No Happyend von Willow (Dem Auge fern, doch dem Herzen immer nah.) ================================================================================ Kapitel 2: eins ~ Der Umzug --------------------------- Ich saß neben meiner Mutter im Auto. Die Straßen im näheren Stadtgebiet waren geebnet mit Blättern der vielen Bäume die am Straßenrand standen und mein Blick fuhr gelangweilt darüber. Das Autoradio gab ein leises Rauschen von sich, zwischendurch noch Oldiemusik, aber meistens nur ein monotones Rauschen. Ich war müde, das Herbstwetter raffte einen schon förmlich dahin, graue, zerissene Wolken hingen träge vom Himmel. Der typische Novemberhimmel. Der große Truck fuhr synchron mit uns um eine Kurve, die mich etwas aus meiner kuscheligen Sitzposition warf, er brummte laut. Vielleicht empfanden das unsere Nachbarn als störend, ich weiß es nicht, ich hatte nur das Gefühl, dass mein Kopf zu leer war, also machte ich mir über kleinigkeiten gedanken. Immer noch hierlt meine Hand eine kleine Karte, mein Herz war schwer, ich musste mich eben von meinen besten Freunden verabschieden. Sie sagten, ich könne jeder Zeit vorbeikommen, doch ich wusste, das es einfach zu weit weg war um die freundschaft noch aufrecht zu erhalten. Und jetzt hielt ich eine Kleine Karte, mehr ein zerissenes Stück Pappe in der Rechten hand und las mir immer wieder einen Satz durch. "Bleib so wie du bist, wir werden dich ganz doll vermissen!" stand darauf. Ich wusste, dass es nicht so war. Aus den Augen, aus dem Sinn eben. Wie auch bei den letzten Umzügen, die ich wegen der arbeit meiner Mutter machen musste. Ich war jetzt 15 geworden, letzten Monat, wenigstens konnte ich noch mit meinen Freunden feiern, doch nun war ich wieder ganz alleine. Zum glück hatten die hier noch Herbstferien. Ich musste nicht wieder mitten im Schuljahr anfangen. Wir bogen in eine Straße ein, der Sender wechselte, also bis hier hin reichte unser gewohnter Sender, doch nicht weiter. Ich schaute kurz auf das Radio. Ich begutachtete die digitalen Zahlen, wie sie suchten, doch keinen Sender fanden, wahrscheinlich ein Funkloch oder so... Plötzlich hielten wir. Eine ermüdent leere Straße offenbarte sich vor uns, neben uns ein altes, überwachsenes Haus. Mein neues zu Hause. Meine Mutter legte die Hände an meine Schultern. "Wir sind da, mein Schatz." Ich hob mich vom Fenster weg und drehte den Kopf müde zu ihr. Sie rieb mir etwas über die Wange und ich nickte dösig. "Hier...?" Meine Stimmbänder waren zu lange unbenutzt, mein Hals trocken, es entlockte mir ein Gähnen. "Diesmal bleiben wir länger, ich bin mir ganz sicher, solange mein Boss in den Staaten ist, hab ich keine Aufträge mehr, jetzt bleiben wir hier. Ich verspreche es." Wie oft sie das schon gesagt hatte, ich dreh durch...komisch wenn man das immer wieder hört, dann glaubt man es irgendwann. "Schon okay, Mum." meinte ich leise und spielte mit meinem kleinen Finger herum. Ich sah wie Berge von Menschen die Kartons stemmten und ins Haus trugen. Ich stand draußen und kleine Kinder beobachteten mich. Ich lächelte ihnen freundlich zu doch sie schauten mich nicht neugierig, sondern einfach nur perplex an. Sie fuhren einfach weiter mit ihren Rollern und Fahrrädern. Ich hatte nur einen weiten terracottafarbenen Rollkragenpullover an und eine blaue Jeans, na ja wahrscheinlich sah ich noch etwas geknitt aus, nach der langen Autofahrt ist es doch wohl selbstverständlich. Ich hatte meine Haare unproffessionell zu einem Pferdeschwanz gebunden und schlang die Arme um mich. Es war richtig eisig hier in der Region, ich spürte meine Finger kaum noch, doch ich wollte den Möbelpackern