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Broken Sky

von

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Das Geschöpf aus der Erde

Erstes Buch: Das Geheimnis
 

1

Das Geschöpf aus der Erde
 

Ein Scharren im Staub, von niemanden gesehen, kaum hörbar.

Ryushi fror, sein Körper wurde steif. Die Fingerknöchel waren schon ganz weiß. Er hielt den griff seines Schwertes fest umklammert. Langsam verengten sich seine Augen. Er wendete den Kopf, blickte über die Schulter zur Quelle des Geräusches.

Es kam nicht wieder. Darauf hätte er auch kaum hoffen können. Er war froh seinen Verfolger überhaupt wahrgenommen zu haben.

Ryushi bewegte sich geräuschlos, änderte die Richtung und wich dabei den großen, geschwungenen Ästen der dicht stehenden Bäume aus. Die Sonne strahlte in tanzenden Intervallen durch das Dach aus flachen ovalen Blättern, blendete ihn für einen Moment und verschwand dann wieder. Hoch oben hingen faustgroße Kujafrüchte jeweils zu dritt in ihren fasrigen Schalen, Drillinge aus saftigem Purpur, die in der Sommersonne reiften.

Schweiß rann vom Ansatz seiner Haare über die Stirn. Er blinzelte ihn weg, schielte, als ein salziger Tropfen in seine Augen brannte. Dann strich er mit einer Hand durch seine blonden Stachelhaare, um zu verhindern, dass weitere Schweißperlen über sein Gesicht rannen er konnte sich jetzt keine Ablenkung leisten. Dafür war sein Feind zu gefährlich.

Leise schritt er durch den Wald, bewegte sich ständig im Kreise und schlich an den schmalen, biegsamen Stämmen der Kujabäume entlang. Wenn er vorsichtig und vor allem leise genug war, konnte er vielleicht hinter seinen Gegner gelangen. Schließlich würden seine Verfolger davon ausgehen, dass er seine Richtung beibehielt. Sie wussten nicht, dass er sie gehört hatte.

Dann würde man ja sehen, wer Jäger war und wer der Gejagte.

Als er zu der Stelle kam, wo er das Geräusch gehört hatte, hielt er sein Schwert bereit und schob mit der Hand das Blätterwerk beiseite.

Nichts. Nichts war da, außer einem Kokoko, der in der Erde und im Gras rund um die Wurzeln einen Baumes nach Futter suchte. Er stand aufrecht auf seinen Hinterfüßen, als Ryushi auftauchte. Große silberne Augen inmitten pechschwarzen Fells starrten ihn an. Der Kopf war eigenartig zur Seite geneigt. Der Kokoko fauchte, zog seinen Schwanz ein und flitzte dann den Stamm des Baumes hoch bis in das obere Geäst.

Nicht hier?, dachte Ryushi. Wo dann...?

Er atmete kaum noch, war ganz ruhig. Selbst das Geräusch der Luft, die aus seinen Lippen strömte, schien ihm noch zu laut zu sein.
 

In dem sanften rauschen des Waldes, inmitten der Schreie der Vögel und dem Geschnatter der Kokokos, die auf den Kujabäumen lebten, stand er da und lauschte.

Von hinten kam ein Rumpeln, so leise, dass es fast unhörbar war, aber schnell lauter wurde, immer schneller. Er sah sich verzweifelt um, aber der Wald war so ruhig und sonnig wie immer. Woher? Woher kam es?

Er schaute hinunter auf den Boden zu seinen Füßen, stockte in dem Moment, als ihm die Erkenntnis dämmerte, und wusste plötzlich, was geschah. Eine Fontäne aus Erdklumpen, Gras, Blättern und Dreck schoss direkt vor ihm in die Höhe und der Boden brach unter ihm auf. Aber Ryushi sprang bereits mit einen Salto durch die Luft und landete einige Meter weiter weg. Sein Schwert hielt er in Kampfbereiter Haltung beidhändig vor sich. Dann wurde es wieder still im Wald. Ryushi wartete. Er blickte unverwandt auf das riesige Erdloch. Eine Zeit lang herrschte Ruhe. Dann ertönte aus der Spalte, die sich im Boden des Waldes geöffnet hatte, ein basstiefes Ächtzen. Ein Paar riesige brauner Hände reckte sich empor und grub sich in die erde. Langsam kam sein Gegner zum Vorschein, erst der Kopf, dann die Schultern. Die Kreatur wuchs immer mehr aus dem Boden heraus, bis sie in voller Größe Ryushi weit überragte. Sie schüttelte sich, schleuderte Klumpen von Schlamm und Gras von den massigen Schultern. Dann forderte sie Ryushi brüllend zum Zweikampf heraus.

Ryushi machte verblüfft einen Satz zurück und murmelte einen Fluch. Die Kreatur war mindestens vier Meter hoch, ein Wesen aus Dreck und Wurzeln, mit breiten, baumstammähnlichen Füßen und riesigen plumpen Händen. Eine struppige Mähne aus Gras ergoss sich über Gesicht, schultern und Rücken. Seine Augen waren nicht viel mehr als Löcher, aber sie folgten Ryushi gnadenlos, als der zurückwich, und der Mund glich einer Grube aus schroffem Gestein. Ein Golem. Der größte, den Ryushi je gesehen hatte.

JETZT GIBT ES KEINEN AUSWEG MEHR, RYUSHI, knurrte sein Gegner.

Ryushi hatte nur einen winzigen Augenblick Zeit, um sich von der Überraschung zu erholen. Viel schneller, als erwartet hatte, sauste eine faust, die größer war als sein Kopf, auf ihn nieder. Er schrie auf und warf sich zur Seite. Er war noch in der Bewegung, als sie genau da in den Boden krachte, wo er eine Sekunde zuvor gestanden hatte. Die Bäume erzitterten.

Kaum war Ryushi wieder auf die Füße gekommen, als ein zweiter Schwinger mit der Kraft, die Felsen pulverisieren konnte, auf ihn zukam. Er ließ sich prompt wieder zu Boden fallen und spürte, wie die Faust des Golems nur Zentimeter über seinen Kopf vorbeisauste.

Da stimmt was nicht! Er ist zu schnell!, dachte Ryushi und wich einem weiteren Schwinger aus. Der Golem ließ ihn keinen Moment zur Besinnung kommen und zwang ihn sich zu ducken um auszuweichen. Früher oder später würde er einen Fehler machen, und das wäre sein Ende. Wieder verfehlte ihn ein Schlag nur knapp. Er musste zurückweichen und hatte keinen Platz sein Schwert zu schwingen. Er keuchte. Unaufhörlich tropfte der Schweiß von seiner Stirn und Ryushi versuchte wenigstens Raum zum Atmen zu bekommen . . .

Sein Vorhaben wurde jäh vereitelt. Mit der Ferse stieß er gegen eine Baumwurzel, verlor das Gleichgewicht und strauchelte rückwärts.

Au-aaa!

