzt schon wieder los?“ wollte Tetsu teils erstaunt, teils genervt von Hyde wissen. „Hast du wieder Probleme mit Gackt?“ fügte er hinzu, ohne dem anderen die Gelegenheit geboten zu haben, auf die erste Frage zu antworten. Hyde schüttelte den Kopf, dann abermals ein Seufzen, bevor er sich zeitschindend durch sein Haar fuhr. „Ich habe das Gefühl, dass, egal was ich tue, es immer falsch ist.“ „Wie meinst du das denn jetzt?“ Erstaunt blickte Hyde zu seinem Freund auf. „Du weißt doch ganz genau, wie ich das meine“, gab Hyde etwas giftig zurück, nur um sich zwei Sekunden später zu fragen, weshalb er wirklich so reagierte. Lag es an der Tatsache, dass Megumi ihm extrem abweisend gegenübergetreten war, als er seine restlichen Sache abgeholt hatte, oder einfach nur, weil ihm die ganze Zeit immer und immer wieder durch den Kopf ging, wie dumm er sich doch schon wieder verhalten hatte. Die ganze Sache mit dem Baby und dass er so sehr Angst hatte Gackt deswegen zu verlieren, gingen ihm nicht aus den Sinn. Wahrscheinlich hätte er den Jüngeren tatsächlich verlieren können, jedoch nicht wegen des Babys, sondern wegen seinem dummen Handeln. Und das wurmte den Sänger sehr. Gackt schien es nicht weiter zu beschäftigen. Er war so liebevoll und aufmerksam wie immer. Doch er selbst war es, der sich da wahrscheinlich schon wieder viel zu viele Gedanken machte. Er wusste es genau und doch konnte er es nicht abstellen. „Jetzt hör doch endlich auf darüber nachzudenken. Es ist doch alles in Ordnung. Du liebst Gackt und er liebt dich. Ihr wollt euch nicht verlieren, es liegt nichts zwischen euch. Was also ist dein Problem?“ „Ehrlich gesagt, weiß ich es auch nicht“, seufzte Hyde hoffnungslos. „Das mit dem Baby hat mich extrem unsicher gemacht, weil es mein Fehler war, verstehst du?“ Natürlich würde er es nicht verstehen. Niemand ahnte, wie groß seine Schuldgefühle hinter seiner verhassten Maske, die nichts anderes kannte als zu lügen, tatsächlich war. Tetsu schüttelte nur mit dem Kopf. „Aber Gackt hat dir doch gesagt, dass es kein Fehler war.“ Stumm blickte Hyde seinen Freund ins Gesicht. Ja das hatte er ausdrücklich versucht ihm klarzumachen. Und doch konnten all jene Bemühungen nichts von diesen negativen Gefühlen nehmen. Er hatte es selbst versucht,... es sich immer wieder eingeredet und trotzdem wusste er immer noch nicht, wie er damit umgehen sollte. Tetsu sah ihn fragend ins Gesicht und Hyde konnte in seinen Augen lesen, dass er die Sorgen, die er hatte, nicht im geringsten verstand. „Er verurteilt dich nicht, ist das nicht das wichtigste?“ fragte der Bassist, der genau wusste, was Hyde über ihn dachte. Dieser blickte noch hoffnungsloser drein, während er seinen Blick sinken ließ. „Und genau das ist es, was ich nicht verstehe. Wie kann er nur einfach darüber hinwegsehen, dass ich zusammen mit Megumi dieses Kind haben werde. Eine Verbindung, die ewig besteht,... eine Verbindung die WIR nie haben werden, nie haben können.“ Die ganze Zeit über hatte er nur darüber nachgedacht, es jedoch jetzt einfach so auszusprechen, offen zu sagen, wie er das mir dem Baby wirklich sah, war, als würde er sich nun endgültig zur Schau stellen. Es war seltsam. Seit er von seinen Gefühlen zu Gackt wusste, hatte er sich nie über ihre Zukunft Gedanken gemacht. Er hatte nie daran gedacht, dass eine Bindung neben ihrer Liebe niemals entstehen würde. „Du siehst das alles viel zu schwarz“, murmelte Tetsu, während er ihm auf die Schulter fasste. „Aber...“ „Mag sein, dass dich dieses Kind mit ihr verbindet, aber glaubst du denn nicht, dass deine Liebe zu Gackt viel größer ist? Diese Bindung ist doch viel stärker und reicht vollkommen für ein ganzes Leben.“ Tetsu lächelte, weil er wusste, dass seine Worte weiser waren, als alles, was er während dieses Gespräches von sich gegeben hatte. Und er spürte, wie Hyde darüber nachdachte und eingestand, dass er völlig Recht hatte. Aber Hyde wäre nicht Hyde, würde er darauf Einspruch erheben. „Ja schon, aber...“ „Gott, ich versteh einfach nicht, was du willst“, kam es genervt von dem Freund. Tetsu wusste genau, dass der Ältere genau verstanden hatte, worauf er hinaus wollte, und doch kam wieder ein ’Aber’. Er hatte es geahnt und trotzdem nervte es den Leader unglaublich. „Kannst du denn nicht einmal auf das hören, was ich dir sage?