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Fugitive Runner

von

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Intro

Wie jeden Tag gehe ich mit meinem Hund gassi. Mein Hund, Lina, also eher meine Hündin, ist voll cool. Sie ist mein Bodyguard, meine beste Freundin und ersetzt mir sogar meine Mutter, falls diese mal nicht da ist. Mit Lina laufe ich durch die dunkelsten Gassen, erforsche die tiefsten Höhlen und mache noch so einiges dummes und unüberlegtes. Mein Name lautet Noamee, aber alle nennen mich nur "Amee". Ist auch besser so. Wie würdet ihr euch fühlen, wenn ständig jemand "No! Amee!" sagen würde: "Nein! Amee!" Auch egal, ich mag meinen Namen und wenn Lina dabei ist, wagt es eh keiner mir gegenüber frech zu werden. Nicht das ihr meint, ich könnte mich nicht wehren oder das ich Lina nur benutze. Nein! Ich nutze meine Freunde nicht aus und die wehrlose Jungfrau bin ich schon lange nicht. Ich bin nicht brutal oder gewalttätig, sondern nur ein wenig taff. Aber meine Taffheit sollte mich in ernste Schwierigkeiten bringen.

Wie schon gesagt laufe ich gerade mit Lina. Ohne Leine versteht sich. Dafür sehe ich sie nicht so gut mit ihrem schwarzen Fell. Lina reicht mit ihrem Kopf bis an meine Hüften und ihre spitzen, aufgestellten Ohren setzten sogar noch eins drauf. Es ist Winter und somit wird es auch relativ früh dunkel. Ein Blick auf meine Uhr verrät mir, dass es gerade mal viertel nach fünf ist. Fazit: Noch massig Zeit. Wie immer laufe ich die Runde über den Ackerweg, über den Trampelpfad und zurück in den Ort. Es ist sehr selten, dass auf dem betonierten Ackerweg einmal ein Auto fährt. Und doch passiert es in letzter Zeit immer öfter. "Lina! Lina! Nicht so weit! Komm her Große." Folgsam kommt Lina angelaufen. Als sie bei mir ankommt spitz sie die Ohren und lauscht. Langsam dreht sie diese und knurrt dann leicht. "Lina? Lina, was ist denn?" Der Hund geht einen Schritt zur Seite und knurrt lauter. Verdutzt folge ich ihrem Blick und erkenne, was sie schon weit vor mir erkannt hat. Wieder einmal rauscht ein Auto den Weg entlang. In einem Mordstempo schießt er an mir vorbei und biegt, wie alle Autos bisher, den zweiten Weg links ab. "Ob das nicht ungemütlich ist über den holprigen Pfad zu fahren?" Lina schnieft nur zur Antwort und schaut mich unwissend an. Ich belasse es dabei und gehe weiter. Ungewollt folge ich dem Auto und biege ebenfalls die zweite links ab. Ich gehe dort immer lang. Langsam wurde es kühl und ich sah meinen Atem vor mir in weißen kleinen Wölkchen aufsteigen. Lina erging es nicht besser. Normalerweise war ihr Maul geöffnet um mehr Luft herein zu lassen. Jetzt war er geschlossen damit nicht zu viel kalte Luft sie von innen heraus abkühlte. Linas Leine rutschte mir von der Schulter doch fing ich sie schnell wieder auf, damit sie nicht schmutzig wurde. Wir kamen an den Schrebergärten vorbei und Lina lieg unruhig von einer Seite zur anderen. Nicht weiter verwunderlich, hätte ich gewusst wonach sie schnüffelte. Lina hatte meinem Vater gehört bevor er gestorben war. Die schwarze Hündin war ein echter Polizeihund gewesen. Sie war auf alles abgerichtet und nun roch sie die Drogen. Hätte ich das alles vorher gewusst, währe ich nie diesen Weg gegangen. Tja, so ging ich weiter und dachte nur, dass sie nach anderen Hunden schnüffelt. Wir ließen die Strebergärten hinter uns und ka-men wieder auf einen asphaltierten Weg. Noch einmal schaute ich auf die Uhr. "Wie die Zeit vergeht. Jetzt ist es schon 17:45 Uhr." Lina niest. Ein Grashalm war wohl noch nass und sie hatte den Wassertropfen in die Nase bekommen. "Gesundheit. Das hast du nun von deinem vielen Schnüffeln!" Lina wedelt nur mit dem Schwanz und schaut mich an, als sollte ich ihr nicht böse sein. Was ich eh nie wirklich sein könnte. Wir erreichen den Abzweig, dessen einer Weg weiter hinten zu einem großen Bauernhof gehört. Ob es wirklich so etwas war, wusste ich nicht genau, aber hier in der Gegend konnte man davon ausgehen. Ein Auto kam mir entgegen und fuhr in die Abzweigung. "Merkwürdig! Komm Lina, wir schauen mal was da los ist." Ich bog um die Ecke und schlich an der Ecke entlang um nicht entdeckt zu werden. Ich war noch nie diesen Weg gegangen. Als die Straße plötzlich abbog schaute ich mich verwundert um. Hinter dem Bauernhof war noch einer. Aber gleich um die Ecke standen mehrere Autos. Lina und ich lugten um die Ecke und versuchten das Gespräch zu belauschen. Ich glaube sie hatte damals mehr verstanden als ich. Die Männer hatten ihre Autos wahllos geparkt und standen in einem Kreis. Der eine hielt mehrere Tüten mit weißem Inhalt in der Hand. Er war der einzige der redete. Die anderen schwiegen und schauten interessiert auf die Tüten. Lina zog scharf die Luft ein, sie hatte Witterung aufgenommen. Sie versteifte sich und stellte ihre Rute in die waagrechte. Langsam ging sie weiter runter und spannte alle Muskeln in ihrem Körper an, nur noch auf das Kommando wartend. Die Männer bemerkten uns nicht. Doch nickten sie und nahmen die Tüten auf. Der Sprecher aus der Gruppe kniete sich im Auto auf den Sitz und griff auf die Rückbank. Er brachte noch mehr von dem Zeug zum Vorschein. Lina wurde immer ungeduldiger. Leise knurrte sie und gab mir mehrere Warnsignale, die ich vor lauter Beobachtung nicht bemerkte. Einzeln stiegen die Männer ein. Alle kamen auch wieder heraus als sie ihre Ware sicher verstaut hatten. Doch einer startete den Motor. "Oh oh" Das Scheinwerferlicht sprang automatisch an und leuchtete mir voll in die Augen. Ich nahm schützen den Arm hoch. Das war ein Fehler. Ich wurde bemerkt. "Da! Da ist die Göre wieder! Schnappt sie!" Jetzt viel mir alles ein. Endlich wusste ich was diese Leute dort machten und wer sie waren. Die gehörten alle einer Mafia an. Ich drehte mich auf dem Absatz um und rannte. Ich rannte wie ich noch nie gerannt war. Ich lief den ganzen Weg zurück. Als ich bei der Brücke ankam warf ich mich über die Brüstung. Ich landete im Bach und eilte unter den steinernen Bogen. Lina war mir immer dicht auf den Fersen. Auch sie drückte sich fest gegen den kalten Stein. Ich war schneller als diese Kerle. Keuchend kamen sie bei der Brücke an und schauten sich um. Doch für sie war ich nicht zu sehen. Ich schloss fest die Augen und betete, dass sie nicht unter der Brücke nachschauen würden. Ich hatte Glück. Noch jemand ging mit seinem Hund spazieren. Die Mafialeute hielten ihn für mich und rannten davon. Stoßweise atmend glitt ich an der Wand hinunter und verbarg das Gesicht in den Händen. "Oh Gott! Die hätten mich umgebracht..." Ich begann heftig zu weinen, doch Lina setze sich neben mich und rieb ihren Kopf an meiner Schulter. Sie musste wohl verstanden haben um was es hier ging. Getröstet nahm ich die Hände herunter und schniefte vor mich hin. Ich wartete sehr lange. Deswegen hatte ich auch Zeit genug um meine Lage genauer zu betrachten. Ich saß in dem Versteck von Drogenabhängigen. Überall lagen Spritzen und kleine Papierbriefchen, die aufgefaltet worden waren. "Oh Gott! Das wird ja immer schlimmer!" Meine Sachen waren komplett nass und mit Schlamm beschmutzt. Lina hatte sich sauber geleckt und glänzte wieder als wäre nichts geschehen. Die Sonne ging unter und der Rest der Brücke verlor sich im Schwarzen der Nacht. Niemand lief mehr über die Brücke und um 19 Uhr entschied ich mich nach Hause zu laufen. Ich kletterte wieder die Brüstung hoch und schaute mich sichernd um. "Was die wohl mit dem anderen gemacht haben, der auch Spazieren war? Armer Kerl" Noch einmal blickte ich über meine Schulter und dann rannte ich los. Quer durch das Feld mit den Apfelbäumen. Die Dellen im Boden bereiteten mir keine Probleme. Das komische war, dass diese Dellen mir immer nur Probleme bereiten wenn ich gehe. Wenn ich renne klappt alles so perfekt, dass man glauben könnte, ich sei von einem anderen Stern. Schwärmerei über mich selbst mal beiseite. Ich rannte durch den Ort und direkt nach Hause. Als ich das Straßenschild erreichte stoppte ich. Von hier konnte man schon unser Tor sehen aber..... dort standen die Autos dieser Mafiakerle. Ich verdrückte mich hinter der Mauer und linste dahinter hervor. Tatsache, ich erkannte diese Autos wieder. Was wollten diese Kerle nur hier? Ich beobachtete weiter die Autos bis einige schwarz gekleidete Männer aus dem Hof kamen. Das Atmen fiel mir schwer. Kamen die etwa aus meinem Haus? Die Motoren wurden angeschaltet und schon ging es in rasanter Fahrt los. Ich zog schnell den Kopf zurück und suchte nach einer Möglichkeit um mich zu verstecken. Mein Blick wanderte nach oben. Die Autos kamen immer näher und schon quietschten die Reifen, als das Lenkrad herumgerissen und die Handbremse angezogen wurde. Warum hatten die es so eilig? Ich schaute hinter meinem Versteck hervor und blickte den Autos nach. Ich war über die Mauer gesprungen, hinter der ich mich versteckt hatte und war auf dem Rasen gelandet. "Oh Gott. Noch ein paar solcher Dinger und ich krieg nen Herzkasper." Lina sprang wieder zurück auf den Gehweg und winselte, auch sie ahnte dass etwas passiert sein musste. Ich lief ihr hinterher und durch unser Tor. Die Tür unseres Hauses stand sperrangelweit offen. Ich schaute mich schnell im Haus um doch fand ich nicht das, was ich suchte. Meine Mum war weg. "Ob sie sie mitgenommen haben?" Mein Herz raste. Was sollte ich jetzt tun? Was konnte ein 14 jähriges Mädchen alleine schon groß tun? Okay, ich war schon fast 15, aber was macht das für einen Unterschied?!!! Hier warten konnte ich nicht. Die Gangster kamen zurück, das war Sicher. Aber wohin dann? Verwandte und Bekannte konnte ich da nicht mit hinein ziehen. "Mal überlegen..." Ich ging in meinem Zimmer auf und ab und überlegt krampfhaft wie ich mich in Sicherheit bringen konnte. "Ach Lina, das denken hilft auch nichts. Ich zermartere mir schon das Hirn und höre Stimmen." Ein Grinsen huschte über mein Gesicht. Ich wollte meine Traurigkeit und meine Verzweiflung nicht zeigen. "Stimmen?!" Langsam ging ich zur Treppe. Die schwarz gekleideten Männer waren wieder da. Mir entwich alle Luft aus den Lungen und ich taumelte zurück. In meinem Kopf raste es: "Ausweg, Ausweg, Ausweg" Mein Blick fiel auf die Balkontür. Mein Vater und ich hatten einen Teil der Brüstung abgebaut, da wir den Balkon restaurieren wollten. Ich zog den Hebel zum öffnen der Tür ein Stück herunter. Dann zwängte ich mich durch den kleinen Spalt und lockte Lina hinterher. Vorsichtig zog ich die Tür zu und der Hebel schnallte zurück. Die Stimmen stoppten. "Oh je, die haben das Schnallen gehört." Schritte auf der Treppe. Mit Anlauf sprang ich auf das Dach der Garage, Lina mir immer hinterher. Ich sprang auf die Mauer, die unser und des Nachbarsgrundstück trennte. Ich lief auf den Steinen entlang und ließ mich in die Hecke fallen. Lina war schlauer gewesen als ich. Sie war gleich von der Mauer herunter gesprungen. Nun saß ich erst einmal fest. Die Baumwipfel beruhigten sich wieder und ich hielt den Atem an. Die Balkontür wurde geöffnet. Leute traten auf den Balkon heraus und schauten sich um. Ich konnte sie zwischen den Zweigen sehen. Ich schloss die Augen und hielt weiter den Atem an. "Hier ist nichts! Musst dich verhört haben!" "Da war aber was, sucht weiter!" "DA! Im Gebüsch! Die schon wieder" Diese Männer waren mir unheimlich. Nicht nur, dass sie wussten wo ich wohnte, sie schienen auch ein Gespür für rasende Herzen zu besitzen. Ich blieb wo ich war, vielleicht hatten sie mich ja nicht wirklich gesehen, nur gedacht eben. Genau wie in den Killerfilmen, bitte. Ich flehte zu Gott, was ich nie zuvor getan hatte. Es raschelte. Kurz blieben die Männer stehen. Dann gingen sie weiter auf die Hecke zu, einer schnappte sogar einen einfachen Besenstil als Waffe. Der Vorderste schob die störenden Zweige beiseite. Jetzt war es aus. Ich schloss die Augen. Sie hatten mich. Wieder raschelte es, dieses Mal heftiger. Lina sprang an mir vorbei und biss dem Mann, der die Zweige wegschieben wollte, in den Arm. "Mistvieh! Helft mir doch!" Der Mann mit dem Besenstiel kam dem anderen zur Hilfe und schlug nach meinem Hund. Anfangs traf er nicht. Doch dann schlug Holz auf Fell und die darunter liegenden Knochen. Jaulend fiel Lina zu Boden. "Der hat bestimmt die Tollwut!" Der gebissene Mann untersuchte seinen Arm und achtete nicht mehr auf das Tier. Ich musste Lina helfen und so schaue ich mich verzweifelt nach etwas um, dass mir behilflich sein konnte. An der Mauer lehnte noch ein Besenstiel ohne Besen. Denn ergriff ich und sprang dann aus der Hecke. Die Männer staunten nicht schlecht als sie mich breiten Beinen da so stehen sahen. Ich kam mir ja selber lächerlich vor. Immerhin waren sie stärker als ich und was noch viel schlimmer war, sie waren in der Überzahl. Egal, Lina hatte mir geholfen, jetzt stand es an mir ihr zu helfen. Ich griff, mit beiden Händen um das Holz geschlossen, an. Natürlich, wie konnte es anders sein, kam es nicht wie gewollt. Ich schlug nach dem gebissenen Mann und verfehlte ihn. Durch den Schwung stürzte ich und rammte dem anderen Mann mit dem Stab in die Magengrube. Dieser fiel gekrümmt zu Boden. Ich freute mich, zumindest einer k.o. Nur für wie lange? Mein Gesicht war schmutzig, aber es störte mich nicht. Lina war gleich neben mir und versuchte aufzustehen. Auch ich stand wieder auf. Doch ihre vier Beine schienen mehr zu zittern als meine zwei. Die Männer besaßen nun einen gehörigen Respekt und wurden vorsichtiger. "Ich mach euch alle!" In mir brodelte es, ich musste überleben. Komme was da wolle. Und, was ich jetzt noch nicht wusste.... ich würde überleben. Lina und ich bildeten ein unschlagbares Duo und so waren die Männer schnell in die Flucht geschlagen, fürs Erste. Noch einmal eilte ich in mein Zimmer und packte alles nötige zusammen. Klamotten, Besteck, Essen, ein Taschenmesser, ein Skalpell und anderes Kleinkram kamen alles in eine Tasche. Ich glaube wenn ich gekonnt hätte, hätte ich das ganze Haus mitgenommen. Ich wusste ja nicht, was in Zukunft auf mich zukommen würde. Zur Wärmung nahm ich nur eine dünne Decke mit. Schlafsack und Bettdecke waren zu schwer und zu unförmig zum tragen. Auf der Türschwelle blieb ich stehen. Mein Rucksack war voll gestopft, sodass ich an dem Türpfosten streifte. Mein Blick wanderte über meine Sachen, über mein Bett, meinen Computer, meinen Schrank mit den Klamotten darin, über meinen Fernseher, über meine Bücher, über den Wandspiegel und über meine Bilder an der Wand. Ich war noch nicht mal gegangen und schon vermisste ich mein zu Hause schrecklich. Was ja auch verständlich ist, denn... ich kam ja vielleicht nie wieder hier her. Das ist wie wenn man sich abnabelt und irgendwohin zieht. Weit, weit weg. Lina bellte unten kurz und riss mich aus der Starre. Stimmt ja, ich hatte ihr Futter vergessen. Ich schnappte mir unten in der Küche noch eine Wasserflasche, Geld und Trockenfutter für Lina. Jetzt war mein Rucksack noch voller als vorher und sah merkwürdig klobig aus. Die Haustür ließ ich offen, hatte ja eh keinen Sinn. Langsam ging ich durch das Tor und schloss es hinter mir ohne mich umzudrehen. Ich senkte den Kopf, die Klinke immer noch in der Hand. Nie wieder, dachte ich. Nie wieder hierher, nie wieder Ich.... nie wieder. Dann sah ich wieder auf. Meine Augen funkelten und in ihnen brannte ein Feuer, dass alles verschlingen konnte. Ich ließ die Klinke los und ging die Straße hinunter. Hauptsache, nie mehr hierher. Ich grinste und fing an zu rennen, Lina ganz nah an meiner Seite.

