I`ll be there von Tigers-Kitten (Hikari & Kojiro) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Ein warmer Frühlingstag neigte sich dem Ende zu. Kojiro war auf dem Weg nach Hause und dribbelte am Flussufer entlang. Es kam ein kurzer Windstoss auf. Einige Meter weiter lief ein Mädchen, dessen Aufzeichnungen sich durch den Lufthauch in alle Richtungen verstreuten. Eigentlich war es Kojiro egal, aber trotzdem dribbelte er ihnen hinterher und brachte sie ihr alle zurück. Sie lächelte ihn an, als er ihr die Aufzeichnungen wieder gab. Ihre grünen Augen leuchteten, aber gleichzeitig verbarg sich etwas faszinierendes, trauriges in ihnen. „Vielen Dank! Wie kann ich das nur wieder gut machen?... Ähm… Wie wäre es, wenn ich dich zeichne?“ Kojiro überlegte kurz, willigte dann aber ein. Beide setzten sich an das Ufer des Flusses und das Mädchen fing an Kojiro zu zeichnen. „Kojiro Hyuga.“, sagte er plötzlich. Verwirrt sah das Mädchen, dessen Haare nun im Wind wirbelten, ihn an, „Wie bitte?“ „Das ist mein Name! Und wie heißt du?“ „Hikari.“ „Und wie weiter?“ Hikari starrte in die Weiten der Stadt und ignorierte Kojiro nun, bevor sie die Tränen, die ihre Wangen entlang liefen, bemerkte. „Ich… ich muss jetzt los.“, entschuldigte sie sich. Kojiro kam näher und zog ihr den Block aus der Hand, „Lass mal sehen.“ Hikari war das peinlich, deswegen zog sie den Block zurück. Beide fingen an sich auf dem Gras hin und her zu rollen, bis Kojiro Hikari mit seinem Gesicht so nahe war, dass sie seinen Atem fast schmecken konnte. Sie sahen sich nur an. Dann stammelte Kojiro eine Entschuldigung und setzte sich wieder. Auch Hikari setzte sich aufrecht. „Misaki…“, stammelte sie, „Hikari Misaki.“ „Misaki… Ich kannte mal jemanden, der so hieß.“ Tränen benetzten Hikaris Augen, sie stand auf und ging einmal um den Kirschbaum, der den beiden eben noch Schatten gespendet hatte. Schnell wischte sie sich die nassen Tropfen weg. Kojiro war ihr nachgegangen und streckte seinen Arm neben ihrem Gesicht aus, sodass sie fest genagelt war, und sich ihre Blicke schon wieder trafen. Plötzlich fing das Mädchen an zu schluchzen und ließ sich gegen Kojiros Oberkörper fallen. Verwirrt stand der Fußballer da, und legte unbeholfen seine Arme um ihren Körper. „Was ist los?“, fragte er, als sich Hikari langsam beruhigte. Sie wollte ihm nicht antworten, sondern wich ihm aus. „Ich… es tut mir Leid, es ist spät und ich… ich meine…“ Hikari wollte gehen, aber Kojiro hielt sie am Handgelenk fest. Sie versuchte es wegzuziehen, aber er war stärker. Hikari ließ sich vor ihm ins Gras sinken, „Warum willst du das wissen? Du kennst mich doch gar nicht…“ Kojiro seufzte. Er hielt Hikari immer noch fest. Vorsichtig zog er sie an sich und kam mit seinen Lippen ihren unglaublich nahe, bis sie sich zu einem kurzen, sanften Kuss formten. Hikari zuckte kurz zusammen. Kojiro ließ von ihr ab. Sie starrte ihn an, bevor sie anfing zu erzählen, „Ich habe niemanden mehr. Ich habe keine Familie, nur meinen Namen… Meine Eltern wollten mich nicht. Meine Mutter hat mich weggegeben, und meinen Vater kenne ich nicht. Ich weiß nur, dass er Künstler ist und mit meinem Bruder umherreist…“ Kojiro ballte die Fäuste, „Wie unfair… Hör zu, ich werde auf dich achten und von jetzt an auch für dich sorgen!“ Hikari lächelte, „Vielen Dank, aber ich komm schon klar. Irgendwie…“ „Sei nicht so stur und nimm auch mal was an!