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Black Bird

A Love that never should have been born [12.07. chapter 10 up ^^]
von

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Prolog

So hier ist also meine neueste Kreation ^^

Alles, was sich in dieser FF abspielt ist reine Fiktion und meinem kranken Hirn entsprungen.

Da der Prolog mehr als kläglich ausgefallen ist, werde ich das erste Kapitel gleich hinten ran hängen.

Ich möchte euch bitten immer mal wieder einen Blick in die Charakterliste zu werfen, denn ich werde sie von Kapitel zu Kapitel erweitern. ^.~

Kommentar zur Story:

Alle, die die Filme Natalie I-V kennen, wird diese FF möglicherweise an den V Teil erinnern, denn daher habe ich die Grundidee.

Wichtig anzumerken ist vielleicht, dass ich hier erstmals etwas längeres in der Ich-Perpektive schreibe, also seit nicht alzu böse, wenn es nicht ganz so gut. Ich habe zwei Erzähler verwendet, wer wo spricht, will ich jedoch nicht verraten, dass merkt ihr im ersten KApitel ^^

Zeitweise wird jedoch auch der allgemeine Erzähler auftauchen.

Doch jetzt habe ich euch genug zugetextet:

Viel Spaß beim Lesen des Prologs und des ersten Kapitels...

Baibaiki

Yingzi ^-^
 

~~~
 

"Black Bird"

A Love, that never should have been born
 

Prolog
 

Seine Lungen brannten, doch er rannte weiter.

Nicht weit hinter sich hörte er die schweren Schritte seiner Verfolger. Er stolperte, spürte wie seine Knie aufschlugen. Doch er kniff die Augen zusammen, rappelte sich auf und rannte weiter. Aber lange hielten seine Lungen nicht mehr aus.

Er entdeckte eine Gasse, krabbelte so schnell er konnte dort hinein.

"Ha... da ist ja der kleine Ausreißer." Ängstlich kauerte er sich weiter in die Ecke, drückte den zerschlissenen Stoffbären näher an seinen dünnen Körper. Die unschuldigen Kinderaugen hofften, dass man ihn nicht sehen würde, doch bereits als sich eine kräftige Hand um seinen zierlichen Oberarm schlang und ihn grob in die Höhe riss, wusste er, dass dem nicht so war. Erschrocken schrie er auf, wurde aber sogleich mit einem Kantenschlag in den Nacken ruhig gestellt.

"Man... der Kleine macht ganz schön Stress. Weiß gar nicht, was die mit dem wollen." "Das kann uns egal sein, Teru! Der Kleine bringt Geld und das ist wichtig!" Damit wurde er in den dunklen Transporter befördert und mit einem lauten Knall schlug die Tür zu.

Leises Wimmern durchdrang die Dunkelheit, während der Transporter durch die Nacht davonfuhr.

Act 1

"Black Bird"

A Love, that never should have been born
 

First Act
 

Das Flimmern des Bildschirms warf merkwürdige Schatten an die Wand. Doch für diese Schatten hatten wir alle keine Augen. Fassungslos starrten wir auf den Bildschirm, sahen uns die schockierenden Bilder des Videos an.

"Das genügt.", sagte mein Vorgesetzter Yoshiki Hayashi und der Bildschirm wurde schwarz und künstliches Licht der Deckenbeleuchtung durchflutete den Raum.

Die Bilder waren weg, doch sie hatten sich fest in mein Gedächtnis eingebrannt.

Mein Blick fiel auf Die, der links neben mir saß. Er hatte sein Gesicht von dem Bildschirm abgewandt. Wer konnte es ihm bei diesen erschreckenden Bildern verübeln? Ein Blick nach rechts und ich sah in Kyos abweisenden Blick. Wie bei jeden Fall, in den wir bisher gemeinsam ermittelt hatten, war sein Gesicht eine einzige Mauer, ließ keine Emotionen zu. Er tat es aus reinem Selbstschutz, das wusste ich, immerhin waren wir lange genug miteinander befreundet.

"Andou, geht's?", fragte Kommissar Hayashi meinen Partner. Die hob seinen Kopf, nickte nur kurz. "Gut, dann gehen wir in mein Büro und besprechen alles weitere." Er stand auf und wir folgten ihm.

In seinem Büro wies er uns an Platz zu nehmen.

Nun saßen wir also hier wie auch schon im Vorfuhrraum. Die links, Kyo rechts und ich zwischen ihnen. Kommissar Hayashi saß hinter seinem Schreibtisch, auf den sich bereits erneut einige Akten stapelten. Ja, als Vorgesetzter der Ermittlungsabteilung hatte man es nicht leicht. Aber nun galt es nicht über Hayashi-sans Arbeitsleben zu philosophieren, sondern sich auf unseren, zu 90%-iger Wahrscheinlichkeit, neuen Fall zu konzentrieren.

Ein vernehmendes Räuspern und Kommissar Hayashi begann zu erläutern.

"Das was Sie eben gesehen haben, ist das neuste Video eines illegalen Menschenhandel- und Pornorings. Zu größter Wahrscheinlichkeit liegt hier wieder eine Verbindung zu "Black Bird" vor." Ich wurde hellhörig. "Gomen ne Sir. "Black Bird" ist doch..." "Würden Sie mich bitte ausreden lassen Niikura!", fuhr Kommissar Hayashi dazwischen. Ich nickte. "Sehr gut. "Black Bird" ist sehr wohl die uns bekannte Organisation, die Kinder aus fremden Ländern hierher schmuggelt und sie zur Prostitution zwingt. Aber um zu dem vorliegenden Fall zurückzukommen. Ich habe sie hierher geholt um ihnen diesen Fall anzuvertrauen, eben aus besagten Grund, da sie bereits mit dieser Organisation Erfahrung haben. Ihr letzter Fall hat die Gefährlichkeit dieser Organisation aufgedeckt und nun möchte ich, dass Sie uns helfen diesen Ring und "Black Bird" zu zerschlagen. Nun Niikura, Andou, Nishimura? Nehmen Sie den Fall an?" Stille. Wow, das war... schwierig.

Kyo und ich sahen uns an. Es stimmte, das wir beide diese Organisation durch unseren letzten Fall aufgedeckt hatten. Und wir waren froh ihn überlebt zu haben.

Die, der wohl nicht ganz verstand, sah zwischen uns beiden hin und her. Woher sollte er das auch wissen. Er war erst seit einigen Wochen bei und tätig, aber durchaus talentiert. Er hatte bereits mit seinen 25 Jahren einen gefährlichen Mörder gestellt, wobei sein Freund Shinya ihm sehr geholfen hatte.

Kommissar Hayashi wartete immer noch auf eine Antwort. Kyo zuckte mit den Schultern, Die war verwirrt. "Würden Sie uns vorher noch mit einigen Details vertraut machen, Hayashi-san?", fragte ich, weil ich mir selbst noch nicht sicher war. "Es gibt nicht viele Details. Im Endeffekt ist das alles was wir haben.", gab Kommissar Hayashi nach kurzen Zögern zu.

Okay... das würde die Entscheidung noch schwieriger machen. Andererseits wollte ich mehr über diese Organisation erfahren, denn das was Kommissar Hayashi uns gezeigt hatte, war alles andere als ohne gewesen. Noch jetzt wurde mir bei den Bildern schlecht. Dieses arme Mädchen.

"Okay... wir nehmen den Fall an.", entschied ich schließlich. Kommissar Hayashi nickte ernst. "Dann freut es mich Sie in meiner Abteilung begrüßen zu können Kommissar Niikura. Wenn Sie wollen können Sie und ihre Leute noch heute anfangen." Er reichte mir die Hand und ich schlug ein. Dann wandte er sich an Die und Kyo, die er ebenso begrüßte.

"Haben Sie denn ein Büro zur Verfügung?", fragte ich kurz darauf. Kommissar Hayashi nickte. "Ja... wir haben es vorbereiten lassen. Folgen Sie mir und sollten irgendwelche Fragen sein, melden sie sich bei meinem Assistenten Kommissar Gakuto." Ich nickte. Kommissar Hayashi führte uns drei in einen großen hellen Raum mit drei Schreibtischen. An der Pinwand befanden sich bereits einige Fotos und Informationsblätter und auf einen Schreitisch lagen Kopien der Videos. Kyo strebte genau auf diesen zu, nahm eine der Discs und startete den PC.

Er hatte also sofort seinen Platz bezogen.

Die starrte ihn an. "Du willst dir noch mehr solcher scheußlichen Videos ansehen?" Er klang schockiert. Kyo drehte sich mit dem Drehstuhl in seine Richtung, blickte ihn kalt an. "Natürlich. Das ist mein Job, Andou. Ich bin Computerspezialist und dazu da, die ganzen Informationen rauszusuchen. Das Ausführen und Klarmachen von "Black Bird" ist Kaorus und deine Sache.", fauchte er, wandte sich dann wieder dem Bildschirm zu.

Die stand da und wirkte wie vor den Kopf gestoßen. Ich seufzte. "Die komm am besten mit und laß Kyo arbeiten. Ich erkläre dir was passiert ist." Die sah mich an, nickte und folgte mir.

Ich beschloss, dass es besser war, das außerhalb des Büros zu tun.

Im Erdgeschoss des riesigen Polizeigebäudes gab es ein kleines Café, in dam wir uns niederließen. Jeder mit einer Tasse dampfenden Kaffee in der Hand.

"Kaoru, was ist denn mit Kyo los? So kenne ich ihn nicht." Seufzen. Woher sollte Die es auch? Er kannte ihn und mich erst seit ein paar Wochen. Ich ring tatsächlich mit mir, es Die zu erzählen. Immerhin war es Kyos Privatleben, aber um mit Die zusammenarbeiten zu können, musste er es wissen. "Die... Kyo geht es im Moment wirklich nicht gut. Unser letzter Fall, den Kommissar Hayashi ansprach. Diese Organisation "Black Bird". Das alles hängt damit in Verbindung. Kyo, Gara, ein junger Kommissar, und ich haben eigentlich nur an einem ganz normaler Fall eines Drogendelikts gearbeitet. Aber während unserer Ermittlungen fanden wir heraus, dass das alles viel größer war als wir dachten. Dennoch wollten wir den Fall aufklären. Nur dabei haben wir uns zu tief in Dinge eingemischt, die zu groß für uns waren. Wir hatten unsere Verdächtigen ausfindig gemacht und waren bereit sie zu überwältigen. Kyo war durch ein Headset mit uns verbunden. Durch Kameras und Sensoren konnte er uns den Weg mitteilen. Aber um es kurz zu machen. Kyo hat bei diesem Einsatz seinen Freund verloren. Deshalb ist er jetzt so." Ich sah Die ins Gesicht. Er wirkte bedrückt. "Sprich ihn aber nicht drauf an, okay?" Er nickte.

Ich trank einen Schluck von meinem Kaffe, der inzwischen etwas seiner Hitze verloren hatte.

"Konzentrieren wir uns jetzt lieber auf diesen Fall. Das wird ganz schön hart.", sagte ich schließlich nach einiger Zeit. Die nickte nur und stand ebenfalls auf.
 

***
 

Ängstlich huschten die dunklen Augen im Raum umher. Ich sah deutlich die Angst in ihnen, konnte verstehen, dass der Kleine weg wollte. Aber er konnte es nicht, denn zwei dicke Hände hielten seine Oberarme fest.

Den kleinen Stoffbären in seinen Händen drückte er fest an seinen Körper.

"Ist das der Kleine?", fragte Sugizo, der seinen Arm nun von meiner Hüfte entfernte und mich etwas von sich schob. Ich akzeptierte es stillschweigend. Mein Blick glitt hinüber zu dem Jungen. Er war klein und schmächtig, wirkte verängstigt und eingeschüchtert. Man hatte ihn in ein Matrosenkleid gezwängt und seine wohl einstmals schwarzen Haare, waren nun platinblond und zu zwei Zöpfen gebunden. Mir war klar, dass alles daran gesetzt wurde, soviel aus ihm herauszuholen wie es möglich war.

Mein Gesicht war so ausdruckslos wie das einer Puppe.

Ich würde mich hier nicht mit einmischen, stand ich doch selbst kaum höher, als dieses arme Geschöpf. Meine Rolle stand hier nicht zur Debatte, das wusste ich genau. Ich beobachtete nur.

Sugizo ging auf den Kleinen zu, der unweigerlich noch mehr zurückwich. Kritisch musterte er ihn von allen Seiten, gab den beiden Schränken, die ihn festhielten schließlich das Zeichen. "Ich will seine Zähne sehen!" Ich kannte diese Prozedur. Es tat mir fast schon ein wenig leid mit ansehen zu müssen, wie einer der beiden Schränke den Kleinen losließ und ihn aufforderte den Mund zu öffnen. Doch er war so verstört, dass er nur den blonden Haarschopf schüttelte. Der große Typ hatte keine Gnade. Er umfasste den Kiefer des Kleinen und zwang ich auseinander. Ein Herzzerweichendes Wimmern verließ seine Kehle, aber auch darauf nahm Sugizo keine Rücksicht.

Er beugte sich nach vorn und überprüfte die Zahnreihen des Kleinen, wie beim Kauf eines Pferdes.

"Hm... er sieht passabel aus. Gibt es etwas, das ich wissen muss? Macht er Probleme? Ist er noch unberührt?" Das Lächeln auf den Lippen des Verkäufers wurde größer. Mich widerte dieser Gedanke an. Ich stand hier und sah zu, wie dieser arme kleine Junge wie ein Stück Vieh verkauft wurde. Aber womöglich ging es ihm hier besser, als dort wo er herkam. "Ja, Sugizo-san. Er ist ganz frisch und unschuldig. Keiner hat ihn angefasst. Also Frischfleisch." Dieses hässliche Grinsen konnte doch nicht menschlich sein.

Ich war froh, dass Sugizo das genauso sah, denn er wandte sich jetzt um, an Mana.

"Mana... überprüfe die Papiere!", sagte er nur und Mana nickte. Ich verstand nicht, wieso Mana sich unterordnete. Er war bildhübsch, aber kannte keine Regung. Mit federnden Schritten ging er auf den schmierigen Typen zu, der ihn wohl mit seinen Blicken ausziehen wollte, nahm die Papiere des Kleinen entgegen und kehrte zurück zum Schreibtisch. Mit geübten Augen überflog er die Zeilen, nickte nur als Verständnis, dass alles in Ordnung war. Sugizo wandte sich wieder an den Verkäufer. "Ich nehme ihn. Wie teuer soll er sein?" "12 Millionen Yen." Das Gesicht des Schmierentypen wurde breiter. "Ein stolzer Preis. Ich gebe dir 10 und keinen Yen mehr." Ich lachte innerlich, als ich das Grinsen in sich zusammenfallen sah. Ja, Sugizo wusste wie er handeln musste. Mana warf mir einen Blick zu. Sofort straffte ich meinen Körper.

Es war das erste Mal, dass ich bei einem Geschäft dabei war.

Ein Privileg, den nur manche genießen durften.

"Aber Sir, er ist wirklich das Beste vom besten. Wir haben ihn extra zu ihnen gebracht.", versuchte der Verkäufer es auf eine andere Tour. "Nein. 10 Millionen oder sie nehmen ihn wieder mit!" Das war hart. Ich sah deutlich Angst in den dunklen Augen aufsteigen.

"Na gut... 10 Millionen bar und er gehört ihnen!", gab der Typ schließlich nach.

Sugizo lächelte, winkte.

Nun kam also ich ins Spiel. Ich hob den Koffer mit dem Geld an, straffte meine Schultern, drängte jeglichen Ausdruck aus meinen Augen und schwebte ebenso elegant wie Mana es zuvor getan hatte, auf die kleine Gesellschaft zu, blieb direkt neben Sugizo stehen.

Er öffnete den Koffer, zeigte den dreien das Geld, welches fein säuberlich dort aufbewahrt lag.

Die Augen des Verkäufers glitten erst gierig über das Geld und dann über meinen Körper. Ich war solche Blicke gewöhnt, wusste genau welche Gedanken sie enthielten.

"Ich danke für den Kauf und bin sicher bald wieder für sie zu liefern.", sagte der Verkäufer, wollte nach dem Koffer schnappen, doch Sugizo hielt ihn ab. "Die Freude war ganz meinerseits. Wenn ich wieder etwas brauche, melde ich mich. Toshiya, reiche ihnen das Geld." Ich nickte, klappte den Koffer zu und hielt ihn dem Verkäufer hin. Er schnappte sofort danach, blickte dann mir in die Augen.

"Ich habe noch etwas Zeit. Dürfte ich mir dieses Prachtstück zu Gemüte ziehen, Sugizo-san?" Ich sah bereits den Hunger in den Augen leuchten.

Sugizo blieb ganz der Geschäftsmann. "Ich denke nicht, dass Sie ihn bezahlen können." Innerlich dankte ich Kami-sama.

Das Grinsen wich erneut und der Verkäufer wandte sich zum Gehen. Auch die beiden Typen verschwanden und ließen den Kleinen stehen.

Ich drehte mich zu Sugizo, umschlang seinen Nacken mit meinen Armen und zog mich an ihn. "Arigatou Sugizo." Ich wollte ihn küssen, doch er wehrte ab. "Kümmere dich um den Kleinen, Toshiya. Ich habe jetzt keine Zeit." Er schob mich von sich und wandte sich an Mana. "Ist für heute Abend alles vorbereitet?" Mana nickte.

Das war es dann also. Etwas beleidigt missachtet zu werden, verschränkte ich die Arme und drehte mich zu dem Kleinen, der verloren vor mir stand.

Ich seufzte.

Na super. Also durfte ich mich jetzt um diesen kleinen Neuling kümmern.

"Komm. Ich bringe dich zu den anderen.", sagte ich immer noch etwas biestig, als Sugizo in seinen Geschäften innehielt. "Nimm ihn mit in dein Zimmer!" Empört drehte ich mich um. "NANI?! Aber ich dachte..." "Du sollst nicht denken, sondern tun was ich dir sage!" Erschrocken zuckte ich zusammen.

Sofort wurde ich wieder meiner Rolle bewusst. Dennoch in meinem Stolz gekränkt, packte ich den Kleinen an der Hand und zog ihn hinter mir her.

Das er erneut wimmerte, störte mich nicht.

Erst in meinem Zimmer angekommen, ließ ich ihn los. Der Kleine verkroch sich ängstlich in einer Ecke. Erst da bemerkte ich, wie ich mich dem Kleinen gegenüber benommen hatte. "Hey... gomen ne... wollte nicht so gemein zu dir sein.", versuchte ich den Kleinen etwas zu beruhigen. Aber anscheinend wollte das nicht so ganz funktionieren. Er drückte sich nur weiter in die Ecke hinein.

Ich seufzte.

"Ach Kleiner. Nun komm schon her. Ich tue dir nichts.", machte ich weiter. Glanzleistung Toshiya. Als ob ich mir glauben würde, wenn ich vorher so grob angefasst worden war.

Nach einiger Zeit wurde es mir schließlich zu bunt. "Bleib doch da sitzen. Ich geh jetzt was essen!", sagte ich und stand auf, als er wieder leise wimmerte. Ich drehte mich um.

"Was ist denn? Willst du auch was?" Anstatt zu antworten hob er nur den kleinen Teddy an. Ich stemmte die Hände in die Hüfte. "Was ist denn mit deinem Bären? Entweder du redest jetzt oder ich gehe!" Bei aller Liebe, aber ich hatte genug von diesem Spielchen. Wieder antwortete der Kleine nicht. War er stumm oder wie?

Genervt lief ich auf ihn zu, wollte ihm den kleinen Bären wegnehmen, aber er schrie auf und biss mir in die Hand. "Du kleines Biest!", zischte ich schmerzerfüllt und gab ihm eine Ohrfeige. Der Kleine wimmerte erneut, zog sich noch mehr zusammen.

Im Augenblick war mir das egal. Ich hatte nur Augen für meine Hand, auf der sich ein Abdruck seiner Zähne sichtbar machte. Wütend entriss ich dem Kleinen sein Stofftier und endlich bekam er den Mund auf. "Nein... Teri-chan...",rief er, wollte nach dem Bären greifen, aber ich hielt es hoch. "Nichts da. Der Bär bleibt hier!", fauchte ich, als ich ein leises Lachen hinter mir hörte. Ich drehte mich um und blickte direkt in Sugizos lächelndes Gesicht. "Was denn los Totchi? Macht der Kleine Stress?", schmunzelte er. "Mou... das ist nicht witzig. Die kleine Ratte hat mich gebissen!", entgegnete ich beleidigt, hielt das Stofftier immer noch in meiner Hand. Meine Aufmerksamkeit galt nun Sugizo, sodass ich den Kleinen nicht bemerkte, sehr wohl aber, wie er mir das Stofftier wieder entziehen wollte. Überrascht aufschreiend ließ ich es los und der Kleine zog es sofort wieder an sich. Ich funkelte ihn böse an, als ich bereits ein Paar Arme um meine Taille spüren konnte und kurz darauf an einen Körper gezogen wurde.

"Ach Toto... er ist doch noch so klein." Heiser Atem prickelte meinen Hals und hauchzarte Küsse entlockten mir ein wohliges Seufzen. Vergessen war der Kleine und das Stofftier. Jetzt gab es nur noch Sugizo und mich. Doch ich sollte mich ein zweites Mal an diesem Tag in Geduld üben, denn sobald ich mich umdrehen wollte, hielt Sugizo in seinem Tun inne. "Im Moment habe ich keine Zeit Toshiya. Aber heute Nacht, versprochen. Ich wollte nur nach dem Kleinen sehen. Kümmere dich um ihn." Wieder keimte Wut in mir auf. Gefrustet drückte ich Sugizo von mir. "Ich soll also Babysitter für dieses Biest spielen!? Das sehe ich nicht ein!" In meiner Rage ignorierte ich die Wutfalte auf Sugizo Stirn, was ich besser nie wieder tue.

Ein plötzlicher Schlag warf mich etwas zurück. Erschrocken sah ich Sugizo an, automatisch fuhr meine Hand zu der Wange, die bereits warm wurde.

Aber anscheinend hatte Sugizo noch mehr mit mir vor, denn ich fühlte wie er mich tiefer in das Bett drückte, sein kalter Blick mich lähmte.

"Vergiss nicht was du bist Toshiya! Ganz schnell landest du wieder dort wo du herkommst. Denn du bist nicht mehr als ein Stück Ware, mit dem ich mich im Moment etwas mehr beschäftige, klar!!?" Ängstlich nickte ich, atmete erleichtert auf, als Sugizo mich losließ. "Heute Abend gehst du ins Dinar und wehe du bringst nicht genug Geld mit rein!" Betrübt senkte ich meinen Kopf, signalisierte Sugizo so, dass ich verstanden hatte.

Super Toshiya! Hast du ja mal wieder toll hinbekommen. Ins Dinar! Was schlimmeres gibt es nicht. Seufzend blieb ich auf dem Bett liegen, wartete nur darauf, dass Sugizo mich allein ließ.

Kurz darauf hörte ich die Tür ins Schloss fallen, drehte mich selbst auf die Seite, sah den Kleinen an. Er hatte sich noch mehr in die Ecke gedrückt, war wohl erschüttert durch Sugizos Reaktion.

Ich setzte mich auf, fuhr noch einmal über meine schmerzende Wange.

"Hey Kleiner... komm mal aus der Ecke raus, hm?", redete ich ihn weitaus sanfter an, als bisher. Der Kleine zuckte merklich zusammen, sah mich mit seinen großen braunen Augen an. "Das mit vorhin tut mir leid.", sagte ich noch etwas leiser, lächelte.

Ein scheuer Blick kam meinem entgegen und tatsächlich regte sich der Kleine etwas, war wohl dennoch nicht gewillt wirklich ins Licht zu treten. "Och Kleiner... ich beiße wirklich nicht, dafür aber du.", versuchte ich es weiter auf die scherzhafte Schiene, obwohl ich zugeben muss, dass sein Biss wirklich wehgetan hatte.

Nach einiger Zeit dann endlich hatten meine Redenskünste Erfolg. Der Kleine kam aus der Ecke hervor, spielte nervös und schüchtern mit den Armen des Plüschteddys.

Ich lächelte ihn offen an, schwang meine langen Beine über den Bettrand, blieb aber weiterhin sitzen. "Ich bin Toshiya und wie heißt du?", fragte ich, behielt mein Lächeln bei.

Kurz schaute der Kleine sich unsicher um, murmelte dann aber. "Bou." Ich hatte Mühe ihn zu verstehen, nickte dann aber. "Bou... ein schöner Name.", sagte ich. Er nickte nur zaghaft. "Und wer ist dein kleiner Freund?" "Te...Teruki-chan.", kam es leise zurück.

"Hm Teruki-chan also." Mir kam eine Idee, wie ich Bou vielleicht noch weiter anlocken konnte. Langsam und immer darauf bedacht den Kleinen nicht zu erschrecken stand ich auf, ging Schritt für Schritt auf ihn zu. Bou zitterte zwar etwas, blieb aber stehen, sah mich nur an.

Ich ging schließlich leicht vor ihm in die Hocke und berührte den Stoffbären an der Pfote. Bou dachte wohl ich wollte ihn ihm wieder wegnehmen, denn er zog ihn etwas zurück und murmelte. "Nein... nicht wegnehmen." Ich lächelte ihn nur an, griff erneut nach der Pfote, hielt sie nur locker fest. "Ich nehme ihn dir nicht weg. Ich möchte mich bei Teruki-chan entschuldigen. Gomen nasai Teruki-chan." Über das verdutzte Gesicht Bous konnte ich nur schmunzeln. Der Kleine verstand wohl nicht so ganz, was ich dort tat.

Aber dann lächelte er, lächelte unschuldig. Er zog den Stoffbären zurück und hielt ihn sich ans Ohr. Dann nickte er erfreut, seine Augen strahlten.

Es wärmte mir das Herz.

Dieser kleine Junge war so niedlich und unschuldig. Aber diese Unschuld würde wohl nicht mehr lange erhalten bleiben. Ein tonloses Seufzen verließ meine Lippen.

Ich schreckte auf, als Bou mir plötzlich sein Stofftier hinhielt und mit fröhlicher Kinderstimme sagte: "Teruki-chan hat dir verziehen. Er sagt, er mag dich." Ich lachte leise. "Das freut mich. Ich mag Teruki-chan auch und dich auch Bou." Der kleine Junge nickte, kam nun seinerseits einen Schritt auf mich zu, dennoch wirkte er zaghaft.

Ich blieb wo ich war, hockte weiterhin auf dem Boden.

Inzwischen tat mir mein Verhalten mehr als leid. Dieser Junge war so niedlich und auch verstört. Er erinnerte mich an mich selbst, als ich hierher gebracht worden war.

Wie alt er wohl war?

Ich wollte ihn gerade fragen, als die Tür zu meinem Zimmer aufgerissen wurde und eine laute Stimme den Raum durchbrach.

"Toshiya! Deine Schicht fängt an. Wie hast du es bloß geschafft ins Dinar abgeschoben zu werden?" Purer Hohn. Ich sah kurz zu Bou, der sich zurück in seine Ecke verzogen hatte.

Wütend drehte ich mich um, blickte in das grinsende Gesicht Miyavis.

"Das geht dich nichts an!", fauchte ich ihn an.

Miyavi kicherte nur. "Och... verlierst du etwa deinen Status bei Sugizo?"

Ich wollte ihm eine giftige Antwort entgegenbringen, aber ich bemerkte, wie Miyavis Augen an mir vorbei in die Ecke huschten.

"Oh... was haben wir denn da? Etwa wieder neue Ware?" Abneigung. Das war so typisch Miyavi. Er war gerade erst sechszehn, dennoch schon drei Jahre in dem Geschäft dabei und das mit Leib und Seele. Ich konnte ihn nicht verstehen. Immer wenn ein anderer auf mich zukam und bezahlte, fühlte ich mich danach widerwärtig und schmutzig. Doch bei Miyavi schien das nicht der Fall zu sein. Er freute sich über jeden Job den er bekam, war bei vielen Kunden recht beliebt, doch er wusste, sobald ,neue Ware', wie er die Neuen oft bezeichnete, auftauchte, war diese Beliebtheit bedroht, denn auch wenn es schlimm klang, viele Kunden wollten immer jüngere Kinder für ihre perversen Gelüste. Aber ich hatte immer das Gefühl, dass Miyavi gar nicht so stark war, wie er tat. Oft waren es nur die Drogen, die ihn sein Selbstwertgefühl vergessen ließen.

"Sein Name ist Bou und ich wäre dir zu Dank verpflichtet, wenn du ihn in Ruhe lassen würdest, denn ich glaube wir haben heute eh zusammen." Miyavis Gesichtszüge entgleisten. Tja Myv. Das war das wohl ein Punkt für mich. Miyavi hasste das Dinar ebenso wie ich, denn die Kunden, die wir dort bekamen, waren meistens Kleinkriminelle oder Betrunkene, die kaum das Geld hatten unseren sonstigen Wert zu bezahlen, denn sowohl Miyavi als auch ich gehörten zu Sugizos Creme dé la Creme, was wir wohl nur unseren hübschen Körpern und unserer Erfahrung zu verdanken hatten.

Doch Sugizo wusste, wie er Ungehorsam und Widersprüchlichkeit bestrafte. Ich konnte mich also wirklich glücklich schätzen mit dem Dinar davongekommen zu sein.

Ich sah Miyavi an und er zurück.

"Mach dich fertig. In 20 Minuten will Joey los.", war das letzte was er sagte, bevor er verschwand.

Ich nickte, drehte mich dann zu Bou.

"Hey Kleiner. Ich muss jetzt arbeiten gehen. Ich bringe dich zu den anderen, okay?" Bou schüttelte den Kopf. Ich sah die erneute Angst in seinen Augen.

Seufzend hockte ich mich vor ihn. "Glaub mir. Sie sind ganz nett und wenn ich wieder da bin, hole ich dich wieder zu mir, ja?" Ich glaube ich war noch nie so geduldig gewesen. Aber ich verstand Bous Angst genau, wusste selbst wie sie sich anfühlte.

Es dauerte wohl mehr als 10 Minuten ihn zu einem zögerlichen Nicken zu bringen.

Ein Blick auf die Uhr und ich japste. Schnell stand ich auf, zog ein paar neue Sachen aus dem Schrank, zog sie in Windeseile an, wobei ich darauf achten musste die Netzstrumpfhose nicht zu zerreißen.

Dann huschte ich ins Bad, wusch mir mein Gesicht und schminkte mich neu.

Normalerweise wäre ich noch duschen gegangen, doch in acht Minuten schaffte das niemand. Meine langen Haare bürstete ich in Rekordtempo, verkniff mir die Tränen bei einem besonders großen Knoten. In diesem Moment verfluchte ich Sugizo dafür, dass er mich immer mit offenen Haaren herumlaufen ließ. Doch fluchen konnte ich jetzt nicht. Mit geübten Handgriffen steckte ich mir meine geliebte Haarpracht hoch, überprüfte noch einmal mein Make-up und stöckelte dann aus dem Badezimmer.

Noch einmal ein Blick auf die Armbanduhr. In zwei Minuten würde Miyavi hier erscheinen um mich zu holen. Und Bou musste noch zu Ayumi.

Ich drehte mich zu dem Kleinen und hielt ihm die Hand hin.

"Komm Bou. Sonst bekomme ich Ärger." Das leichte Drängeln in meiner Stimme war deutlich herauszuhören. Bou schüttelte wieder den Kopf.

"Bou möchte nicht, dass Toshiya geht. Bou hat Angst."

Na super! Vorhin hatte er noch genickt. Ich konnte jetzt keine Rücksicht nehmen. Wenn ich nicht zu meiner Schicht ging, würde Sugizo ausrasten und das wiederum schmerzhaft werden. "Bou, onegai! Ich bekomme sonst Ärger. Und Ayumi ist ganz lieb. Ich verspreche es." Jetzt flehte ich schon ein Kind an.

Der Kleine zögerte.

Ein Blick. Noch eine Minute.

"Bouuuu..." Quengeln. Jetzt werde ich selbst noch zum Kind.

Dann endlich das zaghafte Nicken.

"Oh danke..." Ich nahm seine Hand und zog ihn hinter mir her. Vorbei an anderen Bewohnern des Traktes, die Treppe hinunter.

Ich klopfte an die zerschlissene Tür. Hier unten hatte es mir nie gefallen, aber hier hatte auch ich begonnen.

Die Tür wurde geöffnet und Ayumi sah mich an. Ihre braunen Augen begannen etwas zu leuchten. "Toshiya! Schön, dass man sich mal wieder sieht.", strahlte sie. Ich umarmte sie kurz, drückte ihr dann aber Bou in die Arme. "Du Ayu. Ich habe jetzt keine Zeit. Schicht. Du verstehst ja. Könntest du dich bitte um den Kleinen kümmern? Ich hole ihn nachher wieder ab." Ayumi sah mich erst etwas verwirrt an, nickte dann aber.

"Natürlich. Na komm mit Kleiner. Miku und Kanon werden sich freuen." Sie sah mich noch einmal an. "Melde dich bitte mal wieder bei mir, Toshiya. Ich vermisse dich.", hauchten ihre wohlgeformten Lippen. Ich nickte und mein Herz wurde schwer.

Ayumi war ein hübsches Mädchen, aber die jahrelange Arbeit als Prostituierte hatten sie verändert, wie uns wohl alle.

Die Tür schloss sich und ich beeilte mich zurück zu meinem Zimmer zu kommen. Als ich ankam stand bereits Miyavi vor der Tür, sah mich an.

"Da bist du ja endlich! Noch länger hätte ich nicht gewartet!", knurrte er, zog den kurzen Ledermini richtig. "Gomen ne. Ich habe nur den Kleinen weggebracht.", entschuldigte ich mich. Miyavi schüttelte den Kopf. "Gewöhn dich nicht zu sehr an ihn. Bald ist er sowieso weg von hier." Ich erwiderte nichts darauf.

Miyavi hatte recht. Ich sollte mich nicht zu sehr auf Bou einlassen, denn kaum jemand wusste besser als wir, wie es in diesem Geschäft zuging.

Miyavi nahm meine Hand und gemeinsam machten wir uns auf den Weg zu Joey.

Es würde eine lange Nacht werden.

Act 2

Kapitel 2: Second Act
 

Genervt ließ ich mich zurück in den Sessel sinken.

Eine Woche! Eine verdammte Woche hingen wir jetzt schon an diesem Fall ohne einen Schritt weiter gekommen zu sein.

Mein Blick glitt hinüber zu Kyo, der an seinem Schreitisch saß und die Tastatur mit seinen Fingern terrorisierte. Er hatte sich alle Bänder angesehen in der Hoffnung einen Anhaltspunkt finden zu können oder irgendetwas, das diese Videos mit "Black Bird" in Verbindung brachte. Doch Fehlanzeige. Immer wieder wurden diese Bänder in unterschiedlichen Hotels mit unterschiedlichen Mädchen und Jungen gefilmt. Lediglich auf zweien von den Bändern hatten wir denselben Jungen sehen können.