Aller Anfang ist Schwer

Nichts war wie es einmal war. Es war schrecklich. Ich hatte bisher vielleicht gerade mal 20 Kilometer geschafft und befand mich nun in irgendeinem Waldstückchen direkt vor Neuburg. Ich hätte nicht gedacht, dass es so schwer werden würde voll bepackt zu laufen, Selbstverteidigung zu lernen und mich selbst bei Laune zu halten. Missmutig warf ich den Stock von mir weg und hockte mich vor mein Zelt. Hatte ja alles keinen Sinn. Ich konnte nicht kämpfen, ich war zu blöd dafür. Lina stupste mich im Rücken an. Dankbar für ihre Aufmunterung streichelte ich ihren Kopf. Schwanzwedelnd schmiegte sie sich an mich. Lina hatte es gut, sie wusste ihre Zähne zu gebrauchen wenn es nötig war. Sie war schnell und besaß Krallen. Ich? Stumpfe Finger, die mittlerweile ohne schöne Fingernägel waren, plumpe Beine und ein Gebiss, dass nur erschreckend sein konnte, wenn ich es beim gähnen ganz weit aufriss. Das Überleben in der "Wildnis" machte mir zu schaffen. Hier gab es kein Nagelpflegeset wie daheim, keine Tagescreme, kein Make-up, rein gar nichts. Außer Wald, Wiese und Natur... "Argh!" Ich ließ mich hinten umfallen und starrte Lina an. "Jetzt hilf mir doch!" schnauzte ich sie an. Lina legte ihren Kopf schief und musterte mich mit gespitzten Oh-ren. Ich winkelte die Arme an, stütze mich am Boden ab und schwang mich wieder auf die Füße, das konnte ich mittlerweile schon. Ich packte Lina am Hals und schüttelte sie. Wir rauften uns bis ich ins Gebüsch fiel und mir den Kopf an einem umgefallenen Baumstamm anhaute. "Aua" Ich fasste mir an die Stelle, wo mich das Holz erwischt hatte und schaute dann nach links. Da lag mein Stock von gerade eben. Ich ließ die Hand sinken und griff danach. Vielleicht fehlte mir nur die Übung. Es konnte doch nicht so schwer sein, das Kämpfen zu erlernen, oder doch? Also gab ich die nächste Woche einfach nicht auf. Leider war mir ein Missgeschick passiert. Ich war über ein Feld gelaufen. Plötzlich zogen Wolken auf. Der Himmel verdunkelte sich so schnell, dass ich erst bemerkte, was da auf mich zurollte als es schon zu spät war. Blitz und Donner brachen über mich herein und die höchste Stelle war ich! Kreischend rannte ich so schnell ich konnte auf den hohen Strommast zu. Aber Gott schien seine schützende Hand über mich zu halten. Nur drei Meter von mir entfernt schlug ein Blitz ein. Vor Schreck fiel ich zu Boden. Au man, war ich froh, dass ich nicht direkt ins Licht geschaut hatte. Sonst müsste ich mich jetzt blind auf den Weg in Sicherheit machen. Vor lauter Panik ließ ich meinen voll gestopften Rucksack fallen und rannte ohne ihn weiter. Da stand ich nun, Lina an meiner Seite und sah zu wie der Rucksack von einem weiteren Blitz getroffen wurde. Mein ganzes Hab und Gut verbrannte augenblicklich. Ich heulte wie ein kleines Kind und ließ mich auf den Boden plumsen. Just in diesem Moment fing es auch noch an zu regnen. Mein Tränenfluss erstarb, ich nahm die Hände wieder von den Augen und schaute verdutzt zu Lina. Sie mochte die Nässe ganz und gar nicht. Sie schüttelte sich heftig und versuchte sich unter mir zu verstecken. Verzweifelt schaute ich mich um. So, wie es im Moment aussah würde ich an einer Lungenentzündung sterben. Also stand ich auf und rannte ins nächstgelegene Dorf. Dort fand ich eine Herberge für Obdachlose. Ich trocknete meine Sachen und schlief erst einmal gemütlich. Zu Essen bekam ich auch, voll nett die Leute. Leider durfte ich nicht länger als einen Tag und eine Nacht bleiben... jetzt sind sie nicht mehr nett, puh! Tja, aber das Schicksal wollte mich heute eh mein zukünftiges Handwerk lehren. Ich lief mit Lina durch die Straßen und blieb an einem Elektrogeschäft stehen. Vier Fernseher zeigten mir die elf Uhr Nachrichten in schwarz-weiß, mit grünstich, mit flimmerndem Bild und auf einem Breitbildfernseher auf dem alles gestochen scharf zu erkennen war. Werbung natürlich. Es waren die Lokalnachrichten, also hörte ich gebannt zu. Und wie vermutet... sie brachten das Verschwinden einer ganzen Familie. Die Räuber haben angeblich nur ein wenig Taschengeld und überlebensnotwendiges Mitgehen lassen. Ach ja? Wär hätte das denn gedacht, ihr Idioten. Jetzt ist es eh futsch, bäh. Ich streckte dem Sprecher die Zunge heraus und rannte nach rechts. Beinahe hätte ich eine dicke Hausfrau mit Einkaufskorb umgerannt. Ungewollt rutschte meine Hand in ihren Korb und warfen das Portmonee heraus, das unter mich fiel. So ein sau dummer Zufall. Wenn ich das lesen würde, würde ich es selbst nicht glauben. Das Schicksal hatte sich nicht viel Mühe gegeben. Die Frau grummelte gemeine Worte zu mir herun-ter und ging einfach an mir vorbei ohne mir aufzuhelfen. Wütend nahm ich das Portmonee und wollte es nach ihr werfen. Ich hielt inne. In meinem Kopf ging alles Mögliche ab. Da war zum Beispiel eine Stimme, die schrie, dass ich weglaufen sollte. Eine andere flüsterte mir zu, es zurückzugeben. Lina stupste mich an, was sie normalerweise tat, damit wir weitergingen. Ich sah sie überlegend an. Ich ließ das schwarze Leder in meine Jackeninneres fallen. Dann ging ich ganz normal weiter. Als ich eine kleine Gasse erreichte huschte ich hinein und betrachtete meine Beute. Ob ich Schuldgefühle hatte? Jetzt nicht mehr. Es ging mir wirklich ausgesprochen gut. Tief in mir drin wusste ich, dass ich nur so überleben konnte. Ich nahm die großen Scheine heraus. Dann bedeckte ich meine Hände mit den Ärmeln meiner Jacke und rieb das schwarze Leder am Boden. Wegen den Fingerabdrücken musste ich mir etwas Besseres einfallen lassen. Ich entschloss mich, den gleichen Weg zurück zu gehen. Die Frau schrie mich an als ich an ihr vorbei rannte, das Portmonee zurück legte und ihr grinsend winkte. Sie würde bald bemerken, dass ihr Geld fehlte und die Polizei verständigen. Ich wusste das genau, deswegen war ich ihr auch einen ganzen Schritt voraus. Ich besorgte mir in einem Laden Sprühfarbe fürs Haar. Jetzt war Lina weiß und ich war an der Reihe. Zwei Tage lang streifte ich durchs Land, immer vorsichtig, weil mir die Polizisten auf den Fersen waren. Am zweiten Tag erreichte ich eine Stadt in der ich meine Haare von dem Geld der dicken Hausfrau färben ließ. Taschendiebe werden nicht über all herum geschrien, aber leider hinterließ ich eine Spur. Sobald ich den Anfang für mein Spiel gemacht hatte, würde ich meine Spuren verwischen und Noamee, das ganz normale Schulmäd-chen mit ihrem Hund würden für lange Zeit sterben. Meine neuen Haare waren lila mit grauen Strähnen. Leider würde es bald auffallen, dass es nur Farbe war. In regelmäßigen Abständen würde ich mich wie ein ganz normaler Mensch unter die anderen trauen müssen. Lina hatte ich ein neues Halsband und eine Leine beschafft. Außerdem für mich einen neuen Rucksack, Handschuhe, eine dunkle Cape, ein Mundschutz, Pfeffspray und noch einiges andere Zeug. War gar nicht so leicht. Erstens gab es, dass was ich wollte, nicht an jeder Ecke und zweitens lauerten die grünen Männer ja noch auf mich. Ich schaffte es zwei ganze Monate lang Geld anzusammeln und mich nicht erwischen zu lassen. Ich war richtig stolz auf mich. Lina gewöhnte sich auch zunehmend an unsere Lage. Ich konnte sie jetzt übernacht draußen lassen ohne Angst haben zu müssen, dass etwas passierte. Leider wurde es jetzt immer kälter. Doch ich konnte Lina manchmal zu mir ins Zimmer schmuggeln. Wo ich schlief? Oh jaaa, schwärm. In eins a Hotelzimmern, in Pensionen und Herbergen. In ein Schullandheim hatte ich mich auch schon reingeschmuggelt. Die Lehrer hatten mich um zehn Uhr nachts geschimpft, weil ich noch auf dem Flur war. Damals wäre mir beinahe das Herz stehen geblieben. Im Moment war ich um 5.000 Euro reicher. Sehr viel für den Anfang, fand ich. Kein Wunder, ich war super in Form. Mittlerweile konnte ich fast perfekt mit dem Stab umgehen. Schwertkämpfe und Fechten hatte ich auch schon mal probiert, ist gar nicht schwer. Aber das Boxen und Karate ist auch nicht schlecht. Ich probiere in jedem Dojo und Fitnesscenter an dem ich vorbeikomme, die Schnupperstunden aus. Die Lehrmeister staunen immer nicht schlecht. In Karate hab ich jetzt sogar schon den dritten Gürtel. Wenn ich so weitermachte würde ich bald schwarz haben. Im Boxen hauen mich nur noch richtig gute Boxer um. Ich bin glaube ich zu flink für die alle. Aber habt ihr mal Kickboxen ausprobiert? Boah, das ist ne Mischung aus Karate und Boxen und ist im Moment mein absoluter Lieblingssport. Hier kann ich alle meine Fähigkeiten voll ausleben. Das Tollste war aber immer noch der Junge, der mich so süß fand und zu einem Basketballmatch herausgefordert hat. Er verlor obwohl ich noch nie versucht hatte in so einen Korb zu zielen. Aber ich glaube ich hab ihm Angst gemacht. Lina war in meinem Team und er hatte noch einen Kumpel von sich dazu überredet, mich fertig zu machen und als Entschädigung ein Date mit mir herausschlagen zu können. Lina stibitze ihnen immer den Ball und rollte ihn mir zu. Dann kletterte ich den Pfosten hinauf und ließ den Ball in den Korb fallen. Am Ende, war es mir dann zu doof. Da hab ich einfach wild den Ball geworfen und sogar sehr oft getroffen, selbst über die Schulter. Dafür, dass er verloren hatte, musste er einen Kauknochen für Lina besorgen. Ich glaube ab heute liebt sie Basketball. Auch wenn sie die Regeln nicht versteht, ;). Lassen wir die Vergangenheit ruhen. Ich will mir jetzt erst einmal zwei bis drei Tage Ruhe gönnen. Alle Viere von mir gestreckt lag ich auf dem Bett und lauschte Lina, die ihren Kauknochen bearbeitete. In mir nagte ein Gefühl, genauso wie Lina an ihrem Fressen. Bisher hatte ich das gestohlene Geld einfach zum Fenster rausgeworfen. Leute bestochen hatte ich auch schon. Ich nahm die Fernbedienung vom Nachttisch und drückte einen Knopf. Sofort sprang die Stereoanlage an, die in diesem Hotelzimmer inklusive war. Ich musste nur was sagen und schon konnte ich mir aus hunderten von CDs welche aussuchen und sie mir auf dem Zimmer anhören. Hunde erlaubten sie hier auch. Ich ließ den Arm samt Fernbedienung wieder zurück aufs Bett fallen. Die Musik war ruhig und berieselte mich mit sanften Klängen. Lina hatte ihren Kopf auf die Bettdecke gelegt und schaute mich an. Hunde merken sofort, dass etwas nicht stimmt. Vorsichtig hüpfte sie aufs Bett und legte sich neben mich. Ich streichelte sanft ihre Ohren. Zum Dank schleckte sie mein Gesicht ab. Und als ich dann auch noch in ihre tiefen Augen sah, wusste ich, was ich zu tun hatte. Ich packte meine Sachen und rief Lina zu mir. Zusammen verließen wir das vier Sterne Hotel und zogen weiter. Ich war ganz auf mich gestellt. Niemand würde mir später einmal Rente bezahlen oder mich pflegen wenn ich krank würde. Also musste ich ab heute anfangen für meine Zukunft vorzusorgen. Es war schweinekalt draußen. Vorsichtshalber hielt ich irgendwo an und schnallte Lina eine wärmende Decke um. Es gefiel ihr nicht so ganz, aber sie ließ es geschehen. Ich zog meinen Schal enger um mich und wir gingen weiter. Eine ganze Weile verging während ich ohne bestimmtes Ziel in mal die oder die andere Richtung lief. Mittlerweile war es Tag und auch schon wieder Nacht geworden. Ich nahm ein Zimmer bei einem älteren Ehepaar und schlief mich erst mal richtig aus. Der Mann liebte Hunde über alles und kümmerte sich richtig gut um Lina. Die Frau mochte generell alle Tiere. Aber sie hatte nicht so viel Zeit wie ihr Gatte. Innerlich wünschte sie sich sicherlich, dass er mehr mithalf. Sie tat mir leid. Und wieder nahm ich mir vor es später anders zu machen. Leider musste ich mir das Schauspiel noch länger ansehen. Ein Erdrutsch hatte die große Hauptstraße überschüttet und es regnete immer noch in Strömen. Es würde nicht lange dauern bis die Arbeiter die Straße wieder frei geräumt hatten und es zu schneien beginnt. Ich verschwendete zwar Zeit, aber ich konnte mich so um andere Sachen kümmern. Ich nähte in meine Jacke viele Taschen und Halterungen ein. Eines Nachts erwischte mich die Frau dabei, wie ich meine Sachen ausprobierte. Doch ihre Reaktion war alles andere als erwartet. Sie erzählte mir von ihrem Sohn, der vor vier Jahren gestorben war, also als ich zehn Jahre alt war. Er war damals 18 gewesen. Er schaffte es nicht einen sinnvollen Beruf zu erlernen. An einem glücklichen Tag kam er überglücklich nach Hause zurück. Er hatte beschlossen ein Dieb zu werden. Seine Eltern waren bestürzt gewesen. Aber hätten sie ihn davon abgehalten, wäre er nie ein halbes Jahr später von einem Polizisten eingefangen und selbst zu einem gemacht worden. Als sie eines Tages einen Dieb fangen wollten, schoss dieser panisch um sich und traf ihren Sohn. Die Frau war ganz gefasst und betrachtete lächelnd die Flamme der Kerze. Er starb noch am Unfallort, er kam nie wieder zurück... Über Nacht zeigte sie mir, wie sich ein Dieb ausstatten sollte. Sie half mir auch beim Nähen, weil meine Taschen nicht hielten und alles heraus fiel. Der Mann zeigte mir am Mittag dann auch noch, das alte Zimmer von ihrem Sohn. Handelbank, Springseile, Messer, Gewehre und Ziele und, und, und. Alles war vertreten, was man brauchte um sich zu schützen und andere zu töten. Als ich ins Zimmer kam schritt der Mann hastig durchs Zimmer und versteckte ein Bild in einer Schublade. Erst drei Tage später wagte ich es, die hilfsbereiten Leute zu hintergehen und mir das Photo genauer anzusehen. Tränen fielen auf das eingestaubte Glas und ich verließ wieder einen Ort. Ich musste diese hilfsbereiten Menschen hinter mir lassen. Ich steckte immerhin in Schwierigkeiten und durfte da niemanden mit hineinziehen. Ich hatte einen Brief für die Beiden dagelassen, damit sie sich nicht zu viele Sorgen machten. Was ich auf dem Foto gesehen habe? Verdammt, jetzt kommen mir schon wieder die Tränen. Ich sah den gestorbenen Sohn und verdammt noch mal er war mein Vater! Er sah genauso aus wie er, Haargenau. Ich bin mir ganz sicher. Neben ihm stehen seine, also meine Groß-, Eltern. Auch sie waren früher einmal Diebe gewesen, man sieht es in ihren Augen, wenn man die Fähigkeit dazu besitzt. Ich habe ihnen nicht geschrieben, dass ich ihre Enkelin bin, sie hätten sich nur unnötig Sorgen gemacht. Irgendwann würde ich zurück-kommen. Zusammen mit meiner Mutter. Irgendwann... Ich blies die Wangen auf. Was nützt eine Karte, wenn sie nicht dem Weg entspricht? Ich zog wütend das Messer meines Vaters. Ja, ihr habt richtig gehört. Ich hab es aus seinem Zimmer stibitzt, ich hab es meiner Oma und meinem Opa auch in dem Brief geschrieben. Jedenfalls zerstückelte ich das Papier in kleine Schnipsel und warf sie genervt in die Luft. "Lina, such!" Lina legte den Kopf schief und musterte mich. Dann schnüffte sie mit der Nase und dackelte weiter, die hat die Ruhe weg, aber voll. Ärgerlich trat ich gegen einen Baum. Das durfte doch alles nicht wahr sein. Aus den Augenwinkeln sah ich etwas fallen und hielt inne. Kampfbereit hielt ich das Messer vor mir und ballte die andere Hand zur Faust. Aber was da in meine Arme fiel hätte ich nie im Leben erwartet. Drei kleine Vogelküken sahen mich geschockt an. Und ich genauso geschockt zurück. "Wer seid ihr denn?" fragte ich lächeln. Die Augen der Vögel wurden noch größer, dann kreischten sie wild durch die Gegend und versuchten aus dem Nest herauszuhüpfen. "Hey, hier geblieben." Schnell fing ich die Ausreißer wieder ein und legte meine Hand über das Bauwerk aus kleinen Ästen und Moos. Ich suchte in den Baumwipfeln. Auf einem Ast saß ein schwarzer Vogel und fixierte mich. "Na toll." Ich legte den Kopf schief und verzog das Gesicht leidend. "Warum immer ich?" Ich legte das Nest auf den Boden und befahl Lina auf die Vogelküken acht zu geben. Starr vor Schreck bewegten die sich nicht und brachten gar keinen Mucks heraus. Ich ließ meinen Rucksack von den Schultern rutschen und meine Jacke auch. Die Vögel zuckten zusammen, solche Angsthasen, ich tu ihnen doch gar nichts! Ich nahm ein Tuch und legte es über sie drüber. Vorsichtig packte ich das Nest samt Inhalt in eine Box und ließ sie unverschlossen. Dann legte ich ein Seil darum und band es mir um den Körper. Über einen umgefallenen Baum sprang ich an den Stamm vor dem ich gerade eben noch gestanden hatte. Vorsichtig prüfte ich die Box mit den Vögeln. "Alle noch da? Also weiter." Die Sonne ging schon unter und mir tat mittlerweile der Hintern weh. Ich war schon zum dritten Mal hinunter geplumpst. Und hinter mir veranstalteten die jedes Mal so ein tierisches Theater deswegen. Die Mutter zog weit über meinem Kopf ihre Kreise, Lina unter mir schon lan-ge nicht mehr. Sie hatte es aufgegeben, auf mich Acht geben zu wollen, nach dem ich das zweite Mal runter gefallen war. Mit gespreizten Beinen legte ich das Nest wieder in die Astgabel zurück. Die Vogelmutter war nur ein paar Äste über mir. Sie sah mir genau zu, was ich da machte. "So, da hast du sie wieder, war ja auch meine Schuld." Ich winkte ihr Kurz, dann war ich verschwunden. Ich war richtig flink geworden und ohne zerbrechliche Last auf dem Rücken, ging das alles sogar noch besser. Aber nun ja... ähm... ja, okey. Ich bin runter gefallen! Ein Ast ist gebrochen und ich verlor den Halt. Als ich nur noch ein stöhnen von mir gab, erhob sich endlich Lina und schnüffelte mich ab. Nicht aus Führsorge. Woher ich das weiß? Seht ihr gleich. Lina umrundete mich zweimal dann bellte sie auf und warf sich auf mich. Ich stöhnte noch einmal. Und Lina begann laut die untergehende Sonne anzuheulen. Oh... mein... Gott.... Himmel, hilf. Diese Aktion hatte mich an meine Mutter erinnert. Ich musste sie bald finden, wer weiß, was die Typen mit ihr angestellt haben.