Die Wucht des nächsten Hiebes riss Ryushi von den Füßen. Er prallte gegen die Äste und Sträucher des Waldes, flog durch das Geäst der Kujabäume, die umgeknickten, als wären es Bambusstäbe, und fiel krachend auf die flache Oberkante eines Felsvorsprungs. Nur eine Energieblase um sich herum verdankte Ryushi, dass er nicht wie die Bäume pulverisier wurde. Er hangelte von dem Felsen herunter und klopfte sich mit den Händen ab. Der Golem bahnte sich einen Weg durch den Wald, drückte dabei mit seinen mächtigen Schultern ganze Bäume beiseite und brüllte vor Zorn.

„Okay“, sagte Ryushi ruhig. „Jetzt ist es genug.“

Er steckte sein Schwert in die Scheide und ging dem Ungeheuer langsam entgegen. Die Luft um ihn herum fing an zu summen, als die Spiritsteine entlang seines Rückens Kraft aus der Erde tankten und sich wie Batterien aufluden. Seine Augen waren hart wie Feuersteine und er war ganz ruhig angesichts des inneren Sturms, der sich seiner bemächtigte. Er ballte die Faust, spürte, wie sie zitterte, als er die Energie in sie fließen ließ. Er beschleunigte seine Schritte, bahnte sich eine Schneise durch die gefällten Bäume, erhöhte sein Tempo weiter und ging schließlich Hals über Kopf zum Angriff über. Der Golem, mindestens zweimal so groß wie Ryushi, blökte und stürmte ihm jetzt entgegen, ein watschelnder Koloss aus Schutt. Ein Kriegsruf entfuhr Ryushis Lippen, wandelte sich zu einem gellenden Schrei, als die beiden Gegner mit einer Wucht, die den Wald um sie herum erbeben ließ, ineinander krachten.

Einen Moment lang war nichts außer einem Dunstschleier aus Holzstaub und wirbelnden Blättern zu sehen, die langsam zu Boden fielen. Dann schlug ein Erdklumpen ein. Und noch einer. Sekunden später regnete es Geröll, Schlamm und Wurzeln. Alles klatschte mit Wucht auf den Waldboden oder in das Geäst der Bäume. Die Kokokos schnatterten in Panik und sausten in die oberen Wipfel hinauf. Aber der Angriff auf ihre Nistbauten war bald vorbei. Der Wald beruhigte sich wieder.

Ryushi stand reglos da. Seine blonden Stachelhaare standen wirr von seinen Kopf ab. Nichts war vom Golem übrig geblieben. Nach einigen Augenblicken fiel Ryushi auf die Knie und sank erschöpft auf den Waldboden. Eine lange Minute konnte er überhaupt nicht denken. Er spürte nur, dass er so müde war, dass seine Knochen schmerzten. Aus seinem Körper war jeder Funke Energie herausgesogen. Er versuchte mühsam sich vom Boden zu erheben, aber seine Arme zitterten und ließen ihn im Stich. Er plumpste zurück und blieb mit dem Gesicht im Dreck liegen. „Gotcha!“, ertönte eine Stimme hinter ihm. Er spürte, wie ein Gegenstand hinten auf sein Genick gepresst wurde. Er rollte zur Seite. Ein Mädchen von sechzehn Wintern- so alt wie er selbst- blickte auf ihn herab. Es hielt einen langen, glatten Stock an Ryushis Kehle: einen Bo-Stab.
 

Einen Moment später seufzte das Mädchen, legte die Waffe zur Seite und ließ sich mit den Knien auf seine Brust fallen. Es hatte schmale, hübsche Gesichtszüge und große grüne Augen, die hinter einer dunkelroten Haarmähne verborgen waren. Seine Lippen verzogen sich zu einem gequälten Lächeln.

„Du musst lernen dich selbst unter Kontrolle zu haben, Bruderherz“, sagte das Mädchen. „Du hättest nur die halbe Kraft benötigt, um meinen Golem zu besiegen. Du darfst dich nicht unnötig verausgaben! Sonst machst du dich am Ende noch völlig kaputt.“

Ryushi schob seine Schwester weg und stand auf.

„Freu dich nicht zu früh, Kia. Das wird mir nicht wieder passieren.“

„Es ist schon sechsmal hintereinander passiert“, antwortete sie und lachte. „Glaub mir. Ich werde meine Chance nutzen!“

Ryushi hatte gerade den ersten Schritt getan, als ihm erneut die Füße versagten. Er strauchelte und musste sich eilig wieder hinsetzen. „Siehst du?“, beharrte Kia. „Du bist schwach wie ein Hünchen.“

„Und wie kommt es, dass du plötzlich so viel besser geworden bist?“, fragte er seine Schwester zornig.

„Dieser Golem war der größte, den du je hervorgebracht hast. Und bislang konnte nie einer deiner Kreaturen sprechen!“

„Ich habe ihm einen besonderen Schliff gegeben. Hat er dir gefallen?“, strahlte sie.

„Er hat mich aus der Fassung gebracht“, antwortete er.

„Das sollte er ja auch!“

Ryushi verfiel in mürrisches Schweigen.

„Jetzt hab dich nicht so!“, hänselte Kia ihren Bruder und neckte ihn mit ihren Bo-Stab. „Du brauchst nur etwas mehr Übung!“

„Du brauchst nur etwas mehr Übung“, äffte er sie grob nach und wiegte dabei seinen Kopf hin und her. „Genieße es, solange du noch kannst, Schwesterlein. Bald hab ich das Problem gelöst und dann wirst du schon noch sehen, wer besser ist.“

„Oh, du bist ja wirklich ehrgeizig“, sagte sie. „Ich mag die Art, wie ihr Jungs mit so was umgeht. Wirklich, ich bin sehr beeindruckt!“

„Wie nett“, antwortete Ryushi und rammte sein Schwert in den Boden.

Kia seufzte, stand auf und stützte sich auf ihren Stab. „Hör auf zu schmollen. Wir müssen nach Hause zurück. Vater und Takami werden jeden Moment aus Tusami City zurück sein. Wir sollten sie begrüßen.“

„Ach wirklich? Darauf kann ich gern verzichten“, entgegnete Ryushi eigensinnig.

„Komm schon! Oder bist du immer noch sauer auf sie?“, sagte Kia.

Ryushi erhob sich etwas unsicher vom Boden und sein Schwert in die lederne Scheide. „Du weißt, wie sehr ich mir gewünscht hatte mitkommen zu dürfen“, sagte er.

