Verlorene Liebe von -lyra- ================================================================================ Kapitel 4: Probleme ------------------- Irgendwann, ich wusste nicht genau wann es war oder welcher Tag gerade war, woher auch, weckte mich ein leichtes rütteln. Etwas verschlafen schlug ich meine Augen auf. „Wie?“, murmelte ich und versuchte mich aufzurichten, was ziemlich schwer ging, da mein Körper – wie so oft – mal wieder von den Tabletten gelähmt war. Ich sah auf. „M… Matt?“, fragte ich. Ich konnte nicht richtig sehen. Ich sah alles was in der Ferne lag verschwommen. „Er ist wieder wach.“, hörte ich eine mir unbekannte Stimme sagen. Wer war nur diese Person? Und wo befand ich mich? Es war auf keinen Fall Matt, so viel wusste ich! Und es war auch nicht Josh! „W… wer sind Sie?“, fragte ich mit gedämpfter Stimme. Inzwischen wurde meine Sicht besser. „Ein Freund.“, sagte er deutlich und legte mir eine Hand auf den Bauch. Es schmerzte. Warum schmerzte es bloß so sehr, wenn er mich am Bauch berührte? Ich wusste es nicht. „Tut es weh?“, fragte er und klang sachlich-neutral. Ich schloss wieder meine Augen, es tat zu weh um ihn anzusehen. Deswegen versuchte ich zu nicken. Es klappte irgendwie, zwar nur schwach, aber es klappte. „Tut mir leid.“, sagte er und nahm seine Hand von meinem Bauch. Es war so eine Erleichterung! Ich fragte mich nur, was passiert war, wo Matt war und vor allem, was passiert war. „Wo ist Matt?“, fragte ich. Ich konnte nun schon etwas lauter und deutlicher sprechen. Ich öffnete meine Augen und sah in das Gesicht eines Unbekannten. „Wer ist Matt?“, fragte der Mann eine junge Frau die hinter ihm stand. „Er ist sein Lebensgefährte. Er ist etwa 19 Jahre alt.“, erklärte diese ihm. Der Mann nickte und fragte sie: „Haben Sie ihn irgendwo gesehen?“ Der Mann war so um die neunundzwanzig würde ich sagen. Die Frau war zirka 3 Jahre jünger als er. „Nein.“, bedauerte sie und schüttelte den Kopf. „Was ist…“, sagte ich und fing an zu husten. „Wie?“, fragte der Mann und drehte sich wieder zu mir um. „Was ist passiert?“, wiederholte ich. „Kannst du dich nicht erinnern?“, fragte mich der Mann und beugte sich über mein Gesicht, so, dass ich seine grünen Augen genau betrachten konnte. Ich schüttelte den Kopf. „Als du schliefst, wurde in der Wohnung in der du warst, eingebrochen. Anscheinend hat dir jemand ein Messer in deinen Magen gerammt. Die Person dachte wahrscheinlich, dass du tot wärst und ist verschwunden. Doch du hattest Glück. Eine Nachbarin hatte bemerkt, wie jemand aus dem Haus floh. Sie kannte die Person nicht. Dann ist sie in dein Zimmer gekommen und hat dich mit einer Wunde im Bauch gefunden und rief sofort die Polizei. Wir sind vor etwa 2 Tagen angekommen. Wir konnten dich nicht ins Krankenhaus bringen, dort war kein Platz und im Polizeipräsidium würden sie dich nicht aufnehmen.“, erklärte mir der Mann. „Sind Sie Polizist?“, fragte ich nach. Er nickte. „Wo bin ich?“, fragte ich weiter, ich kannte mich fast gar nicht aus. „Wir befinden uns hier in einer Gasse. Wir haben versucht, dich in ein anderes Krankenhaus zu bringen. Doch keines in der Nähe war frei. Also wollten wir dich in eines bringen, wo noch ein Zimmer frei wäre. Aber der Sprit ist uns vor ein paar Stunden ausgegangen. Deswegen dachten wir…“, sagte er. Die Frau räusperte sich und meldete sich zu Wort: „Er dachte sich, dass wir eben den Notarzt rufen und dich inzwischen an einen sicheren Ort bringen. Da in dieser Stadt viele Räuber und Banditen befinden.