Der 16. Geburtstag

Aufgemerkt! Heute ist ein großer Tag. Aber ich will von Anfang an erzählen. Lauschet den Worten der allmächtigen Noamee. Alles lief ungefähr so ab: Kurz nachdem ich die Vögel gerettet hatte kam ich in eine Großstadt. In einem Kaufhaus konnte ich es nicht lassen die Schminke auszuprobieren. Als ich dann draußen auf einen Mann traf, fragte er mich wie alt ich sei. Als ich nicht antwortete meinte er nur: "Na, wie 19 siehst du schon mal aus. Ist das so?" Ich musterte ihn schräg von der Seite, was wollte er? Der Mann trat näher an mich heran und sein Gesicht verzog sich zu einem ekligen Grinsen. "Wie viel verlangst du?" "Wa...?" Mit voller Wucht trat ich ihm zwischen die Beine und ließ ihn kalt liegen. War ich den angezogen wie eine Prostituierte? Nein! Verdammt noch mal!! Aber diese Schminke brachte mich auf eine Idee. So kaufte ich doch etwas und schlich mich in der Nacht in die Schatten der Großstadt, den Teil, den die Meisten meiden. Ich hatte meine Klamotten ein Stück weit zerrissen und aus meinem langen Rock einen kurzen gemacht. Ich wurde sofort als eine der ihren erkannt. Ich hielt mich an eine der Frauen, die hier anscheinend viel zu sagen hatten. Wenn ich wissen wollte was der Untergrund tat, so musste ich auch dorthin gehen. Ich schnappte die Stadt namens "Unterenge" auf und wusste jetzt, dass es dort eines der Nebenquartiere der Mafiabande gab. Ich hörte auch wie der Name meiner Mutter fiel. Entsetzt wich ich zurück, faste mich aber schnell wieder, da mich die anderen merkwürdig musterten. Sie mussten etwas ahnen, ich war mir sicher. Ich hatte keine Zeit länger darüber nach zudenken. Denn in diesem Moment stoppte ein Wagen und der Fahrer ließ die Seitenscheibe herunter. Die Frauen kannten sie anscheinend. Sie posierten in besonderen Stellungen und die eine sprach sogar mit dem Mann. Ich hatte ihn nicht genau gesehen, es war alles zu schnell gegangen. Ich sah um die Ecke Augen aufblitzen. Lina war hier? Ich hatte ihr nicht gesagt mitzukommen. Plötzlich ging die Schar auseinander und ich konnte den Mann sehen. Ich war anscheinend das Objekt seiner Begierde. Doch was er sah, erschrak ihn. "Fangt sie! Haltet sie auf, verdammt!" Ich versuchte wegzurennen. Aber die Erwachsenen waren zu schnell und zu schwer, als das ich mich aus ihren Armen hätte befreien können. Sie warfen mich in den Wagen. Ich hörte wie der Mann mit quietschenden Reifen losfuhr. Zwei Männer hielten mich fest und drückten mir den Mund zu. Ich war so dumm gewesen. Natürlich hätte ich irgendwann auffliegen müssen, aber so? Scheiße! Wir fuhren nicht lange. Als ich einen kurzen Blick aus dem Fenster werfen konnte, sah ich sogar das Ortsschild. Stockheim? Hä? Und ich hatte schon gedacht sie bringen mich nach Unterenge. Ich wurde unsanft aus dem Wagen bugsiert. Im Gebäude, welches sich vor uns aufgetan hatte, war es schön kühl. Viele Kameras und Sicherheitsstellen überwachten unsere Schritte. Ich wurde in eine Art Gefängnis gebracht. Mir wurde gesagt, dass sich bald jemand um mich kümmern würde. Sie sagten dieses Wort zwar, aber ich wusste, dass sie unter "kümmern" etwas anderes verstanden als ich. Sie würden mich bestimmt foltern und dann töten. Ich würde hier niemals lebend herauskommen. Ich verkroch mich in eine Ecke des Raumes und weinte bitterlich auf meinen Rock. Ich sah dem kleinen Viereck aus Licht am Boden zu wie er langsam vom Gitter auf mich zukam. Durch das Fenster links über mir schien der Mond. Es musste wolkenlos sein, wenn sein Licht so hell war. Schniefend wischte ich mir die Augen und fasste neuen Mut. Ich hatte es bis hierher geschafft. Vielleicht würde Fortuna mir helfen. Also musste ich bereit sein und nicht hier herum heulen. Ich hatte gerade die Hände zu Fäusten geballt als neben mir etwas Schweres zu Boden fiel. Ich kreischte auf und versuchte Abstand zwischen mir und dem Etwas zu bringen. Leider stieß ich mir nur den Kopf am Seitengitter meiner Zelle. Ein leises "Wuff" lenkte mich von meinem Schmerz ab. Ich sah zum Fenster hinauf. Lina hatte den Kopf durch die Gitter gesteckt und wedelte mit dem Schwanz als sie bemerkte, dass sie meine Aufmerksamkeit hatte. Ich öffnete den Mund um etwas zu sagen. Mir blieben die Worte im Halse stecken... Vor Freude und vor Schreck. Ich hörte Stimmen und Schritte draußen im Gang. "Fortuna?" flüsterte ich "Ich bin bereit, bereiter geht's gar nicht. Und, danke." Zwei Männer kamen in die Richtung des Raumes in dem die Zellen waren. Einer der Beiden blieb vor der Tür stehen. Der andere ging durch einen unnötig kleinen Spalt in der geöffneten Tür. Durfte keiner sehen wer oder was hier drinnen war? Glaubt mir, Leute, gleich... werden alle sehen, was sie da Gefangen haben und was sie vernichten wird. Der Mann war vollkommen in schwarz gekleidet. Ich wunderte mich nur kurz über seine dunkle Sonnenbrille in diesem finsteren Raum. Dann sah ich ihm dabei zu wie er sich die ledernen, ebenfalls schwarzen Handschuhe straff zog und die Tür aufschloss. Gelassen schüttelte ich meine Haare aus. Der Mann lächelte fies. Doch als er sah, was ich da von hinten aus meinem Oberteil zog, erstarb seine Überheblichkeit. Dafür nahm ich sie auf, ganz tief. Ich löste meine Gedanken von jeglichem Normalen und machte mich bereit. Bereit wofür? ... Mein langer roter Stab zischte durch die Luft. Der Mann fiel krachend zu Boden. Als der andere herein kam und erschrocken Alarm schlagen wollte war ich schon bei ihm und brach ihm das Genick mit meinem Stab. Ich hatte den Stab an seine Kehle gelegt und von hinten weit gezogen bis es knackte und sein röcheln erstarb. Gelassenheit lag in meinem Schritt. Ohne Eile legte ich mir meinen Rucksack, den mir Lina gebracht hatte um meine Schultern. ... Ich war bereit zum Töten. Ohne Alarm war niemand auf ein kleines Mädchen vorbereitet. Sie hätten mich sicherlich sowieso ausgelacht. Während ich von Raum zu Raum und von Gang zu Gang eilte, bemerkte ich, dass es im Inneren des Gebäudes so gut wie keine Fenster gab. Ehrlich gesagt, war das in meinem Kerker das Einzige, dass ich bisher gesehen hatte. War ja jetzt auch egal. Ich erreichte die Tür, die ich zu aller erst betreten hatte. Vorsichtig öffnete ich sie und spähte hinaus. Als ich nichts sah, streckte ich den Kopf heraus und rief einen Namen. Ein weißes Wesen huschte lautlos an mir vorbei und hielt sich an der Wand. Ich schloss wieder die Tür. Beim Umdrehen sah ich, dass Linas Farbe trocken und spröde geworden war. Sie musste stark geschwitzt haben, als sie mir gefolgt war. Durch die kalte Nachtluft hatte die Farbe an Beständigkeit verloren. Ich rubbelte sie durch, was Lina ruhig über sich ergehen ließ, ihr schien das Zeug auch nicht zu gefallen. Dann sah ich ihr lange in die Augen, als ob Worte nicht genügten, die hätte sie eh nicht ganz verstanden. Sie legte die Ohren an und wollte mich in die Nase beißen. Das tut sie immer wenn ich ihr zu lange direkt in die Augen sehe. Aufmunternd war es allerdings schon ein wenig. Ich wusste, ich war nicht allein. Hilflosigkeit verschwand aus meinem Herzen und machte der starken Kampfeslust platz. Wie ich schon sagte, ich würde sie alle zur Strecke bringen. Mit Lina zusammen bildete ich ein unschlagbares Team. Ihr kräftiger Kiefer schloss sich um die Kehlen vieler Leute, wobei ich sie tatkräftig Unterstütze. In einem Raum schnappte ich mir im Rennen eine Handfeuerwaffe vom Boden und prüfte die Munition. Mit so was hatte ich noch nie zu tun. Aber vielleicht war es für die Zukunft hilfreich just in diesem Moment zu üben. Vielleicht kam noch ein viel stärkerer Gegner als die hier, dann würde ich so eine Waffe zu schätzen wissen, vor allem, wenn ich sie nicht vor Schreck fallen ließe, wenn sich der Schuss löst, ;p. So übte ich mich erst einmal an kleinen Zielen, wie den Kameras, die in allen Gängen reichlich verstreut waren. Bisher waren zwei Stunden vergangen und noch immer war kein Alarm losgegangen. Das Überwachungszentrum hatte ich schon am Anfang von Menschenungeziefer befreit. So konnte ich ruhig meine Treffsicherheit an den Kameras üben ohne dass es jemand mitbekam. Natürlich kamen manchmal Wachen und Mafiosos in die Gänge. Doch mit meinem schwarzen Schatten und meiner Schnelligkeit hatte keiner gerechnet. Anfangs attackierte ich sie nur mit dem Stab und kleinen Messern. Als ich merkte, dass ich bald jeden Teil des großen Hauses erkundet hatte, setzte ich die Handfeuerwaffen ein. Ich kannte die Namen noch nicht so. Doch ich war mir sicher mindestens zwei Magnums zu haben. Glücklicherweise standen auf ein paar die Namen drauf, hehe. Wenn ich so zurückdenke kann ich mich noch genau daran erinnern wie Lina vor mir zurückgeschreckt ist, als ich das erste Mal auf einen Menschen geschossen hatte. Meine Augen waren leer, meine Pupillen einfach verschwunden. Ich war wie in Trance. Ich schoss auf die Männer als wäre ich eine Marionette, geführt von Fäden und Geisterhand. Mit dem Stab war es irgendwie etwas anderes gewesen. Ich hatte ihn früher nur benutzt um Essbares zu erledigen. Ich kann mich noch an den Ladenbesitzer erinnern, am Kopf kratzt. Ich war vor der Vitrine mit dem Stab gestanden und unentwegt darauf gestarrt. Ich glaube er hat Angst bekommen und wollte mich schnell loswerden, als er mich fragte ob ich den Stab nicht kaufen wollte. Und nun? Nun, zielte ich auf Hirn und Herz jeden, der sich mir in den Weg stellte. Ein schwarzes Loch schloss sich um mich, Lina muss das gespürt haben. Nun ja, jedenfalls kam ich in den vorletzten Raum am Ende des Ganges. Dort fand ich eine zusammenfaltbare Karte, auf der "Unterenge" mit einem roten Kreis gekennzeichnet war. Der letzte Überlebende zitterte am ganzen Körper und folgte meinem Blick. "H...hier...kannst...kannst du haben..." Ich nahm die Karte aus seinen zittrigen Händen und drehte mich herum, bereit den Raum zu verlassen. Eine winzige Lampe an der Decke war meinen Schatten lang auf den Gang. Langsam hob ich die Hand seitwärts und dann nach hinten. Ohne hinzusehen hatte ich die Waffe auf diesen Mann gerichtet. Seine Beine gaben nach und er flehte mich an, ihn nicht zu erschießen. Er sagte, er hätte Frau und Kinder. Das übliche halt. Wenn sie selbst in Bedrohung geraten flennen sie alle wie kleine Kinder, aber selbst würden sie alle kaltblütig erschießen. "Okay..." Der Mann seufzte erleichtert und wollte gerade aufstehen. "Peng!" Schrie ich so laut ich konnte. Langsam drehte ich mich zu dem zu Tode erschrockenen Mann um. Er hatte den Rücken an die Wand gelegt und starrte mich aus vor Angst weit aufgerissenen Augen panisch an. "Vergiss nie, dass du heute gestorben bist. Aber vergiss deine Vergangenheit und lebe wie ein normaler Mensch!" Als er sich nicht rührte und auch keinen Laut von sich gab, einfach nur panisch da saß und sich fast in die Hosen machte, löste ich die Öffnung der Munitionskammer mit einem kurzen Handgriff und ließ die Patronen laut klirrend gen Boden fallen. Mit einem abfälligen Blick betrachtete ich die leere Kammer und warf das wertlose Stück Plastik und Metall dem Mann zu. Ich verließ das Gebäude. Im letzen Zimmer hätte mich eh nichts Neues erwartet. Lina schüttelte ihr Fell in der kühlen Morgenluft aus und gähnte der aufgehenden Sonne entgegen. Und ich? Ich verstaute die Karte in meinem Rucksack und trat neben sie. "Jetzt brauche ich neue Waffen. So was Blödes." Grummelte ich vor mich, verschränkte die Arme hinter dem Kopf und ging los. Vielleicht hätte ich doch in diesen letzten Raum gehen sollen. Vielleicht wäre die Zukunft dann anders verlaufen. Vielleicht hätte ich retten können, was ich liebte. Vielleicht hätte ich nichts Neues gefunden, dass ich lieben hätte können. Vielleicht, vielleicht.... Vielleicht ja, wenn ich gewusst hätte, dass im letzten Raum ein großer Bildschirm und darunter ein thronartiger Sessel war. Als ich in der nächsten Seitenstraße verschwand passierte etwas. Der Bildschirm schaltete sich ein und gab ein verdunkeltes Zimmer zu erkennen. Ein Mann befand sich genau in der Mitte und war nicht zu erkennen. Nur seine Umrisse machten deutlich, wo er war. Doch so viel sah man, er lächelte ein überhebliches Lächeln. "Nun..." eine verzerrte Stimme ertönte durch die Lautsprecher links und rechts am Bildschirm "... Bereiten wir uns auf ihre Ankunft vor. Sie ist besser als ich gedacht hatte. Aber nun, warten wir es ab..." Das Bild wird gestört. Graue Streifen durchzucken das Rechteck bis der Bildschirm sich wieder abstellt.

Jetzt kommt mein großer Coup!

Ich war bereit. Total bereit. Ich war bereit alles zu schaffen. Ich war bereit zu treffen, zu siegen und den Preis nach Hause zu holen. Hinter mir grölte die Menge. Langsam legte ich die Waffe an und schaute durch die Zielvorrichtung. Ich atmete noch einmal aus und ein. Dann hielt ich die Luft an und konnte hören wie es die anderen mir gleich taten. Gleich, gleich würde es geschehen. Mein rechter Zeigefinger zuckte nervös. Er wollte spielen, er wollte zu packen, er wollte nicht von irgendwelchen Gedanken gehalten werden. Langsam, richtig vorsichtig, krümmte ich ihn. Es war absolut unnötig so rentnerlahm zu tun. Es paffte als sich der Schuss löste. Ich lud nach. Ratsch, Krack, Ratsch. Und noch mal, paff. Ratsch, Krack, Ratsch. Immer weiter und weiter. Nach fünfzig Schuss gingen mir die Ziele aus. Gespielt seufzend nahm ich das Gewehr unten und lehnte es an meine Schulter an. Dann drehte ich mich herum und stütze mich mit den Ellbogen am Tisch des Schießstandes ab. Hinter, also jetzt vor mir, schrien und jubelten sie alle. Einer lauter als der andere. Lina würde jaulend bei dem Krach davon laufen, wenn sie in der Nähe wäre. Aber das war sie zum Glück nicht. Ich stopfte mir den kleinen Finger ins Ohr und drehte ihn. "So´n Krach!" Die Budenbesitzerin zupfte mich leicht an meinem T-Shirt. "Ähm, entschuldigen Sie? Können Sie das hier nehmen und bitte gehen, sonst habe ich bald keine Preise mehr, geschweige denn Geld in der Kasse." Sie lächelte mich verzweifelt an. Es war göttlich. Erwachsene mussten mich kleines 16 ½ Jahre altes Kind anflehen, sie in Ruhe zu lassen. Ich wusste, dass meine Reise nichts als Vorteile barg. Ein riesen großer gelber Teddy grinste mir fett entgegen. "Oh, nein, nicht so was. Kann ich nicht stattdessen Geld haben?" Die Frau starrte mich entsetzt an, den Tränen Nahe. "Okey, okey. Ist in Ordnung so." Ich klemmte mir das quietschige Ding unter den Arm und ging. So was, was ist mit den Erwachsenen los? Sind das denn alle nur Luschen???! Am liebsten wäre ich schnell von hier verschwunden. Aber etwas beim Auto-Scooter erregte meine Aufmerksamkeit. Ein hoch gewachsener Junge machte die Fahrbahn unsicher und rammte alles was nicht Nid und Nagel fest war. Arme Kerle. Solche Leute wie dieser da, können sich einfach nicht anders abreagieren. Würde mir stinken eine Mutter zu Hause zu haben, die ständig meckert, dass man sein Zimmer aufräumen soll und ein Vater der einem eine Standpauke hält, weil die Note in der letzten Klausur nicht so toll war. Würde... Kopfschüttelnd ging ich die Stufen hinauf zur Plattform. Mein Blick wurde wieder einmal leer. So leer als ich lebende Menschen erschossen hatte. Beide Hände in den Hosentaschen ging ich auf die Fahrbahn. Kreischend zischten ein paar Mädchen nur knapp an mir vorbei. Ich hasse sie. Ich hasse diese Kinder, die ihre Freiheit nicht zu schätzen wissen. Ich hasse sie aus tiefstem Herzen, genauso wie diesen verdammten Gott. Ich glaube an ihn und ich hasse ihn inbrünstig. Genauso wie diese Kinder. Sie gehen einfach nach Hause wenn sie Lust dazu haben, findet dort etwas zu essen und machen eh was sie wollen. Sie haben ein zu Hause und wissen es einfach nicht zu schätzen. Sie können immer wieder zu dem einen Ort zurückkehren und so lange es Menschen gibt, die sie von Herzen lieben, werden sie dort solche Liebe vorfinden und nichts und niemand kann sie ihnen nehmen, weil... weil sie nun mal normal sind, nicht so wie ich. Deswegen hasse ich sie! Ich muss um mein Leben kämpfen, darf keine Schwäche zeigen, darf mich bei niemandem ausheulen wenn was Schlechtes passiert ist... ich....

Die Fahrt war vorbei. Die Skooter stellten sich ab. Ein Pärchen trat wie verrückt zusammen auf die Bremse und blieb nur wenige Zentimeter neben mir stehen. Ich sah sie nicht an, ich sah nur auf ein und dasselbe Auto. Der verrückte Junge stand mitten auf der Plattform und rüttelte am Lenkrad, anscheinend wollte er weiterfahren. Er kickte von innen gegen den Skooter und rüttelte noch heftiger. Als ich direkt vor ihm stehen blieb sah er mich argwöhnisch an. "Hier is besetzt, siehst du das nicht?! Du, Hirni!" Jetzt galt seine Wut auch noch mir. Nun reichte es. Recht und Ordnung hin oder her. Der hier ging mir gewaltig gegen den Strich. Langsam nahm ich die Hand aus meiner Hosentasche. .... Ich glaube, was danach geschah, konnte der Junge selbst nicht glauben. Ich stützte mich auf dem Lenkrad ab, ließ den Teddy neben dem Jungen auf den Beifahrersitz fallen und küsste den Kerl selbst auf die Stirn. Sanft wischte ich ihm über die Stelle, wo ich ihn geküsst hatte. Dann schnallte ich den Teddy an und richtete mich wieder auf. "Fahr vorsichtig, ihm wird sonst schlecht." Ich verschränkte die Arme hinter dem Rücken und lächelte lieb. Der Junge wurde rot und schaute nur zu mir auf. Er schaute selbst dann noch als die nächste Runde schon im vollen Gange war und alle um uns herum fuhren. Ich bin kein Kind von Traurigkeit. Egal was passiert. Lina ist immer bei mir, genau wie meine Mutter und all meine Verwandten, die irgendwo über mich wachen. Genauso wie mein Vater. Ich brauche keinen einzigen Ort, ich bin an allen zu Hause wo es mir gefällt. Überall...

Das letzte Jahr ist schnell vergangen, wirklich schnell. Ich habe trainiert und gelernt. Nicht nur körperlich sondern auch geistig. Ich habe mich in eine Schule eingeschmuggelt und mein Abitur mit anderen Schülern gemacht. Ich glaube nicht, dass die Mafia sich für Schulen interessiert, schon gar nicht für die, auf die ich kurze Zeit gegangen bin. Es war einiges an Bestechung und Probeprüfungen beim Kultusministerium nötig, damit ich ohne viel Pam, pam eine ganz normale Prüfung schreiben konnte. Ich hab zwar nur die Noten aus der Prüfung. Aber alle Vorprüfungen haben bewiesen, dass ich diesen würdig bin. Wenn ich meine Mutter befreit habe, werde ich ihr alles erzählen. Alles was bisher passiert ist und ich werde mit ihr zusammen die Zukunft erleben. Und vor allem werde ich mich freuen, dass sie wieder da ist. Mittlerweile ist mir klar geworden, dass meine gesamte Familie früher einmal auf der "schiefen" Bahn gelandet ist. Der eine früher, der andere später. Die eine nur kurz, die andere für immer. Kein Wunder, hehe, irgendwoher muss ich diese Gene ja haben, breit grins. Andererseits kann ich mir auch vorstellen, dass alles so gekommen ist, gerade weil sie alle mal nicht ganz korrekt gehandelt haben. Diese Mafiabande kann ja auch nicht erst seit kurzem bestehen. Vielleicht irre ich mich ja auch, aber irgendwie scheint es mir, dass sie mich und meine Familie schon länger auf dem Kicker haben, kann ja sein, ich meine eventuell... Ich habe beschlossen es selbst herauszufinden. In Unterenge, da bin ich mir sicher, werden sie mir die Antworten liefern, die ich wünsche und noch so vieles mehr...

