Götterträne von 1810 (Die Zeit der Dämonen und Magie) ================================================================================ Kapitel 4: Die Heimkehr ----------------------- Zaphod sollte als ein Zündholz gesehen werden. Am Anfang unseres Buches hatte es noch sicher in seiner Schatulle geruht, doch nach dem vermeintlichen Tod seines Vaters öffnete sich die Schatulle allmählich. Doch erst als er Arthas begegnet war, hatte das Licht der Außenwelt die Schatulle ganz durchflutet. Als Zaphod Jaina, Minotaurus und seinem verfluchten Vater begegnete, wurde das Zündholz ergriffen. Luzifer schließlich bewegte es ganz langsam an die raue Reibefläche. Nun, zu Beginn unseres vierten Kapitels, sehen wir Zaphod, frisch entflammt. Sein Lebenswerk steht kurz vor der Vollendung. Jahrelang war er noch durch die Lande gereist und hatte es aufgebaut. In den entferntesten Winkeln hatte er altes Wissen, zum Teil von Dämonen in dem Alphabet der Runen zurückgelassen, zusammengesucht. Immer tiefer hatte er sich in die Alchemie gestürzt. Und schließlich nach langer Zeit, schien er am Ziel angekommen. Dies alles können uns nunmehr nur noch lange Forschungsberichte, zumeist im traurigen Ton des Versagens gehalten, erzählen. Doch auch in die Worte der Märchen haben diese Tatsachen Einkehr gefunden. Zaphod, das flammende Zündholz befindet sich nun, da wir den Bericht eines alten Bekannten lesen, direkt vor dem Scheiterhaufen, aufgebart aus altem, knorrigen, lange getrocknetem Holz, staubigem Stroh und Zunder. Und schon schwebt es kurz vor dem ersten langen Halm Stroh und färbt ihn langsam in ein bedrohliches Schwarz. Hört meine Warnung. Die Dämonen sind auf dem Vormarsch, brandschatzend und mordend erobern ihre Armeen ein Königreich nach dem anderen. Squido können überall gesehen werden. Die Erde zittert unentwegt angesichts ihres Gleichschritts der Verwüstung. Nur noch Städte und Burgen, über denen Engel, Runen- oder Magiermeister wachen, sind sichere Zufluchtsstätten. Der Feind rückt vor, macht Gefangene und rekrutiert diese zu unseren ärgsten Gegnern. Einfache Menschen können nicht länger allein bestehen. Die Zeit der Magie hat geendet. Die Zeit der Dämonen ist angebrochen. Doch hört meine Worte: Am Berg Skarrokkai begann es und am Berg Skarrokkai wird es, so die Götter wollen, es auch enden. Für die, die Verstehen wollen, habe ich diesen Bericht angefertigt. Er soll davon erzählen, wie die Göttertränen fielen. Er soll die Kunde, was geschehen ist, in alle Welt hinaustragen. Ich versuche es euch so zu erklären, als hättet ihr nichts von Zaphod gehört- was von all dem hier gesagten wohl das unglaublichste wäre. Zaphod war ein Alchemist, ein Meistermagier und ein Runengelehrter. Er war einst mein Schüler und ich muss sagen, dass ich, was seine Ausbildung angeht, nicht hätte stolzer auf seine Leistungen sein könnte. Wir wollen diese Seiten kurz überspringen, da nun eine sehr kurze, subjektive Beschreibung Zaphods erfolgt. Und schließlich, nachdem er fast die ganze bekannte Welt bereist hatte, kehrte er nach Ranleda zurück. Ich traf ihn und Jaina, seine einzige Begleiterin auf seinen Reisen, zwei Tagesmärsche vom Magierturm entfernt auf den äußersten Ländereien der Magier. Die zehn vergangenen Jahre hatten ihn gezeichnet. Einige Narben zogen sich über seine Brust und die Hände, ein Auge schien trüb zu sein. Erschreckend viele Falten zogen sich durch das einst so junge Gesicht. Jaina dagegen hatte sich wundersamer Weise ihre Schönheit bewahrt, nur wenige Falten und ein paar graue Strähnen zogen sich durch Gesicht und Haar. Keinerlei Narben oder Wunden verunstalteten sie- jedenfalls soweit ich das beurteilen konnte. Ich stolperte gewissermaßen in der Dämmerung über ihr Lagerfeuer, neben dem sie ihre Pferde angebunden und ihr Nachtlager aufgeschlagen hatten. Wir begrüßten uns mit großem Hallo- sie hatten ein paar Waldtiere erlegt und brieten sie über dem Feuer. Wäre es nicht Zaphod, also ein ehemaliger Schüler und Magierkollege gewesen, ich hätte hier eingreifen müssen, denn Wilderei war in den Landen um den Turm -natürlich- verboten... das war der Grund, weshalb ich sie überhaupt gefunden hatte: Ich war auf Patrouille gewesen. Aber ich schweife ab. Sie luden mich an ihr Feuer ein und überließen mir auch eine Hasenkeule. Freudig nahm ich an und setzte mich zu ihnen. So sehr die Zeit die Beiden verändert hatten, sie glühten wie vor so vielen Jahren, da ich sie das erste getroffen Mal hatte, vor Leidenschaft. Nicht nur Leidenschaft für ihre Forschung, sondern auch füreinander. Glücklich schmiegte sich Jaina den ganzen Abend lang an Zaphod. Als ich sie darauf ansprach, lachte Zaphod herzhaft auf- herzhafter als ich es bei ihm je erlebt hatte. „Ach, Arthas. Sie liebt es, wenn wir beide reisen. Dann hat sie mich nämlich ganz für sich allein.“, er zeigte ein zufriedenes Lächeln und zog Jaina noch näher zu sich heran. „Sie genießt jede Sekunde davon, wisst ihr?“ Jaina sah ihn mit einem vorwurfsvollen Blick an: „Lebtest du nicht nur für deine Forschung, sobald wir unser Reiseziel erreichen, würde ich jeden Tag, den ich mit dir verbringe, genießen.“ Zaphod betrachtete sie mit gehobenen Brauen und sie begann zu lachen: „Nun gut, nun gut. Ich weiß ja, dass ich dich nur mit deinen Forschungen bekommen kann.