Nur einen einzigen Punkt hatten wir in unserer Hand.

Das war eine Tätowierung auf den Armen der Kinder gewesen. Ein schwarzer Vogel. Im Internet hatte Kyo nach diesem Tattoo gesucht, Hinweise und Indizien untersucht.

Kyo und ich kannten dieses Symbol, wussten, dass es das Zeichen von "Black Bird" war. Aber viel weiter hatte es uns nicht gebracht.

"Kyo mach mal ne Pause. Ich hole Kaffee. Willst du auch einen?", fragte ich meinen blonden Freund, der nur abwinkte, sich weiterhin auf den Bildschirm konzentrierend.

Mein Blick glitt hinüber zu Die. Auch er hing mehr in seinem Stuhl, als das er saß. Ihn schien diese ganze Sache zu frustrieren. "Die willst du einen?" Der Rotschopf sah auf, nickte dankbar. Ich lächelte ihn an, verschwand dann im Gang, um am Automaten zwei große Becher Kaffee zu organisieren.

Ich war gerade dabei das Geld in den Automaten zu stecken, als ich Kommissar Hayashi auf mich zukommen sah. In seiner Gesellschaft befand sich eine hübsche junge Dame.

Das Geräusch des Automaten machte mich wieder auf den Kaffee aufmerksam. Ich nahm den ersten fertigen Becher heraus.

"Kommissar Niikura?"

Ich blickte auf, direkt in Kommissar Hayashis Gesicht. "Wie ich sehe brauchen Sie auch eine kleine Stärkung." Er deutete auf den Automaten, der soeben Dies Kaffee ausgespuckt hatte. Ich lächelte verhalten. "Ja... das ganze Aktendurchsehen und nach Indizien suchen macht durstig.", sagte ich, kratzte mich etwas am Kopf.

Kommissar Hayashi schmunzelte.

"Nun ja. Ich möchte gerne mit ihnen, Andou und Nishimura sprechen." Ich wurde sofort ernst. "Selbstverständlich, Kommissar Hayashi.", erwiderte ich ernst, nahm den zweiten Kaffeebecher und geleitete Kommissar Hayashi und seine Begleitung in unser Büro.

Sowohl Kyo als auch Die sahen auf, als sie die beiden erblickten.

Ich stellte Die seinen Kaffee auf den Tisch, deutete selbst auf die kleine Sitzecke, die es in unserem Büro gab.

Kommissar Hayashi, seine Begleiterin, Die, Kyo wie auch ich setzten uns.

Fragend sahen meine beiden Partner mich an. Ich hingegen bedeutete ihnen zu warten.

"Also Kommissar Niikura, Kommissar Andou, Nishimura-san. Diese junge Dame hier rief mich gestern an. Sie wird ihnen bei ihren weiteren Ermittlungen sehr hilfreich sein. Reden Sie Utada-san.", wies er das Mädchen an.

Sie nickte, blickte dann zu Kyo, Die und mir. Wir waren gespannt.

"Also... mein Name ist Utada Hikaru und ich bin Journalistin. Ich hörte, dass sie drei die "Black Bird" zerschlagen wollen..." Kurze Zeit setzte mein Denkvermögen aus. Eine Journalistin. Woher wusste die Presse von unserem Fall? Ich verscheuchte diese Gedanken, versuchte mich auf die Worte der jungen Frau zu konzentrieren.

Kyo war da anscheinend nicht so ungehemmt.

"Was wollen Sie hier? Wenn Sie sich eine fette Schlagzeile versprechen, muss ich sie enttäuschen!", fuhr er sie an. Ich starrte ihn an. "Kyo!", zischte ich leise. Es zeigte Wirkung. Er verschränkte die Arme und lehnte sich zurück.

Utada und Kommissar Hayashi starrten ihn einige Augenblicke an. Ich versuchte die Aufmerksamkeit wieder auf mich zu richten.

"Ja Utada-san. Wir arbeiten an den Fall. Aber wie wollen Sie uns helfen?", fragte ich die junge Journalistin. Die junge Frau sah mich an, lächelte zurückhaltend. Erst jetzt bemerkte ich den Klemmbogen in ihren Händen. Diesen legte sie nun auf den niedrigen Tisch, der sich zwischen ihr und uns befand. Sie drehte ihn, sodass ich ihn in die Hand nehmen und aufschlagen konnte.

Das Erste was ich sah, waren einige Fotos. Die und Kyo sahen mir über Schultern ebenfalls in die Mappe hinein.

Die junge Frau setzte sich auf. Ich legte die Mappe zurück auf den Tisch. Sie würde mir besser erklären können, was es mit diesen Fotos auf sich hatte.

"Diese Fotos sind alles Bilder von Jugendlichen und Kindern, die für "Black Bird" arbeiten." Ich legte die Fotos so, dass ich sie auf einen Blick hatte, sah mir die Gesichter, der Jungs (die in eindeutiger Mehrzahl vorhanden waren) und Mädchen an, stockte bei einem von ihnen.

Ich wusste nicht wieso, aber dieser Junge (oder war es ein Mädchen?) hatte etwas an sich, was mich in seinen Bann zog.

Langes mitternachtsblaues Haar umspielte ein Gesicht, das einem die Sprache verschlug. Dunkle Augen sahen sanft und geschminkte Lippen lächelten kokett.

"Kaoru? Hey, alles klar?" Dies Stimme holte mich aus der Welt meiner Gedanken. Ich sah ihn an, lächelte. "Hai... alles klar.", beantwortete ich die Frage, die ich wohl auch zu meinem Glück noch verstanden hatte. Noch einmal glitt mein Blick flüchtig über das hübsche Gesicht des Jungen, dann drehte ich mich Utada zu.

Auf ihren Lippen schien ein kleines Grinsen zu liegen. Sie war die einzige, die den Grund meines Aussetzers bemerkt hatte. Ich hoffte sie würde darüber kein Wort verlieren.

"Diesen Kids konnten wir ein paar Worte über ihr ,Arbeitleben' entlocken und auch einige Aufnahmen von den Orten ergattern, an denen sie... na ja Sie wissen schon." Utada schien diese Ausführung etwas peinlich zu sein. Mich interessierte es nicht. Ich nahm die Unterlagen aus der Mappe. Es waren wohl die Interviews von denen sie eben gesprochen hatte. Tatsächlich befand sich bei den meisten Kids nur karges bis unbrauchbares Material. Doch bei einem stand sich ein Textabschnitt, der mir die Augen groß werden ließen. Ich las den Namen des Jungen. Saphir.

Ich blickte Utada an, fragte sie, wer von den Fotos Saphir war und sie deutete lächelnd auf den Jungen, der mir bereits vorher einige Augenblicke den Atem genommen hatte.

"Haben Sie die Aufnahmen noch in der Redaktion?", fragte ich kurz darauf.

Utada nickte. "Hai. Sie befinden sich in unseren Archiven, ebenso wie das restliche Material unsere Reportage.", erwiderte sie.

Ich sah Die und Kyo an.

"Dann denke ich ist klar, was wir jetzt zu tun haben. Kyo du setzt dich an den PC und vergleichst die Fotos mit den Kids von den Videos! Die? Wir beide fahren mit Utada-san in die Redaktion und werden uns das restliche Material geben lassen." Sowohl Kyo als auch Die nickten. Ich sah Kommissar Hayashi an.

Endlich hatten wir einen Anfang.
 

***
 

Ich legte seufzend den Kopf zurück, genoss jede Berührung auf meinem heißen Körper, stöhnte bei jedem Ruck, der meinen Körper erzittern ließ. Mit einem leisen Aufschrei erreichte ich meinen Höhepunkt, doch Sugizo schien noch nicht ganz soweit zu sein. Immer weiter stieß er vor, beendete seinen harten Rhythmus nicht ehe er sein Ziel erreicht hatte. Er war ausdauernd, das wusste ich und ich liebte es.

Nur ein kehliges Stöhnen verließ seinen Mund als er mir folgte, sein schwitzender Körper auf meinem zu liegen kam.

Unser beider Atem ging stoßweise, doch schien er noch längst nicht so kaputt wie ich, obwohl ich der Inaktive gewesen war. Seine Hände streichelten über meine Seiten nach oben, fanden ihren Platz schließlich neben meinem Gesicht. Ich lag auf dem Bauch, er auf meinem Rücken. Er nahm mir die Haare aus dem Gesicht, dann konnte ich seinen heißen Atem an meinem Nacken spüren.

"Du warst wie immer großartig, Toshiya.", hauchte er auf meine Haut, leckte über den dünnen Schweißfilm, der auf ihr lag. Sofort glitt wieder ein angenehmer Schauer über meinen Rücken.

Ich seufzte wohlig.

Seine Zunge glitt weiter meinen Hals entlang bis sie seitlich meiner rechten Schulter innehielt. Kurz darauf zog ich scharf die Luft ein, presste sie verhalten durch meine Nasenflügel nach außen.

Sugizo lockerte seinen Biss, begann an der frischen Wunde zu saugen. Ich wusste schon jetzt, was er zurücklassen würde.

Die Zeit der Zweisamkeit wurde aber schon wenige Minuten später beendet. Sugizo hatte sich ausreichend erholt und richtete sich auf.

Ich stützte mich auf meine Arme und sah ihm zu, wie er sich anzog. Bevor er verschwand drehte kam er noch einmal zu mir, gab mir einen kurzen, kalten Kuss.

"Morgen Abend gehst du bitte mit Miyavi ins ,Palace Cleopatra'. Dort habe ich zwei Kunden für euch. 21 Uhr.", sagte er. Ich nickte.

So war es immer.

Er kam, schlief mit mir, nannte mir meinen neuen Arbeitstermin und verschwand. Ich drehte mich auf den Rücken und richtete mich auf. Und wieder mit Miyavi. Anscheinend waren wir als Zweierteam äußerst beliebt.

Ein kleines Lächeln schlich sich auf meine Lippen.

Miyavi war auch äußerst geschickt in den Dingen, die er tat.

Mein Blick fiel auf die Uhr. Kurz vor Mitternacht. Also Zeit um Bou von Ayumi abzuholen. Der Kleine war mir in den sieben Tagen, die er jetzt schon bei mir war richtig ans Herz gewachsen. Ich war froh ihn zu haben. Nachts kuschelte er sich immer an mich und wenn ich einen schlechten Traum hatte, umarmte er mich, wollte mich vor den bösen Sachen beschützen, wie er immer sagte, wenn ich aufwachte. Dann wuschelte ich ihm immer durch den blonden Haarschopf und sagte: "Ja Bou. Du bist mein Beschützer." Er nickte stolz, hob Teruki-chan (Ja inzwischen hatte ich mich mit dem Stofftier angefreundet) an und sagte, dass auch er auf mich aufpassen würde.

Ich seufzte.

Das was Miyavi mir geraten hatte zu unterlassen, war auf dem besten Wege zu passieren. Ich drohte mich zu sehr an den Kleinen zu hängen.

Schon jetzt wurde er immer traurig, wenn ich ihm sagte, dass ich arbeiten müsse, aber wenn ich sagte, dass er wieder zu Ayumi durfte, lachte er wieder. Ja, ja Ayumi. Ich mochte sie sehr und mit Kanon und Miku hatte sich Bou ebenfalls schon angefreundet.

Vielleicht hatte ich ja heute die Zeit etwas länger bei Ayumi zu bleiben, denn meine Schicht hatte ich beendet, bevor Sugizo gekommen war.

Ich stand auf, suchte mir ein paar Sachen aus meinem Schrank, Einige der wenigen, die nicht für meinen Job gedacht waren und zog mich an. Die einfache schwarze Stoffhose schmiegte sich an meine langen Beine und das rote Top mit dem V-Ausschnitt betonte lässig meinen schmalen Bauch. Darüber zog ich eine dünne Strickjacke und zwei Silberkettchen. Das musste genügen.

Na ja, die Kunden hätten mich wohl auch mit diesem Outfit nicht abgewiesen.

Ich schüttelte meine schwarzen Haare, durchfuhr sie mit meinen Fingern und band sie zusammen. Auf Make-up verzichtete ich gänzlich. Einfache Turnschuhe bildeten den Abschluss meines Outfits.

Ich verließ mein Zimmer und machte ich auf den Weg zu Ayumi.

Schon an der Tür umarmte mich meine alte Freundin, bat mich leise zu sein. Ich betrat das kleine Zimmer, welches sie zusammen mit Miku und Kanon bewohnte.

Es war noch immer so eingerichtet, wie ich es in Erinnerung hatte. Zwei enge Betten, ein kleiner Schrank und ein Tisch mit drei Stühlchen. In der Ecke konnte ich den kleinen Kühlschank entdecken, der die drei am Leben erhielt, sowie einen kippligen Schrank mit einer Teemaschine. Den einzigen Luxus, den sich Ayumi gönnte.

Mich schauderte es.

Im Vergleich zu meinem Zimmer eine einzige Tragödie. Wenn man hier war, fiel einem erst auf, wie gut man es in Sugizos Umfeld hatte.

"Wie kawaii. Schlafen sie schon lange?", fragte ich leise, betrachtete lächelnd das Bild von Kanon, Miku und Bou, die ineinandergeschlungen auf einem der beiden Betten lagen und schliefen. Ayumi betrachtete die Szene ebenfalls. "Ja. Als du vorhin gekommen bist haben sie miteinander gespielt und schon kurz darauf sind sie eingeschlafen.", sagte sie, hielt sich plötzlich den Kopf. Ich sah sie besorgt an. "Hast du immer noch diese häufigen Kopfschmerzen?", fragte ich leise. Sie sah mich an, nickte nur.

"Warum gehst du nicht zum Arzt?"

"Ich kann die Kleinen hier nicht allein lassen. Außerdem weiß ich eh, was es ist.", erwiderte sie nur.

"Etwa die Folgen der Abtreibung?" Ich schluckte.

Ayumi war vor einigen Monaten von einem Kunden missbraucht worden, etwas das in diesem Geschäft nicht selten vorkam. Die Folge dieser Vergewaltigung war eine Schwangerschaft gewesen. Aber Sugizo und Hakuei duldeten so etwas nicht, also hatte Ayumi abtreiben müssen oder sie wäre rausgeflogen. Wohl ein Grund mehr, wieso Sugizo vorwiegend Jungs in seinen Dienst einstellte.

Ayumi hatte Glück, dass sie hier wohnen durfte. Ihr Verdienst war nicht der Beste, was wohl auch daran lag, dass sie bereits über 20 war. Kanon und Miku waren mit Bou die Jüngsten hier, aber auch für sie war die Zeit der Narrenfreiheit bald vorbei.

Ich wusste um Ayumis Angst. Sie liebte diese Kinder wie ihre eigenen, so wie sich auch mich geliebt hatte, als ich in ihrer Obhut gewesen war.

Und jedes Mal wenn ihr ein weiteres weggenommen wurde, zerbrach ihr Herz ein Stück mehr.

"Reden wir nicht von mir. Wie geht es dir? Miyavi und du scheinen die Lieblinge geworden zu sein.", holte mich ihre leise Stimme zurück. Ich sah sie an, bemerkte erst jetzt den Becher mit dampfenden Tee.

"Ja. Hakuei und Sugizo erfreuen sich zur Zeit an uns. Aber auch das kann schnell vorbei sein.", meinte ich, trank einen Schluck des Tees. Er schmeckte fast nur nach Wasser, aber ich wollte nicht unhöflich sein.

Ayumi betrachtete mich. "Du hast dich verändert Toshiya. Du bist erst siebzehn, doch benimmst dich bereits wie ein erwachsener Mann. Es ist falsch euch eure Kindheit zu nehmen." Ich zuckte mit den Schultern. "Jeder hier verändert sich, das ist nun mal so. Und meine Kindheit? In dem Getto aus dem ich komme, wäre ich wohl noch viel eher zu Grunde gegangen als hier. Im Endeffekt brauche ich mich nicht zu beschweren. Ich habe ein Dach über dem Kopf, Essen, Klamotten und Freizeit." Ich sah wie Ayumi den Kopf schüttelte. Ich wusste, was genau sie meinte, doch ich wollte darüber nicht nachdenken.

Es verging einige Zeit und wir redeten nur über belanglose Sachen, doch dann wurde es auch für mich Zeit zu gehen.

Ich trank den letzten Schluck des Tees, ging zu Bou und weckte ihn.

"Hey Kleiner. Komm wir müssen gehen.", sagte ich leise, lächelte ihn an.

Seine dunklen Kinderaugen blinzelten mich müde an und er gähnte herzhaft. Die blonden Haare waren verwuschelt und Teruki-chan hielt er kraftlos in seiner Hand. Er rieb sich die Augen und nickte schläfrig.

Dieses Bild ließ mich lächeln. Ich nahm den Kleinen auf meinen Arm, streichelte Miku und Kanon durch die Haare und drehte mich dann zu Ayumi.

Sie lächelte mich an.

"Es tut gut zu wissen, dass es euch gut geht. Pass auf Bou auf. Er ist etwas Besonderes."

"Das weiß ich." Ich drückte Ayumis schmächtigen Körper an mich, umarmte sie kurz und verabschiedete mich von ihr.

Mit Bou auf dem Arm machte ich mich zurück auf den Weg in mein Zimmer.

Er war schon wieder eingeschlafen.

Act 3

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Act 4

So hier vor demDiru konzert nochmal ein neues Chap für euch.

Diesmal hat auch Shinya seinen ersten Auftritt und seinen Steckbrief

Also ihr Süßen... vel Spaß beim Lesen
 

4rd Act
 

Ich sah mir die Bilder ein weiteres Mal an und verglich sie mit dem Video, was Kommissar Hayashi vor eine halbe Stunde auf meinen Schreibtisch gelegt hatte. Üblicherweise war das Kyos Job gewesen, aber der lag mit einer Grippe im Bett und würde für die nächsten zwei Tage ausfallen.

Die sah mir gespannt zu.

„Und gibt es Übereinstimmungen.“ Und ob es die gab. Das Foto des Jungen, der mich sogar nachts verfolgte, passte auf einen der beiden Jugendlichen von dem Film. Ich hatte ihn bereits bei den ersten Sequenzen erkannt, wollte aber auf Nummer sicher gehen.

Saphir…

„Ja. Es ist Saphir.“, sagte ich, zeigte Die das Bild. Er hatte sie sich ebenfalls alle angesehen.

Die letzten beiden Tage hatten uns um ein großes Stück weitergebracht.

Die und ich hatten die Informationen aus den Archiven der Redaktion herausgesucht und mit Hilfe von Utada und ihrem Assistenten ausgewertet. Es hatte sich herausgestellt, dass sie viele Dinge hatten, die uns weiterhelfen konnten, denn neben den Fotos und Interviews existierten auch Aufnahmen von den Treffpunkten der Jugendlichen, an denen sie sich anboten.

Mein Partner und ich hatten gestaunt, wo sie sich überall mit ihren Kunden trafen. Es waren zunehmend exquisite Hotels in der Innenstadt oder Clubs mit den besten Rufen, also die Orte, die wir am wenigsten vermutet hatten.

Ich musste zugeben, dass „Black Bird“ raffiniert vorging um nicht erkannt zu werden.

Ich fragte Utada, warum sie die Reportage abbrechen mussten und wieso sie mit diesen Beweisen nicht schon eher zur Polizei gegangen waren? Darauf hatte sie nur ausweichend geantwortet. Ich vermutete, dass „Black Bird“ hinter ihre Arbeit gekommen war und sie erpresst oder bedroht hatte.

Aber Utada sagte mir, nun da die Polizei von allein auf der Fährte von „Black Bird“ war, wollte sie diese wichtigen Indizien nicht länger geheim halten.

Sie war eine mutige junge Frau. Hätte ich jedoch zu diesem Zeitpunkt schon geahnt, womit sie diese Hilfe bezahlen musste, wäre ich nie darauf eingegangen.

Die nahm mir das Bild von Saphir aus der Hand. „Er ist verdammt hübsch. Ich frage mich immer wieder, was so junge Kids dazu treibt sich selbst zu verkaufen?“ Ich verstand ihn. Diese Frage hatte ich mir während der letzten Tage auch häufig gestellt. Die meisten dieser Kinder waren kaum sechszehn, bildhübsch und hatten ihr ganzes Leben noch vor sich, aber womöglich war es so, wie Kyo es vermutete und Kommissar Hayashi schon angedeutet hatte.

„Black Bird“ holte diese Kinde aus Gettos und Slums der Großstädte oder schmuggelte sie aus Ländern wie Korea und Taiwan über die Grenzen wenn sie noch klein waren, verkauften sie an ihre Leute und zwangen sie dann dazu sich zu prostituieren. Solche Geschäfte gab es seit Jahrtausenden.

Ich wusste, dass man sie niemals ganz auslöschen würde und das es für die meisten der Kids, die unter „Black Bird“ arbeiteten und aufgewachsen waren, bereits zu spät für Hilfe war, aber mit der Zerschlagung „Black Birds“ würden wir wenigstens die Kinder retten, die in der Zukunft dort gelandet wären.

Mich bedrückte dieser Fall und er ging mir näher als alle anderen zuvor.

Ich drehte mich von den Bildern weg, betrachtete weiterhin das Video, welche stumm auf meinem PC weiterlief.

Dieser Junge.

Was faszinierte mich so an ihm? Was? Es war nicht nur seine Schönheit, es war mehr. Seine Bewegungen, wie er über diesem anderen Jungen saß, seine Lippen sich zu einem stummen Stöhnen verzogen. Ich glaubte ein Gemisch von Widerwillen und Verlangen auf seinen hübschen Gesichtszügen zu erkennen. Anscheinend wollte er nicht, was mit ihm gemacht wurde, aber auf eine andere Art und Weise doch.

Ich schüttelte den Kopf, schaltete das Video aus. Es war einfach zu bizarr. Ich konnte mich nicht in diese Kids hineinversetzen, egal wie sehr ich es versuchte.

„Die?“ Mein Partner sah auf. „Wir sollten langsam damit beginnen die Clubs abzugrasen und selbst mit den Kids reden. Wir nehmen die Kameratasche mit.“ Die nickte, obwohl ich so etwas wie Widerwillen auf seinem Gesicht entdeckte.

„Was ist los? Passt dir das nicht?“ Die lächelte gequält. „Doch schon… nur. Ich war mit Shinya heute Abend zum Essen verabredet. Wir konnten uns in letzter Zeit selten sehen, weil ich die meiste Zeit hier im Büro war oder er arbeiten musste.“, sagte er kleinlich. Es schien ihm peinlich zu sein. Kyo und ich waren die einzigen, die von seiner Beziehung mit dem Profiler Shinya wussten. Ich duldete es, freute mich für ihn, dass er jemanden hatte, dem er sich anvertrauen konnte.

Ich selbst hatte diese Suche schon fast aufgegeben. Zwar lief hin und wieder etwas, doch meine längere Beziehung lag Jahre zurück und als es dann im Job stressiger wurde, sprangen meine Freundinnen immer ab, beschwerten sich, dass ich keine Zeit für sie hätte usw…

Ich wollte nicht länger an die Vergangenheit denken.

„Na dann mach dir mit Shinya einen schönen Tag und grüß ihn von mir. Ich werde einfach Gakuto fragen, ob er mitkommt oder alleine losziehen.“ Die sah mich an, als wäre Weihnachten. „Kaoru, dass willst du wirklich tun?“

Ich lächelte. Manchmal wirkte Die wie ein zugrossgeratenes Kind.

„Ja… schließlich will ich nicht daran Schuld sein, wenn Shinya böse auf dich ist.“ Die schüttelte seine rote Mähne. „Das ist er nicht. Er versteht es, wenn es mit dem Beruf zusammenhängt.“

Ja und später gibt es trotzdem Streit. Ich sprach aus Erfahrung.

„Palaver nicht rum, sondern mach das du wegkommst.“, scheuchte ich ihn schließlich aus dem Büro. Die lächelte, umarmte mich. „Ich mach das wieder gut.“, sagte er fröhlich, war kurz darauf verschwunden.

Seufzend blieb ich zurück, schnappte mir meine Zigarettenschachtel und trat ans Fenster. Mein Blick glitt über die Lichter der nächtlichen Stadt, während der Rauch meiner Zigarette durch den Schlitz in den Himmel empor stieg.

Ich dachte an mein geplantes Vorhaben. Würde ich also alleine durch die Clubs streifen und nach einigen Kids Ausschau halten, während Die mit seinem Liebsten in einem Restaurant saß und romantisch zu Abend aß.

Werde jetzt bloß nicht eifersüchtig Kaoru! Du bist selbst dran Schuld, dass du keine Freundin hast… ‚oder einen Freund’ fügte meine Gedankenwelt dazu. Ich schüttelte den Kopf. Was dachte ich da nur schon wieder?

Ich stand nicht auf Kerle, schon gar nicht auf diesen Jungen mit den schönen Augen…

KAORU!

Okay… ich brauchte eindeutig einen Kaffee. Wahrscheinlich würde dieser Fall mich noch süchtig nach diesem koffeinhaltigen Getränk machen.

Na ja… ich müsste dann auch nach Hause und mich fertig machen. Mit Anzug und Krawatte käme ich bestimmt nicht in diesen Clubs an.

Also beendete ich das Leben meiner Zigarette und warf sie aus dem Fenster.

Ich fuhr den PC runter, warf einen letzten Blick auf Saphir und verließ dann das Büro.

Mein Abend war lang genug.
 

***
 

„Die, was ist denn los? Du wirkst so abwesend?“ Shinya blickte seinen Freund besorgt an.

Schon seit sie das Restaurant betreten und ihr Essen bestellt hatten, war der Rothaarige anders als sonst.

Die sah auf, lächelte. „Nichts Shinya.“ Der Braunhaarige zog die Augenbrauen zusammen. „Mich kannst du nicht belügen Daidai. Dazu kenne ich dich schon zu lange. Hat es mit deinem neuen Fall zu tun?“ Die seufzte. Das Shinya auch immer alles wissen musste.

Ergeben nickte der Rothaarige.

„Hai. Ich mache mir etwas Sorgen um Kaoru.“

„Kaoru? Das ist doch dein Vorgesetzter, oder?“ Shinya wurde aufmerksam.

Die nickte als Antwort.

„Was ist denn mit ihm?“ Shinya würde nicht locker lassen, bis Die ihm erzählte was genau los war. Der Rothaarige wusste um diese Eigenschaft seines Freundes, ahnte, dass er ohne Antworten nicht davonkommen würde.

„Na ja… ich habe dir noch nichts von dem neuen Fall erzählt, weil ich nicht wusste, wie du darauf reagieren würdest.“ Shinya lächelte Die sanft an, war von seiner Fürsorge gerührt. Er griff über den Tisch nach Dies Händen, verflocht sie mit seinen Fingern.

„Erzähl mir doch einfach, worum es dabei geht, hm?“, sagte der Braunhaarige sanft, lächelte. Die nickte.

„In unserem neuen Fall geht es um eine kriminelle Untergrundorganisation mit dem Namen „Black Bird“. Sie schmuggelt wohl Kinder aus fremden Ländern und zwingt sie zur Prostitution und anderen grausamen Dingen. Außerdem soll sie Kontakte zum Drogenmarkt haben. Unsere Aufgabe besteht darin diese Organisation zu zerschlagen. Aber wir sind noch nicht weit gekommen. Vor zwei Tagen haben Kaoru und ich Material von einer Journalistin bekommen, dass uns endlich Anhaltspunkte lieferte. Und heute wollten Kaoru und ich in einige Clubs fahren, selbst nach Kids von „Black Bird“ suchen, sie gegebenenfalls beschatten um so eventuelle Aufenthaltsorte von „Black Bird“ finden. Aber da ich heute mit dir verabredet war, hat Kaoru mir freigegeben und zieht das jetzt alleine durch. Ich mache mir Sorgen um ihn…“

Die senkte betrübt den Kopf. „Gomen ne, jetzt habe ich die ganze Stimmung versaut.“, entschuldigte er sich bei seinem Freund.

Shinya schüttelte nur den Kopf.

„Du brauchst dich für nichts zu entschuldigen, Daidai. Das was du erzählst ist schlimm und ich verstehe, dass du dir Sorgen machst. Wenn ich dir helfen kann, musst du es nur sagen, hai?“ Shinya streichelte über Dies Hand, löste die sanfte Verbindung, als der Kellner mit dem Essen kam.

Während sie aßen herrschte Schweigen zwischen ihnen.

„Shinya… ich möchte, dass du dich aus der Sache raushältst.“, sagte Die plötzlich, legte die Stäbchen beiseite mit denen er seine Frühlingsrollen verspeist hatte.

Shinya hörte auf zu Essen, schluckte die letzten Bissen, blickte Die fragend an.

„Wie meinst du das?“

„Das weißt du Shinya. Ich kenne deinen Sinn für Gerechtigkeit und wie sehr du dich für Elend einsetzt, aber hier bitte ich dich. Halte dich da raus. Diese Organisation ist gefährlich und ich möchte dich nicht in Gefahr wissen. Versprich mir, dass du dich nicht einmischen wirst.“ Es war die Angst, die aus Die sprach. Er erinnerte sich an Kyo, was ihm widerfahren war. Sollte das auch mit Shinya passieren, würde für Die eine Welt zusammenbrechen.

Shinya blickte Die tief in die Augen. Er erkannte die Angst in ihnen, die Hoffnung auf ein Versprechen. Konnte Shinya es ihm so einfach geben?

Es stimmte, was Die gesagt hatte. Er hatte einen Sinn für Gerechtigkeit den manche schon als fanatisch einstuften, deshalb war er zur Polizei gegangen, hatte sich den Weg des Profiler ausgesucht. Und ohne das er mehr über Dies Fall wusste, schockierten ihn bereits diese wenigen Angaben.

Unschuldige Kinder wurden entführt, verkauft und zur Prostitution gezwungen.

Shinya spürte bereits jetzt in sich das Verlangen seinem Freund bei dem Fall zu helfen, obwohl er als Profiler wohl keine große Hilfe war.

„Ich… ich verspreche es.“, sagte er schließlich.

Die lächelte ihn so dankbar an, dass Shinya einfach nicht anders konnte, als sich über den Tisch zu beugen und Die zu küssen.

Der Rothaarige war so überrascht, dass er Shinya anstarrte, sich dann aber auf den Kuss einließ.

„Hach… so jung und so verliebt.“, hörten sie eine Frau vom Nachbartisch zu ihrem Mann sagen. Shinya schmunzelte, hauchte ein weiteres Küsschen auf Dies leicht geöffnete Lippen und lehnte sich wieder zurück.

„Sh-Shin…“, stotterte Die. Der Braunhaarige lachte.

„Du sahst so süß aus. Da musste ich die Chance einfach nutzen.“, gluckste er, zwinkerte Die an. Der Rothaarige lächelte zurück.

Er liebte Shinya über alles und er wusste auch wieso.
 

***
 

„Mou Totchi! Beeil dich… ich will heute noch los!“ Genervt drehte ich mich um.

„Ja… ich mach doch schon.“, rief ich durch die Zimmertür, mühte mich weiter mit den Schnüren meiner Stiefel ab. Wenn ich mir wegen diesem Idioten die Beine brechen würde, würden seine meinen folgen!

Endlich hatte ich es geschafft, schnappte mir meine Tasche und griff nach Bous Hand.

„Na komm mein Kleiner. Ayumi wartet auf dich.“

„Warum kommt Toshiya immer erst so spät zu Tante Ayu?“ Er sah mich traurig an. Teruki-chan hielt er in seiner Hand. Ich lächelte gequält, hockte mich vor den Kleinen und nahm in die Arme. „Weil ich arbeiten muss. Das weißt du doch.“ „Wann hast du mal wieder Zeit für mich?“ Der Vorwurf in seiner Stimme war deutlich zu hören.

„Morgen, Kleiner. Versprochen.“, sagte ich, küsste seine Stirn.

Bou schürzte die Lippen, nickte aber.

„Arigatou…“

Ich verließ mit ihm zusammen mein Zimmer, traf sogleich auf Miyavi, der mich ansah, die Hände in die Hüfte gestemmt. „Da bist du ja endlich! Können wir dann endlich los?“, nervte er.

„Hai, hai. Ich bringe nur den Kleinen weg. Warte unten, okay?“, versuchte ich ihn abzuwimmeln. Miyavi rümpfte die Nase, stöckelte auf den hohen Absatzstiefeln davon.

Ich verstand nicht wieso der Kerl noch Absatz trug bei einer Größe von über 1,80?

Na ja, Miyavi konnte man nicht verstehen.

Ayumi wartete bereits an der Tür. Ihre Augen glitten über mein Outfit und sie nickte mir zu. „Du siehst großartig aus, Toshiya. Ich bin froh, dass du heute ausgehst. Vielleicht triffst du ja jemanden nettes.“

„Vielleicht.“ Ich erwiderte nichts weiter. Ayumi kannte meine Einstellung, kannte mich fast besser als ich selbst, dennoch gab sie die Hoffnung niemals auf.

Ich beneidete sie, wusste aber, dass sie in einem Traum lebte, in ihrem Traum.

Bou zog an meiner Hand. Ich verstand, was er wollte.

Ich beugte mich nach unten, er umamte mich, gab mir einen feuchten Schmatzer auf die Wange. Lächelnd drückte ich ihm einen Kuss auf die Stirn, zog seinen kleinen Körper enger an mich, flüsterte ihm leise Worte ins Ohr.

Bou nickte und ich ließ ihn los.

„Bis nachher.“, verabschiedete ich mich und eilte nach oben zu Miyavi.

Er drehte sich um, hatte den Kopf schief gelegt. „Wieso brauchst du bloß immer so lange? Da hat man schon mal frei und du vertrödelst die beste Zeit!“

Ich lächelte nur kokett, ging einfach an ihm vorbei.

Tja Süßer. Ich hatte deine Tat nicht vergessen.

Sugizo war so mit unseren Einnahmen zufrieden gewesen, dass er uns beiden einen Tag frei gegeben hatte. Den wollten Miyavi und ich nutzen um mal wieder ordentlich feiern zu gehen. Zwar wäre ich lieber allein losgezogen, doch das gestattete Sugizo nicht.

Keiner seiner ‚Kronjuwelen’, wie er uns betitelte, durfte das Haus ohne Begleitung verlassen. Eine Regel, die oberste Priorität hatte.

Uruha und Ni~ya, zwei Freunde von Miyavi, erwarteten uns bereits beim ‚Come In’. Sofort ließ Miyavi mich links liegen, eine Tatsache, die ich nur gern willkommen hieß.

Miyavi sonderte sich also ab, so hatte ich den Abend für mich, konnte mich endlich einmal nach langer Zeit wieder meinem Alter entsprechend benehmen.