“ Hyde senkte seinen Kopf. Er wusste, dass Tetsu Recht hatte. Er spürte es, denn die Liebe, die er für Gackt empfand, war tatsächlich größer, als jedes andere Gefühl in ihm. Wenn er morgens aufstand, dachte er sofort daran, wie schön es wäre, neben ihm den ersten Moment des Tages zu beginnen. Wenn er ihn mittags traf, war der Drang ihn zu küssen das größte Problem, das er ständig zu bewältigen hatte. Er liebte es mit ihm zu reden, ihn einfach nur anzusehen, doch das schönste war das Gefühl bei ihm zu sein. Er konnte sich einfach nicht vorstellen, jemals ohne diesem Menschen zu sein. Das Gefühl von dem Jüngeren genau dieselben Empfindungen zurückzubekommen, bescherte ihm tagtäglich das wundervollste Herzklopfen und er ertappte sich immer wieder dabei, wie ihm fast alles andere egal wurde. Wenn er doch nur immer so denken könnte. Wenn ihm wirklich alle negativen Gedanken wie durch Zauberei genommen würden. Er würde sich nichts sehnlicher wünschen, als die Vergangenheit und seine eigenen Fehler zu vergessen. So schwer war es nicht. Gackt dachte nicht daran,... dann musste er es doch auch schaffen. Es gab niemanden, der ihm Vorwürfe machte. Keiner stellte ihn an den Pranger und verlangte Entschuldigungen. Am allerwenigsten Gackt. Er selbst musste es nur endlich akzeptieren. Das war alles. Hyde seufzte. Tetsu, der bemerkte, wie die Mauer langsam bröckelte, grinste, während er sich in dem Zimmer umsah. „Wenn wir das noch heute schaffen wollen, solltest du aufhören Trübsal zu blasen und einfach wieder anfangen, alles optimistischer zu sehen.“ Obwohl keine Antwort kam, wurde sein Lächeln breiter. „Hast du morgen was vor?“ Hyde nickte stumm. „Und was?“ fragte Tetsu weiter, der sich durch Hydes Schweigen nicht aus dem Konzept bringen ließ. „Nachdem gestern die Single herauskam, ist morgen ist unser erster Live-Auftritt.“ „Das ist ja großartig“, brüllte der Größere, bevor er aufsprang und sich die Hände rieb. „Morgen wirst du ihm sagen, dass dir alles Leid tut.“ „Und dann?“ „Und dann wirst du aufhören so dummes Zeug zu denken und alles wird gut.“ Hyde musste unweigerlich über diese naive Äußerung grinsen. Wenn es doch nur wirklich so einfach wäre. Nichts wäre ihm lieber. Aber vielleicht funktionierte es ja. Vielleicht würde ihm diese Entschuldigung tatsächlich ein Teil seiner Last nehmen. * 16. Februar XXXX Unkonzentriert blätterte der L’Arc~en~Ciel-Sänger in einem zusammengebundenen Ordner von beschriebenen Seiten, deren Inhalt er nach dem 10. Mal raschen Durchsehens immer noch nicht erläutern konnte. Er wusste noch nicht einmal, um was es grob handelte, oder weshalb dieser Block auf dem Tisch lag. Er hatte einfach so danach gegriffen, um irgendwie beschäftigt auszusehen, während ihm immer wieder verstohlene Blicke auf das Spiegelbild Gackts entglitten, der sich gerade die Haare frisieren ließ. Außer dem Frisör und den beiden Sängern befand sich niemand weiteres in dem Umkleide- und Vorbereitungsraum der Fernsehshow, in der sie in nur wenigen Minuten ihren ersten gemeinsamen Auftritt haben würden. Gackt bemerkte eine gewissen Unruhe und Nervosität, die von Hyde ausging, seit er den Raum betreten hatte. Seit geschlagenen 30 Minuten blätterte dieser nun schon in diesem Ordner, in dem lediglich allgemeine Informationen zur Sendung standen. Und dies tat er mit einem gespielten Interesse, das Gackt zum Schmunzeln brachte. Und die heimlichen Blicke, die er ihm über dem Spiegel zuwarf, waren ihm auch nicht verborgen geblieben. Würde der Frisör, der schon viel zu lange an seinen Haare herumzupfte, doch endlich sein grandioses Ende finden und verschwinden. Er spürte doch, dass dem Kleineren etwas auf dem Herzen lag und dieser damit rang es auszusprechen. Stattdessen aber herrschte Stille, die allein durch das Rascheln der Seiten und dem nervenden Sprühgeräusch der Haarspraydose begleitet wurde. Gackt blickte über den Spiegel in das Gesicht des Älteren. Wie automatisch formten sich seine Lippen zu einem Lächeln, als Hyde abermals zu ihm aufsah. Als Hyde dieses Lächeln bemerkte, hielt er in seiner Blätteraktion inne und starrte ganz offensichtlich in den Spiegel, der ihm gegenüber das Gesicht des wichtigsten Menschen in seinem Leben zeigte. Er spürte Wärme, Vertrauen, Sorge, aber keine Unsicherheit. Und das in nur einem Blick. Dieser Mensch, der ihn mit Zärtlichkeit ansah, hatte so oft über seine Fehler