“, blinkte Kojiro und stand auf. „Du kennst mich doch gar nicht.“, protestierte das Mädchen. „Das kann sich ja jetzt ändern!“, zwinkerte Kojiro und zog sie hoch, „Lass uns gehen.“ Hikari war es unangenehm sich vorzustellen, dass dieser Junge sich um sie kümmern wollte. Das merkwürdige war nur, dass sie an Kojiros Worten nicht den geringsten Zweifel hatte. Trotzdem ihr dieses Gefühl bisher unbekannt war, zog es sie zu Kojiro hin. Bisher war sie gut ohne ihn ausgekommen, warum sollte sich das jetzt ändern, dachte sie sich. Nachdem sich ihre Wege trennten, dachte Hikari fest daran, dass sie diesen Jungen sowieso nicht mehr wieder sehen würde. Sie behielt Recht. Tage vergingen ohne ein Zeichen oder zufälliges Treffen mit ihm. Hikari hatte es schon aufgegeben… Sie lief durch Tokyo als vor ihr zufällig Kojiro auftauchte. Er war in Begleitung seiner Freunde Sawada, Wakashimazu und Sorimachi. Hikari beachtete ihn nicht weiter, sondern setzte ihren Weg so unauffällig wie möglich fort. „Er wird mich vor seinen Freunden eh nicht kennen…“, seufzte sie in Gedanken. Jemand berührte sanft ihre Hand und hielt sie zurück. Hikaris Herz klopfte. Sie sah sich um. Vor ihr stand Kojiro. Hastig zog sie die Hand weg, „Lass mich, ich kenne dich nicht, und du mich nicht. Belassen wir es dabei.“ „Hikari…“ „Nichts Hikari… Von wegen für dich sorgen … alles gelogen… mir egal, ich brauch dich nicht, ich brauche niemanden!“ Sie wollte ihren Weg fortsetzen, doch Kojiro hielt ihre Hand erneut fest, und diesmal hatte sie nicht die Kraft sie wegzuziehen. Er zog sie zu sich und küsste sie. „Takeshi, Wakashimazu, Sorimachi… Das ist meine Freundin, Hikari.“, stellte er sie vor. Hikari blickte auf ihre Hand, die fest in seiner war. Glücklich lächelte sie. Kojiro trennte sich von seinen Freunden, er und Hikari waren nun allein. „Du hast dich nicht gemeldet…“, sagte sie vorwurfsvoll. „Ich weiß, Spiele außerhalb. Interessiert dich sowieso nicht.“, lenkte er ab. Hikari nickte verständnisvoll, „Meintest du das ernst? … deine Freundin…“ „Stört es dich? Wir sind da…“ Hikari kam nicht zum Antworten. Fragend schaute sie sich um. Sie befanden sich vor einem kleinen Haus, das nicht sehr einladend aussah. Was will er hier, fragte sich das Mädchen. Doch da kamen ihnen schon drei Kinder, ein Mädchen und zwei Jungen, entgegengelaufen. Kojiro wurde sofort von ihnen belagert, „Bruder!“ „Bruder?“, fragte Hikari leise überrascht. Aus dem Haus kam eine zierliche Frau, die die Mutter zu sein schien. Sie blickte mit einem Lächeln zu Hikari und umarmte dann Kojiro. „Warum kommt ihr nicht mit ins Haus?“, schlug sie vor. Sie und die drei Kinder gingen vor. Hikari war unentschlossen. Kojiro legte seinen Arm um ihre Taille und zog sie mit sich. Halb hinter ihm stand Hikari, als die neugierigen Blicke seiner Familie sie beobachteten. „Wer ist das?“ „Was will sie hier?“ „…???“ Kojiros Geschwister fingen an eine Menge Fragen zu stellen, bis seine Mutter sie unterbrach, „Kinder, lasst das Mädchen doch erstmal reinkommen.“ Sie kam auf das verunsicherte Mädchen zu und umarmte sie. Hikari verbeugte sich, „Mein Name ist Hikari Misaki.“ Kojiro drückte ermunternd ihre Hand und nahm sie mit auf sein Zimmer. Erstaunt sah sie sich darin um. Überall hingen Poster von Fußballspielern und Fotos auf denen Kojiro mit seiner Mannschaft war. „Beeindruckend.