“ Der Polizist drehte sich zu der Frau um und sah sie angewidert an. Anscheinend konnte er sie nicht wirklich leiden, obwohl die beiden Partner waren – wahrscheinlich eh nur gegen ihren Willen. „Der Notarzt müsste bald hier sein.“, sagte der Mann und drehte sich wieder zu mir um. „Wer sind Sie überhaupt?“, fragte ich etwas leicht verwirrt und setzte mich – ja, mir ging es wieder besser und ich konnte mich wieder bewegen – auf. „Öh… Wir?“, fragte der Polizist – Idiot! „Nein, die Engel die über dir schweben!“, sagte die Frau genervt und verdrehte die Augen. „Schlampe! Wie konnte eine Schlampe wie du bloß Polizistin werden?!“, schimpfte der Mann die Frau. „Ich bin noch nicht ganz eine Polizistin! Aber wenigstens kenn ich ein paar Leute! Außerdem bin ich keine Schlampe, Arschloch!“, fauchte sie ihn an und stemmte sich dabei die Hände in die Hüfte. „Seit wann darf man seinen Vorgesetzten als Arschloch beschimpfen?!“ „Seit der Vorgesetze seine Untergebenen als Schlampe bezeichnet!“ „Ach, was du nicht sagst, Schlampe!“ „Ohne diese Schlampe die vor dir steht, wäre der kleine Mickal schon lange tot!“, keifte die Frau. „E… Entschuldigen Sie bitte, aber woher kennen Sie meinen Namen?“, fragte ich die Frau. Sie trug eine dicke schwarze Sonnenbrille, also konnte ich ihr Gesicht nicht erkennen. „Erkennst du mich etwa nicht mehr Mickal?“, fragte sie und ging in die Hocke zu mir hinunter. Ich schüttelte verwirrt den Kopf. „Ich bin eine… alte Freundin von deinem Bruder…“, sagte sie und wurde leicht rot. Ich sah sie verdutzt an, da ich immer noch nicht wusste, wer sie war. Sie nahm ihre Sonnenbrille herunter und ihr langes blondes Haar fiel ihr ins Gesicht. Sie hielt es sich mit einer Hand zurück und lächelte mich freundlich an. „Weißt du jetzt wer ich bin? Dein Bruder ist doch Lucca, Lucca Zer, oder?“, fragte sie sicherheitshalber nach. Ich nickte. Ich betrachtete die Frau noch eine Weile, dann erschrak ich und stotterte ihren Namen: „P… P… Petra Pulm?!“ Sie lächelte mich an und strich mir vorsichtig über die Wange. „Na also! Geht doch!“, sagte sie ruhig. Plötzlich gab der dicke Polizist, mit dem sie vorhin gestritten hatte, irgendwelche Laute von sich. „Schnauze, Paul!“, fuhr Petra ihn an und drehte ihren Kopf kurz zu ihm und wendete sich dann aber wieder zu mir. „Paul? Paul Trum?“, fragte ich nach. Er fuhr leicht in sich zusammen. Anscheinend hatte ich ins Schwarze getroffen! „Du bist der kleine Zer?“, fragte er mich und drehte sich zu mir um. „Ja…?“, gab ich leicht ängstlich von mir. „Als ich dich das letzte Mal gesehen habe, warst du noch ein kleiner Hosenscheißer. Anscheinend bist du jetzt nur gewachsen und bist jetzt eben ein großer Hosenscheißer!“, scherzte er wie früher. „Leg dich hin, Mickal! Sonst tritt aus der Wunde nur noch mehr Blut aus und du hast eh schon so viel verloren!“, sagte Petra und drückte mich zu Boden. „Au!“, jammerte ich, als mein Schädel gegen einen verdammten Stein donnerte – typisch Frauen! Können nicht auf uns Männer aufpassen! Plötzlich hörte ich, wie Schritte immer näher kamen. „Notarzt.“, erklärte mir Petra in einem Wort. Sie stand wieder auf und kam ihm entgegen. „Du könntest dich auch mal nützlich machen, Arschloch!“, schimpfte Petra ihren Vorgesetzten. „Wo ist der Patient?“, fragte der Arzt hektisch. Anscheinend war er sehr in Eile – von mir aus hätte er auch nicht kommen müssen! Ich würde sowieso irgendwann sterben! Also könnte ich – von mir aus – auch gleich jetzt sterben! Um MICH bräuchte er sich nie im Leben kümmern! Ich wollte ja auch nicht unbedingt seine Hilfe. Aber wenn Petra und Paul ihn schon gerufen hatten und ich lag ja auch gerade so hilflos da, mit einer Wunde. Also konnte ich ihn ja schlecht wegschicken! Er betrachtete kurz meine Wunde und sagte dann: „Er muss sofort ins Krankenhaus! Die Wunde ist schon zu lange offen! Er muss sofort operiert werden!