A Song of hopeless Love von Tenshis (Fortsetzung von "Ein Trip ins Chaos") ================================================================================ Kapitel 3: うその外見 ~Uso no gaiken~ -------------------------------- Kapitel 3: うその外見 ~Uso no gaiken~ Serie: Gackt // Hyde Disclaimer: Die beiden Hübschen gehören immer noch sich selbst und das Gleiche gilt für sonstiger Personen, die in der FF auftreten. Autoren: Tenshis Kommentar: Da sind wir wieder.^^ Diesmal ohne viele Worte. Nur ein kleiner Hinweis auf den Titel. Wir sind uns nicht zu 100% sicher ob das die richtige Übersetzung ist. Hat sich für uns einfach am plausibelsten angehört (wörtliche deutsche Übersetzung: „Falscher äußerer Anschein“ .... soll soviel wie „Falsche Fassade“ heißen) Geholfen hat uns die liebe Kimiko02... DANKE DIR dafür ^____^ *megaknuff* *~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ XXXX年07月02日 Auch wenn es sich irgendwie seltsam anhören mag, es ist tatsächlich so. Wir sind in Paris. Wie ich hierher gekommen bin, kann ich gar nicht so recht erklären, weil es sich auch so schon total unglaubwürdig anhört. Es ist seltsam. So vieles war heute geschehen. Und trotzdem kommt es mir so vor, als wären es nur einige Stunden gewesen. Ich bin müde... es war teilweise eine wahre Höllenfahrt. An die Sache mit dem LKW möchte ich eigentlich gar nicht mehr denken, weil mich das viel zu sehr anstrengt. Ich bin noch wütend, ja, aber die Kraft diesen Zorn auszuleben habe ich einfach nicht, obwohl ich es mir irgendwie wünsche. Hatte ich schon einmal erwähnt, dass Gackt vollkommen irre ist? Nein? Dann sollte ich es vielleicht jetzt mal tun? Er ist verrückt... und ich frage mich ständig, wieso ich ihn so mag. Wieso ich ihm alles verzeihe, was er tut, wieso ich trotzdem immer wieder seine Gegenwart genieße, obwohl ich in vielen Situationen bange es nicht überleben zu können. Was ist es, was mich so sehr an ihn bindet, dass ich es mir nie vorstellen kann ohne ihn zu sein? Ich weiß es nicht. Und wenn ich ehrlich bin, möchte ich es auch gar nicht wissen. Diese Situation in der Küche, es war seltsam. Sein Blick, diese Angst, die ich sehen konnte. Was war auf einmal los? Woran hatte er gedacht? Ich bin wirklich schrecklich müde. Schlafen werde ich wohl heute ziemlich gut… habe ich ja auch verdient, bei dem Stress, den ich heute hatte. Aber was ich erstaunlicherweise wirklich zugeben muss ist, dass ich heute den ganzen Tag keine Sekunde lang an Zuhause und Megumi denken musste. Keines meiner eigentlichen Probleme hatte mich heute belastet. Wie auch, ich hatte ja auch andere „Sorgen“ und Gackt hat mich wirklich ständig auf Trab gehalten. Ich denke, dass ist sehr positiv, auch wenn die Folgen manchmal nicht so gesund sind. Er entschuldigt sich ja auch immer wieder... und dass er es wirklich bereut, das sehe ich in seinen Augen. Er will es nicht, aber aus irgendeinem Grund tut er eben immer Dinge, die ich nicht mag. Aber mehr als es ihm zu sagen, kann ich ja auch nicht tun. Wie gesagt, ich möchte seine Freundschaft einfach nicht missen, niemals. Gute Nacht Hyde *~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ 5. Oktober XXXX Die dunkle Sonnenbrille auf der Nase, braune Haare, die er heute etwas struppiger gestylt hatte, und gewöhnliche, schwarze Klamotten, so lehnte der Solosänger an einer Säule hinter dem Eingang des Ueno Zoos in Tokyo. Zwischen den Fingern klemmte eine Zigarette, an der er ab und zu kräftig zog und deren blauen Dunst er langsam ausatmete. Auch wenn es alles andere als den Anschein machte, er war nervös... und zwar so sehr, dass er mehr als eine Stunde, vor seinem Treffen mit Hyde hier herkam und eine Zigarette nach der anderen rauchte. Nun sollte es also losgehen, seine Zusammenarbeit mit dem Älteren. Er scheute nicht seine Nähe, jedoch wusste er, dass er sich über kurz oder lang nicht zurückhalten können würde. Dies hatte er Hyde auch schon spüren lassen. Er wusste es... er kannte das Risiko, trotzdem wollte Hyde die Zusammenarbeit mit dem Jüngeren. Deshalb gab es auch eigentlich keinen Grund irgendwie Schuldgefühle oder gar Angst zu spüren, jedoch diese Nervosität fraß ihn innerlich regelrecht auf. Schon als der Ältere am Abend zuvor angerufen hatte, taten seine Gefühle einen mächtigen Sprung. Er konnte regelrecht hören wie aufgeregt Hyde war, und das wiederum hatte ihn auch noch nervöser gemacht. Wie erst würde es sein, wenn er ihm gegenüberstand, ihm in die Augen sehen konnte und dort wieder diese Ablehnung lesen würde. Und dann wiederum das Gefühl zu haben, Hyde würde doch mehr spüren als es ihm selbst bewusst war oder sein Blick preisgab. Würde er doch wieder versuchen seine Freundschaft aufs Spiel zu setzen, nur für einen wohligen Augenblick? Das war es worüber er grübelte,... schon die ganze Zeit, die letzten Tage und Nächte. Nein, es war nicht der Ort des Treffens und auch nicht der Song, der ihn zum Nachdenken brachte,... es war sein Handeln, welches er nur schwer voraussehen und kontrollieren konnte und das bereitete ihm Angst. Er war nicht gerade scharf auf eine Ablehnung seitens des Älteren, aber wie sollte er sich ihm gegenüber verhalten? Distanz bewahren,... vielleicht wäre das zu Anfang die beste Lösung. Die beste, aber nicht die leichteste, da war sich der Solokünstler sicher. Während der groß gewachsene Sänger die nun schon vierte Zigarette auf dem Boden austrat, traf der im schwarzen Ledermantel gekleidete Frontsänger L'Arc~en~Ciels im Eingang des Zoos ein. Gackt hatte ihn sofort bemerkt, denn auch wenn sich Hyde eher unauffällig verhielt, sein Aufzug