Der Rummelplatz von vorhin ist übrigens im nächsten Dorf, nicht weit entfernt von meinem Ziel. Warum jetzt schon so viel Zeit vergangen ist? Nun ja, ich denke die sind diesmal auf mich vorbereitet, also sollte ich das auch tun. Ich habe trainiert, wie eine Irre. Manchmal schockiere ich mir selbst. Ich werfe zum Beispiel einfach nur flapsig ein Messer hinter mich und muss feststellen, dass ich genau drei Beeren von einem Strauch aufgespießt habe. Könnte ja auch Zufall sein... könnte. Aber meine Basketballkünste von früher lassen mich auch eher auf anderes schließen. Nun, wir werden sehen, ob ich Geschick besitze und es im richtigen Moment einsetzten kann. Ich werde alles brauchen was tief in mir drinnen ist, ansonsten kann ich mich gleich hinstellen und sagen: "Bitte, bitte, nehmt mich fest, ich tu mir sonst noch selbst weh.", pah! Lange habe ich überlegt, wann ich am Besten in das Quartier einbreche. Nacht schien mir eine geeignete Lösung. Aber sicherlich würde es gut bewacht werden, was ich ein paar Tage später auch feststellte. Es ist viel passiert in dem halben Jahr. Ich habe Informationen gesammelt und Komplizen um mich gesammelt. Der erste ist ein wirklich süßer Boy. Sein Name ist Kyrill Leonhard. Er ist für meine Waffen zuständig. Ich habe ihn durch Zufall entdeckt. Ich schlenderte gerade durch die Straßen von Unter-enge, nichts ahnend und unauffällig. Plötzlich flog direkt vor mir ein Laden in die Luft. Man, hab ich einen Schreck gekriegt. Ich ging nach sehen ob jemand verletzt war. Genau da kam mir Kyrill entgegen, total dreckig und die Haare zu Berge stehend, die sind aber eigentlich immer so ;). Weiter hinten in den Trümmern sah ich eine große Waffe. Also ging ich einfach darauf zu und schaute mir das Ding von nahem an. Als Kyrill mich da hocken sah, fing er an zu schreien und wild zu gestikulieren. Ich ließ ihn reden und legte mir das Gewehr auf die Schulter. Es war ne selbst gebastelte Panzerfaust, anscheinend fehlkonstruiert. Als ich so da stand, sagte Kyrill kein Wort mehr. "Meinst du die hier?" Ich grinste und er ließ sich nach hinten umfallen. "Mein Leben ist vorbei. Ausgelöscht durch die Hand eines Kindes..." Er schloss die Augen. Als ich mich über ihn beugte, nahm ich ihm die Sonne und er schaute wieder auf. Diesmal schrie er noch lauter als vorher. "AAAAAAAAAAHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHH!!!!! Nimm das Ding weg!!!!" Gesagt, getan. Ich warf die kaputte Panzerfaust hinter mich zurück in den "Laden", besser in das, was davon übrig war. Kyrills Augen wurden immer größer, fast wie in Zeitlupe. Als die Panzerfaust aufschlug klickte etwas, dann war es ruhig. Kyrill begann wieder zu atmen und schaute mich zornig an. Gerade als er mich so richtig anschnauzen wollte explodierte es hinter uns und ich bekam die volle Wucht ab. Dummerweise nur ich. Denn ich stürzte und fiel auf ihn. Man, hat der ein Schwein. Und ich? Verdammt!!! Als ich wieder zu mir kam war ich in so eine Art Lager, ich bin mir nicht mehr sicher ob es mehr Arztpraxis oder Waffenlager war. Auf jeden Fall beugte sich ein Arzt über mich und Kyrill bastelte eine neue Panzerfaust, -,- wenn das mal nicht schief geht. Der Doktore hieß Lavender, ein ganz netter, so richtig Gentleman, schmacht, aber leider viel zu alt für mich. Völlig benommen lag ich auf der Trage und lauschte seiner Predigt, die halb mir und halb Kyrill galt. Schließlich freundete ich mich mit Beiden an. Seit dem Tag habe ich einen eigenen Waffenhändler und einen Leibarzt. Warum sie mir so bereitwillig helfen? Als ich so benommen war, hab ich irgendwas vor mich hingebrabbelt, ich hoffe nur nicht zu viel. Auf Jedenfall waren beide sichtbar berührt, hat mich eher gewundert als gefreut, grummel. Beide versprachen mir zu helfen. Ich glaube nicht, dass sie früher schon einmal einen Schützling wie mich hatten. Der Doktor kennt Kyrill, weil der sich immer mitsamt seinen Waffen in die Luft sprengt. Okey, okey, ein paar sind ganz brauchbar. Für Kyrill teste ich jetzt die Waffen. Manchmal helfe ich ihm auch beim bauen, aber da ist er wesentlich besser als ich. Und der Dok? Nun ja, er hat keine Familie, deswegen wurde er Arzt. Ich glaube er fühlt sich dazu berufen, mir, armem, schwachen Ding, beizustehen. Danke, Dok. Ich weiß das ehrlich zu schätzen. Werde auf sie zurückkommen, wenn mal was in die Luft fliegt, :).

Nun gut. Also bin ich jetzt von Kopf bis Fuß gegen ein geringes Entgelt ausgestattet, bereit für den Kampf. Aber da ist mittlerweile noch jemand dazu gekommen. Durch einen Hinweis von Kyrill gelangte ich an eine Adresse, die äußerst skurill war: "Unter der Brücke oder am Damm" Ooohhhh jaaaa-aa. Ich landete bei einem Penner. Vor lauter Wut sprang ich ihm an die Gurgel, worauf er preisgab, dass er ein Spion sei. Geht doch, warum nicht gleich so verdammt?! Gut, weiter im Text. Wo war ich? Ach ja. Dieser Penner gab mir eine neue Adresse. So reiste ich in die Schweiz und traf mich mit einem Bankier. Ich glaube als er mich sah, dachte er seine Augen werden schwach. Er schaute sich lange um. Zwischendurch blickte er immer wieder auf mich, die ihn unentwegt anstarrte. Am Ende musste er einsehen, dass ich seine neue Klientin werden würde. Wir gingen in ein großes Hochhaus mit vielen tausenden Büros. Eines davon, ein eher kleines, war voll mit Bildern von der Familie des Bankjes. Als ich das alles sah, stach es mir ins Herz. Am liebsten hätte ich mich umgedreht und wäre nie wieder hierher gekommen. Aber erstens: Ich durfte mir keine Blöße geben, zweitens: ich war immerhin schon hier, drittens: zurück? Denke ich denn, da gibt's keine Familienfotos?, viertens: ich hatte schon so viel erlebt, dass musste doch auch noch gehen, fünftens: hey, war ich stark oder war ich stark? Ich würde das durchstehen, schon von Natur aus, und sechstens: Ich brauchte die kompetente Hilfe dieses Mannes. Letzteres war wahrscheinlich der Hauptgrund weshalb ich blieb. Um nicht mehr diese Gesichter sehen zu müssen, schaute ich mich lieber um. Sein Schreibtisch war groß und geräumig... Schluss damit, steh deinen Mann. Als er meine Daten erfragte stutze er. Ich fragte nicht wieso, aber ich bekam das sowieso gleich mit. Er suchte mich in irgendeiner Datenbank, glaube ich zumindest. Ein Blick traf mich, dann wieder den PC, wieder mich, wieder den PC... so ging das mindestens hundertmal. Mir wurde gerade langweilig als er schwer schluckte. Dann langte er über den Tisch und strich mir über den Kopf. Ich zuckte bei der nicht vorher gesehenen Berührung zusammen. "Ist schon gut. Es tut mir leid was passiert ist." Ich sah ihn aus großen Augen an. Ob ihrs glaubt oder nicht... ich glaub es ja selber fast nicht... Ich hab doch gesagt, dass alle mal auf der "schiefen" Bahn waren. Mein Onkel auch, zwar nur ein kleines bisschen aber auch. Onkel Quentin war der Bankje. Jetzt fiel mein Blick auch auf ein paar besondere Bilder, Bilder auf denen nicht nur seine Kinder und seine Frau drauf waren. Sondern auch ich und andere meiner Familie. Ich war erstaunt, wie ich früher mal ausgesehen hatte. Und da waren sie... meine Großeltern väterlicherseits. Ich hatte also Recht gehabt, überraschte mich aber in dem Moment nicht so sehr, wie es eigentlich tun sollte. Jetzt da er wusste, dass wir verwandt waren und ich ebenfalls den Weg der Familie einschlug, war er noch bereiter mir mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Und voila, Fertig war mein Ghostkonto. Niemand, der davon weiß, außer ich und Onkel Quentin. Niemand, der es aufspüren könnte und niemand wird darauf kommen, dass ein kleines Mädchen, eine halbe Million auf dem Konto hat. Hey, Taschenspielertricks sind doch out. Ich fing schon die ganz großen Fische. Gemälde, Schmuck, Juwelen, Goldbarren, Druckplatten und Banknoten sind doch ne feine Erfindung, zumindest für uns Diebe, immer etwas, dass wir stehlen können solange es Reiche gibt. Also waren da jetzt: Onkel Quentin, Doktor Lavender und Kyrill Leonhard. Diese drei genannten Leute lernten mich das Fluchen und gekonnte Lügen, das Stehlen und Spurenlesen und noch so vieles mehr. Sie waren es, die mich auf meine große Mission vorbereiteten... wäre es doch alles nie so gekommen... niemals...

So brach ich eines Tages in das Hauptquartier der Mafia ein. Voll ausgerüstet und bewaffnet bis an die Zähne, Lina mir dicht auf den Fersen. Auch sie hatte gelernt. Wir blieben dicht beisammen. Ihre empfindlichen Ohren machten mich auf Dinge aufmerksam, die ich sonst überrannt hätte. Wusstet ihr, dass Infrarotsensoren Piepsgeräusche von sich geben? Auch Giftfallen waren für Lina gar kein Problem. Hey, immerhin war sie ja mal bei der Polizei gewesen. Die Wachen draußen vor der Tür waren gar nichts im Vergleich zu hier drinnen. Wieder war es stock dunkel, keine Fenster weit und breit. Ich hätte im Keller nachschauen sollen, ob im Kerker welche sind, grins. Spaß beiseite, dass hier war todernst. Die Räume waren doppelt so groß und auch doppelt so sehr bewacht. Die Kameras waren üppiger verteilt und mehr Sicherheitsdetektoren aufgestellt worden. Das alles verschaffte das Flair, das einem Nebenhauptquartier, wie diesem würdig war. Lina und ich sprangen gerade über eine Fallgrube, als wir Geräusche hörten, und nicht unsere. Bisher hatten wir nichts gehört und waren auch auf keinen anderen Raum als den Ersten gestoßen. Der Gang schien endlos zu sein und sich im Dunkeln zu verlieren. Ich spürte, wie etwas in meinem Hinterkopf schrie und mich anflehte umzudrehen. Aber ich tat es nicht. Nein, niemals! Endlich sah ich eine Tür an der rechten Wand. Schnell warf ich noch ein Messer in die Linse einer Kamera, dann schlich ich mich an die Tür und lauschte in die Dunkelheit hinein. "Ja? Meinst du sie kommt? Ich bezweifle das eher. Dieses Kind kann doch eh nichts. Hilflos! Nutzlos! Unbrauchbar! Höchstens zum Kinderkriegen zu gebrauchen. Als Puppe macht sie sich bestimmt auch gut als Galionsfigur." Ein Mann lachte ein finsteres Lachen. Sein Gesprächspartner meldete sich zu Wort, hörbar empört, aber nicht verzweifelt: "Ach, ja?" Eine weibliche Stimme.... Aber, das war... "Meine Tochter wird dich Töten. Und an deiner Stelle wäre ich ganz, ganz weit weg. Ich würde mich in ein finsteres Drecksloch verkriechen, wo mich keiner finden kann und beten, dass sie mich nicht findet." MAMA!! Ich sprengte die Tür auf. Schnell sprang ich durch die Öffnung und landete direkt vor zwei bewaffneten Mafialeuten. Meine beiden Waffen, je eine in einer Hand, waren auf ihre Herzen gerichtet. Lina knurrte neben mir und zog die Leftzen hoch. "Siehst du?" Hinter den Männern war ein Bildschirm. Anfangs hatte ich ihn nicht gesehen, weil mich das plötzlich starke Licht fast erblinden ließ. "Sie wird sich rächen!" Ich sah meine Mutter in der rechten Hälfte des Bildschirms. Sie lächelte mir zu. Dann richtete sie ihre Aufmerksamkeit wieder nach links. Anscheinend schaute sie in einen Bildschirm. "Für mich und ihren Vater und alle anderen, die du auf dem Gewissen hast, du Mörder!!" Sie spuckte irgendwo gegen. Ich hingegen war gar nicht bereit zu spucken. Ich atmete ja noch nicht mal. Funkgeräte knirschten. Die Männer bekamen Anweisungen. Aber noch immer hatten sie die Hände vor einander in die Hände gelegt, standen neben einander und breitbeinig da und ihre Augen waren durch die dunklen Sonnenbrillen nicht zu erkennen. "Hey!" Die Männer senkten die Köpfe. "Geht mir aus dem Licht!" Ich schoss, einfach so, ohne Vorwarnung. Aber... sie lächelten nur. Kugelsichere Westen? Na und, wenn schon. Ich ließ den Kopf und die Waffen sinken. Wieder bekamen sie Anweisungen. Diesmal sollten sie mich wohl packen. Aber genau da erstarben ihre Bewegungen. Sie griffen sich an die Brust und versuchten sich die Kleider vom Leib zu reißen. Meine Augen lagen im Schatten und verliehen mir ein dämonisches Äußeres. Langsam fraß sich die Säure durch die Panzerung und trieben die vergiftete Kapsel ins Fleisch. So schnell konnten die Männer sich gar nicht ausziehen, wie es in ihnen war. Vor Schmerzen krümmend fielen sie zu Boden und röchelten. "Ruhe!" Ich schoss in ihre Köpfe. Jetzt war es still. Nur die Lampe über mir sirrte leicht. "So, wo waren wir?" Der Gesichtsausdruck meiner Mutter wandelte sich von Entsetzen in Stolz. "Das ist meine Noamee, wie sie..." "So,so." Unterbrach sie der andere in der linken Bildschirmfläche. Nur seine Umrisse waren zu erkennen, aber seine Stimme war klar und deutlich. "Ich schlage dir ein Geschäft vor, Noamee. So heißt du doch?" "N..." Das Bild meiner Mutter verschwand. Dafür zog sich der Mann jetzt in die Breite und füllte die ganze Fläche aus. "Oh, verzeih. Ich sieze dich besser." "Ich bin mit einem du zufrieden." Ich steckte die Waffen wieder zurück. "Lass hören." Er behandelte mich wie eine gute Geschäftspartnerin und eröffnete mir neue Möglichkeiten. "Wie sieht´s aus? Willst du für mich arbeiten und weit mehr verdienen als du je bisher erbeutet hast? Als kleine Geste für unsere neue Freundschaft spendiere ich dir ein Zuhause, eine Familie und deine Mutter bekommst du auch wieder. Aber als kleine Geste deinerseits musst du meine Frau werden. Jetzt noch nicht versteht sich, nur nichts überstürzen. Du bist noch jung, aber hübsch ohne Gleichen. Ich wette in ein zwei Jahren..." Er stoppte als ich missmutig eine Augenbraue hob. "Gut, genug des Ganzen. Also? Schlägst du ein?" "Wie sieht´s mit einer Probe aus? Woher willst du wissen, dass ich deiner würdig bin?" "Nun, wie du wünscht. Ich habe zwar bereits genug gesehen, aber nun gut..." "Zeig dich mir!" unterbrach ich ihn scharf. "... Noch nicht, aber bald. Ich will dir einen Auftrag geben. Geh den Gang, von dem du gerade gekommen bist, weiter. Dann nimmst du die dritte Tür rechts, dann die erste wieder links. Dann dürftest du an eine Gabelung kommen. Nimm keinen der Beiden. Im Boden ist eine Falle. Meistere sie und steige durch die Tür, die unten im Schacht versteckt ist. Das wäre dann meine erste Prüfung. Solltest du das schaffen, dann habe ich eine weitere für dich. Ich gebe dir, wenn du dort bist weitere Instruktionen." Ich drehte mich auf dem Absatz um. "Keine Spielchen, verstanden?" Ich stoppte kurz, legte den Kopf leicht zur Seite. Dann ging ich einfach weiter. Lina folgte mir weiter durch den Gang. Ich ließ die Kameras wo sie waren, ignorierte sie einfach. Ein paar Männer begegneten mir, doch keiner würdigte mich mehr als nur eines Blickes. Ich fand ohne Probleme die Falle. Infrarotsensoren würden die Wände auf einander zulaufen lassen. Würde man an ihnen vorbeikommen, würde man keine Festhaltemöglichkeit mehr haben und auf die Drucksensoren fallen, die die Speerspitzen auslösen. Aber... ruhe ist die Mutter der Porzellankiste. Ich warf ein Messer nach unten. Ein paar Stahlspitzen zuckten nach oben. Dann versanken sie wieder im Boden. Nun war es Zeit eine nette Waffe von Kyrill auszuprobieren. Ich war eine handgroße Kugel in die Falle. Blitze zuckten über den Boden und überlasteten die Sicherungen für die mechanischen, messerscharfen Spitzen, nummero uno. Die Wände waren irgendwie knifflig. Mir fiel kein Weg ein, wie ich an den Sensoren vorbei kommen könnte. Schulterzuckend ließ ich die Hand sinken und aktivierte die Falle. Wie geplant sausten die Wände auf einander zu. Schnell ließ ich mich dahinter fallen und suchte die Tür. Ich sollte Recht behalten. Ohne die Aktivierung wäre ich an die Tür gar nicht heran gekommen. Leider sausten die Wände auf einmal wieder zurück. Voller Panik schlug ich die Tür auf und hinter mir sofort wieder zu. Ich rutschte am kalten Stahl hinunter. So was... Ich wischte mir den Schweiß von der Stirn, Lina leckte mir fürsorglich die Hand, die hatte ich ganz vergessen. "Na, auch Angst gehabt?" Ich streichelte ihren Kopf. Erst jetzt viel mir auf, dass ich in einer Art Hangar war. Starkes Licht erhellte jede Ecke des riesigen und hohen Raumes. Zwei Frauen in hautengen Anzügen kamen auf mich zu und zogen mich an den Schultern hoch. Sie buxierten mich mit Gewalt zu einer anderen Tür, so was nennen die wahrscheinlich Fürsorge väterlicherseits. Als sie mich gerade wieder schubsen wollten, ging ich einen Schritt weiter als zuvor und ließ ihren Angriff ins Leere laufen. Ruhig stolzierte ich vor ihnen her und ließ mir die Tür von einem jüngeren Mann aufhalten. "So eine Göre! Hat viel zu lange gebraucht!" "Halt die Klappe!" Die beiden Furien fauchten sich an. Ich hingegen ging zu einer der Kabinen und zog mich um. In diesem Raum waren keine Kameras, bemerkte ich mit einem knappen Blick. Ich zog den Reißverschluss gerade so weit hoch, dass nichts heraus fiel aber viel Haut zu sehen war. Ausversehen ließ ich eine kleine Münze fallen. "Oh." Ich wollte mich gerade bücken um sie aufzuheben. Da kamen mir die Weiber zuvor und schubsten mich gegen den metallenen Schrank, in dem zuvor mein neuer Aufzug gewesen war. "Beklopptes Kind!" geiferten sie im Chor. An ihrer Stelle hätte ich mich benommen, genauso wie in der Schule. Erst die Hand heben dann sprechen. Habt ihr das denn nicht gelernt?

