Himmel und Erde von Idhren (nur Regen verbindet) ================================================================================ Horizont -------- Kapitel 1 ist da!!! Freude, Freude! Allerdings stört sich ja niemand dran, weil es auch niemand liest... Der Titel "Horizont". Ich habe mir überlegt, jedes Kapitel mit einem Titel zu versehen, der nur passt, wenn man um Ecken denkt. Horizont diesmal, weil Horizont eine Grenze für Himmel und Erde darstellt und trotzdem beides verbindet. In diesem Fall ist Horizont ein Symbol für einen Traum... *~*~*~*~* Der silberne Vollmond wurde von schweren, dunklen Sturmwolken überzogen, doch weder regnete es noch war der Wind im Moment übermäßig stark zu spüren. Die Kirschblüten verloren ihren Halt und segelten lautlos zu Boden. Ich hatte mich an den alten, großen Baum gelehnt und fühlte die federweiche Berührung der Blütenblätter auf meiner Haut. Die schwarze, mit Schneeweiß bestickte Priesterrobe, die meinen Körper verhüllte, lastete schwer auf mir – nicht auf meinem Körper, sondern eher als Symbol auf meiner Seele – und ich strich mit meinen Fingerkuppen darüber um ertasten zu können, dass jenes Symbol nicht meiner Fantasie entsprang. Der helle Kies, der um den Baum ausgelegt war, knirschte unter den Füßen des jungen Mannes, der auf mich zukam. Er verschränkte die Arme vor dem Bauch und legte die Hände in den jeweils anderen Ärmel. „Wieder vollkommen in Gedanken versunken?“, fragte mich der Priester. Aufblickend lächelte ich leicht. „Ein wenig“, erwiderte ich und stand langsam auf, wobei mir Kirschblüten vom Stoff und aus den Haaren fielen. Er kam mir näher. „Störte es dich, wenn ich dich ein paar Schritte begleitete?“ „Natürlich nicht.“ Seite an Seite gingen wir durch den Garten, ich konnte das Wasser unweit entfernt durch die Bambusröhren auf einen darunter liegenden Stein und in den Teich fließen hören. „Sollen Sie mir etwas Bestimmtes sagen?“ Er lächelte und drehte die lange Perlenkette, die er um seinen Hals trug, mit seinen Fingern hin und her. „Nun, ich möchte nur ein kleines Gespräch führen, doch der Kern ist ein bestimmter, ja. Hast du von den Unruhen im Westen gehört?“ Das hatte ich, sicher, doch hatten die Reisenden, die von dort kamen niemals genaue Informationen. Unser Orden war von der Außenwelt abgeschottet und wir durften keine Neuigkeiten erfahren, die von den Priestern nicht als nötig mitzuteilen empfunden und von ihnen kundgetan wurden. Ich jedoch bestach schon seit geraumer Zeit – bereits wenige Monate nachdem ich angekommen war hatte ich damit begonnen – Reisende, um zu wissen, was im Land geschah. „Nur das allgemeine Getuschel unter den Novizen. Noch bin ich keine Priesterin, Meister.“ „Und doch trägst du ihre Robe“, bemerkte er lachend. „Nur noch ein wenig Geduld, und du erhältst sowohl die Perlenkette als auch den Metallhandschuh, keine Sorge. Aber ich sehe nicht nur Wahrheit in deinen Augen. Was verschweigst du mir? Wie hast du von den Unruhen erfahren?“ Der Wind bäumte sich auf und strich durch die Bäume. Das leise Rauschen beruhigte mich und befreite meinen Geist. Mit einem frischen Atemzug fühlte ich mutig genug, die Wahrheit zu sagen. „Ich besteche, Herr. Vergeben Sie mir mein Unrecht.“ Die Hand hebend wehrte er ab. „Wie kann ich verurteilen, was ich selbst früher getan habe? Nur ein wissbegieriger Geist kann lernen“, sagte er grinsend und bot mir einen Platz auf einer Bank an, die im Garten stand. Ich setzte mich und strich den Stoff und die Stickereien der Robe glatt. „Meister, was besorgt Sie an den Unruhen? Ich hörte von Aufständen, die entstanden, nachdem scheinbar wahllos Menschen tot auf offener Straße gefunden wurden. Lautlos und schnell getötet, manchmal sogar ohne das Blut floss.