“ Wie bitte? Operiert? Nie im Leben! Nur über MEINE Leiche! „Geht klar.“, sagte Paul und trug mich zum Wagen des Notarztes. „He! Wer sagte, dass ich mitkomme?“, brüllte ich. „Niemand. Du kannst ruhig hier bleiben und sterben.“, sagte Paul taktlos. Ich hörte wie die Tür aufgemacht wurde. Paul legte mich hinein. „Sei vorsichtig!“, sagte Petra zu ihm und legte meinen Kopf auf ihren Schoß. Dann gab ihr der Notarzt ein Handtuch. „Drücken Sie dies bitte auf seine Wunde. Es wird zwar schmerzen, wegen dem Desinfektionsmittel, aber es hilft und stoppt die Blutung!“, erklärte er ihr. Sie nahm es schnell von ihm an und drückte es anfangs ganz leicht an die Wunde. Ich schloss meine Augen. „Tut es sehr weh?“, fragte sie mich. Ich nickte nur. „Tut mir Leid, Mickal, es muss sein. Wenn es nicht mehr so schmerzt, sag es mir bitte, ja?“, sagte sie zu mir. Nach einer Weile hörte es auf zu schmerzen und sagte es ihr, dann drückte sie es nur noch fester auf die Wunde. Also sagte ich immer nach einer Weile „Jetzt!“ und schon drückte sie fester auf die Wunde. Nach einer Weile kamen wir in ein Krankenhaus wo ein Zimmer für mich frei war und wo der Operationssaal auch frei war. Sie gaben mir sofort eine Narkose als ich ins Krankenhaus kam. Ich bekam gerade noch mit, wie sie mich in den Operationssaal schoben und dass die Ärzte etwas über mir diskutierten. Dann schlief ich auch schon ein. Als ich aufwachte, sah ich jemanden über mir. „Morgen, Mickal…“, sagte die Person sanft. Ich erkannte die Stimme sofort. Es war Matt! Endlich konnte ich ihn wieder sehen, endlich! „Morgen…“, flüsterte ich. Ich war noch immer geschwächt von der Operation. Ich lächelte ihn leicht an. Er setzte sich neben das Bett auf einen Sessel. Ich verfolgte ihn mit meinen Augen. Ich wollte ihn nie mehr aus den Augen lassen. „Wo warst du damals?“, fragte ich ihn. Er sah mich etwas erschrocken an. Dann wurde sein Blick traurig, weshalb er sein Gesicht senkte, so, dass ihm die Harre ins Gesicht fielen. „Ich war bei… Ich war bei Josh… Ich wollte mit ihm über ein paar Dinge reden. Doch er war nicht zu Hause. Eine junge Nachbarin von ihm meinte, er seihe wohin gefahren, doch wohin, wüsste sie nicht. Also ging ich noch eine Weile spazieren. Als ich dann spät abends nach Hause kam und dich nicht in der Wohnung fand, ging ich zu einer Nachbarin. Sie meinte, jemand hätte auf dich eingestochen und die Polizei hätte dich in ein Krankenhaus gebracht… Gestern fand ich dich dann endlich, doch du schliefst…“, erklärte mir Matt. Ich bemerkte, wie sich ein stilles Lächeln auf seine Lippen schlich. „Ich liebe dich…“, drang erschöpft aus meinem Mund. Matt sah mich an und ich merkte, dass sich Tränen in seinen Augen sammelten. Er weinte… Er weinte wegen mir… Weil ich zu ihm „ich liebe dich“ gesagt hatte… Mir stiegen auch gleich die Tränen in die Augen. Später, als die Besuchszeit vorbei war, ging Matt wieder nach Hause. Er wäre zwar gern noch bei mir geblieben, doch er konnte nicht, er meinte, er müsse noch etwas Wichtiges zu Hause erledigen und ich solle mir keine Sorgen um ihn machen. Er würde in ein paar Tagen wiederkommen. Doch irgendwie machte ich mir trotzdem Sorgen um ihn. Es war eben, wegen dem Angriff auf mich gewesen, deswegen machte ich mir Sorgen, dass es ihm auch zu stoßen könnte. Als er mein Zimmer verließ, kamen mir die Tränen. Da ich bei ihm sein wollte und nicht alleine hier. Niemand war bei mir im Zimmer. Ich war hier ganz alleine. Plötzlich fing mein Magen an zu knurren und wie auf Stichwort kam eine Krankenschwester in mein Zimmer. „Na? Hunger?