Demnach hatte ich auch mein Outfit für diesen Abend zusammengestellt. Die meistens übermäßig kurzen Röcke hatte ich gegen eine enge schwarze Jeans getauscht, die ich an den Kniekehlen mit Silberbändchen und Kettchen etwas aufgepeppt hatte. Den weiten Schlag hatte ich aufgetrennt und fransig geschnitten, sodass die schwarzen Schnürstiefel besser zur Geltung kamen. Darüber trug ich einen rot-schwarzen Minirock im Schottenmuster. Obenrum trug ich ein, ebenfalls von mir präpariertes, Tanktop mit der Aufschrift ‚Sexy Dynamite’. Armgelenke und Hüfte zierten Nietengürtel und Armbänder. Meine Haare hatte ich lässig etwas aufgestylt, sodass die eine Seite meines Ponys in frechen Fransen über meine Augen fiel, während die andere mit Klemmen von meinem Kopf abstand. Den Rest hatte ich locker zu einem Zopf gebunden, der bei jedem meiner Schritte etwas hin- und herschwenkte. Ein dunkles Bandana und dezentes Make-up vervollständigten mein Erscheinungsbild.

Ich fühlte mich an diesem Abend wie ein ganz normaler Teenager und war gewillt diesen auch rauszulassen.

Meine erster Weg führte mich zur Bar, wo ich auch sofort einen alten Bekannten traf.

„Tatsurou!“, rief ich erfreut und er drehte sich zu mir. Er blitzte mich gelangweilt an, stockte dann aber, blinzelte, sah noch mal hin.

„Toshiya?“, fragte er scheinbar etwas ungläubig. Ich nickte freudig. Ein Lächeln breitete sich auf Tatsurous Gesicht aus. „Das ist ja ne Überraschung. Dich hat man ja ewig nicht hier gesehen. Warte kurz.“, sagte er, wandte sich an seine Mithilfe und nahm sich für ein paar Minuten frei.

Wir setzten uns an die Bar. Er spendierte mir meinen Lieblingscocktail.

Genießerisch trank ich einen Schluck des schrilltürkisen Getränks.

„Sag, wie kommt’s das du hier bist? Hast du frei?“, sprudelte es sofort aus ihm hervor. Ich schlug meine Beine übereinander und stützte mich auf die Theke. „Hai, Miyavi und ich haben gestern einen ordentlichen Gewinn eingebracht, also haben wir heute freibekommen.“

Tatsurou nickte.

Er wusste in welchem Geschäft ich tätig war, schließlich hatten wir uns so auch kennen gelernt, damals als ich noch nicht zu Sugizos Oberschicht zählte und wie viele andere auch auf den normalen Straßenstrich tätig war oder in Bars meine Kunden abgefangen hatte. Ich erinnerte mich nicht gern daran zurück, wusste aber, dass diese Zeit mich wieder einholen könnte.

„Dann bist du also mit Miyavi hier? Ist er immer noch so ne Zicke?“

„Aber hallo. Leider muss ich zugeben, dass er es geschafft hat mich übers Ohr zuhauen, das kleine Biest.“, knurrte ich.

„Wie ist das zu verstehen?“ Tatsurou sah mich fragend an. Wieso hatte ich auch mit diesem Thema angefangen.

„Na so, wie ich es sage. Er hat’s geschafft mich flachzulegen.“

Die Überraschung stand Tatsurou deutlich ins Gesicht geschrieben und schließlich auch etwas Belustigung. Tatsurou prustete los. „Du hast dich von einem Jüngeren flachlegen lassen? Och Totchi, wie konnte das denn passieren?“

„Wenn du so freundlich wärst und aufhören würdest dich über mich lustig zu machen, erzähle ich es vielleicht.“, maulte ich. Tatsurou hörte sofort auf zu lachen, doch der Schalk war nicht aus seinen Augen zu vertreiben. Ich trank einen weiteren Schluck meines Cocktails, sah Tatsurou dann an.

„Gestern waren wir wieder im ‚Palace Cleopatra’ und haben unsere Stammkunden beglückt. Die haben gestern mächtig Kohle gelassen. Die Suite war ein Traum und das Badezimmer. Nun ja um es auf den Punkt zu bringen. Miyavi und ich haben uns ein Bad gegönnt, als sein Typ dazukam. Miyavi hat mich vorher schon bedrängt, doch ich konnte ihn erfolgreich abwehren, als natürlich sein Typ mich festgehalten hat, hatte Miyavi leichtes Spiel.“, erklärte ich, fand plötzlich mein Getränk interessanter.

Was für eine schöne Farbe.

„Dann hast du das nicht gewollt?“, schlussfolgerte Tatsurou aus meiner Erzählung.

„Bingo! Ich wollte es nicht, aber darauf nimmt man bei uns keine Rücksicht und so schlimm war es nicht, nur mein Stolz hat gelitten.“ Ich blickte Tatsurou wieder in die Augen. Er schüttelte den Kopf.

„Ich werde nie verstehen, wieso ihr so was macht, aber es ist euer Leben und eure Sache.“

„Richtig. Aber sag mal. Ist heute Abend was los? Ich meine gibt es paar schicke Mädels oder Typen?“, wechselte ich das Thema. Wie gesagt ich wollte Spaß haben und nicht über meinen Job reden.

Tatsurou runzelte die Stirn. „Richtig voll wird es ja erst gegen zwölf, aber ein paar Mädels findest du bestimmt oder warte…“ Er grinste. „Du stehst doch auf was Erfahrenes, ne?“

Was sollte diese Frage plötzlich?

„Ja, aber was soll das jetzt?“, fragte ich nichtverstehend.

Sein Blick ruhte auf irgend etwas hinter mir, ich drehte mich um, konnte aber im ersten Moment nichts entdecken. „Schau mal da drüben, an dem kleinen Tisch.“, raunte er mir ins Ohr, deutete in die Richtung.

Ich folgte seinem Finger und grinste.

Hm… das was Tatsurou da entdeckt hatte, war nicht übel.

Allein an einem kleinen Tisch saß ein junger Mann. Das Alter konnte ich über die Entfernung nicht einschätzen, aber er sah verdammt gut aus.

Seine Haare trug er halblang und dunkel. Die Augen waren geschminkt und sahen sich aufmerksam im Raum um. Ob er jemanden suchte?

Ich drehte mich zurück zu Tatsurou.

„Ich mache mich dann mal auf die Pirsch, ne?“, zwinkerte ich ihm zu.

Tatsurou verstand sofort. Mit einem Schluck trank ich den Rest des Cocktails, stand dann auf und ging auf den Fremden zu.

Act 5

Kapitel 5: Act 5
 

Immer wieder glitten meine Augen durch den belebten Raum. Es war noch nicht Mitternacht, aber die Zeiger bewegten sich unweigerlich auf diese zu. Vor mir stand ein Glas Wasser. Wie gern hätte ich einen der zahlreichen Cocktails probiert. Aber ich war dienstlich hier, da durfte ich kein Risiko eingehen.

Wieder ein Blick zur Uhr.

Mit jeder Minute, die verstrich, sank meine Hoffnung heute Abend noch Kids von „Black Bird“ zu finden. Ich hatte vorhin zwar eine Gruppe von drei Jugendlichen entdeckt, von denen jedoch keiner das Tattoo besessen hatte oder besser ich hatte nicht erkennen können, ob sie es hatten oder nicht, denn einer von ihnen trug eine langärmlige Jacke, die anderen beiden hatten es nicht.

Erneut schwenkte mein Blick durch den Club direkt an die Bar. Dort saßen zwei Jugendliche, jedenfalls einer von ihnen. Der andere war Barkeeper. Also auch nicht. Und die restlichen Jungen und Mädchen, die sich hier tummelten, trugen entweder auch langärmlige Oberteile oder hatten keine Tätowierung auf der Schulter, welche wie ein schwarzer Vogel aussah.

Frustriert trank ich mein Wasser, als ich plötzlich angerempelt wurde. Das Glas entglitt meiner Hand und der Inhalt verteilte sich auf meinem schwarzen Hemd.

„Verdammt!“, fluchte ich, sprang auf.

„Oh Kami-sama. Sumimasen, Mister.“, hörte ich eine sanfte Stimme dicht neben mir.

„Schon okay!“, fauchte ich, sah auf und stockte.

Vor mir kniete ein Junge, dessen dunkle Augen mich in ihren Bann zogen. Ich ließ mich erschrocken zurücksinken, blinzelte.

War es möglich, dass…?

Der Junge richtete sich auf, sah mich entschuldigend an. Seine vollen Lippen glänzten etwas, ich unterdrückte den Impuls sie zu küssen.

„Es tut mir wirklich leid. Ich… ich habe sie übersehen und da…“, stotterte er mühselig zusammen, sah sich hektisch um.

Ich erkannte ihn. Es war der Junge, der vorher noch an der Bar gesessen hatte.

Mein Blick glitt zu seinem rechten Oberarm, doch ich konnte kein Tattoo erkennen.

Ich konnte nur lächeln. Nein dieser Junge konnte nicht Saphir sein, auch wenn er ihm verdammt ähnlich sah. Sein Verhalten passte auch nicht in das Muster eines Strichers.

„Schon in Ordnung. Ist ja nichts Schlimmeres passiert und es war nur Wasser.“, versuchte ich den nervösen Jungen zu beruhigen.

Er wirkte noch etwas verwirrt, nickte aber. „Ich werde ihnen ein neues Glas Wasser holen. Das bin ich ihnen schuldig.“, sagte er, wollte wieder aufspringen, doch ich umfasste sein Handgelenk und zog ihn zurück auf die Sitzbank.

„Beruhige dich erst mal. Du bist mir nichts schuldig. Das kann schließlich jedem Mal passieren.“ Ich lächelte den Jungen an, er erwiderte scheu.

Wie niedlich.

„Ari-arigatou Sir.“

„Kaoru. Nenn mich einfach Kaoru. Sonst komme ich mir so alt vor.“, sagte ich schließlich. Normalerweise war das nicht meine Art, aber diesen Augen konnte ich nicht widerstehen. „Und du bist?“, fragte ich, als der Junge nickte. „To-Toshiya.“

Toshiya… ein ungewöhnlicher Name, bestimmt der Spitzname seines Richtigen.

Ich lächelte.

„Also Toshiya. Das ist wirklich nicht schlimm und wegen dem Hemd mach dir keine Sorgen. Das trocknet.“, schmunzelte ich. Der Kleine war wirklich süß.

„Kaoru-san… ich möchte sie trotzdem auf ein Glas Wasser einladen sonst komme ich mit meinem Gewissen in Konflikt.“

Hoppla. Das nenne ich Sinneswandel. Er lächelte mich zwar noch immer so unschuldig an, aber in seinen Augen erkannte ich plötzlich ein schelmisches Glitzern.

War der Kleine also doch nicht so unschuldig wie er tat.

Ich grinste. Warum nicht? Heute Nacht würde sowieso nicht mehr viel passieren und etwas Spaß würde mir nicht schaden, auch wenn dieser Junge bei weitem unter meiner Altersklasse lag, zum Unterhalten und einen Trinken reichte es allemal.

„Also gut, ich will ja nicht, dass du mit deinem Gewissen in einen Konflikt gerätst, ne?“, lachte ich, stand auf und begleitete Toshiya zur Bar.

Sofort war der Barkeeper zur Stelle und verwundert glaubte ich, dass er Toshiya einen belustigten Blick zu warf.

„Bitte zwei Sunny Beaches.“, gab Toshiya die Bestellung auf. Der Barkeeper nickte, machte sich daran das Bestellte zu erfüllen.

Ich sah Toshiya an, als zwei türkise Cocktails vor uns standen.

„Ich dachte, wir wollten bei etwas Antialkoholischen bleiben?“, stellte ich meine Frage. Toshiya grinste schief. „Das ist ein Cocktail ohne Alkohol.“, sagte er, strich sich eine störende Ponyfranse aus dem Gesicht, schmunzelte.

Das war dann wohl das typische Fettnäpfchen.

Ich kratzte mich verlegen am Hinterkopf, Toshiya lachte verhalten.

Mein Blick blieb erneut an seinen Lippen hängen. Sie sahen so verfüherisch aus, besonders jetzt, wo er sie zu einem leichten Lächeln verzogen hatte.

Innerlich gab ich mir eine Ohrfeige, nippte an dem Getränk um mich abzulenken.

Hey das Zeug schmeckte lecker.

„Schmeckt es Ihnen Kaoru-san?“, fragte Toshiya neugierig, trank selbst einen Schluck und leckte sich über die Lippen.

Wieder hing mein Blick an ihnen. Machte der Kleine das etwa mit Absicht?

„Kaoru-san?“

Ich blickte in Toshiyas Augen, die mich fragend ansahen, ein leichtes Glitzern lag in ihnen.

„Nani?“ Erst jetzt erinnerte ich mich, dass Toshiya mir eine Frage gestellt hatte. „Anou… hai… er schmeckt vorzüglich.“, stotterte ich mehr als das ich sprach.

Toshiyas sanftes Lachen erklang ein weiteres Mal und erneut hatte ich mich blamiert.

Super Kaoru! Von einem Fettnäpfchen ins Nächste.

„Sie sind lustig, Kaoru-san.“, kicherte Toshiya, strich sich erneut eine Haarsträhne aus dem Gesicht, sah mich spöttelnd an. „Nun ja… besser als zu ernst, ne?“, erwiderte ich unsicher grinsend. Toshiya nickte, schlug nun seine langen Beine übereinander. Das machte er mit soviel Eleganz, dass ich einfach nur hinsehen musste.

Waah… hier wurde man ja noch wahnsinnig!

Ich trank nun einen größeren Schluck des Cocktails, dessen Süße auf meiner Zunge angenehm prickelte.

„Das ist mein Lieblingscocktail.“, offenbarte mir Toshiya wenige Minuten später. Er hatte sich bereits ein zweites Glas bestellt. Er hatte aber recht. Das Zeug war wirklich verdammt lecker.

„Darf ich fragen wie alt Sie sind, Kaoru-san?“ Nun ging er also in die Offensive. Ich lächelte ihn an. „Was würdest du denn schätzen?“ Auf die Antwort war ich gespannt.

„Anou… aber nicht böse sein, wenn ich falsch liege, hai?“

Seine dunklen Augen blickten mich wie ein Hundebaby an. Kami-sama wie könnte man bei diesem Blick sauer auf ihn sein?

Ich schüttelte den Kopf.

„Okay… dann sage ich… 25?“ Erwartend sah er mich an, innerlich schmunzelte ich. Immerhin drei Jahre jünger, als ich tatsächlich war.

Da fühlte man sich doch wieder jung.

„Fast. Aber mehr sage ich nicht.“, lachte ich.

„Mou… das ist gemein!“ Toshiyas Mund verzog sich zu einem Schmollmund.

Kami-sama, konnte ein Mund so betörend sein?

Erneut musste ich mich zusammenreißen, ihn nicht zu küssen.

‚Kaoru, du brauchst eindeutig wieder einen ordentlichen Fick! Jetzt stellst du schon Minderjährigen nach!‘, schalt ich mich innerlich.

„Och, bist du jetzt beleidigt?“, fragte ich, als ich meine Gedanken wieder beisammen hatte. Toshiya antwortete nicht, schmollte er also doch.

Grinsen. „Na komm schon… sie mich an.“ Ich beugte mich nach vorn und drehte sein Gesicht in meine Richtung. Seine Augen sahen mich in diesem Moment auf eine merkwürdige Art und Weise an. Es war so, als würden sie leer, doch schon im nächsten Augenblick strahlten mich die klaren braunen Augen an, die ich kennen gelernt hatte.

„Ich verzeihe Ihnen, wenn sie mit mir tanzen.“, sagte Toshiya plötzlich.

Überrascht ließ ich ihn los.

Dieser Junge sorgte immer wieder für Überraschungen. Aber sein Blick.

Ich konnte es ihm nicht abschlagen.

„Okay.“, gab ich mich geschlagen und Toshiyas Augen leuchteten vor Freude. Er stand auf und fasste nach meiner Hand. Seine war angenehm weich und die Berührung hinterließ ein leichtes Prickeln auf meinen Fingern.

Nicht weiter darüber nachdenkend, folgte ich Toshiya zur Tanzfläche.

Inzwischen war es doch recht voll geworden und zahlreiche Menschen tummelten sich im dämmrigen Licht des Clubs auf der Tanzfläche.

An der Bar war die Musik noch recht leise gewesen, jetzt jedoch hatte ich Mühe Toshiya überhaupt zu verstehen. Er rief mir etwas zu, doch ich verstand ihn nicht und ich brauchte es nicht.

Toshiya ergriff erneut meine Hand und zog mich durch eine Welle von tanzenden Körpern zu sich.

Es schien, als habe er sich ein weiteres Mal gewandelt, denn jetzt begann er zu tanzen.

Sein hochgewachsener, schlanker Körper bewegte sich im Takt der lauten Musik. Doch egal welche Bewegung er ausführte, immer war sie graziös und elegant. Ich wusste nicht was, aber etwas an diesem Jungen ließ mein Blut in Wallung geraten. Noch befand sich etwas Platz zwischen uns, doch schon im nächsten Augenblick spürte ich einen Stoß im Rücken und wurde in Toshiyas Richtung geschubst.

Toshiya vollführte eine gewählte Halbdrehung, sodass er in meinen Armen landete. Berechnend drehte er seinen Kopf und ein unbeschreiblicher Blick traf mich.

Diese Augen…

Ich war so umnebelt von seinem Blick, das ich erst bemerkte, was er vorhatte, als er mitten in seinem Tun war. Er hatte meine Hüfte umfasst, glitt nun sanft an ihr hinab und bewegte sich in rhythmischen Bewegungen wieder nach oben.

Ich keuchte gedehnt auf, stand noch immer wie ein Stein am selben Fleck.

„Beweg dich einfach im Rhythmus der Musik.“, raunte er mir leise zu.

Wann waren wir zum Du gewechselt?

Keine Zeit länger darüber nachzudenken. Toshiya startete eine neue Tanzeinlage, löste sich kurz von mir und sofort hatte ich das Gefühl, als würde etwas fehlen.

Aber lange hielt es nicht an, denn da war Toshiya zurück. Er hatte sich nur in meinen Armen gedreht, stand jetzt mit dem Rücken an meinem Körper.

Ich umfasste aus Reflex seine schmale Taille, ließ meine Hände an seinen Seiten nach oben gleiten, als er abwärts ging. Sein Becken streifte meines, ein unterdrücktes Stöhnen entrann meinen Lippen.

Was tat dieser Junge?

Langsam kam er wieder nach oben, drehte sich erneut, umschlang meine Hüfte mit einem seiner langen Beine.

Tief sahen wir uns in die Augen, unsere Gesichter kamen sich näher, ich spürte seinen Atem bereits auf meinen Lippen, als ein kräftiger Stoß Toshiya von mir trennte.

„Was hast du dir denn da angelacht, Totchi?“

Verwirrt sah ich auf. Vor mir standen die drei Jungs, die ich bereits vorhin gesehen hatte. Toshiya befand sich in den Armen eines schwarzhaarigen Schönlings, der seine Arme um Toshiyas Taille gelegt hatte.

Ihm schien das anscheinend nicht zu gefallen, denn er löste den, wohl nur lockeren Griff und drehte sich zu dem Schwarzhaarigen um.

„Verschwinde Miyavi! Das geht dich nichts an.“, fauchte er so laut, dass ich es selbst durch die Musik verstehen konnte. Er kannte diesen Jungen also.

Der Schwarzhaarige kicherte verhalten.

„Ich denke, dass das Sugizo interessieren würde.“

Wovon sprach dieser Junge? Wer war Sugizo? Hatte Toshiya letztendlich etwa einen festen Freund?

Verwirrt standen wir noch immer auf der Tanzfläche, störten die anderen Jugendlichen beim Tanzen. Einige begannen sich zu beschweren.

Toshiya war das anscheinend egal. Sein Gesicht war wutverzerrt und dennoch unbeschreiblich schön.

„Ihn interessiert es nicht, was ich in meiner Freizeit mache und nun verschwinde!“ Abrupt drehte Toshiya sich um, schnappte sich mein Handgelenk und zog mich mit.

Hey… so einfach geht das aber nicht, oder? Doch es ging!

Wir hatten den Club verlassen, als ich es endlich schaffte mich loszureißen.

„Hey Toshiya! Jetzt bleib doch mal stehen!“, sagte ich, packte den aufgebrachten Teenager an den Schultern.

Toshiya hielt an, blieb stehen und drehte sich um. Einen kurzen Moment traf mich sein hasserfüllter Blick, doch sofort wandte er sich, wurde ruhiger.

Er stieß die angehaltene Luft durch seine Nasenflügel aus, lehnte sich an die Wand des Clubs. Noch hier hörte ich die hämmernden Bässe aus den Boxen.

„Diese kleine Mistmade. Muss mir einfach alles versauen.“, murmelte Toshiya in seinen imaginären Bart, seufzte gedehnt.

Ich blickte ihn an. Was sollte das denn jetzt?

„Was hat er dir versaut, Toshiya?“, fragte ich weiter, ahnte bereits was die Antwort war. „Na den ganzen Abend. Erst lässt er sich zudröhnen, nur um mir dann die Tour zu verderben.“

Wusste ich es doch. So hatte ich den Kleinen anfangs gar nicht eingeschätzt… wie sehr der erste Eindruck doch täuschen konnte.

Aber gut, wer wollte es Toshiya verübeln. Er war jung, wollte einfach nur ein bisschen Spaß haben, doch auf eine merkwürdige Art und Weise, schmerzte dieser Gedanke.

Ich schüttelte den Kopf.

„Wie alt bist du Toshiya?“, fragte ich ihn. Ich wollte auf Nummer sicher gehen.

„Siebzehn.“, kam die eintönige Antwort.

Wow… also geschlagene elf Jahre jünger. Ich hatte ihn auf 19 geschätzt.

„Wo sollte denn dieser Abend enden, wenn ich das fragen darf?“ Es interessierte mich wirklich, kam schließlich nicht häufig vor, dass ich von Minderjährigen angesprochen wurde, denn dass das vorhin mit dem Wasserglas kein Versehen, sondern pure Absicht gewesen war, so schlau war ich dann doch.

„Keine Ahnung.“, gab Toshiya zu, zuckte lediglich mit den Schultern. Er war noch immer sauer auf den schwarzhaarigen Jungen von vorhin. Ich war hingegen inzwischen froh, denn im Gegensatz zu Toshiya, konnte ich mir denken, wo diese Nacht geendet hätte und dann wäre ich wirklich in Schwierigkeiten gewesen.

„Toll und was machen wir jetzt?“

Ich staunte. Meinte er das jetzt wirklich ernst?

Es war inzwischen nach Mitternacht und dieser Knirps fragte mich, was WIR jetzt machen wollen?

„Nun ich denke, dass du nach Hause gehen solltest. Um die Zeit gehören Kinder, wie du ins Bett.“, sagte ich ernst. Wollte ja schließlich nicht vergessen wo ich arbeitete, ne?

Toshiya stieß einen verächtlichen Laut aus, kicherte leise.

Was war denn bitte an dieser Aussage so lustig?

Das fragte ich ihn auch.

Toshiyas dunkle Augen trafen mich und er funkelte mich spöttisch an. „Es interessiert eh keinen, wie lange ich draußen bin, also kann Ihnen das egal sein!“, sagte er.

Jetzt war ich verwirrt. Hatte der Kleine tatsächlich solche Eltern, dass sie sich nicht um ihn kümmerten und ihn bis weit nach Mitternacht hier draußen rumliefen ließen? Hier in einer Gegend, die tagsüber zwar recht ruhig, nachts aber sehr gefährlich werden konnte? Und das mit so einem hübschen Gesicht.

„Machen sich denn deine Eltern keine Sorgen um dich?“

Kurz glimmte etwas wie Trauer und Schmerz in den dunklen Augen auf, dann sah Toshiya mich an, leer. „Meine Eltern interessiert das nicht. Sie müssen eh immer nur arbeiten und sind froh, wenn ich mich selbst beschäftige.“, sagte er gleichgültig, als wäre dieses das Normalste der Welt.

„Okay. Trotzdem ist es spät genug. Ich bringe dich nach Hause. Sag mir, wo du wohnst.“, sagte ich schließlich. Mir wurde das hier zu bunt.

Toshiya drehte den Kopf.

„Nein.“

Äh… wie jetzt?

„Ich vertraue keinen Fremden. Außerdem muss ich noch auf Miyavi warten.“, sagte er, sah weg. Sollte ich jetzt lachen? Vorhin hatte er keine Schwierigkeiten mich zu küssen oder besser er war bereit gewesen es zu tun und jetzt vertraute er mir nicht? Und wer war Miyavi?

„Wer ist Miyavi?“, fragte ich weiter.

„Der Kerl, der mich vorhin gestört hat.“ Wieder schnaubte Toshiya wütend. Es fiel mir wieder ein. Er hatte ihn einmal beim Namen genannt.

„Ihr gehört zusammen?“, fragte ich etwas ungläubig.

„Ja. Er ist mein kleiner Bruder. Deshalb muss ich jetzt warten bis er kommt und dann kann ich erst nach Hause.“

Moment! Hatte ich eben richtig verstanden… KLEINER BRUDER???

Wie alt war denn bitteschön Miyavi, wenn Toshiya selbst erst siebzehn war. Und wie war er in den Club reingekommen?

Fragen über Fragen, die mir im Kopf rumschwirrten. Dieser Junge überraschte mich immer wieder aufs Neue.

Plötzlich hörte ich helles Lachen hinter uns. Erschrocken drehte ich mich um und auch Toshiya sah auf. Er verdrehte die Augen, seufzte genervt.

Es waren drei Jungen, die auf uns zutorkelten.

Zwei von ihnen hielten den Dritten in der Mitte. Ich erkannte in ihm Toshiyas Bruder.

„Mou… Uru… nicht so schnell.“, murrte er, kicherte schon wieder, stolperte. Die beiden anderen hatten Schwierigkeiten ihn zu halten.

Meine Augen wurden groß.

Der Kleine war zu bis oben hin. Wie viel hatte der in der kurzen Zeit, die ich mit Toshiya hier draußen war getrunken oder war er vorhin schon so zu gewesen und ich hatte es nur nicht gemerkt.

„Uh… Ni! Da ist Toshiya-kun.“, sagte der eine Junge mit blonden Haaren. Sein Freund nickte und die beiden kamen weiter auf uns zu.

Ich hörte ein Klatschten, drehte mich zu Toshiya um. Er hatte sich die Hand vor den Kopf geschlagen, stieß sich von der Wand ab und lief auf die drei Jugendlichen zu.

Unsanft packte er seinen Bruder an der Schulter und riss ihn hoch. Miyavi kreischte erschrocken auf, war aber zu schwach um sich gegen den Griff des Älteren zu wehren.

Toshiya hatte keine Gnade. Er schleppte ihn zu mir und stieß ihn gegen die Wand. Miyavi konnte sich nicht halten und rutschte an ihr hinab.

Toshiya interessierte das nicht. Er drehte sich zu den anderen beiden.

„Was hat er nun schon wieder angestellt?“, fauchte er sie an. Ich sah nur aus den Augenwinkeln, wie sie zusammenzuckten.

Ich kümmerte mich um Miyavi.

„Hey Kleiner, geht’s?“, fragte ich, hockte mich vor ihn. Miyavis zusammengesackter Körper zuckte kurz, dann hob er den Kopf, sah mich aus glasigen Augen an.

Ich erschrak. Seine Pupillen waren stark geweitet und der verwirrte Ausdruck kam mir nur zu bekannt vor. Miyavi hatte nicht nur getrunken, sondern auch Drogen genommen.

Ein Zucken ging durch seinen Körper, als er plötzlich würgte und sich übergab und das genau auf mein Hemd.

Drop. Memo an mich selbst: Spreche nie wieder einen betrunkenen Jugendlichen an!

Angewidert lehnte ich den Jungen zurück gegen die Wand.

Der Abend war wirklich gelaufen. Erst hatte ich ein Glas Wasser über das teure Hemd geschüttet, das erst nigelnagelneu war und jetzt hatte mich dieser Junge mit seinem Abendessen und den Getränken dieser Nacht beglückt.

Ob ich das je wieder sauber bekommen werde?

Mir wurde von dem Geruch schon selbst schlecht, also sah ich nur eine Möglichkeit. Ich knöpfte so schnell ich konnte das Hemd auf und zog es mir aus, mein silberner Anhänger war jetzt das einzige, was ich Obenrum trug. Ich wischte mir mit dem Stück Stoff über die Schulter, die etwas feucht war. Dann begann ich damit auch noch Miyavi das Gesicht sauber zu wischen. Konnte ihn ja nicht in seinem eigenen Erbrochenen dort sitzen lassen. Er würde sich nur noch mehr einsauen.

Inzwischen schien auch Toshiya mit den beiden anderen fertig zu sein, denn er kam irgendwelche Flüche murmelnd zurück, stockte, blinzelte mich an, als er mich mit nacktem Oberkörper vor seinem Bruder sitzen sah.

„Was…?“, setzte er an, doch ich unterbrach ihn. „Dein Bruder hat sich dazu entschlossen mir sein Abendessen und seine Getränke zu zeigen.“, meinte ich sarkastisch.

Toshiya seufzte.

„Das tut mir leid. Wie kann ich das nur wieder gut machen?“, sagte er, sah mich wieder mit diesem Hundeblick an.

„Schon gut. Du kannst diesmal wirklich nichts dafür, aber sag mir. Weißt du, dass dein Bruder Drogen nimmt?“ Ich blickte kurz hinab auf Miyavi, der noch immer benommen da lag und uns ansah. Toshiya sah ihn ebenfalls an, doch in seinem Blick lag kein Erschrecken oder Sorge, sondern nur Abneigung und Ekel.

„Sicher. Ist doch fast sein Dauerzustand, aber das er so blöd ist und sich dann noch mit Alkohol zulaufen lässt, wusste ich nicht. Selbst Schuld! Das Einzige was mir jetzt Sorgen macht ist dein Hemd und wie ich ihn nach Hause kriege.“

Ich starrte ihn an. Diese Abneigung in seiner Stimme schockierte mich. Seinem Bruder ging es schlecht und er hatte nichts anderes zu tun, als sich um mein Hemd und sein Wohlergehen zu sorgen.

„Ist das dein ernst?“, fragte ich ungläubig.

Toshiya sah mich an, fragend, wusste anscheinend nicht, was diese Frage zu bedeuten hatte. „Dir ist das scheißegal? Er ist dein Bruder!“

„Na und! Es kümmert keinen, was er macht! Wichtig ist nur, dass er nach Hause kommt und das rechtzeitig zur Arbeit.“

Arbeit? Hatte ich das jetzt richtig verstanden? Dieser Junge war unter siebzehn und ging arbeiten? Hier war doch etwas faul.

„Arbeit?“, fragte ich verwirt nach.

„Ach nein… Schule. Er bezeichnet es immer als Arbeit, deshalb, gomen ne.“ Ich entspannte mich. Hatte schon sonst welche schlimmen Vermutungen gehabt. Aber Miyavi konnte nicht zu „Black Bird“ gehören, denn er hatte kein Tattoo auf dem Oberarm.

Ich war erleichtert.

„Na ja, wie auch immer. Ich muss jetzt nach Hause. Und dein Hemd, soll ich es mitnehmen und waschen? Ich könnte es dir dann vorbei bringen, wenn du mir deine Adresse gibst.“ Ein ungewöhnliches Lächeln lag auf Toshiyas vollen Lippen.

„Ähm nein. Schon okay. Das mache ich selbst, danke.“, sagte ich. Toshiyas Lächeln verschwand, er zuckte die Schultern. „Aber ich kann euch nach Hause fahren, dann brauchst du nicht laufen und der Kleine hat’s nicht so schwer.“

„Ähm… ich… weiß nicht.“ Wurde er plötzlich nervös?

„Keine Angst, ich tue euch nichts.“, sagte ich sanft, aber ich verstand das Toshiya unsicher war. Wer traute auch schon fremden Menschen so leicht über den Weg? Und so schön, wie die beiden waren, konnte ich nachvollziehen das sie vorsichtig sein mussten.

Toshiya überlegte einige Augenblicke, nickte dann aber.

„Okay.“

Ich nickte. „Dann hole ich schnell den Wagen und du wartest hier, hai?“ Toshiya nickte erneut als Antwort und ich stand auf um mein Auto zu holen.

Wenig später hielt ich an der Stelle an, an der Toshiya mit dem Kleinen wartete, stieg aus und half ihm seinen Bruder auf den Rücksitz zu verfrachten. Ich hoffte nur, dass er nicht noch einmal seinen Mageninhalt freigeben wollte.

Die Schonbezüge waren teuer gewesen.

Toshiya setzte sich neben seinen Bruder und nahm seinen Kopf in seinen Schoß. Dieses Mal ging er unerwartet sanft mit dem Jüngeren um.

Ich startete den Motor und fuhr los. Während der Fahrt dirigierte Toshiya mich durch die Stadt. Erstaunlicherweise landeten wir in einem Stadtteil, der mir von meiner Arbeit sehr bekannt war. Hier gab es zahlreiche Kleinverbrecher und es wunderte mich nicht länger woher Miyavi seine Drogen bekam.

Ich parkte den Wagen an einer Straßenecke und half Toshiya erneut Miyavi aus dem Wagen zu tragen.

„Soll ich dir noch hoch tragen helfen?“, fragte ich. Aber Toshiya schüttelte den Kopf. „Du hast uns genug geholfen. Den Rest schaffe ich allein, aber ich möchte mich gerne noch bei dir bedanken, Kaoru-san.“, sagte Toshiya und seine sanfte Stimme ummantelte mich.

Ich wollte etwas erwidern, doch meine Worte wurden von ihm seinen weichen Lippen im Keim erstickt. Am Anfang noch überrascht, ließ ich mich auf den Kuss ein.

Meine Hände umschlangen seine schmale Taille, während er seine Arme um meinen Nacken legte, den Kuss noch etwas vertiefte.

Seine Zunge strich über meine Lippen und ich gewährte ihm seinen Wunsch. Zielsicher ertastete er meinen Mundraum, stupste mich an und forderte zum Mitmachen aus. Während wir in einem sinnlichen Zungenspiel verschmolzen, lief mir ein kalter Schauer nach dem anderen über den Rücken. Seine Hände kraulten meinen Nacken, während ich mehr und mehr dahinschmolz. Diese samtigen Lippen, seine Leidenschaft steckte mich an. Noch nie in meinem Leben hatte mein Herz bei einem Kuss so schnell geschlagen, wie in diesem Augenblick. Ich seufzte enttäuscht, als uns der Sauerstoffmangel trennte.

In blickte in seine dunklen Augen, die mich sanft und ruhig ansahen, versank nahezu in ihren Tiefen. „Arigatou…“, flüsterte er leise

Toshiya hauchte mir noch einen kurzen Kuss auf die Lippen, löste dann unsere Umarmung, lächelte, wandte sich dann Miyavi zu. Ich blinzelte, wurde mir erst jetzt meinem Handeln bewusst, errötete. Ich wollte weg, einfach nur weg von hier.

Ohne ein weiteres Wort zu sagen, schlug ich die Autotür zu und fuhr davon. In meinem Kopf drehten sich die Gedanken, ständig landete ich bei diesen samtigen Lippen, bei diesen dunklen Seen.

Ich verspürte bereits jetzt die Sehnsucht nach ihnen, wollte sie wieder spüren, wollte erneut von ihrer Süße kosten, wollte sie mein nennen.

Aber ich wusste, dass ich es nicht zulassen durfte. Ich musste ihn vergessen, je eher desto besser, doch ich ahnte, dass das nicht so leicht werden würde.
 

