Dragonsoul von Suri ================================================================================ Kapitel 3: Chapter04 -------------------- 04. „Sagt mal, hat nicht einer von euch Lust mir nach dem Essen mal diese Festung ein bisschen zu zeigen? Diese dummer Karte die Ginny mir gegeben hat, da komm ich nicht so wirklich mit zurecht. Und die Karte kann mir auch keine Fragen beantworten und da hab ich ne Menge von.“ Stella grinste. „Du hast dich also damit abgefunden, dass du für’s Erste hier bleiben musst?“ „Bleibt mir ja nichts anderes übrig, oder? Charlie hat mir sehr deutlich gemacht, dass es vor dem Frühling keinen Weg hier weg gibt. Und bevor ich jetzt stundenlang absurde Fluchtpläne schmiede, kann ich mich doch besser mit meinem Gefängnis anfreunden.“ „Vergiss deine Gefängniswärter nicht. Wir sind allesamt ausgesprochen liebenswert. Leider hab ich keine Zeit für’s Sightseeing. Ich hab in zehn Minuten Dienst. Aber bestimmt findest du ein anderes Opfer. Kommst du Paul? Du hast noch im Hort zu tun soweit ich weiß. Glaub ja nicht, dass du dich schon wieder davor drücken kannst, Bruderherz.“ Sie stand auf, streckte sich ausgiebig und ließ dann mit einem Fingerschnipsen das schmutzige Geschirr verschwinden. Harry war begeistert. „Hey cool. Stablose Magie. Das find ich richtig klasse. Mir ist schon aufgefallen, dass ihr hier alle keine Zauberstäbe habt. Wie kommt das?“ Er sah Stella neugierig an, aber es war Draco, der an ihrer Stelle antwortete: „Die funktionieren hier nicht. Meinst du, ich hätte dich sonst vorhin so damit rumfuchteln lassen? Viele hier haben noch nicht mal mehr einen. Meinen hab ich vor Jahren an die Todesser verloren und nie vermisst. Wenn du hier zaubern willst, musst du lernen, ohne auszukommen.“ „Na toll. Danke Ginny, dass du mich so umfassend über alles hier aufgeklärt hast! Zur Strafe sollte ich darauf bestehen, dass du mir alles zeigst.“ „Liebend gern, Harry. Aber ich hab keine Zeit. Ich muss nämlich jetzt auch los. Macht’s gut ihr Hübschen.“ Mit einem ebenso charmanten wie übertriebenen Lächeln stand sie auf und folgte Stella und Paul. Harry blieb mit Draco allein zurück. „Musst du auch weg?“ „Nein, ich hab den Rest des Tages frei. Darum wirst du wohl mit mir als Museumsführer Vorlieb nehmen müssen.“ „Du musst nicht, wenn du nicht willst. Ich find bestimmt auch jemand anderen. Ich meine, ich will dir ja nicht zur Last fallen.“ „Ich kann mir eine ganze Menge Dinge vorstellen, die schlimmer wären. Warum sollte es mich stören, die nächsten Stunden in Gesellschaft eines hübschen und netten Jungen zu verbringen, den ich ausgesprochen gern besser kennen lernen würde?“ Beim Sprechen hatte Draco sich leicht vorgelehnt und Harry tief in die Augen gesehen. Der bekam prompt wieder rote Ohren, was dem ehemaligen Slytherin ein übermütiges Lachen entlockte. Anscheinend hatte er sich vorgenommen auch weiterhin mit seinem früheren Rivalen zu flirten. Der wusste nicht so recht was er davon halten sollte. Früher waren die Grenzen klar abgesteckt gewesen, aber jetzt hatten sie sich vollkommen verschoben und Harry würde Zeit brauchen, die neuen Regeln zu lernen. Er war an Dracos beißenden Sarkasmus gewöhnt, an sein Talent alles schlecht zu machen, was den Gryffindor betraf. Das er plötzlich nett und ausgeglichen war und, was noch viel schlimmer war, ausgesprochen anziehend, verwirrte Harry. „Würdest du bitte damit aufhören?“ „Womit? Ich mach doch überhaupt nichts. Ich sitz bloß hier.“ „Dass du ständig sagst, dass ich, na ja, hübsch bin und so. Das ist mir peinlich.“ Draco lachte wieder. „Aber warum? Es stimmt doch. Und nach all den Gemeinheiten von früher, dachte ich es würde dich freuen zur Abwechslung mal was Nettes zu hören.