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Götterträne

Die Zeit der Dämonen und Magie
von

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Prolog

Also wollt ihr sie hören. Die Geschichte der Dämonen. Die Geschichte der Magie. Die Geschichte eines schrecklichen Schicksals, das einem Wesen zustieß, das eigentlich über das Schicksal entscheidet. Die Geschichte einer polytheistischen Welt, in der die Götter mit den Menschen spielten. Die Geschichte von „Götterträne“. Diese Erzählung umspannt mehr Zeit als der menschliche Geist zu fassen in der Lage ist. Und sie muss Unterteilt werden. In „Die Zeit der Dämonen und der Magie“, in „Die Zeit der Kriege“ und in „Die Zeit der Letzten“.

In diesem Buch, geschätzter Leser, seid ihr eingeladen, euch in „Die Zeit der Dämonen und der Magie“ versetzen zu lassen. Doch seid gewarnt. Ihr werdet eintauchen in eine Chronik der Phantasie. Wir sprechen von einer Zeit, in der jedes Märchen noch wahr und neu und nur eine von vielen Mähren war. Eine Zeit, in der Wolken noch Paläste trugen, in der „ewig“ nur ein Wimpernschlag lang und die menschliche Existenz eine unerhörte Neuheit war.

Überliefert wurden die Ereignisse, von denen in diesem Buch berichtet wird, von nur wenigen Pergamenten- unendlich alt, in einer Schrift, die Niemand mehr kennt, verfasst in einer Sprache, die Niemand mehr spricht. Oft muss die Gewissheit hier der Spekulation Vorrang geben. Und ihr müsst euch bewusst sein, dass ihr hier ein Werk in Händen haltet, dass von Dingen handelt, die selbst in ferner Vergangenheit schon Legenden waren.

Viel kann euch dieser bescheidene Schmöker nicht über das Geschehen dieser Zeit erzählen, nur die Geschichte eines einzigen Mannes. Doch hat er erlebt, festgehalten und bewahrt, was für das Verständnis der „Götterträne“ wichtig ist.

Sein Name kann von euch weder richtig ausgesprochen, noch in dieser Schrift ausgedrückt werden. Nennen wir ihn daher Zaphod

Das Tagebuch der Legende

Zwar wurde gesagt, dass Überlieferungen existieren. Doch natürlich sind solch alte Dokumente nie lückenlos. Es sind tatsächlich nur sehr wenig Schriften erhalten geblieben, doch scheint ihr Autor schon zu Lebzeiten sehr viel wert auf sie gelegt zu haben, denn sie erzählen wunderbarerweise die wichtigsten Stationen unserer Geschichte.

Unter all diesen Dokumenten aber fallen auch seltene, früh datierte Tagebucheinträge auf. Und da die Geschichte, über die ihr, werter Leser, etwas zu erfahren wünscht, eng mit dem Schicksal dieses Mannes verwoben ist, soll auch unsere Reise in der Zeit der Legenden mit dem frühesten Tagebucheintrag beginnen. So lest denn nun die ersten, verschlungenen Zeilen eines Tagebuchs, dass geradewegs aus einer Legende zu euch spricht:
 

Monat der Blüte, zwanzigstes Jahr, Erster Tag.

Ich beginne heute dieses Buch mit meinen Erfahrungen zu füllen, nun, da ich mich zu meiner Reise; nein... Meinem Feldzug entschlossen habe. Vielleicht berichtet es schon bald von heroischen Taten und epischen Schlachten. Doch zunächst soll eine Erzählung der Vergangenen Ereignisse den Anfang machen. Jener Ereignisse, die mich veranlassten, diesen Kreuzzug zu beginnen. So beginnt nun dieses Buch über meine Siege mit dem Verlust meines Vaters.

Ich wuchs in einem kleinen Dorf im Königreich Inkanta auf. Wir waren eine kleine Gemeinde von vielleicht fünfzig Seelen. Ich war der einzige Sohn einer der Bauernfamilien und musste schon früh helfen, Regenfälle über dem kargen Land zu beschwören, um fruchtbaren Acker zu erschaffen. Es war ein gutes, wenn auch einfaches Leben.

Doch auch unser Dorf wurde von den Dämonen nicht verschont, immer wieder mussten wir zu den Schwertern unseres Waffenschmiedes greifen. Die geschickteren von uns, und ich bin stolz mich dazu zu zählen, waren sogar in der Lage, einige Dämonen allein durch Anwendung von Magie aufzuhalten.

So gefroren einige meiner Gegner zur Not einfach zu einer bizarren Statue oder wurden von einem gewaltigen, aus dem Nichts kommenden Windstoß gegen einen dicken Baum geschleudert.

Doch obwohl wir diesen gottlosen Wesen so überlegen waren, griffen sie uns doch wieder und wieder an. Und obschon wir sie immer wieder vernichtend schlugen, mussten doch auch wir Verluste hinnehmen. Immer wieder erschütterte der Tod eines Kameraden unsere kleine Gemeinde.

Und doch, dass mein Vater durch die Klinge, den Fangzahn oder die Hand eines Dämonen den Tod finden sollte – oh! Ihr Götter! – hätte ich nie erwartet.

Er war nicht der beste Kämpfer des Dorfes, doch wusste sich mein alter Herr doch stets seiner Haut zu wehren und er war noch aus jedem Duell mit einem dieser Biester als Sieger hervor gegangen. Und selbst ein kräftigerer Mann wäre der Heimtücke der Dämonen zum Opfer gefallen, die sie zu Beginn jener verhängnisvollen Schlacht anwendeten:

Wie aus dem nichts tauchten sie auf unseren Feldern auf und Umringten jene, die sich ihnen allein gegenüber sahen. Ich sah mit von Tränen der Wut und Trauer über meine Machtlosigkeit meinem Vater in die Augen, bevor ich mich umwendete, um Alarm zu schlagen, denn auch ich war allein und hatte ein ähnliches Schicksal wie mein Vater zu fürchten. Und während ich noch mit meinem Gewissen rang, tönten meines Vaters letzte Worte über den Acker: „Flieh, du Narr!“

Als wir alle uns bis zur Position der ersten Opfer vorgekämpft hatten, sahen wir ein schreckliches Schauspiel, das mit Worten niemals zu beschreiben ist. Die Dämonen quälten ihre Opfer, ließen sie Schmerzen ertragen, die ich nicht einmal diesen Teufelswesen selbst wünschen würde. Und dann, als sich selbst mein tapferer Vater vor Schmerz heiser geschrieen hatte, gaben sie ihren Opfer ihr verfluchtes Blut zu trinken. Leblos sackte jeder einzelne nach dem ersten Tropfen in den Armen der Dämonen zusammen.

Doch bevor wir sie erreichen und auch nur einen Leichnam zurückerobern konnten, flohen sie über die weiten Ebenen. An diesem Tag beklagten wir beinahe zwanzig Opfer und ich merkte, dass es mit meinem friedlichen Leben nun vorbei war. Ich werde Dämonen jagen gehen und so viele von ihnen für die Leiden meines Vaters büßen lassen. Und wenn ich erst in der Armee des Königs bin, werde ich dazu genug Gelegenheit haben.
 

Monat der Winde, einundzwanzigstes Jahr, achtzehnter Tag.

Habe die Ausbildung hinter mich gebracht. Mein Schwert dürstet seit über einem Jahr nach Dämonenblut. Endlich kann ich den Durst stillen.

Ich bin zum Anführer einer Patrouille ernannt worden, deren Route im weiten Umkreis der Stadt verläuft. Morgen brechen wir auf. Zehn Tage später werden wir dann das Ziel erreichen: Duradil, der große Außenposten, die Wachfeste Ronderlors. Ronderlor... die Hauptstadt unseres Reiches... etwas so großes zu beschützen und noch dazu meinen Vater zu rächen erfüllt mich mit Stolz.
 

Monat der fallenden Blätter, zweiundzwanzigstes Jahr, fünfter Tag.

Er Kam in der Nacht. Er streifte durch die Nacht, seine lange, braune Robe verdeckte alles bis auf das Gesicht. Es lag zwar auch im Schatten seiner Kapuze, doch im Licht des Feuers konnten wir seine tiefen Falten und das ergraute Haar erkennen- eindeutig war dies ein sehr alter Mensch. Er sagte, die Sterne hätten ihn geführt. Aus Höflichkeit und Respekt vor seinem Alter ließ ich ihn an unser Feuer treten.

Er setzte sich dankend zu uns, ich bat ihm eine Keule des Huhns an, das ich mir über dem Feuer gebraten hatte. Wir aßen still, während sich meine Männer schlafen legten, ich würde die erste Wache übernehmen. Der Alte schien nicht müde zu sein und bald waren wir die einzigen, die noch aufrecht saßen.

Er hatte mir direkt gegenüber platz genommen und ich starrte in seine Augen, die den Schein des Feuers reflektierten. „Was tut ihr hier eigentlich?“, sprach ich endlich die Frage aus, die ich mir schon seit unserem Treffen gestellt hatte.

Er lächelte: „Ich sagte doch schon, die Sterne haben mich geführt.“, sagte er mit seiner dunklen, etwas rauen Stimme. „Gut und schön“, erwiderte ich, „doch warum reist ihr allein? Habt ihr keine Angst vor Dämonen?“ „Ich fürchte diese Wesen schon lange nicht mehr.“, antwortete der alte Mann. „Und wieso das?“, ich habe zwar selbst auch keine Angst vor den Dämonen, doch kann nicht jeder glücklich durch ihre Hand sterben, solange er nur zuvor so viele wie nur möglich gerichtet hat. „Nun, ich bin ein Magier.“, antwortete der Alte.

„Ein was?“, ‚Magier’ klang etwas nach hochgestochener Alltäglichkeit. „Ich beherrsche die Magie“ Er spazierte durch eine Gegend, die vor Dämonen nur so wimmelt und nur weil er Magie beherrscht hatte er keine Angst?! War er dem Wahnsinn verfallen? „Nun, jeder beherrscht die Magie.“, erinnerte ich ihn. Der Alte begann zu lachen und schüttelte den Kopf: „Ich spreche doch nicht davon, ein Feuer ohne Zunder zu entfachen oder ein vertrocknetes Feld zu bewässern.“ Er lächelte mich vergnügt an.

Na toll, nur weil er ein oder zwei Dämonen in brand setzen konnte, dachte er, er sei ein großer Held? Ich musste ihm einfach eine Lektion erteilen. „Meint ihr etwas, das mehr in diese Richtung zielt?“ Ich hob einen abgenagten Knochen hoch, sammelte meine Kräfte, fixierte das Feuer zwischen mir und dem Alten und konzentrierte mich auf den Knochen. Erst langsam, dann immer heftiger begann er zu brennen, bis er in einer Stichflamme zu Asche verbrannte.

Schwer atmend sah ich den Alten triumphierend an, doch der lachte nun schallend los. „Ihr habt Talent, mein Sohn! Doch versteht ihr nicht, was Magie wirklich zu tun vermag! Seht her! DAS ist ein leichtes für echte Magier!“, er zeigte auf das Feuer und murmelte „RenFrieGe!“ Das Feuer wurde Himmelblau und erstarrte. Es erstarrte ganz einfach. Jede Bewegung, jede wärme, jedes Licht, jede Natur war aus ihm gewichen. Ich sah sprachlos vom Feuer auf den Alten der mich mit einer Mischung aus Neugier und Belustigung musterte. „Lass mal sehen, ob du das auch wieder zum Brennen kriegst. Schaffst du es, werde ich dich als Magieschüler aufnehmen. Ist das ein Anreiz?“

Das fragte er noch?! Mit solcher Macht wäre ich in der Lage, eine ganze Armee Dämonen mit einem einzigen Fingerschnippen zu erlegen! Was tat ein Mann mit solchen Fähigkeiten in dieser Einöde? Er gehörte aufs Schlachtfeld! Ich konzentrierte mich auf das Feuer, dachte an seine Wärme, seine Hitze. Erinnerte mich an jedes einzelne Feuer, das ich jemals gesehen hatte, stellte mir erst vor, wie es wieder seine Gelbliche Färbung annahm, wie seine Flammen langsam wieder zu züngeln begannen und zwang dem Feuer dann dieses Bild auf.

Und ich schaffte es tatsächlich- dachte ich zumindest, doch ich schaffte es nur, diese kalte Flamme ein wenig zu bewegen, ihre Form ein wenig zu verändern. Dann hauchte der Alte mir etwas zu: „Sagt noch ‚DenZündEnt’ !“ Kaum hatte das Wort meine Lippen verlassen, schoss die Flamme in die Höhe kurz wurde die Lichtung taghell erleuchtet. Einige Männer bewegten sich unruhig, doch sie hatten gelernt, solange zu schlafen, bis man sie nicht weckte.

„Bemerkenswert“, sagte der Magier, während mich meine Erschöpfung zu Boden zog. Ich brauchte einige Sekunden, bevor ich wieder sprechen konnte: „Meintet ihr es ernst? Werdet ihr mich in der Beherrschung solch mächtiger Magie unterweisen?“

Er nickte langsam. „Doch zuvor muss ich euch noch etwas von dieser Welt erzählen. Denn bevor ich euch in die Lehre nehmen kann, muss ich etwas verlangen, dass ihr ohne Vorherige Erklärung nicht verstehen und nicht akzeptieren könnt.“, sagte er eindringlich. Er griff zu einer Tasche, die unter seiner Robe steckte, und beförderte eine Feldflasche zum Vorschein, aus der er sich einen langen Zug gönnte. Er legte seinen Kopf in den Nacken und betrachtete den gestirnten Himmel.

„Was weißt du über die Götter?“, fragte er mich. Eine solche Frage gestellt zu bekommen überraschte mich; jeder Mensch gäbe wohl die gleiche Antwort: „Nun, die Götter sind mächtig, unsterblich, weise- sie sind einfach vollkommen.“ Der Kopf des Alten ruckte nach unten, damit er mir direkt in die Augen sehen konnte. „Glaubst du oder Weißt du das?“, fuhr er mich an. „Du glaubst es nur, gib es zu! Du weißt nicht einmal, ob sie wirklich existieren! Doch eines sage ich dir! Du selbst wirst, sobald du auf dem Weg der Magie wandelst, eines erkennen: zwar existieren die unsterblichen und mächtigen Götter, doch sind nur die allerwenigsten weise.“, ich wollte gerade ‚Blasphemie’, rufen, da schnitt er mir mit einer Handbewegung schon das Wort ab. „Und kein einziger von ihnen ist unfehlbar, mein Sohn.“

„Solch etwas zu sagen ist Gotteslästerung!“, sagte ich entrüstet. Dass ein Gott unfehlbar sei, war so ziemlich das erste, was ich gelernt hatte. Der alte schüttelte nur energisch den Kopf: „Mit Wahrheiten kann man niemandem lästern.“, sagte er nur.

„Und die Geschichte der Welt beweist ihre Fehlbarkeit. Seht ihr, alle Lebewesen dieser Welt wurden vom Willen der Götter erschaffen. Und so auch ein besonderes Volk. Die Götter erschufen eine Rasse perfekter Lebewesen: Stark, intelligent, unabhängig und –als besonderes Geschenk- wurde ihnen ein Teil der Göttlichen Macht ins Blut gegeben. Die Magie.“

ich wollte gerade meine Meinung über die Göttlichkeit der Magie kundtun, doch der Magier redete schon weiter: „Zuerst verlief alles wie geplant. Das Volk gedieh prächtig, lebte in einklang mit der Welt, kultivierte den Boden und seinen Geist. Riesige Städte wurden errichtet und immer mehr widmete sich das Volk den Künsten, immer fühlend, dass die Künste nicht das liefern konnten, weswegen sie immer mehr verfeinert wurden.“, der Magier nahm einen weiteren Schluck aus der Feldflasche, „Und dann begriffen die Mitglieder dieses Volkes: Kunst und Kultur hätten einer anderen, fehlerhaften Rasse Perfektion versprochen. Doch was sollte dies einer bereits Perfekten Rasse nützen? So ließen sie die Kultur fallen und widmeten sich einzig und allein ihrem Vergnügen.

Doch die Überreste der Kultur waren dem Volk bei seinen Vergnügungen im Weg. Und so richteten sie sich gegen die Dinge, die sie einst geschaffen hatten. Merke dir, wer die Kultur aufgibt, provoziert eine Veränderung der Gesellschaft. Doch wer Kultur auslöschen will, der provoziert Konflikte. Die einst feinfühligen Wesen gebaren immer mehr charakterliche Fehler aus ihrer Perfektion. Sie stumpften ab, wurden dadurch aggressiver und fanden sich schließlich in einer Anarchistischen Gesellschaft wieder. Schnell zerfiel aller Glanz und alle Schönheit, die sie je geschaffen hatten. Und Als sie ihre Kultur restlos vernichtet hatten, war nicht nur ihr ehemaliger Ruhm vergessen, sondern auch ihr wahrer Name. Denn selbst die Götter hatten diesem Volk schon längst einen neuen Namen gegeben: „Dämonen“ wurden seine Mitglieder nun genannt. Das bedeutet „Die Verkommenen“ in unserer Sprache.“, er hielt inne und ließ das alles auf mich wirken. Ich konnte nicht Glauben, was ich Gehört hatte und musste mich erst einmal Sammeln. Ich wusste, er wollte keine Frage hören, er wollte die Geschichte zuende bringen. Und ich fühlte, dass er gedachte, mir etwas noch unglaublicheres zu sagen hatte.

Er fuhr fort: „dann begangen die Dämonen ihren bis dahin größten Fehler: Da sie nun nichts mehr zu vernichten hatten, Vernichtung aber ihr liebster Zeitvertreib geworden war, begannen sie, das Werk der Götter, diese Welt, zu verwüsten.

Hatten die Götter ihren Fehlschlag bisher Ignorieren können, so mussten sie nun handeln. Doch Götter ziehen nicht selbst in den Krieg. Sie hatten sich geschworen, niemals direkt in den Lauf der Welt einzugreifen und doch mussten sie handeln. Und so schufen sie Lebewesen, die weder so stark noch so zäh waren wie die Dämonen. Doch sie liehen ihnen die selbe magische Macht, verbunden mit der ‚Schwäche’ sich auf andere verlassen zu müssen, um zu überleben.

Wir Menschen sind die Waffe der Götter gegen die Dämonen. Wir Menschen wurden auserwählt, gegen eine perfekte Rasse zu kämpfen. Doch wir waren- und sind immer noch- zu wenige, um allein den Angriffen der Degeneriertesten Dämonen zu widerstehen.

Sie Sind schwach, aber zahlreich. Und so haben uns die Götter mit einer wenige Generationen währenden Magischen Verstärkung versehen, damit wir das Gros der unwürdigsten der Unwürdigen schon während unseres Aufstieges vernichten können. Der Göttliche Auftrag der Menschen ist es, Dämonen zu jagen, und unsere einzige Chance besteht in Zusammenarbeit und starker Magie“, der Magier genehmigte sich einen weiteren Schluck und verstummte, während in mir die Fragen zu brodeln begannen.

Nach einer weile hatte ich meine Gedanken soweit geordnet, dass ich die wichtigsten Fragen stellen konnte: „Ihr sagtet, dass wir Menschen nur für bestimmte Zeit über Magie verfügen, doch wie sollen wir danach gegen die Dämonen antreten, wo doch selbst ihr zugegeben habt, dass wir dazu die Magie benötigen.“

Der Alte antwortete fast augenblicklich, als hätte er diese Frage erahnt. Vielleicht hatte er das sogar: „Nein nein, die Menschen sind von Natur aus zu starker Magie fähig. Doch braucht es von Generation zu Generation mehr Anstrengung und Konzentration, sie zu beschwören. Das Talent zur Magie geht uns verloren, nicht die Magie selbst.“

„Nun gut, das will ich einsehen... Aber, Herr, etwas anderes: Ihr sagtet, wir würden bisher nur gegen den Abschaum der Dämonenwelt kämpfen, soll das heißen, dass die eigentlichen Dämonen um einiges Mächtiger sind?“ „Ja.“, antwortete der Alte. „Ich schätze, dass wir gegen die mächtigsten Dämonen wohl ganze Armeen aufbieten müssen. Eine wahrhaftige Dämonenarmee wäre unbesiegbar. Doch haben sie das Talent zur Harmonie schon längst verloren. Schon wenn zwei Dämonen auf der selben Seite kämpfen, können sie nur noch die hälfte ihrer wahren Zerstörungskraft entfesseln- mit der Anderen müssen sie nämlich ihren Nebenmann davon abhalten, den Partner zu ermorden. Die dümmsten Dämonen aber kämpfen immer noch in Rudeln, und sie Sterben selbst durch die Hand einfacher Bauern. Auch wenn sich das in letzter zeit langsam ändert.“ Wie war das? Bauern die sich nicht länger gegen die Dämonen wehren konnten? Zum ersten mal seit über einem Jahr dachte ich wieder an meine Heimat.

„Nun, das ist nicht weiter überraschend. Die niederen Dämonen sind schon fast ausgerottet. Was jetzt geschieht, dürfte das Ergebnis eines Plans sein, der von einem der höheren Dämonen ersonnen wurde. Und er scheint zu funktionieren. Immer mehr Dörfer haben Probleme mit einer neuen Art Dämon... Die Zahl unserer Magier muss steigen und ich bin einer derjenigen, die Ausgesandt wurden, um besondere Talente zu suchen und nach Ranleda, zum Magierturm zu bringen.“, jetzt sah mich der Magier fest an. „Die Götter haben mir durch die Sterne mitgeteilt, dass ich hier ein besonderes Talent finden würde- und sie haben nicht gelogen. Selbst ohne Ausbildung sind deine magischen Kräfte bemerkenswert... wenn auch nicht so bemerkenswert wie meine es seinerzeit waren.“, fügte er mit einem Augenzwinkern hinzu.

„Nun kommen wir zu der Entscheidung, die du treffen musst. Das Studium der Magie verlangt, dass der Studierende sich auf das Beschützen der Menschen und das Bezwingen der Dämonen konzentrieren muss. Als Mitglied einer Armee kämpfst du aber nicht unbedingt nur gegen Dämonen. Es könnte der Tag kommen, an dem du deine Magie gegen deinesgleichen einsetzen sollst. Um dies zu verhindern, darf kein Schüler auf irgend mögliche Weise an ein Königreich gebunden sein. Daher musst du die Armee deines Königs hier und jetzt verlassen, wenn du mein Schüler werden willst.“ Mein herz versetzte mir bei seinen Letzten Worten einen Stich- ich hatte in dieser Armee viel gutes erlebt und konnte den Durst nach Rache immer wieder stillen. Einfach war es auch nicht, meine Männer zu verlassen.

Doch ein Leben, dass es mir möglich machte, Dämonen schneller, besser und quälender zur strecke zu bringen, war einfach zu verlockend. Und die Aussicht, Rache an ebenbürtigen Gegnern zu üben, war sogar noch verlockender.

Morgen früh ernenne ich Negraul zum Anführer und verlasse die Armee. Ich lege mich nun schlafen, mein Meister will beim Tagesanbruch aufbrechen.
 

Monat des ersten Schnees, Zweiundzwanzigstes Jahr, neunter Tag

Wir haben Negraul erreicht. Nie habe ich ein seltsameres Gebäude gesehen: Einige Erker schweben frei in der Luft, Treppen sind nur selten zu finden. Die Feuer schweben in der Luft, Fackeln braucht hier niemand. Die Ebenen um den Turm sind weit und karg. Wer diesen Turm angreifen will, kann nicht auf den Überraschungsmoment hoffen.

Überall in diesem Gebäude liegt der Geruch alten Pergaments in der Luft. Meister Arthas gab mir zwei Tage, um mich von der Reise zu erholen, bevor meine Ausbildung beginnt.
 

Die nächsten Einträge datieren sich erst sehr viel später, oh geschätzter Leser. Um dem Sinn der Zeitlinie treu zu bleiben, sollten wir uns an das nächste Dokument wenden und nun, da wir die Tagebucheinträge verlassen haben, finden wir einen Stoß Blätter vor, der einst etliche Jahre später von Zaphod verfasst wurde. Lasst uns dieses Dokument lesen, um eine Vorstellung alter Magieausbildung zu bekommen, die glücklicherweise nichts zu tun hat mit einer Verteilung der Studenten in vier Häuser und einer sieben Jahre währenden Anwesenheitspflicht, wie es moderne Schulgründe bevorzugen:
 

-Lehrjahre eines sentimentalen Magiers-
 

Dies, oh meine Freunde sind meine Erinnerungen an meine schönste Zeit auf Erden. An eine Zeit, da ich mit verschiedenen Meistern durch die Lande streifen durfte, um mehr über die Magie, die Menschen und die Dämonen zu lernen (und natürlich jeden Dämonen nach den Studien zu vernichten).

Ich bin weder zu einer detaillierten, oder gar lückenlosen Beschreibung nicht mehr fähig, denn wie ein gutes Bier muss der Geist zwar erst reifen, bevor er bereit für sein eigentliches Schicksal ist, doch reift er gar zu lange, so wird er schal und verdirbt sich seine Vorzüge.

Daher kann ich euch, oh geneigter Leser, lediglich von den seltsamsten, einprägsameren Erlebnissen meiner Reisen. Und Sonderbares, bei den Göttern, gab es wirklich allerhand.
 

- Engel-
 

Meister Arthas und ich waren kein Jahr unterwegs gewesen; das weite, fruchtbare Land Leruhys erstreckte sich vor uns. Weite Felder, blühender und prachtvoller, als ich sie je in meiner ganzen Zeit als inkantanischer Bauer gesehen hatte, säumten unseren Weg. Die schwere, heiße Landluft schwirrte vor Insekten, die schwärmend Unterschlupf und Nahrung in den weiten Monokulturen suchten. Das Land war scheinbar weniger vom Krieg mit den Dämonen zerrüttet, als Inkanta:

Die Dörfer sahen alt und friedlich aus, einigen fehlte gar die Waffenschmiede. Auch die Dörfler schienen Dämonen nicht zu fürchten, denn selbst zwei verhüllte Fremde wie wir es waren, wurden sofort freundlich begrüßt.

So merkwürdig ihre Furchtlosigkeit auch war, wirklich erstaunt war ich über ihre Gottesfürchtigkeit- und ich verwende hier bewusst den Singular: denn jeder Tempel war einem einzigen Gott gewidmet und mit einem Kreuz, dessen einer Balken den anderen etwas über der Mitte in der Lotrechten kreuzte, verziert.

Meister Arthas versuchte, mir dies begreiflich zu machen: „Diese Menschen , mein Sohn“, sagte er, ein wenig gequält klingend, „glauben an einen Gott, der allein die Welt beherrscht. Um es begreiflich auszudrücken, sagen sie manchmal, dass all unsere Götter aus diesem einen unsichtbaren entstanden sind und dass sein Wille allein uns alle lenkt.“ Mein Meister schüttelte mit bitterer Mine den Kopf. „Da ist selbst eine Jagd auf Magier wahrscheinlicher, als das Überleben dieses Monotheismus!“, lachte ich und wir zogen guter Dinge weiter.

Der erste Dämon dem wir begegneten, sah fast menschlich aus, abgesehen von den gefiederten Flügeln, die aus seinem Rücken wuchsen. Es war tiefe Nacht und wir hatten uns schon an einem Fluss zur Nachtruhe begeben, da drangen die Geräusche eines Kampfes an unser Ohr. Der Dämon rang mit einem Menschen, den er scheinbar im Schlaf überrascht hatte. Doch bevor wir auch nur in seine Nähe kamen, hatte der Mensch ihn schon niedergerungen. Zwar stand der Dämon sofort wieder auf, doch schien er dem Menschen nur etwas zu sagen, um sich danach in die Lüfte zu erheben.

Verwirrt sah ich dem mächtigen Flügelpaar nach, dessen weiße Federn noch weit entfernt das Mondlicht reflektierten. Hatte gerade ein Dämon eine Niederlage gegenüber einem Menschen eingestanden? Ich hatte Exemplare erlebt, die bis zum Tod von ihrer Überlegenheit sprachen; doch ein Dämon, der freiwillig und ohne zu zögern seine Schwäche einsieht? Das war schon fast eine unerhörte Neuigkeit!

„Was für ein Dämon war das denn?!“, fragte ich meinen Meister in einem atemlosen Flüstern. „Das,“, hauchte Meister Arthas, „Das, Zaphod, war ein Engel.“ „Engel?“ „Ja, das sind die ältesten Dämonen auf Erden, jene, die als erste von den Göttern geschaffen wurden. Sie erlebten mit, wie ihre Brüder zum Leben erwachten, Kultur aufbauten und wieder zerstörten. Nur die Engel wollten an dieser Zerstörung eines Glanzes, den sie selbst erschaffen hatten, nicht teilhaben. Sie blieben makellos, während ihre Brüder in die Abgründe der Fehlbarkeit fielen. Die Engel, in der Sprache der Götter heißt das ‚die Ersten’, dienen den Göttern- aber dass ich tatsächlich einen zu Gesicht bekommen würde... “, er seufzte erfreut.

„Dies sind die einzigen Dämonen,“, sagte er, „die wir Leben lassen können und dürfen. Nicht, dass wir sie töten könnten.“ „Was sagt ihr?“, fragte ich überrascht. Hatte ich richtig gehört? Diese Engel sollten mächtiger sein, als wir Magier? Der Meister nickte nur und sah in die Richtung, in der der Engel im Horizont entschwunden war. „Die Magische Kraft dieser Wesen ist unermesslich. Und da sie sich gegenseitig noch Vertrauen schenken, sind ihre Armeen stärker als jede Naturgewalt.“, raunte er in die Nacht.

Wir ließen den Mann, der den Engel niedergerungen hatte, seine Nachtruhe. „Präge dir das Wesen, dass du gesehen hast gut ein, Zaphod.“, flüsterte Meister Arthas, „Diese Wesen sind mächtig. Und sie zu sehen, ist ein besonderes Privileg eines jeden Dieners der Götter.“

Nachdem ich von den Engeln erfahren hatte, konnte ich mir einen Reim darauf machen, warum dieses Land so friedlich war. Ich hatte so das Gefühl, dass es von einem Engel beschützt wurde. Aus diesem Grund war hier aber auch nicht viel Forschungsmaterial zu finden. Zwar wäre die Untersuchung eines Engels eine unglaubliche Erfahrung. Doch war nicht zu erwarten, dass einer von ihnen freiwillig die Untersuchung erdulden würde, zumal diese eine Autopsie mit einschloss.
 

- Jaina -
 

Wir zogen noch Wochen durch die schönen, aber recht faden Felder, Städte und Wälder Leruhys. Und endlich, nachdem wir schon lange der schrecklich penetranten Freundlichkeit und der bedrohlich dauerhaften Friedlichkeit überdrüssig waren, überquerten wir die Grenze nach Enmaniger und entfernten uns ins Landesinnere. Mit jeder Meile, die wir uns von Leruhy entfernten, wurden die Menschen vorsichtiger und sahen uns Fremde immer furchtsamer an. Hier war es zwar noch immer recht friedlich, doch zumindest liefen uns immer wieder mindere Dämonen über den Weg, wir waren wieder in einem Gefilde, dass unserem Vorhaben besser zusagte.

Als wir ein kleines Städtchen durchschritten, deutete Meister Arthas immer wieder auf den Boden vor den Türen, auf den immer wieder ein seltsames Zeichen gezogen worden war.

Dann, bei einer weiteren Tür mit dem Zeichen blieb er stehen. „Hier, sieh nur! Sieh!“, sagte er erregt. Ich beugte mich über das Zeichen und betrachtete es genau. Es war sehr viel feiner gezogen als die anderen. Es strahlte eine Gewisse Harmonie aus: Ein Fünfeckiger Stern, der in einer Bewegung gezogen zu sein schien, bestehend aus fünf genau gleich langen Strichen, in einen Kreis gesetzt. „Ein perfektes Pentagramm!“, rief mein Meister entzückt. Er fuhr begeistert mit dem Finger in der Luft den Stern nach.

„Was ist das, Meister?“ „Das ist eine Rune, ein Buchstabe aus dem Alphabet der Götter.“, erklärte er aufgeregt. „Ihnen liegt eine besonders alte und mächtige Magie zugrunde. Ich habe mich in dieser Kunst versucht, doch scheint man mehr tun zu müssen, als einfach nur die Rune zu zeichnen- ich konnte Runenmagie nie beherrschen... Aber... lass mich sehen...“, er zog aus seiner Robe einen kleinen Kobold, gesperrt in ein Glasgefäß.

