Götterträne von 1810 (Die Zeit der Dämonen und Magie) ================================================================================ Kapitel 2: Von Dämonen und Magie -------------------------------- -Squido- Ich stolperte ein paar Schritte zurück, nicht in der Lage, den Blick von den schrecklich roten Augen abzuwenden. Obwohl nun schon fast sechs Jahre vergangen waren, seit ich meinen Vater das letzte Mal gesehen hatte, waren seine Gesichtszüge unverändert. Wieder, wie so oft in meinen Albträumen, sah ich vor meinem inneren Auge, wie Mein Vater von den Dämonen umringt wurde... hörte seine letzten Worte... Ich schüttelte bestimmt den Kopf, versuchte diesen Anblick aus meinem Bewusstsein zu verbannen. Ich war nicht in der Lage, mich zu rühren, verschiedenste Gefühle kämpften in meiner Seele um Vorherschafft. Eine hoffnungsvolle Stimme versicherte mir, dass dies tatsächlich mein Vater war, der es geschafft hatte, den Dämonen zu entkommen- Lebendig, aber eben ein wenig verändert von den ganzen Flüchen, die sie auf ihn gehetzt hatte. Eine rührselige Stimme schlug mit in diese Kerbe und forderte mich auf, sofort auf dieses Wesen zuzurennen und es als meinen Vater zu umarmen. Dagegen mahnte mich eine angsterfüllte Stimme davor, auch nur ein Wort der beiden anderen Stimmen zu glauben, diese Gewitter und diese roten Augen konnten doch nur einem Dämonen entstammen. Quatsch, erklärte die Hoffnung wieder, diese roten Augen habe Vater bestimmt verpasst bekommen, als er sich aus dem Dämonenhort herauskämpfte. Da meldete sich die Vernunft zu Wort, zählte die Fakten auf (Weltuntergangsstimmung, mit Sicherheit durch Magie beschworen; das Auftauchen eines verschwundenen Mannes, dessen Überlebenschancen diese Begegnung zu einem Verbrechen an der Vernunft machten.) und erklärte mir langatmig, dass das Wesen vor mir unmöglich ein mehr oder weniger normaler Mensch sein konnte. Erst Jainas Hilfeschrei, der von einem höher gelegenen Hügel zu mir schallte, entschied den Kampf um mein Bewusstsein. Ich sah in ihre Richtung und erblickte entsetzt drei weitere Rotäugige Wesen, die mit langen Schwertern auf sie losgingen. Sie hatte irgendwie selbst ein Schwert aus ihren Roben gezogen und als ich mich gerade fragte, wo sie diese Klinge wohl versteckt gehalten hatte, nahm ich neben mir eine Bewegung wahr. Der Dämon (Als solchen hatte die Vernunft mir das Wesen identifiziert) mit dem Gesicht meines Vaters schwang ein Zweihandschwert nach mir. Wäre ich auch nur einen Augenschlag später reagiert, hätte sich mein Kopf mit Sicherheit einige Fuß näher am Boden befunden. Nun endlich, da mein Leben durch den Dämonen bedroht war, kamen auch die widerspenstigsten Gefühle zum Schweigen und versicherten mir, dass dies nicht mein Vater sein konnte. Ich duckte mich unter einem weiteren Schwertschwung weg und schlug mit aller Kraft dorthin, wo ein Mensch bei dieser Statur wohl Seinen Magen gehabt hätte. Und tatsächlich torkelte der Dämon einige Schritte zurück, deutlich angeschlagen. Ich nutzte die Zeit, konzentrierte mich auf ihn und die Dämonen, die Jainas Schwert noch nicht niedergestreckt hatte. „RenFrieGe!“, brüllte ich. Prompt verstummten die Kampfgeräusche zwischen Jaina und den Dämonen. Schwer atmend blickte ich in das Gesicht meines Vaters. Der Dämon sah in Todesangst an sich herunter. Seine Gewänder, an denen der Wind vor Augenblicken noch wie an den meinen gezerrt hatte, bewegten sich immer langsamer, schwerfälliger. Das Regenwasser, mit dem der Dämon bedeckt war, bildete eine Raureif schicht und mit jeder Atemzug schien ihm mehr Kraft abzuverlangen. Sein Mund füllte sich mit Wasserdampf, als die Wärmere Luft in seinen Kalten Rachen gezogen wurde. Und langsam verlosch das rote Glühen der Augen. Ich sah zu Jaina auf, die keuchend zu mir gerannt kam. „Danke, Zaphod... aber ich denke, du solltest ab jetzt auch meiner Magie vertrauen.“, sie schnitt sich mit den Schwert in die Hand und presste diese Dann auf die flache Klinge. In der Dunkelheit hatte ich sie nicht erkennen Können, doch nachdem das Blut sie berührt hatte, erstrahlten mehrere Runen, die in die Klinge eingelassen waren, in hellem Licht. Im nächsten Moment breitete sich das Licht auf die ganze Klinge aus, die schließlich in mattem Blau schimmerte. „Schwertmagie?“, lachte ich auf, „Tja, manche Dinge scheinen beide Magierwege zu beherrschen! Doch wir sollten nun besser zurückkehren, vielleicht wird auch die Stadt angegriffen“ Ich wandte mich Richtung Osten, dem Städtchen zu und mir gefror das Herz: Tausende rot glühender Augenpaare blickten uns aus der dämmrigen, durch den Gewittersturm auf uns geworfenen, Dunkelheit entgegen. Blitze erhellten das Sowieso schon grauenerregende Bild in gespenstisch zuckendem Licht: Wir waren umstellt von den menschenähnlichen Dämonen. Ungerührt standen sie vor uns, ihre teilnahmslosen roten Augen zu uns gewandt, nur ihre Kleidung bewegte sich im Wind. Das klirren der unter den Umhängen der Dämonen verborgenen Kettenhemden übertönte das rascheln der Baumkrone über uns. Nur der Donner übertönte den Lärm dieser bewegungslosen Armee. Auf ein Kommando, dass meine Ohren nicht erreicht hatte, hin tat dieses gewaltige Heer einen gemeinsamen Schritt auf uns zu. Dieser eine Gemeinschaftliche Schritt, ausgeführt von schwer gepanzerten Stiefelpaaren, ließ die Erde erbeben und übertonte das Donnern. Auch ich bebte, doch zitterte ich nicht angesichts der gewaltigen Zahl meiner Gegner- in anderen Fällen hätte eine solche Ansammlung von Dämonen mir eher ein Lachen abgerungen. „so viele Dämonen auf einem Haufen“, hätte ich gesagt, „sind noch schwächer als ein einziger ihrer Art!