hinweggesehen und nie etwas gefordert. Nichts, außer dass er seine Liebe akzeptierte. Wie blind hatte er diese Augen angesehen und so lange nichts gemerkt, wie gefühllos hatte er Annäherungsversuche in Scherze verwandelt, und doch war er immer noch da und zeigte ihm seine grenzenlosen Gefühle wie ein offenes Buch. Je länger die Tage der Zweisamkeit wurden, desto mehr wuchs das Gefühl, nicht mehr ohne den anderen leben zu können. Und die Angst irgendwann alleingelassen zu werden konnte nicht gestillt werden. Aber Hyde wusste, das er diese Furcht wohl nie loswurde. Alles konnte er vergessen, vieles verzeihen, jedoch daran zu denken, das Gackt ihn irgendwann verlassen würde, zerriss ihm immer wieder aufs neue. Dagegen würde er wohl nichts tun können. Er hatte oft an das gestrige Gespräch mit Tetsu gedacht. Er sah nun endlich ein, dass allein die Stunden zusammen mit Gackt sein Leben erfüllten, dann vergaß er sogar diese Angst und fühlte sich wie der glücklichste Mensch auf Erden. All jene Sorgen, die er hatte, waren im Moment unbegründet und nebensächlich. Trotz dieser Gedanken hatte sein Herz tatsächlich endlich ein Stück Ruhe gefunden, sein Gewissen dachte an andere Dinge. Auch wenn der Weg zu dieser teilweise inneren Ruhe lange gedauert hatte, war Hyde froh, dass er jemanden hatte, der ihn immer geduldig darauf hinwies, wie es besser funktionierte. Tetsu hatte einen großen Beitrag dazu geleistet. Dank ihm konnte er endlich die gemeinsame Zeit mit dem Jüngeren beginnen und ohne Rückblicke genossen werden. Hyde freute sich darauf. Und heute würde der erste Tag ihres neuen Lebens beginnen. Gackt, der ununterbrochen Hyde ins Gesicht sah, während der Frisör die letzten Strähnen an ihren passenden Platz zupfte, formte seine Lippen und sprach ein stummes „Ich liebe dich“, in den Spiegel. Hyde, der diese stille Botschaft mit einem vielsagenden Blick entgegennahm, vergewisserte sich sogleich darüber, dass dieser Blick und Wortwechsel von unbeteiligten Augen ungesehen geblieben waren. Der Frisör allerdings schien tatsächlich nichts davon mitbekommen zu haben. Dieser blickte ernst auf den Hinterkopf des Stars und zupfte an kleinen Strähnen. Erleichtert fiel Hydes Blick zurück in die blauen Augen, die ihn die ganze Zeit beobachtet hatten. ~Es war doch so unfair~, dachte der Ältere, während er tatsächlich den Versuch unternahm seine Aufmerksamkeit etwas anderem zu schenken, was sich als unheimlich schwierig herausstellte. Er konnte einfach nicht die Augen von ihm wenden. Er seufzte. Bevor Hyde erneut nach dem Ordner auf seinem Schoss greifen konnte, öffnete sich auf einmal die Tür. Ein kleiner Mann lugte kurz hinein und murmelte: „In 10 Minuten geht’s los.“ Dann verschwand er, genauso schnell wie er gekommen war. Daraufhin nickte der Frisör. „Ich bin auch fertig.“ Während der großgewachsene Mann seine Utensilien zusammenpackte bedankte sich Gackt mit einem ebenso kurzem Nicken und einem mehr gemurmelten. „Danke.“ Der Frisör lächelte zufrieden über sein Werk, bevor er sich schließlich verbeugend zurückzog. Gackt seufzte erleichtert auf. Jetzt waren sie allein. Hyde hatte sich die letzten Minuten kaum von seinem Platz bewegt. Aufmerksam hatte er den Mann, der eine geschlagene Dreiviertelstunde zwischen ihnen gestanden hatte, beobachtet. Hatte er vielleicht doch etwas gemerkt? Es hatte schließlich doch eine seltsame Stimmung geherrscht. Zu auffällig waren doch ihr Schweigen und ihre heimlichen Blicke über den Spiegel. So etwas konnte diesem Mann doch nicht entgangen sein. Diese Sorge wurde Hyde allerdings sogleich wieder genommen, als Gackt kopfschüttelnd auf ihm zukam. „Er hat schon nichts gemerkt. Dieser Mann interessiert sich für nichts anderes, als für die Haare seiner Kunden“, meinte Gackt, als hätte er die Gedanken des Älteren gelesen. Hyde nickte, auch wenn es ihm gerade herzlich wenig interessierte, wofür sich der Frisör begeistern ließ. Ein wenig unsicher sprang Hyde von dem Tisch, auf dem er die ganze Zeit über beobachtend gesessen hatte. Er räusperte, bevor er in das Gesicht des Größeren sah. „Ich wollte dir noch was sagen, bevor wir da rausgehen.