Der dumme kleine Dämon hatte versucht, uns vergangene Nacht anzugreifen. Wir untersuchten an ihm gerade die Auswirkungen von Luftmangel, doch er tummelte sich noch recht munter. Der Meister bewegte das Gefäß langsam an das Pentagramm heran, es geschah nichts. Langsam zog er es über den Stern. Da geschah es: Sobald der Dämon sich auch nur mit dem großen Zeh über einer der Linien befand, zuckte er, scheinbar, vor Schmerz zurück. Der meister war unerbittlich und hielt das Gefäß direkt über den Stern. Der Dämon schrie laut los, selbst durch das Dämpfende Glas konnte man das Rufen seiner Todesqualen hören. Nur einen Augenblick später geschah es: Der Dämon hörte auf zu schreien, eine Träne rann aus seinen Augen. Sie verdampfte, noch bevor sie den Boden des Glases berührt hatte: Der Dämon hatte begonnen zu qualmen, spuckte plötzlich Feuer und verging beinahe augenblicklich in einer Stichflamme, die das ganze Glas erfüllte.

„Erstaunlich... Wie du siehst, ist Runenmagie eine unglaublich mächtige Angelegenheit. Pentagramme halten Dämonen, wie du gesehen hast, vom Eintritt in Gebäude Ab. Auf freiem Feld ist man Sicher vor Dämonen, wenn man sich im Fünfeck innerhalb des Sterns befindet.“, sagte er fröhlich. „Selbst ihr habt diese Kunst nicht gemeistert?“, fragte ich und hoffte, er nehme mir diese Frage nicht Übel.

„Nein, das habe ich nie beherrscht“, sagte er, während er sich ächzend erhob. „Aber ich habe vor, es hier zu lernen“, lachte er und klopfte überschwänglich an die Tür.

Eine Frauenstimme antwortete: „Kommt nur herein, wenn ihr könnt!“ Wir öffneten die Tür und traten über die Schwelle. Ich folgte Meister Arthas auf dem Fuße und als er auf der Schwelle stehen blieb, um seine Kapuze vom Kopf zu ziehen, trat ich kürzer als geplant und damit versehentlich auf das Pentagramm. Erschreckt hob ich den Fuß sofort wieder, um den Schaden zu begutachten, doch die Rune sah so perfekt aus wie zuvor, sie schien in den Boden gebrannt zu sein.

Meister Arthas trat zur Seite, um auch mir den Zutritt zu ermöglichen und sah sich interessiert in der Stube um. Das Haus hatte nur ein Stockwerk und während ich selbst die Kapuze herunterzog, betrachtete ich interessiert das mit Sicherheit größte Zimmer dieses Hauses. An jeder Wand war eine Tür, zwei schienen in Schlafgemächer zu führen, die zu meiner Linken in eine Küche; die letzte Tür war selbstverständlich der Eingang.

In der Mitte der Stube stand eine Säule, getragen von vier kleineren Säulen, zwischen denen ein großes, gemütliches Feuer brannte Holzscheite waren nicht zu sehen, es musste also ein magisches Feuer sein; Arthas hatte Recht gehabt mit seiner Vermutung, hier hause ein Magier. Um diesen recht bizarren Kamin standen einige Ohrensessel. In jeder Ecke standen Regale. Die einen waren bestellt mit verschiedensten Fläschchen, in denen Unterschiedlichste Flüssigkeiten glitzerten, andere waren mit Büchern vollgestellt und ein Regal bog sich unter dem Gewicht zahlloser Steine. Ich fand diese Stube unglaublich gemütlich.

„Guten Tag“, die Stimme der Frau, die uns hereingebeten hatte, schreckte mich auf. Sie lehnte am Türrahmen und musterte uns eingehend. Ich tat es ihr gleich. Sie selbst sah aus wie eine Magierin: Sie war gewandet in blau und weiß gefärbte Roben, wie sie auch im Turm von Ranleda getragen wurden, die sich sacht an ihre Figur schmiegten. Lange, rote Haare fielen in flammenden Kaskaden ihren Körper herunter. Ihr Gesicht zeigte Jugend und Kraft und es war von besonderer Schönheit. Ich könnte stundenlang fortfahren, die tausend Farbfacetten ihrer braunen, nein- dunkelbraunen- in den Pupillen auf jeden Fall ebenhölzernen- Augen zu beschreiben, daher sage ich es euch kurz, geehrter Leser: Ich war von Anfang an in sie vernarrt. Eine schönere Frau, das wusste ich, konnte es nicht geben.

Sie hatte auch uns eindringlich gemustert und lächelte ein Lächeln, für dass ich gemordet hätte. „Ich grüße euch, ihr Magier des Turms Ranleda. Ich bin Jaina, was kann ich für euch tun?“, fragte sie mit engelsgleicher Stimme und ja, geehrter Leser, mir ist bewusst, dass ich noch immer von ihr schwärme, doch vermögen es verliebte niemals, objektiv die Geliebte zu beschreiben.

Mein Meister verbeugte sich und stellte dabei uns beide vor. Ich konnte meine Augen nicht von ihr nehmen. Dann sah Arthas sich um und fragte höflich: „Ich suche den Runenmeister, der das Pentagramm vor eurer Tür gezogen hat.“ Jaina lachte ein entzückendes Lachen und sagte: „Arthas, der Gedanke, von einem Meister des Magierturms als Runenmeisterin bezeichnet zu werden, erfüllt mich mit stolz.“

Ich war entsetzt, und auch die Züge des Meisters vielen kurz in sich zusammen. Eine solch junge Frau war schon in den Rang eines Meistermagiers aufgestiegen? Arthas wollte es scheinbar noch einmal bestätigt wissen, denn er fragte, ziemlich plump, ob tatsächlich Jaina das Pentagramm vor der Tür gezogen habe.

Jaina schien der Unglauben des Meisters nichts auszumachen, sie war höchstens belustigt. „Natürlich habe ich dieses Pentagramm gezogen, jeder in dieser Stadt zieht eines vor seiner Tür. Doch sagt, was führt einen Meister mit seinem Schüler“, erst als sie meine Person mit einem solch erniedrigenden Rang erwähnte, bemerkte ich, dass ich meinen Blick noch immer nicht von ihren Reizen abgewendet hatte, „in mein Haus?“

„Ich würde vorschlagen, dass wir uns für eine längere Konversation in diese wunderbar bequemaussehenden Sessel begeben“, er deutete zu den Sesseln am Kamin, „natürlich nur“, fügte er hinzu, „wenn ihr nichts dagegen habt, Jaina.“ Jaina strahlte uns an. „Natürlich, natürlich! Ich bin neugierig auf alles, was so weit gereiste Magier mit mir zu besprechen haben.“, sie wies auf die drei nächst gelegenen Sessel und nahm selbst platz.

Arthas und ich taten nahmen den Platz rechts und links von ihr ein. „Ich glaube, ein wenig Verpflegung könnte uns auch nicht schaden,“, lächelte Arthas und wisperte: „NeScheinEr“ Sogleich materialisierte sich ein Tisch zwischen uns, auf dem sich eine Karaffe Wein und drei silberne Trinkkelche befanden.

Jaina machte große Augen, beobachtete Arthas beim einschenken des Weins, als vollbringe er Wunder und fand erst ihre Stimme wieder, als der Wein ihre verführerischen Lippen berührten. Sie machte noch einmal große Augen, nahm einen kräftigen Schluck und sagte schließlich mit hörbarer Fassungslosigkeit: „Und er schmeckt sogar! ich hatte ja schon gehört, dass die Magie der Ranleda Turm Magier wundersame Dinge vollbringen können, doch dass euch ein solches Kunststück... und ein solcher wein,“, mit einem leichten lächeln hob sie das Glas zum Toast, „so einfach gelingen könnte, hätte ich nicht gedacht.“ Zur Beruhigung nahm sie noch einen Schluck zu sich. Eine gemütliche Stille stellte sich ein.

„Ich muss sagen,“, brummte der Meister schließlich, „ich hatte nicht erwartet, dass eine junge Frau wie ihr ein solch guter“, er winkte zur Tür, „Runenmagier seid.“ Jaina sah ein wenig drein: „Nun, wisst ihr, meine Eltern war einst die Runenmeister dieses Städtchens, doch letztes Jahr starben sie an einer schrecklichen Epidemie. Magie vermag viel, doch Krankheiten sind bisher nur von Kräuterkundigen zu heilen...“, verbittert brach sie ab, sie kämpfte offensichtlich mit den Tränen. Ich aber spürte ein neues Gefühl der Verbundenheit mit Jaina, sie hatte, wie ich, ihre Eltern verloren- auch wenn dieses Schicksal sich in letzter Zeit wohl immer mehr Menschen teilten.

Jaina schüttelte die Trauer von sich ab, oder verbarg sie zumindest, und sagte: „Ich denke, nachdem ihr solch ein Interesse an meiner Runenmagie hegen, weiß ich, was ihr mit mir besprechen wollt. Doch ich muss euch eines sagen: So natürlich euch die gesprochene Magie anmutet, so natürlich empfinden wir Menschen in Enmaniger die Runenmagie.

Und bisher hat sich niemand gefunden, der beide Arten der Magie beherrschen konnte. Natürlich muss ich zugeben, dass es bisher nicht viele in diese Länder verschlagen hat, die Gesprochene Magie jemandem von uns hätten beibringen können. Daher würde ich euch bitten, mich in die Lehre zu nehmen. Ich möchte sehen, ob man seinem Schicksal, nur eine der Magiearten zu meistern, entrinnen kann.“

Arthas lachte auf. „Dann lasst uns aber alle das Schicksal fordern!“, rief er überschwänglich. „Ihr bezahlt uns mit Lehren über die Runenmagie für eure Unterweisung in unsere Magie!“

Jaina stimmte zu und bot uns ein Lager in den ehemaligen Gemächern ihrer Eltern an. Wir vergaßen für den Rest des Tages das Studium der Magie und erzählten von unseren Erlebnissen auf der Reise, von den verschiedensten Dämonen, denen wir begegnet waren (als wir ihr von dem Engel erzählten, glänzten ihre Augen) und erzählten uns die Märchen unserer Heimat. Ich war glücklich, längere Zeit mit Jaina verbringen zu können und freute mich, mehr über sie zu erfahren. Den ganzen Abend hoffte ich, an ihr eine Andeutung zu erkennen, dass sie an mir so interessiert war wie ich an ihr.

Ich war erfüllt von, so glaubte ich, glühender Liebe. Heute weiß ich natürlich, dass ich lediglich von einem guten Jahr Enthaltsamkeit und einer Flasche Rotwein erfüllt war, doch so sind die Männer dieser Welt: Sie verwechseln Begehren und Liebe solange, bis sie das erste Mal wirklich lieben. Doch ich will hier nicht über die Liebe schreiben, denn dazu fühle ich mich nicht in der Lage. Selbst ihre bloße Essenz würde mir wie Sand zwischen den Händen in diesen Worten auf Pergament verrinnen. Ich widme mich lieber objektiven Erlebnissen und der Magie. Zumindest in diesem Werk.
 

Am Nächsten Tag sollte der gegenseitige Unterricht beginnen. Meister Arthas überließ es mir, Jaina die Grundlagen zu erklären. Er sagte, er müsse seine geistigen Kräfte sammeln, um bei Jainas Lehrstunden so viel zu behalten wie möglich; er schlief aus.

Doch war ich ihm deshalb keineswegs böse, im Gegenteil, er ermöglichte es mir schon jetzt, Zeit mit Jaina zu verbringen. Ich führte sie ins freie Feld, ein gutes Stück abseits von der Stadt. Es war ein heißer Sommertag, die Sonne brannte unerbittlich auf die karge, felsige Hügellandschaft. Nur ein einzelner Baum reckte sich hier in die Höhe, seine grüne Krone raschelte, die vom lauen Wind umweht wurde, ein wenig. Ich rechtfertigte diese Abgeschiedenheit (vor mir wie vor ihr) damit, dass eine praktische Demonstration im Gelände besser sei; Feuermagie war innerhalb einer Stadt eine recht gefährliche Angelegenheit.

Ich erklärte ihr, dass die Magie, die Arthas und ich praktizierten, auf Konzentration auf die Macht der Natur basierte. „Und wozu sind dann die magischen Worte gut?“, fragte sie verwundert, anscheinend war sie der Vorstellung verfallen, dass diese Art der Magie viele Worte in fremder Sprache erforderten, vielleicht dachte sie sogar, dass man für so gut wie jeden Zauber komplizierte Rituale durchführen musste.

Den Gedanken trieb ich ihr aus, als ich ein Gänseblümchen erst wortlos mit einem Eisblock umgab, dann das Eis schmelzen und die Blume zu Asche verbrennen ließ, um dann aus der Asche eine Neue wachsen zu lassen. Sie konnte ihren Mund vor staunen kaum mehr schließen. Sie ging auf die Blume zu und pflückte sie, entzückt roch sie an der Blüte und seufzte: „Eine Rose!“ Wie war das? Eine Rose? Tatsächlich! Ich hätte mich selbst Ohrfeigen können, es hätte wieder ein Gänseblümchen werden sollen! Die Nähe dieser Frau brachte meine Gedanken auf gefährliche Pfade. „Und weiß ist sie auch noch!“, sie strahlte mich an. „Dass eure Magie selbst Leben erschaffen kann!“, sagte sie begeistert.

Ich wurde rot, sie lobte mich viel zu sehr, ich konnte mich unmöglich noch aufs Lehren konzentrieren. Daher saß ich erst einmal glücklich schweigend auf einem flachen Felsen, der aus einem Hügel herausragte und sah Jaina aufmerksam an. Sie betrachtete noch eine Weile gedankenverloren die Blume, dann sah sie mich herausfordernd an. „Nun, großer Meister, lag ich richtig? Kann eure Magie Leben erschaffen?“ Ich schüttelte eine Phantasie von mir ab, die eine intensive Berührung unserer beiden Lippen beinhaltete (ich sollte diese Vision noch sehr oft haben, daher erinnere ich mich so gut an ihren Inhalt) und räusperte mich- bloß keine verräterischen Bemerkungen! „Nun, dies ist eine schwer zu beantwortende Frage“, versuchte ich Zeit zu schinden, „Als Erstes muss ich euch erklären, dass ihr gerade drei verschiedene Magiearten gesehen habt: Feuer, Wasser- oder auch Eismagie, und Erdmagie. Nicht viele Menschen können mehrere Elementarmagien beherrschen, die meisten beherrschen nur die Luft, eine wichtige, aber nicht sehr mächtige Magie.

Ich habe die Erd- Wasser- und Feuermagie genutzt, um Asche, Erde und ein wenig Wasser aus Luft und Boden zu einem Blumensamen zu formen. Dann... Dann..“, sie sah mich mit gehobenen Brauen an und dieser Blick, kombiniert mit den kastanienbraunen Augen, nahm meine Gedankenwelt so sehr ein, dass sich kein Gedanke mehr zu Worten formen wollte. „Wollt ihr nur vor mir angeben, dass ihr mehrere Elementarmagien beherrscht?“, fragte sie belustigt, „Oder wollt ihr mir das Wunder hier“, sie winkte mit der Rose, „noch genauer erklären? Ich nehme nicht an, dass jede Rose innerhalb von Sekunden wächst.“

Ich presste die Augen zusammen und schüttelte die Gedanken daran, was ich alles lieber mit dieser Frau täte als reden, beiseite: „Nun... Ich beschleunigte das Wachstum der Blume mit Erd- und Wassermagie; Außerdem hatte ich mir einen Rosensamen vorgestellt, der besonders schnell eine Blume wachsen lässt...“, ich hatte den Faden verloren- eigentlich wollte ich ihr genau erklären, wie ich mich auf das Bild einer Rose konzentriert (dass ich zuerst an ein Gänseblümchen gedacht hatte, wollte ich natürlich verschweigen) und dem Samen dann Energie und Nahrung geliefert hatte. Doch meine Gedanken waren wieder bei Jaina hängen geblieben. Natürlich muss ich, rückblickend, einräumen, dass ich mich schlimmer als ein frühreifer Knabe benahm. doch sollten sich meine werten Leser daran erinnern, dass ich als Bauernsohn und Soldat nun wirklich selten zuvor Gelegenheit hatte, mich den Reizen einer jungen Frau ausgesetzt zu sehen.

Wie auch immer... Wir saßen eine Weile schweigend beieinander, während der Wind der Berge die Sträucher und Grashalme um uns herum in sanften Wellen wogen ließ. Jaina betrachtete gedankenverloren die Rose, an deren Blütenblätter der Wind zerrte. Plötzlich verdunkelte sich ihre Mine vor Schreck.

Sie wandte sich zu ihr um, ein angsterfüllter Blick suchte meine Augen. Mit zitternder Stimme sagte sie: „ihr habt den Anfang des Lebens dieser Rose geschaffen, doch ihr Wachstum nur unterstützt.“ Ich nickte. „Das funktioniert generell mit jedem Leben, oder nicht?“, ihre Stimme überschlug sich, „Ihr... ihr könntet selbst einen Menschen erschaffen?! Dann doch wohl auch Dämonen?!“ Der Gedanke war mir nie gekommen, doch ich war, wie Jaina, sehr beunruhigt von der theoretischen Möglichkeit.

Ein leichter Schauer lief mir über den Rücken, doch ich schüttelte die angst vor der Vorstellung, dass Menschen von Dämonen geschaffen würden, um gegen andere Menschen zu kämpfen, ab und sagte mit zitternder Stimme: „N... Nein, nein!“, ich fürchte bis heute, dass es mehr danach klang, mich selbst zu beruhigen, als Jaina, „Den Ursprung des Lebens einer Pflanze, der Samen, kann man sehen. Man kann ihn studieren und ergründen, um ihn sich schließlich genau genug vor Augen führen zu können, um ihn aus den Elementen erneut schaffen zu können.

Dagegen ist der Ursprung des Lebens eines Menschen nicht nur um einiges Mysteriöser und Komplizierter, doch auch das anwachsen des Körpers ist an den Bauch einer Mutter gebunden. Und hier wissen wiederum nur die Götter, wie sich der Mensch im inneren des Mutterbauches entwickelt. Daher kann kein sterblicher- weder Mensch noch Dämon- einen Menschen auf unnatürlichem Wege schaffen.“, rückblickend ich muss sagen, dass ich ziemlich gut darin war, mir und Jaina den Glauben an künstlich geschaffene Menschen auszutreiben. Und mir fielen immer mehr Argumente gegen diese Vorstellung ein: „Und selbst wenn dies alle gelänge, dann wäre ein Mensch, der so schnell wächst wie diese Rose nicht zum Leben fähig; er hätte nichts gelernt und fände sich in der Welt nicht zurrecht.“, ich hatte mich selbst beruhigt, und blickte sie nun so aufmunternd an, wie ich nur konnte. Sie lächelte und nickte schwach. „Diese Magie kann einem Angst machen.“
 

Die Umgebung veränderte sich langsam, doch wir waren in ein vergnügliches, nur noch am Rande von Magierlehren beherrschtes, Gespräch vertieft. Wir bemerkten nicht, dass die laue Briese zu einem zornigen Sturm auffrischte und dadurch das zuvor noch einschläfernde Rascheln der Baumkrone sich zu ein wilden Toben steigerte. Die weißen Schönwetterwolken, die eben noch den Himmel zierten, bauschten sich zu bedrohlichen Gewitterwolken auf und verdeckten die Sonne. Der Schatten der Wolkenberge senkte sich über uns und mit der Kälte fuhr uns auch endlich die Erkenntnis in die Glieder, dass sich der Sommertag zum Weltuntergang wandelte.

Der Sturm zerrte an unseren Roben und drückte die Grashalme flach auf den harten Grund. Er zerrte auch an dem Baum und an Jainas Rose. Bald waren wir umweht von einem Meer dunkeler Blätter und weißen Blüten, dass zum wütenden Gebrüll der auf der Baumkrone verbliebenen Blätter hin und her wogte. Regen peitschte schon bald auf uns nieder, Kälte und Nässe trieben uns, statt zur Stadt, zum Baum, um wenigstens ein wenig Schutz vor Wind und Regen zu finden. Da zuckten schon die ersten Blitze durch den schwarzen Himmel, gefolgt von einem dumpf grollenden Donner.

Verängstigt sahen wir uns um, solch eine Wetteränderung konnte nur von Magie herbeigeführt worden sein. Und wer immer sie wirkte, er war wohl kaum ein angenehmer Zeitgenosse. Ich entfernte mich ein wenig vom Baum und spähte angestrengt nach einem Dämon oder Menschen, der diesen Sturm auf uns angesetzt hatte.

Nicht weit von mir hörte ich, wie jemand in eine der vielen frischen Pfützen trat. Doch als ich mich zu dem Geräusch umwandte, blickte ich schon in die gespenstischen Augen eines Geistes.

Das jedenfalls war mein erster Gedanke, denn das Gesicht des... Wesens, dass da vor mir stand, war mir vertrauter als kaum ein Anderes. Die schrecklichen Augen glühten in gefährlichem, weder durch Iris noch Pupille unterbrochenem, Rot. Als hätte der widerlich rote Schein nicht schon genügt, wurde das Gesicht von den immer wieder aufzuckenden Blitzen noch schrecklicher beleuchtet; Falten und Gesichtszüge verzerrten das Gesicht in diesem Licht zu einer grässlichen Maske. Und doch gab es keinen Zweifel.

Ich starrte in das Gesicht meines Vaters.

Von Dämonen und Magie

-Squido-
 

Ich stolperte ein paar Schritte zurück, nicht in der Lage, den Blick von den schrecklich roten Augen abzuwenden. Obwohl nun schon fast sechs Jahre vergangen waren, seit ich meinen Vater das letzte Mal gesehen hatte, waren seine Gesichtszüge unverändert. Wieder, wie so oft in meinen Albträumen, sah ich vor meinem inneren Auge, wie Mein Vater von den Dämonen umringt wurde... hörte seine letzten Worte...

Ich schüttelte bestimmt den Kopf, versuchte diesen Anblick aus meinem Bewusstsein zu verbannen. Ich war nicht in der Lage, mich zu rühren, verschiedenste Gefühle kämpften in meiner Seele um Vorherschafft.

Eine hoffnungsvolle Stimme versicherte mir, dass dies tatsächlich mein Vater war, der es geschafft hatte, den Dämonen zu entkommen- Lebendig, aber eben ein wenig verändert von den ganzen Flüchen, die sie auf ihn gehetzt hatte.

Eine rührselige Stimme schlug mit in diese Kerbe und forderte mich auf, sofort auf dieses Wesen zuzurennen und es als meinen Vater zu umarmen.

Dagegen mahnte mich eine angsterfüllte Stimme davor, auch nur ein Wort der beiden anderen Stimmen zu glauben, diese Gewitter und diese roten Augen konnten doch nur einem Dämonen entstammen.

Quatsch, erklärte die Hoffnung wieder, diese roten Augen habe Vater bestimmt verpasst bekommen, als er sich aus dem Dämonenhort herauskämpfte.

Da meldete sich die Vernunft zu Wort, zählte die Fakten auf (Weltuntergangsstimmung, mit Sicherheit durch Magie beschworen; das Auftauchen eines verschwundenen Mannes, dessen Überlebenschancen diese Begegnung zu einem Verbrechen an der Vernunft machten.) und erklärte mir langatmig, dass das Wesen vor mir unmöglich ein mehr oder weniger normaler Mensch sein konnte.
 

Erst Jainas Hilfeschrei, der von einem höher gelegenen Hügel zu mir schallte, entschied den Kampf um mein Bewusstsein. Ich sah in ihre Richtung und erblickte entsetzt drei weitere Rotäugige Wesen, die mit langen Schwertern auf sie losgingen. Sie hatte irgendwie selbst ein Schwert aus ihren Roben gezogen und als ich mich gerade fragte, wo sie diese Klinge wohl versteckt gehalten hatte, nahm ich neben mir eine Bewegung wahr. Der Dämon (Als solchen hatte die Vernunft mir das Wesen identifiziert) mit dem Gesicht meines Vaters schwang ein Zweihandschwert nach mir. Wäre ich auch nur einen Augenschlag später reagiert, hätte sich mein Kopf mit Sicherheit einige Fuß näher am Boden befunden. Nun endlich, da mein Leben durch den Dämonen bedroht war, kamen auch die widerspenstigsten Gefühle zum Schweigen und versicherten mir, dass dies nicht mein Vater sein konnte.

Ich duckte mich unter einem weiteren Schwertschwung weg und schlug mit aller Kraft dorthin, wo ein Mensch bei dieser Statur wohl Seinen Magen gehabt hätte. Und tatsächlich torkelte der Dämon einige Schritte zurück, deutlich angeschlagen. Ich nutzte die Zeit, konzentrierte mich auf ihn und die Dämonen, die Jainas Schwert noch nicht niedergestreckt hatte.

„RenFrieGe!“, brüllte ich. Prompt verstummten die Kampfgeräusche zwischen Jaina und den Dämonen. Schwer atmend blickte ich in das Gesicht meines Vaters. Der Dämon sah in Todesangst an sich herunter. Seine Gewänder, an denen der Wind vor Augenblicken noch wie an den meinen gezerrt hatte, bewegten sich immer langsamer, schwerfälliger. Das Regenwasser, mit dem der Dämon bedeckt war, bildete eine Raureif schicht und mit jeder Atemzug schien ihm mehr Kraft abzuverlangen. Sein Mund füllte sich mit Wasserdampf, als die Wärmere Luft in seinen Kalten Rachen gezogen wurde. Und langsam verlosch das rote Glühen der Augen.

Ich sah zu Jaina auf, die keuchend zu mir gerannt kam. „Danke, Zaphod... aber ich denke, du solltest ab jetzt auch meiner Magie vertrauen.“, sie schnitt sich mit den Schwert in die Hand und presste diese Dann auf die flache Klinge. In der Dunkelheit hatte ich sie nicht erkennen Können, doch nachdem das Blut sie berührt hatte, erstrahlten mehrere Runen, die in die Klinge eingelassen waren, in hellem Licht. Im nächsten Moment breitete sich das Licht auf die ganze Klinge aus, die schließlich in mattem Blau schimmerte. „Schwertmagie?“, lachte ich auf, „Tja, manche Dinge scheinen beide Magierwege zu beherrschen! Doch wir sollten nun besser zurückkehren, vielleicht wird auch die Stadt angegriffen“
 

Ich wandte mich Richtung Osten, dem Städtchen zu und mir gefror das Herz: Tausende rot glühender Augenpaare blickten uns aus der dämmrigen, durch den Gewittersturm auf uns geworfenen, Dunkelheit entgegen. Blitze erhellten das Sowieso schon grauenerregende Bild in gespenstisch zuckendem Licht: Wir waren umstellt von den menschenähnlichen Dämonen. Ungerührt standen sie vor uns, ihre teilnahmslosen roten Augen zu uns gewandt, nur ihre Kleidung bewegte sich im Wind. Das klirren der unter den Umhängen der Dämonen verborgenen Kettenhemden übertönte das rascheln der Baumkrone über uns. Nur der Donner übertönte den Lärm dieser bewegungslosen Armee. Auf ein Kommando, dass meine Ohren nicht erreicht hatte, hin tat dieses gewaltige Heer einen gemeinsamen Schritt auf uns zu. Dieser eine Gemeinschaftliche Schritt, ausgeführt von schwer gepanzerten Stiefelpaaren, ließ die Erde erbeben und übertonte das Donnern.

Auch ich bebte, doch zitterte ich nicht angesichts der gewaltigen Zahl meiner Gegner- in anderen Fällen hätte eine solche Ansammlung von Dämonen mir eher ein Lachen abgerungen. „so viele Dämonen auf einem Haufen“, hätte ich gesagt, „sind noch schwächer als ein einziger ihrer Art!“ Doch hier verhielt es sich anders, ich zitterte ob einer grausigen Erkenntnis:

Dieser eine Schritt hatte mir, als Veteranen, aufgezeigt, womit wir es zu tun hatten. Dies war keine wilde Anhäufung anarchisch organisierter Dämonen. Dies war eine wahrhaftige Armee, dazu so diszipliniert, wie es schon für Menschenarmeen ungewöhnlich, für Dämonen aber absolut unmöglich war. Die Existenz einer solchen Armee flößte mir mehr schrecken ein, als alles bisher gesehene.

Eine Armee der Dämonen- keine bloße Ansammlung von Dämonen, die einander liebend gern den Kopf abreißen würden, sondern eine Gemeinschaft, die für den Gehorsam und ein höheres Ziel lebte.

Eine Armee der Dämonen- keine bloße Ansammlung von Dämonen, die einander liebend gern den Kopf abreißen würden, sondern eine Gemeinschaft, die für den Gehorsam und ein höheres Ziel lebte. Gegen diese Armee, das wusste ich, Konnten zwei Menschen, ob Magier oder nicht, keinesfalls bestehen. Ich zweifelte ernsthaft daran, dass die gesamte Armee Inkantas dieser Gruppe hier gewachsen sein könnte.

„Die wollen nicht kämpfen“, flüsterte Jaina neben mir. Ich runzelte die Stirn und versuchte, unsere Ausweglosigkeit für den Moment zu vergessen, um die Situation zu begreifen. Und dann fiel es auch mir auf: Natürlich konnte diese Armee, egal wie furchteinflößend sie auch war, nicht aus besonders mächtigen Dämonen aufgebaut worden sein- dazu waren die Mitglieder, gegen die wir gekämpft hatten, zu schwach. Außerdem hätte sich ein mächtiger Dämon bestimmt nicht auf solch ein ‚lächerliches’ Talent wie Vertrauen gestützt. Diese Dämonen waren regelrecht gezähmt, sie lebten nicht für ihr eigenes Wohl- und sie töteten nicht, ohne einen Befehl dazu.

„Ihr habt recht“, nickte ich und fühlte eine eisige Ruhe durch mich strömen, denn mit dieser Erkenntnis kamen noch ein paar weitere, „hätten sie uns töten wollen, wir wären bereits in Stücke gerissen worden.“, ich spürte mit einem Schlag die Kälte der Umgebung und begann, ein wenig zu schlottern.

„Ich denke, sie wollen uns eine Botschaft übermitteln. Und dieses Gewitter“, ich deutete zitternd in den Himmel und Jaina hob eine ebenfalls zitternde Hand, um auf die eingefrorenen Dämonensoldaten zu deuten und ergänzte:

„wie auch dieser Angriff“, ich breitete die Arme aus und gemeinsam beendeten wir den Satz, „und dieser Aufmarsch der Dämonenarmee sollten uns zeigen, mit wem wir es zu tun haben.“

Wir sahen uns gequält lächelnd an. „Wir sollten besser keinen schlechten Eindruck auf den Führer dieses Heeres machen.“, meinte ich trocken und starrte das Schwert in Jainas Hand an. Sie nickte und ließ die glühende Klinge wieder in die Scheide fahren. „Wir sollten diesen reizenden Wesen wohl Gastfreundschaft erweisen.“, murmelte sie trocken und warf die Kapuze, die sie zum Schutz vor dem Gewitter über den Kopf gezogen hatte, zurück. Ich tat es ihr gleich und spürte sogleich den kalten Regen auf mich prasseln.
 

Rasselnd holte ich Luft und schrie in die Armee hinein: „Wir, Zaphod, Magier des großen Turms von Ranleda und Jaina, Runenmeisterin dieses Städtchens, warten auf die Botschaft eures Führers!“ Das Echo, das von den Hügeln zurückprallte, ging größtenteils in dem Lärmen des Sturms unter. Und doch geriet Bewegung in die Reihen der Dämonen. Unter donnerndem Gleichschritt wurde vor uns eine Schneise Gebildet und langsam, fast schon in ruhiger Würde, schritt ein großer, gehörnter Dämon auf uns zu. Sein Körper war der eines Menschen, nur doppelt so groß und muskulös. Sein Kopf dagegen war der eines gigantischen Stiers, die Hörner zeichneten sich gefährlich spitz auf seinem Haupt ab. Er trug lediglich einen Lendenschurz, war bloß mit einem Langschwert bewaffnet, gemessen stieg er zu uns auf den Hügel und meine Haare stellten sich auf, als ich die enorme Magie spürte, die in seinen Adern floss. Jede Soldaten reihe, die er passiert hatte, schloss sich hinter ihm mit zwei schallenden Gleichschritten.

„Ein Magier vom großen Turm Ranleda.“, grunzte er mit dunkler Stimme, als er vor uns stehen blieb. Er musterte mich abwertend und schüttelte schließlich sein Haupt: „Ihr habt großes Talent in eurem Handwerk, denn ein Lehrling dürfte nicht so einfach drei meiner Squido erstarren lassen; aber ihr seid noch viel zu unerfahren, um euch als wahren Magier zu bezeichnen.“

Ohne meine Reaktion abzuwarten wandte er sich Jaina zu und sah sie eindringlich an. „Ihr seid jung für eine Runenmeisterin. Doch sehe ich eine mächtige Magie in euch wohnen. Ihr könntet wahrlich eine würdige Gegnerin für einige meiner Brüder darstellen.“, er schnaubte noch einmal und wandte scharrte mit den Füßen auf dem Boden.