“ Doch hier verhielt es sich anders, ich zitterte ob einer grausigen Erkenntnis: Dieser eine Schritt hatte mir, als Veteranen, aufgezeigt, womit wir es zu tun hatten. Dies war keine wilde Anhäufung anarchisch organisierter Dämonen. Dies war eine wahrhaftige Armee, dazu so diszipliniert, wie es schon für Menschenarmeen ungewöhnlich, für Dämonen aber absolut unmöglich war. Die Existenz einer solchen Armee flößte mir mehr schrecken ein, als alles bisher gesehene. Eine Armee der Dämonen- keine bloße Ansammlung von Dämonen, die einander liebend gern den Kopf abreißen würden, sondern eine Gemeinschaft, die für den Gehorsam und ein höheres Ziel lebte. Eine Armee der Dämonen- keine bloße Ansammlung von Dämonen, die einander liebend gern den Kopf abreißen würden, sondern eine Gemeinschaft, die für den Gehorsam und ein höheres Ziel lebte. Gegen diese Armee, das wusste ich, Konnten zwei Menschen, ob Magier oder nicht, keinesfalls bestehen. Ich zweifelte ernsthaft daran, dass die gesamte Armee Inkantas dieser Gruppe hier gewachsen sein könnte. „Die wollen nicht kämpfen“, flüsterte Jaina neben mir. Ich runzelte die Stirn und versuchte, unsere Ausweglosigkeit für den Moment zu vergessen, um die Situation zu begreifen. Und dann fiel es auch mir auf: Natürlich konnte diese Armee, egal wie furchteinflößend sie auch war, nicht aus besonders mächtigen Dämonen aufgebaut worden sein- dazu waren die Mitglieder, gegen die wir gekämpft hatten, zu schwach. Außerdem hätte sich ein mächtiger Dämon bestimmt nicht auf solch ein ‚lächerliches’ Talent wie Vertrauen gestützt. Diese Dämonen waren regelrecht gezähmt, sie lebten nicht für ihr eigenes Wohl- und sie töteten nicht, ohne einen Befehl dazu. „Ihr habt recht“, nickte ich und fühlte eine eisige Ruhe durch mich strömen, denn mit dieser Erkenntnis kamen noch ein paar weitere, „hätten sie uns töten wollen, wir wären bereits in Stücke gerissen worden.“, ich spürte mit einem Schlag die Kälte der Umgebung und begann, ein wenig zu schlottern. „Ich denke, sie wollen uns eine Botschaft übermitteln. Und dieses Gewitter“, ich deutete zitternd in den Himmel und Jaina hob eine ebenfalls zitternde Hand, um auf die eingefrorenen Dämonensoldaten zu deuten und ergänzte: „wie auch dieser Angriff“, ich breitete die Arme aus und gemeinsam beendeten wir den Satz, „und dieser Aufmarsch der Dämonenarmee sollten uns zeigen, mit wem wir es zu tun haben.“ Wir sahen uns gequält lächelnd an. „Wir sollten besser keinen schlechten Eindruck auf den Führer dieses Heeres machen.“, meinte ich trocken und starrte das Schwert in Jainas Hand an. Sie nickte und ließ die glühende Klinge wieder in die Scheide fahren. „Wir sollten diesen reizenden Wesen wohl Gastfreundschaft erweisen.“, murmelte sie trocken und warf die Kapuze, die sie zum Schutz vor dem Gewitter über den Kopf gezogen hatte, zurück. Ich tat es ihr gleich und spürte sogleich den kalten Regen auf mich prasseln. Rasselnd holte ich Luft und schrie in die Armee hinein: „Wir, Zaphod, Magier des großen Turms von Ranleda und Jaina, Runenmeisterin dieses Städtchens, warten auf die Botschaft eures Führers!“ Das Echo, das von den Hügeln zurückprallte, ging größtenteils in dem Lärmen des Sturms unter. Und doch geriet Bewegung in die Reihen der Dämonen. Unter donnerndem Gleichschritt wurde vor uns eine Schneise Gebildet und langsam, fast schon in ruhiger Würde, schritt ein großer, gehörnter Dämon auf uns zu. Sein Körper war der eines Menschen, nur doppelt so groß und muskulös. Sein Kopf dagegen war der eines gigantischen Stiers, die Hörner zeichneten sich gefährlich spitz auf seinem Haupt ab. Er trug lediglich einen Lendenschurz, war bloß mit einem Langschwert bewaffnet, gemessen stieg er zu uns auf den Hügel und meine Haare stellten sich auf, als ich die enorme Magie spürte, die in seinen Adern floss. Jede Soldaten reihe, die er passiert hatte, schloss sich hinter ihm mit zwei schallenden Gleichschritten. „Ein Magier vom großen Turm Ranleda.“, grunzte er mit dunkler Stimme, als er vor uns stehen blieb. Er musterte mich abwertend und schüttelte schließlich sein Haupt: „Ihr habt großes Talent in eurem Handwerk, denn ein Lehrling dürfte nicht so einfach drei meiner Squido erstarren lassen; aber ihr seid noch viel zu unerfahren, um euch als wahren Magier zu bezeichnen.“ Ohne meine Reaktion abzuwarten wandte er sich Jaina zu und sah sie eindringlich an. „Ihr seid jung für eine Runenmeisterin. Doch sehe ich eine mächtige Magie in euch wohnen. Ihr könntet wahrlich eine würdige Gegnerin für einige meiner Brüder darstellen.“, er schnaubte noch einmal und wandte scharrte mit den Füßen auf dem Boden. „Ich bin Minotaurus.“, verkündete er grollend. „Ihr habt meine Macht erlebt- dieses Gewitter ist eine kleine Kostprobe meiner Magie. Die Stärke dieser Armee,“, er wies in einer ausladenden Bewegung auf die Truppen, die uns ungerührt aus ihren rot glühenden Augen her anstarrten, „könnt ihr euch vorstellen, nachdem ihr mit ihnen gekämpft habt.“ Er hielt inne und ich stellte ihm die Frage, um derentwillen er wohl eine Pause gemacht hatte: „Was“, sagte ich mit gebrochener Stimme, „sind das für Wesen?