Begegnung von Otogi ================================================================================ Kapitel 6: Wo ist Onkel Kevin? ------------------------------ Abel rannte zu dem Hügel, von dem aus er einen traumhaften Blick auf das Meer hatte. Sein Gesicht war tränen überfüllt. Er war voller Zorn in sich. Zorn über das, was er Georgie gerade angetan hatte. Zorn, über ihn selbst. Noch nie hatte er so stark weinen müssen. Es wunderte ihn. Und er hatte Angst. Angst vor sich selbst. Vor seiner Unbeherrschtheit, vor seiner ungezügelten Leidenschaft und vor allem über die Liebe zu Georgie. An dem Hügel angekommen schmiss er sich auf den Boden. "Verdammt!" brüllte er und schlug mit der Faust so fest auf den Boden, wie er nur konnte. Mehrere Male. "Verdammt, Georgie!!.. Was soll ich nur tun? Wenn ich nur an dein Lächeln denke, dann kann ich mich überhaupt nicht beherrschen!" Abel schämte sich so stark. Er schämte sich vor Georgie, vor Arthur und vor allem. Was hatte er nur getan? Unter Tränenerdrückten Worten schrie er in das weite Meer hinein "Es ist besser, wenn du nach London gehst! Dann muss ich dich nicht mehr sehen! Und.. und du mich auch nicht..! "Es ist besser so!" klang es leiser aus seinem Mund. Georgie stand erstarrt auf der Wiese und blickte mit leeren Augen in die Richtung, in die Abel gerannt ist. Sie ließ sich sitzend in das Gras fallen und starrte noch immer mit eisendem Blick. An den Worten von Abel hatte sie gehört, dass er geweint hatte. Auch ihr fielen die Tränen von ihrem Gesicht in das Gras. Noch immer zitterte sie am ganzen Körper. Sie versuchte, die Gefühle von Abel zu verstehen. Und sie versuchte zu verstehen, warum er dies getan hatte, doch sie konnte es nicht ganz. Sie ahnte ja nicht, dass seine Gefühle für sie so stark waren. Doch jetzt wusste sie, dass sie nicht mehr hier bleiben konnte. Nachdem, was gerade passiert war, hatte sie ihre Entscheidung getroffen. Sie machte sich auf den Heimweg. Wortlos und die Hand vor den Mund haltend dachte sie die ganze Zeit an Lowell. An ihre Entscheidung. Sie fühlte sich von Abel hintergangen, dennoch versuchte sie dies, was Geschehen war zu verdrängen. dachte sie bei sich. Sie setzte ein lächeln auf, auch wenn ihr nicht danach war. Aber sie wollte sich nichts anmerken lassen, wenn sie Zuhause ankam. Doch als sie in das Haus eintrat, saßen Arthur, Earl Gerald und auch Lowell traurig am Tisch und schwiegen vor sich hin. Arthur hielt Zettel in der Hand. Er saß ratlos in seinem Stuhl und starrte auf das Blatt zwischen seinen Fingern. Leer und hilflos und verzweifelt. Georgie begriff diese Situation nicht. Sie setzte sich zu ihnen an den Tisch und fragte Arthur ganz vorsichtig "Arthur, was ist denn passiert? Warum sitzt ihr hier denn so schweigend rum?" Doch Arthur schwieg noch immer. Er sah zu Georgie und überreichte ihr den Zettel. Sie nahm ihn und begann zu lesen. "Lieber Arthur, lieber Abel und liebe Georgie, ich schreibe diesen Brief, weil ich schlimmes befürchte und es tun möchte, bevor es zu Spät ist. Ich habe ein Anliegen an euch. Sollte mir in ferner Zukunft etwas zustoßen, dann bitte ich euch, meine Farm zu übernehmen. Ich vermachte sie euch, denn zu euch habe ich das größte Vertrauen und weis, dass meine Farm in guten Händen ist. Macht euch keine Sorgen um mich. Ich bin ein alter Mann und auch für mich kommt eines Tages die Zeit, an der ich nicht mehr Weile. In Liebe, Onkel Kevin. " Georgie ließ den Zettel fallen und erhob sich geschwind vom Stuhl. Sie blickte zu Arthur, der nun die Hände zusammengefaltet hatte und die Augen schloss. Sie erstarrte. "Arthur, heisst das.. dass Onkel Kevin..? sie konnte es nicht aussprechen, aber Arthur nickte nur. "Aber!?" Georgie fing bitterlich an zu weinen "Das kann doch nicht sein!" Sie rannte hinaus zur Türe. So schnell sie nur konnte eilte sie zu Onkel Kevins Farm und riss die Türe auf, in der Hoffnung, dass Onkel Kevin jeden Moment in das Zimmer kam und sie mit einem freundlichen Lächeln empfing. Doch nichts. Sie stand ganz allein in dem leeren Raum. Das Bett war unordentlich. Ein Stuhl war umgeworfen. "Onkel Kevin!? Onkel Kevin!?" rief sie verzweifelt und weinte halblaut. Sie warf sich auf sein Bett und verschränkte die Arme um ihr Gesicht. "Nein, das darf doch nicht wahr sein. Wieso musste das passieren? Wieso?" Sie schluchzte und weinte bitterlich. Ihr Herz tat ihr furchtbar weh. Onkel Kevin war immer für die Kinder da gewesen. Und auch Mrs. Budman hatte er immer so viele Ratschläge gegeben, wenn sie nicht weiterwusste. Es war immer so selbstverständlich, dass Onkel Kevin in ihrer Nähe war. Doch jetzt spürte Georgie eine große und tiefe Leere in sich. Wieso musste dies alles auf einmal geschehen? Wieso gerade jetzt, zu diesem Zeitpunkt? Lowell, Abel und jetzt Onkel Kevin. Georgie hatte keine Kraft mehr. Alles, was sie jetzt brauchte, war Ruhe. Sie wollte Allein sein. Für kurze Zeit wenigstens. Ihr Gesicht verbarg sich in dem Kissen von Onkel Kevins Bett. Das Kissen fing all ihre verzweifelten Tränen auf, die sie loswerden musste. Ihren ganzen Schmerz. Sie weinte. Sie weinte sehr, sehr lange. Über alles, was in den letzten Tagen geschehen war. Nachdem Georgie sich nach einiger Zeit wieder etwas beruhigt hatte, stand sie vom Bett auf. Sie sah sich in dem Raum um. Sie machte das Bett von Onkel Kevin und nahm einen Besen zur Hand, mit dem sie das Haus fegte. Sie wusste nicht, wieso sie dies tat. Wahrscheinlich um sich abzulenken. Um einwenig Ruhe und Ordnung in ihren Gedanken zu schaffen. Denn jetzt hatte sie sich innerlich verloren. Sie wusste nun überhaupt nicht mehr, was sie jetzt tun sollte. All diese Dinge sind so unerwartet, und so plötzlich geschehen. Sie hatte das Gefühl, dass es nur noch schlimmer kommen könnte und dass es keinen Ausweg mehr gibt. Als sie fertig war, machte sie sich langsam auf den Weg zurück nach Hause. Auf dem Weg kam ihr Arthur entgegen. Er sah ebenfalls sehr bedrückt aus. So verzweifelt hatte Georgie ihn noch nie gesehen. Er ging stumm an ihr vorbei, ohne ihr einen Blick zuzuwenden. Er sah auf den Boden. Georgie aber drehte sich nach ihm um und blickte im noch eine Weile nach. dachte Georgie und setzte ihren Heimweg fort. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)