“ Der junge Priester nickte. „Du scheint bereits alles zu wissen, was ich dir mitteilen sollte. Ich sollte dich bitten, keinem Novizen auch nur ein Wort anzuvertrauen und zu überprüfen, dass es auch niemand außer dir erfahren kann. Ich denke, du bist bisher die einzige, die davon weiß?“ „Saki, soweit ich weiß, ebenfalls, doch wenn es Ihr Wunsch ist, werde ich sie bitten, es für sich zu behalten. Gibt es einen Grund, warum nur ich diese Information erhalte?“ „Ich gehe davon aus, doch habe ich ihn wohl nicht erfahren sollen. Mit Saki kann ich auch reden, kümmere dich nicht darum.“ Der Wind wurde noch stärker, es würde wohl bald anfangen zu regnen. Auch wenn ich Regen liebte, so bedauerte ich doch, dass er die Kirschblüten zum Teil zerstören würde. Die Sakurablüten waren in diesem Jahr wirklich atemberaubend schön. „Ich verstehe“, sagte ich leise und blickte zu den dunklen Wolken am Himmel. „Ich werde es wohl früh genug erfahren.“ Ich spürte, wie der junge Priester mich aus den Augenwinkeln beobachtete. „Du bist sehr viel geduldiger geworden. Reifer. Als du hier ankamst, warst du mehr wie der Wind, der frisch um die Ecken pfiff.“ Ich seufzte. „Ja, ich muss viele sehr gereizt haben. Ich habe mir Mühe gegeben, es zu ändern.“ Sein Blick ruhte noch immer auf mir, jetzt aber sah er mich direkt an. „Das ist mir aufgefallen. Es ist schade, warst du doch früher immer so ein belebender Charakter, Mitsuko.“ Ich zuckte zusammen. Meinen Namen benutzte er nur sehr selten. In unserem Orden legten wir unsere alte Identität ab und nahmen eine neue, vollkommen neutrale an, weshalb wir und so gut wie nie mit unseren Namen ansprachen. Ich spürte, wie kühl es geworden war und schauderte. Er lächelte, doch vollends konnte ich ihm dieses Lächeln nicht abnehmen. „Geh nur. Der Frühling ist dieses Jahr sehr spät, erkälte dich nicht.“ Eine Woche später, die Kirschen waren verblüht, erhielt ich meine Priesterweihe. Nachdem man den Segen der Geister verlangt hatte und Reiswein mit klarem Eiswasser und ein paar Gewürzen, die Körper und Seele reinigen sollten, vermengt hatte, reichte man mir den Becher, aus dem ich drei Mal drei Schlucke trinken und mit dem letzten den Becher leeren sollte. Ich kniete unter dem Kirschbaum, und drückte die Stirn auf den Kies, als man mir befahl, mich aufzusetzen. Noch immer hielt ich die Augen zum Boden gesenkt, da streifte man mir eine Perlenkette aus reinem Weiß über und hielt mir eine Art Armreif entgegen, aus leichtem, silbernem Metall, das ungewöhnlich hart war. Der Reif reichte fast vom Ellenbogen bis zum Handgelenk und schien ein Gebilde aus verhärteten Ranken zu sein. Man legte ihn mir an den linken Arm an, und der Edelstein, der in der Mitte eingelassen war, begann das Licht einzufangen. Als letztes hielt man mir eine Haarspange mit Blumenschmuck, gänzlich aus Holz geschnitzt und mit Farbe angemalt, hin, die Blumen waren eine Wasserlilie und eine Pflaumenblüte. Zeichen für Reinheit und Hingebung. Ich nahm die Spange entgegen. „Steh auf, Priesterin.“ Diese dunkle Stimme kam von dem Mann, der mich weihte. Einer der höchsten unseres Hauses, er legte mir die Hand auf den Kopf, während ich mich erhob. „Die Macht, die du inne trägst, gilt nun dem Guten, das sich in der Welt verkörpert. Sei durch die Lilie daran erinnert. Deine absolute Loyalität gilt uns, denke daran, wenn du die Blüte der Pflaume siehst.