“ Verwundert runzelte Gackt die Stirn, nickte jedoch geduldig wartend auf das, was Hyde wohl schwer auf dem Herzen lag. Dieser fuhr sich nervös durch sein Haar, atmete einmal tief durch und fand erstaunlicherweise eine feste Stimme, die seine Unsicherheit grandios überspielte. „Für alles, was ich falsch gemacht habe, für alles, was ich dir Schlechtes gesagt habe, wie ich dich manchmal grässlich behandelt habe. Für all die unbegründeten Taten, für die ich mich heute noch schäme, für meine Lügen... dafür möchte ich mich entschuldigen.“ Ohne seine Augen von dem Jüngeren zu nehmen oder diesem die Gelegenheit zu geben dazu etwas zu sagen, fuhr er nach einer kleinen Pause fort. „Einige Dinge kann ich nicht mehr rückgängig machen, sie werden auch in Zukunft unser Leben beeinflussen, aber ich möchte mit deiner Hilfe das beste daraus machen. Ich möchte für immer mit dir zusammen sein. Ich möchte, dass unser unsichtbares Band stärker als alles andere wird. Und wenn ich jemals wieder auf Abstand gehen sollte, dann schlag mich und frag nach dem Grund. Ich möchte versuchen dir von nun an alles zu sagen, egal wie unverzeihlich es ist, was ich getan habe. Ich möchte dir vertrauen, genauso bedingungslos, wie du mir vertraust. Ich weiß, dass das zu Anfang nicht gleich klappen wird, weil ich mich auch nicht vollkommen ändern kann, aber ich bin mir sicher, das du mich wieder zurückholst, egal wo ich sein werde.“ Hyde verstummte, als er zärtliche Finger an seinen Wangen spürte, die federleicht über seine Haut streichelten. Die blauen Augen glänzten, als würden sie in Tränen getränkt sein. Tränen der Berührung, des Glücks. Er spürte regelrecht, wie alles einfacher wurde. Als würde sich schlagartig sein ganzes Leben ändern, alles Negative von diesen Augen aufgesogen und für immer verschwinden. Er sah Gackts zärtlichen Blick, der ihn warm einhüllte. Und obwohl er sich für sie viele Dinge entschuldigt hatte, lag ihn immer noch eine Sache tief in seinem Herzen. „Es tut mir leid, dass ich dich immer wieder weggestoßen habe, ohne dir echte Gründe zu geben. Könnte ich diese Schuld mit meiner Liebe begleichen, würde sie nie groß genug sein. Es tut mir leid.“ Er senkte seinen Blick, doch die Finger auf seiner Haut entfernten sich nicht, sie fuhren an seinen Wangen vorbei über seine Ohren in das dunkelbraune Haar. „Dafür hast du dich doch schon oft genug entschuldigt“, flüsterte Gackt. „Ich hätte dich nie aufgegeben, egal wie oft du mich weggestoßen hättest, denn in meinem Inneren habe ich wohl immer gewusst, das in dir Gefühle für mich schlummerten. Und ich war so glücklich, als sie tatsächlich wahr wurden.“ Daraufhin lächelte Hyde zaghaft. Es war ihm wie ein Wunder, dass er einen Menschen gefunden hatte, der soviel Geduld und Liebe für ihn übrig hatte. Nie hatte er an einer solchen Liebe geglaubt, sie stets als Märchen abgestempelt, aber für ihn war sie real geworden. ~Das ist doch ein irres Wunder~, dachte Hyde, bevor laute Musik aus dem Flur ertönte. „Ich würde dich ja jetzt gern küssen, aber ich denke, dann würde uns garantiert jemand erwischen“, grinste Hyde, nachdem er nach Gackts Händen griff und sie in seine tat. „Ich denke, da wirst du Recht haben“, antwortete Gackt mit einem ebenso glücklichen Lächeln auf den Lippen. Und als hätten sie es geahnt, rissen sie sich auseinander, bevor die Tür aufging und der kleine Mann von vorhin hineinschaute und ihren Auftritt ankündigte. Beide nickten und verließen in Gedanken an den anderen den Raum. Ihre Augen trafen sich ein letztes Mal, bevor sie als normal befreundete Musiker die kleine Bühne ihres Lebens betreten würden. Nach außen hin getrennt, doch im geheimen fest verbunden. „Und nun ist es mir eine große Ehre ein weiteres Highlight dieser Sendung anzukündigen. Zwei grandiose Sänger vereinen ihre Stimmen und schenken uns ihren gemeinsamen Song. HYDE und Gackt mit „絶望的な愛の唄” (Zetsubouteki na ai no uta). Sie sangen ihren Song über Liebe. Einer stillen Liebe, die erst so hoffnungslos schien. ~Owari~ *~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ So, nja… jetzt habt ihr es so gut wie geschafft. Der Epilog ist bereits in Arbeit und wird in wenigen Tagen folgen. Dann ist es vorbei. Aber hier jetzt mal nicht viel der abschließenden Worte, die folgen dann nach dem Epilog. Noch sind wir nicht weg vom Fenster der FF-Schreiber. *lol* Oh Gott... *heul* Jetzt ist es echt fast zu ende *schnief* Naja vielleicht schreibt ihr uns zu diesem letzten Kapitel noch ein paar Kommis. Weil wir die sehr vermissen werden. Erst mal... man weiß ja nicht was es in