“ „Ja schon, aber um ehrlich zu sein, es bringt mich etwas aus dem Konzept so was ausgerechnet von dir zu hören. Sei mir nicht böse. Ich bin wirklich froh, dass wir den Streit von früher begraben haben, aber könntest du vielleicht etwas langsamer machen? Ich komm nämlich nicht mehr mit. Und zweitens stimmt es einfach nicht. Ich sehe grauenhaft aus. Das weiß ich. Du musst mir also keine Komplimente machen, nur um nett zu sein.“ „Oh du liebe Güte! Ich kann nicht glauben, dass du so wenig Selbstbewusstsein hast! Natürlich siehst du im Moment furchtbar aus, das streitet keiner ab, aber erstens, du siehst schon viel besser aus als noch vor vier Wochen und zweitens kenn ich dich schon etwas länger. Ich weiß wie du normalerweise aussiehst. Und ich sag das nicht um nett zu sein. Ich habe mir schon vor langer Zeit abgewöhnt Dinge nur deshalb zu sagen, weil ich das Gefühl habe, dass der andere sie hören will. Aber in Ordnung, wenn es dir unangenehm ist, werd ich versuchen mich zusammenzureißen. Ich kann allerdings für nichts garantieren.“ „Danke. Zeigst du mir jetzt die Festung?“ „Eine Frage noch. Darf ich dich weiter Harry nennen oder bestehst du auf Potter?“ „Ha, ha. Sehr lustig. Ich möchte bitte mit ‚Mr. Potter, Sir’ angesprochen werden!“ „Na, da kannst du aber lange drauf warten! Bin ich Dobby?“ „Wer dumme Fragen stellt, muss mit dummen Antworten rechnen.“ „Ja, ja. Schon klar. Los, lass uns gehen, Potty. Die Festung ist groß.“ -- Vier Stunden später stand Harry mit offenem Mund auf den Zinnen der Burg. In den letzten Stunden hatte er eine Menge vom Innenleben der alten Festung kennen gelernt: Küche und Speisekammern, unangefochten Gregs Reich; die Schmiede und das Badehaus; Wäscherei und Sattlerei; Gästezimmer und Charlies Büro, aus dem sie aber sofort rausflogen; den Krankenflügel, wo Celeste ihn für entgültig gesund aber weiterhin erholungsbedürftig befand; den Kinderhort, wo ihn Ben, Mona und Tash begeistert begrüßten und sofort mit ihm spielen wollten; die Schneiderei, wo seine Maße genommen wurden, damit er endlich eigene Kleider bekam, statt weiterhin in den geliehenen herumzulaufen; die gigantische Bibliothek, in die Hermine sofort eingezogen wäre; einen weiteren Raum direkt nebenan, in dem hunderte von Landkarten ausgebreitet, aufgehängt oder in hölzerne Rahmen gespannt und aufgestellt waren; und unzählige andere Räume, die jeder einem bestimmten Zweck dienten. Schließlich schwirrte Harry der Kopf von all den Informationen und er war sich noch sicherer als heute morgen, dass er sich das niemals alles merken würde. Als Draco vorschlug in den Hof zu gehen, war Harry zwar froh über den Gedanken endlich mal an die frische Luft zu kommen, erwartete aber nicht allzu viel. Immerhin hatte er durch die Führung bereits einen ziemlich genauen Eindruck der Größe der Burg erhalten. Er hatte sich geirrt. Nichts hätte ihn auf den Moment vorbereiten können, als er aus der Tür eines Seitenturms auf den Wehrgang trat. Der Anblick war atemberaubend. Hinter ihm erstreckte sich die weite, unruhige Fläche des Ozeans. Unter ihm lag der riesige Innenhof der Festung, die sich in schwindelerregenden Türmen und mächtigen Zinnen, anmutigen Bogengängen und unzähligen Erkern, mit Wasserspeiern geschmückten Vorsprüngen und Simsen noch etliche Stockwerke in die Höhe erstreckte. Die schweren, uralten Steine waren von Wind und Wetter glatt geschliffen und von der salzhaltigen Luft zerfressen. Trotzdem wirkten sie so unverrückbar wie die Klippen auf denen die Festung thronte. Ausgetretene Stufe führten vom Hof auf die Wehrgänge, die sich