war es allemal nicht. Er hatte ebenso eine schwarze Sonnenbrille auf der Nase, Standardrepertoire eines Stars eben. Unter dem schwarzen Ledermantel trug er ein dunkelrotes Hemd, dazu eine schwarze sehr stylische Stoffhose. Die langen Haare fielen ihm ins Gesicht und bedeckten teilweise auch die Sonnenbrille, die dazu auch noch jede Durchsicht auf die Augen verhinderte. Jeder, der auch nur einmal den Fernseher angeschaltet hatte, würde diesen Mann erkennen, dachte Gackt und seufzte, als ihm in den Sinn kam, dass er es selbst auch nicht besser gemacht hatte. Aber da Donnerstag war und wahrscheinlich sowieso kaum Menschen im Zoo waren, machte er sich keine weiteren Sorgen um irgendwelche Fanscharen, die diese Verabredung behindern könnten. Und wenn es doch soweit kam, konnten sie es immer noch abbrechen und sich erneut irgendwo anders verabreden. Warum dieser öffentliche Ort für geschäftliche Dinge gewählt wurde, war dem Solosänger zwar sowieso etwas seltsam vorgekommen, aber er konnte sich auch gut vorstellen, dass Hyde einfach nicht mit ihm allein sein wollte und er deshalb etwas in Bedrängnis war. Damit hatte er erfolgreich den ersten Schritt getan, Berufliches vom Privaten zu trennen. Auch wenn es nicht gerade Gackts Anliegen war es ihm gleichzutun, würde er es nicht mehr aushalten können. „Guten Morgen“, begrüßte Hyde seinen zukünftigen Gesangspartner lächelnd. Obwohl der Abend zuvor etwas turbulent und peinlich geendet war, hatte er sein unwohles Gefühl soweit abschütteln können. Im Moment sogar im Keim erstickt, denn der Song war es worum es heute gehen sollte, nichts Privates oder Ähnliches, also keine Gelegenheit sich selbst in die Enge zu treiben oder treiben zu lassen. Mit diesen Gedanken war der Ältere heute morgen aufgewacht, nachdem er sich, als er von Tetsu nach Hause ging, grübelnd und voller Sorge um den nächsten Tage, ins Bett gelegt hatte. „Morgen Haido“, entgegnete Gackt und nickte zurückhaltend den Kopf. Hyde hatte sehr wohl bemerkt, wie unsicher Gackt in der Begrüßung war. Ein Wunder war es nicht, denn wie so oft hatten sie sich sonst stets mit einer innigen oder manchmal auch flüchtigen Umarmung begrüßt, dies war heute aber aufgrund ihrer selbst vorgenommenen Distanzierung tabu geworden, so schwer es den beiden auch fiel. Es herrschte natürlich noch immer diese unbändige Anziehungskraft zwischen ihnen, die beide spürten, jedoch auch stark unsicher machte. Wenn es Hyde nicht zu ignorieren versuchte, würde er sogar behaupten, dass diese Anziehungskraft noch viel stärker war als noch vor ein paar Monaten. Also doch ein triftiger Grund eigentlich Angst vor der Zusammenarbeit mit dem Jüngeren zu haben. „Wie geht es dir, wie war die Party vorgestern?“ fragte Hyde und zog die Lippen zu einem leichten Lächeln. Er wollte diese Frage nicht stellen, jedoch seine angeborenen Höflichkeit zwang ihn auf den vorgestrigen Abend einzugehen und damit Fragen zu riskieren, die er eigentlich nicht beantworten wollte, denn würde er es wiederum nicht tun, dann würden sich umso mehr unangenehme Fragen auftun, die dem Jüngeren im Kopf schwirrten und um Aussprache sicherlich nicht verlegen waren. Gackt schmunzelte unhörbar, als ihm die Frage gestellt wurde. „Wunderbar,... vor allem nachdem mir Yuki eine unfreiwillige Dusche verpasst hatte“, entgegnete Gackt als Antwort. „Bist du deswegen sauer?“ wollte Hyde unsicher wissen, während er einige Schritte lief und Gackt in den Park des Zoos folgte. „An dem Abend schon, aber er war betrunken, also wäre eine Prügelei wohl nicht sehr angebracht gewesen.“ Hyde verzog ärgerlich das Gesicht, zwang sich jedoch nichts weiter dazu zu sagen. Streit wollte er im Moment auch nicht, obwohl ihm Gackts Ansichten manchmal gehörig gegen den Strich gingen. Stattdessen blickte er nur schweigend geradeaus und überlegte wie er das Gespräch in die richtige Richtung lenken konnte. „Hyde...“, platze Gackt plötzlich in seine Gedanken. Nach nur wenigen Schritten, die sie gelaufen waren, blieb der Jüngere stehen und richtete seine Sonnenbrille. „Ich weiß,... dir liegt sehr viel an dem Song, aber bist du dir ganz sicher, dass du das gerade mit mir durchziehen willst?“ fragte er geradeaus und zog skeptisch die Augenbrauen nach oben. Die Frage war durchaus berechtigt. War er sich sicher, dass sie es zusammen schaffen könnten, trotz dieser Mauer die zwischen ihnen existierte? Er wollte es versuchen... nicht an diese Gefühle zu denken, die ihm Schmerzen bereiteten,... er wollte alles ausblenden, alles was ihn an seiner Arbeit behindern könnte, aber würde er es auch wirklich schaffen können? Und was war mit Gackt? Hatte er diese Fragte gestellt, weil er selbst auch daran zweifelte? Hyde schüttelte entschlossen den Kopf. Egal wie groß seine oder Gackts Zweifel waren, er wollte und musste es durchziehen. Er wusste, diese Sache würde Klarheit in sein Leben schaffen, auch wenn es viele unüberwindbar erscheinende Hürden geben sollte. Tetsu hatte ihm dazu geraten, etwas zu unternehmen. Und genau dies tat er. „Ich bin mir sicher, wenn du es auch bist“, antwortete Hyde und blickte empor. Nachdenkend fuhr sich Gackt durchs Haar, bevor er auf Hyde hinabblickte und sprach. „Ich muss zugeben, ich bin es nicht ganz, Haido... aber ich will es versuchen.“ „Und genau das reicht mir schon, Gackt“, nickte der Ältere und nahm schweigend den Spaziergang durch den Park wieder auf. Dieses unwohle Gefühl, welches er aufgrund ihrer Distanz zueinander hatte, machte den L'Arc~en~Ciel-Frontsänger rasend nervös. Er hasste es, aber ändern konnte es keiner von beiden. Jedoch wünschte er sich nichts sehnlicher als es ändern zu können. So wie es früher war,... so einfach, so entspannt. Er spürte, dass es Gackt auch nicht anders ging. Sie empfanden dasselbe,... doch zueinander fanden sie einfach nicht. „Was ist mit dem Songtext?