„Ja, das weiß ich“, sagte Kia verständnisvoll. „Aber unsere zeit wird kommen, Bruder. Denk daran, Takami ist ein paar Winter älter als wir. Vater wird uns mitnehmen, wenn wir alt genug sind. Hab Geduld.“

Ryushi rieb sich den Nacken, der Schweiß trocknete und ließ seine Haut prickeln. „Ich kann es nun mal nicht ertragen, dass Takami so selbstgefällig ist. Er kommt zurück, macht alle möglichen Andeutungen über das, was sie unterwegs alles erlebt haben und was ihnen passiert ist. Du weißt, wie er ist. Nur weil er älter ist, glaubt er uns gegenüber den großen Chef markieren zu können.“ „He, Bruderherz! Achte einfach nicht drauf!“, antwortete Kia und schlang ihren Arm freundschaftlich um seine Schulter. „Er ist nur älter als du, er ist nicht besser als du! Takami ist bloß eifersüchtig, weil du eine wundervolle Zwillingsschwester hast und er nicht!“

„Ja ja, das wird es sein!“, sagte Ryushi. Er schien seine trübsinnigen Gedanken abzuschütteln, denn plötzlich lächelte er wieder. „Sein Leben muss ein Elend sein, ohne jeden Tag das netteste, intelligenteste und vor allem cleverste Mädchen um sich zu haben.“

„Weiß das genau“, sagte Kia und schubste ihn neckisch. „Deshalb gewinne ich ständig.“

Er zuckte die Achseln. „Ich bin hungrig. Glaubst du, dass Tante Susa ihren Siebenbeerenkuchen gemacht hat, den Vater so gerne mag?“

„Wahrscheinlich. Wann hat Tante Susan einmal nicht wenigstens drei ihrer Kuchen im Backofen?“

Kia sah sich auf der Lichtung um. Der Zusammenprall zwischen Golem und Ryushi hatte eine ordentliche Verwüstung angerichtet. Überall lagen gefällte Bäume. Hoch oben in den Ästen der Kujabäume hörte sie das ängstliche Gezirpe der Kokokos.

„Ich glaube, wir sollten uns ein neues Trainingsgelände suchen,“ sagte sie.

„Wenn wir weiter hierher kommen, roden wir noch den ganzen Wald.“

Ryushi ging zu einem der umgehauenen Kujabäume, griff in sein Laub und zog eine dicke Frucht heraus. Er knackte die Schale auf und holte eine der saftigen, purpurroten Kujafrüchte heraus. Eine andere warf er Kia zu.

„Es ist nicht alles schlecht“, sagte er.

2.kapitel

2

Risse und Sprünge
 


 

Der Tag ging allmählich in einen schwülen Abend über, als sie die Spitze des Felsrandes erreichten. Kia was als Erste da, Ryushi stapfte hinter ihr her. Die rote Kugel der Sonne war hinter die Berge im Westen getaucht. Lange Schatten durchschnitten die Landschaft, die ausgebreitet vor ihnen lag! Die Zwillinge blieben eine Weile stehen, so wie sie es immer machten. Sie blickten hinunter auf das hügelige Tal, in dem ihr Zuhause war. Das ganze Tal wurde von den Stallungen beherrscht. Sie bestanden aus einer Konstruktion aus verblasstem rotem Metall in Form eines gigantischen Rades. Daneben lag ein bedrohlich wirkender flacher, niedriger Bau, der so genannte Brüter. Auf der breiten künstlichen Lichtung standen Futtersilos, Arbeiterquartiere, Vorratsschuppen. Und dort, etwas abseits, stand das Wohnhaus, geschützt von einem Dach aus Wyvernschuppen.

Osaka Stud, ein verhältnismäßig kleines, jedoch profitables Gestüt, das von Ryushi und Kias Vater geleitet wurde, war ihre Heimat, die einzige, die sie je hatten.

„Ist er schon zurück?“, fragte Ryushi, wobei er die enge Straße in Augenschein nahm, die sich von der dicht bewaldeten Seite des Tals in das Gebirge hoch schlängelte und wegführte. Kia blinzelte gegen die Sonne und versuchte einige der Gestalten auszumachen, die eifrig zwischen den Gebäuden hin und her liefen. „ich glaube nicht.“ Sie lächelte. „Wir werden rechtzeitig da sein. Lass uns runtergehen.“

Ryushi stimmte mit einem müden Seufzer zu und folgte seiner Schwester. Sie gingen den staubigen Pfad hinunter, der am Felsrand entlangführte, schließlich in das Tal hineinbog und in den Wald eintauchte. Hier war die Luft stickig und feucht, aber sie kämpften sich weiter, bis die Bäume plötzlich den Weg freigaben und sie neben dem Brüter herauskamen. Von innen konnten sie das schwere dumpfe Poltern der Brennöfen hören. Ein Stallbursche, ein Junge in ihrem Alter, der Mitamo hieß, tauchte an der kleinen Metalltür seitlich des Gebäudes auf. Er winkte ihnen zu. Von der Hitze im Inneren des Brüters glänzte Mitamo vor Schweiß.

„He, Mitamo!“, rief Kia. „Ist Vater schon gekommen?“

„Noch nicht“, kam die fröhliche Antwort. „Er hat eine Nachricht gesandt. Er wird sich ein wenig verspäten!“

„Danke, Mitamo.“ Kia wandte sich an Ryushi. „Komm, besser wir räumen auf, bevor er eintrifft.“

Sie rannten zum Haus hoch. Auf ihren Weg winkten sie den Arbeitern zu, an denen sie vorbeikamen. Aber sie begegneten niemanden, den sie gut genug kannten, um stehen zu bleiben. Bald waren sie drinnen und aus der Sonne.

Ihr Haus war kühl und schattig. Das Überhängende Wyvernschuppendach schützte es vor dem Tageslicht. Zu dieser Tageszeit war niemand da; die Familie hatte sich um ihre Pflichten rund um die Ställe zu kümmern. Kia reklamierte für sich als Lohn für ihren Sieg beim Training das Recht auf das erste Bad. So war Ryushi gezwungen zu warten. Er schleppte sich die Treppe hinauf und ging in das Schlafzimmer, das er mit seiner Zwillingsschwester und seinem älteren Bruder teilte. Eine ganze Weile saß Ryushi auf der Bettkante und ruhte sich aus. Er fühlte sich erschöpft. Kia hatte Recht gehabt. Es fiel ihm verdammt schwer, es zuzugeben, aber er konnte seine Macht nicht so gut wie sie kontrollieren. Plötzlich stand er auf, zog sein Hemd über seinen Kopf und warf es aufs Bett. Dann stellte er sich mit den Rücken zu dem langen Spiegel, der an der Wand hing. Über die Schulter betrachtete er sein Spiegelbild.

Eingefasst in einen schmiedeeisernen Rahmen, zeigte der Spiegel einen Jungen von sechzehn Wintern. Der Körper war gebräunt. Unter einem Schopf dicker blonder Stachelhaare schaute ein Elfengesicht hervor. In seinem Rücken saßen, der Wirbelsäule folgend, sechs glatte elliptische Steine, jeder in einem klaren Himmelbau. Spiritsteine.

Er fasste an seinen Rücken und ließ seine Fingerknöchel über die kühle Oberfläche eines Spriritsteins wandern, als wollte er ihn auf Risse und Sprünge kontrollieren. Jetzt strahlten sie nicht wie sonst mit großem Glanz und innerem Feuer. Er tadelte sich selbst dafür. Spiritsteine waren so unzerstörbar, wie etwas nur sein konnte. Nein, mit den Steinen war alles in Ordnung. Er selbst war der Schwachpunkt. Er konnte sie nicht richtig unter Kontrolle halten. Zumindest noch nicht.