~~~
 

Sumimasen!!!!

Ich hab es einfach verschlafen ein neues Kapitel hochzuladen.

Verzeiht mir. ICh hoffe, dass euch dieses Kapitel besonders gefällt.

Act 6

Kapitel 6: Act 6
 

Es vergingen einige Tage ohne große Ereignisse.

Sugizo war über Miyavis Verfassung nicht erfreut gewesen. Er wurde bestraft. Sugizo schickte ihn zur Strafe in die übelsten Gegenden und immer wenn ich Miyavi sah, wirkten seine Augen leer und traurig. Sein Gesicht zierten einige blaue Flecke und seine Kleider waren zerrissen, als er eines Nachts zurückkam. Ich war dort gerade auf dem Weg gewesen um Bou abzuholen. Mir tat dieser Anblick weh, doch ich konnte ihm nicht helfen.

Ich selbst hatte ganz andere Probleme. Probleme, die ich mir selbst nicht eingestehen wollte. Ich gab es nicht gern zu, aber die Begegnung mit diesem jungen Mann, verfolgte mich in meinen Träumen. Selbst bei den Kunden, die Sugizo mir zusandte, fiel es mir immer schwerer meinen Job hundertprozentig auszuführen.

Um mich abzulenken, verbrachte ich meine Freizeit mit Bou.

Ich ging mit ihm spazieren oder einkaufen, hatte dann meist noch Ayumi mit ihren Kleinen dabei. Sugizo duldete es, solange ich weiterhin genug Geld einbrachte und er mich haben konnte, wenn er mich wollte.

„Totchi… schau mal Teruki-chan hat einen neuen Hut…“, holte mich Bous Kinderstimme aus meiner Gedankenwelt.

Ich sah auf, lächelte ihn an. Tatsächlich hielt Bou mir sein Stofftier entgegen, das jetzt einen gelben Hut trug. „Das steht ihm gut. Hast du ihn gekauft?“ Begeistert nickte Bou und umarmte mich.

„Totchi sieht traurig aus. Was hast du?“ Große Kulleraugen sahen mich an. Ich blickte ihn sanft an, wuschelte seine Haare. „Mir geht es gut. Ich war nur in Gedanken. Sieh mal Kanon und Miku gehen sich Eis kaufen. Hol dir auch eins, hai?“ Sofort war die Welt für den kleinen Sonnenschein wieder in Ordnung. Er übergab mir Teruki-chan und sagte: „Teruki-chan, du musst jetzt auf Totchi aufpassen!“, lief dann zu seinen Freunden.

Ich sah ihm lächelnd nach, drückte das Stofftier an mich. Ayumi sah mich an.

„Er hat recht. Dich bedrückt etwas. Willst du darüber reden?“, fragte sie, lehnte sich an meine Schulter. Von außen mussten wir wie ein Paar aussehen. Ich legte einen Arm um sie, streichelte ihre Schulter.

„Ich weiß nicht genau, aber seit ich diesem Kaoru begegnet bin, muss ich dauernd an ihn denken, dabei ist gar nichts passiert und die Sache mit Miyavi belastet mich.“, sagte ich leise. Ich wollte vor ihr keine Geheimnisse haben.

Ayumi blickte zu mir auf.

„Toshiya… ich weiß du hörst es nicht gern, aber so wie du redest und deine Augen glänzen, denke ich, dass du auf dem besten Weg bist dich zu verlieben.“

Ich starrte sie an. Verlieben? Ich in Kaoru? Das konnte nicht sein!

„Wie… wie soll ich mich verlieben, wenn ich ihn nicht kenne?“, fragte ich verwirrt, überrascht über ihre Antwort.

Ayumi lachte leise. „Um sich zu verlieben Toshiya, muss man sich nicht kennen. Das entscheidet ganz allein dein Herz.“ Sie tippte auf meine Brust.

Ich war geschockt. Das durfte nicht sein. Nicht jetzt, nicht hier, nicht in Kaoru!

„Ich darf mich nicht verlieben, das ist nicht erlaubt. Wie soll das gehen? Mein Job… Sugizo…“ Ich wurde hysterisch.

“Shh… beruhige dich. Es muss nicht stimmen, was ich sage, aber es ist nicht auszuschließen.”, versuchte Ayumi mich zu sänftigen, legte ihre Hände auf mein Gesicht, zwang mich sie anzusehen. Unsere Blicke trafen sich. Ihrer geduldig, ruhig; meiner aufgeregt, verwirrt.

Ich lehnte mich zurück an die Lehne der Bank, sah hinauf in den blauen Himmel.

Verliebt… in Kaoru.

Irgendwie gefiel mir der Gedanke.

Ich erinnerte mich zurück an unseren Kuss, spürte seine warmen Hände auf meiner Hüfte, wie sie mich selbst du die Kleidung hindurch wärmten, mir ein Gefühl von Sicherheit gaben.

Ein Lächeln lag auf meinen Lippen, welches warm und selig war. Ayumi lächelte zurück. Vielleicht hatte sie sich aber auch geirrt und es war keine Liebe, sondern etwas anderes, was uns verband. Vielleicht würde ich Kaoru wieder vergessen, auch wenn mir dieser Gedanken einen Stich versetzte.

Helles Kinderlachen ließ mich aufsehen. Bou, Kanon und Miku kamen auf uns zugelaufen, jeder in der Hand ein großes Eis, Bou sogar zwei.

„Hey hast du so großen Hunger?“, fragte ich den Kleinen, der seine blonde Mähne schüttelte, mir eines hinhielt. „Das ist für dich. Bou weiß, wie gern du Schokoeis magst.“ Er lachte.

Ich war gerührt. Dieser kleine Junge war mir ans Herz gewachsen. Ich begann Ayumi zu verstehen. Lächelnd drückte ich Bou an mich, er rief überrascht: „Totchis Eis!“ Ich sah an mir hinab, als ich etwas Klebriges auf meiner Haut spürte.

Durch meine Knuddelattacke hatte ich das Eis in den Ausschnitt meines Tops gedrückt, welches jetzt über meine Haut lief.

Ayumi lachte, kramte kurz in ihrer Tasche und zückte ein Taschentuch und wischte mir das Eis von den Sachen. Auf dem weißen Top waren nun braune Flecke.

Entschuldigend sah ich Bou an. „Gomen ne Bou. Jetzt habe ich dein Eis zerstört.“, entschuldigte ich mich, lächelte Ayumi kurz dankend an.

Bou schüttelte nur den Kopf. „Dann teilen sich Bou und Totchi ein Eis.“

Was wir dann auch taten. Immer abwechselnd leckten wir die süße Eiscreme aus der Waffel, teilten uns selbst diese.

Ich genoss diesen Nachmittag, fühlte mich frei. Doch auch er musste bald enden, denn dann würde die Sonne sinken und mich mein Leben im Rotlicht wieder einholen.
 

***
 

Kommissar Hayashi sah auf, als es an seiner Tür klopfte.

„Ja, bitte?“, fragte er, runzelte die Stirn, als eine junge Frau sein Büro betrat. „Was kann ich für sie tun, junge Frau?“

Die junge Frau lächelte etwas scheu. „Mein Name ist Terachi Shinya und ich bin Profiler im Revier von Kommissar Kitamura.“ Kommissar Hayashi stutzte.

Dann war das keine Frau, sondern ein Mann. Und er war Profiler.

„Es freut mich Ihre Bekanntschaft zu machen, Terachi-kun.“, sagte er, deutete Shinya Platz zu nehmen. Er betrachtete den jungen Mann näher, überlegte.

Terachi… ihm kam dieser Name bekannt vor.

Und plötzlich viel es ihm wieder ein. Er lächelte.

„Sie sind doch der Sohn von Terachi Akio oder täusche ich mich?“ Shinya lächelte traurig. „Hai. Er war mein Vater.“ Kommissar Hayashi nickte. „Ich kannte ihn sehr gut. Er war ein alter Freund von mir. Wir haben viele Fälle zusammen gelöst.“, erinnerte er sich an seine Vergangenheit zurück.

Akio Terachi und er waren lange Zeit Partner gewesen, enge Freunde und Vertraute. Er, Hayashi, war auch der Trauzeuge bei Terachis Hochzeit gewesen und später Taufpate bei der Geburt dessen Sohnes Shinya. Doch nach Terachis tragischen Tod durch einen Autounfall hatte er den Kontakt zu der Familie verloren.

Demzufolge war Kommissar Hayashi auch überrascht den jungen Terachi her vor sich sitzen zu sehen.

Shinya lächelte. Er wusste um die enge Freundschaft zwischen seinem Vater und Kommissar Hayashi.

„Aber lassen wir die Vergangenheit, Vergangenheit sein. Was machen Sie hier, Terachi-kun, wenn sie doch bei Kommissar Kitamura angestellt sind? Und warum kommen Sie zu mir?“, fragte Kommissar Hayashi den jungen Profiler.

Shinya wurde ernst. „Ich möchte Ihnen bei ihrem neuen Fall helfen, Hayashi-san. Ich will helfen „Black Bird“ zu zerschlagen.“

Die Überraschung stand dem Kommissar deutlich ins Gesicht geschrieben.

„Woher wissen Sie davon und zumal es ausgeschlossen ist, dass Sie uns helfen können, würde mich interessieren, wie?“

„Mein Freund, Kommissar Andou, der zusammen mit Niikura-san daran arbeiten, hat mir davon erzählt und da ich momentan sowieso keinen Fall zu bearbeiten habe, bin ich gewillt ihm zu helfen.“, erläuterte Shinya. „Und über das Wie. Ich bin mir meinem weiblichen Auftreten durchaus bewusst und weiß es einzusetzen. Ich biete Ihnen an, dass ich mich bei „Black Bird“ einschleiche und als Informant arbeite.“

Jetzt war Kommissar Hayashi geschockt. Seine Hände zitterten, während er Shinya anblickte.

„Terachi-kun! Ich… ich weiß nicht was ich dazu sagen soll. Sie sind Profiler, gehören nicht zu meinem Revier und bieten mir ein solch gewagtes Unterfangen an? Ich kann nicht zuordnen, ob es sich bei ihrem Vorschlag um kindlichen Wagemut oder Dummheit handelt. Wissen Sie wie gefährlich und unkontrollierbar dieses Unterfangen sein kann?“ Es war Wut, aber auch Beeindrucken, die aus Hayashi sprachen.

Shinya lächelte weiterhin. „Ich bin der Gefahr durchaus bewusst, Hayashi-san. Dennoch denke ich, dass man mit diesem Vorgehen weitaus mehr Informationen und Beweismaterial beschaffen kann, als sich in die angeblichen Clubs zu postieren und nach den Kids Ausschau zu halten. Ich denke, dass „Black Bird“ zu schlau für solch einfache Muster ist.“

„Terachi-kun, kritisieren Sie gerade die Arbeit meiner Leute?“ Kommissar Hayashi wurde wütend. Shinyas direkte Art und Weise Dinge zu benennen, erinnerte ihn an seinen Vater. Er ähnelte ihm in jeder Weise.

„Nein, Sir. Ich erläutere nur, dass was ich denke. Also was sagen Sie, nehmen sie mein Angebot an?“ Lauernd sahen Shinyas helle Augen den Kommissar an.

„Ich werde darüber nachdenken. Mehr kann ich im Moment nicht versprechen.“, sagte Hayashi und Shinya nickte. Er wollte aufstehen, als Kommissar Hayashi ihn zurückhielt.

„Sie sagten sie sind der Freund von Andou Daisuke. Weiß er von dieser Idee?“

Shinya schüttelte den Kopf.

„Ich habe ihm versprochen mich nicht einzumischen.“
 

***
 

Verträumt strich ich durch Bous Haar. Er war zum Glück bereits eingeschlafen, als es an meiner Tür klopfte. Langsam richtete ich mich auf, zog den seidenen Morgenmantel enger um meine Hüfte und ging zur Tür.

Schon als ich öffnete, schlüpfte Miyavi hinein.

„Arigatou Toshiya.“, keuchte er, setzte sich auf das Bett. Ich schloss die Tür, drehte mich zu ihm. „Eigentlich durfte ich dir nicht helfen bei dem Mist, den du verbockt hast!“, fauchte ich ihn leise an.

Miyavi zuckte zusammen. „Ich habe mich bereits mehrfach für mein Verhalten entschuldigt. Mehr kann ich nicht tun.“

„Doch einfach mal deine Klappe halten. Der Kleine schläft.“ Mit einem Kopfnicken deutete ich in Bous Richtung. Miyavi folgte ihr, blickte mich dann an.

„Er ist noch hier?“, er klang mitleidig.

„Ja! Nun zeig aber deine Arme.“ Ich setzte mich an den Rand des Bettes, klappte den Erste-Hilfe-Kasten in meinem Schoß auf.

Miyavi nickte, rollte die Ärmel nach oben. Ich seufzte beim Anblick der vielen Verletzungen. „Welcher kranke Idiot war das?“, fragte ich leise.

„Ich kenne seinen Namen nicht. Er hat sich einfach auf mich geworfen und mit einem Messer meine Klamotten zersäbelt. Wehren hatte keinen Sinn.“, sagte er während ich Jod und Wattepades aus dem Kasten zog.

Der Jüngere zog scharf die Luft ein, als ich seine Wunden abtupfte. „Hab dich nicht so! Beim Sex schreist du auch nicht, wenn es hart wird.“, sagte ich unberührt, machte einfach weiter.

Einige Minuten später lag Miyavi mit bandagierten Armen auf meinem Bett, räkelte sich und sah mich an.