“, ich deutete auf den Dämonen, der das Gesicht meines Vaters trug. Der Dämon lachte schallend. „Das, mein kleiner Magier, sind Squido. Das neue Werkzeug meiner Rasse. Keine echten Dämonen zwar, aber sehr wohl die Dämonenähnlichsten Menschen, die man finden kann... einmal abgesehen davon, dass sie weder über Willen noch Magie gebieten.“, beim Anblick unserer Gesichter brach er in einen regelrechten Lachkrampf aus, der mich fast noch kranker machte als das, was Minotaurus gerade gesagt hatte. Das sollten Menschen sein? War dieses Wesen, das mich gerade noch töten wollte tatsächlich mein Vater? „Das... das sind wirkliche Menschen?“, fragte ich mit bebender Stimme- ich fürchtete die Antwort, die ich erwartete. Minotaurus lachte grollend auf. „Nun, ich würde sie nicht als ‚wirkliche’ Menschen bezeichnen- sie leben, sie atmen und können sterben, doch denken oder gar fühlen, das ist ihnen unmöglich. Dieses Pack besteht nur aus Marionetten, deren einzige Leistung in ihrem jämmerlichen Leben darin bestand, das Blut eines Dämonen zu trinken und es zu überleben- der angebliche Wahnsinn, der meine Rasse befallen haben soll, scheint sie zu einem kleinen Häufchen Elend zu degradieren, das bereitwillig in den Tod zieht und auf dem Weg dorthin seinem Herren bedingungslos gehorcht.“, erklärte er schnaufend. Zorn loderte in mir auf. Mein Vater war damals nicht getötet worden, sondern bis zum Wahnsinn gefoltert? Und dieser ungewaschene Bulle bezeichnete ihn auch noch als Marionette, die nur für den Tod existiert? Ich ballte meine Linke zur Faust, doch Jaina, die mich genau beobachtet hatte, erfasste meine Rechte und drückte sie so fest sie konnte. Ich zuckte kurz zusammen und funkelte sie an. Sie selbst sah nicht minder schockiert und wütend aus als ich mich fühlte, doch sie schüttelte bestimmt den Kopf. „Nun“, sagte Minotaurus und schüttelte seine nasse Mähne aus dem Gesicht. „Nach der korrekten Vorstellung und dem erbaulichen Geplauder,“, ich zuckte zusammen und schluckte mühsam den erneuten Hass herunter- dieser Dämon wagte es, die Versklavung von Menschen als erbauliches Thema zu beschreiben? „Kommen wir nun zum Geschäft“, grunzte Minotaurus schwer. Blitze und Regen peitschten unverändert heftig auf uns hernieder. Ich wollte, nein, ich musste diesem überheblichen Wesen eine Lektion erteilen- und als ein besonders schwerer Regentropfen mir ins Gesicht fegte, wusste ich auch wie. Dem Rest des Gespräches konnte ich nicht wirklich folgen, da ich all meine Konzentration für mein Vorhaben aufbieten musste, doch hat Jaina mir später das Gesagte wiederholt. Nachdem ich es gehört hatte, war ich noch stolzer auf meine Tat. „Welches Geschäft?“, hatte Jaina gefragt und meinte schon jetzt, dass ich doch sehr abwesend war. Dem Dämon schien das entweder nicht aufzufallen oder aber vollkommen egal zu sein, denn er fuhr in sachlichem Ton fort: „Nun, leider habe ich nicht Herausgefunden, wie ich Squidos erwecke- ich hatte nur von ihnen gehört. Doch ich habe mich brennend für diese Wesen interessiert und hab mich deshalb ihrem, nennen wir es Erfinder, unterworfen. Er brachte mir bei, sie herzustellen und schenkte mir diese schon ausgebildete Armee, damit ich schneller zu meinem Herrschaftsgebiet und er zu seinem Tribut kommt.“, Jaina fand eine Spur bedauern in seiner Stimme, während er über seine Unterwerfung redete, doch gab es für sie natürlich wichtigere Fragen, als die Probleme eines Dämonen: „Herrschaftsgebiet?“, fragte sie angespannt. „Nur diese Stadt und lächerliche einhundert Meilen Land um sie herum!“, der Dämon schien ziemlich wütend darüber zu sein, ein gutes Stück des ganzen Enmaniger Reiches zu bekommen, „Ihr müsst wissen, er hat schon sehr viele andere Dämonen um sich geschart und droht denen, die sich nicht unterwerfen wollen, mit der seiner Macht und der seiner Streitkräfte. Dem haben die meisten nichts entgegenzusetzen, daher muss mein Meister“, er spie dieses Wort geradezu aus, „nun die Länder dieses Kontinents auf sehr viele Dämonen aufteilen. Ich bin ihm leider nicht wichtig genug, um ein Ganzes Königreich zu erhalten.“, er seufzte und schüttelte sich erneut, er hatte angefangen, vor uns auf und abzuschreiten, während er redete und gestikulierte immer heftiger. „Aber genug von meinen Problemen, ich habe euch hier aufgesucht, um euch meine Bedingungen für eure Unterwerfung zu übermitteln.“, grunzte er. Er scheint nicht gerade sehr intelligent gewesen zu sein, so wie er immer wieder vom Thema abkam und uns mehr zeit verschaffte, etwas gegen ihn zu planen. Minotaurus baute sich vor uns zu seiner vollen Größe auf: „Ich verbiete euch jede Runenmagie und den Besitz von Waffen. Außerdem verlange ich pro Jahr die hälfte eures Verdienstes als Tribut. Haltet ihr diese Gesetze ein, werdet ihr leben dürfen.“, er grunzte und kratzte sich nachdenklich das Kinn, „Wenn ihr aber lieber aufrühren wollt, werde ich erst euer Wasser in Blut verwandeln, dann euer Land von Fröschen heimsuchen lassen.“, er scharrte mit den Füßen, „Solltet ihr das ertragen, werden euch Mücken und Stechfliegen heimsuchen, dass ihr keinen ruhigen Moment mehr habt. Ich werde Seuchen und Krankheiten über euch und euer Vieh bringen!