“, hauchte sie und wusste gar nicht wirklich wo sie zuerst hinsehen sollte. „Möchtest du etwas trinken?“ Kojiros Frage brachte sie wieder zurück aus ihrem Staunen. „Bitte? … nein, danke!“ Hikari entdeckte ein Foto, das ihre Aufmerksamkeit auf sich zog. Es zeigte Kojiros Team und ein anderes, worauf ihr Freund und der Captain des anderen Teams die Siegesflagge der Juniorennationalmeisterschaft in den Händen hielten. „Ihr habt den Meisterschaftstitel geholt? Ich dachte, du spielst nur so…“ Kojiro setzte sich aufs Bett, „Genau darüber wollte ich mit dir reden…“ „Oje, das hört sich ernst an.“, scherzte sie und setzte sich neben ihn. Erwartungsvoll sah sie ihn an. „Ich gehe mit der Jugendauswahlmannschaft nach Europa…“ „Verstehe…“ „… als ihr Captain!“ „Glückwunsch!“ Hikari blickte traurig und enttäuscht auf ihre Hände. Kojiro hielt ihr ein Flugticket vor die Nase, „Und ich möchte, dass du mich begleitest!“ Mit unsicherer Hand griff sie nach dem Ticket, und fiel ihm um den Hals, „Ist das wahr? Ich dachte schon, du möchtest mich nicht mehr bei dir haben.“ „Die letzten Tage war ich mit den Auswahlspielern im Trainingscamp, und übermorgen… fliegen wir schon nach Europa.“ „So früh schon… Ich bin doch gar nicht vorbereitet, und…“, hektisch versuchte Hikari nachzudenken. Kojiro drückte ihre Hand, „Ganz ruhig. Du musst auch nicht sofort mitkommen. Tsubasa und Herr Katagiri fliegen eine Woche später. Flieg doch einfach mit ihnen.“ „Dann bin ich aber nicht bei dir!“, seufzte Hikari. Ihr Freund küsste sie auf die Stirn, „Du bist sehr süß!“ Er stand auf und zog sie mit sich. „Wir gehen jetzt erstmal zum Training, und dann holen wir deine Sachen.“, sagte Kojiro entschlossen und schnappte sich seinen Ball und Hikaris Hand. „Aber ich dachte, wir fliegen erst...“ Sie kam nicht dazu ihren Satz zu beenden, Kojiro lief mit ihr aus dem Haus. Schwer atmend lief sie ihm hinterher, „Kojiro, ich kann nicht so schnell.“ Er blieb stehen und grinste, „Ich hab wohl vergessen, dass du das nicht gewohnt bist.“ „Du hast mir immer noch nicht gesagt, warum ich mich so beeilen muss mit dem Packen. Ich bin doch schon genug im Stress.“ Kojiro strich seiner Süßen über die Wange, „Die Spiele werden sehr stressig, und ich werde wenig Zeit für dich haben, also will ich vor Europa noch soviel wie möglich mit dir zusammen sein.“ „Versteh das nicht falsch, aber ich gehe lieber allein nach Hause und bleibe bis zum Flug dort.“ Hikari war wie ausgewechselt. Sie wich Kojiro aus, bei jeder Berührung, die er versuchte, ob er ihre Hand nehmen wollte oder ihr Gesicht liebkosen, sie ließ es einfach nicht mehr zu. Sie ließ Kojiro mit einem „Wir sehen uns!“ stehen und ging traurig nach Hause. Unbewusst hatte sie dem einzigen Menschen wehgetan, den sie hatte. Zuhause setzte schaute sie zuerst auf dem Anrufbeantworter nach, „Wieder keine Nachricht, wie immer!“, seufzte sie und ließ sich auf ihrem Bett nieder. In einer Ecke gekauert dachte sie nach. Irgendwann schlief sie ein. Sie hatte Fieber und träumte von Kojiro. „Ko… jiro…“, säuselte sie im Schlaf. Plötzlich schlug Hikari die Augen auf und blickte sich um. Sie war wohl mehr als nur ein paar Stunden in diesem Zustand gewesen. Die Zeit war so schnell vergangen, dass sie sich jetzt beeilen musste um den Flieger nach Hamburg noch zu kriegen. Sie rannte durch die Straßen. Kojiro stand in der Flughalle und schaute ungeduldig in alle Richtungen. „Wir müssen nun wirklich gehen, sonst startet der Flieger noch ohne uns!