“ Absolute Loyalität dem Orden. Ja, die meine galt dem Orden. Ansonsten wäre ich so gut wie tot. Verrat verdiente zuerst Folter, dann Tod. Wie man es mir beigebracht hatte, hob ich den linken Arm, und der Priester legte seine rechte Handfläche auf die meine, er war der einzige, der den Armreif rechts trug, was ihm erlaubte, zu weihen. Als sich unsere Haust berührte spürte ich eine Wärme, wie von einer Sommerbrise entfacht, durch meinen Körper strömen. Ich war Priesterin. Macht und Loyalität. Ich war wieder freier, dennoch band man mich enger an sich. So verwirrend meine Situation auch war, im Moment spürte ich nur tiefste Zufriedenheit. „Ruhe nun“, sprach die dunkle Stimme weiter, „doch halte Geist und Körper rein.“ Ich fiel auf die Knie und drückte meine Stirn ein weiteres Mal in den Kies, erhob mich dann und ging gebückt, rückwärts, davon, bis ich mich zehn oder fünfzehn Schritt entfernt hatte und aufrecht meines Weges schritt. Priesterin, dachte ich und gähnte hinter vorgehaltener Hand, welche das Metall zum Teil umschloss. Mit einem leisen Zischen verschwand das Schwert wieder in der Scheide an seiner Seite. Sein kurzes Haar hing im schweißnass im Gesicht, er schleuderte es mit einem Ruck seines Kopfes nach hinten. Noch immer hatte er sich nicht daran gewähnt, seine Haare in dieser Länge zu tragen, lang genug, um ihm in die Augen zu fallen, zu kurz, um es nach hinten zu binden… Die Sonne ging langsam unter, also entschied er sich, das Training für heute zu beenden und zu den anderen Männern ins Haus zu gehen. Auf halbem Weg kam ihm jemand entgegen, eine hoch gewachsene, muskulöse in Kleidung eines leicht gerüsteten Kriegers. Der Mann war nur wenig älter als er, er erkannte ihn bereits an seiner geschmeidigen Art zu gehen. „Ich sehe, dass du endlich fertig bist, Takeshi“, sagte er laut, als er näher kam. Takeshi grinste. „Lass mich raten, du wolltest mich gerade vom Feld zerren kommen“, lachte er. Osamu war einer seiner besten Freunde, seitdem er die Prüfung vor wenigen Monaten bestanden hatte. Osamu lächelte zurück. „So ungefähr.“ Sie gingen zusammen vom Feld, einem festgetretenen Platz, auf dem nur hier und da ein wenig Unkraut gedieh. Es lag wenige hundert Meter abseits des Anwesens, in dem Takeshi untergekommen war. „Ich will dir nicht zu nahe treten, aber du riechst wie – nun, ich sag’s besser nicht“, meinte Osamu und musterte ihn prüfend. „Ich habe von Mittag bis Abend trainiert, ich schätze, es ist normal, dass ich schwitze“, erwiderte Takeshi und entschied sich dafür, gleich noch ein Bad in den warmen Quellen zu nehmen. Das würde auch seine strapazierten Muskeln entspannen, was, wie er langsam in den Armen spürte, doch nötiger war, als er dachte. Grinsend versuchte Osamu seinem Freund mit dem Ellenbogen leicht in die Seite zu stoßen, Takeshi sah es aber rechtzeitig und wich aus. „Deine Reaktionsfähigkeit nimmt auch nach so einem Training nur noch wenig ab“, stellte Osamu fest und nickte, „Du hast dich um einiges verbessert.“ „Noch immer nicht so gut wie du“, seufzte Takeshi. Im Haus angekommen zogen sie die Schuhe aus und gingen auf dem blank polierten Boden auf Socken wieder. Takeshi trennte sich von seinem Freund und ging zu einem der Dienstmädchen. „Könntest du mir Handtücher bringen? Ich will mich vor dem Essen noch baden. Und dann leg mir saubere Kleidung raus.“ Das Mädchen, ihr Name war Hiroko, verbeugte sich, blickte weiter zu Boden und ging rückwärts zurück. Sie sprach nicht, war aber dennoch nicht stumm. Einer der jugendlichen Männer, dessen Bedürfnisse mit ihm durchgegangen waren, hatte sich einmal an ihr vergreifen wollen, der wohl einzige Tag, an dem sie je geschrieen hatte. Danach sprach sie mehr, aber nur zu Meister Fujishima. Takeshi schritt einen Gang hinunter, öffnete eine Tür nach draußen und schob sich langsam die mit verschwitzte Kleidung vom Leib, die eingenähten Gewichte klirrten leise. Er konnte mittlerweile eine Vielzahl an Narben erfühlen, aber auch wie stark seine Muskeln sich inzwischen aufgebaut hatten. Als er in das Wasser