„Mach dir deswegen keine Sorgen.“ Kia stand im Türrahmen. Sie hatte sich geduscht und umgezogen. Ihr dunkelrotes, noch feuchtes Haar hatte sie zu einem Pferdeschwanz gebunden. Ryushi schrak zusammen und fühlte sich ertappt. Kia kam ins Zimmer und ließ sich auf ihr Bett fallen. „Das ist ganz normal, Bruderherz. Die meisten Leute müssen mit einem einzigen Spiritstein klarkommen. Nur wenige haben vier, du und ich, wir haben sechs, genau wie Takami. Es braucht eine gewisse Zeit, ihre Bedeutung und ihre Zusammenspiel zu erfassen.“

Ryushi wirkte nicht überzeugt und gab keine Antwort.

Kia kreuzte ihre Beine und sah ihn an. „Erinnerst du dich nicht, das Takami in deinem Alter dasselbe Problem hatte?“

Ryushi runzelte die Stirn. „Hatte er?“

„Aber sicher. Sein Problem war, das er unterschiedliche Steine hatte, aber im Prinzip war es dasselbe. Er wurde immer wahnsinnig, weil er es nicht schaffte, sie so einzusetzen, wie er es wollte. Erinnerst du dich, dass er uns beide hinaus in den Wald gejagt hatte, nur weil wir ihn eines Tages beim Training gestört hatten? Du weißt schon, als wir wetteten, wem es schneller gelänge, mit der Kraft der Steine eine Tasse Wasser zu erhitzen, und er das nicht schaffte?“

„Deshalb hat er uns davongejagt? Woher weißt du das?“

Kia lächelte verschmitzt. „Tante Susa hat´s mir erzählt, als ich ihr in der Küche geholfen habe. Dabei finde ich übrigens eine Menge Sachen heraus. Als wir tatsächlich im Wald verschwanden, hat er die ganze Lichtung mit einer Fackel nach uns abgesucht. Takami war in der Lage seine Kraft zu entfesseln, aber er hatte nie eine gute Kontrolle über sie. Genau wie du.“

„War er wirklich so schlecht?“

Kias Augen blitzten. „Einmal hat er so hart trainiert, dass er krank wurde. Er musste eine Woche im Bett bleiben. So etwas hast du noch nie gemacht.“

Ryushi grinste. Einen Moment lang war es still und er betrachtete sich selbst wieder im Spiegel.

„Das Wasser ist noch heiß“, sagte sie. „Beeile dich. Vater kann jeden Moment hier sein.“

Ja, okay“, sagte er und ging aus den Zimmer. Als er die Tür erreichte, blieb er stehen. „Danke, Schwester.“

„Keine Ursache! Ich weiß doch, dass es dir gut tut, wenn Takami mal keine gute Figur macht!“, antwortete sie. Manchmal konnte sie wirklich frech sein. Ryushi fühlte sich auf jeden Fall besser und ging ins Bad.
 

Er hatte sich gerade wieder angezogen, als Kia an die Tür pochte.

„Schnell sie sind da!“

Mit feuchten Haaren öffnete Ryushi die Tür des Badezimmers und folgte seiner Schwester, die bereits hinaus ins Freie gelaufen war.

In dem Moment, als der Klicktrack zwischen den Bäumen auftauchte und die gewundene Bergstraße hinunterfuhr, erreichten sie die Tore des Stallgeländes. Der Klicktrack war ein niedriges kastenförmiges Fahrzeug, etwa vier Meter lang und zweieinhalb Meter breit, das auf riesigen Ketten fuhr. Die Ketten klickten jedes Mal, wenn das Scharnier zwischen zwei Gliedern über das Führungsrad glitt - daher der ungewöhnliche Name.

Im Cockpit saß Ty, der junge Pilot ihres Vaters. Das Verdeck war offen. In Tys Gesicht spiegelte sich seine volle Konzentration. In dem Dominions - dem Königreich, in dem sie lebten und das sich südlich der berge ausdehnte un einen ganzen Kontinent umfasste, - waren Piloten nicht nur Fahrer ihrer Vehikel. Sie waren auch die Energietanks. Es gab keine transportablen Treibstoffquellen. Nur die Piloten trugen die speziellen grünen und schwarzen Spiritsteine, die die Maschine beherrschten und sie zum Laufen bringen konnten. Nur ihnen war es gestattet, der Pilotengilde beizutreten und Fahrzeuge wie den Klicktrack zu fahren.

Ty absolvierte seine Ausbildung bei Uji, dem Chefpiloten. Dieser lebte etwas weiter draußen in den Bergen. Kia mochte ty ziemlich gerne, aber er arbeitete so hart, das sie einander kaum sahen. Jetzt winkte sie ihm zu und lächelte, als er sie bemerkte und zurückwinkte. Ryushi blickte mit einem etwas gequälten Gesichtsausdruck von ihr zu ihm und wieder zurück zu ihr. Bevor der Klicktrack die Tore erreichte, streckte ihr Vater den Kopf aus dem Seitenfenster. Einen Moment später glitt die Tür auf. Er sprang aus dem nun langsam fahrenden Vehikel, rannte auf Ryushi und Kia zu und umarmte sie beide.

„Meine Kinder! Wie ist es euch ergangen?“

„Wir hatten es gut, Vater“, antwortete Kia strahlend.

„Aber was ist mit dir? Wie war es in Tusami City?“

„Ach, du weißt schon, Geschäfte.“ Er machte einen Schritt zurück und betrachtete die Zwillinge mit einem breiten Lächeln auf dem Gesicht. Sein Name war Banto. Er ein Bär von einem Mann, hatte einen braunen, leicht angegrauten Bart und breite Schultern. Seine Augen aber strahlten und sein Gesicht war voller Lachfalten. „Jedes Mal, wenn ich wegfahre, scheint ihr beide in meiner Abwesenheit doppelt so groß zu werden.“

„Vater!“, rief Kia in gespieltem Entsetzen. „Sag das nicht! Ich bin in einem zarten und empfindlichen Alter.“

Er lachte tief und bebend. „Du weißt, was ich meine, Kia. Erlaube einem dummen alten Mann seinen merkwürdigen Humor.“

Hinter ihm war der Klicktrack zum stehen gekommen. Takami stieg aus und kam mit langsamen, gemessenen Schritten auf sie zu. Er war groß und schlank, hatte das dunkle Haar des Vaters- es fiel lang und elegant um seine Schultern -und die sanften Gesichtszüge der Mutter. Es war in düsterem Schwarz und Purpur gekleidet. Seine Stiefelabsätze knirschten, als er sich neben Banto stellte.

„Willkommen daheim, takami“, sagte Ryushi frostig.

Takami lächelte ihn etwas gehässig an. „Sei gegrüßt, kleiner Bruder“, sagte er, wobei er ganz genau wusste, wie sehr Ryushi diese Anrede reizte.

„Sollen wir ins Haus gehen?“, schlug Kia vor, die die Spannung spürte. „Der Rest der Familie würde . . .“

„Oh, das hätte ich fast vergessen“, unterbrach Banto sie. „Ich habe eine Überraschung für euch beide. Takami, würdest du bitte unser kleines . . . Mitbringsel holen?“

Takami verbeugte sich steif und in formeller Manier und ging zu dem Klicktrack zurück. Kia und Ryushi reckten gespannt ihre Köpfe. Aber dann spiegelte sich Überraschung auf ihren Gesichtern, als Takami einem jungen Mädchen von nicht mehr als acht Wintern die Hand reichte und beim Aussteigen half.