“, sie kuschelte sich noch ein wenig enger an ihn (Jedenfalls machte es den Eindruck, allerdings muss ich im Nachhinein einräumen, dass eigentlich keine Distanz mehr wettzumachen war.). Ich erinnere mich, wie sich mir eine Menge Fragen aufdrängten, je länger ich die Beiden ansah. Seltsamerweise fragte ich mich als erstes, ob ich das Verhalten der beiden als romantisches Zusammenleben oder als Kitsch empfand. Doch dann sprang mir Raziel, Jainas altes Schwert, ins Auge. Raziel hing locker an Jainas Gürtel, sie hatte wohl ob meines unerwarteten Auftauchens vergessen, das Schwert abzulegen. Es war so prächtig wie eh und je: Die Klinge glänzte so, als hätte sie niemals Rost gesehen. Und dann fiel mein Blick auf Zaphods Gürtel. Er starrte sozusagen vor Waffen, ein ungewöhnlicher Anblick, vor allem bei einem Magier. Er trug ein Schwert, einen Dolch und einen seltsamen Zweig. Ich blickte diese Waffen mit gerunzelter Stirn an. Die Klinge des Schwertes war fein gearbeitet, der Griff mit starkem Leder beschlagen worden. Der Schaft war mit verschiedenen Juwelen verziert- ein prächtiges Schwert, wirklich. Der Dolch dagegen sah ganz anders aus. Er war schnörkellos und doch prächtig. Die Kanten der Eisenklinge wurden von Gold eingerahmt, die Mitte der Klinge war von einer dünnen Silberlinie geteilt. Silber und Gold trafen einander am Schaft und vereinigten sich zu einem wunderbaren Geflecht, das den Griff bildete. Der Zweig dagegen war ein zehn Zoll langer Holzstab. An ihm war nichts unspektakuläres zu sehen- nur dass er am Ende zusammenlief und eine Spitze bildete. Die beiden schienen meine Ruhe genutzt zu haben, um sich einem langen Kuss hinzugeben, und aus Höflichkeit betrachtete ich die Stapel des Gepäckes, das sich hinter ihrem Rücken türmte. Ich fragte mich unwillkürlich, wie diese Beiden es schafften, es vom Fleck zu bekommen, schließlich waren die beiden Pferde für Reiter gesattelt. „Was ist los, Arthas? So still?“, ertönte Zaphods Stimme und ich zuckte unweigerlich zusammen- das erste Mal übrigens, dass Zaphod mich wirklich auf dem falschen Fuß erwischt hatte. Verwirrt schüttelte ich den Kopf: „Es ist nichts.“, brummte ich, als hätten sie mich in einem wichtigen Gedankengang gestört. Die beiden kannten mich glücklicherweise und wussten wohl, dass dies ziemlich wahrscheinlich war. Zwar war mein Geist zu diesem Zeitpunkt nicht mit komplexen Fragen beladen gewesen, doch ich nutzte die Aufmerksamkeit, die ich gerade besaß und kam auf die Waffen an Zaphods Gürtel zu sprechen. „Zaphod, warum hast du solch eine beeindruckende Waffensammlung in deinem Besitz? Genügt dir die Magie nicht zur Dämonenjagd?“ Zaphod und Jaina stimmten ein vergnügtes Lachen an, als hätte ich einen überwältigenden Scherz gemacht, dabei war meine Stimme durchaus ernst geblieben. „Seht ihr, Arthas...“, ergriff Zaphod das Wort, „Ich trage diese Waffen nicht, weil ich an der Macht der Magie zweifle. Ich trage sie, weil ich nur noch für die Magie lebe.“ Jaina boxte ihm in die Seite und keuchend fügte er hinzu: „Und natürlich für diese wundervolle, friedliebende Frau!“ „Aber ihr solltet es wohl besser selbst sehen.“, sagte er und erhob sich. Jaina brummte unwillig, ließ es aber zu, dass er sich aus ihrer Umarmung befreite. Dann zog er das Schwert. Und schwang es einmal in die Richtung einer kleinen Baumgruppe, die gut dreißig Meter entfernt Stand. Noch während er die Klinge zurück in den Gürtel schob, ertönte ein unheilvolles Krachen: Die Stämme der Bäume waren glatt durchtrenn worden, und der Wind, der sich in den Kronen fing, trieb sie nun zu Boden. Entgeistert wanderte mein Blick von Zaphods Klinge zu der Baumgruppe. Zaphod fing ihn auf und lächelte: „Ach kommt schon, Arthas! Habt ihr noch nie die so genannte ‚Schwertmagie’ der Soldaten Inkantas gesehen? Eine einfache Windmagie, die eine Verlängerung der Klinge bewirkt.“ Natürlich hatte ich schon etwas davon gehört! „Aber...“ Doch bevor ich meine Einwände, was seine Behauptungen anging, weiter ausführen konnte, hatte Zaphod schon den Dolch gezückt. „Ja, ich weiß.“, sagte er. „Diese Vorführung war nicht sehr beeindruckend.“ Wie war das? „Dieser Dolch hier ist da schon von einer ganz anderen Qualität.“ Er hob eine Trinkschale, die mit Wasser gefüllt war, hoch. Dann tauchte er die Klinge des Dolches ins Wasser. Kaum hatte die Spitze die Wasseroberfläche durchbrochen, flammte das Wasser schon auf. Das Wasser verwandelte sich in Feuer! Bald schwappte in der Schale keinerlei Wasser, nur lodernde Flammen, gespeist von schnell verdampfendem Wasser. Ich starrte fassungslos auf die Schale, deren brennender Inhalt sich langsam verflüchtigte. Diese mächtige Magie hätte ich höchstens von einer Klinge erwartet, die von Jaina persönlich eine Rune eingraviert bekommen hatte und mit Blut getränkt war. „Aber...“, begann ich abermals- wie ich fand deutlich schockierter als zuvor, doch schon hatte Zaphod den Dolch zurück in den Gürtel gesteckt und hatte den hölzernen Stab ergriffen. Gespannt verstummte ich. Welche beeindruckende Vorführung würde ich jetzt zu sehen bekommen? Doch Zaphod machte nur eine seltsame Bewegung mit dem Zweig und zielte mit dessen Spitze auf die eben gefällte Baumgruppe. Im ersten Moment begriff ich nicht, wozu diese recht Lächerliche Bewegung gut gewesen war. Doch dann sah ich es: Langsam erhoben sich die einzelnen Stämme mit raschelnder Krone in die Lüfte und verharrten dort regungslos. „Wie?!