“ murmelte Gackt einige Zeit später. Hyde runzelte fragend die Stirn, bevor er sich auf eine der blauen Parkbänke setzte und zu Gackt auf sah. „Was soll damit sein?“ stellte er die Gegenfrage. „Soll ich ihn immer noch schreiben?“ Ungläubig starrte Hyde in das Gesicht Gackts. Er konnte es nicht glauben… diese Zurückhaltung, die Gackt heute an den Tag legte. Diese Unsicherheit, etwas falsch zu machen, berührte den Älteren, jedoch sich davon einzuwickeln, wollte er auf keinen Fall. „Natürlich“, antwortete dieser knapp und nickte. „Und die Labelfrage und der ganze unmusikalische Kram,... darum kümmern sich unsere Manager, wie immer. Ich werde mich auch gleich heute noch mit meinem Manager zusammensetzen und mit euch einen Gesprächstermin ausmachen.“ Gackt nickte zustimmend. Danach kehrte eine unangenehme Stille ein. Und abermals fragte sich Hyde, wieso er unbedingt dieses Treffen organisiert hatte. Viel hatten sie nicht zu reden, das wusste er auch schon vorher, doch dass eine solch unerwartete Ruhe zwischen ihnen herrschen würde, hatte er doch nicht erwartet. Nervös spielte der Ältere mit dem Saum seiner Jacke, während Gackt schweigend ins Leere starrte. Was war das nur wieder für ein fürchterlicher Reinfall?! War denn keiner der beiden in der Lage ein normales Gespräch zu führen? Wie kindisch kam sich Hyde vor, wie er dort so saß, auf dieser Bank. Gackt stand direkt vor ihm,... so nah und doch mit dem Gedanken scheinbar ganz weit weg. Unerreichbar für ihn und das war wahrscheinlich auch gut so. Er starrte in die Ferne als würde er etwas erblicken. Etwas weitaus Interessanteres als ihn, der hier vor ihm saß und um irgendwelche Worte rang. Was war es? Fühlte er etwa Eifersucht? Eifersucht, weil er sich im Moment ignoriert fühlte? Doch konnte er unmöglich wissen, dass Gackt nicht unähnlich fühlte. Die Nähe zu dem Kleineren machte ihn regelrecht wahnsinnig. Und dessen abweisende Blicke, die dazu auch noch völlig verdeckt waren, taten auch seinen gravierenden Teil dazu, extrem auf Abstand zu setzen. Und doch,... wie konnte er nur glauben sich stets beherrschen zu können, nun da sie wieder so oft zusammen sein würden? Die gemeinsame Woche im Sommer tat schon ihr Ungutes zu ihrem angeknacksten Verhältnis... und jetzt? Was sollte er tun? Er wollte diese Bedrängnis nicht mehr. Er hatte es satt sich für Taten entschuldigen zu müssen, die er aus seiner Liebe zu dem Älteren tat... und das nur, weil es Hyde auch noch förmlich darauf anlegte. Was um Himmels Willen wollte Hyde von ihm, wenn nicht seine Liebe? Wieso wollte er diese Nähe, wenn da kein Gefühl mitspielte? Wieso machte er es ihm so schwer, wo er doch glaubte es mit völligem Abstand schaffen zu können? Sie waren an einem Punkt angelangt, um den sie endlos kreisten, ohne das Ende oder einen Ausweg zu kennen. „Es geht wohl nicht oder?“ flüsterte Hyde nach einiger Zeit und blickte zur Seite. „Was?“ fragte Gackt ungläubig und sah auf den Kleineren herab. Das Gesicht abgewandt presste Hyde gezwungen die Lippen aufeinander, bevor er geradeaus sagte, was er dachte. „Du kannst nicht unbeholfen mit mir reden, obwohl du es dir vielleicht vorgenommen hast. Du fühlst dich von mir verletzt und hältst deswegen diesen Abstand zu mir“, meinte er und senkte sein Haupt tiefer. Obwohl Gackt zugeben musste, dass er Recht hatte, konnte er nicht anders, verneinte und schüttelte den Kopf. Hyde hob nicht sein Gesicht um die Reaktion des Anderen zu sehen, jedoch am Schatten konnte er erkennen wie zaghaft und wohl überlegt Gackts Kopfschütteln ausgeführt wurde. Es war also wirklich so. Natürlich,... was sollte es auch anderes sein? Enttäuscht fasste sich Hyde an die Stirn. Er wusste noch nicht einmal, warum er überhaupt enttäuscht war. Es war doch völlig natürlich, dass sich Gackt verletzt und verarscht vorkommen musste. Schließlich war er es doch, der nicht wusste was er wollte und Gackt damit unwissentlich an der Nase herumführte. Da war es doch auch nicht so unverständlich, wenn sich dieser irgendwann völlig von einem abwandte und rein nichts mehr mit ihn zu tun haben wollte. „Ich möchte keinen Abstand zu dir...“, fing Gackt plötzlich an. Überrascht hob Hyde das Gesicht und versuchte zu verstehen, was Gackt ihn damit sagen wollte. „Aber ich will auch nicht, dass ich etwas tue, was dich stört oder du nicht magst. Das habe ich schon einmal getan und es hat uns schließlich auseinander gerissen.“ Hyde senkte erneut seinen Blick. Enttäuscht musste er feststellen, dass diese Angst, die Gackt hatte, dieselbe war, wie er sie selbst auch spürte. Nur war es nicht die Angst gegen Gackts Willen, sondern gegen seinen eigenen zu handeln, gegen seinen Verstand und seine Vernunft. Ohne ein weiteres Wort dazu zu verlieren, erhob sich Hyde von der Parkbank. „Wollen wir noch ein bisschen laufen?“ fragte er ohne Gackt ins Gesicht zu blicken. Der Angesprochene nickte und folgte langsamen Schrittes. „Das letzte Mal, dass ich in diesem Zoo war, war als ich noch ein Kind war. Ich war ständig hier,... nach der Schule, auch manchmal am Wochenende. Ich hing hier mit meinen Freunden ab...