stieg, musste er unweigerlich grinsen. Er war ursprünglich gekommen, um stärker zu werden, doch es war ein Nebeneffekt, der ihm mehr und mehr gefiel. Hiroko kam und legte die Handtücher auf einen der großen Steine, die das Wasserbecken zum Haus hin begrenzten. Sie errötete stark, auch wenn sie den Blick auf den Boden und nicht auf Takeshi heftete. Schnell griff sie nach seiner verschmutzten Kleidung, die sie wohl waschen würde. Ihm gefiel, dass sie ein gewisses Interesse an ihm zeigte, aber sie konnte nicht erwarten, dass er Gefühle für sie hegte. Trotzdem kreisten seine Gedanken schon lange um die Möglichkeit, eine Affäre mit ihr anzufangen… Das warme Wasser entspannte seine bleiernen Glieder. Seufzend ging er auf den kleinen Wasserfall in der Mitte des hinteren Rands zu, das Wasser kam hier so hart zwischen den Steinen hervor, dass es einen massierenden Effekt hatte, den Takeshi jetzt nur zu gut gebrauchen konnte. Doch er hatte nicht viel Zeit, um zu entspannen, es wurde bereits immer dunkler. Takeshi schrubbte seine Haut ab und griff schließlich nach den Handtüchern, die er sich um den Körper schlang und ihn trockneten. Die Kleidung, die Hiroko ihm bereitgelegt hatte, lag in dem engen Vorraum zwischen Quelle und Haus. Es war ein schlichter, dunkelgrüner Kimono, offensichtlich gab es einen hohen Gast im Haus, der heute angekommen war. Takeshi kleidete sich an, schlüpfte in die Holzschuhe und trat in das Haus, ging über die Flure und in Richtung Japanisches Zimmer. Er zog die Schiebetür zur Seite und trat ein. „Takeshi, da bist du endlich“, sagte ein älterer Mann laut, als er ihn erblickte. Seine dunklen Augen lächelten, sein Gesicht, das inzwischen mit feinen Falten überzogen war, blieb allerdings stumm. Takeshi nickte und verbeugte sich angemessen. „Es tut mir sehr leid, Meister Fujishima, das Training dauerte länger als geplant und ich wollte nicht so, wie ich aussah, vor Sie treten.“ „Natürlich“, sagte Fujishima und winkte mit der Hand ab, „Setz dich.“ Er lehnte sich zu einem Unbekannten zu seiner rechten. „Sugiyama Takeshi, einer unserer fleißigsten Schüler und auch einer der Begabtesten. Er hat seine Prüfung vor ein paar Monaten abgelegt und trainiert jetzt jeden Tag, um uns bald auch außerhalb dieser Mauern zu Diensten zu sein.“ Der Fremde nickte anerkennend. Sein langes Haar war zurückgebunden, an seinem rechten Arm befand sich eine Art Armreif. Als Takeshi das Metall des Armreifs erblickte, setzte sein Herz für einen Moment aus. „Darf ich Ihnen mehr Sake einschenken, Meister Kusakabe?“ Der Fremde drehte sich zu Osamu um, welcher mit seltsamem Ausdruck im Gesicht, nicht deutbar für Takeshi, den Krug vom Tisch hob und ihn dem Besuch hinhielt. „Ich danke“, sagte Kusakabe und hielt seine Schale dem Krug entgegen. Takeshi konnte dabei die Augen nicht von dem Armreif nehmen. „Darf ich nach Ihrem vollen Namen fragen, Meister Kusakabe?“ Die Schale wieder zu sich zurückziehend bohrte Kusakabe seine Augen tief in die Takeshis. Es war unheimlich. „Kusakabe Ryota.“ Takeshi nickte. „Sie sind einer der Altmagier, richtig? Es heißt, Sie führen die Aufträge Ihres Clans ohne stetige Beichterstattung aus. Böse Zungen behaupten, Sie wollen sich langsam aber bestimmt von den Magiern lösen.“ Ryota nippte an seinem Sake, ließ Takeshi aber nicht aus den Augen. Der hielt dem Blickt mutig, aber leicht errötend stand. „Böse Zungen legen den Menschen selten wahre Worte ins Ohr. Heißt es ebenfalls. Ganz abgesehen davon, dass du zweifellos weißt, Sugiyama, was im Clan der Magier vor sich geht, interessiert es mich, warum du all diese Dinge weißt“, sagte der fremde Magier und stellte seinen Reiswein auf den Tisch, fixierte Takeshi aber auch weiterhin ohne Unterlass. „Nun, die Magier und Unsereins waren seit jeher befreundet. Ich tausche mich aus.