“, stieß ich fast flehentlich aus. Das hier war nicht länger mein kleiner Zauberschüler. Dies war ein Magiermeister, dessen Macht alles in den Schatten stellte, was ich je zuvor bewundern durfte. Jede einzelne seiner Waffen hatte ihn zu Magie befähigt, Dinge zu bewerkstelligen, nach denen selbst ich vor Erschöpfung keuchend auf dem Boden gelegen hätte. Schwert und Dolch hatten etwas derartiges wenigstens erahnen lassen. Fast jeder wusste, dass nur gut gearbeitete Schwerter zur Schwertmagie genutzt werden konnten. Und auf meinen Forschungsreisen hatte ich erfahren, dass Schwertmagie jedweder Art sehr viel leichter fiel, wenn man sie bei Klingen anwandte, die mit Gold, Silber, Juwelen oder anderen Edlen Gegenständen verarbeitet worden waren. Doch dass ein kleiner, unscheinbarer Stab aus Holz ohne jede Rune, ohne jeden Schmuck und ohne jede offensichtliche Finesse einen Menschen zu solcher Macht verhelfen konnte, das war wirklich Schockierend. Jetzt wusste ich, warum Zaphod der Ruf eines unbesiegbaren Dämonentöters vorauseilte. Jetzt erst, da er stolz und selbstsicher vor mir stand und ihm die Magie aus jeder Pore seiner Haut zu quellen schien, konnte ich selbst den Gerüchten glauben schenken, dass er, obwohl er allein gegen einige Dämonenfürsten mittleren Ranges angetreten war und sich doch niemals eine Verletzung im Kampf mit ihnen zugezogen hatte. Unwillkürlich wusste ich, dass Zaphod und Jaina nur von wirklich hohen Dämonen zu besiegen waren- denn Jaina würde wohl in ähnlichem Umfang von Zaphods Forschungen profitiert haben wie er selbst. Als Zaphod mir aufmunternd auf die Schulter klopfte, riss er mich aus den Gedanken und erst nach einigen Momenten realisierte ich, worauf er antwortete: „Das ‚wie’ werde ich euch und allen Magiern des Turms bald verraten, Arthas.“, lachte er und klopfte mir auf die Schulter. „Doch ich wollte euch ohnehin ein Geschenk machen.“, er zog einen zweiten Holzstab aus seinen Roben und bot ihn mir wie ein Schwert auf seinen Ausgestreckten Händen an. „Ich hatte lange überlegt, ob ich euch nicht lieber den Dolch schenken sollte, aber ich glaube, ihr habt es am liebsten, wenn ihr euch weiter allein auf Magie verlasst, um euch zu Verteidigen. Ihr verabscheut immer noch jede art von Waffe, nichtwahr?“, lächelte er mich an. Ich sah ihn mit würdigstem Blick an und zitierte mich selbst: „Zu plump und zu träge. Keine Waffe kann Magie ersetzen... aber so ein Stab“, fügte ich hinzu und nahm ihn Zaphod vorsichtig aus den Händen, „scheint mir keine Waffe zu sein.“ Ein prickeln ging von dem Stab aus und Wärme floss in meine Hand und weiter in meinen ganzen Körper. „Ja!“, flüsterte ich begeistert. Das hier war absolut keine Waffe. „Er ist vielmehr“, sagte ich vor Freude keuchend, „selbst reine Magie.“ Zaphod grinste mich an. „Meister Arthas, ihr wisst gar nicht, wie nahe ihr der Antwort auf eure Fragen seid.“ Er setzte sich ächzend wieder und wurde sofort von Jaina umschlungen. Mit einem leichten Krächzen in der Stimme sagte er: „Ich bin froh, dass er euch gefällt. Ich habe, bis ich es geschafft habe, diese beiden hier herzustellen, einige Verletzungen in Kauf nehmen müssen er deutete ausladend auf seinen Oberkörper. „Aber keine Sorge,“, sagte Jaina liebevoll, „Ich habe ihn schon von den größten Dummheiten abgehalten- auch wenn ich mir sicher bin, dass er mir seine größte geplante Dummheit noch nicht anvertraut hat...“ Wir redeten bis tief in die Nacht hinein, Zaphod erklärte mir, wie ich den Stab am besten gebrauchen könnte und überrascht stellte ich fest, dass der Umgang mit diesem kleinen Zweig weit weniger umständlich war, als ich gedacht hatte; im Gegenteil: Die seltsam anmutenden Bewegungen, die mir Zaphod empfahl, ersetzten einen großen Teil der langwierigen Konzentration. Schließlich beschwor er einen Wein und einige Gläser herauf und wir trieben Scherze und schwelgten in Erinnerungen an unser erstes Treffen vor fast zwanzig Jahren. Diese Nacht war eine der fröhlichsten und friedlichsten Nächte meines Lebens und ich glaube, das gilt auch für Jaina und Zaphod. Schließlich schlug ich ein kleines Zelt für mich auf und ging zu Bett. Ob ich noch etwas von den beiden und ihrem mutmaßlichen Tun bemerkte oder nicht, das wissen nur die Götter und ich. Und ich für meinen Teil wähle das goldene Schweigen. Mein Patrouillendienst hatte mit dem vorigen Abend geendet und so konnten wir freudig miteinander schwatzend gemächlich durch die Ländereien der Magier wandern. Während wir zielstrebig auf ihn zu liefen, zeichneten sich die Konturen des Turms immer deutlicher gegen den Horizont ab. Ich erzählte den Beiden, dass viele Meister, auch diejenigen, die nie länger mit ihnen zu tun gehabt hatten, sehr interessiert daran waren, sie endlich wieder unter sich begrüßen zu können. Jaina war natürlich schon immer ein gern gesehener Gast gewesen, da sich nicht viele Runenmagier so weit von ihrer Heimat entfernten, wie es eine Reise nach Ranleda nun einmal erforderte. Doch Zaphod war noch interessanter für die Meister des Turms, als es ein Runenmagier je hätte sein können. „Es hat sich herumgesprochen, dass du in jeder Ecke der bekannten- und auch in einigen Zipfeln der unbekannten Welt deine Forschungen über Magie vorangetrieben hast“, erklärte ich Zaphod. Und so sehr die Forschungsreisen fester Bestandteil des Lehrplans waren, eine zehn Jahre währende Forschungsreise durch alle Länder der Erde war bisher einzigartig. „Ich habe die abenteuerlichsten Theorien gehört, was du auf dieser Reise entdecken würdest. Doch ich muss sagen... deine Forschungsergebnisse, mein Junge, stellen selbst die kühnsten Phantastereien in den Schatten.“, erklärte ich ihm stolz und betrachtete fasziniert den Stab, den mir Zaphod die Nacht zuvor geschenkt hatte. Zaphod lachte auf: „Ach Arthas, ich muss dich leider schockieren. Diese Gegenstände hier sind nicht das Ergebnis meiner Forschungen. Sie sind lediglich Zwischenschritte, auf dem Weg zum Abschluss meiner Forschungen. Auch wenn ich zugeben muss, dass es mich einige Mühe und viele Fehlschläge gekostet hat, zu diesen Zwischenschritten zu kommen.“, ich runzelte die Stirn, doch ich wusste, dass Zaphod kein Freund großer Reden war. Und da er mir und allen anderen Magiern des Turms bald seine ganze Forschung vorlegen würde, musste ich ihn nicht damit quälen, die selbe Rede zweimal zu halten. „Übrigens dürft ihr mich Schmiedemeister nennen- eine Lehre abzuschließen war günstiger, als immer wieder für das Schmieden von Schwertern bezahlen zu müssen.“, plapperte Zaphod beschwingt weiter. Jaina kicherte: „Das hatte er aber erst eingesehen, nachdem wir eines Tages wegen des neuesten Schwertes in den Gassen einer Stadt bei strömendem Regen und ohne Essen eine Nacht verbringen mussten.