“, erzählte der Ältere, während er die Knöpfe seiner schwarzen Jacke öffnete. Es war ihm egal, was für einen Schwachsinn er erzählen würde, Hauptsache es fand irgendeine Konversation statt. Es war vor allem dieses unwohle Gefühl, welches ihn beschlich, wenn zwischen ihnen diese beängstigende Funkstille herrschte. „Am liebsten waren mir die Tiger. Ich liebte ihre majestätische Art,... ihre scharfsinnigen Blicke. Sie sind so bemerkenswerte Tiere.“ „Ganz und gar nicht wie Mai“, bemerkte Gackt beiläufig als hätte er seinen Freund an die Auseinandersetzungen mit seinem Stubentiger erinnern müssen. Genervt nickte Hyde mit dem Kopf. „Nein, Mai ist ganz anders.“ „Glaubst du, du würdest noch einmal mit mir in den Urlaub fliegen?“ fragte Gackt ungeniert und geradeheraus. Vor Überraschung über diese unerwartete Frage druckste Hyde um eine Antwort. „N... na... bestimmt. Vielleicht,... irgendwann,... ich fand den Urlaub mit dir schön, aber...“ „Ich weiß, was nach dem 'aber' kommt, Hyde!“ „Warum fragst du dann?“ entgegnete Hyde unsicher, fasste in den Tierfutterbehälter und füllte seine Hände mit dem Futter für die freilaufenden Rehe. Gackt zuckte mit den Schultern und grinste, als ihm plötzlich auffiel, wie Scharen von jungen Rehen auf Hyde zu kamen und von seinen Händen das Futter fraßen. „Nimm auch was. Sie mögen dich dann“, meinte Hyde und deutete auf den Futterbehälter. Gackt jedoch schüttelte den Kopf. Es war ihm lieber Hyde dabei zu beobachten, wie er lächelte, wenn ihm die Rehzungen die Hände kitzelten. Er sah dann wieder so unbeschwert und glücklich aus,... wie sie es immer zusammen waren, bevor er ihm seine Gefühle gestanden hatte. War es nicht diese Art von Momenten, die er die ganze Zeit über so sehnlich vermisst hatte? Ja, er wollte mehr als nur diese Freundschaft, jedoch wurde ihm immer klarer, dass er mit seiner Liebe zu Hyde... das allerwichtigste verloren hatte. Diesen Hyde... der vor ihm stand. Dieser Mensch, der so glücklich sein konnte, wenn sie nicht über alltägliche Probleme redeten... Vorsichtig fasste Gackt nach Hydes Schulter und zog diesen etwas von den Rehen weg, drehte ihn so herum, dass er direkt in seine von der Sonnenbrille verdeckten Augen sehen konnte. „Würdest du mich für anmaßend und dumm halten, wenn ich dich jetzt fragen würde, ob du etwas mehr Zeit mit mir verbringen möchtest? Mehr Zeit außerhalb unserer Arbeit?“ Gackt war selbst überrascht über seine Direktheit, die er heute ständig an den Tag legte. Und dass Hyde überrascht seine Augenbrauen nach oben zog, bestätigte seine momentan seltsame Stimmung, die er gerade spürte. Natürlich musste Hyde ihn für verrückt und dumm halten. Denn erst war er sich nicht sicher, ob er es überhaupt durchstehen würde mit dem Älteren zu arbeiten, und dann kam er plötzlich mit der seltsamen Bitte noch mehr Zeit mit ihm zu verbringen. Das war eindeutig nicht zu verstehen. Er verstand es selbst nicht. Warum nur war er nicht in der Lage sich zusammenzureißen, in seinem und in Hydes Sinn? Allein schon diese Frage zu stellen, machte es noch schwieriger. Er hatte Hyde mal wieder in die Enge getrieben, ihn dazu gezwungen eine Entscheidung zu treffen, die wohl oder übel etwas in seinen Leben verändern würde. Jedoch, obwohl er es nur Sekunden später bereute, war er auch über Hydes Antwort gespannt, die er natürlich verpackt mit einer klaren Ablehnung erwartete. Hyde zog grübelnd seine Augenbrauen zusammen. Der starre Blick zeugte von purer Ernsthaftigkeit und Gackt bemerkte sehr wohl wie stark er über seine Antwort nachdachte. „Was verstehst du unter 'mehr Zeit'?“ wollte Hyde ernst wissen. „Was glaubst du?“ stellte Gackt eine Gegenfrage. Aber auch nur, weil er selbst nicht wusste was er darauf antworten konnte. Hyde blickte immer noch ernst in Gackts Gesicht. Die Hand, die auf seiner Schulter ruhte, lastete wie Blei auf seinen Gedanken. Die Schwere, die in seiner Fragestellung und in seiner Berührung lag, veranlasste ihn dazu Gackt mit dieser Frage zu löchern. Nein, anmaßend und dumm war es keinesfalls, denn ihm selbst verlangte es schon lange nach mehr Nähe zu dem Jüngeren, nach Nähe, die nichts mit ihrem Beruf oder ihren Pflichten als Freunde zu tun hatte, sondern Nähe, die ihnen von Anfang an verboten war. „Verabredungen, die die Fan-Gerüchteküche unserer Beziehung erweitern?“ „Wenn du das so sehen willst, dann ja“, antwortete Gackt ehrlich. Hyde schmunzelte über Gackts wohl klaren Absichten, die hinter dieser eigentlich harmlosen Frage steckten. Sollte es Dummheit sein, würde er diese Frage mit 'ja' beantworten? Er wollte es... und innerlich hatte er sich mehr als nur über diese Bitte gefreut, aber darauf eingehen, durfte er das? Sollte er es? Einmal in seinen Leben durfte er doch dem Flüstern seines Herzens folgen,... das tun, was es ihm befahl. Und wenn es schon nicht die Liebe zu Gackt sein durfte,... dann doch wenigstens das Bedürfnis in seiner Nähe zu sein. War das verkehrt? ~Nein, ich will mit Gackt zusammen sein~, entschloss er schweigend. „Unsere Fans werden sich freuen“, antwortete Hyde dann mit einem Lächeln. Gackt runzelte überrascht die Stirn. War das eine Zustimmung? Wenn ja, dann hatte es Hyde mal wieder geschafft ihn derart zu überraschen, dass ihm augenblicklich die Worte fehlten. Denn eigentlich hatte er felsenfest mit einer Ablehnung gerechnet, die aber seltsamerweise nicht kam. Hyde lächelte ihm ins Gesicht und auch wenn er es vielleicht beabsichtigte… er sah nichts Bereuendes oder Skeptisches in seinem Blick. Er war definitiv damit einverstanden. War das seltsam oder eine rein freundschaftliche Handlung? Fühlte er sich etwa schuldig, weil er ihn ständig zurückwies? Fühlte er sich dazu verpflichtet, auf Gackts Wünsche einzugehen, aus dem einfachen Grund, weil er ihm Leid tat? Weil es ihm Leid