“, donnerte er und immer hitziger ließ er sich neue Plagen einfallen. ich fragte mich später noch oft, ob diese Plagen wohl irgendwo auf dieser Welt tatsächlich einmal gegen Menschen losbrechen würden. „Meine Hagelstürme und Heuschreckenschwärme werden euer Land vernichten“, dass er damit seinen eigenen Reichtum schmälerte, schien der Wahnsinnige nicht zu begreifen, „Und bevor ihr selbst in einem magischen Meer ertrinkt, stirbt jeder erstgeborene Sohn in eurem Dorfe!“, erregt schüttelte er sich erneut seine Mähne aus den Augen und funkelte uns wütend an. „Ich gebe euch einen Tag Bedenkzeit. Gehorcht ihr meinen Weisungen, solltet ihr einen Scheiterhaufen mit allen Waffen aufschichten, den ihr besitzt.“, schnaufte er und wandte sich zum gehen. Das war mein Zeichen. „Warte“, sagte ich und fixierte ihn mit zornigem Blick. „Du hast nicht nur den Menschen hier ihren Willen geraubt, sondern hast ihr Leben für wertlos erklärt, bis sie für dich gestorben sind. Und du hast mich“, ich deutete in die ungefähre Richtung, „gegen meinen eigenen Vater kämpfen lassen!“, ich holte tief Luft. „Oh GischMa SerWas FenSchafEr von NemEi EnMonDä!“, rief ich die Formel aus, die ich im Geiste formuliert hatte. selbst heute muss ich sagen, dass diese Magie sehr gelungen war, „MeFlamEnt und TeRich SeDie TurAKre im ErFeu!“ Der Dämon riss die Augen auf, und sah entsetzt in den Himmel. Ich muss ihm im nachhinein dafür loben, dass er wenigstens in der Lage war, den Zauber zu verstehen. Jaina dagegen sah mich verwirrt an und folgte dann dem immer Panischer werdenden Blick des Dämonen in den Himmel. Ich musste nicht aufsehen, ich wusste was geschah, ich hatte es mir sehr detailliert ausgemahlt. Langsam fing jeder einzelne Regentropfen Feuer. Mein Zauber begann zu wirken und nach kurzer Zeit regnete es kein Wasser, sondern Magisches Feuer. Die Wolken, selbst ja auch nur eine andere Form des Wassers, brannten Lichterloh. Der Wind blies nicht länger kalte, nasse Luft zu uns, sondern heiße, trockene. Jaina, mir und der Landschaft machten die Flammen nichts aus- ich hatte den Zauber gut im Griff- doch jeder Squido, den auch nur ein Tropfen des Feuerregens traf, ging in Flammen auf. Einige Zeit sah Minotaurus entsetz zu, wie seine mächtige Armee immer mehr zusammen schrumpfte, und sprach verzweifelt Formeln, um sein Gewitter wieder aufzulösen. Doch auch er blieb nicht vom Feuerregen verschont. Bald begriff er, dass ihm nur ein Weg blieb, das Flammenmeer, dass sich über ihn und seine Armee ergoss, aufzuhalten. Wütend fixierte er mich, zog sein Schwert und rannte auf mich zu. Ich konnte weder ausweichen noch fortlaufen. Jede Bewegung hätte meinen Zauber unterbrochen. wehren konnte ich mich schon lange nicht mehr, dieser Zauber verlangte mir alles ab. Ich sah die Klinge auf mich zuschnellen, machte meinen Frieden mit der Welt und erwartete den stechenden Schmerz. Doch zum zweiten Mal in dieser Stunde verfehlte mich die Klinge eines Schwertes knapp. Jainas glühende Klinge war wenige Zoll vor mir erschienen und hatte den Stoß des Dämonen abgewehrt. Ich hörte, wie Minotaurus einen Wutschrei ausstieß und sich umblickte, er wollte wohl seine Squido zum Angriff schicken. Doch da waren keine Soldaten mehr. Ich hatte gedacht, dass zwei Menschen diese Armee niemals hätte vernichten können. doch da setzte ich einen Weisen Feldherren voraus, der den Kreis um seine Feinde so eng gemacht hätte, dass kein Zauber dieser Welt sie alle rechtzeitig hätte vernichten können. Doch da waren keine Soldaten mehr, nur eine Hügellandschaft, bedeckt von einer dicken Ascheschicht. Ich hatte gedacht, dass zwei Menschen sich dieser Armee niemals hätte erfolgreich stellen können. doch da setzte ich einen weisen Feldherren voraus, der seine Armee mit Umsicht und Verstand führt. ‚Weise’ ist aber das letzte Wort, mit dem ein geistig nicht völlig verwirrtes Wesen Minotaurus bezeichnet hätte. Als ehemaliger Feldherr komme ich hier, werter Leser auch nicht umhin, die Fehler dieses Dämonen aufzuzählen. Wenn ihr euch aber für das Geschehen interessiert, dass nun entbrannte, so empfehle ich euch, diese folgende Seite zu überspringen und euch wieder in dem schnöden Trott des Chronisten einzunisten. -eine Abschweifung- Seid ihr nun verschwunden, ihr Banausen jeder Strategie? Ich spür’s! noch immer lesen Narren, die Feinheiten der Kriegskunst wahrlich nicht verstehen. Husch, Husch! Blättert um und vergesst, was ihr hier gelesen Habt! Und nun begrüße ich den Rest der Interessierten zu einem Kleinen Ausflug in eine Welt der Kriegskunst. Ich sprach davon, dass es mir niemals gelungen wäre, die Squidoarmee vom Anblick dieser Welt zu tilgen, wäre ich einem wahren Feldherren gegenüber gestanden. Um den ganzen Umfang der Torheit des Minotaurus zu begreifen, müsst ihr Details erfahren, mit denen ich den ordinären Leser nicht belasten wollte. Stellt sie euch vor, ihr steht auf einem Hügel und seid eingekesselt von einem Heer Dämonenartiger Wesen. Ihre Front ist vielleicht hundert Schritte von euch entfernt und durch eure erhöhte Lage könnt ihr die ganze Stärke dieser Armee erkennen. Eine Armee, die nur Atmet, solange ihr Führer es ihnen erlaubt. Und hier schon machte Minotaurus seinen ersten Fehler. Die Sicht war zwar schlecht, doch die häufigen Blitze des Gewitters erlaubten es einem dennoch, genau zu erkennen, dass dies eine Armee war, die nur aus Fußsoldaten bestand. Kein Bogen reckte sich über die Köpfe der Squido, keine Armbrust und kein Köcher waren zu sehen. Minotaurus, selbst ein Muskelberg, vertraute nur den schweren Nahkampfwaffen und verzichtete ganz auf den Angriff aus der Distanz. Und er war dumm genug, es uns auch noch unverhohlen zu demonstrieren. „Doch war das schon alles?