„Das ist Elani!“, sagte der Vater zu den Zwillingen, während das Kind noch außer Hörweite war. „Sie wird eine Weile bei uns bleiben. Ich möchte, dass ihr auf sie aufpasst. Sie ist ein ganz besonderes Mädchen.“

Als Elani vor ihnen stand, beugte Banto sich zu ihr hinunter und legte seine massigen Arm um ihre Schultern

„Elani, das sind Ryushi und Kia. Sie werden sich um dich kümmern, solange du hier bist.“

„Hi, Elani“, sagte Kia und hockte sich vor Elani hin, um ihr gerade ins Gesicht sehen zu können. Große blaue Augen starrten sie an, sie waren bezaubernd. Elani zog langsam eine Locke ihrer langen offenen Haare, auf der sie nervös gekaut hatte, aus ihrem Mund und steckte ihre Hand zu einer Locke Kias aus.

Sie hielt sie zusammen, spannte sie zwischen ihren Gesichtern, verglich einen Moment lang das dunkle rote Har Kias mit ihrem eigenen glänzenden Schwarz.

Dann ließ sie sie fallen und ihre Lippen öffneten sich zu einem ansteckenden Lächeln.

„Hallo, Kia“, sagte sie mit leiser Stimme.

Banto strahlte überschwänglich. „Kommt, Kinder. Es ist Zeit für Tante Susas berühmter Siebenbeerenkuchen!“

Ryushi blickte hoffnungsvoll hoch. „Sie hat welchen gemacht?“

Sein Vater grinste. „Ich hoffe es für sie, sonst müsst ihr euch eine neue Tante suchen!“, sagte er.

Kia zögerte einen Moment und linste zum Klicktrack hinüber. „Ich werde in einer Minute da sein, Vater“, sagte sie. „Ich möchte mit Ty fahren.“

„wie du willst“, sagte banto nachsichtig. „Aber komm nicht zu spät, sonst verpasst du das Essen.“

„Ich bin gleich zurück“, sagte sie und achtete nicht auf Ryushis Grinsen. Sie ging hinüber zum Klicktrack und ließ die anderen alleine den Weg zum Haus zurückgehen.

„hi!“, sagte sie strahlend, als sie zu Ty hochkletterte, der immer noch im offenen Cockpit des Klicktrack saß.

„Äh . . . hi!“, antwortete er und errötete.

„Was dagegen, wenn ich mit dir fahre?“

„Ich will nur noch zum Fahrzeughangar. . .“, begann er.

„Ich weiß. Hast du was dagegen?“

„Nein, ich meine, ich habe nichts dagegen. Okay, natürlich.“

Sie setzte sich auf die harte Metallbank neben ihm.

„Du bist ja schon ein richtig guter Pilot geworden, stimmt´s? Ich habe dich vorher noch nie fahren sehen. Zeigst du mir, wie du das machst?“

„Äh ... okay, natürlich“, antwortete er verlegen. Er zeigte ihr zwei Hebel, die vor ihm aus dem voll gepfropften Armaturenbrett, einem Durcheinander von Messinganzeigern und Reglern, herausragten.

„Jeder von ihnen steuert eine Kette. Nach vorne drücken, und schon fährst du nach vorne, zurückziehen, und es geht rückwärts. Man lenkt, indem man eine Kette schneller als die andere laufen lässt. Es ist leicht.“

„Leicht? Warum verbringst du dann so viel Zeit mit dem Training?“

Ty sah sie von der Seite an. „Klicktracks sind nicht die einzigen Fahrzeuge, die es gibt. Du kannst dir nicht vorstellen, was für Sachen man da draußen hat.“

Er machte eine vage Geste und meinte damit das, was hinter den begrenzenden Bergspitzen lag.

Wirklich? Und wie machst du es ... du weißt schon, dass es läuft?“

„Oh, meinst du das?“, sagte er und der Klicktrack fing an zu brüllen. Kia unterdrückte ein Lächeln.

„Toll!“, sagte sie. „das ist verdammt gut. Aber wie hast du das gemacht?“

Er zuckte mit den Achseln. „Ich weiß nicht. Einfach so.“ Er reckte seinen Daumen und zeigte auf seinen Rücken. „Es steckt alles in den Spiritsteinen.“ Damit ergriff er die Hebel und ließ den Klicktrack vorwärts in Richtung Stallung fahren.

Kia saß hinten und beobachtete ihn beim Lenken. Sie genoss die wärmende Abendsonne.

Sie mochte Ty. Er war nicht wie dem anderen Jungen hier, frech und von sich eingenommen, so laut wie die Wyvern, die sie beaufsichtigten. Nein Ty war anders. Er hatte eine wilde schwarze Haarmähne und schmale Schultern und wirkte immer zurückgezogen, ruhig und nachdenklich. Er sprach nicht gern über sich selbst, steckte jedoch voller verborgener Talente.

In dem einsamen gelegenen Tal in den Bergen hob er sich wohltuend von den anderen Jungs ab, mit denen sie aufgewachsen war.

Und es gab noch einen Grund, warum sie ihn mochte. Sobald sie auch nur in seiner Nähe war, wurde er rot und fing an zu stottern. Es hatte aber nichts zu bedeuten, das redete sie sich zumindest ein. Sie versuchte nur freundlich zu ihm zu sein, konnte aber nichts dafür, dass sie seine Aufmerksamkeit genoss.

„Wie war die Reise?“, fragte sie.

„Ähmm ... sie war okay. Ich hab den Hin- und den Rückweg geschafft, ohne dass etwas schief gelaufen ist. Ich schätze das ist eine gute Sache.“

„Natürlich ist das eine gute Sache“, sagte Kia. „Ich kann mir vorstellen, dass du schon bald Vollmitglied der Gilde wirst!“

Ty lächelte sie nervös an. „Vielleicht.“

„Du wirst dann das Tal verlassen, nehme ich an?“

„Vielleicht“, wiederholte er.

Kia seufzte. „Ich freu mich für dich, Ty.“

„So hörst du dich aber nicht an“, sagte er und warf ihr einen Blick zu.

„Ich bin glücklich, dass es dir gut geht“, antwortete sie. „Das bedeutet nicht, dass ich darüber glücklich bin, dass du gehst. Aber du hast dich so bemüht, um nach vorne zu kommen. Du hast bereits mehr von den Dominios gesehen als ich, dabei sind wir doch gleichaltrig.“

„Ach, das ist gar nicht so großartig“, sagte er.

„Wirklich, du verpasst da draußen nicht viel.“

„Das sagst du nur, damit ich mich nicht so mies fühle.“

„Du hast Recht“, sagte er plötzlich lebhaft. „ES ist phantastisch, Kia. Du kannst ja nicht ahnen, wie viel es da zu sehen gibt!“

Kia verengte ihre Augen und blickte ihn mit gespielten Ärger an.