“, sagte Jun und klopfte seinem Rivalen auf die Schulter. „Nur noch einen Augenblick.“, bat Kojiro, doch dann sah er ein, dass Warten nichts brachte. Er drehte sich um und wollte den anderen folgen, als er leise seinen Namen hörte. Er wandte sich um und sah Hikari einige Meter entfernt. Sie kam langsam auf ihn zu, rannte aber die letzten Schritte und fiel Kojiro in die Arme. Außer Atem seufzte sie, „Es tut mir Leid!“ Kojiro war etwas verwundert, auch als sie ihn dann auch noch küsste, aber er war glücklich. Zusammen gingen sie zum Flugzeug. Als sie davor standen, bekam Hikari Panik, „Kojiro, ich… habe Angst!“ „Das brauchst du nicht. Hikari, ich bin doch bei dir!“, versuchte er sie zu beruhigen und schaffte es nur schwer sie in das Flugzeug zu bekommen. Eigentlich wäre ihr Platz am Fenster gewesen, aber Kojiro tauschte, sodass Hikari zwischen ihm und Tsubasa saß. Kojiro gab Hikari eine Schlaftablette. Beruhigt schlief sie an seiner Schulter, und auch er schlief einige Zeit später ein. Als er aufwachte, schlief sie an Tsubasa gelehnt. Das gefiel Kojiro weniger, aber er war froh, dass sie überhaupt mitgekommen war. Vorsichtig stupste er Hikari an, „Süße, schau mal! Ist das nicht eine tolle Aussicht?“ Verschlafen blinzelte sie ihn an. Schnell setzte sie sich wieder aufrecht von Tsubasa weg. Das war Hikari furchtbar peinlich. Sie sah aus dem Fenster und krallte sich blitzschnell an Kojiros Arm fest. Sie hatte die Augen geschlossen und bat ihren Freund den Fensterschieber zu schließen. Kojiro tat dies. Er strich seiner Hikari sanft durchs Haar und versuchte sie abzulenken für den Rest des Fluges. Sobald das Flugzeug gelandet war, sprang Hikari auf und rannte auf die Startbahn, „Endlich wieder fester Boden!“ Sie drehte sich glücklich ein paar Mal im Kreis. Kojiro holte seine und ihre Sachen und sie fuhren mit der Mannschaft zu den Trainingsplätzen des FC Grünwald. Hikari hielt sich zurück, während die anderen sich die Plätze ansahen. Dort trafen sie auch auf Genzo, den sie zu kennen schienen. Sie setzten sich mit ihm auf das Gras und redeten über alte Zeiten und die Jugendauswahl. „… hat mich Taro besucht…“, sagte Genzo. Die Mannschaft reagierte neugierig, „Misaki!?“ Hikaris Herz begann vor Aufregung zu klopfen. Sie ging mutig auf Genzo zu. Ihre Schritte waren schnell, aber sie schwankte vor Aufregung, „Taro… Misaki!?“, fragte sie noch mal nach. Genzo schien verwirrt, „Ja, kennst du ihn?“ Hikari schüttelte den Kopf und ging ein paar Schritte um nachzudenken. Kojiro konnte sich nicht um sie kümmern, er hatte ein Freundschaftsspiel gegen Genzo und die Deutschen. Mit einem 6:1 verloren sie. Genervt ließ er sich im Bus nieder. Hikari saß teilnahmslos neben ihm, „Wie ist es gelaufen?“ „Nicht so gut.“ Kojiro war nicht sauer weil er verloren hatte, sondern über die Demütigung, dass es gegen Wakabayashi war. Hikari lehnte sich an seine Schulter. „Geht es dir gut?“, fragte er vorsichtshalber. „Kennst du Taro Misaki auch?“, wollte sie wissen. Kojiro verstand nicht worauf sie hinaus wollte, „Ja. Er ist ein Freund.“ Hikari nickte nur. Kojiro wurde interessiert, „Warum willst du das wissen?