Als eine der Beiden das Münzstück berührte, drang durchsichtiger Rauch daraus hervor, Stickstoff. Es würde genau für den Raum reichen, wenn ich ihn verschließen könnte. Ich drückte auf meine Ohrringe und legte mich zurück. Ein Bein übers andere gelegt und die Arme vor der Brust verschränkt. Die Frauen wandten sich bereits am Boden und ich lächelte ihnen durch meinen Mundschutz aus zu, den meine Ohrringe enthalten hatten. Giftige Blicke trafen mich. Schon bald war von dem komischen Zeug nichts mehr zusehen und die Bewegungen der Frauen erstarben. Ich fuhr mir mit der Hand durch die Haare und entfernte die Eiskristalle daraus. Dummer Nebeneffekt. Jetzt war der Andere dran. Ich holte tief Luft und ließ meinen Mundschutz mit einem weiten Fingerdruck wieder einfahren. Dann ging ich zur Tür. Er musterte mich schief, weil ich alleine war. "Die haben sich tierisch gestritten, ist das normal?" Er grummelte etwas von: Nicht schon wieder und hört das nie auf. Auf Jedenfall ging er rein und das war genau mein Plan. Ich folgte ihm ein Stück weit um keinen Verdacht aufkommen zu lassen. Die Kameras konnten mich jetzt auch nicht mehr erfassen. Just in diesem Moment war ich fast vollkommen ungestört. Als der Mafiajunge die beiden Toten da liegen sah, wollte er sich schnell umdrehen und mich packen. Leider, leider wich ich ihm aus und landete draußen. Aus der Sicht der Kameras musste es so ausgesehen haben, als ob er mich rausgeschmissen hätte. Mein Glück, sein Pech. Die Tür fiel ins Schloss. Schnell griff ich an die Klinke und tat so als ob ich daran rütteln würde. Aber eigentlich aktivierte ich die Laser an meinen Handinnenflächen und verschweißte die Tür. Der Kerl durfte ja schließlich nicht wieder raus, ;). Endlich Ruhe. "So." Ich schaute mich noch einmal um. Lina schnüffelte an einer der Kisten schräg rechts von mir. Ich atmete laut durch die Nase ein. Na ja, laut ist übertrieben. Für Lina war es auf Jedenfall laut genug. Sie lief zu mir und strich ihren Kopf an meinem Bein. Aber der Latex schien sie zu stören, deswegen beugte sie mich von oben bis unten und legte den Kopf schief. "Ist gut, Große. Alles fein." Ich tätschelte ihren Kopf und ging rechts an der Wand entlang. Während dem Laufen betrachtete ich die beiden einzigen Düsenjets im Hangar. Das Tor war zu und sonst niemand zu sehen. Irgendwie war das Merkwürdig. Würde der Chef wirklich hier sein, dann würden doch überall Wachposten für seine eventuelle Flucht bereit stehen. Ich ließ von dem Gedanken ab. Grübeln half hier ja auch nichts. Vorsichtig strich ich mit der Hand über das Metall der Wand. Plötzlich spürte ich eine winzige Ritze. Ich klopfte links und rechts davon. Tatsache, da war eine Tür! "Sieh an, sieh an." Schnell hatte ich den Knopf zum Öffnen der Tür gefunden und ging hindurch. Als die Schiebetür wieder zurück glitt war es stockdunkel im Raum. Lina begann zu knurren und ich machte mich bereit. Auf einmal wurde das Licht angeschaltet und ich erblindete für kurze Zeit. Ein Bildschirm direkt vor mir flackerte kurz auf und gab dann wieder die Umrisse des Mannes zu erkennen. "Schön, schön. Du hältst was du versprichst. Wirklich nicht übel. Es gibt nicht viele, die den Trick durchschaut haben und damit meine ich nicht die letzte Tür." Ich verzog keine Miene. Aber wissen, was er meinte, wollte ich eigentlich schon. Und trotzdem... ich wartete ab und ließ ihn seinen nächsten Zug machen. Auf meinen würde er noch warten müssen. "Die Speere mit Blitzen auszuschalten war echt nicht schlecht, aber darauf sind schon viele gekommen. Aber erst einmal zu warten... das haben sie nicht alle geschafft. Fast alle dachten die Tür könne man nur erreichen, wenn der Mechanismus noch unangetastet bleibt. Dumme, dumme Narren..." Er lachte wieder. Innerlich fiel mir ein Stein vom Herzen. Ich dachte schon er hätte das mit seinen Untertanen erfahren. "Wo ist meine Mutter? Ich will sie sehen!" "Immer langsam mit den jungen Pferden. Auch dich müssen wir erst noch einreiten. Aber bitte, wie du es wünscht. Du darfst sie sehen. Links von ... ah nein, von dir aus gesehen rechts, da ist eine weitere Tür. Geh hindurch. In dem Raum dahin... hey!" Ich war schon auf und davon. Das schwere Metall krachte gegen die Wand und ich rannte durch die Öffnung. Der Raum spiegelte sich bis ins unendliche. Ich sah im Boden meine Beine von unten und meinen Kopf von oben. Das war echt irre. Etwas weiter hinten war eine Mammutbaum breite Säule. Und davor... davor saß meine Mutter auf den Knien. Sie hatte den Kopf weit nach vorn gebeugt. Und... hehe, jetzt kommt´s. In diesem Raum waren auch Fenster, wohl auch die einzigen. Glutroter Himmel war zu erkennen, die Sonne ging bereits unter. Es war schon so spät? Bei der ganzen Bewaffnung hatte ich gar nicht an eine Uhr gedacht. War ja jetzt auch total egal. Alles um mich herum wurde zweitrangig. So bemerkte ich auch nicht den großen verzierten Thron rechts von mir. Auf ihm lag schief ein weiterer nicht eingeschalteter Bildschirm, noch nicht. "Mama!!!" Überglücklich rannte ich auf sie zu und ließ alle Vorsicht außer Acht. Wäre ich nur ein wenig vorsichtiger gewesen, dann hätte ich bemerkt, wie Lina den Thron anknurrte als das Bild erschien, dass ich durch einen unvorsichtigen Tritt ausgelöst hatte. Dann hätte ich auch bemerkt, dass meine Mutter sich überhaupt nicht rührte... ich hätte... dann wäre............ Ich wusste es nicht. Genauso wenig wie damals, als ich in dieses Abenteuer geschliddert war und alle mit hineinzog. Viel zu spät bemerkte ich die Schlinge um den Hals meiner Mutter. Viel zu spät sah ich, dass ihre Tränen, die auf den Boden fielen, keine Tränen sondern Blut waren. Ich war viel zu sehr mit mir selbst beschäftigt und selbst wenn, ich glaube nicht, dass ich es hätte verhindern können, nicht allein. Ein surrendes Geräusch ertönte und mein Herz setzte aus, als meine Mutter durch die Schnur nach oben gezogen wurde. Ich versuchte abzubremsen, doch der Boden war so ver-dammt rutschig, dass ich einfach weiterrutschte, unfähig hinzufallen, starr vor Schreck. Stahlspitzen stachen aus der Säule und ich direkt darauf zu. Den Mund weit zu einem stummen Schrei aufgerissen versuchte ich mit letzter Kraft mich noch einmal abzustemmen. Es gelang mir auch, ich wurde langsamer. Vor lauter Panik hatte ich die Augen geschlossen. Mich traf etwas warmes und klebriges auf der Stirn. Vor meinem inneren Augen sah ich eine Quelle, in die ein Wassertropfen fiel. Als die Wellen mich erreichten hörte ich eine Stimme. "No... am...ee..." Nein, das war kein Traum. Ich hörte wirklich eine Stimme! Langsam öffnete ich wieder die Augen. Direkt vor mir war eine Stahlspitze die ich nur um Zentimeter verfehlt hatte. An zwei weiteren stütze ich mich ab. Da hatte ich wirklich noch mal Schwein gehabt. Ein weiterer Tropfen traf mich. Ich richtete meinen Blick nach oben. Und wieder setzte mein Herz aus. Alle Luft entwich meinen Lungen und meine Augen verloren sich in der Dunkelheit. Die Sonne musste gerade eben untergegangen sein. Ich sah zu, wie der Leichnahm meiner Mutter über mir auf den Stahlspitzen langsam in der Dunkelheit versank und ich nur tatenlos zusehen konnte. Die Stahlspitzen hatten sich tief durch ihren Leib gebohrt. Hinten rein und vorne wieder heraus. Fleisch- und Organfetzen hingen daran herab und drohten durch die Schwerkraft hinuntergezogen zu werden. Nun floss auch das Blut reichlich und überschwemmte mich. Ich konnte mich nicht bewegen und nicht einmal den Mund schließen, in den das Blut meiner Mutter floss. Zum Glück konnte ich in diesem Moment auch nicht schlucken, aber die Vorstellung allein... brr, da schüttelt´s mich, sogar noch heute. Ich versuchte ein letztes Mal in die Augen meiner Mutter zu sehen. Doch was ich sah, ließ mich rückwärts stolpern. Sie waren nicht mehr da, ihre Augen, sie fehlten. In meiner Brust zog es schmerzhaft. Ich spuckte das Blut aus und holte tief Luft. Mein Atem ging stoßweise. Beide Hände lagen schlaff mit der Rückhand auf dem Boden. PENG! Jemand schoss, ganz in meiner Nähe. Aber der Schuss galt nicht mir. Wäre er nicht gefallen, ich glaube ich würde noch heute da sitzen und meine Mutter anstarren, aber nicht in ihre Augen. Nie wieder würde ich einem Menschen in die Augen sehen können ohne daran denken zu müssen, was sich dahinter verbarg. Ich fuhr herum. Lina lag winselt vor dem Thron und versuchte zuckend auszustehen. "Nein..." In meinem Kopf meldete sich jemand. "... nein..." Ich sprach nur leise und schüttelte den Kopf. "NEIN!!!" Ich schüttelte den Kopf noch heftiger. Nichts hielt mich mehr hier. Ich rannte auf meine Hündin zu und beugte mich weit über sie. "Lina?! Lina!!! Komm schon. Lass mich nicht allein! LINA!!!!!!" Ich schrie mir fast die Seele aus dem Leib. Lina war nicht mehr zu retten, sie war bereits tot. Am ganzen Körper zitternd suchte ich die Gegend ab aus der ich den Schuss vermutete. Da war nichts. Oder doch? Etwas bewegte sich und leuchtete kurz auf. Ich sprang schnell hinter den mannshohen Thron und nahm Deckung. Es war aus, einfach aus. Alles um mich herum starb, einfach so. Wie die Fliegen! Mein Umfeld verwelkte wie eine gepflügte Blu-me. Und genau da kamen Erinnerungen hoch, mitten in dem Kugelhagel.

"Mama. Mama, schau was ich dir mitgebracht habe." Als kleines Kind wollte ich meiner Mutter einmal eine Freude machen und habe ihr eine Rose aus einem Garten stibitzt, schon damals hatte ich wohl die Art nach unserer Familie zu schlagen, ;). Meine Finger waren wund und etliche Male gestochen. Meine Mutter musterte mich und die Blume kritisch. Dann ging sie in die Hocke und strich mir den Pony aus dem Gesicht. Dann verpasste sie mir eine, die erste und letzte Ohrfeige meines Lebens. "Tu das nie wieder!" Ich war den Tränen nahe und hielt mir die rechte Wange. "Schau, sie verwelkt bereits. Willst du einfach in zwei gerissen werden und dann auf grauenvolle Weise in einer Vase sterben?" Ich schniefte und musterte eingehend die Blume in meine ausgestreckten Hand. Dann sah ich wieder meine Mutter an und schüttelte den Kopf. Sie nahm mir dafür die Blume ab und auch meine Hand von der Wange. Dann legte sie ihre kühlen Finger auf die Schwellung und lächelte mich an. "Und schau deine Finger an." Ich hielt alle Zehn vor mich und wackelte damit. "Bei dem Versuch mir eine Freude zu machen hast du dich verletzt." Traurig ließ ich Kopf und Hände sinken. Ich hatte alles falsch gemacht. "Vergiss nie, was ich dir jetzt sage. Blumen sind hübsch, aber man sollte sie in der Erde lassen, dort wo sie hingehören und herkommen. Dann geht es ihnen und auch uns gut. Jeder braucht seinen Lebensraum. Du brauchst mich und dieses Haus und diese Rose hier braucht Erde, Wurzeln und andere Blumen." Ich strich mir die Tränen aus den Augen und nickte. "Aber eins darfst du immer wieder tun. Versuche immer dein Bestes zu geben." Sie ergriff eine meiner Hände und hielt mir einen geschundenen Finger vor die Augen. "Das hier ist Beweis genug, dass du dich wirklich angestrengt hast. So ist es richtig. Wenn du etwas größer bist, wirst du anfangen dir gute Freunde zusammenzusuchen. Die wirst du auch brauchen. Aber vergiss nie, niemals in deinem Leben, dass Freundschaft ein Leben lang halten soll. Meine Freundschaft zu dir wird auch ein Leben lang halten und weißt du warum?" Ich schüttelte das kleine Köpfchen. "Nun, weil wir Beide immer unser Bestes geben und für die Freundschaft auch ganz alleine Berge versetzten können." Spielerisch tippte mir meine Mutter mit meinem eigenen Finger gegen die Nasenspitze. "Und eins noch. Ich und deine Freunde und die Familie, wir sind immer bei dir, egal was passiert. Ob nah, ob fern. Auch deine Tote Oma, sie sind alle bei dir, genau hier drinnen." Sachte legte sie mir die Hand auf die Brust und ich fühlte meinen eigenen Herzschlag, der einen gewaltigen Satz machte.

Eine Waffe hatte ich noch, sowie eine einzige Wahl. Langsam baute ich die Panzerfaust aus Einzelteilen zusammen. Ich ließ mich weder von dem automatischen Maschinengewehr noch von dem bösartigen Lachen, welches vom Fernseher ausging, stören. Schon bald war mein Modell gleich mit dem, was schon einmal in die Luft geflogen war. Ich entsicherte und warf sie links zur Seite. Das Maschinengewehr stoppte, unschlüssig, wo es jetzt hinzielen sollte. Es entschied sich für die Waffe. Wieder flogen die Geschosse. Ein Lichtblitz tauchte alles in weißes Licht, genauso wie mich. Ich hatte den Kopf zurückgelegt und die Augen geschlossen. In einer hundertstel Sekunde dachte ich über so vieles nach. Ich wollte Lina und meine Mutter nicht beerdigen. Wo hätte ich das auch schon tun sollen? Hier? Nie im Leben. Auf einem Friedhof hätte ich sie auch nicht besuchen können, man suchte mich ja schon großräumig. Auch hier dürften sie Spuren von mir finden. Mit mir nehmen konnte ich ihre toten Körper aber auch nicht. Also blieb mir nichts anderes übrig, als sie zu verbrennen und ihre Reste unter den Trümmern verwesen zu lassen, so leid es mir auch tat. In meinen Ohren dröhnte es und alle Luft schien auf einmal wie weggezaubert. Um mich herum löste sich alles auf. Ich konnte nur hoffen, dass der Latex besonders strapazierfähig war und ich weit genug fortgeschleudert würde. Als ich wieder erwachte lag ich in einem Trümmerfeld und konnte mich nicht rühren. "Oh man... musstest du das Ding denn benutzen? Aber Latex ist nicht schlecht." Kyrill hatte über mir ein großes Stück Beton weggedrückt und beugte sich weit über mich. Kameradschaftlich zerstruppelte er mir das Haar, was eh schon vollkommen war. Der Latexanzug hatte wirklich hervorragend gehalten, wie ich später feststellte. Nur ein paar Stellen im Taillen- und Schenkelbereich waren zerrissen. "Ähm, ich will ja nicht nerven aber... wo...?" "Frag nicht..."

Viel gibt es hier eigentlich nicht mehr zu sagen. Lavender machte mich wieder gesund mit seiner reizenden Führsorge und ich verließ das Pulk. Später würde ich gewiss ihre Hilfe wieder gebrauchen können. Glücklichweise verstanden Beide, dass ich jetzt eine ganze Weile allein sein wollte. Infos hatten sie von mir zwar nicht bekommen. Aber Medien und Fernsehen berichtete über das Gebäude und erwähnten auch flüchtig einen Frauenkörper ohne Augen und ein schwarzes nicht mehr identifizierbares Tier.... mein Tier, meine Lina. Mutter, Lina ihr seid immer in meinem Herzen, egal was passiert, genauso wie es früher einmal gesagt wurde. So und nicht anders...