zusehen...sie trugen alles rein, meine Mum hatte auch nicht schlecht dafür bezahlt. Es waren große, stämmige Männer, alle um die zwei Meter groß und je mit zwei Kartons bepackt. Ich spürte wie etwas in meinen Nacken tropfte. Es begann zu regnen. Langsam fuhr meine Hand aus dem viel zu langen Ärmel und tastete nach dem Regen. Interessiert sah ich auf die rundlich geformten Tropfen des kleinen Regenschauers, er zog schon wieder vorbei, als ich hinter mir ein leises quietschen vernahm. Ich sah, wie die Nachbarpforte aufging. Sie war alt, rostete schon, der Türgriff war vom Sauren Regen schon völlig verformt und sie schien alt. Weiterführend verlief links und rechts von ihr ein Hoher Zaun auch aus dem selben Material, mit der selben Musterung, darüber ragten viele wilde Pflanzen, ein großes durcheinander, doch mein Blick verschärfte sich etwas, die Neugierde, wer aus dem Nachbargarten kam, brannte in mir auf. "Elly? Wo bleibst du?" rief meine Mutter und ich fuhr erschrocken herum. Sie stand unauffällig im Türrahmen des neuen Hauses, es hatte ungefähr dem Aussehen nach zuurteilen das selbe Alter wie das des Nachbarhauses. Völlig entspannt lehnte sie im Rahmen, brannte darauf mir das Haus zu zeigen und ich musste lächeln. "Ich komme sofort, Mum!" sie nickte verständnissvoll und ging rein. Ich sah über die Schulter zurück, doch das einzige was ich sah, war eine Pflegerin mit einem Rollstuhl, sie war schon zu weit weg, als das ich hätte erkennen können, wer darin saß. Sie kamen anscheinend aus dem Haus nebenan. Ich saß in meinem Zimmer auf dem Bett. Euphorisch schnappte ich nach den Vorhängen meines Fensters und riss sie glücklich auf. Das Haus war riesig, zwar noch etwas karg, aber das ließ sich ja leicht beheben. Mein Zimmer war größer als alle anderen die ich jetzt hatte, es war so wunderbar, so viel Platz! Ich sah mich gründlich um, hellgelbe Wände, Zitronengelb etwas abgeschwächt. Meine Möbelstanden schon an den rechten Plätzen und jetzt galt es mir, mein Zimmer zu dekorieren, also machte ich mich an meine vielen Kartons. Ich richtete mir mein Zimmer schlicht ein, hing mir meine wichtigsten Erinnerungen, wie Fotos oder Bilder an die Wände, ich hatte endlich genug Platz, ohne das es so überfüllt aussah, es war perfekt. In mitten meiner Freunde hielt ich inne. Ich hatte gerade den Kopf zum Fenster gedreht. Die Häuser hier in der Straße waren zwar alle riesig, wurden aber ziemlich dicht aneinander gebaut. Ich sah genau in ein anderes Zimmer hinein. Zwar war dort nicht viel, ein Spiegel und vielleicht ein uralter Schrank, aber mehr nicht, es sah nicht aus wie ein benutztes Zimmer. Trotzdem...irgendwie war mir mulmig dabei. Ich konnte genau hereinsehen... Nach getaner Arbeit ging ich nach unten. Meine Mutter hatte natürlich zuerst geguckt, ob der Kamin funktionierte, Feuerholz lag ja im Garten. Ich setzte mich auf unser altes Ledersofa und kuschelte mich ein. Es war schön, schöner als ich es erwartet hatte. Mein Misstrauen war unbegründet geblieben und nur das war es, was ich wissen wollte. Meine Mutter hielt mir eine Tasse Tee hin und ich nahm sie fest in die Hand. Ich merkte, wie meine Finger wieder durchblutet wurden,wie sie langsam wieder "auftauten". Ich musste lächeln, doch irgendwie wollte mir die Frage nicht aus dem Kopf gehen, wer neben uns wohnte, vielleicht würde sich jene beantworten, wenn ich morgen einfach mal hingehe...so muss es sein, das werde ich tun. Ich drehte die Tasse etwas in den Händen, nachdenklichen Blickes sah ich ins Feuer, beisammen mit meiner Mutter, bis wir schlafen gingen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)