“ Hikari antwortete nicht. Kojiro fragte erneut, aber sie ignorierte ihn. Erst als sie aus dem Bus stiegen fand er die Gelegenheit sie näher darauf anzusprechen. Er nagelte sie neben der Tür fest, „Sag mir was los ist. Ich kann es nicht ertragen wenn du deine Probleme vor mir verbirgst!“ „Taro Misaki ist mein Bruder!“, sagte sie mit zaghafter Stimme. Kojiro nahm sie in den Arm, „Taros kleine Schwester also… Lächle für mich, dann erzähl ich dir von deinem Bruder.“ Hikaris Augen begannen zu strahlen. Kojiro grinste frech, „Ach, Taro kann dich aufmuntern, und ich nicht?“ Hikari küsste ihn kurz und zwinkerte. Beide gingen in die Herberge. Die ganze Mannschaft schlief in einem Zimmer, und Hikari nächtigte neben Kojiro im Bett. Sie hörte Kojiro aufmerksam zu, als er von Taro und deren gemeinsamer Zeit bei Meiwa erzählte. „Du hast auch mal von diesem Tsubasa gesprochen. Sind die beiden denn so gut befreundet?“, wollte Hikari wissen, als Kojiro ihr von dem „goldenen Duo“ erzählte. „Könnt ihr auch mal ruhig sein?“, patzte Sawada, der wie die anderen schlafen wollte, die beiden an. Hikari und Kojiro schliefen ein. Die nächsten Tage wurden hart. Die japanische Jugendauswahl hatte in vielen europäischen Ländern Freundschaftsspiele, bevor das eigentliche Turnier stattfand. Inzwischen war auch Tsubasa nachgekommen, aber Hikari hatte noch keine Gelegenheit mit ihm zu sprechen. Die Tage vergingen und die Reise nach Frankreich rückte näher. Hikari weigerte sich mit dem Flugzeug zu fliegen und entschied sich für den Zug. Kojiro wollte sie begleiten, aber sie lehnte entschieden ab, „Im Flugzeug ist es bequemer und schneller. Ich komm schon klar. Wir sehen uns später.“ Sie küsste ihn und machte sich sofort auf den Weg nach Paris. Erst spät am Abend kam sie an. Hikari wusste weder wo sie war, noch wo sie hinmusste. Sie übernachtete in einem kleinen Hotel nahe dem Fußballstadion. Sie wollte Kojiro auch nicht belästigen sie abzuholen. So wartete sie vor dem Stadion bis die Mannschaft eintraf. Kojiro kam als letzter aus dem Bus. „Kojiro!“, rief sie. Um sie herum war es aber so laut, dass sie dachte er könne sie nicht hören. Doch er drehte sich zu ihr und nahm sie in die Arme. „Das machen wir nicht noch mal so. Ich hab mir Sorgen gemacht.“, beschwerte er sich. „Ist gut!“, gab Hikari kleinlaut zurück. „Es gibt da eine Überraschung, die du während des Spiels zu sehen bekommst.“ Kojiro grinste geheimnisvoll. Hikari setzte sich auf die Spielerbank. Von dort aus sah sie mehr. Zu Beginn des Spiels achtete sie noch auf ihren Freund, doch dann wurde sie auf die Rufe der Zuschauer aufmerksam, „Lasst Misaki spielen!“, hörte sie immer wieder. Schon wieder fing ihr Herz an zu schlagen. Sie blickte zu Kojiro. Dieser machte ein Zeichen, dass sie neben sich schauen sollte, bevor er weiter spielte. Sie sah nur die Rückennummer, und den Namen… Misaki! „Taro?“, fragte sie vorsichtig. Der Spieler wollte sich gerade umdrehen, als der Trainer ihm zurief, „Misaki, mach dich bereit, du wirst eingewechselt.“ Hikari konnte es nicht glauben. Hatte wirklich ihr Bruder neben ihr gesessen? Sie konnte das Ende der zweiten Halbzeit nicht abwarten. Und dann sollte das Spiel auch noch wegen Gleichstand in die Verlängerung gehen. Hikari wurde ungeduldig. Sie stand auf von ihrem Platz und rief den Spieler zu, „Hey, strengt euch an! Ihr schafft das, ihr besiegt Italien. Kojiro, zeig ihnen deinen Spezialschuss!