tat, wie lächerlich und jämmerlich er dort vor ihm stand und förmlich darum bettelte diese Freundschaft weiterzuführen,... auf welche Art auch immer? Mag es sich auch dumm anhören,... auch wenn es wirklich so war,... es war Gackt völlig egal. Auch wenn es nur Mitleid oder Pflichtgefühl war, im Grunde war er froh, dass da doch noch etwas existierte, was sie beide zusammenschloss. Und wenn nicht Liebe, dann eben Freundschaft. Er brauchte Hyde mehr als jeden anderen Menschen auf dieser Erde. Ohne ihn war er verloren, krank,... zerstört. Egal wie,... er wollte Hydes Gefühle, auch wenn es keine Liebe war, die er für ihn empfand. Alles war besser als ignoriert oder vergessen zu werden. Es war tiefes Schweigen, was nun zwischen ihnen herrschte, eine Stille, die keinem der beiden unangenehm war, jedoch trotzdem ein ungewohntes Gefühl in ihnen zurückließ. War es etwa schon wieder diese Anziehungskraft, die Gackt zu Gedanken trieb, von denen er dachte sie längst abgeschüttelt zu haben? Denn am liebsten hätte er die Haare, die dem Älteren im Gesicht hingen, zurückgestrichen, allein nur um dessen Haut an seinen Fingern zu spüren,... um dieses Kribbeln zu fühlen, was ihm überkam, wenn er die warme Haut an seiner vernahm. Am liebsten hätte er diese Hand gestreichelt, die an seinem Körper herunterhing,... und an der noch wenige Reste des Tierfutters klebten. Er hätte sie gehalten, während er mit seinen Lippen diesen Mund küsste. Dieser Mund, der so verboten süß lächelte und die Mundwinkel etwas kräuseln ließ. Am liebsten hätte er alles vergessen, alles was bisher geschehen war, alles was ihn daran hinderte dies zu tun. Doch es war die Vernunft die ihn zurückzog. Vernunft, die er sich die letzten Wochen hart antrainiert hatte. Er konnte es nicht. Nicht schon wieder alles zerstören. Die letzten Wochen, die ihm so schwer gefallen waren, wären umsonst gewesen,... all dieser Schmerz, wäre umsonst erlitten. Gackt seufzte kaum hörbar, nachdem er die gerade gedachten Gedanken in die hinterste Ecke seines Gehirns verbannt hatte. Auch seine Hand, die immer noch bewegungslos auf Hydes Schulter ruhte, entfernte er von besagter Stelle. Er schob die dunkle Sonnenbrille auf seiner Nase zurecht und lächelte gespielt in das Gesicht seines Gegenübers. „Hinter dir stehen noch reihenweise tierische Fans, die von dir versorgt werden wollen“, scherzte Gackt und deutete hinter den Kleineren. Er hatte kaum diese Worte ausgesprochen, da stolperte ein junges Reh zu ihnen heran, schnupperte an Hydes herunter hängender Hand und leckte sie. Hyde verzog grinsend das Gesicht, als er versuchte dem jungen Tier auszuweichen und dabei nach hinten stolperte. Das hungrige Tier jedoch war so stürmisch, dass es Hyde zu Boden riss. Ohne sich von dem Sänger daran hindern zu lassen, schlabberte es beide Hände ab, um daraufhin von ihm abzulassen und sich eine neue Futterquelle zu suchen. Kaum war das junge Reh wieder verschwunden, schüttelte Hyde überrascht den Kopf. Gackt grinste in Hydes Augen, die nun nicht mehr durch die Sonnenbrille verdeckt waren, denn während des stürmischen Überfalls hatte er sie verloren und lag nun neben ihm im Sand. „Ahhh...“, stöhnte Hyde, nachdem er sich mühevoll auf die Knie hievte. Die klebrig sandigen Hände versuchte er mit einem Taschentuch, welches er aus seiner Jackentasche zog, so gut wie es ging zu säubern. „Ein ziemlich stürmischer Fan...“, meinte Gackt grinste über beide Ohren, während er Hyde eine helfende Hand reichte und diesen wieder ganz auf die Beine zog. „Hätte er mich überall betatscht und mir auch noch das Gesicht abgeschlabbert, dann hätte ich fast geglaubt, du wärst es gewesen“, scherzte Hyde gedankenlos und klopfte sich den Sand von Jacke und Hose. Gackt schwieg. Und auf einmal herrschte erneut diese bedrückende Stimmung. Stille und Schweigen. Und der Grund dafür lag wohl in Hydes soeben gesprochener Bemerkung. Wie ein dumpfer Schlag gegen die Brust nahm Hyde Gackts plötzliches Schweigen wahr... Schuldbewusst suchte er daraufhin Blickkontakt zu dem Jüngeren. Er sah auf und fand eine Skepsis im Gesicht des Größeren. Eine ernste Skepsis, die Hyde verunsicherte und ebenso schockte. „Was ist los?“ fragte der Ältere und runzelte die Stirn. Entsetzt riss Gackt die Augen auf „Glaubst du etwa, ich will dich nur aus einer momentanen Stimmung heraus betatschen?“ meinte er und schüttelte den Kopf. „Ich bin nicht jemand, der dich körperlich besitzen will, der nur daran denkt dich anzugrabschen und sonst noch was zu tun.“ Er war bestürzt darüber, dass sich Hyde anscheinend über seine Liebe zu ihm lustig machte. Es fiel ihm nicht leicht,... überhaupt nicht. Wenn etwas schwer zu bewältigen war, dann Gefühle zu unterdrücken, die stärker waren als jede Vernunft, die man im Leben aufbringen konnte. Hyde blickte überrascht über Gackts plötzliche Ernsthaftigkeit zu Boden. So plötzlich hatte sich die positive Stimmung in etwas anderes gewandelt,... in etwas sehr Unwohles, Beängstigendes. Was hatte er getan, dass Gackt so derart beleidigt reagierte? Was hatte er gesagt,... dass er selbst spürte wie mies es ihm ging? „Ich tu das nicht, weil ich gerade Lust dazu habe. Es ist auch kein Spiel, sondern... ich will es, weil ich dich liebe.“ „Hör auf!“ schrie Hyde aufgebracht und entfernte sich auf einige Schritte. „Ich weiß das Gackt.