über die gesamte Länge der Außenmauer erstreckten. Der etwa einen Meter breite Vorsprung war zum Hof hin offen und wurde zur anderen Seite von einer brusthohen Mauer begrenzt. Hinter dieser Mauer, weit unten, brandeten die Wellen gegen die Klippen. Aber das Unglaublichste, Atemberaubendste und Schönste waren die Drachen. Dutzende der riesigen Reptilien hockte auf den Zinnen oder unten im Hof, wo sie den Menschen, die um sie herumliefen kaum Beachtung schenkten. Andere flogen um die Festung, zogen hoch am Himmel ihre Kreise. Ihre Schreie hallten durch die Luft, übertönten die Möwen und die Wellen. Die Drachen waren verschieden groß und ebenso unterschiedlich gefärbt. Harry erkannte ein oder zwei Stachelbuckel, sogar einen Hornschwanz, aber die meisten der Echsen waren ihm vollkommen unbekannt, ähnelten keiner der Drachenrassen, die er aus dem Unterricht kannte. Sie waren größer und wirkte irgendwie majestätischer und eleganter. Unwillkürlich fragte Harry sich, wie es wohl sein würde auf einem dieser wundervollen, schrecklichen Geschöpfe durch die Luft zu reiten. Draco, der neben ihm stand hatte den Ellbogen auf die Außenmauer und das Kinn in die Hand gestützt und beobachtete Harry. Er erinnerte sich noch gut an seinen ersten Tag auf den Zinnen der Drachenburg. Der Anblick war überwältigend, atemberaubend schön und trieb einem die Tränen in die Augen. Auch jetzt, nachdem die Festung seit sechs Jahren sein Zuhause war und er jeden Winkel in- und auswendig kannte, war die Schönheit dieses Ortes und der Bann den er ausübte ungebrochen. Die Drachenfestung hatte ihre ganz eigene Magie, der man sich nur schwer entziehen konnte. Draco liebte diesen Ort mit aller Macht und von ganzem Herzen. Ebenso wie die Menschen die hier lebten. Er schloss kurz die Augen und erlaubte der Erinnerung in den Vordergrund zu treten. Sein Leben hatte sich in der Sekunde verändert, als die Klauen eines roten Drachenweibchens sich um seinen Körper geschlungen hatten. Der Flug hierher und auch die ersten Wochen in der Obhut der Drachenreiter waren nur ein vager, verschwommener Schatten. Einzig beherrscht von Dunkelheit, Schmerz und Angst. Es hatte lange gedauert bis andere Empfindungen an die Oberfläche gestiegen waren. Die Heiler der Festung hatten wochenlang um sein Leben gekämpft. Kämpfen müssen, denn Draco selbst hatte zu dem Zeitpunkt längst aufgegeben. Auch als schließlich klar war, dass er am Leben bleiben würde und obwohl es ihm körperlich immer besser ging, hatte er sich nach dem Tod gesehnt. Und so hatte er schließlich an dem Tag, als er zum ersten Mal das Bett verlassen durfte hier auf dem Wehrgang gestanden, mit der festen Absicht sich in die Tiefe zu stürzen. Weiterzuleben war ihm damals unmöglich erschienen. Seine Seele hatte zu tiefe Wunden davongetragen und es schien einfacher zu springen, aufzugeben, als sich den Dämonen zu stellen. Damals hatte er zum ersten Mal bewusst die Berührung einer anderen Seele gespürt. Zaghaft erst, wie um ihn nicht zu erschrecken, hatte dieses fremde Selbst seine eigenen Seele umschlossen, hatte die Wunden erkundet und war schließlich mit ihm verschmolzen. Es war nicht das Selbst eines anderen Menschen. Es war der uralte, weise Geist eines Drachen, der ihn an diesem Tag davon abhielt zu springen. Danach spürte er die fremde Seele immer wieder. Zu Anfang hatte ihm diese Präsenz in seiner Seele Angst gemacht, hatte ihn in nackte Panik versetzt. Er erinnerte sich wieder an den Moment als Voldemorts dunkler Geist in ihn eingedrungen war und jeden Winkel seiner Selbst brutal durchbohrt hatte. Die Angst wurde so überwältigend, dass er schließlich seinen Stolz beiseite