„Ich bin Minotaurus.“, verkündete er grollend. „Ihr habt meine Macht erlebt- dieses Gewitter ist eine kleine Kostprobe meiner Magie. Die Stärke dieser Armee,“, er wies in einer ausladenden Bewegung auf die Truppen, die uns ungerührt aus ihren rot glühenden Augen her anstarrten, „könnt ihr euch vorstellen, nachdem ihr mit ihnen gekämpft habt.“ Er hielt inne und ich stellte ihm die Frage, um derentwillen er wohl eine Pause gemacht hatte: „Was“, sagte ich mit gebrochener Stimme, „sind das für Wesen?“, ich deutete auf den Dämonen, der das Gesicht meines Vaters trug.

Der Dämon lachte schallend. „Das, mein kleiner Magier, sind Squido. Das neue Werkzeug meiner Rasse. Keine echten Dämonen zwar, aber sehr wohl die Dämonenähnlichsten Menschen, die man finden kann... einmal abgesehen davon, dass sie weder über Willen noch Magie gebieten.“, beim Anblick unserer Gesichter brach er in einen regelrechten Lachkrampf aus, der mich fast noch kranker machte als das, was Minotaurus gerade gesagt hatte. Das sollten Menschen sein? War dieses Wesen, das mich gerade noch töten wollte tatsächlich mein Vater?

„Das... das sind wirkliche Menschen?“, fragte ich mit bebender Stimme- ich fürchtete die Antwort, die ich erwartete. Minotaurus lachte grollend auf.

„Nun, ich würde sie nicht als ‚wirkliche’ Menschen bezeichnen- sie leben, sie atmen und können sterben, doch denken oder gar fühlen, das ist ihnen unmöglich. Dieses Pack besteht nur aus Marionetten, deren einzige Leistung in ihrem jämmerlichen Leben darin bestand, das Blut eines Dämonen zu trinken und es zu überleben- der angebliche Wahnsinn, der meine Rasse befallen haben soll, scheint sie zu einem kleinen Häufchen Elend zu degradieren, das bereitwillig in den Tod zieht und auf dem Weg dorthin seinem Herren bedingungslos gehorcht.“, erklärte er schnaufend.

Zorn loderte in mir auf. Mein Vater war damals nicht getötet worden, sondern bis zum Wahnsinn gefoltert? Und dieser ungewaschene Bulle bezeichnete ihn auch noch als Marionette, die nur für den Tod existiert? Ich ballte meine Linke zur Faust, doch Jaina, die mich genau beobachtet hatte, erfasste meine Rechte und drückte sie so fest sie konnte. Ich zuckte kurz zusammen und funkelte sie an. Sie selbst sah nicht minder schockiert und wütend aus als ich mich fühlte, doch sie schüttelte bestimmt den Kopf.

„Nun“, sagte Minotaurus und schüttelte seine nasse Mähne aus dem Gesicht. „Nach der korrekten Vorstellung und dem erbaulichen Geplauder,“, ich zuckte zusammen und schluckte mühsam den erneuten Hass herunter- dieser Dämon wagte es, die Versklavung von Menschen als erbauliches Thema zu beschreiben? „Kommen wir nun zum Geschäft“, grunzte Minotaurus schwer.

Blitze und Regen peitschten unverändert heftig auf uns hernieder. Ich wollte, nein, ich musste diesem überheblichen Wesen eine Lektion erteilen- und als ein besonders schwerer Regentropfen mir ins Gesicht fegte, wusste ich auch wie. Dem Rest des Gespräches konnte ich nicht wirklich folgen, da ich all meine Konzentration für mein Vorhaben aufbieten musste, doch hat Jaina mir später das Gesagte wiederholt. Nachdem ich es gehört hatte, war ich noch stolzer auf meine Tat.

„Welches Geschäft?“, hatte Jaina gefragt und meinte schon jetzt, dass ich doch sehr abwesend war. Dem Dämon schien das entweder nicht aufzufallen oder aber vollkommen egal zu sein, denn er fuhr in sachlichem Ton fort: „Nun, leider habe ich nicht Herausgefunden, wie ich Squidos erwecke- ich hatte nur von ihnen gehört. Doch ich habe mich brennend für diese Wesen interessiert und hab mich deshalb ihrem, nennen wir es Erfinder, unterworfen. Er brachte mir bei, sie herzustellen und schenkte mir diese schon ausgebildete Armee, damit ich schneller zu meinem Herrschaftsgebiet und er zu seinem Tribut kommt.“, Jaina fand eine Spur bedauern in seiner Stimme, während er über seine Unterwerfung redete, doch gab es für sie natürlich wichtigere Fragen, als die Probleme eines Dämonen:

„Herrschaftsgebiet?“, fragte sie angespannt. „Nur diese Stadt und lächerliche einhundert Meilen Land um sie herum!“, der Dämon schien ziemlich wütend darüber zu sein, ein gutes Stück des ganzen Enmaniger Reiches zu bekommen, „Ihr müsst wissen, er hat schon sehr viele andere Dämonen um sich geschart und droht denen, die sich nicht unterwerfen wollen, mit der seiner Macht und der seiner Streitkräfte. Dem haben die meisten nichts entgegenzusetzen, daher muss mein Meister“, er spie dieses Wort geradezu aus, „nun die Länder dieses Kontinents auf sehr viele Dämonen aufteilen. Ich bin ihm leider nicht wichtig genug, um ein Ganzes Königreich zu erhalten.“, er seufzte und schüttelte sich erneut, er hatte angefangen, vor uns auf und abzuschreiten, während er redete und gestikulierte immer heftiger.

„Aber genug von meinen Problemen, ich habe euch hier aufgesucht, um euch meine Bedingungen für eure Unterwerfung zu übermitteln.“, grunzte er. Er scheint nicht gerade sehr intelligent gewesen zu sein, so wie er immer wieder vom Thema abkam und uns mehr zeit verschaffte, etwas gegen ihn zu planen.

Minotaurus baute sich vor uns zu seiner vollen Größe auf: „Ich verbiete euch jede Runenmagie und den Besitz von Waffen. Außerdem verlange ich pro Jahr die hälfte eures Verdienstes als Tribut. Haltet ihr diese Gesetze ein, werdet ihr leben dürfen.“, er grunzte und kratzte sich nachdenklich das Kinn, „Wenn ihr aber lieber aufrühren wollt, werde ich erst euer Wasser in Blut verwandeln, dann euer Land von Fröschen heimsuchen lassen.“, er scharrte mit den Füßen,

„Solltet ihr das ertragen, werden euch Mücken und Stechfliegen heimsuchen, dass ihr keinen ruhigen Moment mehr habt. Ich werde Seuchen und Krankheiten über euch und euer Vieh bringen!“, donnerte er und immer hitziger ließ er sich neue Plagen einfallen. ich fragte mich später noch oft, ob diese Plagen wohl irgendwo auf dieser Welt tatsächlich einmal gegen Menschen losbrechen würden. „Meine Hagelstürme und Heuschreckenschwärme werden euer Land vernichten“, dass er damit seinen eigenen Reichtum schmälerte, schien der Wahnsinnige nicht zu begreifen,

„Und bevor ihr selbst in einem magischen Meer ertrinkt, stirbt jeder erstgeborene Sohn in eurem Dorfe!“, erregt schüttelte er sich erneut seine Mähne aus den Augen und funkelte uns wütend an. „Ich gebe euch einen Tag Bedenkzeit. Gehorcht ihr meinen Weisungen, solltet ihr einen Scheiterhaufen mit allen Waffen aufschichten, den ihr besitzt.“, schnaufte er und wandte sich zum gehen.
 

Das war mein Zeichen. „Warte“, sagte ich und fixierte ihn mit zornigem Blick. „Du hast nicht nur den Menschen hier ihren Willen geraubt, sondern hast ihr Leben für wertlos erklärt, bis sie für dich gestorben sind. Und du hast mich“, ich deutete in die ungefähre Richtung, „gegen meinen eigenen Vater kämpfen lassen!“, ich holte tief Luft.

„Oh GischMa SerWas FenSchafEr von NemEi EnMonDä!“, rief ich die Formel aus, die ich im Geiste formuliert hatte. selbst heute muss ich sagen, dass diese Magie sehr gelungen war, „MeFlamEnt und TeRich SeDie TurAKre im ErFeu!“ Der Dämon riss die Augen auf, und sah entsetzt in den Himmel. Ich muss ihm im nachhinein dafür loben, dass er wenigstens in der Lage war, den Zauber zu verstehen.

Jaina dagegen sah mich verwirrt an und folgte dann dem immer Panischer werdenden Blick des Dämonen in den Himmel. Ich musste nicht aufsehen, ich wusste was geschah, ich hatte es mir sehr detailliert ausgemahlt.

Langsam fing jeder einzelne Regentropfen Feuer. Mein Zauber begann zu wirken und nach kurzer Zeit regnete es kein Wasser, sondern Magisches Feuer. Die Wolken, selbst ja auch nur eine andere Form des Wassers, brannten Lichterloh. Der Wind blies nicht länger kalte, nasse Luft zu uns, sondern heiße, trockene. Jaina, mir und der Landschaft machten die Flammen nichts aus- ich hatte den Zauber gut im Griff- doch jeder Squido, den auch nur ein Tropfen des Feuerregens traf, ging in Flammen auf.

Einige Zeit sah Minotaurus entsetz zu, wie seine mächtige Armee immer mehr zusammen schrumpfte, und sprach verzweifelt Formeln, um sein Gewitter wieder aufzulösen. Doch auch er blieb nicht vom Feuerregen verschont. Bald begriff er, dass ihm nur ein Weg blieb, das Flammenmeer, dass sich über ihn und seine Armee ergoss, aufzuhalten.

Wütend fixierte er mich, zog sein Schwert und rannte auf mich zu. Ich konnte weder ausweichen noch fortlaufen. Jede Bewegung hätte meinen Zauber unterbrochen. wehren konnte ich mich schon lange nicht mehr, dieser Zauber verlangte mir alles ab. Ich sah die Klinge auf mich zuschnellen, machte meinen Frieden mit der Welt und erwartete den stechenden Schmerz. Doch zum zweiten Mal in dieser Stunde verfehlte mich die Klinge eines Schwertes knapp. Jainas glühende Klinge war wenige Zoll vor mir erschienen und hatte den Stoß des Dämonen abgewehrt. Ich hörte, wie Minotaurus einen Wutschrei ausstieß und sich umblickte, er wollte wohl seine Squido zum Angriff schicken.

Doch da waren keine Soldaten mehr. Ich hatte gedacht, dass zwei Menschen diese Armee niemals hätte vernichten können. doch da setzte ich einen Weisen Feldherren voraus, der den Kreis um seine Feinde so eng gemacht hätte, dass kein Zauber dieser Welt sie alle rechtzeitig hätte vernichten können.

Doch da waren keine Soldaten mehr, nur eine Hügellandschaft, bedeckt von einer dicken Ascheschicht. Ich hatte gedacht, dass zwei Menschen sich dieser Armee niemals hätte erfolgreich stellen können. doch da setzte ich einen weisen Feldherren voraus, der seine Armee mit Umsicht und Verstand führt.

‚Weise’ ist aber das letzte Wort, mit dem ein geistig nicht völlig verwirrtes Wesen Minotaurus bezeichnet hätte. Als ehemaliger Feldherr komme ich hier, werter Leser auch nicht umhin, die Fehler dieses Dämonen aufzuzählen. Wenn ihr euch aber für das Geschehen interessiert, dass nun entbrannte, so empfehle ich euch, diese folgende Seite zu überspringen und euch wieder in dem schnöden Trott des Chronisten einzunisten.
 

-eine Abschweifung-
 

Seid ihr nun verschwunden, ihr Banausen jeder Strategie? Ich spür’s! noch immer lesen Narren, die Feinheiten der Kriegskunst wahrlich nicht verstehen. Husch, Husch! Blättert um und vergesst, was ihr hier gelesen Habt!

Und nun begrüße ich den Rest der Interessierten zu einem Kleinen Ausflug in eine Welt der Kriegskunst.
 

Ich sprach davon, dass es mir niemals gelungen wäre, die Squidoarmee vom Anblick dieser Welt zu tilgen, wäre ich einem wahren Feldherren gegenüber gestanden. Um den ganzen Umfang der Torheit des Minotaurus zu begreifen, müsst ihr Details erfahren, mit denen ich den ordinären Leser nicht belasten wollte.

Stellt sie euch vor, ihr steht auf einem Hügel und seid eingekesselt von einem Heer Dämonenartiger Wesen. Ihre Front ist vielleicht hundert Schritte von euch entfernt und durch eure erhöhte Lage könnt ihr die ganze Stärke dieser Armee erkennen. Eine Armee, die nur Atmet, solange ihr Führer es ihnen erlaubt. Und hier schon machte Minotaurus seinen ersten Fehler.

Die Sicht war zwar schlecht, doch die häufigen Blitze des Gewitters erlaubten es einem dennoch, genau zu erkennen, dass dies eine Armee war, die nur aus Fußsoldaten bestand. Kein Bogen reckte sich über die Köpfe der Squido, keine Armbrust und kein Köcher waren zu sehen. Minotaurus, selbst ein Muskelberg, vertraute nur den schweren Nahkampfwaffen und verzichtete ganz auf den Angriff aus der Distanz. Und er war dumm genug, es uns auch noch unverhohlen zu demonstrieren.

„Doch war das schon alles?“, hör ich da die Menschen fragen, „Ist dies nicht ein Fehler, den auch andere Feldherren schon machten?“ Nun, meine Freunde, fürwahr. Das allein kann mächtige Armeen nicht zu Fall bringen.

Doch hatte dieser dem Narzissmus verfallene Dämon nicht einmal die Größe, mit einem Angriff von seinen ‚Verhandlungspartnern’ zu rechnen. Er dachte tatsächlich, dass ein wenig Spielerei mit dem Wetter, gepaart mit der protzigen Schaustellung seiner Armee, schon unseren Willen, um unser Leben zu kämpfen, gebrochen hätte. Der sichtliche Schock, dass jemand der Idee hätte verfallen können, seine ach so mächtige Person herauszufordern, war deutlich zu sehen gewesen, während ich meinen Zauber aussprach.

Doch selbst wenn es so schon ziemlich leicht geworden war, seine Armee erfolgreich zu zerschlagen, er lieferte sogar noch mehr Angriffsfläche. Er dachte wie ein Dämon, daher wäre ihm niemals in den Sinn gekommen, seine Truppen einfach Schutz vor dem Regen suchen zu lassen- das wäre einer Niederlage gegen einen kleinen Menschen gleich gekommen.

Doch selbst der Angriffsbefehl, der, früh genug ausgesprochen, seine Armee gerettet hätte, entfleuchte seinem von Muskeln verdrängten Hirn so spät, dass er sich allein auf dem Schlachtfeld wiederfand.

Ich könnte, in einem Anflug von Überheblichkeit gegenüber den Lesern, die diese Zeilen nicht beachten wollen, den Eindruck erweckt haben, dass die Squido durch meinen Zauber in einer Stichflamme vom Anblick dieser Welt getilgt wurden. Doch viel mehr standen sie noch eine ganze Weile tapfer in ihrer Reihe, als lebende Fackel harrten sie aus. Einem jeden Menschlichen Befehlshaber würde eine Solche Disziplin die Tränen in die Augen treiben, und doch käme er sehr schnell darauf, ihnen zu befehlen, sich selbst zu löschen. Doch selbst der Befehl, sich selbst am Leben zu erhalten, konnte sich in der Leere von Minotaurus’ Kopf nicht formulieren- ich bemitleide die armen Menschen, die in ihrem Wahnsinn auf einen Befehl ihres Herren warteten, sich zu retten uns bis zum Tode Qualen Erlitten, die ich nur wahrhaftigen Dämonen wünschen würde.
 

-Minotaurus’ Ende-
 

Ich begrüße euch zurück, meine desinteressierten Freunde! Willkommen zurück. Auch euch möchte ich noch eine Kostprobe der Dummheit Minotaurus geben, bevor ich mit meiner Erzählung weitermache. Was höre ich euch schreien? Dafür habt ihr nicht vor geblättert? Nun, ich bin der Herr dieser Erzählung und wer Teile von ihr hören will, der muss leider alles hören.

Nun denn, will ich nur diejenigen beglückwünschen, die das Vorhaben Minotaurus’, die Stadt Jainas zu tyrannisieren für eine Phantasterei hielten. Dieses Dämonenwesen- verzeiht- dieses DUMME Dämonwesen hatte über ein Land herrschen wollen, das Runenmagie beherrschte. Es wollte die Menschen versklaven, obwohl es noch nicht einmal fähig war, ihn deren Häuser einzutreten, denn das Pentagramm, das jeden Eingang der Häuser zierte, würde gegen ihn genauso effektiv sein, wie es bei dem Gnom gewesen war.

Und obwohl Minotaurus meinen Zauber gehört und verstanden hatte, dachte er anfangs tatsächlich, dass er Wasser beschwören könnte, um seinen brennenden Rücken zu löschen. Nie werde ich den dumpfen Blick der Erkenntnis vergessen, der sein Gesicht heimsuchte, als mehrere Liter Brennenden Feuers auf ihn nieder gingen. Und nun endlich, wie einige von euch denken werden, zurück zum Kampf.

Ich brach zusammen, ausgelaugt von dem Zauber. Ich war nicht mehr in der Lage, mich zu rühren. So war ich verdammt, den folgenden Ereignissen hilflos beizuwohnen.

Ich spürte schon Augenblicke, nach denen ich den Zauber abgeschlossen hatte, dass mir keine Feuertropfen mehr auf die Stirn fielen und mir Regenwasser den Schweiß vom Gesicht wusch. Der Wind blies erneut kältere Luft über die Hügel und die Letzten Feuer auf Minotaurus’ Rücken erloschen.

Ich drehte mich mühsam auf die Seite, um Jaina und den Dämonen bei ihrem Schwertduell zu beobachten. Beide hatten die Klingen gekreuzt, das kurze, schimmernde Schwert hielt dem Druck des langen, schweren Schwertes stand. Nur sehr langsam glitten die Klingen aneinander ab.

Jetzt entbrannte der Kampf. Ich kam nicht umhin, Jainas Schwertkunst zu bewundern- sie führte die Klinge, als wäre sie mit ihr geboren worden. Von Minotaurus konnte man das, wie erwartet, nicht behaupten. Er hieb ohne jede Finesse oder gar Strategie mit brutaler Kraft auf Jaina ein, gefährlich waren diese plumpen Schwünge nur wegen ihrer Kraft und Geschwindigkeit.

Nach einigen Minuten des Kampfes schien auch Minotaurus, trotz seines Mangels an Intelligenz, begriffen zu haben, dass er in einem Schwertduell unterliegen würde und so zwang er Jaina mit einigen gewaltigen Schwertschwüngen in eine gewisse Entfernung.

Er verließ sich nun, da er Distanz zwischen sich und Jaina geschaffen hatte, auf Magie. Und was er herauf Beschwor, ließ meine Gewissheit, dass Jaina siegen würde, schmelzen wie Schnee in der Sonne. Mehrere große Feuerbälle flogen auf Jaina zu, und diese Flammen waren mit Sicherheit heiß genug, um das Eisen ihres Schwertes zu schmelzen. Mit einem widerlich triumphierenden Lachen verfolgte der Dämon die Flugbahn seiner Feuerkugeln.

Erstaunt sah ich Jaina grimmig lächeln- ich sah weder Panik noch Wahnsinn in ihren Augen und doch schien sie von ihrem Sieg überzeugt. Sie schwang einmal schnell ihr Schwert, dessen Spitze dabei alle drei Feuerbälle berührte. Gleißend helles Licht blendete mich und ein grässlicher Schmerzensschrei gellte durch den Gewittersturm.

Ich blinzelte, um die verschiedenfarbigen Sterne zu verscheuchen, die immer wieder vor den Augen tanzten und mir die Sicht nahmen. Es dauerte einige Sekunden, bis ich Jainas dunklen Schemen zerkannte, der das Schwert kampfbereit in beiden Händen hielt. Ich blinzelte noch einmal, betend, dass Jaina nicht von den Feuern des Dämons getroffen worden war. Und tatsächlich sah sie so schön aus wie eh und je. Ihr Schwert dagegen hatte seinen bläulichen Schimmer verloren und sah, abgesehen von der Runenbedeckten Klinge, wie ein normales Schwert aus. Ihr Blut, dass scheinbar die Magie des Schwertes erweckt hatte, war ein wenig angetrocknet und betonte die Runen durch eine dunklere Färbung.

Als ich sah, dass eine dunkle, dickflüssige Masse von der Schwertspitze rann, suchte ich mit trübem Blick nach Minotaurus’ umriss. Ich erkannte ihn ein paar Fuß von Jaina entfernt in sich zusammengesackt. Er presste sich seine Hand auf eine Blutverschmierte Stelle seiner Brust, unter ihr musste eine heftige Schnittwunde verborgen sein.

Minotaurus stierte uns aus seinen tierischen Augen mit einer Mischung aus Panik und Hass an und das Wetter, dass seinen Gefühlen gehorchte, wütete so heftig wie nie. Er wand sich regelrecht in der Schmach, von bloß zwei Menschen seiner Armee beraubt und schwer Verwundet worden zu sein. Das Wissen, dass seine wohl Mächtigsten Zauber überwunden und gegen ihn verwendet worden waren, tat sein übriges.

Und unter die Panik und den Zorn mischte sich langsam eine verzweifelte Neugier, er fixierte Jaina und schrie, dass sein Sabber durch die Gegend Sprühte: „Wie?! Wie kann ein so kleines, schmächtiges Wesen nur mit Runenmaie mein Feuer überwinden?“, etwas flehentliches schwang in der Stimme mit, als wäre dieses Wissen sein letzter Wunsch auf Erden.

Bevor Jaina antwortete, bemerkte ich, dass mir das Atmen immer schwerer fiel und sich auch meine Sicht wieder zu trüben schein. Dann wurde mir der grauenhafte Grund dafür klar: Die Asche der Squido war vom Wind erfasst worden und wirbelte nun wie bei einem Sandsturm umher. Ich bedeckte mühsam Nase und Mund. Auch die Augen kniff ich zusammen, um zu verhindern, dass der beißende Staub sich in meinen Augen absetzte. Dann, unglaublich gedämpft vom Brüllen des windes und dem Staub, der Zwischen uns wirbelte, antwortete Jaina.

„Du Narr.“, sagte sie verächtlich und stieß die Klinge ihres Schwertes bis zum Schaft in die aufgeweichte Erde, als sie sie wieder herausriss, war sein Dämonenblut von ihr verschwunden und nur einige sehr hartnäckige Tropfen getrockneten Blutes klebten an den Runen. Die Grashalme an der stelle, in der sie ihre Klinge gereinigt hatte verwelkten auf beunruhigend schnelle Weise, doch das interessierte sie nicht besonders. Sie starrte voller Abscheu auf den noch immer am Boden kauernden Minotaurus. „Du unterschätzt die Kraft der Runenmagie gewaltig. Es mag schwer sein, sie so vielseitig einzusetzen wie es meinem Freund hier mit der Gesprochenen Magie möglich ist,“, sie lächelte mich kurz an, holte Luft und sagte dunkel:

„Doch sind die Runen erst einmal gezogen

und bilden Worte im göttlich’ Alphabet,

werden Licht und Dunkel schnell verwoben.

Jede Ordnung vor des Blutes Macht vergeht.“

Blitze untermalten das ende ihres Gedichtes. Nach einer kurzen Künstlerpause fuhr sie fort: „Die Runen, die ich auf Raziels Klinge graviert habe, beschwören eine Magie herauf, der sich selbst dieser Feuersturm meines Freundes hier nicht hätte erwehren können.“ Sie wandte die Klinge ihres Schwertes so, dass der Dämon die Runen erkennen konnte. „Kannst du es lesen?“, fragte Jaina herausfordernd.

Der Dämon sah gebannt auf die Klinge und mit einer kaum zu verstehenden stimme las er die Worte auf ihr vor:

„Magie des Feindes, höre der Götter Wort.

Weiche zurück, bewege dich Fort.

Werde nun zur Luft die dich gebar,

sonst wirst hier deines Todes gewahr.“

„Ganz so dumm wie gedacht bist du ja doch nicht“, höhnte Jaina und warf mir einen kurzen Seitenblick zu, den ich nicht deuten konnte. „Ganz recht“, sagte sie dann ernst, „Raziel hier ist ein Zauberbrecher.“ Sie schien kurz die Klinge ihres Schwertes liebevoll zu streicheln, dann blickte sie Minotaurus entschlossen an.

„Jetzt steh auf, Dämon! Wir wissen beide, dass diese Wunde dich nicht töten kann.“, rief sie ärgerlich. Ich sah erstaunt zu Minotaurus hinüber, der endlich die Hand von der Wunde hob. Ächzend erhob er sich und ich hatte freien Blick auf die Stichwunde. Sie war tatsächlich nicht sehr tief, doch erst als ich sah, wie sich die Wunde ohne jede Narbe verschloss, stöhnte ich vor dem Schock der Erkenntnis auf.

Der Dämon wandte sich böse grinsend an mich: „Wusstest du denn nicht, kleiner Mensch, dass du keinen einzigen Dämonen durch solche niedlichen Wunden töten kannst?“ „Woher denn?!“, dachte ich aufgebracht, „ich habe bisher jedem Dämonen nicht so viel Zeit gelassen, dass ich eine Erholung hätte feststellen können.“

Jaina schüttelte den Kopf und sah in meine Richtung. „Also wirklich, Zaphod. Du kannst Wasser zum brennen bringen aber so was weißt du nicht? Das erklärt, warum du noch immer ein Lehrling bist.“

Sie blickte mich noch einen Moment lächelnd an, dann sah sie wieder ernst zu Minotaurus auf. „Zaphod, ich habe vor, dir eine praktische Lektion in Runenmagie zu geben, während ich diesen Dämonen hier von seiner Existenz befreie, also sieh gut zu.“

Sie schnitt sich mit dem Schwert erneut in die Hand und zuckte dabei kaum vor Schmerz. Dann presste sie ihre Hand erneut auf die flache Klinge. Wider glänzten die Runen auf- so hell, dass ich trotz der dunklen Asche zwischen uns die Augen schließen musste, um nicht erneut geblendet zu werden. Als ich die Augen wieder öffnete, war die Klinge in ein rotes, aggressiveres Schimmern gehüllt.

Sie hielt kurz inne, als sei sie dem Anblick des Schwertes verfallen. Doch nach einem kurzen Nicken... war Jaina hinter einer Dichten Aschenwehe verschwunden.

Ich sah verwirrt zu Minotaurus, um zu sehen ob der wusste, wo sein Gegner war. Und tatsächlich wusste er es genau. Wenn man Hinterrücks von einem zauberbrechenden Schwert aufgespießt wird, weiß wohl auch der größte Narr, und Minotaurus gehörte sicherlich zu dieser Art Narren, wo sich sein Feind befindet.

Wie Jaina es geschafft hatte, sich so schnell hinter den Dämonen zu bewegen, habe ich nie herausgefunden. Doch sie sah furchterregend aus, wie sie das Schwert durch den gewaltigen Dämonen bohrte, bis sie es Fast in ihm versenkt hatte.

Der Schimmer, der das Schwert umhüllt hatte, ging nun auf den Dämonen über, doch das schien ihn nicht großartig zu stören. „Du hast mein herz verfehlt, törichtes Weib“, keuchte er mit einer seltsamen Mischung aus Schmerz und hohn, die nur Dämonen erzeugen können.

„Ich bin noch nicht fertig, mein Freund!“, zischte sie so leise, dass das Heulen des Aschewindes ihre Stimme fast übertönte. Sie ballte die Faust über dem Schaft ihres Schwertes und ließ einige Tropfen Blut knapp über ihm auf die Klinge fallen.

Das Rote Schimmern, das den Dämonen umgab, wurde intensiver und er erstrahlte bald in scharlachrotem Licht. Er bewegte sich nicht- weder um sich zu wehren, noch um uns zu verhöhnen noch- und das bemerkte ich erst nach einigen Augenblicken- um zu atmen.

Jaina zog angewidert das Schwert aus dem Dämonen und der rote Schein erstarb schlagartig. Durch das herausziehen des Schwertes war der Dämon ins Schwanken geraten, wie ein Glas, das man am Rande anstößt. Und als er Rücklings auf dem Boden aufschlug, kam mir die Erkenntnis: Minotaurus war gelähmt und starb gerade einen sehr hässlichen Erstickungstod.

Jaina stapfte schwer atmend zu mir und zeigte mir die Klingenseite, auf die sie den Blutstropfen hatte fallen lassen. Eine einzelne Rune, blutbedeckt, war auf dieser Seite der Klinge zu sehen. Jaina lächelte mich an. „Diese Rune heißt ‚Ruhe’. Sie lähmt alles. Im Götteralphabet steht sie für das R. Wie fandest du meine Lektion?“ Ich stieß ein erschöpftes Lachen aus, jedes Glied meines Körpers tat mir weh. „Wirklich interessant, Jaina.“, flüsterte ich kraftlos.

Jaina grinste und ließ sich neben mir nieder und sah zum Himmel hinauf. Der Sturm ließ schon nach und auch die Gewitterwolken ließen die letzten Tropfen aus sich fallen. In sanften Wogen bog der Wind das von Asche grau gefärbte Gras und trieb einen feinen Staub vor sich her. Die Sonne schien bald wieder auf die Landschaft, doch ihr mittlerweile goldrotes Licht beleuchtete nicht mehr eine friedliche Hügellandschaft. Sie warf ihr Licht auf das einzige Schlachtfeld, dessen Bild ich nie vergessen werde. Erschöpft schlief ich, wenige Schritte von der Leiche eines Dämonen entfernt, in einen tiefen Schlaf.
 

Hier nun enden Zaphods Zeilen fürs erste. Dies wird der einzige Kampfesbericht in diesem Buche bleiben. Kämpfen war für Zaphod nichts besonderes, es war eine Alltäglichkeit, kaum einer Erwähnung wert.

Doch dieser Kampf verdient eine Erwähnung, denn er sollte für alle Zeiten, bei allen Streits, Kämpfen, Scharmützeln, Schlachten und Kriegen, trotz der vielen legendären Taten anderer, bekannterer Helden, einzigartig bleiben. Dies war das einzige Mal der Weltgeschichte, dass ein einzelner Mann es mit einer Squidoarmee, einer der tödlichsten Mächte aller Zeiten, aufgenommen hatte und siegreich daraus hervor ging.

Und doch, Zaphod sollte dieser Tag bis zum Ende seines Lebens verfolgen. Der Grund dafür wird in einem Schriftstück in zierlicher Handschrift deutlich. Jainas einzige Überlieferung beschäftigt sich mit Zaphod und der Ursache für einen der größten Fehler der Menschheit.


 

Dies ist eine Gegendarstellung. Sie bezieht sich auf die Schlacht, die Zaphod einst in den ‚Lehrlingserinnerungen’ beschrieb. Der geneigte Leser weiß, dass ich Zaphod lange Zeit begleitet hatte. Ich halte es für meine Pflicht, der Torheit meines Freundes, durch die die Menschen verdammt wurden und die Göttertränen flossen, einen Grund zu geben. Ich will ihn nicht entschuldigen, doch will ich euch eine Möglichkeit zum Verständnis für Zaphods Taten anbieten.

Und nun zu dem, was ich zu erzählen habe. Ich sage in keiner Weise, dass Zaphods Erzählung eine Lüge ist. Ich möchte berichten, was Zaphod nicht in Worte fassen wollte. Ich erzähle, weshalb sein denken so extrem geworden war, dass er die Göttertränen fließen lies.

Schon als Zaphod von seinem Entschluss berichtete, „Minotaurus eine Lektion zu erteilen“, verschwieg er die viel drängenderen Gründe: Seine Gefühle. Er hatte gerade erfahren, dass er tatsächlich seinen Vater getötet hatte- er war nicht nur zutiefst erschüttert, in ihm muss auch ein Zorn hochgekocht sein, den nicht viele Menschen fühlen können.

Auch war es nicht wirklich die Konzentration, die Zaphod davon abhielt, Minotaurus’ Rede zu lauschen- ich habe ihn kurz danach schon ähnlich schwierige Zauber ausführen sehen, die er schneller und mit weniger Konzentration zu Wege gebracht hatte. Seine hochschäumenden Gefühle, Trauer, Hass und auch Verzweiflung erschwerten das Nachdenken und die Rache, die er sich zu diesem Zeitpunkt mehr als alles andere üben wollte, behinderte sich selbst.

Als er schließlich erklärt hatte, dass einer der Squido sein Vater gewesen war, war ich nicht so herzlos, dies keiner Erwähnung zu würdigen- das möchte ich nur am Rande erwähnen. In der Tat hatte ich ihn am liebsten in die Arme geschlossen, um ihm Trost zu spenden. Doch in dieser gefährlichen Situation konnte ich nichts anders tun, als ihn anzulächeln. Aber genug davon.