“ Der Größere fasste nach seiner Sonnenbrille und zog sie hastig von der Nase. Er war aufgebracht, das konnte Hyde sehr gut an dem zornigen Funkeln in dessen blauen Augen erkennen. Doch dass darin auch endlose Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung lagen, dass ahnte der Ältere nicht. Zorn war nur der einzige Weg die Gefühle, die ihm momentan häufig überkochten, zu unterdrücken. Es war kein Hass oder Selbstmitleid, nein, nur Wut auf sich selbst, diese Gefühle zu besitzen und nur schwer kontrollieren zu können. Gackt schüttelte den Kopf, bevor er seine Brille regelrecht unvorsichtig in die Jacke stopfte. „Warum machst du dich dann darüber lustig?“ Ernst blickte er in die Augen des Kleineren, die durch das stechend grelle Sonnenlicht im viel helleren Braun glitzerten. „Das tue ich nicht. Niemals würde ich so etwas tun“, beteuerte Hyde und runzelte ebenfalls voller Zorn die Stirn. „Ich respektiere deine Gefühle“, fügte er bestürzt und fast atemlos hinzu, bevor er sich den Kragen der Lederjacke tief ins Gesicht zog. „Aber wenn du wirklich glaubst, dass das alles für mich lustig ist, dann denke ich, kennst du mich überhaupt nicht.“ Gackt nickte zustimmend mit dem Kopf. „Und genau das ist der springende Punkt. Ich will dich kennen, aber du verschließt dich, und der letzte Mensch, den du an dich ranlässt... bin ich. Wie könnte ich dich da kennen?“ Fragend blickte Gackt auf den Kleineren hinab, der stur und ohne jegliche Einsicht den Kopf schüttelte. „Vielleicht will ich ja auch gar nicht, dass du bestimmte Dinge über mich weißt. Ich will es nicht, verstehst du? Ich will einfach nur dieses verdammte Lied singen und dann ist Schluss.“ Fast hallend schwebte der letzte Satz zwischen ihnen. Schluss,.... für immer Schluss und aus. War es wirklich das, was er wollte? Hyde war sich sicher, niemals könnte er unter Gackt einen Schlussstrich ziehen, niemals würde es vorbei sein, jedoch hatte er es gerade gesagt, ja fast hinausgeschrieen. Es war zwar nur die angefachte, plötzliche Wut, die ihn zu diesem unüberlegten Entschluss trieb, aber war es denn nicht wirklich das allerbeste für sie? Tetsu würde meinen 'nein', .... aber steckte er in seiner Haut? Durchlebte er diese schwere Zeit? Nein, er war es, der letztendlich die Entscheidung fällte und er war sich definitiv sicher, auch wenn er gefühlstechnisch das Falsche tat,... auf Dauer war es doch allein die richtige Entscheidung. Gackt unterdrückte ein Schlucken. Ein ironisches Lächeln stahl sich stattdessen auf seine Lippen. „Ok... wenn du unsere Freundschaft nach dem Geschäftlichen abreißen willst,... warum dann nicht auch gleich jetzt? Das macht es mir auch viel einfacher.“ Ausdruckslos zog Gackt seine Sonnenbrille erneut aus seiner Jackentasche und platzierte sie demonstrativ vor seine Augen, die, wie Hyde fast meinen würden, anfingen zu glitzern. Waren es Tränen, die er verstecken wollte? Bestürzt über die ganze Situation, die mal wieder völlig verkehrt entstand, musste auch Hyde schlucken. Er konnte Gackt nicht mehr ins Gesicht schauen, zu groß war seine Angst davor eine Gefühlsregung erblicken zu müssen, die dasselbe bei ihm hervorrufen könnte. Verzweifelt fasste er sich an die Stirn und murmelte: „Ich liebe dich als Freund, Gackt...“ Er seufzte schwer, bevor er weiter sprach. „Das letzte, was ich erleben möchte, ist es, dass unsere Freundschaft auseinander bricht.“ Ein zaghaft unsicheres Lächeln durchzog den Mundwinkel... „Gerade eben haben wir uns für weitere Treffen verabredet, und jetzt keine 5 Minuten später wollen wir uns die Freundschaft kündigen. Was hatte unser Gespräch davor dann für einen Wert?“ Gackt schüttelte als Antwort den Kopf. „Es tut mir Leid, Gackt.“ Erstaunt blickte Gackt in Hydes Gesicht. Enttäuscht hatte dieser den Kopf gesenkt, seine Augen blickten zu Boden, seine Lippen waren aufeinander gepresst. Verzweiflung in seinem Verhalten, Angst in seinen Gedanken. „Es tut mir Leid, aber auch wenn ich dich als Freund über alles schätze, müssen wir etwas an unserem Verhalten ändern. Du genauso wie ich. Wenn wir wollen, dass das, was wir vor 5 Minuten ausgemacht haben, funktioniert und wenn wir professionell an dem Song arbeiten wollen, dann muss sich was ändern.“ Gackt schüttelte den Kopf „Hyde, hast du es nicht gemerkt? Es hat sich doch schon alles geändert“, meinte er und schloss daraufhin die Augen. Alles hatte sich verändert, seit diesem letzten Tag ihres Urlaubs. Sein Verhalten, genauso wie Hydes. Scheue, Unsicherheit und Missverständnisse dominierten ihre Treffen. Traurigkeit und Einsamkeit waren nun Gefühle, die sie spürten, sahen sie sich längere Zeit nicht mehr. Sie waren vorsichtiger geworden, obwohl genau diese Vorsicht mehr als oft gern über Bord geworfen werden wollte. Sie spürten Angst, wenn es zu flüchtigen Berührungen kam,... begannen zu zittern, hielt ein Blick länger stand als 3 Sekunden. Und dann die Gefahr, dass alles herauskommen könnte, alles was geschehen war und alle Gefühle, die bisher mehr oder weniger verborgen blieben. So vieles hatte sich geändert, was also sollte noch verändert werden? Gackt öffnete langsam seine Augen, blickte sofort in schwarzes Glitzern seines Gegenüber, der ihn mittlerweile selbstsicher ansah. „Ich will nicht mehr, dass du mir sagt, dass du mich liebst… das ist alles“, flüsterte Hyde und wandte seinen Blick vom Jüngeren ab. Irritiert starrte Gackt auf die Lippen, die soeben diesen Satz gesprochen hatten. Es war ganz klar und deutlich eine Bitte, jedoch schien es dem Jüngeren viel eher eine Warnung zu sein. Was würde er tun, sollte er dieser Bitte nicht nachkommen können oder auch wollen? Würde sich dann weitaus mehr verändern? Mehr als stumme Gefühle? Trotz Zweifel seiner selbst und auch an Hyde nickte der Größere, jedoch ohne Hyde dabei in die Augen zu sehen. „Wenn es das ist, was du willst...