schob und sich Charlie anvertraute. Diese Unterhaltung hatte alles geändert: „...Wenn ein Drache stirbt, dann verlässt seine Seele den Körper, so wie es bei jedem Lebewesen der Fall ist. Die Seele teilt sich dann und vereinigt sich mit den Seelen neugeborener Drachen. Aber manchmal, wenn im selben Moment ein Menschenkind geboren wird, geht ein Teil der Drachenseele auch auf dieses Kind über. Meistens bemerkt dieser Mensch sein Leben lang nichts davon. Wie gesagt, normalerweise teilt sich die Seele viele hundert Mal und die Bruchstücke sind zu klein, als dass eine dauerhafte Verbindung entsteht. Aber es kommt vor, dass sie nur in ein paar wenige Stücke zerbricht und das Band, dass dabei entsteht ist so stark, dass, wenn dieser Mensch in großer Not ist, die Drachen, die seine Seele teilen dies wahrnehmen. Amber war tagelang nicht zu bändigen. Sie hat ihren Reiter angegriffen, hat ihren Hort fast vollkommen verwüstet. Wir hatten sie angekettet, damit sie niemanden verletzt. Sie war wie rasend. Dann haben wir beschlossen, sie freizulassen, denn sie hätte sonst vielleicht jemanden getötet. Als wir ihre Ketten lösten, flog sie augenblicklich davon und kehrte zwei Tage später mit dir zurück.“ „Was willst du damit sagen? Dass ich irgendeine geheimnisvolle Verbindung zu einem Drachen habe? Das ist doch verrückt!“ „Nicht so verrückt wie du denkst. Und ja, ich in mir sehr sicher, dass du eine Drachenseele hast. Der Druidenorden, der auf dieser Insel lebt, kann die Spuren der Drachen erkennen. Meine Frau Stella gehört diesem Orden an und sie sagt, dass du eine der stärksten Drachenseelen hast, die ihr je begegnet ist. Du und Amber, ihr seid seelenverwandt. Sie hat deine Schmerzen und deine Angst wahrgenommen und hatte nur den Instinkt dich zu suchen und dir zu helfen. Als sie dich herbrachte konnten wir sie kaum von dir fernhalten. Und auch jetzt hockt sie da draußen vor dem Fenster und lässt dich keine Sekunde aus den Augen....“ Ein paar Tage nach diesem Gespräch hatte Draco beschlossen zu kämpfen. Er würde sich nicht geschlagen geben. Und so wie es aussah hatte er plötzlich eine sehr zuverlässige, treue Verbündete. Er lernte zu kämpfen und auf dem Rücken eines Drachen zu reiten. Und dann, ohne dass er es merkte, tat die heilende Magie der Insel ihre Wirkung. Er wurde ruhiger, ausgeglichener, bis schließlich der Wunsch nach Rache fast vollkommen verschwand. Und während er zunächst nur vorgehabt hatte so lange zu bleiben, bis er wieder gesund war, wurde der Drachenhort zu seinem Zuhause und der Gedanke diesen Ort zu verlassen immer absurder. Das nahende Rauschen ledriger Schwingen riss ihn aus seinen Gedanken. Er brauchte sich nicht umzudrehen um Amber zu erkennen. Er fühlte ihre sanfte Berührung in seinem Geist. „Hallo meine Schöne.“ Die riesige Echse ließ sich hinter Draco auf den Zinnen nieder und stieß ihn sanft mit der Nase an. Er hob gehorsam die Hand und begann die winzigen Schuppen an ihrem Maul zu kraulen. Sie hielt vollkommen still und gab eine leises, zufriedenes Grollen von sich. „Oh großer Merlin.“ Harrys Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. Er stand ein paar Schritte von Draco entfernt und starrte ehrfürchtig den Drachen an. „Harry. Darf ich dir Amber vorstellen? Sie ist meine beste Freundin. Vielleicht erinnerst du dich noch an sie.