Zaphod hat auch nichts davon erwähnt, dass seine Stimme während dieser Erklärung bedrohlich zitterte. Er spuckte jedes Wort in einer Mischung aus Trauer und Wut aus, und ich glaube mich auch an Tränen in seinen Augen zu erinnern. Nie hatte ich einen gefährlicher wirkenden Gesichtsausdruck an einem Menschen gesehen.

Am Ende des Kampfes lag Zaphod zwar erschöpft im Grase und schlief ein, doch nicht in der Art, in der er es beschrieben hatte. Er verlor, kurz nachdem Minotaurus gestorben war, schlichtweg den Verstand.

Er war tatsächlich ziemlich erschöpft von seinem Zauber gewesen (war er auch nicht der schwerste, den Zaphod beherrschte, so hatte er ihn doch recht lange angewandt) und hatte daher nach dem Ende des Kampfes seine Gefühle nicht länger kontrollieren können. In einer Geisteszerrüttenden Geschwindigkeit wechselte simples Wahngekicher mit Herzzerreißenden Schluchzern, durchmischt von tobenden Wutschreien.

Erst gegen Sonnenuntergang hatte ein Gefühl alle anderen soweit unterdrückt, dass Zaphod nur noch von diesem einen erfüllt war, auch wenn Selbsthass nicht gerade die schönste Gefühlsregung ist. Er erging sich in Hasstiraden und gab sich mit den immergleichen Argumenten die Schuld am Tod seines Vaters. Erst als die Sterne schon hell über den Hügeln standen und mir die Nasse Kleidung erste Schauer über den Rücken jagte, hatte er seine Kräfte aufgezehrt und war eingeschlafen.

Als er erwachte, erinnerte er sich an alles, doch sobald das Thema seines Vaters angeschnitten wurde, versank Zaphod in dunklem, traurigen Brüten. Erst nach einiger Zeit war er in der Lage, ein Gespräch über ihn zu führen, doch mit schrecken erkannte ich einen Schatten des Wahnsinns, der ihn auf den Hügeln ereilt hatte, in seinen Augen glitzern.

Wir können nur erahnen, wie sehr Zaphod litt, als er von dieser Schlacht berichtete, die Tatsache, dass er seine wahren Gefühle nicht in Worte hatte fassen können, ist hier aber wohl bedeutsam genug.

Aber dieser Tag hatte noch andere Einflüsse auf Zaphods Geist gehabt. Er hatte erfahren, dass sein Vater nicht Jahre zuvor gestorben war, sondern von Dämonen in den Wahnsinn gefoltert worden war. Er war zu einem Instrument ‚erzogen’ worden, dass die Dämonen auch noch untereinander verschenkten. Dass die Dämonen dann auch noch dazu beigetragen hatten, dass Vater und Sohn sich bis aufs Blut bekämpften, das alles verwob sich und steigerte den Hass, den er den Peinigern seines Vaters zuvor schon entgegengebracht hatte auf ein Maß, dass selbst über Fanatismus hinaus reicht.

Doch dieser Hass hatte auch den Sinn von Zaphods Existenz geändert. Hatte er früher nur so viele Dämonen wie möglich töten wollen, jetzt wollte er dazu beitragen, auch den letzten Dämonen auf Erden auszurotten.

Dazu machte er sich nun aber auch größere Zusammenhänge, die er vorher ignoriert hatte, klar. Durch das Rekrutieren von Squidos zu gewaltigen Armeen hatten sich die Dämonen die größte Stärke der Menschen nutzbar gemacht: den Zusammenhalt.

Schon bald, das wurde Zaphod sehr schnell klar, würde selbst eine Armee versagen, die aus den größten Ranleda und Runenmagiern der Welt aufgebaut war, nichts mehr gegen die Macht der Dämonen entgegensetzen können. (Er erzählte mir von dieser Überlegung keinen Tag, nachdem er erwacht war.)

Er verband die weitere Reise daher mit einem neuen Ziel. Er wollte einen Weg finden, die Macht der Dämonen, ihre Kampfstärke und ihre Widerstandsfähigkeit, auf die Menschen zu übertragen. Und, so groß das Unglück und so berechtigt ein Groll auf Zaphod sein mag, jeder sollte zugeben, dass Zaphod sein Ziel erreicht hat.

Und nach diesen Zeilen hoffe ich, einigen Lesern klar gemacht zu haben, dass seine Motive, egal wie Schaden er für ihre Erfüllung in kauf nahm, nur zu verständlich und Edel waren, als er die Göttertränen hatte fließen lassen.
 

Nun endlich, werter Leser, kennt ihr die Hintergründe der größten, geheimnisvollsten und dunkelsten Legende aller Zeiten. Die Vorbereitungen sind abgeschlossen, möge sich nun der Vorhang der Geschichte heben. Nun geraten wir durch die Aufzeichnungen Zaphods in eine Zeit, die auch in Märchen und Erzählungen erhalten wird.

Wir werden nun also wieder in den Aufzeichnungen Zaphods schmökern. Doch hat sich ihr Titel geändert. Willkommen in den „Forschungsreisen eines Magiergesellen“. Und da wir somit nun in die Zeit der Märchen schreiten, sollten wir uns an die Tradition halten und mit diesen alten Worten beginnen: „Es war einmal ein Magiergeselle namens Zaphod.

Unter dem Stapel mit Jainas Erzählung finden sich nummerierte Seiten, der Titel der Arbeit, wie auch die Seiten sind nur teilweise zu lesen. Brand und Blutflecken machen das Lesen zum Teil unmöglich. Und den Anfang macht eine Geschichte, so abenteuerlich und bizarr, dass sie selbst für Zaphods Verhältnisse ungewöhnlich ist.
 

-Der gefallene Engel-
 

Meister Kel’Thusad, Jaina und ich wanderten in den fremden Landen Kanntbeun umher, als wir einer Nomadenschar begegneten. Wir wurden freundlich begrüßt und- gegen ein wenig Bezahlung- durch einen Planwagen geführt, in dem die größten Attraktionen aufbewahrt wurden.

Einige Absätze sind hier durch grässlich viele Brandflecken unkenntlich gemacht, in denen die verschiedenen Attraktionen beschrieben zu werden scheinen. Doch dann folgt ein sehr gut erhaltenes Stück Pergament.

Und ganz hinten, einen Dämonen, gefangen in einem Pentagrammkreis. Jaina betrachtete interessiert die Runen, während Kel’ und ich uns dem im Dunkeln kauernden Dämonen näherten.

Erst als ich eine kleine Flamme heraufbeschwor, konnte man seine Gestalt erkennen. Erstaunt stieß ich einen Pfiff aus- dies war kein gewöhnlicher Dämon! Er sah aus wie ein Engel... „Mit dem einen Unterschied“, brummte Kel’, der gerade das Offensichtliche ansprach und ignorierte Jaina, die bei der Erwähnung des Wortes „Engel“ sofort bewundernde Blicke auf den Dämonen warf, „Dieser hier hat schwarze Flügel“ Dies war ein Tick von Kel’Thusad, den jedermann unsympathisch fand: Er spielte sich mit dem Offensichtlichen immer wieder auf.

Außerdem taten die schwarzen Flügel nichts zur Sache, dies war ein menschenähnlicher Dämonen mit Flügeln- ganz das Musterbeispiel eines Engels und garantiert eine Sensation für jeden Zirkusbetreiber.

„Was ihr nicht sagt.“, krächzte der Dämon trocken und schlenderte gelassen so nah an uns heran, wie die Pentagramme es ihm erlaubten. Fasziniert betrachtete ich ihn genauer. Es war kaum zu glauben, dass dies kein Engel sein sollte. Ich empfand nicht einmal meinen üblichen, Übelkeit verursachenden, Hass ihm gegenüber. Vielleicht, weil er in keiner Weise Ähnlichkeit mit den geistig verwirrten und körperlich abstoßenden Wesen hatte und die Friedlichkeit der Engel ausstrahlte.

In der Hoffnung, durch diese Frage eine Ahnung vom Wesen des Dämonen zu bekommen, fragte ich ein plumpes „Wer bist du?“ Der Dämon begann zu kichern, sah mich aus seinen viel zu menschlichen Augen an und sagte:

„Ein Teil von jener Kraft,

Die stets das Böse will und stets das Gute schafft.“

Mit hochgezogenen Brauen starrten Jaina und ich uns an. Wollte er einen Schabernack mit uns spielen?

„Was ist damit gemeint?“, fragte Kel’ argwöhnisch.

„Ich bin der Geist, der stets verneint!

Und das mit Recht; denn alles, was entsteht,

Ist wert, dass es zugrunde geht;

Drum besser wär’s dass nichts entstünde.

So ist denn alles was ihr Sünde,

Zerstörung, kurz das Böse nennt,

mein eigentliches Element.“

, trug der Dämon wie auswendig gelernt vor. Und auf unsere verwirrten Blicke antwortete er mit kreischendem Lachen:

„Diese Worte werde ich irgendwann einmal, wenn die Dämonen nur noch in der Phantasie der Menschen existieren, einem Dichter in den Kopf setzen, um allen Menschen die beste Beschreibung meiner Person zu geben... Um eure Frage zu beantworten, ich bin Luzifer, auch genannt Mephisto oder Beelzebub- ihr könnt es euch aussuchen.“

„Und... was bist du?“, fragte ich schließlich, denn seine vorige Antwort hatte mir nicht wirklich weitergeholfen. Luzifer lachte kurz in sich hinein (für einen Gefangenen fand ich ihn seltsam fröhlich) und antwortete dann geschwollen:

„Ich bin der Dämon, der alle anderen gebar. Eine gemeine Ironie, einen Nihilisten zum Gründungsvater der Dämonen zu erheben.“, er blickte verträumt an die holzbeschlagene Decke.

Kel’ Zog scharf die Luft ein. „DU bist der erste Dämon? Du wurdest von den Göttern als erster geschaffen?!“ Luzifer sah ihn abwertend an: „Was, du großer Meister, soll man sonst unter ‚Gründungsvater’ verstehen?“ Kel’, der sich selbst genauso wichtig nahm wie die Alltäglichkeiten, die er ständig betonte, lief rot an.

„Ich sehe aus wie ein Engel“, erklärte Mephisto gleichmütig und wandte sich mir dabei interessiert zu, „Weil dies die Ursprüngliche Form unserer Rasse war, das hat dich wahrscheinlich zu deiner Frage gebracht. Und da ich der erste Dämon war, bezieht jeder Dämon aus mir seine Kraft, denn ich bin ein Teil des Willen Gottes.“

„Du hängst dem Monotheismus an?“, fragte Jaina neugierig. „Wurdest du denn nicht von den Göttern geschaffen und hast sie gesehen? Warum glaubst du trotzdem an den einen Gott?“

Luzifer lächelte sie gequält an. „Licht gebiert immer Schatten, meine Liebe. Gott oder Götter, das ist fast das Gleiche. Der Wille aller Götter ist der Wille Gottes. Doch da Gott auch immer die Vernichtung im Bewusstsein hält, wurde ich erschaffen und mir die Saat des Chaos in den Verstand gesät.“ „Euch allen?“, fragte ich überrascht. „Die Engel scheinen mir nicht vom Chaos beherrscht.“

Luzifer grinste mich an. „Du stellst kluge Fragen, mein Junge. Ich weiß selbst nicht genau, warum die Engel und anfangs auch ich von dem Wahnsinn verschont blieben, vielleicht waren wir einfach zu mächtig, als dass der Samen des Chaos von allein hätte aufkeimen können. Der Frieden aber schien in den anderen Dämonen das Chaos so richtig aufblühen zu lassen.“, er lachte mit irrem Blick auf. „Früher hatte ich das bedauert, doch heute finde ich diese Ironie köstlich!“ „Moment“, wandte Kel’ ein, „so wie du es darstellst wärst du, wenn es ihn denn gäbe, ein Teil Gottes. Aber auch unsere Götter wären dann Teile Gottes- maßt du dir etwa ihre Macht an?“

Luzifer verzog das Gesicht: „Solche Fragen sind doch ohne Sinn- meine Macht misst sich nie mit der ihren- doch bin ich, von allen Wesen auf Erden, ihnen am nächsten. Schließlich bin ich, wie auch sie, unsterblich! Ich bin weder Engel noch Dämon, weder göttlich noch sterblich doch unter denen, die unter der Sonne wandeln bin die unangefochten mächtigste Gestalt- der gefallene Engel Luzifer.“

„Ein gefallener Engel?“, warf ich ein, „Das heißt dann ja wohl, dass du einst ein echter Engel gewesen bist, trotz deiner hohen Worte.“ Luzifer kicherte vergnügt und nickte hastig: „Ganz genau, du großer Schüler eines“, er warf Kel’ einen vernichtenden Blick zu, „kleinen Meisters.“

„Und wie kamst du dazu, zu fallen?“, fragte Kel’ grollend, wohl wissend, dass Luzifer auf genau diese Frage wartete. „Seht ihr,“, sagte Luzifer schmierig, „ich war damals der höchste Engel. Stolz befolgte ich jede Weisung der Götter, auch nachdem ihr erster Versuch einer Rasse mit freiem Willen misslungen war- natürlich ganz nach dem Plan des einzig wahren Gottes.

Doch dann befahl mir der Gott des Friedens- ausgerechnet! – Die Vernichtung der Dämonen, bevor sie der Welt noch größere Schäden beifügten. Doch ich konnte nicht.. Ich brachte es nicht über mich, meine Söhne und Töchter zu ermorden!“, hatte er schon während er sprach traurig geklungen, zuckte er nun endgültig wie von einem gewaltigen Schluchtzehn geschüttelt zusammen. Doch erklang kein Schluchzen- ein wahnsinniges Kichern drang aus seiner Kehle. Er lief hysterisch lachend und ohne Ziel in seinem Gefängnis umher und das Licht meines Feuers spielte äußerst furchterregende Spiele mit seinem Körper, was den Eindruck des Wahnsinns noch mehr verstärkte.

Seine Flügel zuckten nun bei jedem Wort vor verhaltenem Kichern: „Ich konnte, nein! Ich wollte nicht tun, was mir dieser Gott befohlen hatte- sterbliche Wesen werden dafür mit dem Tod bestraft- doch leider bin ich unsterblich.

Sie klagten mich, nicht zu unrecht, dem Ungehorsam an, sie verstießen mich aus den Scharen der Engel und quälten mich auf eine Weise, die kein sterblicher sich auch nur vorstellen kann.

Doch schlimmer als alle körperlichen Qualen war der Streit meines Gewissens- ich konnte meine göttliche Pflicht nicht verletzten. Doch hätte das den Mord an meinen Kindern bedeutet, und den konnte ich auch nicht mit meinem Gewissen vereinbaren.

Durch diesen Zwist gebar ich den Wahnsinn, den ihr nun vor euch seht, ihr kleinen Menschen! Ich fragte mich immer wieder, wie ich aus dieser Situation wohl entkommen könnte.

Und dann, nach einer, wie immer, durchwachten Nacht, wusste ich es: Ich- und mit mir alle Götter- mussten zugrunde gehen! Oder aber...“, er brach wieder in ein unkontrolliertes kichern aus und winkte ab, als ob der nächste Gedanke viel zu lächerlich sei, um ihn zu erklären.

Er war mit Abstand der interessanteste Dämon, der mir je begegnet war. Er war eindeutig Wahnsinnig, doch auf eine ganz andere Weise als es normale Dämonen waren. Und bei all seinem Wahn schien er sehr klare Gedanken fassen zu können, denn er klang mitunter sehr vernünftig.

„Wenn du der erste bist,“, überlegte ich laut, „hast du dann vielleicht auch deine eigene Schöpfung miterlebt?“

Luzifer zuckte zusammen, als hätte ich ihn geohrfeigt. Er funkelte mich erschrocken und zugleich zornig an. „Wieso wagst du es so einfach, mich daran zu erinnern, wie ich einst entstanden bin!“, kreischte er los und beugte sich so weit zu mir herüber, wie es ihm von den Pentagrammen erlaubt war, und spreizte bedrohlich seine schwarzen Flügel. Geifer spritzte mir entgegen: „Es gab keine größere Qual als diese! Hast du mir nicht zugehört?!“

Er starrte mich einige Atemzüge lang in einem verrückten Wahn an, dann wandte er sich ab und murmelte gekränkt: „Habt ihr denn alle nicht gehört? ‚Alles was entsteht, ist wert, dass es zugrunde geht! Drum besser wär’s wenn NICHTS“, er fuhr herum und schrie mich erneut an, „entstünde!’“

Er setzte sich friedlich in die Mitte seines Gefängnisses. „Es gab einst eine Zeit, zu der ich die Schöpfung gut gesinnt war, doch seit dem Fall der Dämonen... nein, erst seit meinem Fall, interessierten mich die Fragen wie...“, er amte die Stimme eines grübelnden, alten Mannes nach, „Wo komm’ ich her?“, er brach ab und fuhr mich mit kreischender Stimme an, „ES IST SCHLIMM GENUG, DASS ICH DA BIN!“ Er atmete kurz durch und wechselte wieder zum Professorentonfall, „Wo geh’ ich hin?“, nun wieder das Geschrei: „HOFFENTLICH INS NICHTS, DAS MICH GEBAR!“ Ruhig fuhr er wieder fort, „Und wie viel Zeit werd’ ich noch haben? – MÖGLICHST WENIG, HOFFE ICH!“, er brüllte so laut, dass die Holzwände erzitterten.

„Ich frage mich seit langem nur noch eines:“, sagte er mit mühsam beherrschter Stimme. „Nämlich, wie ich alles Enden lassen kann! Mein Leben ganz zuvorderst!“ Ich runzelte die Stirn. „Du willst alles vernichten, weigerst dich aber, bei den Dämonen anzufangen?“

Luzifer nickte ernst. „Ja genau! Ist das nicht eine wunderbare Idiotie?“, er lachte trocken auf, „Und als mir dann dieser Gott befahl die Dämonen zu vernichten...“ , er erging sich erneut in einem Bericht über seinen Fall, amüsierte und erboste sich, nimmer müde, immer in der gleichen Weise. Er war in eine Erzählschleife geraten und wiederholte bald schon zum fünften Male seine Geschichte.

Doch als er sie zum sechsten Mal zu erzählen begann, hob ich die Hand und schlagartig verstummte er und betrachtete mich lauernd, als ob er nicht wüsste ob ich sie zum Gruße oder zur Ohrfeige gehoben hatte.

„Wenn ich deine Geschichte so höre“, sagte ich bedächtig, „dann klingt das, als bräuchtest du einen Mittelsmann für die Vernichtung der Dämonen, der dir deinen Auftrag abnimmt, und seine statt deiner Hände im Blut deiner Kinder zu tränkt, oder?“, fragte ich gespannt.

Luzifer sah mich lange an und für einen Moment meinte ich Gier in seinen Augen zu sehen. Dann kicherte er wieder unhaltbar los. Als er sich beruhigt hatte, sagte er: „Pass auf! Wer sich mit dem Teufel einlässt, riskiert alles, um Nichts zu erschaffen.“

Auf meinen herausfordernden Blick sagte er schließlich grinsend: „Nun gut, ich gebe zu, du hast Recht, das wäre die Lösung. Doch Menschen können meine Kinder nicht länger bezwingen- nicht ohne mehr Macht. Eure Armeen sind den ihren längst nicht mehr gewachsen.“

Kel’ sog scharf die Luft ein: „Ich dachte du warst schon drei Jahre gefangen? Woher weißt du..“, doch er kam nicht dazu, seinen Satz zu vollenden. Luzifer hatte ihn nämlich schon ziemlich verblüfft gefragt: „Ihr... denkt tatsächlich, dass ich hier gefangen bin?“ Kel’ kräuselte die Lippen im Anflug eines Lächelns und deutete auf die Runen zu Füßen Luzifers: „Sieht mir nicht gerade danach aus, als seiest du hier ein freier Gast.“

„Gast?!“, kreischte Luzifer vergnügt, „Ich bin kein Gast in diesem Zirkus ich bin der Grund seines Überlebens! Diese Zigeuner da draußen wären verhungert ohne mich- und ich gebe zu, für jemanden, der alles Vernichten will, ist die Lebensretterei keine gute Angewohnheit.“ Er lachte hysterisch auf, doch als Kel’ gerade etwas sagen wollte, verfiel Luzifer sofort in Schweigen und funkelte ihn böse an.

„Ich nutze diese Menschen, um mit wenig Ärger in das Herz eurer Städte zu gelangen, damit ich Magier und Krieger finden kann, die ich mit der Bekämpfung meiner Kinder guten Gewissens auftragen kann.“, sagte er geschäftsmäßig.

Kel’ warf erneut einen Blick auf die Pentagramm und murmelte: „Sicher...“ Doch das war ein großer Fehler: Noch während er sprach, kam Luzifer mit weiten Schritten zu ihm gelaufen und funkelte ihn mit wildem Zorn an. „Denkst du wirklich, du ignoranter Mensch, dass ich, der mächtigste aller Dämonen, mich einfach so von ein paar Heimatlosen Bauern und diesen primitiven Runen gefangen nehmen ließe?“

Er trat direkt an die Pentagrammlinie heran und dann, ganz gemächlich, hob er ein Bein- und schritt über die Pentagramme hinweg, die sich währenddessen grell Leuchtend über diese Überschreitung beschwerten, um sich schließlich aufzulösen und nur einen Brandfleck ohne jede Form zurückzulassen. Jaina stöhnte erschrocken auf.

„Wisst ihr, ich habe diese netten Runen selbst gezogen.“, sagte Luzifer gehässig und trat nun mit jedem Wort einen Schritt näher an Kel’, der sich im Gegenzug immer weiter von ihm zu entfernen suchte, sein Blick verschleiert von fassungslosem Schrecken.

„Ich bin sowieso einer der wenigen, der die Wirkungsweise der Runen ganz versteht. Und ich sehe auch magische Potentiale in den Wesen, die mir begegnen- und wie du“, Kel’ war gerade an der Holzwand angelangt, und presste sich nun hilflos gegen sie, während Luzifer sich Schritt für Schritt näherte, „einen höheren Rang bekleiden kannst als dieser junge Mann hier“, er winkte lässig hinter sich und deutete genau auf die Stelle, an der ich stand, „ist mir ein absolutes Rätsel! Du könntest nicht einmal einen Lehnstuhl heraufbeschwören, wenn dein Leben davon abhinge!“, er war Kel’ nun so nahe, dass er ihm mit dem Finger auf die Brust tippen konnte. „Was steht ihr da so rum?!“, stieß Kel’ panisch aus und sah flehentlich zu Jaina und mir herüber.

Ich weiß nicht, warum wir nicht schon vorher reagiert hatten- vielleicht war es der Schock, dass sich ein Dämonen unversehrt über Runenmagie hinweggesetzt hatte, vielleicht der Eindruck, dass Luzifer Kel’ garantiert nichts antun würde, oder einfach die Annahme, dass Kel’ sich selbst hätte verteidigen können, wenn er wollte.

Doch in all der Zeit, in der ich mit ihm schon gereist war, hatte ich ihn noch nie so Verängstigt gesehen. Seine sonst so gebieterischen Züge waren eingefallen, seine Wangenknochen zeichneten sich deutlich gegen die ungewohnt faltige Haut ab. Sein Blick war in starrem Schrecken auf Luzifer gerichtet, und ein fürchterliches Schütteln hatte seinen Körper ergriffen.

Als wir realisiert hatten, dass er vor Panik völlig wehrlos war, kamen wir in Bewegung. Luzifer hatte zu Lachen begonnen und war dabei, sich Kel’ einen letzten Schritt zu nähern. „Angst?“, stieß er noch kichernd aus, bevor sein Lachen schlagartig erstarb.

Raziel, rot glühend, hatte seine Wange gestreift und ungewöhnlich hellrotes Blut rann aus der Schnittwunde heraus, während sich der Schimmer der Schockmagie langsam auf Luzifers Körper ausbreitete. Seine Augen wanderten kurz über die Klinge. Ein Grinsen erschien auf seinem Gesicht, während er scheinbar demonstrativ seinen halb ausgeführten Schritt vollenden wollte.

Er erstarrte verwirrt, als er bemerkte, dass sein Kraftaufwand nur einen kleinen Ruck durch seinen Körper hatte gehen lassen. Er blickte zu seinen Füßen und sah belämmert, dass ich seine Füße an den Boden festgefroren hatte und sich langsam Eiskristalle auf ihnen abzusetzen begannen.

Er wandte mir seinen Blick zu und starrte mir in die Augen. Kel’, der Luzifer nur noch aus dem Profil sah, hörte auf zu zittern, doch als ich Luzifers Starren erwiderte, stöhnte Kel’ ein weiteres Mal verängstigt auf. Diesmal kannte ich den Grund.

Die ruhigen, grünen Augen Luzifers hatten sich geweitet und ich fühlte mich nicht länger in der Lage, den Blickkontakt zu lösen. Dann schienen mich die schwarzen Pupillen einzusaugen. Einzusaugen in eine Welt meiner Erinnerungen.

Das erste Mal, dass ich einen Dämonen sah. Der erste Dörfler, der vor meinen Augen getötet worden war. Mein Vater und einige andere, umringt von niederen Dämonen, die ihm ihr Blut einflößten. Rote Augenpaare, die aus dem Gesicht meines Vaters leuchteten...

Ich merkte, dass die Angst in mir hoch stieg, denn die Bilder wechselten sich immer öfter ab, gebaren neue, schreckliche Visionen der Vergangenheit und paarten sich immer wieder zu schrecklichen Szenarien, die ich niemals erlebt hatte und niemals würde sehen wollen.

Doch bevor ich mich in meiner Angst verlor, blitzte kurz das Bild von Minotaurus auf. Dieser Anblick weckte eine uralte Wut in mir, die alles, auch die Furcht, die durch diese Visionen erweckt wurde, überwand. Ich konnte zwar den Blick nicht von Luzifer lösen, doch zumindest nahm ich sein Gesicht wieder wahr. Und ich versuchte, trotz der Bilder, die in seinen dunklen Augenhöhlen noch immer tanzten, mich zu konzentrieren.

Eigentlich wollte ich ihm nur ein wenig die Haare anzünden, doch meine Konzentration auf seine flammenden Haare wurde immer mehr davon verdrängt, dass die Wunde seiner Wange, gemeinsam mit dem Blutrinnsal Feuer fing- die Erinnerung an Minotaurus brachte anscheinend viele alte Erinnerungen zurück.

Und tatsächlich fiel es mir sehr leicht, mir vorzustellen, dass das Blut Luzifers langsam Feuer fangen würde. Einige Momente später züngelten auch schon die ersten Flammen aus dem Blut an seiner Wange herauf. Kaum dass er das spürte, löste er endlich den Blick Kontakt, hob langsam einen Finger an das schon recht ordentlich brennende Rinnsal. Er bohrte den Finger kurz in den Schnitt, und betrachtete dann interessiert seinen nun brennenden Finger.

„Interessant.“, murmelte er. „Eure beiden Begleiter, Kel’ Thusad, Magiermeister des Turms von Ranleda, sind wirklich beeindruckende Menschen.“, er sah lässig von mir zu Jaina, deren Schwertklinge nun seinem Hals gefährlich nahe war.

„Um ihretwillen wird euch doch nicht der Wahnsinn meines Geistes befallen“, flüsterte er eindringlich. Kel’ sank langsam an der Wand auf den Boden, sein Gesicht war Schweiß gebadet. Seine Augen blickten fiebrig umher.

Doch Luzifer würdigte ihm nun keines Blickes mehr und blickte herab zu seinen noch immer fixierten Füßen. „Interessante Eismagie – und du beherrschst auch noch das Feuer“, lobte er mich, „Und außerdem hast du nicht einmal Sprechen müssen, um die Magie zu wirken. Das ist beeindruckend, selbst dann noch, wenn man den Maßstab für Dämonen anlegt.“, dann lachte er auf, ruckte noch einmal heftig an seinen Füßen und runzelte dann kurz die Stirn. Nichts geschah.

„Oho“, sagte Luzifer überrascht und besah sich seinen Körper anscheinend genauer. Auch ich bemerkte erst jetzt, dass der Lähmzauber Raziels sich langsam auf Luzifers ganzem Körper ausgebreitet hatte- ein feiner rötlicher Schimmer umgab seinen ganzen Leib. Magie unter dem Einfluss dieses Zaubers zu wirken war ziemlich schwierig und das hatte auch Luzifer zu spüren bekommen. Er kratzte sich nachdenklich den Kopf und drehte sich dann, so gut es mein Zauber erlaubte, zu Jaina um. „Eure Runenmagie ist ebenso beeindruckend. Wie viele Bluttropfen habt ihr verwendet, junge Meisterin?“, er wartete nicht die Antwort ab, sondern betrachtete nur die einzelne Rune auf Raziels Klinge. Er brummte überrascht und sagte dann, fast schon beunruhigt, „Nur ein einziger Tropfen Blut?“

Jaina nickte leicht. Sie hielt seinem Blick stand, doch offenbar befiel sie langsam der gleiche Schrecken, der mir zuvor aus Luzifers Augen entgegen gesprungen war. Ihre Mine wurde deutlich härter, und langsam weiteten sich ihre Augen. Doch nach kurzer Zeit schüttelte sie energisch den Kopf und schnitt mit Raziel drohen in den Hals Luzifers. „Hör auf damit!“, keuchte sie mit zitternder Stimme.

Luzifer senkte sofort den Blick und Jainas Klinge entfernte sich ein wenig von seinem Hals. Der rote Schimmer um Luzifer war deutlich intensiver geworden. „Verzeihung, Meisterin Jaina.“, sagte Luzifer mit einer schwerfälligen Verbeugung. Er sah erneut auf seine Füße und sagte dann nach einigen Sekunden Konzentration: „CheWei“, sofort schmolz die Tauschicht auf seiner Haut und machte dem roten Schimmer des Lähmzaubers Platz.

Luzifer indes kniete sich hin und zog schwerfällig eine komplizierte Rune. Erst als er sie vollendet hatte, konnte ich erkennen, wofür sie stand: „Freiheit“, eine der schwierigsten Runen des Alphabets, genauso akkurat gezogen wie von Jaina, die sie mir gezeigt hatte.

Luzifer indes biss sich in den Finger und ließ einen Tropfen Blut auf die Rune fallen, die in wütendem Rot erstrahlte. Als ihr Schein erloschen war, trat er mit einem Fuß auf sie. Sofort zischten Flammen unter seinem Fuß herauf und überzogen kurz seinen ganzen Körper. Dann erstarben sie genauso schnell, wie sie erwacht waren und hinterließen Luzifers unversehrten Körper. Der lähmende rote Schimmer aber war verflogen.

Jaina und ich sahen uns hilflos an und schreckten erst auf, als Luzifer gemächlich in den durchbrochenen Pentagrammkreis zurück kehrte. Er kniete sich hin und zog mit seinem blutigen Finger über den Brandflecken der alten Runen neue Pentagramme, die jeweils kurz die Umgebung erhellten.

Erst, als ein zittriges Stöhnen ertönte, wurde Jaina und mir bewusst, dass Kel’ noch immer in haltlosem Zittern an der Wand lehnte und aus panischen Augen die Gegend bestarrte. Doch kaum hatten wir uns ihm auch nur um einen Schritt genähert, quiekte er schriller als jedes Schwein im Schlachthof. „Ach lasst diesen Narren.“, sagte Luzifer verächtlich. „Er kann die Realität noch nicht von der Fiktion unterscheiden... Er dürfte euch entweder für böse Mörder oder aber gigantische Dämonen halten. Gebt ihm ein paar Stunden und er ist so überheblich wie eh und je.“
 

Ich sah Kel’ machtlos an, wie er sich immer weiter in die dunkelste Ecke zurück drängte, um sich dort zu einem zitterndem Haufen Elend zusammen zu kauern. Doch da er mir immer wieder zornig- panische Blicke zuwarf, die seinen Ausflug in den Wahn gelungen unterstrichen, wandte ich mich schließlich wieder Luzifer zu, der gerade das Letzte Pentagramm gezogen hatte und sich zurück in die Mitte seines Pentagrammkreises setzte.

„Es wird mir eine Freude sein,“, sagte er salbungsvoll, „euch in den Geheimnissen zu unterweisen, die selbst viele Dämonen nicht kennen“ Jaina und ich warfen uns gegenseitig ratlose Blicke zu. Fragen, die ich mir eigentlich schon viel früher hätte stellen sollen, fuhren mir durch den Geist:

Warum hatten wir Luzifer nicht einfach getötet, als er uns ganz offensichtlich verzauberte? Und warum, schoss es mir gleich danach durch den Kopf, dachte ich nicht eher daran, ihn wenigstens jetzt zur Strecke zu bringen, bevor er Zeit für noch gefährlichere Magie hätte?