“, fragte sie mich und lächelte mich freundlich an. Sie hatte meinen Magen anscheinend gehört. Ich wurde leicht rot und nickte. „Gut, ich bringe dir gleich was.“, sagte sie und ging bei der Tür hinaus. Doch bevor sie sie schloss sagte sie noch: „Oh! Bevor ich es vergesse, hier kommt noch ein junges Mädchen zu dir herein.“ Dann verschwand sie aus dem Zimmer und holte mir etwas zu essen. Nach wenigen Minuten öffnete sich die Tür wieder. Die Krankenschwester von vorhin kam herein. Sie stellte einen Teller mit einer klaren Suppe auf einen kleinen Tisch links von mir. Dann setzte sie sich auf den Sessel, auf dem Matt heute saß als ich aufwachte. „Und? Wer war der nette Kerl heute?“, fragte die Krankenschwester. Ich setzte mich auf und zog den Tisch zu mir. „Ein Freund…“, nuschelte ich. Ich nahm den Löffel und aß schon mal die Suppe. „Ein Freund oder dein Freund?“, hackte sie nach. Ich wurde leicht rot und tat so, als hätte sie nicht gehört. „Verstehe. Ich muss schnell mal nach dem Mädchen sehen, ich bring sie dann her.“, sagte die Krankenschwester. Sie stand auf und ging wieder aus meinem Zimmer. Nach einer Weile hatte ich meine Suppe ganz gegessen und hatte mich auch wieder in mein Bett gelegt. Plötzlich tauchte die Krankenschwester wieder auf. In ihrer Begleitung war ein junges Mädchen. Sie müsste 16 oder 17 Jahre alt sein. „So! Du gehst jetzt wieder in dein Bett!“, sagte die Krankenschwester zu ihr und zeigte auf das Bett rechts von mir. „Ja, ja!“, sagte das Mädchen gelangweilt und stampfte in das Bett. Dann holte sich die Krankenschwester meinen Teller und verließ das Zimmer. Das Mädchen seufzte als die Krankenschwester weg war. Jetzt sah ich sie mir mal genauer an. Ihr Haar reichte ihr bis zu den Ohren, sie waren rot gefärbt. Es sah wirklich gut aus. Als das Mädchen meinen Blick bemerkte, drehte sie sich zu mir um und fragte mich: „Was glotzt du so?“ „Ich glotze nicht. Ich habe dich nur etwas genauer betrachtet.“, sagte ich ruhig. „Aja…“, sagte sie und stand von ihrem Bett auf. Sie kam zu mir hin. Erst jetzt bemerkte ich den Verband auf ihrer Stirn. „Was ist da passiert?“, fragte ich sie und zeigte auf ihre Stirn. „Wie? Ach so! Das war ein kleiner Motorradunfall!“, sagte sie und kicherte. Sie setzte sich zu mir auf das Bett. „Und was ist mit dir?“, fragte sie mich und legte ihren Kopf schief. „Mich hat jemand im Schlaf angegriffen und ein Messer in den Bauch gerammt…“, erklärte ich ihr. Sie sah mich verdutzt an. Nach einer Weile des Schweigens fasste sie sich den Mut und fragte: „Wie heißt du eigentlich?“ „Mickal, du?“, fragte ich sie. Ich war noch immer erschöpft von der Operation. „Angelika. Aber du kannst mich ruhig Angel nennen, all meine Freunde nennen mich so!“, erklärte sie mir. „Bin ich etwa ein Freund?“, fragte ich sie und grinste sie frech an. Angelika fing an zu kichern. Dann nickte sie. „Ja. Du bist ein Freund… Du bist ein Freund eines Freundes!“, sagte sie. Ich verstand nicht recht was sie damit meinte und sah sie deswegen verwirrt an. „Kennst du etwa nicht Matt?“, fragte sie mich. „Öh… Ja?“, gab ich kleinlaut als Antwort. „Ich bin eine ehemalige Schulkollegin von ihm. Zwar bin ich 2 Jahre jünger als er, aber wir lernten uns irgendwann in der Schule kennen.