“ Harry nickte schwach. Ja, er erinnerte sich. Das war der Drache, der ihn aus Hogsmeade weggebracht hatte. Amber war riesig, bestimmt doppelt so groß wie der Hornschwanz, gegen den er während des Trimagischen Turniers angetreten war, aber ihr Körper war schlanker und anmutiger. Rotgoldenen Schuppen bedeckten den gesamten schlangenartigen Leib, gewaltige Fledermausflügel fächerten leicht hin und her um die Balance zu halten. Der lange Schwanz peitschte langsam gegen die Außenmauer, was ihr das Aussehen einer monströsen Katze gab. Große, bernsteinfarbene Augen mit geschlitzten Pupillen starrten Harry an ohne ein einziges Mal zu blinzeln. Wie hypnotisiert wanderte sein Blick zu Dracos schmaler, weißer Hand, die über die Schuppen fuhr, ungeachtet der armlangen Fänge, die aus dem Maul ragten. „Hast du gar keine Angst?“ „Warum sollte ich? Sie würde mir niemals etwas tun.“ „Aber.... aber sie ist so riesig!“ Draco lachte, dann gab er Amber einen Klaps auf die Nase. „Na los, Süße. Verschwinde. Du machst Harry Angst.“ „Nein! Ich hab keine Angst. Aber ein bisschen unheimlich ist mir das schon.“ „Keine Sorge. Es macht mir nichts aus. Und ich fand es hier anfangs auch ziemlich gruselig.“ Amber hatte die Flügel jetzt vollends ausgebreitet und stieß sich von den Zinnen ab. Die Flughäute füllten sich mit Luft und trugen das Tier innerhalb weniger Augenblicke hoch über die Festung. Dann drehte sie sich im Wind und verschwand hinter den Türmen. „Du hättest sie nicht fortschicken müssen.“ „Schon ok. Wir können sie ja ohnehin nicht mit rein nehmen.“ Er warf einen kurzen Blick zum Himmel. „Und ich denke, wir sollten jetzt rein gehen, da es hier in spätestens fünf Minuten schütten wird.“ Ohne das Harry etwas bemerkt hatte, hatten sich gigantische, schwarze Wolkenberge am Horizont aufgetürmt. In der Ferne war leises Donnergrollen zu hören und erste Blitze zuckten über den Himmel. „Aber... vor fünf Minuten war der Himmel noch blau! Das ist unglaublich. Wo kommt denn jetzt der Sturm her?“ „Das geht hier immer so schnell. Ich nehme an, dass hat etwas mit dem magischen Feld zu tun, dass die Insel umgibt. Ich denke, du verstehst jetzt, warum wir die Festung im Winter nur dann verlassen, wenn es sich absolut nicht vermeiden lässt. Nur die größte Drachen werden mit diesen Stürmen fertig und ihre Reiter überleben das nur selten. Dabei fällt mir ein, ich glaub ich hab mein Fenster noch offen stehen. So ein Mist. Los komm, wenn wir uns beeilen schaffen wir es noch vor dem Sturm. Sonst ist mein Zimmer gleich geflutet.“ Noch während er sprach, war Draco losgelaufen und Harry musste sich anstrengen um mitzuhalten. Nicht nur weil er ohne Führung nie wieder in sein Zimmer zurückgefunden hätte. Er war auch neugierig. Kurz versuchte er sich den Weg einzuprägen, aber dann konzentrierte er sich lieber auf das Laufen und darauf den blonden Zopf nicht aus den Augen zu verlieren. Trotzdem fand er sich kurze Zeit später plötzlich allein mitten in einem vollkommen fremden Korridor wieder. Er wollte gerade in Panik geraten, als er eine offene Tür bemerkte, durch die Licht auf den Gang fiel. Langsam näherte er sich der Tür und spähte hinein. Draco hatte es gerade eben noch geschafft, die Fensterflügel zuzuschlagen und zu verriegeln bevor die ersten schweren Tropfen gegen das Glas prasselten. Jetzt lehnte er sich gegen das Fensterbrett und keuchte hingebungsvoll. „Komm rein. Und mach bitte die Tür zu.“ Harry kam beiden Aufforderung nach, dann sah er sich suchend nach einer Sitzgelegenheit um. Leider schien jede ebene Fläche mit Büchern vollgestellt zu sein. So auch die beiden Stühle die er entdeckte. „Setz dich ruhig auf’s Bett. Ich bin schon ne Weile nicht zum Aufräumen gekommen.