„Weil ihr genau wisst, dass meine Macht die eure bei weitem übertrifft.“, erklärte Luzifer, der mich gelangweilt ansah. Ich runzelte die Stirn. Hatte ich diese Überlegungen gerade laut geäußert?

Luzifer kicherte: „Na, das wenigstens kann ich verneinen. Du hast nichts gesagt, was mir deine Gedanken hätte offenbaren können. Aber wichtiger ist wohl, dass du nichts gesagt hast, um sie vor mir zu verschließen.“, er blickte vom Boden her zu mir auf und bleckte seine Zähne zu einem grässlichen Grinsen.

Er wandte sich Jaina zu und seufzte gelangweilt. „Nun kommt schon, schöne Runenmeisterin! Natürlich lese ich eure Gedanken- ich bin vieles, doch ein Prahler bin ich nicht. Ich konnte aus dem Augenwinkel beobachten, wie Jaina verschreckt ein paar Schritte zurück wich.

„Ihr solltet euch daran gewöhnen- obwohl... besser wär’s wenn nicht- dass eure Gedanken gelesen werden können. Die hohen und Mächtigen Dämonen sind allesamt dazu in der Lage.“ Er fuchtelte umständlich mit seinen Händen. „Menschen dürften dieses Kunststück mit Übung und ein wenig Talent auch beherrschen. Allerdings denke ich nicht, dass auch nur einer von euch die dazu nötige Macht freisetzen könnte.“, er kicherte freudig erregt und blickte immer wieder von mir zu Jaina.

„Ich warte auf eure Frage“, verlangte er, noch immer lachend. „Los, los, ich weiß sie liegt euch auf der Zunge!“, feuerte er uns an. Jaina seufzte ergeben und fragte gehorsam: „Wer ist eigentlich Mary Sue?“

Luzifers Gesichtszüge entgleisten einen Moment. „Wer bitte?“, fragte er sichtlich verwirrt. Jaina und ich lachten schallend los, denn er sah sich verdutzt um und schien ernsthaft über Jainas Frage loszugrübeln. Dann sah er zu uns beiden auf, die wir noch immer über seine Reaktion lachten und sah ein wenig grimmig drein.

„Nun gut, nun gut. Ein Scherz auf eure Kosten. Eine Mary Sue gibt es hier wohl nicht-“, sagte er und blickte sich verschwörerisch um, dann fügte er „Hoffe ich jedenfalls...“, hinzu.

„Aber ich werde mir den Namen merken- Kein Wesen wird ihn in späteren Zeiten noch tragen wollen, da seid euch sicher.“, er fing wieder irre an zu kichern. Was auch immer er mit dieser Aussage meinen sollte, das wissen wir bis Heute nicht, zumal Jaina zugab, den Namen einfach erfunden zu haben.

„Nun gut nun gut“, winkte Luzifer ab, „wenn ihr keinen neuen Weg erfahren wollt, die Dämonen zu schlagen, dann kann ich euch wohl nicht daran hindern, über mich zu Lachen.“ Und da hatte er meinen Nerv getroffen. Ich schluckte das Lachen hinunter und blickte ihn ernst an.

„Du sprachst von Macht und davon, Magie zu beherrschen.“, sagte ich zögerlich, ich hatte auf den Scherz von Jaina hin schon beinahe Luzifers Worte vergessen. „Gibt es denn da einen Unterschied?“, fügte Jaina hinzu, als sie merkte, dass ich nach einer passenden Frage suchte.

Luzifer klatschte in die Hände. „Ihr wollt also doch lernen“, sagte er vergnügt. „Dann habe ich erst einmal eine Frage an dich, Zaphod.“, er blickte uns mit seinem wohl alltäglichen, irrem Grinsen an. „Könntest du das hier auch?“

Er hob eine Hand und schnippte einmal. Im ganzen Raum flackerten Feuersäulen auf die aber auf keinen noch so brennbar aussehenden Gegenstand in ihrer Umgebung übergriffen. Mit einem zweiten Fingerschnippen verwandelten sich die Feuer in Wassersäulen, die ohne Halt in dem Raum standen. Ein weiteres Schnipsen verwandelte sie in solide Steinsäulen, dann klatschte Luzifer einmal in die Hände und die Säulen lösten sich, von einem seichten Wind begleitet, in Luft auf.

Ich schluckte- diese Beherrschung der Elemente hätte mich einiges an Konzentration und vor allem Kraft gekostet. Doch ich wollte es Luzifer zeigen. Er sollte wissen, mit wem er es zu tun hatte, hier stand die Ehre der Ranleda Magier auf dem Spiel! Ich schloss kurz die Augen und konzentrierte mich auf die drei verschiedenen Säulenarten, mit denen dieser Raum Augenblicke zuvor noch gefüllt gewesen war.

Dann Blickte ich Luzifer fest mit triumphierendem Blick an und schnippte. Sofort erwachten die Feuersäulen zu neuem Leben, es waren sogar ein paar mehr als zuvor. Mit hochgezogenen Brauen sah sich Luzifer um. Ich ließ erneut den Finger schnippen und wie zuvor erstarb das Feuer ringsum augenblicklich, um von stehenden Wassersäulen ersetzt zu werden. Und auf das letzte Schnippen entstanden tatsächlich auch Säulen- sogar mit einigen spartanischen Verzierungen. Und schließlich lösten sie sich auch noch in Luft auf, während ich in die Hände klatschte.

Ich sah ihn an und sagte selbstgefällig: „Ich denke, ich könnte das nachahmen, ja.“ Luzifer sah sich gedankenverloren nickend im Raum um. Dann fixierte er mich mit einem belustigten Blick. „Sieh dich an und du begreifst, was ich mit ‚Macht’ meinte.“

Verwirrt blickte ich an mir herunter. Ich bemerkte nichts außergewöhnliches an mir, ich war lediglich ein wenig verschwitzt und außer Atem, was aber vorauszusehen war, nach einem solchen Zauber... Moment! Ich wischte mir mit der Hand über die verschwitzte Stirn und betrachtete einen Moment lang die glänzenden Fingerkuppen. Dann, mit einem schrecklichen Verdacht, spähte ich zu Luzifer.

Kein Schweißtropfen glitzerte auf seinem freien Oberkörper. Luzifer nickte mit einem überlegenen Lächeln. „Wie du siehst, beherrschst du eine gleich starke Magie wie ich. Aber mich hat ihre Anwendung nicht im geringsten Angestrengt, während es dich sichtlich Mühe gekostet hat, die Magie dafür aufzubringen. Daher bin ich Mächtiger, mit mehr Magie erfüllt, als du.“ Er lächelte mich an. „Dämonen beherrschen jede Magie, die ihnen ihre eigene Macht ermöglicht. Doch geht eine Magie über ihre eigene Macht hinaus, haben sie keine Möglichkeit, sie jemals zu beherrschen.“

Ich stutzte. Das mochte vielleicht sein, aber war diese Aussage wirklich wichtig? Wem nutzte es Etwas zu beherrschen, wenn man es nicht erzeugen konnte?

Doch Luzifer ging nicht weiter auf das gesagte ein, sondern drehte sich zu Jaina um. „Auch bei der Runenmagie spielt die Macht eine Rolle. Zieht doch bitte mit mir die Rune ‚Feuer’ aber auf einen Meter Radius, bitte“, sagte er sanft. Sie beide zeichneten recht lange eine einfache aber ziemlich ausladende Rune. Als Jaina fertig war, sah sie Luzifer bei den letzten Schwüngen zu und blickte ihn dann fragend an. Er biss nur erneut in seinen Finger und sagte: „Lasst einen einzelnen Tropfen auf die Rune fallen. Die Rune ist groß genug um die Demonstration in einem Erträglichen Zeitrahmen zu halten.“

Sofort brannten zwei riesige Freudenfeuer im Raum auf, doch zum Glück entzündete ein Runenfeuer nur innerhalb eines bestimmten Bereiches einen umliegenden Gegenstand. Luzifer lehnte sich zurück und starrte einen Moment lang liebevoll ins Feuer, dann lächelte er Jaina an. „Ihr habt eure Rune sehr gut gezogen, für einen Menschen sogar außerordentlich gut. Das richtige Aussehen macht einen großen Teil der Wirkung aus. Hättet ihr schlampig gearbeitet, wäre das Feuer nicht so groß sondern sehr viel kleiner und das Blut wäre verschwendet.“, dann setzte er sich vor sein Feuer und betrachtete es verliebt.

Er saß einige Minuten schweigend dort und überließ Jaina und mich unseren Gedanken. Kel’ wimmerte nicht länger in der Ecke, doch kauerte er noch immer mit einem furchtbar ängstlichen Gesicht in ihr. Dann flackerte Jainas Feuer auf, und verbrannte das letzte bisschen Magie, dass sie am Leben hielt, mit einer Stichflamme.

„Seht ihr? Mein Feuer wird noch drei Mal länger brennen.“, sagte Luzifer und erhob sich, um sich an den Rand der Pentagramme zu begeben. „Aber keine Sorge, Jaina. Eure Macht ist der hoher und höchster Dämonen ebenbürtig- nur leider könnt ihr euch nur in der Runenmagie mit ihnen Messen.“, er sah sie ein wenig mitleidig an. „Im Kampf könnt ihr euch leider nur auf die Runen eures Schwertes verlassen, und in einem Kampf gegen große Dämonen ist das bei weitem nicht genug.“

Er schüttelte den Kopf und blickte zwischen Jaina und mir hin und her. „Was haben sich die Götter nur gedacht, den Menschen zu verwehren, Macht und Kontrolle über Magie in zwei Blutlinien aufzuteilen?“, er seufzte schwer. „Muss eine Art Prüfung für euch sein.“, grinste er dann böse.

Langsam wurde ich ungeduldig. Was hatte dieser Dämon denn nun bitte mit uns vor? Er hatte uns Geheimnisse Versprochen, durch die wir in der Lage sein würden, gegen die höchsten Dämonen zu kämpfen! Und doch hatte er uns bisher nur vorgeführt, dass er eigentlich viel besser für diese Aufgabe geeignet wäre. Und dann lobte er uns wieder so sehr, dass man glauben mochte, dass Jaina und ich die ganze Welt von Dämonen säubern könnten.

„Na los Jaina!”, fuhr Luzifer sie nach einer Weile Schweigen an, „Zaphod hat sich längst die Frage gestellt, die ich jetzt vor allem von dir erwartet hätte!“, er zog innerhalb seines Pentagrammkreises wütende Bahnen. „Da stehe ich und sage, dass Menschen entweder Magie genauso gut beherrschen könnten wie die höchsten Dämonen, oder aber deren Macht besäßen.“, während er so vor sich hin lamentierte umkreiste er in immer engeren Bahnen sein Feuer. „Und warum fragst du dich nicht endlich, was euch diese Erkenntnis nützen soll?!“, brüllte er Jaina dann unvermittelt an und blieb vor seinem Feuer stehen. Er starrte sie böse und erwartend an. Schließlich realisierte sie, dass sie etwas sagen musste „Nun... Warum? Was bringt uns diese Erkenntnis, Luzifer?“

„Na endlich!“, donnerte er und von Kel’, den wir beinahe vergessen hätten, kam ein leises Wimmern. „Dann kläre sie auf Zaphod!“, wandte er sich zu mir. „Ich weiß, dass du einen Weg kennst.“

Ich runzelte die Stirn. Er konnte nur eines meinen- doch... „Sie existieren wirklich?“, fragte ich ungläubig. Luzifer zeigte ein grässlich verrücktes Grinsen. „Ja, natürlich. Und ich bin der Einzige, der wirklich weiß, wie sie wirken.“

„Magieverstärker!“, keuchte ich freudig erregt. „Jaina! Diese Gegenstände sollen einem Magier ermöglichen, nicht nur die Elemente, sonder die ganze Schöpfung zu verändern. Vögel werden zu Tischen und ein Baum schrumpft gerne mal auf die Größe einer Ratte!“, ich war fiebrig- sollten diese Gegenstände wirklich existieren? „Das beste an ihnen soll aber sein, dass sie selbst scheinbar unbegabten zu außergewöhnlicher Magie befähigen!“ Jainas Augen glänzten vor Vorfreude immer heller- sie schöpfte ganz offensichtlich neue Hoffnung, gesprochene Magie zu beherrschen.
 

-Magieverstärker-
 

Luzifer seufzte aber und schüttelte traurig den Kopf. „Jaina, steigert euch nicht in solche Wunschträume. Ein Magieverstärker versorgt nur die Machtlosen mit der Macht, eine Magie, deren Kraft ihre eigenen Möglichkeiten übersteigt, zu erschaffen. Sie steigert leider nicht die Kontrollfähigkeit über sie. Selbst ein mächtiger Magieverstärker würde euch nicht zu einer Wortmagierin machen können.

Jainas Züge fielen vor Enttäuschung in sich zusammen. „Allerdings könntet auch ihr von einer Stärkung der Wortmagier profitieren- schließlich wäre es für gestärkte Magier ein leichtes, die Runen eures Schwertes je nach Situation den Gegebenheiten anzupassen... Wie dem auch sei,“, seufzte er, „auch diese Taktik allein wäre wohl nicht genug, um gegen die größten Dämonen zu bestehen. Allerdings handelt es sich bei den Magieverstärkern dennoch um eine große Waffe gegen die Dämonen. Und ich möchte euch beiden alles darüber beibringen.“

Luzifer begann aufgeregt zu berichten. Er erzählte uns von den Ursprüngen der Magie, doch schon nach wenigen Sätzen verlor der aufgeregte Ton seine Wirkung und mein Geist schweifte von dem immer monotoner werdenden Vortrag ab. Nur ab und zu schnappte ich äußerst belanglose Sätze auf und mir schlich langsam in den Kopf, dass Geschichte der Magie wohl die langweiligste Lehrstunde meines Lebens sein würde.

Jaina schien diesem Monolog deutlich besser ertragen zu haben als ich, denn abschließend fragte sie: „Also erschafft jedes Leben eine mehr oder weniger starke Magie?“ Luzifer nickte zufrieden und starrte mich dann mahnend an. „Hast du es in diesen Worten endlich auch begriffen? Dafür, dass du ein so ausgezeichneter Magier bist, scheint deine Konzentration bei anderen Dingen doch sehr ungenügend.“

Ich sah ihn mit einem schwachen Lächeln an. „Wenn du es hättest einfach ausdrücken können, warum hast du es dann nicht getan?“, fragte ich ihn gelangweilt. Auch Luzifer sah mich grimmig an. „Ich dachte, dass es euch beide interessiert... aber so hatte wenigstens Jaina etwas davon.“

Jaina schien kurz ein Lachen unterdrücken zu müssen und Luzifer sah noch grimmiger drein.

„Jedenfalls“, fuhr er verdrießlich fort, „Ist der Grundgedanke eines Magieverstärkers, Dinge, die große magische Stärke besitzen, zu finden und die ihnen innewohnende Magie Nutzbar zu machen. Problem hierbei ist allerdings, dass nicht viele Materialien eine Macht besitzen, die der eines Dämonen gleich kommt.“ „Ein wenig von Jainas Blut zum Beispiel?“, fragte ich sofort und erntete einen etwas entrüsteten Blick von Jaina. Dachte sie, ich würde sie notfalls schlachten wollen?
 

„Ah“, machte Luzifer und machte ein Gesicht, als hätte er gerade auf den Kern einer Kirsche gebissen. „Du hast das Talent, den Finger direkt auf die Wunde zu legen, weißt du das? Blut wäre natürlich Ideal- kein anderer Stoff beherbergt mehr Magie.

Doch leider hat es einige Nachteile. Blut ist ein ganz besonderer Saft. Es ist die Währung der Seele. Ein Teil des Willens ist mit in ihm enthalten, daher kann man nicht frei über die ihn ihm enthaltene Magie verfügen- im schlimmsten Falle würde selbst die einfachste Magie nicht mehr gelingen.“, er lächelte gequält.

„Außerdem, selbst wenn man damit zu leben lernte, ein Magieverstärker, gespeist von Blut, würde nicht ewig halten. Mit dem Tod vergeht die Magie des Blutes, selbst wenn der Spender wieder ins Leben zurückgebracht werden würde- und glaubt mir, das ist durchaus möglich- die Magie im Blut würde langsam verebben und schließlich wäre der ehemalige Magieverstärker nutzlos.“

„Was wären denn sonst noch Gegenstände, die der Macht eines Dämonen gerecht werden können?“, fragte ich- warum musste er sich jedes Detail erst abringen lassen?

„Na Teile von Wesen, die eine den Dämonen ebenbürtige Macht haben!“, fuhr mich Luzifer gereizt an und brachte Kel’ damit zu einem erneuten ängstlichen quieken. „Der Phönix! Drachen! Einhörner!“, rief Luzifer aus und zählte die Geschöpfe an seinen Fingern ab. „Wesen, die nur über tierhafte Intelligenz, aber unglaubliche Magische Kraft verfügen!“

„Und wo sollten sich deren Mächte, außer im Blut, noch sammeln?“, fragte ich nicht minder gereizt. Ich hatte gedacht der wollte uns helfen, was machte er die ganze Sache dann so nebulös? „Federn, Haar, eine Schuppe oder eine Faser Fleisch, ganz egal!“, blaffte er zurück. „Jedes Körperteil- Hauptsache es war lange genug mit dem Wesen verbunden!“, herrschte er mich an.

Jaina sah angewidert aus. „Eine Faser Fleisch?“, wiederholte sie mit verzogenem Gesicht. „Was davon hat denn die meiste Macht inne?“, fragte sie dann leicht unbehaglich. „Magie erfüllt, wie ich deutlich erklärt habe, den Körper gleichmäßig.“, erklärte Luzifer betont geduldig, als erklärte er uns, dass Feuer heiß sei.

„Es sollte sich nur möglichst lange am Körper des Wesens befunden haben. Haut ist daher ungeeignet, also sind Haare Federn oder Fasern aus den Organen eines dieser Wesen wohl die beste Wahl. Fleisch aus dem Phönix zu reißen ist übrigens unmöglich, daher bleibt euch hier nur die Feder und auch die dürfte schwer zu beschaffen sein...“

Er hielt inne, als er bemerkte, dass er sich immer mehr vom eigentlichen Thema entfernt hatte. Dann winkte er wütend ab und sagte bestimmt: „Aber lasst mich weiter erzählen! Wie ihr euch wohl denken könnt, ist es äußerst unpraktisch, eine Faser Fleisch in Händen zu halten, während man Zauber spricht. Die Gefahr, dass sie verdirbt oder gar verloren geht, wäre einfach zu groß. Daher muss man sie in einen Träger betten.“

Und wieder folgte ein langweiliger Vortrag darüber, dass eine festere, größere Form auch dazu beitragen würde, schwierige Zauber einfacher zu gestalten, indem man für sie bestimmte Bewegungen einführt, durch die sich die Konzentration erhöhen sollte. (Diesen Inhalt hatte mir Jaina natürlich erst später klar zusammengefasst.)

„Holz ist natürlich einer der besten Trägerstoffe.“, war nach einer langen Weile der erste Satz, der durch seine Einfachheit bestach. „Es ist ja selbst von ein wenig Magie durchdrungen.“, fuhr Luzifer fort. „Und da gibt es auch gleich ein Problem: Holz strahlt selbst Magie aus, und zwar in alle Richtungen. Um gute Kontrolle über die Magie im inneren des Magieverstärkers zu haben, muss aber eine bestimmte Form haben, damit die Magie auf wirklich nur in den Anwender fließt.“ Ich überlegte, ob ich mich dem wieder wachsenden Gefühl des Desinteresses hingeben oder mich doch zu einigen weiteren Momenten der Konzentration zwingen sollte.

„Daher ist für einen Holzträger nur die Form eines kurzen, spitz zulaufenden Stabes geeignet.“, schloss Luzifer gerade eine Analyse der Anforderungen an die Form des Holzes. „Dabei ist zu beachten, dass der Magier hierbei nicht erst die magische Kraft aus dem Verstärker zieht um sie dann zu nutzen. Das ist zwar der Wünschenswerteste Fall, aber bei Holz nicht sehr effektiv. Viel eher benutzt der Magier die Magie innerhalb des Magieverstärkers ohne Umwege, um sie dann in der Spitze des Stabes zu konzentrieren und zu verwirklichen.“

„Die Zauber brechen also immer aus der Spitze des Stabes hervor?“, unterbrach ich Luzifer. „Nicht gerade nützlich, wenn ein Dämon zu nahe an einen heran kommt.“ Ich hatte mir eigentlich praktischere Magieverstärker gewünscht, als kurze Stöckchen, die auf die Nähe höchstens benutzt werden konnten, um dem Gegner ein Auge auszustechen.

Luzifer wirkte verstimmt: „Ich bin auch gerade dabei aufzuzählen, warum sich eine Suche nach einem metallenen Träger lohnen würde.“ Luzifer sah mich tadelnd an. „Verstehst du wenigstens, warum das ein so großer Vorteil für die Menschen wäre oder hat dein Gehirn schon ganz die Arbeit verweigert?“, fragte er mich bissig. Ich überlegte kurz. Dann sah ich ihn Schulterzuckend an und schüttelte den Kopf. Nicht nur Luzifer, auch Jaina... und sogar Kel’ seufzte auf.

„Nun wirklich! Wozu mache ich mir denn diese Mühe, wenn du nicht zuhörst? Da war es befriedigender, Äpfel zu bewachen!“, fuhr mich Luzifer an. „Also noch einmal: Metall leitet Magie nicht, daher muss man nicht auf seine Form achten. Wenn man nun Metall als Träger auswählte, was wäre da der Vorteil?“, fragte er mich nervtötend geduldig. „Man könnte es schmieden.“, sagte ich dumpf.

„Ganz genau!“, applaudierte Luzifer doch dann fuhr er wieder in dem enervierend geduldigen Tonfall fort, „Aber das bringt uns dann zu welchem Problem?“ Noch dumpfer erwiderte ich seufzend: „Dass Metall eben keine Magie leitet.“ „Und das bedeutet für den Zweck eines Magieverstärkers was?“, bohrte Luzifer, noch immer geduldig, nach. „Das bedeutet, dass Metall als Trägerstoff eines Magieverstärkers nicht geeignet ist.“, seufzte ich ergeben. Langsam wuchs in mir der Wunsch, diesem Vortrag zu entkommen. Luzifer war, als er dem Wahnsinn erlegen war, wesentlich interessanter gewesen.

„Nun kommen wir zu einem letzten Punkt. Wie würdest du versuchen, ein Metall zum magischen Leiter zu machen?“ „Ich schmiede es mit Magie.“, sagte ich sofort und dieses mal erntete ich einen anerkennenden Blick von Luzifer. „Ich sehe, dein Verstand ist wieder erwacht.“, bemerkte er grinsend. „Genau- du schmiedest es mit Magie... außerdem sind edle Metalle wie Silber oder Gold von vornherein für Magie empfänglicher als plumpes Eisen.“

Luzifer langweilte uns noch einige Stunden mit unglaublichsten Kleinigkeiten über Magieverstärker. Er breitete viele Details vor unseren müden Ohren aus, ließ sein ganzes Wissen in monotonem Tonfall auf uns rieseln. Und erst, als auch der letzte Tropfen seines schier unerschöpflichen Wissens auf unser Haupt gefallen war, sagte er endlich: „Nun, meine... Freunde... ich denke, ich habe euch genug gesagt. Zieht aus, und bringt mit meinem Wissen so viele Dämonen zur strecke wie möglich.“

Kel’ hatte sich inzwischen so weit erholt, dass er aufrecht auf dem Pferd sitzen konnte und so machten wir uns, nach einigen Stunden Schlaf, auf den Weg. Die Zigeuner und Luzifer sollte ich nie wieder sehen. Und doch bleibe ich bis heute dabei. So langweilig Luzifers Vorträge auch gewesen waren, sie waren umso nützlicher. Mein ganzes weiteres Leben hatte ich nach der Forschung verschrieben.

Ich wusste, wie ich die Dämonen vernichten wollte: Durch meine eigene Hand, in der ein Schwert lag, mächtiger als Raziel. Ich wollte sie mit einem metallenen Magieverstärker vernichten. Und ich würde einen Weg finden, einen zu erschaffen.
 

Ein neuerlicher Tagebucheintrag kurz nach diesem Ereignis schließt für uns diese Zeit aus Zaphods Leben ab. Die Lehrlings- und Gesellenjahre liegen dann hinter uns und wir schreiten mit großen Schritten voran in die Jahre des legendären Meistermagiers vom Turm Ranleda- „Zaphod mit den Göttertränen“.
 

Monat der Sonne. Dreißigstes Jahr, fünfundzwanzigster Tag.

Ich habe Jaina meine Liebe gestanden. Natürlich wusste sie es schon seit langer Zeit, Frauen spüren das doch immer kommen. Doch ich wurde damit überrumpelt. Sie saß wie so oft am Feuer, Kel’ Thusad, immer noch wegen Luzifers Spuk leicht angeschlagen, hatte sich früh ins Zelt zurück gezogen. Vielleicht war es das ungewöhnliche Rot des Feuers. Vielleicht das Lichtspiel auf Jainas Lippen. Eine bestimmte Bewegung, ein leichtes Zittern, ich weiß es nicht. Aber Irgendetwas veranlasste mich dazu, Sie in den Arm zu nehmen.

Kaum spürte ich die wärme ihres Körpers an dem meinen, brandete ein altes Verlangen, Jahre lang während der Reisen mit ihr unterdrückt, in mir auf. Ich küsste sie. Sie küsste mich. Und dann seufzte sie: „Wurde auch Zeit.“

Die Heimkehr

Zaphod sollte als ein Zündholz gesehen werden. Am Anfang unseres Buches hatte es noch sicher in seiner Schatulle geruht, doch nach dem vermeintlichen Tod seines Vaters öffnete sich die Schatulle allmählich. Doch erst als er Arthas begegnet war, hatte das Licht der Außenwelt die Schatulle ganz durchflutet.

Als Zaphod Jaina, Minotaurus und seinem verfluchten Vater begegnete, wurde das Zündholz ergriffen. Luzifer schließlich bewegte es ganz langsam an die raue Reibefläche.

Nun, zu Beginn unseres vierten Kapitels, sehen wir Zaphod, frisch entflammt. Sein Lebenswerk steht kurz vor der Vollendung. Jahrelang war er noch durch die Lande gereist und hatte es aufgebaut. In den entferntesten Winkeln hatte er altes Wissen, zum Teil von Dämonen in dem Alphabet der Runen zurückgelassen, zusammengesucht.

Immer tiefer hatte er sich in die Alchemie gestürzt. Und schließlich nach langer Zeit, schien er am Ziel angekommen. Dies alles können uns nunmehr nur noch lange Forschungsberichte, zumeist im traurigen Ton des Versagens gehalten, erzählen. Doch auch in die Worte der Märchen haben diese Tatsachen Einkehr gefunden.

Zaphod, das flammende Zündholz befindet sich nun, da wir den Bericht eines alten Bekannten lesen, direkt vor dem Scheiterhaufen, aufgebart aus altem, knorrigen, lange getrocknetem Holz, staubigem Stroh und Zunder. Und schon schwebt es kurz vor dem ersten langen Halm Stroh und färbt ihn langsam in ein bedrohliches Schwarz.
 

Hört meine Warnung. Die Dämonen sind auf dem Vormarsch, brandschatzend und mordend erobern ihre Armeen ein Königreich nach dem anderen. Squido können überall gesehen werden. Die Erde zittert unentwegt angesichts ihres Gleichschritts der Verwüstung.

Nur noch Städte und Burgen, über denen Engel, Runen- oder Magiermeister wachen, sind sichere Zufluchtsstätten. Der Feind rückt vor, macht Gefangene und rekrutiert diese zu unseren ärgsten Gegnern. Einfache Menschen können nicht länger allein bestehen. Die Zeit der Magie hat geendet. Die Zeit der Dämonen ist angebrochen.

Doch hört meine Worte: Am Berg Skarrokkai begann es und am Berg Skarrokkai wird es, so die Götter wollen, es auch enden.

Für die, die Verstehen wollen, habe ich diesen Bericht angefertigt. Er soll davon erzählen, wie die Göttertränen fielen. Er soll die Kunde, was geschehen ist, in alle Welt hinaustragen. Ich versuche es euch so zu erklären, als hättet ihr nichts von Zaphod gehört- was von all dem hier gesagten wohl das unglaublichste wäre.

Zaphod war ein Alchemist, ein Meistermagier und ein Runengelehrter. Er war einst mein Schüler und ich muss sagen, dass ich, was seine Ausbildung angeht, nicht hätte stolzer auf seine Leistungen sein könnte.

Wir wollen diese Seiten kurz überspringen, da nun eine sehr kurze, subjektive Beschreibung Zaphods erfolgt.

Und schließlich, nachdem er fast die ganze bekannte Welt bereist hatte, kehrte er nach Ranleda zurück. Ich traf ihn und Jaina, seine einzige Begleiterin auf seinen Reisen, zwei Tagesmärsche vom Magierturm entfernt auf den äußersten Ländereien der Magier. Die zehn vergangenen Jahre hatten ihn gezeichnet. Einige Narben zogen sich über seine Brust und die Hände, ein Auge schien trüb zu sein. Erschreckend viele Falten zogen sich durch das einst so junge Gesicht.

Jaina dagegen hatte sich wundersamer Weise ihre Schönheit bewahrt, nur wenige Falten und ein paar graue Strähnen zogen sich durch Gesicht und Haar. Keinerlei Narben oder Wunden verunstalteten sie- jedenfalls soweit ich das beurteilen konnte.

Ich stolperte gewissermaßen in der Dämmerung über ihr Lagerfeuer, neben dem sie ihre Pferde angebunden und ihr Nachtlager aufgeschlagen hatten. Wir begrüßten uns mit großem Hallo- sie hatten ein paar Waldtiere erlegt und brieten sie über dem Feuer. Wäre es nicht Zaphod, also ein ehemaliger Schüler und Magierkollege gewesen, ich hätte hier eingreifen müssen, denn Wilderei war in den Landen um den Turm -natürlich- verboten... das war der Grund, weshalb ich sie überhaupt gefunden hatte: Ich war auf Patrouille gewesen. Aber ich schweife ab. Sie luden mich an ihr Feuer ein und überließen mir auch eine Hasenkeule. Freudig nahm ich an und setzte mich zu ihnen.

So sehr die Zeit die Beiden verändert hatten, sie glühten wie vor so vielen Jahren, da ich sie das erste getroffen Mal hatte, vor Leidenschaft. Nicht nur Leidenschaft für ihre Forschung, sondern auch füreinander. Glücklich schmiegte sich Jaina den ganzen Abend lang an Zaphod. Als ich sie darauf ansprach, lachte Zaphod herzhaft auf- herzhafter als ich es bei ihm je erlebt hatte.

„Ach, Arthas. Sie liebt es, wenn wir beide reisen. Dann hat sie mich nämlich ganz für sich allein.“, er zeigte ein zufriedenes Lächeln und zog Jaina noch näher zu sich heran. „Sie genießt jede Sekunde davon, wisst ihr?“ Jaina sah ihn mit einem vorwurfsvollen Blick an: „Lebtest du nicht nur für deine Forschung, sobald wir unser Reiseziel erreichen, würde ich jeden Tag, den ich mit dir verbringe, genießen.“ Zaphod betrachtete sie mit gehobenen Brauen und sie begann zu lachen: „Nun gut, nun gut. Ich weiß ja, dass ich dich nur mit deinen Forschungen bekommen kann.“, sie kuschelte sich noch ein wenig enger an ihn (Jedenfalls machte es den Eindruck, allerdings muss ich im Nachhinein einräumen, dass eigentlich keine Distanz mehr wettzumachen war.).

Ich erinnere mich, wie sich mir eine Menge Fragen aufdrängten, je länger ich die Beiden ansah. Seltsamerweise fragte ich mich als erstes, ob ich das Verhalten der beiden als romantisches Zusammenleben oder als Kitsch empfand. Doch dann sprang mir Raziel, Jainas altes Schwert, ins Auge. Raziel hing locker an Jainas Gürtel, sie hatte wohl ob meines unerwarteten Auftauchens vergessen, das Schwert abzulegen. Es war so prächtig wie eh und je: Die Klinge glänzte so, als hätte sie niemals Rost gesehen.

Und dann fiel mein Blick auf Zaphods Gürtel. Er starrte sozusagen vor Waffen, ein ungewöhnlicher Anblick, vor allem bei einem Magier. Er trug ein Schwert, einen Dolch und einen seltsamen Zweig. Ich blickte diese Waffen mit gerunzelter Stirn an.

