Der Tag an dem ich dich wiedersah... von -Sessy- (Sesshoumaru x Rin) ================================================================================ Kapitel 2: Todesangst --------------------- "Wer ist da?", fragte sie etwas ängstlich. "Ich bin es nur. Tut mir leid, ich wollte dich nicht erschrecken." Yazuma kam mit langsamen Schritten auf sie zu. Rin drehte ihren Kopf weg und wischte sich ein paar Tränen aus dem Gesicht. Yazuma hockte sich neben sie. "Ich... na ja, ich wollte mich wegen vorhin bei dir entschuldigen. Ich wollte dir nicht zu nahe treten. Falls ich dich auf eine Art verletzt haben sollte, bitte vergib mir." Rin schaute ihn nicht an. Sie hatte ihren Blick gesenkt und schaute nun fast bewegungslos auf den Boden. "Es war nicht deine Schuld.", antwortete sie ihm leise. "Ich dachte mir, du bräuchtest vielleicht jemanden, mit dem du über alles reden kannst, wenn dich etwas bedrückt. Da bin ich wohl etwas zu weit gegangen." Eine weitere Träne lief ihr über die Wange, was Yazuma nicht entging. Er strich ihr die Träne mit einem Finger weg. Ihr trauriger Blick brachte ihn dazu sie in den Arm zu nehmen. Er wollte sie trösten, irgendwie, auf irgendeine Art und Weise. "Wenn du reden willst, ich bin immer für dich da. Egal, wann." Rin wusste das zu schätzen. Aber sie wollte nicht reden. Nicht mit ihm und schon gar nicht über dieses Thema. Sie wusste, wie er darauf reagieren würde. Sie wollte sich selbst auf andere Gedanken bringen. Aber wie? Yazuma war ihr nicht gerade eine große Hilfe dabei. Er hielt sie immer noch in den Armen und drückte sie leicht an sich. Sie schloss erneut die Augen und in ihren Gedanken sah sie nicht Yazuma, der sie in den Armen hielt, sondern Sesshoumaru. Es war schon sehr spät geworden. Man merkte es, da es zunehmend kühler wurde. Rin bekam eine Gänsehaut und zog die Beine an ihren Körper. Yazuma hatte immer noch einen Arm um sie gelegt. "Komm, wir gehen zurück. Es ist kalt und du wirst dich sonst erkälten." Rin schüttelte den Kopf. "Nein, ich möchte noch etwas hier bleiben." "Das halte ich für keine gute Idee. Du solltest lieber mitkommen.", sagte Yazuma ruhig. Rin hatte dies nicht gehört und starrte wieder gen Himmel, wo immer noch der Mond stand, umgeben von einem silbrigen Schein. "Sesshoumaru..." Unbewusst und mit einem verträumten Blick flüsterte sie seinen Name. Yazuma sah auf. Sein Blick wurde ernster. "Was? Du denkst immer noch an diesen... Dämon?!" Erst jetzt wurde Rin klar, dass sie laut gedacht hatte. Sie senkte erneut ihren Blick. "Rin, er ist ein Dämon! Wie kannst du nur? Wie kannst du ihm nur nachtrauern, nach all den Jahren?", fragte er weiter, doch er bekam keine Antwort. "Ich habe ihn nur zweimal gesehen. Einmal, als er dich zu uns brachte und einmal, als ich mit meinem Vater unterwegs war, um zu jagen. Damals habe ich gesehen, wie er wirklich ist. Er hat ein ganzes Dorf ausgelöscht, ohne jegliches Mitgefühl für die Frauen und Kinder! Das war das Schlimmste, was ich je gesehen habe. Es ist mir wirklich ein Rätsel, warum er dich damals verschont hat, aber ich bin dankbar, dass du nun bei uns bist. Er hasst Menschen! Und wegen so einem wie dem machst du dir wirklich Gedanken? Das kann doch nicht dein Ernst sein!" Yazuma hielt nicht viel von Sesshoumaru. Er verabscheute ihn regelrecht. Das hörte man auch an dem Ton, wie er über ihn sprach. Immer, wenn er seinen Namen nannte, oder ihn nur als Dämon bezeichnete, hört man einen angewiderten Unterton in seiner Stimme. Er machte eine kleine Pause. "Sei froh, dass er dich zu uns gebracht hat. Er hätte dich auch umbringen, regelrecht zerfleischen können! Er ist gefährlich, bösartig, brutal und er scheut vor nichts zurück!" "NEIN!", schrie sie wütend und schlug mit der Faust auf den harten Boden. "Er ist nicht bösartig und