„Du bist einfach so geschickt mit deinen Händen Totchi. Hilf mir doch ein bisschen?“ Ich rollte mit den Augen, drehte mich einfach weg.

„Sei froh dass dein Gesicht heil geblieben ist. Hakuei wäre nicht sehr erfreut.“ Miyavi richtete sich auf.

„Hakuei?“, fragte er.

„Hai… er wird in etwa einer halben Stunde da sein und Sugizo hat uns zu sich bestellt.“, sagte ich nebenbei, feilte weiter meine Fingernägel.

„NANI?!“

„Sei leise!“, fuhr ich Miyavi an, der mich nur anstarrte. „Du hast noch dreißig Minuten. Wenn du dich beeilst, schaffst du es.“, lächelte ich weiter, betrachte meinen linken Ringfinger.

Ja, den hatte ich wirklich gut hinbekommen.

Im nächsten Moment hörte ich die Tür zuschlagen.

Ich kicherte leise. Bäh… dann wieder 2:2.

Ich legte die Nagelfeile zur Seite und stand auf. Auch ich musste mich fertig machen und Sugizo erwartete allerhöchste Aufmachung.

Die Kleider waren schnell gewählt. Problem würden nur Frisur und Make-up werden.

Also machte ich mich an die Arbeit.
 

Einige Zeit später traf ich Miyavi vor Sugizos Büro.

Meine Güte hatte der sich rausgeputzt.

Sein hochgewachsener Körper war in eine Hülle aus Lack und Leder eingepackt, seine schwarzen Haare sorgfältig hochgesteckt und seine vollen Lippen dunkel geschminkt.

Er sah gut aus, sehr gut.

„Hey Toto…“, sagte er, lächelte etwas schüchtern.

Ja, er konnte auch schüchtern sein. Er war es immer dann, wenn es um Hakuei ging.

„Hi. Du hast dich ganz schön rausgeputzt.“, sagte ich, lächelte leicht zurück.

„Arigatou. Wir sollten rein gehen.“ Ich nickte, er klopfte an.

„Kommt herein.“, hörte ich Sugizos Stimme, gemeinsam betraten wir den Raum.

Sugizo saß auf dem weißen Sofa, Hakuei ihm gegenüber auf der anderen Seite des kleinen Tisches, in der Hand ein Glas halbvoll mit Rotwein haltend.

Beide drehten sich zu uns um, Sugizo mit einem anerkennen, Hakuei mit einem erfreuten Gesichtsausdruck.

„Da sind ja meine Goldschätze. Toshiya komm her.“, sagte Sugizo und ich gehorchte. Mit federnden Schritten ging ich auf ihn zu, setzte mich sogleich auf seinen Schoß. „Du siehst wie immer wunderschön aus.“, hauchte er mir ins Ohr, strich meine langen Haare aus dem Nacken, küsste ihn. Ich schloss genießerisch die Augen, lehnte mich an ihn.

Kurz darauf öffnete ich sie einen Spalt, lugte zu Miyavi und Hakuei hinüber. Auch er hatte Miyavi auf seinen Schoß gezogen, küsste sein Gesicht. Man sah deutlich, dass er sein Liebling war. Miyavi hatte Hakueis Nacken umschlungen, lachte leise. Seine Augen strahlten, während er ihn küsste, seine langen Beine zuckten freudig.

Lange Zeit hielten diese Schmusereien nicht an, denn dann schob Sugizo mich von sich, sodass ich mich neben ihn setzte.

Jetzt kam der geschäftliche Teil, der weswegen Hakuei hier war.

Miyavi saß ebenfalls auf dem weißen Sofa, konnte es aber nicht lassen mit Hakueis Krawatte zu spielen. Er ließ ihn gewähren, warf seinem Liebling immer wieder einen lusttrunkenen Blick zu. Ihm war anzusehen, dass er sich auf das ‚Danach’ freute.

„Also, was hat dich hergelockt, Hakuei? Sicher nicht nur die Sehnsucht nach deinem Liebling.“, begann Sugizo das Gespräch.

Hakuei richtete sich auf, blickte Sugizo nun ernst an.

„Sicherlich nicht, alter Freund, obwohl dieser Grund schon ausreichen würde.“ Ein Blick zu Miyavi, der erwidert wurde, ehe er fortfuhr, „Ein sehr guter Freund von mir, sein Name dürfte dir etwas sagen, Klaha, veranstaltet in einer Woche eine Party. Hohe Persönlichkeiten werden dort sein und er bat mich für etwas Unterhaltung zu sorgen. Da musste ich doch glatt sofort an dich denken. Könntest du nicht deine vier Kronjuwelen mitnehmen und eventuell zwei kleine Schätze entbehren. Klaha bezahlt jeden Preis, solange sie tun, was man ihnen sagt.“ Hakueis Lächeln wurde größer, während er Miyavi ansah.

Sugizo schien zu überlegen. Sein Blick glitt zu mir, schweifte über meinen Körper bis hin zu meinen Augen. Ich schaute unterwürfig zu Boden.

Er umfasste mein Kinn, zwang mich ihn anzusehen.

„Sie werden tun, was man ihnen sagt, ansonsten wissen sie welche Strafen ihnen drohen.“, sagte er schließlich, blickte noch immer mich an.

Innerlich schluckte ich.

Hakuei lachte. „Du hast sie wirklich gut erzogen und geschliffen bis das Beste von ihnen übrig geblieben ist. Klaha wird über diese Antwort erfreut sein.“ Er lehnte sich zurück.

„Ja, aus einem Rohdiamanten wurde mit viel Arbeit ein Juwel.“ Seine Finger drehten meinen Kopf von rechts nach links, dann ließ er mich los.

„Wer wird alles auf der Party sein?“, fragte Sugizo an Hakuei gewandt.

„Nun, ich kenne nicht die gesamte Gästeliste, aber ich weiß, dass so ziemlich alle hohen Tiere von „Black Bird“ da sind und einige Spezialgäste. Für sie will Klaha ja deine Juwelen haben.“

„Und wer sind diese Spezialgäste? Ich würde gerne wissen, wem ich meine Kronstücke reiche, schließlich soll meine Ware nicht beschädigt werden.“ Sein Blick fiel auf Miyavi, der sofort seinen Blick senkte. Sugizo hatte die Verbände trotz der Armstulpen entdeckt.

„Ich weiß es nicht. Soweit wollte er mich nicht einweihen. Du wirst es ja mit eigenen Augen sehen, immerhin bist du auch eingeladen.“ Hakuei zwinkerte.

Trotz seines recht bekanntes Rufes in der Drogenszene kannte ich ihn nicht anders, als ein gewitzten Kerl. Aber ich hielt mich zurück in Sugizos Gegenwart auch nur eine Miene zu verziehen. Das war die Disziplin, die Miyavi, ich und alle anderen als erstes lernten.

„Dann wäre das Geschäftliche geklärt.“ Hakuei wollte sich zu Miyavi beugen, als Sugizo dazwischenging.

„Nicht so schnell. Eine Frage hätte ich noch. Wegen deiner zweiten Forderung. Zwei kleine Schätze. Wofür sie?“ Enttäuscht setzte Hakuei sich wieder auf. „Für Klaha selbst. Er will etwas unschuldiges, unberührtes. Du hast doch was da, oder?“

Ich begann unmerklich zu zittern. Vorhin hatte ich nicht begriffen worum es sich gehandelt hatte, jetzt jedoch schon.

Zwei kleine Schätze. Damit konnte er nur…

„Doch ich habe zwei. Es wird sowieso Zeit sie endlich einzusetzen.“, sagte Sugizo, warf mir einen mahnenden Blick zu. Hakuei sah interessiert auf.

„Echt? Umso besser, beschreib mal.“

„Was gibt es da groß zu beschreiben. Sie sind derzeit bei Ayumi. Der eine heißt Kanon, 13 und der andere Miku, 12. Beide seit etwa einem Monat hier, total unberührt.“, sagte Sugizo gleichgültig.

Ich schluckte. Arme Ayumi. Schon wieder wurde ihr ihre Liebe genommen.
 

***
 

Sooo nach langer Zeit kommt nun endlich mal ein neues Kapitel ^^“

Ich danke den lieben Kommischreibern für ihre Statements und hoffe, dass dieses Kapitel wieder soviel Anklang findet wie das letzte…
 

@Bootsmann_65: Um dir deine Frage zu beantworten: Black Bird ist nicht direkt bei den Yakuza, arbeitet aber mit diesen zusammen, was in späteren Kapiteln noch zum Vorschein kommen wird. ^^ Ich weiß dass die Mafia in Japan großen Einfluss hat und das die Polizei sie verkehren lässt, doch es wäre doch langweilig, wenn Black Bird mit ihren Machenschaften einfach so durchkommen würde, oder? Deshalb sehen wir das mit der Polizei mal nicht so eng, kay? Aber danke für den Hinweis…

Act 7

Kapitel 7:
 

Leise Musik drang aus den Lautsprechern und das Rauschen der Dusche drang durch die kleine Wohnung. Leise huschte die Gestalt durch die Tür, schloss sie geräuschlos hinter sich.

Lauernd blickte sie sich um. Die Scheinwerfer eines vorbeifahrenden Autos ließen sie kurz sichtbar werden.

Sie atmete leise, flach. Wollte so wenig Geräusche wie möglich von sich geben.

Leises Schrittes näherte sie sich dem Badezimmer, dem einzigen Raum neben dem Schlafzimmer, in dem Licht brannte.

Langsam schob sie die nur angelehnte Tür auf, sah bereits hinter dem Duschvorhang die Silhouette einer schlanken Frau. Diese summte eine bekannte Melodie, bewegte die Hüften im Takt.

Lauernd glitt die Gestalt näher an die Frau heran, hob das Messer an und stach zu.

Ein spitzer Schrei ertönte und die Frau ging zu Boden. Sie war nicht mehr in der Lage ihren Mörder zu erkennen, spürte nur einen weiteren Stich, einen gleißenden Schmerz und es wurde dunkel.

Rotes Wasser verschwand im Abfluss.
 

***
 

„Kaoru? Hey… Erde an Kaoru? Hörst du mich?“

Ich zuckte zusammen, sah Die an. „Äh… was?“ Er seufzte. „Das ist bereits das dritte Mal heute, dass du abwesend bist. Was ist bloß mit dir passiert? Seit du in diesem Club warst, bist du völlig neben der Spur. Ich denke du konntest keine Kids finden.“

Die brachte die Sache auf den Punkt.

Seit ich in diesem Club gewesen war oder besser, seit ich Toshiya kennen gelernt hatte, ging er mir nicht mehr aus dem Kopf. Dabei lag diese Begegnung schon über eine Woche zurück. Noch jetzt spürte ich seine Lippen auf meinen, seinen sanften Geschmack.

Kami-sama, ich holte mir wegen dem Kerl fast jede Nacht einen runter.

„KAORU!“

„Waah… was ist denn?“ Ich sah Die verwirrt an.

„Kommissar Hayashi will dich sprechen. Zum dritten Mal.“, sagte Die, verdrehte die Augen. Ich sprang sofort auf, hätte beinahe meinen Kaffee umgeschüttet.

Ja ich trank ihn schon wieder.

„Und so was ist mein Vorgesetzter…“, murmelte Die leise.

„Hey! Das habe ich gehört!“, empörte ich mich, machte mich aber lieber auf den Weg zu meinem Chef, anstatt mit meinem Partner zu streiten.

Ich verließ unser Büro und klopfte wenig später an die Bürotür von Hayashi.

„Kommen Sie herein, Niikura.“ Woher wusste der, dass ich es war?

Ich öffnete die Tür und erblickte Kommissar Hayashi hinter seinem Schreibtisch. „Sie haben ziemlich lange auf sich warten lassen.“, knauserte er.

„Gomen ne… ich war mit den Unterlagen beschäftigt.“, entschuldigte ich mich. Entsprach zwar nicht ganz der Wahrheit, aber Hayashi musste nicht wissen, das ich geträumt hatte.

„Nun gut. Setzen Sie sich bitte. Ich habe neue Informationen und eine ‚Neuigkeit’.“ Das letzte Wort knurrte er mehr, als das er sprach.

Ich horchte auf. Neue Informationen? Das klang gut! Wir brauchten dringend neue Hinweise. Nachdem sich meine Pleite mit dem Club herausgestellt hatte, waren wir nur spärlich auf neue Hinweise gestoßen.

Ich setzte mich auf den Stuhl vor seinem Bürotisch, sah ihn erwartend an.

Hayashis Gesicht war ernst, als er eine Akte über den Tisch schob.

Ich sah auf den Karteinamen.

Klaha.

Wer um alles in der Welt war Klaha?

Ich sah Hayashi fragend an, er zurück.

„Klaha ist der Sohn des derzeitigen Premierministers. Also eine hohe Persönlichkeit. Doch seine Weste ist nicht so rein, wie sie (sein) sollte. Vor zwei Jahren war er Hauptverdächtiger im Fall eines Auftragsmordes. Er sollte das Attentat in Auftrag gegeben haben, doch ihm konnte nichts nachgewiesen werden. Das Verfahren wurde wegen mangelnder Beweislage eingestellt.“

„Schön und gut, doch, verzeihen Sie mir die Frage, was hat das mit unserem Fall zu tun?“ Ich verstand das nicht so recht. Auch wenn dieser Klaha einen Mord in Auftrag gegeben hatte, wie konnte das auf „Black Bird“ schließen?

„Sehen Sie sich die Akte genauer an, Niikura.“, wies mich Hayashi an und ich folgte seiner Anweisung.

Ich nahm die Akte in die Hand und schlug sie auf. Wie üblich befanden sich auf der ersten Seite zwei Fotos des Aktengehörigen, sowie Kopien seiner Fingerabdrücke.

Ich sah mir diesen Klaha an.

Mamamia… bestimmt nicht der Typ, den man seinen Großeltern vorstellt. Er war hübsch, das musste ich zugeben, aber diese kalten Augen und dieses überhebliche Lächeln. Nein, dieser Kerl war mir sofort unsympathisch.

Ich blätterte weiter.

Anklagepunkte… blabla

Opfer… blabla

Gerichtsteilnehmende… blabla…

Alles nicht wichtig. Weiter.

Zeugen… blabla… STOPP!

Hikaru Utada… das war doch diese Journalistin. Ich blickte Hayashi an.

„Fündig geworden?“, fragte er mich. Ich nickte. „Sir, was hatte Utada-san mit diesem Fall zu tun?“ Hayashi richtete sich etwas auf, das Leder seines Drehstuhls knarrte.

„Nun ja. Utada-san war damals an einer Story über Klaha dran. Er sollte wohl auch Geschäfte zum Untergrund tätigen, was aber nie bewiesen werden konnte. Sie jedenfalls soll das Telefonat von Klaha mit dem Auftragsmörder belauscht haben. Sie war die Hauptzeugin in diesem Fall, sagte das auch bei der Polizei aus. Kurz vor der Gerichtsverhandlung jedoch zog sie ihre Aussage plötzlich und ohne Begründung zurück.“

Das war in der Tat seltsam. Dennoch verstand ich nicht, was es mit unserem Fall zu tun hatte?

Meine Gedanken mussten sich auf meinem Gesicht widergespiegelt haben, denn Hayashi sagte: „Einige meiner Leute und ich haben alles über die bisherigen Informanten überprüft und so auch Utada-sans Vergangenheit. Sie war übrigens Zeugin in zwei weiteren Verfahren, die ebenfalls eingestellt werden mussten, weil sie ihre Aussage zurückzog. Das Ausschlaggebende, was diese Geschichte mit unseren Fall in Verbindung bringt ist folgendes: Alle diese Verfahren waren Attentate und die Opfer waren immer bekannte Personen aus dem Rotlichtviertel und bei allen diesen Leuten wurde ein Tattoo in Form eines schwarzen Vogels entdeckt, was…“ „…das uns bekannte Zeichen von „Black Bird“ ist.“, beendete ich den Satz nachdenklich.

Das waren allerdings Neuigkeiten. Sofort stellten sich mir neue Fragen auf?

Wieso waren diese Menschen umgebracht worden? Und warum hatte Utada ihre Aussage immer zurückgezogen? Da war eindeutig etwas faul.

„Niikura. Das war noch nicht alles.“ Ich blickte auf. Etwa noch mehr?

„Diese Zeichen befanden sich nicht alle auf der rechten Schulter oder Oberarm sondern an verschiedenen Körperstellen. Das heißt, dass ihre Theorie falsch ist und wir davon ausgehen müssen, dass auch die Kids, die für „Black Bird“ arbeiten die Tattoos an verschiedenen Körperstellen tragen, womit wir unser Vorgehen noch einmal total umkrempeln müssen.“

Mir ging ein Licht auf. Deshalb hatte ich wohl keine Kids entdeckt, als ich drei Nächte infolge durch die Clubs gezogen war, die Utada uns gegeben hatte.

„Außerdem ergab der Autopsiebericht, dass sie alle auf dieselbe Art und Weise gestorben sind, nämlich durch eine Überdosis dieser Droge.“

Hayashi hielt mir einen Ausdruck unter die Nase.

Opium Maxa GX… dieser Name kam mir verdammt bekannt vor.

Ich dachte nach und schlagartig fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Opium Maxa GX war die Droge gewesen, gegen die Kyo und ich in unserem letzten Fall ermittelt hatten. Auch dort waren Menschen an einer Überdosis gestorben und wir sollten die Überbringer dieser Droge finden und überwältigen.

Bei dem Übergriff auf unsere Verdächtigen, gab es starke Komplikationen, denn wir hatten uns vertan und hatten den Ort zu früh gestürmt. Wir waren direkt in eine Falle gelaufen. Nachdem Gara durch eine Kugel so schwer verletzt worden war, dass er noch am Unfallort verstarb, wurde uns dieser Fall entzogen, da es für Kyo einfach zu persönlich wurde. Ob er bisher gelöst wurde, wusste ich bis heute nicht.

„Es weckt schreckliche Erinnerungen, nicht wahr?“, sagte Kommissar Hayashi mitfühlend. „Das war auch der Grund, weshalb ich es mit ihnen allein besprechen wollte, ohne Nishimura und Andou.“ „Es sind in der Tat wichtige Neuigkeiten, auch wenn sie schmerzhaft sind. Kyo wird diese Tatsache vielleicht sogar erfreuen. Er schwor bittere Rache für den Tos seines Freundes.“ Meine Stimme klang belebt.

Ich sah das Bild wieder vor mir.

Es war in der Leichenhalle gewesen. Kyo hatte Gara in seinen Armen gehalten, geweint, geschrieen. Er gab sich die Schuld für die ganze Tragödie, weil ihm ein Fehler in der Berechnung unterlaufen war. Wir alle wussten, dass es nicht stimmte, doch keiner von uns konnte ihn vom Gegenteil überzeugen.

„Ich hoffe, dass es Sie weiter bringt. Nun wenden wir uns aber einer anderen, mir persönlich unerfreulichen Sache zu.“ Ich blickte Hayashi an. Konnte es noch etwas Unerfreulicheres geben, als das, was ich eben gerade erfahren hatte?

Hayashi griff zum Telefon, wählte eine Nummer und sagte lediglich. „Sie können jetzt hoch kommen.“, dann legte er auf.

Wir warteten.

Nur wenige Minuten später wurde die Tür geöffnet und eine junge Dame, nein halt, ein junger Mann betrat das Büro, lächelte Hayashi fröhlich an, verbeugte sich leicht.

„Nun Kommissar Niikura, das ist Terachi Shinya. Er ist Profiler, hat Ihnen aber etwas Wichtiges zu sagen.“ Ich saß da, wie vom Blitz getroffen.

Terachi Shinya… Profiler!

Dieser junge Mann war eindeutig Dies Freund. Auch wenn ich ihn nicht persönlich kannte, so viele Zufälle konnte es nicht geben.

Shinya nickte dankend, setzte sich auf den Stuhl neben mir und lächelte.

„Es freut mich Sie kennen zu lernen, Niikura-san. Was Hayashi-san eben ansprach ist richtig. Ich habe etwas Wichtiges mit Ihnen zu besprechen. Vorher jedoch möchte ich Sie inständig darum bitten Die nichts von dem zu erzählen, was ich Ihnen gleich sagen werde.“ Also doch. Er war es. Nur ich verstand nicht, was er von mir wollte? Und was zur Hölle durfte Die nicht erfahren?

„Das Versprechen kann ich Ihnen erst geben, wenn Sie mir gesagt haben, was Sie von mir wollen, Terachi-san.“, erwiderte ich ihm.

Shinya nickte.

„Gut. Die hat mir von Ihrem Fall berichtet. Mir tun diese Kinder einfach leid und ich möchte Ihnen gern dabei helfen diese Organisation zu zerschlagen.“

Meine Augen wurden groß. Wie bitte wollte ER uns helfen? Er war Profiler. Sein Können lag auf einem ganz anderen Aufgabengebiet als unserem.

Ich konnte mir keine weiteren Gedanken machen, denn Shinya sprach weiter.

„Ich weiß, dass ich als Profiler nicht dazu qualifiziert bin ihnen hier zu helfen, doch aufgrund meines Wissens über menschliche Denk- und Verhaltensweisen denke ich, dass ich innerhalb der Organisation wichtige Informationen beschaffen kann.“

Es dauerte einige Augenblicke bis ich hinter Shinyas Vorhaben stieß und es überraschte mich. Er hatte allen Ernstes vor sich bei „Black Bird“ einzuschleichen.

„Terachi-san… ich habe Sie doch richtig verstanden. Sie wollen sich freiwillig als Agent unter „Black Bird“ agieren?“ Unglauben.

Jetzt verstand ich, wieso Die nichts erfahren sollte? Er würde mit allen Mitteln verhindern wollen, dass Shinya sein Unterfangen durchzog.

„Hai. Sie haben es mit den richtigen Worten ausgedrückt.“, sagte Shinya, lächelte erneut. Er war gerissen, das musste ich sagen, doch konnte ich dem zustimmen.

Ich sah Hayashi-san an.

„Mich dürfen Sie nicht fragen, Niikura. Ich halte genauso wenig von diesem Vorhaben, wie Sie, aber Terachi-kun ist nicht davon abzubringen. Ich habe ihm gesagt, dass ich meinen Entschluss dem hier zuzustimmen oder nicht ganz allein von ihrer Entscheidung abhängig mache.“

Na super! Wieso musste ich diesen Fall nur annehmen?

Wenn ich jetzt nein sagen würde, wäre Hayashi sicher glücklich und Shinya zutiefst enttäuscht und wir tappten weiterhin im Dunkeln. Tatsächlich war mir dieser Gedanke, einen Agenten mit einzuschalten und in „Black Bird“ einzuschleusen bereits gekommen, doch ich hatte ihn nicht weiter verfolgt. Denn in einem hatte Shinya Recht, von innen kam man viel leichter an Indizien und Beweise, als von außen. Aber andererseits bestand das Risiko aufzufliegen und dann wäre guter Rat teuer. Ich wollte nicht denselben Fehler noch einmal machen und „Black Bird“ unterschätzen.

Sagte ich allerdings ja und Die käme dahinter, würde er mir dir Hölle heiß machen und ich würde es riskieren Shinya in Gefahr zu bringen.

Die ganze Zeit meiner Grübelei, ob ich nun ja oder nein sagen würde, sahen Shinya und Hayashi mich gespannt an.

Ich seufzte, wandte mich an Shinya.

„Du bist dir im Klaren, was du vorhast und was passieren kann, wenn es schief geht?“ Ich redete ihn absichtlich in der Du-Form an, wollte ihm meine Zweifel genau offenbaren.

Shinya nickte. „Hai das bin ich und ich bin mir meinem Entschluss sicher. Ich würde mich auch ohne ihre Zustimmung in die Gefahr begeben, schon allein um diesen Kinder zu helfen!“ Shinya sprach diese Worte so ernsthaft und glaubwürdig, dass es mich beeindruckte. Er war wirklich dazu bereit sein Leben in Gefahr zu bringen um Kinder und anderen Jugendlichen zu helfen. Das nannte ich wahren Mut und Gerechtigkeitssinn.

Er hatte mich überzeugt.

„Ich geben dir meine Zusage, Shinya. ABER! Jeden Tag meldest du dich hier, klärst mich über jeden deiner Schritte auf und sobald es die kleinsten und ich meine die KLEINSTEN Anzeichen einer Gefahr gibt, bist du verschwunden, ist das klar!“ Ich sprach mit soviel Nachdruck und Ernsthaftigkeit, dass Shinya nur nicken konnte.

Hayashi seufzte.

„Ich hatte auf ihren Beistand gezählt Niikura, aber da sie ihr Einverständnis und Kitamura ebenfalls zugestimmt hat, werde ich Terachi-kun auf seinen Auftrag vorbereiten lassen.“, sagte er, unterschrieb ein Schreiben, welches er Shinya in die Hand drückte.

„Dieses Formular geben sie spätestens morgen früh hier ab! Lesen Sie sich alles genau durch und füllen es vollständig aus. Den Rest haben wir bereits beim letzten Mal besprochen. Mir bleibt nur noch eins übrig. Ihnen viel Glück zu wünschen Shinya. Sie werden es brauchen!“ Shinya nickte ernst, nahm das Schreiben entgegen und wandte sich an mich. „Ich bitte Sie Kaoru. Sagen Sie es nicht Die. Er würde sich nur Sorgen machen.“ Ich konnte seinem bittenden Blick nichts abschlagen. Ich willigte ein und gab ihm mein Versprechen.

Doch ich fühlte mich schlecht. Wenn Shinya irgendetwas zustoßen sollte, war es meine Schuld und Die würde es mir nie verzeihen.

Shinya dankte mir und verschwand.

Zurück ließ er mich mit meinen Zweifeln, ob meiner Entscheidung richtig gewesen war oder nicht…

Hayashi sah ihm ebenso nach.

„Nun gut Niikura. Gehen Sie jetzt zurück zu ihrer Arbeit. Sie haben genug zu tun.“

Ich nickte, nahm die neuen Informationen an mich und kehrte zurück in mein Büro, würde mich jetzt Kyos und Dies Fragen stellen müssen.

Tatsächlich sahen sie auf, als ich das Büro wieder betrat. „Und was wollte Hayashi?“, fragte Die sogleich. Sein Anblick erinnerte mich sofort zurück an Shinya und dem Versprechen, welches ich ihm gab.

Würde Die mich noch so gespannt anlächeln, wenn er wüsste, was sein Freund vor hatte und das ich ihm diese waghalsige Idee erlaubt hatte?

Wohl eher nicht.

„Er hatte interessante Neuigkeiten für mich.“ Ich legte Die die Akte und die Ausrucke auf den Tisch. Kyo stand ebenfalls von seinem Platz auf und kam zu Dies Schreibtisch um sich die Unterlagen anzusehen. Ich erklärte ihnen dasselbe, was Hayashi mir gesagt hatte, als jedoch Opium Maxa GX ins Spiel kam, beobachtete ich Kyos Wandlung genau. Seine Gesichtszüge verhärteten sich, seine Augen strahlten kalt.

„Ich werde mich um diese Fälle kümmern… und um die Drogengeschichte.“, sagte er, nahm sich die Akten und verschwand hinter seinem Schreibtisch.

Ich sah ihn traurig an, hoffte, dass Kyo sich nicht noch mehr zurückziehen würde. Kaum vorstellbar, dass er bis vor zwei Monaten noch der Witzigste in meiner Gruppe gewesen war.

Ich drehte mich zu Die.

„Dann schlage ich vor wir fahren zu Utada-san und fragen Sie über diese Fälle aus.“, sagte ich zu meinem Partner, der ernst nickte. Wir hatten uns ihre Personalien bereits bei unseren ersten Treffen geben lassen.

Ich schnappte mir meine Jacke und Autoschlüssel und verließ das Büro, Die folgte mir.

Dass wir jedoch unsere Antworten nicht mehr erhalten würden, ahnten wir nicht.
 

***
 

Während Die und Kaoru sich auf den Weg zu Utada machten, saß Kyo an seinem Schreibtisch, sah ausdruckslos auf die Papiere auf der Tischplatte. Seine Gedanken hatten sich auf eine Reise etwa zwei Monate zurück begeben.

Gara, Kaoru und er. Sie waren die besten Freunde, hatten jeden Fall seit Beendigung ihrer Ausbildung gemeinsam gelöst.

So auch ihren Letzten.

Eine Droge war aufgetaucht, die ihr Revier in Aufruhr versetzt hatte. Vier Menschen waren auf unergründliche Weise gestorben. De Todesursache war jedes Mal ein Herzstillstand gewesen, herbeigeführt durch eine Überdosis der Droge ‚Opium Maxa GX’. In den Drogenkreisen galt diese Droge als Höhepunkt einer erfolgreichen Karriere. Sie war neu, knallte rein und ihre Wirkung war beeindruckend.

Nur leider hatten viele der Abhängigen ihre Zusammensetzung und Wirkung unterschätzt.

Nach mühseligen Stunden härtester Recherche und Hinzuziehung eines Drogenexperten hatte Kyo schließlich ihr Geheimnis geknackt. Opium Maxa GX wirkte im Anfangsstadium wie die Droge Opium, nur war ihre Wirkung um ein vielfaches stärker und die Wirkung deutlich intensiver und schneller eintrat. Tatsächlich führte die Einnahme dieser Droge bereits nach einem halben Jahr zu Organschäden und Verlangsamung der Herzfunktionen. Schon eine winzige Überdosierung reichte aus um einen künstlichen Herzinfarkt einzuleiten.

Ihre Aufgabe war es gewesen die Kuriere dieser Droge ausfindig zu machen und zu stellen. Schon bald hatten sie jemanden gefunden, der diese Droge an die Junkies verteilte. Sie waren bereit ihn zu stellen!