“, erzählte sie mir. Ich hatte also recht mit ihrem Alter. Sie war also wirklich 17 Jahre. „Ich war mit 10 Jahren total in ihn verschossen und bekam von ihm meinen ersten Kuss!“, erzählte sie mir stolz. Ich war geschockt und zugleich wütend auf Matt, da er damals Angelika einen Kuss gab, mir aber erst fast fünf Jahre später! „Aber wir waren ja noch klein! Ich hab ihn gestern hier wieder getroffen und mit ihm eine Zeit lang geredet. Er meinte, er würde dich über alles lieben und für immer bei dir sein, komme was wolle! Also dachte ich mir, dass ich sowieso keine Chance hätte bei ihm zu landen.“, erzählte sie eifrig weiter. Wir beide redeten noch sehr viel und sehr lange. Hauptsache über Matt, so erfuhr ich auch, was ich zuvor noch nicht wusste. Und zwar, dass er schon von klein auf etwas von MIR, wirklich von MIR, und sonst niemanden wollte! Sehr spät abends kam eine ältere, strengere Krankenschwester in unser Zimmer. „Schlafens Zeit! Los! Ab mit dir ins Bett, Angelika!“, brüllte sie Angelika an. Diese ging mit gesenktem Kopf widerwillig in ihr Bett. Anscheinend kannten viele Leute hier im Krankenhaus Angelika schon. Die Krankenschwester verschwand, als sich Angelika zugedeckt und umgedreht hatte. Die Tür fiel mit einem lauten Knall zu. Dann drehte sich Angelika wieder zu mir um. Ich sah sie ein wenig verdutzt an. „Mich kriegt man nicht so einfach ins Bett! Nicht mal diese Alte!“, sagte sie und fing wieder an zu kichern. Sie war noch ziemlich kindisch, doch es passte zu ihr. „Hast du eigentlich einen Freund?“, fragte ich sie. „Wie? Nein! Ich bin doch noch zu jung für einen Freund!“ „Man ist nie zu jung und man ist auch nie zu alt für einen Freund!“ „Wie alt warst du eigentlich, als du mit Matt zusammen gekommen bist?“ „16.“ „Was?! Du warst erst 16?!“ „Ja. Wir sind jetzt schon 2 Jahre lang zusammen. Die Zeit vergeht wirklich schnell! Wann hattest du eigentlich deinen ersten Freund?“ „Ich… Ich hatte noch nie einen Freund. Keiner will was von mir. Alle sehen mich nur als guten ‚Freund’ oder als ‚Kumpel’. Das ätzt!“ „Angel? Du bist doch jetzt 17, oder?“ „Noch nicht ganz, ich werde in ein paar Tagen 17. Warum fragst du?“ „Stehst du eher auf ältere oder gleichaltrige Männer?“ „Ältere. Warum willst du das wissen, Mickal?!“ „Na ja, ich hab einen Bruder. Der ist 24!“, sagte ich und grinste sie frech an. „Du willst mich jetzt aber nicht mit dem verkuppeln, oder?“, fragte sie mich ungläubig. „Warum nicht?“, fragte ich und grinste sie weiterhin an. „Ich… Ich weiß nicht! Ich kenne ihn doch gar nicht!“, sagte sie und zog sich die Decke vor den Mund. „Aber du kennst mich! Ich bin zwar 6 Jahre jünger als er, aber wir sind uns fast total ähnlich!“, erklärte ich ihr. „Und jetzt schlaf. So viel ich weiß, will er morgen sowieso vorbei kommen.“, sagte ich und drehte mich um. „Wie?“, gab Angelika von sich. „Du sollst pennen!“, wiederholte ich und schlief kurz darauf hin ein. „Aufwachen!“, brüllte mir jemand ins Ohr. Ich schreckte hoch und wäre fast aus dem Bett gefallen. Ich sah der Krankenschwester von gestern Abend ins Gesicht. Ich wusste jetzt schon, dass ich sie nicht leiden konnte! Sie ging zu Angelika rüber und brüllte sie auch lautstark an. Als sie dann wach war, ging die Krankenschwester zu unserem Glück aus dem Zimmer. „Alte Schlampe…“, nuschelte Angelika. „Morgen, Angel.“, sagte ich und lächelte sie sanft an. „Morgen…“, gab sie von sich. Sie seufzte. „Was ist los?