“, hör ich da die Menschen fragen, „Ist dies nicht ein Fehler, den auch andere Feldherren schon machten?“ Nun, meine Freunde, fürwahr. Das allein kann mächtige Armeen nicht zu Fall bringen. Doch hatte dieser dem Narzissmus verfallene Dämon nicht einmal die Größe, mit einem Angriff von seinen ‚Verhandlungspartnern’ zu rechnen. Er dachte tatsächlich, dass ein wenig Spielerei mit dem Wetter, gepaart mit der protzigen Schaustellung seiner Armee, schon unseren Willen, um unser Leben zu kämpfen, gebrochen hätte. Der sichtliche Schock, dass jemand der Idee hätte verfallen können, seine ach so mächtige Person herauszufordern, war deutlich zu sehen gewesen, während ich meinen Zauber aussprach. Doch selbst wenn es so schon ziemlich leicht geworden war, seine Armee erfolgreich zu zerschlagen, er lieferte sogar noch mehr Angriffsfläche. Er dachte wie ein Dämon, daher wäre ihm niemals in den Sinn gekommen, seine Truppen einfach Schutz vor dem Regen suchen zu lassen- das wäre einer Niederlage gegen einen kleinen Menschen gleich gekommen. Doch selbst der Angriffsbefehl, der, früh genug ausgesprochen, seine Armee gerettet hätte, entfleuchte seinem von Muskeln verdrängten Hirn so spät, dass er sich allein auf dem Schlachtfeld wiederfand. Ich könnte, in einem Anflug von Überheblichkeit gegenüber den Lesern, die diese Zeilen nicht beachten wollen, den Eindruck erweckt haben, dass die Squido durch meinen Zauber in einer Stichflamme vom Anblick dieser Welt getilgt wurden. Doch viel mehr standen sie noch eine ganze Weile tapfer in ihrer Reihe, als lebende Fackel harrten sie aus. Einem jeden Menschlichen Befehlshaber würde eine Solche Disziplin die Tränen in die Augen treiben, und doch käme er sehr schnell darauf, ihnen zu befehlen, sich selbst zu löschen. Doch selbst der Befehl, sich selbst am Leben zu erhalten, konnte sich in der Leere von Minotaurus’ Kopf nicht formulieren- ich bemitleide die armen Menschen, die in ihrem Wahnsinn auf einen Befehl ihres Herren warteten, sich zu retten uns bis zum Tode Qualen Erlitten, die ich nur wahrhaftigen Dämonen wünschen würde. -Minotaurus’ Ende- Ich begrüße euch zurück, meine desinteressierten Freunde! Willkommen zurück. Auch euch möchte ich noch eine Kostprobe der Dummheit Minotaurus geben, bevor ich mit meiner Erzählung weitermache. Was höre ich euch schreien? Dafür habt ihr nicht vor geblättert? Nun, ich bin der Herr dieser Erzählung und wer Teile von ihr hören will, der muss leider alles hören. Nun denn, will ich nur diejenigen beglückwünschen, die das Vorhaben Minotaurus’, die Stadt Jainas zu tyrannisieren für eine Phantasterei hielten. Dieses Dämonenwesen- verzeiht- dieses DUMME Dämonwesen hatte über ein Land herrschen wollen, das Runenmagie beherrschte. Es wollte die Menschen versklaven, obwohl es noch nicht einmal fähig war, ihn deren Häuser einzutreten, denn das Pentagramm, das jeden Eingang der Häuser zierte, würde gegen ihn genauso effektiv sein, wie es bei dem Gnom gewesen war. Und obwohl Minotaurus meinen Zauber gehört und verstanden hatte, dachte er anfangs tatsächlich, dass er Wasser beschwören könnte, um seinen brennenden Rücken zu löschen. Nie werde ich den dumpfen Blick der Erkenntnis vergessen, der sein Gesicht heimsuchte, als mehrere Liter Brennenden Feuers auf ihn nieder gingen. Und nun endlich, wie einige von euch denken werden, zurück zum Kampf. Ich brach zusammen, ausgelaugt von dem Zauber. Ich war nicht mehr in der Lage, mich zu rühren. So war ich verdammt, den folgenden Ereignissen hilflos beizuwohnen. Ich spürte schon Augenblicke, nach denen ich den Zauber abgeschlossen hatte, dass mir keine Feuertropfen mehr auf die Stirn fielen und mir Regenwasser den Schweiß vom Gesicht wusch. Der Wind blies erneut kältere Luft über die Hügel und die Letzten Feuer auf Minotaurus’ Rücken erloschen. Ich drehte mich mühsam auf die Seite, um Jaina und den Dämonen bei ihrem Schwertduell zu beobachten. Beide hatten die Klingen gekreuzt, das kurze, schimmernde Schwert hielt dem Druck des langen, schweren Schwertes stand. Nur sehr langsam glitten die Klingen aneinander ab. Jetzt entbrannte der Kampf. Ich kam nicht umhin, Jainas Schwertkunst zu bewundern- sie führte die Klinge, als wäre sie mit ihr geboren worden. Von Minotaurus konnte man das, wie erwartet, nicht behaupten. Er hieb ohne jede Finesse oder gar Strategie mit brutaler Kraft auf Jaina ein, gefährlich waren diese plumpen Schwünge nur wegen ihrer Kraft und Geschwindigkeit. Nach einigen Minuten des Kampfes schien auch Minotaurus, trotz seines Mangels an Intelligenz, begriffen zu haben, dass er in einem Schwertduell unterliegen würde und so zwang er Jaina mit einigen gewaltigen Schwertschwüngen in eine gewisse Entfernung. Er verließ sich nun, da er Distanz zwischen sich und Jaina geschaffen hatte, auf Magie. Und was er herauf Beschwor, ließ meine Gewissheit, dass Jaina siegen würde, schmelzen wie Schnee in der Sonne. Mehrere große Feuerbälle flogen auf Jaina zu, und diese Flammen waren mit Sicherheit heiß genug, um das Eisen ihres Schwertes zu schmelzen. Mit einem widerlich triumphierenden Lachen verfolgte der Dämon die Flugbahn seiner Feuerkugeln. Erstaunt sah ich Jaina grimmig lächeln- ich sah weder Panik noch Wahnsinn in ihren Augen und doch schien sie von ihrem Sieg