Er, Kyo, hatte die Informationen herausgesucht, den Einsatz geplant und alle Wege genaustes kalkuliert, dennoch war ihm ein Fehler in der Zeitberechnung unterlaufen, sodass Kaoru, Gara und einige Mitglieder des Sicherheitskommando zu früh angriffen, die waren Schuldigen gewarnt worden und eine Schießerei entbrannte.

Bei dieser Schießerei hatte man Gara schwer getroffen. Er war zu diesem Zeitpunkt Kyos wichtigster Lebensinhalt gewesen, sein bester Freund.

Sie hatten sich geliebt, nicht wie ein Paar, sondern auf eine andere Art und Weise.

Gara hatte in Kyos Armen gelegen, seinen letzten Atemzug bereits verwirkt. Für Kyo war eine Welt zusammengebrochen, als er seinen toten Freund mit zum Grab getragen hatte.

‚Es war meine Schuld, dass er sterben musste.’, dachte Kyo betrübt.

Er hatte den Mörder über die Kamera sehen können, sein überhebliches Lachen hören, als er die verhängnisvolle Kugel abgeschossen hatte.

Und Kyo hatte bittere Rache geschworen. Nachdem ihnen der Fall entzogen wurde, hatte er getobt, doch jetzt… jetzt sah er seine Chance seine Rache endlich zu vollziehen.

‚Das bin ich dir schuldig Gara!’