“ Kojiro war etwas verwirrt, dass seine Freundin so energisch war, doch mit einem Lächeln stürmte er nach vorn, „Nitta, Takeshi… Wenn Tsubasa und Taro ihre Bewacher nicht abschütteln können, müssen wir eben den Sieg holen!“ Die beiden angesprochenen folgten ihrem Captain. Zusammen schafften sie in letzter Minute den Siegestreffer. Erleichtert lachten sie und freuten sich doch zwei Tore gegen den „perfekten Torwart“ erzielt zu haben. Hikari bemerkte nun wieder, was sie getan hatte. Still setzte sie sich in die hinterste Ecke der Spielerbank und wartete bis die japanische Mannschaft auf die Bank zurückkehrte. Erst als Kojiro auf sie zukam, stand sie auf um ihn mit einem Kuss zu beglückwünschen. Er schob seine Kleine vor sich her und rief Taro zu sich. „Kojiro, was soll denn das?“, protestierte das Mädchen. Taro stand ihr gegenüber. Verlegen sah sie auf den Boden. Kojiro schob ihren Kopf hoch, sodass Hikari in das Gesicht ihres Bruders sehen konnte. Er zwinkerte Taro zu, „Du hast hier einen besonderen Fan!“ Mit einem fiesen Grinsen überließ er die beiden sich selbst. „Was sollte denn das?“, fragte Taro und sah Hikari ermutigend an. Diese zuckte mit den Schultern. Sie konnte nichts sagen, nur ihren Bruder ansehen. Eine Weile standen sie sich wortlos gegenüber, bis Kojiro sich einmischte. Er hatte die beiden beobachtet. Er legte seine Hand auf Hikaris Schulter. Hikari hielt es nicht länger aus, sie brach in Tränen aus und fiel Taro um den Hals, „Endlich habe ich dich gefunden, Taro!“ Taro löste sich ein wenig von ihr, „Was hat das zu bedeuten?“ Hikari fasste sich, während Kojiro weiterredete, „Das ist Hikari Misaki, deine Schwester!“ „Meine… was? Ich habe keine Geschwister!“, verteidigte sich Taro schockiert. „Doch, mein Sohn, die hast du. Das Mädchen sagt die Wahrheit, du hast eine Schwester.“ Inzwischen war Taros Vater zu dem Platz gelangt. Gerade so, hatte er noch mitbekommen, was sich vor wenigen Minuten abgespielt hatte. Kojiro ging auf ihn zu und schlug ihm mit der Faust fest ins Gesicht, sodass neben seinem Auge eine Ader platzte und blutete. „Kojiro!?“, riefen Hikari und Taro bestürzt. Dann ging dieser zurück zu Hikari. Er nahm sie in den Arm und sah ihren Vater herausfordernd an, „Sie haben von Hikari gewusst? Wäre es nicht angebracht gewesen sie wenigstens wissen zu lassen, dass sie nichts mit ihr zu tun haben wollten!?“ Herr Misaki schüttelte den Kopf, „Ich hatte doch keine Ahnung. Ich war schon längst nicht mehr im Land, als Yoshiko mir eröffnet hatte, dass sie schwanger sei. Wir hielten es für das beste, wenn Taro mit mir kommt, und Hikari…“ „Ist es das Beste sein Kind nie zu besuchen oder so zu tun als hätte man nur eines?“ Kojiro steigerte sich hinein. Hikari wollte, dass er aufhört, aber sie war zu schwach es ihm zu sagen. Stattdessen entfernte sie sich von Kojiro, Herrn Misaki und Taro. Nur ihr Bruder bemerkte ihre Flucht und folgte ihr. Er holte sie mit schnellen Schritten ein. „Hey, Schwesterchen, warte doch mal!“ Das Wort „Schwesterchen“ zog sich schmerzend langsam durch Hikaris Kopf. Sie blieb stehen, „Tut mir Leid! Ich wollte euer Leben nicht durcheinander bringen.“ „Ist schon gut. Ich verstehe dich, und ich hätte das gleiche getan!“ Taro versuchte seine kleine Schwester mit einem Lächeln aufzumuntern. Hikari sprang sogar darauf an und sie liefen ein wenig durch die Gegend um sich über die letzten Jahre zu unterhalten. „… also, du und Kojiro…“, sagte er grinsend. Hikari wurde etwas rot, „Sieht so aus.