überzeugt. Sie schwang einmal schnell ihr Schwert, dessen Spitze dabei alle drei Feuerbälle berührte. Gleißend helles Licht blendete mich und ein grässlicher Schmerzensschrei gellte durch den Gewittersturm. Ich blinzelte, um die verschiedenfarbigen Sterne zu verscheuchen, die immer wieder vor den Augen tanzten und mir die Sicht nahmen. Es dauerte einige Sekunden, bis ich Jainas dunklen Schemen zerkannte, der das Schwert kampfbereit in beiden Händen hielt. Ich blinzelte noch einmal, betend, dass Jaina nicht von den Feuern des Dämons getroffen worden war. Und tatsächlich sah sie so schön aus wie eh und je. Ihr Schwert dagegen hatte seinen bläulichen Schimmer verloren und sah, abgesehen von der Runenbedeckten Klinge, wie ein normales Schwert aus. Ihr Blut, dass scheinbar die Magie des Schwertes erweckt hatte, war ein wenig angetrocknet und betonte die Runen durch eine dunklere Färbung. Als ich sah, dass eine dunkle, dickflüssige Masse von der Schwertspitze rann, suchte ich mit trübem Blick nach Minotaurus’ umriss. Ich erkannte ihn ein paar Fuß von Jaina entfernt in sich zusammengesackt. Er presste sich seine Hand auf eine Blutverschmierte Stelle seiner Brust, unter ihr musste eine heftige Schnittwunde verborgen sein. Minotaurus stierte uns aus seinen tierischen Augen mit einer Mischung aus Panik und Hass an und das Wetter, dass seinen Gefühlen gehorchte, wütete so heftig wie nie. Er wand sich regelrecht in der Schmach, von bloß zwei Menschen seiner Armee beraubt und schwer Verwundet worden zu sein. Das Wissen, dass seine wohl Mächtigsten Zauber überwunden und gegen ihn verwendet worden waren, tat sein übriges. Und unter die Panik und den Zorn mischte sich langsam eine verzweifelte Neugier, er fixierte Jaina und schrie, dass sein Sabber durch die Gegend Sprühte: „Wie?! Wie kann ein so kleines, schmächtiges Wesen nur mit Runenmaie mein Feuer überwinden?“, etwas flehentliches schwang in der Stimme mit, als wäre dieses Wissen sein letzter Wunsch auf Erden. Bevor Jaina antwortete, bemerkte ich, dass mir das Atmen immer schwerer fiel und sich auch meine Sicht wieder zu trüben schein. Dann wurde mir der grauenhafte Grund dafür klar: Die Asche der Squido war vom Wind erfasst worden und wirbelte nun wie bei einem Sandsturm umher. Ich bedeckte mühsam Nase und Mund. Auch die Augen kniff ich zusammen, um zu verhindern, dass der beißende Staub sich in meinen Augen absetzte. Dann, unglaublich gedämpft vom Brüllen des windes und dem Staub, der Zwischen uns wirbelte, antwortete Jaina. „Du Narr.“, sagte sie verächtlich und stieß die Klinge ihres Schwertes bis zum Schaft in die aufgeweichte Erde, als sie sie wieder herausriss, war sein Dämonenblut von ihr verschwunden und nur einige sehr hartnäckige Tropfen getrockneten Blutes klebten an den Runen. Die Grashalme an der stelle, in der sie ihre Klinge gereinigt hatte verwelkten auf beunruhigend schnelle Weise, doch das interessierte sie nicht besonders. Sie starrte voller Abscheu auf den noch immer am Boden kauernden Minotaurus. „Du unterschätzt die Kraft der Runenmagie gewaltig. Es mag schwer sein, sie so vielseitig einzusetzen wie es meinem Freund hier mit der Gesprochenen Magie möglich ist,“, sie lächelte mich kurz an, holte Luft und sagte dunkel: „Doch sind die Runen erst einmal gezogen und bilden Worte im göttlich’ Alphabet, werden Licht und Dunkel schnell verwoben. Jede Ordnung vor des Blutes Macht vergeht.“ Blitze untermalten das ende ihres Gedichtes. Nach einer kurzen Künstlerpause fuhr sie fort: „Die Runen, die ich auf Raziels Klinge graviert habe, beschwören eine Magie herauf, der sich selbst dieser Feuersturm meines Freundes hier nicht hätte erwehren können.“ Sie wandte die Klinge ihres Schwertes so, dass der Dämon die Runen erkennen konnte. „Kannst du es lesen?“, fragte Jaina herausfordernd. Der Dämon sah gebannt auf die Klinge und mit einer kaum zu verstehenden stimme las er die Worte auf ihr vor: „Magie des Feindes, höre der Götter Wort. Weiche zurück, bewege dich Fort. Werde nun zur Luft die dich gebar, sonst wirst hier deines Todes gewahr.“ „Ganz so dumm wie gedacht bist du ja doch nicht“, höhnte Jaina und warf mir einen kurzen Seitenblick zu, den ich nicht deuten konnte. „Ganz recht“, sagte sie dann ernst, „Raziel hier ist ein Zauberbrecher.“ Sie schien kurz die Klinge ihres Schwertes liebevoll zu streicheln, dann blickte sie Minotaurus entschlossen an. „Jetzt steh auf, Dämon! Wir wissen beide, dass diese Wunde dich nicht töten kann.“, rief sie ärgerlich. Ich sah erstaunt zu Minotaurus hinüber, der endlich die Hand von der Wunde hob. Ächzend erhob er sich und ich hatte freien Blick auf die Stichwunde. Sie war tatsächlich nicht sehr tief, doch erst als ich sah, wie sich die Wunde ohne jede Narbe verschloss, stöhnte ich vor dem Schock der Erkenntnis auf. Der Dämon wandte sich böse grinsend an mich: „Wusstest du denn nicht, kleiner Mensch, dass du keinen einzigen Dämonen durch solche niedlichen Wunden töten kannst?“ „Woher denn?!“, dachte ich aufgebracht, „ich habe bisher jedem Dämonen nicht so viel Zeit gelassen, dass ich eine Erholung hätte feststellen können.“ Jaina schüttelte den Kopf und sah in meine Richtung. „Also wirklich, Zaphod. Du kannst Wasser zum brennen bringen aber so was weißt du nicht? Das erklärt, warum du noch immer ein Lehrling bist.