Schwarze Wolken von --Shiranui-- ================================================================================ Kapitel 7: Danach ----------------- When everything is may to be broken I just want you to know who I am Goo Goo Dolls (Iris) Aus dem strahlend blauen Himmel hatte sich ein Gemisch aus orangenem Abendrot und schmutzigen, grauen Wolken gebildet. Die einsetzende Kälte hatte Shay aus seiner Ohnmacht geweckt und sobald er die Augen aufgeschlagen hatte, fragte er sich erneut wo er gelandet war, bis ihm wieder eingefallen war, dass er sich in irgendeiner surrealen Welt, in den tiefsten Tiefen seiner Vorstellungskraft befinden musste. Er erinnerte sich an den kleinen Jungen, an den kopflosen Raben und an den Krankenwagen, der ihn über den Haufen gefahren hatte. Am stärksten erinnerte er sich aber an das BAMM-BAMM und am liebsten hätte er genau diese Erinnerung verloren, so wie man sich häufiger nicht mehr an das erinnerte, was vor einer Ohnmacht passiert war. Aber die Erinnerungen waren unweigerlich dageblieben und wahrscheinlich würde er sie auch nie wieder los werden. Als Shay sich umsah, stellte er fest, dass er wieder alleine war. Kein augenloser Junge, der ihn umbringen wollte und auch kein kopfloser Rabe, der anscheinend genau das selbe im Sinn gehabt hatte. Unheimlich. Als etwas anderes konnte Shay das Ganze nicht einordnen, aber wie hatte seine Frau immer gesagt? Künstler sind Verrückte. Wenn Künstler also Verrückte waren, dann war ihr Seelenwesen genauso verrückt. Warum sollten ihre Fantasien also nicht verrückt sein? Das Gesamtbild ergab also, dass die Fantasiewelt, in welcher er sich wohl befand, genauso verrückt war, wie Billy the kid und Michael Myers zusammen. Die Tatsache, dass Shay seine Umgebung nun als eine Reflektion seiner Selbst und seiner Vorstellungskraft abgestempelt hatte, beruhigte ihn ungemein. Diese Erklärung klang mehr als logisch. "Wahrscheinlich bin ich nach dem Autounfall in ein Koma gefallen...", murmelte er sich leise zu, um seinen Gedankengang noch zu bestätigen. Irgendwie war es armselig, dass er sich selber noch bestätigen musste, aber hey! Er war schließlich verrückt und Verrückte durften Selbstgespräche führen. Shay ertappte sich dabei, wie er darauf wartete, dass ihm diese unscheinbare Stimme, die ihn die letzte Zeit verfolgt hatte, irgendwie antwortete, egal ob sie ihn verspottete, oder vielleicht sogar zustimmte. Aber es kam keine Bemerkung und Shay wusste nicht ob er froh darüber sein sollte, oder aber beunruhigt. Genau das selbe Gefühl war es, was er gehabt hatte, als er sich alleine in seinem Haus in Ultica befunden hatte und dies war etwas, was ihn beunruhigte. Warum dachte er eigentlich die ganze Zeit soviel nach? Das hatte er sonst doch auch nicht getan, oder doch? Komisch, daran erinnerte er sich nicht mehr. Langsam richtete Shay sich vom sandigen Boden der Pseudowüste auf und merkte, wie ihm etwas flau im Magen wurde. Es kam nicht daher, weil er hunger hatte (die Tatsache bemerkte er noch nicht einmal), sondern weil ihm schlagartig bewusst wurde, dass er sich nicht mehr wirklich daran erinnerte, wie er auf gewisse Momente vor derm Autounfall reagiert hatte. Zwar erinnerte er sich daran, dass er eine Frau und zwei Kinder hatte, aber er erinnerte sich nicht mehr daran wie seine beiden Kinder hießen. "Scheisse..." Es wurde dunkler und die Sonne verschwand zunehmends hinter dem Horizont. Shay wusste, dass es in einer Wüste in der Nacht verdammt kalt wurde und auch diese Tatsache beunruhigte ihn. So wie seine Kleidung aussah, so würde er in dieser Nacht wohl erfrieren, wenn er sich kein Feuer machte. Aber wie sollte er sich ein Feuer machen, wenn es weit und breit nichts gab, womit man ein solches hätte anmachen können? Vielleicht an dem leeren Brunnen? Rein logisch gesehen müsste es dort zumindest vertrocknetes Holz geben, womit er ein Feuer am Leben erhalten konnte. Geistesabwesend tastete Shay an seiner Hose entlang und griff in die Hosentasche, wo er tatsächlich sein Feuerzeug fand, was er zum öffnen von Bierflaschen gebraucht hatte. Bingo! Aber der Brunnen war verschwunden, hatte sich in Nichts aufgelöst. Dafür wurden die Wolken, am Himmel zusehends dichter und auch dunkler. Sollte es in dieser Nacht regnen, dann würde die Wüste morgen aussehen wie ein Garten Eden. Shay wusste nicht wie, aber irgendwie musste er eine Überdachung finden. In dieser Welt schien ja alles möglich zu sein, vor allem weil es seine Welt war. Er hatte doch hier das sagen, zumindest, wenn er