“ Harry ließ sich vorsichtig auf dem Bettrand nieder und sah sich neugierig um. Dracos Zimmer war größer als seines, ähnelte diesem aber. Dieselben Drachenverzierungen an den Wänden, ähnliche Möbel und Vorhänge. Zusätzlich stand noch ein altmodischer, mit Büchern und Pergamentrollen übersäter Schreibtisch und zwei Stühle an einer Wand. Über die gesamte Länge der gegenüberliegenden Wand erstreckten sich Bücherregale. Sie waren mit Dutzenden von Büchern und anderem Zeug, wie mehreren verschieden große Drachenfiguren, die zwischen den Bänden thronten, vollgestellt. Lücken im Regal zeigten den Platz der Bücher an, die momentan überall herumlagen. Unter einem der Regale stand ein alter, abgewetzter Sessel, auf dem mehrere Kleidungsstücke und mittendrin ein großer grauer Kater lagen. In einer verschnörkelten Halterung neben der Eingangstür hing eine Schwertscheide aus schwarzem, mit Silber verziertem Leder; das dazugehörige Schwert lag am Fußende des Bettes. Harry streckte fasziniert die Hand aus um die kostbar gearbeitet Waffe zu berühren, hielt aber inne kurz bevor seine Finger das Metall berührten. Er errötete leicht und warf Draco, der ihn die ganze Zeit nicht aus den Augen gelassen hatte einen fragenden Blick zu. „Keine Sorge, du kannst es anfassen wenn du willst. Aber sei vorsichtig, die Klinge ist scharf, ich hab sie heute morgen erst geschliffen. Dusty verzieh dich, lass mich mal da sitzen.“ Draco verscheuchte den Kater, warf die Kleider auf den am wenigsten beladenen Stuhl und ließ sich in den Sessel fallen. Der Kater gab ein protestierendes Maunzen von sich und rollte sich dann auf der Sessellehne zusammen. Harry war vollkommen gefangen vom Anblick des Schwertes. Es war wunderschön. Griff und Parierstange waren aus schwarz angelaufenem Silber und hatten die Form eines stilisierten Drachenkopfes. Anstelle der Augen glänzten ein Smaragd und ein Onyx, beide vom langen Gebrauch glatt geschliffen. Das obere Ende der breiten Klinge war mit kunstvollen Ornamenten verziert, die in den Stahl geätzt waren. Behutsam fuhr er mit den Fingerspitzen über das kühle Metall und die glatten Edelsteine. „Du darfst es auch in die Hand nehmen.“ In Dracos Stimme schwang leichte Belustigung mit. „Ist das dein Ernst? Ich will nichts kaputt machen.“ „Dazu gehört schon etwas mehr. Ich bezweifle, dass du das Schwert kaputt bekommst. Wenn doch, wird der alte Orin dir allerdings den Hals umdrehen. Die Schwerter die er schmiedet sind wie seine Kinder.“ Als er Harrys geschockten Gesichtsausdruck sah, lachte er laut auf. „Jetzt lass dich doch nicht immer auf den Arm nehmen. Na los, versuch ob du es schwingen kannst.“ Harry warf Draco einen vernichtenden Blick zu, dann stand er auf und schlang vorsichtig die rechte Hand um den Griff. „Ich würde beide Hände nehmen, wenn ich du wäre.“ Harry schnaubte. „Hör mal. Ich hab schon mal ein Schwert in der Hand gehabt. Ich hab damit gegen einen Basilisken gekämpft, wenn du’s genau wissen willst. So besonders ist deins auch nicht. Und außerdem hab ich gesehen, wie du damit einen Dementor geköpft hast. Und mal ehrlich, so stark siehst du nicht aus.“ Draco hob abwehrend beide Hände und lehnte sich im Sessel zurück. „Oh, Verzeihung. Ich wusste nicht, dass ich es mit einem alten Schwertkämpfer zu tun habe. Dann mal los, Conan.“ Der Gryffindor wand sich wieder dem Schwert zu und wollte es mit einer lässigen Bewegung vom Bett ziehen und dann in Dracos Richtung schwingen. Das wäre ja noch schöner, wenn er sich hier zum Narren machen lassen würde! Leider schien die Waffe anderer Meinung zu sein. Erstaunt nahm Harry doch auch die linke Hand zur Hilfe und schaffte es so die Klinge hochzuheben. Etwa eine Minute lang gelang es ihm das Schwert etwa auf Brusthöhe ausgestreckt zu halten, dann gaben seine Arme nach und die Waffe fiel zurück aufs Bett. „Das ist doch nicht möglich. Das....