“ Zaphod verzog das Gesicht. „So eine Erkältung hatte ich mir bis dahin noch nie eingefangen... Und dann war das verdammte Schwert auch noch so stümperhaft geschmiedet, dass mich das Vertrauen in die Schmiedemeisterzunft zu verlassen drohte.“ Jaina blickte mitleidig zu Zaphod herüber, doch als sie seine Grimasse erblickte, prustete sie vor zurückgehaltenem Lachen laut los. Bald schon hatte mich ihr Lachen angesteckt und Zaphod sah finster geradeaus. Ich wischte mir schließlich eine Träne aus dem Augenwinkel und betrachtete eine Weile das gewaltige Gepäck, das friedlich hinter uns herschwebte, nur gehalten von Zaphods vor Stunden gesprochenem Zauber. Die beiden ritten im Schritt neben mir her und ich wanderte beschwingt den Feldweg entlang. Als mir das Klingen der Waffen an die Ohren drang, die an Zaphods Gürtel immer wieder aneinander Schlugen, fragte ich in die entspannte Stille hinein: „Ich habe gehört, dass du viele Dämonen erlegt hast. Irgendwie klang es für mich so, als hättest du dabei meine Theorie überprüft...“ Zaphod sah überrascht vom Rücken seines Pferdes zu mir herab. „Ihr meint eure Theorie über die Squidos und ihre Abhängigkeit von ihren Meistern?“ Ich nickte nur. „Nun, ich konnte diese Theorie während einer Praktischen Forschungsphase überprüfen, ja. Ihr hattet vermutet, dass Squido, in denen ja ein unbändiger Wahnsinn brennt, der allein von ihrem Meister im Zaum gehalten wird. Sollte ihr Meister allerdings sterben, würde der Wahn sie bald alles vergessen lassen- sie würden sich selbst umbringen, vergessen zu atmen oder dergleichen. Ich hatte gerade Hephaistos hier fertig gestellt,“, er streichelte über das Schwert, dass er offensichtlich nach dem Gott der Schmiedegesellen benannt hatte, „und wollte es in einem Kampf gegen einen wahren Dämonenfürsten erproben. Daher begaben wir uns bis zur Burg des uns nahesten mittelrangigen Dämonen und schlichen uns an seiner Armee vorbei.“ „Ihr... konntet an einer Squidoarmee vorbei schleichen, ohne aufzufallen?“, fragte ich verwirrt. So leise konnte niemand auf dieser Welt sein, als dass ihn die Squido, deren Sinne doch durch das Blut der Dämonen geschärft worden waren, nicht bemerkt hätten. Zaphod aber grinste nur und mit einem Seitenblick auf Jaina bemerkte er: „Ach wisst ihr, während ich mich in der Schmiede abmühte, lernte Jaina endlich einmal die Kunst des Stickens.“ „Und ich bin ihm immer noch sehr böse, da er gesagte hatte, dass ich nun endlich meine Weiblichkeit kultivieren würde.“, sie funkelte ihn mit einer Mischung aus Zorn und Belustigung an. „Das war das einzige Mal, dass er eine Verletzung nicht während der Forschungsarbeiten erlitt.“, kicherte sie. Zaphods Gesicht war bei der Erinnerung daran ein wenig verkrampft, doch fuhr er tapfer mit seiner Gesichte fort: „Jedenfalls hatte sie schließlich genug gelernt, um uns beiden eine sehr saubere ‚Verborgenheit’ Rune auf die Umhänge zu sticken. Ein wenig von ihrem Blut und wir hatten ideale Tarnumhänge. Ich habe sie dann natürlich auch noch mit einem kleinen Zauber belegt.“, fügte er schließlich hinzu. Ich nickte und sah ihn erwartend an. „Ihr hattet euch also um die Squidoarmee herumgeschlichen. Und was passierte dann?“ Zaphod nahm den Faden wieder auf: „Nun, wir begaben uns geradewegs in den Thronsaal. Selbst der Dämonenfürst entdeckte uns erst, als wir die Umhänge abstreiften. Zuvor hatten wir selbstverständlich seine Leibgarde ausgeschaltet.“ Jaina fuhr nahtlos mit der Erzählung fort: „Zaphod zog also zuerst ein normales Schwert und ging auf den Dämonen los- wie er da heil wieder herausgekommen ist, weiß ich bis heute nicht. Keiner seiner Hiebe zeigte auch nur irgendeine Wirkung.“ „Dagegen“, fiel ihr Zaphod nun ins Wort, „wurde Hephaistos mühelos mit dieser Dämonenhaut fertig. Natürlich wollte dieser Sturkopf mir, während ich die Angriffskraft auf die Distanz auslotete, immer wieder Magie entgegenschleudern aber Jaina hatte ihren Zorn auf mich glücklicherweise schon vergessen und ließ die Zauber an Raziels Klinge verschwinden. Jedenfalls, kaum hatte ich diesem selbstgerechten Dämonen den Garaus gemacht, bebte die Burg schon vor den irren Schreien der Squidos. Als wir wenig später unter den Umhängen erneut das Lager der Armee erreichten, erwartete uns ein Blutbad. Doch viel schlimmer als der Anblick der vielen Überreste ehemaliger Menschen war, dass drei Squidos überlebt hatten. Natürlich erlösten wir sie von ihrem Schicksal, doch gab es mir zu denken, dass es Squidos gab, die ihrem Schicksal, von Dämonen beherrscht zu werden, entfliehen konnten. Als wir also das nächste Mal ein Attentat auf einen Dämonen planten, ließen wir uns auch mehr Zeit, um einmal die Strukturen der Squidos zu erforschen. Wir erkannten, dass es auch in de Squidoarmee verschiedene Ränge und gewisse Befehlsstrukturen gibt: Diejenigen, mit dem einst stärksten Geist bekleiden zumeist die hohen Positionen und sind in der Lage, eigene, strategisch bedeutsame Befehle zu geben. Als wir dann den Dämonen zu Forschungs- und allgemeinnützlichem Zwecke beseitigt hatten, waren es ausschließlich Squido aus den höheren Rängen, die überlebt hatten. Diesmal waren es leider zu viele, als dass wir es gewagt hätten, sie allein zu bekämpfen.“, erzählte Zaphod vor sich hin, während meine Gedanken versuchten Schritt zu halten. Er warf mir einen unbehaglichen Blick zu: „Nachdem ich auf meinen Reisen viele Dämonen, die wohl auch Squidos als Sklaven hatten, erlegt habe, dürften jetzt Hunderte Squidos allein mordend durch Wälder und Gebirge wandern. Und das ist allein meine Schuld.