Die Klinge des Schwertes war fein gearbeitet, der Griff mit starkem Leder beschlagen worden. Der Schaft war mit verschiedenen Juwelen verziert- ein prächtiges Schwert, wirklich.

Der Dolch dagegen sah ganz anders aus. Er war schnörkellos und doch prächtig. Die Kanten der Eisenklinge wurden von Gold eingerahmt, die Mitte der Klinge war von einer dünnen Silberlinie geteilt. Silber und Gold trafen einander am Schaft und vereinigten sich zu einem wunderbaren Geflecht, das den Griff bildete.

Der Zweig dagegen war ein zehn Zoll langer Holzstab. An ihm war nichts unspektakuläres zu sehen- nur dass er am Ende zusammenlief und eine Spitze bildete.
 

Die beiden schienen meine Ruhe genutzt zu haben, um sich einem langen Kuss hinzugeben, und aus Höflichkeit betrachtete ich die Stapel des Gepäckes, das sich hinter ihrem Rücken türmte. Ich fragte mich unwillkürlich, wie diese Beiden es schafften, es vom Fleck zu bekommen, schließlich waren die beiden Pferde für Reiter gesattelt.

„Was ist los, Arthas? So still?“, ertönte Zaphods Stimme und ich zuckte unweigerlich zusammen- das erste Mal übrigens, dass Zaphod mich wirklich auf dem falschen Fuß erwischt hatte.

Verwirrt schüttelte ich den Kopf: „Es ist nichts.“, brummte ich, als hätten sie mich in einem wichtigen Gedankengang gestört. Die beiden kannten mich glücklicherweise und wussten wohl, dass dies ziemlich wahrscheinlich war. Zwar war mein Geist zu diesem Zeitpunkt nicht mit komplexen Fragen beladen gewesen, doch ich nutzte die Aufmerksamkeit, die ich gerade besaß und kam auf die Waffen an Zaphods Gürtel zu sprechen.

„Zaphod, warum hast du solch eine beeindruckende Waffensammlung in deinem Besitz? Genügt dir die Magie nicht zur Dämonenjagd?“ Zaphod und Jaina stimmten ein vergnügtes Lachen an, als hätte ich einen überwältigenden Scherz gemacht, dabei war meine Stimme durchaus ernst geblieben.

„Seht ihr, Arthas...“, ergriff Zaphod das Wort, „Ich trage diese Waffen nicht, weil ich an der Macht der Magie zweifle. Ich trage sie, weil ich nur noch für die Magie lebe.“ Jaina boxte ihm in die Seite und keuchend fügte er hinzu: „Und natürlich für diese wundervolle, friedliebende Frau!“

„Aber ihr solltet es wohl besser selbst sehen.“, sagte er und erhob sich. Jaina brummte unwillig, ließ es aber zu, dass er sich aus ihrer Umarmung befreite. Dann zog er das Schwert. Und schwang es einmal in die Richtung einer kleinen Baumgruppe, die gut dreißig Meter entfernt Stand. Noch während er die Klinge zurück in den Gürtel schob, ertönte ein unheilvolles Krachen:

Die Stämme der Bäume waren glatt durchtrenn worden, und der Wind, der sich in den Kronen fing, trieb sie nun zu Boden. Entgeistert wanderte mein Blick von Zaphods Klinge zu der Baumgruppe. Zaphod fing ihn auf und lächelte: „Ach kommt schon, Arthas! Habt ihr noch nie die so genannte ‚Schwertmagie’ der Soldaten Inkantas gesehen? Eine einfache Windmagie, die eine Verlängerung der Klinge bewirkt.“ Natürlich hatte ich schon etwas davon gehört! „Aber...“ Doch bevor ich meine Einwände, was seine Behauptungen anging, weiter ausführen konnte, hatte Zaphod schon den Dolch gezückt.

„Ja, ich weiß.“, sagte er. „Diese Vorführung war nicht sehr beeindruckend.“ Wie war das? „Dieser Dolch hier ist da schon von einer ganz anderen Qualität.“ Er hob eine Trinkschale, die mit Wasser gefüllt war, hoch. Dann tauchte er die Klinge des Dolches ins Wasser. Kaum hatte die Spitze die Wasseroberfläche durchbrochen, flammte das Wasser schon auf. Das Wasser verwandelte sich in Feuer! Bald schwappte in der Schale keinerlei Wasser, nur lodernde Flammen, gespeist von schnell verdampfendem Wasser.

Ich starrte fassungslos auf die Schale, deren brennender Inhalt sich langsam verflüchtigte. Diese mächtige Magie hätte ich höchstens von einer Klinge erwartet, die von Jaina persönlich eine Rune eingraviert bekommen hatte und mit Blut getränkt war.

„Aber...“, begann ich abermals- wie ich fand deutlich schockierter als zuvor, doch schon hatte Zaphod den Dolch zurück in den Gürtel gesteckt und hatte den hölzernen Stab ergriffen. Gespannt verstummte ich. Welche beeindruckende Vorführung würde ich jetzt zu sehen bekommen?

Doch Zaphod machte nur eine seltsame Bewegung mit dem Zweig und zielte mit dessen Spitze auf die eben gefällte Baumgruppe. Im ersten Moment begriff ich nicht, wozu diese recht Lächerliche Bewegung gut gewesen war. Doch dann sah ich es: Langsam erhoben sich die einzelnen Stämme mit raschelnder Krone in die Lüfte und verharrten dort regungslos.

„Wie?!“, stieß ich fast flehentlich aus.
 

Das hier war nicht länger mein kleiner Zauberschüler. Dies war ein Magiermeister, dessen Macht alles in den Schatten stellte, was ich je zuvor bewundern durfte. Jede einzelne seiner Waffen hatte ihn zu Magie befähigt, Dinge zu bewerkstelligen, nach denen selbst ich vor Erschöpfung keuchend auf dem Boden gelegen hätte.

Schwert und Dolch hatten etwas derartiges wenigstens erahnen lassen. Fast jeder wusste, dass nur gut gearbeitete Schwerter zur Schwertmagie genutzt werden konnten. Und auf meinen Forschungsreisen hatte ich erfahren, dass Schwertmagie jedweder Art sehr viel leichter fiel, wenn man sie bei Klingen anwandte, die mit Gold, Silber, Juwelen oder anderen Edlen Gegenständen verarbeitet worden waren.

Doch dass ein kleiner, unscheinbarer Stab aus Holz ohne jede Rune, ohne jeden Schmuck und ohne jede offensichtliche Finesse einen Menschen zu solcher Macht verhelfen konnte, das war wirklich Schockierend.

Jetzt wusste ich, warum Zaphod der Ruf eines unbesiegbaren Dämonentöters vorauseilte. Jetzt erst, da er stolz und selbstsicher vor mir stand und ihm die Magie aus jeder Pore seiner Haut zu quellen schien, konnte ich selbst den Gerüchten glauben schenken, dass er, obwohl er allein gegen einige Dämonenfürsten mittleren Ranges angetreten war und sich doch niemals eine Verletzung im Kampf mit ihnen zugezogen hatte. Unwillkürlich wusste ich, dass Zaphod und Jaina nur von wirklich hohen Dämonen zu besiegen waren- denn Jaina würde wohl in ähnlichem Umfang von Zaphods Forschungen profitiert haben wie er selbst.
 

Als Zaphod mir aufmunternd auf die Schulter klopfte, riss er mich aus den Gedanken und erst nach einigen Momenten realisierte ich, worauf er antwortete:

„Das ‚wie’ werde ich euch und allen Magiern des Turms bald verraten, Arthas.“, lachte er und klopfte mir auf die Schulter. „Doch ich wollte euch ohnehin ein Geschenk machen.“, er zog einen zweiten Holzstab aus seinen Roben und bot ihn mir wie ein Schwert auf seinen Ausgestreckten Händen an.

„Ich hatte lange überlegt, ob ich euch nicht lieber den Dolch schenken sollte, aber ich glaube, ihr habt es am liebsten, wenn ihr euch weiter allein auf Magie verlasst, um euch zu Verteidigen. Ihr verabscheut immer noch jede art von Waffe, nichtwahr?“, lächelte er mich an. Ich sah ihn mit würdigstem Blick an und zitierte mich selbst: „Zu plump und zu träge. Keine Waffe kann Magie ersetzen... aber so ein Stab“, fügte ich hinzu und nahm ihn Zaphod vorsichtig aus den Händen, „scheint mir keine Waffe zu sein.“

Ein prickeln ging von dem Stab aus und Wärme floss in meine Hand und weiter in meinen ganzen Körper. „Ja!“, flüsterte ich begeistert. Das hier war absolut keine Waffe. „Er ist vielmehr“, sagte ich vor Freude keuchend, „selbst reine Magie.“

Zaphod grinste mich an. „Meister Arthas, ihr wisst gar nicht, wie nahe ihr der Antwort auf eure Fragen seid.“ Er setzte sich ächzend wieder und wurde sofort von Jaina umschlungen.

Mit einem leichten Krächzen in der Stimme sagte er: „Ich bin froh, dass er euch gefällt. Ich habe, bis ich es geschafft habe, diese beiden hier herzustellen, einige Verletzungen in Kauf nehmen müssen er deutete ausladend auf seinen Oberkörper. „Aber keine Sorge,“, sagte Jaina liebevoll, „Ich habe ihn schon von den größten Dummheiten abgehalten- auch wenn ich mir sicher bin, dass er mir seine größte geplante Dummheit noch nicht anvertraut hat...“
 

Wir redeten bis tief in die Nacht hinein, Zaphod erklärte mir, wie ich den Stab am besten gebrauchen könnte und überrascht stellte ich fest, dass der Umgang mit diesem kleinen Zweig weit weniger umständlich war, als ich gedacht hatte; im Gegenteil: Die seltsam anmutenden Bewegungen, die mir Zaphod empfahl, ersetzten einen großen Teil der langwierigen Konzentration.

Schließlich beschwor er einen Wein und einige Gläser herauf und wir trieben Scherze und schwelgten in Erinnerungen an unser erstes Treffen vor fast zwanzig Jahren. Diese Nacht war eine der fröhlichsten und friedlichsten Nächte meines Lebens und ich glaube, das gilt auch für Jaina und Zaphod. Schließlich schlug ich ein kleines Zelt für mich auf und ging zu Bett. Ob ich noch etwas von den beiden und ihrem mutmaßlichen Tun bemerkte oder nicht, das wissen nur die Götter und ich. Und ich für meinen Teil wähle das goldene Schweigen.
 

Mein Patrouillendienst hatte mit dem vorigen Abend geendet und so konnten wir freudig miteinander schwatzend gemächlich durch die Ländereien der Magier wandern. Während wir zielstrebig auf ihn zu liefen, zeichneten sich die Konturen des Turms immer deutlicher gegen den Horizont ab.

Ich erzählte den Beiden, dass viele Meister, auch diejenigen, die nie länger mit ihnen zu tun gehabt hatten, sehr interessiert daran waren, sie endlich wieder unter sich begrüßen zu können. Jaina war natürlich schon immer ein gern gesehener Gast gewesen, da sich nicht viele Runenmagier so weit von ihrer Heimat entfernten, wie es eine Reise nach Ranleda nun einmal erforderte.

Doch Zaphod war noch interessanter für die Meister des Turms, als es ein Runenmagier je hätte sein können. „Es hat sich herumgesprochen, dass du in jeder Ecke der bekannten- und auch in einigen Zipfeln der unbekannten Welt deine Forschungen über Magie vorangetrieben hast“, erklärte ich Zaphod. Und so sehr die Forschungsreisen fester Bestandteil des Lehrplans waren, eine zehn Jahre währende Forschungsreise durch alle Länder der Erde war bisher einzigartig. „Ich habe die abenteuerlichsten Theorien gehört, was du auf dieser Reise entdecken würdest. Doch ich muss sagen... deine Forschungsergebnisse, mein Junge, stellen selbst die kühnsten Phantastereien in den Schatten.“, erklärte ich ihm stolz und betrachtete fasziniert den Stab, den mir Zaphod die Nacht zuvor geschenkt hatte.

Zaphod lachte auf: „Ach Arthas, ich muss dich leider schockieren. Diese Gegenstände hier sind nicht das Ergebnis meiner Forschungen. Sie sind lediglich Zwischenschritte, auf dem Weg zum Abschluss meiner Forschungen. Auch wenn ich zugeben muss, dass es mich einige Mühe und viele Fehlschläge gekostet hat, zu diesen Zwischenschritten zu kommen.“, ich runzelte die Stirn, doch ich wusste, dass Zaphod kein Freund großer Reden war. Und da er mir und allen anderen Magiern des Turms bald seine ganze Forschung vorlegen würde, musste ich ihn nicht damit quälen, die selbe Rede zweimal zu halten.

„Übrigens dürft ihr mich Schmiedemeister nennen- eine Lehre abzuschließen war günstiger, als immer wieder für das Schmieden von Schwertern bezahlen zu müssen.“, plapperte Zaphod beschwingt weiter.

Jaina kicherte: „Das hatte er aber erst eingesehen, nachdem wir eines Tages wegen des neuesten Schwertes in den Gassen einer Stadt bei strömendem Regen und ohne Essen eine Nacht verbringen mussten.“

Zaphod verzog das Gesicht. „So eine Erkältung hatte ich mir bis dahin noch nie eingefangen... Und dann war das verdammte Schwert auch noch so stümperhaft geschmiedet, dass mich das Vertrauen in die Schmiedemeisterzunft zu verlassen drohte.“

Jaina blickte mitleidig zu Zaphod herüber, doch als sie seine Grimasse erblickte, prustete sie vor zurückgehaltenem Lachen laut los. Bald schon hatte mich ihr Lachen angesteckt und Zaphod sah finster geradeaus.

Ich wischte mir schließlich eine Träne aus dem Augenwinkel und betrachtete eine Weile das gewaltige Gepäck, das friedlich hinter uns herschwebte, nur gehalten von Zaphods vor Stunden gesprochenem Zauber. Die beiden ritten im Schritt neben mir her und ich wanderte beschwingt den Feldweg entlang.

Als mir das Klingen der Waffen an die Ohren drang, die an Zaphods Gürtel immer wieder aneinander Schlugen, fragte ich in die entspannte Stille hinein: „Ich habe gehört, dass du viele Dämonen erlegt hast. Irgendwie klang es für mich so, als hättest du dabei meine Theorie überprüft...“

Zaphod sah überrascht vom Rücken seines Pferdes zu mir herab. „Ihr meint eure Theorie über die Squidos und ihre Abhängigkeit von ihren Meistern?“

Ich nickte nur.

„Nun, ich konnte diese Theorie während einer Praktischen Forschungsphase überprüfen, ja. Ihr hattet vermutet, dass Squido, in denen ja ein unbändiger Wahnsinn brennt, der allein von ihrem Meister im Zaum gehalten wird. Sollte ihr Meister allerdings sterben, würde der Wahn sie bald alles vergessen lassen- sie würden sich selbst umbringen, vergessen zu atmen oder dergleichen.

Ich hatte gerade Hephaistos hier fertig gestellt,“, er streichelte über das Schwert, dass er offensichtlich nach dem Gott der Schmiedegesellen benannt hatte, „und wollte es in einem Kampf gegen einen wahren Dämonenfürsten erproben. Daher begaben wir uns bis zur Burg des uns nahesten mittelrangigen Dämonen und schlichen uns an seiner Armee vorbei.“

„Ihr... konntet an einer Squidoarmee vorbei schleichen, ohne aufzufallen?“, fragte ich verwirrt. So leise konnte niemand auf dieser Welt sein, als dass ihn die Squido, deren Sinne doch durch das Blut der Dämonen geschärft worden waren, nicht bemerkt hätten.

Zaphod aber grinste nur und mit einem Seitenblick auf Jaina bemerkte er: „Ach wisst ihr, während ich mich in der Schmiede abmühte, lernte Jaina endlich einmal die Kunst des Stickens.“

„Und ich bin ihm immer noch sehr böse, da er gesagte hatte, dass ich nun endlich meine Weiblichkeit kultivieren würde.“, sie funkelte ihn mit einer Mischung aus Zorn und Belustigung an. „Das war das einzige Mal, dass er eine Verletzung nicht während der Forschungsarbeiten erlitt.“, kicherte sie.

Zaphods Gesicht war bei der Erinnerung daran ein wenig verkrampft, doch fuhr er tapfer mit seiner Gesichte fort: „Jedenfalls hatte sie schließlich genug gelernt, um uns beiden eine sehr saubere ‚Verborgenheit’ Rune auf die Umhänge zu sticken. Ein wenig von ihrem Blut und wir hatten ideale Tarnumhänge. Ich habe sie dann natürlich auch noch mit einem kleinen Zauber belegt.“, fügte er schließlich hinzu.

Ich nickte und sah ihn erwartend an. „Ihr hattet euch also um die Squidoarmee herumgeschlichen. Und was passierte dann?“

Zaphod nahm den Faden wieder auf: „Nun, wir begaben uns geradewegs in den Thronsaal. Selbst der Dämonenfürst entdeckte uns erst, als wir die Umhänge abstreiften. Zuvor hatten wir selbstverständlich seine Leibgarde ausgeschaltet.“

Jaina fuhr nahtlos mit der Erzählung fort: „Zaphod zog also zuerst ein normales Schwert und ging auf den Dämonen los- wie er da heil wieder herausgekommen ist, weiß ich bis heute nicht. Keiner seiner Hiebe zeigte auch nur irgendeine Wirkung.“

„Dagegen“, fiel ihr Zaphod nun ins Wort, „wurde Hephaistos mühelos mit dieser Dämonenhaut fertig. Natürlich wollte dieser Sturkopf mir, während ich die Angriffskraft auf die Distanz auslotete, immer wieder Magie entgegenschleudern aber Jaina hatte ihren Zorn auf mich glücklicherweise schon vergessen und ließ die Zauber an Raziels Klinge verschwinden.

Jedenfalls, kaum hatte ich diesem selbstgerechten Dämonen den Garaus gemacht, bebte die Burg schon vor den irren Schreien der Squidos. Als wir wenig später unter den Umhängen erneut das Lager der Armee erreichten, erwartete uns ein Blutbad. Doch viel schlimmer als der Anblick der vielen Überreste ehemaliger Menschen war, dass drei Squidos überlebt hatten. Natürlich erlösten wir sie von ihrem Schicksal, doch gab es mir zu denken, dass es Squidos gab, die ihrem Schicksal, von Dämonen beherrscht zu werden, entfliehen konnten.

Als wir also das nächste Mal ein Attentat auf einen Dämonen planten, ließen wir uns auch mehr Zeit, um einmal die Strukturen der Squidos zu erforschen.

Wir erkannten, dass es auch in de Squidoarmee verschiedene Ränge und gewisse Befehlsstrukturen gibt: Diejenigen, mit dem einst stärksten Geist bekleiden zumeist die hohen Positionen und sind in der Lage, eigene, strategisch bedeutsame Befehle zu geben.

Als wir dann den Dämonen zu Forschungs- und allgemeinnützlichem Zwecke beseitigt hatten, waren es ausschließlich Squido aus den höheren Rängen, die überlebt hatten. Diesmal waren es leider zu viele, als dass wir es gewagt hätten, sie allein zu bekämpfen.“, erzählte Zaphod vor sich hin, während meine Gedanken versuchten Schritt zu halten.

Er warf mir einen unbehaglichen Blick zu: „Nachdem ich auf meinen Reisen viele Dämonen, die wohl auch Squidos als Sklaven hatten, erlegt habe, dürften jetzt Hunderte Squidos allein mordend durch Wälder und Gebirge wandern. Und das ist allein meine Schuld.“, traurig ließ er seine Schultern hängen und erwartete scheinbar, dass ich weiter in die Kerbe schlagen würde.

Ich schüttele lachend den Kopf: „Du denkst tatsächlich, dass dir jemand vorhalten wird ein paar einzelne Squidos auf die große weite Welt losgelassen zu haben? Denk doch nach! Du hast mehrere Dämonenfürsten mit gewaltigen Armeen zu Fall gebracht! So schrecklich wie die werden diese paar Squidos niemals werden können, schließlich sind sie ja verstreute Einzelgänger!“

Zaphod antwortete nicht, doch ein glückliches Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus und Jaina zwinkerte mir verstohlen zu- diese Lossprechung von seiner Verantwortung schien seiner Seele eine gewaltige Last abzunehmen.
 

Er erhob sich bald vor uns, der Turm von Ranleda. Und da ihn wohl niemals wieder ein Mensch zu Gesicht bekommen wird, werde ich versuchen, die Erinnerung an ihn erhalten...

Nun folgt eine Beschreibung der Landschaft um den Turm Ranleda. Doch bevor ihr euch an das Lesen dieser Beschreibung macht, seid euch bewusst, dass die Kräfte der Zeit größer sind als jede andere Macht auf Erden. Im Äther der Zeit verschwinden Berge, um an anderer Stelle wieder aus ihm herauszutreten. Wälder werden gerodet und wieder gepflanzt, Felder verdorren oder verwildern und auch der Lauf eines Flusses meidet sein altes Flussbett.

Oft genug wurde nun schon erwähnt, dass wir hier Aufzeichnungen aus alter und aller ältester Zeit betrachten. Daher ist es nicht verwunderlich, dass die Königreiche, die hier Erwähnung finden, längst vernichtet vergessen wurden. Die alten Schauplätze sind längst nicht mehr durch Beschreibungen aus jener Zeit zu entdecken; eine Beschreibung macht in einem Tatsachenbericht keinen Sinn.

Man könnte nun sagen, wir hätten uns schon mit Zaphod und seinen frühen Abschweifungen zu sehr von einem Tatsachenbericht entfernt, doch soll nicht wie in anderen Berichten über andere Teile der Erde die Hälfte der Worte an eine detaillierte Landschaftsbeschreibung verschwendet werden, daher verzeiht, geschätzter Leser, wenn wir diese ohnehin schlecht erhaltenen Seiten überblättern und weiterhin den Lauf der Geschichte betrachten.

... Nun aber zurück zu meiner Heimreise mit Zaphod und Jaina.
 

Wir wanderten noch einige Tage durch die Wälder und Moore, bis wir endlich auf die Ebene stolperten, deren weite Felder und Hügel von dem großen Schutzwall Ranledas zweigeteilt wurde. Eine gute Tagesreise von uns entfernt, dem Berge Skarrokkai vorgelagert, erhob sich der große, doch recht unscheinbare Turm von Ranleda, gebettet in seine bewaldete Umgebung.

Doch vor uns lagen zig Meilen weiten fruchtbaren Ackerlands, bis wir ihn erreicht hätten. Zielstrebig wanderten wir auf den Schutzwall zu, hinter dem sich die Dörfer Ranledas befanden.

Erst zur Dämmerung erreichten wir das große Eisentor, dass in dem Sonnenuntergang rötlich wie Kupfer schimmerte. Hinter den Toren war ungewöhnlich lautes Treiben, doch erst als Zaphod an die gewaltigen Tore klopfte, wurde mir bewusst, dass unser Wandergrüppchen natürlich vom Turm aus bemerkt worden war: Schlagartig verstummte das Gemurmel und Geschrei, das zuvor noch über die Mauern gedrungen war.

Knirschend öffneten sich die Tore nach innen und machten die Sicht auf die dahinter versammelte Menge frei. Wir mussten unsere Augen abwenden, so sehr blendete uns die Reflexion der Abendsonne auf den strahlend weißen Stoffen der Magierroben. Dreißig Magiermeister, fast einhundert Gesellen und Hunderte Magielehrlinge hatten sich vor uns zur Begrüßung wie eine Armee aufgebaut, die Magiermeister vorneweg, aufgestellt in drei Zehnerreihen. Auch die Gesellen und Lehrlinge standen in Reih und Glied vor uns auf dem Platz hinter dem Tor. Gesäumt wurde diese Magierarmee von den staunenden Dorfbewohnern, die sich nicht entscheiden konnten, ob wir, die wir diesen Aufwand verursacht hatten, oder die schiere Masse der Magier interessanter anzusehen war.

Selbst jetzt, da sich die Augen an die Helligkeit gewöhnt hatten, wurden sie oft genug von einem verirrten Strahl, der von einem der vielen goldenen Insignien zurückgeworfen wurde, geblendet. Die Meister trugen all ihre Medaillen, ihren Schmuck und ihre im Kampf mit Dämonen errungenen Trophäen.

Den dreißig Meistern voran, in ihrem langen, purpurnem Umhang, stand Kinara, die Großmeisterin des Turms von Ranleda. Sie hatte mich abgelöst, nachdem mir die Aufgaben, die dieser Rang mit sich brachte, zu ermüdend vorkamen. Und ich muss sagen, sie machte ihre Sache sehr gut- trotz ihrer Jugend.

Die Menge straffte sich, als die schweren Torflügel gegen ihren Rahmen krachten und zum Stillstand kamen. wir schritten auf die Menge zu und mit jedem Schritt schien die Menge sich unbehaglicher zu fühlen- und das mit Recht:

Zaphod strahlte eine unvergleichliche Macht aus. Jeder einzelne seiner Schritte vermittelte den Eindruck, ein Hase zu sein, der vom Fuchs bis zu seinem Bau gejagt worden war.

Doch schien Zaphod selbst nichts von dem Eindruck zu bemerken, den er bei den Menschen verursachte. Und auch Jaina schien von Zaphods Ausstrahlung in keiner Weise beeindruckt, ich bezweifele sogar, dass sie sie überhaupt wahrnahm.

Hinter den Meistern, die immer beklommener wirkten, reckten einige unerschrockene Schüler noch die Köpfe, um einen Blick auf unsere kleine Gruppe zu erhaschen. Und nur mir mag von uns dreien bewusst gewesen sein, wieso.

Jedem von uns dreien eilte der Ruf voraus, der mächtigste Magier zu sein, der jemals existiert hätte. Zaphod war durch seine Forschungsreisen und die beträchtliche Anzahl Der Dämonen, die erlegt hatte, zum Ruf des Dämonentöters gekommen. Jaina, die mit ihren Runen ganze Städte vor Dämonen geschützt hatte, war allgemein auch als Großmeisterin der Runen bekannt.

Und dann natürlich ich, der ich so lange Zeit selbst Großmeister gewesen war. Ich war damals der älteste Magier der Welt. Meine Erfahrungen und Taten aus früherer Zeit brachten mir auch den Titel des mächtigsten Magiers auf Erden ein, der nur von Zaphod und Jaina angefochten wurde.

Hier schritten gerade die drei mächtigsten Magier auf Erden in den Vorhof der berühmtesten Heimstätte der Magie. Auch das musste den Meistern bewusst sein, denn sie wirkten nicht ängstlich, als wir uns ihnen bis auf wenige Schritte genähert hatten. Sie waren vielleicht eingeschüchtert, doch auch überwältigt von Zaphods Auftreten und der Macht, die sie in uns pulsieren spürten.
 

Zaphod hob die Hand, um Kinaras zu schütteln und ein wenig zögernd schlug sie ein. Doch kaum hatten sich ihre Hände berührt, entspannte sich die Stimmung auf dem Platz dramatisch.

Ein stürmisches Gemurmel brannte los. Immer mehr Köpfe reckten sich über die Menge, um einen Blick auf uns zu erhaschen. Die Meister dagegen atmeten hörbar auf.

„Zaphod!“, begrüßte Kinara ihn warm. „Es ist schon lange her, dass man dich mit Arthas und Jaina hier hat eintreten sehen. Das erweckt alte Erinnerungen!“, sie lachte ihn offen an- einige Sekunden zuvor hätte ich dieses Verhalten niemals erwartet. Doch hatte sich die Stimmung von eigentümlicher Anspannung zu euphorischer Entspanntheit gewandelt, ohne dass ich beide Gefühlsregungen in dieser Intensität nicht hatte verstehen können.

Später hat mir Jaina erklärt, dass Zaphod einen Leichten Unruhe und dann einen Aufheiterungszauber auf die Menge gerichtet hatte- scheinbar wollte er seine Heimkehr angemessen inszenieren.

„Es ist auch lange her,“, sagte Zaphod lächelnd, „dass wir deine Ernennung zur Magiermeisterin gefeiert haben. Es überrascht mich, dass dir dieser purpurne Umhang jetzt gehört. Wir sollten wieder einmal ein kleines Fest feiern...“

Kinara errötete ein wenig und lächelte ihn fröhlich an, dann sah sie über ihre Schulter und bemerkte endlich die vielen ungeduldigen und neugierigen Blicke, die auf uns Ruhten. Nachdem jeder gekommen war, um uns sehen zu können, fragten sie sich allmählich, was Dämonentöter Zaphod ihnen zu sagen hatte.

Auch Zaphod schien zu wissen, dass es Zeit war, den Versammelten den Grund mitzuteilen, wegen dem er diese lange, beschwerliche Reise vom anderen Ende der Welt angetreten war.

Er straffte sich und machte eine ausladende Bewegung. Dann rief er der gesammelten Menge entgegen: „Ich grüße dich, Volk von Ranleda! Ich grüße euch, ihr Magier des großen Turms! Ihr wisst wohl schon, dass mich meine Forschungen durch die ganze Welt geführt haben. Doch um sie zu beenden, musste ich zurück zu dem Ort, an dem sich die Magie dieser Welt versammelt!

Ich brauche die Hilfe der Magiermeister Ranledas, um meiner Forschung einen Sinn zu geben. Deswegen seht ihr mich vor euch. Und morgen werde ich euren Meistern mitteilen, was ich schon den Runenmeistern aus den weit entfernten Landen erzählt habe.“, er atmete kurz durch und hob dann die Hand, um das aufbrausende Raunen zu unterbrechen. „Seid euch bewusst, dass ich den Menschen eine Waffe geben werde, die sie den Dämonen absolut ebenbürtig werden lässt.“, rief er mit vor Erregungen zitternder Stimme.

Kinara nickte freudig und drehte sich zu der Menge um, die hinter ihr wieder in haltloses Gemurmel auszubrechen. Diese Reaktion war auch kein Wunder, denn die Vorstellung, dass die Menschen den höchsten Dämonen ebenbürtig sein könnten, war so gewagt, dass die Menge sicherlich laut losgelacht hätte, wenn nicht gerade Zaphod sie ausgesprochen hätte.

Auch Kinara hob die Hand, um die Menge abermals zu besänftigen. „Ihr werdet nun alle in den Turm zurückkehren, meine Schüler. Die Magiermeister treffen sich mit Zaphod, Arthas, Jaina und mir morgen Früh nach der zehnten Stunde. Und wir“, sie wandte sich grinsend zu uns dreien um, „werden nun ein wenig meine Ernennung feiern gehen.“
 

Am nächsten Morgen fanden sich die zweiunddreißig Meister des Turms im Salon ein und erwarteten Zaphods und Jainas Ankunft.

Natürlich wurde ich mit Fragen gelöchert, was uns denn erwarten würde, doch konnte ich nur immer und immer wieder antworten, dass es mir selbst nicht so ganz klar sei- und die Wirkung von Zaphods Waffen wollte ich nicht vorweg nehmen.

Und tatsächlich: Als Zaphod eingetreten und die versammelte Menge zum Schweigen gebracht worden war, zog er erneut seine drei Waffen aus dem Gürtel.

„Ich habe mich mit der Magie beschäftigt, und wie wir Magier sie zum äußersten nutzen können.“, erklärte er und hielt das Schwert Hephaistos in die Höhe.

„Ich fand heraus, dass Metall nur unter bestimmten Voraussetzungen dazu geeignet ist, Magie aufzunehmen.“ Er schwang das Schwert senkrecht zu Boden und noch bevor es auftraf, hatte es eine grelle rote Färbung angenommen. Kurz züngelten Flammen auf, als die Klinge von dem Steinmosaik zurückprallte, doch erloschen sie sofort wieder.

„Dies hier ist Schwertmagie, wie ihr alle sicherlich wisst.“, erklärte er. „Ich weiß aber auch, dass kaum einer von euch diese doch recht einfache Magie tatsächlich beherrscht- und das aus einem simplen Grund: Wer Magie in Metall zwingen will, muss mit dem Gegenstand, in dessen Form die Magie gepresst wird, sehr vertraut sein. Daher sind fast ausschließlich Soldaten zu ihr in der Lage.“, er blickte in die Runde der Meister und einige nickten verstehend.

„Hephaistos hier ist aber kein normales Schwert.“, verkündete er. „Ich habe den Stahl mit magischen Flammen selbst geschmiedet. Jeder Zoll dieser Klinge ist mir vertraut. Dadurch war ich schon in der Lage, eine Schwertmagie mit ihm freizusetzen, die normalen Menschen nicht möglich ist.“, verkündete er. Just ging mir das Bild der weit entfernten Bäume durch den Kopf, die von einem einzigen Schwerthieb durchtrennt worden waren.