“ „Verstehe.“ Es blitzte kurz auf in Ryotas Miene, doch es war so schnell vorbei, dass Takeshi sich sicher war, er habe es sich nur eingebildet. Osamu saß unruhiger als sonst am Tisch, doch Meister Fujishima rutschte in Ryotas Gegenwart auf seinem Platz, kaum zu bemerken für Außenstehende, für Takeshi aber leicht zu sehen. Als Fujishima spürte, dass Takeshi ihn beobachtete, hielt er inne, griff kurz unter den Tisch und saß danach ebeno ruhig wie Osamu. Das Gebärden der meisten anderen am Tisch, andere Kämpfer wie Takeshi, war normal, dass einige wenige aber beunruhigt schienen, machte auch Takeshi nervös. „Meister Fujishima?“ Hiroko stand im Zimmer, kniete sich hin, drückte die Stirn auf den Boden und erhob sich wieder mit gesenktem Blick. „Das Essen kann serviert werden.“ Fujishima nickte und winkte die anderen Mädchen, die im Gang standen, herein. „Nur zu, meine Lieben.“ Hiroko verneigte sich noch einmal und machte dann den anderen Dienstmädchen, die bereits die Speisen für den Abend trugen, Platz. Wegen des hohen Besuchs gab es eine große Auswahl an Gerichten, alle mit teuren Zutaten gekocht. Während ein Mädchen nach dem anderen an den meist jungen Männern vorbeiging, sah einer um den andern den Dienstmädchen lüstern nach, manch eine musste einen Griff an den Po vertragen. Takeshis Gedanken hingen in diesem Moment woanders fest. Das Essen war immer schnell beendet. Die Tischgespräche, sonst immer laut, waren am heutigen Tag nur spärlich zu vernehmen. Das ganze Haus bemerkte, dass dieser Besuch anders war als die sonstigen. Nachdem die Dienstmädchen begannen, wieder abzuräumen, stand Fujishima auf. „Ich habe noch einiges mit unserem Gast zu besprechen“, sagte er und blickte in die Runde, „deshalb bitte ich euch nun, auf eure Zimmer zu gehen. Der Tag morgen fängt früh an und ihr könnt Entspannung gut gebrauchen, das versichere ich euch.“ Die Männer lachten. Noch. Eine solche Ansage hieß immer, dass Fujishima sich eine neue Aufgabe oder ein härteres Training überlegt hatte, eine Herausforderung, die am Abend noch jeder gerne einging und die dafür sorgte, dass sich am Abend des nächsten Tages vor Schmerzen jeder den Tod wünschte. Aber es würde auch viel Spaß machen. Takeshi trat zusammen mit Osamu als letzter aus dem Raum, wünschte Fujishima eine gute Nacht und schob die Tür hinter sich zu. „Kennst du Kusakabe, Ryota?“, fragte er Osamu leise flüsternd „Flüchtig“, erwiderte dieser und zuckte mit den Schultern, „er ist mir unsympathisch, wie den meisten anderen auch. Hast du bemerkt, dass er einen Arm immer unter dem Tisch hatte? Sein linker Arm ist lahm.“ „So?“, wunderte sich Takeshi. Magier konnten nur mit dem linken Arm Zauber wirken, der rechte war, soweit er wusste, dafür ungeeignet und deshalb für zeremonielle Riten bestimmt, da er weder Gutes noch Böses tun konnte und somit rein war. Die beiden gingen durch die Gänge in den Flügel der Schlafräume, der polierte Holboden begann hier leise zu ächzen. „Ich frage mich, warum er wohl hier ist. Meister Fujishima schien sich in seiner Gesellschaft ebenso unwohl zu fühlen wie du, Osamu.“ „Ja, ich weiß. Kusakabe ist ein sehr eigener Charakter, wenn du verstehst, was ich meine. Er kam unangemeldet und ist meist kein Bote guter Nachrichten.“ An Osamus Zimmer angekommen, verabschiedeten sie sich voneinander und Takeshi ging in seinen Gedanken versunken auf seine Tür zu. Dieser musternde Blick, mit dem Kusakabe ihn angesehen hatte, war ihm unangenehm gewesen, doch irgendetwas schien an ihm richtig zu sein. Wie auch immer, die Nacht würde er jetzt zum Schlafen brauchen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)