“, traurig ließ er seine Schultern hängen und erwartete scheinbar, dass ich weiter in die Kerbe schlagen würde. Ich schüttele lachend den Kopf: „Du denkst tatsächlich, dass dir jemand vorhalten wird ein paar einzelne Squidos auf die große weite Welt losgelassen zu haben? Denk doch nach! Du hast mehrere Dämonenfürsten mit gewaltigen Armeen zu Fall gebracht! So schrecklich wie die werden diese paar Squidos niemals werden können, schließlich sind sie ja verstreute Einzelgänger!“ Zaphod antwortete nicht, doch ein glückliches Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus und Jaina zwinkerte mir verstohlen zu- diese Lossprechung von seiner Verantwortung schien seiner Seele eine gewaltige Last abzunehmen. Er erhob sich bald vor uns, der Turm von Ranleda. Und da ihn wohl niemals wieder ein Mensch zu Gesicht bekommen wird, werde ich versuchen, die Erinnerung an ihn erhalten... Nun folgt eine Beschreibung der Landschaft um den Turm Ranleda. Doch bevor ihr euch an das Lesen dieser Beschreibung macht, seid euch bewusst, dass die Kräfte der Zeit größer sind als jede andere Macht auf Erden. Im Äther der Zeit verschwinden Berge, um an anderer Stelle wieder aus ihm herauszutreten. Wälder werden gerodet und wieder gepflanzt, Felder verdorren oder verwildern und auch der Lauf eines Flusses meidet sein altes Flussbett. Oft genug wurde nun schon erwähnt, dass wir hier Aufzeichnungen aus alter und aller ältester Zeit betrachten. Daher ist es nicht verwunderlich, dass die Königreiche, die hier Erwähnung finden, längst vernichtet vergessen wurden. Die alten Schauplätze sind längst nicht mehr durch Beschreibungen aus jener Zeit zu entdecken; eine Beschreibung macht in einem Tatsachenbericht keinen Sinn. Man könnte nun sagen, wir hätten uns schon mit Zaphod und seinen frühen Abschweifungen zu sehr von einem Tatsachenbericht entfernt, doch soll nicht wie in anderen Berichten über andere Teile der Erde die Hälfte der Worte an eine detaillierte Landschaftsbeschreibung verschwendet werden, daher verzeiht, geschätzter Leser, wenn wir diese ohnehin schlecht erhaltenen Seiten überblättern und weiterhin den Lauf der Geschichte betrachten. ... Nun aber zurück zu meiner Heimreise mit Zaphod und Jaina. Wir wanderten noch einige Tage durch die Wälder und Moore, bis wir endlich auf die Ebene stolperten, deren weite Felder und Hügel von dem großen Schutzwall Ranledas zweigeteilt wurde. Eine gute Tagesreise von uns entfernt, dem Berge Skarrokkai vorgelagert, erhob sich der große, doch recht unscheinbare Turm von Ranleda, gebettet in seine bewaldete Umgebung. Doch vor uns lagen zig Meilen weiten fruchtbaren Ackerlands, bis wir ihn erreicht hätten. Zielstrebig wanderten wir auf den Schutzwall zu, hinter dem sich die Dörfer Ranledas befanden. Erst zur Dämmerung erreichten wir das große Eisentor, dass in dem Sonnenuntergang rötlich wie Kupfer schimmerte. Hinter den Toren war ungewöhnlich lautes Treiben, doch erst als Zaphod an die gewaltigen Tore klopfte, wurde mir bewusst, dass unser Wandergrüppchen natürlich vom Turm aus bemerkt worden war: Schlagartig verstummte das Gemurmel und Geschrei, das zuvor noch über die Mauern gedrungen war. Knirschend öffneten sich die Tore nach innen und machten die Sicht auf die dahinter versammelte Menge frei. Wir mussten unsere Augen abwenden, so sehr blendete uns die Reflexion der Abendsonne auf den strahlend weißen Stoffen der Magierroben. Dreißig Magiermeister, fast einhundert Gesellen und Hunderte Magielehrlinge hatten sich vor uns zur Begrüßung wie eine Armee aufgebaut, die Magiermeister vorneweg, aufgestellt in drei Zehnerreihen. Auch die Gesellen und Lehrlinge standen in Reih und Glied vor uns auf dem Platz hinter dem Tor. Gesäumt wurde diese Magierarmee von den staunenden Dorfbewohnern, die sich nicht entscheiden konnten, ob wir, die wir diesen Aufwand verursacht hatten, oder die schiere Masse der Magier interessanter anzusehen war. Selbst jetzt, da sich die Augen an die Helligkeit gewöhnt hatten, wurden sie oft genug von einem verirrten Strahl, der von einem der vielen goldenen Insignien zurückgeworfen wurde, geblendet. Die Meister trugen all ihre Medaillen, ihren Schmuck und ihre im Kampf mit Dämonen errungenen Trophäen. Den dreißig Meistern voran, in ihrem langen, purpurnem Umhang, stand Kinara, die Großmeisterin des Turms von Ranleda. Sie hatte mich abgelöst, nachdem mir die Aufgaben, die dieser Rang mit sich brachte, zu ermüdend vorkamen. Und ich muss sagen, sie machte ihre Sache sehr gut- trotz ihrer Jugend. Die Menge straffte sich, als die schweren Torflügel gegen ihren Rahmen krachten und zum Stillstand kamen. wir schritten auf die Menge zu und mit jedem Schritt schien die Menge sich unbehaglicher zu fühlen- und das mit Recht: Zaphod strahlte eine unvergleichliche Macht aus. Jeder einzelne seiner Schritte vermittelte den Eindruck, ein Hase zu sein, der vom Fuchs bis zu seinem Bau gejagt worden war. Doch schien Zaphod selbst nichts von dem Eindruck zu bemerken, den er bei den Menschen verursachte. Und auch Jaina schien von Zaphods Ausstrahlung in keiner Weise beeindruckt, ich bezweifele sogar, dass sie sie überhaupt wahrnahm. Hinter den Meistern, die immer beklommener wirkten, reckten einige unerschrockene Schüler noch die Köpfe, um einen Blick auf unsere kleine Gruppe zu erhaschen. Und nur mir mag von uns dreien bewusst gewesen sein, wieso. Jedem von uns dreien eilte der Ruf voraus, der mächtigste Magier zu sein, der jemals existiert hätte. Zaphod war durch seine Forschungsreisen und die beträchtliche Anzahl Der Dämonen, die erlegt hatte, zum Ruf des Dämonentöters gekommen. Jaina, die mit ihren Runen ganze Städte vor Dämonen geschützt hatte, war allgemein auch als Großmeisterin der Runen bekannt. Und dann natürlich ich, der ich so lange Zeit selbst Großmeister gewesen war. Ich war damals der älteste Magier der Welt. Meine Erfahrungen und