Er begann wild auf der Tastatur einzuhämmern, beschloss alles über das erneute Auftauchen von Opium Maxa GX herauszufinden.
 

~~~
 

So hier nach langer Wartezeit endlich mal wieder ein neues Kapitel

Bitte entschuldigt, dass ich mir solange Zeit gelassen habe.

Ich bedanke mich bei allen Kommischreibern

*sich verbeug*

Act 8

Kapitel 8:
 

Ich stand gerade an einer Ampel, als mein Keitei begann zu Klingeln.

„Die, geh bitte ran und stelle auf Freisprechanlage.“, sagte ich meinem Partner, denn genau in diesem Moment schaltete die Ampel auf Grün.

Die befolgte meine Bitte und nahm den Anruf entgegen.

„Hai, Niikura.“, meldete ich mich, hörte kurz darauf die Stimme meines Vorgesetzten.

„Niikura? Wo stecken Sie?“ Hayashi klang nervös.

„Die und ich sind auf dem Weg zu Utada.“, erläuterte ich. Mich wunderte warum Hayashi uns anrief.

„Dann können Sie sofort wieder umdrehen. Utada wird ihnen nichts mehr sagen können. Ihre Leiche wurde vor einer halben Stunde gefunden.“

Ich zuckte zusammen, hätte beinahe meinen Wagen in die Gegenspur gelenkt.

Ein schrilles Hupen ertönte.

„Niikura? Was machen SIE?“ Hayashi klang ebenso erschrocken.

„Sie sollten mir am Telefon nicht solche Mitteilungen überbringen, wenn ich Auto fahre, Hayashi-san. Wir kommen sofort zurück.“

„Kommen Sie dann bitte in mein Büro, zusammen mit Andou und Nishimura.“

Ich legte auf, sah Die an, dem wohl der Schreck noch in den Gliedern saß. Auch mein Herz klopfte noch stark. Ich musste diese Nachricht erst einmal verdauen.

Utada Hikaru, unsere einzige Verbindung zu „Black Bird“, war tot.

„Was… was machen wir jetzt?“, fragte mich Die. „Ich habe keine Ahnung. Wie Hayashi es sagte, erst mal zurückfahren und uns anhören, was er genauer zu sagen hat.“, erwiderte ich. Meine Stimme klang belegt.

Irgendwie tat mir diese junge Frau leid, denn ich zweifelte nicht daran, dass wir nicht ganz unschuldig an ihrem Tod waren.

Die entgegnete erst mal nichts weiter, nickte nur.

Dann war also der erste Mord in diesem Fall geschehen, dass noch weitere Folgen würden, konnte und wollte keiner von uns zu diesem Zeitpunkt glauben.
 

***
 

Laut scheppernd viel ein Glas zu Boden.

„Nein… lasst sie hier. Sie sind noch so klein.“, flehte Ayumi, drückte Miku und Kanon enger an sich. Die beiden Jungen klammerten sich ängstlich an die junge Frau, wussten nicht so ganz, was nun geschah. Sie spürten aber die Angst, die Verzweiflung, die von Ayumi ausging.

Die drei hatten gerade gegessen, als die Tür aufgerissen und Sugizo mit zwei seinen Helfern in das Zimmer getreten war. Angewidert hatte er sich umgeblickt.

„Nehmt die Kleinen und dann gehen wir!“, sagte er eiskalt, blickte Ayumi mit soviel Verachtung an, dass sie zusammenzuckte.

„Nein…bitte.“, flehte sie erneut.

Sugizo wurde wütend. Er ging auf sie zu, gab ihr einen so harten Schlag ins Gesicht, dass ihr Kopf nach hinten schlug und gegen die Wand prallte. Kurze Zeit wurde ihr schwarz vor Augen, sodass ihre Arme die Kleinen nicht länger halten konnten.

Sugizos Helfer fackelten nicht lange, sondern packten zu.

Miku und Kanon schrieen erschrocken und schmerzlich auf. Tränen rannen über ihre Kindergesichter und Schmerz stand in ihren Augen.

„Ayu…!“, rief Miku, biss seinem ‚Entführer’ in die Hand, der aufschrie, den Kleinen losließ. Miku rannte zu der jungen Frau, warf sich in ihre Arme. „Wir wollen nicht weg… Ich will hier bleiben.“, weinte er, spürte Ayumis sanfte Hände durch seinen braunen Haarschopf streicheln. „Sssh… dort wo ihr hinkommt wird es euch gut gehen.“, log sie, konnte dennoch die Tränen nicht zurückhalten. „Warum weinst du dann aber?“, fragte der Kleine traurig.

„Genug mit dem Theater!“, knurrte Sugizo, packte nun selbst nach Miku, riss ihn von Ayumi weg, drückte ihn seinem Handlanger in die Arme. Der kleine Junge wollte sich wieder wehren, doch dieses Mal wurde er ruhig gestellt. Ein Kantenschlag in den Nacken und der Kleine sackte bewusstlos zusammen.

„MIKU!!! Du brutaler Mistkerl…“, schrie Ayumi auf. Ein weiterer Schlag traf sie im Gesicht. Erneut schrie Ayumi auf, wurde zurück auf das schmale Bett geworfen.

„Verschwindet und diesen Kleinen da will ich nachher oben sehen. Er braucht eine Nachhilfe in Sachen Disziplin!“ Eiskalt sprach Sugizo diese Worte aus.

Seine Handlanger nicken und verließen das Zimmer, schlossen die Tür.

Sugizo selbst blieb in dem Raum, drehte sich um und seine kalten Augen sahen auf die junge Frau hinab, die sich ängstlich zusammenkauerte.

„So und nun zu uns, Flittchen!“, knurrte Sugizo. Er war sauer, sehr sauer. Ohne Rücksicht packte er Ayumis Oberarm und zerrte sie aus dem Bett. Die junge Frau wimmerte, konnte denken was ihr blühte.

Sugizo stieß sie auf den Boden.

„Du weißt genau, wieso ich die Kleinen hier habe! Und du weißt wie es läuft! Schon beim letzten Mal hast du ein Theater gemacht. Hat dir die Abreibung nicht gereicht?!“, schrie er sie an. Ayumi war so verängstigt, dass sie sich nicht rührte. „REDE!“, fuhr Sugizo sie an, riss sie erneut hoch, schlug sie, sodass ihre Oberlippe aufplatzte und Blut über ihr Kinn lief. „Ich… ich…“ Sie brachte nicht mehr hinaus.

Sugizo stieß sie brutal zurück, drehte sich um.

„Noch einmal so ein Vorfall und du landest auf der Strasse. Was mit dem Kleinen jetzt passiert, wird dir sicherlich klar sein und es ist deine Schuld. Er wird leiden deinetwegen!“, sagte er, verließ dann endgültig das Zimmer.

Weinend brach Ayumi zusammen. Ihr langes Haar verbarg ihr Gesicht. Die Tränen die aus ihren dunklen Augen traten. ‚Miku… Kanon… warum ihr? Warum?’
 

***
 

„Totchi… warum kommen Ayumi, Kanon und Miku heute nicht mit? Teruki-chan wollte doch mit ihnen spielen.“ Bou sah mich mit seinen großen Augen fragend an, während wir nebeneinander durch den Park liefen.

Ich hielt inne, hockte mich hin und sah ihn an.

Wie sollte ich ihm erklären, dass er Miku und Kanon wohl so schnell nicht wiedersehen würde?

„Du, Miku und Kanon sind jetzt nicht mehr bei Ayu. So schnell wirst du sie nicht mehr sehen.“, sagte ich schließlich. Ich wusste nicht, wie ich es sonst sagen sollte.

Bou sah mich an, verstand nicht was meine Worte genau bedeuteten.

„Warum sind sie nicht mehr bei Ayumi?“

Anstatt zu antworten, drückte ich ihn an mich. Mir tat es Leid ihn so unwissend zu sehen, so verwirrt, aber ich brachte es nicht über das Herz ihm wirklich zu sagen, wo seine Freunde waren. Schon als ich Ayumi total am Boden zerstört in ihrem Zimmer gefunden hatte und Miku und Kanon nicht da waren, wusste ich, dass Sugizo sie geholt hatte.

Nun würde für die beiden die Hölle beginnen. Es würde Jahre dauern, bis sie ihre Gefühle ausschalten und nur noch objektiv an diese Sache heran gehen konnten.

Ich selbst hatte noch heute die Probleme es immer so zu sehen. Meine Anfänge verfolgten mich in meinen Träumen, ich sah meine erste Nacht mit einem Kunden, meine Angst und die Scherzen, die mich von inner heraus zu zerfressen schienen, spürte ich selbst heute noch, obwohl es sechs Jahre zurücklag.

„Wir gehen etwas für Teruki-chan kaufen, ja?“, versuchte ich auf ein anderes Thema zu lenken. Bou blinzelte, schien zu spüren, dass etwas nicht stimmte, willigte ein.

Ich nahm ihn an meine Hand und brachte ihn zu einem Laden in die Stadt. Hier waren wir auch schon einmal gewesen, hatten einen neuen Hut für das Stofftier gekauft.

Schon bald hatte Bou seine Sorgen beim Anblick der vielen Spielsachen vergessen, ich jedoch dagegen nicht.

Ich beobachtete Bou, wie er mit kindlichem Übereifer alles ansah, dachte nur unter Mühe nicht an die Zukunft. Auch ihn würde bald dasselbe Schicksal einholen wie Miku und Kanon. Und schon jetzt hatte ich Angst davor, Angst dieses süße Lächeln nie mehr wiederzusehen.

Langsam begriff ich immer mehr, was man uns hier wirklich antat. Wenn ich Bou beobachtete, wie er fröhlich mit seinem Bär spielte oder mich nachts umarmte, merkte ich, was mir genommen worden war.

Sobald er erst einmal bei Sugizo gewesen war, den er jetzt noch als kalten, aber dennoch nicht bösen Menschen kannte, würden seine Augen nur noch leer sein, leer und ausdruckslos, bis er sich an sein neues Leben gewöhnt hatte.

Doch ich hatte Angst, dass es bei ihm nicht passieren könnte, dass er noch verbitterter werden würde, als ich es mit siebzehn schon war, denn ich hatte mit zwölf dieses Gewerbe begonnen, Bou war zehn.

Ich wusste nicht woher er kam, doch seine Art, die ihn so von anderen unterschied, zeigte mir, dass es ihm nicht so schlecht ergangen sein konnte, wie vielen anderen die zu „Black Bird“ kamen.

„Totchi… dieses Kleidchen gefällt Teruki-chan so sehr. Es passt zu dem Kleid, was du hast.“ Er deutete auf einen Zweiteiler in Form einer Schuluniform.

Ich lächelte traurig. Wann hatte er sie entdeckt?

Tatsächlich besaß ich eine Schuluniform, die ich mir mal in einem Laden erworben hatte. Ich wollte immer zur Schule gehen, wollte lesen und schreiben lernen und all die anderen Dinge, wie Physik, Chemie, Geschichte, doch das, was ich heute wusste, hatte mir Ayumi beigebracht.

Als ich noch kleiner war, hatte ich die Uniform oft angezogen und mich an den Zaun einer Schule gestellt, den Kindern dort beim Spielen oder Reden auf dem Schulhof zugesehen, mir gewünscht zu ihnen zu gehören.

Immer waren ein paar Mädchen an den Zaun gekommen, hatten mich angesehen und gefragt, warum ich weine und ob ich nicht mit ihnen spielen will.

Aber immer musste ich nein sagen und bin weggelaufen.

Ayumi hatte mich beobachtet, mich gefragt, warum ich nicht mit ihnen spielen wollte und ich sagte jedes Mal dasselbe: „Weil sie so anders sind und ich sie nicht beschmutzen will.“ Mir wurde erst später klar, was für Worte das aus dem Mund eines 12-Jährigen waren, wie falsch und unpassend sie zu meiner äußeren Fassade wirkten.

Ich wusste, dass ich so etwas wie eine Kindheit nie besessen hatte.

Mir selbst machte es nichts aus, aber wenn ich daran dachte, dass Bou genau wie ich aufwachsen würde, in einer Welt, in der nur Aussehen und Leistung zählte, in einer Welt in der Liebe und Vertrauen keinen Platz hatten, dann wurde ich traurig.

„Möchtest du dieses Kleid haben?“, fragte ich ihn. Bou sah mich an, schüttelte dann aber den Kopf. „Nein… Totchi hat Bou schon so viele schöne Sachen gekauft. Heute soll Totchi sich auch was Schönes kaufen. Teruki-chan sagt das auch.“ Um mir zu beweisen, dass er die Wahrheit sprach, hielte er mir Terucki-chan entgegen und tat so, als würde der Bär nicken.

Ich lächelte ihn an.

„Ich brauche nichts. Ich bin so glücklich Bou.“

„Aber warum guckst du dann immer so traurig, wenn wir hier sind?“ Er legte das Köpfchen schief, sah mich so von unten an.

Ich lächelte nur bitter.

„Ach weißt du. Wenn ich hier bin holen mich immer Erinnerungen aus meiner Vergangenheit ein. Und dann werde ich etwas sentimental.“

„Was ist sentimental?“ Ich kratzte mich am Kopf.

Wie erklärte ich das jetzt am besten wieder?

„Uhm… das ist wenn man manchmal etwas gefühlvoll wird. Wenn man an etwas Bestimmtes denkt.“ Ich wusste nicht ob Bou mir ganz folgen konnte, er nickte nur, aber ganz plötzlich umarmte er mich. Etwas perplex sah ich zu ihm hinab.

„Das ist nicht gut für Totchi… dieses s-sein.“, nuschelte er gegen meinen Bauch. Ich lächelte, streichelte seinen Kopf.

„Und für Bou ist es nicht gut soviel nachzudenken. Na komm… wir gehen nach Hause, wenn du nichts möchtest, hm?“

Bou ließ mich nicht los, ich hörte nur leises Schluchzen.

Er weinte, aber warum?

„Bou was ist denn los?“, fragte ich leicht verzweifelt. Wieso weinte er? War es etwa meine Schuld?

Bou schüttelte nur den Kopf, antwortete nichts, krallte sich nur in meinem Shirt fest.

Ich hockte mich hin, nahm den Kleinen auf den Arm, redete ihm beruhigend zu. Es gab wohl keinen festen Grund, wieso genau er weinte, aber seine Tränen berührten mich.

Ich verließ das Geschäft und setzte den Kleinen draußen auf einer niedrigen Mauer ab.

Bou strich sich über die Augen, schniefte leise.

„Ach Kleiner. Was machst du nur mit mir?“, murmelte ich leise, zog ein Taschentuch aus meiner Umhängetasche und tupfte die Tränen aus seinem Gesicht.

„Bou ist traurig, weil Totchi traurig ist.“, sagte der Kleine, sah mich an. Das war es also. Bou spürte genau, dass etwas mit mir nicht in Ordnung war, er verstand nicht was, aber er spürte es.

„Ist Bou wieder glücklich, wenn Totchi verspricht es auch zu sein?“, sagte ich schließlich, lächelte. Diesmal war es ein ehrliches Lächeln. Ich konnte ihm nichts vormachen, dazu war er zu einfühlsam. Und wieder kam mir der Gedanke: Würde Bou die seelischen Qualen der nächsten Jahre durchstehen oder würde er daran zerbrechen?

Ich wartete vergebens auf eine Antwort.

Bou drückte sich nur an mich, als wir den gemeinsamen Heimweg antraten.

So sehr ich diese Zeit mit ihm liebte, so sehr bedrückte sie mich auch, denn ich wusste, dass sie bald vorbei sein würde.
 

***
 

Als wir das Büro betraten, war Kyo bereits anwesend. Er schien mit Kommissar Hayashi in ein Gespräch verwickelt gewesen zu sein, doch als er uns entdeckte, brachen sie es sofort ab.

„Das sind Sie ja.“, begrüßte Hayashi uns, wies uns an Platz zu nehmen.

Nachdem Die und ich uns gesetzt hatten, legte er auch schon los.

„Erst einmal möchte ich mich bei Ihnen entschuldigen, Kaoru. Das ich Sie vorhin so überrascht habe mit dieser… nun ja… sehr bedauernden Nachricht.“

Ich winkte ab. Er tat nur seinen Job.

„Es ist nichts weiter passiert. Ich war eben nur, wie Sie es ausdrückten, überrascht und schockiert. Aber gibt es denn inzwischen einige Informationen, warum Utada-san umgebracht wurde?“

Sofort wurde Hayashis Blick ernst.

„Offiziell nicht, aber inoffiziell haben Kyo und ich bereits eine sehr interessante Entdeckung gemacht.“ Er reichte Die und mir zwei Fotos. Wir nahmen sie entgegen, betrachteten sie eingehend.

Es waren Bilder vom Tatort, die die Leiche von Utada-san zeigten. Es war ein Jammer, diese junge Frau nackt in ihrer Dusche zu sehen, die Kehle durchschnitten, welche wohl auch die Todesursache gewesen war.

Aber plötzlich fiel mir etwas auf, dass meine Augen groß werden ließen.

Ich blickte Die an, er sah zurück, ebenso erschrocken.

Was uns so erschreckte?

Oberhalb ihres linken Knöchels befand sich ein Tattoo und es war nicht irgendeines, sondern das eines schwarzen Vogels.

„Sie… sie war ein Mitglied der „Black Bird“?“, fragte ich immer noch sichtlich überrascht.

Hayashi nickte. „Hai… mir selbst wäre es so schnell nicht aufgefallen, doch Kyo hat es sofort entdeckt.“, lobte er meinen blonden Freund. Ich sah zu Kyo, der es ohne eine Gesichtsregung hinnahm, lediglich weiter an seiner Zigarette zog.

Innerlich schüttelte ich den Kopf. Es war immer noch schwer zu glauben, wie er sich verändert hatte.

„Aber warum hat sie uns geholfen, wenn sie selbst ein Mitglied war?“, fragte Die.

Wir alle sahen uns an. Er hatte wohl die Frage ausgesprochen, die uns allen im Kopf herumgeschwirrt war. Hayashi und ich sahen genauso nichtwissend drein wie Die, aber Kyo seufzte nur.

„Weil sie ausgestiegen ist, man aber sie nicht gehen lassen wollte!“, warf er schließlich in den Raum.

Wir allen sahen ihn überrascht an. „Wie kommst du darauf Kyo“, fragte ich ihn, war wie schon so oft über die Kommentare, die er einfach in den Raum war, erstaunt, denn schon oft hatte sich herausgestellt, dass sie letztendlich stimmten.

Er zog ein weiteres Mal von seiner Zigarette, blies mir den blaugrauen Rauch ins Gesicht.

„Denk doch mal nach Kaoru. Sie hat das Tattoo, Fotos und Aussagen von zahlreichen Kids, die für „Black Bird“ arbeiten, war Hauptzeugin in drei Verfahren in denen Mitglieder von „Black Bird“ erledigt wurden, zog ihre Aussage aber immer vor Gerichtsbeginn zurück. Bei allen drei Verfahren handelte es sich um Auftragsmorde, von denen weder der Mörder oder der Auftraggeber je gefasst werden konnten. Und auf deine Frage, warum sie nicht mit den Beweisen zur Polizei gegangen ist, antwortete sie abweichend. Setz die Puzzleteile doch zusammen. Sie war Mitglied, ist aber ausgestiegen, weil es ihr wohl zu gefährlich wurde und das wollte „Black Bird“ nicht, da sie zu viele wichtige Informationen besaß, womöglich haben sie noch herausgefunden, dass sie mit der Polizei zusammenarbeitet und tja. Das war ihr Todesurteil.“, offenbarte er uns seine Denkweisen.

Die und ich saßen da, wie vom Donner gerührt. Das was Kyo sagte, ergab durchaus Sinn. Hayashi wirkte beeindruckt. Er hätte Kyo wohl niemals soviel zugetraut.

Man sollte ihn nicht unterschätzen.

Einige Zeit herrschte Stille, dann regte ich mich. „Du solltest wirklich von dem Computer weg und mehr in die Offensive gehen, Kyo!“, sagte ich, klopfte dem kleinen Blonden nur auf den Rücken, was mir einen Deathglare á la Kyo einbrachte, aber ich erkannte auch den Hauch eines Lächelns auf seinen verbitterten Gesichtszügen.

Ich zwinkerte ihm zu, dann wandte ich mich an Die.

„Na dann wissen wir, was jetzt zu tun ist. Hayashi-san? Könnten sie es ermöglichen, dass wir Zutritt zu Utada-san Wohnung bekommen? Dann können wir nach hinweisen suchen, die die Theorie von Kyo möglicherweise belegen.“

Kommissar Hayashi nickte, griff zum Telefon. Nach einem kurzen Gespräch, legte er auf, lächelte uns an.

„Sie haben die Erlaubnis, Kaoru! Fahren Sie am besten noch heute hin. Ich hoffe, dass sie etwas finden.“ Wer nicht?

Wir selbst flehten, dass wir nun endlich einen handfesten Beweis finden würden, etwas das uns endlich einige Namen einbrachte.

„Dann fahren wir jetzt los!“ Ich sah Die auffordernd an. Er nickte mir zu und gemeinsam verließen wir das Polizeipräsidium, machten uns eins zweites Mal an diesem Tag auf den Weg zu Utadas Wohnung. Diesmal jedoch mit einem klaren Ziel vor Augen.
 

***
 

Ängstlich drückte sich Miku tiefer in die Ecke. Seine dunklen Augen sahen sich scheu um, suchten nach einer Fluchtmöglichkeit, doch er sollte sie nicht finden.

Sugizo betrachtete den Jungen abwertend von seinem Schreitisch aus. Er hatte sich den Kleinen vor ca. 10 Minuten bringen lassen, wollte vorher jedoch noch die Geschäfte abschließen, bevor er sich persönlich um den Jungen kümmern würde.

Mana stand neben ihn, keine Gesichtsregung auf dem hübschen Gesicht erkennbar. Er wartete nur darauf, dass Sugizo ihm die Papiere des Kleinen geben würde, damit er alles weitere in die Wege leiten konnte.

Es vergingen weitere 10 Minuten, in denen nichts geschah.

Schließlich reichte Sugizo die Papiere an Mana weiter, sagte:

„Bringe sie zu Ryuichi. Er soll alles vorbereiten! Ich bringe die beiden noch heute vorbei. Allerdings kümmere ich mich vorher noch um den Kleinen!“ Sugizos Blick haftete an Miku, der unweigerlich kleiner wurde.

Mana verneigte sich leicht und verließ dann das Zimmer.

In dem Moment in dem er die Tür öffnete, sah Miku seine Chance. Er sprang auf, hetzte zur Tür, doch Sugizo war schneller als er. Er war schneller um seinen Schreibtisch herum, packte den 12-Jährigen an der Schulter und riss ihn zurück.

Es war der Augenblick, in dem die Tür sich wieder schloss.

Miku schrie auf, wollte sich aus dem Griff Sugizos befreien, aber er hatte gegen den weitaus Älteren keine Chance.

Sugizo fackelte nicht lange, sondern zerrte Miku zu dem großen Bett und warf ihn in die weichen Daunen.

Erneut kreischte Miku auf, als ein harter Schlag ihn im Gesicht traf und ruhig stellte.

Sugizo richtete sich auf.

„Das Erste, was du lernen wirst ist Disziplin! So etwas wie heute Nachmittag und eben sind Dinge, die bestraft werden! Hast du mich verstanden?!“

Miku antwortete nicht, sah trotzig weg.

Ein weiterer Schlag traf sein Gesicht.

„Widerwillen, Wiedersetzen und Verweigerung sind weitere Dinge, die bestraft werden. Du wirst schnell lernen, wie es hier zugeht, ebenso wie dein Bruder! Eure Narrenfreiheit ist vorbei. Ab jetzt werdet ihr für euren Unterhalt arbeiten. Und jetzt noch mal: Hast du mich verstanden?!“

Aus Angst vor weiteren Schlägen nickte Miku nur. Sugizo grinste überheblich. „Schon besser. Und nun zieh dich aus!“ Miku riss die Augen auf, wurde kalkweiß.

„NEIN… wieso?“, rief er aus, krabbelte zurück, doch Sugizo erwischte seinen Knöchel, zog ihn erbarmungslos daran zurück.

Miku kreischte, strampelte verzweifelt mit seinen Füßen nach dem Älteren, doch Sugizo störte sich nicht an dieser Tatsache. Er zog den 12-Jährigen immer weiter, bis er direkt vor ihm lag, dann packte er ihn an den braunen Haaren und zerrte ihn hoch.

Dem braunhaarigen Jungen schossen die Tränen in die Augen, während er wimmerte. „Nein… bitte nicht…“ Dafür bekam er weiteren Schlag ins Gesicht.

„Du tust, was ich dir sage!“, zischte Sugizo, während er die schmalen Schultern in einem eisernen Griff hielt, sodass es Miku wehtat. Doch noch immer schüttelte der 12-Jährige seinen Kopf, seine Wangen begannen bereits von den harten Schlägen zu anzuschwellen.

„Zieh. Dich. Aus!“ Wieder ein Schlag ins Gesicht, erneutes Weinen.

Sugizo ließ die Schultern des Jungen los, stieß ihn aufs Bett zurück, hielt ihn aber an dem Kragen des weißen Shirts fest, welches der Braunhaarige trug.

Mit einem einzigen ‚Ratsch’ zerfetzte er das Oberteil, Miku schrie auf, begann um sich zu Schlagen, traf dabei Sugizo im Gesicht.

Bei diesem riss nun der Geduldsfaden. Miku hatte es eindeutig übertrieben.

Sugizo umfasste mit einer Hand des Hals des Jungen, begann ihn leicht zu würgen. Mit der anderen Hand streifte er das zerrissene Shirt von den Schultern des 12-Jährigen.

Miku röchelte, umfasste die große Hand Sugizos. Blanke Angst stand in den Augen des Kleinen und diese Angst befriedigte Sugizos Willen.

Er ließ Miku los.

„Hast du jetzt begriffen, wo du bist und was du bist? Du bist weniger Wert als die Sachen, die du an hast und das wirst du bald zur Genüge erfahren! Und jetzt wirst du brav sein.“ Zittrig kauerte sich Miku zusammen, antwortete nur mit einem heftigen Kopfnicken.

„Dann komm jetzt her.“ Sugizos Stimme war keinesfalls sanft, aber ruhiger als vorher. Miku sah nicht auf, als er langsam, unendlich langsam zu Sugizo rutschte.

Der Zuhälter streichelte dem Kleinen bestimmt über den Haarschopf hinab zu den Schultern, auf denen sich bereits die Abdrücke seiner Hände abzeichneten.

„Leg dich hin und sei still.“

Langsam ließ sich Miku hinabsinken, bis er auf der dunklen Decke lag. Sein Haltung war völlig verkrampft, seine Brustkorb hob und senkte sich ungleichmäßig, seine Angst war deutlich in seinen Augen zu erkennen. Hastig verfolgten seine Augen jede Bewegung Sugizos, zuckten bei jeder Berührung des weitaus Älteren zusammen.

Jener hatte sich auf die Bettkante gesetzt, fuhr sanft über Brust und Bauch des Jungen, streichelte den zittrigen Körper.

Dann glitten seine Finger weiter gen Süden, umspielte den Saum der dunklen Hose, verschwanden nur für wenige Augenblicke unter ihm.

Doch diese Berührungen genügten um Miku einen weiteren Schock zu verpassen, sein Wimmern setzte schlagartig wieder ein und sein Zittern nahm zu.

Sugizo zog seine Hand zurück.

Er würde in dieser Nacht nicht weiter gehen. Die Entjungferung dieses Kindes würde er Klaha überlassen, denn dafür würde er eine Menge Geld bekommen.

Doch eines wollte er sich nicht nehmen lassen, den ersten Kuss.

„Richte dich etwas auf!“

Zögernd folgte Miku der Anweisung, sein Kopf ging jedoch zurück als Sugizo ihm immer näher kam. Aber plötzlich legte sich eine Hand um seinen Nacken, hinderte ihn daran weiter zurückzuweichen.

Miku wollte etwas erwidern, doch in diesem Moment spürte er Sugizos Lippen auf seinen, riss panisch die Augen auf. Sofort begann er sich gegen den Kuss zu sträuben, drückte gegen Sugizos Brust. Aber der Zuhälter drückte die Hände des Jungen nach unten, hielt sie mit seiner freien Hand umschlossen.

Unterdrückt keuchte Miku auf, spürte den Ekel über seinen Rücken laufen, als Sugizo seine Lippen mit seiner Zunge teilte, den noch jungfräulichen Mundraum erkundete.

Immer wieder gab Miku gedämmte Protestlaute von sich, seine Augen glitten unruhig hin und her, suchten nach einem Ausweg, den es nicht gab.

Sugizo war geübt, ausdauernd, doch für Miku war jede Sekunde eine Qual. Dieser Kuss dauerte so unendlich lange an. Der Junge stand am Rande des Sauerstoffmangels. Seine Nasenflügel bebten, verzweifelt versuchte er Luft zu bekommen.

Erst als seine Kräfte erschlafften, der Widerstand brach, gab Sugizo ihn frei, löste ihre Lippen voneinander. „Du hast Potenzial. Nur an deinem Willen muss gearbeitet werden.“ Damit ließ Sugizo entgültig von ihm ab.

Miku selbst lag röchelnd und nach Luft japsend auf dem Bett.

Für ihn war dieser Abend eine Hölle gewesen, doch in den nächsten Jahren seines Lebens würde er dieser nicht mehr entkommen können.
 

***
 

so das wars jetzt wieder.

Ich hoffe ihr verzeiht nochmals die lange Wartezeit >< dafür hab ich mir mühe gegeben es diesmal etwas länger zu machen.

Viel Spaß beim Lesen...

Act 9

Kapitel 9: Act 9
 

Wir kamen bei Utada-sans Wohnung an. Die Tür war durch ein polizeiliches Siegel versperrt, doch Die und ich lösten es und öffneten die Tür.

Die Schlüssel hatten wir uns vom Vermieter geholt.

Das Erste, was uns umhüllte, war Dunkelheit.

Ich tastete die Wand ab, fand den Lichtschalter bald darauf und es wurde Licht.

Geschmackvoll eingerichtet, das musste ich zugeben, doch davon würde Utada jetzt nicht mehr viel brauchen.

Ich sah Die an.

„Fangen wir an. Die Jungs von der Spurensicherung sind hier fertig.“ Er nickte, begann im Wohnzimmer nach Informationen zu suchen. Ich dagegen begann im Schlafzimmer.

Ich entdeckte sofort die Fotos auf dem kleinen Nachtschrank und an den Wänden.

Mitleidig sah ich sie an. Utada schien wirklich eine junge, ausgelassene Frau gewesen zu sein. Aber wie war sie dann in die Fänge von „Black Bird“ geraten?

Ich wandte mich von den Bildern ab, begann in ihren Schränken nach Unterlagen zu suchen und meine Suche hatte bald Erfolg.

Ein kleines Büchlein viel mir in die Hände, als ich die Schubladen ihres Nachtschranks untersuchte, wohl ihr Tagebuch. Der Buchrücken war ziemlich zerschlissen. Das Buch musste alt sein. Es war nicht verschlossen, also schlug ich es auf und begann zu lesen.
 

Donnerstag, 27. Januar
 

Die Angst sitzt tief in mir verankert. Ich will nicht mehr. Es hat doch alles keinen Sinn. Sie werden mich niemals gehen lassen, mich verfolgen, bis sie mich haben.

Ich habe schon wieder einen Drohbrief erhalten.

Ich kann noch so oft umziehen. Sie werden mich immer finden.

Meine Scheinwelt kann ich nicht länger aufrechterhalten.

Dabei muss ich ihnen doch helfen.

Sie warten auf mich, sie brauchen mich.

Saphir, Rubin…

Ich habe keine Zeit mehr…
 

Saphir?

Das war doch…?

Mich traf der Schlag. Der Junge über den Utada berichtete war der Junge von den Fotos. Sie kannte ihn und sie wollte ihm helfen… und Rubin? Er oder sie musste auch in dieser Organisation stecken, doch wer genau waren sie?

Ich las weiter.
 

Montag, 23. März
 

Ich habe es geschafft mir eine neue Identität zu besorgen. Zwar musste die echte Hikaru Utada dafür verschwinden, aber es geht ihr jetzt besser.

Ich kann mich jetzt um mein Vorhaben kümmern.

Bald werde ich euch bei mir haben, meine Kinder.

Ich hole euch da raus.
 

Verstand ich es richtig, was da stand? Hatte diese Frau etwa einen Mord begangen und war nicht die echte Utada Hikaru. Ich musste wissen wer sie war.

Ich blätterte zurück an den Anfang. Dort war ihre Handschrift viel kleiner, unsauberer. Wie die eines Kindes.
 

Freitag, 1. Januar
 

Liebes Tagebuch,

ich kann es kaum glauben. Ich habe ein Buch bekommen, mein eigenes Tagebuch. Dabei haben Mama und Papa doch kaum Geld. Aber warum haben sie geweint, als sie mir das Buch geschenkt haben?

Mama war so traurig. Sie wollte mich gar nicht loslassen, als ich ins Bett gegangen bin.

Bald werde ich wieder schreiben,

Kana Hara
 

Kana Hara… war das etwa ihr richtiger Name? Ich blätterte weiter. Es vergingen wohl einige Jahre, bis sie den nächsten Eintrag schrieb, denn hier war ihre Handschrift viel gefasster, dennoch zittrig und an einigen Stellen verwischt. Ob sie geweint hatte, als sie es geschrieben hatte?
 

Donnerstag, 31. März
 

Sie haben es mir weggenommen. Sie haben mir mein Baby genommen.

Es war doch so niedlich. Ein kleiner Junge.

Aber nicht mal in den Armen durfte ich ihn halten, aber einen Namen durfte ich ihm geben. Toshimasa soll er heißen.

Mein Toshimasa…
 

Ich höre auf zu lesen, wollte nicht weiter. Zu schrecklich war das Vorstellbare. Wie alt war Kana gewesen, als sie ihr Kind bekommen hatte?

Wusste der Junge überhaupt von dem schrecklichen Schicksal seiner Mutter?

Ich klappte das Buch zu, legte es auf das Bett.

Kurze Zeit war ich unfähig einen klaren Gedanken zu fassen. Dieses Schicksal ging mir nahe, sehr nahe, dabei wusste ich nicht warum.

Ich atmete tief durch…

‚Konzentriere dich Kaoru!’

Mit klammen Fingern griff ich erneut in die Schublade, zog nun einen Stapel Blätter hervor. Es waren Listen, Listen mit Namen.

Ich runzelte die Stirn, begann mir die Namen anzusehen.

Schon bald traf ich auf einige bekannte…

Klaha… der Sohn des Premierministers und weitere Namen bekannter Persönlichkeiten der Stadt.

Ich verstand nicht so ganz, was diese Listen sollten, aber ich suchte weiter, stieß bald auf einige Videobänder. Stirnrunzelnd nahm sie ich, packte sie zu den anderen Utensilien auf das Bett.

Viel mehr fand ich schließlich nicht mehr. Außer zwei Zetteln gab es nichts Brauchbares mehr im Schlafzimmer, dafür jedoch schien auch Die etwas gefunden zu haben.

„Kaoru? Hast du was gefunden?“ Dies roter Haarschopf erschien in der Schlafzimmertür

Ich sah von den Zetteln auf.

„Ja und zwar ne ganze Menge. Zum anderen ihr Tagebuch… und halt dich fest. Hikaru ist gar nicht Hikaru, sondern ihr richtiger Name ist Kana Hara.“

„Wie jetzt? Und wer ist dann Utada Hikaru?“ Die schien sichtlich verwirrt.

Ich zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung. Das gilt es eben herauszufinden. Was hast du denn nun gefunden?“

„Ihren Laptop und versteckt unter einigen Papieren zwei Drohbriefe. Und jetzt wo du es sagst, wundert es mich nicht, dass auf diesen Briefen immer der Name Kana drin vorkam. Den Laptop müssen wir dann im Revier ausarbeiten.“

Ich nickte.

Welches Geheimnis hatte Kana und wo war die echte Utada Hikaru?

Fragen über Fragen, die mir im Kopf herumspuckten.
 

***
 

Mit übereinander geschlagenen Beinen saß ich auf der weißen Couch. Neben mir Miyavi, gegenüber Shou und Sakito. Sie waren die restlichen zwei von Sakitos Kronjuwelen, wie er selbst uns nannte.

Sakito war siebzehn, etwa drei Monate älter als ich und somit der Älteste. Er war ungewöhnlich hübsch, ein Privileg, den wir alle zu unserem Glück genossen.

Er hatte braunes Haar, wunderschöne Augen, geschwungene Lippen und die längste Erfahrung. Shou dagegen war noch recht unerfahren, erst seit zwei Jahren dabei, dennoch sehr gut. Seine Kunden bezahlten jeden Preis für ihn. Ich wusste nicht wie Shou bei seinem Job war, doch hier unter uns war er still, zeigte nur manchmal etwas Spaß und den Hauch eines Lächelns. Kein Wunder mit seinen sechzehn Jahren.

Wir alle vier warteten auf Sugizo, der uns vor wenigen Minuten zu sich gerufen hatte.

Es war Mittwoch, der Tag der Party von Klaha.

„Ich hoffe das Ganze hat nicht wieder irgendeinen Nachteil.“, ließ Sakito verlauten. Wir alle sahen ihn an. „Wie meinst du das?“, fragte ich ihn.

„Wir kennen diese Kerle nicht und nachdem was mit Miyavi letzte Woche passiert ist, habe ich keine Lust auch so zu enden.“ Sakito legte seinen Kopf etwas seitlich, sah Miyavi an, der mit den Schultern zuckte.

Ich grinste.

„Das hatte er sich ja selbst zuzuschreiben, ne Myv? Musstest dich ja auch zudröhnen und vollaufen lassen.“, neckte ich ihn. Miyavi zog nur einen Schmollmund und verschränkte die Arme. Wir alle lachten.

„Was ist denn so lustig, hm?“ Wir drehten uns um, sahen Sugizo lächelnd im Türrahmen stehen. Sofort hörten wir alle auf zu lachen, setzten nur ein laszives Grinsen auf.

Anerkennend nickte Sugizo, betrachtete jeden von uns genau.

„Ihr seht wirklich wunderschön aus. Was anderes hätte ich auch nicht von meinen Juwelen erwartet.“, lobte er uns.

Wir lächelten, zeigten so, dass wir uns geehrt fühlten.

„Dürfte ich fragen wie dieser Abend nun aussieht?“, fragte Sakito. Sugizos Lächeln verschwand nicht, er nickte nur.

„Natürlich Sakito… In einer halben Stunde bringt uns Joey zu Klaha. Die Party beginnt erst um 21 Uhr, aber er möchte euch natürlich betrachten. Nehmt auf jeden Fall einige Sachen mit, denn ihr sollt den Abend mit einer kleinen Tanzeinlage beginnen, natürlich nur im Kreis von „Black Bird“. Anschließend dürft ihr euch etwas vergnügen, bevor ihr dann den Spezialgästen verwiesen werdet. Ich habe keinen Einfluss darauf, wer wen von euch bekommt, aber macht mir keine Schande!“ Im letzten Satz schwang etwas Drohendes mit. Jeder von uns vieren nickte ernst.

Niemand würde es wagen, sich gegen Sugizo aufzulehnen.

„Okay meine Engel. Ihr seid fertig?“

Jeder von uns nickte.

Lediglich unsere Wechselsachen mussten wir noch holen.
 

***
 

Die Party war in vollem Gange. Unsere Tanzeinlage, die wir jeweils zu zweit vollführt hatten, war super beim Publikum angekommen.

Danach hatten wir uns unter die Gäste gemischt um etwas Spaß zu haben. Sugizo selbst saß am Tisch von Klaha und Hakuei.

Miyavis Blick war immer wieder sehnsüchtig zu Hakuei geglitten, aber er konnte an diesem Abend nicht zu ihm gehen.

Wir beide, Miyavi und ich, standen draußen auf der Terrasse, als Sakito zu uns kam.

„Na ihr beiden. Hier draußen ist es schöner als da drinnen, wo man von jedem betatscht wird.“ Sakito verdrehte die Augen, gesellte sich zu uns an das Geländer.

Ich nickte. „Und das sind die ganzen hohen Tiere von „Black Bird“? Na dann wissen wir ja, was wieder auf uns zu kommt.“, murrte Miyavi.

„Na darauf kannst du wetten. Wäre auch mal was anderes einen Kunden zu bekommen, der nicht doppelt so alt ist wie wir.“, erwiderte Sakito.

„Wo ist eigentlich Shou?“, lenkte ich auf ein anderes Thema.

Sakito zuckte die Schultern. „Er ist vorhin auf dem Klo gewesen, seit dem habe ich ihn nicht mehr gesehen.“ Innerlich schüttelte ich den Kopf. Sakito und Miyavi waren sich gar nicht so unähnlich. Warum konnten sie nicht zusammen einen auf Partner machen?

„Ich geh mal nach ihm sehen.“, sagte ich schließlich und lief zurück in das Innere der Villa. Schon auf den paar Metern zur Toilette wurde ich von zwei älteren Männern aufgehalten. Doch geschickt konnte ich sie abwimmeln, setzte dann meinen Weg fort.

„Shou? Bist du hier?“, rief ich in den sauberen Raum hinein, als ich die Toilette erreicht hatte. Es kam keine Antwort zurück, nur ein undefinierbares Geräusch aus dem Innenraum.

„Shou?“ Die Stirn runzelnd betrat ich den Kabinenraum und sah, was ich befürchtet hatte. Shou stand an die Wand gedrängt vor einem Mann, der seine Hände gefährlich nahe an seinem Schritt hatte. Shou selbst, versuchte vergeblich sich gegen den beweglichen Fleischklops zu wehren, doch er hatte keine Chance. Seine dunklen Augen sahen sich panisch um und als er mich entdeckte, schrie er auf. Seine Rufe wurden von der Hand auf seinem Mund gedämpft, dennoch genügten sie um auch den Fleischklops auf mich aufmerksam zu machen.

„Oh was haben wir denn da? Na komm her Püppchen. Für dich ist auch noch Platz.“ Ich drehte angewidert meinen Kopf zur Seite. Fakt war, ich musste Shou da raus holen.

„Gomen nasai, Sir, aber wir sind eine Nummer zu groß für Sie.“, sagte ich herausfordernd. Mir war bewusst, was ich riskierte, denn die Stirn des Fleischklopses legte sich in Wutfalten und sein Gesicht, welches eher einem Vollmond glich, wurde puterrot und er japste nach Luft.

„Du wagst es!“ Ich ging keinen Schritt zurück, als er von Shou abließ und auf mich zuwankte. „Shou, lauf!“, rief ich dem Kleinen zu, doch er war noch so verwirrt, dass er mich nicht verstand. Er rutschte an der Wand runter, blieb benommen auf dem Boden sitzen. ‚Shit! Shou… was machst du…’

Der Fleischberg kam immer noch auf mir zu, doch mit einem gekonnten Haken konnte ich ihn umgehen. Schnell war ich bei Shou angekommen, zerrte ihn auf die Beine, er taumelte benommen.

Was war nur mit ihm los?

„Shou… komm schon!“, raunte ich ihm zu, er nickte nur leicht.

Ich schlang einen Arm um seine Schultern und stützte ihn etwas. Gerade wollte ich loslaufen, als ich einen harten Hieb in der Seite verspürte.

Shimatta! Ich hatte den Fleischklops vergessen.

Durch Shous zusätzliches Gewicht geriet ich ins Taumeln, konnte mein Gleichgewicht nur gerade so noch einmal auffangen, aber es nützte mir nichts, denn Fleischklops hatte mir einen weiteren Hieb verpasst.

Samt Shou landete ich auf dem Boden, keuchte erschrocken auf.