„Das war gemein.“

„Entschuldigung.“

„Es ist eben so ... ich meine, ich werde dich nicht wieder sehen. Ich sehe dich ja jetzt kaum, du verbringst so viel Zeit beim Unterricht.“

„Das ist nicht meine Schuld“, sagte Ty. „Übrigens, du bist auch nie hier.“

Kia schaute ihn entschuldigend an. „Du weißt, wie mein Vater ist. Er lässt uns die ganze Zeit trainieren, lässt uns lernen, wie man kämpft un wie wir unsere Spiritsteine benutzen sollen. Ich habe nicht viel Zeit für mich selbst.“

„Aber warum? Ich weiß wenigstens, warum ich meine Lehre mache. Was ist mit dir? Warum musst du kämpfen lernen?“

Kia blickte hinüber zum Stallbetrieb, auf die Leute, die zwischen den riesigen roten Gebäuden arbeiteten. Über das Brummen des Motors hinweg konnte sie das Gekreische der Wyvern hören. Es ist Fütterungszeit, dachte sie mit einem Blick auf den Sonnenuntergang.

„Er will, dass wir für die Welt draußen bereit sind, wenn wir alt genug sind. Wie takami. Du weißt, mein Vater würde niemals zulassen, dass wir das Tal vor unserem achtzehnten Winter verlassen. Er sagt, die Welt außerhalb sei gefährlich, aber ich weiß nichts davon. Was glaubst du?“

Ty schien es unangenehm zu sein, Banto, seinem Dienstherrn, zu widersprechen. „Nun, ich meine, sie ist eigenartig. Eigenartig und neu. Aber ich weiß nicht, ob sie gefährlich ist“, sagte er.

„Egal, auf jeden Fall lässt er uns für die Welt da draußen trainieren. Deshalb haben wir sechs Spiritsteine. Kann sein, dass mein Vater mit diesem Gestüt einem Haufen Geld verdient, aber es muss ihn finanziell nahezu ruiniert haben, so viele für jeden von uns zu kaufen. Er sagte, er will, dass wir vorbereitet sind...“ Sie brach ab, weil sie merkte, wie sie sich selbst wiederholte.

Sie kamen jetzt zum Fahrzeughangar, der sich etwas abseits mitten auf einer staubigen Lichtung befand. Hinter ihm ragten Bäume auf. Die weiten Tore öffneten sich gleitend, als das Fahrzeug langsam auf sie zufuhr. Der Hangar war niedrig, aber sehr breit.

„Ich gehe jetzt wohl besser“, sagte sie. „Ich muss zum Essen. Aber warum treffen wir uns nicht heute Nacht?“

Tys Gesicht leuchtete einen Moment auf, dann aber sah er sie enttäuscht an.

„Ich kann nicht. Heute Nacht muss ich Master Uji besuchen. Er erwartet einen Bericht. Ich werde erst in ein paar Tagen zurück sein.“

„In wie viel Tagen?“

„Drei.“

„Dann treffe ich dich in drei Tagen genau zur Mittagszeit oben auf der felsspitze. Wie findest du das?“

„Ja ... ja, natürlich“, antwortete er.

„Wenn du nicht da bist ...“, sagte sie und ihre Augen verengten sich. „Nun, dann erinnere dich einfach an das, was ein wütendes Mädchen mit einem halben Dutzend Spiritsteinen anrichten kann! Bis bald!“

Sie glitt vom Beifahrersitz herunter, schlug die Fahrertür zu und rannte nach Hause. Obwohl sie sich nicht umdrehte, konnte sie spüren, wie Tys Blick jeden ihrer Schritte verfolgte.

Kapitel 3: Beim Grab meiner Mutter

3

Beim Grab der Mutter
 

Die Luft war erfüllt von zischendem Dampf und die Hitze der Brennöfen stieg auf durch die Gitter im Boden des Brüters.

Ryushi stand auf der Galerie, die um das kreisrunde Gebäude lief. Er beobachtete die Eipfleger, die durch ihre dicken Wyvernhautanzüge geschützt waren. In knapp über den Boden schwebenden Metallwiegen lagen einige Dutzende Eier. Jedes war so groß wie ein Mensch, hatte eine raue, lederartige Schale und eine gelbweiße Farbe, die Ryushi an Sauermilch erinnerte.
 

Er blickte sehnsüchtig zu ihnen hinunter. Eines Tages, wenn er alt genug wäre, würde eines dieser Eier ihm gehören...

„Aber nicht für lange, kleiner Bruder“, kam eine Stimme von hinten. Natürlich. Sein Bruder hatte wieder einmal seine Gedanken erfasst.

Als keine Antwort kam, lehnte sich Takami neben ihn an das Geländer.

„Ich habe mit dir geredet.“

„Das habe ich gehört!“

Takami sah Ryushi für einen Moment scharf an. Dann richtete er seinen Blick wieder auf das Bild, das sich ihnen unten bot. „Wirklich, kleiner Bruder, diese jämmerliche Eifersucht tut keinem von uns gut. Ich kann nichts dafür, älter zu sein als du. Ist es meine Schuld, wenn dich Vater nicht nach Tusami City lässt, bist du alt genug bist? Oder dass du bis dahin keinen eigenen Wyvern haben darfst?“

Ryushi antwortete nicht.

Die Stimme seines Bruders klang mitfühlend.

„Gräm dich nicht. Er lässt dich und Kia einige der Weibchen fliegen, oder? Sei dankbar dafür.“

„Das ist nicht dasselbe, oder?“, antwortete Ryushi.

„Nicht dasselbe wie gebunden zu sein. Nicht dasselbe wie einen eigenen Wyvern zu besitzen, zu beobachten wie er schlüpft, bei ihm zu sein, wenn er wächst, einer, den man nur selbst reiten kann...“ Er unterbrach sich, warf dann einen Blick zu seinen Bruder und fügte verächtlicht hinzu: „Aber du bist ja demnächst gebunden.“

„Beim nächsten Zwillingsmond“, antwortete Takami. „Du kannst wirklich noch ziemlich unreif sein, weißt du das?“

„Schätze, ich bin alt genug, um es besser zu wissen“, schoss Ryushi zurück.

Takami schnalzte missbilligend mit der Zunge, ging aber nicht weg. Einige Minuten lang beobachteten sie sie einfach die Pfleger, die geschäftig zwischen den Eiern hin und her eilten, die Metallwiegen kreisen ließen, die Bodengitter reinigten.

„Willst du mir erzählen, was du und Vater in Tusami City gemacht habt?“, fragte Ryushi plötzlich.

„Ich habe dich gestern gefragt, aber du wolltest nichts sagen.“

Sein Bruder hatte wie immer genug Andeutungen gemacht, um Ryushis Neugier zu erregen. Genau wie er es beabsichtigt hatte.

„Meine Hände sind gebunden, kleiner Bru…“

„Und hör auf mich so zu nennen!“, schimpfte Ryushi.

Takami grinste in sich hinein, zufrieden, dass seine Stichelei eine Reaktion provoziert hatte. „Ich musste Vater versprechen nichts zu sagten.“ Er machte eine Pause, bevor er fortfuhr: „Lass uns einfach sagen, dass es so Wichtig war, dass man es nur Männern anvertrauen kann.“

Ryushi biss sich auf die Lippe, um eine Antwort zurückzuhalten. Er hatte keine Lust nach dem Köder zu schnappen, wandte sich vom Balkon weg und ging wutentbrannt davon. Er musste sich zusammenreißen, als er Takamis weiches Lachen hinter sich hörte.