Zukunft noch von uns geben wird. *grins* PS: Der Letzte Satz ist eine Anlehnung an den FF-Titel. ^^ Habt ihr es gemerkt??? In diesem Sinne... erst mal tschüüüü Bis in ein paar Tagen. ^O^ Eure Tenshis Epilog: 愛なんて~Ai Nante~ ---------------------- Epilog: 愛なんて~Ai Nante~ Serie: Gackt // Hyde Disclaimer: Die beiden Hübschen gehören immer noch sich selbst und das Gleiche gilt für sonstige Personen, die in der FF auftreten. Autoren: Tenshis Kommentar: So, die letzten paar Seiten kommen. Ging wirklich sehr schnell, oder? Aber wir haben es ja versprochen, dass es nur ein paar Tage dauern würde. ^^ Was auch wiederum schrecklich ist, weil nun wirklich der Moment gekommen ist dieser Story „Bye“ zu sagen. Gut, ihr habt noch eine Weile, während ihr lest, aber für uns ist es schon vorbei... ;_; Fast 3 Jahre, wenn man die Vorgeschichte dazuzählt. O.o Kaum zu glauben, dass wir tatsächlich durchgehalten haben und nahezu jeden Monat was hochgeladen haben. Aber wir hatten zu Anfang auch nicht geglaubt, dass die Story doch so lang wird. Wir waren ja noch Frischlinge und dachten in ein paar Monaten wäre das Ding geschrieben. *lach* Voll naiv oder? Jetzt wissen wir es besser. ^^`` Da es kein Nachwort gibt, wird jetzt hier alles stehen, was es zu sagen gibt. Außer einer wichtigen Sache die ab jetzt im Weblog steht, aber dazu gleich mehr. Zuerst wollen wir uns bei allen bedanken, die uns Kommis geschrieben haben. Letztendlich waren diese Kommis der große Ansporn niemanden zu enttäuschen. Auch immer etwas rechtzeitig hochzuladen, ohne lange Wartezeiten... daran sind eure Kommis schuld ^^ Wir haben uns echt immer sehr viel Mühe gegeben, auch wenn’s manchmal doch etwas lange gedauert hat. GOMEN!!! Eigentlich gibt’s noch viel mehr zu sagen, aber wir wollen das Vorwort auch nicht zu lang gestalten. Aber noch mal ein ganz liebes Dankeschön an unsere Betaleserin!!!^^ Sie hat sehr viele große Dinger rausgesammelt. *drop* ARIGATO!!!! Wenn ihr Lust habt und wissen wollt wie sich der Song („Zetsubouteki na ai no uta“) in unserer Vorstellung anhört (denn wir brauchten eine Melodie in unserem Kopf), dann schaut doch jetzt gleich mal im Weblog vorbei. Da gibt es nähere Infos zu dem Song, den es so eigentlich gar nicht gibt. Sorry an die die fälschlicherweise dachten, der Song würde existieren, aber in Wirklichkeit ist er von uns ausgedacht, jeden falls was den Text angeht. Die Melodie existiert tatsächlich, jedoch nicht von Gackt oder Hyde, sondern von jemand anderen. ^^ Bitte hört ihn euch an, damit ihr wisst, was unsere beiden Süßen da in unserer Story gesungen haben. Mit diesen Worten verabschieden wir uns. Schreibt uns doch bitte noch ein letztes Kommilein. Wir freuen uns auf jedes Wort, egal wie kurz es ist. ^____^ - Und vielleicht bekommen Kommischreiber auch bald wieder eine ENS von uns. *grins* - Bye Bye Und allen, die auch auf das L’Arc~en~Ciel Konzert in Paris gehen, wünschen wir viel Spaß. Vielleicht sieht man sich dort ja *lol* Eure Tenshis ~*CHU CHU*~ *~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ XXXX年 03月 20日 Viele Monate sind nun schon vergangen, seit ich das erste Mal in dieses Buch schrieb. Viele, viele Monate,... aber es kommt mir trotzdem so vor, als wäre es erst gestern gewesen, als ich mitten in der Nacht angerufen und gefragt wurde, ob ich mit in den Urlaub fliegen könnte. Damals schien alles in Ordnung zu sein, aber ... war es das wirklich? War wirklich alles normal mit mir und all den Menschen um mich herum? Denke ich jetzt darüber nach, glaube ich, dass ich damals schon alles verdrängt habe, mein Leben, meine Gefühle, alles... Ich hatte nur flüsternd um Hilfe gerufen. Dass sie jemand überhaupt wahrnahm, ahnte ich nicht. Hilfe, die mir dann gereicht wurde, die ich jedoch als etwas völlig anderes wahrnahm... Hilfe, die ich letztendlich doch nicht annehmen ’wollte’, aus reinster Angst vor Veränderungen. Ich wollte, dass alles so blieb, wie es war, jedoch merkte ich überhaupt nicht, dass mich genau dieser Wunsch immer mehr verletzte und zerstörte. Aber dann, als ich mich mit allem bereits abgefunden hatte, tauchte eine Person auf, die mir Tag für Tag die rettende Hand bot, ohne dass sie es wahrscheinlich wusste. Ich genoss es mit ihm zusammen zu sein,... nichts war schöner, als mit ihm zu lachen,... die Probleme einfach zu vergessen. Und doch ahnte ich nicht, dass