„Die Juwelen und die wiederholte Härtung in magischem Feuer aber haben Hephaistos in ein Schwert gewandelt, dass selbst einem Laien in der Schwertkunst eine gewisse Fähigkeit zur Klingenmagie ermöglicht. Wahre Meister dagegen können mit seiner Hilfe ohne große Anstrengung selbst die Haut von hochrangigen Dämonen verletzen. Dies War der erste Schritt meiner Forschungen: Ich hatte einen metallischen Gegenstand geschaffen, durch den man starke Magie leiten konnte und sich notfalls auch effektiv auf die Nähe wehren konnte.“, er erhob Hephaistos und legte es zu Füßen Kinaras ab.

„Als nächstes widmete ich der Verstärkung dieses Effektes. Gold und Silber, so wissen hier viele, kann zu einem gewissen Grad Magie aufnehmen. Aber erst als ich diese simple Tatsache mit der Klingenmagie kombinierte,“, er zog den Dolch, „Erkannte ich den waren Wert dieser Tatsache: Schon ein simples Schwert aus Stahl war mit ausreichender Bearbeitung in der Lage gewesen, eine beträchtliche Magie zu erzeugen. Doch als ich geschickte Verarbeitung mit den beiden Edelmetallen kombinierte, potenzierte sich die magische Kraft, die man in die Klinge leiten konnte, enorm.“, er ließ auch den Dolch in einem senkrechten Schwung zu Boden schnellen, diesmal Kondensierte die Luft um die Klinge herum zu feinem Nebel.

Ein beeindrucktes Tuscheln erhob sich, doch Zaphod winkte ab: „Nein, nein, ihr tut mir unrecht- Bisher hatte ich nur Spuren verfolgt, die mir von verschiedensten Quellen bestätigt worden waren. Doch nun begab ich mich auf eine Forschungsreise, die einzig und allein auf meiner Begegnung mit einem Engel basierte. Ich spreche von Luzifer, dem Dämonen, der Kel’Thusad einst so sehr zugesetzt hatte, dass er sich aus der Welt der Magier zurückzog.“

Nun wechselten die Minen der Meister im Raum von beeindruckt zu belächelnd. So beeindruckend sie die Vorstellung bisher fanden, so mitleiderregend empfanden die Meister, dass Zaphod nur auf das Wort eines verrückten Dämons hin durch die Welt gezogen war. Nur Kinara und ich kannten Zaphod wirklich gut genug, um zu wissen, dass er sich nicht wegen einer fraglichen Information dermaßen in Gefahr begeben würde.

„Er erklärte mir die Magieverstärker.“, sagte Zaphod schlicht. Nun brach heiseres Gelächter aus und während Kinara zweifelnd die Brauen hob, wurde mir schlagartig klar, was dieser Holzstab wirklich war. Ich hatte ihn schon in Händen, den Beweis, dass es Magieverstärker tatsächlich gab.

Zaphod hatte den Stab gezogen und das Gelächter schwoll noch weiter an. Kein Wunder- waren Schwert und Dolch noch beeindruckende Gegenstände gewesen, war dieser Holzstab einfach zu unscheinbar. Zaphod ließ auch ihn senkrecht zu Boden schnippen. Doch im Gegensatz zu den beiden Malen zuvor erkannte ich nicht gleich, was er getan hatte. Doch dann bemerkte ich es: Dreißig Magier hingen auf einmal mitten in der Luft, als hätte sich die Schwerkraft entschieden, sie nicht länger beachten zu wollen.

Das Lachen erstarb und Zaphod lächelte grimmig. Mit einem weiteren Schlenker des Stabes besann sich die Schwerkraft wieder auf ihre Pflicht und zerrte die Magier wieder auf den Boden. Dann beschwor Zaphod locker für jeden Meister einen Lehnstuhl herauf und wies sie an, sich zu setzen. Es war ein beeindrucktes Schweigen eingetreten, während die Meister allesamt die Polster des Lehnstuhls betasteten, um sich selbst davon zu überzeugen, dass es wirklich existiere.

„Dies hier“, flüsterte Zaphod und wedelte mit dem Holzstab vor unseren Nasen herum, „ist der erste Magieverstärker, den ich hergestellt habe. Es hat mich viel Mühe gekostet, an die Phönixfeder zu kommen, die sich im Inneren des Stabes verbirgt- aber die Mühe war es wert, wie ihr gesehen habt.“ „Den Phönix gibt es tatsächlich?“, fragte Meisterin Robin erstaunt. „Ich hatte ihn immer für ein Märchen gehalten.“

„Ja, er existiert. Er lebt in den fernen Dämonengebirgen- ein sehr schönes Tier... auch wenn es sehr gefährlich wird, wenn man ihm eine Feder ausreißen will. Oder wenn man seinen Eiern zu nahe kommt.“ „Eier?“, fragte Robin begeistert. „Ein unsterbliches Tier, dass sich vermehrt?“

Zaphod nickte nur, doch wollte er sich nicht in einer Diskussion über magische Wesen verlieren: „Wichtig ist, dass ich mit dieser Phönixfeder tatsächlich einen mächtigeren Magieverstärker erschaffen konnte, als es ihn je auf Erden gegeben hat.“

Er begann, über die Herstellung von Magieverstärkern zu reden. Was sie ausmacht und wie sie funktionieren, ihre Geschichte und ihre Feinheiten, er erzählte uns einfach alles, was er in den zehn Jahren der Forschung herausgefunden hatte.

„Nun aber kommen wir zu dem Punkt, wegen dem ich sage, dass meine Forschung noch nicht abgeschlossen ist.“, erklärte Zaphod der schon ziemlich dösigen Runde. Abermals zog er den Dolch aus seinem Gürtel.

„In den Griff dieses Dolches habe ich nachträglich ein einzelnes Einhornhaar eingebettet. Doch leider hatte dies lange nicht den gleichen Effekt wie beim hölzernen Trägerstoff. Ich bin nicht dazu in der Lage, die Magie im inneren des Dolches so frei zu nutzen wie im Holzstab.“, er wirkte ziemlich zerknirscht, als er davon erzählte und betrachtete verbittert den Dolch.

Mittlerweile aber hatte er wieder die Aufmerksamkeit der meisten Meister zurückerlangt und als er ihre erwartenden Blicke spürte, riss er sich aus seiner grüblerischen Laune, um weiter zu erzählen: „Ich bin lediglich in der Lage, eine Klingenmagie zu beschwören, die der Jainas in etwa gleichkommt.“

Bewunderndes Murmeln entflammte im Raum. Immer wieder warfen die Magier sehnsüchtige Blicke auf Dolch und Stab. Zaphod hielt den Dolch weiter erhoben. „Ihr mögt vielleicht mit einer solchen Waffe zufrieden sein. Doch ich will keine Waffe, die mich auf Klingenmagie und sei sie noch so mächtig, beschränkt. Denkt ihr, wir könnten etwas gegen Dämonen wie Andariel, die Herrin der Angst, oder Duriel, den Stifter des Chaos, ausrichten wenn wir nur über Klingenmagie allein verfügen?“

Das Gemurmel verstummte je- viele Menschen, und auch viele Magiermeister, fürchteten diese berüchtigten Dämonenkönige so sehr, dass ihnen schon der bloße Name ungeheuerliche Angst machte.

„Und warum nehmen wir dann nicht einfach die Magieverstärker aus Holz, Zaphod?“, meldete sich Tal-Rasha zu Wort, der wie Kinara einst ein Gesellenkollege Zaphods gewesen war. Auch einige andere Meister sahen Zaphod mit gehobenen Brauen an. Was konnte er mit diesem Stab denn nicht allein schaffen? Warum hatte er davon gesprochen, uns um etwas bitten zu müssen?

Zaphod räusperte sich. „Gute Frage, Tal. Was wäre denn der Vorteil des Dolches gegenüber dem Stab?“, fragte er herausfordernd in die Runde. Nachdem mir das Schweigen zu lange andauerte sprach ich das banale aus: „Die Magie des Stabes lässt sich nur an dessen Spitze freisetzen.“

Zaphod lächelte mich an. „Ganz genau, Arthas. Aber dieser eine Nachteil bringt noch ganz andere Probleme mit sich: Wir können nicht alle Dämonen in unserem Umkreis durch Magie stoppen. Sobald mehrere Gegner uns umzingeln, ist es aus mit uns. Und auch im Nahkampf mit bloß einem hoch rangingen Dämonen würden wir unterliegen.“

Er lachte resignierend auf. „Stellt euch doch nur vor, was mit euch passiert, wenn ihr mit so einem hölzernem Stab gegen die eisenharten Klauen Andariels“, ein Schauer ging durch die Runde, „antreten würdet!

Nein meine Freunde, wir brauchen keinen Zauberstab, der uns nur auf Distanz von Nutzen ist. Und eine Zaubererklinge, die nur Schwertmagie erlaubt, nutzt gegen einen wahrhaft mächtigen Dämonen auch nur im Nahkampf etwas. Was also sollten wir versuchen zu erschaffen, ihr Meister des Turms von Ranleda?“, fragte er hochmütig und blickte in die Runde.

Kinara flüsterte fassungslos: „Du meinst, du könntest ein Metall schaffen, das genauso stark mit Magie durchdrungen ist wie dieser... ‚Zauberstab’?“ Gespannt lehnte sie sich vor- genau wie ich und überhaupt jeder Meister im Raum, als hätten wir Angst, dass uns sonst auch nur ein Wort Zaphods entgehen könnte.

„Ganz genau. Ich will ein Metall erschaffen, das von Magie durchdrungen ist wie sonst nur Blut. Es soll so hart sein wie Eisen, so edel wie Gold, so leicht wie Holz. Wir werden daraus Waffen schmieden, die selbst den Göttern würdig genug ist, ihre Insignien daraus zu schmieden!“, Zaphod redete immer schneller, als sei er in Rage geraten.

Eine fiebrige Besessenheit glänzte in seinem Blick, als er weiterredete. „Ich habe einen Runenzauber formuliert, der diese Waffen auch für Runenmeister interessant macht: Er gewährt Kontrolle über die Runenmagie. Aber Jaina kann euch da wohl mehr erklären.“

Jaina trat lächelnd vor. „Richtig. Ich habe diesen Runenzauber als Experiment auch schon in Raziel eingraviert.“, sie zog ihr berühmt gewordenes Schwert und zeigte uns die Klinge. Früher hatte sich nur eine einzige Rune auf dieser Seite befunden, doch jetzt war die ganze Fläche, von Schaft bis Spitze, mit kleinen, filigranen Runen graviert.

Jaina las das lange Runengedicht langsam und bedächtig vor, doch ich erinnere mich nur noch an den Beginn, der von jeher nur den mächtigsten Runenzaubern vorangeht:

„Doch sind die Runen erst einmal gezogen

und bilden Worte im göttlich’ Alphabet,

werden Licht und Dunkel schnell verwoben.

Jede Ordnung vor des Blutes Macht vergeht“
 

Als Jaina geendet hatte, trat ein beeindrucktes Schweigen ein. Der Inhalt des Gedichts hatte es uns schon angedeutet, doch Jaina wusste genau, dass wir es sehen wollten.

Schon hatte sie sich in den Finger geschnitten und die Runen der Klinge mit ihrem Blut benetzt. Doch anstatt in gleißendem Licht zu erstrahlen, wie es bei Runenmagie normal ist, wandelten sich die Runen, verschwanden und fügten einzelne Linien zusammen. Am Ende glühte die Klinge schon in einem mir altbekannten Rot und auf der Klinge stand nur eine einzige Rune: ‚Ruhe’

Jaina runzelte ein wenig die Stirn, und schon wechselte der rote in einen hellgrünen Schimmer, den ich an Raziel noch nie gesehen hatte. Auf der Mitte der Klinge hatte sich die Rune in eine gänzlich andere verwandelt. Die Rune ‚Leben’ zierte nun das Schwert.

„Wie ihr seht,“, erklärte Jaina mit feierlichem Unterton, „ist dies die Spitze der Runenmagie. Sie benötigt sehr viel Magische Kraft, doch merzt sie den größten Nachteil der Runenmagie aus. Dies ist Runenmagie, die auf geistiges Kommando Runen zieht.“

Fassungsloses Schweigen dröhnte in meinen Ohren. Und noch während ich meinen Blick von Jaina zur Klinge wandern ließ, erlosch das Schimmern und endlich erstrahlte die Rune in dem gewohnten hellen Licht doch als es erlosch, war die Rune wieder übersäht mit dem Runenzauber Zaphods.

Zaphod räusperte sich wieder: „Wenn ich alles richtig geplant habe, werden sich die Runen ohne Blutopfer verändern können, wenn sie auf dem magischen Metall eingraviert wurden. Nur die eigentliche Rune wird die Kraft des Blutes benötigen.“

Wir Meister sahen uns alle gegenseitig an. Die Entscheidung war gefallen, bevor Kinara uns überhaupt gefragt hatte, ob wir Zaphod mit allen Mitteln unterstützen wollten: Aus den meisten Augen starrte mich die Gier an.

„Was brauchst du zur Erschaffung des Metalls, Zaphod?“, fragte Kinara schließlich neugierig. „Sag uns, was wir tun sollen, du hast ja gehört, dass wir alle dazu bereit sind, es zu tun.“

Zaphod sah uns alle mit einem Ausdruck tiefsten Vergnügens an: „In genau einem Jahr müsst ihr alle euch am Berge Skarrokkai einfinden wie es schon die Runenmeister aus Jainas Heimat versprochen haben zu tun. Denn dort werden wir die Gesprochene- und die Runenmagie zusammenführen. Und dorthin werde ich morgen mit Jaina aufbrechen, um alles vorzubereiten. Wir werden das Metall der Götter erschaffen.

Das Fallen der Göttertränen

Der Berg Skarrokkai befindet sich im ewigen Gebirge. Er gilt als der höchste Berg auf Erden, ihm vorgelagert ist ein Gebirge, dass sich in vielen Jahrtausenden überhaupt nicht verändert hat. Er hat in drei Himmelsrichtungen so steile und scharfe Kanten, dass er wie ein unverwüstlicher Turm erscheinen mag, der in einen noch größeren Berg gehauen wurde. Von Süden her aber ist er über ein großes Tal zugänglich, dass die Größe einer Hauptstadt der Menschen hat. Viele Legenden ranken sich um ihn, denn dieser Ort ist von jeher mit Magie durchströmt wie kein anderer.

Legenden, die vielleicht noch aus der Zeit der Dämonen stammen, denn es heißt, hier hätten die Götter einst mit der Erschaffung der Welt begonnen- und einiges Flüstern erzählte sogar davon, dass einst der erste Dämon in einer Höhle, tief unter dem Berg gelegen, sein Leben eingehaucht bekommen hatte- irgendwo hier sollte Luzifer vom Willen der Götter geboren worden sein.

Doch so legendär dieser Ort auch war, und so sehr die Magie hier pulsierte, so karg und ungastlich war er. Als wir Magiermeister Ranledas das ewige Tal erreicht hatten, gab es keine Spur von Leben, ja keine Spur irgendeiner Art von Leben: selbst Regen und Schnee schienen dieses Gebirge zu meiden.

Skarrokkai war von Anfang an kalt, leblos und monoton gewesen und das hat sich auch kaum geändert: Kaum eine Pflanze, höchstens ein Farn oder ein trockener Busch hatte seine Wurzeln durch den granitenen Boden gegraben. Doch kein Vogel zwitscherte oder kreischte auch nur am Himmel, keine Ratte, keine Maus quiekte am Boden, selbst Ameisen suchte man umsonst. Und auch Menschen grauste es davor, in die Nähe Skarokkais zu kommen.
 

Doch ungeachtet dieser Umstände wanderten wir immer weiter, Richtung Skarokkais, Zaphod entgegen. Im vergangenen Jahr hatte sich die anfängliche Neugier, den ultimativen Magieverstärker in Händen zu halten in einen Rausch der Vorfreude verwandelt, der sich auch meiner bemächtigt hatte. Gier hatte ihn jetzt abgelöst und trieb uns den eisigen Weg durch das Tal entlang.

Nach drei Tagen Wanderung durch das Gebirge, als gerade die Dämmerung hereinbrach, hatten wir endlich den Fuß des Berges erreicht. Zaphod erwartete uns bereits. Er hatte ein Lagerfeuer heraufbeschworen und bot uns, bevor es weiter ging, starken Tee und sehniges Fleisch an.

Schweigend nahmen wir das Mahl ein, während der kalte Höhenwind unablässig an unseren Roben zog. Danach führte uns Zaphod den Berg hinauf, bis zum Eingang eines langgezogenen Höhlenganges. Die Sonne war fast untergegangen und die Höhle war nur durch das ferne Flackern einer Flamme im inneren auszumachen. Zaphod führte uns immer Tiefer in den Berg hinein, die Fackeln die den Stollen nur unzureichend beleuchteten warfen grausige Schattenspiele an die Wände.

Doch dann wich die Kälte langsam einer Wohligen wärme und ein lauer Luftzug umfing uns, während sich der Stollen langsam verbreiterte und immer mehr von Licht durchflutet wurde. Endlich erreichten wir das Ende des Stollens, und strahlend Hell lag eine riesige, kreisrunde Halle vor uns, beleuchtet von Tausenden in der Luft hängender Feuer.

Die massive Felsendecke wölbte sich über den etwas zur Mitte hin abfallenden Boden. Genau in der Mitte des Raumes, an der tiefsten Stelle, war ein beingroßes Loch zu sehen. Erst als ich es genauer betrachtete, wurde mir klar, dass der ganze Boden seltsam unruhig wirkte. Und als ich an mir herab auf den granitenen Grund sah, schluckte ich schwer. Der ganze Boden dieser Halle, sogar die Kanten des Lochs... nein... auch die runden Wände! Und sogar die Decke waren lückenlos mit kleinen, akkurat gezogenen Runen bedeckt.

Ich sah mich nach einem Anhaltspunkt um, wo wohl dieser gewaltige Runenzauber seinen Anfang nahm, doch ich konnte ihn nirgends entdecken- Einen Moment lang wurde die Stille durch das Knistern und Rascheln der Umhänge der anderen Meister gebrochen, die es mir gleich zu tun schienen. Doch eine vertraute Stimme ließ alle inne halten:

„Zaphod, sei nicht so grausam und sag ihnen, dass die Runen im unterirdischen Kessel ihren Anfang und ihr Ende hat!“, Jaina schritt mit belustigt- tadelndem Blick auf uns zu, „Du bist sowieso der Einzige, der genau weiß, was dort drinnen steht, schließlich konnte ich sie nicht ziehen, ohne dem Kessel seinen Sinn zu nehmen.“, fügte sie mit einem Zwinkern hinzu und umarmte mich dann zur Begrüßung herzhaft.

„Unterirdischer Kessel?“, fragte Tal-Rasha verwirrt und blickte sich um. „Sie wird wohl kaum den Raum unter diesem Loch dort meinen, oder?“, flüsterte Decard Kain, der jüngste Meister unter uns, mit unverhohlenem Sarkasmus.

Zaphod grinste Tal an und nickte dann. „War eine Heidenarbeit, diesen Hohlraum zu schaffen, ohne den Boden zu weit aufzureißen.“, seufzte er. „Aber für diesen Zauber ist ein Magietrichter nötig. Fast das ganze letzte Jahr haben wir damit zugebracht, diese Höhle aus dem Stein zu schlagen, doch es wurde einfacher, sobald wir den Stollen weit genug in den Berg hineingetrieben hatten.“

Tal-Rasha ließ den Finger über die saubere Kante von Eingang zu Halle fahren und pfiff beeindruckt. Selbst für Jaina und Zaphod war es bestimmt kein leichtes gewesen, in der Feindlichen Atmosphäre Skarrokkais eine solche Halle aus dem Granit zu hauen.

Kinara machte eine den Raum umfassende Bewegung und fragte: „Wer hat denn die ganzen Runen gezogen?“ „Natürlich Jaina. Zumindest hatte sie schon den Grossteil der Runen gezogen, bevor ich die Halle und die Schlafgemächer fertig stellen konnte.“, die Beiden wirkten müde, aber überaus stolz und glücklich.

Doch verdrängte die Gier nach den Magieverstärkern, die uns Meister gepackt hatte, das Staunen schnell wieder. „Also, du Runenzieher und Metallschmelzer“, sagte Kinara aufgeregt, „wobei können wir dir helfen? Wann werden wir endlich das Metall, von dem du uns erzählt hast, sehen können?“

Zaphods Antwort war damals selbst für mich erschütternd gewesen: „Wenn ihr euch ausgeruht und vorbereitet habt, können wir beginnen und dann dürfte es nur noch einen Monat dauern, bis wir genug Material für die zehn ersten Waffen zusammen haben.“

„Einen Monat für zehn Waffen?“, wiederholten wir aufgebracht. Wusste Zaphod eigentlich, wie grausam solch eine Aussage war? Wieso ließ er uns diesen langen, beschwerlichen Weg auf uns nehmen, wenn nach unserem Beitrag noch ein ganzer Monat ins Land ziehen musste? „Was ist denn eigentlich dieser unglaublich wichtige Beitrag, den wir hier zu leisten haben?“, sprach Tal-Rasha die Frage aus, die uns allen durch den Kopf gegangen war. „Reicht denn dieser gewaltige Runenzauber nicht aus? Wir sind gekommen, um so schnell wie möglich dieses sagenhafte Metall zu sehen.“ Viele Meister, auch ich, benickten lebhaft Tal-Rashas Worte.

„Ihr Narren!“, fuhr uns Zaphod an, während Jaina uns kopfschüttelnd anstarrte als seien wir Kinder, die nicht begriffen, dass Feuer heiß ist. „Denkt ihr etwa, Jaina und ich wollen dieses Metall nicht sehnlicher zu Gesicht bekommen als ihr alle zusammen?! Hier geht es schließlich um den Abschluss meines Lebenswerkes!“, er ging erzürnt vor uns auf und ab, während er weiter grollte: „Ihr scheint zu denken, dass ein Zauber, wie wir ihn vorhaben, keine große Sache ist! Als hätte man ihn innerhalb eines Tages beendet und könnte sich über sein Ergebnis freuen!“, er blieb vor uns stehen und funkelte uns an, dann schrie er: „Seht euch doch einmal UM! Denkt ihr wirklich ein solch gewaltiger Runenzauber könnte mit Jainas Blut allein aktiviert werden? Dieser Zauber ist so phantastisch, dass er die Macht eines Tropfen Blutes von jedem einzelnen Runenmagier auf Erden benötigt, um wirken zu können! Und so mächtig die zwanzig Runenmeister, die sich am heutigen Morgen hier eingefunden haben, auch sein mögen, so kommt die Macht ihres Blutes nicht so ganz an das von uns benötigte Ausmaß heran.“, bei diesen Worten winkte er in Richtung einer zweiten Öffnung in der Halle, hinter der sich die Schlafgemächer verbargen.

„Du hast uns immer noch nicht erklärt,“, sagte Decard Kain scharf, „was für eine Rolle wir hier spielen.“ Wieder nickten viele Meister bekräftigend. Selbst Kinara meldete sich zu Wort: „Es klingt ganz so, als hättest du uns ohne jeden Grund hierher beordert, Zaphod. Bitte sag uns, was unsere Aufgabe sein soll, wegen der wir hier einen ganzen Monat verbringen müssen.“

Zaphod sah so müde aus, wie ich ihn noch nie gesehen hatte. „Ihr übernehmt die Aufgabe, die Runenmeister bei guter Gesundheit zu halten und den Runenzauber zu unterstützen.“ Jetzt lachten einige von uns auf. „Ach so, die gesprochene Magie soll einem Runenzauber das Wasser reichen, ja? Ich sehe ja ein, dass man für lange Opferzeremonien ein paar Heiler braucht, aber dass du uns alle hierher beordert hast, ist dann doch zu viel des guten gewesen!“, platzte Decard aufgebracht heraus.

„DENKST DU ICH RUFE EUCH OHNE GRUND?!“, donnerte Zaphod und das Echo von den runden Wänden prasselte auf uns ein. „Natürlich ist die Macht unserer Magie bei weitem nicht so groß wie die der Runenmagie, doch kann sie noch immer etwas ausrichten! Wenn ihr uns eure Hilfe gewährt, verkürzt ihr das Ritual durch das Heilen der Runenmeister von sechs auf drei und durch die Unterstützung der Runenmagie von drei auf einen Monat!“, sagte Zaphod aufgebracht. „Außerdem“, fügte er ausgelaugt hinzu, „wer hätte denn entschieden, wer der Geburt des mächtigsten Materials aller Zeiten beiwohnen darf und wer nicht?“

Dieser Satz fegte sofort jede Spur von Widerspruch aus unserem Geist. Kinara fragte tapfer in die bedrückende Stille hinein: „Also, Zaphod... wie verläuft dieses Ritual genau?“

Diese Frage schien Zaphod ein wenig aufblühen zu lassen- endlich ging es um das, was er uns von Anfang an hatte mitteilen wollen. „Nun, die einundzwanzig Runenmagier haben sich in vier Gruppen aufgeteilt. Jede Gruppe wird jeweils zwölf Stunden lang Blutopfer darbringen- immer ein Magier nach dem anderen, damit die Runenmagie niemals zum stillstand kommt. Wir sollten uns auch in vier Gruppen aufteilen, jeweils ein Magier sollte den Runenmagier heilen, während die anderen die Runenmagie unterstützen...“ Ich hob die Hand und Zaphod brach ab und sah mich fragend an: „Ja, Arthas?“ „Nun“, sagte ich, „als erstes wüsste ich gern, wie genau wir Runenmagie unterstützen können. Und außerdem wüsste ich gern, wie Jaina und du aufgeteilt werden.“

Zaphod lächelte mich an- endlich eine Frage, die er erwartet hatte. „Nun, Runenmagie unterstützt sich recht leicht. Wiederholt einfach wieder und wieder die Grundformel der Runenmagie, nur in den Worten der Magie:
 

Doch sind die NenRu erst MalEin GenZoGe

und DenBil TeWor im LichGött BetPhaAl,

DenWer Licht und KelDun schnell BenWoVer.

DeJe NungOrd vor des TesBlu Macht GehtVer.
 

Blut und Runen sind selbst ideale Magieleiter, die selbst die schwächliche Magie, die wir zu bieten haben, gierig aufnehmen.“
 

Wir starrten ihn an. Einen solch langen Zauberspruch einen ganzen Tag lang zu wiederholen würde unglaublich Anstrengen und das wusste Zaphod auch.

Dessen ungeachtet fuhr er ruhig fort: „Jaina und ich werden euch jeden Tag sechs Stunden lang helfen. Den Rest der Zeit sorgen wir dafür, dass ihr während des Rituals nicht erfriert, verhungert oder verdurstet.“

Die letzten Sätze gekonnt ignorierend warf Decard ein: „Wir sollen einen Monat lang solch einen Zauberspruch durchhalten? Das schaffen nicht einmal wir Meister!“

Zaphod sah ihn mitleidig an: „Du hörst nicht zu. Nachdem ihr zwölf Stunden lang den Zauber gesprochen habt, werdet ihr anderthalb Tage Zeit haben zu Ruhen. Sicher, es wird kein angenehmes Leben sein. Doch so bekommt ihr von mir vier der ersten zehn Waffen geschenkt, die allein durch meine Hand gefertigt wurden.

Damit hatte er uns endgültig in seiner Hand, die Gier flammte erneut in den Augen der Meister und in meinem Herzen auf und verschlang die letzten zögernden Gedanken.

Kinara sah sich nach ihren Schützlingen um und nickte dann knapp. „Nun gut, dann lasst uns beschließen, wer in welcher Gruppe wirkt und uns dann den letzten entspannten Schlaf dieses Monats genehmigen.

Zaphod grinste und wies uns in Richtung der zweiten Höhlenöffnung der Halle. „Dann lasst mich euch die Räumlichkeiten zeigen.“
 

Am nächsten Morgen begann das Ritual, als Jaina sich als erste die Hand aufschnitt und ein blutiges Rinnsal in den mit Gold, Eisen und Holz gefüllten Kessel fließen ließ. Zaphod übernahm die Aufgabe sie zu heilen. Währenddessen stimmte die Gruppe um Kinara einen achtstimmigen, synchronen Singsang an, während dem sie immer und immer wieder die selben Worte sprachen.

Während Zaphod leise Stärkungszauber murmelte, vergrößerte Jaina in regelmäßigen Abständen die Wunde, damit der Blutstrom nicht abriss. Die erste Stunde starrten zwanzig Runenmagier und achtundzwanzig Magiermeister gebannt auf das Schauspiel, doch dann wandten sich die ersten ab, um sich noch ein wenig zu schlafen oder um sich auf die kommenden Stunden, in denen sie selbst an dem Ritual teilnehmen würden, vorzubereiten.

Auch ich fühlte die Müdigkeit in mir aufkeimen. Weder der Singsang noch die Szene trugen dazu bei, einen Unbeteiligten lange Zeit wach zu halten. Doch hielt ich aus, genau wie Kel-Thusad, dessen Gruppe als nächste an der Reihe sein würde, und Decard Kain, der jedoch sehr unzufrieden wirkte.

Erst als Zaphod einem zweiten Runenmagier winkte, dass er Jainas Platz einnehmen solle, und sich dann auch von einem der acht Meister vertreten ließ, bemerkte ich, dass ziemlich viel Zeit vergangen war:

Einige Flammen in der Halle waren erloschen, meine Beine schmerzten vom langen Sitzen und ich konnte erste Anzeichen der Erschöpfung auf den Gesichtern der anderen Meister erkennen. Und dann fiel mein Blick auf das Loch, in das seit nun mehr sechs Stunden ein dünner Rinnsaal von Jainas Blut gefallen war. Vielleicht war es schon länger da gewesen und mir erst durch die Dunkelheit aufgefallen oder aber es hatte gerade angefangen. Aus der Schwärze des Kesselloches drang ein leichter gelblicher Schimmer.

Zaphod und Jaina schienen es auch bemerkt zu haben, denn kurz bevor sie gingen, hatten sie noch einen Blick in den Kessel geworfen, bevor sie mir winkten und auf die Wohnhöhlen zu liefen. Ich folgte ihnen und mit mir kam auch Decard, der nun scheinbar vor Wut bebte.
 

Was ihm auf dem Herzen lag, teilte er uns lautstark mit, sobald wir außer Hörweite der Magier in der Halle waren: „Was war das denn für eine Vorstellung?!“, brüllte er Zaphod an. „Kein Wunder, dass dieses Ritual einen Monat benötigt!“, er deutete auf Jainas Hand, aus der noch Momente zuvor das Blut geronnen war. „Was wäre denn so schlimm daran, wenn mehr Blut verwendet würde?“, herrschte er Zaphod an, „Würde dann nicht die ganze Erschaffung des Metalls schneller voran gehen?!“

Jaina sah ihn vorwurfsvoll an. „Ich habe eben innerhalb von drei Stunden gut über zwei Liter Blut verloren.“, sagte sie und ein gewisses Zittern konnte sie nicht vermeiden, sie sah tatsächlich etwas blass aus. „Ich fiele mit Sicherheit in Ohnmacht, wenn ich mehr Blut verlieren würde.“

Zaphod nahm sie in den Arm, küsste sie auf die Stirn und sah Decard ernst an. „Natürlich könnten wir mehr Blut auf einmal Opfern, doch dann bräuchten auch die Runenmagier mehr Zeit, um sich wieder zu erholen. Dadurch würde der Blutstrom zwangsläufig versiegen und die gesammelte Macht würde dadurch deutlich abgeschwächt werden. Deshalb habe ich die Zeiten so gewählt. Und nun geh schlafen, du hast einen langen Tag vor dir.“ Er nickte mir freundlich zu und geleitete Jaina dann in ihre gemeinsamen Gemächer.
 

Die Tage vergingen und die Stimmung wurde gedrückter. Schon am dritten Tag, als Kinaras Gruppe zum zweiten Male das Ritual begehen musste, war die Euphorie der Meisten verflogen. Müdigkeit regierte schon jetzt alle Beteiligten, nur Kinara, Tal-Rasha. Decard Kain und ich begingen in den nächsten Tagen das Ritual ohne Murren.

Wie Zaphod und Jaina es allerdings aushielten, das gleiche Arbeitspensum wie wir anderen zu absolvieren und zusätzlich noch all die verlöschenden Feuer wieder anzufachen, Nahrung vorzubereiten und Wasser zu beschwören, war mir ein Rätsel. Beide wirkten nach der ersten Woche recht angeschlagen, doch standen sie damit ganz und gar nicht alleine da. Selbst in Kinaras Gesichtszüge war mittlerweile eine ständige Müdigkeit gezeichnet und einige Runenmeister waren noch Stunden nach dem Ritual sehr zittrig und blass, bei einigen verfärbten sich die Lippen sogar ein wenig ins Blaue.