Er verließ den Brüter und ging in die kühle Nacht hinaus. Unter dem Sternenbeladenen Himmel blieb er einen Moment stehen, um Atem zu schöpfen und sich zu beruhigen. Glühsteine tauchten den Stallhof in ein fahles orangefarbenes Licht. Sie wurden von Eisenklammern gehalten, die an den Seiten des Gebäudes installiert waren. Eine kühle Bergbrise blies ihm sanft ins Gesicht.

Er hatte gewusst, dass das passieren würde. Takami war erst seit zwei Tagen wieder da und schon konnte Ryushi ihn nicht mehr ertragen. Und da Kia mit diesem Mädchen -Elani- die ganze Zeit unterwegs war, hatte er kaum etwas zu tun. Sein Vater war beschäftigt die Arbeit aufzuholen, die während seines Aufenthaltes in Tsuami City liegen geblieben war. „In Geschäften unterwegs.“ Was bedeutet das?

Ryushi hatte sich immer über die Geschäftsreisen seines Vaters gewundert, aber seine Fragen waren stets unbeantwortet geblieben. Immer hatte sein Vater sich in Schweigen gehüllt. Er war in der Lage gewesen, das auszuhalten, als er noch wusste, dass alle dasselbe fühlten. Aber weil jetzt Takami die Wahrheit kannte und ihm nichts erzählten wollte, wuchs seine Neugier ins Unerträgliche. Und sein Bruder machte es absichtlich noch schlimmer. Er machte sich ein Vergnügen daraus, ihn zu quälen. Vielleicht hatte Kia Recht; vielleicht war er ja tatsächlich eifersüchtig auf das enge Verhältnis, das zwischen Ryushi und seiner Zwillingsschwester bestand. Aber selbst wenn Takami eifersüchtig war, machte es das für Ryushi nicht leichter.

Frustriert ging er zu den Ställen, wo zu dieser Zeit sein Vater sein musste. Ryushi hatte sich vorgenommen ein paar Antworten zu bekommen.

Die Ställe waren in der Form eines Rades errichtet worden, mit einer Nabe, acht Speicher und einem Rand. Sie türmten sich vor ihm auf, doppelt so hoch wie der Brüter, die Mauern in einem matten Rot, an einigen Stellen übersät mit Rostflecken. Er ging durch eine der schmalen Türen hinein.

Drinnen war es dunkel. Die Glühsteine, die von der Decke herabhingen, konnten nu schwach die riesigen Gänge zwischen den Stallungen erleuchten. Überall um ihn herum erfüllte ein seltsames Rauschen die Luft. Es kam von den schlafenden Wyvern und war das rhythmische Geräusch ihres Atems, das Heben und Senken ihrer enormen Flanken. Der moschusartige Geruch der Weibchen stieg ihm in die Nase.

Es ist Brunftzeit, dachte er, als er die Gänge entlang spazierte. Er war nur eine winzige Gestallt unterhalb der riesigen, hoch aufragenden Stalltore aus Metall.

Gewöhnlich ließen sich die Wyvern in den Bergen nieder um kamen nur zur Fütterung zurück. Aber während des Mittsommers wurden die Weibchen in die Ställe, die am Außenrand lagen, eingesperrt und einzeln zur Nabe geführt, in der der Wyvernbulle lebte. Die Familie hielt immer nur einen Bullen. Die anderen wurden verkauft, wenn sie noch jung waren. Wyvernbullen wurden zum Kampf ausgebildet, wenn sie nicht ihren eigenen Weg gingen. Sie hatten ein berüchtigtes Temperament.

Ryushi ging eine Weile ziellos umher. Seine Augen streiften die massiven Metalltüren, die die Wyvern einschlossen. Sie wurden geöffnet, geschlossen, verriegelt und entriegelt durch Hebelvorrichtungen, die auf Druck und Dampf reagierten. Er verstand das System nicht. Wie so viele Mechanismen, die einen wichtigen Teil ihres täglichen Lebens bestimmten, waren sie ein Produkt der Maschinistengilde im Westen. Die Maschinisten galten als äußerst verschlossen und eigenbrötlerisch. Ihre Dienste waren nicht billig. Aber ihr Handwerk wurde überall eingesetzt, bei den Fahrzeugen wie dem Klicktrack ebenso wie bei den Verteilungsvorrichtungen in den Futtersilos.

Nach einiger Zeit hörte Ryushi Stimmengewirr vor sich, das durch die Orangegefärbte Finsternis an sein Ohr drang. Er beschleunigte seine Schritte und erkannte die Stimmen von Banto, Kia und Elani. Schließlich kamen sie in Sicht. Elani saß auf den Schultern von Kia und spähte durch das Gitter in einem der Stalltore.

„Aber was macht ihr mit ihm?“, fragte Elani mit einer Stimme, die ihr grenzenloses Staunen verriet.

Banto lachte. „Die Wyvern-Zucht kann ein sehr einträgliches Geschäft sein, Elani“, dröhnte er und seine Stimme hallte durch die Gänge wider. „Ihre Schuppen können für alles mögliche verwendet werden; die Schalen ihrer Eier geben schöne leichte Waffen ab: ihre Klauen – wir müssen sie einmal im Jahr abkneifen – werden zu teuren Schmuck verarbeitet. Und es gibt immer eine Nachfrage nach jungen Bullen: selbst König Macaan hat einige unserer Tiere in seinen privat Flughafen.“

„Macaan …“, wiederholte Elani und ihre Stimme klang verächtlich.

„König Macaan“, verbesserte Kia und lachte. „Sag das nicht einfach so. Er ist ein großer Anführer! Er sorgt dafür, dass die Dominions für Leute wie uns ein gutes Land zum Leben und Aufwachsen sind.“

„Aber er ist . . .“

„Elani . . .“, unterbrach Banto sie sanft. „Kein Aber. Seit Königs Macaan an die Macht kam, hat er für die Dominions eine Menge gutes getan. Wusstest du zum Beispiel, dass zuvor Lehnsherren in verschiedenen Provinzen das Sagen hatten? Dass sich diese Lehnsherren ständig bekämpften und Kriege gegeneinander führten? Damals war kein friedliches Nebeneinander möglich und Probleme konnten in den Dominions nur schwer gelöst werden. Aber als Macaan König wurde vereinigte er die Provinzen unter eine Regierung. Alles ist besser geworden.“

„Ja, Onkel Banto“, antwortete sie widerwillig mit einem Gesichtsausdruck, der zeigte, dass sie es gehört hatte, aber nicht glaubte.

Ryushi zuckte. Jetzt nannte sie ihn Onkel? Wer war dieses Mädchen überhaupt?

Er erinnerte sich an das, was Kia ihm erzählt hatte. Elani war ein Waisenkind, das von Hochi adoptiert worden war, einem Freund ihres Vaters in Tusami City. Hochi hatte Banto gebeten ein paar Monate auf sie aufzupassen, weil er sich um einige Geschäfte kümmern musste. Aber in den wenigen Tagen, seit sie hier war, konnte man das Gefühl haben, als habe Elani sie als ihre Familie adoptiert. Sie nannte Banto ihren Onkel und Kia und Ryushi ihren Vetter und ihre Kusine.