Guck Mal! Ein Raban XD

Dieser Ort hatte es in sich. Wirklich. Hier spinnen sie alle! Und wenn ihr mir nicht glaubt, geht doch selber mal gucken. In diesem verdammten.... Ort kann man das nicht nennen. Es ist eher eine Stadt, eine Stadt so groß wie ein Ort. Dieser Ort benimmt sich aber wie eine Stadt. Man kann es nicht beschreiben. Auf jeden Fall regieren hier die Reichen. Nicht irgendwelche Reichen. Dieser Ort ist der Ort der Reichen. Große Villen stehen weit auseinan-der. Riesige Pools in denen mindestens zehn Nilpferde schwimmen könnten - so eine Wasserverschwendung. Und dann gibt es da noch die andere Seite. Reiche wollen essen, ist klar. Reiche wollen sich toll anziehen, ist auch klar. Und... Reiche wollen überall das Sagen haben, eigentlich auch klar aber wartet erst mal ab. Im Moment betrachtete ich ein reiches Kind beim schaukeln. Ein anderes turnt um es herum und macht komische Bewegungen. Angewidert versucht sich das reiche Kind zu verziehen, vom Spielplatz flüchten will es nicht. Das spastige Kind folgt ihm. Immer und immer und immer wieder. Eine genauere Beschreibung der Beiden würde jetzt zu lange dauern. Man sieht halt die Standesunterschiede und ich muss mich wieder meiner Sonnenbrille widmen. Die Bank auf der ich sitze ist weiß gestrichen worden und äußerst bequem - für reiche Ärsche bestimmt. Ein Mann betritt den Spielplatz und geht auf das reiche Mädchen mit dem weißen Kleid zu. Ich weiß, dass Menschen hinter mir aus den Fenstern schauen, immer darum bemüht nicht gesehen zu werden. Ich habe sie schon lange bemerkt. Sie haben Angst. Angst um sich und um das spastige Kind. Kann ich verstehen. Warum? Seht ihr gleich. Der Mann nimmt seine Tochter bei der Hand, schlägt das andere Kind beiseite und verlässt den Spielplatz. Anfangs folgt ihnen das andere Kind. Entfernt sich glücklicherweise jedoch schnell. Und nun zu mir. Ich setze meine Sonnenbrille wieder auf und folge den Reichen in gebührendem Abstand. Die Straße ist sehr abschüssig und das Mädchen muss neben ihrem Vater herrennen um Schritt halten zu können. Fällt euch was auf? Sie sprechen nicht. Oberstes Gebot hier. Die Reichen sprechen auf der Straße nicht. Gequält schaut die Kleine zu ihrem Vater auf. Mir reichts. Ich gehe schnellen Schrittes an ihnen vorbei und während die Straße wieder hinauf geht. Bald biegen sie ab und ich bin allein auf der Straße. Wollen wir mal ein wenig Licht ins Dunkle schaffen. Der reichste Mann hier hat das sagen. Danach der Zweitreichste usw. usw. Die Armen sind hier nichts, rein gar nichts. Können einem richtig leid tun. Viele Menschen wissen, wie schlecht es um diese Leute hier im Dorf steht, doch niemand traut sich, sich den Reichen zu widersetzten. An einer weiteren Ecke steht ein Haus. Ich bin fast an der Spitze des Berges angelangt, auf dem das Dorf gebaut worden ist. Das Schaufenster eines Ladens zieht sich weit bis in die Straße hinunter. Die Terrasse ist weit über dem Boden. Noch auf meiner Höhe stehen zwei Menschen. In dieser Wüste aus weißem Licht fallen sie sofort auf. Genau das ist das Merkwürdige. Sie fallen so offensichtlich auf, dass es schon wieder normal erscheint. Die Frau sieht aus wie eine strenge Lehrerin. Sie kann nicht von ihrer Brille lassen, die sie immer wieder zurecht rückt, obwohl sie gar nicht herunter rutscht. Ihr dunkelblaues Kleid schmiegt sich eng an ihren Körper. Unten sieht es weit aus, doch von Näherem kann man erkennen, dass es perfekt für eine Flucht geschneidert ist. Ihre braun-blonden Haare sind hinten fest zu einem Knoten zusammengesteckt. Und, nein... sie ist keine der Reichen Personen. Sie scheint nur für einen Grund hierzu sein, meinen Grund! Und die zweite Person... nun, wenn ich jetzt schon gewusst hätte, was er einmal für eine Rolle in meinem Schicksal spielen würde, dann müsste ich jetzt umdrehen und nie wieder versuchen ihm je ein zweites Mal in diese Augen zu blicken. Dieses Grau in seinen Augen hat mich für einen Augenblick voll in beschlag genommen. Es war nur ein kurzer Moment in dem er sich zu mir umgesehen hatte um den Störenfried näher zu betrachten. Doch schon wandte er sich wieder dieser... dieser Schrulle zu und brachte das Gespräch zu Ende. Ich ließ mir nichts anmerken und ging unbeirrt weiter. Mein Können und meine Lebenserfahrung ließen in meinen Schritten nicht verraten, wie verrückt ich in diesem Moment nach diesen Augen war. Grüne Striche befanden sich auf seinen unteren Augenlidern. Sein dunkel grünes enges, ärmelloses Muskelshirt brachte mich beinahe um den Verstand. Eine dicke geflochtene Strähne hing ihm an der Seite seines Gesichts herunter. Eine graue Perle bändigte das Haar. Sein restliches dunkel rotes Haar ging ihm höchstens bis zu den Ohren. Es war nicht perfekt geordnet... es sah aber auch nicht unordentlich aus. Nennen wir es einfach leicht verstrubelt. Die Strähnen gehorchten eher nicht der Schwerkraft. Man-che standen etwas zur Seite ab als wären es Stietze. Aber was mich noch mehr antörnte war nicht seine schwarze Hose mit den Taschen, je eine an einer Seite auf Oberschenkelhöhe, und den drei runden Stoffstreifen, damit man so etwas wie ein kurzes Stück Rohr an der Hose befestigen konnte, sondern seine Haltung beim Stehen. Eine Hand ruhte jetzt an der Wand. Er war vollkommen Selbstsicher und schien nicht die geringste Angst vor mir zu haben, was seine Gesprächspartnerin aber offensichtlich hatte, da sie mir ständig nervöse Blicke zu warf. Aber hey, ich bin kein Kind mehr, ich weiß mit so einer Situation umzugehen. Ich richtete beiläufig meinen weißen Hut mit der großen, breiten Krempe und stolzierte weiter. Seine andere Hand war in die Seite gestemmt, ein Knie leicht angewinkelt. Und seine Augen betrachteten diese Frau, dass es mich schon fast eifersüchtig machte. Die "Schrulle" nickte und ging dann hastig die Straße hinunter. Er hingegen schaute ihr nach bis sie verschwand. Dann richtete er seine Aufmerksamkeit auf mich. Durch meine Sonnenbrille hindurch konnte ich es mir ebenfalls erlauben ihn anzusehen. Etwas war seltsam an ihm. Es lag keine Neugier in seinem Blick, keine Angst oder sonst irgendwelche Gefühle. Sie waren leer, einfach nur leer, als würde er den Wind betrachten, der durch die Straßen weht und sich nichts dabei denken. Es war das erste Mal, dass mich ein Wesen so nervös machte. Schnell ließ ich ihn hinter mir. Etwas raschelte hinter mir als ich ihn aus den Augen verlor. Ohne mich umdrehen zu müssen, wusste ich, dass er so eben mit Leichtigkeit aufs Dach gesprungen und dann verschwunden war. ... Er war ein Profi und er würde mich bei meiner Arbeit behindern, so viel stand fest. Aber das würde ich nicht zulassen. Mittlerweile ist es dunkel geworden. Ich habe mein weißes Sommerkleid abgelegt, genauso den Hut und die Sonnenbrille. Mein bodenlanges Kleid umspielte meinen Körper wie fließendes Wasser. Es ließ genug Platz um Waffen und Utensilien gut verstecken zu können. Der Stoff war grau-grün und passte übrigens ebenfalls gut zu meinem offenem, gewelltem lilanem Haar mit den grauen Strähnen und meinen grünen Augen. Doch was man nicht sah, war der tiefe Schlitz an der Seite. Was Strumpfhosen und Hotpants so alles erreichen konnten. Ich war stolz auf mich selbst. Aber es wird Zeit. Ich muss los zum Fest, das heute hier stattfindet und zu dem mich meine Beute eingeladen hatte. Ich glaube nicht, dass irgendwer ahnt, dass ich heute den gefallen Stern, den teuersten Saphiren der Welt, stehlen würde. Er war in einer großen Villa, die Villa des Reichsten Mannes der "Stadt". Arme Leute würden heute nicht auf den Straßen sein, sie waren für diese Nacht für Vogelfrei erklärt worden. Jeder Reiche, der einen Armen sah, egal wo, konnte ihn einfach erschießen. Ohne Grund und Zögern. So musste ich mich um diese Geschöpfe also keine Sorgen machen. Der Haupteingang war mit roten Teppichen und Blumen geschmückt worden. Aber bin ich reich? Nein, also benutze ich den Hintereingang... Ja, gut, ich bin schon reich... Aber ich stehe nicht auf so Schicki-micki-Partys müsst ihr wissen, ;) Die Efeuranken waren, hübsch gepflegt, an der ganzen Mauer gewachsen. Gekonnt kletterte ich hinüber, was ich lieber, (wirklich) lieber nicht getan hätte. Denn ich landete direkt in einer Entführung. Ich habe auch immer solches Glück! Nun ja, da stand ich nun. Drei Männer mit Holzknüppeln starrten mich entsetzt an. Drei Frauen, zwei junge und eine ältere, flehten mich mit ihren Blicken regelrecht an. Und da war er. Der Mann mit denn grauen Augen, was tat der hier? Ich gab mich bestürzt und hilflos zugleich. Tja, ihr Frauen, in mir könnt ihr keinen Retter sehen, im Moment... "Verdammt, schnapp dir das Biest! Wenn die Alarm schlägt fliegen wir auf!" Einer der Männer warf eine der jüngeren Frauen zu dem anderen und befasste sich jetzt mit mir. Ich ließ mich an den Händen packen und zu den anderen ziehen. Hilfelaute gab ich nicht von mir, wir wollen ja nicht übertreiben. Zusammengedrängt standen wir da nun, wir Gefangenen. Ruhig und unauffällig sah ich mich um. Da wollte wohl jemand den gefallenen Stern erpressen. Aber nicht mit mir, dieser Stern, der vom Nachthimmel gefallen ist, gehörte mir, mir ganz allein. Eine der jungen Frauen begann zu wimmern als einer der Männer sie mit seinen gierigen Augen zu verschlingen drohte. Seine Hose und sein "weißes" Hemd standen vor Dreck. Schweißflecken zeichneten sich auf dem ehemals weißen Stoff ab. Es wunderte mich, dass es Unterhemden in dieser Größe gab, damit man diesen Bierbauch überdecken konnte. Ja, ja, was die Menschen sich nicht alles einfallen lassen. Also, zurück zu der Frau. Sie wimmerte immer lauter, kein Wunder. An ihrer Stelle würde ich auch wimmern, der Kerl war widerlich!! Tja, und so kam es, wie es kommen musste. Der "Boss" der Dreiertruppe verlor die Nerven. Er schlug die Frau mit seinem Knüppel bewusstlos. Schnell fing ich sie auf und trug sie auf den Armen. Die anderen Weibsleute begannen zu kreischen und zu schreien. "Was...?" Diese Leichtigkeit mit der ich die Frau auf meinen Armen trug irritierte die Männer, den mit den grauen Augen anscheinend auch. Seine Augen verrieten, dass er mich jetzt erkannt hatte. Sie verengten sich zu Schlitzen, war er böse auf mich? War ja jetzt auch egal. Ich widmete mich wieder den anderen. "Los! Lauft zum Haupteingang!" Das ließen sich die Weiber nicht zweimal sagen. Auch die andere erwachte wieder. "Schaffst du es bis zum Eingang?" Als sie nickte ließ ich sie runter und sie taumelte mehr schlecht als recht davon. Jetzt reichte es auch den Männern. Sie ließen sich nicht gern die Butter vom Brot nehmen. Ich war vorbereitet. Es gab nur ein Problem. Ich hatte mich gerade selbst in die Misere gebracht. Ich war so dumm. Jetzt musste ich mich beeilen. Der rothaarige Mann stürzte sich mit mir auf die Männer. Er war stark, wahrscheinlich sogar stärker als ich, aber ich wollte jetzt noch nicht aufgeben. Die Zeit würde entscheiden wer den Saphir kriegen würde. Leider hatte ich nicht mehr viel davon. Die Frauen dürften schon alle gewarnt haben, dass die Männer zu einer Erpresserbande gehören. Na toll... ich war so ein Idiot. Aber... für einen kurzen Augenblick trafen sich unsere Blicke und hingen aneinander fest. Na wer wohl? Meine und die süßen, geilen, schmacht, grauen Augen. Ohne wegzuschauen kramte er in seiner Tasche und zog eine Brille daraus hervor. Er legte sie sich mit dem Gummiband um den Kopf. Bevor er sie ganz aufsetzte schenkte er mir noch einen kampflustigen Blick. Dann waren sie weg... na, die grauen Augen, verdammt.... Ich will noch mal! Als meine Gedanken sich noch im Kreis drehten sprang er in einem Salto nach hinten und verschwand wieder. Ah!!! Jetzt musste ich mich verdammt noch mal beeilen. Er wollte den Stern, aber der gehört doch mir! Ah!!! Ich rannte durchs Gebüsch. Einerseits gut, weil mein Kleid sich langsam auflöste und ich schneller rennen konnte. Andererseits schlecht... meine Beine wurden verkratzt, wie sollte ich diesem Schönling denn so gefallen?! Verdammt noch mal, schneller!!! Ich sprang aufs Gartenhäuschen und von dort auf das Dach der Villa. Der gefallene Stern war in einem Zimmer mit Glasfenstern im Dach. Ehrlich gesagt, nicht schwer zu finden. Man stolpert regelrecht drüber. Eigentlich hatte ich geplant von innen rein zukommen oder wenigstens kei-nen Lärm zu machen und das Glas nur leicht einzuschneiden. Aber Zeit ist Geld... nein, Zeit ist Saphir. Also machte ich es wie folgt: Ich sprang hoch und trat dann durch die Scheibe. Der Alarm ging los. Zum Glück waren keine Wachen in der Nähe. Ich suchte ein Bild mit einem gefallenem Engel und schwarzen Flügeln und riss es herunter. Dahinter war ein Tresor. Mühe gab ich mir mit dem Zahlencode nicht. Ich setzte eine Sprengladung und entfernte mich in gebührendem Abstand. Der Rauch zog durch das zerstörte Fenster davon, jetzt mussten sie mich aber gehört haben. Schnell griff ich in das Loch und holte einen samtenen Beutel heraus. Ich öffnete die Schnur und betrachtete den Saphir, der in meine Hand rollte. Das war er, meine Beute! Ich hatte es geschafft, ich hatte ihn endlich. Ein Lichtblitz blendete mich. Stinkender Rauch stieg auf. Ich musste Husten und die Augen vor dem bissigem Zeug zusammen kneifen. Und da... war er weg, meine Beute. Ich hörte Schritte und folgte ihnen blind. Als ich endlich wieder sehen konnte. Sah ich den Mann mit den dunkelroten Haaren an einem Seil. Ein Triangelpunkt half ihm, sich festzuhalten. Die Wolken zogen vorbei. Das Licht des Mondes schien auf die Glasscherben und erhellte den Raum. Ich hörte einen Hubschrauber und wenig später sah ich ihn auch endlich. Er glänzte im Mondlicht und zog den Mann am Seil höher. Er lächelte siegessicher und hielt den Stein in die Höhe. "Du hast dich überschätzt! Sieh zu, wie du fliehen kannst... ohne Beute!" Er lachte und wurde weiter in die Höhe getragen. Verdammt, er hatte Recht, ich musste hier schleunigst raus. Aber noch während ich durch die riesige Villa lief, die von außen schon groß aus sah aber nichts im Vergleich zu innen drin war, hörte ich wie eine Basuka los ging und den Hubschrauber vom Himmel holte. Boah, die Reichen hatten´s echt drauf, langsam machten sie mir Angst mit ihrer überheblichen und besitzergreifenden Art. Ich hatte mir fest vorgenommen die Verletzten liegen zu lassen, mir den Saphiren zu schnappen und abzuhauen so weit mich meine Füße tragen würden. Tja, Verletzte gab es nicht aber etwas anderes Zwang mich draußen anzuhalten und eine andere Richtung einzuschlagen. Ihr wisst gleich welche. Es waren nun keine Leute mehr am Haupteingang. Sie standen alle außerhalb des Grundstücks, waren bestimmt evakuiert worden. Ein Mann mit einer mächtig großen Knarre kam auf mich zu. Schnell sprang ich hinter einen Busch und gab keinen Laut mehr von mir. Wo wollte der hin? Hatte der mich gesehen? Nein, hatte er nicht, stellte ich schnell fest. Denn er rannte an mir vorbei, rechts hinter das Haus. Aha, da war er also, mein Saphir. Ich rannte hinterher ohne ihm aufzufallen oder sonst wem. Er blieb aber leider bei einer Gruppe von Männern stehen, die anscheinend einen Angriff planten. So musste ich mich vorbeischmuggeln. Gar nicht so leicht, bei den ganzen Leuten und Scheinwerfern... die Hunde lassen wir mal ganz außer Acht. Oh man, jetzt wurde es echt gefährlich, aber ich wollte diesen Stein. Ich stellte fest, dass der Helikopter außerhalb des Grundstücks abgeschossen und den Berg hinunter gepurzelt war. Armer Pilot, ich grinste tierisch. Aber jemand musste noch hier sein und zwar mehr als nur einer. Vorsichtig arbeite ich mich vor und sah bald den Mann mit den roten Haaren. Er trug den weißen Beutel mit dem Stein darin an seinem Hosenbund. Er klopfte sich gerade ab und schaute sich nach den beiden Männern um, die ganz in seiner Nähe am Boden lagen. Er schien ihnen nicht helfen zu wollen. Dabei waren es doch sein Pilot und Co-Pilot. Es schien ihm egal zu sein. Tja, aber er bemerkte auch nicht den Mann auf dem Dach, der seine Pistole auf ihn richtete. Aber ich merkte es. Etwas Moos fiel nämlich vom Dach und direkt auf mich. Ich erschrak. Er würde ihn erschießen! Scheiß auf den Konkurrenzkampf! Also rannte ich los. Diese grauen Augen bemerkten mich zu spät, sein Glück, denn sonst wäre er erschossen worden. Ich warf mich gegen ihn, da fiel auch schon der Schuss. Der Schmerz durchzog meinen Körper und ich konnte mich nicht mehr bewegen. Aber ich hörte seinen Herzschlag unter mir, ihm war also nichts passiert. Er rollte sich mit mir herum, direkt ins Gebüsch. Ich atmete schwer und blinzelte benommen. "Warum hast du das getan?!" Ich brachte ein gequältes Lächeln zustande. "Er hätte den Stein treffen können..." Ich grinste übers ganze Gesicht, er war wirklich soo schwer von Begriff. Ich hatte mich im ersten Moment gleich in ihn verschossen, ich wollte nicht, dass er hier und jetzt drauf ging. In dem ersten Blick hatte ich seinen Charakter gesehen und erkannt, dass ich ihm genau noch im Herzen fehlte. "Wa...?" Er griff sich an den Hosenbund. Ich grinste noch diebischer und hielt den Beutel hoch. Er betrachtete mich und den Beutel jetzt mit mehr Interesse. Genau jetzt, jetzt in diesem Moment waren seine Augen nicht mehr leer... ich sah es ganz genau. Hey, sein Gesicht war ja auch nicht zu weit entfernt und ich lag auf dem Rücken unter ihm. Wären da nicht die Schmerzen gewesen ich hätte... Vergessen wir das. "Halt ihn gut fest, ja? Ich bring dich hier raus. Und verdammt noch mal! Stirb nicht! Nicht für mich!!" Ich hörte auf zu Grinsen. Sanft hob er mich hoch. Er warf mich ein kleines Stück hoch und fing mich sofort wieder auf, jetzt lag ich besser. Ich atmete tief seinen Geruch ein und schloss die Augen. An den Rest kann ich mich nicht mehr erinnern, ich wurde bewusstlos. Als ich wieder zu mir kam hörte ich Vögel zwitschern und fühlte etwas Kaltes auf meiner Stirn. Langsam öffnete ich die Augen. "Endlich wach? Weißt du eigentlich, dass du sehr an diesem Stein hängst? Du wolltest ihn mir gar nicht geben, selbst als du bewusstlos warst. Deprimierend, wenn man einen Mann wie mich sieht, der seine ganze Kraft aufbringt um einer kraftlosen Frau etwas aus der Hand zu nehmen und sich dabei selbst fast den Arm bricht." Ich drehte meinen Kopf nach rechts, in Richtung des kleinen Balkons, dessen Tür offen stand. Der Man saß auf dem Bett in dem ich bis vor kurzem noch geschlafen hatte. Er hatte die Beine übereinander geschlagen und musterte mich mit großem Interesse. Meine rechte Schulter fühlte sich taub an. Mit der linken Hand strich ich mir den kalten Lappen von der Stirn und versuchte mich aufzurichten. "Aaahhh!" Vor Schmerz sank ich zurück in die Kissen. "Na, na, nicht so hastig. Du wurdest angeschossen, hast du das schon vergessen? Es ist nichts ernstes, kannst bald gehen!" Es war weniger eine Feststellung als ein Befehl, ihm möglichst schnell aus den Augen zu verschwinden. Ich sah ihn kampfbereit an. Er tat es ebenso. Plötzlich läutete die Türglocke. Wir drehten beide die Köpfe. An seinem Verhalten konnte ich erkennen, dass dieser Besuch nicht angekündigt und erwünscht war. Verdammt, ich und er waren in Gefahr! Ich musste hier weg. Er ging aus dem Zimmer um nachzuschauen wer da störte. Ich versuchte mich aufzurichten. Es tat so sehr weh, dass ich all meine Kraft brauchte um mich auch nur aufzurichten. Als ich mit fiebrigen Augen aufschaute, war er in der Tür und starrte mich an. Ich war so geschwächt, dass ich mich nicht mal mehr beeilen konnte. Mit schnellen Schritten war er an meinem Bett und setzte sich. Er beugte sich schnell über mich und flüsterte mir etwas ins Ohr. "Spiel mit." Er begrub mich unter sich. "Siehst du nicht, dass du störst?" Waaa-aasssss????? Ich war baff und versuchte etwas zu erwidern, doch da hörte ich eine weibliche Stimme. "Natürlich! Du kannst einfach nicht die Finger von einer lassen, die dir absolut gefällt. Nicht mal für ein paar Minuten." Ich konnte sie nicht sehen. Er war mir im Weg. Ich tat aber besser was er gesagt hatte. So stöhnte ich leise vor mich hin... musste mir ja nicht mal große Mühe geben. Diesem Mann musste man doch einfach verfallen. Doch das Parfüm, welches ich roch, kannte ich. Es war bestimmt diese Schrulle. "Bist du etwa eifersüchtig, dass ich nicht Tag und Nacht bei dir bin, Liebling?" Sie schnaubte. "Irgendwie bist du heute merkwürdig! Die Aktion gestern scheint dir nicht bekommen zu sein." Mein Herz setzte aus, wusste sie was hier abging? "Und überhaupt? Hast du den anderen Dieb erledigt, der sich den Saphir schnappen wollte? Ich hoffe es für dich, denn unser Boss wird es nicht gerne sehen, dass jemand auf deinem Gebiet dich schlagen könnte. Schon gar nicht, wenn du die Beute verlierst! ..." Ich ließ ein besonders lautes Stöhnen von mir und griff ihm von hinten unters Hemd. Dafür schmiegte er sich noch enger an mich und küsste mich ins Ohr. Ein warmer Schauer überdeckte den Schmerz. Ich schloss die Augen und genoss diesen Moment. Ich schmiegte meinen Kopf an seinen. Ich forderte mehr von diesen Küssen, doch ich bekam keine mehr. Die Frau hatte sich auf dem Absatz umgedreht und hatte wutschnaubend die Tür hinter sich zu geworfen. Sein Atem wurde ganz ruhig. Wir warteten noch eine Weile für den Fall, dass sie zurückkam, nun ja... ich glaube er wartete... ich eigentlich nicht. Dann setzte er sich wieder auf, genau dahin wo er vorher auch gesessen hatte, als ich aufgewacht war. "Ich glaube du hast wieder Fieber." Er setzte wieder diesen gleichgültigen Blick auf, stand auf und ging aus dem Raum.