„So du kleines Flittchen! Jetzt zeige ich dir, wie groß ich bin!“ Trotz des massiven Gewichts brachte der Kerl beachtliche Kräfte auf. Es gelang ihm tatsächlich mich hochzureißen und gegen die Wand zu pinnten.

Ich wehrte mich mit Händen und Füßen, doch sein gewaltiger Bauch schränkte meine Bewegungsfreiheit um ein Vielfaches ein.

Seine fleischigen Hände waren bereits auf Tauchfühlung unter meinen kurzen Rock.

Ekel stieg in mir auf, Angst machte sich in mir breit.

Ich blickte hinunter zu Shou, der endlich wieder zu sich zu kommen war.

Er richtete sich auf, hielt sich den Kopf, schüttelte ihn benommen.

„Shou! Hol Hilfe, beeil dich!“, rief ich ihm zu.

Er blickte mich kurz verwirrt an, begriff dann aber endlich was hier passierte, nickte und hastete los.

„Sie werden damit nicht weit kommen, Mister!“, zischte ich dem Fleischberg zu, er kicherte schräg. „Das werden wir sehen, Püppchen. Wer sollte schon kommen und DIR helfen wollen? Du bist doch zu nichts weiter gut, als die Beine breit zu machen.“ Er kam mir mit seinem Gesicht immer näher.

Ich lehnte meinen Kopf soweit es mir möglich war zurück, denn ich würde mich niemals freiwillig von diesem Mistkerl küssen lassen.

„Lassen Sie ihn los! Sie sehen doch, dass er das nicht will.“ Sowohl Fleischklops als auch ich sahen zur Tür.

Dort lehnte ein gutaussehender junger Mann. In der Hand hielt er eine brennende Zigarette.

„Verzisch dich Jungchen! Du störst.“, knurrte Fleischklops, hielt mich aber weiterhin fest. „Das sehe ich anders. Der Junge will das nicht, also sollten Sie ihn gehen lassen. Ansonsten muss ich andere Seiten aufziehen.“ Die Stimme des jungen Mannes klang ruhig und besonnen, doch seine grauen Augen glänzten kälter als Eis.

Fleischklops lachte nur.

„Als ob du mickriges Kerlchen gegen mich eine Chance hättest.“, sagte er verächtlich, sein Doppelkinn wackelte.

„Sie wollten es nicht anders.“ Der junge Mann nahm den letzten Zug seiner Zigarette, bevor er sie ausdrückte und in den Mülleimer warf.

Dann straffte er seine Schultern, zog das samtrote Jackett aus und legte es über ein Waschbecken. Ich sah ihm fasziniert zu, wie er Schritt für Schritt auf Fleischklops und mich zukam, die Ruhe selbst.

Fleischklops wusste nicht genau, was er tun sollte, doch er hatte auch keine Zeit mehr dazu es sich zu überlegen, denn in diesem Augenblick, traf ihn ein harter Kinnhaken.

Ich schrie ebenso überrascht auf wie Fleischklops, kam dieser Schlag doch für uns beide überraschend.

Fleischklops ließ mich los und taumelte nach hinten. Ich rutschte zu Boden, sah verblüfft auf den jungen Mann, der sich zu mir beugte, mir die Hand reichte.

„Komm ich helfe dir auf.“, sagte er, lächelte diesmal warm.

Ich blinzelte verwirrt, als ich eine Bewegung aus dem Augenwinkel bemerkte.

„Vorsicht!“, rief ich und der junge Mann wirbelte herum, schaffte es im letzten Moment dem Angriff von Fleischklops zu entgehen.

„Sie haben wohl noch nicht genug.“, sagte er, vollführte eine elegante Halbdrehung und trat Fleischklops in die Weichteile.

Autsch! Das muss wehgetan haben.

Innerlich grinste ich wie ein Honigkuchenpferd, als der Dicke zu Boden ging und erst mal liegen blieb.

Der junge Mann klopfte sich den nichtvorhandenen Staub von seinem blütenweißen Hemd, drehte sich dann wieder zu mir. „So schnell steht der nicht mehr auf.“, grinste er kokett, hielt mir erneut die Hand entgegen.

Schüchtern ergriff ich sie, ließ mir von ihm aufhelfen.

„Ich bin Ihnen zu Dank verpflichtet, Sir.“, sagte ich und ein leichter Rotton legte sich auf meine Wangen. Mein Gegenüber lächelte mich an, schüttelte nur den Kopf.

„Das brauchst du nicht. Es war selbstverständlich. Du wolltest es nicht, also habe ich dir geholfen. Jetzt muss ich aber zurück zur Party. Man wird mich schon vermissen. Auf bald, Saphir.“ Er küsste mir die Hand und mir wurde heiß.

Kami-sama war dieser Typ charmant und verdammt sexy dazu. Den hätte ich gerne mal im Bett…

‚Toto… er hat dir gerade den Arsch gerettet und du hast nichts Besseres zu tun, als ihn in deine Lieblingsbettliste einzutragen?’

Ich schüttelte den Kopf. Seit wann führte ich bitte Selbstgespräche. Ein Murren ließ mich aufschrecken.

Fleischklops schien wieder wach zu werden, also höchste Zeit hier zu verschwinden.

Ich verließ gerade die Toilette, als auch schon Miyavi auf mich zugelaufen kam.

„Da bist du ja Toshiya! Wir haben dich schon überall gesucht. Sugizo will uns sehen, sofort!“

Na super, von einer Pleite in die Nächste. Wieso hatte ich auch immer den Drang anderen helfen zu wollen? Ich sollte das schnellstens abschaffen!

„Komm schon!“ Miyavi hatte mein Handgelenk gepackt und zog mich hinter sich her. Sakito und Shou waren bereits bei Sugizo und Shou schien wirklich erleichtert, dass mir nichts passiert war. Ich lächelte ihm kurz zu, sah dann aber Sugizo an, der mich wütend anfunkelte.

Klaha und Hakuei waren nicht mehr dort, aber vor den anderen Gästen wollte er wohl keine Szene schieben, sonst hätte ich eine Strafe zu 100% erhalten.

„Also gut. Dieses Mädchen bringt euch jetzt auf die Zimmer eurer Kunden und denkt dran! Eine Beschwerde und ihr seid dran!“ Sugizos Stimme klang ernst und schneidend.

Wir alle nickten mit gesenkten Köpfen.

„Dann geht jetzt!“

Unsere Blicke richteten sich auf das junge Dienstmädchen, die uns anwies ihr zu folgen.

Wir verließen das Erdgeschoss und kamen über eine breite Treppe in die erste Etage des luxuriösen Gebäudes.

Nach und nach zeigte sie uns die Zimmer und bald war ich der Letzte, der noch auf dem Flur stand.

„So das ist das Zimmer von Hara-san. Ich wünsche viel Spaß.“ Diese Worte klangen zynisch. Sie mochte wohl keine Menschen in meinem Geschäft.

Ich nickte nur, betrat dann das Zimmer und blieb erschrocken im Türrahmen stehen.

Am gegenüberliegenden Fenster stand der junge Mann, der mir im Bad geholfen hatte.

„Komm ruhig rein und mach bitte die Tür zu, Saphir.“ Wie er meinen Decknamen betonte. Es lief mir eiskalt den Rücken hinunter.

Ich nickte eilig und schloss die Tür, blieb dennoch kurz vor dem Rahmen stehen.

Der junge Mann drehte sich zu mir, schmunzelte.

Er hob seine Hand um sich die Zigarette zu gemühte zu führen.

Er blies den blaugrauen Rauch in meine Richtung, sah mich durchdringend an. Es war, als würde sein Blick mich fesseln.

„Nun trau dich schon. Vor mir brauchst du wirklich keine Angst haben. Ich will dich ansehen.“, sagte er sanft, als spräche er mit einem nervösen Pferd.

Langsam trat ich einige Schritte auf ihn zu, stand bald nur noch zwei Meter von ihm entfernt. Der junge Mann lächelte, wandte seinen Blick ab und ging auf die kleine Sitzgruppe zu, genauer auf einen Schrank.

Er öffnete ihn, zog zwei Gläser und eine Flachse hervor.

„Ich hoffe du magst Rotwein. Setz dich zu mir und wir trinken einen Schluck und unterhalten uns etwas.“ Er selbst setzte sich, entkorkte die Flasche und füllte die beiden Gläser zur Hälfte mit dem teuren Wein.

Verwirrt stand ich noch immer am selben Fleck. Mein Gehirn musste das erst einmal verarbeiten. Dieser junge Mann war mein Kunde für diese Nacht?

Er machte auf mich nicht den Eindruck, als habe er einen Callboy nötig.

Ich ordnete meine Gedanken und setzte mich schließlich ihm gegenüber, nahm das Glas höflich in die Hand, trank aber nicht.

Der Blick des jungen Mannes hing die ganze Zeit an mir.

„Warum so nervös, Saphir? Sonst hört man anderes von dir…“ Ein Schmunzeln.

„Was… hört man denn?“, fragte ich nach.

„Hm… zum Beispiel, dass du recht leidenschaftlich sein sollst und es tierschen Spaß macht.“ Ich biss mir auf die Lippen. Mir war mein Ruf nicht unbekannt, doch irgendwie schämte ich mich vor diesem jungen Mann.

„Ich will dich nicht in Verlegenheit bringen, Saphir. Und ich möchte dir gerne etwas näher sein. Sag mir wie du heißt?“

„Aber das wissen Sie doch, Sir.“

„Deinen Decknamen ja, aber ich würde gerne deinen echten Namen kennen. Wobei ich vergaß, du kennst ja nicht einmal meinen. Verzeih mir bitte. Ich bin Aki, 23 Jahre und Erbe des HIC.“, sagte er witzelnd, sah mich dann an.

Ich erwiderte seinen Blick ebenfalls. Diese lockere Atmosphäre ließ mich meine Nervosität vergessen, die Aki unbewusst in mir auslöste.

„Mein Name ist Toshiya, 17 Jahre und unbedeutende Konkubine bei Sugizo.“, sagte ich schließlich, senkte meinen Blick. „So unbedeutend kannst du nicht sein. Dafür bist du viel zu hübsch, Toshiya.“ Verblüfft sah ich auf, direkt in Akis fein geschnittenes Gesicht.

Er musste aufgestanden sein, während ich interessiert den Boden mustert hatte.

Aki setzte sich neben mich, nahm mir mein noch unberührtes Weinglas aus der Hand und stellte es auf den Tisch zurück.

„Du warst überrascht, als du mich eben gesehen hast, oder?“ Er hob mein Kinn etwas an, sah mir tief in die Augen. Ich erwiderte seinen Blick, so gut es mir möglich war.

„Ja… Sie wären der Letzte, den ich erwartet hätte, Aki-san.“

„Aki reicht Toshiya. Sonst komme ich mir so alt vor und das muss ich noch nicht behaupten oder?“ Ich nickte, lächelte leicht. Kaum zu glauben, dass dieser sympathische, junge Mann mit „Black Bird“ verkehrte und wohl auch zu den hohen Tieren zu gehören schien. „Normalerweise wäre auch nicht ich, sondern mein Vater hier gewesen, aber ich als Nachfolger des Konzerns wurde dann hergeschickt.“, erläuterte Aki, spielte mit einer Haarsträhne meines langen Haares.

„Warum… warum haben Sie mich gewählt, Aki?“, fragte ich leise.

„Du, Toshiya, wir waren beim Du.“, lehrte er mich, lächelte aber. „Ich wollte dich vielleicht etwas näher kennen lernen?“

„Aber, gomen ne, das ich mir erdreiste so etwas zu sagen, Sie… du hast doch keine Konkubine nötig? Mit deinem Aussehen und Einfluss gäbe es sicher viele Mädchen oder Jungen, die auch ohne Geld…“ Er legte einen Finger auf meine Lippen.

„Du hast Recht. Ich hätte es nicht nötig, aber ich kann doch so ein teures und reizvolles Geschenk nicht einfach ablehnen. Klaha bezahlt viel für diesen Abend. Er will meine Partnerschaft und dafür ist er bereit viel zu geben.“

Ich senkte den Blick. War ich also schon wieder nur das Mittel in Geschäften, die weit über meinen Horizont lagen.

Was glaubte ich eigentlich noch, dass sich irgendwann etwas ändern würde, ich als Mensch akzeptiert werden würde?

„Hey… habe ich etwas gesagt, was dich verletzt hat? Du siehst traurig aus.“ Er zwang mich ihn anzusehen.

„Nein ich… ich habe nur über etwas nachgedacht.“, sagte ich etwas kleinlaut.

Es war mit peinlich.

„Sieh mich an Toshiya, lass mich deine wunderschönen Augen sehen. Sie waren es, die mich bereits vorhin gefesselt haben, deine großen traurigen Augen. Du kannst deine Traurigkeit gut verbergen, doch Menschen die näher hinsehen, die hinter deine Fassade blicken, werden sie immer erkennen.“, sagte Aki, lehnte sich zurück, entfernte sich von mir.

Ich folgte ihm mit meinen Blicken, konnte seine Worte nicht verstehen. Was meinte er damit.

„Erzählst du mir etwas von dir? Was machst du gerne?“

Ich blinzelte. Aki verwirrte mich. Ich begriff nicht, was das ganze sollte.

Wollte er etwas mit dieser Fragerei bezwecken?

„Ich… Aki, was bringt es dir, wenn ich es erzähle? Es verwirrt mich.“, sagte ich schließlich. Aki lächelte ein geheimnisvolles Lächeln. „Ich verstehe. Du kommst nicht dahinter, warum ich so viel Frage, ne?“ Ich nickte.

„Nun. Ich kann mir vorstellen wie die meisten Treffen mit deinen Kunden aussehen, aber eigentlich muss ich sagen, bin ich kein Fan solcher Geschäfte. Weil ihr mir meistens nur leid tut. Doch das tut hier nichts zur Sache. Wenn du nicht reden willst, musst du es nicht. Ich wollte dich nur etwas kennen lernen.“

Ich war erstaunt. Aki war der Erste, der mich sich gleichstellte, der mich nach meinen Interessen fragte und das nur, weil er Mitleid hatte. Irgendwie machte mich das wütend. Ich war kein Mensch, der auf Mitleid angewiesen war. Ich war ich selbst und konnte mit meinem Leben umgehen!

Aki lachte leise, ich sah ihn fragend an.

„Ich habe das nicht gesagt, weil ich Mitleid mit dir habe, Toshiya. Du hättest mir bis zum Ende zuhören sollen. Ich wollte dich nur gerne kennen lernen, nicht zuletzt auch aus dem Grund, weil ich die Menschen etwas kennen will, wenn ich mit ihnen ins Bett gehe.“, feixte er amüsiert.

Hä? Ich hatte doch meine Gedanken nicht laut geäußert, oder?

Ein Blick in Akis Gesicht. Doch hatte ich.

K’so… das so was auch immer mir passieren musste.

„Ich… gomen ne… aber das macht mich nervös. Ich erzähle nicht gerne etwas von mir…“ Betroffen sah ich zu Boden. Das hatte ich einmal gemacht und seitdem nie wieder.

„Verstehe. Nun gut, daran kann man nichts ändern. Es ist für dich eben doch nicht mehr als ein Job.“ Ich sah in Akis Augen, dass nun der eigentliche Akt des Abends kommen würde und ich begrüßte es gerne, denn würde ich noch länger diese Konsultation

fortführen, würde ich nicht garantieren können meine Schutzmauer aufrecht zu erhalten.

Aki beugte sich zu mir und umfing meine Lippen mit einem zärtlichen, aber dennoch leidenschaftlichen Kuss.
 

***
 

so und recht schnell geht es diesmal weiter. Ich hoffe das es euch diesmal schnell genug ging und ich euch so etwas entschädigen konnte.

Das nächste Kapitel wird aber wohl wieder etwas länger dauern...

Bitte verzeiht mir die langen Wartezeiten >.<
 

Und diesmal durfte ich auch endlich Aki einbauen *darauf schon lange gewartet hab*

Ich würde mich freuen wenn ihr eure Eindrücke zu ihm in euren Kommis schildert. Imemrhin will ich wissen wie mein süsser ankommt *___*
 

Aber ich danke allen lieben Kommischreibern *euch kekse schenk*
 

@Maya

und ob Miyavi noch groß vorkommen wird. Ich kann doch den Süssen nicht mit einem Mal unterschlagen... bei Kanon und Miku sieht es da anders aus. ^^ Aber ich versuch sie noch ein paar mal einzubauen...

Und dein Kommi hat mich angespornt schnell weiter zu schreiben ^^

Act 10

Kapitel 10: Act 10
 

Ich sah auf, als die Tür sich öffnete und Die eintrat. In seiner Hand hielt er eine Akte. „Der Autopsiebericht ist endlich da!“, rief er erfreut. Er setzte sich auf die Kante meines Tisches und öffnete die Akte.

Kyo hatte ebenfalls von seiner Arbeit abgelassen und sich zu uns gesellt. „Und was steht drin?“, fragte er neutral. Die begann zu erläutern:

„Todesursache war die Durchtrennung der Halsschlagader mit einem scharfen Gegenstand, Messer vermutlich. Der Einstich in den Rücken galt wohl nur dazu, dem Opfer wehzutun oder es zu überraschen.“, entnahm er der Akte.

Kyo und ich sahen uns an. „Wie wir es bereits vermutet haben. Frage mich bloß wieso die dazu drei Tage gebraucht haben?“ Ich zuckte die Schultern.

„Keine Ahnung. Mich interessiert mehr, ob du inzwischen etwas über Kana herausgefunden hast?“ Ich war heute etwas gereizt, das spürte auch Kyo. Er kannte das aber von mir, wusste, wenn wir in einem Fall nicht so vorankamen, wie ich es wollte, dass mir das aufs Gemüt schlug. „Nein. Ich habe sämtliche Einwohnerlisten der letzten 30 Jahre durchgecheckt, doch nirgends war eine Hara Kana registriert, selbst beim Einwohnermeldeamt konnte man mir nicht helfen.“ „Das gibt es doch nicht! Sie kann nicht einfach vom Erboden verschwunden sein, dabei stand der Name doch deutlich in dem Tagebuch!“, regte ich mich auf.

„Kao bleib ruhig. Das wird schon.“, versuchte Die mich zu beruhigen, doch ich warf ihm nur einen giftigen Blick zu.

„Leute, macht was ich ihr wollt. Ich haue ab. Mir reicht’s für heute!“, verkündete ich schließlich, schnappte mir meine Jacke und verschwand.

Dies verwirrten und Kyos genervten Blick ignorierte ich einfach. Ich brauchte jetzt einfach frische Luft und etwas Zeit zum Nachdenken, sonst würde ich durchdrehen. Es machte mich fertig, dass wir trotz der Beweise noch nicht sonderlich weiterkamen. Der Laptop wurde uns bereits gleich im Präsidium abgenommen, da die Kollegen, die mit dem Mordfall vertraut wurden, ihn zuerst checken wollten. Und wir hatten ihn bis heute noch nicht widergesehen. Die Listen und das Tagebuch waren auch ins Labor gebracht worden um auf eventuelle Fingerabdrücke oder sonstiges untersucht zu werden. Auch noch nicht wieder aufgetaucht! Alle diese Sachen waren Montag passiert, heute war es Donnerstag.

Ich wurde das Gefühl nicht los, das jemand mit allen Mitteln versuchte unsere Arbeit zu sabotieren.

Mit schnellen verließ ich das Polizeigebäude und machte mich auf den Weg zu meinem Auto. Ich wusste, wo ich jetzt hinfahren würde um Zeit und Ruhe zu finden und über alles nachzudenken.
 

Ruhe… endlich hatte ich ein Gefühl von Ruhe. Die Nachmittagssonne, die mir ins Gesicht strahlte, wärmte mich, ließ mich den Stress der letzten Tage etwas vergessen.

Doch plötzlich wurde diese Ruhe durch ein lautes Rufen aus der Nähe unterbrochen.

„BOU? Wo steckst du?! Komm her!“

Irrte ich mich oder kam mir diese Stimme bekannt vor.

Verwirrt öffnete ich die Augen, die ich noch eben genießerisch geschlossen hatte und sah mich um. Tatsächlich lief etwa 50 Meter von der Parkbank, auf der ich mich niedergelassen hatte, entfernt ein Junge entlang und rief immer wieder denselben Namen. Es traf mich fast wie ein Schlag als ich diesen Jungen als Toshiya identifizierte.

Sofort begann mein Herz höher zu schlagen und die Erinnerungen an unseren Kuss kehrten zurück.

Nein… als ob ich nicht schon genug Probleme und Stress hatte? Jetzt kam auch noch Herzrasen dazu. Wirklich klasse!

„BOU! Ich habe keine Lust mehr auf das Spielchen! Entweder du kommst jetzt endlich raus oder ich gehe wieder!“

Wie süß er war, wenn er diesen Schmollmund zog. So sinnliche Lippen…

Nein! Ich werde nicht an sie denken.

So verführerisch…

KAORU!!!!!!!

Innerlich gab ich mir einen Kinnhaken nach dem anderen, während Toshiya immer näher kam, mich anscheinend noch nicht entdeckt hatte.

Wow… diese langen Beine. Und dieser verdammt kurze Rock. Noch etwas höher, noch etwas höher… KAORU!

Autsch… diesmal hatte ich mich wirklich geschlagen.

„Was machen Sie da?“ Verwirrt sah ich nach unten. Vor mir stand ein kleines Mädchen. Ihre blonden Haare waren zu zwei Zöpfen gebunden.

„Ähm… ich…“

Super. Hatte dieses Kind das auch noch gesehen. Ich hasste diesen Tag!

„Bou… da bist du ja! Ich habe doch gesagt, du sollst nicht weglaufen!“

Ich hörte auf mich in Gedanken selbst fertig zu machen und zu bemitleiden, als ich diese sanfte Stimme vor mir hörte.

Tatsächlich war es Toshiya, der vor dem Kind stand, die Hände in die Seiten gestützt und die sinnlichen Lippen zu einem Schmollmund verzogen.

Kami-sama… ich wollte sie küssen… JETZT!

NEIN DAS WIRST DU NICHT TUN!!!!

Ich brachte alles an Selbstbeherrschung auf, was ich besaß, um mich zurückzuhalten.

„Bou wollte doch nur diesen Mann fragen, warum er sich selbst schlägt.“, sagte das Kind plötzlich und ich erstarrte in meinen inneren Selbstmonologen.

Ängstlich glitt mein Blick zu Toshiya, der mich jetzt ansah, die großen braunen Augen erstaunt geöffnet.

„Ka…oru?“, fragte er stockend.

„Äh… tä… hi Toshiya.“ Schon allein für dieses Gestammel hätte ich mich ohrfeigen können. Aber ich konnte meinen Blick nicht von ihm nehmen.

Diese braunen Seen nahmen mich gefangen, ließen mich nicht mehr los.

„Totchi? Wer ist der Mann? Kennst du ihn?“

„Oh… Bou… das ist Kaoru. Ein Freund von mir.“

Ich starrte ihn an. Ein Freund?

Meinem Herzen schien diese Aussage nicht zu gefallen. Ich wollte nicht nur ‚ein Freund’ sein, sondern mehr… viel mehr.

Kami-sama ich sollte vielleicht eine Therapie in Betracht ziehen. Das war doch nicht mehr normal, was ich da dachte.

„Totchis Freund. Das ist Bou auch sein Freund.“ Und schon hatte ich dieses kleine Ding auf meinem Schoss. Verwundert sah ich das Mädchen an, obwohl… wenn ich es näher betrachtete. Sie war wohl kein Mädchen, denn auch der Name ‚Bou’ sprach eher für einen Jungen.

Aber, wer steckte einen Jungen bitteschön in Mädchenkleider?

„BOU! Geh sofort da runter!“ Täuschte ich mich oder wurde Totchi tatsächlich rot? Und seit wann nannte ich ihn Totchi?

Waahhh… das war so verwirrend.

„Totchis Freund sieht komisch aus? Totchi, schau mal er hat so einen komischen Blick.“, sagte der Kleine schließlich und ich lenkte meinen Blick zurück zu Toshiya.

Dieser schritt nun ein, hob Bou von meinem Schoss und setzte ihn neben mich auf die Bank. „Gomen nasai Kaoru-san, aber er hört einfach nicht auf mich.“, er sah mich kurz entschuldigend an.

Hah… diese Augen waren so schön. Okay, aufhören zu schwärmen!

„Bou das war böse. Ich habe es dir doch schon mindestens drei Mal gesagt. Du sollst nicht weglaufen und schon gar nicht fremde Leute belästigen, okay?“ Irgendwie hatte ich Mitleid mit dem Kleinen. Wie er so auf der Bank saß, die Hände in dem Saum seines Kleides gekrallt, den Kopf schämend gesenkt. Und Toshiya wusste es, wie er seine Stimme einsetzen musste, um genau das zu erreichen, was er wollte.

„Lass ihn Toshiya. Er meinte es doch nicht böse.“, mischte ich mich schließlich ein. Nun traf mich Toshiyas Blick. „Sicher meint er es nicht böse. Aber was, wenn er mal an den falschen gerät?“ Die Sorge lag tief in den dunklen Seen verborgen.

„Bou wird das nie wieder machen, aber du gehst doch auch immer weg.“, sagte der Kleine leise, sodass wir beide es kaum verstehen konnten.

Toshiya seufzte, hockte sich hin. Sein kurzer Rock glitt weiter nach oben und betonte wunderbar seinen festen, runden Hintern.

Nein… nicht hinsehen. Ich spürte bereits wie meine Wangen zu glühen begannen.

„Aber du weißt doch, wo ich dann immer bin und das ich das machen muss, sonst bekomme ich Ärger.“ Ich hörte ihm zu.

Er sprach wohl von der Schule. Also war der Kleine öfter bei Toshiya zu Hause.

„Bou… wenn du jetzt schön lieb bist, gehen wir ein Eis essen. Wie wär das, hm?“ Toshiya sah den Kleinen so sanft an, dass mir bereits bei diesem Anblick warm wurde, zumal die Augen des Kleinen zu strahlen begannen.

„Hai… Bou ist jetzt ganz lieb.“

Wie kawai.

Toshiya lächelte den Kleinen an, drehte sich dann zu mir.

„Wie ist es? Möchten sie auch mitkommen, Kaoru-san? Aber dieses Mal ohne Einladung.“ Wie konnte ich diesen Augen etwas abschlagen? Und warum auch nicht? Gegen ein Eis war ja nun wirklich nichts einzuwenden, oder?

„Gerne. Ich habe heute sowieso nichts mehr vor.“, sagte ich schließlich, stand dann auf. Etwas Bewegung würde jetzt wirklich nicht schaden.

Toshiya lächelte mir zu und gemeinsam liefen wir zu einem Café am Rande des Parks. Dabei glitten meine Blicke immer wieder zu ihm, über seine langen Beine bis hinauf zu seinen Schultern und dem hübschen Gesicht. Zum ersten Mal fiel mir auf, dass er fast einen halben Kopf größer war als ich.

„Setzen wir uns draußen hin? Das Wetter ist so schön und auf dem kleinen Spielplatz da drüben kann Bou auch etwas spielen und wir uns unterhalten.“

Ich nickte nur.

Also setzten wir uns auf die Terrasse und schon nach wenigen Minuten, die wir schweigend verbrachten, kam eine junge Kellnerin. Ich blieb sparsam und nahm nur einen Milchkaffee, während Toshiya für sich und den Kleinen einen großen Eisbecher bestellte.

Die junge Kellnerin nahm die Bestellung auf und verschwand wieder. Bou fragte Toshiya, ob er spielen gehen durfte und er erlaubte es ihm, lächelnd.

Bou strahlte freudig und rannte davon.

„Er ist niedlich.“, sagte ich schließlich.

Toshiya blickte mich an, ein sanfter Ausdruck in den dunklen Augen. „Hai. Bou ist der Sohn einer Bekannten und ich passe oft auf ihn auch. Ich liebe ihn, wie einen kleinen Bruder.“ Ich schmunzelte bei dieser Aussage. „Na, dann scheint diese Liebe wohl bei Miyavi nicht vorhanden zu sein.“ Kurz sah Toshiya mich irritiert an, doch dann knautschte er mit den Zähnen.

„Der braucht keine Liebe, der braucht nur jemanden, der ihm mal ordentlich Gehirn in den Kopf vögelt!“

Ich zog die Augenbrauen an. „Du magst ihn wirklich nicht, oder?“ „Mögen ist das falsche Wort. Ich habe prinzipiell nichts gegen ihn, aber das er ständig in meinen Angelegenheiten herumpfuschen muss und dann diese Drogengeschichte. Es nervt mich einfach.“, erwiderte Toshiya.

Ich nickte. Irgendwie konnte ich es ja verstehen, was er meinte, aber diese Abneigung in den Worten war für mich unbegreiflich. Aber mich ging das Verhältnis zu seinem Bruder ja auch nichts an. Ich konnte mich nicht um alle Teenager kümmern, die ein Problem mit Drogen hatten und oft konnte man sie sowieso nicht dazu bekehren von dem Zeug die Finger zu lassen.

„Ich bin aber froh, dass er letztes Mal dazwischen gegangen ist.“, sagte ich. Toshiya blickte mich an, sah dann aber beschämt zu Boden. „Mir tut es leid. Aber an diesem Abend wollte ich einfach Spaß haben ohne mal Nachzudenken und im Bett hätte es bestimmt nicht geendet.“, entgegnete er reuevoll. Schien er also doch zu wissen, was meine Befürchtungen gewesen waren.

„Ist ja auch ok. Ich mache dir ja auch keine Vorwürfe, nur für mich war es eben praktisch.“

„Haben Sie denn ihr Hemd wieder sauber bekommen?“, fragte Toshiya plötzlich. Er war schon unglaublich niedlich, aber auch vielseitig, wie ich immer wieder bewundernd feststellte.

Ich verzog mein Gesicht zu einem schiefen Grinsen. Ach ja, das gute Hemd. Ich hatte es weggeschmissen, doch das wollte ich Toshiya nicht unbedingt unter die Nase reiben.

„Nun ja. Ich habe es in die Reinigung gebracht und damit war’s erledigt.“, sagte ich schließlich. „Wenigstens etwas, dass noch gut gegangen ist.“ Er seufzte gedehnt.

Ich wollte etwas erwidern, als auch schon die Kellnerin mit unseren Bestellungen kam und Toshiya Bou zu sich rief.

Ein kleines Lächeln zauberte sich auf meine Gesichtszüge als der kleine Junge von Toshiya auf dessen Schoß gezogen wurde und sie gemeinsam das Eis zu essen begannen. Ich dagegen begnügte mich mit meinem Milchkaffee, spürte tief in mir eine selige Ruhe. All der Zorn und die Wut, die ihn noch vor weniger als einer Stunde aus dem Büro getrieben hatten, waren nun voll und ganz verschwunden.

War es etwa Toshiyas Einfluss gewesen, der mich so sehr beruhigte, mich all meinen Groll vergessen ließ?

Toshiya sah auf. Er schien meine Blicke, die ich ihm die ganze Zeit hinüberwarf zu spüren, aber ein scheues Lächeln lag auf seinen sinnlichen Lippen.

Ging das schon wieder los????

Nicht nur meine zurückgekehrten Selbstmonologe, sondern auch die friedliche Stille wurde durch das plötzliche Klingeln eines Keiteis gestört.

Überrascht sahen wir uns an. Mein Handy war es nicht, dass erkannte ich an der Melodie, also konnte es nur Toshiyas sein.

Tatsächlich begann er hastig in seiner Tasche zu wühlen, zog nach wenigen Sekunden das piepende Mobiltelefon heraus, klappte es auf und nahm den Anruf entgegen.

Ich runzelte die Stirn. Sah ich Angst in seinen dunklen Augen?

„Moshimoshi?“, meldete er sich zögerlich.

„WIESO HAT DAS SOLANGE GEDAUERT?!“

Ebenso wie Toshiya zuckte ich zusammen. Wer um alles in der Welt war das?

„Ich… ich habe es nicht gehört…“, stammelte Toshiya, senkte unterwürfig den Kopf.

„Du hast das blöde Ding nicht um es zu ignorieren! WO BIST DU, MISTSTÜCK?“

Der Typ schrie tatsächlich so laut, dass selbst ich es hören konnte.

Und die Dinge, die er sagte, machten mich wütend.

„Im… im Park… mit Bou.“

„KOMM SOFORT ZURÜCK!!“

„Hai…“

Damit war das Telefonat beendet. Ich sah Toshiya mit großen Augen an.

„Wer war das?“, fragte ich mit knirschenden Zähnen.

„Das willst du nicht wissen. Aber ich muss jetzt los. Gomen ne… Kaoru-san.“ Die versteckte Bitte, nicht weiter nachzufragen, verstand ich sofort. Ich ging darauf ein. Toshiya ließ Bou von seinem Schoss gleiten und erst fiel mir auf, dass der Kleine völlig verändert war. Seine Augen strahlten nicht mehr so fröhlich und seine kindlichen Gesichtszüge waren ernst geworden. Er schien zu wissen, wer das am Telefon gewesen war.

„Würden Sie für uns mitbezahlen?“, fragte Toshiya mich schließlich, sodass ich aufsah. „Natürlich.“ Ein dankbares Lächeln erhielt ich als Antwort.

Aus seiner Tasche kramte Toshiya das Geld für den Eisbecher und stand auf. Er lief um den Tisch herum, beugte sich zu mir.

Unsere Blicke trafen sich und in seinen Augen las ich Sehnsucht. Aber Sehnsucht wonach? Ich kam nicht dazu, weiter zu rätseln, denn da war es bereits passiert.

Toshiya hatte meine Lippen mit seinen zu einem Kuss versiegelt, einem Kuss, der sofort erneut die Leidenschaft in mir weckte.

Im ersten Moment noch überrascht, keuchte ich nun leise in den Kuss hinein, vertiefte ihn meinerseits, indem ich Toshiya bat mir Einlass zu gewähren. Sofort kam er der Bitte nach, öffnete seinen Mund und meine Zunge glitt hinein, strich über Zahnreihen und Gaumen, bevor ich ihn aufforderte mitzuspielen.

Wiederkehrend klopfte mein Herz ungewohnt schnell und mit jeder Sekunde, die verstrich, wurde es wilder.

Ich hielt meine Augen geschlossen, wollte Toshiyas Körper näher zu mir ziehen, doch dann blockte er ab, löste den Kuss und ein unwilliges Seufzen verließ meine Kehle.

Aber bevor ich dazu kam, Toshiya nach etwas zu fragen, drückte er mir das Geld in die Hand und einen kleinen Zettel.

Fragend sah ich ihn an.

„Lesen Sie ihn, wenn wir weg sind.“, sagte Toshiya, lächelte so unglaublich süss, dass ich im Inneren dahinschmolz. Meine Gedanken waren noch immer völlig umnebelt und das nur wegen einem Kuss… EINEM KUSS!

Was geschah hier bloß mit mir?

„Toshiya… ich…“, setzte ich an zu sprechen, aber als ich von dem Zettel aufblickte, waren Toshiya und Bou verschwunden. Verwirrt sah ich mich um, doch nirgends konnte ich sie entdecken. Es war, als hätte der Erdboden sie verschluckt.

Enttäuscht lehnte ich mich zurück, war mit meinen eigenen Gedanken beschäftigt.

Ich kannte Gefühle, wie Leidenschaft, Höhenflüge, Sehnsucht und Verzehr, aber niemals zuvor hatte ich alles auf einmal verspürt.

Keine Ahnung wie viele Minuten verstrichen, in denen ich einfach so dasaß, innerlich über mich selbst philosophierte und nichts tat.

Unterbrochen wurde ich erst, als die Kellnerin mich zum bezahlen aufforderte. Ich nickte hastig und gab ihr das Geld von Toshiya, sowie meines für den Milchkaffee. Und erst jetzt viel mir der Zettel wieder ins Auge.

Ich hatte ihn über meine Grübelei völlig vergessen.

Nun jedoch neugierig geworden, klappte ich ihn auseinander und überflog die kurze Nachricht.
 

Wenn Sie mich Widersehen wollen, kommen sie bitte in einer Woche in den Club, indem wir uns das erste Mal sahen.
 

Ich runzelte die Stirn. Was wollte Toshiya mir damit sagen? Woher konnte er wissen, dass ich ihn wiedersehen wollte? Hatte er es geahnt oder aus meinem Verhalten ihm gegenüber geschlossen?

Und die wichtigste Frage war: Warum hatte Toshiya mich erneut geküsst und warum brachte es mich so aus der Fassung?

Plötzlich… ganz plötzlich schlug es ein wie ein Blitz. Mir wurde klar, was auf dem besten Wege war zu geschehen.

Die Gedanken in den letzten Wochen, die ich einfach nicht losgeworden war, das Gefühlschaos, wenn ich an die Küsse dachte, überhaupt an Toshiya dachte, das förmliche Rasen meines Herzens, all das ließ nur einen Beschluss zu:

Ich war auf dem besten Weg mich in Toshiya zu verlieben!
 

***
 

Oh man leute... bitte verzeiht mir ><

es hat solange gedauert weiter zu schreiben und bis zum nächsten Kapi weiß ich nicht wie lange ich da noch brauche .___.

Meine andere FF Dark angel nimmt mir im Moment meine Freizeit >< und dennoch will ich das Ganze hier weiterschreiben vv

Und vielen vielen Dank für eure netten Kommis... nur wegen euch schreibe ich BB weiter

*kiss*



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Kommentare zu dieser Fanfic (70)
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Von:  yamo-chan
2015-03-03T14:38:34+00:00 03.03.2015 15:38
Habe alles noch einmal gelesen und finde es immernoch fantastisch.
Diese Geschichte erzeugt eine ganz eigene Stimmung.
Ich würde mich sehr freuen wenn du weiter schreiben würdest.
Auch nach so langer Zeit.
Einen Fan hat diese Fanfic auf jeden Fall noch!

Vielen Dank für die 10 wundervollen Kapitel.
Lg Nina
Von: abgemeldet
2013-08-05T11:38:56+00:00 05.08.2013 13:38
wahnsinn wie spannend du sie geschrieben hast

ich finds schade, dass es hier leider nicht weiter geht,
denn diese Ff hat sichtliches potenial und i bin a schon neugierig wie s wieter geht
Von:  JinShin
2009-10-24T03:55:46+00:00 24.10.2009 05:55
Liebe Ibuki!

Jetzt habe ich die ganze Nacht an deiner FF gesessen (es ist fast sechs Uhr morgens!!)!!!!
Mehr muss ich wohl nicht schreiben?
Toll - einfach toll.
Du schreibst wunderbar. Ich werde sicherlich noch mehr von dir lesen.
Vielen Dank!

Aber, schade, dass du hier so lang nicht weiter geschrieben hast... gibt es noch Hoffnung auf eine Fortsetzung?
Von:  Yume_Tenshi
2009-10-12T15:48:26+00:00 12.10.2009 17:48
Oh mann ist das süüüüüß! >/////<
ich mag kaorus gedankengänge. xD
Aber das dann sugizo anrufen musste....-.-"
das war doch sugizo, oder?
naja, auf jeden Fall ist diese FF echt toll! *_*
wenn du weiterschreibst, würdest du mir dann vielleicht eine ENs schreiben?

llg
Yume
Von:  _-Nick-_
2009-09-03T20:35:01+00:00 03.09.2009 22:35
WIe ich dir schon versprochen habe wollte ich mal schauen was du sonst noch feines geschrieben hast und so bin ich hier drauf gestoßen...
und ich muss sagen.....
WENN DU HIER NICHT SOFORT WEITER SCHREIBST WIRST DU EIN KLEINES WUMAROMO AM HALS HABEN WENN WIR UNS MAL SEHEN!!!!
*zisch*
*anfunkel*
*droh*

Zwar bin ich sentimental und leicht zum weinen zu bringen, aber bei FF's oder RPG's bin ich hart wie eine Wand und du hast es doch tatsächlich geschaft mich FAST zum heulen zu bringen
meine Augen sind jetzt noch feucht, aber noch hast du es nicht geschaft eine Träne über meine Wangen rollen zu lassen!
Dein Schreibstil ist einfach nur toll, einfach zu lesen, spannend und auch an manchen stellen lustig.
Nur ein paar kleine Rechtschreibefehler sind mir ein Dorn im Auge, aber wer macht DAS mal nicht?!

Zur Story... einfach nur GENIAL!!!
Zwar ist sie leicht zu durchschauen, bei so einem schlauen und hinterhältigen Köpfchen wie ich ist, das auch schwer etwas zu schreiben, was ich nicht schon vorher erahnt habe!
Einfach nur wunder toll und eine FF die ich wieder mal auf meine 'Meine 10 Absoluten Lieblings FF's' setze!!!
Fühle dich gehert nun stehen schon zwei drauf ^^

Also schreib hier gefälligs mal ein neues Kapitel und zwar zügig...
ich will keinen drängen, ich brauche nur was zu lesen und deins ist der Himmel auf Erden!
ICH WILL LESEN!!!!!!!!!! MEHR!!!!!!!

Okay ich verzoeh mich wieder..
wenn was ist du kannst mich ja ruhig weiter in meinem Gästebuch nerfen, schreibe ja auch irgendwann mal zurück, wenn ich mal nachgucke

*kekse dalass*
*Papier und stift in die Hand drück*
*davon wussel*

lg Vanna&Nick♥
Von:  MYM
2008-09-10T17:35:45+00:00 10.09.2008 19:35
die FF is toll! ich liebe sie!
du hast so einen wunderbaren Schreibstil.. ich konnte garnich mehr aufhören zu lesen ^^
ich hoffe sehr dass es weitergeht...

LG MYM
Von:  yamo-chan
2008-08-08T12:42:09+00:00 08.08.2008 14:42
juhuuuuuuu!
endlich gehts weiter!
und endlich sehen sich die beiden mal wieder!
Bou is ja sooooooo~ kawaii !!!
_kapi is mal wieder toll geworden_
aber wer schreit unser armes toto denn so an? >__<

schreib schön weiter

ニ-ナ
Antwort von:  yamo-chan
17.08.2017 22:07
will immernoch, dass es hier weiter geht :/
Antwort von:  yamo-chan
25.10.2019 12:47
/(◕︿◕)\
Von:  chibi_banane
2008-07-20T21:44:16+00:00 20.07.2008 23:44
koban wa^^
*mal auch was schreib*
ich habe angefangen deine ff zu lesen und hab mich darin total vertieft, ich hoffe das die nächsten kapitel schneller da sind xD
dein stil zu schreiben ist wirklich sehr gut, er fesselt einen sodass man nicht mehr aufhören kann
das kapitel an sich war auch mal recht schön im gegensatz zu den anderen, mal ein wenig ruhe kann ja nicht schaden, bis auf die letzten absätze :3
nur weiter so~ ich mag vi~el mehr davon lesen
das hierhat sucht-faktor^.^

lg chibi
Von:  fjaeril
2008-07-19T13:56:12+00:00 19.07.2008 15:56
*___________________*
Wie toll~ <3333
Ich finde es total genial, das du hier weiter geschrieben hast!!!!!!
Diese Story ist sehr mitreißend und ich kann mich super gut in Kao und Totchi reinversetzten!
Demnach hoffe ich sehr, das du hier fleißig weiter schreibst!
^___________________________^
Liebe Grüße Chan
Von:  Silverdarshan
2008-07-14T16:14:21+00:00 14.07.2008 18:14
ich wollte meinen augen erst ja nicht trauen, als ich gestern das update bei dieser ff hier gesehen habe!
ich freue mich wirklich unglaublich darüber, dass es hier endlich weiter geht :)))
das kapitel war wie immer sehr gut ^^
ich bin gespannt, ob toshiya und bou ärger bekommen.. naja, vorstellbar ist es jedenfalls. und was mit mit miku und co? wie geht es mit ihnen weiter?
ich bin sehr gespannt und hoffe es gibt bald eine fortsetzung ^^


liebe grüße
_BleedForFuckinLovE_


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