Taten aus früherer Zeit brachten mir auch den Titel des mächtigsten Magiers auf Erden ein, der nur von Zaphod und Jaina angefochten wurde. Hier schritten gerade die drei mächtigsten Magier auf Erden in den Vorhof der berühmtesten Heimstätte der Magie. Auch das musste den Meistern bewusst sein, denn sie wirkten nicht ängstlich, als wir uns ihnen bis auf wenige Schritte genähert hatten. Sie waren vielleicht eingeschüchtert, doch auch überwältigt von Zaphods Auftreten und der Macht, die sie in uns pulsieren spürten. Zaphod hob die Hand, um Kinaras zu schütteln und ein wenig zögernd schlug sie ein. Doch kaum hatten sich ihre Hände berührt, entspannte sich die Stimmung auf dem Platz dramatisch. Ein stürmisches Gemurmel brannte los. Immer mehr Köpfe reckten sich über die Menge, um einen Blick auf uns zu erhaschen. Die Meister dagegen atmeten hörbar auf. „Zaphod!“, begrüßte Kinara ihn warm. „Es ist schon lange her, dass man dich mit Arthas und Jaina hier hat eintreten sehen. Das erweckt alte Erinnerungen!“, sie lachte ihn offen an- einige Sekunden zuvor hätte ich dieses Verhalten niemals erwartet. Doch hatte sich die Stimmung von eigentümlicher Anspannung zu euphorischer Entspanntheit gewandelt, ohne dass ich beide Gefühlsregungen in dieser Intensität nicht hatte verstehen können. Später hat mir Jaina erklärt, dass Zaphod einen Leichten Unruhe und dann einen Aufheiterungszauber auf die Menge gerichtet hatte- scheinbar wollte er seine Heimkehr angemessen inszenieren. „Es ist auch lange her,“, sagte Zaphod lächelnd, „dass wir deine Ernennung zur Magiermeisterin gefeiert haben. Es überrascht mich, dass dir dieser purpurne Umhang jetzt gehört. Wir sollten wieder einmal ein kleines Fest feiern...“ Kinara errötete ein wenig und lächelte ihn fröhlich an, dann sah sie über ihre Schulter und bemerkte endlich die vielen ungeduldigen und neugierigen Blicke, die auf uns Ruhten. Nachdem jeder gekommen war, um uns sehen zu können, fragten sie sich allmählich, was Dämonentöter Zaphod ihnen zu sagen hatte. Auch Zaphod schien zu wissen, dass es Zeit war, den Versammelten den Grund mitzuteilen, wegen dem er diese lange, beschwerliche Reise vom anderen Ende der Welt angetreten war. Er straffte sich und machte eine ausladende Bewegung. Dann rief er der gesammelten Menge entgegen: „Ich grüße dich, Volk von Ranleda! Ich grüße euch, ihr Magier des großen Turms! Ihr wisst wohl schon, dass mich meine Forschungen durch die ganze Welt geführt haben. Doch um sie zu beenden, musste ich zurück zu dem Ort, an dem sich die Magie dieser Welt versammelt! Ich brauche die Hilfe der Magiermeister Ranledas, um meiner Forschung einen Sinn zu geben. Deswegen seht ihr mich vor euch. Und morgen werde ich euren Meistern mitteilen, was ich schon den Runenmeistern aus den weit entfernten Landen erzählt habe.“, er atmete kurz durch und hob dann die Hand, um das aufbrausende Raunen zu unterbrechen. „Seid euch bewusst, dass ich den Menschen eine Waffe geben werde, die sie den Dämonen absolut ebenbürtig werden lässt.“, rief er mit vor Erregungen zitternder Stimme. Kinara nickte freudig und drehte sich zu der Menge um, die hinter ihr wieder in haltloses Gemurmel auszubrechen. Diese Reaktion war auch kein Wunder, denn die Vorstellung, dass die Menschen den höchsten Dämonen ebenbürtig sein könnten, war so gewagt, dass die Menge sicherlich laut losgelacht hätte, wenn nicht gerade Zaphod sie ausgesprochen hätte. Auch Kinara hob die Hand, um die Menge abermals zu besänftigen. „Ihr werdet nun alle in den Turm zurückkehren, meine Schüler. Die Magiermeister treffen sich mit Zaphod, Arthas, Jaina und mir morgen Früh nach der zehnten Stunde. Und wir“, sie wandte sich grinsend zu uns dreien um, „werden nun ein wenig meine Ernennung feiern gehen.“ Am nächsten Morgen fanden sich die zweiunddreißig Meister des Turms im Salon ein und erwarteten Zaphods und Jainas Ankunft. Natürlich wurde ich mit Fragen gelöchert, was uns denn erwarten würde, doch konnte ich nur immer und immer wieder antworten, dass es mir selbst nicht so ganz klar sei- und die Wirkung von Zaphods Waffen wollte ich nicht vorweg nehmen. Und tatsächlich: Als Zaphod eingetreten und die versammelte Menge zum Schweigen gebracht worden war, zog er erneut seine drei Waffen aus dem Gürtel. „Ich habe mich mit der Magie beschäftigt, und wie wir Magier sie zum äußersten nutzen können.“, erklärte er und hielt das Schwert Hephaistos in die Höhe. „Ich fand heraus, dass Metall nur unter bestimmten Voraussetzungen dazu geeignet ist, Magie aufzunehmen.“ Er schwang das Schwert senkrecht zu Boden und noch bevor es auftraf, hatte es eine grelle rote Färbung angenommen. Kurz züngelten Flammen auf, als die Klinge von dem Steinmosaik zurückprallte, doch erloschen sie sofort wieder. „Dies hier ist Schwertmagie, wie ihr alle sicherlich wisst.“, erklärte er. „Ich weiß aber auch, dass kaum einer von euch diese doch recht einfache Magie tatsächlich beherrscht- und das aus einem simplen Grund: Wer Magie in Metall zwingen will, muss mit dem Gegenstand, in dessen Form die Magie gepresst wird, sehr vertraut sein. Daher sind fast ausschließlich Soldaten zu ihr in der Lage.“, er blickte in die Runde der Meister und einige nickten verstehend. „Hephaistos hier ist aber kein normales Schwert.“, verkündete er. „Ich habe den Stahl mit magischen Flammen selbst geschmiedet. Jeder Zoll dieser Klinge ist mir vertraut. Dadurch war ich schon in der Lage, eine Schwertmagie mit ihm freizusetzen, die normalen Menschen nicht möglich ist.