brutal! Und gefährlich ist er nur, wenn man ihm schaden will! Du kennst ihn nicht! Also hör auf etwas zu erzählen, wenn du keine Ahnung davon hast!" Sie riss sich von ihm los und blickte ihn zornig an. Die Wut konnte man in ihren Augen sehen. Yazuma atmete tief durch. Es hatte sowieso keinen Sinn ihr in solch einer Situation zu widersprechen. Sie hatte nun mal ihren eigenen Kopf. Außerdem fand er es sinnlos diese Diskussion fortzuführen. Es würde sowieso nichts bringen. "Gut, wie du meinst." Er kniete sich hin. "Aber versprich mir, dass du nicht mehr lange bleibst. Du weißt, was für Wesen hier nachts herumschleichen. Es ist gefährlich. Achte auf dich." Als sie nicht reagierte, beugte sich Yazuma zu ihr. Er hob ihr Kinn an und küsste sie, ohne auch nur einen Augenblick zu warten, bis sie die Situation realisiert hatte. Rin war darauf nicht vorbereitet. Seine linke Hand weilte noch immer an ihrem Gesicht, mit der rechten hielt er ihre Hand und strich ihr sanft über den Handrücken. Seine weichen Lippen berührten ihre und sie spürte seinen warmen Atem auf ihrer Haut. Obwohl Rin diesen Kuss nicht erwiderte, tat sie nichts, um sich dagegen zu wehren. >Vielleicht kommt sie dadurch wieder zur Vernunft.<, dachte er. Nach einigen Sekunden löste er sich von ihr. Rin schien es kaum wahrzunehmen, wirkte ruhig und gelassen. Doch in ihrem Inneren brodelte es. Sie war aufgeregt, nervös und ihr Herz pochte so heftig, dass sie dachte, es würde jeden Moment herausspringen. Immerhin hatte er ihr den ersten Kuss genommen. Sie war nicht sehr erfreut darüber, aber sie hatte es hingenommen. Es musste irgendwann passieren. Sie fand es nicht schlecht, dieses Gefühl, dass man dabei hatte, wenn man geküsst wurde. Ehrlich gesagt, gefiel es ihr sogar recht gut. Doch sie hätte sich lieber gewünscht, dass es jemand anderes gewesen wäre, der ihr dieses Gefühl zum ersten Mal gab. Yazuma war schon lange wieder im Dorf. Rin saß nicht mehr an dem Baum, sondern hatte ihren Weg zu dem See fortgesetzt, der hinter dem Waldstück lag. Sie kniete am Ufer und betrachtete ihr Spiegelbild. Durch den Schein des Mondes wirkte ihre Haut viel heller als normalerweise und ihre Augen funkelten. Um sie herum blühten wilde Blumen. Das hohe Gras umgab sie. Ihre langen schwarzen Haare wehten leicht im Nachtwind. Mit einer Hand fuhr sie zu ihrem Gesicht und berührte mit zwei Fingern ihre Lippen. Dabei musste sie etwas schmunzeln. Eine kühle Briese kam auf und lies das Seewasser so unruhig werden, dass Rins Spiegelbild vollkommen verschwand. Sie blicke auf. Ein ungutes Gefühl überkam sie. Die feinen Härchen in ihrem Nacken stellten sich auf. Irgendetwas stimmte nicht. Sie wurde beobachtet, eindeutig! Die kalte Luft lies sie erzittern. Rin schaute sich vorsichtig um, konnte aber in der Dunkelheit nichts erkennen. Es war mit Sicherheit niemand, den sie kannte. Eine panische Angst überfiel sie. "In Ordnung, was mache ich jetzt? Zuerst ganz ruhig bleiben. Keine schnellen Bewegungen.", sagte sie zu sich selbst. Sie richtete sich langsam auf. Ihr Gesichtsausdruck war fest und entschlossen, doch ihre Augen verrieten ihre Furcht. "Und jetzt ganz langsam zurück ins Dorf...", flüsterte sie sich selbst zu. Das war einfacher gesagt als getan. Ihre Beine wollten schneller, als es ihr Kopf zuließ. Schließlich fing sie an zu laufen. Immer schneller und schneller. >Hätte ich nur auf Yazuma gehört. Wenn ich mit ihm gegangen wäre, würde ich jetzt in meinem Bett liegen und nicht hier durch die Gegend laufen.