ausgerechnet er es sein würde, der mein Leben drastisch ändern würde, dass er es war, der mich eines Tages vor meiner größten Angst stellte. Doch innerlich wollte ich, dass es geschieht. Wenn sich mein Leben ändern sollte, dann durch seine Hand. Doch als er bestimmte Worte, in einem für mich damals unfassbaren Moment der Verwirrung und in mir versteckten Glückes, flüsterte, taten sich nur noch mehr Probleme auf. Weil ich aufgewacht war. Ich war aus meinem Traum erwacht, den ich mir selbst gesponnen hatte. Und wieder war die Angst da, größer als zuvor. Jetzt weiß ich, dass damals schon in mir der Wunsch wuchs, dass dieser Moment alles ändern würde. Ich war müde, ich konnte einfach nicht mehr... Diese Schwäche hatte Megumi unglaublich wehgetan. Ich wusste einfach keinen Ausweg mehr. Es ist Vergangenheit, aber trotzdem wird dies immer Teil meiner Erinnerungen sein. Heute,... bin ich glücklicher als je zuvor. Wir lieben uns nun schon länger als drei Monate... teilen unsere Gefühle, Gedanken, Ängste. Jedenfalls versuchen wir es. Ich möchte ihm vertrauen. Wir können uns zwar immer noch nicht oft sehen, aber das wir füreinander da sind, ist mir das wichtigste. Wir sind uns immer nah, vielleicht nicht körperlich, aber auf jeden Fall seelisch. Es reicht mir, wenn ich nur an ihn denke, weil sich dann unbewusst ein Lächeln auf meinen Lippen bildet. Ich bin ihm so dankbar. Ich liebe ihn so sehr, dass ich es kaum in Worte fassen kann. Manchmal kommt es mir noch immer wie ein wundervoller Traum vor. Wäre es aber wirklich ein Traum,... möchte ich bitte nie wieder erwachen. Egal wie es mir ging, egal wie oft ich ihn abgewiesen und verletzt hatte,... er war trotzdem immer bei mir, weil er mich ... liebt. Das werden wohl die letzten Worte sein, die ich hier hineinschreibe. Dieses Buch ist vollgestopft mit meinen Schmerzen und Gefühlen,... Gedanken, die mich manchmal selbst verletzt hatten. Aber ... all das, was hier steht, ist Teil meines Lebens. Viele schmerzliche Momente würde ich am liebsten vergessen wollen, aber ich bin froh, dass dies wohl nie funktionieren wird. Ob ich mir all diese Worte, die hier stehen, jemals wieder durchlesen werde? Dieses Buch kennt nur meine verzweifelten Gefühle ... und jetzt schreib ich endlich, dass ich... glücklich bin. Auch wenn wir es noch immer schwer haben, es vor der Öffentlichkeit zu verstecken, hoffe ich einfach,... dass dieses Glück ewig zwischen uns anhält. Jedes Mal, als ich den Stift in der Hand hielt, hatte ich ein unerfülltes Herz. Ich war unglücklich... Obwohl ich es am Anfang noch immer nicht bemerkte, hatte ich immer ein seltsames Gefühl, wenn ich an mein Leben dachte. Oft saß ich davor und brachte kein Lächeln über die Lippen. Was für Momente waren es, die es trotzdem zum Vorschein brachten? Ja,... es waren meistens die Momente, als ich von ihm schrieb, auch wenn ich mich oft über ihn und seine Art aufgeregt hatte,... irgendwann lächelte ich doch ... und dieses Lächeln befreite mich für kurze Zeit von meinen Problemen. Und jetzt ... ja, ich lächle, ich hab mein echtes Lächeln wiedergefunden. Kann ich jedoch auch sagen, dass ich der Alte geblieben bin? Vielleicht,... aber vielleicht hab ich mich auch ein wenig verändert, wer weiß. All die Zeit, die ich überwunden habe, hat mir Kraft gegeben, Kraft, die ich vorher nie genutzt habe. Ich möchte es nie wieder missen wollen, das Leben... das ich jetzt führe. Auch meine Ungewissheit und Zweifel schwinden langsam,... ich bin mir langsam wirklich sicher, dass es zwischen mir und Megumi wirklich so etwas wie Freundschaft geben könnte. Sie trägt ein Kind in sich,... es ist unser Kind. Ich frage mich oft, wie es wohl gewesen wäre,... hätte ich alles einfach eher eingesehen. Dann würde es dieses Kind nicht geben... aber... vielleicht ist es Schicksal, oder wie man so etwas nennen mag. Wie wird es wohl weiter gehen? Das weiß niemand, aber ich wünsche mir einfach nur, dass es so schön bleibt, wie es jetzt ist. Ich höre nur die Melodie in meinen Ohren, wenn ich an ihn denke,... die Melodie unseres Songs. Der Songtext enthält eine von ihm geschriebene Botschaft,... eine Botschaft, die damals an mich gerichtet war. Werden es vielleicht andere auch verstehen und deuten? Auch wenn es so wäre,... es ist mir egal. Wir haben uns ein Versprechen gegeben,... am letzten Abend unserer