“, fragte ich. Ich merkte, dass etwas mit ihr nicht stimmte. Mir wären fast wieder Tränen in die Augen gestiegen, doch ich konnte sie noch zurückhalten. Ich stand auf und ging zu ihr. Ich setzte mich zu ihr aufs Bett. Sie biss sich auf die Unterlippe und schwieg kurz. „Nun ja…“, konnte Angelika nur sagen als ihr schon die Tränen an den Wangen hinunter liefen. Sie fiel mir um den Hals. Ich nahm sie in den Arm und drückte sie an mich, so, dass sie sich ausheulen konnte. Nach etwa einer halben Stunde hatte sie sich dann beruhigt. „Tut mir Leid wegen vorhin…“, meinte sie und sah auf den Boden. „Schon okay.“, sagte ich. „Kannst du mir jetzt vielleicht sagen, warum du geheult hast, Angel?“, fragte ich nochmals und sah sie eindringlich an. Sie drehte sich zu mir um. „Ich weiß selbst nicht wirklich… Ich weiß nur, dass ich dir sehr dankbar bin!“, sagte sie und lächelte mich sanft an. „Für was?“, fragte ich nach. „Für deine Freundschaft.“ „Nur für das? Das glaube ich dir nicht wirklich…“ „Na ja… Ich bin dir auch sehr dankbar, wenn du auf Matt gut aufpassen würdest! Außerdem bin ich dir auch sehr dankbar, dass ich dich kennen gelernt habe und dass ich deinen Bruder kennen lerne. Ich habe nämlich irgendwie so ein Gefühl,… das ich nicht mehr lange Leben werde…“ „Sag so etwas nicht, Angel!“ „Nein, es ist wirklich so. Ich hatte früher auch schon solche Gefühle… Jetzt bin ich bald nicht mehr hier…“ „Nein, du wirst noch lange hier bei uns sein! Okay? Du wirst nicht so schnell von uns gehen!“ „Ja, aber…“ „Nichts, aber! Vertrau mir!“ „Ja, vielleicht hast du ja Recht.“, sagte sie und lächelte mich wieder sanft an. Ich hatte es nun geschafft… Ich hatte ihr gerade neue Hoffnung gegeben, was sehr wichtig war, weil sonst wäre sie wirklich noch an ihren eigenen Gedanken und Gefühlen gestorben und das wollte ich nicht! Ich wollte sie noch besser kennen lernen als jetzt, außerdem müsste sie auch noch meinen Bruder kennen lernen und mit dem sehr viel Zeit verbringen. Lucca würde Angelika schon auf andere Gedanken bringen, das wusste ich jetzt schon. Plötzlich wurde die Tür aufgerissen und man hörte ein lautes „Hallo!“ rufen. Ich drehte mich zu der Tür um und sah dort meinen Bruder! Lucca! „L… Lucca! Wie siehst du denn aus?“, fragte ich ihn geschockt. Normalerweise war er ein gepflegter Mensch gewesen. Doch jetzt? Jetzt hatte er etwa schulterlanges, zerzaustes Haar, welches auch noch blaue Strähnen hatte! Und dazu hatte er seine alten Klamotten herausgesucht! Ich konnte es nicht glauben, dass das mein Bruder war, der gerade bei der Tür stand! „Wie? Ach so! Du weißt doch sicher, was ein Anarchist ist, oder Brüderchen?“, sagte er und kam zu mir. Er rieb mir – wie früher so oft – den Kopf mit der Faust. „Was hast du gesagt?“, fragte ich nach, da ich ihn nicht richtig gehört hatte. „Er ist ein Anachrist! Weißt du etwa nicht was das ist, Mickal?“, sagte Angelika. „Doch, schon! Aber ich kann nicht glauben, dass Lucca so was ist, Angel!“, erklärte ich ihr und versuchte mich von Lucca zu befreien, was mir auch zu meinem Glück gerade noch gelang. Ich versuchte gerade Luftzuholen, als mich Lucca fragte: „Sagtest du gerade Angel, Mick? Also Engel?“ Ich schüttelte den Kopf und sagte: „Ich habe zwar Angel gesagt, aber so wie die Abkürzung von Angelika…“ „Und wer ist Angelika? Ist sie hier?“, fragte er und sah sich fragend um. „Ich bin Angelika…“, sagte sie dann. Ich sah sie an, sie war knallrot. „Oh! Hallo Angelika, schön dich kennen zu lernen.“, sagte Lucca und lächelte sie freundlich an. Ich schlich mich wieder zurück in mein Bett und beobachtete die Beiden. Doch dann wurde ich müde und schlief ein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)