Sie schien sich besonders Kia angeschlossen zu haben; und Kia die nie eine jüngere Schwester gehabt hatte, genoss es. Sie verbrachte fast jede freie Minute miteinander. Ryushi konnte nicht anders, als sich ein wenig ausgeschlossen zu fühlen.

„Sieh mal, Elani. Da ist Ryushi“, rief Kia, als sie ihn näher kommen sah.

„He, Vetter Ryushi“, sagte sie und lächelte süß. Ryushi taute sofort auf und vergaß seinen Missmut.

„Hi, El“, sagte er.

„Kia hat mir erzählt, dass du einen so großen Golem besiegt hast“, sagte sie und breitete ihre Arme so weit auseinander, dass sie fast das Gleichgewicht verloren hätte und von Kias Schulter gefallen wäre.

Ryushi sah seine Schwester an und zog eine Augenbraue hoch. Kia zuckte ganz wenig mit den Achseln und in ihrem Gesicht stand: Okay, vielleicht habe ich etwas übertrieben.

Banto lachte sein Nebelhornlachen, sein Blick fiel auf Ryushi. „So groß? Wirklich? Du musst dich enorm gesteigert haben.“

„Es wird langsam besser“, antwortete Ryushi bescheiden, überrascht, im Mittelpunkt solcher Bewunderung zu stehen.

„Langsam ist die bessere Art zu lernen, mein Sohn“, sagte Banto philosophisch.

Ryushi blickte zu Boden, ertrug einen Moment die unbehagliche Stille,bevor er seinen Vater eindringlich bat: „Vater, ich muss mit die sprechen.“

„Warum werfen wir nicht einen Blick auf den großen Wyvernbullen, Elani?“, fragte Kia taktvoll.

„Jaaa!“, rief Elani begeistert. „Ist er größer als die Wyvernmädchen?“

„Oh, er ist riesig“, sagte Kia zu ihr, als sie Elani wegtrug. „Er ist so groß, dass er auf dich stampfen könnte und er nicht mal bemerken würde!“

Elanis kichern wurde leiser, als die beiden Mädchen sich entfernten und Ryushi und sein Vater im Gang allein ließen. Nur die gewaltigen Seufzer der schlafenden Wyvern waren noch zu hören.

„Ich weiß, dass Takami bei dir war, mein Sohn“, sagte Banto mit seiner tiefen, tröstenden Stimme. „Ich kann mir also vorstellen, worum es geht. Unsere Reise nach Tusami City. Habe ich Recht?“

„So ist es, Vater“, sagte Ryushi und bemühte sich Bantos Blick standzuhalten. „Aber es ist noch mehr. Ich weiß nicht, ob es daran liegt das ich jetzt Kleinigkeiten bemerke, die mir entgangen sind, als ich kleiner war, oder so . . . ist auch irgendwie egal, Vater, es gibt etwas, dass du uns nicht erzählst. Und es ist nicht einfach so, dass du uns nicht in deine Geschäfte mit einbeziehen willst, weil wir noch nicht alt genug sind, um sie zu verstehen, wie du immer sagst. Es sind diese Reisen, diese Geheimnisse . . . und diese Briefe, die du schreibst, diese Leute, die zu den Ställen kommen und dann wieder verschwinden. Du sagst immer, dass es alte Freunde sind, aber das sind sie nicht! Vergib mir, Vater, aber sogar ich kann sehen, dass du oft mit deinen Gedanken ganz woanders bist.“

Banto war still, seine Miene unbewegt. Er betrachtete seinen Sohn. Ryushi war nicht sicher, ob in seinen Augen Zorn lag, Stolz, Trauer . . . oder alles zusammen. Er wollte jetzt aufhören, konnte aber nicht. Er musste weiter sprechen. Er musste es wissen. Mit ruhiger Stimme fuhr er fort.

„Ich habe immer alles akzeptiert, was du uns erzählt hast, Vater, selbst wenn ich es nicht ganz geglaubt habe. Aber wie konntest du Takami in alles einweihen und fortfahren, mich und Kia wie Kinder zu behandeln. Als wüssten wir nicht ganz genau, dass das, was du uns erzählst, nicht wahr ist! Selbst die Sache mit Elani, Vater. Kümmerst du dich wirklich nur um sie, solange Hochi unterwegs ist? Du musst es nur sagen!“

Einen Moment lang sagte Banto gar nichts, dann verwandelte sich sein Gesichtsausdruck. Um seine Lippen spielte ein Lächeln und seine Augen füllten sich mit Tränen. Er legte eine Hand auf die Schulter seines Sohnes.

„Es tut mir Leid, Ryushi. Wenn ich gewusst hätte, wie klug meine Kinder in meiner langen Abwesenheit geworden sind, hätte ich euch nichts vorgemacht. Aber wenn du nicht wie ein Kind behandelt werden willst, dann handle jetzt wie ein Erwachsener. Akzeptiere, dass die Gründe, die mich veranlassen euch nicht zu erzählen, was ich mache, gute Gründe sind!

Und vertraue deinen Vater. Wenn die Zeit kommt, wirst du alles erfahren; und vielleicht wirst du dir dann wünschen, dass du nicht so neugierig gewesen wärst. Die Welt draußen ist groß und gefährlich, gefährlicher, als du dir vorstellen kannst. Eines Tages wirst du ihr gegenübertreten müssen. Ich möchte nur, dass du dann so gut vorbereitet wie möglich bist.“

Ryushi sah seinen Vater fest an, seine Augen flehten. „Dann . . . du kannst mir nicht irgendwas sagen?“

„Nein“, sagte Banto. „Ich wünschte, ich könnte es. Aber ich kann nicht. Ich will dir nicht weiter etwas vormachen, aber ich kann dir nichts erzählen, bis du bereit bist. Bis du bereit bist zu verstehen.“

Ryushis Gesicht verhärtete sich. „Und Takami? War er bereit?“

Sein Vater schlug die Augen nieder. „Ich fürchte nein“, antwortete er. Eine große Sorge lag in seiner Stimme.

Ryushi schnaubte unwillig und wandte sich zum Gehen um.

„Mein Sohn“, rief Banto ihm hinterher.

Ryushi blieb stehen. „Ja, Vater?“

„Du bist jetzt wütend. Ich weiß, ich habe nicht das Recht von dir etwas zu fordern. Aber du musst mir etwas versprechen.“

Ryushis Kiefer zogen sich zusammen.

Er gab keine Antwort.

„Das Mädchen. Elani. Schütze es mit deinem Leben. Versprich es mir!“

„Ich schwöre beim Grab meiner Mutter“, sagte Ryushi ruhig.

„Wenn du willst, Vater. Ich schwöre beim Grab meiner Mutter.“

„Danke, mein Sohn“, sagte Banto und seine Stimme hörte sich plötzlich schrecklich zerbrechlich an.



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Kommentare zu dieser Fanfic (1)

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Von:  CocaBeliLight
2007-01-31T11:55:42+00:00 31.01.2007 12:55
ich muss sagen, dass ich finde, dass du echt gut schreibst!!! ^^
büdde mach schnell weita! ^^


CBL :3


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