“ Dann dämmerte es ihm plötzlich. „Du....! Das ist ein Trick. Wie Ginnys Karte! Du wusstest das wir herkommen würden und hast dieses Bleischwert aufs Bett gelegt, weil du wusstest, dass ich versuchen würde es hochzuheben. Und beim Abendessen wirst du den anderen von meiner Dummheit erzählen und ihr werdet euch wieder mal über den dummen Potter kaputtlachen! Ihr habt hier einen kranken Spaß daran, Fremde zu veralbern!“ Draco lachte so sehr, dass der Kater beleidigt die Flucht ergriff, weil man ihn schon wieder störte. „Du hast echt nen herrlichen Knall, Potter!“ Der ehemalige Slytherin stand auf, ging zum Bett und hob das Schwert ohne jede Schwierigkeit hoch. Er hielt es einen Moment locker in einer Hand, dann wirbelte er plötzlich herum und ließ es mit einem zischenden Geräusch durch die Luft gleiten. Die Klinge beschrieb einen weiten Bogen und hielt nur Millimeter vor Harrys Kehle inne. Draco ließ das Schwert sinken, trat zwei Schritte auf Harry zu und kam dabei so nah, dass dieser den warmen Atem auf seiner Wange spüren konnte. Die silbernen Augen glühten, seine Stimme war leise und weich wie Seide: „Regel Nummer eins: Beurteile die Stärke potentieller Gegner niemals nach ihrem äußeren Erscheinungsbild. Du könnest getäuscht werden.“ Dann trat er an Harry vorbei zur Tür und ließ die Klinge in die Scheide gleiten. „Siehst du Dusty dort? Er ist ein fauler, verfressener und etwas tollpatschiger Schmusekater. Aber er bleibt auch immer ein Raubtier.“ Er hob den Kater vom Boden hoch und ließ sich mit ihm wieder in den Sessel fallen. Harry setzte sich mit zitternden Knien aufs Bett. Der Vergleich war passend. Ihm war als hätte er gesehen, wie sich eine friedliche Hauskatze in einen Panther verwandelt hatte und das alles innerhalb von Sekundenbruchteilen. Er konnte sich gut vorstellen, wie es einem Feind in derselben Situation ergehen würde. In der einen Minute würde er sich noch in Sicherheit wiegen, weil er glaubte mit diesem hübschen, nicht besonders kräftig wirkenden Jungen leicht fertig zu werden und im nächsten Moment würde er feststellen, dass sein Kopf mehrere Meter von ihm entfernt im Staub lag. Draco kraulte den Kater hinter den Ohren und sah Harry mit einem leichten Lächeln an. Alles Raubtierhafte war aus seinen Zügen verschwunden. „Endschuldige, wenn ich dich erschreckt habe.“ „Schon gut. Du hast deinen Standpunkt sehr wirkungsvoll klar gemacht. Du meine Güte. Ich stell mir lieber nicht vor, was du üblicherweise mit deinen Gegnern anstellst. Der Dementor hat mir ja schon eine recht klare Vorstellung davon gegeben.“ Das Lächeln vertiefte sich. Keine Spur von Reue lag in den geheimnisvollen Augen. Sein nächster Satz überraschte Harry: „Nun, ich könnte es dir beibringe.“ „Ist das dein Ernst?“ „Klar. Du hast hier eh nichts zu tun. Und Charlie meinte, dass wir dir bestimmt noch ein paar nützliche Dinge zeigen könnten. Also, wenn du magst. Ich hab zwar nicht den ganzen Tag Zeit, aber ein paar Stunden werd ich schon erübrigen können. So viel ist hier im Winter nicht los.“ „Das wäre echt klasse! Das würde ich wirklich gern lernen.“ Es gelang Harry nicht ganz, die Aufregung in seiner Stimme zu unterdrücken. Draco stand wieder auf. „Also abgemacht. Ich hol dich morgen früh ab. Und jetzt lass uns zum Abendessen gehen. Die Rumrennerei macht hungrig.“ Harry war ebenfalls aufgestanden. In Gedanken sah er sich bereits mit einem Schwert wie dem das dort drüben an der Wand hing. „Muss ich irgendwas mitbringen? Ich hab ja kein Schwert und so.“ Draco lachte wieder: „Nein, du selbst reichst vollkommen. Den Rest bring ich mit. Oh, und Harry? Wenn ich früh sage, dann meine ich früh!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)