“ Sie blickte mich noch einen Moment lächelnd an, dann sah sie wieder ernst zu Minotaurus auf. „Zaphod, ich habe vor, dir eine praktische Lektion in Runenmagie zu geben, während ich diesen Dämonen hier von seiner Existenz befreie, also sieh gut zu.“ Sie schnitt sich mit dem Schwert erneut in die Hand und zuckte dabei kaum vor Schmerz. Dann presste sie ihre Hand erneut auf die flache Klinge. Wider glänzten die Runen auf- so hell, dass ich trotz der dunklen Asche zwischen uns die Augen schließen musste, um nicht erneut geblendet zu werden. Als ich die Augen wieder öffnete, war die Klinge in ein rotes, aggressiveres Schimmern gehüllt. Sie hielt kurz inne, als sei sie dem Anblick des Schwertes verfallen. Doch nach einem kurzen Nicken... war Jaina hinter einer Dichten Aschenwehe verschwunden. Ich sah verwirrt zu Minotaurus, um zu sehen ob der wusste, wo sein Gegner war. Und tatsächlich wusste er es genau. Wenn man Hinterrücks von einem zauberbrechenden Schwert aufgespießt wird, weiß wohl auch der größte Narr, und Minotaurus gehörte sicherlich zu dieser Art Narren, wo sich sein Feind befindet. Wie Jaina es geschafft hatte, sich so schnell hinter den Dämonen zu bewegen, habe ich nie herausgefunden. Doch sie sah furchterregend aus, wie sie das Schwert durch den gewaltigen Dämonen bohrte, bis sie es Fast in ihm versenkt hatte. Der Schimmer, der das Schwert umhüllt hatte, ging nun auf den Dämonen über, doch das schien ihn nicht großartig zu stören. „Du hast mein herz verfehlt, törichtes Weib“, keuchte er mit einer seltsamen Mischung aus Schmerz und hohn, die nur Dämonen erzeugen können. „Ich bin noch nicht fertig, mein Freund!“, zischte sie so leise, dass das Heulen des Aschewindes ihre Stimme fast übertönte. Sie ballte die Faust über dem Schaft ihres Schwertes und ließ einige Tropfen Blut knapp über ihm auf die Klinge fallen. Das Rote Schimmern, das den Dämonen umgab, wurde intensiver und er erstrahlte bald in scharlachrotem Licht. Er bewegte sich nicht- weder um sich zu wehren, noch um uns zu verhöhnen noch- und das bemerkte ich erst nach einigen Augenblicken- um zu atmen. Jaina zog angewidert das Schwert aus dem Dämonen und der rote Schein erstarb schlagartig. Durch das herausziehen des Schwertes war der Dämon ins Schwanken geraten, wie ein Glas, das man am Rande anstößt. Und als er Rücklings auf dem Boden aufschlug, kam mir die Erkenntnis: Minotaurus war gelähmt und starb gerade einen sehr hässlichen Erstickungstod. Jaina stapfte schwer atmend zu mir und zeigte mir die Klingenseite, auf die sie den Blutstropfen hatte fallen lassen. Eine einzelne Rune, blutbedeckt, war auf dieser Seite der Klinge zu sehen. Jaina lächelte mich an. „Diese Rune heißt ‚Ruhe’. Sie lähmt alles. Im Götteralphabet steht sie für das R. Wie fandest du meine Lektion?“ Ich stieß ein erschöpftes Lachen aus, jedes Glied meines Körpers tat mir weh. „Wirklich interessant, Jaina.“, flüsterte ich kraftlos. Jaina grinste und ließ sich neben mir nieder und sah zum Himmel hinauf. Der Sturm ließ schon nach und auch die Gewitterwolken ließen die letzten Tropfen aus sich fallen. In sanften Wogen bog der Wind das von Asche grau gefärbte Gras und trieb einen feinen Staub vor sich her. Die Sonne schien bald wieder auf die Landschaft, doch ihr mittlerweile goldrotes Licht beleuchtete nicht mehr eine friedliche Hügellandschaft. Sie warf ihr Licht auf das einzige Schlachtfeld, dessen Bild ich nie vergessen werde. Erschöpft schlief ich, wenige Schritte von der Leiche eines Dämonen entfernt, in einen tiefen Schlaf. Hier nun enden Zaphods Zeilen fürs erste. Dies wird der einzige Kampfesbericht in diesem Buche bleiben. Kämpfen war für Zaphod nichts besonderes, es war eine Alltäglichkeit, kaum einer Erwähnung wert. Doch dieser Kampf verdient eine Erwähnung, denn er sollte für alle Zeiten, bei allen Streits, Kämpfen, Scharmützeln, Schlachten und Kriegen, trotz der vielen legendären Taten anderer, bekannterer Helden, einzigartig bleiben. Dies war das einzige Mal der Weltgeschichte, dass ein einzelner Mann es mit einer Squidoarmee, einer der tödlichsten Mächte aller Zeiten, aufgenommen hatte und siegreich daraus hervor ging. Und doch, Zaphod sollte dieser Tag bis zum Ende seines Lebens verfolgen. Der Grund dafür wird in einem Schriftstück in zierlicher Handschrift deutlich. Jainas einzige Überlieferung beschäftigt sich mit Zaphod und der Ursache für einen der größten Fehler der Menschheit. Dies ist eine Gegendarstellung. Sie bezieht sich auf die Schlacht, die Zaphod einst in den ‚Lehrlingserinnerungen’ beschrieb. Der geneigte Leser weiß, dass ich Zaphod lange Zeit begleitet hatte. Ich halte es für meine Pflicht, der Torheit meines Freundes, durch die die Menschen verdammt wurden und die Göttertränen flossen, einen Grund zu geben. Ich will ihn nicht entschuldigen, doch will ich euch eine Möglichkeit zum Verständnis für Zaphods Taten anbieten. Und nun zu dem, was ich zu erzählen habe. Ich sage in keiner Weise, dass Zaphods Erzählung eine Lüge ist. Ich möchte berichten, was Zaphod nicht in Worte fassen wollte. Ich erzähle, weshalb sein denken so extrem geworden war, dass er die Göttertränen fließen lies. Schon als Zaphod von seinem Entschluss berichtete, „Minotaurus eine Lektion zu erteilen“, verschwieg er die viel drängenderen Gründe: Seine Gefühle. Er hatte gerade erfahren, dass er tatsächlich seinen Vater getötet hatte- er war nicht nur zutiefst erschüttert, in ihm muss auch ein Zorn hochgekocht sein, den nicht viele