“ „Das macht die Sache nicht gerade einfacher.“ „Was meinst du?“ „Ich habe gehofft, dass du jetzt hier in Frankreich bleibst. Ich war immer allein. Klar, Vater war bei mir, aber du gehörst doch auch zur Familie…“ Hikari musste über Taros Worte nachdenken. Wie Recht er doch hatte, aber das hieße, sie müsse Kojiro verlassen, und das konnte sie nicht. Schon wieder hatte sie es geschafft ihr Leben in eine Sackgasse zu lenken. „Ich denke darüber nach!“, seufzte sie. Taro nahm sie bei der Hand und sie gingen zurück. Kojiro und Herr Misaki waren noch am Diskutieren. Hikari zog Kojiro mit sich, und Taro redete mit seinem Vater wegen seines Plans Hikari nach Frankreich zu holen. Herr Misaki war sofort einverstanden. Hikari erwähnte die Idee kurz vor Kojiro, der sich aufregen wollte, aber sie beruhigte ihn, „Ich würde dich nicht verlassen! Das kann ich nicht!“ „Dein Leben ist gerade nicht einfach, entscheide was wichtig ist für dich!“ Hikaris Freund kam auf sie zu und küsste sie, bevor er wieder zu einem Fußballspiel musste. So vergingen die nächsten Tage, Kojiro und Taro spielten Fußball, und Hikari quälte sich mit der Frage bei wem sie bleiben sollte. Der letzte Tag in Frankreich brach an. Taro und Hikari hatten sich zum Essen verabredet. Kojiro hatte sich entschieden die beiden allein zu lassen. Sie brauchten die Zeit. „… wie hast du dich entschieden?“ Hikari sah ihren Bruder traurig an und schüttelte den Kopf, „Ich habe so lange allein in Japan gelebt, und endlich bin ich glücklich. Endlich habe ich meine Familie gefunden, dafür bin ich dankbar… Ohne Kojiro wäre ich aber nicht hier. Ich liebe ihn…“ Sie gab Taro ein Küsschen auf die Wange, und er spürte die Tränen, die auf sein Gesicht tropften, „Auch wenn unsere Zeit nur kurz war, ich liebe dich! Falls du mal in Japan bist, komm mich besuchen!“ Damit ließ sie Taro allein im Restaurant sitzen. „Ich habe gewusst, dass du dich so entscheidest!“, flüsterte er. Hikari war wieder bei Kojiro im Hotel und packte ihre Sachen. „Bist du sicher, dass du das willst?“, fragte er sie erneut. Hikari warf ihm ein Kissen zu, „Willst du mich etwa loswerden? Ich habe mich entschieden, bitte mach es mir nicht schwerer!“ Als sie in den Bus stiegen, sah Hikari sich noch einmal in Paris um, „Auf wieder sehen, Taro, Dad…“ Mit einem Lächeln stieg sie in den Bus zu Kojiro. Sie kuschelte sich in seine Arme, und er spielte mit ihrem Haar. „Bist du glücklich?“, fragte er, sie strahlte ihn an, „Ja, das bin ich!“ Hand in Hand gingen sie zum Terminal. „Hikari!“, rief eine ihr bekannte Stimme. Sie wandte sich um und sah Taro hinter sich. Er war außer Atem und hatte eine große Tasche bei sich, „Ich komme mit nach Japan. Jetzt wo ich dich gefunden habe, kann ich dich doch nicht allein zurückgehen lassen.“ Kojiro räusperte sich mit einem von-wegen-ich-bin-auch-noch-da-Blick. „Das ist wunderbar!“, freute sich Hikari und umarmte ihren Bruder. Einige Minuten später saßen sie im Flugzeug. Hikari hatte nicht einmal mehr Flugangst. Sie saß an Kojiro geschmiegt, während Taro ihre Hand hielt. Es war eine ereignisreiche Reise gewesen. Als Hikari in Japan ankam und die untergehende Sonne betrachtete, wusste sie, dass sie Zuhause war. Sie küsste Kojiro zärtlich, „Ich liebe dich!“ @ Hiya Takaishi 09-04-2006 Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)