Doch so sehr es uns auch anstrengte, wir wussten uns reich damit belohnt. Das schwache Schimmern, dass ich nach den ersten Stunden zu erahnen gemeint hatte, war bereits deutlich sichtbarer geworden, als ich das erste Mal das Ritual anführte. Und nach einer Woche hatte der goldgelbe Schein schon auf die Runen im direkten Umkreis zum Kesselloch übergegriffen, während der Kessel selbst bereits taghell zu uns herauf schien. Mit jedem Wort der Magiermeister pulsierte das Licht ein wenig, als reagiere es lediglich auf unsere Stimmen.
 

Und dann, wie Zaphod es vorher gesagt hatte erleuchteten vier Wochen nach dem ersten Ritual auch die letzten Runen im goldenen Schimmer. Wir alle sahen abgekämpft und elend aus, doch wichen wir nicht mehr aus der Halle und schliefen nur äußerst ungern ein.

Zaphod und Jaina dagegen hatten dadurch erheblich weniger Arbeit und wirkten sogar recht frisch- zumindest im Vergleich zu den Gesichtern aller anderer Beteiligten.

Dann endlich, lösten Zaphod und Jaina die vierte Gruppe allein ab. Zaphod hatte seinen Zauberstab gezogen und rezitierte allein die uns allen mittlerweile so Vertrauten Verse, während Jaina sich überschwänglich eine recht ernst aussehende Schnittwunde zufügte. Jaina lächelte Zaphod grimmig an und dieser hatte ein Glitzern in seinen Augen, dass nur von Freudentränen stammen konnte.

Da geschah es auch schon. Der Raum erstrahlte in gleißendem Licht, taghell wurde die Halle von jeder einzelnen Rune beleuchtet. Zaphod schrie den letzten Vers ins Glühen der Runen hinein und dann folgte nur noch ein hallendes Echo.

Als das Licht erlosch hatten sich Zaphod und Jaina bereits über den Kessel gebeugt und starrten ehrfürchtig hinein. Dann, ganz langsam, während alle anderen zweiundvierzig Anwesenden den Atem anhielten, griff Zaphod in das Loch hinein.

Und was er aus dem Loch herauszog war ein wunderbarer Barren Metall, wie ich es noch nie zuvor gesehen hatte. Vorsichtig legte er es zu Boden und sofort scharten sich alle anwesenden um den Barren. Auch ich war einer derjenigen, die es unbedingt berühren, streicheln, mussten.

Unterdessen zog Zaphod tatsächlich acht weitere Barren aus dem Kessel und legte sie klackernd auf den Boden. Dann erhob er sich, ging zu Jaina und wandte sich dann zusammen mit ihr dem letzen, dem zehnten Metallbarren zu, den er noch in der Hand hielt. Ich hatte derweil meinen eigenen Barren ergattern können und sah Zaphod stolz lächelnd dabei zu, wie er sein Werk betrachtete.

Die Farbe des Barrens war faszinierend. So ungreifbar wie ein Stern funkelte das Metall und doch hatte es auch ein wenig die Farbgebung von Gold. Sobald man es berührte, floss einem die Magie wie ein warmer Strom durch die Adern und man vergaß vor Glück, überhaupt etwas in der Hand zu halten. Denn auch das Gewicht dieses Barrens war sensationell- hätten Eisen oder gar Gold von meinen alten Händen nicht lange gehalten werden können, war dieses Metall von kaum spürbarem Gewicht. Ich musste Zaphod vollkommen Recht geben: Dies war ein rundum perfektes Metall.
 

Nachdem wir alle das Metall für einige Stunden glücklich betrachtet hatten, verkündete Zaphod, dass er gleich am nächsten Tage mit dem Schmieden beginnen würde. Bis dahin, sagte er, sollten wir uns entschieden haben, welche Insignie oder Waffe er für wen schmieden solle.

Diese Aussage entfachte neuerliche Diskussionen, die bis Spät in die Nacht andauerte. Keiner wollte Leer ausgehen und so wurde Argumentiert, geflucht und wieder argumentiert. Am Ende lief es darauf hinaus, dass vier Runenmeister eine Axt, eine Hellbarde, ein Schwert und einen Dolch bekommen sollten.

Kinara dagegen hatte, nach allgemeiner Abstimmung, für die Magier des Turms Ranleda eine Rüstung aus Harnisch, Handschuhen und Helm bestellt. Mir allerdings gewährten alle Magiermeister einen eignen Gegenstand. Ich wünschte mir einen mannshohen Schlagstab, in den ein Juwel eingesetzt sein sollte.

Kaum war Zaphod davon informiert, verschwand er mit Jaina und den Barren in seinen Gemächern und auch wir legten uns zum ersten Mal seit einem ganzen Monat zu einem geruhsamen Schlaf nieder.

So beendeten die Menschen, die ihre ganze Rasse verdammt hatten, den Tag, an dem die Göttertränen fielen. Doch davon sollten wir erst sehr viel später erfahren.
 

Zaphod arbeitete über zwei Wochen lang an den Waffen, aus seinen Gemächern drang ein stetiges Klingen und Klirren. Wir verbrachten die ersten Tage damit, uns zu erholen und ein wahres Festessen zu veranstalten.

Mich zog es bereits am zweiten Tag an die frische Luft, unter die Sonne oder unter die Sterne- solange denn die Unendlichkeit über mir läge! Doch als ich den langen Stollen entlanggewanderte, hörte ich etwas, von dem ich wusste, dass ich es nicht hätte hören dürfen. Ich beschleunigte beunruhigt meine Schritte und als ich am Ausgang der Höhle stand, da spürte ich den Regen auf meiner Haut.

Doch Regen auf dem Berge Skarrokkai hatte es noch nie gegeben. Die wenigen Pflanzen, die hier wuchsen, bezogen ihr Wasser aus der Luft. Skarrokkai war ein Gebiet, an dem etwas so natürliches wie Regen nicht hätte existieren dürfen! Dieser Regen konnte nicht natürlichen Ursprungs sein- und ob nun die Götter verrückt spielten oder Dämonen sich näherten dieser Regen war ein sehr schlechtes Omen. Nachdem ich den Regen einige Minuten auf mich hatte niederprasseln spüren, wurde ich mir der Kälte gewahr, die in diesem Gebirge trotz des Regens noch immer allgegenwärtig war und floh in die Halle. Dort aber berichtete ich nur Kinara von den beunruhigenden Neuigkeiten, ich wollte nicht für unnötige Panik sorgen.

Kinara aber tat meine Neuigkeiten mit einer Handbewegung ab: „Ihr glaubt zu sehr an die Märchen der Dämonen. Warum sollte es hier denn nicht schon früher geregnet haben? Und selbst wenn der Regen da Werk eines Dämonen sein sollte, er träfe hier auf die stärksten Menschen dieser Zeit.“ Sie klopfte mir freundschaftlich auf die Schulter und flüsterte: „Ein wenig Paranoia ist bei solcher Erschöpfung normal, legt euch noch ein wenig schlafen und erholt euch.“

Doch in den nächsten Tagen verließen immer mehr von uns die Höhlen um einen kleinen Spaziergang zu machen, kehrten aber bald darauf durchnässt und beunruhigt zurück. Die zuvor entspannte Feierstimmung wich mehr und mehr einem grimmigen Warten: Wir alle wollten diesem verfluchten Ort so schnell wie möglich entfliehen. Einzig die unermüdliche Gier nach Zaphods Magieverstärkern band uns mit festen Seilen an den Berg Skarrokkai.

Die bedrückte Stimmung, die sich unter uns ausbreitete wie eine Krankheit, wurde erst von Zaphod fortgewischt. Denn endlich verkündete er, dass er nun die Herstellung der Gegenstände abgeschlossen hätte.

Feierlich führte er uns durch Jainas und seine Gemächer und in einen langen, steil abfallenden Stollen hinab. Beim heruntersteigen spürte ich mein Herz schneller pochen: mich hatte die Vorfreude auf meinen Stab, gefertigt von Zaphods meisterlicher Hand, gepackt.

Außerdem wollte ich wie alle anderen auch das Metall wieder zu Gesicht bekommen. Nach Ewigkeiten, so schien es, erreichten wir Zaphods Schmiede.

Das Feuer des Hochofens verbreitete seine Hitze, die uns den Schweiß auf die Stirn trieb. Doch schweiß war mir egal, dunkle Vorahnung aus meinem Geist fortgewaschen, zusammen mit dem Rätseln über den Regen, der sie überhaupt erst ausgelöst hatte.

Vor mir lag ein langer, faustdicker Stab, verziert mit filigranen Ornamenten. An seine Spitze vom Metall in Komplizierten, dünnen Strängen umflochten, war ein gewaltiger Diamant eingefasst.

Ich nahm ihn in die Hand und fühlte erneut eine unbeschreibliche Wärme durch meine Finger erst in die Hand, dann den Arm und schließlich in den ganzen Körper floss. Als ich den Stab anhob, um ihn auf den Boden zu setzen und mich auf ihn zu stützen, brachte mich die Kraft, die ich zum Hochheben verwendet hatte, fast aus dem Gleichgewicht: Der Stab war viel leichter als man es vom metallenen Aussehen erwartet hätte!

Ich besah ihn mir genauer und bemerkte, dass auch in ihm die Runenmagie von Zaphod eingraviert worden war, die auf Wunsch Runen zog. Und tatsächlich: Kaum hatte ich an ‚Feuer’ gedacht, zierte schon die entsprechende Rune den Stab- alle anderen waren verschwunden.

Mich auf dem Stab stützend sah ich mich nach Zaphod um. Er stand bei den Runenmeistern, deren Waffen vor Runen nur so starrten. Auch bei ihnen musste seine Runenmagie eingraviert worden sein, denn die Runen tanzten nur so auf den Waffen, ein Zauberspruch jagte den nächsten.

Ich lehnte mich ein wenig vor, und hörte Zaphod noch sagen: „... Ich habe auch noch einen Zauber gewirkt, der die ewige Schärfe dieser Klingen garantiert- Macht euch keine Sorge ums Schleifen.“ Fasziniert besahen sich die Runenmeister die Klingen und die kunstfertigen Verzierungen. Jede Waffe wäre eine Kostbarkeit gewesen, selbst wenn sie nicht aus dem Metall bestanden hätte. Mit einem lauten Getöse dankten die zwanzig Runenmeister Zaphod stürmisch- ich weiß bis Heute nicht, ob sie alle sich so überschwänglich über die Waffen freuten, oder einfach nur darüber, nicht länger ihr Leben im ewigen Gebirge verbringen zu müssen.

Zaphod brauchte einige Zeit, bis er sich losgeeist hatte und die Runenmeister ihren neuen Waffen überlassen konnte. Er ging zu Kinara und den anderen Meistern von Ranleda, die gerade die Handschuhe begutachteten. Ich wusste nicht für wessen Pranken Zaphod diese entworfen hatte, denn für die zierliche Hand Kinaras waren sie um einiges zu groß. Sie waren unterteilt in einen innen liegenden, feinmaschigen Kettenhandschuh und einen äußeren Plattenpanzer, dessen Scharniere über dünne Ketten mit dem inneren Handschuh verbunden waren.

Als sich Zaphod ihnen genähert hatte und sie ihn fragend ansahen sagte er zu Kinara nur: „Probier sie doch einmal an.“ Und kaum hatte sie ihre Hand in den Handschuh gleiten lassen, ging ein Zittern durch die Ketten. Im nächsten Moment war Kinaras Hand vollkommen von dem Plattenpanzerhandschuh eingehüllt- nur unter den Scharnieren der Gelenke war der Kettenhandschuh noch zu erahnen.

„Er passt sich durch Runenmagie der Größe der Hand an.“, Zaphod deutete auf winzige Gravuren an den Fingerkuppen des Handschuhs. „Den gleichen Zauber habe ich auf den Brustharnisch und den Helm graviert.“, erklärte er. „Die Rüstungsteile tragen außerdem allesamt die Rune ‚Schutz’ “, sagte er und deutete auf kleine, kaum sichtbare Runen in den Handflächen.

„Die Magie des Metalls speist diese Runen, daher können selbst wir sie benutzen. Leider ist die Kraft der Schutzrune nur dann wirkungsvoll, wenn man alle drei Teile trägt, sonst ist man lediglich vor magielosen Angriffen geschützt.“ Beeindruckt blickten die anderen auf die drei Rüstungsstücke, die vor ihnen ausgebreitet lagen. „Und noch etwas.“, fügte Zaphod hinzu, „Ihr dürftet auf jeden Gegenstand noch einen weiteren Runenzauber eingravieren können, ohne dass ein Blutopfer für dessen Aktivierung nötig ist. Ich wollte es euch überlassen, diese letzten Runen zu ziehen.“ Er lächelte in die Runde. „Wir haben es geschafft. Die perfekten Magieverstärker!“, sagte er feierlich.

Auf diese Worte folgte auch von uns Magiern tosender Beifall und überraschender Weise war Decard Kain einer der lautesten Jubelnden.

Doch mein Blick war bereits auf die letzte Waffe gefallen, die Zaphod für sich und Jaina geschmiedet hatte:

Ein langes, mit komplizierten Runenzaubern verziertes Schwert, so lang, dass man es, egal wie leicht es auch sein mochte, nur mit zwei Händen schwingen konnte. Der Griff des Schwertes war ein sich um sich selbst schlängelnder Schlangenleib, und der Schaft war mit einem Drachenkopf verziert, der scheinbar in die Klinge biss. Von diesem Schwert, dass noch meisterlicher geschmiedet war, als alles andere in diesem Raum, ging eine beeindruckend Magische Aura aus.

„Ja, das ist mein Meisterstück.“, sagte Zaphod, der meinem Blick gefolgt war, leise. „Das Schwert der Unsterblichen, geschmiedet aus zwei Barren des Metalls, versehen mit einer so gewaltigen Zauberbrechermagie, dass seine Klinge sogar den mächtigsten Lebewesen alle Magie entziehen kann. Schwierig ist nur eines...“, er nahm das Schwert in die Hand und hielt es gegen das Licht einer Fackel. „... man muss ein großer Magier sein, um es zu beherrschen- nur wenige Runen oder Magiermeister werden es je bändigen können.“, er schwang es gelenk hin und her, und machte dann einen kurzen Stoß in Richtung des Hochofens. Kein Flackern, kein Zischen erfolgte- das Feuer erlosch ohne jeden Hinweis darauf, dass es eben noch gelodert hatte.

„Die Runenmagie dieses Schwertes ist einmalig, sie wird gespeist von dem Metall- und entweder wird sie durch den Willen eines Magiers oder durch das Blut eines Runenmeisters aktiviert- beide Varianten liefern genug Kraft um selbst den Zauber aufzuheben, den wir erst vor ein paar Tagen vollendet haben.“ Jeder im Raum starrte Zaphod an. Zauberbrecher vermochten viel, doch so mächtig war bisher noch keiner gewesen.

„Was meinst du damit, es ist schwer, es zu kontrollieren?“, fragte Kinara verwirrt. Doch noch während sie sprach erstrahlte das Schwert in taghellem Licht und als ich es wieder erkennen konnte, war es nicht länger ein Zweihandschwert. Zaphod hielt ein sehr viel kleineres, aber noch immer mit Runen überzogenes Schwert in der rechten Hand. Doch in der Linken ruhte lediglich eine Kugel aus dem sagenhaften Metall, die völlig eben wirkte.

„Das hier meine ich damit, Kinara.“, grinste Zaphod. „Um das Schwert der Unsterblichen zu erschaffen muss man alle vier Elemente und die Schwertmagie beherrschen- etwas das für Runen und Wortmagier sehr schwierig ist. Ohne diese Kontrolle ist es nichts weiter als Karzid", er hob das Schwert in die Höhe, „und Draco.“, er hob die Kugel in die Höhe.
 

Hier bricht der Bericht Arthas’ ab. Es ist der letzte zusammenhängende Bericht aus der Zeit der Göttertränen. Doch kann die Geschichte durch die letzten Informationsfetzen und durch Zuhilfenahme von alten Legenden vervollständigt werden.

Nachdem die mächtigsten Männer und Frauen auf Erden die Waffen aus dem Metall an sich genommen hatten, verließen sie beinahe fluchtartig das ewige Gebirge. Von den Runenmeistern hat man danach nie wieder etwas gehört.

Die Magiermeister allerdings kehrten nach Ranleda zurück und erlebten eine grausige Überraschung. Tal-Rasha, dem der Brustharnisch anvertraut worden war, schreibt folgendes über die Verhältnisse bei seiner Rückkehr:
 

Schon auf dem Weg zurück war mir aufgefallen, dass die Menschen der Dörfer noch ärmlicher und hilfloser wirkten als sonst. Nur selten sah man überhaupt ein Feuer in den Dörfern brennen und in jedem Dorfe bat man uns, eines für sie zu beschwören. Seltsamerweise fiel auch einigen Meistern diese simple Magie so schwer, dass sie von Worten gebrauch machen mussten.

Damals hatte ich das noch auf die mangelnde Übung nach einem Monat ohne jede andere Zauberformel geschoben. Doch als wir am Turm von Ranleda ankamen, konnte niemand mehr leugnen, dass die Menschen durch irgendetwas verändert worden waren. Kaum ein Lehrling brachte noch irgendeine Art der Magie zustande und selbst Gesellen taten sich mit den Grundübungen unglaublich schwer.

Nur wir Meister waren noch zu einigermaßen schwieriger Magie fähig- wohlgemerkt spürten nur Arthas, Kinara, Decard Kain und ich keine Veränderung. Was auch immer uns Wortmagiern zugestoßen sein mag, jetzt sind wir beinahe wehrlos gegenüber den Dämonenarmeen.
 

Dass auf einmal alle Menschen der bekannten Welt, selbst die Magieschüler des Turms von Ranleda, beinahe über keinerlei Magie mehr verfügten, wollte Arthas nicht wahr haben. Trotz seines hohen Alters machte er sich auf eine Reise, um der Ursache dieses ungeheuren Verlustes auf den Grund zu gehen. Aus dem Tagebuch seiner Reise finden wir einige vergilbte Notizen.
 

Ich bin Heute auf einen ehemaligen Runenmagier gestoßen, der ausgehungert und krank war. Er berichtete mir, dass innerhalb der letzten Monate immer mehr Runenmagien erloschen waren und selbst die mächtigsten Magier seines Dorfes für das entfachen einer banalen Feuerrune so viel Blut benötigten, dass es in Tropfen nicht mehr zu zählen sei.

Auf meine Frage, wann genau das angefangen habe, antwortete mir der Mann, dass die ersten Runen kurz nach dem Beginn des zwei Wochen währenden Regens erloschen seien.

Ich weiß jetzt, dass ich nicht unter Paranoia gelitten hatte, als mir dieser Regen unheimlich vorgekommen war. Jeder, den ich frage, bestätigt mir, dass es einmal zwei Wochen lang in Strömen geregnet habe- und zwar immer während über die immer gleichen zwei Kalenderwochen hinweg. Auf der ganzen Welt scheint es genau in der Zeitspanne geregnet zu haben, während der Zaphod das Metall geschmiedet hat. Langsam verfluche ich diesen Stab, der mir die Illusion gibt, ich sei nicht von der merkwürdigen Magielosigkeit der Menschen betroffen.
 

Arthas scheint nach großen Sehern gesucht zu haben, denn immer wieder finden sich Notizen vor, die immer gleich Lauten, obwohl die Namen derer, die es verkündeten, immer wieder wechseln. Die Nachricht, die sie, wie Arthas glaubte, von den Göttern eingeflüstert bekamen, lautete immer:
 

Die Menschen haben der Götter Träne empfangen. Die Macht der Menschen habt ihr eingesetzt, um sie heraufzubeschwören, mit der Macht eures ganzen Volkes müsst ihr für das Ergebnis bezahlen. Wir wenden uns von euch ab und waschen euch unsere Macht aus den Adern, so gut wir es vermögen!

Die Macht der Menschen habt ihr an einem Frevel vergeudet! Nur Dämonen hättet ihr mit ihr bekämpfen dürfen, doch vertautet ihr unserem Geschenk nicht und wolltet Macht, die über eure Grenzen geht. So verliert denn alle das, dem ihr nicht trauen konntet, ihr Narren!“
 

Und auf seiner Suche scheint Arthas auch auf Spuren eines einst berühmten Zirkus getroffen zu sein, doch nur noch ein einziger der Zigeuner war am Leben, um zu berichten.
 

„Luzifer!“, hatte er gestammelt.

„Luzifer hat uns alle im Stich gelassen!“, er hustete erbärmlich und ich wusste, dass er mir unter Zornestränen seinen letzten Worte mitteilte. „Als die ersten Tropfen dieses langen Regens angefangen hatten zu fallen, hat er noch wilder und verrückter gelacht als je zuvor. Er sagte immer wieder:

‚Dieser Narr hat es tatsächlich getan! Er hat einen gefangen! Ich frage mich nur, welchen! Oh, vom ersten Moment an wusste ich, dass dieser Bursche ein Talent fürs Chaos hatte! Ihr dummen Menschen habt einen von ihnen in ein Gefängnis gesperrt und ihn angekettet! Sterbt, ihr närrisches Pack! Mich konntet ihr von Anfang an nicht ersetzen!’

Dann sagte er noch, dass wir mit diesem Einen auch unsere eigene Macht in Ketten gelegt hätten. Dann ist er über den Runenkreis getreten und ist davon geflogen. Aus der Luft hatte er uns noch einige Feuerbälle entgegen geschleudert.“, er hustete noch schlimmer als zuvor und war danach nicht länger ansprechbar. Doch jetzt weiß ich, dass Zaphod auf eine List dieses gefallenen Engels hereingefallen ist.
 

Doch Arthas gab nicht auf, auf der ganzen Welt suchte er hinweise, wie er die Menschen vor den immer brutaleren Dämonenangriffen bewahren, die alten Zustände wieder herstellen könnte. Die Zeit drängte, denn immer mehr Menschen wurden in die großen Hauptstädte zurückgedrängt oder aber von den Dämonen unterworfen. Und dann, als er sogar wieder in Richtung Skarrokkai wanderte, fand er jemanden, der ihm Auskunft geben konnte: Tassadar, der große Seher.
 

„Ich weiß, weshalb du hier bist.“, begrüßte mich der Mann. Er war beinahe so alt wie ich es war. An diese Wichtigtuerei hatte ich mich inzwischen gewöhnt- die meisten Seher sagten das zu einem und erwarteten, dass man es ihnen trotzdem erklären würde.

Doch Tassadar war von Anfang an anders, denn ohne auch nur meine Reaktion abzuwarten, fuhr er ruhig fort, während er mich mit seinen glänzenden Augen anstarrte: „Du bist einer derjenigen, die uns Menschen die Magie nahmen. Und du bist einer der Wenigen, die versuchen wollen, diesen Fehler rückgängig zu machen.“

Das irritierte mich schon ein wenig- so verdächtig konnte ich gar nicht gewirkt haben. Doch unbeirrt fuhr Tassadar fort. „Vor einigen Monaten kam eine Runenmeisterin, deren Ruf mindestens so weit verbreitet ist wie eurer, Arthas vom Turm Ranleda. Jaina ist die Einzige, die außer euch dieses außerordentliche Metall, dass ihr in Händen haltet, wieder zu vernichten.“

„Jaina war hier? Woher weiß sie denn, dass wir dieses Metall vernichten müssen?!“, ich hatte gedacht, sie wäre noch immer mit Zaphod zusammen auf Reisen.

Der Seher sah mich lange an. dann antwortete er bedächtig: „Es scheint, dass sie den Anfang des Zaubers gelesen hat, den ihr beschworen habt und den bis dato nur Zaphod der Dämonentöter kannte. Und erst dann erkannte sie den schrecklichen Fehler, die Torheit, die ihr Gefährte begangen hatte: Er hatte niemanden Wissen lassen, dass er beabsichtigte, den Gott der Metalle zu erschaffen.“

Ich starrte in die noch immer so grässlich glänzenden Augen. „Er... er wollte einen Gott erschaffen?“, stotterte ich fassungslos.

Tassadar nickte schwer. „Auch Jaina erkannte, was ihr euch schon denken könnt. Nur ein Gott kann Götter erschaffen. Und somit hat Zaphod den Schmiedegott persönlich mit Magischen Ketten in das Metall gebannt. Er tat es so langsam und bedächtig, dass selbst der Gott selbst nicht bemerkte, dass sich seine Macht langsam in zehn Teile teilte. Und schließlich, als er es bemerkt hatte, war seine Macht nicht mehr groß genug, um sich gegen die gemeinsame Magie der Menschen hinweg zu setzen.“

Meine Beine wollten mich nicht mehr halten und ich rutschte langsam an dem Stab, den ich am liebsten nie besessen hätte, von dem ich aber schon abhängig geworden war, zu Boden. „Wir haben einen Gott gefangen genommen?“, stammelte ich fassungslos. Kein Wunder, dass sich die Götter abgewendet, und ihre Magie dabei gleich mitgenommen hatten.

Tassadar nickte langsam. „Wegen dieses Metalls, an dem mittlerweile euer Leben hängt, hat ein Gott- der Schmiedegott, um genau zu sein- eine Träne der Verzweiflung, der Trauer und der Machtlosigkeit vergossen. Die Welt wird von diesen Waffen erfahren, die Zaphod geschmiedet hat. Und der Name des Metalls, wegen dem unser Volk an die Schwelle des Todes getrieben wird, wird einen simplen Namen erhalten: Götterträne.“

Ich betrachtete verzweifelt meinen Stab. Dieser goldene Schimmer, der von dem silberhellen Metall ausging... Götterträne war wahrhaftig ein guter Name für dieses grässliche Metall. „Was?“, fragte ich krächzend. „Was kann ich tun, um die Menschheit zu retten?“

Tassadar blickte mich lange an. Dann sprach er mit ungewohnt tiefer Stimme. „Die Götter haben sich nicht ganz von uns abgewendet. Wenn wir Reue zeigen und aus der Sünde versuchen eine Tugend zu machen, dann werden sie die Magie, die sie uns allen genommen haben, wieder auferstehen lassen, in drei Menschen, die den drei Mächtigsten der heutigen Zeit sehr ähnlich sind. Ein Magier, ein Krieger und ein Runenmeister werden dann aus den Rängen der Menschen emporsteigen und die Sünde tilgen, die ihr begangen habt.“

„Was für eine Tugend denn? Sollen wir die Dämonen mit der Macht der Götterträne vernichten?! Das war doch von Anfang an der Plan!“, schrie ich verzweifelt.

Tassadar gestattete sich ein trockenes Lachen. „Wir wissen beide, dass wir Menschen das auch ohne diesen Sündenfall hätten bewerkstelligen können. Nein, die Götter und ich wissen bereits, dass ihr es tun werdet, wenn ihr auf den Berg von Skarrokkai zurückkehrt und dort Jaina die Runenmeisterin trefft. Doch wisst eines. Ihr, und viele Generationen von Menschen mit euch, werden die Gnade der Götter nicht erleben.“, er wandte seinen Blick ab.

„Geht jetzt.“, fügte er hinzu, als ich keine Anstalten machte, mich zu bewegen. Ich hatte verstanden. Jaina wusste bereits, was zu tun war und sie wartete im ewigen Gebirge auf denjenigen, den Tassadar zu ihr schicken würde. Und ich war entschlossen, die Erwartungen der Götter nicht noch einmal zu enttäuschen.
 

Wir befinden uns nun am Ende unserer Reise durch Zaphods Zeit. Nur noch eine einzige Notiz trennt uns von der langen Dunkelheit der Zeit der Kriege. Diese Notiz ist in keiner Handschrift geschrieben, die wir bisher gesehen haben. Sie wurde wahrscheinlich in das Tagebuch eines Soldaten geschrieben, der einen aussichtslosen Kampf mit ansah.

Vielleicht starb er wenige Minuten nach der Notiz... Doch seine Worte fangen ein letztes Wissen über Zaphods Schicksal ein. Ein Schicksal, bestimmt von der Rache der Götter.
 

Ich spüre wie das Leben aus meinen Adern strömt. Und doch fühle ich mich verpflichtet, nicht mein Schicksal zu beklagen, sondern das des größten Magiers aller Zeiten.

Wir zogen voller Zuversicht in die Schlacht, denn Zaphod der Dämonentöter und sein Göttertränenschwert Karzid zogen mit uns gegen ein Squidoheer, angeführt von Duriel selbst.

Wir hatten uns gut geschlagen, doch dann wurde Zaphod eingekesselt- in einem Anfall von übermut hatte er sich auf Duriel gestürzt und ehe wir es uns versahen, waren wir von ihm abgeschnitten.

Zaphod kämpfte gut- viele Male prallten Duriels Zauber von seiner Klinge ab, und oft schlug er tiefe Wunden in das Fleisch des Dämonenkönigs. Doch Zaphod, der trotz all seiner Macht dem Altern unterworfen war, verließ die Kondition. Immer öfter landete Duriel einen Treffer mit seinen sichelartigen Klauen.

Schließlich hatte Zaphod nicht mehr die Kraft, einen Frostzauber Duriels abzuwehren. Er war wehrlos und ausgeliefert. Doch anstatt ihn als würdigen Gegner zu töten, würgte Duriel Zaphod ein paar Tropfen seines Dämonischen Blutes die Kehle herunter.

Das letzte, was ich sah, bevor mir das Göttertränenschwert in den Bauch gerammt wurde, waren die roten Augen des ehemaligen Dämonentöters Zaphod, dem Squidogeneral.
 

Nun also hat sich das Schicksal vom Zündholz Zaphod erfüllt. Es ist nun schwarz und verkohlt und verschwindet in der Dunkelheit. Der Scheiterhaufen, genannt Menschheit, brennt lichterloh und wird langsam von den Flammen verzehrt. Und erst viele Jahrhunderte später sollte die Weissagung Tassadars sich erfüllen und das Feuer durch langen, erfrischenden Regen gelöscht werden.

Denn tatsächlich begann und endete die Zeit der Kriege am Berg Skarrokkai. Arthas und Jaina bereiteten eine so gewaltige Magie vor, dass selbst die Macht der Götterträne allein nicht ausreichte, sie zu erwecken... Doch all das ist eine andere Geschichte und soll in einem anderen Buch erzählt werden.

Epilog

In einer Zeit, in der die Menschen eingepfercht in den letzten großen Städten vor sich hin vegetieren, erwachten, endlich, die großen Drei. Ihre Reise sollte eine ungeahnte Armee aus dem Boden stampfen, die am Ende den Squidoarmeen der größten Dämonen die Stirn bieten konnte.

Geleitet von alten Legenden würden sie bald den Berg Skarrokkai stürmen, um dort den alten Zauber, hinterlassen von zwei der mächtigsten Magiern der Geschichte, zu voll-enden.

Makazio, der größte Krieger der Menschen, führte ein letztes Heer zu den Hängen des Gebirges, als sich ihnen ein einziger Squido entgegenstellte.

In rauer Stimme hatte der General der Squido Makazio zum Duell gefordert, als Preis nannte er das einzige Schwert, dass den Menschen den Sieg bringen konnte: Karzid, die Zauberbrecherklinge aus dem sagenhaften Göttertränen Metall.

Erst nach einem Tag pausenlosen Kampfes triumphierte Makazio. Und nur dieses eine Mal wurde einem sterbenden Squido ein Moment der Menschlichkeit geschenkt. Er soll gesagt haben: „Endlich kommt die Gnade der Götter über uns. Jaina... Arthas... endlich darf ich euch Gesellschaft leis-ten.“ Und sein Leben hauchte er mit folgenden Worten aus: „Nutze Karzid, junger Krieger! Erwecke Draco, damit das Schwert der Unsterblichen erwacht.“
 

Und nun ist es vollbracht. Der Prolog zu zwei noch größeren Sa-gen und Legenden ist geschrieben. Und in ihnen wird Makazio oft genug Erwähnung finden.

Und nun schließt dieses Buch, werter Leser. Denn mehr gibt es über Zaphods Leben wirklich nicht mehr zu berichten.



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Kommentare zu dieser Fanfic (1)

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Von:  Pokerface
2006-12-02T11:07:20+00:00 02.12.2006 12:07
Gut gut, netter Anfang, es wirkt jedoch mehr wie ein Vorwort als wie ein Prolog, da er eigentlich wenig über die Geschichte selbst bzw. die Handlung sagt.
Das alles ausser Zaphod fett ist, war das Absicht? Es wirkt so komisch...
Und wenn wir schon bei Zaphod sind, Beeblebrox Zaphod aus "Per Anhalter durch die Galaxis? *lach* Ich glaube, er hiess mit vollem Namen so. Jedenfalls finde ich das nett, einen Charakter seinen Respekt zu zeigen, indem man seinen eigenen nach ihm benennt.

Aufgefallen sind mit nur ein paar Kommafehler, die jedoch durch einen guten Betaleser behoben werden können.

Also, ich hoffe, ich konnte dir weiter helfen, und ich werde natrülich sobald wie möglich weiterlesen

LG
Poke


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