Rache für das Verlorene

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Der Nachlass

Als Raban erwachte erkannte er das Krankenzimmer eines Arztes. Er spürte den Schmerz in seiner Seite und versuchte so wenig wie möglich den Kopf zu drehen. Ein Arzt hatte bemerkt, dass er wach war und ging eilig auf ihn zu und durch die geöffnete Tür, die auf den Gang führte, durch. "Oh, Nein! Alles nur das nicht." Er schaute weg und sein Herz blieb für einen Moment stehen. "Noamee!!!" Er rief so laut meinen Namen, dass selbst ein Tauber jetzt wissen musste wie ich hieß. Raban versuchte sich aufzurichten, wurde von dem Arzt aber wieder zurück in die Kissen gedrückt. "Es ist alles in Ordnung. Es geht ihr gut. Vertrauen sie mir, ich kenne sie schon lange. Sie ist wie eine Verrückte hierher gefahren und brauchte nur etwas Ruhe." Raban schaute den Mann im Kittel ungläubig an und musterte ihn genauer. "Nun, schauen sie nicht so. Sie hat mir gesagt, dass sie mir nicht vertrauen würden." Er nickte zu dem Bett hinüber, auf dem ich lag. Ich schlief ganz friedlich und hatte einen Arm quer über meinen Unterleib und auf meinen anderen Arm gelegt. "Trotzdem. Herzlichen Glückwunsch von mir." Raban zog die Augenbrauen hoch. "Äh... danke?" "Wenn sie sich langsam aufrichten kann ich es ihnen erlauben zu ihr zu gehen. Aber wehe ich erwische sie dabei, wie sie sich selbst wieder in Gefahr bringen! Verstanden!" Raban zuckte zurück. "Gut so." Der Arzt ging zur Tür und drehte sich noch einmal um. "Ich schließe jetzt die Tür, sie sind dann für ein paar Stunden ungestört." Raban sah ihm nach. Hatte der Mann ihm eben gratuliert, dass er noch lebte? So schlimm hatte es um ihn gestanden? "Wau." Raban ließ von der Tür ab und wandte sich mir zu. "Noamee?" Ich rührte mich nicht. Hastig stand er auf. Von Schmerzen geplagt stütze er sich auf meinem Bett ab und lauschte. "Sagte ich nicht, dass sie langsam machen sollen?!" Raban ballte die Hände zu Fäusten, drehte sich aber nicht um. Der Arzt war schrecklich. Zum Glück schloss dieser wieder die Tür und ließ sie allein. "Raban...?" Ich kniff im Schlaf die Augen zusammen. Der Gerufene beugte sich weiter über mich. "Ich bin hier. Wach auf, bitte." Er streichelte meine Hand die jetzt auf dem Kissen lag. "Oh man, ist deine Hand kalt." Ich schlug die Augen auf und lächelte in sein verdutztes Gesicht. "Hat der Arzt es dir schon gesagt?" "Was gesagt?" Ich war erstaunt. Hatte Doktor Lavender es etwa vergessen? "Du bist wieder wie eine Verrückte gefahren?" "Nein..." Ich schüttelte den Kopf, lächelte liebevoll und strich mir über den Bauch. Raban brauchte manchmal einfach nur einen Wink mit dem Zaunpfahl. "Was dann?" Manchmal auch einen Schlag! "Ich... bin schwanger." Raban besah sich meinen Bauch. "Jetzt frag schon, seit wann?" Seine Augenbraue wanderte wieder nach oben. "Raban!" "Okey, seit wann?" Er seufzte genervt und versuchte mir nicht in die Augen zu sehen. "Die Hochzeitsnacht..." Er und ich wurden rot als unsere Blicke sich trafen. Schnell schauten wir beide weg. Verlegen hatte ich eine Hand auf den Mund gelegt und schaute den Vögeln draußen auf dem Baum beim singen zu. Raban brach das Schweigen zuerst. Er nahm meine Hand vom Mund und küsste sie sachte. "Dann haben wir ja bereits begonnen, das Verlorene zurückzubringen." Er lächelte so lieb wie noch nie zuvor, was mein Herz höher schlagen ließ. "Küss mich." Brachte ich nur im Flüsterton heraus. "Ich... kann nicht, Schatz." Empört rümpfte ich die Nase. "... Meine Wunde ..." Er lächelte gequält. Jetzt verstand ich, was er meinte. Ich warf mich auf ihn und riss ihn um. Er stöhnte als wir zusammen auf dem Boden aufprallten. Meine Lippen suchten seine Haut und ließen ihn bald wegen etwas anderem stöhnen. Seine Hand wanderte unter mein T-Shirt. "Wie lange, hat der Arzt gesagt, haben wir Zeit?" "Ein paar Stunden." Ich verpasste ihm einen Knutschfleck im Nacken. Er zitterte genüsslich unter mir. Ich widmete mich wieder seinen Lippen und streifte sein Hemd ab. Ich glitt mit der Hand über seinen Körper während ich seinen Mund beschäftigte. Ich ließ sie in seine Hose wandern. Er bäumte sich verlangend zu mir. Vor Schmerz das Gesicht verziehend sank er zurück. "Liebling, das geht nicht." Besänftigend strich er mit seinem Daumen über meine Lippen. "Die Not macht erfinderisch, Schatz." Ich beugte mich wieder zu ihm herunter.

Doktor Lavender ließ uns nur ungern gehen. Raban´s Wunde war noch nicht vollkommen verheilt. Ich versicherte ihm, dass ich mich darum kümmern würde. Lavender, der mir nichts abschlagen kann, seufzte nur und winkte uns weg. Aber noch etwas anderes schien ihn zu stören, doch äußerte er seinen Verdacht nicht. Ich bin mir nicht sicher, ob ich es damals anders gemacht hätte, wenn er es mir gesagt hätte. Vielleicht wäre es nur noch schlimmer gekommen. Andererseits... ich glaube an das Schicksal. Es hat mich bis hierher geführt. Also wird es auch weiterhin meinen weg bestimmen und zwar in die richtige Richtung. Raban und ich wollten uns nie wieder in so eine Gefahr begeben wie neulich. Wir liebten das Stehlen, immerhin war es jahrelang unser einziger Lebensinhalt gewesen. Deswegen konnten wir diese Gewohnheit nicht ablegen. Zum Glück konnten wir uns aber einigermaßen zügeln. Und bald musste ich mich sogar zügeln. Raban hatte nun auch mehr Zeit seine Neugier zu befriedigen. Er wollte wie das alles hier angefangen hatte. Ich erzählte es ihm bereitwillig. Auch erzählte ich ihm mehr von meiner Mutter, von der ich bisher nicht gerade viel berichtet hatte. Von meinem Vater war er aber mehr angetan. Ich musste Raban lang und breit erklären, wie sich meine Eltern mit 16 Jahren getroffen, mich gezeugt und nach zwei Jahren wieder "getrennt" hatten. Trennen kann man das eigentlich nicht nennen. Sie wollten sesshaft werden und hatten ein Haus gekauft. Und dann ist er erschossen worden. Meine Mutter wollte ab da nichts mehr mit der Familie zu tun haben. Sie hatte auch schon vorher einen Hass gegen die diebische Angewohnheit gehegt der nun vollends aufloderte. Deswegen hatte sie mich auch nicht nach dem alten Schema erzogen. Im Gegenzug erzählte mir Raban von sich. Er war ein ungewolltes Kind gewesen, glaubte er zumindest. Mit drei Jahren wurde er in einer Mulltonne ausgesetzt. Ein Waisenhaus nahm ihn auf. Aber schon im Alter von fünf Jahren brach er aus. Ab da schlug er sich selber durch und lernte sich selbst das Überleben. Durch reinen Zufall geriet er an die Organisation, die mein Leben zerstört und wieder neu aufgebaut hatte. Na ja, jetzt war das ja nicht mehr. Danke, Schicksal... "Der schönste Ort ist und bleibt die Couch." Und genau darauf lag ich auch. Mit meinem gewölbten Bauch war es nur unschwer zu erkennen, dass ich hochschwanger war. Raban wuselte um mich herum und brachte ständig solche Sätze wie: "Alles in Ordnung, Schatz? Brauchst du noch was Schatz? Willst du was essen, Schatz? Liebling, willst du dich ein bisschen ausruhen? Ich geh nur kurz weg, nicht weit und nicht lange, wirklich nicht. Oh Gott, ich halt das nicht aus!" So in etwa und noch mehr musste ich mir jetzt Tag für Tag anhören. Da fragt man sich nur, wer hier schwanger ist, wenn er es schon nicht mehr aushält, ;). "Ich ertrage es nicht mehr!" Mit den Augen rollend richtete ich mich auf und stützte mich auf den Ellbogen ab. Jetzt konnte ich gerade so über meinen Bauch schauen. "Was ist denn jetzt schon wieder? Raban, du bringst mich bald mehr auf die Palme als dieser unförmige Leib!" Raban machte große Augen und war in ein paar Sätzen bei mir. "Nicht aufregen, Schatz. Ganz ruhig. Tief ein-...und ausatmen" Er machte es mir vor und ich hielt ihm den Mund zu. Das hält ja das dümmste Kamel nicht aus. Ich legte mich wieder hin, war wieder einmal nur falscher Alarm. "Hey, besser auf die Palme gehen als auf gar keinen grünen Zweig kommen." Jetzt reichte es mir. Raban fing schon an Witze zu reißen, er musste Fieber haben. So schnell wie ich konnte stand ich auf. Die Betonung liegt auf schnell. Zeitlupe ist ein Sheissdreck dagegen. Raban umrundete mich mehrmals als ich versuchte durch das Zimmer in Richtung Bad zu gehen. Himmel bewahre, meine Hand rutscht bald aus. "Raban, hör auf zu nerven!" "Aber, aber, aber..." Wütend wollte ich etwas erwidern und ihm so was von die Meinung sagen. "Urgh..." Mir wurde schwarz vor Augen und meine Beine klappten zusammen wie ein Liegestuhl. Raban fing mich schützend auf. "Noamee!" Als die Übelkeit besser wurde öffnete ich die Augen. "Ist die Tasche fertig?" Ich atmete schwer und Raban öffnete den Mund. "Wa....? Oh, mein Gott!" Er lehnte mich an die Wand und spurtete davon. Keine drei Sekunden später war er angezogen und mit einer voll gestopften Tasche bepackt. Übrigens hatte er meine Sachen auch schon in der Hand. Hiermit möchte ich auch verkünden, dass sein Fahrstil in brenzligen Situationen nicht besser ist als meiner, wirklich... nicht... besser... boah, mir wird schlecht. Ab jetzt hasse ich auch Krankenhäuser. So oft, wie ich schon hier war... Aber noch mehr nerven mich diese Schwestern! Ihre dummen Sprüche gehen mir total auf den Keks! Die waren wohl noch nie schwanger!!? Die ganze Zeit schwafeln die was von, nicht so schlimm, das wird schon, das haben schon mehr durchgemacht als sie! Bla, bla, bla... kommt mir nicht so! Nicht bei meinen derzeitigen Stimmungsschwankungen!!! Ich könnte schreien, Aaaaaaaaaaaaaaahhhhhh. Seht ihr!?! Zumindestens konnte ich zu Raban noch nett sein. Seit sieben Stunden wachte er nun ununterbrochen an meinem Bett und musste tatenlos dabei zusehen, wie meine Schmerzen immer schlimmer wurden. Wieder kam eine Schwester und überprüfte die Anzeigen. "Sagen sie mal? Waren sie schon mal schwanger?" "Ja, und?!!" Wie in einem Zeitraffer konnte ich zusehen, wie ihre Augen immer größer wurden. "Aber, sie haben doch noch gar kein Kind." Entsetzen pur. "Ja, und?!!!!!" "Um Himmels...." Die Schwester stürmte so schnell davon, so schnell konnte ich gar nicht gucken. Da stimmte was nicht. Als die Tür zuknallte schauten Raban und ich uns an. Ich vergaß für einen Moment den Schmerz und spürte wie Panik mir die Luft abschnürte. Raban´s Hand wurde kalt. Insgesamt wurde er wirklich aschfahl. Ich ließ seine Hand los und stand auf. Ich löste schnell die Kabel und warf mir einen Mantel über. Raban war aufgesprungen und sah mir entgeistert zu. Ich nickte zur Tür. Seite an Seite gingen wir durch die Gänge, bis wir die Schwester fanden. Ich blieb stehen. "Lavender...?" Der Doktor kam auf mich zu und legte mein Gesicht in seine Hände. "Kleines, ganz ruhig." Seine Stimme war ruhig aber seine waren Augen voller Panik. "Es kommt alles in Ordnung. Die haben hier einen Fehler gemacht bei der Einweisung. Du musst sofort in die OP. Nein, nicht!" Der Schmerz lähmte meinen Körper und ich fiel, fiel in die Dunkelheit. Raban wartete angespannt und unruhig im Gang. Seit einer Stunde war ich nun schon im OP-Raum, ihm kam die eine länger vor als die sieben davor. Immer wieder stand er auf und ging hin und her. Dann setzte er sich wieder und wiederholte die Prozedur immer und immer wieder. Als das Licht über der Tür erlosch, war Raban bereits davor und verlagerte die Kraft von einem Bein aufs andere. Doch wen er erhoffte zu sehen, kam nicht heraus. Stattdessen öffnete Lavender die Tür und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Er lächelte müde und klopfte Raban beruhigend auf die Schulter. "Komm. Sie darf noch nicht raus, aber du kannst von draußen schauen." Das musste Raban sich nicht zweimal sagen lassen. Er folgte Lavender zurück durch die Tür. Gleich rechts im Vorraum war eine riesen große Glasscheibe. Raban wäre am liebsten hindurch gesprungen, als er mich fast wie tot auf dem OP-Tisch liegen sah. Drei Ärzte und Schwestern machten sich an mir zu schaffen und schlossen die Wunde. Ich glaube, das war der Moment an dem er seine Stimme ein zweites Mal verlor und auch seine Gefühle. Er schaute Lavender gleichgültig an. "Es geht ihr gut. Die Schwestern kümmern sich um das Baby. Sie werden..." Raban hatte mich wieder angesehen, dann die Augen geweitet und ging nun auf die Tür zu. "Nein, du darfst da nicht..." Die Tür schloss sich hinter Raban. Er ging ungerührt durch die Lake aus Fruchtwasser und Blut. Meine Augen flackerten, meine Hand zitterte. Er nahm meine in seine Hand und drückte sie sanft. Ich brachte ein Lächeln zustande. "Raban..." Die Geräte piepten um uns herum. "Versprich mir eins, ja? Pass gut auf unseren Sohn auf, okay?" Ich flüsterte nur noch und schloss die Augen. Raban beugte sein Gesicht über meins und lauschte auf meinen röchelnden Atem. Die sieben anderen Leute im Raum standen sagten nichts. Plötzlich piepte das EKG nicht mehr, es gab nur noch einen langen Ton von sich. Raban schaute ruckartig auf die Anzeige, dann wieder auf mich. Sein Gesicht war wie versteinert, er brachte keine Regungen zustande. Die Ärzte und Schwestern schubsten ihn weg und versuchten mich mit Elektroschocks wieder zu beleben, ohne Erfolg. Raban sah ihnen von der Wand aus zu. Sein Atem ging flach und unscheinbar. Er schloss kurz die Augen und ging dann.

Etwas später war Raban in einem Einzelzimmer und gab seinem Sohn die Flasche. Er konnte die Augen nicht von dem runden Gesicht abwenden, noch immer regte sich in seinem Gesicht nichts. Unser Kind hörte auf zu trinken und gähnte laut. Vorsichtig wickelte Raban die Decke um es enger und lehnte sich mit ihm zurück, dem Kind schien es zu gefallen. Als die Schwester nach ihm sah, musste sie entsetzt feststellen, dass Raban das Kind immer noch in den Armen hielt und um keinen Preis der Welt hergab. "Hören Sie, es muss in dem Bett schlafen. Es ist auch..." Raban funkelte sie wütend an. Just in diesem Moment erwachte auch sein Sohn wieder und sah die zornigen Züge seines Vaters. Er begann zu schreien und lenkte Raban´s Aufmerksamkeit von der Schwester ab. Ihr Glück, ehrlich.

Raban´s Pokerface blieb nicht lange. Er musste auch einmal Gefühle zeigen, ansonsten hätte er immer einen Schreihals um sich gehabt, grins. Kurz vor der Entlassung kam Lavender noch einmal zu ihm. "Es... tut mir leid. Hätte ich doch nur früher etwas gesagt, dann..." Raban legte die Hand auf die Schulter des Arztes und nickte. Er nahm die Entschuldigung an, denn er hatte von mir gelernt, dass das Schicksal, sich den nahm, den es wollte. Raban hatte früher nicht daran geglaubt. Aber meine letzten Worte hatten ihn vollends überzeugt. Er war auf niemanden wütend. Raban musste sich jetzt um andere, wesentlich wichtigere, Dinge kümmern.

Raban beschloss auch nicht auszuziehen und seinen Sohn zu einem noch besseren Dieb als sich selbst zu erziehen. Aber er wollte nicht, dass er etwas nicht erfährt, und zwar Menschenliebe. Genauso hatte ich es mir gewünscht. Raban machte gerade den Abwasch und unser Sohn, Earl saß vor dem Fernseher auf dem Töpfchen. Kurz zuvor hatte Earl sich mit seinen drei Jahren davor gestellt und die Hände in die Seiten gestemmt. "Was ist denn das?" "Earl, du sollst dich da drauf setzten." Earl schaute seinen Vater ungläubig an. "Draufsetzten?" "Jaa" Earl setzte sich. "Earl, doch nicht so." Raban ging vor ihm auf die Knie und zog den Kleinen wieder hoch. "Du sollst Pipi machen." Earl sah ihn schockiert an. "Da rein?" "Ja!" "Das ist rosa!" "Earl!" "Da haben bestimmt schon Mädchen rein gemacht! Da mach ich nicht rein!" "Nein, da haben keine Mädchen rein gemacht! Das war schon immer nur dein Töpfchen." "Sicher?" Raban seufzte und schaute zur Decke. Mit einem Rutsch war die Hose von Earl runter und Raban ließ ihn stehen. "Papa, ich bin naaaaackt!" Und da setzte sich Earl so schnell hin wie er nur konnte. Nacktsein ist schlimm, ja ja, lol. So ein Theater um eine Urinprobe für den Kinderarzt. Aber Raban macht das doch göttlich, oder nicht? "Oh, Man. Noamee, könntest du dich nicht mal darum kümmern?" Ich lachte. Raban sah nach links und lächelte zurück. "Du machst das toll." "Geb mir ja auch alle Mühe mit deinem Balg!" Ich lächelte ihn lieb an. "Ich pass auf dich und das Balg auf. Vielleicht kann ich beim Schicksal ein gutes Wort für euch einlegen." "Brauchst du nicht." Raban richtete seinen Blick wieder auf den Schaum vor ihm. "Warum?" "Das Schicksal tut bereits alles, damit es eine glückliche Zukunft wird. Der Rest liegt an uns Überlebenden." Ich grinste ihn an. Wind kam durch das offene Fenster direkt vor Raban herein und blies ihm Schaum ins Gesicht. "Bäh." Er wischte sich die Augen frei und schaute sich um. Da war niemand mehr, nicht einmal ein Schemen. "Niemand kann uns mehr trennen." "PAPA! Das rosa Ding ist voll!!!" "Brüll nicht so rum!" Raban trocknete sich die Hände ab und verließ die Küche. "Ich komme ja schon." Niemand, kein Mensch und keine Entfernung... unsere Herzen sind verbunden, für immer. Alles Verlorene findet sich wieder zusammen.
 