“, verkündete er. Just ging mir das Bild der weit entfernten Bäume durch den Kopf, die von einem einzigen Schwerthieb durchtrennt worden waren. „Die Juwelen und die wiederholte Härtung in magischem Feuer aber haben Hephaistos in ein Schwert gewandelt, dass selbst einem Laien in der Schwertkunst eine gewisse Fähigkeit zur Klingenmagie ermöglicht. Wahre Meister dagegen können mit seiner Hilfe ohne große Anstrengung selbst die Haut von hochrangigen Dämonen verletzen. Dies War der erste Schritt meiner Forschungen: Ich hatte einen metallischen Gegenstand geschaffen, durch den man starke Magie leiten konnte und sich notfalls auch effektiv auf die Nähe wehren konnte.“, er erhob Hephaistos und legte es zu Füßen Kinaras ab. „Als nächstes widmete ich der Verstärkung dieses Effektes. Gold und Silber, so wissen hier viele, kann zu einem gewissen Grad Magie aufnehmen. Aber erst als ich diese simple Tatsache mit der Klingenmagie kombinierte,“, er zog den Dolch, „Erkannte ich den waren Wert dieser Tatsache: Schon ein simples Schwert aus Stahl war mit ausreichender Bearbeitung in der Lage gewesen, eine beträchtliche Magie zu erzeugen. Doch als ich geschickte Verarbeitung mit den beiden Edelmetallen kombinierte, potenzierte sich die magische Kraft, die man in die Klinge leiten konnte, enorm.“, er ließ auch den Dolch in einem senkrechten Schwung zu Boden schnellen, diesmal Kondensierte die Luft um die Klinge herum zu feinem Nebel. Ein beeindrucktes Tuscheln erhob sich, doch Zaphod winkte ab: „Nein, nein, ihr tut mir unrecht- Bisher hatte ich nur Spuren verfolgt, die mir von verschiedensten Quellen bestätigt worden waren. Doch nun begab ich mich auf eine Forschungsreise, die einzig und allein auf meiner Begegnung mit einem Engel basierte. Ich spreche von Luzifer, dem Dämonen, der Kel’Thusad einst so sehr zugesetzt hatte, dass er sich aus der Welt der Magier zurückzog.“ Nun wechselten die Minen der Meister im Raum von beeindruckt zu belächelnd. So beeindruckend sie die Vorstellung bisher fanden, so mitleiderregend empfanden die Meister, dass Zaphod nur auf das Wort eines verrückten Dämons hin durch die Welt gezogen war. Nur Kinara und ich kannten Zaphod wirklich gut genug, um zu wissen, dass er sich nicht wegen einer fraglichen Information dermaßen in Gefahr begeben würde. „Er erklärte mir die Magieverstärker.“, sagte Zaphod schlicht. Nun brach heiseres Gelächter aus und während Kinara zweifelnd die Brauen hob, wurde mir schlagartig klar, was dieser Holzstab wirklich war. Ich hatte ihn schon in Händen, den Beweis, dass es Magieverstärker tatsächlich gab. Zaphod hatte den Stab gezogen und das Gelächter schwoll noch weiter an. Kein Wunder- waren Schwert und Dolch noch beeindruckende Gegenstände gewesen, war dieser Holzstab einfach zu unscheinbar. Zaphod ließ auch ihn senkrecht zu Boden schnippen. Doch im Gegensatz zu den beiden Malen zuvor erkannte ich nicht gleich, was er getan hatte. Doch dann bemerkte ich es: Dreißig Magier hingen auf einmal mitten in der Luft, als hätte sich die Schwerkraft entschieden, sie nicht länger beachten zu wollen. Das Lachen erstarb und Zaphod lächelte grimmig. Mit einem weiteren Schlenker des Stabes besann sich die Schwerkraft wieder auf ihre Pflicht und zerrte die Magier wieder auf den Boden. Dann beschwor Zaphod locker für jeden Meister einen Lehnstuhl herauf und wies sie an, sich zu setzen. Es war ein beeindrucktes Schweigen eingetreten, während die Meister allesamt die Polster des Lehnstuhls betasteten, um sich selbst davon zu überzeugen, dass es wirklich existiere. „Dies hier“, flüsterte Zaphod und wedelte mit dem Holzstab vor unseren Nasen herum, „ist der erste Magieverstärker, den ich hergestellt habe. Es hat mich viel Mühe gekostet, an die Phönixfeder zu kommen, die sich im Inneren des Stabes verbirgt- aber die Mühe war es wert, wie ihr gesehen habt.“ „Den Phönix gibt es tatsächlich?“, fragte Meisterin Robin erstaunt. „Ich hatte ihn immer für ein Märchen gehalten.“ „Ja, er existiert. Er lebt in den fernen Dämonengebirgen- ein sehr schönes Tier... auch wenn es sehr gefährlich wird, wenn man ihm eine Feder ausreißen will. Oder wenn man seinen Eiern zu nahe kommt.“ „Eier?“, fragte Robin begeistert. „Ein unsterbliches Tier, dass sich vermehrt?“ Zaphod nickte nur, doch wollte er sich nicht in einer Diskussion über magische Wesen verlieren: „Wichtig ist, dass ich mit dieser Phönixfeder tatsächlich einen mächtigeren Magieverstärker erschaffen konnte, als es ihn je auf Erden gegeben hat.“ Er begann, über die Herstellung von Magieverstärkern zu reden. Was sie ausmacht und wie sie funktionieren, ihre Geschichte und ihre Feinheiten, er erzählte uns einfach alles, was er in den zehn Jahren der Forschung herausgefunden hatte. „Nun aber kommen wir zu dem Punkt, wegen dem ich sage, dass meine Forschung noch nicht abgeschlossen ist.“, erklärte Zaphod der schon ziemlich dösigen Runde. Abermals zog er den Dolch aus seinem Gürtel. „In den Griff dieses Dolches habe ich nachträglich ein einzelnes Einhornhaar eingebettet. Doch leider hatte dies lange nicht den gleichen Effekt wie beim hölzernen Trägerstoff. Ich bin nicht dazu in der Lage, die Magie im inneren des Dolches so frei zu nutzen wie im Holzstab.“, er wirkte ziemlich zerknirscht, als er davon erzählte und betrachtete verbittert den Dolch. Mittlerweile aber hatte er wieder die Aufmerksamkeit der meisten Meister zurückerlangt und als er ihre erwartenden Blicke spürte, riss er sich aus seiner grüblerischen Laune, um weiter zu erzählen: „Ich bin lediglich in der Lage, eine Klingenmagie zu beschwören, die der Jainas in etwa gleichkommt.“ Bewunderndes Murmeln entflammte im Raum. Immer wieder warfen die Magier sehnsüchtige Blicke auf Dolch und Stab. Zaphod hielt den Dolch weiter erhoben. „Ihr mögt vielleicht mit einer solchen Waffe zufrieden sein. Doch ich will keine Waffe, die mich auf Klingenmagie und sei sie noch so mächtig, beschränkt. Denkt ihr, wir könnten etwas gegen Dämonen wie Andariel, die Herrin der Angst, oder Duriel, den Stifter des Chaos, ausrichten wenn wir nur über Klingenmagie allein verfügen?