vergangenen zwei Wochen in Paris, die wir nachgeholt hatten. Ich werde es einhalten, für immer,... das verspreche ich dir. Denn ich bin glücklich. Gackt,... für alles ... ich liebe dich und danke dir. Ich möchte immer bei dir sein wollen. Ich werde nie deine Worte vergessen, die du mir vor langem zu geflüstert hattest.... Niemals... Aishiteru, Ga-chan. Sayonara, denn das sind nun die letzten Worte, die ich hier hineinschreibe. Hyde *~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ 20. März XXXX Tief in Gedanken versunken ließ Hyde seine Finger über die letzten Worte, die er in sein Tagebuch geschrieben hatte, streichen, bevor er den Stift beiseite legte und all jene mit schwerem Herzen beschriebenen Seiten durchblätterte. Es war ein seltsames Gefühl zu wissen, dass nun alles(,) was darin stand(,) nicht mehr real war. Wie ein Traum, den er niedergeschrieben hatte, um sich am Morgen danach wieder daran zu erinnern. Aber es war kein Traum. Es war seine eigene Vergangenheit. So irreal wie diese schien, so stark war sie dennoch in seinen Erinnerungen, die er wohl nie durch geschriebene Worte auffrischen musste. Denn eines Tages würde er sie in dem Gesicht eines kleinen Kindes sehen. Selbst das war ein seltsamer Gedanke, aber die wahre Realität, mit der er sich mittlerweile arrangieren konnte. Und wenn er es ein klein wenig zugab, sogar darauf freute. Langsam klappte er das in Leder gebundene Buch zusammen, stellte es zurück an seinen Platz, in die hinterste Ecke des riesigen Bücherregals, versteckt zwischen anderen Büchern. Dort würde er es immer wieder finden, in dem Wissen, dass Gackt es einige Male in die Hand nahm und las, was er wenige Stunden zuvor hineingeschrieben hatte. Er wusste, dass er es tat, weil er immer wenn er es Tage später erneut in seine Hände nahm, Worte des anderen darin las. Worte, die ihm von Tag zu Tag mehr dabei halfen, sich selbst zu verzeihen und anderen zu vertrauen. Natürlich war es auch für Hyde seltsam, dass sein Tagebuch, in das er geheime und innigste Gefühle geschrieben hatte, nicht in seinen Besitz war, aber er hatte es nie von dem Größeren zurückverlangt. Im Gegenteil, er wollte, dass er es behielt. Gackt hatte es ihm trotzdem einmal in die Hand gedrückt, und gesagt: „Es ist deins.“ Doch statt es wieder an sich zu nehmen, hatte Hyde es einfach wieder zurück in das Regal gestellt. Es Gackt zu geben, war gestern wie auch heute ein Vertrauensbeweis. Es zurückzunehmen, wäre wie ein Verrat dieses geschenkten Vertrauens. Nein, es hatte seinen Platz gefunden, in dieser behüteten, dunklen Ecke des Schlafzimmers, kaum wahrzunehmen, dass es existierte. Nachdenklich betrachtete Hyde das kleine Buch zwischen den riesigen Bänden allerlei Themen, während er nur vage wahrnahm, wie Gackt das Zimmer betreten hatte. „Bist du fertig mit aufräumen?“ murmelte Hyde, während er das Tagebuch tiefer in das Regal schob. Gackt antwortete mit einem kurzen „Hai“, bevor er sich dem Älteren näherte. Hyde drehte sich um, während Gackt dachte, er würde ihm entgegenkommen, doch dieser lächelte nur kurz, als er teilnahmslos an dem Jüngeren vorbeischritt. Perplex fasste Gackt nach Hydes Hand, hinderte ihn am weitergehen, bevor dieser das Zimmer verlassen konnte. „Wo willst du denn hin?“ Hydes Gesicht war Gackts verwirrten Augen abgewandt, so konnte er sich ein schamloses Grinsen, das er sich nicht verkneifen konnte, verstecken. „Nach Hause“, gab er unschuldig zurück, und er wusste wie Gackt plötzlich noch ratloser wurde. Aber bevor dieser was einwenden konnte, gab Hyde ihm unverblümt den entscheidenden Tipp. „Du hast mich doch nur auf ein Abendessen eingeladen und nicht auf eine ’Nacht’.“ Auf diese Art spielte er gerne mit dem Größeren. Ein bisschen ärgern in Momenten, in denen er sich unglaublich sicher fühlte. Es stärkte sein Ego und schwächte ein bisschen das Gackts. Hyde riss sich sanft von der fassenden Hand und tat zwei Schritte, bevor er seufzend stehen blieb und seine Hand an den Türpfosten stützte. „Oder war das Essen nur so eine Art ’Vorspeise’?“ Ein wenig empört verschränkte Gackt seine Arme. „Ich hab mir mit dem Essen doch nicht so eine Mühe gegeben, nur damit du jetzt gleich wieder verschwindest“, entgegnete Gackt beleidigt, obwohl er wusste, dass Hyde nur mit ihm spielte. Dieser schüttelte grinsend den Kopf. „Wenn du was von mir willst...