“ Hyde nickte stumm, während er erneut zu Boden blickte als würde er sich für sein Handeln schämen. Äußerlich mimte er den selbstsicheren und klar denkenden Mann, der keinerlei Gefühle für den Solosänger pflegte, innerlich jedoch zerriss es ihn, Gackt mit so schändlichen Bitten zu belasten. Es stach und kniff in seinem Herzen diese Schritte zu tun, diese Worte zu sprechen und nicht die Wahrheit zu sagen. Und je länger er dies so tat, desto aussichtsloser kam ihm immer mehr seine Situation vor, desto länger wurde der Tunnel, der ihn in die Dunkelheit riss,... und desto mehr Einsamkeit machte sich in seinen kalt gewordenen Inneren breit. Es tat ihm Leid, denn in Wirklichkeit gab es nichts, was ihn glücklicher machte als von Gackt geliebt zu werden. Keine Worte waren schöner als 'Ich liebe dich', wenn sie über Gackts Lippen schwebten. Keine Momente waren sorgloser als die, die er gedankenlos mit Gackt verbrachte. Kein Mensch bedeutete ihn mehr als dieser Mann, der ihn jedes Mal, wenn er in seine Augen blickte, zeigte wie groß seine Liebe war und wie sehr er sich wünschte Nähe zu spüren. Es war einfach so,... für ihn,..... jedoch vor Gackt spielte er einen anderen Menschen, mit anderen Absichten und Gefühlen. Es überraschte ihn immer mehr, wie gut er in der Lage war, diesen geliebten Menschen schamlos ins Gesicht zu lügen. Zu lügen und seinen eigenen Schmerz, den er dabei empfand, mit schauspielerischem Talent zu überspielen. „Ja ich will es so...“, murmelte Hyde und nickte, während er sich selbst am allermeisten dafür hasste. „Und ist das auch alles, worauf ich achten muss, damit ich dich treffen darf?“ fragte Gackt ironisch. Ironie war immerhin das einzige, was ihm dabei half nicht völlig auszurasten und den Drang zu unterdrücken, Hyde eines anderen und Besseren zu belehren. „...das wichtigste, ja...“, antwortete Hyde ruhig, obwohl ihm Gackts ironischer Ton in der Stimme keinesfalls entgangen war. Schweigend nahm Gackt den Spaziergang durch den Park wieder auf, Hyde folgte ihm ebenso stumm. Erst als sie einige Minuten später das Ausgangstor erreichten, hielt Gackt inne und seufzte. „Wie geht es denn Megumi? Wo war sie, als du sie vorgestern gesucht hast?“ brach er nachdenklich die Stille, die aufgekommen war. Hyde runzelte die Stirn. Er zweifelte daran, dass es ihn wirklich interessierte wie es Megumi ging. Wäre es ihm wichtig, hätte er dann nicht schon viel früher danach gefragt? Nein, stattdessen schwieg er lieber und fragte erst jetzt fast genervt danach, als wäre es ihm gerade in den Sinn gekommen, etwas Wichtiges vergessen zu haben. „Es geht ihr gut. Sie war schon zu Hause und ich hatte nicht mitbekommen, dass sie mir Bescheid gesagt hatte“, log Hyde, und steckte seine Hände in die Jackentasche. Skeptisch runzelte Gackt die Stirn. „Geht ihr öfters getrennt nach Hause?“ hakte er nach und bemerkte erst viel zu spät, dass diese Frage in Hydes Ohren wohl viel zu unverschämt rüberkam. „Aber immer doch,... das steht an der Tagesordnung Gackt“, antwortete der Ältere etwas barsch. „Sorry, das war eine dumme Frage“, entschuldigte sich der Größere und nickte. Versöhnlich schenkte er Hyde ein durchdringendes Lächeln. „Da vorne steht Megumi“, flüsterte Gackt und deutete mit einem Zwinkern hinter den Frontsänger. Überrascht blickte Hyde in Gackts Augen. Diese zwinkerten ein weiteres Mal, bevor sie wieder die schwarzen Pupillen sahen. „Bist du nicht mit ihr verabredet?“ fragte Gackt verwundert, als ihm Hydes geschockte Miene aufgefallen war. „D...doch...“, stotterte Hyde überrumpelt und blickte in Gackts gedeutete Richtung. Keine 20 Meter von ihnen entfernt stand sie hinter dem Ausgang an einer Bank, die Arme vor der Brust verschränkt, der Blick trübsinnig. Irritiert über ihr plötzliches Auftreten starrte Hyde direkt in die seltsam aufgewühlten Augen seiner Freundin, die ihn daraufhin sofort und ebenso plötzlich freundlich anlächelte. Was sollte das? Warum war sie hergekommen. Spionierte sie ihm nach oder hatte sie ein wirklich wichtiges Anliegen? „Also ich denke, da uns Megumi gerade beobachtet, sollten wir uns mit einer Umarmung verabschieden...“, murmelte Gackt und faste Hyde demonstrativ an die Schultern. „...Umarmung?“ stotterte Hyde weiter und blickte verwirrt in Gackts Augen. „So wie immer... oder willst du, dass sie etwas bemerkt?“ Hyde schüttelte ruppig mit dem Kopf und seufzte. Gackt zog seinen Blick tiefer, denn Hyde hatte seine Augen zu Boden gesenkt um dabei nicht ins Gesicht des Größeren sehen zu müssen. „Tut mir Leid, dass unser Treffen nicht besser abgelaufen ist“, entschuldigte sich Gackt, während er den Kleineren in seine Arme zog. Hyde schwieg. „Hast du morgen Zeit und gibst mir die Gelegenheit es wieder gutzumachen?“ „Ich weiß nicht...“, antwortete Hyde und wurde langsam nervöser, je länger diese innige Umarmung andauerte. Und das Megumi nur wenige Meter von ihnen stand und zuguckte, machte es nur noch schlimmer. Ein raffinierter Schachzug Gackts, ihn um eine Umarmung zu bitten, wenn sie von seiner Freundin beobachtet wurden, dachte Hyde und kniff geschlagen die Augen zusammen. „Wie wäre es mit einer Shoppingtour durch die Innenstadt?“ „Ich weiß nicht...