“ Das Gemurmel verstummte je- viele Menschen, und auch viele Magiermeister, fürchteten diese berüchtigten Dämonenkönige so sehr, dass ihnen schon der bloße Name ungeheuerliche Angst machte. „Und warum nehmen wir dann nicht einfach die Magieverstärker aus Holz, Zaphod?“, meldete sich Tal-Rasha zu Wort, der wie Kinara einst ein Gesellenkollege Zaphods gewesen war. Auch einige andere Meister sahen Zaphod mit gehobenen Brauen an. Was konnte er mit diesem Stab denn nicht allein schaffen? Warum hatte er davon gesprochen, uns um etwas bitten zu müssen? Zaphod räusperte sich. „Gute Frage, Tal. Was wäre denn der Vorteil des Dolches gegenüber dem Stab?“, fragte er herausfordernd in die Runde. Nachdem mir das Schweigen zu lange andauerte sprach ich das banale aus: „Die Magie des Stabes lässt sich nur an dessen Spitze freisetzen.“ Zaphod lächelte mich an. „Ganz genau, Arthas. Aber dieser eine Nachteil bringt noch ganz andere Probleme mit sich: Wir können nicht alle Dämonen in unserem Umkreis durch Magie stoppen. Sobald mehrere Gegner uns umzingeln, ist es aus mit uns. Und auch im Nahkampf mit bloß einem hoch rangingen Dämonen würden wir unterliegen.“ Er lachte resignierend auf. „Stellt euch doch nur vor, was mit euch passiert, wenn ihr mit so einem hölzernem Stab gegen die eisenharten Klauen Andariels“, ein Schauer ging durch die Runde, „antreten würdet! Nein meine Freunde, wir brauchen keinen Zauberstab, der uns nur auf Distanz von Nutzen ist. Und eine Zaubererklinge, die nur Schwertmagie erlaubt, nutzt gegen einen wahrhaft mächtigen Dämonen auch nur im Nahkampf etwas. Was also sollten wir versuchen zu erschaffen, ihr Meister des Turms von Ranleda?“, fragte er hochmütig und blickte in die Runde. Kinara flüsterte fassungslos: „Du meinst, du könntest ein Metall schaffen, das genauso stark mit Magie durchdrungen ist wie dieser... ‚Zauberstab’?“ Gespannt lehnte sie sich vor- genau wie ich und überhaupt jeder Meister im Raum, als hätten wir Angst, dass uns sonst auch nur ein Wort Zaphods entgehen könnte. „Ganz genau. Ich will ein Metall erschaffen, das von Magie durchdrungen ist wie sonst nur Blut. Es soll so hart sein wie Eisen, so edel wie Gold, so leicht wie Holz. Wir werden daraus Waffen schmieden, die selbst den Göttern würdig genug ist, ihre Insignien daraus zu schmieden!“, Zaphod redete immer schneller, als sei er in Rage geraten. Eine fiebrige Besessenheit glänzte in seinem Blick, als er weiterredete. „Ich habe einen Runenzauber formuliert, der diese Waffen auch für Runenmeister interessant macht: Er gewährt Kontrolle über die Runenmagie. Aber Jaina kann euch da wohl mehr erklären.“ Jaina trat lächelnd vor. „Richtig. Ich habe diesen Runenzauber als Experiment auch schon in Raziel eingraviert.“, sie zog ihr berühmt gewordenes Schwert und zeigte uns die Klinge. Früher hatte sich nur eine einzige Rune auf dieser Seite befunden, doch jetzt war die ganze Fläche, von Schaft bis Spitze, mit kleinen, filigranen Runen graviert. Jaina las das lange Runengedicht langsam und bedächtig vor, doch ich erinnere mich nur noch an den Beginn, der von jeher nur den mächtigsten Runenzaubern vorangeht: „Doch sind die Runen erst einmal gezogen und bilden Worte im göttlich’ Alphabet, werden Licht und Dunkel schnell verwoben. Jede Ordnung vor des Blutes Macht vergeht“ Als Jaina geendet hatte, trat ein beeindrucktes Schweigen ein. Der Inhalt des Gedichts hatte es uns schon angedeutet, doch Jaina wusste genau, dass wir es sehen wollten. Schon hatte sie sich in den Finger geschnitten und die Runen der Klinge mit ihrem Blut benetzt. Doch anstatt in gleißendem Licht zu erstrahlen, wie es bei Runenmagie normal ist, wandelten sich die Runen, verschwanden und fügten einzelne Linien zusammen. Am Ende glühte die Klinge schon in einem mir altbekannten Rot und auf der Klinge stand nur eine einzige Rune: ‚Ruhe’ Jaina runzelte ein wenig die Stirn, und schon wechselte der rote in einen hellgrünen Schimmer, den ich an Raziel noch nie gesehen hatte. Auf der Mitte der Klinge hatte sich die Rune in eine gänzlich andere verwandelt. Die Rune ‚Leben’ zierte nun das Schwert. „Wie ihr seht,“, erklärte Jaina mit feierlichem Unterton, „ist dies die Spitze der Runenmagie. Sie benötigt sehr viel Magische Kraft, doch merzt sie den größten Nachteil der Runenmagie aus. Dies ist Runenmagie, die auf geistiges Kommando Runen zieht.“ Fassungsloses Schweigen dröhnte in meinen Ohren. Und noch während ich meinen Blick von Jaina zur Klinge wandern ließ, erlosch das Schimmern und endlich erstrahlte die Rune in dem gewohnten hellen Licht doch als es erlosch, war die Rune wieder übersäht mit dem Runenzauber Zaphods. Zaphod räusperte sich wieder: „Wenn ich alles richtig geplant habe, werden sich die Runen ohne Blutopfer verändern können, wenn sie auf dem magischen Metall eingraviert wurden. Nur die eigentliche Rune wird die Kraft des Blutes benötigen.“ Wir Meister sahen uns alle gegenseitig an. Die Entscheidung war gefallen, bevor Kinara uns überhaupt gefragt hatte, ob wir Zaphod mit allen Mitteln unterstützen wollten: Aus den meisten Augen starrte mich die Gier an. „Was brauchst du zur Erschaffung des Metalls, Zaphod?“, fragte Kinara schließlich neugierig. „Sag uns, was wir tun sollen, du hast ja gehört, dass wir alle dazu bereit sind, es zu tun.“ Zaphod sah uns alle mit einem Ausdruck tiefsten Vergnügens an: „In genau einem Jahr müsst ihr alle euch am Berge Skarrokkai einfinden wie es schon die Runenmeister aus Jainas Heimat versprochen haben zu tun. Denn dort werden wir die Gesprochene- und die Runenmagie zusammenführen. Und dorthin werde ich morgen mit Jaina aufbrechen, um alles vorzubereiten. Wir werden das Metall der Götter erschaffen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)