“, eine lange Pause, in denen er sich mühevoll sein Lachen verkneifen musste. „... dann... musst du es dir schon holen...“ Er hatte kaum das letzte Wort gesprochen, da spürte er schon, wie Gackt sich von hinten an ihn drückte und ihn innig umarmte, ihn festhielt als wolle er um jeden Preis verhindern, dass er ging. „So schön wird es für eine lange Zeit nicht mehr sein“, hauchte Gackt gegen die Haut an Hydes Hals, den er mit seinen Lippen hinunter streifte, während er ungeduldig mit seinen Fingern unter das Muskel-Shirt des Kleinern glitt. „Also wäre es doch ein Jammer, wenn du jetzt schon gehen würdest.“ Auf Hydes Haut breitete sich ein warmer Schauer aus, der sich in sein langsam erhitztes Innerstes fraß, doch er ließ es sich nicht anmerken. Der Seufzer, der auf seinen Lippen lag, tauschte er gegen ein gemurmeltes: „Ich kann ja auch mitkommen.“ Die heißen Hände, die seinen Bauch streichelten und sich hinauf zu seiner Brust arbeiteten, versuchte er weiter zu ignorieren, jedoch der Mund, der feuchte und drängende Küsse von seiner rechten Schulter, bis zu seinem Ohr verteilte, entlockten ihm doch ein leises Stöhnen. „Wohin?“ fragte Gackt, als er kurz von der zarten Haut ließ. „Auf deine Tour“, kam es ernst von Hyde, bevor er sich nun voller Genuss auf Gackts Hände, die seine Brustwarzen streichelten, einließ. „Auf meine Tour?“ fragte Gackt verwirrt. Im Grunde hatte er die letzten Sätze nur kaum in seinem Gehirn verarbeiten können. Der Körper der sich seinen Händen entgegenbog, nahm ihm all seine Aufmerksamkeit, ja sogar das logische Denken. Erst jetzt realisierte er, worüber sie eigentlich redeten. Gackt hielt inne und blickte ernst auf Hyde hinab, der sich zu ihm umdrehte und verschmitzt lächelte. „War nur ein Scherz“, gab er kapitulierend von sich, während er merkte, wie Gackt erleichtert zu lächeln begann. Das jedoch schlug ihm wie ein Hammer gegen das klopfende Herz. Wie gern würde er einfach das tun, was er so spaßeshalber angedroht hatte. Jeden Tag mit Gackt zu verbringen und ihn nach den Konzerten mit sehnsüchtigen Küssen zu überhäufen. Die langen drei Monate ohne den Jüngeren würden eine Qual werden, das wusste er schon jetzt. Die 4 oder 5 Treffen, zwischen irgendwelche Konzerte gequetscht, würden sein einsames Herz niemals reichen. Aber irgendwie gestand er sich ein, dass es tatsächlich eine absurde Idee war. Wie würden sie das erklären können? Den Leuten vom Staff und auch den Leuten, die sie zufälligerweise immer wieder an denselben Orten entdecken würden. Fans waren manchmal wirklich hartnäckig. Sie würden sofort etwas Richtiges hineininterpretieren. Er verstand Gackts Reaktion. Er selbst hätte wohl genauso reagiert. Hyde fasste mit seinen Händen in Gackts Haar, bevor er sich den vollen Lippen des Jüngeren näherte. Er blickte ihn mit halbgeschlossenen Augen auf die Lippen, während er seine eigenen teilte und erotisch flüsterte: „Ich würde dich sowieso die ganze Zeit viel zu sehr ablenken.“ Er kam ihm noch ein Stück näher. „... und nur für mich beanspruchen.“ Dann legte er sein Mund auf den von Gackt, der seinem sofort entgegen kam. Der Kuss, der leidenschaftlich gab und nahm, flüsterte Bruchteile beiderseitiger Gefühle, die warm in das Innere des anderen flossen. Es war einer der wunderbaren Momente, die sie teilten in ihrer von Zeit bestimmten Welt des Star-Dasein. Und so selten sie auch waren, so sehr genossen sie jede einzelne dieser Sekunden. Bis es wieder hieß, sich zu verabschieden. „Ich werde jeden Tag an dich denken“, flüsterte Gackt gegen die geschwollenen Lippen. Hyde blickte traurig, aber er wusste auch, dass Gackt dies mit vollem Ernst meinte. „Und ich denke an dich“, gab er leise zurück, während er sich fest an seine Brust drückte, seinen Duft einatmete und die Hände den breiten Rücken streichelten, um sich all dies einzuprägen. Denn die Tage würden allein umso länger werden. Da waren Gedanken an einen solchen Moment unbezahlbar. Vor allem wenn sich diese Gedanken wie die Wirklichkeit anfühlten. Aber auch diese einsamen Stunden würden irgendwann zu Ende gehen. Hyde schloss lächelnd seine Augen, als er an diese Zukunft dachte. ~*Owari*~ ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ PS: Weiter geht es im Spezial "Concert of Masquerade". Schaut einfach bei unseren FF's nach. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)