mit der Annahme richtig lag, dass dies hier seine Vorstellungskraft war. Also müsste doch eigentlich, wenn er sich vorstellte, dass sich vor ihm eine sprudelnde Wasserquelle auftat, eine solche auch vor ihm erscheinen? "...eine sprudelnde Wasserquelle..." Aber nichts passierte. Gar nichts, noch nicht einmal ein Windstoß regte sich in der Luft. Aber dann, ganz still und heimlich: Ein einzelner Wassertropfen, der auf Shays überhitzte und rotgebrannte Haut herunter fiel. Danach folgten mehrere und innerhalb weniger Sekunden goss der Monsun auf ihn hernieder. Das EKG schlug schneller an, von dem Moment an, als die Krankenschwester unter einem erschrockenem Aufschrei eine Schale Wasser fallen ließ und die Hälfte des Inhaltes über Shays leblosen Körper verschüttete. "Fuck, verdammtes Rabenvieh!", rief sie dem schwarzen Vogel nach, der urplötzlich gegen die Fensterscheibe des Krankenzimmers geflogen war. Es war mitten in der Nacht und die Schwester hatte lediglich vor gehabt, die schweissnasse Stirn des Patienten abzutupfen. Das dieser in seinem komatösen Zustand schwitzte konnte nichts weiter als eine Besserung bedeuten, denn in diesem Zustand hätte es nicht möglich sein dürfen, dass er schwitzte. Alsob der Ausfruf eine einschlagende Wirkung gehabt hatte schlug Shay die Augen auf und erblickte als allererstes die schwach beleuchteten Räumlichkeiten seines Zimmers. Erschrocken keuchte er laut auf, sodass die Krankenschwester mit dem nächsten Schreck unweigerlich konfrontiert wurde. "Mr. Brown!?" Unfähig ein Wort zu sagen fixierte Shay die junge Frau mit einem Blick, der soviel sagte wie: Was mach ich hier? "Ich benachrichtige sofort Doktor Smith!" keuchte die Schwester und hetzte aus dem Zimmer heraus. "Was macht er denn da?!" fragte Smith die Schwester perplex, als er ihr mit schnellen Schritten in das Krankenzimmer folgte. "Tut mir leid, Doktor. Ich weiss es nicht. Als er wach geworden ist, hat er noch regelrecht sprachlos gewirkt!" antwortete ihm die bereits atemlose Schwester und öffnete die Tür des Zimmers, in welchem sie Shay Brown vorfanden, der sich laut lachend aufrecht im Bett saß. "Mr. Brown...?" Smith näherte sich vorsichtig seinem Patienten, der anscheinend bester Laune war. "Scheisse, es war alles wahr!" lachte Shay ausgelassen und schnappte bereits nach Luft. "Mr. Brown, bitte beruhigen Sie sich!" Shay ließ sich noch immer lachend rücklings auf das Bett zurückfallen und brauchte noch einige Minuten, bis er nur noch ein leises glucksen von sich gab. Die Krankenschwester gab ein erleichtertes Seufzen von sich, als Shay gänzlich verstummte und sich einige Tränen aus den Augenwinkeln wischte. "Mr. Brown...? Wie geht es Ihnen?" "Oh man... Doktor. Ich lag im Koma, oder?" "Das ist richtig, Mr. Brown; trotzdem möchte ich, dass Sie meine Frage beantworten!" "Mir geht es wunderbar, Doktor. Ich glaube mir ging es bis dato noch nie besser!" Naja, den Fick mit der heissen Blondine vor einigen Tagen, den vergessen wir einfach mal... Doktor Smith warf der Schwester einen kurzen Blick zu und wandte sich dann wieder zu Shay. "Ich werde auf der Stelle Ihre Frau benachrichtigen, sie war sehr in Sorge um Sie, Mr. Brown." "Meine Frau?" Wärend der Autofahrt betrachtete Shay die vorbeirasenden Lichter, welche den Straßenrand säumten. Es war eine klare Frühherbstnacht und als Shay das Krankenhaus an der seite seiner Frau verlassen hatte, hatten die Sterne kalt auf ihn herabgeschienen. "Ganz ruhig Shay, alles wird wieder gut. Wenn wir wieder zuhause sind, dann erinnerst du dich bestimmt wieder an alles." hatte die Frau gesagt, von welcher Doktor Smith behauptet hatte es sei seine Frau. Nun, es war nicht so, dass Shay nach kurzer Zeit nicht wieder eingefallen war, dass er verheiratet war, aber ihm fiel um Gottes Willen nicht der Name von ihr ein. Das war auch der Grund gewesen, dass er noch einige weitere Tage hatte im Krankenhaus verbringen müssen. "Es ist eine reine Vorsichtsmaßnahme." hatte Doktor Smith gesagt. Schön und gut, eine Vorsichtsmaßnahme. Aber weshalb? Er hatte doch lediglich im Koma gelegen und war kein Massenmörder, auf Bewährung oder so?! Gut, Shay hatte auch keine Ahnung wo er lebte, aber hey: Zumindest lebte er! Und jetzt saß er im Auto, neben dieser Frau... seiner Frau. Irgendwas in Shay sagte ihm, dass er keine Frau hatte, aber andererseits hatte er doch den Ehering. Und seine Frau ebenfalls. War das nicht Beweis genug? Es gibt genug Heiratssschwindler, Shay Brown. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)