< Hinter sich hörte sie das Rascheln der Büschen. Wer immer sie auch beobachtet hatte, folgte ihr nun. Sie rannte panisch weiter, so dass ihre Lunge schon anfing zu schmerzen. Auf dem eigentlichen Pfad, der zurück ins Dorf führte, war sie schon lange nicht mehr. Sie lief orientierungslos durch den dunklen Wald. Kleine Äste peitschten gegen ihre Beine und feine Gräser schnitten ihr in die Haut. Sie rannte um ihr Leben, hatte Todesangst. Wer oder was auch immer sie verfolgte, sie wollte ihr gar nicht kennen lernen. Wer weiß schon, wer es war und was er von ihr wollte. Sie lief immer noch leicht verwirrt durch die Gegend. Es dauerte etwas bis sie es sah... Licht! Dort hinten war eindeutig Licht zu sehen. Sie hatte es geschafft. Nur noch ein paar Meter, dann würde sie da sein. Hastig stürmte sie zwischen Bäumen und Sträuchern hervor. Keuchend fiel sie auf die Knie. Ihre Lunge brannte, ihre Hände zitterten und ihre Beine waren wie gelähmt. Sie rang nach Luft. Zwei Männer näherten sich ihr. Beide waren bewaffnet, einer hatte eine Laterne in der Hand, deren Licht schwach flimmerte. Rin erkannte sie. Es waren zwei der Wachen, die des nachts ihre Runden drehten, um zu sehen, ob alles in Ordnung war. Der eine Wachmann hielt die Laterne vor Rins Gesicht. "Was suchst du denn um diese Zeit noch hier draußen, Rin? Ist alles in Ordnung mit dir?" Rin versuchte zu antworten, was ihr aber recht schwer fiel, da sie immer noch ziemlich außer Atem war. "Da... da draußen ist irgendwas. Es hat mich... verfolgt!", brachte sie mühsam heraus. Die beiden Wachen sahen auf und nickten sich zu. "Geh in deine Hütte, Rin. Wir werden uns das mal ansehen.", redete die Wache beruhigend auf sie ein. Rin nickte ihm zu und versuchte aufzustehen. Ihre Beine fühlten sich noch immer so taub an und sie wankte beim gehen. Dennoch erreichte sie ihre Hütte. Sie drehte sich noch einmal um und sah, wie die beiden Wachen im Wald verschwanden. >Hoffentlich finden sie denjenigen.< Aufgelöst betrat sie die Hütte und lies sich auf dem Boden nieder. Schweißperlen liefen ihr über die Stirn. "Das war knapp.", murmelte sie. "Ich habe wirklich gedacht, es ist um mich geschehen." Rin lies den Kopf in den Nacken fallen und atmete tief durch. Nach einigen Minuten hatte sie sich wieder etwas beruhigt und ihr Herzschlag normalisierte sich auch. Langsam krabbelte sie zu ihrem Schlafplatz und zog die Decke zu sich. >Das war nicht das erste Mal, dass ich so um mein Leben gerannt bin.<, erinnerte sie sich. >Ich war sieben Jahre alt und Wölfe jagten mich durch den Wald. Ich lief so schnell mich meine Füße tragen konnten. Doch eine Sekunde der Unachtsamkeit reichte aus, um meinem Leben ein Ende zu setzten. Ich stolperte über eine Wurzel und schlug hart auf den Boden auf. Die Wölfe fielen über mich her, bissen mich und letztendlich töteten sie mich auch.< Rin trank einen Schluck Wasser aus dem Becher, der nah an ihrem Schlafplatz stand. Das kühle Wasser, das ihre Kehle hinunter lief, tat ihr gut. >Das nächste, woran ich mich erinnere, ist, dass ich in deinen Armen aufgewacht bin. Ich sah in deine Augen, die mich überrascht anstarrten. Zunächst wusste ich nicht, was mit mir geschehen war, doch nach und nach kam die Erinnerung zurück. Mir wurde klar, dass ich diesen Angriff gar nicht hätte überleben können und das ich es nur dir zu verdanken hatte, dass ich weiterhin am leben war. Dafür war ich dir dankbar. So dankbar, dass ich folgte. Ich würde dir immer noch überall hin folgen, doch du schicktest mich fort. Einfach so, ohne mir einen Grund zu nennen.< Sie trank erneut aus dem Becher, der sich schnell leerte. Dann legte sie sich langsam hin, die Arme hinter den Kopf verschränkt und schloss die Augen. Sie hasste dieses Gefühl der Hilflosigkeit. Es bedeutete Schwäche. Es bedeutete, dass man auf Hilfe anderer angewiesen war. Das man immer jemanden brauchte, der bei einem war, weil man es sonst allein nicht schaffen konnte. So hatte sie sich gefühlt und so fühlte sie sich immer noch... allein und hilflos. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)