“, beteuerte Hyde noch einmal. „Du hast gesagt, wenn ich dich in Ruhe lasse, dann können wir uns treffen“, erinnerte Gackt den Älteren, während er von diesen abließ. „Ja, aber…“, nachdenklich blickte Hyde zu Boden. Gackt schüttelte seufzend den Kopf und schob den Kleineren einige Zentimeter von sich. „Megumi wartet“, sprach er und lächelte versöhnlich in das verwirrte Gesicht seines Gegenübers. Zum Abschied klopfte er zweimal auf Hydes Schulter, bevor er sich umdrehte und zurück in den Park lief. Obwohl er eine undefinierbar starke Eifersucht spürte, war er eisern geblieben und hatte diese Verabschiedung durchgezogen. Man hatte es ihm nicht unbedingt angesehen, jedoch Megumis plötzliches und unerwartetes Auftauchen hatte auch ihn verwirrt und völlig unsicher gemacht. Warum hatte der Ältere ihm nicht gesagt, dass ihn Megumi abholen würde,... dass er mit ihr verabredet war? Irgendetwas stimmte nicht, das hatte er im Gefühl. Hatte es wirklich etwas mit Megumi selbst zu tun oder doch nur mit Hydes abwehrendem Verhalten ihm gegenüber,... und dann seine überrumpelte Miene, als er Megumi erblickte. Hatte er selbst auch nicht erwartet seine Freundin anzutreffen? * „Meg, was ist los? Was machst du hier?“ wollte Hyde wissen, als er schließlich zu ihr eilte. Diese schüttelte als Antwort den Kopf und lächelte. „Ich hab dich gesucht.“ Als Begrüßung drückte sie ihrem Verlobten einen zarten Kuss auf die Lippen. Skeptisch streichelte Hyde über die rot gewordene Wange seiner Freundin. „Ich hab dir doch ein Zettel geschrieben, dass ich mit Gackt im Zoo bin“, meinte er und blickte durchdringend in ihre Augen. „Und... habt ihr endlich alles geklärt?“ fragte sie, ohne darauf zu reagieren. „Geklärt?“ murmelte Hyde unsicher. Megumi lächelte wissend in das Gesicht ihres Geliebten. „Na euer Song,.... wann geht's denn nun los?“ wollte sie wissen und hakte ihren Arm bei Hyde ein. Hyde hatte ein seltsames Gefühl. Noch immer war ihm schleierhaft, weshalb Megumi hier war. Noch nie zuvor hatte sie ihn 'gesucht' oder seine Zettel auf dem Küchentisch ignoriert oder in Frage gestellt. War es eine Kontrolle? War es wegen dem Abend vor zwei Tagen,... misstraute sie ihm wirklich so sehr, dass sie ihm nun nachspionierte? „Bald“, antwortete er ohne ihr dabei ins Gesicht zu blicken. Megumi nickte, bevor sie sich in die Arme ihres Verlobten schmiegte und wohlig seufzte. „Ich liebe dich so sehr,.... ich hatte so Sehnsucht, dass ich dich unbedingt sehen musste.“ „Bist du nicht mehr sauer?“ fragte Hyde unsicher, während er ihr sanft über den Rücken strich. Megumi schüttelte den Kopf. „Ach, ich war angetrunken und hab das völlig falsch gesehen. Ich weiß, du würdest mich niemals betrügen.“ Schuldbewusst verkrampfte Hyde seine Hände zu Fäusten. Sein Gewissen schrie nach Aufklärung, sein Herz hasste sich dafür Megumi so sehr hinters Licht zu führen. 'Niemals würde er sie betrügen', wie falsch sie mit dieser Annahme doch lag. Würde er sich nicht selbst diese Grenze gesetzt haben, wäre er schon längst mit Gackt fremdgegangen, ohne schlechtes Gewissen oder einen Gedanken an die Folgen daran zu verlieren. Wie ironisch sich diese Worte doch anhörten,... wie schrecklich ekelhaft fühlte er sich, wenn er Megumi auch nur kurz in den Arm nahm, allein nur, weil er so ein dämlicher Lügner war. „Wo warst du eigentlich gestern?“ fragte Megumi, als sie sich von Hyde wegzog. „Bei Tetsu“, antwortete Hyde wie aus der Pistole geschossen. Skeptisch musterte Megumi das Gesicht des Sängers. „Den ganzen Tag, bis in die Nacht hinein?“ „Glaubst du jetzt doch, ich würde dich betrügen?“ entgegnete Hyde entrüstet, während er ihr einige Haarsträhnen aus dem Gesicht strich. Schweigend schüttelte sie den Kopf, bevor sie nach seiner Hand griff und diese zärtlich küsste. „Wollen wir ein Eis essen gehen?“ lenkte sie vom Thema ab und lächelte zuckersüß. Hyde nickte, auch wenn er es lieber gehabt hätte, sie würde ihm die Wahrheit sagen. Aber aus welchem Grund hatte man das Recht die Wahrheit aufgetischt zu bekommen, wenn man selbst in einer Tour log? Jedoch etwas war definitiv seltsam in ihrem Benehmen, das war dem Frontsänger nicht entgangen. Sie hatte eine kontrollierte Art in sich entdeckt,... die ihr schauspielerisches Talent geradezu förderte. Sie log, wenn sie ihm weismachen wollte, dass sie ihm vertraute. Das wusste er. Dazu kannte er sie einfach zu gut. Sie war immer noch eifersüchtig und dass er sie betrügen würde, das dachte sie mit Sicherheit auch noch. Von wegen, sie war angetrunken. Als sie die Kette gefunden hatte, war sie mit Sicherheit nicht betrunken gewesen. Wann war sie das überhaupt jemals in ihrem Leben gewesen? Hatte sie auf der Party eigentlich wirklich etwas getrunken, außer ihrem Glas Sekt? Hatte sie in dieser Sache schon gelogen? Und wieso wollte sie ihm weismachen, dass sie ihn gesucht hatte, ohne den Zettel gesehen zu haben? Wie konnte sie überhaupt wissen, dass er im Zoo war, wenn seine Nachricht nicht gelesen wurde? Waren dies alles Indizien dafür, dass da rein gar nichts mehr in Ordnung war? Es bröckelte,... es riss,... ohne dass er es zu Anfang bemerkt hatte. Und so langsam befürchtete er wirklich, dass es wieder anfing,... er bekam Angst... „Lass uns Eis essen gehen...“, murmelte Hyde abwesend, während er sein ganzes Leben vor seinen Augen zusammenbrechen sah. *~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Fragt bloß nicht wieso, aber das war nen verdammt schwieriges Kapitel. Deshalb hat's auch wieder so lang gedauert. Da fühlt man sich richtig mies, wenn man vorher gesagt hat, dass das nächste Kapitel früher kommt, es aber dann doch wieder so lange dauert. Aber na ja, das war jetzt aber das Schwierigste.... jetzt wird's bestimmt wieder leichter und außerdem sind jetzt Ferien, also viel mehr Zeit zum schreiben.^^ In dem Sinne wünschen wir euch allen schöne Ostern und freie Tage.. *knuff* Danke fürs lesen. Eure Tenshis Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)