ENDE



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Kommentare zu dieser Fanfic (7)
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Von:  Trollfrau
2010-02-25T15:18:53+00:00 25.02.2010 16:18
Er gratuliert ihm zum überleben? *gg* Na wenn das kein Grund zum saufen ist o.O
weg -> Weg
... Er wollte (wissen) wie das alles hier ange-fangen hatte...
Seine Vergangenheit ist ja noch schlimmer *schnüüüf*
Sheissdreck -> Scheissdreck
Earl? Klar, warum nicht
Ein Geist? Oder habe ich etwas falsch verstanden?


So und dass du es weist: Mit dem Ende hast du mich jetzt doch geschockt -_-
Aber eigentlich war die Überschrift ja schon vielsagend genug :c)

Von:  Tyra-Leonar
2010-02-23T10:25:01+00:00 23.02.2010 11:25
Freut mich, wenn es dir gefallen hat ;) Auch hier sind wieder Erklärungen nötig, wie ich sehe XD legen wir mal los:

Ja, sie wohnen jetzt zusammen. Raban hat sich aus vollem Herzen für Noamee entschieden. Die Liebesszene... njah ^.^'' das war meine erste, die ich in meinem Leben geschrieben habe (auch ohne Erfahrungen).
Das auch hier die Geschichte wieder sprunghaft geworden ist, tut mir Leid v.v Ich habe mich diesbezüglich um einiges verbessert.

Nein, es wurde kein Alarm gegeben, weil es den Männern nicht auffiel. Stell dir vor du läufst jeden Tag da dumm rum, hast keine Bock und die Bezahlung ist mieß. Wie gut machst du dann deinen Job? *g*

Das mit der Wunde... der Big-Boss hat die Waffe hinten in seine Hose gesteckt. Das hätte ich besser beschreiben müssen. Aber leider lagen meine Gedanken ganz bei Noamee und Raban. Ich war damals so in Rage und Zeitzwang, dass ich wohl wirklich glaubte, dass er sterben würde, wenn ich mir zu lange Zeit zum schrieben lasse *lacht*

Hm, ja auch hier muss man sich das wieder so vorstellen, als würde sie einem gegenüber sitzen und über sich selbst erzählen ^.^ Solche Einwürfe kamen ja schon in "Das Fremde Mädchen", wirken hier aber besser.
Von:  Tyra-Leonar
2010-02-23T09:55:56+00:00 23.02.2010 10:55
Neuer Tag, neuer Kommentar.
Einige Sachen habe ich wieder verbessert, auch das mit dem Landmodenstil ^.^' ich war da wohl gedanklich nochbei dem anderen Kleid. Bezüglich der Augen... ja, ich wollte es irgendwie einbauen. Möglich ist es nur schwer ^.^' Ich hoffe du verzeihst mir dennoch, wenn ich es drin behalte.

Den Kerl zeichnen? *lacht* Ich hab dafür kein Talent ;)
Das Kleid wurde abgelegt, sie trägt jetzt so ein schönes langes ohne Schnick-Schnack. Diese Kleider haben bestimmt einen speziellen Namen, ich kenne sie aber nur von Galas und so.
Die Strumpfhosen und die Hotpants dienen dazu, den Schlitz an der Seite ihres Kleides zu verdecken und sind ebenfalls grau-grün.

Ja, jeder in dieser Stadt hat seinen Rang. Die Reichen, sind die tollen und die Armen diejenigen, die noch weniger Wert sind als Müll. Ich mag diesen krassen Unterschied sehr. Immerhin ist es in unserer Gesellschaft ja wirklich so, dass die mit der dicken Geldbörse, das sagen und wir Ottonormalverbraucher da nichts zu melden haben.

Nein, die Männer, die die Entführung anzetteln wollten, sind nicht seine Männer. Da es sich hier um eine großartige Beute handelt, sind noch mehr Diebe auf die Idee gekommen, sich den Saphir während dieser Veranstaltung zu schnappen. Raban ist auch unglücklicherweise da mit hinein gestolpert.
Warum keiner nach dem abgeschossenen Helikopter sieht? Vielleicht tut es ja jemand, aber Noamee kriegt davon nichts mit ;)
Raban ist ein Einzelgänger, er wurde gezwungen im Team zu arbeiten. Zwischen seinen ganzen Leuten sind ja auch noch fremde Diebe, wie der eine auf dem Dach, der seine Waffe auf ihn gerichtet hat oder die Leute, die auf die Idee mit der Entführung gekommen sind. Freund und Feind unterscheidet Raban nicht groß. Er will seine Ruhe, seine Arbeit machen und wieder von der Bildfläche verschwinden.

Die Idee mit den Kapiteln, die so einen großen Zeitunterschied haben, war ein Versuch. Ich wollte nicht wie alle anderen von Punkt A zu B über C dann zu D.... gelangen. Ich wollte A vielleicht H, hier mal kurz ein J aber dann wieder P. Eine Autorin, die ich sehr mag, hat mich dazu inspiriert. Sie hat viele Charaktere für ihre Geschichten, die an unterschiedlichen Orten sind. Da schreibt sie erst über die eine Gruppe, man denkt sich, och nö, ich will was über die anderen wissen, baut die Spannung erneut und komplett auf, sodass du am Ende, wenn sie wieder zu einer anderen Gruppe wechselt, du sagst, nein, jetzt will ich die nicht mehr, ich will die von gerade eben XD. (Klingt wahrscheinlich gerade etwas verwirrend.) Also habe ich versucht jedes Kapitel eigenständig zu machen, wie eine Minigeschichte, die am Ende ein ganzes ergibt.

Was jetzt ihr Plan ist? *lacht* Weiterhin das machen, was ihr Spaß macht ;)
Von:  Tyra-Leonar
2010-02-22T16:02:14+00:00 22.02.2010 17:02
Few! Auch hier durch :) Fehler weites gehend eliminiert, Sir. Außer die Kommas XD Das hat keinen Sinn, dafür ist die Geschichte zu alt ;)

Folgend wieder Erklärungen:

Ja, 50 Schuss gibt es nicht. Aber ich liebe das fantastische. Aufgrund der selbst gebastelten Waffen, hielt ich es als sehr gut vorstellbar ;) Bei Maschinengewehren gibt es auch so viel mehr Schüsse, durch dieses Patronen-dings-bums-lange-Teil XD
Die Schule macht sie, weil sie wissbegierig ist und sich auch ein Stück Normalität zurück wünscht. Sie will gerne wieder so unbeschwert leben können, wie früher.
Du meintest auch, dass ich verschiedene Sachen doch lieber weglassen sollte und manche Sätze fehl am Platz sind. Du musst dir das so vorstellen, als ob sie vor dir sitzt. Sie erzählt mit Händen und Füßen und ist ganz eifrig bei der Sache ;)
Das mit dem Onkel war auch rein zufällig. Da sie so viel herumkommt, dachte ich mir, dass das doch vielleicht wirklich vorkommen könnte.

Das Geld verdient sie sich als geschickte Diebin oder durch Aufträge, die sie annimmt.
Wenige Leute, hm, ja. Ab hier dürfte aber auch klar sein, dass man sie ständig testet. Man serviert ihr verschieden Informationen ja auf dem Silbertablett seitdem man weiß, dass sie ihre Mutter sucht ;)
Übrigens, ist es gut, wenn es einen Running Gag gibt? *g* Oder eher schlecht? ;)
Gebrochener Finger?.... Jetzt muss ich kurz überlegen. Also entweder ich meinte zerstochenen Finger oder aber die Mutter hat sich mal wo verletzt. Da kommt mir sofort der Gedanke an Doremi. Ihre Mutter hatte sich auch die Hand gebrochen und konnte ab da nicht mehr professionell Klavier spielen. Dennoch bringt sie ihrer zweiten Tochter gern das spielen bei. Vielleicht ist der Gedanke so entstanden.

Solange das Ende nur traurig ist, ist es naja... nicht meine gewünschte Reaktion, aber vielleicht die bessere von beiden. Ich habe das Ende so grausam geschrieben, dass ich den Ekel regelrecht provozieren wollte. Ich wollte zeigen, dass ich kein Kind bin, dass hier über Bauklötze schreibt.
Was empfindest du eigentlich als schlimmer? Das die Mutter stirbt, oder das der Hund stirbt?

Auf dein PS: Nein, keins von Beidem *g* Ich hasse beides!
Von:  Tyra-Leonar
2010-02-22T15:42:08+00:00 22.02.2010 16:42
*lacht* Ein weiteres Mal muss ich feststellen, dass ich für solcherlei Genre absolut unbrauchbar bin. Aber immer hübsch der Reihe nach.
Du kennst das ja vielleicht. Du sitzt da, hast alles im Kopf und dann fehlt es dir an Stadt- und Ortsnamen! Für mich ist dieser Gedanke einfach nur schlimm XD Da sitzt man nun und es liegt nur an so einem unwichtigen Ding? Kaum zu fassen. Während ich dann den Namen durch "..." ersetzt hatte, kam ich irgendwann wieder zu dem Problem. Ungeduldig bastelte ich in meinem Kopf irgendetwas zusammen, hauptsache es waren keine reelen deutschen Namen, und gut war. So entstand Unterenge und noch einige Orte mehr.
Stimmt, sie hatte einen Rock an. Kommt davon, wenn ich nicht an meinem Stück schreibe ;) Der Stab war in ihrem Rucksack. Hach, der Mönchsstab. Inspiration aus Dragon Ball.
Kameras? Wer braucht die schon? XD Wie gesagt, ich bin sehr schlecht in dem Genre, ich vergesse so gerne Dinge, die meinen Plan vereiteln. Bewaffnet, ja schon, aber wer nimmt so ein Kind denn bitte ernst?
Weiter im Text. Der Bildschirm ist im letzten Raum über dem Thron. Ich glaube auch, jetzt da ich es noch einmal gelesen habe, dass dort weniger Kameras gewesen sind. Immerhin war das ein Test für Noamee gewesen. Sie ging nicht hinein, weil sie einfach nur noch hinaus wollte. Sie begriff damals noch nicht die Bandbreite an Reaktionen, die ihre Taten mit sich führten.
Die Überschrift ist eigentlich mehr so etwas wie eine zeitliche Orientierung. Da zwischen den Kapitel so viel Zeit vergeht, habe ich "Der 16. Geburtstag" erst einmal nur deshalb ausgewählt.
Von:  Tyra-Leonar
2010-02-22T15:23:30+00:00 22.02.2010 16:23
Sodelle, auch hier schnell verbessert. Kleiner Tipp: Such erst gar nicht nach Kommafehlern XD Das konnte ich noch nie perfekt, auch wenn ich jetzt besser geworden bin ;)
Bei dem Blitz und dem Fluss habe ich noch eins zwei Wörter ergänzt, jetzt ist es, denke ich mal klarer :D
Du hast wahrscheinlich recht... alle Sportarten so schnell zu beherschen ist übertrieben. Damals gab es für mich auch noch nicht so viele. Fußball, Volleyball, Hockey, Schwimmen, Karate... das, was halt so in die Vorstellung eines Mädchengehirns reinpasst ^.^' sprich das, was sie aus der Schule kennt. Allerdings wäre meine Noamee nicht Noamee, wenn sie nicht absolut aufgeschlossen wäre.
Bezüglich des beruflichen Werdegangs des Vaters, saß ich auch eine Weile da und habe durch gerechnet. Damals wollte ich auch Polizistin werden. So beschloss ich, dass er in sehr jungen Jahren ein Dieb war und dann im schnell durchlauf Polizist wurde.
*lacht* Ja, Lina bellt die Sonne an. Ich muss immer noch lachen, wenn ich diese Passage lese.
Von:  Tyra-Leonar
2010-02-22T15:08:48+00:00 22.02.2010 16:08
So, genannte Fehler wurden ausradiert :)

Zu deinen Fragen:
Ihr Hund ist ein Mischling aus Schäferhung und Bernesennenhund. Lina ist eigentlich der Hund meiner Patentante, also ein Inser aus dem realen Leben ;) Und ja, es gibt bei uns ein paar Ackerwege, die später betoniert wurden und an die Felder angrenzen. Natürlich haben wir auch die normalen Dreck und/oder Kies.
Nein, sie ist ganz normal rein. Hübsch höfflich durch die Tür XD
Das Skalpell... der Mann meiner zeiten Patentante, wohlgemerkt die Tochter der Ersten, arbeitet beim roten Kreuz. Der bringt immer so Verbandszeugs mit. Die haben auch ein Skalpell zu Hause XD Ich finde das sehr praktisch, schneidet sehr gut. Muhahahaha ha... ha... chrm!
Deine Bedenken sind unnötig, die Kerle kommen nicht wieder. Sie haben, was sie wollten. Das Kind spielt für sie keine große Rolle. Tja, warum ruft sie nicht die Polizei? Damals habe ich es mir wesentlich toller vorgestellt alleine zu reisen, glaube ich. Vielleicht dachte ich auch, dass ihre Gene mit ihr durchgehen XD Ich weiß es ehrlich gesagt nicht mehr ;) Wahrscheinlich wollte ich meine sprunghaften Ideen irgendwie einbauen und mich so für dieses Ende des Intros entschieden.
Ich hoffe du verzeihst mir :D
Von:  Trollfrau
2010-02-22T14:15:51+00:00 22.02.2010 15:15
Oh fein. So was mag ich. *in die Hände klatsch* Wenn sich zwei Leute auf schelmische Art dumm anmachen ;c) Irgendwie schreibe ich so was auch gerne, wahrscheinlich weil ich mit derartigen Streitereien genug Erfahrung habe *grins*
Gegen -> Gegend
Irgendwie mag ich seine freizügige Art.
Sie hatte echt die ganz Zeit die Finger von ihm gelassen? Ich denke, ich hätte das nicht geschafft ... Wohnt sie etwa jetzt bei ihm?
...ich war fiel zu sehr mit mir selbst beschäftigt... - ich war viel zu...
Die Liebesszene hast du besonders gut geschrieben. Hach ja...
... schrecklich müde und das mitten am Tag ... und dann auf einmal: ...Hey, es war Nacht.. ist da so viel Zeit vergangen?
Das mit dem ein Jahr vergangen ist auch etwas sprunghaft für meinen Geschmack.
zu frieden -> zufrieden
Die Trauung war bestimmt schööönnn... ^-^ und das mit dem Baby sooo traurig -_-
Hätte dieser jemand nicht Alarm schlagen müssen, als sie ihm die Karten geklaut hatten? Bei diesem Hightechgram, den es da gibt?
... gerade in Licht... - gerade ein Licht
Wie hat er ihm denn diese Wunde zugefügt, da er ja offensichtlich keine Waffe hat?

Hoffentlich ist dieser Raban noch zu retten. Wirklich sehr unheimlich geschrieben...

Mir ist aufgefallen, dass du hin und wieder den Leser auf eine sehr Kumpelhafte Art mit ins Geschehen ziehst.

Von:  Trollfrau
2010-02-22T14:15:15+00:00 22.02.2010 15:15
... Ich gehe schnellen Schrittes an ihnen vorbei und die Straße wieder geht wieder hinauf. ?
Die reichen sprechen nicht auf der Straße? Das ist wirklich ein seltsamer Ort.
... steht, doch niemand traut sich(, sich) den Reichen zu widersetzten..
Was es seine Augen angeht: Da muss sie ziemlich nah dran gestanden haben :c)
Stietze?
Kannst du diesen Kerl vielleicht mal zeichnen?
Ich habe mein weißes Sommerkleid abge-legt, (oder angelegt?) Der Stoff war grau-grün und im Landmodenstil gehalten (hä?)
Was Strumpfhosen und Hotpants so alles erreichen konnten. Ich war stolz auf mich selbst. (das verstehe ich nicht -_-)
Bekommt eigentlich jeder arme in dieser Stadt eine Art Stempel aufgedrückt? Für Vogelfrei? Oh man, was für ein Ort...
Der rothaarige Mann stürzte sich mit mir auf die Männer. (gegen seine Leute?)
Warum hat sich keiner auf die Sache nach dem abgeschossenen Heli gemacht?
Er lässt seine Mannen liegen? Ich raffs nicht.

Das Ende war wieder richtig stark. H man, dass wäre ihre Chance gewesen *mitfieber*
Irgendwie hat mich dieses Kapitel wieder völlig raugerissen. Kann keinen so rechten Übergang zum letzten finden. Ihr Plan war ja, ihre Mutter zu befreien. Diesen kann sie ja jetzt vergessen, aber was ist ihr neuer Plan?

Von:  Trollfrau
2010-02-22T14:14:39+00:00 22.02.2010 15:14
Nach 50 Schuss? Keine Ahnung, wie viele Schuss so eine Waffe hat... Für ein Gewehr klingt es ein bisschen viel...
Die Sache mit dem Teddy fand ich sooo süüüß
In eine Schule eingeschmuggelt? Geht das so einfach? Ich meine, all die Bücher und so... Warum macht sie das überhaupt mit der Schule? Irgendwie stelle ich sie mir die ganze Zeit über in diesen Kampfklamotten vor. :c)
... Kein Wunder, hehe, irgendwoher muss ich diese Gene ja haben, breit grins.... – der Satz ist irgendwie ... fehl am Platz? Oder sollte er in Anführungsstrichen stehen?
Was ist denn das für ein seltsamer Waffenmeister, den sie da jetzt hat und die Sache, mit dem explodierten Laden? Sehr mysteriös...
... Denn ich fiel auf und bedeckte ihn.... – komischer Satz.
... Auf jedenfalls... – Auf jeden Fall
die ganzen grummel und :) und so würde ich da nicht reinmachen.
... dazu berufen mir, armes schwaches Ding, beizustehen.. – dazu berufen, mir, armem, schwachen Ding... (denke ich – auch ich wäre in so was auch gerne besser gewesen -_-)
Bankje -> Bankjet oder Bankier? meinst du einen Bankfachmann?
Aber warum geht sie zu diesem Kerl?? War das ein Zufall, dass sie gerade zu ihre Onkel geschickt wurde? Oder kannte sie ihn sehr wohl? Oder ist sie auch mit dem Penner verwandt?

Wo ist denn das ganze Geld her und wann bitte hat sie das denn „gemacht?“ Das ist alles so verwirrend.
... . Wusstet ihr(,) das(s) Infrarotsensoren Piepsgeräusche von sich geben?... – nein, aber jetzt :c)
... Fallgrube(,) als...
betten -> beten
sie sprengt die Tür auf? Das scheint mir recht gefährlich zu sein, für alle, die etwas anbekommen könnten...
Irgendwie waren mir hier wieder zu wenig Leute unterwegs.
... Ich sitze dich besser."... ?
Sie bekommt einem Familie und soll ihn heiraten? Das wird ja immer besser... *gg*
Wie ist Lina da mit hinunter gekommen?
Die Sache mit den Fenstern hat so langsam etwas von einem Running Gag.
... der tote Leichnam... – für gewöhnlich sind Leichen tot, wenn sie nicht irgendwer wiedererweckt haben sollte *räusper*
Wollte er die Mutter nicht freilassen? Was ist das nur für ein Sadist... Und wieder bin ich völlig verwirrt.
Das mit den gebrochenen Fingern im Rückblick versteh ich auch nicht so ganz.
... den kleinen Herzschlag, der einen gewaltigen Satz machte.... ?

Auch in diesem Kapitel habe ich an so einigen Stellen Kommas vermisst, aber das ist bei meinem Zeug sicher auch nicht anders. Hab dann irgendwann aufgehört, sie zu suchen. Ich will ja nicht gemein sein und hoffe, dass ich es nicht bereits übertreiben habe. (muss gerade feststellen, dass es fast eine Word-Seite geworden ist... *räusper*)
Das Ende ist so furchtbar traurig. *schnief*



PS: als du das geschrieben hast, hast du nicht zufällig Tomb Raider gespielt, oder Bond gekuckt? ;c)



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