Menschen fühlen können. Auch war es nicht wirklich die Konzentration, die Zaphod davon abhielt, Minotaurus’ Rede zu lauschen- ich habe ihn kurz danach schon ähnlich schwierige Zauber ausführen sehen, die er schneller und mit weniger Konzentration zu Wege gebracht hatte. Seine hochschäumenden Gefühle, Trauer, Hass und auch Verzweiflung erschwerten das Nachdenken und die Rache, die er sich zu diesem Zeitpunkt mehr als alles andere üben wollte, behinderte sich selbst. Als er schließlich erklärt hatte, dass einer der Squido sein Vater gewesen war, war ich nicht so herzlos, dies keiner Erwähnung zu würdigen- das möchte ich nur am Rande erwähnen. In der Tat hatte ich ihn am liebsten in die Arme geschlossen, um ihm Trost zu spenden. Doch in dieser gefährlichen Situation konnte ich nichts anders tun, als ihn anzulächeln. Aber genug davon. Zaphod hat auch nichts davon erwähnt, dass seine Stimme während dieser Erklärung bedrohlich zitterte. Er spuckte jedes Wort in einer Mischung aus Trauer und Wut aus, und ich glaube mich auch an Tränen in seinen Augen zu erinnern. Nie hatte ich einen gefährlicher wirkenden Gesichtsausdruck an einem Menschen gesehen. Am Ende des Kampfes lag Zaphod zwar erschöpft im Grase und schlief ein, doch nicht in der Art, in der er es beschrieben hatte. Er verlor, kurz nachdem Minotaurus gestorben war, schlichtweg den Verstand. Er war tatsächlich ziemlich erschöpft von seinem Zauber gewesen (war er auch nicht der schwerste, den Zaphod beherrschte, so hatte er ihn doch recht lange angewandt) und hatte daher nach dem Ende des Kampfes seine Gefühle nicht länger kontrollieren können. In einer Geisteszerrüttenden Geschwindigkeit wechselte simples Wahngekicher mit Herzzerreißenden Schluchzern, durchmischt von tobenden Wutschreien. Erst gegen Sonnenuntergang hatte ein Gefühl alle anderen soweit unterdrückt, dass Zaphod nur noch von diesem einen erfüllt war, auch wenn Selbsthass nicht gerade die schönste Gefühlsregung ist. Er erging sich in Hasstiraden und gab sich mit den immergleichen Argumenten die Schuld am Tod seines Vaters. Erst als die Sterne schon hell über den Hügeln standen und mir die Nasse Kleidung erste Schauer über den Rücken jagte, hatte er seine Kräfte aufgezehrt und war eingeschlafen. Als er erwachte, erinnerte er sich an alles, doch sobald das Thema seines Vaters angeschnitten wurde, versank Zaphod in dunklem, traurigen Brüten. Erst nach einiger Zeit war er in der Lage, ein Gespräch über ihn zu führen, doch mit schrecken erkannte ich einen Schatten des Wahnsinns, der ihn auf den Hügeln ereilt hatte, in seinen Augen glitzern. Wir können nur erahnen, wie sehr Zaphod litt, als er von dieser Schlacht berichtete, die Tatsache, dass er seine wahren Gefühle nicht in Worte hatte fassen können, ist hier aber wohl bedeutsam genug. Aber dieser Tag hatte noch andere Einflüsse auf Zaphods Geist gehabt. Er hatte erfahren, dass sein Vater nicht Jahre zuvor gestorben war, sondern von Dämonen in den Wahnsinn gefoltert worden war. Er war zu einem Instrument ‚erzogen’ worden, dass die Dämonen auch noch untereinander verschenkten. Dass die Dämonen dann auch noch dazu beigetragen hatten, dass Vater und Sohn sich bis aufs Blut bekämpften, das alles verwob sich und steigerte den Hass, den er den Peinigern seines Vaters zuvor schon entgegengebracht hatte auf ein Maß, dass selbst über Fanatismus hinaus reicht. Doch dieser Hass hatte auch den Sinn von Zaphods Existenz geändert. Hatte er früher nur so viele Dämonen wie möglich töten wollen, jetzt wollte er dazu beitragen, auch den letzten Dämonen auf Erden auszurotten. Dazu machte er sich nun aber auch größere Zusammenhänge, die er vorher ignoriert hatte, klar. Durch das Rekrutieren von Squidos zu gewaltigen Armeen hatten sich die Dämonen die größte Stärke der Menschen nutzbar gemacht: den Zusammenhalt. Schon bald, das wurde Zaphod sehr schnell klar, würde selbst eine Armee versagen, die aus den größten Ranleda und Runenmagiern der Welt aufgebaut war, nichts mehr gegen die Macht der Dämonen entgegensetzen können. (Er erzählte mir von dieser Überlegung keinen Tag, nachdem er erwacht war.) Er verband die weitere Reise daher mit einem neuen Ziel. Er wollte einen Weg finden, die Macht der Dämonen, ihre Kampfstärke und ihre Widerstandsfähigkeit, auf die Menschen zu übertragen. Und, so groß das Unglück und so berechtigt ein Groll auf Zaphod sein mag, jeder sollte zugeben, dass Zaphod sein Ziel erreicht hat. Und nach diesen Zeilen hoffe ich, einigen Lesern klar gemacht zu haben, dass seine Motive, egal wie Schaden er für ihre Erfüllung in kauf nahm, nur zu verständlich und Edel waren, als er die Göttertränen hatte fließen lassen. Nun endlich, werter Leser, kennt ihr die Hintergründe der größten, geheimnisvollsten und dunkelsten Legende aller Zeiten. Die Vorbereitungen sind abgeschlossen, möge sich nun der Vorhang der Geschichte heben. Nun geraten wir durch die Aufzeichnungen Zaphods in eine Zeit, die auch in Märchen und Erzählungen erhalten wird. Wir werden nun also wieder in den Aufzeichnungen Zaphods schmökern. Doch hat sich ihr Titel geändert. Willkommen in den „Forschungsreisen eines Magiergesellen“. Und da wir somit nun in die Zeit der Märchen schreiten, sollten wir uns an die Tradition halten und mit diesen alten Worten beginnen: „Es war einmal ein Magiergeselle namens Zaphod. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)